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Am Anfang war das Schulprojekt

JoeyxSeto
von

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Dritte Woche, Dienstag (Teil 2)

Kapitel 16, Zweiter Teil: Dritte Woche, Dienstag
 

„Sag mal, Tris....wie ist das so mit dir und Duke?"

Joey und Tristan sassen im Park und verspeisten ihre großen Waffeln mit Eiscreme. Der Blonde wusste zwar, dass sein Kumpel eigentlich sofort nach der Schule in die Firma des Schwarzhaarigen musste, um den Platz seines Tauschpartners einzunehmen, aber das Gespräch mit den Verantwortlichen der Werbeabteilung war erst in einer Stunde.

„Wie meinst du das?"

„Na ja, du bist schließlich auch mit einem jugendlichen Geschäftsmann, mit einem Millionär zusammen. Dukes Prestige mag aufgrund seiner etwas kleineren und weniger bedeutenden Firma nicht so übermäßig sein wie das der Kaiba-Corporation, aber er steht doch auch in der Öffentlichkeit. Wie verkraftet das eure Beziehung?"

„Hör zu, mein Freund. Du darfst auf keinen Fall von dir und Kaiba ausgehen. Duke ist nicht Kaiba, die beiden haben einen gänzlich anderen Charakter. Sicher, mein koibito tritt auch gerne arrogant und selbstgefällig auf, aber mehr, um von anderen Geschäftsleuten ernstgenommen zu werden. ‚Das Business ist hart‘, das ist einer seiner Lieblingssätze, und deswegen gibt er sich härter als er in Wirklichkeit ist. Im Privatleben ist Duke ein lieber und hilfsbereiter Bursche, auf den du immer zählen kannst, sobald Not am Mann ist - und das wichtigste ist, er zieht eine klare Trennlinie zwischen dem Geschäftsmann und dem Menschen, der er ist. Er geht offen und ehrlich mit seinen eigenen Gefühlen um....Komm mit, ich möchte dir etwas zeigen." unterbrach er sich selbst und sie fuhren mit der U-Bahn in das Stadtviertel von Domino, in dem Duke seine Büros hatte. Das Gebäude war bei weitem nicht so imposant oder beeindruckend wie das von Setos Firma, aber es war stilvoll und elegant eingerichtet, sogar im Eingangsbereich. Die Angestellten begrüßten Tristan freundlich und er erwiderte es.

„Wenn ich schon mal da bin, kann ich mich auch gleich umziehen", bemerkte der Braunhaarige und verschwand in einem Nebenraum des Büros, von dem aus Mr. Devlin seine Geschäfte abzuwickeln pflegte. Nach fünf Minuten kam er wieder, ungewohnt vornehm in dem schwarzen Anzug und den kostspieligen italienischen Schuhen. Unter dem offenen Jackett trug er ein dunkelgrünes Hemd und dazu eine Krawatte.

„Du siehst toll aus, das steht dir klasse, mein Alter. So kennt man dich ja gar nicht!"

„Danke. Aber was ich dir zeigen wollte: Das ist eine Fachzeitung für Leute wie Duke und Kaiba, die mit höheren Geldbeträgen jonglieren, ein Finanzmagazin, um genau zu sein. Die Ausgabe ist drei Monate alt. Mein Schatz hat sie aufgehoben."

Joey nahm das Heft und betrachtete es. Von der Titelseite herunter strahlte ihn Dukes Konterfei an; er war offensichtlich auf einer größeren Veranstaltung fotografiert worden....und an seinem Arm winkte Tristan in die Kamera! Er las erstaunt die Überschrift zu dem Bild: „Duke Devlin über die Intoleranz gegenüber Homosexualität in der japanischen Gesellschaft."

„Die Zeitschrift ist eines der wenigen Finanzmagazine, die über eine Art Gesellschaftsspalte verfügen. Reporter haben ihn interviewt, weil er auf einer öffentlichen Veranstaltung mit mir erschienen ist. An diesem Tag hat er vor der ganzen Welt zugegeben, dass er schwul ist und ich zu ihm gehöre - natürlich nicht ganz ohne Vorsichtsmaßnahmen. Er hat Geld und mit Geld hat man Macht, das ist eine alte Weisheit. Fotos von uns beiden zusammen dürfen nur mit vorheriger spezieller Genehmigung in autorisierten Magazinen veröffentlicht werden und die Tageszeitungen dürfen niemals in einem Leitartikel über uns berichten, sondern nur in Rubriken wie etwa ‚Dominos Schickeria‘, ‚Stadt und Leute‘ oder irgendwas in der Art. Belästigungen, unerwünschte Fotos, Schmähschriften und der ganze Schrott sind verboten und werden bei Zuwiderhandlung strafrechtlich verfolgt. Hier stellt sich nun die Frage: Wenn Duke so etwas mit Geld erreichen kann, warum kann Kaiba das nicht auch?"

„Hattet ihr denn nie....Einbußen dadurch?"

„Doch, ein paar Geschäftsleute wollten nach dem Coming Out nichts mehr mit Duke zu tun haben, aber das war kein Verlust, den er nicht hätte verschmerzen können. Verstehst du? Seine Firma, sein hochgeheiligtes Ansehen in der Öffentlichkeit, das ist nicht das wichtigste für ihn, weil bei ihm der Mensch an erster Stelle kommt, der Mensch, der mich liebt und der sich weigert, mich zu verleugnen, weil ich ein Teil seines Lebens bin. Kaiba ist noch nicht so weit und du kannst nicht von ihm erwarten, dass er sich über Nacht ändert."

„Das weiß ich. Es ist nur....da steckt so viel Gutes in ihm, dass es mich regelrecht krank macht, wenn er sich weiterhin so gefühlskalt und abweisend gibt! Er hat mir gesagt, dass er mich liebt - aber was hat eine Beziehung für einen Sinn, wenn er mich nicht genug liebt? Wenn die Firma und sein Image immer wichtiger sind als ich?! Ich glaube nicht, dass er mich nicht versteht.... aber es fällt ihm schwer, seine Gefühle mit vollem Bewusstsein anzunehmen, sie zu akzeptieren! Er muss perfekt sein, unbesiegbar, makellos! In so einem glanzvollen Image hat eine so skandalöse Tatsache wie eine homosexuelle Beziehung natürlich nichts zu suchen!"
 

„....Es ist sein Stolz, nicht wahr? Und sein Ehrgeiz. Er kann nicht loslassen. Aber du vergisst, dass du im Gegensatz zu mir durch deinen Modelberuf nicht gerade ein unbeschriebenes Blatt bist. Das macht eure Situation noch um einiges komplizierter."

Der Blondschopf strich sich durch sein dichtes Haar und ließ sich kraftlos in den Besuchersessel sinken. Tristan hatte selbstverständlich recht, aber trotzdem ärgerte es ihn, dass sein sturer, großkotziger, wunderbarer Drache so schrecklich gefühlsgehemmt war!

»Ach Seto, mein Seto....warum zum Teufel hast du bloß so eine verkorkste Einstellung?«

»Weil er dank Gozaburo bisher ein ziemlich verkorkstes Leben hatte, falls du mir die Bemerkung gestattest!«

»Was denn, dich gibt‘s immer noch?! Ich dachte, ich wäre dich endlich los!«

»Das war ein Trugschluss, mein Lieber! Jetzt mal ernsthaft: Mr. Blue-Eyes-White-Dragon wird sich nie überwinden, wenn du ihm nicht in den Hintern trittst....symbolisch!!«

»Soll ich dir gleich mal symbolisch in den Hintern treten, du blödes Gewissen?! Ich werde ihm doch nicht hinterherlaufen wie ein liebeskrankes Schulmädchen! Ich habe ihm ein Ultimatum gesetzt und er muss zu mir kommen, nicht andersrum! Joseph Jay Wheeler kriecht nicht zu Kreuze!!«

»Ja, aber Seto Kaiba genauso wenig! Solange er die Lektion nicht gelernt hat, dass nichts - aber auch absolut nichts - wichtiger und bedeutsamer ist als ein geliebter Mensch, wird sein Stolz sich weiterhin brav weigern, dieses überdimensionale Ego ein bisschen einschrumpfen zu lassen! Du musst ihn aufrütteln!«

»Und wie?«

»Warum fragst du nicht den großen Beziehungspsychologen um Rat?«

»Was für ‘nen Beziehungspsychologen???«

»Mokuba.«

»Ach den....!«
 

Der besagte Beziehungspsychologe hielt sich in seinem gemütlichen Zimmer auf, vor ihm sassen Serenity, Ryo, Yugi und Catherine, die Fotografin.

„Ich finde euren Plan fabelhaft!" erklärte sie soeben zu den Jugendlichen gewandt. „Ich habe mir ja schon Gedanken darüber gemacht, was die beiden betrifft. Ich wusste ja, dass Joey-Honey homosexuell ist, und bei Mr. Kaiba habe ich mich schon oft gefragt, ob....egal, das steht jetzt nicht mehr zur Debatte, es geht darum, die Dickschädel wieder miteinander zu versöhnen! Und eure Idee ist Gold wert!"

„Na ja, eigentlich ist es die Idee von Yugi und Ryo", meinte der bald Dreizehnjährige bescheiden. „Serenity und ich sorgen nur für die Durchführung des Plans. Sie wollen uns also wirklich helfen, Miss Nathaniel?"

„Natürlich! Ich mag die beiden, auch wenn Mr. Kaiba sich mir gegenüber sehr reserviert benimmt. Aber ich habe nun mal eine Schwäche für schöne Männer - und für zwei schöne Männer, die ineinander verliebt sind, noch viel mehr! Ich habe selbst einen Bruder, der schwul ist, daher habe ich keine Vorurteile. Liebe ist Liebe, basta! Außerdem finde ich wirklich, dass sie prima zusammenpassen, weil sie einander ergänzen. Wenn man sich nur ähnlich ist, wird eine Beziehung auf die Dauer langweilig und uninteressant. Die Frage ist bloß, wann wir die Aktion starten sollen? Dieses komische Partnerduell um die Firma ist am Freitag und dafür bräuchte Mr. Kaiba einen kühlen Kopf....da fällt mir ein - hat er denn schon einen Partner?"

„Ich habe mich angeboten", antwortete der Bunthaarige, „....aber ich weiß noch nicht, ob er zusagt. Ich bin ohnehin der Ansicht, dass er eigentlich mit Joey antreten sollte. Er hätte es verdient und deswegen ärgere ich mich ein bisschen. Schließlich ist er ein guter Duellant, und er könnte Kaiba auch dabei helfen, seine Firma zurückzugewinnen!"

„Schmoll nicht, Yugi-chan." meinte Ryo und küsste ihn auf die Wange. „Wenn wir es geschickt anstellen, könnten wir vielleicht sogar das erreichen. Allerdings müssten wir dann Joey in den Plan einweihen...."

„Das wäre nicht das Schlechteste. Mein Onii-san wäre ein guter Verbündeter. Immerhin glaube ich, dass er auch wieder mit Kaiba-san zusammen sein möchte. Ich bin dafür, ihn einzuweihen."

„Wo ist Joey heute nachmittag überhaupt?"

Das Mädchen legte die Stirn in Falten. „Ich weiß es nicht genau, Mokuba. Er wollte ein bisschen shoppen gehen, um seine Garderobe zu erweitern. Außerdem ist er gefrustet, und wenn er sich in diesem Zustand befindet, malträtiert er entweder den Sandsack in seinem Apartment, verschlingt eine Packung Schokoladeneis oder geht einkaufen."

„Hat er sein Handy dabei?"

„Nein. In solchen Fällen will er nicht gestört werden!"

„Verstehe. Aber morgen ist doch Mittwoch. Kommt er da nicht dich und deine - eure - Mutter besuchen?"

„Ja. Du meinst, ich soll dann mit ihm sprechen? Gern!"

Mokuba holte aus der Mini-Bar seines Zimmers (ja, der hat sowas!) eine Flasche Himbeersirup, verdünnte ihn mit Wasser und servierte seinen Gästen das Getränk in farbigen Bechern. „Stoßen wir also auf den Erfolg unseres gemeinsamen Planes an - auf dass Seto und Joey wieder ein Paar werden! Kampai!"

„Kampai!" (Das bedeutet so viel wie „Prost". Diese Aufforderung, das Glas leer zu trinken, wird heute in Japan nicht mehr ganz ernst genommen, es ist niemand zum Ex-Trinken gezwungen)
 

Der Blonde war nach seiner Unterhaltung mit Tristan tatsächlich auf Shopping-Tour. In der Einkaufsmeile von Domino City pilgerte er von einem Modegeschäft zum anderen, untersuchte diese und jene vielversprechende Jeans, probierte ein paar T-Shirts und steuerte schließlich sein Lieblingsgeschäft an, das sich in einer kleinen Seitenstraße befand und ganz auf eine bestimmte Kundschaft ausgerichtet war - es war ein Laden für Schwule, Lesben und Transvestiten und aus guten Gründen ein Geheimtipp. Außer ihm war noch ein anderer junger Mann da, in einem weiten Hemd und schwarzen Hosen, mit einer sportlichen Kappe auf dem Kopf. Irgendwie kam er ihm bekannt vor...."André? Bist du das?"

Der Angesprochene drehte sich um und blinzelte überrascht. „Joey, chér ami! Ich wusste gar nicht, dass du dieses Geschäft kennst!"

„Ich wundere mich viel mehr, dass du es kennst, immerhin bist du Ausländer."

„Das ist richtig, aber ich habe ein paar Kontakte hier in Japan, sodass ich über die kleinen Enklaven der ‚Szene‘ informiert bin. Ich bin auch nicht zum ersten Mal in diesem Land."

„Ach so? Das erklärt, warum du so gut Japanisch sprichst. Hast du schon was Schickes gefunden? Was hältst du von der Jeans da drüben? Die würde dir sicher prima stehen....das Paillettenmuster auf dem rechten Hosenbein ist sehr hübsch."

„Soll ich sie mal anprobieren?"

André nahm die Hose vom Haken und verschwand in einer der Umkleidekabinen. Der Besitzer des Ladens, ein fröhlicher Homosexueller um die Dreißig, mit einer toupierten roten Löwenmähne und einer tätowierten Rose am linken Oberarm, kam auf den Blondschopf zu geschwebt und begrüßte ihn strahlend.

„Sie sind es, Mr. Wheeler! Wie freue ich mich, dass Sie mein bescheidenes Geschäft mit Ihrem Besuch beehren! Ist der andere junge Herr ein Freund von Ihnen?"

„Ja, ich denke, das kann man so ausdrücken. Haben Sie etwas Neues hereinbekommen, Arashino-san? Sie hatten da doch neulich eine Art Duel-Monsters-Kollektion, die von dem guten alten Pegasus herausgegeben wurde, der sich immer noch nicht geoutet hat, obwohl er so offensichtlich schwul ist, dass selbst die Presse darüber zu rätseln anfängt, wann er endlich damit herausrückt. Haben Sie noch Modelle?"

„Selbstverständlich. Die wenigsten Heteros würden ein Kleidungsstück aus dieser Kollektion anziehen, weil sie einfach zu....sexy sind, verstehen Sie? Wer sich so kleidet, hat entweder eine Frau, die sich um die Klamotten ihres Angetrauten kümmert, oder aber er ist schwul. Darf ich Ihnen ein paar Sachen zeigen? Oh - da ist Ihr Freund wieder."

Der Sechzehnjährige wandte sich um und betrachtete den Franzosen. Die Jeans sass hervorragend an seinen langen schlanken Beinen und das matte Blau der Pailletten passte ausgezeichnet zu seinen grauen Augen.
 

„Na, was meinst du, mon ami?"

„Das ist klasse! Du siehst toll aus. Ich finde, du solltest sie kaufen. Schaust du dir mit mir noch welche von den Modellen aus der Duel-Monsters-Kollektion an?"

„Mit Vergnügen." André zog sich erneut um, ließ die neue Hose von dem Angestellten an der Kasse einpacken und bezahlte. Danach gesellte er sich zu Joey, der auf einer Couch Platz genommen hatte und sich verschiedene Outfits von den drei ehrenamtlichen Models vorführen ließ, die hobbymäßig für Arashino-san arbeiteten.

„Das hier ist das Modell ‚Schwarzer Magier‘. Beachten Sie bitte die eng geschnittene Hose in Schwarz-Violett, die besonders die Rückansicht vorteilhaft in Szene setzt. Dazu gehört die farblich passende Jacke aus Lackleder und die kniehohen Stiefel. Das nächste Modell dürfte Ihnen besonders zusagen, es ist ‚Der Schwarze Rotaugendrache‘. Hose und Tank Top sind schwarz, die Stiefel und die Schweißbänder rot. Das Bild des Drachen ist auf die Brust gedruckt, und wenn Sie wollen, können Sie darüber noch den roten Ledermantel mit dem schwarzen Kragen und den schwarzen Manschetten tragen."

„Das solltest du nehmen." sagte eine vertraute Stimme hinter ihm.

Joey sprang auf wie gestochen. Er wirbelte herum und starrte Seto Kaiba an, der in legerer Kleidung lässig im Türrahmen zum Vorführraum lehnte und grinste.

„Was....was machst du hier?!"

„Ich bin spazieren gegangen und da habe ich dich zufällig entdeckt, wie du dich in Richtung von Arashino-sans Geschäft begeben hast. Also bin ich dir gefolgt."

„Mutierst du jetzt zum Stalker, oder was!?!"

„Nichts dergleichen, Wheeler", erwiderte der Jungmillionär kalt und sein Gegenüber biss sich angesichts der unpersönlichen Anrede wütend auf die Lippen. „Ich will nur mit dir sprechen."

„Ich aber nicht mit dir!!"

„Bitte."

Das war alles, doch der Jüngere war sich im Klaren darüber, wie viel ein simples „bitte" für einen Mann wie Kaiba bedeutete. So nickte er nach kurzem Zögern und die beiden traten hinaus vor den Laden. Der Brünette musterte seinen Liebsten diskret aus den Augenwinkeln. Er trug noch immer die silberweiße Schuluniform mit dem Schmuckkragen und wirkte darin unerschütterlich und kühl. Wie sollte er es anfangen?

„Nun, was hast du mir zu sagen?"

Er schwieg, den Rücken zu dem Blonden gedreht. „Du scheinst dich gut mit diesem André zu verstehen, oder?"

„Was? Woher weißt du, dass der andere, der neben mir sass, mein Schauspielkollege ist?"

„An jenem Abend, als du in der ‚Hölle‘ warst....Ich habe diesen Club genauer unter die Lupe genommen und habe dich mit ihm zusammen gesehen. Du magst ihn, nicht wahr?"

„Ja, ich mag ihn. Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig, was meine Männerbekanntschaften angeht, Kaiba! Wir sind getrennt, hast du das schon vergessen? Warum sollte es dich interessieren, mit wem ich meine Freizeit verbringe?"
 

»Los, gib es zu! Sag schon, dass du eifersüchtig bist, du herrlicher Mistkerl!«

Der Siebzehnjährige hatte sich halb umgewandt, mit verschränkten Armen, und bedachte Joey mit einem geringschätzigen Blick. „Das interessiert mich natürlich nicht, wieso auch? Du musst schließlich selbst wissen, mit wem du Umgang pflegst, Wheeler. Das ist mir egal."

»Am liebsten würde ich diesen dahergelaufenen Franzosen in Grund und Boden stampfen! Denkst du, ich habe nicht bemerkt, wie er dich ansieht, zärtlich, hingerissen? Ich könnte ihn erwürgen, diesen verdammten Lackaffen!«

„So, es ist dir egal? Dann kümmert dich das von mir gesetzte Ultimatum wohl auch nicht? Kapier doch endlich, dass ich noch nicht bereit bin, uns beide aufzugeben! Ist es denn so schwer für dich, mir in deinem Leben einen Platz einzuräumen, auf dem du mich weder verleugnest noch ignorierst? Du hast Geld, du könntest dir Sicherheit erkaufen! Spring über deinen Schatten, verflixt nochmal!!"

„Weißt du eigentlich, was du da von mir verlangst? Die Kaiba-Corporation ist meine Firma, ich habe sie zu dem gemacht, was sie heute ist! Sie ist untrennbar mit meiner Person und meinem Image verbunden und würde Schaden nehmen, wenn ich dich vorziehe!"

„Dein Konzern ist mächtig! Du könntest verhindern, dass sich irgendwelche unseriösen Pressefritzen wie etwa unser gemeinsamer Feind Kagashi über dein Privatleben hermachen! Selbst Duke hat das geschafft, und er ist nicht so reich wie du! Er hat den Mut dazu gefunden, zu seinen Gefühlen, zu seiner Liebe zu stehen, auch in der Öffentlichkeit!"

„....Und diesen Mut zu finden....was glaubst du, wie schwer mir das fällt....? Über meinen Schatten zu springen....was glaubst du, was für eine Herausforderung das für mich darstellt?"

Joey lächelte ihn traurig an, nahm sein Gesicht in beide Hände und zog ihn nahe zu sich. „Ich weiß, dass das für dich sehr kompliziert ist. Aber versuch es doch wenigstens."

„Wäre es nicht besser und einfacher, wenn wir unsere Beziehung als gescheitert betrachten? Wir haben es miteinander probiert, aber es hat nicht geklappt. Kehren wir zu der Situation zurück, wie sie vor dem Beginn des Projektes war."

„Der berühmte ‚Status quo‘? Zurück in die Ausgangslage? Du belügst dich doch damit nur selbst....Seto. Wenn du mir in die Augen sehen und mir sagen kannst, dass du nichts mehr für mich empfindest, na schön. Das kann ich akzeptieren. Aber im Moment läufst du vor dem davon, was eine Beziehung ausmacht: Kompromisse. Ich verstehe durchaus, dass dir die Firma sehr wichtig ist. Ich möchte, dass du Erfolg hast, erreichst, was du dir wünschst, dein Imperium vorantreibst....aber ich möchte nicht, dass das auf Kosten unserer Beziehung passiert. Ich trage eine Mitschuld an unserem Streit, das leugne ich nicht. Zum Streiten gehören immer zwei. Aber gleichgültig, was kommt - der Status quo ist keine Alternative mehr. Nicht für mich."
 

„Warum nicht?"

Der Blondschopf hob den Kopf, sah ihn direkt an. Blaue Saphiraugen starrten in braunen Topas und etwas in Seto zuckte schmerzhaft zusammen, als er den Kummer darin las, der seinem eigenen so ähnlich war, wenngleich er es nie zugegeben hätte. Plötzlich schien es, als sei ein Damm gebrochen. Der Jüngere unterdrückte mühsam ein Schluchzen, konnte es aber nicht verhindern, dass ihm heiße Tränen über die Wangen liefen. Er wischte sie verärgert fort, beschämt, dass er sich nicht mehr hatte beherrschen können.

„Scheiße, scheiße, scheiße....warum zum Teufel muss ich jetzt zum Heulen anfangen? Sowas peinliches! Und du....du spinnst total!! Zurück zum Anfang, als wenn das möglich wäre!! ICH LIEBE DICH, DU VERDAMMTER IDIOT!!!"

Er warf sich in Kaibas Arme und weinte sich alles von der Seele, was er seit dem schicksalsträchtigen Tag ihres Zerwürfnisses mit sich herumgetragen hatte. Wut, Enttäuschung, Frust....und Sehnsucht. Sehnsucht nach ihm, nach seiner Nähe, seiner Geborgenheit, seinen Berührungen, seinen Küssen. Sehnsucht nach seinen spitzen Bemerkungen, seiner arroganten Art, seinem geringen Humor, seinem unberechenbaren Temperament. Sehnsucht nach dem Mann, den er liebte.

Der Brünette stand wie vom Blitz getroffen. Von dem unwiderstehlichen Drang erfüllt, den Schmerz dieses Menschen zu lindern, schlang er seine Arme um ihn und presste ihn fest an sich. Es stimmte. Der Status quo war unmöglich geworden. Er erkannte es anhand seines Herzens, das wild zu schlagen begonnen hatte.

„Joey, Joey, Joey!" pochte es in einem wilden, aber stetigen Rhythmus. Die Firma zurückzuerobern, hatte Priorität. Doch sich mit dem hitzigen Rebellen zu versöhnen, war genauso wichtig. Früher hätte er auf eines von beiden verzichtet. Nun nicht mehr - weil er nicht mehr darauf verzichten konnte....und nicht darauf verzichten wollte.

André beobachtete die Szene durch das Fenster der Boutique und seine Miene verfinsterte sich. Das also war derjenige, dem sein Angebeteter sein Herz geschenkt hatte, der berühmt-berüchtigte Seto Kaiba, Meisterduellant und Jungmillionär! Seine Finger krallten sich in sein Hemd und er wandte sich brüsk ab. Er entschwand auf die Toilette und holte sein Handy aus der Hosentasche. Rasch wählte er eine Nummer und wartete, bis jemand abnahm.

„Souichi-san? Hier ist ‚Black Spider‘...."



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Kommentare zu diesem Kapitel (19)
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Von:  jyorie
2013-07-19T23:04:06+00:00 20.07.2013 01:04
Hey ^_^

das klingt gut, wie Tristan und Duke die Sache mit dem ComingOut und der Presse und dem Image geregelt haben. Aber auf der anderen Seite kann man auch Setos Standpunkt als außenstehender nachvollziehen, klar das Joey das nicht so sieht. Anfangs hatte ich mich noch etwas gefreut, das Joey und der Schauspiel-Kollege sich getroffen haben, sah es doch so aus, als ob er ihn etwas auflockern könnte. Aber nachdem Seto dann gekommen ist, war der Anruf mit dem „BlackSpider“ doch etwas seltsam – ob das ein Miller-Agent ist?

CuCu Jyorie

Von:  Ameise
2008-01-06T06:26:11+00:00 06.01.2008 07:26
Huhu,
Hab die FF bishier gelesen und bin TOTAL auf das nächste Kapitel gespannt!
Hoffe das es bald hochgeladen wird! *freu*
Bin richtig aufgeregt weil es so spannend ist!

lg Ameise
Von:  Blanche7
2007-12-15T12:05:23+00:00 15.12.2007 13:05
Also erst einmal habe ich mich riesig gefreut das es weiter geht und dann sogar noch zwei Kapitel *freu*. Bin echt gespannt wie's weitwr geht!!!
Immer weiter so ^^
Von:  Swaja
2007-11-30T11:30:36+00:00 30.11.2007 12:30
Huh, André wird zum Mistkerl! Ich mochte ihn von Anfang an nicht, aber egal.^^
Ein sehr gutes Kapitel. Endlich haben sich die beiden mal die Meinung gesagt, auch wenn ich, an Joeys Stelle, Kaiba mehrmals eine geklatscht hätte bei diesen vehementen Versuchen der Trennung.
Nun hoffe ich natürlich, dass sich die Beiden wirklich zusammenraufen.
Duke und Tristan ist auch ein schönes Pärchen. Zu gerne würde ich mal Tris in Dukes Klamotten, also dem Muskelshirt und den Würfelohrringen sehen.^^

Liebe Grüße, hdgdl, dein Fan Swaja
Von:  Izuka
2007-11-17T18:57:56+00:00 17.11.2007 19:57
GEIL GEIL GEIL!!! WEITER!!!!
Von: abgemeldet
2007-11-01T22:28:47+00:00 01.11.2007 23:28
*reinschleich* hi, ich bin die neue *wink* hab die ff vor ien paar stunden gefunden und immer, wenn ich mich von unserem nervigen verwandten-besuch loseisen konnte gelesen... und jetzt bin ich süchtig! Mehr! Bitte!
Von: abgemeldet
2007-11-01T16:31:58+00:00 01.11.2007 17:31
whaaa, eeeendlich! ich hab soooo lang darauf gewartet, dass die geschichte weiter geht *____* wie kannst du so eine schöne story für soooo lange zeit auf eis legen >.<
naja ich hoffe, dass du ziemlich bald weiter schreibst ...biiiiiitte *meinen keks vorrat anbiet*
lg hell
Von: abgemeldet
2007-10-31T11:11:27+00:00 31.10.2007 12:11
Fantastisch, gleich 2 Kapis… ^o^
Das freut das Leserherz… *.*
[…]Mein beständiges "Dolly"-Lesen in jungen Jahren (hole ich auch heute noch aus dem Regal, wenn ich eine leichte Lektüre ohne große Tiefe in der Handlung brauche) ist hier eingeflossen (null Inspiration),[…]
Aha… *eine künstlerische Pause einleg*
… und wer oder was ist ein DOLLY? Ö.ö
[..]Bei dieser Story ging irgendwie nichts mehr - aber sie wird weitergehen und sie wird einen Schluss haben, jawohl![…]
Klasse. Klingt gut. ^^
Also die beiden Kapi waren klasse. Allerdings fand ich die Kochszene schon witzig, aber auch ziemlich langatmig. Da war das zweite Kapi besser, vor allem die Boutique – Szene (*auch das REBD – Outfit sehen will* +.+) und natüüüürlich die Schlussszene. Gott sei Dank bricht bei Joey der Widerstand… ich mag nun mal diese Leibesszenen… Jetzt kann man nur hoffen, dass er den sturen Firmenleiter auch noch überzeugen kann… anbei finde ich es aber trotzdem gut, dass Joey nicht so schnell nachgibt und zu seiner Meinung steht…
Wie auch immer. Bin gespannt, was André so ausheckt. Bestimmt verpfeift er Kaiba an die Presse…
Bin schon sehr gespannt auf’s nächste Kapi.
*winkööö* Pan



Von: abgemeldet
2007-10-29T10:31:30+00:00 29.10.2007 11:31
booahhh
diese kleine petze-.-
scheiß franzose
aber endlich hast du weitergeschrieben
*freuuuuuu*
*dich anspring*
hau in die tasten
und mach nen happy end^^
Von:  Licana
2007-10-28T17:21:41+00:00 28.10.2007 18:21
Was, an so einer Stelle hörst du auf ^^ ? Das kannst du doch nicht machen! Mehr bitte :x . Bin super gespannt was Andre nun vor hat!

Liebe Grüße, Lica


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