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What's love got to do with it

von

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Cry me a river

Nur kurz blickte Subaru auf sein Gegenüber, dann wand er den Blick ab und griff nach seinen Ofudas. Wenn sein Wunsch wahr werden sollte, musste er den Sakurazukamori provozieren. Und dieses Mal musste es einfach funktionieren, es konnte nicht wieder vergebens sein. Und etwas in ihm sagte ihm, dass an diesem Tag innerhalb kürzester Zeit etwas entschieden werden sollte.
 

Subaru setzte sein Kraft noch nicht vollends ein, das merkte Seishiro sofort, als er den ersten Angriff abwehrte. Ebenso halbherzig versuchte er sich zu wehren. Würde das Subaru weiter verärgern, wenn er das Gleiche tat wie der Sumeragi? Noch immer versuchte er in dem Gesicht des Jüngeren zu lesen, doch noch immer wollte ihm der Gedanke nicht aus dem Kopf. Subarus Wunsch konnte nichts anderes sein als seinen Tod herbeizuführen! Spielte Nervosität in diesem Kampf eine Rolle? Der Sumeragi war stärker als er es jetzt zeigte, was sehnte er sich herbei?
 

Subarus Atmung hatte sich beschleunigt. Was musste er noch tun, damit Seishiro ihm die volle Aufmerksamkeit schenkte? Für einen kurzen Augenblick war seine Achtsamkeit den aufkommenden Gedanken gewichen und nur müde registrierte er die Illusion des Yang-Meisters. Wollte Seishiro ihn etwa so festhalten? "Unnötig so eine Illusion, Seishiro-san...Seit jenem Tag. Das weißt du!" rief er ihm fast schon entgegen. Die Schlingen um seine Handgelenke, seinen Beinen lösten sich nicht, schienen ihn noch mehr fesseln zu wollen während Seishiro ihm einen leeren Blick zuwarf. Er verstand nicht, weshalb Subaru sich nicht vehement versuchte dagegen zu wehren? Nach außen hin völlig unberührt beobachtete er, wie langsam das Blut aus Subarus Finger rann. Er wusste zu genau, wie er eine Illusion zerstören konnte... "Ich bin ohnehin Gefangener der Sakurazukamori, wofür sollte das schon gut sein?" - Und er kannte mittlerweile schon zu gut die Illusionen, die er schaffen konnte.
 

"Der Erddrachen Kamui sagte mir, dass nur ich deinen wahren Wunsch erfüllen kann..." Er schloss die Augen. Er hatte sich die ganze Zeit in ihm geirrt. "Doch scheint es wirklich ein anderer zu sein, als ich angenommen hatte." Er atmete noch einmal tief durch. Wenn dies tatsächlich Subarus Wunsch war würde er so nicht in Erfüllung gehen, wie er es sich erhofft hatte. "Ist es nicht dein Wunsch, mich zu töten?" Gebannt wartete er auf die Antwort des Sumeragi. "Nein!" Seishiro schloss ein weiteres Mal seine Augen, wenn dies auch nur wenige Sekunden ausmachte, tief in seinem Inneren hallten immer wieder die Worte seiner Mutter wider. Es würde ihm nicht Leid tun, Subarus Wunsch nicht erfüllen zu können. Dass sich Hokutos Fluch bewahrheiten würde - dessen war er sich sicher. Und es war egal, schien ihm nicht falsch ihn für seine eigenen Interessen nutzen zu wollen.
 

"Dann soll es wohl so sein" sprach er mehr zu sich selbst als er sich dem Sumeragi erneut näherte. Er fühlte förmlich den Herzschlag des Anderen, die Aufregung darüber sein Begehren erfüllt zu bekommen. Aber nun irrte Subaru, Seishiro wollte ihn niemals gehen lassen. Wie in Trance folgte Subaru dem ausgestreckten Arm seines Feindes, wartete nur darauf das Gefühl genießen zu können, von der Person, die er gleichzeitig so sehr liebte und hasste erlöst zu werden, in seinen Armen zu sterben, ein letztes Mal den schaurig schönen Duft seines geliebten Feindes in sich aufzunehmen. Er blickte ein weiteres Mal in die Augen seines Gegenübers. Weshalb nur hatte er ihn nie wirklich verstehen können? Selbst jetzt, wenn er in diese Augen sah, das Eine erblindet, verstand er den Mörder nicht. Er konnte nicht einmal diesen Blick deuten...
 

Es tat ihm nicht leid, Subaru enttäuschen zu müssen. Er war eben Sakurazukamori, daran konnte er nichts ändern. Und enttäuscht hatte er Subaru bereits sein gesamtes Leben lang. Diesen süßen kleinen Jungen von damals, der jetzt ein junger Mann war, dessen melancholische Schönheit ihn von Mal zu Mal mehr eingenommen hatte. Und durch dessen Hand er nun sterben sollte. Er wartete nur darauf die Brust von Subaru durchbohrt zu bekommen, von dieser einen Person getötet zu werden, in seinen Armen zu sterben und ein letztes Mal den süßen Duft seiner Beute in sich aufnehmen zu können. Selbst wenn er selbst hatte nachhelfen müssen, die Tradition der Sakurazukamori musste aufrechterhalten werden. Anders war es nicht möglich. Alles andere war ihm egal. Und plötzlich stöhnte er auf, sackte zusammen, krallte sich in dem Mantel des Anderen fest.
 

Automatisch legten sich stützend die Arme Subarus um Seishiro. Mit weit aufgerissen Augen starrte er scheinbar ins Nichts. Wie war es möglich, dass nicht seins, sondern Seishiros Blut vergossen wurde. "Warum?" hauchte er, traute sich nur langsam nach unten zu blicken und zitterte, was Seishiro ein weiteres Mal ächzen ließ. Mit einem Ruck zog er seinen Arm zurück, geschockt und entsetzt zugleich. Der Sakurazukamori sackte auf die Knie, noch immer mit den Fingern in seinem Mantel verschlungen, presste die Augenlider aufeinander. "Warum?" fragte Subaru erneut mit zitternder Stimme während er sich ebenfalls sinken ließ, jedoch ohne die leichte Umarmung zu lösen. "Deine Schwester..." brachte Seishiro knapp hervor, rang nach Atem und stützte seine Stirn leicht gegen Subarus Brust. "Sie hat mich damals verflucht." Eine weitere Atempause. "Wenn ich dich...töten wollte wie sie...würde es stattdessen mir so ergehen..." Er lächelte. "Wir spiegeln die Vergangenheit wider."
 

Seine Augenlider flackerten kurz, öffneten sich, blickten in Subarus Gesicht, schlossen sich jedoch sofort wieder. Schwach kam ihm die Erinnerung an Hokuto wieder. Es war so passiert, wie sie prophezeit hatte. Seishiro fand nichts Falsches daran. Die Wärme, die er vorher noch in seiner Brust verspürt hatte, wich der Kälte, die langsam in seinem Körper aufstieg. Die Augenlider wurden schwerer, doch als er die herab laufenden Tränen Subarus bemerkte entschloss er sich, sie ein weiteres Mal leicht zu öffnen. "Ich wollte dich töten....Damals" Subaru brachte kaum mehr als ein Flüstern heraus. "Als du sie umgebracht hattest wollte ich dich töten, dich endgültig aus meinem Leben, aus meinem Herzen verdrängen. Doch es gelang mir einfach nicht!" Noch immer stützte er den Körper des Älteren. "Deshalb wollte ich von dir getötet werden. Nur von dir."
 

Ein weiteres Lächeln umspielte zaghaft die Lippen des Sterbenden. Subaru war so nah und schien doch so fern. Mühsam streckte er die Hand nach dem Jüngeren aus. Die weiche, warme Haut des Sumeragi..."Eigentlich war es doch nie sicher....dass du jemanden töten würdest!" Erst jetzt befreite Subaru sich aus seiner eingefrorenen Haltung, blickte Seishiro in die Augen. Und er verstand nicht. "Du hast...ein gutes Herz!" Noch immer - fügte er in Gedanken hinzu. Er hatte es bereits damals gewusst, als sie sich das erste Mal begegnet waren. Und, wie er bereits damals vorher gesagt hatte, sein reines gutes Herz war bis zu diesem Tag noch immer rein und gut. Noch immer schön. Noch immer besonders. "Ich wusste es" für einen kurzen Augenblick schloss er erneut die Augen. Subarus Bild wurde immer kleiner, immer blasser, er entfernte sich. Musste er Hoktuo dafür dankbar sein, dass sie es ihm ermöglicht hatte dies zu erleben? "Subaru-kun..." Zum letzten Mal öffneten sich die Augen des Sakurazukamori, raffte er sich auf und näherte sich seiner Beute, die Einzige, die ihn überleben sollte. "...Ich...habe dich..." mühsam reckte er seinen Kopf Subaru entgegen. Er war zu schwach, seine Stimme ließ nach, doch diese letzten Worte mussten vom Sumeragi erhört werden.
 

Nur leise nahm er das wahr, was Seishiro ihm ins Ohr sprach.

"Die Worte, die ich immer von dir erwartet hatte...Ich höre sie nicht von dir..." Er drückte den langsam leblos werden Körper enger an sich.

Weit entfernt hörte Seishiro noch die Worte, die kaum hörbar den Mund des Sumeragi verlassen hatten. Seine Hand sank zurück, unerträglich schwer waren die Augenlider, er musste ihrem Druck nachgeben, sie schließen. Auch wenn er sie nie wieder öffnen konnte um erneut in das tränenüberströmte Gesicht Subarus zu blicken. Um ihn herum wurde alles dunkel und kalt. Vor seinem inneren Augen liefen vereinzelte Szenen seines Lebens ab, der kleine Junge, der sechszehnjährige Junge, der erwachsene junge Mann. Würde sein Körper noch auf ihn hören, so würde er lächeln. Ein letztes Mal glaubte er die weiche Haut des Anderen zu spüren, den sanften Duft in sich aufzunehmen. Er fragte sich nicht mehr, wie ihm etwas hatte geschehen können, was es nicht gab. - Denn er fühlte.
 

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Subarus Bannkreis zerbrach. Erschrocken hatte Kamui seine Augen auf die Brücke gerichtet, gefolgt von Sorata und Arashi. Er hatte es gefühlt - weshalb Hinoto ihnen einen falschen Ort, einen falschen Zeitpunkt genannt hatte, hinterfragte er nun nicht. Er rief nach Subaru, doch dieser schien sich nicht rühren zu wollen. Er umklammerte den mittlerweile leblosen Körper des Sakurazukamori und bewegte sich nicht, reagierte nicht auf seine Zurufe. Die Brücke drohte einzustürzen. Und Kamui wollte es nicht mit ansehen, wie Subaru mit hinunter gerissen würde. Er eiste sich von Sorata los, der versucht hatte ihn davon abzuhalten sich ebenfalls in Gefahr zu begeben.
 

Erneut liefen ihm heiße Tränen über die Wangen als der Sakura endgültig in seinen Armen zusammen brach, der letzte Atemzug seine Lungen verließ und sich seine Augen für immer schließen würden. Fest krallte Subaru sich in dem dunkeln Mantel, der den Sakurazukamori umhüllte. Der Geruch des Blutes, welches überall auf ihm zu kleben schien, ignorierte er, störte ihn nicht. Er wollte hier und jetzt mit ihm gehen. So gab es sonst nichts mehr wofür es sich zu überleben lohnte. Und er wollte auch nicht hören, als sein Name mehrmals laut und schrill an sein Ohr klang. Er wollte jetzt nicht von der Person weichen, die ihn für sein Leben geprägt hatte.
 

"Subaru!" erneut rief er den Namen seines Freundes. Die Schritte, die ihn von Subaru trennten, schienen kilometerweit auseinander zu liegen und je mehr er sich beeilte, desto länger kam ihm die Distanz vor. "Subaru bitte!" Seine Hand erreichte endlich die Schulter des Freundes, doch noch immer wollte sich dieser nicht bewegen. "Lass mich" Erschrocken zog er seine Hand zurück. Subaru hatte nie zuvor in solch einem Tonfall mit ihm gesprochen. "Subaru ich bitte dich, die Brücke" "Lass mich gehen!" sein Griff um den Sakurazukamori wurde stärker.

Doch auch Kamui wollte ihn nicht gehen lassen.
 

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Fuuma hatte seine gewohnte Miene aufgesetzt und das Spektakel beobachtet, Kakyou dagegen zog eine leidvolle Miene. "Die Zukunft ändert sich" er trat ein wenig auf den anderen Erddrachen zu, der seinen Kopf ein Stück weiter sinken ließ. Der Verlust des anderen Erddrachen berührte ihn nicht weiterhin. "Getötet zu werden, von wem man getötet werden möchte ist doch kein schlechtes Ende." Ein kurzes Grinsen zierte seine Lippen als Kakyou seinen Kopf anhob und ihm in die Augen blickte. "War das etwa der Wunsch dieses Erddrachen?" Nur zaghaft hatten diese Worte seinen Mund verlassen. Fuuma zog ein wenig die Schultern hoch. "Das Leben hat ihn nie interessiert, als er lebte, in seinen Augen wäre es ein glücklicher Abgang..." "Und was ist mit den Gefühlen des Himmelsdrachen?" "Du weißt schon, was mit ihm geschehen wird. Ohne dass es jemanden gibt, den er beschützen will ist er nutzlos." Kakyou sackte ein wenig zusammen, Hokutos Wunsch war nicht in Erfüllung gegangen. Fuuma wand seinen Blick von ihm ab. "Auch Tote darf man weiter lieben, du musst sie nicht vergessen. Aber ich habe jetzt etwas zu erledigen..." "Wo willst du hin?" Fuuma drehte sich ein letztes Mal um. "Muss ich das noch extra sagen? Es gibt noch Dinge, die zu erledigen sind bevor ich den abhole, der jetzt zu uns gehört." Als Kakyou aufblickte, war Fuuma bereits verschwunden.
 

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Kamui stand bereits seit mehreren Minuten vor der Tür, die Hand fest um die Türklinke gelegt und doch nicht bereit, sie herunter zu drücken und einzutreten. Er seufzte als sich die Tür langsam doch öffnete. "Subaru?" Vorsichtig spähte er in den kaum beleuchteten Raum hinein. "Komm ruhig rein." Subarus Stimme wirkte kraftlos und unendlich müde. Bedächtig näherte Kamui sich seinem Freund. "Hattest du nichts zum Umziehen?" Er blickte auf den blutbefleckten Mantel, den Subaru noch immer trug. "Ich wollte mich nicht umziehen." Nur zögerlich antwortete Kamui auf diese Bemerkung. "Weil es sein Blut ist, nichtwahr?" Erst jetzt trafen sich ihre Blicke. Subarus Blick schien endlos weit entfernt und eine Antwort auf diese Frage war nicht nötig gewesen. Kamui wusste die Antwort ohnehin. "Verzeih mir" flüsterte er und ergriff die Hand des Anderen. "Weil du mich dort rausgeholt hast? Du brauchst dich dafür nicht zu entschuldigen." Selbst jetzt klang seine Stimme tröstend und beruhigend. "Aber du wolltest es doch nicht. Weshalb nur wolltest du getötet werden?" Subaru brach den Blickkontakt, ließ seinen Kopf ein wenig auf die Brust sinken und atmete tief ein. "Du verstehst es nicht? Vor langer Zeit hätte er mich töten sollen, doch machte er es nie wahr. Egal was ich tat, er wollte mich nicht bemerken, ich schien es nicht wert umgebracht zu werden. Nicht einmal als störend wollte er mich empfinden. Er wusste doch immer, wo ich bin." Er seufzte und blickte wieder auf. "Wie du siehst trage ich dieses Zeichen" er hob seine rechte Hand und gab Kamui den Blick auf seinen Handrücken frei. "Es markiert mich als seine Beute. Ich hatte geglaubt, dass er es eines Tages erfüllen würde, wenn ich stark genug bin. Aber ganz gleich was ich angenommen habe, alles war nur ein einziger Irrtum."
 

Müde schlossen sich seine Augen wieder. Wie in Zeitlupe wiederholte sich vor seinem inneren Auge das Ereignis, immer wieder glaubte er den letzten Atem Seishiros an seinem Ohr zu spüren und die geflüsterten Worte erneut in sich aufzunehmen. "Denkst du ein Mensch sagt die Wahrheit bevor er stirbt - oder lügt er?" Als er die Augen öffnete blickte Kamui ihn mit seinen traurigen Augen an. "Ich werde es wohl nie erfahren, denn ich kann ihn nicht mehr danach fragen." "Subaru..." Kamui streckte seine Hand aus, wollte die Wange seines Freundes berühren, doch dieser hielt ihn davon ab, griff ihn am Handgelenk. "Du solltest jetzt daran denken deinen eigenen Wunsch zu erfüllen. Kümmere dich nicht um mich." "Und was, wenn ich damit einen anderen Menschen unglücklich mache?" Subaru schüttelte den Kopf. "Es gibt doch keinen Weg, so dass alle glücklich werden können. Und jetzt geh dich etwas ausruhen, deine Augen sind ganz rot." Kamui wollte widersprechen, doch Subarus Blick sagte ihm, dass jetzt jeder von ihnen Ruhe brauchte. Er nickte nur und verließ dann ohne ein weiteres Wort zu sagen den Raum. Kurz bevor er die Tür hinter sich schloss blickte er sich noch einmal um. Doch Subaru schien noch mehr Abstand von ihm genommen zu haben.
 

Als Kamui gegangen war, wartete er noch einige Minuten ab, ehe er sich aus dem Stuhl hievte und ans Fenster trat. Nun war er ganz allein. Nichts war jetzt noch wirklich wichtig. Das Leben war nichts mehr als Täuschung, alles begleitet von Irrtum und Betrug. Er fühlte sich tot und nur der tiefe Schmerz in seinem Herzen ließ ihn wissen, dass er noch am Leben war. Jetzt konnte er Kamui nicht mehr helfen, so sehr sich dieser auch seine Nähe wünschte. Wie egoistisch Seishiro selbst in der Minute seines Todes gewesen war. Nun konnte er ihn niemals wieder vergessen, jeder gemeinsam verbrachte Augenblick brannte sich in sein Gedächtnis ein. Jede Berührung Seishiros schien erneut auf seiner Haut zu brennen. Und jedes gesprochene Wort zog durch seine Gedanken. Konnte er den letzten Worten Seishiros glauben? Nie hatte er das über die Lippen gebracht, was er erwartet und gehofft hatte. Es erschwerte nur noch alles umso mehr. Er ballte seine Hände zu Fäusten. Er hatte sich ausgesucht wie er sterben wollte, hatte sich erlösen lassen, als er es für richtig hielt. Ganz egal, ob er ihn damit enttäuschte, ihn damit noch mehr verletzte. Konnte man noch tiefer berührt werden? Er blickte erneut auf seinen Handrücken. Er war für immer sein Eigentum. Egoistisch. Und doch konnte er keine Wut mehr aufbringen, in seinem Herzen herrschte nur Dunkelheit und Trauer. Alles war gegangen, was er sich noch erhalten hatte. Der Inhalt seines Lebens war von einem Moment auf den anderen erloschen. Sanft berührten seine Lippen das Mal, er würde es niemals vergessen können. Er blickte nicht mehr zurück, als er verschwand. Die Leere in ihm, sein Schmerz, sagte ihm, dass er fort musste.
 

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Schwer atmend schreckte Kamui aus seinem Schlaf hoch. Er fuhr sich durch die Haare und blickte auf den Radiowecker neben sich. Er hatte kaum mehr als 3 Stunden geschlafen. Nachdem seine Atmung sich etwas reguliert hatte ließ er sich zurück ins Kissen fallen, legte die Hand über seine Augen und beruhigte sich langsam wieder. Er drehte sich auf die Seite und starrte minutenlang auf die roten Ziffern des Radioweckers. Weshalb lief eigentlich nichts mehr so, wie es sein sollte. Kotori hatte er bereits verloren und an den Schmerz darüber wollte er gar nicht mehr denken. Er wollte Fuuma zurück, doch er schaffte es nicht, ihn wieder zur Besinnung zu bringen. Weshalb bestrafte ihn sein Schicksal so? Nichts schien mehr zu gelingen. Und seit der Nacht, in der der Sakurazukamori gestorben war, hatte er Subaru nicht mehr gesehen. Den letzten Blick, den er auf seinen Freund geworfen hatte, konnte er nicht vergessen. Desto mehr beängstigte ihn das Verschwinden. Wo konnte er hingegangen sein? Er richtete sich wieder auf, zog die Beine an sich heran und bettete seinen Kopf auf die Knie. Er hatte geglaubt, dass wenigstens Subaru ihn nicht verlassen würde, so wie Fuuma es getan hatte. Obwohl dieser ihm versprochen hatte, ihn zu beschützen. Er schien alles vergessen zu haben. Subaru dagegen konnte nachempfinden, wie es ihm ging, hatte er doch selbst so eine schwierige Zeit hinter sich. Seine Wunden hatte er nie heilen lassen, den Tod seiner Schwester nie überwunden. Und nur weil es den Sakurazukamori gegeben hatte konnte er weiterhin seinen Bannkreis errichten. Doch nun war auch diese Person nicht mehr. Gab es nichts mehr, was Subaru beschützen wollte? Traurig schloss er die Augen. Er wollte nicht, dass Subaru sich aufgab. Aber konnte er überhaupt etwas daran ändern? Vielleicht wollte er gar nicht, dass er nach ihm suchte, wollte nicht seine Unterstützung? Aber er konnte ja selbst nicht einmal die Leute beschützen, die ihm wichtig waren...
 

Fuuma hatte noch ein paar Tage abgewartet. Seine Suche war erfolgreich gewesen, und auch wenn er es als ein wenig lästig empfunden hatte, dem Wunsch Seishiros nachzukommen, so hatte er es doch getan und sich auf den Weg begeben, den Sumeragi aufzusuchen. Es oblag nicht ihm den Wunsch auch wirklich zu erfüllen, er konnte nur bestreben, jemanden davon zu überzeugen. Aber der Sakurazukamori hatte den Auserwählten nur zu gut gekannt um zu wissen, dass sein Begehren auch tatsächlich erfüllt werden würde. Er lächelte verschmitzt. Er selbst wollte es niemals zulassen, dass eine Person, die ihm so wichtig war, von jemand anderem außer ihm selbst getötet werden konnte. Aber das hatte jeder selbst zu entscheiden.
 

Auch wenn er niemals zuvor an diesem Ort gewesen war, hier musste es sein. Er bemerkte sehr bald die Aura des Anderen. Er hatte sich nicht getäuscht.

"Was willst du von mir?" Sofort hatte der Sumeragi seine Anwesenheit bemerkt. Noch bevor er überhaupt etwas hatte sagen können fuhr dieser fort. "Weder die Zukunft der Erde noch sonst etwas interessiert mich jetzt noch." Subaru richtete seinen Blick auf den Erddrachen.

"Das weiß ich!" bemerkte er nur knapp. "Also, was willst du dann von mir?" Er antwortete nicht sondern schweifte stattdessen mit seinem Blick in dem Garten umher.

"Was für ein seltsamer Garten. Blüten aus verschiedenen Jahreszeiten. Kamelie und Kirschblüten" er nahm aus dem Augenwinkel Notiz davon, wie der Sumeragi leicht zusammenzuckte "So etwas gibt es auch nur im Haus der Sakurazukamori."

"Bist du gekommen, um mir das zu sagen?"

"Dein Wunsch vom Sakurazukamori getötet zu werden ist nicht in Erfüllung gegangen." Subaru sackte merklich ein wenig ein, die Augen verdunkelten sich, was auch Fuuma nicht entging.

"Aber...vielleicht wird der Wunsch des Sakurazukamori erfüllt!" Bei diesen Worten horchte Subaru auf, blickte überrascht den Erddrachen an. "Hat er dir gesagt, was sein Wunsch ist?" Leicht belustigt schüttelte Fuuma den Kopf. "Nein, aber ich weiß es trotzdem." Er hielt kurz inne und beobachtete das Gesicht des Sumeragi. Die Augen waren verhangen durch die Traurigkeit, die seine Seele widerspiegelte und für einen kurzen Augenblick war er an Kamui erinnert, der genau so zerbrechlich wirkte, wie der Sumeragi in diesem Moment.

"Was er sich am meisten gewünscht hat, worum er sogar inständig bittet - das weiß dein rechtes Auge." Er deutete auf die Wunde, die er dem Himmelsdrachen zugefügt hatte.

"Das hat dem Sakurazukamori anscheinend nicht gefallen...dass du eine Wunde trägst, die dir ein Anderer zugefügt hat. Er will diese Wunde vernichten, auslöschen." Subaru presste die Kirschblütenblätter zwischen seinen Händen und ließ sie auf den Boden fallen.

"Das Einzige, was ich von ihm noch gefunden habe, war sein linkes Auge. Du sollst es dafür benutzen, die Spuren, die ich auf dir hinterlassen habe, zu löschen. Das" er zuckte leicht mit den Schultern "ist sein Wunsch. Und? Soll ich es dir geben?"
 

"Er..." Subaru biss sich auf die Lippen. In seinem Kopf schien sich alles zu drehen. Der Geruch der Kirschblüten schien ihn zu betäuben, ihn ersticken zu wollen.

"Nimm es oder nicht. Das ist eine Sache zwischen dir und ihm - ausschließlich. Und selbst wenn du den freien Platz bei den Erddrachen einnehmen wirst bist du zu nichts verpflichtet."

Subaru schwieg. Er wusste nicht, ob er dazu etwas sagen wollte, sagen konnte.

"Ich werde vielleicht etwas Ähnliches tun..." Nur schwach vernahm er die Worte des Erddrachen Kamui an seinem Ohr. Langsam drehte er sich zu Fuuma um. "Kamui?" Er nickte kurz, hielt es aber nicht für nötig, weiter darauf einzugehen. "Denk drüber nach, ob du es willst oder nicht. Sonst werfe ich es weg."
 

Subaru zögerte - und ließ den Erddrachen Kamui dann jedoch gehen. Er hatte nichts mehr erwidert, sondern hatte nur den Ästen zugesehen, wie sie sich leicht im Wind bewegten. Einige Kirschblüten tanzten um ihn herum und beinahe hatte er erwartet, Seishiro würde gleich auftauchen. Er dachte an dieses Gesicht, an diese Stimme, als er ihn zum letzten Mal gesehen und erhört hatte. Konnte er den Worten Glauben schenken? Sollte er das Erbe antreten, welches Seishiro ihm hinterlassen- den Wunsch erfüllen, obwohl er selbst seinen übergangen hatte?
 

Alles hatte Seishiro nach seinem eigenen Willen gestaltet in der Gewissheit, dass er es erfüllen würde. Er war noch immer seine Beute, über das er verfügte und bestimmte. Er fasste sich ans Auge. Diese Wunde sollte ausgelöscht werden, hatte er es als Entweihung angesehen, dass er die Wunde eines Anderen trug? Jedoch schien die Erfüllung seines Wunsches der einzige Ausweg dem Sakura nahe zu sein...



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Cerise
2005-05-01T13:19:46+00:00 01.05.2005 15:19
tja was soll ich dazu noch sagen..., bin ja ziemlich spät dran wenn ich so die anderen kommis sehe ^^.
das kappi is mal wieder der hammer^^. Es ist sehr interessant wie du dich zum einen ans Manga hälst aber dann wieder was eigenes reinbringst. auch ich bin gespannt wie seine entscheidung aussieht!
freu mich schon tierisch auf nächste Kappi.
bye bye
Von:  lene_aka_Edward
2005-04-30T18:19:59+00:00 30.04.2005 20:19
huiiiii-----
da haste aber noch was drangebaut *sprachlos ist*

ach ja...ehmm....hallo erstmal *grins*
jaja ich weiß...ich bin mal wieder die letzte. tut mir voll leid, aber ich war mal wieder total im endstress >.<
obwohl ich imemr noch der festen überzeugung bin, dass das auch gut so ist, da die anderen eh viel bessere und inspirierendere kommis schrieben können *seufz*
na ja, so wollt ich mich wengistens mal melden und zeigen, dass ichs kap gelesen hab *fettgrins*

trotzdem....ich muss halt es nochmal wiederholen....das ist ja sowas von COOL! *rumspring*

und so traurig...*schnief*....hättest du es denn nicht doch noch anders machen können? *ggg*
der arme su....muss des immer und immer wieder durchmachen *lach*

nur das dumme is, dass ich nach deinem titel von diesem kap dauernd an das lied cry me a river von justin timberlake oder wie der heißt denken musste....*lol*
na ja, nichts zu machen.

auf jeden fall finde ich, hast du sei sehr gut getroffen und ich finde deine charas überhaupt nicht ooc *find*

hmmmmmmm----jaaaa-----son bisschen hatte ich ja auch schon der der ens gesagt, oder? *lol*
und ich mag den kamui trotzdem *ggg*

jaaaa....war wohl doch noch net das letzte pittel *abdanct*
dann freu ich mich mal so richtig auf das nächste chappi jetzt....*das mal tut*

wahnsinn...wie kann man nur son langen kommi schreiben, ohne das es eigentlich wirklich nen kommi ist *lach*
ich bin wirklich dämlich -_-

dann verzieh ich mich ma
lüb diiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii
*knuddäl* lene ^-^
Von:  Silverslayer
2005-04-30T11:09:31+00:00 30.04.2005 13:09
Ach gott, ich bin sprachlos.
Vor allem war ich überrascht über die neue Situation, die du eingebaut hast. Das hat mich ganzschön aus dem Konzept gebracht. Aber es gefällt mir. Jetzt bin ich natürlich gespannt, ob er das Angebot annimt oder nicht? Wer iost ihm wohl wichtiger? Und woran hängt er mehr, am LEben oder doch am Tod?

Schreib schnell weiter, ja?
Von: abgemeldet
2005-04-29T20:38:54+00:00 29.04.2005 22:38
Wow, also das Kapitel haut mich mal wieder um. Zu meinem Nachteil hat Nani es vor mir geschafft einen Kommentar zu verfassen, also werde ich mir vielleicht wieder so vorkommen als würde ich nur alles wiederholen was sie schon erwähnt hat *g*
Da Mexx vorhin meinen Kommi-Entwurf gefressen, und sich danach zum Streik entschlossen hat versuche ich jetzt noch mal mein Glück *auf Holz klopft*
Ich find dieses Kapitel su-per-schön und su-per-traurig! Musste echt schlucken wegen diesem "Er fragte sich nicht mehr, wie ihm etwas hatte geschehen können, was es nicht gab - denn er fühlte" Ich find damit hast du den Nagel genau auf den Kopf getroffen und Seishiros Empfindungen super herausgestellt. Hatte mich schon gefragt wie du diese Aufgabe wohl löst das in Worte zu fassen, was in ihm vor sich geht und ich find diesen Satz einfach PERFEKT dafür *meinen imaginären Hut vor dir zieht*
Übrigens find ich es gut, dass du Seishiros letzte Worte nicht erwähnst, sonst wäre die FF irgendwie platt geworden. So hast du den Reiz bewahrt :o)
So, nu habsch mir genug zurechtgestammelt, bin eh grottenschlecht darin aufzuschreiben was ich über nen Text denke, weißt ja was ich davon halte *knuffz*
Von:  LeS
2005-04-29T12:21:27+00:00 29.04.2005 14:21
Hm, mir fällt gar nichts ein was ich schreiben könnte...ausser das mir der Titel sehr gefällt. XD
Ach, und man sollte bei der Sterbeszene auf gar keinen Fall Kiss Me von Sixpence Non The Richer hören. *lach*
Das gibt einem den Rest.

Ich finde es gut das du den Mordakt nicht wirklich beschrieben hast, das gibt der Situation dieses gewisse unterkühlte, das sie ja hat. ^__^v
Seishiro fand ich, wie immer bei dir, eigentlich viel zu nett. O.o Bin ich so brutal? *lach* Vielleicht. Irgendwie kommt er mir zu normal vor, nicht wie ein Serienkiller. ^^"
Oder besser: Kam. ^__~
Subaru, hm, kommt mir ebenso zu...na ja, als hätte ihn das gar nicht sooo sehr getroffen. Er ist mir nicht "tot" genug.
Kamui ist mir auch irgendwo zu stark. Der ist doch eigentlich viel "weicher" und "babyhafter". *g*

Ja~~~...ich hör ja schon auf, sonst krieg ich wieder von deinen anderen Kommentarschreibern eines auf den Deckel. Bitte bedenkt: Alles was ich schreibe ist nur nach meiner Auffassung und nur IMHO. ^^"
Von: abgemeldet
2005-04-29T12:02:01+00:00 29.04.2005 14:02
Haaaaaaach, diese Sterbeszene! *schluchz*
Nein, Seichiro tut mir nicht leid. Subaru aber, da er ihn noch immer nicht los ist. Und ausserdem dachte ich, führst du den Satz, den Sei ihm ins Ohr sagt, weiter aus? Das hätte ich so gerne gelesen. Oder blendest du die Szene noch mal irgendwann ein?

Heute ging es ja mehr nach Manga vor, da waren die von dir eingebrachten Interaktionen und Zwischenmenschlichen Handlungen eher rarer gesäht. Daher bin ich mal sehr auf den nächsten Teil gespannt, weil du im Grunde ja jetzt die Situation zwischen Subaru und Kamui besser beleuchten kannst, Handlung einbringen könntest, die so nicht im Manga war und zum Beispiel zwischen dem nächsten Einsatz passieren könnte.

Und doch würdest du die eigentliche Handlung nicht durcheinander bringen, denn egal, wie sehr Kamui Subaru lieben würde, Fuma zieht weiter sein Ding durch und muss von Kamui aufgehalten werden. Tjha, ganz schön tragisch und ich bin gespannt, was da noch kommt.

Insgesamt war es wieder sehr schön zu lesen, flüssig und sehr harmonisch geschrieben. Kleine Komma- und Rechtschreibfehler sind absolut verzeihbar. ;)

@Priddie
Sind wir immer wieder einer Meinung, was? *g*


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