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Ein ganz normales Leben

Dritter Platz Herbst-FF Wettbewerb 2004
von

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Vergilbte Bilder

Ein ganz normales Leben
 

- Eine Saber Rider Fanfiction -
 

(by April Eagle ^-^''')
 

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I don't know what's worth fighting for

Or why I have to scream

I don't know why I instigate

And say what I don't mean

I don't know how I got this way

I know it's not alright

So I'm

Breaking the habit

I'm breaking the habit

Tonight
 

(Linkin Park, "Breaking the habit")
 

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Prolog: Vergilbte Bilder
 

Es regnete. Dunkle Wolken hatten sich vor die zwei Sonnen geschoben, die klein wirkten auf einem winzigen Planeten nahe Yuma Citys, am Rande der von Menschen bevölkerten Galaxien. Vor Jahrhunderten bereits war es dem Homo Sapiens gelungen, die Enge der Erde zu verlassen und in den unendlichen Weltraum vorzustoßen. Er hatte sich auf fremden Planeten nieder gelassen, hatte neue Siedlungen und Städte gegründet, technische Errungenschaften gemacht, neue Tierarten entdeckt und neue Energiequellen erschlossen.

Doch trotz all des Fortschrittes, der Leichtigkeit, mit denen die Schüler von heute die Namen von mehreren Galaxien nennen und in den Ferien auf Lichtjahre entfernte Planeten reisen konnten, und der Macht, die der Mensch erreicht hatte, so hatte sich seine Spezies im Kern nicht geändert. Noch immer herrschte Krieg, nicht nur gegen den ärgsten Feind, den Outrider, die das neue Grenzgebiet am Rande der Galaxien unsicher machten, sondern der weise Mensch lag auch im Zwiespalt gegen sich selbst. Korruption stand an der Tagesordnung und diejenigen, die dagegen aufbegehrten, wurden in die Ferne geschickt.

Ja, der Mensch hatte vieles erreicht, war dem alten Traum des Fliegens wieder ein großes Stück näher gerückt in seinen Ungetümen aus Stahl, die in Lichtgeschwindigkeit durch das all rasten und jeder anderen Rasse zeigte, dass er der Herr der Schöpfung war.

Dabei hatte er die Bedrohung der Outrider vergessen. Ein großer Krieg, der größte seit der Besiedlung des Mars vor über dreihundert Jahren, war entbrannt und hatte viele Opfer gekostet. Viele Familienväter waren nie aus dem Schlachtfeld zurück gekehrt, so mancher Mensch verlor in den Kämpfen, die um die Kolonien entfachten, sein Leben. Viele Kinder blieben als Waisen zurück in einer Welt, die sie nicht verstanden.

Die junge Frau schob sich die Kapuze ihres langen Pelzmantels tiefer in das Gesicht. Zu Beginn war sie dankbar gewesen, dass ihr eigener Mann unverletzt aus dem Krieg zurückgekehrt war. Nächtelang hatte sie für seine Heimkehr gebetet, nur um zu erkennen, dass er sich verändert hatte. Aus dem einst so sanften, entschlossenen jungen Mann war ein hartherziger, herrschsüchtiger Tyrann geworden. Zu Beginn hatte sie versucht, ihn zu verstehen, ihm in seinen Alpträumen beizustehen, bis sie erfuhr, was er in dem großen Outriderkrieg getan hatte, was er seinen - und ihren - besten Freunden angetan hatte. Seitdem konnte sie ihn nicht mehr vertrauen, distanzierte sich immer weiter von ihm.

Schweigend sah sie seinem Treiben zu, griff nur ein, wenn er gegen ihren Sohn, ihrem ein und alles, vorgehen wollte. Schweigend und tatenlos. Nun aber war die Zeit zum Handeln gekommen. Ja, der Mensch hatte auch in der Medizin ungeheure Fortschritte erklommen, die Lebenserwartung stieg rasch an und ein früher Tod diesseits der fünfzig wurde zur Seltenheit. Selten, jedoch möglich. Sie wusste seit letztem Monat, dass sie zu der traurigen Minderheit gehören würde.

Die junge Frau hustete unterdrückt und blieb stehen. Schauernd blickte sie sich in der tristen Umgebung um. Die Häuser waren hoch gebaut, beherbergten winzige Wohnungen. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, in den grauen Strassen Bäume anzupflanzen. In einer Gesellschaft, die in fremde Galaxien gestoßen war und die Zukunft als golden pries, gab es dennoch Verlierer. Menschen, die nicht in das Ideal der Pioniere des neuen Westens passten, die keine Verbindungen zur Macht, kurz, kein Geld besaßen, wurden in solchen Vierteln abgeschoben, die ganze Planeten umfassten, die weder Energiequellen noch anderen Nutzen besaßen.

"Mama?"

Die junge Frau fuhr leicht zusammen, als die kleine Hand sich in die ihrige schob und dort nach körperlicher Wärme suchte. Sie drehte sich zu ihrem Sohn um, einem Jungen von fünf Erdenjahren, und korrigierte den Kragen seiner grünen Jacke, die den Regen nicht durchlassen, das Kind warm und trocken halten würde. Blonde Haare, die er von ihr geerbt hatte, lugten unter der dunklen Mütze hervor und seine Augen, die von derselben blauen Farbe wie die seines Vaters waren und doch gleichzeitig so viel gütiger drein schauten, blickten sie sorgenvoll an.

"Wo sind wir hier?"

"Wir sind gleich da, mein Liebling." Sie bückte sich zu ihm herunter und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Der Junge lächelte und nickte. Fest umgriff er ihre Hand und folgte ihr vertrauensvoll durch die dreckige Strasse. Die meisten Fenster hoben sich schwarz gegen den wolkenverhangenen Himmel ab. Obwohl ein unangenehmes Dämmerlicht herrschte, schien niemand das Licht anzumachen. Vermutlich waren die Energiequellen dieses Planeten bereits erschöpft und deshalb wurde überall gespart. Viele der Menschen von heute, Nachkommen der ersten hoffnungsvollen Siedler, wuchsen ohne den Luxus von Strom oder fließendem Wasser auf. Ein Luxus, der auf anderen Planeten so normal war wie die Luft zum atmen. Luft, die hier erbärmlich stank.

Endlich erreichte sie ihr Ziel, einen Wohnblock von vielen, der sich nur von den anderen durch eine große Zahl über der Eingangstür unterschied. Es gab keine Namensschilder, keine Klingeln. Die große Tür war nicht verschlossen, das Sicherheitssystem funktionierte nicht mehr, sollte es jemals im Betrieb gewesen sein.

Die junge Frau schritt energisch durch den engen Flur und spürte, wie sich ihr Sohn gegen ihre Beine drückte. Ihm missfiel diese Umgebung offensichtlich, war er doch in einem anderen, in einem viel schöneren Land aufgewachsen, das keinen Horizont zu besitzen schien, dafür aber unendliche Wälder mit grünen Bäumen, die sich in den nächsten Wochen in ein buntes Farbenspiel verwandeln würden. Auf der Erde, seinem Geburtsplanet, gab es noch Jahreszeiten. Hier, so erschien es der jungen Frau, schien nur ewiges Novemberwetter vorzuherrschen. Kein Ort, an dem jemand leben sollte, erst recht nicht die Personen, die sie besuchen wollte.

"Hier sind wir, Liebling." Flüsterte sie beruhigend zu ihrem Sohn und fuhr ihm sanft über das blasse Gesicht. Er aber ergriff ihre Hand erneut und hielt sie fest, als könnte sie verschwinden, würde er sie loslassen. Leise seufzte die junge Frau, bevor sie einen kleinen Zettel aus den Tiefen ihres Mantels hervorholte und die Nummer an der Wohnungstür mit der auf dem Papier verglich. Sie stimmte, also klopfte sie an.

Noch bevor sie etwas über die Sprechanlage sagen konnte, die vermutlich auch nicht funktionierte, erklang aus dem Inneren des Betonklotzes ein klägliches Wehklagen. Es sollte protestierend, fordernd klingen, war aber viel zu leise, viel zu erschöpft, um wirklich noch etwas ausrichten zu können. Das Herz der jungen Frau krampfte sich zusammen und sie hielt automatisch die Hand ihres Sohnes fester, als sie das Klagen als das Schreien eines Babys identifizierte.

Nichts geschah.

Die junge Frau zögerte für einen Moment, bevor sie ihre freie Hand hob und erneut klopfte. Energischer, zielsicherer. Nein, sie würde nicht aufgeben, sie würde nicht gehen, egal, wie viel Kraft sie dieser Besuch auch kosten würde. Sie würde ihre Augen nicht länger verschließen und tatenlos daneben stehen, wie andere Menschen wegen ihres Mannes im Unglück versanken. Dies war eine Familienangelegenheit und sie würde sie auch als eine solche behandeln. Mit der Würde einer Gräfin!

"Ich habe ein Schreiben bekommen, dass ich die Miete noch um eine Woche versch..." Die Tür wurde geöffnet und ein Mädchen, kaum älter als sechzehn, allerhöchstens siebzehn, erschien im Türrahmen. Sie trug ein schäbiges Kleid und war trotz der Kälte barfuss. Ihr viel zu dünner Körper zitterte und ihre Augen wurden tellergroß, als sie den Besuch auf ihrer Schwelle erkannte. Ihr Blick flog zwischen der jungen Frau und dem kleinen Jungen hin und her, bevor sie sich auf ihre Knie warf und laut zu schluchzen begann.

"Es tut mir leid, Madame. Es war nie meine Absicht, dass Ihr persönlich hier her kommt! Ich wollte nie etwas fordern, wirklich, wenn die Situation anders gewesen wäre... bitte..." Sie schlug die Hände vor das Gesicht und ihr Stammeln ähnelte dem kläglichen Weinen, das aus dem Inneren des winzigen Raumes zu ihnen drang. Neben einem verdreckten Fenster, gegen das der Regen hart trommelte, stand eine aus Brettern zusammen geschusterte Wiege, die schon mehr als ein Kind beherbergt hatte. Die junge Gräfin sah hinüber und biss sich auf die Unterlippe. Tränen spiegelten sich in ihren Augen, drohten, das Make Up, das sie vor dem Regen gerettet hatte, zu vernichten.

"Bitte hört auf zu weinen." Sagte sie mit leiser Stimme und reichte dem Mädchen ein weißes Taschentuch, das unreal sauber in der dreckigen Umgebung wirkte. Dann trat sie hinüber zu der Wiege und spähte hinein. Die ersten Tränen konnte sie nicht zurück halten, als sie das Baby sah, das in einen dunklen Pullover gehüllt da lag und ärgerlich seine kleinen Fäuste ballte. Vermutlich war es hungrig, aber seine Mutter konnte ihm nicht mehr zu essen geben, war sie selbst unterernährt. Die junge Gräfin beugte sich über das Kleinkind und streichelte liebevoll durch den Flaum blauer Haare.

"Bitte... nehmt ihn mir nicht weg..." schluchzte das Mädchen und humpelte zu ihr herüber. Ihr rechtes Bein war steif, vermutlich eine alte Verletzung, die aus Ermangelung an ärztlicher Versorgung nie richtig behandelt worden war. "Ich werde auch nie Forderungen stellen, nie mehr als ein wenig Geld für Essen... aber nehmt ihn mir nicht weg..."

"Ihn? Ein Junge?" Die junge Gräfin hob den Pullover und schluckte, als der kleine Junge fröstelnd zusammen zuckte und erneut weinen wollte, ihm jedoch die Kraft dazu fehlte. Ohne viel Nachzudenken, schließlich war sie selbst eine fürsorgliche Mutter, nahm sie das frierende Kleinkind in den Arm und wiegte ihn sanft, bis er sich beruhigte und sich vertrauensvoll an sie kuschelte.

"Bitte... nehmt ihn mir nicht weg, ich liebe ihn... Madame..." Flehte das Mädchen, aber ein Blick in ihre traurigen Augen verriet, dass sie sich keiner Illusion hingab. Sie sollte froh sein, wenn jemand wenigstens ihren Sohn aus diesem Elend befreite. Selbst wenn dies nur aus schlechtem Gewissen - oder gar aus Rache geschah.

"Ihr wisst, wer euer Sohn ist, oder?" Die junge Gräfin schaukelte das Kleinkind und beugte sich nach vorn, als ihr eigener Sohn an ihrem Ärmel zog. Er wollte auch einen Blick auf das Baby werfen. Sein Gesicht leuchtete förmlich auf, als er den anderen Jungen sah und ganz behutsam streichelte er über kränklich gerötete Wangen, so als halte seine Mutter das gebrechlichste Wesen in ihren Armen, das er jemals gesehen hatte. Das kostbarste.

"Ja." Gab das Mädchen in dem dreckigen Kleid leise zu und setzte sich auf ein altes Bett, das einzige Möbelstück in dem Zimmer neben der selbstgebauten Wiege. "Aber ich würde das niemals gegen Euch richten, Gräfin! Noch gegen Euren Sohn." Kurz sah sie den blonden Jungen an, der ihren Sohn so fasziniert betrachtete, bevor sie wieder auf ihre bloßen Füße schaute, das Taschentuch in ihren zittrigen Händen knetete. "Ich wusste nicht, wer er war. Das müsst ihr mir glauben! Er war gut zu mir, der erste, der jemals etwas anderes für mich übrig hatte als harte Worte oder Schläge. Er versprach mir eine sichere Zukunft und ich glaubte ihm. Ja, ich glaube ihm und gab ihm alles, was ich hatte. Dann aber ging er eines Tages und kam nie mehr wieder." Weitere Tränen rannen über ihr eingefallenes Gesicht. "Ich erfuhr erst viel später, wer er war. Ich wollte daraus nie eine Vorteil ziehen, Gräfin, das müsst ihr mir glauben! Aber ich sah keinen anderen Weg mehr. Hier findet man keinen Job als ledige Mutter, mein Geld ist aufgebraucht und meine Miete wird kein zweites Mal verschoben. Ich wusste in meiner Not nicht, an wen ich mich wenden sollte. Bitte vergebt mir, ich wollte Euch in keinster Weise belasten, Gräfin, ich brauche nur ein wenig Geld für Kleidung und Nahrung für meinen Sohn. Das ist alles, worum ich euch anflehe. Das einzige Mal..."

Ihre Stimme brach und sie weinte erneut leise.

Die Adelige sah einige Augenblicke schweigend auf das Baby in ihren Armen, das gähnte und schließlich einschlief. Ihr Pelzmantel schien ihm mehr Wärme zu spenden, als es diese kalte Welt, in die er erst vor kurzer Zeit hereingeboren wurde, jemals konnte.

"Weiß sein Vater von ihm?"

"Nein!" Der Kopf des Mädchens schnellte in die Höhe und ihre Augen waren vor Schreck geweitet. "Er hätte meine Schwangerschaft nie zugelassen, aber ich hätte meinen Sohn niemals aufgegeben. Er ist das Beste, was mir je in meinem Leben passiert ist, trotz all der Umstände. Ich liebe ihn."

Die Gräfin musterte ihren eigenen Sohn, der noch immer wie hypnotisiert das schlafende Baby betrachtete, und nickte schließlich langsam.

"Ich verstehe, Miss Blue." Sagte sie leise und lächelte traurig. "Wenn ich gesünder, stärker wäre, würde ich für ihn kämpfen, dafür sorgen, dass er die Stellung im Leben erhält, die er laut seiner Geburt verdient hätte. Ich würde gern mit ihm teilen und mein Sohn ebenfalls, aber ich bin leider zu schwach. Zu schwach, um meinem Mann weitere Kinder zu gebären, ja, selbst zu schwach, um meinen kleinen Richard aufwachsen zu sehen."

Die junge Gräfin seufzte leise und schritt hinüber zu dem alten Bett, um sich neben das Mädchen zu setzen, das sie ängstlich anstarrte.

"Aber ich werde Euch aus dieser Hölle holen und dafür sorgen, dass Ihr genug Geld habt, um ein Leben in Würde zu führen und Eurem Sohn eine gute Ausbildung zu finanzieren, damit Ihr stolz auf ihn sein dürft."

"Madame..." hauchte das Mädchen und rang ihre Hände, nicht wissend, ob dieses Angebot wirklich wahr bliebe oder ob es im nächsten Moment verschwunden wäre, wenn sie blinzelte. "Das soll keine Erpressung..."

"Das ist es auch nicht, Miss Blue. Seht es als Wiedergutmachung an." Die junge Gräfin hielt den schlafenden Jungen auf einen Arm, während sie mit der freien Hand in ihre Handtasche griff. Mehrere Akten sowie ein kleiner Stapel Plastikkarten kamen zum Vorschein.

"Hierbei handelt es sich um ein kleines Haus auf der Erde, im Land Kanada, um genau zu sein. Ich werde mich darum kümmern, dass Ihr genügend finanzielle Mittel erhaltet, um..."

"Mama?"

Beide Frauen, eine mit Tränen, die anderen mit einem entschlossenen Ausdruck auf dem Gesicht, zuckten leicht zusammen und drehten sich zu dem blonden Jungen um, der seine Mütze vom Kopf gezogen hatte und sie beide bettelnd betrachtete. Von der ganzen Unterhaltung hatte er nicht viel verstanden, nur so viel, dass das Baby irgendetwas mit ihm zu tun hatte. Ob er sein neuer Freund sein könnte? Das wäre wundervoll, denn er hatte kaum Freunde zu Hause. Nur seine Pferde und seine Amme sagte immer, dass Tiere keine wirklichen Freunde ersetzen konnte.

Wenn er groß genug wäre, könnte er ja auf seinem Pony reiten, da passte er sowieso bald nicht mehr drauf.

"Ja, mein Liebling?"

Der Junge lächelte selbstzufrieden, als er seine Arme nach dem Baby ausstreckte.

"Darf ich ihn halten? Darf ich? Bitte. Ich bin auch ganz vorsichtig." Der blonde Junge setzte sein bestes Lächeln auf, von dem er wusste, dass es in den meisten Fällen bewirkte, seine Mutter von seinem Vorhaben zu überzeugen. Es gelang ihm auch dieses Mal. Seine Mutter wechselte mit der netten Tante, die zu viel weinte, fragende Blicke und als diese nickte, wurde ihm das Baby vorsichtig in die Arme gegeben. Es war schwerer, als er es erwartet hatte, aber er war ein starker Junge, das behauptete zumindest sein Vater.

Das Baby öffnete seine Augen, die, wie bei allen Kindern dieses Alters, eisblau leuchteten und betrachtete ihn schweigend. Dann verzog es seine Mundwinkel und begann zu lachen. Der blonde Junge lächelte zurück und musste ebenfalls kichern.

"Darf er mein Freund sein, Mama, Tante?" fragte er begeistert und wartete ihre Antworten gar nicht ab, sondern konzentrierte sich wieder auf das Kleinkind, das nach seinen blonden Haaren griff und neugierig daran zu ziehen begann. Beide Jungen grinsten dasselbe verschmitzte Grinsen, wenn auch unbewusst.

"Ich werde Euch helfen." Sagte die junge Gräfin entschieden und holte eine kleine Kamera aus ihrer Handtasche. "Das ist das Mindeste, was ich für Euch tun kann."

Dann schoss sie einige Bilder von den Erben ihrer schottischen Grafschaft.
 

***
 

"Ich wollte immer den schnellsten Rennfahrer und den zielsichersten Scharfschützen für Ramrod haben. Wieso mussten diese beiden aber ausgerechnet auch die größten Schnecken des neuen Grenzgebietes sein?"

Saber lehnte an der Balkonbrüstung der Stadthalle Yuma Citys und lächelte, während er den Schimpftiraden seiner Sandkastenfreundin April lauschte. Die junge Frau lief aufgeregt an den Bildern ehemaliger Star Sheriffs, die Ehre und Glorie in den Diensten des Oberkommandos errungen hatten, vorbei und redete wie ein Wasserfall. Ihre langen, blonden Haare hatte sie vor gut einer Stunde mit einer Bürste gebändigt, aber einige Strähnen waren dem langen Zopf entflohen und abwesend flocht sie diese zusammen und trennte sie wieder auf. Ihr helles Festtagskleid, in das sie nicht recht zu passen schien, war bereits ein wenig zerknittert und spätestens beim Festessen würde sie es mit irgendeiner roten Soße übergießen und damit ein wenig mehr wie die April aussehen, die er kannte, mit der er aufgewachsen war. Normalerweise war ihre Berufsbekleidung bei den Star Sheriffs auch nie sauber, denn sie schraubte für ihr Leben gern an diversen Apparaturen herum, am liebsten natürlich an ihrem Meisterwerk, Ramrod, dem Sternenschiff, das sie gemeinsam mit ihm entwickelt hatte. Öl und andere Flüssigkeiten zierten meist ihren roten Overall und trotz allen Drecks, den der Maschinenraum mit sich brachte, fühlte sie sich dort wesentlich wohler als hier im Kavallerieoberkommando, im Kreis der mächtigsten Männer, zu denen auch ihr Vater gehörte, aber um die sie sich persönlich nie geschert hatte.

"Sie werden gleich hier sein, April. Gib ihnen noch fünf Minuten. Die Zeremonie fängt doch erst in einer halben Stunde an." Beschwichtigte er die junge Frau, die nach dem frühen Tod seiner Mutter zu seiner Familie geworden war. Er verbrachte mehr Zeit in Frankreich und später während seines Studiums und seiner Ausbildung zum Star Sheriff in Yuma City als in Schottland. Er wusste aus Erfahrung, dass sie sich nicht beruhigen würde, bis die zwei Unglücksraben endlich auftauchten und sich in die Reihen der neu zu ernennenden Star Sheriffs einordneten, aber seine ruhige Art verhinderte wenigstens, dass sie vollends ihre Geduld verlor und womöglich in die Duschen der beiden lahmen Enten, wie April sie bereits vor drei Minuten beschimpft hatte, stürmte. Bei der jungen Französin wusste man schließlich nie. Denn wenn es darum ging, all zu peinliche Situationen in der Öffentlichkeit zu umgehen, vergaß sie im Privaten jegliche Scham.

"Aber sie sollten schon längst unten sein und ihren Platz einnehmen! Schließlich ist diese Zeremonie notwendig, sonst können wir nächste Woche nicht in den Weltraum zurückkehren! Das hier ist eine absolute Ausnahme, sie bekommen den Stern ohne Prüfungen und jahrelange Ausbildung, sie sollten deshalb nicht noch unangenehm auffallen!" April ballte ihre Fäuste und stapfte tatsächlich hinüber zur Tür, um zu den Gastunterkünften zu rauschen, aber Saber ergriff sanft ihren Arm und hielt sie fest.

"Gib ihnen noch fünf Minuten, mir zuliebe, ok? Schließlich ist das alles Etikette und das ist recht neu für sie."

"Für Colt alle mal!" Beide mussten sie grinsen und hofften insgeheim, dass der Cowboy wenigstens wusste, wie man eine Krawatte band. Und dass er seinen albernen Cowboyhut wenigstens heute im Schrank lassen würde.

"Fireball ist Japaner, für Japaner ist es eine Sache der Höflichkeit zu spät zu kommen." Erinnerte sich April plötzlich und erbleichte. "Verdammt! Diese ganzen Kulturen machen mich noch verrückt! Dabei ist doch heute ein so wichtiger Tag..." Die junge Frau wollte sich von ihm fortreißen, aber Saber hielt sie zurück und lächelte sie liebevoll an.

"Ist gut, April. Ich werde unsere zwei Schlafmützen persönlich aus der Dusche zerren, wenn's nötig ist. Geh du runter und sag deinem Daddy einen lieben Gruß. Er hält doch sowieso erst seine Rede über die Pflichten der Star Sheriffs, nicht wahr? Also hab ich noch mindestens fünfzehn Minuten mehr, um Colt und Fireball zu finden."

"Ok." April trat hinüber zu der Brüstung und blickte in die ausladende Halle vor ihnen hinunter. Die Bühne war reichlich mit künstlichen Blumen geschmückt und die Stühle davor zurecht gerückt. Alles sah bereit aus für de Ernennungen. Für Aprils Geschmack zu bereit. Ihr Blick schweifte durch den Saal und ihre Gesicht erhellte sich, als sie die wohlbekannte Statur ihres Vaters, des Kommandeurs des Kavallerie-Oberkommandos, sah. Neben ihm stand eine andere Person, die sie heute lieber nicht gesehen hätte.

"Dein Vater ist auch da, Saber." Sagte sie und strich sich unbewusst einige blonde Strähnen hinter ihre Ohren. Sie kannte den Vater ihres besten Freundes sehr gut, vielleicht sogar zu gut. Die Abneigung war gegenseitig.

"Er ist der Ehrenvorsitzende, hat ja schließlich genug Geld in diese Organisation gesteckt, da möchte er auch ab und an ein gutes Abendessen und ein paar Speichellecker als Belohnung haben." Sabers Stimme war kalt und er holte tief Luft. Es brachte nichts, wenn er seinen Gefühlen freien Lauf ließ, das hatte er damals aufgegeben, als er seinem Vater endgültig den Rücken wandte und mit April nach Yuma City zog, um dort zu studieren und mit ihr seinem Traum vom eigenen Kampfschiff zu verwirklichen.

Nun fehlten nur noch zwei wichtige Details und Ramrod wäre fertig, kampftüchtig, bereit, sich den Outridern im Gefecht entgegen zu stellen. Zwei Details, die April und ihn fast in den Wahnsinn trieben mit ihrer teils zu lässigen, teils zu temperamentvollen Art. Aber die beiden jungen Männer waren am besten geeignet für ihr Kampfschiff. So gut, dass Saber seinen Einfluss spielen ließ und die beiden heute ohne zweijährige Ausbildung und eventuelles Studium einfach so den Sheriff Stern erhielten und damit vollwertige Star Sheriffs wurden, um mit ihnen gegen die Outrider zu kämpfen.

Es war eine einmalige Gelegenheit und eine große Ehre, denn Kommandeur Eagle kam sogar persönlich, obwohl es ihm gesundheitlich nicht gut ging. Vor drei Wochen war ein Attentat auf die Zentrale verübt worden und er war nur mit Mühe und Not entkommen. Eigentlich sollte er ja zu Hause in Frankreich bleiben und sich auskurieren, so hatten es ihm seine Ärzte empfohlen. Selbstverständlich hatte er sich nicht daran gehalten. Saber vermutete, dass Kommandeur Eagle einfach seine Tochter hatte sehen wollen und deshalb den weiten Weg von der Erde nach Yuma City auf sich genommen hatte.

Ja, es war eine unglaubliche Ehre - und die zwei Trantüten kamen zu spät.

"Ich beeil mich dann mal und hol die beiden." Saber umfasste den Griff seines Schwertes, das mehr als Schmuck denn als Waffe an seiner Uniform hing und nickte kurz zu April, die kurz mit ihrer Hand winkte, in Gedanken jedoch bereits bei ihrem Vater war, den sie abgöttisch liebte, der immer für sie da gewesen war. So ganz anders als Graf von Lancelot, Sabers eigener Vater.

Entschlossen schritt er die engen Gänge der Stadthalle entlang, die nach dem Vorbild eines englischen Schlosses gebaut worden war. Saber fragte sich zum tausendsten Male, warum man die Enge hatte mit übernehmen müssen, sie behagte ihm nicht wirklich. Dunkelheit hüllte ihn allmählich ein, da die Nacht hereinbrach. Direkt nach der Ernennung der neuen Star Sheriffs würde es ein großes Feuerwerk geben, deshalb fand diese Zeremonie immer erst zu später Stunde statt.

Warum musste man beim Erbauen dieses Mausoleums unbedingt die alte Atmosphäre wiederherstellen?

Saber vermisste das automatische Licht, das ihn in seinem Haus sowie auch in Ramrod ständig begleitete und beäugte die Fackeln mit künstlichen, dafür aber täuschend echtem Feuer argwöhnisch. Auch hier hingen an den Wänden Gemälde von ehrbaren Star Sheriffs, die in den Krieg gezogen und nicht wiedergekommen waren. So wie Fireballs Vater, Kommandeur Hikari. Der Schatten eines jungen Mannes stand vor dem Gemälde und blickte es unbeweglich an. Für einen Moment glaubte Saber, dass Fireball davor stand und über seinen Vater trauerte, den er nicht kennen gelernt hatte, da er zu klein gewesen war, als dieser verschwand, um sich an ihn erinnern zu können. Aber als er näher trat, erkannte er, dass es sich dabei um einen jungen Kadett handelte, der sich offenbar in dem weitläufigen Gebäude verlaufen hatte. Er trug seinen Helm und hielt ein Chip in den Händen, vermutlich die Einladung, die zugleich seine Legitimation darstellte, die Halle zu betreten.

"Kann ich helfen?" fragte Saber und notierte sich in seinen mentalen Notizblock, dass er den Rest des Weges zu den Unterkünften seiner Mannschaft rennen würde, sonst kämen Fireball und Colt wirklich zu spät und Aprils Schimpftiraden würden innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden kein Ende nehmen. Aber einen jungen Kadetten konnte er auch nicht einfach so stehen lassen, immerhin waren diese jungen Männer die Zukunft von morgen, würden an ihrer Seite mit ihnen kämpfe, sollte sich der große Krieg gegen die Outrider von vor über zwanzig Jahren wiederholen.

Der Kadett drehte sich um und blickte ihn stumm an. Bewegungslos. Die Schusswaffe, die er am Gürtel seines Anzuges trug, glitzerte rot im Licht der Fackeln und seine Schusshand lag im Schatten. Saber fühlte sich für einen Moment seltsam bedroht, schob den Gedanken dann aber beiseite. Outrider waren nicht zu unterschätzen, aber sie waren nicht intelligent genug, sich an einem Tag wie diesen in ein so ausgezeichnet bewachtes Gebäude wie die Stadthalle Yuma Citys einzuschmuggeln.

"..." Der junge Kadett schlug gegen seinen Helm, der leise piepte und hob nun beide Hände, um ihn sich vom Kopf zu ziehen. Genervt stöhnte er und starrte das verhasste Kleidungsstück giftig an. "Der Rotz funktioniert nie!" murmelte er genervt und blickte schließlich wieder auf, um den anderen Mann anzuschauen, der auf ihn zu trat, direkt in das Licht von einer der verflixt dunklen Fackeln. "Ich suche die Zeremonie zu..." Der junge Kadett erstarte sichtlich und seine Augen verzogen sich zu Schlitzen. Saber missinterpretierte seine Reaktion, wurde jegliches Licht innerhalb des Helmes augenfreundlicher dargestellt, als es das in der Wirklichkeit war.

"Zur Ernennungszeremonie geht's immer gerade aus." Erklärte ihm Saber freundlich und deutete hinter sich. "Kannst du gar nicht verfehlen. Aber ich würde mich beeilen, in zirka zwanzig Minuten geht's los. Ich muss auch noch meine zwei Rekruten zusammen suchen." Saber lächelte aufmunternd, aber das Gesicht des jungen Mannes blieb regungslos, seltsam kalt. Schweigend musterte er den blonden Schotten vor sich und ballte seine Hände zu Fäusten. Blaue Strähnen fielen in seine glitzernden Augen, bevor er sich abwandte und zielgerichtet an Saber vorbei schritt.

"Spoiled boy!"

Die Worte waren in einem irdischen Dialekt gesprochen, von einem Muttersprachler. Fireballs Englisch klang anders, abgehakter, manchmal verunsicherter, auch wenn jeder Mensch des neuen Grenzlandes mit dieser Lingua Franca aufwuchs und sie noch im Kindergarten perfekt zu beherrschen lernte. Die Wurzeln eines jeden Menschen, die Kultur, in die er hereingeboren wurde, in der er aufwuchs, konnte er jedoch nie verleugnen.

Saber drehte sich verwundert um. Wenige junge Menschen, die in Yuma City ihre Ausbildung erhielten, kamen von der Erde. Viele wurden bereits in den neuen Kolonien geboren. Und wenige von ihnen wagten es, den Sohn des Grafen von Lancelot zu beleidigen, aus absolut keinem ersichtlichen Grund. Mit Worten, deren Zusammenhang er nicht verstand.
 

***
 

"Na? Hat dich etwa dein Mut verlassen, jetzt, da deine Untergebenen dir nicht zur Seite stehen können?"

Es war stickig in dem Raumschiff der Outrider. Stickig und dunkel. Die seltsamen Wesen aus der Phantomzone liebten die Finsternis, man konnte kaum ein Schiff von ihnen betreten, ohne nicht automatisch nach der Taschenlampe zu greifen.

Saber schwitzte in seinem Raumanzug. Da die Outrider auch keine Gefühle gegenüber Hitze oder Kälte entwickelten, hatte man wohl die Heizung so hoch gedreht, wie es die Technik verlangte - zu hoch für Sabers menschlichen Körper. Sein Anzug versorgte ihn mit frischer Luft, die ihm das Atmen ein wenig erträglicher machte und sich darum kümmerte, dass sein Kopf nicht all zu sehr schwamm. Dafür sorgte schon die viel zu geringe Schwerkraft, die ihn immer wieder nach oben zwang, obwohl er wahrlich Besseres zu tun hatte, als an der Decke zu kleben. Also konzentrierte er sich auf seinen Anzug, der leicht beschädigt war und deshalb die Schwerkraft nicht mehr genügend ausgleichen konnte. Sein Schwert hing unbenutzt an seinem Gürtel, seit dem Vorfall vor drei Monaten konnte er es sowieso noch nicht so benutzen, wie er das gerne getan hätte. In seiner linken Hand hielt er dafür einen Blaster, mit dem er normalerweise ebenso gut umgehen konnte. Normalerweise, wenn denn seine rechte, seine Schusshand nicht zerschossen worden wäre. Die Ärzte hatten ihr Bestes getan und die Masse aus Knochen und Blut wieder zusammen geflickt, aber auch die modernste Medizin konnte einen Faktor nicht außer Acht lassen: Zeit. Der Spezialverband, der ihm seine Hand gerettet hatte, benötigte zum Heilen noch einige Wochen, bevor er sie wieder ohne Einschränkungen gebrauchen konnte. Bis dahin hatte er geglaubt, käme er schon zurecht.

Was sich nun als großer Irrtum herausstellte.

"Meinst du, du kannst mich mit diesem Spielzeug dort erledigen?" Jesse Blue lachte laut auf und schwenkte seine eigene Waffe, die größer war als sein Arm. Lässig hing sie auf seiner Schulter und der junge Mann, der nun nicht länger den Anzug der Star Sheriffs, sondern den der Outrider trug, lachte hämisch. "Ich denke, dieses Mals sind deine Chancen ganz gering hier rauszukommen, spoiled boy."

Wieder diese Anrede, die Saber schon vor einem Jahr gewundert hatte, da er dem jungen Kadetten das erste Mal über den Weg gelaufen war. Nun verstand er den tieferen Sinn der Worte, besonders seit seiner Verletzung, die ihm Zeit gab, in seiner Vergangenheit zu stöbern und längst Verschollenes an den Tag zu befördern.

Saber wusste seitdem nicht recht, wie er über seine Entdeckung denken sollte, vor allen Dingen nicht in Augenblicken wie diesen, an denen Jesse ihm so hasserfüllt gegenüber stand. Sollte er wütend darüber sein, dass er es überhaupt herausgefunden hatte und dass ihn sein schlechtes Gewissen nun nicht in Ruhe ließ? Oder sollte sein Zorn viel mehr den Menschen gelten, die zugelassen hatte, dass er die Wahrheit nicht schon eher erfuhr, viel eher?

"Hast du deine Zunge verschluckt?" Jesse entsicherte die Waffe auf seiner Schulter und richtete sie direkt auf seinen Gegner, seinen Erzrivalen - in jeder Hinsicht. "Auch gut, dann werd ich dich jetzt umbringen und April wird auf ewig mein sein!"

Der junge Mann erzählte Saber bei jedem Treffen, wie unsterblich er in die junge Erfinderin Ramrods verliebt war. Dem jungen Schotten waren diese ach so gefühlvollen Geständnisse immer wie leere Phrasen vorgekommen, wie ein Vorwand, um sein eigentliches Anliegen zu tarnen. Nun wusste Saber, worauf der junge Mann ihm gegenüber anspielte und wünschte sich, ihm zu geben, wonach er verlangte. Zugleich wusste er jedoch, dass dies in dieser Situation, in diesem Moment nicht möglich war. Hier in einem Outriderschiff jenseits aller Vernunft würde es sie beide zerstören.

Deshalb schwieg er und blickte auf die kleine Waffe in seiner linken Hand. Vollkommen hilflos war er nicht, hatte er die andere Hand immer in der weisen Voraussicht trainiert, dass seine Schwerthand einmal im Kampf verletzt werden könnte. Trotzdem wollte er den jungen Mann vor sich nicht angreifen, nicht mehr.

"Verdammt, jetzt tu hier nicht so pathetisch!" Jesse Blue stürmte vor und im nächsten Moment war der Lauf der Waffe gegen Sabers Brust gedrückt, direkt über seinem Herzen. Ein Schuss genügte, um ihn zu töten. Der junge Schotte reagierte während Jesses Bewegung automatisch. Jahrelanges Training und so manch überlebte Gefahrensituation ließen seinen Körper instinktiv herumwirbeln. Der junge Mann, der so bereitwillig zu den Outridern übergelaufen war unter dem Vorwand, dass April seine Liebe verschmäht hatte, wurde gegen die Wand des Raumschiffes gedrückt. Der Lauf seiner Waffe verharrte weiterhin auf Sabers Brust, aber nun wurde die Waffe des jungen Schotten selbst an den Körper des menschlichen Outrider gepresst, an seine Schläfe.

Eisblaue Augen blickten hinauf in Sabers Gesicht, das hinter seinem Helm leicht verschwommen wirkte. Sein Gesichtsausdruck war nicht zu erkennen, nur seine Augen blickten den jungen Mann unverwandt an.

"Wenn du glaubst, dass du jetzt gewonnen hast, dann irrst du dich, spoiled boy! In dem Moment, in dem du abdrückst, bist du genauso fällig!" Wie um seinen Standpunkt zu festigen, bohrte sich Jesses Waffe tiefer in Sabers Anzug. Dieser richtete seine Waffe höher, so dass die Kugel ihr Ziel, Jesses Gehirn, mit Sicherheit nicht verfehlen würde, dann verharrte der Star Sheriff.

"Bist du dir sicher, dass dies hier die richtige Entscheidung ist, Jesse?" fragte Saber mit einem Mal und erschreckte Jesse ein wenig nach seinem langen Schweigen.

"Was?" fragte dieser deshalb auch etwas unintelligent und überlegte fieberhaft, wie er sich aus dieser misslichen Lage befreien könnte, ohne selbst umzukommen, aber mit einem gezielten Freischuss auf seinen ärgsten Feind.

"Wenn du zurück kommen würdest, wäre das Kavallerie Oberkommando gewillt, dir eine zweite Chance zu geben."

"Einsperren würden sie mich." Sprudelte es aus Jesse, bevor er sich auf die Zunge beißen konnte. Was wollte er schon dort? Noch einmal die Schmach durchleben und sehen, dass all das, was rechtmäßig ihm gehörte, von einem anderen besessen wurde? Von einem anderen, der das gar nicht verdiente!

"Das würde ich verhindern."

"Na klar, indem du mich abknallst. Aber so weit kommt es nicht!" Jesse spannte seinen Finger um den Abzug. "Denn wenn ich schon zur Hölle fahre, dann nehme ich dich mit!" Jesse schloss seine Augen. Ja, lieber würde er sterben, hier und jetzt, gemeinsam mit seinem ärgsten Feind, als dass er erneut diese Demütigung durchlebte. Seine Augen schnellten auf, als er das Geräusch neben seinem Kopf hörte. Sabers Revolver wurde gesichert. Der Hebel sprang vor und damit konnte ihn der Star Sheriff nicht mehr aus Versehen erschießen.

Aus Versehen. Na klar...

"Überleg dir, welcher Seite du vertrauen kannst, Jesse. Die Outrider benutzen dich doch nur als Exoten. Sie würden sich einen Dreck um dich scheren, wenn dir etwas zustößt, oder seh ich hier jemanden, der dir zur Hilfe eilt?"

"Bei dir kommt doch auch niemand!" Jesse ließ den Finger wieder etwas locker, als sich der Stahl von seinem Kopf entfernte und Saber einen Schritt nach hinten ging, ein wenig Abstand zwischen sie brachte.

"Ich weiß aber, dass sie ihr Bestes versuchen, um mich zu retten. Und sollte ich das hier überleben, werde ich sie als erstes im Krankenhaus sehen."

"Pah! Ich werd eben nicht angeschossen - im Gegensatz zu dir!" Jesse grinste hinterhältig, wollte sich keine Gedanken darüber machen, warum Saber nicht auf ihn geschossen hatte, als er noch die Gelegenheit dazu gehabt hatte.

"Überleg's dir, Jesse. Solltest du's dir noch einmal anders überlegen und zur menschlichen Zivilisation zurückkehren, werde ich dir helfen." Saber steckte den viel zu kleinen Revolver in seinen Gürtel zurück und verschränkte vorsichtig seine Arme vor dem Oberkörper. Seine rechte Hand begann wieder zu schmerzen, es wäre an der Zeit, seine übliche Medizin zu nehmen. Normalerweise erinnerte ihn meist Colt daran, der für gewöhnlich alles vergaß, was nicht an ihm angewachsen war.

Vermutlich machte dieser sich einfach nur Sorgen, weil er glaubte, dass diese Verletzung seine Schuld wäre. Dabei hätte er niemals rechtzeitig genug sein können...

"Ich brauch deine Hilfe nicht spoiled boy!" Jesse hob seine Waffe und drückte ab. Die Kugel verfehlte nur knapp ihr Ziel, weil gerade in dem Moment das Gitter vom Luftschacht auf ihn herab segelte und ein Schatten den jungen Schotte zur Seite stieß.
 

***
 

"Du hast Post."

April betrat Sabers Zimmer in dem Haus, das er vom Erbe seiner Mutter gekauft und für sie beide eingerichtet hatte, als sie nach Yuma City zogen, um ihre Studien aufzunehmen. Nach und nach war Leben in das Haus eingekehrt und April war froh, dass Saber auf viele Zimmer bestanden hatte. Damals hatte sie ihn betrachtete und leicht spöttisch darauf hingewiesen, dass er zwar in einem Schloss aufgewachsen wäre, sie hier in Yuma City aber keine Zwanzig-Zimmer-Villa benötigten. Im Endeffekt war es keine Villa, sondern ein schönes Stadthaus mit keinen zwanzig, dafür aber acht Gästezimmer geworden. Zimmer, die nach und nach ihren Besitzer während der letzten Jahre fanden. Zuerst war Fireball als neuer Rennfahrer Ramrods zu ihnen gezogen, weil er nicht jeden Tag zwischen Japan und Yuma City pendeln wollte. Dann kamen Colt und seine Waffensammlung hinzu, die fast genauso viel Platz einnahm wie der Rest seiner Besitztümer. Und nachdem der schießwütige Cowboy ihnen genug vertraute und ihnen von seiner familiären Situation erzählte, zog auch sein jüngerer Bruder, Johnny, in das Stadthaus ein.

Wenigstens war nun immer etwas los.

April kicherte, als Colt laut fluchend hinter einem quietschenden Jungen her lief, der ihm offensichtlich eines seiner Mädchenhefte gestohlen hatte. Weniger, um sie selbst zu lesen, sondern vielmehr, um seinen Bruder damit aufzuziehen. Selbstverständlich wurde Fireball als Lebensretter mit einbezogen und musste ebenfalls über das Heft herziehen. Colts Gejammer konnte man sicherlich noch deutlich auf der anderen Straßenseite hören.

"Tatsächlich? Und du konntest das an den Verrückten vorbeischmuggeln?" Saber saß auf seinem Bett. Er trug einen dunklen Trainingsanzug und hatte die Tagesdecke über seine Beine geschlagen. Ein tragbarer Computer thronte auf seinem Schoss und piepte leise vor sich hin, ein Geräusch, das April unweigerlich mit Saber in Verbindung brachte.

"War überhaupt kein Problem, schließlich gehört das Päckchen nicht Colt und es sind keine nackten Frauen darauf."

Saber hob seine rechte Augenbraue, dann zuckte er mit seiner gesunden Schulter.

"Ich glaube, April, das will ich gar nicht weiter erläutert haben."

"Besser ist das." Sie setzte sich neben ihn auf die weiche Matratze und betrachtete ihn skeptisch. "Wie geht's der alten Kriegsverletzung?"

"Schon besser."

"Medizin genommen?"

"Ja, vor zehn Minuten."

"Brav."

"Danke, Mami."

"Ach, du!"

Sie lehnte sich vor und fuhr ihm freundschaftlich durch die blonden Haare, zerwühlte seine sonst so akkurate Frisur. Dann schob sie seinen Computer beiseite und drückte ihm das Päckchen in die Hände.

"Seit wann schickst du was an dich selbst?" fragte sie ehrlich neugierig und betrachtete, wie er die Verpackung aufriss und ein dickes Buch zu Tage förderte. Bücher waren eine Seltenheit, der pure Luxus, denn Papier wurde kaum mehr welches hergestellt. Alles wurde digital gespeichert und übertragen. Nur reiche Leute leisteten sich noch Papierbücher oder, wie sich April gleich selbst korrigierte, selbst entwickelte Photos. Reiche Leute wie die Lancelots.

"Du hast mich doch im Krankenhaus gefragt, warum ich nicht auf Jesse geschossen habe, obwohl er mich so offensichtlich umbringen wollte." Sagte Saber in seiner typisch monotonen Stimme, die jedoch in Aprils Ohren sehr angespannt klang.

"Natürlich hab ich das gefragt, immerhin hattest du deine Waffe weggesteckt und wäre Fireball nicht dazwischen gesprungen, hätte dich die Kugel mitten ins Herz getroffen und nicht nur..." sie betonte das >nur< mit einem schmerzhaften Unterton in ihre Stimme "...nicht nur deine Schulter. Du hattest gesagt, du willst mir später darauf Antwort geben."

Und natürlich hatte sie gewartet. So wie sie schon immer Sabers Entscheidungen akzeptiert, ihm vertraut hatte, dass er das Richtige tat.

"Ja..." Saber klappte behutsam das Photoalbum auf und seine blauen Augen nahmen einen traurigen Ausdruck an, als seine Finger zärtlich über die vielen Photos strichen, die seine Mutter aufgenommen hatte, als er noch ganz klein gewesen war. Es war eines ihrer liebsten Hobbys und er ihr liebstes Objekt gewesen. Natürlich hatte er von der Existenz dieses Albums gewusst, hatte sie es ihm unter anderem nach ihrem zu frühen Tod vermacht. Aber die Erinnerungen waren zu qualvoll, der Schmerz zu heftig gewesen, er hatte es nicht gewagt, diese Schatztruhe der Vergangenheit zu öffnen. Erst nach dem Vorfall, bei dem er beinahe sein Leben verloren hätte, Johnny und er, hatte er es während der langen Abende, die er im Krankenhaus auf die Genesung seiner rechten Hand hatte warten müssen, wieder hervorgekramt. Er schickte einen Boten zu seinem Heimatschloss in den Highlands und nachdem er die Photos sehr lange angestarrt hatte, hatte er es wieder zurück geschickt, nicht sicher, was er mit den alten Erinnerungen, mit den neuen Gefühlen anfangen sollte.

"Es gehörte meiner Mutter..." flüsterte Saber und blätterte die Seiten, die neben einem kleinen blonden Jungen auch öfters ein blondes Mädchen zeigten. April nickte wehmütig, als sie sich selbst wieder erkannte. Sabers Vater und der ihrige waren alte Kriegsveteranen gewesen, hatten sich sehr häufig getroffen und auf diese Art hatte April den Erben der Lancelots kennen gelernt und ihn kurzerhand zu dem Bruder ernannt, den sie nie gehabt hatte, da ihre Mutter bei ihrer Geburt starb und sich ihr Vater nie wieder verheiratete.

Sie hatte die gütige Gräfin ebenfalls kennen und lieben gelernt. Auch ihr hatte es das Herz gebrochen, als sie viel zu früh an einer unheilbaren Krankheit starb. Damals bei ihrer Beerdigung, als Saber wie versteinert an dem tiefen Grab gestanden und ihre Hand gehalten hatte, als wäre sie sein einziger Rettungsring in einer zu stürmischen Welt, hatte sie sich geschworen, immer für ihn da zu sein. Immer zu ihm zu halten. Was auch geschah. Selbst wenn er ihr ein Photo in die Hand drückte und die ungeheuerlichsten Dinge erzählte, sie würde immer auf seiner Seite stehen, ihn unterstützen, was auch immer er tat. Schließlich war er ihr einziger Bruder und sie seine einzige Schwester - in jeder Hinsicht, abgesehen von der Blutverwandtschaft.

"Wer ist das?" fragte sie, als sie den kleinen blonden Jungen sah, der ein dunkles Bündel in den Händen hielt und glücklich in die Kamera strahlte. "Bist du das?"

"Ja, das bin ich." Saber klang müde, als er ein weiteres Bild in ihren Schoß legte. Es zeigte dieselben Kinder, nur hier waren sie ein wenig älter. Der kleinere der beiden konnte nun laufen und nackt sprangen sie durch seichtes Wasser, bespritzten sich gegenseitig und lachten sicherlich lauthals. Blaue Haare schimmerten im Licht der Sommersonne und all zu bekannte Berge ragten weiß im Hintergrund in die Höhe.

"Wer ist der andere Junge?" wunderte sich April und nahm ein drittes Bild in die Hand, auf der sich zwei in dicke Kleidung eingepackte Jungen in buntem Herbstlaub auf dem Boden wälzten und sich gegenseitig mit Blättern bewarfen. Die Szene sah so friedlich, so unendlich fröhlich aus...

"Das ist Jesse Blue, April." Saber lehnte sich gegen den Rahmen seines Bettes und schloss seine brennenden Augen. "Meine Mutter hat uns beide als kleine Kinder photographiert. Erst habe ich es ja selbst nicht verstanden, bis ich dann dieses Bild fand."

Der junge Schotte brauchte seine Augen nicht zu öffnen, er fand das vergilbte Photo auch so, hatte er es während seines Krankenhausaufenthaltes stundenlang in seinen zittrigen Fingern gehalten und angestarrt.

"Verblüffende Ähnlichkeit..." murmelte April, die langsam zu verstehen begann. "Wer ist dieser eindrucksvolle Mann? Blaue Haare sind schon selten, aber ein blauer Vollbart... an diesen Mann würde ich mich erinnern."

"Kannst du nicht, er starb lange vor unserer Geburt. Das, April, ist der Großvater meines Vaters. Er heiratete eine Auswärtige, aus Spanien, glaube ich. Deswegen hat mein Vater braune Haare und ich hab meine Haarpracht von meiner Mutter geerbt, die ja ursprünglich aus Norwegen kam." Saber öffnete seine Augen wieder einen Spalt breit und blinzelte hinüber zu April, die noch immer wie gebannt auf die Photos in ihrem Schoß starrte. "Das wahre Markenzeichen der Lancelots ist eigentlich blaues Haar, ich hab in den Chroniken nachgeschaut."

April hob ihren Kopf und minutenlang sahen sie sich schweigend an. Schweigend und verstehend.

"Deswegen..."

"Ja. Deswegen."
 

***
 

"Saber?"

Es war weit nach Mitternacht und der junge Schotte saß noch immer hinter seinem Schreibtisch in der Zentrale Yuma Citys. Ihre letzte Mission war sehr anstrengend gewesen und die Berichte würden umfangreich ausfallen, aber April wusste, dass es nicht nur daran lag, dass Saber sich förmlich hinter seinem Computer verkrochen hatte.

"Colt und Fireball sind schon längst gegangen. Wir sollten es ihnen gleich tun." April trat leise hinter ihren besten Freund und konnte die Dokumente auf dem Bildschirm lesen, sah die Bilder, die sie wohl niemals vergessen würde. Der Hinterhalt war plötzlich und ohne Vorwarnung gekommen. Das Ramrodteam hatte sich zu dem Zeitpunkt auf einer weit entfernten Mission befunden und kam zu spät. Viel zu spät...

"Johnny fragt sich bestimmt schon, wo du bleibst." Spielte sie ihren letzten Trumpf. Saber reagierte nicht darauf, sondern vergrub sein blasses Gesicht in seinen Händen. Eine Weile saß er schweigend da, während sie den Monitor zuklappte. Sie brauchte die Photos nicht länger anzustarren, sie würde sie sowieso nicht wieder aus ihrem Gedächtnis verbannen können. War es wirklich erst gestern gewesen? Gestern, als die Outrider eine Grausamkeit an den Tag legten, wie man sie seit über zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hatte? Seit dem Ende des ersten Outriderkrieges?

"Sie haben ein ganzes Dorf ausgelöscht." Murmelte der junge Schotte schließlich und schüttelte seinen Kopf. Auch er hatte das Schlachtfeld, eine unangenehm treffende Bezeichnung, mit eigenen Augen gesehen. Begreifen konnte er es dennoch nicht. "Alte Menschen. Frauen. Kinder."

April nickte und trat näher an ihren besten Freund, umarmte ihn vorsichtig. Sie wusste nichts zu erwidern. Vermutlich gab es auch gar nichts, was man Angesichts solcher Taten noch sagen konnte. Tränen glitzerten in ihren Augen. Weitere Tränen, von denen sie so viele innerhalb der letzten Tage vergossen hatte.

"Kinder..."
 

***
 

Saber war schlechter Laune. Natürlich würde er sich das nicht anmerken lassen, aber April kannte ihn zu gut, um es ignorieren zu können. Sie blickte hinaus aus dem Fenster und seufzte leise. Es war aber auch ein wunderschöner Spätsommertag, der schon fast in den Frühherbst mündete. Die ersten Bäume färbten sich bunt, aber die Sonne hatte immer noch genügend Kraft, um zum Baden einzuladen. Was würde sie nicht geben, um jetzt mit Fireball schwimmen zu gehen. In ein Hallenbad oder auch in einem See. Aber das konnte sie nicht. Denn Fireball befand sich gar nicht in Yuma City. Er war zur Zeit auf einer Mission im Auftrag der Star Sheriffs in Japan, wobei ihn Colt begleitete, da er den Japsen, wie er weniger zärtlich die Landsleute seines Teamkameraden nannte, nicht über den Weg traute. Es ging um einen Pakt zwischen dem Technikgroßkonzern Suzuki und den Entwicklungslaboren des Kavallerie Oberkommandos und da konnte keiner so gut vermitteln wie Fireball, der die Gepflogenheiten seines Geburtslandes so gut verstand wie niemand von ihnen. April hoffte nur, dass sich Colt auch anständig benahm und sich nicht all zu laut über den ständigen Reis und das Fehlen von saftigen Steaks beschwerte.

Gerne wäre sie ja mitgekommen, hätte Fireball auf seiner Reise begleitet und wieder seine Familie besucht. Sie mochte seine Mutter und seine zwei ältere Schwester sehr und hatte bereits ein paar Broken Japanisch aufgeschnappt, um sich wenigstens gebrochen mit ihnen zu unterhalten. Aber das ging nicht. Nicht, wenn sie mit Saber einen wichtigen Termin hier in Yuma City wahrnehmen musste. Sie wollten in Ramrod ein Ersatztriebwerk und weitere Feuerwaffen einbauen, dafür benötigten sie die Genehmigung der Chefetage, wie Saber die Obersten des Kavalleriekommandos weniger spöttisch als vielmehr angeekelt bezeichnete.

April wäre viel lieber in Japan bei Fireball und, wenn es sich denn nicht vermeiden ließ, einem ewig nörgelnden Colt, der den Rekord hielt, zehn Essstäbchen während einer einzigen Mahlzeit zerbrochen zu haben. Saber, so ahnte sie, wäre heute viel lieber ins Kino gegangen, selbst wenn ihm der Film höchstwahrscheinlich nicht gefallen hätte.

"Ich glaube sowieso, dass dir als Wissenschaftler ein Film über Zeitreisen sowieso nicht zugesagt hätte."

Obwohl die Menschheit einen großen Marathon nach vorn innerhalb der letzten Jahrhunderte absolviert hatte, blieben einige Mysterien und Wunschträume bestehen, sowie Hobbys. Die Filmindustrie, nun meist mit computeranimierten Schauspielern, hielt sich über die ganze Zeit der Neubesiedlung hinweg wie auch der alte Menschheitstraum des Zeitreisens.

"Besser als das hier." Brummte Saber und umfasste den Säbel, der an seiner Uniform hing, fester. Seine rechte Hand war während des letzten Jahres gut verheilt und es wirkte, als wollte er die Obersten des Oberkommandos tatsächlich damit angreifen.

"Du bist fünfundzwanzig, Saber, glaubst du nicht, du bist langsam zu alt für solche Teenagerkomödien?"

"Besser als das hier." Beschränkte sich das Vokabular des jungen Schotten. April lächelte und schüttelte ihren Kopf, lehnte sich nun gegen das bruchsichere Glas, hinter dem sie die Hochhäuser Yuma Citys sehen konnte. Erneut wusste sie, warum Saber unbedingt in den Außenbezirken hatte leben wollen, auch wenn der Weg zur Arbeit weiter war, es behagte ihr hier im Inneren auch nicht wirklich.

"Du wolltest mit Johnny ins Kino, oder? Und anschließend eine Pizza essen gehen." Stellte sie sachlich fest und kam zu ihm hinüber, als er seinen bohrenden Blick von der Tür abwandte, vor der sie nun seit über zehn Minuten erfolglos warteten. Die Obersten hatten sich offensichtlich verspätetet. Und Saber war so "angepisst", wie Colt wohl treffend gesagt hätte, wie sie ihn schon lange nicht mehr gesehen hatte.

"Alex wird mich schon würdig vertreten."

Alexander, den aber jeder nur Alex nannte, war Johnnys bester Freund und war gestern Abend eingesprungen, als Saber zerknirscht absagen musste. Colts kleiner Bruder hatte sofort versichert, dass das kein Problem wäre und ihre Arbeit als Star Sheriffs Vorrang hätte und sie ja nicht bestimmen könnten, wann die Obersten Zeit für ihre Belange hätten, aber dennoch hatte er seine Enttäuschung nicht verbergen können. Sie hatten schon so wenig Zeit, die sie mit ihm verbringen konnten. Oft waren sie mit Ramrod im Weltraum unterwegs, um das neue Grenzgebiet zu sichern und wenn sie doch in Yuma City waren, dann überflutete bald die Schreibarbeit ihre Büros oder andere Katastrophen waren angesagt. Ein Wochenende im Rahmen der Familie wurde immer seltener und Saber reagierte immer heftiger, wenn ihm wieder ein freier Tag gestrichen oder einfach weiter nach hinten geschoben wurde. Colt, der seinen kleinen Bruder ebenfalls vermisste, obwohl er paradoxerweise endlich wieder mit ihm zusammen wohnte, bezeichnete die Obersten schon als Sklaventreiber, machte aber weiter, solange Saber als gutes Vorbild voran schritt. Nur, dass weder Colt noch Fireball sahen, wie es unter der ruhigen Maske des jungen Schotten brodelte.

Und nun warteten sie bereits seit zehn, nein, seit fünfzehn Minuten vor verschlossenen Türen. Zeit, die sie auch anderweitig nützlicher verbracht hätten. Mit jemand anderen als der nervösen Vorzimmerdame hinter ihnen und dem künstlichen Gummibaum zu ihrer Linken.

"Nächstes Wochenende wurde uns Freizeit garantiert." Versuchte sie, ihren besten Freund aufzuheitern. Wenn möglich, wurde Sabers ernste Miene noch dunkler.

"Nachdem ich gestern zum Donnerstag erfahren habe, dass ich morgen wieder hier antanzen darf. Zum Samstag! Ist denen nichts mehr heilig?" Sabers Stimme war leise und erregte kein Aufsehen. In Aprils Ohren klang sie jedoch wie das Fauchen eines sehr gefährlichen Tieres, bereit zum Sprung.

"Aber nächstes Wochenende sieht's gut aus. Schließlich hat Johnny seinen siebzehnten Geburtstag. Bis dahin werden auch die anderen Jungs wieder da sein." April stellte alle Sensoren auf fröhlich, erhielt aber von Saber nur tödliche Wellen.

"Wenn nicht, schnapp ich mir Ramrod und überfahr hier persönlich ein paar Leute." Knurrte der sonst so besonnene Anführer und blickte auf seine Uhr, nur, um genervt aufzustöhnen. "Können die nicht wann anders ihre Teepause einhalten?"

April wollte ihn gerade korrigieren, dass es sich in Yuma City um eine Kaffeepause handelte, als ihr Mobiltelefon zu klingeln begann. Sie hatte es nie ausgeschalten, da nur sehr wenige Leute diese Nummer kannten und diese auch nur im äußersten Notfall wählten. Sie hielt den Stecker, der in ihre Sonnenbrille, die sie sich in das blonde Haar geschoben hatte, eingefasst war, nahe in ihr Ohr und sprach in ihre Uhr.

"Hallo? Hier... was? Johnny? Wo bist du? Was ist passiert?"

Ihre Augen weiteten sich vor Schreck und sie sah, wie sich Saber bei der Erwähnung von Johnnys Namen sichtlich versteifte. Er hielt den Chip, der die Daten für ihre Anbauten an Ramrod enthielt, fester in seiner rechten Hand und holte kontrolliert Luft. Er sah aus, als würde er jeden Moment explodieren.

"Wo... was? Ja, natürlich, wir sind sofort da." April rückte ihre Brille zurück in ihre Haarpracht und seufzte leise. "Johnny und Alex hatten einen Unfall, sie sind beide im Krankenhaus, aber es geht ihnen gut." Beeilte sie sich zu sagen, als sie die Furcht auf Sabers Gesicht sah, die sie nur ein Mal gesehen hatte, vor über einem Jahr. Sie wollte ihren besten Freund nie wieder so angstvoll erleben wie damals.

"Welches Krankenhaus?" fragte der Anführer tonlos und ballte unbewusst seine rechte Faust. Der Chip knisterte, als er unter seinen Fingern zerbrach.

"St. Annen."

"Dann komm!"

Saber warf die kläglichen Überreste achtlos auf den Fußboden und schritt energisch davon. Dann würde er diese verdammten Extras eben ohne Genehmigung in Ramrod einbauen. Es gab weitaus wichtigere Dinge in seinem Leben als diese vertrackten Regeln, denen er sich nur beugte, um Ramrod im Rahmen der Legalität verwirklichen zu können und damit den Leuten im neuen Grenzgebiet zu helfen.

Wenn aber seine eigene Familie in Gefahr war, dann konnten selbst ihm all diese Regeln gestohlen bleiben!
 

***
 

Sie kannten das Krankenhaus gut, vielleicht sogar zu gut. Es war das zentralste und größte in Yuma City und jeder von ihnen hatte schon mehrere Wochen in einem der vielen Krankenzimmer verbracht, wenn eine Mission schief ging oder sie wegen eines unerwarteten Outriderangriffes gerade so mit dem Leben davon kamen.

Saber verabscheute den Geruch, der ihm entgegen schlug, als er das hohe, helle Gebäude betrat. Seine halbe Kindheit hatte er in solchen Einrichtungen verbracht, an der Seite seiner todkranken Mutter. Seine halbe Star Sheriff Zeit hatte er selbst in diesen Betten gelegen oder an einem seiner Teamkollegen gewacht - oder an Johnnys Bett nach dem Vorfall. Er wollte nicht, dass sich jene schreckliche Zeit wiederholte.

Saber und April fragten niemanden nach dem Weg, sie wussten selbst gut genug, wo es zur Notaufnahme ging. Zielsicher fanden sie den Gang und sahen bereits die zwei Jungen, die auf einer weißen Unterlage saßen, die direkt aus der Wand kam. Sie trugen helle Krankenhauskleidung und waren in helle Decken gehüllt. Für Sabers Nerven war all dies ein wenig zu viel Weiß auf einmal.

Alex, der bereits siebzehn Jahre zählte und keinen Tag versäumte, seinen besten Freund deswegen aufzuziehen, bemerkte sie zuerst. Er hob seinen Kopf und lächelte beschämt, vermutlich, weil er es geschafft hatte, sich in eine so klägliche Situation zu bringen, bevor er durch seinen dunklen Wuschelschopf fuhr. Seine Urahnen stammten zwar genauso wie Saber aus Schottland, aber seine Mutter war eine Italienerin, so dass er ihr südländisches Aussehen und ihren unwiderstehlichen Charme geerbt hatte. Die helle Kleidung betonte seinen dunklen Teint umso deutlicher und Johnny wirkte sehr bleich im direkten Vergleich.

"Hi." Begrüßte er die zwei Neuankömmlinge und zuckte leicht mit seinen Schultern, als er Aprils verwirrten Blick begegnete. "Sorry, dass wir mal wieder Mist gebaut haben. Aber dieses Mal war's gar nicht unsere Schuld."

Saber schien ihn nicht weiter zu beachten, aber seltsamer Weise erwartete Alex keinen Gruß von ihm, sondern konzentrierte sich voll auf die junge Frau, die ihn genauso besorgt ansah wie sie Johnny musterte. Trotz der widrigen Umstände freute ihn das, denn es gab ihm das Gefühl, als würde zu dieser verrückten Patchworkfamilie gehören.

"Alles in Ordnung, Johnny?" Saber war an den Jungen heran getreten, der zwar Colts jüngerer Bruder war, aber bis auf seine ungewöhnliche Augenfarbe, ein dunkles Grün, nichts mit ihm gemein hatte. Zumindest äußerlich nicht, denn vom Charakter her konnten beide ganz schöne Kindsköpfe sein. Während Colt hochgewachsen war und sich sein braunes Haar kräuselte, so war Johnny eher schmächtig und sein dunkelblondes Haare hing glatt in sein oft blasses Gesicht, obwohl er genauso viel Zeit wie sein Bruder in der Sonne auf der Farm seiner Eltern verbracht hatte. Vor dem Vorfall, bevor er nach Yuma City zog. Seitdem hatte er sich aber auch nicht zu einem Stubenhocker entwickelt, sondern stellte allerlei Blödsinn mit seinem neuen besten Freund, Alex, an. Colt hatte einmal schulterzuckend erwidert, dass es wohl daran lag, dass er mehr nach seinem Vater kam, während Johnny offensichtlich mehr Gene seiner Mutter abbekommen hatte. Spielerisch hatte er April mit den Kissen des Stubensofas beworfen, als sie die beiden witzelnd die Schöne und das Biest getauft hatte.

"Alles in Ordnung, Richard." Allein die Tatsache, dass der Junge Sabers richtigen Name verwendete und nicht den Spitznamen, der so natürlicher klang als Richard Lancelot, verriet April, dass dieser Unfall nicht so unbedeutend gewesen war, selbst wenn sie beide, wie es aussah, glimpflich davon gekommen waren. Nichts schien gebrochen zu sein, keine sichtliche Wunde, kein Blut an den hellen Gewändern.

Die junge Frau betrachtete schweigend, wie sich der Junge schwerfällig von der weichen Unterlage hob und sich an Saber kuschelte, der ihn ohne zu Zögern tröstspendend in seine warmen Arme schloss. April kannte ihren besten Freund gut genug, um zu wissen, dass er selten seine Gefühle zeigte. Selbst zur Beerdigung seiner Mutter hatte er nicht geweint, sondern erst viel später, als er glaubte, allein zu sein, ohne die Blicke fremder Menschen auf sich ruhen zu spüren. Johnny hatte all dies geändert. Johnny und der denkwürdige Vorfall. Seitdem brach Sabers stoische Maske, wann immer es Colts jüngeren Bruder betraf.

April war froh darüber, auch wenn die Situationen, in denen Saber Emotionen zeigte, nicht unbedingt von Freude zeugten. Es war ein Beginn. Johnny schaffte, was April ihr ganzes Leben lang verzweifelt versucht hatte, als Schwester jedoch versagen musste: Er schaffte es, dass Saber weniger adelig, schottisch, weniger wie sein Vater, sondern dafür mehr menschlich, liebevoll, mehr wie seine Mutter war.

"Was ist geschehen, Alex?" fragte sie den dunkelhaarigen Jungen und setzte sich nun neben ihn auf die Krankenhausunterlage. Damals, als Johnny zu ihnen zog und er seinen Schulkameraden das erste Mal mit nach Hause brachte, hätte April nie geglaubt, dass sie den Alleinerben des reichsten Multimillionärs einmal so locker ansprechen würde, noch dazu mit seinem Spitznamen, als sei er ein gewöhnlicher Mensch und nicht der Sohn ihres wichtigsten Finanzgebers, gleich nach den Lancelots, natürlich. Johnny hatte von Anfang an keinen Hehl daraus gemacht, dass er die Menschen nicht nach ihren Besitztümern oder Geld beurteilte, weil diese Dinge vergänglich waren. Ihm waren Charakter und Freundschaft viel wichtiger, was wohl aus seinen Kindheitserfahrungen herrührte. Niemand verlor seine Eltern im Alter von sieben und musste die nächsten Jahre um seinen Platz in der Welt kämpfen, nur um ihn beinahe zu verlieren, ohne sich dabei zu formen. April wollte gar nicht wissen, was aus den Brüdern geworden wäre, hätte Colt nicht aus Verzweiflung bei Kopfgeldjägern angeheuert und wäre anstelle auf einen gesuchten Verbrecher auf Saber gestoßen, der ihn - trotz seiner zweifelhaften Vergangenheit - wegen seiner Schießkünste sofort einstellte.

"Wir waren auf den Weg ins Kino. Zu diesem Zeitreisenteil, das Johnny so gerne sehen wollte, wenn auch nicht mit mir." Alex deutete zu den beiden Gestalten, die sich noch nicht bewegt hatten, und grinste, so als würde ihm dieser Fakt nichts ausmachen. April ahnte, dass Alex in seinem jungen Leben nicht viele Freunde hatte, vermutlich gar keine außer Johnny. Geld blendete die Menschen, machte sie gierig, so dass Alex sich höchstwahrscheinlich damit abgefunden hatte, eher mit bettelnden Hündchen als mit ebenbürtigen Mitmenschen für den Rest seines Lebens umgeben zu sein. Umso mehr überraschte es ihn, wie er nie müde wurde zu erzählen, als Johnny ihm Geld lieh, weil er seinen Chip zu Hause hatte liegen gelassen. Jeder andere hätte ihn ausgelacht und gesagt, dass er selbst eines Tages Multimillionär sein würde, er brauchte doch von ihnen keine Unterstützung. Johnny dagegen hatte nur gemeint, dass es kein Problem sei, er aber von der Schulspeisung nur das billigste Essen würde nehmen können, weil er nicht mehr so viel drauf hätte. Seitdem war Alex ihm ein ergebener Freund, ging mit ihm durch dick und dünn und war im Haushalt der Star Sheriffs schon fast so etwas wie persönliches Inventar geworden.

"Wir sind die Straße entlang gelaufen, als plötzlich der Konvoi vor uns ausbricht. Keine Ahnung, was da schief gelaufen ist, vermutlich ist der Computer explodiert oder so was, aber auf jeden Fall kam das Schiff auf einmal auf uns zugeschossen. Ich muss zugeben, ich hab's erst gar nicht gesehen." Alex blickte schuldbewusst auf seine Hände. "Wir hatten gerade ein angeregtes Gespräch über unseren Mathelehrer und ich war wohl zu beschäftigt, diesen nachzuahmen, um die Katastrophe zu bemerken. Johnny war auch viel zu vertieft und wir haben beide erst aufgeschrieen, als es eigentlich schon zu spät war. Aber da kam dann auf einmal so ein Schatten und hat uns fortgezerrt. Keine Ahnung, wo der plötzlich her kam, aber auf jeden Fall lagen wir im nächsten Moment auf dem Boden und der Konvoi war keine zwei Meter neben uns in ein Geschäft gekracht."

"Zum Glück ist euch ja nichts passiert." Flüsterte April, die bei dem Gedanken erschauerte, dass dieser Tag so knapp in einer Tragödie hätte enden können. "Hast du schon deiner Familie Bescheid gegeben, Alex?"

"Ja, aber die sind in einem wichtigen Treffen und da es mir gut geht, ist's wohl nicht so wichtig." Der Junge schaute erneut hinüber zu seinem besten Freund, der sich langsam aus Sabers Umarmung löste und April konnte den Neid auf seinem Gesicht sehen. Neid und Traurigkeit darüber, dass Saber gekommen war, obwohl er ebenfalls ein Gespräch gehabt hatte, das einst so wichtig gewesen war, dass er den Kinoabend hatte absagen müssen. Nun aber stand er da, als würde ihm nichts auf der Welt wichtiger sein als das Wohl eines Jungen, der nicht wirklich zu seiner Familie gehörte. Ihm dagegen, dem einzigen Erbe eines wichtigen industriellen Imperiums, wurde nicht einmal ein Bodyguard geschickt.

"Du kannst heute Abend bei uns übernachten, Alex, wir benachrichtigen auch deine Eltern. Dann bestellen wir uns Pizza und schauen uns zu Hause einen Film an. Na, wie klingt das?" versuchte sie, seine Stimmung zu heben und strubbelte durch seine dunklen Haare, die ihm immer wild vom Kopf abstanden, egal, wie viel Gel er auch verwendete.

"Klingt gut... aber wir sollen zur Beobachtung hier bleiben und außerdem liegt der Schatten noch hier..." Alex rutschte von der Matte und schlurfte langsam den Gang entlang. Hinter einer großen Tür ging es hektisch zu in der Notaufnahme, während hier eine seltsame Ruhe vorherrschte.

"Schatten?" Saber ging neben Johnny her, so als wollte er sicher gehen, dass dieser nicht fiel, während der junge Amerikaner seinem besten Freund folgte. April gesellte sich rasch zu ihnen.

"Ja, ein Mann. Er war plötzlich da und hat uns zur Seite gezerrt. Wenn er nicht gewesen wäre, hätte uns der Konvoi bestimmt erschlagen." Johnny schauerte bei dem Gedanken und verschränkte seine Arme vor seinem Oberkörper. "Er hat irgendein Teil von dem Konvoi am Kopf abbekommen und liegt seitdem bewegungslos in dem Bett. Die Ärzte wollten uns nichts Näheres sagen, aber vermutlich geht's unserem Retter gar nicht so gut."

Alex und Johnny waren vor einem großen Fenster stehen geblieben, das aber nicht zur Außenwelt, sondern in einen anderen Raum führte.

"Et voilà, unser Retter." Alex zeigte in das Zimmer hinein und beide, Saber und April, schnappten hörbar nach Luft, als sie den jungen Mann sahen, der bleich in einem Bett lag. Sein Kopf war dick verbunden, seine Augen hielt er geschlossen, schien in einer anderen Welt zu weilen. Mehrere Apparaturen waren an ihn angeschlossen, aber die Geräusche drangen nicht auf den Gang heraus, auf dem die Stille zugenommen zu haben schien.

Saber bemerkte gar nicht, dass er näher an das Fenster heran getreten war und seine rechte Hand auf das Glas gelegt hatte. Noch hörte er seine eigene Stimme, die einen einzigen Namen leise flüsterte.

"Jesse."
 

***



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yayoi
2005-01-23T10:17:09+00:00 23.01.2005 11:17
Ich finde die Story auch einfach nur klasse! Ich würde mich auch über mehr Werke von Dir freuen :)
Von:  Turbofreak
2005-01-05T17:45:24+00:00 05.01.2005 18:45
Werd hier mal den Anfang machen. Der Aspekt, Jesse und Saber Geschwister sein zu lassen, verspricht ziemlich viel Zündstoff und daraus kann man alles mögliche drehen. Find die Idee hochinteressant und würde mich auf neue Kapitel freuen.


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