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829 Service ~ panikku love ~

[11.22.] Das letzte Kapitel wartet auf Freischaltung ^^
von

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solving problems the easy way

Nervös glitt Tsubasas Blick wie schon so oft die letzten Stunden zur runden Uhr über dem Fernseher. Halb zwei. Die Sekundenzeiger schien ihn beinahe auszulachen wie er so dastand, keinen Millimeter anders als eine Minute zuvor. Oder zwei Minuten zuvor. Der Gitarrist wusste bereits nicht mehr wie lange er auf dem Sofa im Wohnzimmer saß, die Augen auf keinen bestimmten Punkt gerichtet, während seine Gedanken immer um die gleiche Person irrten, die doch immer noch nicht zurückgekehrt war.

„Wenn du tatsächlich weiter warten willst, würde ich an deiner Stelle lieber losgehen und ihn suchen. Ansonsten könnte es sein, dass du bis morgen früh warten musst...“ Das Grinsen war trotz Taras verschlafener Stimme zu erkennen, als sich der junge Mann leicht über die Sofalehne beugte und seinen Freund musterte. Ein Wasserglas in seiner Hand erklärte schnell den Grund seines Wachseins, welches in so starkem Gegensatz zu seinen verwuschelten Haaren stand. Ein Zwinkern machte jedoch erneut bewusst, dass sein Verstand sehr wohl hellwach war.

„Vielleicht aber solltest du aber auch einfach bedenken, dass er erwachsen genug ist, um auf sich selber aufzupassen, weshalb du ihn nicht so bemuttern müsstest. Wahrscheinlich hat er sich in irgendwelchen Bars amüsiert und ist sturzbesoffen...“

„Takumi und Alkohol?“ Tsubasa sah zweifelnd über seine Schulter in das Gesicht des Jüngeren, seine Augenbrauen dabei in Ungläubigkeit gekräuselt. „Selbst wenn er verdammt enttäuscht ist, bezweifle ich, dass er und Alkohol eine gute Mischung abgeben. Er verträgt bestimmt nicht sehr viel...“

„Weshalb er noch nicht wieder hier ist!“, mutmaßte Tara grinsend, bewirkte dadurch ein abruptes Aufspringen des Größeren.

„Ich geh ihn suchen!“, rief er bestürzt und verschwand eiligst im Hausflur, um sich Schuhe anzuziehen.

„Hey, ich wollte dich eigentlich nicht noch mehr beunruhigen!“, rief der andere ihm hinterher, doch er war bereits durch die Tür verschwunden. „Na dann viel Glück...“, murmelte der Zurückgelassene irritiert, gähnte herzhaft und kehrte in sein noch warmes Bett zurück, sein leeres Wasserglas auf dem Wohnzimmertisch zurücklassend.
 

Erst eine Dreiviertelstunde später hatte Tsubasa in einem nahegelegenen Park Takumi gefunden. Er saß schweigend auf einer Bank, direkt vor einem Teich, auf dem sich der dunkle Sternenhimmel spiegelte. Es sah aus, als könnte der Teich alles verschlucken und doch wirkte er auf Tsubasa nicht bedrohlich, den es war derselbe, in dem er noch vor einer Weile von seinen Freunden befördert wurde. Kopfschüttelnd verscheuchte er die Gedanken an jenen Abend, näherte sich dabei langsam der Parkbank und dem Jüngeren, setzte sich ohne ein Wort zu sagen zu ihm.

„Willst du nicht nach Hause kommen?“, unterbrach er nach wenigen Minuten Schweigen die Stille, die sich auf sie gelegt hatte, sie in einen Mantel der Geborgenheit einhüllte, ohne sie wirklich zu schützen, „Es ist schon fast wieder Morgen und eiskalt. Du frierst doch bestimmt...“ Nachdenklich betrachtete er Takumi, der im Gegensatz zu ihm nur in einem T-Shirt in der Kälte saß. Auf seiner Haut lag ein Hauch von Gänsehaut, er zitterte leicht.

„Kann dir doch egal sein!“, kam trotzdem die trotzige Antwort. Er stellte seine Beine vor sich auf die Bank und zog sie missmutig an sich, legte seinen Kopf auf seine Knie, während er weiterhin starr in die dunklen Wassertiefen vor sich blickte. Sie wirkten so dunkel...

Plötzlich jedoch sah er vollkommene Dunkelheit um sich, weshalb er zu grummeln begann. Genervt zog er Tsubasas Pullover von seinem Kopf und funkelte den anderen böse an, was diesen nicht davon abhielt, ihn anzugrinsen, als wäre nicht gewesen. Resignierend seufzte der Jüngere daher und zog den Pullover zögernd an. Sofort umfing ihn die Wärme des Älteren zusammen mit einem undefinierbaren Gefühl von Vertrautheit. Takumi wollte es zwar nicht zugeben, aber mit dem Pullover war ihm um einiges wohler als zuvor.

„Warum tust du das?“, fragte er schließlich leicht misstrauisch seinem Helfer.

„Warum rennst du weg?“, folgte die Gegenfrage. Takumi schnaubte wütend.

„Ich habe zuerst gefragt, als antworte gefälligst auch zuerst!“ Es war echt zum Verrücktwerden! Musste der Kerl neben ihm auch immer etwas anderes machen, als er es wollte?!

„Weil ich mir Sorgen um dich mache“, antwortete Tsubasa gelassen und sah ihn danach auffordernd an. Eine ganze Weile blieb es jedoch still und der Blick des Braunhaarigen war nachdenklich auf den See gerichtet, als er schließlich endlich antwortete.

„Ich habe es einfach satt, dass immer irgendetwas nicht stimmt oder schief geht...“

„Tja, so ist es nun mal. Im Leben und in der Liebe!“, kommentierte dies der Ältere, lehnte sich zurück und verkreuzte dabei die Arme hinter seinem Kopf.

„Was weißt du schon!?“, fauchte ihn Takumi gereizt an, „Du scheinst ja damit nicht gerade viele Probleme zu haben!“

„Du sagst es, ich „scheine“ damit keine Probleme zu haben.“ Tsubasas Tonfall war fast schon eisig, während er schnippisch fortfuhr. „Aber ich habe auch meine Probleme. Nur lasse ich diese nicht an anderen aus so wie du es tust!“ Bereits im nächsten Moment jedoch bereute er seine im Affekt gesprochenen Worte. Er war doch hier, um sich mit Takumi zu versöhnen, nicht, um erneut Streit anzufangen!

„Entschuldige bitte“, meinte Takumi erstaunlicherweise plötzlich, „Ich...ich wollte dich nicht so anfahren und dir irgendwie zu nahe treten. Ich weiß ja auch nicht, ob oder was du für Probleme hast...“

„Ist schon ok!“, beschwichtigte der Schwarzhaarige und sah ebenfalls verlegen drein, „Ich wollte dich auch nicht verletzen. Auch heute Mittag nicht...“

Noch im Dunkeln war Takumis leicht aufkommende Röte zu erkennen, die er mit einem verlegenen Lachen zu vertuschen versuchte.

„Vergessen wir das lieber alles...“

Tsubasa lächelte leicht zum Zeichen seines Einverständnisses und ließ längere Zeit die Dunkelheit und das Schweigen sie wieder umhüllen. Schließlich ergriff er seufzend wieder das Wort.

„Aber eigentlich hast du Recht. Ich weiß rein gar nichts. Nichts über dich.“ Ein unsicherer Blick streifte Takumis Silhouette, die sich leicht versteifte. „Taku, was ist los mit dir? Wovor genau läufst du ständig weg?“

Ein schnell gesenkter Blick, ein fahriges Ziehen an Pulloverärmeln. Das war alles, was Tsubasa als Antwort erhielt. Leicht enttäuscht stand er auf und wandte sich zum Gehen.

„Lass uns heimgehen, hier erfrieren wir nur noch...“

Doch der Jüngere blieb bewegungslos sitzen und starrte auf den Boden. Dann, als wären sie wie Regentropfen lange zusammengehalten wurden und konnten nun endlich hauchzart zu Boden fallen, verließen leise Worte seinen Mund.

„Ich habe Angst...Angst vor meinen Träumen, denn es darin geschieht immer das gleiche. Immer wieder träume ich von der Vergangenheit, die ich eigentlich am liebsten vergessen würde. So sehr versuche ich diesen Träumen zu entkommen, dass ich oft wach liegen bleibe, nur um nicht zu träumen. Manchmal wünschte ich fast, ich müsste gar nicht mehr schlafen...“

Nickend ließ sich Tsubasa vor der Bank in die Hocke nieder, setzte sich direkt vor Takumi, um ihm in die Augen sehen zu können.

„Ich kann dir deine Träume nicht nehmen. Ich weiß ja auch nicht, was genau dich darin heimsucht. Aber...wenn du Angst hast, komm einfach zu mir. Es hört sich vielleicht blöd an, aber geteiltes Leid ist halbes Leid und ich habe absolut nichts dagegen, wenn du bei mir schlafen willst, ehrlich.“ Das dies sowieso schon länger der Fall war, verschwieg er lieber vorsichtshalber.

Man konnte förmlich sehen, wie der Jüngere über seine Worte nachdenken musste und sie in seinem Inneren abwog, bis er sich schließlich mit einem Nicken und unsicheren Lächeln dazu entschied, ihnen zu glauben. Langsam ließ er sich von der Bank sinken und umarmte Tsubasa vorsichtig, bedankte sich so für dessen Hilfe. Es war eine seltsame Situation für den Älteren, denn einerseits freute ihn die Umarmung, doch andererseits machte sie ihn nervös, wenn er an sein extrem schnell schlagendes Herz dachte. Daher löste er sich bald verlegen von Takumi und zog ihn mit sich auf die Beine.

„Wir sollten wirklich jetzt nach Hause...“, murmelte er errötend, versuchte dadurch sein Verhalten zu erklären und bewirkte dadurch ein Lächeln bei Takumi, der sich vertrauensvoll bei ihm einhakte und ihm zu ihrer gemeinsamen Wohnung folgte, wo zum ersten Mal Tsubasa auch „offiziell“ bei Takumi im Zimmer die Nacht verbringen sollte.
 

// seine Hände...sie waren plötzlich voller Blut. So sehr er auch versuchte es wegzuwischen, es war vergebens und egal. Seine Tränen wurden ebenso wenig beachtet. Alles schien egal. Nur nicht das Blut, das, egal wie sehr er es zu stoppen bemüht war, immer weiter hervorquoll.

Der andere hatte schon zu viel Blut verloren...Es hatte alles keinen Sinn mehr.

Ein leises „ich liebe dich...“ und der Welt schien es völlig egal...//
 

Verzweifelt packte Tsubasa Takumi an den Schulter und schüttelte ihn. Warum war es heute Nacht nun wieder schlimmer?!? Auf einmal öffnete der Jüngere seine Augen, die sich sofort mit Tränen füllten, die ihm die Sicht nahmen. Dennoch nahm er genug wahr, um schluchzend in Tsubasas Arme zufinden, wo er sich haltsuchend an ihm klammerte.

„Er ist tot! Er ist tot!“, brachte er einzig verzweifelt hervor, doch der Ältere versuchte ihn nicht weiter mit Fragen aufzuregen, sondern ihn durch seine Anwesenheit zu beruhigen. Tatsächlich dauerte es nicht lange, bevor dieser erschöpft von der psychischen Belastung wieder eingeschlafen war.

Tsubasa währenddessen fragte sich wieder einmal, wovon der Kleinere eigentlich träumte. Was hatte er Wirres gesagt? Er sei tot...Wer? Was hatte das zu bedeuten? Mit traurigem Blick betrachtete er das schutzsuchende Wesen in seinen Armen, strich ihm einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, versuchte sich jede kleine Eigenart des Gesichtes einzuprägen. Er wollte ihm so gerne helfen, aber im Moment durfte er ihn nicht durch Fragen bedrängen...im Moment konnte er nur abwarten und für ihn da sein.
 

Daher blieb er nicht am nächsten Tag bis Takumi auch aufgewacht war, sondern verließ übereilt die Wohnung, um sich in der Stadt mit Neko zu treffen. Er wollte nicht, dass Takumi sich in irgendeiner Weise durch seine Anwesenheit zum Reden genötigt fühlte, außerdem könnte es auch gut sein, dass er sich nicht mehr vollständig daran erinnerte, was in der Nacht vorgefallen war. Also verschob der Ältere ihr Gespräch lieber auf später.

Denn auch wenn er sich dabei dumm vorkam, er machte sich noch um jemand anderen Sorgen: um Yuusuke. Egal wie sehr dieser Tara verletzt hatte, er konnte ihn nicht so schnell als den Mistkerl abstempeln, den er in diesem Fall gemimt hatte. Schließlich waren sie früher die besten Freunde gewesen. Dazu kam noch, dass ihm irgendetwas an der ganzen Sache faul vorkam. Yuusuke hatte zwar nie ernsthaft eine Beziehung geführt, aber erklärte das sein Verhalten bei Tara? Tsubasa konnte einfach nicht glauben, dass er es diesmal nicht ernst gemeint haben sollte. Sein eigenes Gefühl hatte es damals jedenfalls so aufgefasst und er dachte eigentlich, Yuusuke sehr gut zu kennen.

So saß er eine halbe Stunde später mit Neko in einem kleinen, modernen Cafe oberhalb eines CD-Ladens. Die ganze Einrichtung war in Rot gehalten, gemütliche, gepolsterte Sitzbänke mit Lehnen waren an den Tischen der Fensterreihe aufgestellt und durch die Fenster konnte man dort gut das hektische Treiben auf der Straße unter sich beobachten. Neko trank ihren typischen Zitroneneistee, er selbst hatte sich einen starken Kaffee bestellt. Er war übermüdet, ausgelaugt, ansonsten würde er diese, seiner Meinung nach "bittere Brühe", nicht trinken.

Nach und nach erzählte er Neko von seinen Zweifeln an Yuusukes Absicht, Tara zu verlassen, und wie sehr Tara seither gelitten hatte.

Während er sprach, unterbrach sie ihn nie, sondern nickte nur hin und wieder zustimmend. Tsubasa betrachtete sie prüfend, als er schließlich fertig war und auf eine Antwort ihrerseits wartetet. Ihre Augen huschten dabei nachdenklich ständig hin und her, schienen jedoch nicht die Umgebung wahrzunehmen, sondern in Erinnerungen herumzuirren.

Neko war keine richtige Japanerin, viel eher eine Europäerin. Keiner der Jungs wusste so genau, wie es damals dazu gekommen war, dass Yuusukes Eltern sie mit 15 bei sich aufnahmen. Sie war von Anfange für Yuusuke wie eine richtige Schwester gewesen und die anderen hatten sie auch sofort liebgewonnen, sodass es niemand über das Herz gebracht hatte, sie auf dieses scheinbar für sie unangenehme Thema anzusprechen. Doch ganz ihre Herkunft vertuschen konnte sie nicht. Zwar waren ihre Haare schwarz mit einigen pinken und weißen Strähnen, aber unter ihrem Fransenpony blitzten hellblaue Augen hervor und ihre Wimpern waren ungeschminkt blond, sodass kein Zweifel daran bestand, dass dies auch ihre Naturhaarfarbe sein musste.

Sie überlegte lang, dann erst begann sie seufzend.

"Tsubacchi, das ist jetzt etwas kompliziert. Du hast nämlich schon Recht, Yuusuke hat es damals mit Tara ernst gemeint, nur dachte er trotzdem – oder gerade deshalb – dass er nicht mit ihm zusammen sein sollte. Und langsam aber sicher geht er nun daran zugrunde. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie ich ihm helfen soll...Aber wenn du sagst, dass es Tara nicht anders geht, sehe ich eigentlich nur eine sinnvolle Lösung: Wir müssen die beiden einfach dazubringen, miteinander zu reden!"

Zuerst blickte Tsubasa sie noch verwundert an bevor er lächelnd nickte. Also war seine Vermutung richtig gewesen.

"Tara hat zwar vor, mit Yuusuke zu reden, ich weiß jedoch nicht, ob er das auch von sich aus durchzieht....er hat denke ich zu viel Angst vor Yuusukes Antworten auf seine Fragen...vielleicht sollten wir sie zum Reden zwingen?"

"Dadurch würden wir das ganze natürlich auf eine einfache Art und Weise lösen....", meinte sie breit grinsend, "Ich hab sogar schon eine Idee, wie wir das anstellen können..."

Die beiden überlegten noch eine Weile zusammen und hatten sich auch bald auf eine Durchführung ihres Plans geeinigt. Glücklich trank Tsubasa danach seine Tasse leer und bestellte sein eine heiße Schokoladen – etwas "Richtiges" zu trinken.

"Somit besteht wenigstens für die beiden Hoffnung," erklärte er traurig lächelnd, was Neko stutzen ließ. Tadelnd sah sie ihn an und schüttelte den Kopf.

"Mach dir doch nicht so viele Gedanken! Du wirst sehen, am Ende geht auch bei dir alles gut aus. Aber...du solltest ihn mir mal vorstellen, wenn er wirklich so süß ist, wie du immer sagst..." Sie kicherte grinsend, während Tsubasa leicht errötete und nur "ja" nuschelte.

Doch als er von den letzten Vorkommnissen erzählte, hörte sie ihm sofort wieder ernsthaft zu und versuchte, ihm Mut zu machen. Sie half gerne ihren Freunden und war es fast schon gewöhnt, dass ihr gesamter Freundeskreis mit Problemen zu ihr kam. So gesehen war sie Kummerkastentante, was sie aber keineswegs nervte, da ihr jeder ihrer Freunde wichtig war. Und Tsubasa war auch nicht der einzige Panikku-Boy, der mit seinem Liebeskummer zu ihr kam...

Trotzdem wunderte es sie etwas. Wenn es um die Probleme anderer ging, fand er immer eine Lösung und war nie hoffnungslos. Aber bei sich selbst war er verzweifelt und hilflos wie ein kleines Kind. Wahrscheinlich stimmte es wirklich, dass man nur bei Probleme anderer objektiv beurteilen konnte und bei seinen eigenen Problemen schneller den Mut verlor...
 

Schließlich machte sich Tsubasa nach etwa einer Stunde fertig für den Rückweg. Doch er war nicht weit gekommen, als er ein paar Straßen weiter an einer Ampelkreuzung auf Takumi stieß. Seine Einkaufstasche war voll mit Süßigkeiten, ein ausreichender Beweis dafür, dass er anscheinend auf Taras Anweisung hin einkaufen gehen sollte.

"Wo warst du?", fragte er Tsubasa sofort skeptisch, ohne ihn überhaupt zu begrüßen. Er wirkte leicht eingeschnappt, seine Laune schien an einem Tiefpunkt angelangt zu sein. Kurz überlegte sich Tsubasa, ob dies damit zusammenhängen könnte, dass er ihn am Morgen allein zurückgelassen hatte, dann aber verwarf er den Gedanken kopfschüttelnd.

"Ich war mit Neko einen Kaffee trinken. Wollte mit ihr reden...wegen Yuutou und Tara..."

"Aha." Die Ampel schaltete auf grün um und sofort lief Takumi los, würdigte den Älteren dabei keines weiteren Blickes. Das hätte er sich ja auch denken können. Kaum hatte er sich dazu durchgerungen, Tsubasa ganz zu vertrauen, war dieser auf einmal verschwunden und traf sich in der Stadt mit nem Mädel.

"Hey, warte!" Schnell versuchte der Schwarzhaarige ihn wieder einzuholen. "Jetzt sei doch nicht schon wieder sauer!"

Abrupt drehte sich Takumi um und funkelte ihn böse an. "Ich bin nicht-" Doch. Das war er. Aber warum eigentlich? Tief Luft holend sank seine Wut in sich zusammen, während er sich umdrehte und nun langsamer neben dem anderen weiterging.

"Dass du Tara lieber für dich selber hättest, der jedoch Yuutou liebt, tut mir ja leid für dich, aber versteh mich doch...ich möchte wenigstens ihnen helfen, wenn ich schon nicht dir helfen kann..." Seine Stimme war gegen Ende leiser geworden, sodass der Jüngere Mühe hatte, ihn zu verstehen, teilweise hing er auch bereits erneut seinen eigenen Gedanken nach.

Yuutou und Tara. Ja, das musste es sein. Deshalb war er sauer. Alles andere wäre Schwachsinn. Nickend verdrängte Takumi alle anderen Möglichkeiten und versuchte ein versöhnendes Lächeln.

"Ach was, du hilfst mir doch...", meinte er an Tsubasa gewandt und zog nebenher einen Einkaufszettel heraus. Alle Sachen erledigt, also konnten sie...

"Lass uns nach Hause gehen!", schlug der Größere lächelnd vor, "Unsere Naschkatze wartet sicherlich schon sehnsüchtigst auf die Einkäufe..."

Takumi lachte kurz auf, vergessen war seine schlechte Laune von zuvor. Sich bei seinem Bandkollegen unterhakend folgte er ihm in Richtung ihrer Wohnung, wobei er sich vornahm, vielleicht doch nicht so bald mit ihm über alles zu reden. Dafür waren ihm bei seinem Problem mittlerweile leider ein paar neue Komplikationen zuviel aufgefallen...
 

Tara stürzte sich natürlich sofort auf Takumi, als sie mit den Einkäufen für ihn zurückkehrten. Dieser löste sich jedoch etwas verlegen aus seiner Umarmung und hielt ihm schnell die Taschen mit Süßigkeiten hin, woraufhin der Bassist fröhlich pfeifend sich eine Tafel Schokolade daraus schnappte und vor dem Fernseher verschwand. Während Takumi den Rest der Einkäufe in der Küche verstaute, setze sich Tsubasa ebenfalls aufs Sofa und sah kurz fern. Dort flimmerte gerade eine alte Komödie über den Bildschirm, doch so lustig sie auch war, im Moment interessierte sie den Schwarzhaarigen eher weniger.

"Du, Tara? Kommst du nach der Besprechung heut Mittag noch mit mir kurz in die Stadt? Ich hab da nen ziemlich coolen Klamottenladen entdeckt, der dir auch gefallen könnte!"

"Hm...na gut," antwortete der andere zögernd, "Eigentlich wollte ich ja vorerst nichts mehr einkaufen, aber dir zuliebe..." Grinsend nickte er dem Älteren zu, der zufrieden nickend wieder aufstand und ging. Tsubasa konnte sich schon denken, warum sich Tara in Wirklichkeit nur noch zuhause verkroch...Aber damit wäre ab heute Mittag spätestens wieder Schluss. Das hoffte er zumindest...

Etwas Unruhig machte er sich mit Takumi für die Besprechung mit dem Management fertig, ordnete ein paar Unterlagen, nur um sich von der Anwesenheit des anderen abzulenken. Er wollte jetzt nicht über ihn nachdenken, das musste bis nach seiner Rettungsaktion für Tara und Yuusuke warten.

Meguru und Kana kamen schließlich wie jedes Mal erst zehn Minuten bevor sie gehen mussten wieder nach Hause. Während die beiden sich noch gegenseitig die Schuld für ihr verspätetes Erscheinen zuschoben, schnappte sich Tsubasa den Autoschlüssel von Kana und zog alle vier anderen hinter sich her ins Auto.
 

Besprechungen. Wie sehr Tara sie doch hasste. Sie waren stinklangweilig und dennoch musste man sie besuchen, zuhören und versuchen wenigstens die Hälfte des Gesagten zu behalten. Eigentlich wollte er einfach nur Musik machen und sich nicht um solche "Nebensächlichkeiten" kümmern, daher war er ganz froh darüber, dass sonst Tsubasa alleine das alles in die Hand nahm und ihnen somit solche unliebsamen Treffen abnahm.

Doch...irgendwie wirkte der Ältere in den letzten Tagen deutlich gestresst und angespannt. Es lag an Takumi, da war sich Tara sicher, aber wie er dem anderen helfen konnte, wusste er nicht. Anfangs hatte er das ganze noch belächelt, aber inzwischen machte er sich ernsthafte Sorgen um Tsubasa.

Dieser wiederum machte sich genauso große Sorgen um Tara. Er hoffte, dass sein und Nekos Plan funktionieren würde, das er dem Bassisten so zu seinem Glück einfach zwingen konnte. Ebenso jedoch machte er sich erneute Gedanken um Takumi, obwohl er dies eigentlich erst einmal aufschieben wollte. Er konnte es aber nicht. Er wollte ihm so sehr helfen, dass es ihn regelrecht wahnsinnig macht, dass er dies nicht tun konnte, solange Takumi sich nicht helfen ließ. Zudem hatte er mit der Zeit auch einsehen müssen, dass Tara Recht gehabt hatte, dass er den Jüngeren wirklich nicht nur als einen Freund mochte, sondern um einiges mehr. Aber er sah in dieser misslichen Lage keinen Ausweg. Takumi wäre gerne mit Tara zusammen – nicht mit ihm.

Seine Gedanken kurz verscheuchend beendete er mit einem "Ok, machen wir das so." die Besprechung, auch wenn er diesmal ausnahmsweise nicht alle Einzelheiten des Geplanten mitbekommen hatte. In drei Tagen jedenfalls sollte ihr Videodreh zu Clear sein, am Tag darauf, am Mittwoch, der Dreh zu Pink Cherry, am Freitag war ihr Tourfinal und die Woche danach nur noch ein paar Photoshootings und Interviews, ansonsten aber hatten sie dann etwas Zeit zum Ausspannen, die sie zurzeit eindeutig alle gut gebrauchen konnten.

Nachdem sie sich alle von ihrem Management und anderen Staffleuten verabschiedet hatten, bekam Kana die Autoschlüssel zurück und den Auftrag, alle sicher nach Hause zu bringen.

Tara und Tsubasa währenddessen gingen wie zuvor ausgemacht zusammen in die Stadt, wohin auch Neko mit Yuusuke laut einer SMS an Tsubasa bereits unterwegs war. Theoretisch könnte alles nach Plan verlaufen...

"Juhu! Eine Rutsche!" Freudestrahlend stürzte sich Tara sofort auf den Spielplatz, sodass dem Älteren nichts anderes übrig blieb, als ihm augenverdrehend zu folgen. Kopfschüttelnd beobachtete er, wie der Braunhaarige in drei Sätzen die Rutsche hoch lief und ihm von dort aus zuwinkte.

"Komm schon, Tsubacchi!", forderte er ihn lachend auf, ebenfalls hochzukommen.

"Nein, ganz bestimmt werde ich nicht dieses Ding hochklettern!", erklärte der Schwarzhaarige leicht genervt, obwohl er sonst immer für einen Spaß zu haben war. Doch heute war es anders, denn er musste rechtzeitig mit Tara in der Stadt sein, sonst könnte er das Zusammentreffen mit Yuusuke vergessen. Aber da er dies natürlich nicht Tara auf die Nase binden konnte...

"Warum nicht?"

"Darum nicht."

"Hast du etwa Angst?", wollte Tara herausfordernd wissen, während er es sich oben auf der Plattform gemütlich hinsetzte.

"Nein," seufzend gab Tsubasa nach und stieg in das Spiel des anderen grinsend mit ein, "Aber dein Umgang könnte abfärben!"

"Tja, dann hättest du vielleicht auch eine Chance bei Taku?" Kaum gesprochen bereute Tara die Worte bereits wieder, da er eigentlich seinen Freund nicht in dieser Angelegenheit verletzen wollte, doch als er sah, dass dieser es ihm offensichtlich nicht böse nahm und sich nun lachend auf den Weg zu ihm machte, streckte er ihm erleichtert die Zunge raus.

"Sag das noch mal!", meinte der Ältere schließlich gespielt böse, sobald er vor Tara saß.

"Nö!", antwortete dieser und stupste den anderen leicht an, sodass er rückwärts die Rutschbahn hinunter und direkt in den Sand schlitterte.

"Aua~" Grummelnd versuchte sich Tsubasa wieder im Sand aufzurichten, doch plötzlich landete er mit einem lauten Aufschrei der Länge nach erneut im mehr oder weniger weichen Untergrund. "Kannst du mich nicht warnen, bevor du auch runterrutschst?!", fragte er empört Tara, der es sich sichtlich bequem auf ihm machte.

"Sollte ich etwa?", erwiderte er grinsend und spielte vergnügt mit den Haaren des anderen. Nach einiger Zeit wurde es diesem aber zuviel.

"Geh von mir runter!", jammerte er ächzend.

"Warum denn?", kam die Gegenfrage mit einer Unschuldsmiene.

"Weil du schwer bist!"

"Was für ein nettes Kompliment...", gluckste Tara und begann unberührt ein paar Strähnen des Schwarzhaarigen zu einem Zopf zu verflechten.

"Außerdem spendier ich dir dann ein Eis..."

Ein freudiges Quieken und schon konnte Tsubasa nach diesem Bestechungsversuch wieder atmen. Mit Bambiblick betrachtete ihn Tara, doch er schüttelte grinsend den Kopf.

"Zuerst der Laden, dann das Eis."
 

Der Klamottenladen, in den Tsubasa den anderen mit sich zog, entpuppte sich als riesig. Mehrere geräumige Verkaufsräume, die durch türlose Durchgänge miteinander verbunden waren, überall Tische und Ständern mit Kleidern aller Farben und Größen, eine kleine Sofaecke, ein Bar, und und und. Eine Treppe nach oben sowie nach unten verwies zusätzlich auf weitere Stockwerke, sodass Tara gar nicht mehr aus dem Staunen heraus kam, während er seinem Freund in den hinteren Bereich des Geschäfts folgte.

"Woa~, guck mal!", meinte der Schwarzhaarige strahlend und deutete auf einen Kleiderständer im angrenzenden Raum, der ausnahmsweise durch eine offenstehende Tür zu erreichen war. Während er selbst jedoch im jetzigen Zimmer blieb, betrat Tara neugierig das andere Zimmer und besah sich die Kleidungsstücke, die Tsubasa gemeint hatte.

Mit einem Rumms fiel die Tür hinter ihm ins Schloss und bevor er noch zurück zu ihr gelaufen war, hörte er bereits, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte.

"Tsubacchi, was soll denn das?", nörgelte er und rüttelte vergeblich an der nun verschlossenen Türe.

"Gomen," war die Stimme des anderen gedämpft durch die Tür zu hören, "Sieh es einfach als Revenge für vorher an..."

Empört begann Tara erneut zu protestieren, doch es war nichts mehr außer den sich entfernenden Schritten des Älteren zu hören, sodass der Zurückgelassene wütend an die Tür zu schlagen und zu schreien anfing. Erst ein erschrockener Laut hinter ihm ließ ihn damit aufhören und verwirrt drehte er sich um, sog ebenfalls erschrocken die Luft ein.

"Yuusuke...", murmelte er atemlos dem ihm gegenüber Stehenden entgegen, "Aber..." Doch weiter kam er nicht, denn der Angesprochene drehte demonstrativ sein Gesicht weg, wollte anscheinend nicht mit ihm reden. Traurig ließ sich Tara an der Wand entlang zu Boden sinken, nahm dort eine kauernde Position ein. Das war doch alles nicht möglich...

Hier saß er, scheinbar ebenso wie sein ehemals bester Freund unfreiwillig eingesperrt, verzehrte sich nach ihm, wollte mit ihm reden und wenn möglich alles wieder klären, aber dieser blockte ab....und er...er selbst war viel zu ängstlich erneut anzufangen. Was wenn er wieder ignoriert werden würde? Oder wenn sein ganzes Bitten und Flehen, das er womöglich anfangen würde, wenn alles andere nichts mehr brachte, nur auf taube Ohren stoßen würde? Er wollte nicht wieder alleine sein...er wollte nicht dieses Zimmer alleine verlassen, wie er es betreten hatte. Er wollte wenigstens wieder mit Yuusuke befreundet sein. Wenigstens wieder bei ihm sein, wenn auch auf eine schmerzliche Art und Weise.

Nachdenklich legte er seinen Kopf auf seine Knie, versuchte den nun ebenfalls Sitzenden noch nicht zu beachten. Ob Tsubasa gewusst hatte, wie viel Angst er vor diesem Gespräch hat, das er eigentlich so selbstsicher vor allen angekündigt hatte? Wahrscheinlich dachte der Ältere, dass er von selbst gar nicht auf Yuusuke zugegangen wäre...und irgendwie konnte sich Tara nicht dagegen wehren, dass an diesem Gedanken ein kleines bisschen Wahrheit dran war, und er nun doch froh war, sozusagen keine andere Wahl zu haben, als mit ihm zu reden.

Ein Seufzen war aus der Richtung des anderen zu hören, kurz darauf ein weiteres, doch Tara blickte nicht auf, sondern kämpfte noch mit seiner Unsicherheit. Als er es schließlich fertig brachte, zu Yuusuke zu schauen, weiteten sich seine Augen verwundert. Zwar hatte der andere seinen Kopf so gesenkt, dass man sein Gesicht nicht mehr erkennen konnte, doch an seinem Kinn konnte man deutlich die Tränen entlang rinnen und zu Boden tropfen sehen.

Er weinte. Tara traute seinen Augen kaum. Hatte er ihn jemals zuvor weinen gesehen? Er konnte sich nicht daran erinnern...

Wie als hätte dieser Anblick ihn erst richtig aus seiner Unsicherheit gerissen, stand er plötzlich auf, schritt in zögernden Bewegungen zum anderen, setzte sich dort erneut auf den Boden, diesmal im Schneidersitz. Man konnte förmlich sehen, wie sich Yuusuke aufgrund dieser Annäherung versteifte, während Tara im Gegensatz dazu nervös mit den Füßen wippte. Er war ängstlich, unsicher, wie sein Gegenüber reagieren würde, wenn er denn überhaupt reagieren würde...zumindest sah es lange Zeit nicht so aus, als würde er dies wollen.

Dann aber wurde es Tara zu dumm und mit zittrigen Fingern streckte er seine Hand aus, fuhr zögernd die Tränenspuren am Kinn nach, hob zögerlich das Kinn des anderen an, damit er ihm in die Augen sehen konnte. Seine Angst schien in ihnen widergespiegelt zu werden, scheinbar war er nicht als einziger ängstlich. Noch immer zitternd begann er jedoch zu sprechen, wollte endlich Klarheit.

„Warum bist du gegangen?“

Verwirrung wechselte die Angst in Yuusukes Blick ab, ließ auch Tara etwas verwirrt dreinschauen. Hatte der andere etwa mit etwas anderem als mit dieser Frage gerechnet?

Doch nun hatte er es gesagt und verdammt er wollte die Antwort auf diese Frage, die ihn schon so lange gequälte hatte. Entschlossen sah er daher in Yuusukes Richtung, während sein eigenes Zittern verschwand und auf diesen überging, ihn zusätzlich zu seinem nachdenklichen und unsicheren Gesichtsausdruck verloren aussehen ließ.

Nach einer gefühlten Ewigkeit jedoch setzte er zum Antworten an, schluckte schwer und erklärte dann mit zitternder Stimme:

„Ich...ich hatte Angst. Ich HABE Angst! Angst, verletzt zu werden...und Angst, dich zu verletzen...“

Verwunderung breitete sich auf Taras Gesichtszügen aus. War das etwa alles gewesen? Das einzige, das zwischen ihnen stand?

Mit neuen Worten brachen daraufhin auch Tränen aus Yuusukes Augen, benetzten erneut den Boden.

„Eigentlich wollte ich dich niemals verlassen! Es war nur...ich fühlte mich so falsch bei dem, was ich tat. Ich hätte dich zwangsläufig durch meine Gefühle erdrückt oder zerstört, du wärst daran zugrunde gegangen und –“

Ihn abrupt unterbrechend fiel Tara ihm bei diesen Worten erleichtert um den Hals, konnte jedoch weder das Zittern noch das Beben seiner Schultern oder seine Schluchzer vor Erleichterung unterdrücken. All die Zeit über hatte er gedacht, Yuusuke hätte ihn nicht wirklich geliebt, hätte ihn nur angelogen, um dann zu verschwinden, dabei hatte dieser im Gegenteil ihn so sehr geliebt, dass er gedacht hatte, er wäre nicht gut genug für ihn. Bitterlich weinend vergrub Tara an der Halsbeuge des anderen, klammerte sich regelrecht an ihn, obwohl dieser noch keinerlei Anstalten machte, die Umarmung zu erwidern.

"Es...es...", seinen Gefühlsausbruch wieder unter Kontrolle bringend wollend, brach Tara kurz ab, bevor er ruhig ausatmete und erneut sprach.

„Es ist mir egal, ob du mich am Ende zerstörst, solange du nur bei mir bist! Es mag vielleicht dumm klingen aber anders...anders kann ich nicht leben! Die letzten Wochen über habe ich mich gefühlt als wäre ich tot! Ständig musste ich daran denken, dass ich dir womöglich egal bin, dass du mich nicht wolltest. Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen, aber vor allem, dass du mich nicht wiedersehen wolltest...es tat so sehr weh...weil...weil ich dich so sehr liebe!“

Den Sinn der Worte auf einmal verstehend, schlossen sich Yuusukes Arme augenblicklich um den noch immer Zitternden, drückten ihn fest an sich. Glücklich und beruhigt schloss er die Augen, gab sich der Umarmung hin. Erst viel später lösten die beiden die Umarmung wieder, sahen sich wortlos in die Augen. In diesem Augenblick waren keinerlei Worte mehr nötig, denn die wirklich wichtigen Entscheidungen hatten sie bereits ohne diese zusammen getroffen.
 

Es war etwa anderthalb Stunden nach dem unfreiwilligen Zusammentreffen von Yuusuke und Tara, als sich der Schlüssel erneut im Schloss umdrehte, diesmal jedoch die Tür öffnete.

Vorsichtig wurde die Tür einen Spalt weit aufgeschoben und zwei neugierige Blicke suchten sich ihren Weg ins Innere des Raumes, wo sie erleichtert lächelnd schließlich auf ihre beiden Freunde fielen.

Tara saß im Schneidersitz auf dem Boden, auf seinem Schoß und in einer festen Umarmung bei ihm war Yuusuke, der zu schlafen schien, während der andere ihn unentwegt beobachtete, und beide sahen dabei schrecklich glücklich aus. Langsam regte sich der Schlafende aber, scheinbar hatte er sogar im Schlaf bemerkt, wie Neko und Tsubasa das Zimmer betraten. Sein Blick fiel sofort suchend in Taras Augen und die beiden schenkten sich ein liebevolles Lächeln, bevor sie schließlich den anderen beiden blickten, die währenddessen geduldig gewartet hatten.

Nun jedoch räusperte sich Tsubasa kurz, kratzte sich verlegen am Kopf, als er zu sprechen begann. "Also...wir wollten euch eigentlich nicht ärgern oder zu etwas zwingen...ok, das vielleicht schon, aber...es war jedenfalls nicht böse gemeint, tut uns leid, dass wir zu solchen Mitteln gegriffen haben, nur...wir dachten halt, es wäre so das beste für euch..."

Yuusuke und seine Schwester begannen zu grinsen und er nickte den beiden zustimmend zu, woraufhin Tara nur kichernd die Augen verdrehte und seinen Freund mit sich auf die Beine zog, ihn gleichzeitig stützte, indem er dessen Arm um seine Schultern legte und seinen Arm um die Taille des anderen schlang. Er meinte, dass er Yuusuke, der tatsächlich sehr angeschlagen aussah, lieber erst einmal nach Hause brachte, anstatt alles ausführlich zu erklären, was sowohl Tsubasa als auch Neko widerspruchslos hinnahmen, sodass die beiden frisch Versöhnten wenige Minuten bereits verschwunden waren.

Verwundert sah Tsubasa danach zu Neko.

"Weißt du, was da los war?"

Diese lächelte auf seine Frage hin traurig, während sie sich wieder in Richtung Ausgang bewegten.

"Ich vermute, mein Brüderchen hat erst jetzt, nachdem die ganze Last von ihm genommen ist, die vergangene Zeit und den damit verbundenen Schmerz und Stress richtig realisiert. Vorher litt er zwar auch, aber das war psychischer Natur. Jetzt, wo dieser Druck weg ist, braucht er dringend etwas Ruhe und Erholung..."

Verständnisvoll nickte er nach ihrer Erklärung, verabschiedete sich herzlich von ihr und verließ ebenfalls wie Tara und Yuusuke zuvor den Laden. Doch er stutzte, kaum dass er überhaupt den Gehsteig betreten hatte, denn neben die Wand gelehnt am Eingang stand Takumi, die Hände in den Taschen, den Kopf gesenkt, sodass die Haare jeglichen Blick in sein Gesicht und somit auf seinen Gemütszustand verwehrten.

"Hey," begrüßte er den anderen fast tonlos, sah immer noch nicht auf, "dachte mir schon, dass du auch dort drin bist...

"Hey...", meinte nun auch Tsubasa aufgrund der komischen Art des Jüngeren verunsichert. Er wusste überhaupt nicht, was er von der jetzigen Situation und dem Verhalten des anderen halten sollte. Nachdenklich musterte er ihn daher, bevor er ihn wieder ansprach. "Warum bist du nicht mit den anderen nach Hause?"

"Wollte nicht...", kam die Antwort mit einem Achselzucken.

"Und jetzt?"

"Will ich erst recht nicht..." Sein Wuschelkopf hob sich leicht, ernst blickte er in Tsubasas Augen.

"Wohin willst du dann?", wollte dieser besorgt wissen, denn ihm gefiel Takumis Blick absolut nicht. Er war vollkommen gleichgültig, tief und so...leer...

"Weiß nicht," meinte der Jüngere schließlich uninteressiert. "Ist mir ehrlich gesagt egal...irgendwohin...nur nicht nach Hause..."

Seufzend hielt ihm Tsubasa daraufhin seine Hand entgegen, lächelte aufmunternd.

"Dann komm!"

"Wohin?", fragte dieser misstrauisch, beäugte die ihm angebotene Hand mit Skepsis.

"Irgendwohin...", antwortete Tsubasa lächelnd und ebenso lächelnd ergriff der Jüngere plötzlich seine Hand, folgte ihm zur U-Bahn.
 

Eine Stunde später waren sie einem abgelegenen Strand am Meer angekommen. Takumi blickte erstaunt um sich, schien alles auf einmal mit glitzernden Augen in sich aufnehmen zu wollen, weshalb Tsubasa sich ein liebevolles Lächeln nicht verkneifen konnte.

"Es ist schön hier...und gut zum Nachdenken, oder?", fragte er und streckte seine Nase leicht dem Wind entgegen, als dieser durch seine Haare fuhr, sie spielerisch durch die Luft wirbelte. Die Sonne war bereits fast vollständig untergegangen, verlieh dadurch dem ganzen Ort eine gewisse Ruhe und letzte Wärme, die tröstend die Haut der beiden jungen Männer berührte. Keiner war außer ihnen noch an diesem Teil des Strandes, nichts als Sand, Wasser und Steine umgab sie, sie waren vollkommen allein.

Verspätet auf Tsubasas Frage reagierend nickte Takumi ihm nachdenklich zu, während sie schweigend ans Wasser liefen und zusammen am Meer entlang wanderten, um noch die letzten Momente des Sonnenuntergangs zu genießen. Schließlich setzten sie sich im Dämmerlicht an eine Böschung und beobachteten die Wellen, wie sie immer wieder nah herankamen, sie jedoch nie erreichten, nur um wieder zurückzufließen und das ganze von vorne zu wiederholen, so scheinbar sinn- und zwecklos, und dennoch auf ihr Art wunderschön und beruhigend zugleich.

"Ich hab die beiden zusammen gesehen," brach Takumi schlussendlich das lange Schweigen. Tsubasa sah ihn fragend an, beschloss aber, ihn nicht zu unterbrechen, sondern ausreden zu lassen. "Sie sahen so verdammt glücklich aus zusammen. Ich war richtig eifersüchtig." Kopfschüttelnd blickte er in Richtung des Meeres, seine Stimme voll Bitterkeit. "Aber nicht auf Yuusuke, weil er nun mit Tara zusammen ist. Sondern...einfach nur auf ihre Liebe, ihre Gefühle füreinander...ihr Glück. Ich dachte eigentlich, ich wäre mehr verletzt, wenn ich Tara so verlieren würde. Doch anscheinend wollte ich nur mit ihm zusammen sein, weil er mich glücklich machte, nicht aus Liebe. Ich wollte schlicht und einfach die Vergangenheit vergessen. Nur weißt du...das geht nicht so einfach. Egal, wie sehr ich es versuche zu verdrängen, sobald ich glaube, ich hätte es geschafft, sucht es mich wieder in meinen Träumen heim..." Ängstlich sah er zu Tsubasa, der tröstend seine Hand nahm, ihm liebevoll und beruhigend mit dem Daumen über den Handrücken fuhr, um ihm Halt zu geben und ihm Mut zu machen. Takumi lächelte dankbar, schluckte jedoch schwer, bevor er wieder zu reden begann.

"Ich war früher einmal in meinen damaligen besten Freund verliebt. Es war das erste Mal, dass ich in einen Jungen verliebt war, ich hatte große Angst. Ich wusste zwar, dass ich auch für ihn mehr als nur ein Freund war, doch ich traute mich nicht, es ihm zu gestehen, weil er mich ja dennoch abweisen könnte, mir womöglich auch noch die Freundschaft kündigen würde in diesem Fall. Ich ging ihm sogar längere Zeit aus dem Weg, versteckte mich und meine Gefühle. Trotzdem war es scheinbar offensichtlich, denn alle unsere Freunde hatten es bereits gemerkt und sich ihre Gedanken oder Witze darüber gemacht..." Langsam kam Takumi ins Stocken, "Eines Abends auf einer Party machte sich einer von ihnen einen Spaß und verarschte meinen Freunde. Er...er erzählte ihm, ich hätte längst heimlich eine Freundin, und dass er nur deshalb als einziger nicht davon wüsste, weil ich gemerkt hätte, dass er in mich verliebt ist, und nun nichts mehr mit ihm zutun haben wollte. Es war so lächerlich...doch mein Freund glaubte es in seinem Kummer..." Seine Stimme klang nun kraftlos und verzweifelt, sein Körper zitterte bereits seit einiger Zeit, während er sich regelrecht an Tsubasas Hand festklammerte, um nicht allein zu sein.

"Ich war vollkommen entsetzt, als ich von dem ganzen erfuhr, und suchte ihn natürlich sofort...als ich ihn bei sich zuhause fand, hatte er sich aus lauter Verzweiflung schrecklich betrunken und in seinem Delirium die Pulsadern aufgeschnitten..."

Entsetzt sah Tsubasa ihn an und zog ihn schnell in seine Arme. Er hielt ihn so fest er konnte, versuchte ihn durch Worte und Berührungen zu beruhigen, wobei der Jüngere anfing zu weinen und sich an dem T-Shirt des anderen festkrallte.

"Er hat doch gesagt, dass er mich liebt...warum...warum verlässt er mich dann einfach so? Wie kann er so etwas ernst meinen, wenn er mich dann alleine zurücklässt? Das ist doch nicht fair..."

"Scht...schon gut...", meinte Tsubasa beruhigend, doch sein Vorhaben sollte ihm erst nach einer halben Stunde wirklich gelingen, als Takumi schließlich vor Erschöpfung zu weinen aufhörte.

Auf ihrer Heimfahrt schlief der Jüngere daher schnell ein, völlig außer Kräften, jedoch befreit von seinem Kummer, da er endlich nach so langer Zeit die Möglichkeit gehabt hatte, mit jemandem über seinen Kummer und seine Gefühle zu sprechen. Und er hatte gelernt, wieder Vertrauen zu fassen. So schmiegte er sich auf ihrem restlichen Heimweg lediglich grummelnd an Tsubasa, der ihn vom Bahnhof aus huckepack trug.

Ihre Wohnung empfing sie mit Dunkelheit und Stille, Kana und Meguru schliefen bereits, von Tara oder Yuusuke keinerlei Spur, doch Tsubasa vermutete, dass die beiden bei Yuusuke untergekommen waren, denn dies war der kürzere Weg von der Stadt aus. Vorsichtig trug er Takumi in dessen Zimmer und legte ihn aufs Bett, deckte ihn lächelnd zu. Kurz darauf öffnete dieser erschrocken die Augen, war jedoch augenblicklich erleichtert, als er Tsubasa neben sich sitzen sah.

"Ich hab wieder davon geträumt...", erklärte er mit erneuten Tränen in seinen ohnehin schon völlig verweinten Augen, "aber diesmal waren es nur Bruchstücke, nichts Reelles. Und...ich war am Ende nicht mehr allein." Er versuchte durch seine Tränen hindurch zu lächeln, was Tsubasa bei dessen Anblick das Herz sich zusammenziehen ließ. Liebevoll umarmte er Takumi sofort, legte sich neben ihn aufs Bett.

"Auch wenn du mir das nicht glauben kannst...wenn du es zulässt, werde ich für immer bei dir bleiben, das verspreche ich," meinte er ernst.

Der Jüngere errötete bei diesen Worten und lehnte sich geborgen weiter in die Umarmung.

"Ich möchte versuchen, dir zu glauben...", nuschelte er glücklich, dann schliefen sie beide erschöpft ein und diese Nacht war seit längerem die erste ruhige und störungsfreie für sie beide.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2007-08-01T00:13:11+00:00 01.08.2007 02:13
Yeah *________*
Wirklich schön geschrieben~!
Toll dass die beiden sich endlich ausgesprochen haben Q__Q
<3
Nyaaah *__*~
freu mich schon total auf nächste Kapitel~~
*wusel*

Von: abgemeldet
2007-07-29T15:17:52+00:00 29.07.2007 17:17
wie goldig *___*
das hasu schoen geschrieben
fein gemacht
weiter so
*tiramisu dalass*


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