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Magenta I

Willkommen in der World of Warcraft
von

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Zu Lande, zu Wasser und unter der Erde

Ein vorwitziger Sonnenstrahl stahl sich durch das halbgeöffnete Fenster. Er fiel auf etwas sehr Rotes inmitten einer Menge Weiß. Als einige Zeit vergangen war, wurde es dem Strahl zu langweilig und er wanderte weiter. Jetzt tanzte und hüpfte er auf einer menschlichen Nase herum, eines der Lieblingsspiele aller Sonnenstrahlen. Später einmal sollte es darin richtige Weltmeisterschaften geben, in denen es darum ging, eine möglichst große Einwirkung auf die Haut des jeweiligen Menschen zu haben. Aber soweit sind wir an diesem Morgen noch nicht. Jetzt reichte es dem Sonnenstrahl schon, dass er erreichte, dass der Besitzer der Nase herzhaft nieste. Allerdings war der Mensch ein Spielverderber und zog sich einfach unter die Decke zurück. Höchst unbefriedigend, wie der Sonnenstrahl fand. Aber er konnte warten. Die Zeit hatte ihm zu der Erkenntnis verholfen, dass Menschen nie lange unter ihren Bettdecken liegen blieben. Irgendwann mussten sie wieder auftauchen, wie Wale aus dem Meer, und dann würde er da sein.
 

Nur Minuten später flog die Bettdecke im hohen Bogen durchs Zimmer und Magenta lag nach Luft schnappend auf der leeren Bettstatt. Nachdem sie eine Weile die hölzerne Zimmerdecke betrachtet hatte, setzte sie sich auf. Auf einem Stuhl neben ihrem Bett lag sorgfältig zusammengefaltet ihre Kleidung, ihr Gepäck stapelte sich auf dem Fußboden davor.

„Ausgeraubt bin ich also schon mal nicht.“, konstatierte sie einigermaßen erleichtert und schwang die Beine aus dem Bett.

Ihr Blick wanderte weiter durch das sauber aufgeräumte Zimmer, über das zweite, anscheinend unbenutze Bett (auf jeden Fall konnte Magenta sich nicht vorstellen, wie jemand es hätte so ordentlich zurecht machen können) und blieb an dem Fenster hängen; von draußen hörte man die Geräusche vieler Menschen und darüber hohe, spitze Schreie dieser weißen Vögel. Magenta erinnerte sich, dass Abumoaham ihr gesagt hatte, sie hießen ´Möhren` oder so ähnlich und kämen fast ausschließlich am Meer vor.

Am Meer?

So langsam dämmerte Magenta, wo sie sich befand. Eilig sprang sie aus dem Bett und lief barfuß zum Fenster. Sie lehnte sich hinaus und vor ihren staunenden Augen aalte sich die Stadt Menethil im Morgensonnenlicht. Direkt gegenüber der Taverne konnte Magenta eine Festung erkennen, deren meterdicke Mauern hoch in den Himmel hinauf ragten. Wachen patrouillierten auf der wehrhaften Stadtmauer, die Menethil halbkreisförmig zur Landseite abschirmte, und sorgten dafür, dass alles seinen Gang ging.

Zwischen den wenigen, mit blauen Schindeln gedeckten Häusern liefen reich betuchte Kaufleute hin und her, Karren wurden von Pferden und zotteligen Maultieren durch den schlammigen Boden gezogen und der eine oder andere krummbeinige Seebär war bereits im Schaukelgang auf dem Weg in die Taverne um sich sein flüssiges Frühstück zu genehmigen. Über all dem lag der feuchte Dunst des Sumpflandes vermischt mit dem würzigen Aroma des nahen Meeres. Wenn man sich den Lärm der vielen Menschen wegdachte, konnte man geradezu die Wellen an die seichte Uferböschung laufen hören.

Als Magenta die breiten, hölzernen Landungsstege sah, die weit bis in das Meer hinein ragten, begann ihr Herz schneller zu schlagen. Große und kleine Schiffe lagen daran festgezurrt und emsige Hafenarbeiter liefen die kleinen Brücken zu den Schiffen hinauf und hinunter, ein jedes Mal wankend unter der schweren Last der Bündel und Kisten die hier umgeschlagen wurden. Und eines von ihnen würde Magenta mitnehmen über das große, weite Meer.
 

Ein eigenartiges Kribbeln hatte sie nun endgültig erfasst, fast wie ein Fieber, eine neue Krankheit, die sie dazu antrieb, ihre Morgentoilette noch schneller hinter sich zu bringen als sonst und im Laufschritt die knarrende Treppe zur Gaststube hinunter zu stolpern. Als sie jedoch an ihrem Ende angelangt war, blieb sie wie auf die letzte Stufe genagelt stehen. Nicht, dass es verwunderlich gewesen wäre, wenn dieses Gasthaus, das einen soliden und sauberen Eindruck machte und an einem so wichtigen Handelsumschlagspunkt lag, gut besucht gewesen wäre. Auch die frühe Tagesstunde war sicherlich kein Grund, warum sich nicht viele Gäste um ein warmes Feuer scharen sollten, um ihre von der ständigen Feuchtigkeit klamm gewordene Kleidung ein wenig zu trocknen. Im Moment allerdings war in dem kleinen Gasthaus schlichtweg die Hölle los.

Auf Bänken, Stühlen und Tischen saßen sie; sie drängten sich zwischeneinander durch und riefen dem Wirt ihre Bestellungen zu. Magenta fand es verwunderlich, dass bei diesem Menschenauflauf, der sich in einer Ecke noch zu verdichten schien, keiner darauf gekommen war, sich an den riesigen Kerzenleuchter zu hängen, der von der Decke der Gaststube aus alles mit Wachs volltropfte, weil durch die offene Tür ein stetiger Luftzug hinein wehte. Aber selbst wenn man der Meinung gewesen wäre, dass es trotz der vielen Personen in dem Raum ratsam wäre, die Tür zu schließen, so hätte man das gar nicht gekonnt, denn eine Menschenschlange stand bereits halb um das Gebäude herum und blockierte somit den Weg nach draußen.

“Was ist denn hier los?“, fragte Magenta einen Mann, der so eben damit beschäftigt war, ein nicht sehr sauberes Tuch um seinen Oberschenkel zu binden.

Der Angesprochene sah auf und grinste. „Meinst du, das sieht echt aus?“, wollte er statt einer Antwort wissen.

Magenta beschloss, es ihm mit gleicher Münzen heimzuzahlen, und ließ ihn einfach stehen. Stattdessen bahnte sie sich mühselig einen Weg zum Tresen und quetschte sich zwischen zwei abgerissene Gestalten um endlich ein Frühstück zu bekommen.

„Zahnschmerzen sind gut.“, sagte der jüngere der beiden zwielichtigen Burschen gerade. „Da haste wirklich die beste Aussicht.“

„Meinst du so?“, meinte der andere, hielt sich die Hand an die Wange und verzog das Gesicht zu einer Grimasse.

„Ja, fast.“, urteilte der erste. „Kannst du noch ein bisschen weinen?“

„Nää.“

„Mhm, vielleicht Zwiebel?“, überlegte sein Freund. „Zwiebel hilft immer.“

Während der zweite der beiden also lautstark nach einer Zwiebel verlangte, sah Magenta ein, dass sie hier und heute wohl kein Frühstück bekommen würde. So drängelte und schubste sie sich durch die Menschenmasse und sah schon die Tür näher kommen, als eine energische Hand sie packte und sie an die Stelle zog, wo das Gedränge am größten war.
 

„Magenta!“, rief die weiß vermummte Gestalt. „Schön, dass es dir wieder besser geht.“

„D-Demuny?“, stotterte Magenta unsicher und war erstaunt, dass sie den Namen überhaupt noch wusste.

„Ja sicher.“, strahlte die blonde Frau und nahm das weiße Tuch von ihrem Gesicht. „Ich bin schon seit heute morgen um halb fünf wach.“

„Was wollen alle diese Leute hier?“, brüllte Magenta, denn gerade war irgendwo in der Nähe der Zwiebelburschen eine Schlägerei ausgebrochen.

„Frau Doktor, mein Zahn?“, meldete sich da eine Stimme hinter Demuny. Als sie einen Schritt beiseite trat, konnte Magenta auch erkennen, wem sie gehörte. Ein alter, verrunzelter Mann saß auf einem Stuhl. Um seine Hals hatte er ebenfalls ein weißes Tuch gebunden und in seinem Mund prangte noch ein einzelner, halbschwarzer Zahn.

„Aber sicher doch.“, lächelte Demuny entschuldigend und zog sich wieder das Tuch über die Nase. „Tut mir leid, Magenta, aber meine Patienten warten.“

„Patienten?“

So langsam schwante Magenta, was hier vor sich ging. Sie sah Demuny dabei zu, wie sich die junge Frau über den weißhaarigen Fast-Zahnlosen beugte und anfing, in seinem Mund herumzuwirtschaften. Was die Ärztin in Ausbildung allerdings nicht sehen konnte, war, dass der Greis mitnichten an ihrer Therapie interessiert war, sondern sich viel mehr den Hals verrenkte, um seiner helfenden Hand in den Ausschnitt zu starren.

Magenta war versucht, Demuny auf ihren Irrtum hinzuweisen, sah aber ein, dass diese ihr wahrscheinlich sowieso nicht geglaubt hätte. Es gab eben Leute, die beharrlich nur das Gute in anderen Menschen sahen, auch wenn diese ihnen gerade einen Dolche an die Kehle hielten und mit Nachdruck nach ihrem ganzen Geld verlangten. So seufzte Magenta nur leise, beschloss, dass sie Demuny nicht vermissen würde, und drängte sich in Richtung des Ausgangs.
 

Ziemlich zerrupft und um einen Riss in ihrer Robe reicher stand sie kurze Zeit später am Pier und betrachtete unschlüssig die beiden Landungsstege, an denen die Schiffe anlegten, die auch menschliche Fracht über das Meer transportierten.

„Woher zum wirbelnden Nether soll ich wissen, welches das richtige Schiff ist.“, murmelte sie ärgerlich. „Kein Aushang, kein Fahrplan, kein Nichts.“

Versuch´s doch mal beim linken, meldete sich Pizkol zu Wort.

Ergeben trabte Magenta also los und erreichte schließlich das weit in der Bucht liegende Ende der hölzernen Konstruktion. Ein muskelbepackter Mann mit einem stoppeligen, roten Bart war gerade dabei eine Liste der Dinge abzuhaken, die offensichtlich auf das nächste ankommende Schiff geladen werden sollten.

„Entschuldigung.“, sagte Magenta, nachdem er sie fast zehn Minuten lang erfolgreich ignoriert hatte. „Ich wüsste gern, wann hier ein Schiff ankommt und wohin es fährt.“

Der Mann sah von seiner Liste auf. „Die ´Stolz von Sturmwind` sollte in wenigen Stunden einlaufen. Sie wird, sobald sie beladen ist, wieder zur Insel Theramore aufbrechen. Aber seid gewarnt, die Ländereien, die um die Insel herum liegen, sind nicht sicher für die Menschen der Allianz.“

„Mhm ja, danke.“, antwortete Magenta, drehte sich herum und herrschte den Wichtel in ihrem Kopf an: Das hast du doch gewusst!

Vielleicht, war die hohntriefende Antwort. Vielleicht passt es mir aber einfach auch nicht, die Welt immer nur durch deine Augen zu betrachten. Hier ist es verdammt langweilig mit dem blöden Luftsack als einziger Gesellschaft.

Das ließe sich schneller ändern, wenn du mich nicht zum falschen Anlegesteg geschickt hättest, fauchte Magenta böse.

Mag sein, gluckste Pizkol. Aber sieh doch nur, da drüben kommt doch schon das richtige Schiff an.

Tatsächlich lief in diesem Moment ein Segelschiff in den Hafen ein. Trotz seiner Größe war es erstaunlich wendig und es bedurfte nur weniger Augenblick, bis das Schiff trotz flauer Segel sicher angelandet war. Magenta vermutete, dass dort mehr als nur die Kräfte der Natur am Wirken waren und als die Person, die sie war, beruhigte sie dieser Gedanke ungemein. Sehr viel beunruhigender war allerdings die Entfernung, die sich zwischen ihr und dem Schiff befand. Was, wenn es mit einem Mal ohne sie auslief? Eilig nahm Magenta die Beine in die Hand und spurtete über den Steg, wobei sie immer wieder Kisten, Karren und Matrosen ausweichen musste, die anscheinend nichts Besseres zu tun hatten, als der jungen Hexenmeisterin im Weg herum zu stehen. Sie hörte Gelächter hinter sich, Rufe und Pfiffe, aber sie ignorierte sie alle. Für so einen Blödsinn hatte sie jetzt wahrhaftig keine Zeit.

Schnaufend, keuchend und bereits krebsrot im Gesicht erreichte sie nach halber Strecke wieder das Ufer. Sie war gerade um einen bulligen Mann mit einem gewaltigen Federhut herum gelaufen, als sich plötzlich etwas Schneeweißes in ihr Gesichtsfeld drängte. Sie versuchte zu bremsen, stolperte über ein paar herumliegende Taue und landete schließlich mit der Nase voran im Uferschlamm. Böse starrte sie von dort zu Demuny hinauf.

„Magenta!“, strahlte die junge Frau. „Ich bin gerade mit meiner Arbeit fertig geworden und hatte gehofft, dass ich mich noch von dir verabschieden kann.“

Als Magenta an Demuny vorbeischielte, konnte sie eine lärmende und feiernde Menge erkennen; die meisten von ihnen hatten irgendwo an ihrem Körper einen kunstvollen Verband aus blütenweißem Stoff. Etliche davon schien die junge Priesterin aus ihrer eigenen Kleidung gefertigt zu haben, was ihrem Kleid jetzt einen recht…durchscheinenden Charakter gab, der aber sicherlich sehr zur Zufriedenheit ihrer Patienten beigetragen hatte und Demuny nicht im Geringsten aufzufallen schien. Hilfsbereit streckte sie Magenta ihre Hand entgegen und half ihr hoch. Missmutig blickte Magenta an sich herab. Sie sah aus, als hätte sie so eben in voller Montur ein Moorbad genommen.

„Ist dir was passiert?“, wollte Demuny hoffnungsvoll wissen, doch Magenta verneinte.

„Nichts, was ein bisschen Wasser und Seife nicht beseitigen könnten.“, wehrte sie die therapiebegierigen Hände ab. „Aber ich muss mich jetzt wirklich beeilen. Mein Schiff ist gerade angekommen.“

„Oh, ich begleite dich noch.“, verkündete Demuny. „Ich habe noch ein wenig Zeit bis zur Abreise.“

Da Magenta nicht wusste, wie sie dieses Angebot ausschlagen konnte, fügte sie sich ihr Schicksal und versuchte sich einzureden, dass Demunys Erscheinung nun zumindest von ihrer eigenen, mehr als armseligen Verfassung ablenken würde. Und tatsächlich schien dieser Plan aufzugehen: Sämtliche Aufmerksamkeit richtete sich nur noch auf die junge Priesterin mit dem kurzen, weißen Kleid. Die Menge schien sich förmlich vor ihr zu teilen, so dass Magenta schneller vorankam, als sie zu hoffen gewagt hatten. Nur wenig später stand sie vor dem Anlegesteg des Schiffes und sah den ankommenden Fahrgästen beim Aussteigen zu, während sie mit einem halben Auge vorsichtshalber die Krankonstruktion im Auge behielt, mit der etliche schwere Kisten über ihren Köpfen vom und auf das Schiff geladen wurden.

Eine resolute Zwergendame schritt gerade vorbei und auch vor ihr teilte sich die Menge, wobei Magenta annahm, dass die Matrosen dies eher aus Angst um ihre edelsten Körperteile taten, auf deren Höhe der Stabknauf der Zwergin an ihnen vorbeisegelte. Einige Kaufleute folgten ihr, die Köpfe tief in ihren Frachtpapieren vergraben. Schließlich riss der dünne Strom der Fahrgäste ab und Magenta glaubte die Zeit gekommen, sich nun endgültig von Demuny zu verabschieden. Sie wollte sich gerade zu ihr herumdrehen, als sie mitten in der Bewegung verharrte. Oben an der Reling war noch ein Fahrgast erschienen.
 

Der Mann war sehr groß, viel größer als ein normaler Mensch. Sein Körper wirkte feingliedrig und zugleich kraftvoll, seine Bewegungen waren die eines Raubtieres und sein Gang war seltsam federnd. Leichtfüßig überbrückte er die Distanz zum Steg und sah sich suchend um. Zwischen den dunkelblauen, zu Zöpfen verflochtenen Haaren ragten lange, spitz zu laufende Ohren in die Höhe.

„Ein Nachtelf.“, flüsterte Magenta. Sie hatte noch nie eines dieser Wesen gesehen und war fasziniert von der Art wie er sich bewegte und von der vokalreichen Sprache, mit der er etwas zum Schiff hinüber rief. Eine weitere dieser Stimmen antwortete ihm und nur ein Augenblinzeln später standen zwei weitere Vertreter seines Volkes zwischen den Hafenarbeitern, die sie fast um Haupteslänge überragten.

Ein Raunen ging durch die Menschen am Pier. Nachtelfen waren seltene Gäste in Menethil und meist zogen sie es vor auf Schiffen anzureisen, die in den späten Abendstunden ankamen. Blick und Getuschel folgten den drei Gestalten auf ihrem Weg…ebenso wie Magenta.

Sie wusste, dass sie sich absolut unmöglich benahm, indem sie die Fremden so anstarrte, doch irgendetwas an ihnen schien sie gerade zu magisch anzuziehen. Wortfetzen der exotischen Spreche wehten zu ihr herüber, zwischen die wie eine falsche Münze das Wort ´Westfall` purzelte. Noch etwas versuchte, in Magentas Ohren einzudringen, doch sie war so bezaubert von den Nachtelfen, dass sie dem Rufen erst gewahr wurde, als die drei vor ihr sich herumdrehten.

„Magenta!“, rief Demuny und holte sie endlich ein. „Ich dachte, du wolltest auf das Schiff. Der Hafenmeister hat gesagt, dass sie in wenigen Minuten auslaufen.“

„Ääh...“, machte Magenta und kam sich ziemlich dämlich vor.

Die Nachtelfen lachten und stießen sich an. Der schmächtigste von ihnen mit den weißen Haaren trat einen Schritt auf sie zu. Er verbeugte sich galant und sagte mit einer Stimme, die wie ein Schnurren klang: „Guten Morgen, die Dame.“

Dabei rollte er das ´R` auf eine Weise, die Magenta beinahe in Verzücken versetzt hätte…wenn ihr nicht bewusst gewesen wäre, dass er dabei keineswegs sie ansah, sondern mit seinen eigenartig leuchtenden Augen taktvoll bewundernde Blicke auf Demuny warf. Auch die anderen beiden konnten offensichtlich nicht genug vom Anblick der wunderbaren, reinen Schönheit neben Magenta bekommen, während sie selbst sich vorkam wie ein Stück fauliges Obst.

Der Augenblick verging, ohne dass Magenta etwas einfiel, was sie sagen oder tun konnte. Der Nachtelf drehte sich wieder zu seinen Freunden herum und gemeinsam strebten die drei dem Ufer zu. Hinter Magenta mahnte die Schiffsglocke die allerletzten, saumseligen Reisenden zum Aufbruch, als sich der dritte der drei Elfen noch einmal umdrehte. Seine Augen suchten anscheinend noch einmal Demuny und bevor Magenta wusste, was sie tat, war sie einen Schritt vor die blonde Frau getreten.

„Wenn Ihr nach Westfall wollt“, hörte Magenta ihren Mund rufen, „dann schlagt Ihr euch am besten nach Ironforge durch. Von dort geht´s dann mit der Tiefenbahn nach Stormwind und dann ist Westfall gleich daneben…“

In diesem Moment hatte ihr Gehirn es geschafft, zu ihren Stimmbändern durchzudringen und dort eine Notabschaltung vorzunehmen, so dass sie „im Westen“ nur noch heiser krächzen konnte, bevor das ausgeschüttete Adrenalin sie anlaufen ließ wie eine sehr reife Tomate. Der Blick des Nachtelfen, mit den Augen wie spöttisch funkelnde Fixsterne, blieb an ihr hängen und über sein Gesicht huschte ein Schatten. Noch bevor Magenta ihn jedoch ausgiebiger betrachten konnte, hatte der größte der drei Elfen ihm schon die Hand auf die Schulter gelegt und zog ihn weiter den Steg entlang. Und auch Magenta fühlte sich gepackt und mit sanfter Gewalt in Richtung des Schiffes geschoben.

Nur wenige Augeblicke nachdem ihre Füße die schwankenden Schiffbohlen berührt hatten, polterte schon die Planke auf den Landungssteg, auf dem Demuny stand und wie wild winkte. Man hätte meinen können, sie sei einer dieser weißen, laut kreischenden Vögel und wolle das Schiff auf seiner Reise begleiten.

„Mach´s gut!“, rief sie. „Und schreib mal!“

Magenta antwortete nicht. Sie versuchte in der immer kleiner werden Menge zwei blaue und einen weißen Haarschopf auszumachen, was natürlich von wenig Erfolg gekrönt war. Erst als eine nörgelnde Stimme in ihrem Kopf sie aus ihren Gedanken riss, löste sich ihr Blick vom kleiner werdenden Ufer.

Dir ist schon klar, dass wir jetzt nach Kalimdor reisen, unkte Pizkol. Wenn du dort jeden dieser Elfen so anstarren willst, kommen wir ja nie voran. Und jetzt sieh zu, dass du eine gescheite Kabine bekommst. Ich habe keine Lust die Reise neben jemandem zu verbringen, der des Nachts das ganze Schiff zersägt.

Ach du Schreck, dachte Magenta zurück. Meinst du, wir haben einen Attentäter an Bord?

Ich geb´s auf, schmollte Pizkol und sagte für die nächste halbe Stunde ausnahmsweise mal gar nichts mehr.
 


 


 

„Kannst du mir mal verraten, was das sollte?“, grollte Easygoing und schob sich an den vielen, gaffenden Menschen vorbei durch die Menge. „Ich würde es vorziehen, etwas unauffälliger zu reisen. Und vor allem schneller.“

„Aber aber...“, gab Ceredrian zurück und schnalzte vorwurfsvoll mit der Zunge. “Wo bleiben deine Manieren Cousin. Ich kann doch an einer hübschen und noch dazu so leicht bekleideten jungen Dame nicht einfach vorbei gehen ohne ihr meine Aufwartung zu machen.“

„Na gut.“, brummte Easygoing einlenkend. „Aber das mir das nicht noch einmal vorkommt. Und wenn doch, nimmst du mich gefälligst mit und stellst mich vor.“

„Solange es dir dann nicht die Sprache verschlägt wie unserem Freund hier.“, lachte Ceredrian und klopfte Abbefaria aufmunternd auf den Rücken. „Du solltest wirklich einmal etwas Nachhilfe von mir erhalten. So wird das ja nie was.“

„Was sagt ihr zu dieser anderen?“, murmelte Abbefaria ohne auf die Sticheleien einzugehen.

„Welche andere?“, wollte Easygoing wissen und suchte über die Köpfe der Menschen hinweg einen Ausweg aus dieser völlig überfüllten, dreckigen und stinkenden Stadt.

„Na die mit dem roten Kleid.“, antwortete Abbefaria ungeduldig. „Irgendetwas an ihr war eigenartig.“

„Ich hab niemanden gesehen.“, brummte Easygoing. „Außerdem sehen Menschen sowieso alle gleich aus.“

„Was sie wahrscheinlich auch von uns behaupten.“, grinste Ceredrian. „Aber ich glaube, da stand tatsächlich noch eine. Sah irgendwie ungepflegt aus. Wahrscheinlich eine Bettlerin.“

„Das meine ich aber nicht.“, beharrte Abbefaria störrisch. Da seine Freunde ihm allerdings nicht zuhörten und er im Grunde sowieso nicht in Worte fassen konnte, was an dieser Menschenfrau so beunruhigend gewesen war, ließ er den Gedanken fallen und folgte den beiden anderen Nachtelfen durch Menethil.
 

Sie brauchten nicht sehr lange, bis sie ans andere Ende der Stadt gelangten, einen Rattenschwanz aus mehr oder weniger erstaunten Blicken und Getuschel hinter sich herziehend. Da es nur einen einzigen Weg aus der Stadt heraus gab und keiner der Anwesenden den Eindruck machte, als sollte man ihn nach dem Weg nach Westfall fragen, ergriffen die drei Nachtelfen die Chance, als die Wachen gerade damit beschäftigt waren, den Wagen eines Händlers zu untersuchen, der ihnen offensichtlich nicht ganz einwandfrei erschien. So abgelenkt bemerkte sie die drei Nachtelfen nicht, die sich unkontrolliert an ihnen vorbei auf die breite Brücke schoben, die die Halbinsel, auf der Menthil lag, mit dem Festland verband.

„Am besten wir sehen erst einmal, wohin diese Straße uns bringt.“, schlug Easygoing vor. „Wenn mich nicht alles täuscht, liegt Westfall südlich von hier. Allerdings wird es schwierig sein, einen Pass durch die Bergkette zu finden und die Straße sollte uns eigentlich zu einem führen.“

„Du meinst, wir verlassen uns einfach blind auf die von den Menschen vorgefertigten Wege?“, grinste Ceredrian.

„Hast du etwa ein Problem damit?“

„Überhaupt nicht.“, lachte der Priester und hob beschwichtigend die Hände. „Ich wollt´s ja nur noch mal genau wissen.“

„Fein.“, grollte Easygoing und fühlte sich nicht ernst genommen. „Dann wollen wir diesem Sumpf mal zeigen, wer hier der Herr ist.“

„Wir sollten vielleicht nach Ironforge gehen.“, warf Abbefaria unvermittelt ein. Verdutzt sahen die beiden ihn an.

„Ich denke, wir waren uns einig, dass wir nach Westfall gehen.“, erwiderte Easygoing. „Passt dir der Plan auf einmal nicht mehr?“

„Das ist es nicht.“, wehrte Abbefaria ab. „Aber diese Frau hat gesagt, wenn wir nach Westfall wollten, sollten wir zunächst nach Ironforge gehen.“

Easygoing schnaubte abfällig. „Und seit wann hören wir auf das, was uns Menschen sagen?“

„Wir benutzen ihre Straße oder nicht?“ Abbefaria wusste, dass er Recht hatte. Er wusste nur ebenso gut, dass sein Freund das wahrscheinlich nicht zugeben würde, wenn man ihn nicht mit einer sehr guten Argumentation dazu zwang. Oder mit den Fäusten, doch das traute Abbefaria sich ehrlicherweise nicht zu. Es hatte keinen Wert einen Kampf zu kämpfen, den man sowieso nur verlieren würde.

Eine kleine Weile lang starrten die beiden Nachtelfen sich an, dann drehte Easygoing sich um und knurrte: „Wir sehen erst einmal, wohin die Straße führt.“ Damit setzte er sich in Bewegung und die anderen beiden folgten ihm.
 

Ihre Reise brachte sie quer durch das Sumpfland. Den wenigen Menschen, den sie auf der Straße begegneten, wichen sie meist aus oder taten unbeteiligt, so dass niemand sie behelligte. Sie schlichen an einem Außenposten von Orks vorbei, obwohl Easygoing den grünhäutigen Scheusalen doch gerne einmal die Bekanntschaft mit seinen Fäusten und Klauen gegönnt hätte und trafen schließlich nach einem schier endlosen Weg durch düstere, nur von Fackeln beleuchtete Tunneln auf einen riesigen Stausee.

„Wo sind wir?“, wollte Easygoing wissen. Um sie herum türmten sich riesige Bergketten auf, deren schneebedeckte Gipfel sich fast ihrem Sichtfeld entzogen.

„Wieso siehst du mich da so an.“, antwortete Ceredrian. „Ich lauf dir eigentlich die ganze Zeit nur nach.“

„Und jaulst.“, ergänzte Abbefaria grinsend.

„Wahr gesprochen.“, grinste der andere Druide und beleidigt verstaute Ceredrian seine Gitarre wieder in seinem Gepäck. Diese Banausen wussten stilvolle Unterhaltung einfach nicht zu schätzen, dabei war die Akustik in den Tunneln hervorragend gewesen.

„Die Sonne wird bald untergehen.“, meinte Abbefaria. „Suchen wir uns eine Unterkunft?“

Easygoing grunzte abweisend. „Ich würde lieber weiterreisen. Je eher wir in Westfall ankommen, desto besser. Außerdem…willst du dort unten die Nacht verbringen?“ Er deutete vielsagend auf den Ort, der sich in einer Senke vor ihnen ausbreitete. Zwischen den sanften Hügeln drängten sich einige Häuser dicht an die Erde, einige von ihnen schienen sogar direkt in sie hineingebaut zu sein. Zwischen den Häusern patrouillierten grün bekleidete, bullige Gestalten, allesamt bewaffnet mit glänzenden Gewehren.

„Zwerge.“, knurrte Abbefaria. „War ja klar, dass wir früher oder später auf die treffen würden. Du hast Recht, hier sollten wir wirklich nicht bleiben.“

„Wir sind alle Mitglieder derselben Allianz.“, gab Ceredrian zu bedenken.

„Das ist wahr.“, stimmte Easygoing zu. „Aber sagen wir mal, wenn es darum ginge, in eine Hymne gegen uns Elfen einzustimmen, wären die Zwerge die, auf die ich als erstes wetten würde.“ [1]

„Also gehen wir weiter?“, seufzte Abbefaria. Ihm hatte die Aussicht auf ein Bett in einer Zwergenherberge zwar auch nicht behagt, aber immerhin wäre es ein Bett gewesen.
 

Sie umrundetem die Zwergenstadt und standen einige Zeit später an einem Wegweiser.

„Thelsamar.“, las Ceredrian. „Da kommen wir gerade her. Dun Morogh…mhm nie gehört. Bleibt noch der Weg nach Süden in die Sengende Schlucht.“

„Klingt nicht gut.“, stellte Abbefaria fest. „Aber es ist die richtige Richtung.“

„Also keine Müdigkeit vorschützen.“, spornte Easygoing seine Gefährten an. Inzwischen waren die leuchtenden Augen der Nachtelfen der einzige Teil von ihnen, den man noch klar und deutlich erkennen konnte. Der Rest versank bereits im Dunkel der wolkenverhangenen Nacht, die nur selten von Mondlicht durchdrungen wurde.

„Nicht einmal Elune wagt es, hier ihr Antlitz zu zeigen.“, murmelte Ceredrian und sah zweifelnd zum Nachthimmel empor. So weit von zu haus vermisste er die beruhigenden Anwesenheit der Mondgöttin besonders, auch wenn er wusste, dass sie überall auf ihre Kinder herabsah und keine Wolke sie daran hindern konnte.

„Das können wir ja ändern.“, lachte Abbefaria leise. „Wenn du es wünschst.“

„Sag bloß du hast den Trick mit den Mondstrahlen inzwischen drauf.“, staunte Easygoing. „Ich meine, nicht, dass ich damit je Schwierigkeiten gehabt hätte.“

„Ich kann´s ja mal versuchen.“

Abbefarias Blick hob sich in die Höhe und suchte den Punkt, an dem der Mond hinter den Wolken verborgen lag. Er weitete seine Sinne und ließ die wilde, fremde Natur in seinen Geist eindringen. Er spürte die Felsmassive, in deren Schoß sich mehr zu befinden schien als nur Stein und Erzadern. Er spürte die Pflanzen, die sich an die kargen Hänge krallten. Sie filterten die dünne Bergluft und gaben ihr ein ganz eigenes, harziges Aroma. Er konnte den fremdartigen, scharfen Verstand eines Tieres wahrnehmen, das sich in diesen Gefilden bewegte, als sei es nur dazu geschaffen, zwischen Bergen und Felsen herumzuklettern. Abbefaria jedoch griff weiter hinauf in den Himmel.

Mondlicht umflutete ihn und brannte in seinem Geist. Die Kraft Elunes konnte zerstörerisch sein für den, auf den man sie lenkte, ebenso wie für den, der sie gebrauchte. Der Nachtelf sammelte und bündelte sie, bis er es nicht mehr aushalten konnte und ließ sie dann in einem einzigen Strahl zur Erde hernieder fahren. Die Nacht wurde von einem weißen Licht erhellt, das die Umgebung in scharfe Schatten tauchte und die Gesichter der Nachtelfen in Scherenschnitte verwandelte. Und sie erhellte noch etwas.
 

„Netter Trick.“, erklang eine helle Stimme aus der zurückgekehrten Dunkelheit. „Aber ich kann nicht erlauben, dass Ihr hier so einfach herumzaubert. Immerhin haben wir im Moment höchste Waldbrandgefahr.“

Erschrocken fuhren die Nachtelfen zu der Gestalt herum, die sich ihnen genähert hatte. Sie hatte riesige Hörner, ein kurzes, grauweißes Fell und kaute auf einem Grashalm herum.

„Was ist das?“, flüsterte Ceredrian. „Hast du mit deinem Zauber irgendein Tor geöffnet, von dem wir wissen sollten?“

Abbefaria schickte ihm einen bösen Blick und besah sich das, was Ceredrian offensichtlich für einen Dämon hielt, genauer. Er konnte ein leises Stöhnen nicht verhindern, als er sah, womit sie es wirklich zu tun hatten. Auf dem Rücken des gehörnten Wesens saß eine kompakte Zwergenfrau, die schwarzen Haare zu strengen Schnecken an beiden Seiten des Kopfes verschnürt.

„Hat es Euch die Sprache verschlagen?“, keifte sie von ihrem Reittier herunter. „Oder habt Ihr die Schilder nicht gesehen: Rauchen und offenes Feuer sind hier verboten.“

„Aber das war…Mondfeuer.“, versuchte Abbefaria zu erklären. „Damit kann man nichts anzünden.“

„Papperlapapp.“, zeterte die Zwergin. „Feuer ist Feuer und das ist hier unerwünscht. Die Bäume sind so trocken, die würden wie Zunder brennen. Und nachher will´s dann wieder keiner gewesen sein. Nur gut, dass wir die Tore zur Brennenden Schlucht so fest verschlossen haben. Was meint Ihr, wie viel Lava die ganzen Leute hier immer reingetragen haben. Und wer darf dann wieder die Eimer vom Loch hierher schleppen? Na?“

„Das Tor ist verschlossen?“, ignorierte Easygoing die Schimpftirade der Zwergin. „Ihr meint, der Weg ist blockiert?“

Die Zwergin musterte ihn, als sei er nicht mehr als ein interessanter Käfer. „Wohl taub, was? Und das bei den Ohren. Das Tor ist zu und es bleibt es auch.“

„Aber Gnädigste“, versuchte nun Ceredrian sein Glück. „Seht ihr, wir haben schon eine weite Reise hinter uns und müssen unbedingt noch weiter nach Süden. Könnt Ihr nicht einmal eine kleine Ausnahme machen? Für uns?“

„Kommt nicht in Frage.“, wehrte sie ab. „Ich werde Euch unter gar keinen Umständen in die Sengende Schlucht lassen. Wo kämen wir denn da hin? Wenn ich euch hinein lasse, dann muss ich alle hineinlassen: erst eure besten Freunde, dann entfernte Verwandte, dann deren Freunde und so weiter. Ihr werdet euch einen anderen Weg suchen müssen.“

Wie um die Worte seiner Herrin zu bestätigen, scharrte das gehörnte Reittier mit den Hufen und stieß einen scheußlich misstönenden Laut aus. Weder er noch die Zwergin mit der Schneckenfrisur schienen gewillt sich irgendwie umstimmen zu lassen. Die drei Nachtelfen sahen sich an. Offensichtlich war hier tatsächlich kein Weiterkommen.

„Nun denn.“, brache Ceredrian schließlich das Schweigen. „Wir werden uns also einen anderen Weg nach Süden suchen.“

„Genau.“, brummte die Zwergin offensichtlich zufrieden mit ihrem Erfolg. „Und wenn ich Euch noch einmal dabei erwische, wie ihr hier zündelt, dann schleppe ich euch höchst persönlich an Euren langen Ohren durch Dun Morogh bis ganz nach Ironforge. Dort könnt Ihr dann König Bronzebeard erklären, warum wieder seine halben Ländereien abgebrannt sind, obwohl ich diesmal niemand durch das Tor…ach schweigen wir lieber darüber. Und jetzt fort mit Euch!“
 

Den starren Blick der Zwergin im Rücken schlichen die Elfen durch die Nacht, bis sie wieder bei dem Wegweiser anlangten. Wütend trat Easygoing gegen das Holzschild.

„Ich kann es immer noch nicht glauben.“, fauchte er. „Was denken diese kleinen Missgeburten eigentlich, wer sie sind. Einfach den Pass durch die Berge zu sperren.“

„Immerhin haben sie sie gebaut.“, warf Ceredrian ein. „Aber lasst uns jetzt lieber entscheiden, welchen von den anderen zwei Wegen wir einschlagen.“

Easygoing schien zu überlegen, ob er den Wegweiser nicht einfach aus der Erde reißen sollte, doch dann schnaubte er nur noch einmal wütend.

„Wir nehmen keinen dieser Wege.“, entschied er dann. „Dieses Dun Morogh scheint bei Ironforge zu liegen. Das kann nur noch mehr Zwerge bedeuten. Ebenso Thelsamar. Also machen wir es so, wie wir es schon von Anfang an hätten tun sollen: Wir suchen uns unseren eigenen Weg.“

„Du willst durch die Berge?“, fragte Abbefaria erstaunt. Seine Augen wanderten an den endlosen Felswänden nach oben. „Dann sollten wir warten, bis die Sonne aufgegangen ist.“

„Finde ich auch.“, stimmte Ceredrian ihm zu. „Ihr beiden mögt ja der Kletterei im Dunklen noch gewachsen sein, aber ich kann mich nun einmal nur auf zwei Füßen fortbewegen.“

„Ach was.“, knurrte Easygoing. „Wir sind Nachtelfen, verdammt. Also stellt euch nicht so an.“ Damit ließ er seine beiden Kameraden stehen und fing an, die Felswände nach einem geeigneten Aufstieg abzusuchen.

„Dir ist hoffentlich klar, warum wir das mitten in der Nacht machen müssen.“, zischte Ceredrian Abbefaria zu, während sie über loses Geröll und steile Abhänge hinter dem großen Druiden herstolperten. „Er will doch nur nicht sehen, wir tief es neben ihm hinab geht.“

„Damit könntest du sogar fast Recht haben.“, grinste Abbefaria und fand den Aufstieg mit einem Male sogar recht amüsant.
 

„Das darf doch nicht wahr sein.“, murmelte Easygoing und starrte ungläubig auf die große Wasserfläche, die in einiger Entfernung vor ihnen im Mondlicht glitzerte. „Wenn mich nicht alles täuscht, ist das schon wieder dieser verdammte Stausee.“

„Wo du Recht hast...“, pflichtete Ceredrian ihm bei. „Der Aufstieg zu diesem Plateau scheint uns nicht gerade weiter gebracht zu haben. Sicherlich, mit euch im Mondlicht spazieren zu gehen war schon immer eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Trotzdem sind die Berge hier viel zu steil um weiterzukommen. Wir werden wieder ins Tal hinab müssen.“

„Danke für die Zusammenfassung.“, antwortete Easygoing gereizt. „Na schön, wir kommen offensichtlich nicht ohne einen Pass über diese Berge. Also werden wir eben um sie herumgehen.“

„Klingt eigentlich logisch.“, sagte Abbefaria. „Aber meinst du nicht, wir sollten vielleicht doch nach Ironf…“

„Nichts da.“, bellte Easygoing so laut, dass ein Eichhörnchen von einem nahen Baum fiel. „Ich werde nicht durch eine Stadt wandern, die bis obenhin gefüllt ist mit Zwergen.“

„Wie du meinst.“, fauchte Abbefaria zurück. „Aber ich mache hiermit deutlich, dass ich nicht damit einverstanden bin.“

„Zur Kenntnis genommen.“, brummte Easygoing. „Ich erinnere dich daran, wenn ich den Anhänger des Seelöwen in meinen Händen halte.“

Abbefaria antwortete gar nichts. Er konzentrierte sich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzten, während sie wieder ins Tal hinab kletterten. Am Fuße der Berge angekommen wandten sie sich nach Südosten und wanderten in ihrem Schatten weiter durch die dunkle Nacht.
 

Bald wechselte der Boden von weichem, grünem Gras zu kaltem, rotbraunem Sand. Der Wind wurde stärker und pfiff zwischen den hohen Felsspitzen hindurch, die jetzt unbewachsen und karg zu ihrer Rechten lagen. Andere Laute mischten sich hinein, wie ein fernes Hämmern und Klopfen, aber es ließ sich nicht feststellen, woher diese Geräusche kamen.

Die drei Nachtelfen folgten dem Verlauf der Felsen, die sich weiter in das Massiv zurückzogen, und kurz darauf standen sie am Eingang einer großen Höhle. Ihre Schritte hallten dumpf von den Felswänden wieder, während sie noch ein Stück in den Berg hinein gingen. Als sie schließlich stehen blieben, meinte Abbefaria ein Scharren hinter sich zu hören, doch als er sich umdrehte war dort nur Schwärze.

„Ich glaube nicht, dass wir dort hineingehen sollten.“, sagte Ceredrian zweifelnd. Irgendwie erinnert mich diese Höhle an eine Gruft.“

„Und mich an die Höhle, in der wir das letzte Mal waren.“, fügte Abbefaria hinzu. Auch er fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, sich unter Tonnen von Stein begeben zu müssen.

„Ach was, ihr Angsthasen.“, knurrte Easygoing. „Das sieht doch nach einem dieser Tunnel aus, den diese stinkenden Zwerge überall hinein graben. Vielleicht ist es ja eine Abkürzung durch den Berg.“

„Also Zwerge stimmt ja.“, erklang da eine Stimme hinter ihnen.

„Aber über das stinkend sollte wir uns noch einmal unterhalten.“, fügte eine weitere hinzu.
 

Die Nachtelfen fuhren herum und sahen sofort, dass ihnen der Rückweg abgeschnitten war. Eine Gruppe von sechs oder sieben Zwergen hatte sich vor ihnen aufgebaut und blockierten mit ihren bulligen Körper den gesamten Gang. In ihren Händen blitzen Schaufeln und Spitzhacken auf, die dunkelgrauen Gesichter waren zu feindseligen Grimassen verzogen und in ihren Augen konnte man einen feurigen Glanz erkennen.

„Was tun wir mit diesem Abschaum.“, fragte einer der Zwerge.

„Was wir mit allen tun, die unsere Arbeit zu stören wagen.“, antwortete ein anderer. „Wir schlagen ihnen die Köpfe ein und werfen sie in einen der verlassenen Stollen.“

Ceredrian, der zunächst auch etwas blass um die Nase geworden war, atmete erleichtert auf. „Ein guter Witz, Männer.“, lobte er lächelnd. „Ehrlich, die Bemerkung vorhin war nicht so gemeint. Wir entschuldigen uns dafür. Wenn Ihr es wünscht, werden wir Eure Grabungsstätte natürlich sofort verlassen.“

„Ich glaube, der Elf hört schlecht.“, brummte der erste Zwerg wieder und ließ ein raues, polterndes Lachen hören, in das seine Kumpane grölend einfielen. „Ihr werdet nirgendwo mehr hingehen, Elf.“

„Wartet mal.“, mischte sich nun auch Easygoing ein. „Wir sind alle Mitglieder der Allianz. Ihr könnt doch nicht.“

„Können wir nicht?“ Ein gefährlicher Ausdruck war auf dem Gesicht des Zwergs erschienen. „Ich glaube, Elf, du verwechselst hier etwas. Wir sind mitnichten Mitglieder eurer so hochgeschätzten Allianz.“

„Aber Euer König Bronzebeard, hat den Vertrag unterzeichnet…“, begann Ceredrian, doch die zornige Geste des vordersten Zwerges ließ ihn verstummen.

„Wir Dunkeleisen-Zwerge gehorchen nicht diesem Schwächling Bronzebeard, der seinen Hintern den lieben Tag lang auf seinem ergaunerten Thron platt sitzt.“, zischte der Zwerg. „Unsere Treue gilt allein Ragnaros, dem Feuerfürsten. Und wenn ihr nicht so ein armseliges Opfer wärt, dann würden wir euch von hier in die Tiefen des Blackrocks bringen lassen, damit sich der Herr an euren Schmerzen ergötzen könnte. Aber ihr würdet nicht lange genug leben, um ihn zu amüsieren. Also bringen wir´s hinter uns!“
 

Die Zwerge fassten ihre Werkzeuge fester und traten wie ein Mann auf die drei Nachtelfen zu, die im selben Maße in die dunklen Tunnel zurückwichen. Abbefarias Gedanken rasten. Unter freiem Himmel und im Wald wäre es ihnen vielleicht möglich gewesen, es mit den Zwergen aufzunehmen. Doch hier unten war nichts Lebendiges zu spüren, dass er um Hilfe rufen konnte, nur kalter, toter Stein. Er verfluchte sich selbst, dass er nicht früher auf sein Gespür gehört hatte, dass ihn vor der Gefahr hatte warnen wollen.

„Na gut.“, knurrte Easygoing, als sie schließlich mit dem Rücken gegen eine der Stollenwände stießen. „Hier geht es nicht mehr weiter. Wir werden kämpfen müssen.“

„Aber wir haben keine Chance gegen sie.“, wisperte Ceredrian tonlos. „Das hier unten ist ihr Gebiet.“

„Richtig erkannt, Elf.“, grinste der Anführer der Zwerge. „Also sprecht euer letztes…“ Er verstummte, als ihm einer seiner Mitzwerge etwas ins Ohr flüsterte.

„Eine gute Idee.“, stimmte er dem anderen Zwerg zu. „Das wird den Männern gefallen. Bindet sie!“

Es dauerte nicht lange, da lagen die drei Nachtelfen zu festen Paketen verschnürt auf dem staubigen Tunnelboden. Einige der Zwerge hatten zwar einige schmerzhafte Biss und Kratzwunden davon getragen, doch das schien sie nicht im Geringsten zu stören. Im Gegenteil schienen sie sich sehr auf etwas zu freuen.

„Ihr habt doch nach der Gerechtigkeit eines Königs verlangt.“, spottete der Anführer der Zwerge und trat Abbefaria schmerzhaft in die Seite. „Nun, wir werden euch zu einem König bringen. Ich bin mir sicher, er wird sich von euren Besuch begeistert sein. Also los, bewegt euch! Wir haben nicht umsonst keine Fesseln um eure Füße gelegt. Glaubt ihr etwa, wir tragen euch? Ha!“

Jeweils zwei Zwerge nahmen einen der Elfen in ihre Mitte und stießen sie grob vor sich her. Gefesselt, geschlagen und völlig orientierungslos wurden sie tiefer und tiefer in das Stollensystem gebracht, in dessen Abgründen sie noch einige nicht besonders angenehme Überraschungen erwarteten.
 


 


 

An einer völlig anderen Stelle der östlichen Königreiche bewegten sich einige Stunden später noch ein paar Gestalten recht planlos durch die Botanik. In ihrem Fall war Botanik sogar eine recht passende Beschreibung ihrer Umgebung, denn diese bestand ausschließlich aus lianenumwundenen Bäumen, Büschen mit exotisch duftenden Blüten, mannshohen Farnen und anderen, nicht näher zu benennenden, massenweise Chlorophyll produzierenden Gewächsen. Bunte Vögel flatterten über sie hinweg, Insekten brummten, summten und krabbelten umher, Krokilisken planschten träge an den immer wieder den Wald durchtrennenden Wasserläufen und große Raubkatzen bewegten sich lautlos durch das dichte Unterholz. Mit anderen Worten: Sie standen mitten im Urwald und sahen den Weg vor lauter Bäumen nicht.

Mühsam bahnten sie sich einen Trampelpfad durch das üppige, grüne Dickicht. Bladewarrior tat sein Bestes, um sich gegen die Vegetation zu behaupten, vermisste aber inzwischen schmerzlich seine Äxte. Sehr zu seinem Ärger ließ Risingsun ihn auch nicht die Waffe eines armen Teufels aus dessen inzwischen skelettierten Händen reißen, sondern bestand darauf, die Leiche mitsamt ihrer Waffe zu begraben. Seit dem schmollte der junge Krieger und ließ seine Aggression nur noch ungezähmter an den unschuldigen Pflanzen aus.
 

„Und du bist dir sicher, dass wir hier lang müssen?“, fragte Emmanuelle Abumoaham nun sicherlich schon zum dreißigsten Mal.

„Na sicher ist er sich nicht sicher.“, antwortete Risingsun an Stelle des Magiers. „Deswegen nennt man es ja auch verirrt.“

Die Stimme der Paladina klang scharf, hatte jedoch einen merkwürdig dumpfen Nachhall, der vielleicht dadurch zu erklären war, dass sie einen riesigen, metallenen Helm über dem Kopf trug, der wie ein Goldfischglas geformt war. Der Sinn dieses Helms mochte sich dem unbeteiligten Beboachter vielleicht nicht sofort eröffnen. Wusste man jedoch, wie stark Risingsun auf die Anwesenheit gewisser, feliner Lebewesen reagierte und beachtete gleichzeitig den kleinen Korb, der in Abumoahams Hand hin und her schaukelte und aus dem immer wieder ein vorwurfsvolles Maunzen erklang, so fügte sich das ganze zu einem recht bizzaren Puzzle zusammen, das vermutlich einem Gnomenkopf entstiegen war. Allerdings hätte selbst Magenta an dieser Stelle neidvoll zugeben müssen, dass die Paladine trotz der eigenartigen Kopfbedeckung noch einen sehr würdevollen und nahezu umwerfend gut aussehenden Eindruck machte.

„Keine Sorge.“, sagte indes Abumoaham und winkte mit der freien Hand munter in eine unbestimmte Richtung. „Ich sicher, wir gleich da.“

Da bestimmt.“, brummte Schakal. „Fragt sich nur, wo da ist.“
 

Doch als die Truppe schon Die Hoffnung aufgegeben hatte, irgendwann einmal aus dem dichten Dickicht des dunkelgrünen Dschungels herauszukommen, eröffnete sich vor ihren Augen das erste annehmbare ´Da` seit Stunden. Auf einer Lichtung an einem kleinen Fluss standen einige weiße Zelte, zwischen denen ein Lagerfeuer lustig vor sich hin brannte. Um das Lagerfeuer hatten sich mehrere Gestalten versammelt, von denen eine beim Näherkommen der Fremden aufsprang.

„Wer seid Ihr und was wollt ihr hier?“, sprach der Zwerg, dessen breiter Kopf in einer mit Ohrenklappen versehenen Ledermütze steckte, die eigentlich ein wenig klein für ihn erschien. Er wühlte in seiner Tasche herum und zog einen zerknitterten Zettel hervor.

„Wir nur auf Durchreise.“, erklärte Abumoaham. „Ihr nicht zufällig wissen, wo Dorf der Zandalar sein?“

„Nein, weiß ich nicht.“, brummte der Zwerg und ließ den Zettel wieder sinken. es war ihm anzusehen, dass er enttäuscht war. „Eigentlich hatte ich gehofft, Ihr wärt hier um Hemet Nesingwary Jr., den weit bekannten Kriegsheld der Allianz und Meistergroßwildjäger zu besuchen und zu unterstützen.“

„Unterstützen?“, fragte Risingsun und ignorierte den leicht irritierten Blick des Zwergs anhand ihrer Kopfbedeckung. „Wenn Ihr unsere Hilfe braucht, sind wir natürlich bereit zu helfen.“

„Oh wenn das so ist.“, strahlte der Zwerg und räusperte sich bedeutungsvoll. Mit getragener Stimme las er von dem Zettel ab: „Willkommen im Schlingendorntal! Ihr seid es Euch vielleicht nicht bewusst, aber der Zwerg dort drüben ist der wunderbare Hemet Nesingwary Jr., weit bekannter Kriegsheld der Allianz und Meistergroßwildjäger. Er ist, genau wie sein Vater, nicht gerade sehr bekannt dafür, dass er Fremde in seinem Lager sehr mag, aber Ihr seht aus, als hättet Ihr schon das eine oder andere Abenteuer erlebt, [Klasse].

Geht und sprecht mit ihm. Vielleicht kann er Euch einige Ratschläge für die Jagd mitgeben.“

„Was soll [Klasse] bedeuten?“, fragte Emanuelle interessiert. „Und wo bitte liegt das Schlingdorntal.“

„Ähm ja…“, hüstelte der Zwerg. „Ich mach den Job hier noch nicht so lange. Bin nur die Urlaubsvertretung für Barnil Steinkrug. Seine Oma ist gestorben und er musste dringend zu ihrer Beerdigung. Armer Kerl. Das ist schon die dritte dieses Jahr. Na, auf jeden Fall hat er mir den Text so aufgeschrieben.“

Schakal klopfte dem etwas deprimierten Zwerg aufmunternd auf die Schulter. „Das wird schon noch.“, sagte er. „Wir reden einfach mal mit deinem Chef, das geht klar.“

„Danke.“, antwortete der Zwerg und schnäuzte sich lautstark in ein geblümtes Taschentuch.
 

Hemet Nesingwary stellte sich ebenfalls als Zwerg heraus. Er hielt eine mächtige Flinte in seinen Händen und beäugte die Neunankömmlinge mäßig interessiert durch ein Monokel. Eigenartigerweise hatte man den Eindruck, er sei viel größer, als er tatsächlich war, was vielleicht an der wabernden Wolke von Autorität lag, die ihn umgab.

„So!“, polterte er und strich sich über seinen rabenschwarzen Bart. „Ihr wollt also Großwildjäger werden. Na dann müsst ihr mir erstmal beweisen, dass Ihr auch wirklich was auf dem Kasten habt. Zieht los und tötet ein paar junge Raptoren! Das wird beweisen, ob Ihr zum Jäger geboren seid. Und nein, ich werde Euch nicht sagen, wo ihr sie findet. Sie zu finden ist Teil der Aufgabe.“

Eine robust wirkende Frau, die ebenfalls an dem Lagerfeuer gesessen hatte, erhob sich jetzt und kam näher. „Entschuldige, wenn ich mich einmische, Hemet, aber die gefährlichsten Tiere hier im Dschungel sind beileibe nicht die Raptoren. Die Tiger sind noch weitaus schlimmer. Kein Tier kann es mit ihrer Kraft und Zähigkeit aufnehmen.“

Hemet Nessingwary schüttelte entschlossen den Kopf. „Du immer mit deinen Tigern, Ajeck.“

Die Frau wandte sich an die Abenteurer. „Wenn ihr euch wirklich als Jäger beweisen wollt, dann jagt für mich Tiger. Die jungen sollen für den Anfang genügen.“

„Ach was Tiger!“, rief da ein Mann vom Lagerfeuer aus. „So wahr mein Name Sire S.J. Erlgadin ist, sage ich Euch, Panther sind die wahre Gefahr im Dschungel. Diese Raubkatzen sind stark wie Tiger und gerissen wie Raptoren. Bringt mir die Leichen von jungen Panthern, dann werden wir sehen, ob ihr als Jäger taugt.“

„Also eigentlich…“, begann Emanuelle zögernd, doch Bladewarrior hatte bereits seine Keule fester gepackt und strebte mit großen Schritten auf den angrenzenden Dschungel zu. Mit undefinierbarem Gesichtausdruck sah die Gnomin ihm nach.

„Wir können ihn nicht alleine lassen.“, sagte Risingsun entschlossen. „Also los, gehen wir Tiger jagen.“

„Und Panther.“, ergänzte Emanuelle.

„Nicht vergessen Raptoren.“, fiel Abumoaham fröhlich mit ein. „Wir vielleicht können hier lassen kleine Katze?“

„Wieso habe ich nur das Gefühl, dass das ein wenig längern dauern wird.“, brummte Schakal.
 

Tatsächlich stellte sich die Jagd als gar nicht so einfach heraus. Immer wieder ging einer der Abenteurer in der grünen Hölle verloren, doch am Ende stapelten sich tatsächlich jeweils zehn junge Raptoren, Tiger und Panther am Lagerfeuer von Nessingwarys Expedition.

„Das habt ihr gut gemacht.“, lobte die Frau, die sich inzwischen mit dem vollen Namen Ajeck Rouack vorgestellt hatte, was keiner aussprechen konnte, weswegen sie alle nur Ma´am nannten.

„Wahrlich ein guter Anfang.“, stellte auch Sire S.J. Erlgadin fest. Er befühlte fachmännisch die Pantherkörper, hielt einen davon gegen seine Brust und schien etwas auszurechnen.

„Ja wirklich, sehr schön.“, stimmte auch Hemet Nessingwary zu. „Aber Eure nächste Aufgabe wird bedeutend schwieriger. Als nächstes werdet ihr Euch auf die Suche nach Schmetterschwanzraptoren machen. Diese biestigen Echsen sind blitzgefährlich und man muss höllisch aufpassen, dass sie einem nicht eins mit dem Schwanz verpassen, wenn man gerade vor ihren Zähnen und Klauen flüchtet.“

„Dem kann ich mich nur anschließen.“, sagte Ajeck Rouack. „Die ausgewachsenen Tiger sind viel schwieriger zu erledigen. Geht und tötet ein paar von ihnen, damit wir sicher sein können, dass ihr der Aufgabe als Jäger gewachsen seid.“

„Und bringt auf dem Weg noch ein paar von den großen Panthern mit.“, rief Sire S.J. Erlgadin. „Diese Pelze sind doch ein wenig klein.“
 

Wieder zog die Truppe los. Es dauerte diesmal eine ganze Weile, bis sie die entsprechende Beute gefunden hatten, denn die größeren Tiere wussten schon besser, wie man sich vor den Jägern versteckte. Vor allem weil Bladewarrior immer noch wie eine lebendig gewordene Dampfwalze durch den Dschungel pflügte und alles erschlug, was nicht bei ´Drei` auf einem Baum war. Beinahe hätte er auf dem Rückweg sogar einen kleinen, grünhäutigen Goblin über den Haufen gelaufen, der wie aus dem Nichts vor ihnen auftauchte.

„Hey, passt doch auf!“, quäkte der und bleckte seine spitzen, gelben Zähne. Dabei hätte er beinahe den klobigen Gegenstand fallen lassen, den er in seinen Armen trug. Nur mit Mühe gelang es der zappeligen Figur, ihr Gleichgewicht wiederzuerlangen.

„Pass doch selber auf.“, brüllt Bladewarrior unvermittelt zurück. „Oder willst du mich vielleicht herausfordern? Antworte, Bursche!“ Alles an dem Krieger schien von innerer Energie zu glühen und auf seiner Stirn erschien ganz klar ein Schild mit der Aufschrift: Ich bremse nicht für Goblins!

„Aaaaah ein B-Berserker!“, rief der grüne Kerl entsetzt, ließ seine Last nun endgültig fallen und sprang wie ein überdimensionierter Grashüpfer zwischen den dichten Pflanzen davon. Sekunden später sah man nur noch die wippenden Spitzen seiner langen Fledermausohren, die mit einem gewaltigen Hechtsprung hinter einem Busch verschwanden.

„Na toll, Blade.“, schimpfte Risingsun. „Wir hätten ihn vielleicht nach dem Weg fragen können. Was ist heute eigentlich los mit dir?“

Bladewarrior blinzelte ein paar Mal, dann entspannten sich seine Gesichtszüge. „Mein Lehrer hat gesagt, ich müsste mich in einen Zustand innerer Aggression versetzen, dann würde ich besser kämpfen. Er nannte es Ber...Ber…na was der Goblin gesagt hat. Tut mir leid, dass er weggelaufen ist.“

„Und was noch viel wichtiger ist“, warf Emanuelle ein „Was ist das eigentlich, was er dabei verloren hat?“

Die Gnomin beugte sich interessiert über das Ding, das dort im hohen Gras lag und befremdlich aussah. Es war fast so groß wie ein Gnom, aus Metall…und mit vielen Knöpfen, Schaltern und Lampen versehen. Emanuelle drückte an den Knöpfen herum, hebelte an den Schaltern, hob den Deckel des Dings ab, um eine beachtliche Anzahl scharfer Messer ins seinem Inneren zu bestaunen, und drehte es schließlich herum.

„Aha!“, rief sie laut und deutete auf ein Schild, das am flachen Boden des Dings klebte. „Krazeks Eisenwaren und sonstige Erfindungen.“

Alle sahen Emanuelle gespannt an und erwarteten eine Erklärung ihres Ausbruchs.

„Na Krazek.“, sagte sie ungeduldig. „Sagt bloß ihr habt noch nicht von ihm gehört. Das ist der Goblin, wenn es um Erfindungen für den täglichen Gebrauch geht. Hat ein Vermögen mit seinen allesschneidenden, selbstreinigenden, unkaputtbaren Schnellkochtöpfen gemacht.“

Die Gesichter ihrer Begleiter zierte stumpfe Ignoranz. Seufzend gab die Gnomin es auf. Sie hob den Topf mit einiger Mühe auf und drückte ihn Bladewarrior in die Hand.

„Wir nehmen den Topf mit.“, bestimmte sie. „Immerhin sind wir schon fast in Booty Bay. Ein Besuch bei dem alten Halsabschneider wird bestimmt nicht schaden. Goblins haben immer etwas auf Lager, das sich tauschen lässt. Auch wenn man bei diesen Burschen aufpassen muss, dass sie einem nicht das letzte Hemd abschwatzen, während man noch drinnen steckt.“

„Also ungefähr so wie eine gewisse Gnomin.“, bemerkte Schakal und bekam auf Emanuelles Blick hin einen höchst unerwarteten Hustenanfall.
 

Wieder bei Nessingwarys Expedition angekommen, erwartete die fünf inzwischen ziemlich müden Kämpfer keine Überraschung. Man wollte sie losschicken, um noch größere Raptoren, Tiger und Panther zu jagen.

„Nein, mir reicht´s jetzt.“, maulte Emanuelle, rammte den gefundenen Topf in den Boden und setzte sich darauf. „Geht ohne mich jagen. Ich stolpere nicht mehr durch diesen dämlichen Dschungel.“

„Ihr seid wohl doch kein Jäger.“, spottete Hemet Nessingwary und strich sich zufrieden über den Bart. „Hab ich es doch gleich gewusst.“

„Wirklich eine ganz schwache Leistung.“, schloss sich Ajeck Rouack seiner Meinung an.

„Ich habe lange niemanden mehr so schnell aufgeben sehen.“, mokierte sich auch Sire S.J. Erlgadin. „Vor allem, weil ihr diesmal doch die seltenen Schattentatzenpanther jagen solltet.“

Eine knisternde Welle von Energie explodierte um die Gnomin herum, während sie von ihrem Sitz herunterhüpfte und die drei böse anstarrte. „Aber ich sage Euch, das ist das allerletzte Mal, dass wir hier quer durch Stranglethorn rennen. Ich muss mir wirklich dringend ein Reittier zulegen. In der Gnome´s Weekly war da so eine Anzeige. Und DANN…“
 

An dieser Stelle verlassen wir die Helden erst einmal für eine kurze Weile. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass sie nach dieser Jagd noch einmal loszogen, um jeweils den größten Raptor, den stärksten Tiger und den hinterlistigsten Panther zu jagen. Doch dem Duo Infernale, Bladewarrior und Emmanuelle, waren auch diese drei Tiere restlos unterlegen. Allerdings sei festgehalten, dass Risingsun es war, die den sich heimtückisch anschleichenden Panther Bhag'thera zuerst sah und dass nur Abumoahams gezielter Einsatz von Eiszaubern Emanuelle davor rettete, nach ihrem Sieg über die Raptorin Thetis von einem Krokilisken gefressen zu werden. Und auch die Tatsache, dass Schakal die Tigerin Sin´Dali kräftig am Schwanz zog, bevor Bladewarrior ihr das Schwert in den Rachen rammte, war sicherlich nicht von Nachteil. Doch davon später mehr…
 


 


 

„Was meint ihr, wo sie uns hinbringen?“, flüsterte Ceredrian leise und erntete dafür einen Rippenstoß von einem der Zwerge, zwischen denen er ging. Oder besser gesagt schlich, denn inzwischen waren die Stollen so niedrig geworden, dass die Nachtelfen sich bücken mussten, um nicht ständig mit den Köpfen an die Decke zu stoßen.

„Ruhe da hinten!“, donnerte der Anführer der Zwerge und lachte ein böses Lachen. „Ihr werdet schon früh genug Bekanntschaft mit den Troggs machen.“

„Was sind Troggs?“, fragte Abbefaria und wurde dafür mit derselben rauen Geste belohnt wie sein Freund.

„Er fragt, was Troggs sind.“, kicherte einer der Zwerge. „Als wenn das nicht jedes Kind wüsste. Die Troggs sind der erste Versuch der alten Götter, Leben aus dem Stein zu gebären. Was sie schufen, ist hässlich, grausam und vor allem immer hungrig.“

Alle Zwerge fielen in das Lachen ein, das danach den Tunnel füllte. Aus der Tiefe antworteten diesem Geräusch ein Krakelen und Jaulen, das nach einer ganzen Menge hungriger Mäuler klang.

„Hört sich an, als würdet ihr bereits erwartet.“, höhnte der Anführer der Zwerge und schob die drei Nachtelfen an sich vorbei in eine größere Höhle. Dort lagerten mehrere Zwerge an großen Lagerfeuern. Sie sortierten Gesteinbrocken in Kisten, reparierten Bergbauausrüstung oder bastelten Sprengstoff zusammen. Als die Elfen in ihrer Mitte erschienen, sprangen die meisten von ihnen auf und hoben drohend Äxte und Gewehre. Noch nie hatte Abbefaria so viele Waffen auf sich gerichtet gesehen.

„Lasst sie noch leben.“, rief der Anführer der Zwerge. „Wir haben sie als Geschenk für unsere speziellen Freunde mitgebracht.“
 

Die Nachtelfen wurden an einen Übergang geführt; eine Art Tor führte in einen unbeleuchteten Teil der Höhle hinein, aus dem wieder die unheimlichen Laute klangen, die vorhin schon einmal ihre Nackenhaare zum Sträuben gebracht hatten.

„Viel Glück da unten.“, grinste der Anführer der Zwerge und gleichzeitig bekamen die drei Elfen eine kräftigen Stoß in den Rücken, der sie hineinstolpern ließ in die Finsternis vor ihnen.

Sie rutschten und fielen und kamen schließlich am Fuß eines kleinen Abhangs zu liegen. Über ihnen strahlte das Licht aus der hell erleuchteten Halle, in deren Eingang man noch die Silhouetten ihrer Peiniger erkennen konnte. Dann schoben die Zwerge einen gewaltigen Felsbrocken vor das Licht und es wurde kalt und dunkel.

„Hört ihr das?“, wisperte Abbefaria. Die Spitzen seiner Ohren vibrierten vor Aufmerksamkeit.

„Ja.“, antwortete Easygoing leise. „Irgendetwas ist dort.“

„Vermutlich diese Troggs.“, bemerkte Ceredrian. „Kämpfen wir?“

„Ja sicher kämpfen wir.“, zischte Easygoing. „Meinst du vielleicht, ich lasse mich einfach so fressen?“

„Ich meine ja nur, wegen der Fesseln.“, kam die wenig begeisterte Antwort zurück.

Aus der Dunkelheit erklang ein Fauchen und kurz darauf fühlte Ceredrian, wie sich etwas an seine Händen zu schaffen machte. Wenige Augenblicke später konnte er Arme und Beine wieder frei bewegen.

„Ich mag Druiden.“, lachte er leise.

„Die da offensichtlich auch.“, knurrte Abbefaria. „Nur dass sie uns lieber gebraten mit einem Apfel im Mund servieren würden.“

„Ihr seid beide nicht witzig.“, knurrte Easygoing, der sich aus seiner Katzengestalt wieder zurück verwandelt hatte.

Das Scharren und Jaulen um sie herum wurde lauter und bedrohlicher. Gestalten bewegten sich in der Dunkelheit, die selbst mit den empfindlichen Nachtelfenaugen fast nicht auszumachen waren. Ein durchdringender Geruch nach zu lange getragener Kleidung, faulen Zähnen und nassem Fell lag in der Luft und wurde mit jeder Bewegung der Schatten stärker. Ein Schnüffeln und Schnauben mischte sich jetzt in die Laute aus dem Dunklen und die klatschenden Geräusche von nackten Füßen, die über den felsigen Boden huschten.
 

Abbefarias Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Trotzdem erfolgte der Angriff völlig unerwartet. Eine harte, haarige Hand schoss vor und legte sich wie eine Bärenfalle um seinen Arm. Bevor er wusste, wie ihm geschah, hockte etwas auf seiner Brust und ließ Fäuste wie steinerne Hämmer auf seine Brust krachen. Er hörte einen Bären brüllen und die trockenen Schläge, die Ceredrian niederstreckten, bevor er auch nur seine Waffe heben konnte. Benommen beobachtete Abbefaria, wie haarige Beine im Schein einer Fackel neben ihm erschienen. Er wurde an den Füßen gepackt und die Wesen, die die Zwerge Troggs nannten, schleiften ihn über den Boden hinab in ihr steinernes Reich.
 

Als Abbefaria erwachte, versuchte gerade jemand, sich seiner Ohren zu bemächtigen. Zum Glück des Nachtelfen benutzte er dazu keine Waffe, sondern zog lediglich daran.

„Aaaauuu!“, schrie Abbefaria und rollte herum, so dass der Angreifer quietschend vor Schreck von ihm herunterkollerte und sich in Sicherheit brachte. Ängstlich spähte er hinter einer zerborstenen Säule hervor und keckerte vorwurfsvoll.

Abbefaria musste zugeben, dass der Trogg wirklich ziemlich hässlich war. Sein Kopf war zu groß und hockte auf einem dürren Hals. Eine tief liegende Stirn und massige Kiefer verstärkten den Eindruck noch, dass es nicht sehr intelligent sein konnte. Die großen Füße und mit groben Nägeln versehenen Händen schienen zum Graben gemacht und die gebückte Haltung ließ darauf schließen, dass die Troggs genau das mit Vorliebe taten.

Das Wesen keckerte wieder und kam mit wilden Gesten aus seinem Versteck gehüpft. Es schüttelte die Hände und jaulte. Erst im letzten Moment kam Abbefaria darauf, dass anscheinend noch mehr dieser Wesen hinter ihm standen. Blitzartig schnellte er in die Höhe und machte sich mit einer Wand im Rücken für einen letzten Kampf bereit. Überrascht ließ er die Fäuste sinken, als er sah, das Ceredrian und Easygoing völlig gelassen neben einem Tross von Troggs standen, von denen einer sich von seinen Artgenossen durch ein auffälliges, weißes Fell unterschied. Er trug einen Stab in seiner Hand, der Abbefaria irgendwie bekannt vorkam und auf seinem Rücken lag…

„Mein Umhang.“, keuchte Abbefaria. „Der Trogg hat meinen Umhang.“

Der weißhaarige Trogg richtete sich zu seiner vollen Größe auf und krähte: „Ich Grimlok, König!“

„Es tut mir leid, Abbe, aber er hat darauf bestanden, König zu sein. Immer wieder.“, erklärte Ceredrian. „Wir musste ihm etwas anbieten, damit er aufhörte zu schreien. Mein Stab hat ihm auch gefallen“

„Und meine Hosen.“, ergänze Easygoing und alles an ihm warnte Abbefaria davor, auch nur mit einem einzigen Blick zu überprüfen, ob der Troggkönig diese ebenfalls bekommen hatte.

Abbefarias Augen wanderten zwischen den Troggs und seinen Freunden hin und her. „Aber…aber wollen sie uns denn nicht fressen?“

„Troggs ernähren sich von Steinen.“, sagte Easygoing. „Und Grimlok hat uns versichert, er hätte noch nie etwas anderes gegessen.“

„Ja aber die Zwerge haben doch…“

„ZWERGE!“, heulte Grimlok auf und alle seine Gefährten stimmten in das Gebrüll mit ein. Kleine Steine lösten sich von den Wänden und von den Decken rieselten feine Staubfäden.

Easygoing trat schnell einen Schritt auf Abbefaria zu und packte ihn am Arm. „Was immer du auch tust.“, presste er zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor. „Erwähne nie wieder das Wort mit Z. Die Troggs sind nicht besonders gut auf sie zu sprechen.“

„Was du nicht sagst.“, murmelte Abbefaria und sah den Troggs dabei zu, wie sie in blindem Wahn auf Steine, Säulen und aufeinander einschlugen. „Vielleicht sollten wir uns dann lieber schnell aus dem sprichwörtlichen Staub machen, bevor sie sich noch überlegen, dass wir doch ganz gut schmecken.“
 

Die Troggs begleiteten die Nachtelfen zu einem geheimen Hinterausgang, der, wie einige Leichen bewiesen, zwar schon von den Zwergen entdeckt, aber offensichtlich nie an ihre Führung weiter gemeldet worden war. Abbefaria, Easygoing und Ceredrian hielten sich nicht lange mit Höflichkeitsfloskeln auf. Sobald sie den Wind spürten, der durch den Höhleneingang hereinwehte, verabschiedeten sie sich eilig von den hässlichen Höhlenbewohnern und zogen hinaus in das Ödland, das sich vor ihren Füßen erstreckte.

„Irgendwie eigenartig, dass die Zwerge glaubten, die Troggs würden uns fressen.“, überlegte Abbefaria. „Oder fressen sie vielleicht nur die Zwerge? Aus Rache?“

„Vielleicht werden Zwerge ja auch wieder zu Stein, wenn sie sterben.“, antwortete Ceredrian. „Ich gebe zu, mit dem Glauben der Zwerge habe ich mich noch nie wirklich beschäftigt. Sie haben doch einen Glauben, oder?“

Easygoing knurrte etwas Unverständliches und meinte dann trocken. „Ich glaube zumindest, ich brauche eine neues Hose.“
 


 


 

„Eine Leder hose?“ Emanuelle blickte fassungslos auf das Kleidungsstück, das Sire S.J. Erlgadin ihr reichte. „Das ist doch nicht euer Ernst. Was soll ich denn damit?“

„Ich diese Handschuhe auch nicht mag.“, murrte Abumoaham und besah unglücklich die Belohnung, die Ajeck Rouack ihm überreicht hatte. Zum ersten Mal schien dem Magier tatsächlich etwas quer zu liegen.

„Also ich finde die Tunika toll.“, grinste Schakal und strich sich über seine neue Brustrüstung. „Ich kann schließlich nichts dafür, wenn euch die Sachen von Herrn Nessingwary nicht passen. Aber bevor ihr sie wegwerft…“

„Ich bin nur froh, dass wir jetzt endlich fertig sind mit diesem sinnlosen Blutvergießen..“, seufzte Risingsun. „Und dass Blade aufgehört hat, wie eine Horde wilder Gorillas durch den Dschungel zu preschen.“

Der Krieger hingegen sagte gar nichts. Er betrachtete sehnsüchtig die verschiedenen Waffen, die Hemet Nessingwarys neben seinem Zelt aufgestellt hatte. Ein golden schimmerndes Gewehr mit einem kleinen Zielfernrohr hatte es ihm besonders angetan.

„Ah, wie ich sehe, hat unser junger Freund Geschmack.“, rief der Zwerg, als er Bladewarrior entdeckte. „Dieses Stück habe ich für einen ganz besonderen Meister der Jagd aufbewahrt.“

„Was muss ich tun, um es zu bekommen?“, wollte der Krieger wissen. Es war ihm leicht anzusehen, dass es ziemlich egal war, was er dafür tun musste, solange er am Ende der Besitzer dieses goldenen Gewehrs war.

Hemet Nessingwarys Augen glitzerten belustigt. „Nun, um das zu bekommen, erfordert es ein ganz besonderes Meisterstück. Es gibt da einen weißen Tiger. Sein Name ist Bangalash und sein Kopf ist der eigentliche Grund, warum ich hier mein Lager aufgeschlagen habe. Wenn ihr mir den bringt, schenke ich Euch das Gewehr.“

„Abgemacht.“, sagte Bladewarrior, schulterte seine Keule und wollte sich auf den Weg machen. Doch Abumoaham hielt ihn zurück.

„Ich jetzt wieder wissen, wo sein Trollinsel.“, sagte er. „Wir können gehen und befreien Magenta von ihrem Fluch.“

Bladewarrior sah zu dem Katzentransportkorb hinüber und überlegte einen Moment. Und dann noch einen. Und dann sagte er: „Nein, ich will dieses Gewehr. Gebt mir einfach bis zum Morgengrauen Zeit. Wenn ich bis dahin nicht zurück bin, könnt ihr ohne mich gehen.“
 

Mit diesen Worten verschwand der junge Krieger in der Dunkelheit und ließ seine Kameraden etwas ratlos zurück. Sie warteten die Nacht über und hielten abwechselnd Wache, aber Bladewarrior tauchte nicht wieder auf. Erst als die Morgensonne bereits ihren roten Glanz verloren hatte, raschelte es plötzlich im Gebüsch und ein blutüberströmter, junger Krieger trat aus dem Dickicht hervor. In seiner Hand baumelte der leblose Kopf eines großen, weißen Tigers.

„Ich hab´s geschafft.“ verkündete er noch, bevor er auf dem weißen Sandstrand des Flusses zusammenbrach und anfing lautstark zu schnarchen.

„Wir sollten ihn schlafen lassen.“, sagte Emanuelle. „Immerhin ist Magenta schon so lange eine Katze, da machen ein paar Stunden mehr oder weniger nun auch nichts mehr aus.“

„Hat bitte wer festgelegt?“, grummelte Risingsun aus ihrem Taucherhelm heraus.
 


 


 


 

[1] Diese Erkenntnis wird übrigens auch durch eine Video-Dokumentation eines gewissen Herrn Oxhorn gestützt. Einfach mal nach „Anti Elf Anthem“ suchen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Eyefish
2007-07-11T15:36:59+00:00 11.07.2007 17:36
Muharharhar^^ Ich glaub, Magenta hat n "Wellnesswochenende" verdient^^ Und ne Shoppingtour >_>" www.wowmodelviewer.org <-- seehr hübsches Programm, du wirst es lieben ;) Falls dus net schon kennst^^°

Need Fortsetzung^^ :D

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