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Chiisana LOVE-STORIES

Die ultimative Anime-Crossover-Dating-Fanfic
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Ringo und Sakura - Weihnachtsstress und Blitzgewitter

Von Jitsch
 

Wir melden uns kurz vor Weihnachten mal wieder mit einer neuen Geschichte ^^ Die, der Jahreszeit entsprechend, ebenfalls in der Weihnachtszeit angesiedelt ist. Das diesmalige Pairing besteht aus zwei recht jungen Mädchen, die uns von Blueberry-Ichigo als Pairing vorgeschlagen worden sind.

Obwohl ich erst sehr skeptisch war, ob das so als Liebesgeschichte klappen kann, hat es mir letzten Endes doch Spaß gemacht und ich hoffe, dass es euch genau so Spaß macht, die Geschichte zu lesen. Ich habe während des Schreibens vor allem Ringo als Charakter sehr liebgewonnen. Bei Sakura kann ich nur hoffen, dass sie einigermaßen dem Original entspricht... Die Geschichte spielt übrigens ca. zwei Jahre nachdem Shaolan nach China zurückgekehrt ist, weshalb Sakura ein bisschen einsam ist ^.-
 

Zu diesem Kapitel gab es bei unserem Wettbewerb gleich zwei Einsendungen: Eine von Blueberry-Ichigo (http://animexx.onlinewelten.com/fanarts/output/?fa=1482511) und eine von Venedig-6379 (http://animexx.onlinewelten.com/fanarts/output/?fa=1484323), die auch beide platziert wurden^^
 

           Weihnachtsstress und Blitzgewitter
 

Das Einkaufszentrum am Rande von Tomoeda war an diesem Sonntag zwei Wochen vor Weihnachten brechend voll. Es schien, als habe sich die halbe Stadt gerade an diesem Tag entschlossen, ihre letzten Einkäufe zu tätigen. Natürlich bot sich das an, denn draußen regnete es in Strömen, der Asphalt der großen Parkplätze war nass und die Parkanweiser steckten in Regencapes aus durchsichtigem Kunststoff, während sie den in Scharen ankommenden Wagen den Weg zu den letzten freien Parkplätzen zeigten. Ringo Akai war froh, dass sie mit dem Bus gekommen war, denn der brauchte zumindest nicht eine halbe Stunde auf der Auffahrt zum Dachparkdeck warten, bis er endlich halten konnte. Sie fühlte sich dennoch nicht gerade wohl, als sie durch die elektronische Schiebetür das Einkaufsparadies betrat und ihr ein Schwall künstlich angewärmter Luft entgegenblies.

Sie hatte bereits eine relativ genaue Vorstellung, wo sie hinwollte, deshalb zog es sie gleich in Richtung der Rolltreppe. Um diese zu erreichen, musste sie jedoch erst einmal vorbei an den Snackständen im ersten Stock, bei deren Anblick ihr das Wasser immer im Mund zusammenlief. Menschen, die es langsamer angingen, kamen ihr in den Weg. Ringo drängelte sich vorsichtig zwischen Familien, Pärchen und Damengruppen hindurch, um ihr Ziel zu erreichen. Die Rolltreppe war nicht viel weniger voll und sie musste sogar ein wenig anstehen, bevor sie drankam. Aus den Lautsprechern um sie herum tönte Musik, vermutlich irgendetwas Aktuelles, das sie nicht kannte. Immer wieder ermahnte eine Lautsprecherstimme die Erwachsenen, ihre Kinder an der Hand festzuhalten.

So gelangte die Zwölfjährige bis in den zweiten Stock, wo die von ihr angepeilte Modeabteilung war. Sie huschte an einem Tisch vorbei, der so eng von Frauen umdrängt wurde, dass sie nicht einmal erkennen konnte, was angeboten wurde, schob sich an den Schaufensterpuppen in ihren Röhrenjeans und knallgelben Westen vorbei und gelangte schließlich in die Herrenabteilung, wo zu ihrer Erleichterung das Gedränge ein bisschen abnahm. Auch hier standen mehrere Mannequins, die die neueste Mode – zerfledderte Jeans, gemusterte Hemden über einfarbigen Pullovern, wenig auffällige Accessoires - zeigten. Ringo umging einen Ständer mit Winterjacken ab 3000 Yen und fand entlang der Wand, was sie gesucht hatte.

Ein langer Auslegetisch mit T-Shirts, Hemden und Sweatshirts unbekannter Marken, darüber Schilder mit der dicken roten Aufschrift „Alle Teile ab 1000 Yen“. Ein paar junge Männer wühlten sich bereits durch das Angebot. Einer mit langen Haaren und großer Brille bemerkte Ringo und warf ihr einen verwunderten Blick zu, bevor er ein olivgrünes Hemd hochhielt und nach dem Preisschild suchte.

Ringo schob sich vorsichtig zwischen zwei andere Einkäufer und warf einen abschätzenden Blick über die Oberteile. Sie hatte bereits eine ungefähre Vorstellung, und so ging sie, nachdem ihr Blick sich auf ein Teil fixiert hatte, um zwei Männer mittleren Alters herum, um es hochzunehmen. Das Shirt hatte Dreiviertelärmel, weiße Säume und war selbst in einem Nachtblau gehalten. Sie schüttelte den Kopf und ließ es wieder sinken. Erneut ließ sie den Blick schweifen. Ein T-Shirt, das soeben von jemandem hochgehoben wurde, sprang ihr besonders ins Auge. Es war hellrot, mit orangefarbenen Streifen auf den Ärmeln und unter den Ärmeln schauten gelbe Streifen hervor. Ringo flitzte los.

„Meinst du, das steht ihm?“, fragte ein Mädchen mit hellbraunem Kurzhaarschnitt. Ringo blieb ein paar Schritte neben ihm stehen. Das T-Shirt wurde von einem zweiten Mädchen hochgehalten, dem lackschwarzes Haar voluminös über die Schultern fiel. „Ich weiß nicht, ob Tôya-san solch ein buntes Stück gefallen würde“, stellte sie mit einer melodiösen Stimme fest. Die Braunhaarige seufzte und bemerkte dann Ringo, die das T-Shirt mit ihren großen, orangefarben leuchtenden Augen fixierte.

„Ah, gefällt dir das T-Shirt?“, fragte sie.

Ihre Stimme war neugierig und angenehm. Ringo riss sich von dem Shirt los und betrachtete das Mädchen, das sie freundlich anlächelte. Ihr fransiges Haar hing größtenteils nur bis ans Kinn, doch zwei niedliche Strähnen ringelten sich bis annähernd auf Schulterhöhe.

Ringo nickte. „Ich suche ein Geschenk für meinen Bruder, und das passt ganz gut“, sagte sie verlegen.

Die Schwarzhaarige strahlte. „Das ist wirklich amüsant. Sakura-chan sucht nämlich auch etwas für ihren Bruder“, erklärte sie. Die Braunhaarige – Sakura – nickte. Ringo grinste.

„Dann hast du auch einen großen Bruder?“

„Oh ja“, seufzte das Mädchen. Die Schwarzhaarige schaltete sich wieder ins Gespräch ein: „Mein Name ist übrigens Tomoyo. Und wie heißt du?“ Sie sah Ringo freundlich an.

„Ich heiße Ringo.“

Die beiden anderen Mädchen wechselten einen belustigten Blick. Alltäglich war es sicher nicht, einem Mädchen zu begegnen, das den Vornamen „Apfel“ trug. Sakura fing sich als erste und hielt Ringo das T-Shirt hin. „Wenn du es möchtest, kannst du es für deinen Bruder haben. Meiner trägt lieber unauffällige Farben, glaube ich“, sagte sie.

Ringo nahm das Kleidungsstück mit einem gemurmelten „Danke“ entgegen und besah sich erst einmal den Preis, der zum Glück im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten war.

„Du magst Rot, nicht wahr?“, fragte die Schwarzhaarige, Tomoyo.

Ringo sah auf. „Ja, wieso?“

„Na, du trägst doch selbst so ein schönes rotes T-Shirt. Die Schleife in deinem Haar ist ebenfalls rot. Und du hast dir ein rotes T-Shirt für deinen Bruder ausgesucht.“

Ringo zupfte verlegen an den Enden des Schleifchens herum. „Ich mag Rot eben“, sagte sie.

„Die Schleife ist süß“, sagte Sakura. Ringo kicherte unsicher.

„Also, wenn du etwas für Tôya-san suchst, dann passt dieses hier doch sicher gut“, sagte Tomoyo in die entstandene Stille zwischen den Mädchen hinein. Wirklich still war es natürlich nicht, immer wieder drangen Durchsagen aus den Lautsprechern und unterbrachen die ständige Musik, das Geräusch von Menschenstimmen und Stöckelschuhen auf Steinboden war überall. Tomoyo förderte ein khakifarbenes Shirt zutage, das lange, etwas ausgestellte Ärmel hatte und vorne mit weißen, durcheinandergewürfelten Buchstaben bedruckt war.

„Das sieht cool aus“, stellte Sakura fest. Ringo schaute sich noch einmal ihr T-Shirt an. Ihr Bruder würde sich darüber sicher freuen.

Sakura und Tomoyo beschlossen recht schnell, dass das Sweatshirt gut genug war und so gingen die drei zusammen zur Kasse.

„Wohnst du in Tomoeda? Du gehst nicht an unsere Schule, oder?“, fragte Sakura. „Ich gehe an eine kleine Grundschule an der Küste“, erklärte Ringo, „ich wohne nämlich mit meinem Bruder auf einer kleinen Insel.“

Die anderen beiden staunten.
 

Die Schlange war lang, obwohl beide Kassen besetzt waren und sich an jeder sogar zwei Angestellte um einen Kunden kümmerten. Ringo, Sakura und Tomoyo stellten sich an. Während sie warteten, stellten sie fest, dass sie alle gleich alt, nämlich 12, waren, und dass Sakura Mathe ebenso wenig mochte wie Ringo. Sie hatten sich auf einmal so viel zu erzählen – wie wenig Spaß Schule machte und wie nervig das Lernen für die Aufnahme an der Mittelschule war – dass sie nur dank Tomoyo, die die meiste Zeit lächelnd zuhörte, mitbekamen, dass sie dran waren.
 

Nachdem sie bezahlt waren, blieben die Mädchen neben der Kasse stehen. „Hast du als nächstes schon eine bestimmte Abteilung im Auge?“, fragte Tomoyo die rothaarige Ringo.

Diese lächelte vorsichtig. „Da bin ich mir nicht so sicher. Ich brauche etwas für mein Haustier, aber ich weiß nicht, ob es sowas hier gibt.“

Tomoyo kratzte sich am Kinn. „Das käme natürlich darauf an, um was für ein Haustier es sich handelt“, stellte sie fest.

„Yuki-chan ist ein Humboldtpinguin... Ich dachte, ich könnte ihr so was wie Schmuck schenken, aber in der Tierabteilung gibt’s sowas bestimmt nicht.“

„Ein Pinguin? Das ist ja cool!“, rief Sakura. Ringo musste lächeln. „Darum beneiden mich meine Klassenkameraden auch alle. Yuki-chan macht zwar viel Arbeit, aber sie ist so zutraulich und süß“, erklärte sie begeistert. Sakura ließ sich davon anstecken. „Wow, ich würde Yuki-chan gerne mal kennenlernen!“, sagte sie.

„Wenn du möchtest, kannst du mich mal besuchen kommen. Mein Bruder freut sich immer, wenn ich Freundinnen mitbringe.“

Sakura nickte begeistert und hielt ihr den kleinen Finger hin. „Ich verspreche, dass ich dich besuchen komme, sobald mein Vater mir das erlaubt“, sagte sie. Ringo hakte sofort ihren Finger ein. „Ja! Versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen!“

Sie schüttelten die Finger kurz und lösten sie dann wieder voneinander. „Du musst mir unbedingt deine Adresse geben“, sagte Sakura. Ringo nickte. „Hast du was zum Schreiben dabei?“
 

Ringo war unglaublich gut gelaunt, als sie das Haus betrat, das sie zusammen mit ihrem Bruder Mashio und ihrem Pinguin Yuki-chan bewohnte. Dass sie auf dem Weg von der kleinen Bushaltestelle zum Bootsanleger und während der aufgrund der unruhigen See fast zehnminütigen Überfahrt zur Insel so nass geworden war, dass selbst ihre Regenjacke versagt hatte, kümmerte sie überhaupt nicht.

„Yuki-chan, stell dir vor, ich hab in der Stadt zwei Mädchen getroffen, die supernett waren“, quietschte sie, als sie ihren Pinguin mit einer Umarmung begrüßte. Yuki krächzte als Reaktion aufgeregt. Ringos Bruder, Mashio, zog hinter sich die Tür zu und entledigte sich seines langen grünen Regenmantels. „Sind deine Einkäufe nass geworden?“, erkundigte er sich.

Ringo schüttelte den Kopf.. Sie hatte die Plastiktüte mit dem T-Shirt die ganze Zeit im Regen unter ihrer Jacke verborgen gehabt und war sich sicher, dass kein Tropfen Wasser hineingelangt sein konnte. Und selbst wenn doch, könnte sie es ja immer noch trocken.

Mashio lächelte schwach. „Dafür bist du aber ganz nass geworden. Am besten, du gehst gleich baden und ziehst dir was Frisches an“, riet er. Ringo lächelte breit, als sie bejahte und die Treppe in den ersten Stock hochtrappelte, dicht gefolgt von Yuki, die aufgeregt mit den Flügeln flatterte.

Mashio vergrub die Hände in den Hosentaschen und grinste. Ringo war zwar oft guter Laune, aber Regenwetter schlug ihr sonst meistens etwas aufs Gemüt. Die Begegnung in Tomoeda musste tatsächlich etwas Besonderes gewesen sein.
 

Ringo versteckte das gekaufte T-Shirt als erstes in ihrem Schrank ganz hinten zwischen ihren eigenen Sachen. Dort fiel es nicht einmal auf, weil sie dutzende rote Oberteile besaß. Nachdem sie sich frische Kleidung rausgesucht hatte, huschte sie ins Bad, ließ ihre durchnässten Klamotten auf den Boden fallen und verschwand zusammen mit Yuki im angebauten Baderaum. Sie wusch sich gewissenhaft, brauste die Pinguindame mit kaltem Wasser ab und stieg dann in die bereits gefüllte Badewanne. Yuki sprang ihr mit einem lauten Platschen hinterher. Tropfen spritzten in die Luft und Ringo hielt sich lachend die Hände vor das Gesicht, um nichts ins Auge zu bekommen. Dann lehnte sie sich mit dem Rücken an den Badewannenrand.

„Yuki-chan, wir kriegen bald Besuch“, erklärte sie voller Vorfreude. Der Pinguin legte den Kopf schief, was Ringo kichern ließ. „Sakura-chan, eine von den Mädchen, die ich heute getroffen habe, hat versprochen, dass sie herkommt. Das ist doch nett von ihr, oder? Sie ist sowieso total nett. Und sie kleidet sich so niedlich, da wird man richtig neidisch!...“

Ringo fiel während der guten viertel Stunde, die sie im warmen Wasser verbrachte, noch vieles mehr ein, was sie ihrem Pinguin erzählen konnte, bis dieser schließlich aus der Wanne hüpfte und mit einem Krächzen bedeutete, dass das Bad für ihn >zuende< war. Ringo lächelte und stieg ebenfalls aus dem Wasser, um Yuki noch einmal mit kaltem Wasser zu bespritzen. Der Teil, den sie Yuki verschwiegen hatte war, dass Tomoyo, die Freundin von Sakura, ihr versprochen hatte, ein tolles Weihnachtsgeschenk zu nähen, das zu dem Pinguin passen würde. Und Sakura hatte versprochen, es noch vor Heiligabend vorbeizubringen. Ringo konnte es gar nicht abwarten.
 

Abwarten musste sie dann doch, und zwar länger als gedacht. Sie hatte zwar nicht erwartet, dass Sakura sofort kommen würde, aber nach dem folgenden Wochenende war sie ein wenig enttäuscht, dass es nicht schneller ging. Jeden Morgen quälte sie ihren Bruder mit der Frage, ob Sakura vielleicht an diesem Tag kommen würde, und jedes Mal, wenn er sie am Nachmittag nach der Schule zurück zur Insel brachte, wollte sie wieder wissen, ob Sakura nicht inzwischen vorbeigeschaut habe, was er immer verneinen musste.

Der Dezember setzte sich fort mit Temperaturen um die 5 Grad und fast täglich wolkenlosem Himmel. Als Ringo eines Abends mit Yuki und Mashio beim Essen saß, lehnte sie sich im Stuhl zurück. „Ob wir wohl Weiße Weihnachten kriegen?“, fragte sie nachdenklich.

Mashio setzte seine Tasse ab, aus der er zuvor getrunken hatte, und sah durchs Fenster. „Wahrscheinlich nicht“, brummte er. „Zumindest gut für die Vögel, die frieren um diese Jahreszeit sonst nur und finden eigenständig kein Fressen mehr.“ Ringo nickte, aber über ihre Miene legte sich ein bisschen Wehmut. „Ich kann mich gar nicht erinnern, dass es an Weihnachten überhaupt mal geschneit hat. Dabei tut es das im Fernsehen immer.“

Mashio seufzte unhörbar. „Im Fernsehen muss es ja auch romantisch sein. Die Klimaerwärmung ist im Grunde genommen Schuld, dass es so wenig schneit. Das bringt auch das Ökosystem durcheinander...“

Ringo nickte nur gedankenverloren und starrte weiterhin nachdenklich aus dem Fenster, wo sich die kahlgeschüttelten Bäume schwarz vor der untergehenden Sonne abhoben.
 

Am Morgen des 24. Dezember hatte Ringo die Hoffnung bereits fast aufgegeben. Sie saß an dem kleinen Tisch vor dem Fernseher und hatte die Füße unter der Heizdecke ausgestreckt, während sie mit halber Aufmerksamkeit eine Sendung über Weihnachten in Deutschland mitverfolgte. Yuki hockte neben ihr und tickte sie immer wieder mit dem Schnabel an, was sie aber mittlerweile nicht einmal mehr registrierte. „Sakura-chan kommt nicht“, murmelte sie zuweilen leise mit dem Kopf auf dem Tisch.

Gegen Mittag kam Mashio von draußen und brachte einen Schwall kühler Luft mit sich. Er steckte den Kopf zur Wohnzimmertür rein und ließ einen lauten Seufzer hören. „Ich habe doch gesagt, du sollst den Weihnachtsbaum schon mal ohne mich aufstellen“, sagte er.

Ringo machte sich nicht mal die Mühe, sich aufzurichten. „Ich hab keine Lust“, erklärte sie. Er legte seinen Mantel ab und kam zu ihr. „Nur, weil diese Sakura nicht herkommt?“, fragte er besorgt.

„Sie hat mir versprochen, dass sie vor Weihnachten noch kommt“, sagte Ringo wehleidig und drehte sich von ihrem Bruder weg. Er lächelte. „Nun, dann wird sie auch kommen. Warum zweifelst du so daran?“

„Ich weiß nicht. Sie hätte doch auch früher kommen können. Bestimmt will sie gar nicht und hat mich schon längst wieder vergessen oder so.“

„So eine Trantüte wie dich vergisst man doch nicht“, grinste der Große. Ringo sah nur zweifelnd zu ihm auf, was ihn überzeugte, dass es ihr wirklich schlecht gehen musste.

„Ich mache jetzt Mittagessen. Wenn du möchtest, kannst du mir ja helfen“, bemerkte er und zog sich an den Herd zurück. Ringo starrte zum Fenster hinaus, während er einen Topf aus dem Schrank zog und den Reiskocher anschaltete.

„Da kommen dunkle Wolken“, stellte sie irgendwann apathisch fest, als das Gemüse schon in der Pfanne zischte. Er warf einen kurzen Blick zum Wohnzimmerfenster hinaus. „Hast recht. Wenn es kalt genug ist, gibt es vielleicht doch noch Schnee“, sagte er abschätzend.

Ringos Miene erhellte sich ein Stück. „Das wäre super!“, sagte sie und ruckelte sich in eine sitzende Position.

„Allerdings haben sie gestern im Fernsehen gesagt, dass es zu warm bleibt“, setzte ihr Bruder hinzu. Ringo streckte die verschränkten Arme auf dem Tisch aus und legte das Kinn darauf. „Och, menno.“
 

Mashio war gerade dabei, den fertig gegarten Gemüsereis auf zwei Teller zu verteilen, als Ringo eine Bewegung am Horizont wahrnahm. Knapp unter der Grenze zwischen dem noch blauen Himmel und den dunklen Wolken flatterte ein Vogel. Ringo konnte zuerst nur die großen Schwingen erkennen. Das Wesen wurde vom Wind, der schon die Wellen um die Insel in eine schäumende Masse verwandelt hatte, immer wieder leicht seitwärts getrieben. Ringo stand auf und trat ans Fenster.

„Was ist denn da?“, fragte Mashio, während er die beiden Teller zum Esstisch trug. „Weiß nicht. Sieht aus wie ein Vogel, aber dafür ist es irgendwie zu groß.“

Ringo blieb am Fenster stehen und beobachtete, wie das Wesen näher kam. Es war eindeutig in ihre Richtung unterwegs und musste immer wieder stark mit den Flügeln schlagen, um die Höhe und Richtung zu halten. Ringo kniff die Augen zusammen.

„Bruder, kann ich mir dein Fernglas leihen?“, fragte sie. „Ja, klar, aber es gibt jetzt Essen“, kam es zurück. Ringo ignorierte diesen Zusatz und flitzte zum Hauseingang, wo das Fernglas neben einigen anderen Geräten, die Mashio zum Arbeiten im Inselreservat benötigte, an einem Holzbrett hing. Mit ihm in den Händen eilte sie zurück ans Fenster und suchte den Vogel. Dieser hatte sich mittlerweile so genähert, dass sie seine Größe einigermaßen einschätzen konnte. Er musste eine Flügelspannweite von mindestens zwei Metern haben!

Schließlich hatte sie den sich bewegenden Fleck ausgemacht. Aufgeregt drehte sie an dem Rädchen oben am Fernglas, um das Bild scharf zu stellen.

„Sakura-chan!“, stieß sie aus. Mashio kam zu ihr. „Was meinst du?“, fragte er. „Guck selbst“, murmelte seine kleine Schwester und drückte ihm das Fernglas in die Hand. Er schaute und schnappte erschrocken nach Luft. „Wie geht das denn?“, fragte er.

Ringo hatte auch keine Antwort parat, stattdessen stürzte sie an ihm vorbei, um sich die Schuhe anzuziehen.
 

Draußen war es so windig, dass sich Ringos Haarschleife verabschiedete, kaum dass sie die Tür hinter sich zugezogen hatte. Das Mädchen sah dem roten Stoffbändchen nach, wie es sich im Wind drehte und immer wieder wechselnde Formen beschrieb, bevor es hinter dem Haus aus ihrem Sichtfeld verschwand. Dann setzte sie sich in Richtung Bootsanleger in Bewegung.

Als sie im peitschenden Wind dort ankam, konnte sie Sakura bereits mit bloßem Auge erkennen. Das Mädchen flog – aus ihrem Rücken wuchsen kräftige, strahlend weiße Flügel. In der Hand hielt Sakura einen langen Stab mit einem großen Stern an der Spitze, ihre Haare wurden vom Wind zerzaust, sie trug einen kurzen Rock, darunter schwarze Leggins, rosa Stiefel mit kleinen Bommeln und eine warm aussehende rosa Jacke mit Pelzkragen. Als sie Ringo bemerkte, winkte sie. Ringo erwiderte die Geste begeistert.

Sakura landete nur wenige Augenblicke später galant auf dem Steg und die Flügel verschwanden. Der lange Stab schien sich in Luft aufzulösen.

Ringo warf sich dem Mädchen in die Arme und drückte sie fest an sich. „Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr“, jammerte sie.

„Aber ich hab es doch versprochen“, lächelte Sakura. Ringo löste sich von ihr und nickte verlegen. Wie hatte sie nur daran zweifeln können, dass sie noch kommen würde?

„Wie hast du das mit den Flügeln gemacht?“, fragte sie. Sakura legte einen Finger an die Lippen. „Magie. Aber das darfst du nicht weitererzählen, okay?“ Ringo nickte ohne Vorbehalte. „Nur meinem Bruder, der hat dich eben sowieso schon gesehen. Und Yuki-chan“, strahlte sie. Dann ergriff sie Sakuras Hände und zog sie in Richtung des kleinen, von Bäumen umgebenen Hauses in der Mitte der Insel. „Mein Bruder hat gerade Mittagessen gemacht, er hat bestimmt nichts dagegen, wenn du mitisst“, verkündete sie fröhlich. „Au ja, ich hab schon richtig Hunger.“ Die zwei lachten sich an, während sie auf das Haus zustürmten.
 

„Wann musst du eigentlich wieder nach Hause?“, erkundigte sich Mashio nach dem Essen beiläufig von der Küche aus, wo er das Geschirr spülte.

Sakura, die gerade Yuki am Kopf gekrault hatte, sah auf. „Ein bisschen kann ich noch bleiben. Ich hab Papa gesagt, dass ich bei Tomoyo-chan zu Besuch bin und um vier wiederkomme.“

Ringo grinste und packte Yuki unter den Flügeln, um sie vom Wohnzimmertisch zu heben. „Super! Dann kann ich dir noch mein Zimmer zeigen“, verkündete sie. Sakura stimmte freudig zu.

Mashio stellte den letzten Teller ins Trockengestell und wischte sich die Hände am Geschirrhandtuch ab, bevor er es an den dafür vorgesehenen Haken neben dem Waschbecken hängte. „Wann musst du denn dann wieder los?“

Sakura sah auf ihre Armbanduhr, ein zierliches Modell mit rosa Armband. „Auf dem Hinweg habe ich fast ne Stunde gebraucht, also um drei.“

Ringo warf einen Blick auf die große Uhr über dem Küchentisch an der Wand und strahlte. „Dann haben wir noch über eine Stunde Zeit!“, jubelte sie.

Mashio machte ein betrübtes Gesicht, als er aus dem Fenster schaute. „Ich hoffe, du kommst heil zurück. Es ist jetzt schon so stürmisch.“ Sakura und Ringo folgten seinem Blick. Draußen wurden die Bäume vom stärker werdenden Wind unsanft umhergepeitscht.

„Vielleicht wird das Wetter ja noch besser“, murmelte Sakura.

Mashio kam aus der Küchenecke zu den beiden Mädchen an den Tisch und seufzte. „Ich fürchte ja, nicht“, sagte er. „So wie es aussieht, wird es im Laufe des Nachmittags eher schlimmer.“ Sakura sah besorgt aus. „Aber ich muss doch zurück...“

„Bei diesem Wind lasse ich dich nicht vor die Tür“, erklärte Mashio streng.

Die beiden Mädchen sahen sich betreten an.

Mashio verließ den Raum und schlüpfte in seine Jacke, steckte aber noch einmal den Kopf zur Tür rein, bevor er ging. „Ihr könnt ja schon mal den Weihnachtsbaum aufstellen, solange ich weg bin“, schlug er vor, dann hörten die Mädchen die Außentür klappen.

„Wo geht er denn hin?“, fragte Sakura.

Ringo nahm sie an der Hand und zog sie zur Treppe in den ersten Stock, während sie erklärte: „Diese Insel ist so was wie ein Reservat und mein Bruder kümmert sich darum, dass hier alles in Ordnung bleibt. Er guckt, wie viele Tiere hier leben, dass keiner denen was tut und so was...“

„Wow, interessant!“
 

Ringos Zimmer war einer von drei kleinen Räumen im Obergeschoss. Die anderen zwei waren, wie sie Sakura unterwegs kurz erklärte, Mashios Schlafzimmer und eine Toilette.

Das Zimmer des jungen Mädchens war ziemlich chaotisch. Unter dem Fenster stand ein großes Bett mit Holzrahmen, an dessen Ende jede Menge Plüschtiere verstreut lagen. Eine Wand wurde fast komplett von einem Regal eingenommen, in dem Schulbücher, Zeitschriften und eine beachtliche Sammlung von kleinen Tierfiguren in einem nicht zu durchschauenden System gelagert waren. Links vom Eingang war ein einfacher Schreibtisch, der voller Blöcke, aufgeschlagener Bücher, lose herumfliegender Stifte und anderer Büromaterialien war. Darüber hing eine herzförmige Pinnwand aus Metall, an der mit kleinen Magneten Bilder und Notizen angebracht waren. Der Rest der Wand hing voll mit Postern, die Delfine, Pinguine, oder Robben zeigten.

Sakura blieb eine ganze Weile in der Mitte des Zimmers stehen, um sich umzuschauen. Ringo hatte sich aufs Bett fallen gelassen und sah sie neugierig an. „Es ist’n bisschen unordentlich, ich weiß. Ich hätte aufräumen sollen, aber in den Ferien habe ich da nie Lust zu.“ Sie sah kurz aus dem Fenster und fügte hinzu: „Sonst auch nicht.“

Sakura lächelte. „Die Poster sind hübsch. Du magst wohl Wassertiere?“

„Na klar! Die sind alle süß, aber Piguine sind natürlich die Besten.“

„Seit wann hast du Yuki-chan schon?“

„Hm, weiß nicht. Drei oder vier Jahre, glaube ich. Mashio hat sie in einer Zoohandlung gesehen und gemerkt, dass sie sich nicht wohlgefühlt hat, deshalb ist sie jetzt hier. Da fällt mir ein, hast du das Geschenk...?“

„Sicher“, zwinkerte Sakura und förderte aus der Tasche vorn an ihrem Pullover ein ordentlich verpacktes, quaderförmiges Geschenk zutage.

Ringo nahm es vorsichtig an. „Wow“, staunte sie, „Das ist echt schön eingepackt. Ich bin gespannt, was drin ist!“

„Das weiß ich auch noch nicht. Tomoyo-chan hat ein richtiges Geheimnis draus gemacht. Hoffentlich gefällt es Yuki-chan.“

„Bestimmt.“ Ringo stand auf und legte das Geschenk neben das T-Shirt für ihren Bruder in den Schrank, der in die vierte Zimmerwand eingebaut war. Daneben lag mittlerweile auch das Geschenk, das sie am vorigen Wochenende für Sakura gekauft hatte. Das würde sie ihr geben, bevor sie sich wieder auf den Weg nach Hause machen musste.

Sie schob die Schiebetür wieder zu und drehte sich zu Sakura um.

„Hier oben ist es zu kalt. Lass uns ins Wohnzimmer gehen und Tee trinken.“
 

Zwanzig Minuten später hatten die Mädchen es sich an dem niedrigen Tisch im Wohnzimmer mit der Heizdecke gemütlich gemacht und schlürften ihren Tee. Yuki war nach draußen verschwunden, um im eisigen Wasser nach Fisch zu tauchen und Mashio immer noch nicht zurück. Die beiden hatten sich mit den Schultern aneinandergelehnt und erzählten sich leise kleinere und größere Geschichten aus der Schule. Ringo war ganz begierig zu erfahren, woher Sakura ihre Zauberkräfte hatte, und diese erzählte ihr gerne von den magischen Karten, die ein großer Magier einst erschaffen hatte und deren neue Herrin sie nun war.

Sie schilderte gerade, wie sie den besonders schwierig zu fangenden Geist einer Wasser-Karte überlistet hatte, als ein Blitz den Raum für den Fetzen eines Augenblicks erstrahlen ließ.

Unmittelbar danach brach der Donner los wie ein Kanonenschuss.
 

Die Mädchen verfielen in erschrockenes Schweigen, während Regen wie Maschinengewehrsalven gegen das Fenster zu schlagen begann.
 

Ein zweiter Blitz schlug ein. Sie konnten ihn ganz in der Nähe zwischen die Bäume rasen sehen.

Unwillkürlich schob Ringo ihre Hand über den Tisch und drückte die von Sakura. Diese drängte sich ein bisschen näher an sie, während draußen das laute Tosen von Wind und Regen die Luft erfüllte.
 

Mashio fand die Mädchen zehn Minuten später immer noch dicht aneinandergedrängt am Tisch sitzen. Sie hatten beide Hände ineinander verschlungen und blickten erschrocken auf, als er den Raum betrat.

„Wie’s aussieht, kommst du heute nicht mehr nach Hause, Sakura-chan“, bemerkte Mashio.

Das Mädchen sah ihn besorgt an. „Meinst du?“

„Der Sturm beruhigt sich heute bestimmt nicht mehr genug, damit du zurückfliegen kannst. Das wäre viel zu gefährlich.“

Sakura sah niedergeschlagen nach unten, aber Ringo drückte aufmunternd ihre Hände. „Keine Sorge, du kannst hier übernachten. Wir haben noch einen Futon über, stimmt’s, Bruder? Das wird sicher lustig!“

Das hellte Sakuras Miene sofort auf. „Okay. Dann rufe ich gleich mal zu Hause an.“
 

Das Wetter beruhigte sich mit der Zeit wieder ein bisschen, aber es blieb den ganzen Nachmittag stürmisch und düster. Nachdem Sakura zu Hause angerufen hatte, hatten sie alle drei angefangen, den Weihnachtsbaum zu schmücken. Es war nur ein kleines Tännchen, das Mashio schon einen Tag vorher im Wald geschlagen hatte, aber es machte Spaß, es mit kleinen Anhängern und glitzernden Girlanden zu verzieren. Sakura und Ringo war anzusehen, wie viel Spaß sie dabei hatten, was Mashio bei ihrem Anblick immer wieder zu einem wohlwollenden Lächeln hinriss.

Abends gab es für alle Mashios Spezialgericht, gebratenen Seelachs mit Rettich, und dann verschwanden Ringo und Sakura für fast eine halbe Stunde kichernd im Bad, bevor sie in Ringos Zimmer den Futon ausbreiteten und sich zum Schlafen bereit machten.
 

Sakura wusste nicht genau, wie lange sie geschlafen hatte, als sie auf einmal aufrecht im Bett saß. Ein Geräusch hatte sie geweckt. Das leise Klacken der sich schließenden Zimmertür.

Sakura warf einen Blick zu Ringos Bett. Vor dem Himmel, der jetzt ruhig und sternenklar jenseits des Fensters lag, konnte sie seine Silhouette erkennen. Es war leer.

Sakura wollte sich wieder hinlegen und weiterschlafen, da Ringo sicher nur auf Toilette war und gleich wiederkommen würde, als sie ein Knarzen vernahm, das sie schon vorher beim Erklimmen der Treppe in den ersten Stock gehört hatte. Verwirrt blieb sie sitzen und lauschte. Die Fußschritte entfernten sich über die Treppe nach unten. Ringo wollte also doch nicht zum Klo, denn das lag ja direkt gegenüber von ihrem Zimmer.

Sakura hielt es nicht unter ihrem Futon, auch wenn sie zu frösteln begann, kaum, dass sie unter der warmen Decke hervorgekrochen war. Mit um den Oberkörper geschlungenen Armen folgte sie Ringo über den kühlen Holzfußboden nach unten ins Erdgeschoss. Diese saß an der Türschwelle und zog sich ihre dicken Winterstiefel über die Füße, als Sakura zu ihr kam. Ringo hatte sich über die Schlafanzughose eine weite Jogginghose gezogen und steckte bereits in einer wärmenden, dunklen Jacke und warmen Socken.

„Wo willst du hin?“, fragte Sakura neugierig.

Ringo erschrak und sprang auf. Als sie Sakura erkannte, schien sie sich wieder etwas zu beruhigen. „Ach, du bist es“, murmelte sie.

Sakura kam auf sie zu. „Wo willst du denn um diese Zeit hin? Es ist mitten in der Nacht“, bemerkte sie. Ringo grinste, was Sakura dank des fehlenden Lichts nur ansatzweise erkennen konnte. „Ich liebe Spaziergänge in sternenklaren Nächten wie dieser“, erklärte sie.

Sakura musste lächeln. „Stimmt, es ist bestimmt schön draußen. Darf ich mitkommen?“
 

Ringo hatte natürlich nichts dagegen, also eilte Sakura schnell ins Zimmer zurück, um den Schlafanzug gegen ihre normale Kleidung zu tauschen.

Und dann traten sie beide an die frische Luft, die ihren Atem gleich in weißen Wölkchen erscheinen ließ, und sahen in den Sternenhimmel, wo die Sterne ausgebreitet lagen wie Perlen auf einem dunklen Tuch.

Schweigend ging Ringo los und Sakura beeilte sich, sie einzuholen. Sie gingen nebeneinander her über die Insel, ein kleines Reservat voller Pflanzen, das nur von ein paar ausgetretenen Wegen durchbrochen wurde. Von überall drang das Rascheln und Rufen nächtlicher Inselbewohner an ihre Ohren, aber Ringo hatte keine Angst und deshalb war auch Sakura beruhigt.

Irgendwann griff Sakura nach Ringos Hand und drückte sie. Einfach nur so, weil es ein schönes Gefühl war. Sie sahen sich nur kurz an und lächelten still in sich hinein, während sie weitergingen.

Irgendwann hörten sie ein leises Rumpeln in der Ferne. Als sie zwischen den Bäumen hervortraten, sahen sie über dem Festland die Wolkenfront, die die Sterne verdeckte, und die Blitze, die sich über das Land zogen. Der Horizont schien zu glühen von den Lichtern der Stadt, die unter den mächtigen Gewitterwolken unwirklich klein schien.

Sakura drückte sich ein bisschen mehr an Ringo.

Über ihnen funkelten noch die Sterne mit ihrem angenehmen, hellen Licht. Der Mond war aber noch immer von den davonziehenden Gewitterwolken verdeckt, zwischen denen es immer wieder gespenstisch aufflackerte, während die ersten Blitze den tintenschwarzen Himmel zur Erde hin durchdrangen und für Sekunden in ihr helles Licht tauchten.

Es war wunderschön und beängstigend zugleich.

Die beiden Mädchen blieben eine ganze Weile am abschüssigen Ufer der Insel stehen und betrachteten das fantastische Naturschauspiel, das sich mehr und mehr entfernte. Alles schien seltsam unwirklich, bis auf die Wärme ihrer Hände, die fest ineinander lagen, während ihre Atemwolken sich im stürmischen Wind zerstreuten.
 

Als Sakura eine gefühlte Ewigkeit später wieder unter ihren mollig warmen Futon kroch und Ringo gute Nacht gewünscht hatte, beschloss sie, dass sie diese Nacht nie vergessen würde.
 

„Wow, das T-Shirt ist ja cool“, sagte Mashio.

Sakura und Ringo lächelten sich zufrieden an. Sie saßen alle drei im Wohnzimmer um den Weihnachtsbaum. „Das ist klasse“, grinste Mashio und tätschelte Ringos Kopf. Seine kleine Schwester kicherte glücklich.

Er zog ein Geschenk unter dem Baum hervor und drückte es Ringo in die Hand. „Hier, das ist für dich“, erklärte er. Sie riss eilig das grüne Geschenkpapier auf und legte einen großformatigen Kalender frei, auf dessen Titelbild sich zwei kleine Eisbären im Schnee tummelten. Darunter prangte der Titel „Tierkinder der Arktis und Antarktis“. „Waah, wie süß!“, rief die Rothaarige begeistert. Mashio grinste verschmitzt. „Ich wusste, dass er dir gefallen würde.“ Ringo umarmte ihn überschwänglich.

Dann griff sie unter den Baum und zog ein kleines, mit viel zu viel Tesafilm verklebtes Geschenk in zerknittertem rosa Papier hervor und hielt es Sakura hin. „Hier, für dich“, lächelte sie. Sakura war erstaunt, machte sich jedoch sofort ans Auspacken und förderte schließlich eine Kette mit einem Anhänger in Form eines Pinguins zutage.

„Wie süß“, lächelte sie. Ringo strahlte: „Soll ich sie dir umbinden?“ „Au ja!“

Sakura ließ sich die Kette umbinden, so dass der Pinguin auf ihrem Schlüsselbein ruhte. Dann überreichte sie Ringo ihr Geschenk: Eine große rosa Karte mit einer weißen Frauengestalt im Kimono darauf. Ringo sah die Karte erstaunt an. „Das ist doch eine von deinen magischen Karten!“, rief sie aus. Sakura zwinkerte ihr zu und stand auf.

„Das ist Snowy, die Karte, mit der ich es schneien lassen kann“, erklärte sie. Sie griff nach einem zweiten Anhänger, der um ihren Hals baumelte. „Gib das Siegel frei!“, murmelte Sakura, woraufhin der Anhänger zu dem Stab anwuchs, den Ringo schon zuvor bei ihr gesehen hatte.

Sie hob den Stab. „Card Captor Sakura ruft dich! Erscheine, Snowy!“

Ein eiskalter Windhauch fegte durch den Raum und dann fielen die ersten Flocken von der Decke und bedeckten in Sekunden den kleinen Tannenbaum. Ringo jauchzte und versuchte, ein paar der Schneeflocken mit den Händen zu fangen. Yuki, die bis dahin ruhig gewesen war, begann laut zu schnattern und schien sich über die Kälte zu freuen. Auch Mashio war sichtlich beeindruckt.

„Es ist so schade, dass wir keine weiße Weihnacht hatten. Auch wenn es nicht viel ist und der Schnee gleich wieder schmilzt, wollte ich dir irgendwas schenken, Ringo-chan“, erklärte Sakura verlegen.

Die Rothaarige umarmte sie stürmisch. „Danke! Das ist das schönste Geschenk, dass du mir machen konntest“, rief sie. Sakura errötete.

Danach packten sie alle zusammen das Geschenk für Yuki aus: ein rosa Schleifchen mit einem Schmetterling aus Perlen am zentralen Knoten, das sie dem Pinguin vorsichtig umknoteten. Yuki schien es zu gefallen, denn sie schnatterte vergnügt und watschelte mit der Schleife einmal um den Tisch, um sie zu präsentieren.
 

Später fuhr Mashio die beiden Mädchen mit dem Boot über das stille Wasser unter dem strahlenden Himmel des ersten Weihnachtstages hinüber zum Festland, wo Sakuras Vater bereits ungeduldig auf sie wartete. Ringo und Sakura verabschiedeten sich mit einer kurzen Umarmung, versprachen sich aber, sich so bald wie möglich wieder zu besuchen, bevor Sakura ins Auto stieg. Sie winkte noch eine Weile, während die Silhouette von Ringo neben ihrem Bruder und Yuki am Anleger immer kleiner wurde, dann lehnte sie sich in ihrem Sitz zurück und lächelte voller Vorfreude auf das nächste Treffen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Blueberry-Ichigo
2008-12-05T15:35:29+00:00 05.12.2008 16:35
omg!
ich hätte ehrlich gesagt nicht mehr erwartet, dass die Story noch kommt
ich bin also umso begeisterter!
omg >/////<
die beiden sind ja zuckersüss *__*
ringo wurde wirklich gut getroffen, obwohls ja nicht wirklich viele Infos über sie gibt
*fieps*
ahh aber auch mashios charakter find ich wunderbar, über ihn gibt es ja noch weniger infos *__*
und dann der part mit dem nächtlichen spaziergang >///<
wunderbar <3
auch wenn die beiden (leider) nicht wirklich ein paar wurden, bin ich sowas von begeistert >///<
und ich stimme für dieses pairing für das jubi-bild <3
aber da steh ich wohl so ziemlich alleine da ^^'
nuya freue mich trotzdem auf das gewinnerbild

oh 1oo. Kommi :D


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