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Das Leben liebt die Unsterblichkeit

~'*Legolas & Aragorn*'~
von

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*~gladha~*

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gladha - lächeln
 

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Legolas:
 

Rasch gelang es mir, in der kraftbringenden Meditation zu versinken, doch nicht lange vermochte ich mich in ihr zu halten und öffnete die Augen schon bevor die Sonne selbst erwacht war und sich in ihrer gleißenden Helligkeit darbot.

Zu nachdenklich musste ich tief in meinem Inneren sein, zu grüblerisch in einjeder Faser meines Denkens, als dass ich es bewerkstelligte, mich vollends von dieser einen Wirklichkeit zu trennen, an die mich bisweilen mehr binden mochte, als allein der Grund meiner eigenen Existenz.

Ich blinzelte im matten Licht der Dämmerung, schloss die Augen für einen letzten Moment der Besinnung und regte die Hände, die in sich gefaltet, auf meiner Brust ruhten. Nach einem tiefen Atemschöpfen richtete ich mich auf und saß im bequemen Bett, die Hände voneinander lösend und mit ihnen über mein Gesicht fahrend, bevor ich behaglich blinzelte, das Haar von meiner Schulter streifte und mich von dem Lager erhob.

Und sowie ich diesen neuen Tag erlebte, entsann ich mich der Pflichten, die er für mich und andere bereithielt. Die Verbindlichkeiten, zu denen ich mich bereit erklärte und die ich bald übernehmen würde. Die Unterrichtung der Krieger, die der letzten Verteidigung Mittelerdes zur Verfügung standen...

Ich streckte den Rücken, festigte meine Haltung zur Belebung der Gelenke und rieb meinen Hals. Stets kam es zu demgleichen, wenn ich aus der Besinnung erwachte und dabei keine zurückbleibende Schläfrigkeit empfand, binnen eines Augenschlages die Aufmerksamkeit dem Hier und Jetzt schenkte. Gedanken und ausgewogenes Sinnieren um mein heutiges Tun und Lassen und die Durchstrukturierung der kommenden Stunden, von denen mich darüber hinaus keine Ablenkung zu lösen vermochte. Ich blickte um mich, betastete den Stoff des langen Hemdes und erblickte die schwarze Robe, die säuberlich dort lag und mich am gestrigen Tag gekleidet hatte, um mich zumindest äußerlich zu einem Teil der Trauer zu machen. Nachdenklich betrachtete ich mir die hellen Muster, rieb unterdessen meinen Bauch und trat einen Schritt zum Schemel, auf welchem diese Tracht gebettet lag. Beiläufig streiften meine Finger den bestickten Saum des Umhangs und glitt von ihm, als ich auch das dunkle Tuch dort liegen sah, in welchem sich jene Fläschchen und Tinkturen befanden. Und vergessen schien das planende Denken, als ich durchaus zielstrebiger vor ihm stehen blieb und den Kopf schief legte.

Zumindest er... so dachte ich mir bei dem bedeutsamen Anblick... zumindest er sollte diesem Tag länger fernbleiben, als ich.

Ich senkte die Lider, kniete mich vor das Bündel und faltete es gemächlich auseinander. Doch fühlte ich mich sicher in dem Glauben, dass er dies täte. Rasch hatte er in den Schlaf gefunden und tief war er in ihm versunken, noch bevor ich ihn verließ. Gewiss gehörte er noch nicht zu den Wachen und bestimmt würde er es sobald nicht tun.

Ich lächelte flüchtig, als ich eines der Fläschchen an mich nahm, es gemächlich in der Hand wendete und das Gesicht zum Fenster drehte.

Die rotgefärbten Wolken... der Himmel, der glühte, als stünde er unter Feuer...

Abstruse Wegbereiter von etwas, das so schön war.

Langsam stellte ich das Fläschchen zurück, zog in derselben Bewegung noch das Tuch darüber und entschied mich so, den Fuß aus der Kammer zu setzen und dem kommenden Tag entgegenzutreten.

So entkleidete ich mich und legte den Stoff ab, der mich in der Untätigkeit wärmte und griff nach den Kleidern, die ich durch grausige Gefahren und finstre Nächte getragen hatte.

Die letzten Tage in Minas Tirith erschienen mir wie eine unwillkürliche Rast, eine Auszeit, die doch keine war. Deutlich wurde ich mir dessen bewusst, als ich mir die grüne Weste überstreifte, die ledernen Schutzpaner über meine Unterarme streifte und deren Riemen festzurrte. Als ich den Gurt des Köchers über meinen Kopf streifte und das erste Mal seit langem die Hand zurückstreckte, um die Säbel zu betasten und mich von ihrem festen Halt in den Scheiden zu überzeugen.

Der Stoff, der trotz sorgfältiger Säuberung und erforderlicher Reparaturen dennoch diegleiche Geschichte erzählte. Gemächlich fuhr ich mit beiden Händen über den ledernen Gürtel, rückte an den Schutzpanzern, streifte das Haar zurück und nickte in mich hinein. So nahm ich das Bündel an mich, öffnete die Tür und trat in den Flur hinaus. Der Wunsch, die Untätigkeit von mir zu streifen und das Ziel, welches ich vor Augen hatte, ließ mich nicht lange zögern, bevor ich mich umwandte und auf den Weg machte. Nur im Vorübergehen betrachtete ich meine Umgebung, nur während gemächliger Schritte labte ich mich an der milden Frische, die die nächtliche Luft erfüllte und ebenso die Gänge und Flure der goldenen Stadt.

Viele Menschen verrieten sich durch Geräusche, viele von ihnen sah ich in weiter Entfernung oder an mir vorbeieilen. Die Nacht schuf keine Trägheit.

Ich durchschritt kunstvolle Gärten, begangene Plätze und ließ weite Treppen hinter mir, bis ich an mein Ziel gelang und auch nach den hilfreichen Beschreibungen einiegr Menschen den fand, den ich suchte. Mit weiterem Dank brachte ich dem Heiler jene Tinkturen und Öle zurück und ließ mich gern zu einem Gespräch verleiten.

"Wäre die Heilung all der Wunden doch so mühelos wie es ist, sie den Menschen zuzufügen." Murmelte der weise Mann, während er das Bündel an sich nahm und sich in selber Bewegung einem hölzernen Regal zuwandte, um es in diesem zu verstauen.

Schweigend blickte ich um mich, betrachtete mir die Halle, in der ich stand, die aus weißem Gestein geschlagen war und vielen Obdach bot. Eine der Hallen, welche Hoffnung offenbarten... und nicht minder den Tod.

Reglos schliefen Erschöpfte auf den Lagern, hustend wälzten sich die Kränklichen und ächzend rang ein blasser Greis mit dem Schlaf. Ich besah mir all die Menschen und stand beileibe mit den eigenen Gedanken im Gefecht, bis sich der Heiler wieder zu mir wandte, stumm die Lippen schürzte und bedauernd die Stirn in Falten legte.

"Viel hätte das Volk der Elben uns zu geben... viel Wissen über bislang verborgene Heilpflanzen, viel Wissen...", er senkte den Kopf und trat zurück, um sich dort selbst ermüdet auf einem Stuhl niederzulassen, "... das Leben retten könnte." Murmelte er und seine Hand tastete nach einer gebrechlichen Pergamentrolle. Ich musterte ihn aus den Augenwinkeln.

"So wurde Eure elbische Heilkunst zumindest einem Menschen zuteil, wer immer es auch sein mag." Konzentriert verzog der Heiler die Brauen, als er sich auf die Schriften konzentrierte. "Ich hoffe,", raunte er dabei, "er weiß es zu würdigen, das zu erhalten, was der Zwist unserer beiden Völker der Allgemeinheit verwehrt."

Er begann zu lesen und ich trat zu ihm, ihn auch weiterhin fixierend und auf andere Worte wartend, die ich jedoch nicht zu hören bekam. Schweigend blieb ich neben ihm stehen, schöpfte tiefen Atem und starrte auf eine Schale klaren Wassers.

Angesichts des allgegenwärtigen Todes mochte er durchaus Recht haben...

Doch hinsichtlich einer anderen Gegebenheit entschloss ich mich, zu seinen Worten zu schweigen.

Viel konnte die Heilkunst der Elben erreichen... viel Schmerz lindern und Wunden kurieren. Doch was besaß all diese Kunst an Bedeutung, wenn es bald niemanden mehr gäbe, auf den man sie anwenden konnte?

Das Volk der Elben... mein Volk... hing an soviel anderem.

Verstrickt in diese althergebrachte Angelegenheit verließ ich so die Häuser der Heilung. Ich war nur darauf aus gewesen, ein Bündel zurückzubringen und nicht lange sollte mir dieser Ort nachhängen, zumal ich etwaige Konzentration auf etwas anderes zu richten hatte, als auf eine Problematik, die Mittelerde seit Zeitaltern beschäftigte.
 

So machte ich mich auf zu jenen Sälen, in denen man das Morgenmahl zu sich nehmen konnte. Viel sollte es auch diesmal nicht sein und genügend für eine kleine Stärkung. Zielstrebig nahm ich den Weg, den ich schon am gestrigen Tage mit Aragorn beschritten hatte. Damals noch auf seine Bedürfnisse fixiert und nun auf die meinen.

Den Blick auf den Boden gerichtet, ließ ich eine Ecke hinter mir, fand auch den Beginn einer Treppe und stieg diese hinauf. Beiläufig festigte ich den Riemen des Wassengurtes, gab einem geschäftigen Mann den Weg frei und erreichte mein Ziel nach nicht allzu lange Zeit. So einige Satte kamen mir entgegen, ohne dass ich ihnen Beachtung schenkte. Sorgfältig bahnte ich mir einen Weg durch eine Gruppe debattierender junger Männer, die soeben dan Saal verließen und hielt inne, als meine Augen etwas anderes erblickten.

Die Teller, die mühsam balanciert wurden, schepperten aneinander, als der Hobbit konzentriert einen Fuß vor den anderen setzte und die Unterlippe mit den Zähnen bearbeitete. Eine Vielzahl an Speisen häuften sich auf den Tellern und bei jeder Bewegung schwappte klares Wasser über die Ränder der beiden Becher, die ebenso auf diesen standen. Ich blieb stehen, betrachtete mir die Massen mit Verblüffung und trat einen Schritt zur Seite, um das gewagte Unterfangen nicht zum scheitern zu verurteilen. In diesem Augenblick jedoch, wurde Pippin auf mich aufmerksam, kam ebenso zum Stehen und sah zu mir auf. Ein freudiger Ausdruck erhellte seine Miene, als er mich erkannte und ich diese Begeisterung nicht so recht zu erwidern wusste, die Speisen noch immer unverdrossen anstarrte und irritiert die Brauen verzog.

Nun, dass der Apetitt der Hobbits dem der Zwerge durchaus ebenbürtig war, war mir bekannt, doch diese Mengen genügten reichlich für vier.

"Legolas." Pippin grinste, beugte sich eilig zur Seite und balancierte die Teller aus, bevor der Braten von ihnen rutschen konnte. "Oh... guten Morgen."

Ich erwiderte den Gruß mit einem stummen Nicken, runzelte die Stirn und entschied mich dennoch dazu, keine Fragen zu stellen und daran zu appellieren, dass der Hobbit wusste, was er tat. So wollte ich mich auch schon wieder verabschieden und den Saal betreten, doch er lachte und mein Gesicht war ihm wahrlich nicht entgangen.

"Für Merry." Erklärte er und hob zwei Teller. "Seine Verletzungen zwingen ihn, sich zu schonen, also bringe ich ihm das Frühstück an das Bett."

Er grinste wieder voll Überschwang und ich nickte nach einem knappen Zögern zum erneuten Male. Auch für zwei Hobbits... bewundernswert.

"Sehr freundlich." Ich lächelte ihm flüchtig zu und wandte mich ab.

"Und du gehst hiernach, um mit den Männer zu üben?" Ließ er mich erneut innehalten und drehte sich vorsichtig mit mir. "Merry und ich werden uns in diesen Tagen in den Häusern der Heilung nützlich machen. Wir tun, was wir können... auch wenn es in diesen Augenblicken nicht sehr viel sein mag."

Somit seufzte er leise und ich tastete abermals nach dem ledernen Gurt des Köchers.

"Keine Hilfe ist geringfügiger, als die andere." Versuchte ich ihn zu ermutigen und zog den Riemen fester. Aus den Augenwinkeln musterte ich den Hobbit unterdessen und dieser blickte auf. "Kranke benötigen sie nicht minder als die, die noch Kraft zum Kampf haben. Und selbst diese Bereitschaft...", ich lächelte ihm zu und er hob erwartungsvoll die Augenbrauen, "... ist lobenswert."

Geniert wandte er den Blick ab, räusperte sich leise und fand doch recht schnell zu seinem sonnigen Gemüt zurück, welches sich durch ein heiteres Grinsen offenbarte.

"Dann lass uns unsere Arbeit gut tun." Verkündete er stolz und nach einer leichten Geste der Verabschiedung, wollte ich erneut gehen, doch...

"Legolas!" Rief er gar aufgeregt meinen Namen und ich drehte mich abermals zu ihm, allmählich eine gewisse Ungeduld in meinem Inneren spürend. Und er streckte mir einen Teller zu.

"Hier, koste dieses Brot. Ich sage dir", er schmunzelte verschmitzt, "es ist äußerst köstlich. Ich befürchte selbst Lembas verlöre diesen Vergleich."

Unentschlossen starrte ich auf die dicken Scheiben, hob die Hand und ließ sie doch wieder sinken.

"Dort gibt das nicht mehr." Unterbrach er mich, als er mein Spähen Richtung Saal bemerkte. "Ich habe das letzte stibitzt."

Ich schöpfte tiefen Atem, griff nach einer Scheibe und nickte dankend. Somit schien auch Pippin zufrieden. Er festigte den Griff unter den Tellern, lachte leise und führte seinen riskanten Weg fort. Es schepperte und kratzte leise hinter mir, als ich dort stehen blieb, das Brot in der Hand wendete und ihm kurz nachblickte. Eine recht erfrischende Begegnung... und dies jedes Mal auf's neue.

Entspannt entsann ich mich an mein eigentliches Ziel, vor welchem ich stand und es noch immer nicht erreicht hatte. Ich ließ das Brot sinken und wollte gerade den Fuß in den Saal setzen, da lebte in diesem ein lautes Gebrüll auf, das die Menschen für wenige Momente verstummten ließ. Ein raues Lachen, ein Schmatzen und Glucksen... ein Rülpsen und Klirren.

"Mein Freund, gelangt Ihr an diesen deftigen Braten? Gebt ihn mir... vorsichtig! Kommt, kommt! Trinkt mit mir!"

Wenn ich es recht bedachte... langsam trat ich zurück. Dieses Brot genügte mir bei weitem. Ich räusperte mich und beschloss, ohne Umwege dorthin zu gehen, wo die Übungen stattfinden sollten.

Auf dem großen Platz tummelte sich eine Vielzahl an Menschen, deren laute Stimmen die Luft erfüllten und beinahe wie ein Vorgeschmack der Unruhe schienen, die uns unweigerlich bevorstand. Herrschen tat die Unruhe schon lange, doch bald würde sie an Kraft gewinnen. Laute Geräusche drangen an meine Ohren, als ich auf einem Treppenvorsprung stehenblieb und um mich blickte.

Kinder schlängelten sich eilig durch die geschäftigen Beine der Erwachsenen, spielten gar Hasche und boten einen angenehmen Anblick, während Männer diskutierten und Frauen schwere Körbe trugen. Das einst so majestätische Tor und der unzerstörbare Schutz, der der weißen Stadt Sicherheit gewährleisten sollte, hing zerborsten in den eisernen Angeln und beschäftigte viele Männer, die notwendige Reparaturen leisteten und sich nicht von den Massen stören ließen, die durch die hohe Torwölbung nach draußen strömten.

Dort auf der weiten Ebene hatten sie sich versammelt. Die Überlebenden und Krieger, derer wir uns nun annehmen sollten. Gemächlich trat ich die Stufen hinab und machte mich daran, mich der Bewegung anzuschließen. Aufmerksam trat ich durch die Menge, bewahrte Ruhe und war den Menschen, die in andere Richtungen eilten, kein Hindernis. Vielen sah ich nach, zahlreiche Miene betrachtete ich mir und immer nur, sah ich die Ängste, die jener erbitterte Kampf hinterlassen hatte. Zwei Knaben sprangen unterdessen lachend an mir vorbei und auch ihnen sah ich nach. Wie könnte man sie um ihre naive Zufriedenheit beneiden...

Eine rasche Bewegung nahm ich aus den Augenwinkeln wahr und nur knapp gelang es mir, die Hand zu heben und mich vor dem kunstvollen Bogen zu schützen, der schief und nachlässig in den Schlaufen eines Köchers hing, den ein junger Mann am Rücken trug. Besonnen schob ich ihn von mir, vernahm die hastigen Worte, die der junge Mann mit einem anderen wechselte und wollte an ihm vorbeiziehen. Die scheinbare Sicherheit vor dem Bogen strafte mich Lügen, als sich der Träger heftig umwandte und ich ihn erneut von meinem Gesicht fernhalten musste. Ich schöpfte tiefen Atem, streifte den Bogen abermals zur Seite und wandte mich ab...

"Herr? Herr? Verzeiht!" Ertönte da die eilige Stimme erneut und eine flinke Hand zupfte an meiner Weste. So hielt ich erneut inne, drehte mich um und erblickte dunkle Augen, die mich mit Begeisterung musterten. Ebenso die Hand... die nochmals an mir rupfte. Ein wütendes Ächzen ertönte, als der Bogen des jungen Mannes unterdessen einen anderen traf.

"Ihr müsst der Elb sein, von dem man spricht!" Endlich löste sich die Hand aus meiner Weste und ich musterte das Gesicht des jungen Mannes genauer. Kein hohes Alter zeichnete seine Züge, faltenlos war auch die Stirn und verdeckt von einigen der dunklen Strähnen des Haares, welches ihm wild zu Berge stand. Annähernd erreichte er auch meine Größe und rasch bemerkte ich, dass nicht nur ich es war, der musterte. Er verbarg sein Interesse nicht, als er mich von Kopf bis Fuß betrachtete, erfüllt von Aufregung lachte und die Hände hob... während sich zu seinem Rücken die Menschen am hinabhängenden Bogen vorbeikämpften. Erwartungsvoll hob ich die Augenbrauen.

"Man sagt, dass Ihr uns die Ehre zuteil werden lasst, Eurem Wissen zu lauschen?!" Ausdrucksstark und laut war seine Stimme und scheinbar unüberlegt seine Worte. Ich öffnete den Mund zur ruhigen Antwort, da fuhr er bereits fort. "Ich werde einer Eurer Schüler sein!" Verkündete er begeistert und lehnte sich flüchtig zur Seite, um meinen Bogen zu beäugen. "Ich verspreche Euch den Gehorsam und die Disziplin, die Ihr wünscht! Bitte ernennt mich zu Eurem Helfer; ich werde Euch gewiss nicht enttäuschen und Euch eine Unterstützung sein!"

Er schnappte hörbar nach Luft, hielt sie an und nagelte den Blick mit einer annähernd gespenstischen Entschlossenheit auf mich. Und mir... mir fehlten die Worte.

Stumm sah ich ihn an und er nahm an dem Schweigen teil, keuchte aufgebracht und leckte sich voller Tatendrang die Lippen, auf denen fest ein breites Grinsen lastete.

Verlangte es ihm tatsächlich danach, von mir zu lernen...?

Seine Stimme ertönte unvorhergesehen und wieder so lautstark, dass mich fast ein Schrecken duchfuhr.

"Viele Krieger erwarten Euch bereits am Fuße des Hügels!" Rief er, als spräche er zu einer Masse und ich verengte sinnierend die Augen, als ich so dort stand und keine Antwort auf seine Fragen geben musste. Seine Hand wies in der alten Hektik zum beschädigten Tor. "Ich führe Euch hin, wenn Ihr es verlangt!"

Unentschlossen öffnete ich den Mund, blickte zur Seite und schloss ihn wieder.

"Es ist sehr unübersichtlich dort draußen!" Erklärte er mir indessen und ich sah es gar deutlich. "Bitte lasst mich Euch helfen!"

Ein ungewisses Murmeln drang über meine Lippen und nach einem nicht weniger wirschen Sinnieren, stützte ich eine Hand in die Hüfte und blickte zu ihm zurück.

"Geht doch vor und stiftet Ruhe." Bat ich ihn überlegt und das Gesicht des wackeren jungen Mannes erhellte sich, war es doch nur eine diskrete Art, mich seiner in erster Linie zu erlösen.

"Das werde ich!" Stolz und entschlossen gab er mir dieses Versprechen und ich schenkte ihm ein Lächeln, welches erlosch, sobald er sich abwandte. Mit einem Schritt brachte ich mich ebenso vor dem altbekannten Bogen in Sicherheit und blickte ihm nach, wie er sich durch die Menge kämpfte, als verfolge ihn eine gar schaurige Gefahr.

Noch nie zuvor... war mir solch ein Mensch begegnet...

Ich räusperte mich leise und setzte meinen Weg bequem fort. Eine jede Pore seines Leibes schien vor Anspannung zu knistern, einjedes seiner Gelenke bewegte sich in unergründlicher Hast und Aufregung bewegte seine Stimme zu den höchsten Lautstärken. Stumm schüttelte ich den Kopf und wich einer von Hast gepackten Frau aus.

"Legolas!!"

Deutlich drang der bekannte Ton der Stimme durch den Tumult zu mir und augenblicklich wandte ich mich um. Irritiert suchten meine Augen nach ihm und nur schwerlich war er zu übersehen, wie er dort oben vor jener Treppe stand und zum freudigen Gruße den Arm erhoben hielt. Aragorns ungewohnte Stimmung in der Öffentlichkeit ließ mich kurz stutzen und flüchtig nahm ich einige Blicke wahr, die mich streiften, sich gar auf Aragorn richteten und bald schon wieder fortdrifteten. Ich runzelte die Stirn, schöpfte tiefen Atem und sah etwas entspannter zu ihm, mich rasch von jener Verwunderung erholend und ihn mir betrachend. Kontrolliert und geschmeidig wirkten seine Bewegungen, als er eilfertig die Treppe überwand, noch indessen kaute und sich zu verschlucken schien. Gekräftigt setzte sich sein Fuß auf den hellen Kies und während er schnellen Schrittes zu mir kam, schlug er sich gegen den Brustkorb, hustete ein letztes Mal und schluckte hinter. Und ich stand dort, erspähte den Apfel in seiner Hand und benötigte abermals einen tiefen Atemzug, um selbst zur völligen Entspannung zurückzufinden und ihn mit einem Lächeln zu empfangen. Keuchend drang der Atem über seine leicht geöffneten Lippen, als er vor mir zum Stehen kam und mir ein solch wahrhaftiges Grinsen offenbarte, dass wir anfänglich schweigend voreinanderstanden.

Dieses Grinsen, welches ihm eine solch fremde Mimik zutrug... nicht weniger irritierend als die Art und Weise, wie er auf sich aufmerksam machte. Forschend ließ ich jenes Bild auf mich einwirken... sein Gesicht, welches in einer recht gesunden Farbe so ganz anders wirkte, als das bleiche Antlitz, welches von Sorge und Wehleid überkommen, viel mehr Jahre zu tragen schien, als es in der Wirklichkeit tat.

Und er stand nur dort... lächelnd und augenscheinlich gern dazu bereit, sich mit Schweigen zufriedenzugeben.

Ich schluckte, unterbrach jenen Blickkontakt durch ein Blinzeln und ließ mich dennoch rasant wieder gefangen nehmen. Mir selbst... schenkte sein Anblick eine gewisse Zufriedenheit und flüchtig vertiefte sich mein Lächeln, bevor ich erneut vor seinen Augen floh und in völlig überflüssiger Geste am ledernen Gurt rückte.

Das erste Mal... hier und jetzt... schien er mir ein Lächeln zu offenbarten, in welches in etwaigen Glauben setzen konnte.

"Du...", es war mir nicht bekannt, was ich zu sagen gedachte, doch ich tat es und sah ihn wieder an, mir geschwind einen Punkt suchend und mich auf diesen konzentrierend, "... es scheint, als wäre die Blässe von dir gefallen, als hätte sie dich nie besessen."

Und es stimmte... beileibe hatte ich nicht daran gezweifelt, dass meine Behandlung die gewünschten Resultate erzielte, doch musste ich mir selbst eine leise Verwunderung eingestehen, als ich ihn nun vor mir sah.

"Es freut mich, dass es dir besser zu gehen scheint." Und wieder lugte ich an ihm vorbei, hakte einen Finger in den ledernen Gurt und presste die Lippen aufeinander. Und mehr wusste ich in jenen Momenten nicht zu sagen. Deutlich spürte ich, wie sein Blick an mir haftete und dies so unverhüllt und offen, dass ich mich in meinen Erinnerungen an die vergangene Nacht umso verräterischer fühlte. So räusperte ich mich und sehnte mich danach, diesem Augenblick zu entkommen.

"Wir...", hob ich nachdenklich an und suchte noch nach den treffenden Worten, "... wir werden gebraucht. Man erwartet uns bereits."

Zur Selbstbestätigung nickte ich in mich hinein, lächelte flüchtig und wandte mich ab. Bereitwillig und in alter Heiterkeit folgte er mir, doch war ich es, der nach wenigen Schritten inne hielt und sich zu ihm drehte.

Ein Störfaktor...

Ich verzog grüblerisch die Brauen und legte den Kopf schief, als ich ihn mir gezielt besah und ihn sogleich fand.

"Wir gehen, die Krieger zu unterweisen." Erinnerte ich ihn skeptisch und er nickte in einer Selbstverständlichkeit, als wäre ihm dies nie entfallen. Ich erwiderte sein Nicken beiläufig und wartete auf Worte seinerseits... doch scheinbar könnte ich dies lange tun und er schwieg, scheinbar gewappnet und bereit, der Aufgabe gegenüberzutreten, während ich zu seinem Gürtel sah.

"Wo ist dein Schwert?"
 

Aragorn:
 

Seine verwirrte Miene verleitete mich erneut, in einem erheiternden Lächeln zu versinken, doch hätte ich dies erst tun sollen, nachdem ich fertig mit Essen war. Ich stieg die Treppen hinab, ging den Menschen aus dem Weg und ließ die letzten beiden Stufen in einem Sprung hinter mir. Und dann spürte ich es, während ich zu Legolas lief. Ein Apfelstück verirrte sich in die Atemwege und ich begann zu husten, schlug mir auf die Brust und blinzelte perplex. Doch schnell hatte der Apfel seinen richtigen Weg gefunden und ich lächelte wieder.

Ein herrlicher Tag.

Geruhsam blieb ich vor den Elben stehen und musterte ihn freudig. Er konnte nicht allzu spät von mir gegangen sein, sah er doch selbst recht entspannt und kräftig aus. Intensiv musterte ich ihn. Seine Augen... sie hatten noch einen leichten Stich des schleierhaften Fluches... doch waren sie mehr blau als von dunklen Schatten erfüllt. Mein Lächeln wurde zu einem Grinsen und ich schwieg. Ich schwieg und wäre doch sehr gern einem glücklichen Lachen verfallen. Er sah gut aus und ich fühlte mich ebenso. Sein Verdienst für die Heilung meines Gemütes war so endlos… mit nichts auf der Welt konnte man diese Fürsorge vergleichen. Ich war so dankbar, dass ich ihn küssen wollte. Ich war so froh, dass er da war und stets sein waches Auge auf mich richtete, dass ich ihn festhalten wollte.

Er unterbrach den Blickkontakt und mir war es einerlei, wieso er das tat. In diesem Schweigen gehüllt, standen wir vor einander, wie das Meer der Klippe gegenüberstand… und sie nach und nach in Besitz nahm.

"Du..." Legolas setzte an und schwieg daraufhin wieder.

Machte ich ihn nervös?

So sehr, dass es ihm schwer fiel, mir in die Augen zu sehen?

Ich behielt den Blick auf seinem Gesicht, das um Worte kämpfte und mich dennoch nicht dazu verleitete, ein schlechtes Gewissen zu bekommen.

War er nicht unschuldig...?

"... es scheint, als wäre die Blässe von dir gefallen, als hätte sie dich nie besessen." Und ich wollte nicken und etwas erwidern. Aber ich schwieg und war fröhlich. Solch eine Wandlung... wie konnte eine einzige Nacht unter seinen Händen so wundersam sein?

Ich ließ den Blick hinabschweifen, nur flüchtig, ehe ich wieder aufsah und mich einzig und allein auf ihn konzentrierte. Menschen, die an uns vorbeigingen... ihren Zielen nacheifernd. Und ich stand vor dem meinen. Nicht ich war der Heiler...

"Es freut mich, dass es dir besser zu gehen scheint." Und für wahr, es schien nicht so... es war ein Wohlgefühl, als wäre niemals etwas geschehen. Mein Lächeln wurde durch seine Unsicherheit bekräftigt und ich fühlte mich bestärkt in dem Wunsch, ihn zu berühren.

Wie sollte ich das wieder gut machen?

Mein Herz schlug schnell… was wäre dies für ein Bild, wenn ich einzig eine Berührung als dankbare Geste gab und dies vor allen Menschen? Ich warf ihn sofort beiseite und beließ es bei meiner sonnigen Stimmung, in der sich Legolas allmählich unwohl zu fühlen schien und ich verbiss mir ein amüsiertes Lachen. Er mochte es nicht, wenn ich in Gedanken versank und mich abschottete...

"Wir..." Er schien jedoch auch nicht damit umgehen zu können, wenn es das genaue Gegenteil war. Nun, wer hatte damit gerechnet... ?

"... wir werden gebraucht. Man erwartet uns bereits."

Wer hatte gewusst, dass mich seine liebevolle Art der Heilung in ein solches Gefühl der körperlichen Zufriedenheit bringen konnte? Und wie konnte es sein, dass es meine Seele mit sich zog...?

Ruhig beließ ich den Blick auf Legolas, während er sich umwandte und nach seinem flüchtigen Lächeln los ging. Ich legte den Kopf schief und zuckte mit den Schultern, ehe ich ihm in aller Behaglichkeit folgte. Verführerisch war das lange, blonde Haar... der Zopf, dem nun meine ganze Aufmerksamkeit galt... noch nie sah ich ihn mit offenem Haar. Es wäre ein anderer Anblick... fragend hob ich eine Augenbraue, hob die Hand zu jenem Zopf... und ließ sie sofort sinken, als Legolas plötzlich inne hielt. Etwas verwundert sah ich ihn an, trat einen Schritt zurück und erwiderte seinen Blick so sicher, als hätte ich nie den Anschein einer Übeltat im Auge.

"Wir gehen, die Krieger zu unterweisen." Sagte er nachdrücklich und ich nickte sofort. Gut... nun wusste ich, wohin wir gingen und was das neue Ziel war...

Ich sah ihn an und hob die Augenbrauen, als er sich anscheinend nicht damit zufrieden gab und lediglich mein Nicken erwiderte...

"Wo ist dein Schwert?"

Mein...?

Ich zwinkerte und sah sofort zu meinem Gürtel.

"Oh..."

Wie… wie fühlte man sich, wenn man derart ertappt wurde? Ich sah mich unsicher um, legte eine Hand an den Gurt und kratzte mich nachdenklich am Hinterkopf.

Das Schwert…

So eine Situation gab es noch nie. Und so biss ich mir auf die Unterlippe, kniff ein Auge zu und sah Legolas entschuldigend an. So was…

“Warte nicht auf mich.” Meinte ich schließlich, drehte mich auf dem Absatz um und rannte los. “Es wird nicht lange dauern!” Rief ich ihm noch nach und spurtete die Treppe hinauf. Rasch ließ ich den folgenden Gang hinter mir, tat eilend einen Schritt zur Seite und hielt mich an einer Säule fest, auf dass ich die nächste Abbiegung erfasste und zu meinem Raum gelangte.

Wie töricht, das Schwert dort zu lassen!

Kopfschüttelnd pendelte ich zwischen den Menschen in einem Ausdauerlauf und kam dann schließlich an der Kammer an. Rasch trat ich hinein und sah das heilige Schwert an dem Tisch gelehnt. Ich beruhigte meinen Atem, wischte mir eine Strähne aus dem Gesicht und griff schließlich nach dem Schwert. Meiner Heiterkeit zum Trotz, sollte ich etwas wachsamer sein… Ich nickte mir zu, band das Schwert an den Gurt und wandte mich schließlich wieder um. Bedächtig schloss ich die Tür hinter mir und nahm den Niedergang zum nächsten Ring.

Ich sah über meine Schulter hinab in die freie Ebene, zu der sich die Krieger längst eingefunden hatten. Noch viele Fuß Höhe trennten uns, doch nur unschwer war Gimlis Gestalt zu verfehlen. Sein Wutgebrüll hörte man weit und auch wenn ich nicht die Worte verstand, wusste ich , dass ich mich sputen sollte, damit meine Schüler nicht ungeduldig wurden.

Wenn ich ehrlich war… keine Sekunde lang hatte ich mir Gedanken darüber gemacht, wie ich ein Training abhalten sollte. Es war nie nötig, dass ich eine Masse um mich hatte, der ich das Geschick mit dem Schwert erklären musste. Zu dem waren es Jungspunde, von denen ich nicht einmal um ihre so genannte Begabung wusste. Ich trat auf den gewaltigen Hof und schaute auf, beobachtete die Reparaturen des mächtigen Tores, ehe ich es hinter mir ließ und die freie Ebene bertrat, die kühle Brisen des frühen Tages preisgab. Mit eilenden Schritten zog ich an Gimlis Truppe vorbei. Die Männer, alt wie jung liefen im Kreis, in dem Gimli der Mittelpunkt war und sie mit erhobener Axt zur Schnelligkeit antrieb. Nun… ich selbst sollte mich beeilen und mir wohl keine Zeit zum Beobachten lassen. Doch ich rannte nicht. Ein Lehrmeister würde nicht rennen, denn dies bedeutete, dass er sich einer Verspätung bewusst war. Dies wäre ein Fehler… ein Stück Respekt, der verloren ging, denn ich wusste wie es war, wenn man den Meister nicht ernst nahm. Und aus meiner nachdenklichen Miene wurde ein erinnerndes Grinsen, das mich an meine Heiterkeit denken und mich dem Folgenden etwas einfacher gegenübertreten ließ. Ich ließ Gimli hinter mir und folgte der steinernen Ebene eine ganze Weile, denn wesentlich abseits des Tores wartete erst meine Truppe. So viel hatte ich in Erinnerung…

Noch einmal schüttelte ich den Kopf, überrascht und selbst etwas negativ verblüfft über meine Unaufmerksamkeit. Ob nun in Gedanken oder in absoluter Fröhlichkeit.. Ich bewerkstelligte es nicht, mich vollends den Pflichten hinzugeben. Ich schritt weiter und sah alsbald eine Gruppe auf dem Boden sitzen. Etwas verwirrt über diesen Anblick, lief ich schneller und erkannte bald eine Reihe von Bogenschützen, die schweigend in eine Richtung sahen. Überwältigt von einer derartigen Disziplin, sah ich mit anerkennender Mimik zu dem Lehrmeister. Kein anderer als Legolas, war es natürlich und ich hob flüchtig die Hand zum Gruß und kehrte eilends auch diesem Trupp den Rücken zu. Wie schnell er es wieder schaffte, Ruhe und Gelassenheit auszustrahlen. Seine Schüler würden gewiss zu talentierten Bogenschützen werden… selbst binnen einer kurzen Zeit. Als ich den Hügel, auf dem sie sich trafen, hinaufgestiegen war, blieb ich ruckartig stehen. Mit leiser Missgunst sah ich meine eigenen Männer, die laut miteinander sprachen und fernab einer Gruppe sogar die Schwerter kreuzten. Nun, wesentlich langsamer als zuvor, ging ich zu ihnen, bemerkte nur wenige Blicke, die sich auf mich richteten, bevor ich mir einen geeigneten Mittelpunkt gesucht hatte und stehen blieb. Ich pfiff. Und sie hielten inne. Meine erhellte Miene war der absoluten Ernsthaftigkeit gewichen und so winkte ich die hintersten zu mir und wartete geduldig ab, bis sie sich bei mir einfanden.

“Ihr seid hier…”, begann ich laut und begutachtete jede Person einzeln, prüfte ihre Haltung und ihre Gesichter. Jene, die mit verschränkten Armen dastanden, bewiesen ihre eigenes Ressentiment mir gegenüber. Andere, die sich gekonnt hinter den Größeren versteckten, ihre Angst. Mein Blick blieb an einem haften, “… um euch in der Schwertkunst zu verbessern. Ich verlange…”

“Ihr seid zu spät, Herr.” Unterbrach mich dieser Jene in einem mahnenden Ton. “Man befehligte uns hier hin und Ihr lasst Euch Zeit.”

Ich nickte, hob die Brauen und zog das Schwert locker aus der Halterung.

“Dann hättet ihr schon einmal mit einer Aufwärmung beginnen können.” Erwiderte ich ruhig und nickte ihn zur Seite. “Ich verlange Disziplin und Gehorsamkeit.” Fuhr ich fort und drehte das Schwert in der Hand. “Sollten euch Dinge unklar sein, bin ich bereit, sie euch zu erklären. Und nun stellt euch in einer Reihe auf…”

“Sagt, seid Ihr überhaupt in der Lage, uns zu trainieren?” Nochmals unterbrach mich jener Bursche und ich legte den Kopf schief. Eine solche Frage…? Ich war ehrlich verblüfft, dass solch eine Frage folgte.

“Ich hörte von Eurem Versagen gegen den Nazgúl. Euer Sturz soll furchterregend ausgesehen haben.”

Ein leises Seufzen trat über meine Lippen und erneut nickte ich die Gruppe zur meinem Befehl. Wusste ich mich dazu zu rechtfertigen? War es nicht tatsächlich ein Versagen…?

“Es stimmt.” Antworte ich nickend, wechselte das Schwert in die linke Hand und streckte den rechten Arm. “Es traf meine rechte Seite und sorgte für eine lange und nötige Genesungszeit.” Der Junge grinste und allmählich ahnte ich, dass er mir noch sehr viel Steine in den Weg zu werfen gedachte. “Deswegen werdet ihr allesamt eure Stärken an mir austesten! Also alle in eine Reihe!” Und ich duldete keinen Widerspruch mehr und legte das Schwert fest und sicher in die rechte Hand.

Es dauerte einige Augenblicke, ehe sich die Masse einigte und sie schließlich hintereinander einfanden.

“Schlagt, pariert, weicht aus und schlagt erneut!” Und ich stellte mich diesen Männern gegenüber und wartete auf den ersten Angreifer.
 

Legolas:
 

Ich sah ihn an und er wirkte verdattert, annähernd ertappt bei einem Fehler, den er bislang selbst nicht bemerkte. Konfus suchte er nach der Waffe und ich betrachtete mir seine Züge, musterte sie und war belustigt, wenn ich es nach außen hin auch nicht zeigte.

“Warte nicht auf mich.” Er zögerte nur einen Moment, bevor er sich umwandte und flüchtig die Hand hob. “Es wird nicht lange dauern!”

Und schon lief er davon, eilig und rasch, so wie es ihm seine gestärkten Beine erlaubten. Nur ein knappes Nicken hatte ihm geschickt und ehe ich mich versah, hatte er die Treppe hinter sich gelassen und schlitterte um eine Ecke.

Tief schöpfte ich Atem, presste die Lippen aufeinander und wandte mich um. Ich schüttelte nach wenigen Schritten den Kopf, spürte ein Lächeln und trat kurz darauf durch den mächtigen Torbogen hinaus auf die große Ebene.

Meine Augen erfassten Bewegungen... überall waren sie, Stimmen erhoben sich, Klingen kratzten, Speere knirschten und Rüstungen schepperten. Viele waren hier. Kurz blieb ich stehen und besah mir zwei ältere Frauen, die schwere Wasserkrüge trugen und den Durst der Männern löschten. Allseits wurde bereits geübt, mit neu gesammelter Kraft traten die Krieger gegeneinander an, eilten umher, schrieen nacheinander und oft blitzten Schwerter oder Speerspitzen auf, als sich die Sonne im klaren Metall spiegelte. Ein Reiter preschte an mir vorbei, als ich meinen weiterging und mir einen Weg durch die Menge bahnte.

Geschäftigkeit, Anspannung und Hast...gnadenlos beanspruchten einiger der Krieger ihre Kräfte, ihre Grenzen zu testen und dies nicht erst im Krieg zu tun. Neben mir erhob sich die grollende Stimme eines hochgewachsenen Mannes, ein Mann hockte hinabgebeugt über seinem Schwert und bearbeitete es mit einem Schleifstein. Weiter hinten erblickte ich die Pferde, die auf einer rasch eingezäunten Koppel Freilauf genossen und die Suspenz der Menschen nicht zu teilen schienen. Sie galoppierten auf und ab, schlugen mit den Hinterläufen und schüttelten die Mähne, während sie miteinander wieherten. Ich beschattete die Augen mit der Hand, wich einen hektischen Mann aus und wollte den Anblick der Pferde noch weiterhin genießen, als sich eine bekannte Stimme im Tumult erhob.

"Herr! Herr!"

So hielt ich inne und folgte den Lauten.

"Herr... Herr Elb!"

Ich erblickte eine Schar aus Männern, die nahe beieinander standen. Sie alle hielten Bögen, stützten sich auf sie, wendeten sie in den Händen und warteten. Und allen voran stand jener junge Mann, mit dem ich bereits Bekanntschaft schloss und bewegte die ausgestreckten Arme in der Luft, damit ich ihn auch nicht übersah. Und zu seinen Füßen lag der Bogen... mit dem ich nahezu ebenso Bekanntschaft geschlossen hätte. Ich warf einen letzten Blick nach beiden Seiten, bevor ich gemächlich zu ihnen trat. Die Augen der Männer erfassten mich, hafteten musternd auf mir und behäbig ließen sie von ihren Tätigkeiten ab. Ich besah sie mir flüchtig, sah Alte unter ihnen sowie Junge, in deren Augen Neugierde glänzte. Unentschlossen hielten ihre Hände die Bögen und ich ließ mir Zeit, sie ebenso einer Musterung zu unterziehen, mir einen ersten Eindruck zu vermitteln. So blieb ich vor der Gruppe stehen, verzog sinnierend die Brauen und nickte schweigsam in mich hinein.

Ich konnte nicht behaupten, ein Gefühl zu verspüren, welches mir zu Unsicherheit gereichte. So ironisch es auch sein mochte, dass ein Elb kam, um Menschen eine Hulfe zu sein... ich trat dieser Aufgabe mit ruhiger Entschlossenheit entgegen und...

"Dies ist er!" Rief der junge Mann verkündend und wandte sich zur Menge, mir den Rücken kehrend und sogleich meinen Blick auf sich ziehend. "Dies ist unser Lehrmeister der nächsten Tage, der uns gewiss viel beibringen kann über die hohe Kunst dieser Waffe!" Und er tastete neben den Köcher und übersah den Bogen zu seinen Füßen. Doch dies stellte keine Hürde dar, denn ungestört fuhr er fort und ich hob die Augenbrauen. "Uns wurde eine große Ehre zuteil, Lehren von ihm zu erfahren, also lasst uns ihm mit Respekt begegnen und..."

Und ich lauschte ihm wie ein Schüler selbst, blieb stehen und tauschte verstehende Blicke mit einigen der Männer, die über die Ansprache des jungen Mannes nicht minder überrascht zu sein schienen. Bald schon, verschränkte ich die Arme vor der Brust und betrachtete mir den klaren Himmel.

Schwitzend und keuchend stellte unterdessen eine andere Gruppe ihre Ausdauer unter Kontrolle. Unter der warmen Sonne Gondors ließen sie sich von einem Zwergen hetzen. Ich atmete tief ein und hob die Hand hinter den Kopf. Zielstrebig umfasste ich meinen Bogen, zog ihn aus der Schlaufe und setzte mich genügsam hinab auf die Erde. Den Bogen bettete ich auf meinem Schoß und während der junge Mann noch immer Reden schwang, hob ich die Hand erneut, winkte die Männer geduldig zu mir und bat sie mit ruhiger Geste, sich zu mir zu setzen. In den ersten Momenten spiegelte sich Verwunderung in ihren Gesichtern wieder, doch rasch folgten sie mir und der junge Mann verstummte, als sie allesamt an ihm vorbeizogen. Stockend blickte er ihnen nach und stand noch immer, als sie sich niederhockten und die Bögen vorerst zur Seite zu legten.

Ich war nicht darauf aus, ihre Kräfte auf die Probe zu stellen, sie zu hetzen und zu hohen Leistungen zu treiben... kam es doch bei unseren Übungen auf etwas anderes an. Sie flüsterten leise miteinander, musterten mich und ich blickte hinüber zu jenem, den noch immer zögerte.

"Bitte." Ich nickte ihm zu und wies in die Runde.

Und nach einem leisen Räuspern gesellte er sich zu uns und schwieg schließlich. Und nun sollte keine Zeit mehr vergehen und ich beschloss, das Wort zu erheben, als eine kurze Ablenkung geschah und ich Aragorn erspähte, der eiligen Schrittes an meiner Gruppe vorüberzog, zur knappen Begrüßung die Hand hob und den Weg fortsetzte. Ich sah ihm nach...

"Was gedenkt Ihr, uns beizubringen?" Eine Hand schoß in die Höhe und kurz darauf folgte der Kopf, als sich der junge Mann auf die Knie erhob und ungeduldig jene Frage an mich richtete. Ich verzog die Miene, sah ihn lange an und senkte die Hand zum Bogen.

"Genug."

Wissbegierig ließ der junge Mann die Hand sinken und ich hob den Bogen, setzte sein unteres Ende auf die Erde und präsentierte ihn den vielen Augen.

"Was versteht Ihr unter solch einer Waffe?" Erkundigte ich mich zunächst und die Männer fokussierten die Aufmerksamkeit konzentriert auf jenes Bild.

"Zwei Wurarme und eine Sehne, Herr." Erhielt ich sogleich Antwort von dem bisher engagiertesten Schüler und ich nickte stillschweigend. Wie ich es mir dachte...

Ich lächelte bedauernd.

"Falsch."

"Dies ist die Waffe, von der unser Leben abhängt." Meldete sich da ein anderer zu Wort und ich schöpfte tiefen Atem.

"Und dies ist es, worauf ich hinauswill." Erklärte ich so. "Gewiss ist der Bogen eine Waffe, doch ist er neben dem noch soviel mehr. Mehr als nur Wurfarme, Sehne, Wurfarmspitzen und Sehnenschlaufen. Es ist die Waffe, die ihr zu beherrschen lerntet und von der euer Schicksal abhängt."

So begann ich zu sprechen und traf mit Wohlwollen auf die Neugierde der Zuhörer, deren Ernsthaftigkeit und deren Willen, aus diesen Lehren ihren Nutzen zu ziehen. Ich sprach gemächlich und leise und blieb kauern, während die tobende Stimme des Zwergen sich oft erhob und die Männer ächzten.

"Konzentriert euch auf das passende Ziel. Mangelnde Durchschlagskraft vermag keine Rüstung zu zerschmettern. Hals", und ich wies auf meinen eigenen, "Schulter, Achselhöhlen."

"Gesicht?"

"Nein." Ich schüttelte lächelnd den Kopf. "Nutzt die Ungeschütztheit der Weichteile, durchbohrt Sehnen, Gelenke und Muskeln. Durch Knochen vermag nicht jeder Pfeil zu dringen, ebenso durch den Schädelknochen, der in seiner ganzen Art recht stabil gebaut ist. Nehmt jede Möglichkeit an, die euch gegeben ist und lasst euch auf keine Tollkühnheit ein." Ich besah sie mir nachdenklich. "Sie könnte euch das Leben kosten."
 

Aragorn:
 

Ich bemerkte, als ich das Schwert geradlinig auf den ersten Gegenspieler richtete, dass sich mein rechter Arm noch etwas schwer tat, die Klinge erhoben zu halten. Ich denke, man sah es mir nicht an und so würde ich sie nicht bitten, zaghafter zu werden. Nun… ich selbst musste mich wieder wappnen und konnte mich mit ihnen trainieren.

“Greift an, wann ihr gedenkt, dies zu tun. Und zeigt, was ihr könnt!”

Nur so würde ich herausfinden, ob ich der jungen Generation gewappnet und den Erfahrenen ebenbürtig war. Zu Beginn stand ein recht junger Bursche da. Er sah aus, als hätte man ihn an erster Stelle gedrängt und nicht, als wolle er es zuerst mit mir aufnehmen. Doch selbst wenn es ihn Mühe kostete, das Schwert zu erheben, nahm ich ihn ernst und nickte ihm zu. Einige neigten sich aus der Reihe, stellten sich flüchtig an die Seite, um zu erkennen, wie es ablaufen würde.

“Nur zu.” Und er atmete tief ein, festigte den Griff und stürmte unbeholfen auf mich zu. Er setzte zu einem vertikalen Schlag an, hob die Waffe kraftvoll über seinen Kopf und ließ sie schnell hinab gleiten. Ich tat einen Schritt zur Seite, schwenkte Anduríl und parierte den Schlag, ehe ich einen weiteren Schritt von ihm wegging, seine Klinge von der meinen gleiten ließ und ausholte, um einen geneigten Treffer auf seinem Rücken zu landen. Gewiss hätte ich mich zur angemessenen Zeit gestoppt, doch ich kam noch nicht einmal in seine Nähe, da er schnurstracks davonlief, einige Fuß weiter erst zum Stehen kam und sich ängstlich zu mir umwandte. Was war dies für eine Angst? Nun, wo wir gerade einmal trainierten und es keinesfalls gefährlich werden konnte…? Ich ließ das Schwert sinken und hob besänftigend die Hand. “Das war in Ordnung für den Anfang. Keine Sorge, hier wird niemand verletzt…” Aufgeregt sah er mich an und schluckte schwer. So würde dies natürlich ein langes Training werden, wenn es viele geben sollte, die sich vor einem Kampf fürchteten. Der Junge blinzelte und blickte anscheinend abgelenkt zur Seite. Ich wartete einen Augenblick, bis ich eine Bewegung neben mir spürte.

“Das sagt Ihr!” Jener, der mich zuvor auf den Kampf mit dem Nazgûl ansprach, griff nun unverhofft an und lenkte sein Schwert zielsicher auf meine Brust. Noch im rechten Moment ging ich in die Hocke und rollte mich zur Seite, ehe ich sofort wieder Fuß fand und einen sofortigen Neuversuch entgegenkommen musste. Ich hatte nicht erwartet, dass solch ein ungezügeltes Temperament in diesem Menschen steckte und so legte ich geschwind die Klinge in die linke Hand, um seinen Schlag abzufangen. Laut gerieten die Schwerter aneinander und mit einer unbeherrschten Kraft versuchte mein Gegenüber meine Abwehr zu durchbrechen. Ernst sah ich ihm in die Augen, in das verbissene Gesicht, was mir mit aller Macht beweisen wollte, dass ich zu schwach sein würde, um ihm gleichwertig zu sein. Gern gab ich zu, dass sein Kraftpotential hoch war und er sich wohl fantastisch als Axtkämpfer machen würde… doch als Schwertträger?

Ich gab etwas nach, trat mit dem rechten Fuß zurück und er grinste siegessicher. Bis ich… bis ich mich einfach nach hinten fallen ließ und er in dem Überraschungsmoment hinterherfiel. Rasch winkelte ich das linke Bein an und stemmte ihn mit aller Kraft über mich hinweg. Unsanft landete er auf dem Rücken, das Schwert fiel ihm aus der Hand und ein leises Ächzen ertönte, während er vorerst liegen blieb. Mir war nicht klar, ob ich es etwas übertrieben hatte, doch wer ungerecht spielte, sollte nicht lamentieren. Geruhsam richtete ich mich wieder auf, folgte den Blicken der anderen Schüler und schritt auf den jungen Mann zu, der sich vorsichtig aufsetzte.

“Überraschungsmomente auszunutzen, ist gerissen - doch gleichzeitig dumm.” Es war kein direkter Vorwurf, denn ich hatte ihnen ja erlaubt, genau solche Augenblicke zu nutzen, obgleich ich nicht wusste, weshalb er es so angegangen ist. Hatte er vor, mich zu verletzen oder gar umzubringen? Ruhig hielt ich ihm meine linke Hand hin, doch er sah nicht einmal auf. So ließ ich sie alsbald wieder sinken, versuchte mich etwas zu entspannen und wendete mich schließlich wieder ab. “Du bist hier, weil du von mir und Anderen lernen sollst. Du darfst niemanden verletzen. Deswegen werde ich eine weitere Leichtsinnigkeit nicht tolerieren.” Zumal ich dann davon ausgehen musste, dass er so, eher eine Gefahr für seine Mitmenschen wäre, anstatt für den Feind.

Ich vernahm nur noch ein genervtes Stöhnen von ihm, ehe ich mich wieder um die Anderen kümmerte und sie wieder zur Aufgabe aufforderte.

Vorerst tat ich Gutes daran, den Jungen zu ignorieren und ihm gleichzeitig eine Auszeit zu gönnen, denn ich glaubte, dass so ein Sturz auf der steinernen Ebene keine Annehmlichkeit war. Mir dagegen hatte sie kaum geschadet. Ich war erleichtert und gleichsam motivierter. Meine Sorgen um diesen Aussätzigen würde mir später noch genügend Kopfzerbrechen bereiten. Aber dies war der erste Tag und deshalb erhoffte ich mir, dass es eine einfache Aufmüpfigkeit war, die sich nach disziplinärem Training wieder legte. Also fuhr ich fort und einer nach dem Anderen bemühte sich, Stärke zu präsentieren Es gab einige, die waren recht schnell, andere langsamer und ebenso welche, die Kraft, aber auch Furcht zeigten. Gleichwohl spürte ich nach und nach ihren persönlichen Eifer und mir lag viel daran, dass sie ihn behielten… selbst, wenn einige von ihnen noch ungeübt waren.

Es nahm etwas Zeit in Anspruch und alsbald wischten sich die Schüler den Schweiß von der Stirn. Nun, der Tag nahm eine sonnige Wendung…

Nachdem der Letzte sich gegen mich erwährt hatte, besah ich mir die Masse und grübelte nach, wie es weitergehen würde. Abwartend hockten sie da und mir kam eine Idee, wie ich sie trainieren konnte, ohne, dass es Kämpfe gegen mich gab. Ich fuhr mir durch den Schopf, ließ das Schwert in die Halterung gleiten und bat meine Schüler, sich in Paare aufzuteilen. Erst einmal, ließ ich sie selbst entscheiden, wie sie sich zusammenrauften, doch es geschah, wie ich es angenommen hatte.

Die Unerfahrenen gesellten sich zueinander und ebenso die Ausgeprägteren. Und dieser eine junge Mann verblieb ohne Partner. Es wunderte mich nicht, denn mit dieser Unberechenbarkeit hatte er sie wohl allesamt verschreckt. So gesellte ich mich zu ihm und er stellte sich widerwillig mir gegenüber.

“Zu aller erst, will ich euch noch einmal daran erinnern, Vorsicht walten zu lassen. Gebt Euer Bestes, aber seid behutsam.” So nickte ich dem Mann zu und er erhob das Schwert.

“Einer ist unbewaffnet, der Andere schlägt zu erst horizontal, dann vertikal zu, verstanden?”

Einige nickten und so konzentrierte ich mich auf meinen Gegenüber.

“Schlag zu.” Er zuckte lediglich mit den Schultern, erhob das Schwert und tat wie ihm geheißen.

Und ich.. Ich tat lediglich einen präzisen Schritt zur Seite. Als er dann auf meine Beine zielte, obgleich ich als Ziel eher den Rumpf gedachte, sprang ich drüber hinweg. Daraufhin ließ er das Schwert wieder sinken. Gewiss war dies eine simple Übung, doch ich wusste was ich tat.

“Übt dies nun und wechselt euch ab.” Ich wandte mich erneut von dem Jungen ab und lief durch die Menge. “Benutzt zu Beginn die Rückhand… und wenn ihr euch wirklich sicher seid, fahrt fort, das Schwert richtig zu nutzen. Fangt an.”

Die Schüler sahen sich an, einige hoben die Brauen und versuchten nun, der Aufgabe zu folgen. Und Jener eine, sah sich missmutig um. Ich dagegen, empfand reges Interesse daran, wie Legolas sich nun schlug und klopfte dem Jungen spontan auf die Schulter.

“Du gehst durch die Reihen, überwachst die Übung und wirst den Anderen helfen, wenn sie Hilfe brauchen.”

“Und Ihr?” Er wirkte verblüfft, darüber, dass ich ihm die Kontrolle übergab, aber… vielleicht war seine Tatkraft nur durch einen falschen Anfang getrübt.

“Ich werde gleich zurück sein.” Damit ging ich auch schon und nach einer kurzen Stille, hörte ich schon die befehlende Stimme des Mannes. Vielleicht war er auch wirklich so, wie er sich gab. Langsam schüttelte ich den Kopf, hoffte, dass er es mit seiner Befehlsmacht nicht übertrieb und ging zu dem Abstieg der höher gelegten Ebene. Als ich hinabsah, schaute ich wirklich sehr konsterniert drein, denn ich erkannte, dass Legolas selbst jetzt noch mit seiner Truppe am Boden hockte und mit ihnen sprach. Ein perplexes Grinsen zeigte sich auf meinen Lippen. Denn wenn ich zu der Meute Gimli’s sah, wie sie nun die Axt über den Kopf schwangen, einen Schritt nach vorn taten und kraftvoll die Luft durchschnitten… sah man die Gelassenheit der Bogenschützen, als wäre dies ein Unterschied von Tag und Nacht.
 

Legolas:
 

Lange sprach ich mit ihnen, oft ließ ich auch sie zu Wort kommen und allesamt nutzten sie es. Fragen galt es zu beantworten, lehrreichen Erfahrungen zu lauschen und oft betrachtete ich sie mir mit Respekt und fand Zuversicht in der Gleichsetzung, die wir zueinander empfanden. Nie war ich der Lehrer gewesen, nie hatte ich es angestrebt. Allein ein Erzähler war ich hier, der die Fähigkeiten mancher zu stärken beabsichtigte. Erfahrung fand ich in den Worten der Männer, Kontrolle in ihren Gesten und Verständnis meinen Ansichten gegenüber. Doch andere gab es gleichermaßen... jüngere, unerprobt und ziellos in den Reihen der Zuhörer und Erzähler.

An jenem Tag... ließ ich mich auf die Menschen ein und, zumindest was die nächste Zeit anbetraf, schufen wir uns ein und dieselbe Ebene. Dankbarkeit gebührte allein den Aufrichtigen in der Gruppe und weniger mir, der alles erwartete.

Ich lauschte den Worten des erfahrenen Kriegers, der den Bogen sicher mit der Hand umschlossen hielt und mir mehr offenbarte, als als man bei einem solchen Soldaten erwartete. Beeindruckt musste ich mich nennen, als ich ihm mit einem stummen Nicken beifplichtete und unterdessen eine aufgeregte Stimme vernahm, welche von einem gewissen, und mir durchaus nicht unbekannten Punkt zu mir drang. Vergänglich und unauffällig war mein Blick zu dem jungen Mann, der sich zur Seite neigte und eine eigene Geschichte zu erzählen schien.

"Und so schafften wir das Unglaubliche." Der Ältere senkte den Kopf und einige seiner Kumpanen raunten zustimmende Worte.

"Unglaublich sind nur die Dinge, denen man keinen Glauben schenkt." Erwiderte ich. "Bei weitem keine Dinge, die unmöglich sind."

"Habt Ihr schon einmal Unmögliches vollbracht?" Meldete sich jener Junge zu Wort und erbrachte den Beweis, dass Flüstern und zeitgleiches Zuhören zu jenen unmöglichen Dingen gehörten.

"Nein." Antwortete ich ihm besonnen. "Unmögliches ist unmöglich, Unglaubliches jedoch nicht."

"Wie?"

Stumm schüttelte ich den Kopf und richtete mich etwas auf, mich an die Erfahrenen zu wenden und an sie die nächsten Worte zu richten.

"Wie meint Ihr das?"

Es war beileibe eine Erleichterung, als sich einer der Männer dazu bereit erklärte, weitere Erläuterungen zu erbringen und ich meinem Vorhaben ungestört nachgehen konnte.

"Ihr seid nahezu achtzig an der Zahl, eine zu große Masse, um nur einem zu folgen. So möchte ich jene Kampferprobten bitten, mir eine Hilfe zu sein und die Übungen an meiner Seite zu leiten."

Mein Anliegen schien nicht unerwartet auf die Menschen zu treffen und während einige umherschauten, antworteten andere mit geruhsamem Nicken. Einzig ein leises Raunen war es, welches durch die Reihen zog und rasch kehrte Stille, die ich enden lassen wollte. Tief schöpfte ich Atem, ließ den Blick über die Gesichter schweifen und driftete weiter, bis sie sich auf einen Mann richteten, der nicht weit entfernt auf einem der Hügel stand, entspannt und neugierig zu uns hinabblickte und sich nicht stören ließ, als ich auf seine Beobachtung aufmerksam wurde. Ich erwiderte sie nur flüchtig, wandte mich an meine Schüler und wollte erneut das Wort ergreifen. Meine Lippen öffneten sich, doch kein Ton drang über sie und nach einem leisen Räuspern lugte ich erneut zur Seite. Zugebeben... es irritierte mich, dass er dortstand und dies so provokant tat, dass man meinen könnte, er versuchte etwas zu bezwecken. Ich besah ihn mir länger und mit gerunzelter Stirn, warf gar Blicke nach beiden Seiten und suchte nach Erklärungen, nach Dingen, die seine Neugierde wecken und ihn ausharren lassen konnten. Doch es waren nur die Männer, die nun selbst Verblüffung zeigten und einige Blicke folgten dem meinen hinauf zum Hügel, bis ich mich ablenkte und die Aufmerksamkeit mit einem weiteren Räuspern auf mich zurücklenkte.

"Ich bin nicht darauf aus, jegliche Konzentration auf die Stärke und die Erfolge im Umgang mit den Waffen zu lenken. Vieles werden wir proben, aufbauen und meistern." Ich senkte den Blick, presste die Lippen aufeinander und starrte auf den Boden... erneut verstummend.

Es war schwer... konnte ich doch sprechen, ohne die Worte zuvor zu sammeln und zu überdenken... es erfüllte mich mit Unruhe, seinen Blick auf mir zu wissen. Es war beileibe eine Überwindung, ihn in den folgenden Momenten unbeachtet zu lassen und abermals die Stimme zu erheben.

"Ich setze Vertrauen in das gegenseitige Ergänzen. Schenkt nicht nur den eigenen Fähigkeiten Beachtung... schenkt sie den Fähigkeiten aller, denn einer allein setzt nicht viel aus." Es verlangte mir danach, noch vielmehr zu sagen, doch die Stimme versagte mir erneut und einige wandten die Gesichter zur Seite, auf den zu schauen, an dem es lag.

"Ich...", unentschlossen sah ich um mich, hob die Augenbrauen und schüttelte in stummer Verzweiflung den Kopf, "... lasst uns mit dem ersten Punkt beginnen." Hob ich wieder an und zog die Blicke von Aragorn. "Dieser Mann...", und ich wies mit einer offensichtlichen Geste auf ihn, auf dass sich jeder zu ihm wandte, "... wie weit steht er von uns?"

Eine Bewegung ging durch die Reihen, als sie sich allesamt umdrehten und auch ich unverstohlen zu Aragorn schauen konnte.

"Fünfzig Ellen." Schätzte einer der Männer und ich nickte beipflichtend, in ruhiger Haltung ausharrend und wieder recht gefasst.

"Dies wird der erste Schritt für die Unerfahrenen." Den Blick besonnen auf Aragorn gerichtet, fuhr ich mit den Fingerkuppen über den Stoff meiner Weste. "Entfernungen einzuschätzen, sich Ziele zu setzen, die erreichbar sind und in der Distanz kein Hindernis zu sehen."

Auf direktem Weg gelangte meine Hand zum Bogen, umfasste ihn und ließ die andere zugreifen, während sie weiterwanderte, hinauf zum Köcher schnellte und einen Pfeil aus diesem zog. Zielstrebig setzte ich ihn auf die dünne Sehne, hob den Bogen und ließ ihn davonschnellen, ohne dem geringsten Zögern zu verfallen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  kawaii_kamy
2006-07-09T15:12:56+00:00 09.07.2006 17:12
So, wo soll ich anfangen? Ach ja zu erst die Kritik!
Es kamen des öfteren Wortwiederholungen vor (z.B. sich sich). Und das so oft das es selbst mir auffiel und das will was heißen. Zudem habe ich wie schon so oft festgestellt das Aragorn und Legolas mal wieder kein flüssiges Gespräch geführt haben. Was ja unvermeidlich ist, da die Züge so unglaublich lang sind. Ich finde es störend das so wenig geredet wird. Auch finde ich das ein Gespräch zwischen den Gefährten an sich nicht schaden könnte. ( Gespräche zwischen Gimli und Legolas waren immer sehr unterhaltsam.) Oder auch anders gesagt: Beschreibung von Gefühlen, Gedanken und der Umgebung sind ja wirklich sehr schön, aber das ganze könnte trotzdem etwas Auflockerung vertragen.
Nun zu dem was mir sehr gut gefallen hat. Ich fand den hektischen Jungen mit dem Bogen sehr gut gelungen. Es war richtig erfrischend auch mal solch einen Charakter zu ’begegnen’. Besonders die Stelle an der er redete und redete während Legolas die anderen anwies sich zu setzen war sehr erheiternd. Allgemein finde ich das Training sehr schön ge- und beschrieben.
Ich finde es schön wie Gimli seine ‘Schüler’ umher jagt während Legolas mit den seinen völlig ruhig verfährt. Während Aragorn Anfangs auf Probleme und Unmut stößt. Es ist schön zu sehen wie krass sich die Trainingsgruppen untereinander abheben.
So ich denke ich habe alles geschrieben was ich wollte. Wie immer freue ich mich auf das nächste Kap. Und fiebere diesen gespannt entgegen.
Man liest sich ^-~ kawaii_kamy
Von:  Yvonium
2006-06-20T11:12:32+00:00 20.06.2006 13:12
Hey,
ich weiß ja jetzt net, ob ich die einzige bin, die das am ende net so ganz rafft... aba wahrscheinlich is es so... ich bin nämlich imma so n blitzmerker^^
hoffe das wird im nächsten kapitel geklärt...
schießen die jetzt alle auf aragorn?! Oda versteh ich da jetzt irgendwas wieder komplett falsch?! *verdutztsei*
Irgendwie is mir das jetzt peinlich, dass ich das net so ganz gerafft hab... *schäm* Weil Legolas würd ja so nie auf ihn schießen... und irgendwie...
Na egal... war auf jeden Fall wieder n supa Kapitel *g*
ENS? *ganzliebguck*
Bye, bye keigig
Von:  Leyla-Lovely
2006-06-19T19:57:24+00:00 19.06.2006 21:57
Winziges Säugetier?? °o°
Das...das is nich nett. ;__;
OK, ok hast ja recht!
>.>

Ich fand das Kapi einfach toll. So gelassen...ich weiß nich wie ich es genau beschreiben soll. Ara is so glücklich und freudig, dass er alle andern Dinge vergisst. Ich musste doch ziemlich schmunzeln als er sein Schwert vergessen hatte. Und die darauf folgende Geste...Köstlich!! XD
Auch toll fand ich die Stelle als Ara Lego-Steins Haar bewunderte. Zugern hät ich erlebt wie er an Lego's Zopf rummfummelt und ihn dann öffnet. Ah, das war so schee gewesen! Q___Q Ihr habt's drauf mit dem Detailieren!
Es zeigt sich auch mal wieder wie unterschiedlich Elben, Menschen und Zwerge sind, ne?! Während Gimli seine Truppe zum "Luftzerschneiden" zwingt, legt Lego einen netten Kaffeklatsch ein! XD Doch jetzt mal zu diesem Jüngling der permanent versucht sich bei Ara zu beweisen...Der macht mir irgendwie Sorgen...*grübel*
Den Schluss fand ich etz so richtig GEIL!! *___*
Is ja klar, dass Lego niemals auf Ara schießen würde..ähm also....nich direkt...er schiest vorbei, gelle?!
^__^'
Im großen und ganzem fand ich das Kapi super schön!! Hat zwar a weng auf sich warten lassen, wie Natsu schon gesagt hat, aber ich verzeih euch...bin ja blos halb vor Sehnsucht verreckt! T___T'
Njo, macht bitte schnell weiter!! *Q*

In sehnsüchtiger Erwartung.
Euer winzges Säugetier -__-°
Von: abgemeldet
2006-06-19T17:50:18+00:00 19.06.2006 19:50
Hahaha! ôó was das denn fürn Kommi! Das is ja nichmal nen richtiger! Das akzeptier ich nich! ;o;'''' *Hamsta überroll*

Jetzt kommt wieder mal ein bisschen ruhe in die story, nech? das is irgendwie sehr entspannend und schön zu lesen. Mal toll, wenn man sich nich seine Gedanken um alles machen muss oder befürchtet dass einer der beiden plötzlich tot umfällt. und aragorn scheints endlich auch ma wieder fein zu gehen.....wie schööön. *____*
ist wirklich witzig das so zu lesen, wie er herumrennt und sich mal nich den kopf zerbricht. Aber das kommt bestimmt bald wieder. Habt ja angekündigt dass jetzt ne ruhige Zeit kommt und das muss ja auch ma sein, bin schon sehr gespannt drauf!endlich mal nen bisschen Humor, das ist ein hoch und runter, aber derzeit hängen wir im hoch fest, also kann man da nich nörgeln. X)
Ist wieder ein tolles kapi geworden das man sich mit freuden reinpfeifen konnte. Hat zwar ein bisschen lang gedauert... Ò_________ód ......aber das verzeih ich euch mal. Will hoffen das es fix weitergeht und das nächste mal lass ich mich nich von nem winzigen säugetier überbieten!
bye for now
Natsuhuhuuuu
Von:  Leyla-Lovely
2006-06-19T17:28:00+00:00 19.06.2006 19:28
HAAAAAAA!!!!!!!!!
Ich bin vor Natsu da!!!!!!! *muhahahahaa*
X______x''
Ich hab das Kapi zwar nich gelesen aber den Sieg wollte ich nicht unserem schwangeren Natsu überlassen. *gg*
Ich geb später dann och ein Kommi ab! ^.~
Aber ich bin mir sicher, dass es wieder mal GANZ TOLL wird!! *____*
*freu*
Von: abgemeldet
2006-06-17T13:41:24+00:00 17.06.2006 15:41
uhhhh treff aragorn treff aragorn ^^ *jubel*
nene quatsch is ja nur ne demonstration von dem wat unser elb kann ne ^^
ich finds wirklich fantastisch wie du erklärst was ein bogen ist un wie man ihn anzusehen hat
genau so wie im schwertkampf bei aragorn
und den ausgefallenen übungen bei gimli
stells mir richtig lustig vor wie alle um den herrn zwerg umherlaufen schön im kreis und hintereinander lol
für all die sachen braucht man viel fantasie und ich glaub *ich müsst es zumindest* man muss sich viel herraussuchen zum. wat es mit den waffen auf sich hat *also wie gesagt ich müsst dat zum.* respeckt
es muss sich ja anhören als würde dass unser herr elb persönlich preis geben un dass ist dir wahrlich gelungen
ich freu mich schon drauf wenns weitergeht und was legolas schüler sagen oder eher wie sie reagieren werden wenn sie sehen wie der pfeil in aragorns richtung fliegt ^^
so nach dem motto " ahh *kreisch* er will ara töten ^^
mach büdde schnell weiter freu mich schon richtig
LG :3

byebye *monstaknuddelknutscha*

*keksdosedalass* als belohnung ^^


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