Zum Inhalt der Seite

Nächte der Obsession

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 2

Vielen Dank an alle anonymen und bekannten Leser und Kommentatoren :D Wir freuen uns sehr.
 

Charlotte sass auf der Bettkante und strich mit ihren kühlen Fingern über die Stirn des jungen Mannes, welcher neben ihr im Bett lag. Ihr Bruder Delano hatte anfangs davon gesprochen, dass er ihr etwas gebracht hätte, widersprach sich dann und meinte, dass er etwas für sich selbst mitgebracht habe und hatte sich dann, an sich selbst verzweifelnd in sein Zimmer zurückgezogen. Nun war es an ihr sich um den noch im Reich der Träume Verweilenden zu versorgen. Noch immer wanderten ihre Finger vorsichtig über Cathals Stirn, betasteten dessen Haarspitzen, die ihm ins Gesicht hingen und zogen dann die Decke bis hin zu seiner Nasenspritze. Ihr war gewahr, dass der Junge jederzeit erwachen konnte, aber sie hatte vor einiges zu erklären, denn den Bedarf nach Erklärungen würde das arme Opfer von Delanos Launen sicher haben.
 

Cathal musste sich regelrecht zwingen, die Augen zu öffnen, dem sanften, warmen Dunkel, das ihn so plötzlich umfangen hatte, wieder zu entfliehen, als er die sanfte, fast fürsorgliche Berührung registrierte.

Zunächst nahm er seine Umgebung nur verschwommen wahr, aber ihm war ziemlich rasch klar, dass er ganz bestimmt nicht zuhause war.

"Wo zum Teufel bin ich?", murmelte er noch schlaftrunken ohne zu registrieren, dass er nicht allein war.

Was um Himmels Willen ging hier vor?

"In Sicherheit, das muss dir derweil als Antwort genügen", sagte eine sanfte Stimme zu ihm, die beinahe melodiös klang. Er zuckte zurück, als er sich ihrer Anwesenheit gewahr wurde.

Wieder wanderten ihre Finger hin zu seiner Stirn, strichen über diese und führen langsam über seine Wange hinab zu seinem Hals, wobei sie die Decke mit sich zogen. Sie betrachtete die beiden blutig roten Male, die Delanos „Kuss“ dort hinterlassen hatten und wieder entrann ihr ein Seufzen. Ihr Bruder hatte es mal wieder geschafft sie vollends zu verwirren, wahrscheinlich hatte er sogar bei sich selber damit Erfolg gehabt. Nun war es also wieder an ihr, dafür Sorge zu tragen, dass alles den, ihres Erachtens nach, richtigen Gang nahm. Sie liess den Blick wieder zu seinem Gesicht wandern, welcher dann darauf verhaften blieb.

"Wie ist dein Name?"

Ihr wollte in diesem Augenblick einfach nichts Besseres einfallen und sie kam sich komisch vor, als sie diese doch so belanglose Frage stellte.

„Cathal... Ich heisse Cathal...", antwortete er leise auf ihre Frage, zu verwirrt um die ganze Situation, die Geschehnisse dieser Nacht noch ernsthaft hinterfragen zu können. "Und mit wem habe ich das Vergnügen?"

Sie räusperte sich leise, überlegte kurz ihren ganzen Titel zu nennen, unterliess es jedoch.

"Ich heisse Charlotte, es ist mir eine Ehre... Cathal."

Sie lächelte ihn mütterlich an, so wie sie es immer bei Delano tat. Diesen vermochte sie immerhin auf diese Weise zu beruhigen, egal wie aufgebracht, verletzt oder verzweifelt ihr jüngerer Bruder auch war. Sie stand langsam vom schweren Stoff des Himmelbettes auf, löste den nicht minderschweren Samtvorhand und zog diesen langsam zu.

"Ihr solltet schlafen, Verehrtester... Ihr hattet gewiss eine wenig erfreuliche Nacht."

Einen kleinen Spalt liess sie den Vorhang geöffnet und entfernte sich langsam hin zu Tür.

Einen Moment lang Cathal einfach nur perplex da, dann setzte er sich endlich auf.

"Hey! Warte doch mal! Was zum Geier ist eigentlich passiert?", rief er ihr nach.

Sie blieb stehen, wand den Blick zu ihm um und zögerte eine Weile ehe sie das Wort ergriff.

"Ich bin nicht sicher, was passiert ist, ich weiss nur, dass mein Bruder euch hierher gebracht hat. Ihr wart ohne Bewusstsein, so habe ich veranlasst, dass ihr hier verweilt und euch erholt."

Sie drehte sich dann in Gänze zu ihm um, noch immer der sanfte und mütterliche Blick, obwohl er recht freudlos wirkte. Sie verharrte so, den Blick auf ihn gerichtet und wartete, ob er noch weiteres Begehr für diesen Augenblick hatte.

Cathal jedoch schüttelte leicht den Kopf und stütze dann seine Stirn auf seiner Handfläche ab. Seine kleine Welt geriet hier gerade ordentlich aus den Fugen...

"Danke für die Gastfreundschaft", murmelte er nach einem Moment müde, "aber ich habe nicht vor, hier zu verweilen..."

Er hatte keinen blassen Schimmer wie spät oder besser früh es bereits wahr. Sicher würden sich die anderen Sorgen um ihn machen, wenn er nicht bald nach Hause kam...

Sie seufzte leise, immerhin würde er schon sehr bald merken, dass er nicht einfach wieder gehen können würde. Delano würde es ihr nicht verzeihen, wenn sie ihn aus Mitgefühl freilassen würde. Sie kannte ihren Bruder diesbezüglich schon zu gut. Sie wand sich wieder der Tür zu, öffnete diese, verliess den Raum und schloss ab. Erneut seufzte sie, lehnte die Stirn gegen das kalte Holz und fühlte sich nicht wohl dabei. Sie war einfach nie das kalte, herzlose Monster gewesen, das ohne Reue töten konnte, so wie man es Ihresgleichen immer nachsagte. So war keiner von denen, die sie kannte, erst recht nicht ihr Bruder. Aber Cathal erinnerte sie an einen ihrer Urenkel und das machte die Sache nicht gerade leicht.

Ihre Gestalt löste sich auf, ein sanfter Nebelschleier schlich die Gänge entlang, hin zu einer wohl verschlossenen, grossen Tür. Es war Delanos Zimmer, welches sich auf der anderen Seite verbarg, sie konnte regelrecht fühlen, wie er in sich zerrissen war. Sanft strich ihre nebelige Gestalt über das Holz und entschwand in ihre eigenen Räumlichkeiten, der Tag würde bald anbrechen.

Als Cathal hörte, wie der Schlüssel gedreht wurde, kletterte er aus dem Bett. Da die Tür keinen Millimeter weichen wollte, wandte er sich dem Fenster zu, musste jedoch feststellen, dass es vergittert war. Von wegen in Sicherheit... Ein Gefangener war er, nicht mehr und nicht weniger.

Und vermutlich würde er seine Freunde nie mehr wieder sehen...

Der Gedanke schnürte ihm die Luft ab, als er sich zurück auf's Bett warf. Mit einem Mal beschlich ihn ein Gefühl von Kälte und er merkte kaum, wie die ersten Tränen seit Jahren über seine Wangen rannen, als er über die Narbe in seiner rechten Handfläche strich. Er hätte wirklich auf Kai hören sollen. Dann sässe er jetzt nicht hier wie der sprichwörtliche Vogel im goldenen Käfig.

Ob seine Freunde ihn wohl schon suchten? Bestimmt... Kai würde alles daran setzen um ihn, seinen Blutsbruder, zu finden. Aber was sollte er schon tun können, wenn Kai ihn tatsächlich fand?

Robin war sicher schon ganz krank vor Sorge... Sie machte sich ohnehin zu viele davon.

Unwillkürlich rollte er sich so klein wie möglich zusammen. Ihm war schlecht, ein erneuter Weinkrampf liess seinen schmächtigen Körper erzittern. Sicher gab der Anführer der Bande gerade kein sonderlich stolzes Bild ab, wie er heulend auf diesem Bett lag und einfach nur nach Hause wollte.

Er biss sich auf die Unterlippe, in der Hoffnung, wenigstens die Weinkrämpfe unterdrücken zu können, doch das einzige, was es brachte, war, dass er kurze Zeit später sein eigenes Blut schmeckte.
 


 

Robin seufzte und schaute immer wieder zum Eingang des Verstecks. Die beiden Jungs waren schon zu lange unterwegs und der Regen half ihr nicht gerade sich zu beruhigen, eher im Gegenteil. Sie fürchtete nicht nur um die körperliche Unversehrtheit von Kai und Cathal, sondern auch um ihre Gesundheit. Der Regen nahm sogar noch an Intensität weiter zu und nun hielt es auch Robin nicht mehr unterhalb des schützenden Daches. Sie stand auf, griff ihren alten Umhang, welcher wenigstens ein bisschen Regen von ihr fernhalten würde und ging nach draussen auf die Strasse. Sie liess den Blick sorgenvoll umherwandern und ging dann nach einer Weile die Gasse entlang, in der Hoffnung wenigstens einen dieser verdammten Streuner zu finden.

Ihre Füsse lenkten sie alle möglichen Seitenstrassen, kleinere Gassen und Wege, von denen Kai und Cathal ihr erzählt hatten, dass sie dort auf ihre Beute lauern würden. Ihre Besorgnis wuchs mit jeder Minute und sie rief immer wieder die Namen ihrer beiden Freunde. Langsam bemächtigte sich Furcht ihrer Gefühle, sie bekam einen Kloss im Hals und das Rufen wurde tränenerstickt. Nach einer ganzen Weile, die ihr ohnehin bereits wie eine Ewigkeit vorgekommen war, erreichte sie das nördliche Stadttor, lauschte kurz den Gesprächen der Wachen und erfuhr auf diese Weise, dass ein Mann, welcher zu Pferd in die Stadt gekommen war, mit einem jungen Burschen, dessen Beschreibung auf Cathal zutraf, hastig fortgeritten sei. Robins Herz verkrampfte sich. Das musste ein Zufall sein! Es musste einfach!
 

Kai hatte sich indes, getrieben von der Sorge um seinen besten Freund, doch dazu überwinden können den nächtlichen Friedhof zu betreten. Während er anfangs noch das Wort "Entschuldigung" wie ein Mantra dahin gemurmelt hatte - nur für den Fall der Fälle, dass er gerade unbeabsichtigt irgendwelche Totenruhen störte - war er mittlerweile sogar dazu übergegangen, lautstark nach seinem Freund zu rufen.

"CAL! Verdammt, wo bist du? Das ist echt kein Stück witzig, Mann!"

Doch sein Ruf verhallte ganz offensichtlich ungehört. Was war hier bloss passiert?

Es wurde bereits langsam heller, als Kai sich eingestand, dass er Cal nicht finden würde und den Friedhof verliess.

Er konnte nicht glauben, dass Cal einfach so verschwunden war, das konnte nicht sein. Sicher war der Idiot längst zuhause und lachte sich ins Fäustchen, weil er ihn hatte erschrecken können. Ja, ganz bestimmt...
 

Dass sie Kai und Cathal nicht zuhause antraf, war nichts Neues für Gwendolyna, die spät in der Nacht zurück gekehrt war, doch dass auch Robin nicht zugegen war, beunruhigte sie. Robin war keine Streunerin wie Kai und Cathal, sie war eigentlich immer zuhause, hielt das Haus in Ordnung, kümmerte sich um alles... Was konnte vorgefallen sein, dass sie die schützenden Mauern ihres Heims verliess?

Gwendolyna setzte sich auf den Boden und zog einen Stapel alter, abgegriffener Tarotkarten aus einer ihrer Taschen hervor. Vielleicht würde ihr ja wenigstens Rat aus der spirituellen Welt zuteilwerden.

Sorgsam legte sie die Karten verdeckt in einem Halbkreis aus und bat die Geister um sie herum, ihr einen klaren Blick zu verschaffen. Mit geschlossenen Augen strich sie zärtlich über die Karten. Wenn sie die richtige gefunden hatte, würde sie es wissen.
 

Da war sie.

Das Rad des Schicksals. Ein Zeichen für eine grosse Veränderung, auf die sie keinen Einfluss haben würde... Aber das brachte sie nicht weiter.

Erneut liess sie ihre Finger über die Karten streichen, doch das Gefühl, die richtige Karte, die Antwort gefunden zu haben, blieb aus.

Ihr blieb wohl oder übel nichts anderes übrig als auf die anderen zu warten. Alles würde sich klären, davon war sie überzeugt.
 

Noch immer hatten Robins Schritte nicht an Geschwindigkeit verloren, im Gegenteil. Nun, da sie Informationen hatten, die mehr als nur beunruhigend waren, rannte sie beinahe panisch in die Richtung ihres Versteckes. Sie nahm dabei keine Rücksicht darauf, wer ihr alles begegnen mochte, doch sie musste wissen, ob Kai vielleicht nach Hause zurückgekommen war und mehr wusste. Die Gedanken rasten in ihrem Kopf und ihr Atem ging mittlerweile schwer, laut und jeder Atemzug wurde von einem unangenehmen Stechen begleitet, dennoch nahm ihr Tempo nicht ab, bis sie in eine Person hineinlief.

"Entschuldigung, ich hatte Euch nicht gesehen!"

Sie rang nach Atem und schaut furchtsam denjenigen an, in den sie rein gerannt war. Es war...

"KAI! Wo ist Cathal! Sag mir bitte, dass er hier irgendwo bei dir ist!"

"Robin..."

Einen Moment lang brachte Kai nicht weiteres über seine Lippen. Cal war also wohl doch nicht zuhause. Seine Schultern bebten, als er sich unvermittelt an seine Freundin klammerte.

"Ich weiss es nicht... Ich weiss nicht, wo er ist...", murmelte er den Tränen nahe.

Tränenerstickt und noch immer ausser Atem erzählte sie ihm in einer kurzen Zusammenfassung, was ihr am Nordtor zu Ohren gekommen war, während sie immer wieder unwirsch über ihr Gesicht wischte. Sie war mit den Nerven am Ende, ihr ungutes Gefühl hatte sich bestätigt, sie hatte es doch schon immer geahnt. Irgendwann würde Cathal sich bei seinem Leichtsinn die Finger verbrennen und an die falsche Beute geraten. Sie hatte es den beiden immer schon vorausgesagt und auf sie eingeredet. Doch Cathal hatte sie ja immer zu beruhigen gewusst und seine Argumente hervorgebracht, dass sie das Essen und Geld ja brauchen würden. Er hatte ja recht gehabt, aber das war in diesem Augenblick in keinster Weise ein Trost, eher im Gegenteil, es machte die ganze Situation nur noch bitterer. Sie weinte unkontrolliert und schluchzte ebenso, nicht mehr im Stande alleine auf die Füsse zu kommen.
 

Gwendolyna blickte auf, als sie ein Geräusch vor der Tür vernahm. Leise vernahm sie Kais Stimme, der auf jemanden, vermutlich Cathal, einredete. Es waren Worte, die beruhigen sollten, doch ihr Klang war nicht beruhigend. Ausserdem... Seit wann musste man Cathal beruhigen? Ihn musste man allerhöchstens bremsen, aber nicht beruhigen.

Einen Moment später erschien Robins magerer Körper in der Tür, gefolgt von Kai und Gwendolyna erkannte, dass es eben doch nicht Cathal gewesen war, den Kai zu beruhigen versucht hatte.

"Was ist passiert?", wollte sie besorgt wissen.

Robin wimmerte noch immer vor sich hin und schluchzte unkontrolliert, doch für Tränen war bereits nicht mehr genug in ihren Augen übrig. Sie zitterte und das nicht wegen der Kälte der durchnässten Kleidung und des aufgekommen Windes. Sie hielt sich beinahe verzweifelt an Kai fest und sah Gwen kaum durch die geröteten Augen. Sie wollte sich erst einmal setzen. Einfach sitzen und nicht mehr zittern. Sie wollte, so kindisch es auch war, dass Cathal sofort da war und sich lachend entschuldigte, dass alles nur ein Scherz gewesen wäre. Sie kaute sich leicht auf der Unterlippe rum und langsam gingen die Schluchzer zu einem regelmässigeren, wenn auch schwerem Atmen über. Sie sah Gwen noch immer nicht an, rang mit sich, wie sie es sagen sollte. Sie musste es kurz halten, denn sie ahnte, dass sie sonst der Mut verlieren würde und sie wieder zu weinen beginnen würde.

"Cathal, er ist... er ist entführt worden!"

Wie sie geahnt hatte liefen ihr wieder die Tränen und sie wimmerte leise. Blind mit der linken Hand nach Kai tastend, sie wollte irgendjemanden haben, der sie in den Arm nahm.

Kai kam der stummen Aufforderung sofort nach.

"Ich hätte ihn aufhalten sollen... Ich hätte ihn davon abhalten sollen, dem Kerl weiter nach zu laufen...", murmelte er mit einem wütenden Unterton, der untypisch für den sonst so stillen, ruhigen Jugendlichen war.

"Entführt...", wiederholte Gwendolyna währenddessen leise und legte den Kopf schief, so dass ihre langen, rabenschwarzen Locken über ihre Schultern fielen. "Entführt von wem?"

Sorgenvoll dachte sie an die Karte, die sie gezogen hatte. Was hatte dieser Dummkopf da bloss losgetreten?

"Wenn wir das wüssten, wären wir schlauer...", antwortete Kai und erzählte Gwen, was geschehen war. Zumindest das, was er wusste. Es war seine Schuld. Er wusste doch, wie neugierig Cal sein konnte und Neugier war schliesslich der Katze Tod, also warum zum Teufel hatte er ihn nicht aufgehalten?

"Was sollen wir denn nur tun? Wir können Cathal doch nicht einfach irgend so nem Kerl überlassen!" Robin hob den Blick zu den beiden anderen und sah sie mit ihren geröteten Augen verzweifelt an.

Sie war mit der ganzen Sache mehr als nur überfordert. Sie war einfach nicht der Kopf der Gruppe, sondern immer die Person, zu der alle kamen, wenn sie Sorgen hatten. Sie war für den Zusammenhalt und die Ordnung des Hausrates verantwortlich, aber nicht für das Planen von Rettungsaktionen. Schliesslich wusste keiner, wer der Entführer war, oder wohin er Cathal gebracht hatte. Der einzige mögliche Anhaltspunkt, der ihr einfiel, war das Nordtor. Die diensthabenden Wachen hatten schliesslich beide gesehen und eventuell gab es ja auch noch auf dem Friedhof irgendwelche Spuren, die auf den Entführer Rückschlüsse zuliessen. Kaum dass sie diese Überlegung zu Ende geführt hatte, liess sie die beiden anderen ebenfalls daran teilhaben.

"Wir müssen uns aber beeilen, wenn wir etwas an Spuren finden wollen, der Regen wäscht sonst alles weg!"

Sie drückte Kais Hand, fest mit ihrer umschlossen und sah zu ihm auf. Er musste wohl die Rolle des Anführers übernehmen, solange Cathal fort war.

"Robin..." Er drückte ihre Hand sanft zurück. "Ich war doch schon auf dem Friedhof... Da gibt es nichts, was uns weiter helfen könnte..."

Er hatte es verkackt, so sah's aus.

Gwendolyna legte Kai eine Hand auf die Schulter.

"Ist nicht dein Schuld", sagte sie leise. Kaum jemand vermochte, dem Rad des Schicksals ernsthaft entgegen zu wirken.

Dass es auf dem Friedhof nichts gab, dass ihnen weiter helfen konnte, bezweifelte sie jedoch. Der Friedhof verfügte über mehr Augen und Ohren als jeder andere Ort der Stadt. Sie mochten tot sein, aber das hiess nicht, dass sie weder hörten noch sahen.

Und Gwendolyna wusste, was sie tun musste um von eben diesen Augen und Ohren zu erfahren, was wirklich geschehen war.

"Dann müssen wir eben zu der Wache am Nordtor... die haben beide gesehen und könnten den Entführer beschreiben, oder wenigstens dessen Pferd und wohin, in welche Richtung sie geritten sind", versuchte Robin es erneut.

Sie sah Kai verzweifelt und flehend an. Irgendetwas mussten sie doch tun, sie konnten doch nicht einfach herumsitzen und Däumchen drehen während Cathal eventuell in Lebensgefahr war.

"Die Wachen am Nordtor? Robin, die sperren uns höchstens ein", warf Kai ein.

Am Ende landete Gwen auf dem Scheiterhaufen wie ihre Eltern und er selbst, der mit seinen zarten zwanzig Jahren bereits als vogelfrei galt, in einer Kerkerzelle. Und Robin? Wenn sie Glück hatte, würde sie frei kommen, immerhin hatte sie sich nichts zu Schulden kommen lassen. Wenn sie allerdings Pech hatte, würde man sie zu ihrem Vater zurück bringen, diesem Schläger und Säufer... Nein, die Stadtwache zu fragen kam nicht in Frage, völlig ausgeschlossen...

Robin wusste sich einfach keinen Rat mehr. Kai hatte natürlich recht aber in ihrer Verzweiflung würde sie alle Schritte versuchen, schliesslich ging es um ein Familienmitglied. Sie schloss die Augen und versuchte nochmals alle weiteren Möglichkeiten, die ihr in den Sinn kommen mochten, abzuwägen, doch sie blieb ohne den erhofften Geistesblitz. Sie öffnete wieder die Augen und sah Gwendolyna flehend an. Auch wenn Kai ein abergläubischer Bursche war und das zu Recht, in Anbetracht der Tatsache, dass es wirklich Geister und dämonische Wesen gab, aber Gwen hatte gute Fähigkeiten, die über das natürliche Mass einen Menschen hinaus gingen. Nun, da sich Robin keine andere Lösung mehr gewahr werden konnte legte sie stillschweigend ihre Hoffnung in eben diese Gaben.
 

Kapitel 2

- Ende -
 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Althaea
2010-11-29T22:20:11+00:00 29.11.2010 23:20
Ich bin nur durch Zufall auf die Geschichte gekommen, wegen den Wettbewerb, man muss ja wissen was man mahlt XD...
Ehrlich gesagt weiß ich jetzt nicht ob ich mitmache, aber das ich weiter lese weiß ich ganz bestimmt ^o^.
Wirklich großartige Geschichte mit elegant Finsterer Atmosphäre, dein Schreibstil gefällt mir auch total... gradlinig und trotzdem Stimmungsvoll.
Die Geschichte ist mitreißend, mir einem nicht abreißenden Spannungsbogen, und die Charaktere sind extrem Sympathisch, so was muss man erst mal hinkriegen. Ich hab jetzt echt Lust bekommen auch ne Story zu schreiben... aber ich befürchte bei mir fiele das ganze nicht so gut aus XD.
Von:  Khaosprinzessin
2010-10-28T16:02:03+00:00 28.10.2010 18:02
Wieder ein super Kapitel^^schön düster und mystisch!
Hmm, Delano hat ihn also leben lassen...dann will er doch bestimmt noch etwas mit ihm "spielen"^^
Da ich selbst Karten lege, weiß ich, was es mit dem Rad des Schicksals auf sich hat. Und kaum eine Karte wäre passender gewesen.
Wie schon gesagt, ich find die wechselnden Sichtweisen super.

See ya in hell, beast


Zurück