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A new Story

Die Geschichte einer Tänzerin~
von

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~ Die Blume und die Raupe ~

Es schien ein neuer Wind in den Tanzsälen des inneren Freundeskreises zu wehen. Kiso, Philphlader, Phie, Sango und Shadow merkten sofort, dass etwas zwischen Sila und Skyre anders war als zuvor. Es war, als wären die Beiden über Nacht zu Freunden geworden, wobei niemand genau den Grund dafür kannte. Kiso beobachtete seine Adoptivschwester während des Tanzes und war zugleich überrascht, dass sie so locker und unbeschwert war, wie er es schon lange nicht mehr bei ihr gesehen hatte. Seit er sie und Skyre zu verkuppeln suchte, gab es immer mehr Reibereien zwischen Kiso und ihr. Sila weigerte sich in Skyre einen Freund zu sehen, aus Gründen, die Kiso nie ganz begriff, weil sie sich sonst sofort zu asiatischen Menschen hingezogen gefühlt hatte. Diese Frau war für ihn zu einem einzigen Rätsel geworden. Früh am Morgen trafen sich Kiso, Philphlader, Phie, Skyre und Sila um den Tag zum Tanzen zu nutzen. Aus Höflichkeit Phie gegenüber, ließen sie jedoch die Partnertänze weg, da diese sonst mit einem fremden Tänzer tanzen musste, was ihr zwar nichts auszumachen schien, doch keiner der Anwesenden ihr antun wollte. Es war fast Mittag, als Sila nach einem Tanz ihren Platz verließ und deutlich machte, dass es Zeit für sie war ihre Pausen einzuhalten. Auch wenn schon einige Zeit nach ihrer Genesung verstrichen war, so schien es, dass Sila immer noch Probleme hatte, die alte Form zurück zu gewinnen. Egal wie viele Pausen sie einhielt, wie sehr sie sich zurücknahm, ihr Körper war nicht mehr in der Lage die Leistung zu bringen, die sie vor ihrer Krankheit bringen konnte. Oft spürte sie das Mitleid ihrer Freunde, in besonderer Weise von Philphlader, doch Sila hatte sich allmählich mit ihrer Situation abgefunden und hatte sich sogar schon Gedanken um ihre Zukunft als Tänzerin gemacht. Doch die Idee, die in ihren Gedanken immer mehr Form gewann, war noch etwas unausgereift und so sprach sie das Thema vor ihren Freunden noch nicht an. Sie genoss die Zeit des gemeinsamen Tanzes und nutzte ihre Pausen um im Park spazieren zu gehen oder eines ihrer vielen Romane weiter zu lesen.

„Ich gehe bei dem schönen Wetter in den Park“, sagte sie mit einem Lächeln zu ihren Freunden, während sie ihre Sporttasche packte. Insgeheim war sie froh, dass Kiso, Philphlader, Phie und Skyre nun das Tempo der Lieder und den Schwierigkeitsgrad erhöhen konnten, denn sie fühlte sich manchmal wie ein Klotz am Bein, weil sie wusste, dass sich ihre Freunde ihr zuliebe anpassten.

„Später, am Nachmittag, stoße ich wieder zu euch, okay?“

Doch bevor sie sich umdrehen konnte, um den Raum zu verlassen, hörte sie Skyre hinter sich sagen: „Warte! Ich komme mit.“

„Eh?“

Skyre nickte seinen Freunden höflich zu, während er zu seiner Sporttasche ging.

„Nutz doch mal die Chance endlich mal Power beim Tanzen zu geben“, suchte Sila ihn zu überzeugen da zu bleiben, „Du verlernst das Tanzen noch!“

Skyre lachte auf. „Ich verlerne das Tanzen schon nicht. Komm, ich nehme deine Tasche.“ Mit den Worten schritt er ihr entgegen und griff nach ihrer Sporttasche, doch Sila hielt den langen Griff, der auf ihrer Schulter lag mit einer Hand fest.

„Ich brauche zwar einige Pausen beim Tanzen, aber ich bin noch lange keine Oma, die ihre Tasche nicht mehr tragen kann!“

Skyre grinste nur und konnte ihr den Griff ohne Mühe abnehmen um ihn um seine Schultern zu hängen. Die drei zurückgelassenen Freunde beobachteten noch wie Skyre aus dem Raum schritt, dicht gefolgt von einer schimpfenden Sila. Es kehrte Stille im Raum ein, denn anscheinend wusste niemand so recht, was man dazu sagen sollte. Doch in dem Augenblick wurde die Tür aufgerissen und Sango betrat den Raum, dicht gefolgt von Shadow.

„Sagt mal! Irgendwas verheimlichen die beiden doch!?“, begrüßte sie Kiso, Philphlader und Phie, indem sie mit dem Kopf auf den Ausgang deutete. Kiso atmete lautstark ein und aus.

„Keine Ahnung! Wirklich keine Ahnung. Hat sie dir denn nichts erzählt, Anata?“, wandte er sich an seine Frau. Doch Philphlader zuckte nur mit der Schulter: „Nein ... Ich weiß überhaupt nicht was los ist. Sie sind von einem Tag auf den anderen irgendwie Freunde geworden ...“

Shadow kratzte sich den Kopf. „Vielleicht wollen sie ja Tanzpartner werden“, lächelnd legte er seine Hand auf Sangos Schulter, „Oder vielleicht noch mehr.“

„Hmm...“, Philphlader schien in Gedanken zu sein, „Ich weiß nicht... Neechan verhält sich nicht wirklich so, als sei sie verliebt...“

„Nicht wirklich“, stimmte Kiso ihr zu, „Aber trotzdem ist etwas anders!“

Phie holte Luft, als wollte sie etwas dazu sagen, doch dann schloss sie wieder den Mund, denn irgendwie hatte sie den Eindruck, dass es klüger wäre bei diesem Thema zu schweigen. Sie war eh eine Person, die mehr beobachtete als redete und das, was sie sehen konnte, zeigte ihr etwas, was sie noch nicht genau in Worte fassen konnte und bevor sie irgendwelche Gerüchte verbreitete, lächelte sie lieber und bat ihre Freunde sich auf ihre Plätze zu stellen, denn nach Silas Weggang wurde ihr der Spieleführerpult übergeben.
 

*** ** * ** ***
 

Nachdem Skyre beide Sporttaschen in einem Fach, den man verschließen konnte, verstaut hatte, schlenderte er mit Sila zum Park. Ihm fiel schnell auf, dass sie aus irgendeinem Grund von diesem Park angezogen wurde. Er wusste leider nicht ob ihre Gefühle oder Erinnerungen etwas damit zu tun hatten, aber es war unübersehbar, dass Sila es liebte in diesem Park spazieren zu gehen oder sich einfach nur auf eine Bank zu setzen um zu träumen oder über etwas nachzudenken. Er war erstaunt, wie leicht es für ihn geworden war, Sila besser, viel besser kennen zu lernen. Ihm schien, dass sie – seit er nur wenige Tage zuvor sein Geheimnis verraten hatte – viel offener zu ihm war.

„Hast du etwa Angst, dass ich im Park entführt werden könnte?“, hörte er nun Sila sagen, die neben ihm auf einer Parkbank in der Sonne saß. Er drehte sich zu ihr und sah ein verschmitztes Lächeln und ein leichtes angriffslustiges Funkeln in den Augen. Er musste lächeln, denn es war eine eindeutige Anspielung auf den Abend, als er Sila im dunklen Park traf und darauf bestand, sie nach hause zu begleiten.

„Nun...“, sagte er, nachdem er einen kurzen Moment über seine Antwort nachdachte, „falls dich jemand wirklich entführen möchte, muss ich ihn wohl zu Boden tanzen. Das ist meine Pflicht als dein Beschützer.“

Sila lachte, „Mein Beschützer, ja?“ Doch Skyres Grinsen verriet, dass er ihren Scherz einfach nur erwiderte. Wieder entstand eine Stille zwischen den Beiden. Skyre sah, dass Sila ihre Augen geschlossen hatte, vermutlich weil sie einfach nur die warmen Sonnenstrahlen genoss. Auch er würde womöglich das Gleiche tun, wenn er nicht plötzlich einen Drang verspürte einen Arm um Silas Schulter zu legen. Erschrocken über einen solchen Gedanken ballte er seine Hände zu Fäusten zusammen und wandte seinen Blick wieder einem wunderschönen Beet zu, deren Blumenpracht in ihrer vollen Schönheit zur Geltung kam. Doch vor seinem inneren Auge sah er sie immer noch mit geschlossenen Augen und einem friedlichen, zufriedenen Gesichtsausdruck in der Sonne sitzen.

'Was ist nur los mit mir?', fragte er sich in Gedanken und spürte plötzlich ein warmes, kribbelndes Gefühl, das sich in seiner Brust ausbreitete und ihm den Atem zu rauben schien. Er presste eine Hand auf seine Brust, denn solch ein Gefühl konnte er überhaupt nicht einordnen. Zu seiner Erleichterung und in der Hoffnung etwas abgelenkt zu werden, hörte er Sila sagen: „Sky... Sag mal, vermisst du es als Star in Korea auf der Bühne zu stehen?“

Sie hatte ihre Augen wieder geöffnet und ihr Blick ruhte auf seinen Augen.

„Ich ... Um ehrlich zu sein, weiß ich es gar nicht...“, er streckte sich, als würde er sich auf eine schwere Antwort vorbereiten. „Eigentlich kenne ich fast gar nichts anderes als von einem Termin zum anderen zu hetzen, von einer Probe zur nächsten und von einer Vorstellung oder von einem Auftritt zur anderen.“ Er erwiderte wieder ihren Blick und sagte fast liebevoll: „Naja ... das war BEVOR ich hier hin kam.“

Sila nickte und es huschte kurzzeitig ein Lächeln über ihre Lippen, was jedoch schnell wieder zu einem ernsten Gesichtsausdruck wechselte. Es sah so aus, als würden sie irgendwelche Gedanken beschäftigen. Nach einer kurzen Stille, lehnte sich Skyre nach vorne und legte seine Ellenbogen auf die Oberschenkel, wobei er die Hände zusammenfaltete und sein Kinn darauf stützte.

„Meinst du“, fragte er leise, ohne dabei seinen Blick von dem Blumenbeet zu nehmen, „ich sollte aufhören Lieder zu schreiben ...?“

Sila riss ihre Augen auf und warf ihm einen schockierten Blick zu, den er aus dem Augenwinkel wahrnehmen konnte.

„Auf keinen Fall!“

Seine Augenbrauen schoben sich zusammen, als er seinen Kopf in ihre Richtung neigte und ihr eine Zeit lang nur in die himmelblauen Augen sah.

„Aber was hat es für einen Sinn, wenn ich Lieder schreibe die zwar gut ankommen, bei denen ich mich aber selbst verliere?“ Er sah traurig aus, stellte Sila fest.

„Manchmal frage ich mich wer ich überhaupt bin und was mich ausmacht...“

„Dann solltest du einmal die Augen aufmachen und dich selbst prüfen. Also ich weiß wer du bist und was dich ausmacht!“

„Wirklich?“ Skyres Kopf schoss in die Höhe. Langsam stand Sila auf und ging einige Schritte auf das Blumenbeet zu, das nicht weit vor ihrer Bank angelegt wurde. Sie hielt ihre Hände immer noch hinter dem Rücken als sie sich zu ihm umdrehte und mit einem sanften Lächeln sagte: „Du bist einer der höflichsten Männer, die ich je gesehen und mit denen ich je getanzt habe. Selbst als ich dich am Anfang ziemlich kalt behandelte und einen großen Abstand zu dir hielt, warst du ein Gentleman. Beim Tanzen hältst du weder zu viel, noch zu wenig Abstand und ermöglichst es mir dadurch mich deiner Führung perfekt anzuvertrauen.“ Sie schmunzelte und ein Funkeln trat aus ihren Augen hervor, „Und du kannst ziemlich schüchtern sein und entschuldigst dich viel zu oft für Dinge, die keiner Entschuldigung bedürfen.“

Nun ging sie wieder auf ihn zu und lächelte, „Das bist du, Skyre. Ich weiß ja nicht wie du in Korea so drauf bist, aber so wie ich dich hier kennen gelernt habe, so bist du wirklich.“

Skyres Herz schlug immer noch schneller als gewohnt. Er war nicht auf solche Worte vorbereitet. „Woher willst du wissen, dass ich nicht in Wirklichkeit so bin wie in Korea und nur hier meine Masken aufsetze?“

„Ganz einfach! Weil dein bester Freund zu dir gesagt hat, dass du schauspielerst und dass du das Leuchten in deinen Augen verloren hast.“

Skyre hatte Sila nach und nach einiges aus seiner Vergangenheit verraten, wodurch sie ihn viel besser verstehen lernen konnte.

„Das Leuchten in deinen Augen, habe ich gesehen!“ Ihre Wangen fingen wieder an, warm zu werden, „Ich habe es gesehen, wenn du tanzt und ich habe es sogar gesehen, als du mir 'After love' im Konzertsaal vorgespielt und -gesungen hast, sogar wenn du mit Kiso deinen Spaß treibst, sehe ich das Leuchten. Deswegen sagte ich, dass du so wie du hier bist, du selbst bist.“

Skyres Augen weiteten sich, als wäre ein Schleier von seinen Augen abgefallen, doch dann schüttelte er den Kopf, als würde er etwas nicht verstehen. „Wie kann es denn sein, dass ich – wie du ausgedrückt hast – ein Leuchten in den Augen hatte, als ich 'After love' gesungen habe. Ich habe es doch ohne irgendwelche Gefühle oder Erinnerungen gesungen...“

Silas Lächeln wurde breiter. „Du hast es für MICH gesungen. Das ist ein Unterschied! Hast du deine Lieder jemals für jemand anderen als für die Fans gesungen?“

Skyre war ganz schockiert als er von Sila das zu hören bekam, was er eigentlich selbst wissen sollte. Tatsächlich! Er hatte das Lied ganz allein für Sila gesungen und vielleicht war das auch der Grund warum er so enttäuscht war, als sie nicht wirklich darauf eingegangen war, sondern eher nach seinem Motiv der geschriebenen Lieder fragte. Plötzlich sprang er auf. „Sag mal! Glaubst du wirklich, dass ich jemals Lieder schreiben könnte, die aus meinem Inneren kommen?“

„Natürlich!“

Er fuhr sich verlegen mit der rechten Hand durch die Haare, als steckte er in einer Zwickmühle. „Was ist, wenn die Fans dann weglaufen?“

„Dann sollen sie doch weglaufen! Es zerstört dich, wenn du dich selbst für sie aufgibst“, sagte Sila und legte freundlich eine Hand auf seinen Arm.

„Aber“, Skyre ging zwei Schritte auf das Beet zu, vielleicht ein wenig zu schnell, aber ihre Berührung löste in ihm wieder das merkwürdige Gefühl in der Brust aus, „worüber sollte ich denn schreiben? Ich habe in meinem Leben nicht so viel erlebt, wie du zum Beispiel.“

Sila senkte den Blick, denn Skyre erzählte ihr vor einigen Tagen, dass er Phie gebeten hatte, etwas von Silas Vergangenheit zu erzählen. Sie war ihm nicht böse gewesen, ihre Vergangenheit gehörte untrennbar zu ihrem Leben, doch irgendwie machte es sie traurig, dass Skyre von Chuckie und Soujirou wusste. Doch sie zerstreute ihre Gedanken und konzentrierte sich lieber darauf Skyre zu helfen, wie sie es versprochen hatte.

„Natürlich nehmen Männer die Dinge, die um sie herum passieren nicht so sehr mit ihrem Gefühl auf, wie wir Frauen, aber du hast hier doch auch schon eine Menge über Freundschaft gelernt, nur um eine Sache zu nennen.“ Sie ging ebenfalls vor das Beet, setzte sich in die Hocke und stupste eine zierliche kleine lila farbige Blume an. „Als ich noch auf einem anderen Internat war und dort im Chor gesungen habe, sagte unser Dirigent uns einmal etwas wunderschönes. Er sagte, dass wir nur dann eine echte Ausstrahlung hätten, wenn wir uns mit dem Text identifizieren würden.“ Sie blickte zu ihm auf. „Du hast eine wundervolle Stimme und zudem noch die Gabe, dass du dich nicht in irgendwelche Liedtexte einfühlen musst, sondern die Möglichkeit hast, deine eigenen Gedanken und Erinnerungen aufzuschreiben. So etwas darfst du nicht wegwerfen!“

Skyre lächelte leicht verlegen, „Du findest meine Stimme 'wundervoll'?“ Silas Blut schoss wieder in ihre Wangen, doch sie drehte ihren Kopf schnell den Blumen zu, in der Hoffnung, Skyre hätte es nicht bemerkt. „Ja! Ich habe sie gleich gemocht als ich sie zum ersten Mal gehört habe“, gab sie ehrlich zu, doch wagte sie es nicht ihn dabei in die, für Koreaner untypisch, blauen Augen zu sehen. Ihre Augen weiteten sich jedoch erstaunt, als sie eine schneeweiße Blume vor ihrem Gesicht sehen konnte. Skyre hatte diese Blume gepflückt und hielt sie ihr entgegen. Überrascht richtete sie sich wieder auf und nahm die schöne Blume in ihre Hand. Sie roch sogar sehr gut.

„Ich finde du bist wie diese Blume“, sagte er leise zu ihr.

Sila hob verwundert ihren Kopf und sah ihn Lächeln. 'Er macht mir wieder Komplimente', dachte sie verlegen, aber sie staunte darüber, dass sie es dieses Mal genoss. Doch sie wollte nicht darauf eingehen, dazu war sie in diesem Moment einfach zu durcheinander, so lächelte sie schelmisch und neckte ihn: „Du vergleichst mich mit der falschen Blume... Diese hier hat keine Dornen.“

Skyre, der ihre Andeutung auf ihre Abwehrhaltung zu Beginn verstand, fing plötzlich herzlich an zu lachen, was Sila ebenfalls zum Lachen brachte.

„Nein Sila! Selbst wenn du Dornen hättest, wären sie nicht spitz genug um jemanden damit wirklich zu verletzen.“ Das Leuchten in ihren Augen faszinierte ihn nur noch mehr, als er sie vor sich stehen sah, mit leicht geröteten Wangen und der weißen Blume in beiden Händen. Sie hatte ihren Blick gesenkt und konzentrierte sich ganz auf die Blume, ohne zu ahnen welch einen Anblick sie für den Mann, der ihr gegenüber stand, bot. Plötzlich schoss eine Melodie durch Skyres Kopf, eine Melodie, die er schon seit einigen Tagen nicht mehr aus seinen Gedanken lösen konnte. Er wusste, dass er diese Melodie noch nie zuvor gehört hatte, doch konnte er sich nicht erklären, warum ausgerechnet Sila in ihm den Drang auslöste ein neues Lied zu komponieren. Wenn er sonst ein Lied schrieb, dann immer aus eigenem Antrieb heraus, weil die Fans ein neues Lied brauchten, doch diese Situation war ihm neu und unbekannt. In seinen Gedanken wählte er die Instrumente und baute die Melodie aus, als Sila ihn aus seinen Gedanken riss. Ihr Blick war voll auf ihn ausgerichtet und ihr Lächeln verzog sich zu einem leichten grinsen, so wie er es häufig beobachten konnte, wenn sie sich mit Kiso neckte.

„Weißt du womit ich dich vergleichen würde?“, fragte sie und drehte ihre Blume in einer Hand.

„Jetzt bin ich aber gespannt!“

„Mit einer Raupe.“

„Mit einer Raupe?“ Skyre war sichtlich verwundert. Die Melodie, die in seinem Kopf herumschwirrte schien abrupt zu verstummen.

„Wieso mit einer Raupe?“

Sila schmunzelte, denn sie hatte mit so einer ähnlichen Reaktion gerechnet. Sie warf einen Blick auf einen grünen Busch, nicht weit vom Beet entfernt und winkte Skyre, damit er ihr folgen sollte. Er sah, dass Sila in die Hocke ging und einige Brennnesselgewächse, die sich darunter befanden, untersuchte.

„Ah, da seit ihr ja noch“, hörte er sie fröhlich zu diesen unschönen Pflanzen sagen. Sie drehte sich nicht um, sondern winkte Skyre herbei, der nun ebenfalls neugierig neben Sila in die Hocke ging um zu sehen mit „wem“ sie gesprochen hatte. Als sein Blick auf mehrere hässliche, schwarze Raupen mit kleinen, weißen Punkten und langen Stacheln am Körper fiel, konnte er sich ein angewidertes Schnaufen nicht verkneifen. Sila saß nur da und beobachtete in aller Ruhe und Geduld seine Reaktion.

„Diese Raupen wecken Verachtung in dir?“

„Na und ob! Ich verstehe nicht warum du mich mit solchen hässlichen Dingern vergleichst! Bin ich so abstoßend?“ Skyre stand energisch auf, wobei sich seine Laune schlagartig zu verändern schien. Sila blieb in der Hocke und beobachtete eine kleine Weile die Raupen beim Fressen. Niemals zuvor konnte er solch einen zärtlichen Ausdruck in ihren schönen Augen sehen und Skyre bereute es schon fast so schlecht von den Tierchen gesprochen zu haben, die so zärtlich angeschaut wurden. Ein Hauch von Neid stieg in ihm hoch, doch er schüttelte verärgert solch dumme Gedanken von sich. Langsam stand Sila auf und richtete ihre blauen Augen auf Skyre.

„Ich habe dich mit einer Raupe verglichen weil ich finde, dass deine jetzige Situation vergleichbar mit dem Leben einer Raupe ist.“ Sila holte tief Luft und nahm sich etwas Zeit um ihre Worte in Gedanken vorzubereiten. „Eine Raupe weiß noch nicht warum sie lebt, sie hat nur einen einzigen Instinkt und der lautet: Fressen! Tag für Tag folgt sie ihrem Trieb und frisst und frisst und frisst.“ Ein Lächeln erhellte ihr Gesicht. „Es ist wie bei dir. Du machst zwar gerne Musik, doch lässt du dir von anderen Menschen deinen Tagesablauf aufzwingen. Du hetzt von einem Termin zum anderen, singst ein Lied nach dem anderen und schreibst ein Lied nach dem anderen, ohne zu wissen wofür oder für wen.“

Skyre musste schlucken.

Silas Blick wurde etwas ernster: „Als du mir 'After love' gesungen hast und ich den Grund erfuhr, aus welcher Motivation heraus du das Lied geschrieben hast, da ging es mir ähnlich wie dir, als du dich angewidert von den Raupen abgewandt hast.“ Sila ergriff sanft seinen Arm und wandte ihren Blick nicht von seinen Augen ab, „Bitte verstehe mich nicht falsch! Ich habe große Achtung von deiner Leistung, aber ich merke doch wie leer du bei der ganzen Sache bist...“ Die Hand, die seinen Arm ergriffen hatte legte sich nun auf seine linke Brust, „Dein Herz wird dabei unterdrückt, der echte Sky vernichtet!“

Nun senkte Sila traurig ihren Blick und ging einen Schritt nach hinten. „Ich habe einen fröhlichen, energischen und ständig lächelnden Sky kennen gelernt. Einen, der so viel Spaß am Tanzen hatte, dass ich ganz erschrocken war, als ich dich an dem Abend deiner Ankunft so niedergeschlagen gesehen habe. Ich konnte mir gar nicht vorstellen dass du eigentlich so deprimiert sein könntest und meine Freunde haben mir auch kein Wort davon geglaubt.“

„Tja!“, sagte Skyre klanglos, „Dann werde ich mich wohl mein ganzes Leben lang durchfressen müssen, um es mit deinen Worten zu sagen.“

„Weißt du denn gar nicht was das für eine Raupe ist?“, wollte Sila plötzlich wissen.

„Ich bin Sänger, kein Raupenfachmann.“

Sila grinste, „Aus dieser hässlichen Raupe wird ein Tagpfauenauge werden, wenn ihre Zeit dazu reif ist.“ Da sie an seiner Reaktion erkannte, dass er wirklich keine Ahnung hatte von dem was sie meinte, fuhr sie fort: „Ein Tagpfauenauge ist ein wunderschöner Schmetterling in leuchtendem Rot und schwarzen, mit braun gesäumten Rändern. Du erkennst den Schmetterling an seinen großen, leuchtenden rot-gelb-blauen Augenflecken. Dieser Schmetterling ist hier weit verbreitet und geliebt, denn er gehört zu den Edelfaltern. Aus solch einer unscheinbaren, hässlichen Raupe wird eines Tages ein wundervoller Schmetterling werden, der überall gerne gesehen wird und geliebt ist.“

Sila schwang ihre Arme auf ihren Rücken, blickte Skyre fröhlich an und sagte:

„Ich bin überzeugt, dass auch du das Potential tief in dir drin hast, ebenso die Erfahrungen, die du nutzen kannst, um aus einer Raupe ein wunderschöner Schmetterling zu werden.“

Skyre holte tief Luft: „Und du nennst MICH einen Poeten? An dir ist eine Naturforscherin verloren gegangen!“

Sila lachte, „Nicht doch! Als ich krank war und das Bett hüten musste, da musste ich mir doch irgendwie die Zeit vertreiben. Also habe ich ein Buch über Schmetterlinge studiert.“

„Hmm ...“, Skyre warf erneut einen Blick auf die Brennnesseln, „Anscheinend habe ich nicht weiter als die Raupe gesehen... vielleicht liegst du gar nicht mal so falsch damit... Aber es ist so schwer umzudenken!“

„Dafür hast du doch deine Freunde.“

Skyre lächelte und schickte sich an wieder auf den sonnigen Weg zu gehen. „Ja, aber die Lieder können meine Freunde nicht für mich schreiben...“
 

Skyre und Sila gingen eine Weile schweigend nebeneinander. Jeder schien seinen Gedanken nachzuhängen, bis Skyre mitten auf dem Weg stehen blieb. Verwundert drehte sich Sila, die ihre Blume nun hinter ihr linkes Ohr gesteckt hatte, zu ihm um und hob fragend die Augenbrauen an.

„Seit einigen Tagen habe ich eine Melodie im Kopf“, hörte sie Skyre sagen.

„Tatsächlich? Welche?“

„Ich kenne sie nicht. Die Melodie nimmt einfach so Gestalt in meinem Kopf an.“

„Interessant! Ich würde sie gerne hören.“

Skyres Gesicht erhellte sich und plötzlich verspürte er einen inneren Drang diese Melodie auszubauen. Merkwürdigerweise kamen ihm sogar an einer Stelle zwei Worte immer und immer wieder in den Sinn. Zwei Worte, die sein Gefühlsleben komplett durcheinander schmissen. „Es ist noch gar nicht wirklich ausgereift, aber wenn du Lust hast, kann ich dir einen Teil auf dem Flügel vorspielen“, schlug er Sila vor.

„Einfach so? Ohne Noten?“

Skyre lachte: „Ich sehe zwar nicht so aus, bin aber Profi! Dafür brauche ich doch keine Noten!“

Silas Wangen erröteten verlegen. „Aber du willst doch nicht wieder in den Konzertsaal?“

„Ich weiß nicht wo sonst noch ein Flügel steht.“

„Aber da dürfen wir doch nicht hin!“, beharrte sie.

Skyre grinste und holte einen Schlüsselbund heraus, den er vor ihrem Gesicht herum baumeln ließ. „Nicht? Und warum hat mir der Direktor diesen Schlüssel höchst persönlich nachmachen lassen?“

Sila riss die Augen auf, „Das hat er getan?“

„Ja! Er sagte ich darf den Flügel nutzen, wann immer mir danach ist. Er hat auch nicht verboten, dass ich dort in hübscher Begleitung erscheinen kann.“

'In hübscher Begleitung', hallte es in Silas Ohren. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie und Skyre wirklich eher so aussahen als wären sie ein Paar, die den sonnigen Tag im Park nutzten, wie Sango und ihr Shadow es, seit sie ein Paar waren, so gerne taten. Mit großen Augen und hochroten Wange drehte sie sich abrupt von Skyre weg. Warum hatte sie die Paare, die den Park überfüllten vorher gar nicht wahrgenommen? Warum wählte sie ausgerechnet den Park, als Skyre sie begleiten wollte? Plötzlich wurde ihr schlecht, auch wenn sie sich gar nicht erklären konnte warum und der Park schien sich um sie herum drehen zu wollen. Sie dachte an Skyres Komplimente, an die weiße Blume, daran, dass sie ihm unbewusst ziemlich nahe gekommen war und sogar ihre Hand auf seine Brust legte. 'Was habe ich nur getan?'

„Sila?“

Skyres erschrockener Gesichtsausdruck, nachdem er sich vor sie gestellt hatte, riss sie aus ihren Gedanken. „Was ist passiert? Du bist so blass!“

Sie schaffte es gerade noch einen Satz nach hinten zu machen, als Skyre ihre Schultern ergreifen wollte und blickte ihn nur mit großen Augen an.

„Was hast du denn?“, fragte Skyre besorgt, dem nicht entgangen war, dass sie ihm ausgewichen war.

„Ich ... äh ... Also ...“, langsam bekam sie ihre Farbe im Gesicht zurück, doch schien sie von einem Moment zum anderen völlig die Fassung verloren zu haben. Skyre sah sie nur ratlos an.

„Sila? Sky?“, hörte er in diesem Augenblick und sah, dass Sila sich rasch zu den Stimmen umdrehte. Obwohl er in ihre Blickrichtung gestanden hatte, hatte er Sango und Shadow zuvor gar nicht wahrgenommen. Der verwunderte Gesichtsausdruck von Sango, gefolgt von einem fragenden Blick, bestätigte Silas Vermutung, dass der harmlose Aufenthalt im Park ein völlig falsches Bild auf sie und Skyre warf.

„Ihr seit immer noch unterwegs?“, ergriff Sango das Wort, doch Sila sah an ihrem Blick, dass sie eindeutig mehr sagen wollte, es sich jedoch zu verkneifen schien.

„Wir haben uns unterhalten...“, erklärte Sila schnell, eher zu schnell.

„Mit Sky?“

„Ja...“

Sangos Augenbrauen schossen in die Höhe als sie von Sila auf Skyre blickte, der einige Meter entfernt fröhlich mit Shadow plauderte, und wieder zurück zu Sila schaute. Doch bevor sie etwas sagen konnte, wechselte Sila schnell das Thema:

„Und ihr beiden? Ihr tanzt nicht mehr mit den anderen?“

Sango lächelte. „Wir haben ein wenig mit den anderen getanzt, aber heute ist das Wetter so schön, also wollten wir lieber unsere gemeinsame Zeit nutzen und hier im Park spazieren“, und fügte mit einem durchdringenden Blick hinzu, „so wie alle anderen Pärchen hier.“

Sila blieb die Luft aus. Sie ärgerte sich darüber, dass sie mit Skyre in den Park gegangen war. Wenn sie jetzt darauf eingehen würde oder die Lage zu erklären suchte, so würde Sango mit Sicherheit denken, sie suche nur Ausreden, daher sagte sie schlicht: „Ach so...“

„Wollt ihr euch uns anschließen?“, fragte nun Shadow Skyre und Sila.

Skyre schüttelte den Kopf, ohne Silas Reaktion abzuwarten. Er hatte den Entschluss gefasst, dass die Melodie in seinem Kopf endlich Gestalt annehmen sollte und er wollte den Moment keineswegs verpassen, Silas Reaktion zu sehen. Daher ergriff er das Wort:

„Danke, aber Sila und ich wollen noch was erledigen. Außerdem möchten wir euch Turteltauben nicht im Wege stehen, nicht wahr, Sila?“

Ein dankbarer Blick von Sila war seine Belohnung als er seine Hand sanft auf ihren Rücken legte um anzuzeigen, dass sie gehen wollten. Sila nickte freundlich und ließ zusammen mit Skyre nach einem kurzen Abschied eine verwunderte Sango und einen ebenso verwunderten Shadow stehen.
 

*** ** * ** ***
 

Der Konzertsaal löste bei Sila, wie schon beim ersten Besuch, ein großes Erstaunen aus. Doch war sie dankbar, dass sie dieses Mal keine Angst hatte gesehen oder bestraft zu werden, weil Skyre die Erlaubnis hatte, den Saal zu betreten. Aus einem unbekannten Grund empfand Sila ein kleines Kribbeln im Bauch, als wäre sie ein kleines Mädchen, das ein großes Geheimnis mit ihrer besten Freundin teilte. Sie sah auf die Bühne, die Skyre in dem Augenblick bestieg und merkte erst jetzt, dass sie tatsächlich ein großes Geheimnis in sich trug. Auch wenn sie Skyres Vermutung teilte, dass Philphlader ebenfalls seine Identität herausgefunden hatte, so wusste Sila es als einzige aus seinem Mund. Skyre bat sie, es vorerst noch geheim zu halten, bis er etwas klarer denken konnte und Sila akzeptierte seine Bitte.

'Freunde', klang es in ihren Gedanken, 'Jetzt habe ich es doch tatsächlich zugelassen, dass wir Freunde wurden... Und jetzt?' Ein kalter Schauer lief ihren Rücken hinunter als sie daran dachte wie Skyre sie angesehen hatte, als er ihr die Blume reichte und sagte, dass sie wie die Blume sei. Vorsichtig berührte sie mit ihren Fingern die Blume an ihrem Ohr.

'Wie kann er mich mit einer weißen Blume vergleichen, wo ich doch so grob zu ihm war?' Ein ziehen in ihrer Brust ließ sie den Atem anhalten. 'Nicht doch!' Erschrocken hob sie ihre Hand an ihr Herz, was bei der Erinnerung an die Blume wesentlich schneller schlug, als sie es jemals zulassen durfte. 'Du dummes, dummes Mädchen!', schimpfte sie sich selbst aus, 'Willst du denn niemals dazu lernen?!' Für einen kurzen Moment fühlte sie, wie Tränen sich in den Augen ansammeln wollten, 'Genau aus diesem Grund habe ich mich vor ihm fern gehalten! Bitte nicht!' Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter und schüttelte die Gedanken entschieden, fast wütend von sich ab. Sie zwang sich mit festem Schritt ebenfalls auf die Bühne zuzuschreiten auf der der Flügel stand und vor dem Skyre sich bereits hingesetzt hatte und einige Akkorde spielte. Als sie an seiner Seite stand und auf seine Hände blickte, sah sie wie diese nun über die Tasten wanderten, ohne diese jedoch hinunter zu drücken. Es schien als würde Skyre die Töne in Gedanken durchgehen. Plötzlich hob er seinen Kopf an, lächelte und sagte: „Das ist es! Noch nicht ganz ausgearbeitet, aber das klingt ganz nach einem neuen Lied!“

Mit diesen Worte blickte er wieder auf die Tasten und begann eine wundervolle Melodie zu spielen. Es war eine stürmische Melodie, voller Energie. Sila vermutete, dass es das Intro sein könnte, während die Töne plötzlich sanft wurden, ja sogar fast zärtlich klangen. Die Melodie wurde wieder lauter und erhabener, bis sie wiederum wechselte, jedoch aber nichts von ihrem Elan verlor. Sila vermutete, es könnte der Refrain sein und als sie Skyre summen hörte, fühlte sie sich dessen bestätigt. Es folgte wieder ein Teil, bei dem die Melodie sanfter wurde um zum Ende hin wieder anzusteigen und zu dem Part hinführte, bei dem Skyre erneut mitsummte.

Als Skyre sein Lied zu ende gespielt hatte, blickte er Sila strahlend an.

„Das ist es! Sila! Das wird mein Comebacksong!“

Seine Freude war ansteckend und ließ ihr einen kleinen Jubelruf entlocken.

„Ich freue mich sehr für dich, Sky! Wie wird er heißen?“

Der Satz löste eine merkwürdige Reaktion in Skyre aus, denn das Lachen wurde zu einem geheimnisvollen Lächeln, was Sila gar nicht einschätzen konnte.

„Das sage ich nicht!“

„Eh? Warum nicht?“

Skyre klappte grinsend den Flügeldeckel wieder über die Tasten. „Weil der Song noch nicht fertig ist. Wenn es soweit ist, dann werde ich es verraten!“

„Aww! Du bist gemein! Dann sing mir doch wenigstens den Part vor, den du gesummt hast.“

Skyre stuppste ihre Nase an. „Nein! Sei nicht so neugierig.“ Er sah ihren Schmollmund und nahm ihr gut riechendes Parfüm wahr. Was würde er nur darum geben, wenn sein Lied schon fertig wäre und er ihr die beiden Worte des Titels sagen konnte, doch er war so motiviert, dass er es nicht abwarten konnte, das Lied fertig zu schreiben und es seiner Band vorzustellen. Sein Herz schlug vor Vorfreude schneller, als er es jemals zuvor bei einem neuen Lied spürte. Er hatte das Gefühl er müsste platzen, wenn er seiner Freude über ein Lied, was aus seiner tiefsten Empfindung heraus geschrieben werden sollte, nicht Ausdruck verleihen konnte.

So hob Skyre Sila lachend an, ähnlich wie er es bei den klassischen Tänzen tat, und drehte sich einmal mit ihr im Kreis. Als er die verwunderte Sila wieder sanft auf den Boden stellte, ergriff er ihren Arm und wirbelte sie in wenigen Schritten über die Bühne, als würden sie zu einer Melodie tanzen.

Nachdem beide wieder still standen, starrte Sila Skyre nur mit großen Augen und einem rasenden Herzschlag an, so sprachlos war sie schon lange nicht mehr. Skyres Verhalten war so sonderbar, dass sie sich ernsthaft fragte ob es nicht doch gefährlich war sich mit diesem unglaublichen Mann alleine in diesem Saal aufzuhalten.

Ohne zu wissen was geschah, fand sich Sila in seinen Armen wieder und spürte seine starke Umarmung. Sie war so überrumpelt, dass sie es noch nicht einmal geschafft hatte, die Hände schützend vor ihren Körper zu legen, die nur kraftlos an ihrer Seite hingen. Skyre spürte, dass Sila ihren ganzen Körper anspannte und wusste, dass es ein Fehler war, dem Drang sie in den Arm zu nehmen, nachzugeben. Doch konnte er nicht anders, weil er sie mit Sicherheit für einige Wochen, vielleicht Monate nicht mehr sehen würde und so hauchte er ihr ins Ohr:

„Vergib mir bitte... Ich bin nur so dankbar, dass ich nicht weiß wie ich es ausdrücken soll... Danke, Sila!“

Nun kehrte Leben in ihre Arme zurück und sie hob sie auf seine Brust um sich vorsichtig von ihm wegzudrücken. „Du brauchst dich nicht zu bedanken! Schreib ein wundervolles Comebacklied und zeig deinen Fans wie du wirklich bist!“

Skyre kramte in seiner Hosentasche, holte seinen Schlüsselbund heraus und löste den Schlüssel für den Konzertsaal vom Bund. Mit fragendem Blick nahm Sila den dargebotenen Schlüssel in die Hand und sah wieder den Blick, mit dem er ihr die Blume gereicht hatte, als er leise sagte: „Ich muss zurück! Noch heute!“

Mit diesen Worten sprang er von der Bühne und ging in Richtung Ausgang. Kurz bevor Sila ihn nicht mehr sehen konnte, blieb er stehen und drehte sich für einen flüchtigen Blick um: „Warte auf mich!“
 

Noch ehe sie etwas entgegnen konnte, war er außer Sichtweite und ließ sie wie gelähmt auf der Bühne stehen. Erst als Sila auf den Schlüssel in ihrer Hand hinunterblickte, bemerkte sie, dass sie am ganzen Körper zitterte und ihr Herz nicht aufgehört hatte zu rasen. Sie ließ sich auf den Boden sinken und umklammerte mit ihren Händen die Arme.

'Tue mir das nicht an, Sky! Du darfst dich nicht in mich verlieben! Unter keinen Umständen darfst du das!'

Eine warme Träne rollte ihre Wange hinunter. 'Ich kann nicht... Nie wieder!'
 

Ende Kapitel 22:

~ Die Blume und die Raupe ~



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