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Übernahme

Wirtschaft kann gefährlich sein
von

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Tag X minus einer Woche: Freitag

Das zweite Treffen der Halbbrüder:
 

6. X minus einer Woche: Freitag
 

Pünktlich um sieben stand Inuyasha in der Vorhalle des Taishou-Konzerns. Er hatte sich ein wenig in Schale geworfen. Statt wie gewohnt außerhalb der Schule Jeans und T-Shirt zu tragen, hatte er den dunklen Anzug herausgesucht, den er zu Mutters Beerdigung getragen hatte. Wenn schon Sesshoumaru mit ihm den ganzen Tag verbringen, ja, ihn zu Besprechungen mitnehmen wollte, beabsichtige er nicht, sich zu blamieren.

Er sah sich suchend um, entdeckte dann seinen Halbbruder, der gerade die Halle betrat. Sofort eilte ein Angestellter auf den zu, wollte die Aktentasche abnehmen, aber Sesshoumaru winkte ab.

„Inuyasha.“ Er betrachtete den Jüngeren. Er hatte ganz vergessen, dem zu sagen, dass er sich besser kleiden sollte. Nun, er hatte es ohne Aufforderung getan, ein eindeutiger Pluspunkt. Der Bastard schien nicht so dämlich zu sein, wie er befürchtet hatte. „Komm.“

Oben erwartete Jaken sie bereits: „Ihr Tagesplan, Sesshoumaru-sama…?“

„Nur Vormittag.“ Der ging schon weiter, so dass der kleine Krötendämon hinterher eilen musste.

„Konferenz mit Herrn Miller vom World Limited Found um halb acht, Besprechung mit Herrn Batista von der spanischen Nationalbank um neun, einige hausinterne Anmeldungen. Und um zwölf Geschäftsessen mit Frau Matsu im …“

„Ich weiß.“

Inuyasha konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Dieses Essen schien dem Herrn Halbbruder nicht zu gefallen. Er wirkte eher so, als sei ihm gerade ein Zahnarzttermin verkündet worden.

Jaken verneigte sich eilig: „Natürlich, Sesshoumaru-sama. Oh, um zehn Uhr wollte der Bürgermeister Sie noch sprechen. Es geht wohl um diesen Neubau in Nishi.“

„Stell ihn dann durch. Unverzüglich.“

„Ja, Sesshoumaru-sama.“

„Und einen passenden Stuhl für meinen Halbbruder.“

„Ja.“ Jaken warf dem Halbdämon einen raschen Blick zu, ehe er nachfragte: „Einen Schreibtischstuhl?“ Er kannte seinen Chef gut genug, um eilig zu ergänzen: „Natürlich, verzeihen Sie…“ Er verschwand.
 

Im Büro des Firmenleiters blieb Inuyasha ein wenig zögernd stehen. Dieser Jaken sollte ihm doch einen Stuhl bringen. Aber wohin sollte er sich setzen? An den Besuchertisch?

Sesshoumaru bemerkte es und zwang sich widerwillig zu dem Satz: „Du kannst dich neben mich setzen.“ Er musste ihn zutraulich bekommen, brauchte einfach seine Vollmacht für die Aktien.

„Äh, ja. Ich...ich möchte dich was fragen. Warum willst du, dass ich für volljährig erklärt werde?“

Hoppla. Der Bastard hatte mitgedacht und erkannt, dass Bokuseno nicht ohne seine Zustimmung telefoniert hatte? In der Tat, er war nicht dämlich. Aber war das nun gut oder schlecht für die Abwehr der Übernahme? „Es ist eine Familienangelegenheit.“

„Ja, das sagte auch Herr Shiai. Aber was meinst du damit?“

„Bei der Abstimmung am Freitag werden in diesem Fall nur drei Personen anwesend sein. Nara Kumo, ich und du. Ich habe nicht die Absicht, vor einem Außenstehenden ….“

„Vor einem Außenstehenden womöglich zu zeigen, dass man verliert?“

Sesshoumaru setzte sich. Darauf gab es keine Antwort. Er schaltete den Bildschirm ein. Kurz darauf kam Jaken mit einem Schreibtischstuhl. Ohne ein Wort stellte er ihn neben den Schreibtisch und verschwand wieder. Inuyasha zog ihn neben seinen Halbbruder, um zu sehen, was der am Computer tat. Er suchte die aktuellen Daten der Wallstreet, nach dem Aktienkurs der Firma.

Um halb acht erschien eine junge Frau auf dem Bildschirm: „Ihre Videokonferenz mit Herrn Miller, Sesshoumaru-sama.“

„Durchstellen.“

Inuyasha erkannte einen Mann. Eine Videokonferenz, also? Davon hatte er gehört, aber noch nie an einer teilgenommen.

Der meinte auf Englisch: „Guten Morgen nach Japan. Sie sehen mich ein wenig überrascht, Herr Taishou. Wir sagten, dieses Gespräch sollte unter uns bleiben, keine Angestellten dabei sein…“

„Es handelt sich um meinen Bruder.“ Sesshoumaru bemühte sich, nicht erkennen zu geben, wie schwer ihm dieses Wort fiel: „Und Miteigentümer der Gesellschaft.“

Herr Miller wirkte plötzlich angespannt und musterte Inuyasha genau, der ihn mehr neugierig betrachtete: „Ihr jüngerer Bruder, wie ich sehe. Darum kennt ihn wohl auch niemand?“

„In der Tat.“

„Miteigentümer, also? Ich vermute, dass das dann dieses ominöse Aktienpaket ist, von dem immer wieder mal auf dem Parkett die Rede war? Es ist sehr freundlich von Ihnen, mich so vorzuwarnen, Herr Taishou. Nun versteh ich auch Ihren Wunsch nach Geheimhaltung. – Ich werde Ihnen die Vollmachten zufaxen lassen.“

„Sehr gut. Auf Wiedersehen, Herr Miller.“

Als die Verbindung unterbrochen war, sah Inuyasha seitwärts: „Schön. Erklär mir nur nicht, wozu du mich gerade benutzt hast.“ Er klang bitter.

„Herr Miller vertritt einen der weltgrößten Fonds. Sie haben einige unserer Aktien, um es so auszudrücken.“

„Und diese Stimmen gibt er nun dir, für die Übernahme?“

„Die Abwehr der Übernahme.“

„Weil er annimmt, dass ich für dich stimme.“

Das entsprach natürlich der Wahrheit. Sesshoumaru wunderte sich, warum der Junge so feindselig klang. Wollte der ihn etwa einer Lüge zeihen? „Ich habe nichts dazu gesagt. Er hat es nur vermutet.“

„Darum also wolltest du mich hier haben.“

Oh, dachte der Konzernchef. Er hatte wieder diese menschlichen, gefühlsdusseligen Anteile des Bastards vergessen: „Nein. Nicht nur. Wie ich schon sagte, wir kennen uns nicht und sollten uns ein wenig besser kennen lernen. – Andererseits will ich diese Firma retten, Vaters Erbe retten.“

„Nicht nur.“ Nun, was erwartete er auch von einem Dämon? Herr Kumo hatte schon recht: als Halbdämon wurde man nicht für voll genommen.

Sesshoumaru bemerkte, dass er noch mehr einlenken musste. Das konnte ein anstrengender Tag werden: „Du wirst mir doch nicht verübeln, dass ich die Gelegenheit nutze, wenn ich dich schon hier habe. Hätte ich etwa sagen sollen, nein, Herr Miller, das ist nur mein Halbbruder und ich habe keine Ahnung, wie er sich entscheiden wird, weil ich ihn heute zum zweiten Mal in meinem Leben sehe?“

Das war auch wieder wahr. Und Inuyasha gestand zu, dass sich der Konzernchef mit dieser feindlichen Übernahme in die Ecke gedrängt vorkommen musste. So murmelte er: „Nein….das meinte ich ja nicht.“

Es war jetzt wohl eine persönliche Bemerkung angebracht: „Du verstehst englisch recht gut.“

„Oh, danke.“ Da versuchte Dämon, nett zu sein?

„Kannst du auch andere Sprachen?“

„Nein…ich habe es eher mit den Naturwissenschaften.“

„Auch nicht schlecht.“

Das Telefon summte und Sesshoumaru griff hin.
 

In den Stunden des Vormittags entschied Inuyasha, dass seine Ansicht, ein Firmenleiter sitze nur rum, eindeutig falsch gewesen war. Konferenzen, Telefonate, Besprechungen, das alles schien kein Ende zu nehmen. Und er musste zugeben, dass er seinen Halbbruder ein wenig bewunderte, der anscheinend mühelos alle Daten im Kopf hatte.
 

Um halb zwölf stand Sesshoumaru auf: „Komm.“

„Hm? Ach dieses Mittagessen? Soll ich da auch mit?“ Inuyasha war ein wenig überrascht über den Blick, den ihm sein Halbbruder zuwarf. Noch mehr aber über die Erklärung:

„Das sollst du, wirklich.“

Beim Essen im Hotel verstand er allerdings, was Sesshoumaru gemeint hatte. Selbst für einen Siebzehnjährigen war klar, dass Frau Matsu trotz ihrer annähernd fünfzig Jahre seinen Halbbruder anhimmelte. Und zunächst mehr als enttäuscht war, dass dieser in Begleitung gekommen war, nach der Vorstellung jedoch begeistert schien. Dann allerdings sah er sich, eher seine Ohren, im Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit. Es war schrecklich und er musste zugeben, dass er an derartige Probleme für einen Firmenchef nicht gedacht hatte.

„Ach ja, “ meint Frau Matsu endlich: „Um noch ein wenig zum Ernst des Lebens zu kommen: Sie haben noch immer keine Freundin, von der ich berichten kann, mein lieber Sesshoumaru-sama?“

„Unsere Absprache gilt noch immer“, sagte der, eisig wie ein sibirischer Wintersee. „Sie haben das Exklusivrecht.“

„Ja, ich bin mir dessen bewusst. Und ich weiß es auch zu schätzen, dass Sie mir Ihren Bruder als erster vorgestellt haben. Keine Fotos, nehme ich doch an?“

„Keine Fotos.“

„Und, wo waren Sie bislang in der Schule, Inuyasha-sama? In einem Schweizer Internat?“

Der blickte etwas Hilfe suchend zu seinem Halbbruder. Inzwischen hatte er begriffen, dass dies wohl eine ziemlich einflussreiche Journalistin war. Allerdings wollte er wirklich nicht, dass er in allen Zeitungen stand. An solche Probleme als Sohn des Inu no Taishou hatte er bislang nicht gedacht.

„Er geht an eine öffentliche Schule, Frau Matsu“, erwiderte Sesshoumaru auch ruhig.

„Nihon High?“ fragte sie prompt: „Das erklärt auch, warum der Taishou-Konzern schon seit Jahren zu den großen Förderern zählt, nicht wahr? So sollte Ihr Bruder wohl…nun, sagen wir, eine normale Kindheit haben? Das werden die Leser zu schätzen wissen.“

„Das müssen Sie doch nicht schreiben, an welche Schule ich gehe, oder?“ fragte der Halbdämon gepeinigt: „Ich mache nächstes Jahr meinen Abschluss….“

„Sie fürchten Paparazzi vor dem Schultor? Hm…nun gut. Ich sage nur, dass Sie in eine öffentliche Schule gehen. Und Sie beantworten mir zwei Fragen, die ich auch drucken darf.“

„Ja“, sagte Inuyasha prompt, ehe er das warnende Handzeichen seines Halbbruders sah.

„Haben Sie eine Freundin?“

„Mehrere…äh...Sie meinen, so richtig?“ Und da Frau Matsu nickte und er das Gefühl hatte, Sesshoumaru würde ihn am liebsten in Stücke schneiden: „Nein. Ich will doch erst meinen Abschluss machen…“ Von seinen Hoffnungen auf Kagome brauchte sie wirklich nichts wissen.

„Hm. Die beiden zahlungsfähigsten und einflussreichsten, gut aussehendsten jungen Männer des ganzen Landes sind noch immer Single…das wird die Leserinnen begeistern.“ Sie rechnete sichtlich die Auflagezahlen hoch: „Und die letzte Frage: wie ist das Verhältnis zu Ihrem Bruder, nun, Sie sind ja nur Halbbrüder?“

Das würde gedruckt werden….Der Halbdämon zögerte einen Moment, ehe er antwortete: „Ich denke, es ist normal, dass man manchmal anderer Meinung ist.“

„Natürlich.“ Frau Matsu bewies, warum sie eine gute Journalistin war: „Auch in Firmenangelegenheiten?“

Inuyasha hätte niemandem erklären können, warum er das so sagte: „Sesshoumaru ist der Firmenleiter. Nicht ich.“
 

Erst, als sie im Auto saßen, meinte der Hundedämon ohne jede Spur von Widerwillen: „Ich danke dir.“

Inuyasha starrte ihn an. Hatte er sich gerade verhört? „Äh….was auch immer es war...gern geschehen. - Nervt sie dich immer so?“

„Wir haben ein Abkommen. Ich gebe ihr die neuesten privaten Informationen…und sie hält dafür die meisten anderen von mir ab. Und sie berichtet einigermaßen fair. – Für was auch immer es war: du hast gesagt, ich sei der Firmenleiter, nicht du. Das wird morgen in der Zeitung stehen. Der eine oder andere der Kleinanleger oder Fondmanager wird das lesen und seine Schlüsse ziehen, wie es heute auch Herr Miller tat. Mit dem Satz: „wir streiten uns um die Firma“ hättest du die Übernahme durch Naraku bereits besiegelt.“ Er hatte Inuyasha Frau Matsu vorstellen wollen, um ihr wieder einmal etwas wirklich Neues zu geben, damit sie keine Gerüchte verbreitete. Auf eine derartige Frage war er nicht gefasst gewesen, war sie doch Klatschreporterin, keine Wirtschaftlerin. So hatte er ihm auch keine Anweisung gegeben, wie er sich zu verhalten habe. Aber das Halbblut hatte die Klippe wirklich gut umschifft.

„Oh…Dann muss ich jetzt immer vorsichtig sein, was ich in der Öffentlichkeit sage?“

„Was auch immer du sagst, gleich, zu wem.“

„Traurig, irgendwo.“ Mit gewissem Grinsen fuhr Inuyasha fort: „Na, immerhin wird keine auf die Idee kommen, zu sagen, meine Stimme sei so sexy,…“

Sesshoumaru wandte ihm das Gesicht zu: „Was…?“

„Eine Klassenkameradin von mir meinte das zu deiner Stimme.“

Der Hundedämon holte tief Atem, sah sich jedoch einer Antwort enthoben, da sein Handy klingelte. Als er auflegte, sagte er: „Zur Firma.“

Sen Chauffeur drehte den Kopf: „Äh, ich bitte um Verzeihung, Sesshoumaru-sama, aber es ist Freitag, halb drei. Wollen Sie Ihr gewöhnliches Programm ändern?“

Der Konzernchef erstarrte: „Nein. Fahren Sie zum Waisenhaus.“ Er nahm erneut sein Mobiltelefon, um andere Anweisungen zu erteilen.

Waisenhaus? Freitag, halb drei? Inuyasha wurde neugierig. Den gesamten Vormittag hatte er den eiskalten Dämon gesehen, den kühl berechnenden Firmenleiter. Bei dem Mittagessen mit der Journalistin hatte er auch die negativen Seiten des Lebens in der Öffentlichkeit kennen gelernt. Und was sollte das jetzt werden?
 

Das Waisenhaus lag ein Stück auswärts, auf einem großen Grundstück. Ganz offenbar wurde das Auto bereits erwartet, denn eine Menge Kinder trieben sich auf der Auffahrt herum. Eine Frau verneigte sich, als der Chauffeur den Schlag aufriss, um seinen Chef aussteigen zu lassen. Inuyasha tat dies gleichzeitig allein.

„Sesshoumaru-sama…“ grüßte sie: „Ich wünsche Ihnen einen schönen Freitag.“

„Dies ist mein Halbbruder Inuyasha.“

Dieser bemerkte durchaus, dass der Hundedämon die Leiterin gar nicht recht beachtete, sondern die Kinder musterte, als ob er jemanden suchen würde. Fast unverzüglich bekam er die Antwort.

„Rin ist krank“, sagte die Heimleiterin: „Sie hat Windpocken und darf keinen Kontakt haben. Aber der Arzt meint, sie wird nächste Woche bereits wieder gesund sein.“

Rin? Wer war Rin? dachte Inuyasha, als eine helle Kinderstimme von oben schrie:

„Sesshoumaru-sama!“

Der blickte prompt hinauf.

Aus einem Dachfenster beugte sich ein höchstens zehnjähriges kleines Mädchen und winkte: „Ich bin leider noch ansteckend, aber mir geht es schon viel besser! Ich darf sicher nächsten Freitag wieder zu Ihnen!“

Sesshoumaru warf der Heimleiterin einen kurzen Blick zu: „Der Arzt?“

„Er...er erwartet Sie in meinem Büro.“ Sie war froh, die Lage richtig beurteilt zu haben und diesem dringend ans Herz gelegt zu haben, einen Moment Zeit für Herrn Taishou zu haben.

Der Konzernchef ging ohne weiteres Wort in das Waisenhaus.
 

Inuyasha trat daher zu der Frau: „Äh...Rin?“ Er wusste selbst, dass das nicht sonderlich intelligent klang.

Die Heimleiterin verneigte sich höflich ein wenig, sichtlich nicht überrascht über seine Verwunderung: „Ja….Wie Sie sicher wissen, Inuyasha-sama, fördert Ihre Firma unser Waisenhaus seit Jahren. Früher, also bei meinen Vorgängerinnen, kam Ihr ehrwürdiger Vater öfter einmal vorbei, aber Sesshoumaru-sama war dann nur sehr selten hier. Vor…vor…nun, einigen Monaten wurde Rin hier von ihm gebracht. Sie war ein Straßenkind und sein Wagen hatte sie angefahren. Er hatte sie zuerst ins Krankenhaus eingeliefert, dann anschließend hierher. Und seither ist Sesshoumaru-sama sehr an ihr und ihrem Wohlergehen interessiert, kommt jetzt jeden Freitag vorbei. Sie wartet auch immer auf ihn. Oh, nicht, dass Sie denken, dass irgendetwas Ungebührliches…“

„Nein, sicher nicht. Ich wundere mich nur gerade über seine väterliche Ader…“ war alles, was der Halbdämon noch sagen konnte. Er hatte die Begeisterung für seinen Halbbruder in den Augen des Mädchens gesehen. Und er wusste es selbst nicht, aber Sesshoumaru begann, ihn zu interessieren, jenseits aller Aktien und sonstigen Schwierigkeiten.
 

Als sich der Halbdämon am späten Nachmittag in der Eisdiele mit seinen Freunden traf, war er unsicher, was er ihnen alles von dem Tag erzählen sollte oder auch durfte. So meinte er: „Ich hätte nicht gedacht, dass das so ein stressiger Job ist. Dauernd telefonieren, mit allen möglichen Leuten irgendwo auf der Welt und so.“

„Und, wie war deine Halbbruder?“ erkundigte sich Sango: „Nett?“

„Er versuchte, es zu sein“, gab Inuyasha zu. „Aber er muss ja wohl auch….“ Er brach ab. Das mit den Aktien und der Übernahme sollte er doch nicht erzählen. „Jedenfalls soll ich am Sonntag zu einem Abendessen bei seiner Mutter vorbeikommen.“

„Das ist dann auch eine Dämonin?“

„Ja, sicher. Er ist doch kein Halbdämon.“

„Das Stipendium von Naraku Enterprises hast du abgelehnt“, meinte Kagome langsam: „Bekommst du es jetzt von Sesshoumaru?“

„So in der Art, ja.“ Er dachte kurz nach: „Mein…mein Vater….“ Das klang so eigenartig: „… hat was zurückgelegt für meine Ausbildung. Und da habe ich Anspruch drauf.“ Dass das Aktien waren, musste er ja nicht sagen.

„Dann bist du fein raus.“ Sie lächelte: „Das ist doch gut. Nächste Woche noch die letzten Prüfungen, am Montag und Dienstag und dann ist das Schuljahr ja praktisch vorbei.“

„Montag, ja. Da muss ich noch mal ins Jugendamt, aber erst Nachmittag. Und Vormittag diese Wirtschaftsprüfung…“ Er sah zu ihr: „Können wir am Wochenende das zusammen lernen? Da bist du viel besser.“

„Ja, natürlich.“ Immerhin hatte er ihr Mathe erklärt. „Kommst du morgen um zehn vorbei?“

„Ja, gern.“

„Wirtschaft solltest du wirklich lernen, Inuyasha.“ Miroku setzte sich aufrechter hin, um einen besseren Blick auf Sangos Hinterteil zu bekommen: „Wenn die Gerüchte, die der Abt gehört hat, den Tatsachen entsprechen, gehört dir bald ein netter Anteil am Taishou-Konzern. Also, bestimmt, wenn du volljährig bist. Allerdings gibt es wohl auch Gerüchte, dass da eine feindliche Übernahme läuft, ausgerechnet durch deinen Freund Kumo.“

„Naraku Enterprises?“ Sango nickte: „Wobei mir gerade auffällt: er heißt doch Nara Kumo. Der Name des Unternehmens kommt sicher daher. Man könnte ihn auch einfach nur Naraku nennen. – Hat er da nichts zu dir gesagt? Ich meine, du hast ihm doch erzählt, dass du...naja…dass du eben der Sohn von Inu no Taishou bist? Als du das Darlehen abgelehnt hast?“

„Ja, er hat was gesagt und auch Sesshoumaru, “ gestand Inuyasha widerwillig. „Aber ich soll da nicht drüber reden.“

„Schon klar“, meinte Miroku: „Aber dann ist auch klar, warum du so begehrt bist: du könntest bei einem solchen Übernahmekampf das Zünglein an der Waage sein, der, der alles entscheidet.“

„Und, wie wirst du dich entscheiden?“ fragte Kagome prompt.

Der junge Halbdämon zuckte die Schultern: „Ich weiß es nicht.“ Ein wenig müde ergänzte er: „Es wird langsam alles ein bisschen viel für mich, Leute. Seit Mutters Tod scheint mein Leben irgendwie vollkommen auf den Kopf gestellt zu werden.“ Etwas verwundert spürte er Kagomes Hand auf seinem Unterarm:

„Mach dir nicht zu viele Sorgen, ja? Wir lernen jetzt erst einmal Wirtschaft am Wochenende. Das hat Vorrang, denn wir schreiben es schon am Montag. Und es ist wichtig, das Schuljahr zu bestehen, nicht wahr?“

„Ja.“ Sie hatte recht und er atmete tief durch: „Danke, Kagome.“ Eins nach dem anderen. Genau so machte es Sesshoumaru mit seinem gedrängten Tagesablauf ja auch. Und der fand noch immer Zeit, in das Waisenhaus zu gehen. „Dann…bis morgen.“
 

**************************************************
 

Das Treffen scheint ja besser für Sesshoumaru gelaufen zu sein, nicht zuletzt dank Rin.

Im nächsten Kapitel Tag X minus einer Woche: Wochenende lernt der gefühlsmässig strapazierte Inuyasha eine Menge: Wirtschaft mit Kagome, romantische Gefühle und zwei vollkommen unterschiedliche Mütter näher kennen...
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (24)
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Von:  Schalmali
2010-07-10T20:05:48+00:00 10.07.2010 22:05
Das war wirklich interessant zu lesen, so der Ablauf des Tages. Die Chance nicht "ausnutzend" aber auch nicht ungenutzt lassend, wenn man anderne eh was erzählen musste. Bei der Reporterin hat unser Inuyasha ja ein erstaunlcih geschicktes Händchen bewiesen, ohne so recht zu wissen wieso. Süß ist der Einfall mit Rin, die Sesshoumaru dann immer mal besucht *schmunzel* Langsam nähert sich die Frist und ist wirklich spannend zu lesen, für so "Aktienkram" :D
Von:  Minerva_Noctua
2009-03-20T19:09:00+00:00 20.03.2009 20:09
Einfach hervorragend!
Sesshoumaru so entgegenkommend zu erleben ist in der Tat ungewöhnlich. Überdies ist es erfrischend die Brüderbeziehung ab dem Nullpunkt mitzuverfolgen. In der Serie kannten sie sich immerhin schon vorher.
Ich bin ein neuer AU-Fan, zumindest was diese Story angeht und das ist viel^^.

Bye

Minerva
Von:  Lizard
2009-03-08T17:42:42+00:00 08.03.2009 18:42
Gutes Kapitel! Ich fand's erstklassig.

Die zweite Begegnung von Inuyasha und Sesshoumaru und ihr Verhalten bzw. ihr Umgang miteinander und die Dialoge sind sehr gelungen. Alles sehr passend und realistisch.

Zusätzliche Würze bekommt das Kapitel durch die Klatschreporterin (das sorgt für eine amüsante Note) und durch den ebenfalls sehr gelungenen Einbau von Rin (diese Szene mit Rin finde ich im Vergleich zur Betaversion jetzt übrigens noch viel besser!).

Irgendwie könnte man ja sagen, dass Rin Sesshoumaru gerettet hat. Denn sie hat dafür gesorgt, dass Inuyasha noch eine ganz andere Seite von seinem Halbbruder zu sehen bekommt. Etwas, das den hin- und hergerissenen Halbdämonen mehr überzeugen könnte als Nara Kumos Schmeicheleien oder die Aussicht auf Macht und Reichtum.

Schön auch wieder die kleine Schlussszene mit Inuyasha, Kagome, Sango und Miroku (über den Letztgenannten muss ich immer lachen, wie er jede Situation für sein Spannerverhalten ausnutzt...^^). Auch kleine Nebenhandlungen behandelst du immer mit lobenswerter Sorgfalt. Das gefällt mir sehr!

Hier gibt's wirklich nichts zu kritisieren.
Von:  Tigerin
2009-02-19T20:30:43+00:00 19.02.2009 21:30
Ohhhhhh…. Wenn man eins sagen kann, dann auf jeden Fall, dass mir das Kapitel sehr gefallen hat.. *ggg*
Die Beziehung zu Sess scheint sich auch zu.. hm.. bessern? Jedenfalls scheint Inu ihn nicht mehr so schlecht von ihm zu denken? Nicht mehr zu misstrauisch zu sein? Irgendwie kann ich mich nicht entscheiden, wie ich das bezeichnen soll…^^“
Rin hat mir sehr gut gefallen.^^ Sind Sess und Inu noch zu ihr gegangen? Sie sollte für die Beiden zumindest nicht ansteckend sein. Zumindest nicht für Sess. Ein Dämon mit Windpocken? Eine lustige Vorstellung.
Ich war froh, dass Naraku nicht mir vorkam. Er ist eine Nervensäge. Ich hoffe nur, dass Inu sich „richtig“, also für Sess entscheidet..^^“
Ich freue mich auf das nächste Kapitel. Mal schauen, wie Inu sich am Wochenende mit Kagome beim Büffeln, oder bei Sess zum Mittagsessen schlägt..^^

LG, Tigerin

Von:  -Fluffy-
2009-02-18T11:14:57+00:00 18.02.2009 12:14
Hehe, ich glaube, sie haben sich beide gegenseitig überrascht. Beide haben den jeweils anderen unterschätzt. Denn wer hätte gdacht, dass Sess so nett (ich hasse das Wort) sein kann bzw. der Hanyou doch nicht so dumm ist, wie ursprünglich angenommen. Zusammen wären sie bestimmt ein gutes Team. Ich bin mal gespannt, wie lange dieses gegenseitige Einvernehmen anhält.
*knuddel*, das Fluffel
Von:  angel-sama
2009-02-17T12:13:47+00:00 17.02.2009 13:13
Find ich super das Rin auch dabei vor kommt, auch wenn sie nur in einem Waisenhaus lebt. Für Sesshoumaru war das auch nicht gerade schlechtes Marketing:)

Wie das Treffen mit Sesshoumarus Mutter wohl abläuft? Ob sie sich auch so zusammenreißen kann? Na ja, ich bin gespannt^^
Von:  Yaiko
2009-02-16T22:32:22+00:00 16.02.2009 23:32
tolles kapi ^^
rin hat inu ja shon fast überzeugt XD hoffentlich macht naraku jetzt keine doofen tricks <_< aber ich denke da kann man hoffen so viel hoffen wie man will.... v_v i-was buddelt der schon aus seiner trickkiste....

nyah, ich freu mich aufs nächste kapi XD
Von:  Cistus
2009-02-16T17:10:03+00:00 16.02.2009 18:10
Mit Rin hat Sesshoumarus Inuyasha bestimmt mehr beeindruckt, als alles andere. Inuyasha wird sicher drauf kommen das diese Sache kein Fake sein kann, da Sesshoumarus Rin schon vor dem Kontakt mit seinem Bruder gekannt und sich um sie gekümmert hat. Sesshoumaru hatte scheinbar auch nicht vor Inuyasha darauf aufmerksam zu machen. Damit dürfe er gepunktet haben. Natürlich fragt man sich jetzt, warum liegt ihm Rins Befinden am Herzen. Gut sein Wagen hat sie angefahren, aber er selber fuhr ja bestimmt nicht. Wenn er also die Arztkosten bezahlt und sie gut unterbringt.... OK, aber warum besucht er sie ständig? Könnte interessant werden das zu erfahren.

mfg
Cistus

Von:  Winifred
2009-02-16T15:20:47+00:00 16.02.2009 16:20
War klar das Rin nochmal sein musste, süß wie du sie eingebracht hast^^.
an sich soweiso ein super kapitel^^ wie immer halt..

freu mich schona ufs nächste, und auf unsere lieben zwei mütter^^ wer das wohl ist *grübel* xDD

lg
Fred
Von: abgemeldet
2009-02-16T14:40:16+00:00 16.02.2009 15:40
Ah, wirklich interessant, diese Wendung. Ich konnte das Waisenhaus erst in Verbindung mit Rin bringen, als die Heimleiterin von einem Mädchen sprach - und wieder finde ich es hervorragend eingebunden. Diese ganze Geschichte so auf die heutige Zeit projiziert, mit Daten und Fakten, die das gesamte Geschäftsleben um sovieles lebendiger wirken lassen. Man hatte den Ablauf eines Geschäftsführers vor Augen, die guten wie auch die schlechten Tagesereignisse. Die Reporterin war übrigens erste Sahne. Neugierig, bestimmt und dabei auf eine adrette Art über den Mund fahrend, verblüffend! Ich hoffe, sie druckt einen Artikel, in dem sie "meist fair" nicht ganz beachtet. ;-)
Tolles Kapitel, in dem mir besonders die Rolle von Miroku am Ende gefällt. Endlich mal jemand, der kombiniert und die Tatsachen ausspricht, die so gut versteckt werden. Aber der Vergleich der Mütter... nunja. Wen haben wir? Kagomes, Inuyashas - und Sesshoumarus Mutter. Eine interessante Mischung, keine Frage! Ich bin gespannt zwischen wem Inuyasha dann vergleicht.

Liebe Grüße
Morgi


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