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Auf den Hund gekommen

Lord Sesshoumarus 24.Fall
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ich wollte einmal darstellen, wie es Jaken schafft zu überleben.
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Es macht wirklich Spass einen dämonischen Teenager zu beschreiben... Komplett anzeigen

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Steuerprüfung

Kein Dämon oder gar Mensch hätte dem Hundeprinzen sein Unbehagen angesehen, als er durch das Schloss zum Arbeitszimmer seines Vaters schritt. Der Inu no Taishou hatte seinen Sohn rufen lassen – und schon die Tatsache, dass er dies durch einen menschlichen Diener getan hatte, deutete darauf hin, dass er verärgert war. Sesshoumaru hoffte zwar, dass sich dieser alte Narr von Kohei nicht über ihn beschwert hatte, aber es sah ganz danach aus. Dabei hatte er nur seiner Meinung freien Lauf gelassen, dass Steuern ihn wenig interessierten, das dazu gehörige Recht noch weniger und er das niemals brauchen würde und daher dieses Fach samt Lehrer unnütz wäre. Schön, Vater würde das kaum gern gehört haben und....

Abwarten, beschwor sich der Jugendliche. Vielleicht blieb es auch bei einem Tadel. Denn die Einfälle des Inu no Taishou waren bemerkenswert kreativ, wenn es darum ging seinen unbotmäßigen Sohn zu disziplinieren. Im ärgsten Fall, aber soweit wollte Sesshoumaru nicht einmal denken, musste er für einige Zeit zu seiner Mutter. So schlimm jedoch war nun diese Bemerkung doch auch nicht gewesen, wenn auch sicher unpassend, wie er allerdings nun erst erkannte.

Die Tür wurde vor ihm beiseite geschoben und er betrat mit einer Verneigung das Arbeitszimmer des Dämonenfürsten. Dessen stumme Handbewegung vor sich ließ seinen Sohn sich gehorsam vor ihn knien. Ja, eindeutig, Kohei hatte geplaudert, denn für gewöhnlich durfte er an der Rechten seines Vaters sitzen. Hierher musste er nur wenn ein Tadel kam – oder mehr. Unmerklich presste der Heranwachsende die Zähne zusammen, blickte jedoch höfisch gedrillt regungslos zu Boden. Ehe der Fürst ihn nicht ansprach durfte er nicht reden.

„Ich habe geglaubt, du wüsstest, dass ein Dämon unseres Standes nicht seinen Launen nachgibt.“

Kohei, es konnte nur Kohei gewesen sein, dachte Sesshoumaru, bewegte sich aber wohlweislich nicht. Es blieb ihm kaum etwas anderes übrig als sich die Strafpredigt anzuhören – sonst würde er nur selbst dafür sorgen, dass es härter wurde.

Langsam fuhr der Inu no Taishou fort: „Und schon gar nicht irgendwelche Launen auch noch ausspricht. - Nun, du wirst eine kleine Reise antreten. Du wirst dich in das Gebirge von Iwaaka begeben. Dort lebt ein mir untergebener Hundedämon namens Kano mit seiner Familie, der die Gegend verwaltet und für mich Steuern einzieht. Du wirst dies überprüfen.“

Eine Steuerprüfung inmitten der Einöde? Das also war die Strafe für seine unbedachte Bemerkung? Das war doch...

Der Fürst hatte durchaus gesehen, dass seinem Sprössling um ein Haar ein Protest entkommen wäre, und erhöhte die Sanktionierung: „Nach dieser Prüfung, die du gewiss ordentlich durchführen wirst, kommst du wieder her und übernimmst hier. Ich werde ebenfalls auf Reisen gehen, mich ein wenig entspannen mit der Jagd nach Feuerratten.“

Das war so ungerecht! Er hatte ihm doch versprochen, dass er das nächste Mal mitgehen dürfte. Die Jagd auf dämonische Feuerratten war faszinierend und damit erholsam. Aber dem Hundeprinzen war klar, dass jeder Kommentar, jede falsche Bewegung nur zu weiterer Straferhöhung führen würde. So senkte er wortlos den Kopf tiefer um seinen Gehorsam anzuzeigen.

„Nimm Sakura mit. Soweit ich weiß hat Kano einige Töchter und nur einen Sohn. Die Damen schätzen eine weibliche Heilerin, sei sie auch ein Mensch.“

„Ja, mein Herr und Vater.“ Töchter, Hundedämonen auch noch dazu. Hoffentlich waren die nicht in heiratsfähigem Alter. Nun, da wäre Sakura sicher ebenfalls brauchbar. Sie war überhaupt für ein Wesen der minderen Art recht nützlich. Leider konnte er ihr die Steuerprüfung nicht überlassen. Falls Vater dahinterkam, dass er auch nur versuchte ihn zu betrügen – und das würde dieser, denn der Herr der westlichen Länder war so gut informiert wie nur wer – wartete in der Tat großer Ärger auf ihn. Dagegen wären sechs Monate bei Mutter reiner Urlaub.

„Dann darfst du gehen.“
 

Sakura verbeugte sich eilig, als sie erkannte, wer da über den Hof zu dem kleinen Haus des Heilers kam. Oh je. Die Haltung war angespannt – Seine Lordschaft also nicht unbedingt guter Laune. Das konnte ja wieder etwas werden. Auch Neigi, ihr Lehrer hatte den Hundeprinzen bemerkt und verneigte sich, ebenso der menschliche Patient. Jedem war bekannt, dass Höflichkeit in diesem Fall sogar lebensrettend sein konnte.

Sesshoumaru blieb stehen: „Sakura, packe. Wir reisen sofort nach Iwaaka.“

Oh, er dachte daran, dass sie in ein Gebirge wärmere Kleidung mitnehmen sollte? Seit wann kümmerte er sich denn um ihre Befindlichkeiten? Aber sie nickte nur und eilte bereits in ihre Kammer.

„Ein Mord, Lord Sesshoumaru?“ wagte Neigi zu fragen. Als alter Freund des Inu no Taishou konnte er sich das erlauben.

„Steuerprüfung.“ Und eine Strafe für ihn, aber das würde er nie zugeben. Bei irgendeinem jämmerlichen Dämonen über dessen hingeworfene Unterlagen zu brüten statt mit seinem verehrten Vater auf Feuerrattenjagd zu gehen....Oh, das war....Aber er durfte sich nicht an diesem geschwätzigen Kohei vergreifen. Wenn er jetzt seinen Lehrer umbrachte würde Vater sicher außerordentlich streng reagieren.

„Ich werde mir dennoch erlauben die üblichen Medikamente und einen Heilerkoffer für Sakura zu packen.“ Neigi erhob sich, wenn auch den Kopf höflich geneigt: „Kano, nicht wahr? Er hat ja nur Töchter, wenn ich mich recht erinnere, aber auch zwei Frauen. Nein, auch einen Sohn.“

Nicht schon wieder Weiblichkeit. Nun gut, bei einer Steuerprüfung musste er sich nur notgedrungen bei der Begrüßung mit denen auseinandersetzen, danach konnte er sich auf den Hausherrn konzentrieren. Sollte doch Sakura sehen, was sie da machen konnte.
 

Als der Dämonenprinz mit Hilfe eines Dimensionsportals im Gebirge von Iwaaka erschien, ließ er Sakura, die er sich unter den Arm geklemmt hatte, fast fallen. Sie kannte das und es gelang ihr daher sich abzufangen, hastig ordnungsgemäß hinzuknien. Natürlich würde sie nichts zu der unbequemen Weise des Reisens sagen – dazu fand sie es immer noch zu faszinierend so mitgenommen zu werden, auf eine Art, die einem Wesen ihrer Gattung versagt war. Das zeigte ihr immer wieder nur zu deutlich, welche Macht eigentlich die hochrangigen Dämonen besaßen – und warum auch Seine Lordschaft Menschen so verachtete. Für ihn begann ein intelligentes Leben ja praktisch erst bei einem ranghohen Dämon.

Ohne sie anzusehen, sagte er: „Ich werde eine Steuerprüfung bei Kano durchführen. Er hat zwei Frauen und mehrere Töchter, halte dich zu ihrer Verfügung.“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Steuerprüfung? Seit wann machte der Erbprinz so etwas? Dazu verfügte der Inu no Taishou doch über genug Buchprüfer, sie musste ja nur an den einen Ermordeten vor zwei Jahren denken. War das ein Test auch für Seine Lordschaft? Aber natürlich wäre es undenkbar gewesen zu fragen – und ganz sicher schmerzhaft.

„Gehen wir.“
 

Das Haus, in dem die Familie der Hundedämonen lebte, entpuppte sich als kleines Landgut. Das Herrenhaus lag außer Sichtweite von dem geschäftigen, wenn auch rein menschlichen Treiben in Scheune und Stall in dem kleinen Dorf. Nicht besonders groß für ein Herrenhaus, dachte Sakura. Das schien kein mächtiger Mann zu sein, wenngleich hier wohl der Statthalter der Gegend für den Fürsten.

Das musste der Hausherr in dem dunkelblauen, einfachen Kimono sein, den vermutlich die Aura des Prinzen herauslockte, und der sich eilig verneigte, als er den unerwarteten Besuch erkannte. Er mochte um die Vierzig ein – was natürlich bei einem Dämon nicht stimmte. Aber die Heilerschülerin nahm das Alter der Dämonen gern so, wie sie sie sah – das machte es irgendwie natürlicher. Er trug seine langen, schwarzen Haare offen, sicheres Zeichen, dass er nicht in der Oberklasse der Hundedämonen spielte, die alle über weißes bis silbriges Haar verfügten.

„Ich grüße Euch, Lord Sesshoumaru. Was für eine erfreuliche Überraschung.....“

„Ich soll auf Wunsch meines Herrn und Vaters deine Bücher prüfen, Kano.“ Sesshoumaru war wirklich nicht in der Laune sich mit unwichtigen Höflichkeiten aufzuhalten.

„Äh...ja, natürlich, ganz wie der Fürst es wünscht....Äh.....“ Kano blickte zu Sakura.

Der Hundeprinz winkte: „Mein Herr und Vater bedachte die Anzahl der Frauen und Mädchen bei dir und sandte eine weibliche Heilerin mit. Ihr Name ist Sakura.“

„Oh, wie aufmerksam vom mächtigen Inu no Taishou. Kommt, bitte, Lord Sesshoumaru. Ich werde Euch ein Zimmer zuweisen lassen.....oder....?“

„Ja.“

„Aber erlaubt mir zunächst Euch meine Familie vorzustellen. - Ich...ich muss Euch mitteilen, dass meine zweite Frau, Kako, heute morgen verstorben ist.“

„Wie bedauerlich,“ hörte sich Sesshoumaru sagen. Hoffentlich, bitte, kein Mord!

„Nun ja, sie war ja doch schon ein wenig älter.....“ Er winkte eilig zum Haus hin, wo wohl die Familie neugierig herauslinste und begleitete seinen Gast in die große Halle, die hier sichtbar auch als Empfangsraum und Arbeitszimmer diente. Kano war nicht wohlhabend genug, um sich zu viele Räume leisten zu können.

Nur kurz darauf erschien eine Frau mit einer ganzen Kinderschar, alle mit langen, schwarzen Haaren, bis auf einen Jungen alles Mädchen. Sakura hätte fast den Kopf geschüttelt. Dieser Kano vermehrte sich ja wie ein Kaninchen. Und das, wo Welpen unter Hundedämonen doch so selten waren. Das waren sieben Mädchen und ein Sohn, alle...nun, unter Menschen hätte sie gesagt, jedes Jahr ein Kind.

Sie verneigten sich tief vor dem Hundeprinzen, der sie mit regungslosem Gesicht musterte.

Kano übernahm die Vorstellung: „Lord Sesshoumaru wird bei uns eine Steuerprüfung durchführen. Darf ich Eurer Lordschaft vorstellen....meine Frau Kirei, ihre Töchter Aimi, Ayaka, Beniko, Kaede, Hana und Azarni, sowie mein Erbe Akio. - Dies ist Kiku, die Tochter meiner verstorbenen zweiten Frau Kako.“

Akio, der Junge, war eindeutig der Jüngste, dachte Sakura, sagen wir, zehn. Dann Kiku, elf, Azarni, zwölf, Hana dreizehn, Kaede vierzehn, Beniko fünfzehn, Ayaka sechzehn und Aimi siebzehn....puh. Kano hatte es wohl solange versucht, bis er endlich einen Erben bekommen hatte. Sie wollte gar nicht wissen, wie viele Fehlgeburten die beiden Dämoninnen mitmachen hatten müssen. Das musste doch an einem Körper zehren. Kirei schien das jedenfalls besser verkraftet zu haben als Kako. Hm.

Kano fuhr fort: „Das ist Sakura, meine liebe Kirei. Sie ist Heilerin und könnte euch ein wenig zur Hand gehen. Ich meine, wir müssen ja trotz des Besuches Kako beerdigen.“

„Oh, ja,“ erwiderte die Hundedämonin mit einem raschen Blick auf das Menschenmädchen: „Sobald Ihr..ich meine, sobald Seine Lordschaft sie nicht mehr benötigt.....“

Als sich die Familie verneigte und wieder abmarschierte, fiel der Heilerschülerin auf, dass Azarni, Kireis jüngste Tochter, ein wenig seltsam ging. Anscheinend hatte sie einen Hüftschaden, erstaunlich, bei einem Dämonenkind. Wenn sie die Mädchen untersuchen sollte, müsste sie sich das einmal ansehen. Aber auch Akio, der Sohn, schien ein wenig vorsichtig aufzutreten. Gab es da irgend eine Krankheit in der Familie, die sich vererben konnte?

„Zeige mir mein Zimmer, Kano,“ befahl Sesshoumaru derweil: „Und danach, Sakura, geh.“

Heilerpflicht

2.<br>
 

Sesshoumaru warf nur einen Blick in dem Gästezimmer umher, ehe er dem Hausherrn mitteilte: „Du kannst gehen und die Unterlagen heraussuchen. Ich komme dann in dein....Arbeitszimmer.“ Das war nicht der Standard, den er von anderen Reisen her gewohnt war, aber es war kaum zu übersehen gewesen, dass Kano nur kinderreich aber sonst nichts war. Der junge Hundeprinz vermutete, dass Vaters Auftrag ihn eben deswegen hergeführt hatte. Hier eine Steuerprüfung durchzuführen war fast sinnfrei und nutzte außer einer gewissen Angst Kanos nur dazu ihm selbst eine Lektion zu erteilen. Er musste wirklich aufpassen, dass er seinen Unmut über langweilige Stunden nicht erneut Kund tat. Selbstverständlich hatte sein verehrter Vater Recht und es ziemte keinem Dämon mit seinen Launen hausieren zu gehen...Aber manchmal....

Nein, rief er sich zur Ordnung. Selbstbeherrschung war eine Tugend auf die beide Eltern ungewohnt einig Wert legten. Das schickte sich wohl auch für einen künftigen Fürsten. Er wollte gar nicht wissen, wie oft sich Vater bei Audienzen langweilte und dennoch schworen alle Besucher, er sei so aufmerksam und freundlich gewesen....

Er trat an das Fenster und blickte hinaus: „Wenn du diese Kako für die Beerdigung hergerichtet hast, komm unverzüglich hierher.“

Sakura, die bereits auf ihrem gewohnten Platz niedergekniet war, verneigte sich nur. Da wollte jemand hier wohl sehr schnell wieder weg. Zu ihrer Überraschung wurde die Tür einen Spalt beiseite geschoben und eine kindliche Stimme flüsterte:

„Heilerin? Kann ich kurz mit dir reden?“

Sie warf einen besorgten Blick zu Kanos Nachwuchs hinaus, dann zu Seiner Lordschaft. Der Dämonenprinz hatte das sicher vernommen, drehte sich jedoch nicht um, um den Sohn des Hauses zu tadeln oder gar zu strafen. So verneigte sie sich eilig gegen ihren Herrn, um sich wortlos für dessen Zustimmung zu bedanken, ehe sie die Tür weiter öffnete. „Komm herein. Du bist Akio....?“

„Ja.“ Der Junge krabbelte herein und verneigte sich ebenfalls gegen den Gast. Er hatte noch nie seinen Vater derart in Hektik gesehen wie bei dessen Ankunft. Um nicht zu sagen, verängstigt. Er hatte ihn sofort zu Mutter geschickt und war hinausgeeilt. Aber der Lord wandte ihm nach wie vor den Rücken zu. Er war vermutlich uninteressant, den Göttern sei Dank.

„Bist du krank?“ erkundigte sich die Heilerschülerin, der aufgefallen war, dass der, nein, sie sollte wohl nicht an einen Zehnjährigen denken, dass der kleine Dämon verletzt war oder Ärgeres. Auch eine seiner Schwester hatte Probleme mit dem Gehen, ungewohnt bei diesem Volk.

„Nein,“ protestierte der Junge eilig, wenn auch gedämpft, mit einem vorsichtigen Blick zu dem Halbwüchsigen am Fenster. „Ich...ich hatte vor einiger Zeit einen Trainingsunfall. Aber irgendetwas ist mit dem Bein nicht in Ordnung. Es heilte, aber wir haben ja keinen Heiler.....“

„Setze dich her und zeige es mir.“ Sie kannte dämonische Selbstheilungskräfte und selbst, wenn das hier recht schwache Hundedämonen waren, so konnte nach Wochen Schmerzen wirklich etwas nicht stimmen. Sie wartete, bis er seine Hose emporgezogen hatte. Selbst mit bloßem Auge war zu erkennen, dass sich im Schienbein eine Verdickung befand. „Ich taste dich ab, Akio. Das mag wehtun, aber du bist sicher tapfer. - Darum möchtest du auch nicht, dass dein Vater davon erfährt, nicht wahr?“

„Ja.“ Der kleine Hundedämon sah erneut zu dem regungslosen Rücken: „Ich....es ist manchmal sicher enttäuschend für ihn, dass ich der einzige Sohn bin. So hat er nur einen, auf den er alle Hoffnungen setzt....“ Er holte tief Atem, wagte jedoch nicht den Schmerz laut werden zu lassen.

Sakura nickte: „Du hattest dir das Schienbein gebrochen. Deine Selbstheilungskräfte haben das auch so zusammenwachsen lassen, aber es passte nicht. Vermutlich bei einem Kampftraining, nicht wahr? Die Knochen sind verrutscht und dann erst zusammengewachsen. Ein Heiler hätte das einrenken können, aber es gibt ja keinen hier....?“

„Nein. Mutter und Aimi, meine älteste Schwester, kümmern sich darum. Meistens, aber ich wollte das ja.....naja....verstecken. Kann.....kann man das nicht mehr in Ordnung bringen?“ Das klang kleinlaut.

Sakura empfand Mitleid, aber sie erwiderte ehrlich: „Schon, aber...du bist ein Hundedämon und ich nur ein Mensch. Mir fehlt die Kraft dir diesen Knochen erneut zu brechen, damit ich ihn dann ordnungsgemäß einrenken kann.“

Akio nickte: „Ich muss zum Mindesten mit meiner Mutter reden, damit sie das tut...Wie beschämend.“

Sakura spürte eher als sie es sah, wie jemand neben ihr auf ein Knie ging. Sicher, dass Seine Eisigkeit nichts mit Kindern anfangen konnte, ja, auch bei Heilungen eher Abstand hielt, blickte sie sprachlos seitwärts.

„Wo?“ fragte Sesshoumaru nur.

Die Heilerschülerin neigte eilig den Kopf und legte ihre beiden Hände als Begrenzung um das Bein: „Danke, Lord Sesshoumaru,“ sagte sie jedoch höflich. Nun ja, auch ein wenig besorgt: sie hatte zugegeben keine Ahnung ob und wieweit er seine Kräfte bei einem kleinen Dämon zurückhalten würde, der sichtlich schon so gewisse Furcht vor ihm hatte.

„Ja, danke, Euer edle Lordschaft“ erklärte auch der Hundejunge bemüht höflich, der irritiert war, dass ein so mächtiger Mann ihres Volkes sich um die Probleme eines Kindes kümmerte. War der etwa gar nicht so schlimm wie sein Vater fürchtete? Aber – das ging ihn sicher nichts an. Jetzt musste er nur zusehen, dass er sich dieser Fürsorge auch als wert erwies, nicht aufschrie, wenn das Schienbein erneut gebrochen wurde, sich und seine Familie nicht blamieren. Er schloss die Augen.

„Akio!“ tadelte Seine Lordschaft prompt.

Sakura übersetzte mehr automatisch: „Sieh hin. Ein Krieger muss sich dem stellen, wovor er Angst hat.“ Nun ja, auch sie fand die Aussicht ihre beiden Hände gleich neben den mörderischen Klauen zu haben ein wenig besorgniserregend, aber es war die richtige medizinische Entscheidung. Nur dann konnte sie den Knochen einrenken, dieser wieder gerade zusammenwachsen. Aber, es war nur zu verständlich, dass der Hundejunge gewisse Panik schob, anerzogene dämonische Selbstbeherrschung hin oder her. Er konnte jedenfalls sicher viel besser als sie selbst die Macht Seiner Eisigkeit einschätzen. Außerdem war das ein kleiner Junge mit Angst....

Aber ihr war auch klar, dass tröstende Worte Akio bloßstellen und vermutlich eher Lord Sesshoumaru prompt davon abbringen würden zu helfen. Manchmal war das Leben mit Dämonen nicht einfach, aber in solchen Situationen hätte sie definitiv lieber ein menschliches Kind vor sich, das sie trösten, ablenken konnte – und das nicht soeben vom Erbprinzen seiner Gattung wegen Feigheit getadelt worden war.

Akio blickte folgsam mit tiefen Einatmen und gleichzeitig doch fast bemüht die Augen zuzukneifen hin, sah, wie die Hand kurz gehoben wurde, dann mit einer überaus raschen Bewegung und einer Welle an dämonischer Energie auf sein Bein fiel. Was war schlimmer? Der Schmerz oder die Erkenntnis, wie sehr er soeben ausgesprochen gnädig behandelt worden war? Diese Energie, diese Macht – da konnte seine komplette Familie nie mithalten. Vater hatte bestimmt Recht diesen Jugendlichen zu fürchten, der jetzt aufstand als sei nichts gewesen und wieder zum Fenster schritt. Er hatte ihm geholfen, einfach so, bestimmt einer der mächtigsten zehn Dämonen ganz Japans. Den konnte doch kaum jemand besiegen. Natürlich, der Inu no Taishou, aber sonst....Akio atmete nun erst aus, da auch die Heilerin ihre Hände von ihm nahm. „Und jetzt?“ fragte er, die Stimme noch ein wenig zittrig vor Aufregung und Schmerz.

„Es ist schwierig.“ Sakura nahm aus der Heilertasche eine Bandage: „Ich binde es fest, um dem Knochen Halt zu geben. Das solltest du eine Weile umlassen. Wie du das deinem Kindermädchen erklärst, musst du sehen.“

„Oh, ich habe keines. Wir...wir haben nicht soviel Personal, weißt du, Heilerin. Die älteren Geschwister kümmern sich um die jüngeren.“

„Ja, natürlich.“ Sie verband den neuen Bruch. Der Kleine war tapfer – aber was war nur in Seine Lordschaft gefahren? Vermutlich gab es einfach die schlichte Erklärung, dass er die Klemme einer peinlichen Verletzung und die Position des einzigen Erben, der alle Erwartungen seiner Eltern trug, nachvollziehen konnte. Und Lord Sesshoumaru verfügte ja nicht einmal über Geschwister, Schwestern, die verheiratet werden sollten und so auch eine gewisse Aufmerksamkeit erhielten, keinen Bruder, an dem er sich manchmal reiben oder auch Halt finden konnte. Er war immer allein.

Noch während sie die Heilertasche schloss, verschwand Akio, das neu gebrochene Bein sichtlich schonend. Hoffentlich würde das gut gehen. Sie verneigte sich, wartete noch auf einen Befehl, aber der kam nicht. Nun, wozu auch. Sie hatte bereits einen erhalten: die Tote vorbereiten und dann wiederkommen. Hoffentlich sah die Dämonin noch einigermaßen aus....aber Kano hatte ja gesagt, dass sie heute morgen erst verstorben sei. Da konnte es nicht so schlimm werden.
 

Sie kannte sich im relativ kleinen Anwesen nicht aus, aber als sie eines der Mädchen traf, war sie fast sicher, dass sie erwartet worden war. Das musste die Drittälteste sein, Beniko, ein Mädchen von vielleicht fünfzehn Jahren, wenn man es in ein Menschenalter umrechnete. So fragte sie: „Ich soll in das Zimmer der Verstorbenen. Wärst du so nett mich zu führen?“

„Ja, natürlich. Komm. - Wir und Mutter haben unser Zimmer dort, Kako und Kiku auf dieser Seite. Jetzt ist Kiku auch bei Mutter. Sie wäre ja sonst allein mit...der Verstorbenen.“

„Das ist nett von deiner Mutter. Wenn ich mich recht entsinne ist Kiku das jüngste Mädchen.“

„Ja, nach ihr wurde nur noch Akio geboren. Endlich. Vater war dann sehr zufrieden. Und Kako war doch schon deutlich älter als Mutter. Nun ja, auch nur eine Nebenfrau, aber Vater wollte sie wohl nicht rauswerfen, als Großvater starb. Oh, das weißt du ja nicht. Sie war zuvor mit Großvater verheiratet, aber da war er schon alt und sie recht jung....Da hatte sie kein Kind, und auch lange mit Vater nicht. Hier sind wir. Entschuldige, Heilerin. Ich rede zu viel. Aber ich, wir alle, haben so gut wie nie jemand auf Besuch. Und schon gar keinen Menschen, der mit einem Dämonen kommt. Lord Sesshoumaru ist doch noch unverheiratet?“

Ah, daher wehte also der Wind. Die jungen Hundedamen rechneten sich Chancen aus. Na, die konnten sie streichen: „Meines Wissens hat der mächtige Inu no Taishou bereits eine Ehe arrangiert....“ formulierte sie vorsichtig.

„Ja, natürlich.“ Beniko seufzte: „Aber Mutter deutete schon an, dass es schwer wird, so viele Mädchen zu verheiraten, zumal, wenn man ihnen keine genügende Mitgift geben kann. Da bleibt einem nur die Aussicht auf eine Neigungsehe. Und vor mir sind sowieso Aimi und Ayaka dran. Sie sind älter. - Hier. Uh....“ Sie hatte die Tür geöffnet: „Ich...bleibe draußen.“

Das konnte sich Sakura vorstellen. Im Zimmer herrschte nicht gerade ein angenehmer Geruch. Sie ging hinein, warf einen professionellen Blick auf die tote Dämonin. Noch während sie die hölzernen Fensterläden öffnete, rief sie: „Beniko, ich würde Wasser benötigen. Viel Wasser in zwei Eimern.“

„Ich bringe es dir, Heilerin.“ Das jugendliche Hundemädchen war froh dem Geruch entkommen zu können.

Sakura trat zu der Toten. Vierzig hätte sie ihr als Mensch gegeben – und offenbar war ihr Ableben schmerzhaft und unerfreulich gewesen, begleitet von Leibkrämpfen, Erbrechen und Durchfall. Nur, warum? Mehr aus gewohnter Übung blickte sie sich im Zimmer um, zumal, als sie an den verkrampften Klauen eine kleine Pflanze entdeckte, die sie kannte. Tatsächlich. In einem Korb neben dem Lager befanden sich weitere davon. Aber – das konnte doch so etwas nicht auslösen? Sie kannte Lavendelheide als Heilpflanze, eigentlich nicht gefährlich für Patienten, so dass ihr verehrter Lehrer sie sogar bei menschlichen Kindern einsetzte. Sicher, die Dosis machte das Gift und wenn Kako tatsächlich praktisch den ganzen Korb allein gegessen hatte, wäre es wohl möglich.....Aber welcher Hundedämon war so töricht eine doch medizinisch relevante Pflanze in derartigen Mengen zu verspeisen? Schön, sie besaßen hier keinen Heiler, halfen sich wohl nur gegenseitig, aber.....gab es da keinen Instinkt, der sie warnte?

Sie musterte den Korb, ehe ihr Blick in mittlerweile ausgiebiger Übung durch das restliche Zimmer glitt. Neben einem Schreibplatz stand eine leere Teetasse, nur gefüllt noch mit kleinen dunklen Raspeln und dem Bodensatz. Sie bückte sich und nahm sie auf, roch daran, testete mit einem kleinen Finger mehr als vorsichtig den Geschmack. Unverkennbar.

Das war kein gewöhnlicher Tee sondern ein Heiltee. Nur – hatte diesen die Tote selbst zubereitet, Kirei oder eines der Mädchen? Gleich. Es handelte sich offensichtlich um fein geriebene Alraune. Und diese kannte Sakura als gefährlich. Neigi-sama benutzte sie als schmerzstillendes Mittel, manchmal auch, um Menschen bei einer Operation in einen Schlaf versinken zu lassen, aber er hatte sie stets davor gewarnt. Eine Überdosierung führe zu Verwirrtheit, Schläfrigkeit, aber auch zu Halluzinationen. Welche Krankheit hatte Kako befallen, dass sie sich von so etwas wie Alraunentee Heilung versprach? Lavendelheide jedoch wirkte bei Haustieren und Menschen gegen Insekten und auch Wurmbefall. Galt das auch für Hundedämonen? Das konnte sie kaum Seine Lordschaft fragen.

Aber sie musste ihn davon in Kenntnis setzen, dass es sich um keinen natürlichen Todesfall handelte. Selbstmord, Mord oder ein Unfall...Nein, das würde ihn nicht freuen.

Zweckoptimismus

3.<br>
 

Lord Sesshoumaru wandte seinen Kopf, als er auf dem Weg zum Arbeitszimmer, oder eher, des Mehrzweckraumes Kanos, bereits wieder Sakuras Witterung in die Nase bekam. Sie roch nach Tod und anderem, nicht verwunderlich bei einer Heilerin mit ihrem Auftrag – nur, was machte sie hier schon wieder? Sie konnte die Verstorbene doch nicht schon für deren Beerdigung außerhalb des Hauses fertiggemacht haben. Selbst in Gedanken weigerte sich der Dämonenprinz dieses bescheidene Gutshaus als Schloss zu bezeichnen.

Die Tatsache, dass sie sich nicht nur eilig vor ihm niederkniete – das erwartete er schließlich - sondern die Stirn auf den Boden presste, ließ ihn Übles ahnen. „Nun?“

Tja, gute Frage, dachte sie in durchaus berechtiger Sorge um ihr eigenes Wohlergehen, begann dann aber nur geübt sachlich: „Ich bitte Euer Lordschaft um eine Entscheidung. Kanos Zweitfrau Kako starb offenkundig an einer Überdosis Lavendelheide. Zuvor hat sie anscheinend einen Alraunentee getrunken, der Verwirrtheitszustände und Halluzinationen bis hin zu Atemlähmung auslösen kann, wenn er nicht richtig dosiert wurde.“ Hoffentlich würde diese nüchterne Aussage ihn erst einmal zu Nachfragen bewegen...

„Lavendelheide?“

Schön. Noch lebte sie: „Sie wächst weitverbreitet in den Wäldern, wird aber auch in Gärten angebaut. Leicht zu bekommen. Mein verehrter Lehrer stuft die Giftigkeit von Lavendelheide gering ein, er verwendet sie als Medizin selbst bei kleinen Menschenkindern. Dennoch ist, wie Euer Lordschaft selbstverständlich bekannt ist, jede Medizin auch ein Gift. Nur bei mehr als großem Verzehr, der hier allerdings wohl vorliegt, kann es zu Leibkrämpfen, Durchfall und Erbrechen kommen, das letztendlich, zumal in Verbindung mit Alraune zu einer Überbelastung des Herzens führen kann.“

„Kein natürlicher Tod?“ Das durfte doch einfach nicht wahr sein!

Oh jemine....da klirrte der Frost. Aber eine Antwort war wohl mehr als angebracht: „Nein, Euer Lordschaft. Ob Unfall oder Mord, vermag ich bescheidener Mensch nicht zu sagen.“

Es half nichts. Sein Vater würde nachfragen – und auf eine mögliche Verlängerung oder auch Erhöhung seiner Strafe legte er nicht den mindesten Wert. Also musste er wohl in den vergrabenen Knochen beißen: „Wogegen verwendet Neigi Lavendelheide? Und Alraune?“

Gut, sie selbst schien aus der Gefahrenzone: „Alraune als Schmerzmittel, Lord Sesshoumaru, auch, um Operationen für den...Menschen leichter werden zu lassen, aber auch als Schlafmittel. Aufgrund ihrer hohen Giftigkeit und der genauen Dosierungsnotwendigkeit darf ich sie noch nicht verwenden. - Lavendelheide wird von Neigi-sama eingesetzt, wenn Menschen....äh...Krätze oder Würmer haben oder anders von Insekten befallen sind, bei Krätze nur äußerlich.“ Mehr ehrlich als taktisch sonderlich klug ergänzte sie: „Ich weiß nicht, wie das bei Hundedämonen ist und wie mein Lehrer sie behandelt.“ Dämonen zogen bei ab und an vorkommenden Heilernotwendigkeiten den Dämon dem Menschenmädchen doch vor.

Am liebsten hätte er ihr einen Tritt verpasst, aber davon würde sie Neigi und dieser seinem Vater erzählen, wenn der alte Heiler blaue Flecken oder gar Brüche an seiner Schülerin entdeckte. Das gäbe vermutlich mehr als Ärger mit dem Herrn aller Hunde, wenn er selbst erneut bewies, dass er seine Launen nicht unter Kontrolle hatte, zumal, wenn die Dienerin nicht nur aufmerksam sondern auch überaus sachlich geblieben war. Nun ja, wenn man vom letzten Satz absah. Als ob ER je Krätze, Würmer oder sonst etwas auch nur bekommen würde. Schön, bei Kano und dessen jämmerlicher Familie mochte das anders aussehen. „Geh zu der Toten zurück. Ich werde mit Kano kommen.“ Er zwang sich nicht hörbar vor diesem minderen Wesen durchzuatmen. Dieser Aufenthalt wurde wahrlich mehr als lästig. Nervend, geradezu. Aber er konnte wirklich kaum zurückkehren und Ungeklärtes berichten. Vater war sowieso bereits erbost....

„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Immerhin schien sich sein gewisser Zorn nicht auf sie zu richten. So stand sie erleichtert auf und eilte in das Zimmer zurück, wohl wissend alles unberührt lassend, sicher, dass sie nicht lange warten müsste.

Seiner Eisigkeit war in dieser Stimmung nicht zu unterschätzen und es würde ihm ohne viele Worte gelingen dem Hausherrn klar zu machen, dass der nicht nur eine Steuerprüfung am Hals hatte sondern gegebenenfalls ein ungleich größeres Problem.
 

Sie irrte sich auch nicht. Nur Minuten später betrat der Hundeprinz den Raum, gefolgt von einem Kano, der sichtlich den Eindruck erweckte den Schwanz seiner Hundeform irgendwo zwischen seine Hinterläufe eingezogen zu haben. Während Seine Lordschaft einen forschenden Blick durch das Zimmer schweifen ließ, um beruhigt festzustellen, dass Sakura gründlich gearbeitet und ihn somit nicht der Lächerlichkeit preisgegeben hatte, betrachtete Kano seine tote Gemahlin.

„Sie...sie starb nicht angenehm?“ fragte er die Heilerin, ehe er daran dachte, dass man einem Höherrangigen nicht vorgriff.

In Anbetracht der Tatsache, dass es hier doch immerhin um die tote Ehefrau ging, warf ihm Sesshoumaru nur einen eisigen Blick zu. Er sollte ja nicht immer so temperamentvoll reagieren, sagte jedoch: „Rede nur, wenn du gefragt wirst. - Das ist Kako. Wer war sie?“

„Meine....meine Zweitfrau. Ja, sie war ein wenig älter als ich.....“

Das tat eigentlich nichts zu Sache, aber ein rascher Seitenblick bewies dem unwilligen Ermittler, dass Sakura den Kopf ein wenig hob. Da gab es also noch etwas: „Weiter.“

„Also, eigentlich war sie meine erste Frau, vom Alter her, aber eigentlich ist das doch Kirei.....“ stammelte Kano, erkannte dann umgehend, dass die wirklich goldenen Augen vor ihm rot wurden, noch ehe er das Aufflammen der Energie spürte, und neigte eilig den Kopf: „Ich bitte Euer Lordschaft um Vergebung. Äh...sozusagen,...Ich heiratete Kirei kaum dass wir erwachsen waren. Kako war kaum...nun, etwas älter als Kirei und als mein Vater starb und sie kinderlos zurückblieb, heiratete ich sie auch. Sie...sie hätte sonst so dagestanden.“

Familiäre Verwicklungen! „Die Damen kamen miteinander aus?“

„Ja, sie waren Freundinnen.“

Hm, dachte Sakura. Möglicherweise war das bei Dämoninnen anders – vielleicht auch, weil Kako ja lange kinderlos blieb, während Kirei eine Tochter nach der Anderen bekam.

Sesshoumaru nahm diese Behauptung ebenso stillschweigend zur Kenntnis, wagte aber aus gewisser leidvoller Ermittlungserfahrung zu bezweifeln, dass Frauen überhaupt miteinander auskamen, und da brauchte er nur an die immerhin geschwisterlich verbundenen Schneefrauen zu denken. Aber Denken war bei Kano sowieso anscheinend Glückssache und er fragte sich langsam, wie dieser Hundedämon zu dieser Aufgabe gekommen war. Als gesetzlicher Erbe, weil Vater nichts gegen ihn vorbringen konnte und es so Unruhe unter dem Volk gegeben hätte? Möglich. „Nach langen Jahren wurde Kako auch einmal schwanger und bekam die Tochter Kiku.“

„Äh, ja, Lord Sesshoumaru. Aber dafür kann ich doch nichts. Ich meine, sie war auch bei meinem Vater kinderlos und Frauen können das doch selbst regeln. Nun ja, nachdem Kirei nach Azarnis Geburt so lange krank war, habe ich Kako wohl ein wenig öfter besucht, aber das kann doch dann nichts mit der darauf folgenden Geburt zu tun haben....“
 

Ihr Götter helft, dachte Sakura. Glaubte Kano an den Storch? Seine Eisigkeit hatte für ähnlich unlogische Gedankengänge bereits dem Anderen eine Abkürzung ins Jenseits beschert – oder ihm zumindest den Weg angedeutet. Er schien jedoch heute von überaus seltenem Langmut, was ihrer Meinung nach zumeist auf gewissen Ärger als Sohn seiner Eltern zurückzuführen war. Gleich. Das hatte sie nichts anzugehen. Jedenfalls: wenn Kirei nach der Geburt der sechsten Tochter leidend war, so leidend, dass selbst ihr Kaninchen-Angetrauter sie nicht mehr besuchte, könnte der Fehler, der ihr selbst bei Azarni im Gang aufgefallen war, auch von einer schweren Geburt herrühren. Immerhin konnten sich die Damen nur selbst helfen und ein professioneller, selbst menschlicher, Heiler war weit. Hm. Womöglich war die Mutter nach sechs Geburten oder noch dazu wie vielen Fehlgeburten körperlich erschöpft? Bei Akio bemerkte man so nichts, aber er hatte sich ja, wie er gesagt hatte, bei einem Trainingsunfall das Bein gebrochen. Womöglich eine gewisse Folge der Erschöpfung seiner Mutter? Neigi riet Frauen der Menschen, die viele Kinder nacheinander bekamen und erst recht deren Ehemännern zur Schonung, um weiterhin gesunde Kinder bekommen zu können, ein Argument, das die meisten Bauern einsahen. Wer wollte oder konnte auch nur schwächliche oder gar kranke Kinder mit durchfüttern? Sie richtete ihre Aufmerksamkeit eilig auf ihren Herrn, da ihr Name fiel

.„Stand hier nur eine Tasse?“

„Ja, Lord Sesshoumaru, zumindest, als ich den Raum betrat. Es fand sich auch keine für mich sichtbare Spur einer zweiten.“

„Gut. - Mach sie fertig. Kano, bringe deine Unterlagen zu mir in das Gästezimmer. Und schicke irgendwen um Kirei.“

„Äh, vergebt Euer Lordschaft, aber wir haben keine Diener....“ Kano lächelte entschuldigend.

Nur die kurzzeitig verkrampfte rechte Klause des Hundeprinzen verriet seinen steigenden Ärger: „Sakura, hol sie, sag aber nicht warum, dann mach die Tote fertig. - Kano, die Unterlagen!“ Und darin lag gewisser Nachdruck. Selbstbeherrschung hin oder her...Vater würde doch Verständnis haben, wenn einem bei derartigem Unverstand die Hand ausrutschte. Hoffentlich. Nun, noch konnte er sich beherrschen – und wäre hoffentlich schnell hier wieder weg. Kireis Geständnis und fertig. Falls sie es war und kein Selbstmord, Unfall oder irgendetwas anderes.
 

Als Sakura hastig von Kireis Zimmer, das recht groß war, sie sich aber auch mit sämtlichen Kindern teilte, zurücklief, hörte sie hinter sich:

„Heilerin.“

Sie drehte sich um. Das war – hoffentlich - die zweitälteste der Töchter. Ayaka. Bei Menschen hätte sie sie auf sechzehn geschätzt: „Ja....Ayaka?“ Da die junge Hundedämonin seufzte, befürchtete sie schon, sie habe sie verwechselt.

Aber diese meinte: „Du hast dir wirklich nach der einen Vorstellung unsere Gesichter und Namen gemerkt? Oder...ich sollte Euch wohl höflicher anreden, Sakura-san. Ihr seid Neigis Schülerin, wurde mir gesagt.“

„Danke, Ayaka-san.“ Dann sollte sie auch verbindlicher werden: „Was kann ich für Euch tun?“

„Soll ich Euch bei Kako helfen? - Es ist keine unziemliche Neugier,“ meinte das Mädchen hastig: „Ich....ich mache das wirklich gern. Aus zwei Gründen: Kako war immer sehr nett zu mir, zu uns, und zum anderen: ich wäre gern Heilerin geworden, aber das ging nicht.“

„Oh. Kommt nur. Hat es Euer Vater verboten?“ Das wäre selten dämlich, auch, wenn ihr Kano bislang nicht gerade wie ein Ausbund an Intelligenz erschienen war. Bei so vielen Töchtern ohne Mitgift oder nur geringer musste er doch um jede froh sein, die sich künftig allein durchschlagen konnte

„Nein, nein. - Er bat sogar Keiki-sama um eine Probezeit für mich, die sie auch freundlich bewilligt. Aber es ging eben nicht.“ Ein wenig bitter ergänzte sie: „Zu wenig Verstand. Ich konnte mir in dem Monat, den ich bei ihr war, kaum etwas merken. Sie meinte, das habe so keinen Sinn. Darum würde ich gern wissen, wie anders Ihr seid, zumal Ihr ja auch nur ein Mensch seid....Verzeihung. Das war wohl unhöflich.“

„Nein, es stimmt ja, ich bin ein Mensch. Aber ich habe ein ganz ordentliches Gedächnis, ja. - Ich fürchte, Neigi-sama stellt auch recht hohe Ansprüche, die ich auch nicht immer erfüllen kann. Habt Ihr schon einmal daran gedacht in die Heilerschule zu gehen? Dort lehren und lernen Menschen und Dämonen.“

„Ja. Aber die verlangen Geld. Was Vater nicht hat. Überdies hätte Aimi als Älteste dann Vorrang. Auch hier macht sie ja alles gemeinsam mit Mutter. Ich kann nur ab und an mal mitlesen oder mitmachen. Dabei würde ich gern...Nun ja. Beniko hofft sowieso auf eine reiche Ehe und Aimi will auch heiraten. Da muss ich wohl dann auch durch.“

Sie öffnete die Tür und verzog unmerklich die feine Hundenase, ehe sie feststellte: „Ah, Wasser habt Ihr schon.“

„Ja. Kommt, Ayaka-san. Und wegen der Heilerschule.....soweit ich weiß gibt es dort auch die Möglichkeit kostenlos zu lernen. Zwar nicht vollständig als Heiler aber doch als Gehilfin. Falls Euer Vater den mächtigen Inu no Taishou bittet....“

„Oder Lord Sesshoumaru?“ Ayaka tauchte die Tücher in einen Eimer, während Sakura die Decken zurückschlug, ehe sie zugab:

„Ich fürchte, ihn eher nicht.“

Frauengeheimnisse

Kano durchstöberte eilig seinen Arbeitsplatz. Wo hatte er nur die Papiere des letzten Jahres hingelegt? Natürlich hatte er ordnungsgemäß abgerechnet, wie er glaubte, wer würde schon wagen, den Inu no Taishou zu betrügen, aber... Ja. Jetzt hatte er einen Steuerprüfer im Haus, oh, nicht nur irgendeinen sondern gleich den Erbprinzen, was schon auf gewisses Misstrauen des Fürsten schließen ließ, und genau jetzt fand er diese Unterlagen nicht. Wo waren sie nur....? Hektisch drehte er sich um und musterte die Kissen auf der anderen Seite des Empfangsraumes, die für – seltene - Gäste bereitgelegt worden waren. Dort drunter womöglich? Aufgeregt ließ er die Kissen durch den Raum fliegen.
 

Seine Lordschaft hatte bereits gehört, dass zwei Personen kamen und drehte sich um, als die Tür seines Gästezimmers beiseite geschoben wurde. Als er Kirei und ihre älteste Tochter Aimi entdeckte, verengte er ein wenig die Augen, eine Handlung, die Leute, die ihn gut kannten, dazu bewogen hätte unverzüglich rückwärts robbend das Zimmer zu verlassen.

Die zwei schwarzhaarigen Hundedämoninnen nahmen das deutliche Zeichen der Verärgerung nicht wahr, sondern knieten sich höflich nieder, sahen allerdings direkt zu ihm auf.

Flegelhaft, ungehobelt, da möchte man doch...dachte er, sagte aber nur, bemüht seine Stimmung unter Kontrolle zu halten: „Ich wollte Kirei sprechen. Hat der Mensch das falsch ausgerichtet?“

Die Dame des Hauses bemerkte, dass sie einen Fehler begangen hatte: „Oh, nein, Lord Sesshoumaru, aber da Aimi, meine Älteste, alles von mir lernen soll und alles mit mir macht, dachte ich....“

Der Hundeprinz hatte kurz seine Energie aufwallen lassen, um sie zu unterbrechen, meinte jedoch ruhig: „Du denkst? - Aimi, warte draußen.“

Verschreckt über das, was in dem scheinbar so gelassenen Ton und hinter der gezeigten Macht verborgen war, nickte das Mädchen eifrig und gehorchte.

Ihre Mutter schien verwundert: „Ich begreife nicht, Lord Sesshoumaru....“ Sie zupfte jedoch fahrig an ihrem zweilagigen Kimono.

Natürlich. Dachte in dieser Familie überhaupt jemand? „Kako ist tot.“

Kireis Verwirrung stieg sichtbar: „Äh, ja, das weiß ich. Ich fand sie.....“

„Fiel dir gar nichts an ihr auf?“

„Sie hatte anscheinend diese Lavendelheide gepflückt und geradezu bergeweise gegessen.“

Immerhin. „Und es erscheint dir nicht bei einer Hundedämonin seltsam, dass sie...das isst?“

„Ich dachte, dass sie...krank sei und es mir nicht sagen wollte. Alle Krankheiten, für die ich Lavendelheide benutzen würde, sind doch etwas....peinlich zu erwähnen.“

„Du kennst dich mit Kräutern aus.“

„Nun ja, Lord Sesshoumaru. Ich bin jedoch keine Heilerin. Aber eben das, was man so zuhause mitbekommt....Darum soll Aimi es ja auch lernen.“

„Die anderen Mädchen nicht?“

„Ayaka, das ist meine Zweitgeborene, möchte gern, aber natürlich hat Aimi den Vorrang. Beniko möchte sowieso gut heiraten, in eine Familie, die einen Heiler besitzt, und die Anderen sind noch zu klein. Auch Kiku, um die ich mich ja nun kümmern muss....“ Kirei holte tief Atem: „Lord Sesshoumaru, Eure Fragen haben doch etwas zu bedeuten? Ich dachte, Ihr seid hier für eine Steuerprüfung...“

Na, es ging ja doch mit dem Denken. Allerdings sollte er möglichst unauffällig eine Tatsache feststellen, die Kirei offenkundig entgangen war: „So lautete der Befehl meines Herrn und Vaters. Da hier jedoch ein Todesfall geschah, der sicher keine natürliche Ursache hat, wird der Herr aller Hunde gewiss von mir auch darüber Bericht erwarten. Aber selbstverständlich bin ich dir keinerlei Rechenschaft schuldig.“

„Nein...selbstverständlich, Lord Sesshoumaru.“ Kirei senkte den Kopf. Wie hatte sie das vergessen können? Sesshoumaru war der einzige Sohn des Fürsten, der zukünftige Herr über den Westen und alle Hundedämonen – das war kein arroganter Bengel, der seine erste Steuerprüfung machen sollte, um die Beamtenlaufbahn erklimmen zu können. Nun, bei Akio hätte sie solches Benehmen nie durchgehen lassen, aber...ja, aber.

„Kako kam sonst stets zu dir um Medizin zu erhalten?“

„Ja.“

„Sie kannte sich nicht aus?“

„Nein, Lord Sesshoumaru.“

„Ihr verstandet euch?“

„Ja. Ich weiß.....“ Sie brach lieber ab, da schon wieder die Hand gehoben wurde. Du liebe Güte! Der Kerl war stark, reizbar – und konnte sich das leisten. Der Fürst würde doch eher auf seinen einzigen Sprössling als auf irgendeine Hundefamilie hören.

„Nun?“ Vielleicht hatte sie doch etwas Sinnvolles noch beizutragen.

„Ich weiß, Lord Sesshoumaru, dass das unter zwei Ehefrauen nicht immer üblich ist, aber wir waren beide in der gleichen Situation. Wir sind beide mit Kano verheiratet und beide konnten ihm nicht den erwünschten Erben schenken. Nun, ich nur Mädchen.“

„Kano behandelte euch beide auch gleich?“

„Oh ja, das kann man sagen.“

„Obwohl du ihm immerhin sechs Mädchen und einen Sohn geboren hast und Kako ein Mädchen?“

„Ja...nun,...Ihr seid ein Mann, Lord Sesshoumaru, und werdet gewiss verstehen, dass Kano, während ich tragend war oder im Kindbett lag, sich eher Kako zuwandte, dann wieder mir. Ein Mann benötigt eben...Ihr ebenfalls, nicht wahr?“

Das würde er ihr ganz sicher nicht beantworten. „Aber du hast auch nach Akio kein Kind mehr bekommen.“ Irrte er sich oder wurde sie rot, obwohl das eine Hundedämonin doch gar nicht werden konnte? „Was ist da passiert?“ insistierte er mit neu gewecktem Interesse.

„Ich.....oh, das bleibt unter uns?“

„Nicht, wenn du Kako ermordet hast.“

„Nein, nein, das habe ich sicher nicht!“ beteuerte Kirei hastig: „Es...es geht um Kano. Die sechste Geburt, Azarni, war sehr lang und sehr schwer. Wie bei allen Geburten zuvor half mir Kako. Ich meine, es gibt hier keinen Heiler. Ich bin sicher, dass sie alles tat um mir zu helfen, aber sie wusste eben auch nicht weiter. Als Azarni geboren wurde, war ich mehr als erschöpft...und sie lahmt heute noch am linken Hinterbein. Ich war wochenlang leidend und noch Monate geschwächt. In dieser Zeit wandte sich Kano natürlich Kako zu und sie schaffte es endlich auch ein Mädchen zur Welt zubringen.“

„Was hat das mit Akio zu tun?“

„Ich hatte gehofft, dass sie einen Sohn....aber so ...nun, es gelang mir dann. Danach, als Kano endlich seinen Erben hatte, sah ich keinen Grund, noch einmal ein Kind zu bekommen, zumal es mir schon bei dieser Schwangerschaft erneut sehr schlecht ging. Es gibt Kräuter, mit denen man verhindern kann wieder trächtig zu werden, Lord Sesshoumaru. Mein Gemahl ist nun einmal sehr liebebedürftig...“

Von diesen Kräutern dürfte Kano eben sowenig Ahnung haben wie von den Folgen seiner Nächte mit seinen Gemahlinnen. Aber die Frauen wussten sich anscheinend zu helfen. „Kannte auch Kako diese Kräuter?“

„Nein, im Gegenteil. Sie versuchte alles, um auch Kinder zu bekommen. Auch dafür gibt es gewisse Kräuter, die ich ihr besorgte.“

Hm. Er musste mit Sakura reden. Jedenfalls würde er eines Tages aufpassen, was seine Ehefrau da so trieb – nun, da gab es auch Neigi, dem man sicher nichts vorspielen konnte. „Lavendelheide dient nicht der Fruchtbarkeit,“ sagte er jedoch, um sein Wissen darzustellen, und so zu verhindern, dass sie ihn irgendwie täuschte. Direkt anzulügen vermochte sie ihn natürlich nicht.

„Nein, Euer Lordschaft.“ Kirei war verwundert, aber natürlich, das war der Sohn des Fürsten und hatte gewiss viele Lehrer besessen, war nicht auf das Wissen seiner Eltern angewiesen.

„Das war einstweilen alles. Schicke Aimi zu mir, verschweige ihr jedoch, dass Kakos Tod unnatürlich war.“

„Äh, ja, gewiss, Lord Sesshoumaru. Wie Ihr wünscht.“ Nein, sie würde keinen Streit mit dem Kerl anfangen. Dieses kurze Aufwallen seiner Energie hatte nur angedeutet in welcher Klasse er spielte, aber das genügte ja auch schon. Dämon war eben nicht Dämon.
 

Nur kurz darauf kniete das nur scheinbar siebzehnjährige Mädchen vor ihm. Aimi trug einen einfachen dunkelfarbenen Kimono, wie auch ihre Geschwister. Sie verneigte sich fast übertrieben, ehe sie niederkniete und betont ihre Hände auf die Oberschenkel legte. Da sie ihn jedoch gleichzeitig in die Augen blickte, war Sesshoumaru tatsächlich für einen Moment verwirrt. Was spielte sie ihm da vor? Oder war sie eben so? Eines allerdings hatte er in dem Blickwechsel erkannt, ehe sie doch zu Boden guckte: sie hatte ihn angesehen, wie er selbst als Welpe einen besonders großen Knochen mit viel Fleisch daran, wenn ihm seine Eltern das vorgelegt hatten. Oder Sakura diese Zuckerstange, die ihr Neigi einmal von irgendwoher mitgebracht hatte, was er selbst natürlich nur rein zufällig bemerkt hatte.

Und dann war ihm klar, was Aimis Benehmen wohl für einen Grund hatte: sie wollte sich als möglichst höflich und sittsam darstellen – ohne jedoch groß eine Ahnung von gesittetem Benehmen zu besitzen. Sie machte, was sie wohl als adlig vermutete. Aus leidvoller Erfahrung nahm er an, dass sie hoffte sich ihm angenehm zu machen, gar als Nebenfrau. Törichtes Ding.

„Du weißt, dass Kako tot ist.“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Mutter hatte ihr nur noch den Tipp gegeben, dass er ranghoch sei, ein Prinz.

„Auch, wie sie zu Tode kam?“

Sie erschrak, das sah er. Aber sie brachte heraus: „Es...Ihr glaubt, es war kein ...einfacher Tod?“

Er antwortete nicht: „Du kennst Lavendelheide?“

Sie fing sich rasch und erwiderte sachlich: „Ja. Mutter bereitete sie einmal vor für...als Akio krank war.“

Hm. Krätze oder Entwurmung, hatte Sakura gemeint. Kanos Erbe war wirklich kümmerlich. „Und Alraune?“

„Ja, aber das hat meine Mutter noch nie zubereitet.“

Sie log nicht. „Deine Mutter bereitet die Medizin und du siehst dabei zu?“

„Ja, wenn einmal jemand krank ist. Aber das ist selten. Meist darf ich dann den Tee bringen oder auch mal einen Verband wechseln. Gerade Akio verletzt sich leicht im Kampftraining mit Vater.“

Trotz allem waren das Dämonen mit gewissen Selbstheilungskräften. „Was hieltest du von Kako?“

Sie sah rasch auf, senkte jedoch den Kopf wieder. Irgendetwas in seinen Augen erschreckte sie: „Ich muss wohl ehrlich sein, Lord Sesshoumaru...Ich konnte sie nicht ausstehen, nicht seit Azarnis Geburt. Zuvor war sie mir gleich, aber da...ich war noch ein Kind und konnte nichts tun, aber sie ließ Mutter so leiden. Azarni wird mit ihrem körperlichen Makel nie einen Ehemann finden....“

„Kako war keine Heilerin.“

„Nein. Aber später, bei Akio, stellte sie sich auch nicht so an. Aber da hatte sie selbst ja auch Kiku und wusste dann wohl, wie es ist....“

Oder hatte schlicht mehr Ahnung von der Sache. Er musste wirklich mit Sakura reden. Wo blieb sie nur? „Wie kommst du mit deinen Geschwistern aus?

„Oh.“ Sie zuckte unwillkürlich die Schultern, meinte jedoch: „Ich bin die Älteste, und das wissen sie. Erst, wenn ich verheiratet bin kommen sie an die Reihe.“

„Auch Kiku, deine Halbschwester.“

„Auch eine Halbschwester ist eine Schwester, Lord Sesshoumaru. Wir sind unserem gemeinsamen Vater verpflichtet und seinem Willen gehorsam.“

Zum Glück musste er sich nicht mit Schwestern, geschweige denn Halbschwestern, herumschlagen, auch, wenn Aimi da wohl Recht hatte und der Wille des Vaters zählte: „Weiter.“

„Ich verstehe nicht, was Ihr meint, Lord Sesshoumaru.“ Wieder warf sie einen Blick in sein Gesicht. Es faszinierte sie wie fast steinern es wirkte – und seine Augen wie gefrorener Schnee, wenn auch in einer ungewöhnlichen Farbe. Sie und jeder ihrer Familie besaß dunkle. Aber dann sah sie lieber zu Boden, als sie erneut seine Energie aufwallen spürte. Anstarren war wohl bei einem Prinzen nicht erlaubt.

Kanos Dummheit schien sich zu vererben: „Mit Akio, als einzigem Jungen?“

„Ich habe nicht viel mit ihm zu tun. Er, Azarni und Kiku sind die Jüngsten und meist unter sich. Selbstverständlich habe ich mich für meinen Vater gefreut, dass er endlich einen Sohn hatte.“

Und nicht noch ein Mädchen, das die sowieso schon geringe Mitgift schmälern würde. Ein Bruder wäre dagegen auch noch nach dem Tod des Vaters für seine Schwestern verantwortlich und müsste für sie sorgen. Aber das würde sie kaum sagen. Sie schien recht sachlich zu sein, ja, fast vernünftig. „Das war es erst einmal. Schicke mir die Zweitälteste. Ayaka, ohne ihr zu sagen, worum es geht.“

Aimi verneigte sich, erwiderte jedoch: „Wie könnte ich, da ich es selbst kaum errate, Lord Sesshoumaru.“

Zu ihrem – oder seinem - Glück verschwand sie rasch.

Fragestellung

Kano hatte auf seiner verzweifelten Suche kreuz und quer auf seinem Arbeitsplatz, ja, im gesamten Empfangsraum die letztjährigen Steuerunterlagen nicht gefunden, um genau zu sein, nicht einmal die vom Jahr davor oder vom Jahr noch davor, und dachte mit wachsender Panik daran, wie er das Lord Sesshoumaru erklären sollte. Bei der Vorstellung brach ihm der Schweiß aus. Schon, als der Erbprinz ihm gesagt hatte, dass er mit in Kakos Zimmer kommen solle, da es sich um keinen natürlichen Tod gehandelt habe, hatte der nur kurz gezeigt, was da in ihm schlummerte. Und als Sohn des Fürsten hatte der gewiss auch die Vollmacht ihn zu bestrafen, wenn es so aussah, als habe er den Inu no Taishou angelogen....

Wo konnte er sie nur hingelegt haben? Er hatte doch mit Akio neulich Steuern besprochen...

Hatte der Junge sie etwa mitgenommen?

Er eilte hektisch fort.
 

Zu Sesshoumarus gewisser Überraschung war das Hundemädchen, das nun zu ihm kam, sich verneigte und niederkniete nicht Ayaka. Wäre es möglich, dass er nicht richtig zugehört und Ayaka mit der drittältesten Schwester Beniko verwechselt hatte? Laut sich wundern wollte er nicht, aber er drehte sich um.

Sie verstand das richtig als Frage und neigte mit, zumindest in dieser Familie bislang unüblicher, Eleganz den Kopf: „Ich bitte um Vergebung, Lord Sesshoumaru. Darf ich erklären....?“

„Nun?“

„Euer Lordschaft wünschte Ayaka zu sprechen, aber sie befindet sich noch bei Eurer Heilerin, um ihr bei...Kako zur Hand zu gehen. Ich vermutete, dass Ihr alle Kinder zu sprechen beliebt und kam darum vor meiner älteren Schwester, um Euer Lordschaft nicht warten zu lassen.“

Wo hatte sie denn diesen höflichen Schliff her? „Beniko.“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“

„Kako ist tot. Was weißt du darüber?“

Sie hätte fast zu weit aufgeblickt: „Ja, ich weiß, dass sie heute morgen starb. Aber da das die Aufmerksamkeit Eurer Lordschaft erregt hat....besteht ein Verdacht?“

„Es war kein natürlicher Tod.“

Sie klang bestürzt: „Oh, das...das tut mir besonders Leid. Kako war immer sehr nett zu uns, erzählte uns viel....“

„So hast du sie geschätzt?“

Sie musste schlucken um sich zusammenzunehmen: „Ja, durchaus, Lord Sesshoumaru. Wenn Mutter mit den Jüngeren beschäftigt war, oder auch krank, kümmerte sie sich um Ayaka und mich.“

„Nicht um Aimi.“

Beniko hatte sich wieder in der Gewalt: „Aimi...wenn ich so sagen darf, schätzte Kako weniger, seit Azarnis Geburt, bei der Mutter fast umkam. Oh, nicht, dass Ihr annehmt, das wäre Ayaka und mir gleichgültig gewesen, aber Ayaka wollte danach Heilerin werden, damit das nicht anderen Frauen passiert, und Aimi schob alles auf Kako.“

„Und du?“

Sie zuckte unwillkürlich die schmalen Schultern: „Ich bin die dritte Tochter, die Dritte, die hier weg kann, Lord Sesshoumaru. Wenn Aimi verheiratet wäre und Ayaka Heilerin, wäre das auch für mich besser, denn das vorhandene Geld wird auf jede benötigte Mitgift nach Alter aufgeteilt. Nur leider versagte Ayaka. Ich hoffe, Eure Heilerin wird sie aufmuntern es noch einmal zu versuchen.“ Und damit ohne Aussteuer von hier zu gehen.

„Du willst heiraten,“ konstatierte er sachlich.

„Ja, Euer Lordschaft.“

„Und wen?“

War das etwa ein Angebot? Da wagte sie nicht einmal zu wünschen: „Das weiß ich nicht. Ich hoffe, einen Dämon zu finden, der nicht nur ein Mädchen mit wenig Mitgift ehelicht, sondern auch in einer....andern Umgebung lebt, in der ein Heiler existiert. Damit mir das Schicksal meiner Mutter erspart bleibt.“

Hm. „Zu Kako. Was brachte sie dir bei?“

Seltsame Fragen: „Sie war aus einer anderen Gegend, müsst Ihr wissen, ich meine, das weiß Euer Lordschaft sicher bereits, aus, wenn ich so sagen darf, besserer Familie. Sie versuchte uns viel von ihrer Ausbildung zu erklären, zu erzählen.“

„Warum heiratete sie hierher, deinen Großvater?“

„Sie war die jüngste Tochter ohne Mitgift und musste auch untergebracht werden.“

Das erklärte zumindest Benikos Sorge um ihre eigene Zukunft. „Für dich käme der Heilerberuf nicht in Betracht?“

„Nein.“ Das klang entschieden. „Ich komme mit den...Randerscheinungen nicht klar, Lord Sesshoumaru,“ ergänzte sie eilig höflicher.

Da musste er nur an den Geruch denken, der an Sakura hing. Für einen Menschen mit seiner unterentwickelten Riechwahrnehmung mochte es erträglicher sein als für eine Hundedämonin. „Und dennoch möchte Ayaka das.“

„Ja. Eben seit der unglücklichen Geburt. Sie ist fest entschlossen. Oder sie war es.“

„Wie stehen die jüngeren Geschwister zu Kakos Tod?“

„Kiku ist selbstverständlich am meisten betroffen und verwirrt gewesen. Die Arme saß ja die Nacht bei ihrer Mutter, ehe sie merkte, dass es ganz arg sei....genauer gesagt, dass sie tot war, ehe sie zu Mutter kam.“

Sesshoumaru stutzte: „Sie saß die Nacht über dabei und sah ihr beim Sterben zu?“

Beniko zögerte, sagte dann jedoch: „Sie ist noch recht jung, nur wenig älter als Akio. Und Kako hatte ihr wohl befohlen nichts zu sagen.“

Und man gehorcht seinen Eltern. Natürlich. Nur: warum hatte Kako, als es ihr so schlecht ging, ihren Befehl nicht widerrufen und ihre Tochter um Kirei geschickt, die doch noch am ehesten Ahnung hatte? Was wollte sie verbergen? Die Lavendelheide oder den Alraunentee? Oder beides? Wusste sie nicht, wie schlecht es um sie stand? Das war jedenfalls eine wichtige Information. Er dachte kurz nach, ehe er fragte: „Und Akio, Kaede, Hana und Azarni?“

„Euer Lordschaft hat sich all unsere Namen gemerkt,“ hauchte sie bewundernd, ehe sie lauter antwortete: „Nun ja, natürlich kannten sie Kako und gerade Akio und Azarni sind viel mit Kiku zusammen, da verstehen sie ihre Trauer, aber sonst...“

„Kaede und Hana?“

„Ich fürchte, Euer Lordschaft muss sich von ihnen selbst ein Bild machen.“

„Das werde ich. Weiter.“

Ein eindeutiger Befehl: „Sie ...sie sind eng miteinander vertraut und kümmern sich so gut wie nicht um den Rest der Familie. Sie lernen. Sehr viel.“

Das wäre bei den Eltern erstaunlich, dachte der Dämonenprinz prompt, ehe er bedachte, dass wohl Kako sich bemüht hatte den Mädchen klar zu machen, dass sie ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen mussten. Hm. Hatte sie darum sterben müssen? Suche nicht das Warum, suche das Wie, ermahnte er sich, als er hörte, wer eilig den Gang hinunterlief, wessen Schritte vor der Tür verharrten: „Komm herein.“

Beniko, die ebenfalls mitbekommen hatte, dass jemand vor der Tür stand, war sicher, dass es sich um die Heilerin handeln musste. Und sie war neugierig, wie diese sich vor einem Prinzen verhielt. Anscheinend verlangte Lord Sesshoumaru Respekt und Höflichkeit.
 

Sakura schob die Tür beiseite, trat mit einer Verneigung ein, um sich auf die Knie sinken zu lassen und den Eingang wieder zu verschließen, nicht überrascht, dass eines der Mädchen hier war. Seine Lordschaft ermittelte unter untergebenen Hundedämonen – und er war wohl so nachdrücklich gewesen, dass die Eltern die eigentlich unschickliche Situation zumindest duldeten ihre Töchter allein mit einem jungen Mann zu lassen. Aber das ging sie nichts an und so verneigte sie sich nur schweigend.

Beniko bemerkte durchaus, dass sie sich erst aufrichtete, als Lord Sesshoumaru etwas winkte – der Kopf geneigt, aber die Aufmerksamkeit ausschließlich auf den Herrn gerichtet.

„Die Beerdigung ist vorbereitet.“ Darin lag kein Zweifel.

„Ja, Lord Sesshoumaru,“ erwiderte die Heilerin und die junge Hundedämonin wusste, dass allein dies die richtige Antwort war.

„Beniko.“

Die Angesprochene zuckte fast zusammen: „Ja, Lord Sesshoumaru?“ Sie wollte sich doch höflich darstellen.

„Dann sag das deiner Mutter. Wenn ich weitere Fragen habe, werde ich dich rufen lassen.“ Und zuerst einmal musste er hören, was Sakura im Gespräch mit Ayaka herausgefunden hatte. Er wartete, bis sich das Hundemädchen bemüht höflich verneigt hatte und verschwunden war, wartete, bis Sakura die Tür erneut geschlossen hatte, ehe er sich umdrehte und aus dem Fenster blickte: „Bericht.“

Vorsicht, dachte Sakura. Er war angespannt: „Da Beniko hier war ist Euer Lordschaft bereits im Bilde, dass Ayaka mir half. Ich versuchte möglichst viel über ihre Schwestern herauszufinden. - Aimi konnte Kako nicht ausstehen und ging ihr aus dem Weg, bewahrte aber die formelle Höflichkeit. Ayaka selbst wollte Heilerin werden, aber Keiki-sama wies sie ab, da sie wohl ihre Ansprüche nicht zu Genüge erfüllte. Vermutlich vor Aufregung über diese, ihre einzige, Möglichkeit, aber ich bin mir nicht sicher. Ich empfahl ihr, es vielleicht an der Heilerschule zu versuchen, als Gehilfin, wenn schon nicht als gelernte Heilerin. Da sie auf die Gebühren dort verwies, riet ich ihr mit ihrem Vater darüber zu sprechen, eine Art Stipendium bei dem mächtigen Inu no Taishou zu beantragen. Beniko selbst übt sich in den weiblichen Künsten, sie möchte unbedingt einen Hundedämon heiraten, möglichst mit einem Dorf oder gar einer Stadt ausgestattet, der wohlhabend ist und auch einen Heiler hat. Allen drei Mädchen hat die schwere Geburt ihrer Mutter bei Azarni einen gewissen Schock versetzt, sie waren schon alt genug, um zu begreifen, was da passierte. Kako scheint sich zwar Mühe gegeben zu haben, aber es war wohl...“ Sie brach ab: „Darf ich eine Vermutung äußern, Lord Sesshoumaru?“ Sie nahm sein Schweigen als Ja: „Danke. Ich vermute, dass die Lage des Kindes falsch war. Ein erfahrener Heiler kann das Kind noch im Mutterleib drehen, so dass es wie gewöhnlich mit dem Kopf voran zur Welt kommt, aber sonst wird die Geburt sehr lang und sehr gefährlich für Mutter und Kind. Und schmerzhaft, selbst bei Dämoninnen. Kako war damit sicher überfordert.“

Er nickte leicht. Das erklärte, warum die Tochter verletzt wurde, überdies Kirei so lange erschöpft war, aber auch, warum sie keinerlei Groll deswegen gegen die Zweitfrau hegte. Sie hatte als erfahrene Mutter sicher bemerkt, dass etwas vollkommen anders lief als bei den anderen Geburten.

„Kaede und Hana sind unzertrennlich. Die beiden Mädchen....“ Sie hätte sie auf dreizehn und vierzehn bei Menschen geschätzt: „Lernen sehr viel. Ayaka meinte, sie wollen Schreiber werden oder zumindest Zeichner, um nicht auf eine Heirat angewiesen zu sein. Jedem der Mädchen, wohl auch Azarni und Kiku, den jüngsten Schwestern, ist klar, dass das Geld nicht für eine Mitgift für jede reicht und daher Aimi da wohl Vorrang hat. So versucht fast jede selbstständig zu werden.“

„Kirei und vor allem Kako förderten das?“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“

„Kano?“

Sakura schwieg einen Moment, sich nur zu bewusst, dass sie rasch antworten musste: „Mit Verlaub, Lord Sesshoumaru, das kann ich nur vermuten.“

„Nun?“

„Ich glaube, er weiß es nicht. Soviel ich aus dem Gespräch mit Ayaka hörte, halten...hielten die Damen die Familienangelegenheiten von ihm fern.“

Das deckte sich mit seiner Schlussfolgerung aus den bisherigen Gesprächen.

Sie zögerte einen Augenblick, ehe sie doch aussprach, was sie dachte: „Darf ich Euch eine Frage stellen, Lord Sesshoumaru? - Ich nahm bislang an, dass Welpen bei Hundedämonen überaus selten sind....Wie ist es möglich, dass Kano mit zwei Ehefrauen acht Kinder hat? Sie erschienen mir nicht so alt...“

Da er sich umdrehte, beugte sie sich eilig vor und legte die Stirn auf den Dielenboden. War etwas zu kühn an der Frage gewesen? Ja, entschied sie, als sie spürte, dass er seinen Fuß in ihren Nacken setzte, ihren Kopf schmerzhaft hinabdrückte. Es würde ihm nicht die mindeste Anstrengung oder gar Gewissensbisse verursachen, wenn er jetzt ihr Genick brach. Was war nur falsch gewesen an der Frage? Sie spürte, wie ihr Herz in der jähen Todesangst raste, aber sie hätte nicht gewusst, was sie sagen sollte. Ihr war stets klar gewesen, dass geleistete Dienste bei ihm keine Lebensversicherung waren. Um Erbarmen bitten? Sinnlos, er wusste vermutlich nicht einmal was das Wort bedeutete. Aber sie hatte noch immer keine Ahnung, wo ihr Fehler gelegen hatte, und in der jähen Leere ihres Kopfes würde sie es wohl auch nie erfahren.

Seine Stimme war eisig: „Du erwartest, dass ich dich über das Paarungsverhalten von Hundedämonen aufkläre.“

Sorgenfalten

Sakura spürte, wie ihre Stirn, ihre Nase von dem Fuß des Hundeprinzen in ihrem Nacken gegen den harten Bretterboden gedrückt wurde, aber sie wagte, trotz aller Angst Lord Sesshoumaru könne sie umbringen, nicht zu reden. Das würde bestimmt nur noch schmerzhafter werden, auch, wenn ihr irgendwie klar wurde, dass er in ihrer Frage etwas anderes gehört hatte als sie gemeint hatte. Du liebe Zeit, wie konnte er annehmen, sie wolle, dass er sie über das Paarungsverhalten von Hundedämonen aufklärte? Falls sie dazu je Fragen hätte, würde sie sich doch an ihren Lehrer wenden.....Aber, das war ihr trotz allem bewusst, es war nur ein Missverständnis, dennoch ein tödliches.
 

Sie jammerte nicht, bat nicht um Gnade – das hatte ihm schon immer an ihr gefallen. Wie kam sie nur auf eine derart unverschämte Idee, die nicht zu ihr passte?

Moment, dachte Seine Lordschaft. Was hatte sie wörtlich gesagt? Hatte er etwas anderes vernommen als das, von dem sie gesprochen hatte? Brachte er sie um würde Vater sicher nachfragen – und dem einen neuen Beweis seiner Unbeherrschtheit, ja, Voreiligkeit, zu liefern, wäre kaum in seinem eigenen Sinn. So nahm er langsam seinen Fuß aus ihrem Nacken, ohne, dass sie es wagte sich auch nur einen Millimeter zu bewegen oder gar aufzuatmen. Sie war eigentlich wirklich brauchbar...

Hm. Hatte er sich durch diese kleine Strafe seines verehrten Vaters und dem Benehmen dieser unsäglichen Hundefamilie so in Rage bringen lassen, dass er nur nach einem Grund suchte dies an jemandem auszulassen? Dann sollte er zusehen, dass es die richtige Person war. „Erkläre.“
 

„Danke, Lord Sesshoumaru,“ brachte sie irgendwie heraus. Höflich bleiben, ermahnte sie sich mit dem letzten Rest ihrer Selbstbeherrschung. Es gab eine Chance diese Szene zu überleben – und das wäre schon ein Wunder. Er hatte aus geringeren Anlässen getötet: „Euer Lordschaft und auch mein verehrter Lehrer,“ erzählte sie daher dem Boden: „Erwähnten ab und an, wie selten Kinder bei einem so langlebigen Volk wie Dämonen wären. Ich...ich fragte mich daher in...in menschlich angeborenem Unverständnis, ob es einen Grund geben könne, warum dies bei Kano offenbar so anders ist.“
 

Ja, absolut mangelnde Selbstbeherrschung. Der Idiot schien ja wirklich, wie hatte Kirei das genannt, extrem liebebedürftig zu sein, wie er es sonst nur von Menschen kannte – und da nicht mal bei allen. Eher sehr wenigen. Aber etwas in ihm weigerte sich dennoch, einen Dämon, noch dazu einen Hundedämon, gegenüber einem Menschen derart zu beschreiben. War das eine Frage für die man sie bestrafen musste? Sie hatte ihn zuvor gefragt, ob sie ihn etwas fragen dürfe, und er hatte es bejaht....

Jetzt traf sich draußen wohl diese Familie zur Beerdigung und Gedenkfeier. Danach sollte Kano ihm besser die Steuerunterlagen bringen und endlich irgendjemand etwas Brauchbares zu dem seltsamen Todesfall liefern.

Lästig. Überaus lästig.

Und, zu allem Überfluss spazierte Vater jetzt eben wohl auf der Jagd nach Feuerratten durch die Lande und erholte sich. Das war so ungerecht! Das Leben war einfach ungerecht!

Er drehte sich um und ging ans Fenster, blickte hinaus: „Du darfst dich aufrichten.“
 

„Danke, Lord Sesshoumaru.“ Sakura hörte selbst, dass ihre Stimme ein wenig zitterte. Oh du je. Das war knapp gewesen. Nur, und da dankte sie allen Göttern, besaß er genügend Selbstbeherrschung um zu erkennen, dass er sie wohl missverstanden hatte. Ein menschlicher Gebieter wäre vermutlich kaum auf diese Idee gekommen. Allerdings kannte sie ihn gut genug, um zu wissen, dass er überreizt war, in mörderischer Stimmung. Hoffentlich machte demnächst nicht irgendein Familienmitglied einen Fehler, schon gar keines der Kinder.
 

Kano fand nach der Gedenkfeier für Kako endlich Gelegenheit sich im Flur seinen Sohn zu greifen: „Akio!“

„Ja, Herr Vater?“ Der Hundejunge bekam Angst, es könne darum gehen, dass er wieder sein Bein nicht richtig belaste. Es heilte zwar nach dem erneuten Bruch durch Lord Sesshoumaru und dem Einrenken der menschlichen Heilerin besser als beim ersten Mal, aber er benötigte eben doch Zeit.

„Hast du die Steuerunterlagen?“

„Nein...?“

Das klang so verwundert, dass Kano seufzte: „Wir haben doch erst neulich über Steuern und deren Abrechnung geredet.“

„Ja, Herr Vater.“ Gewöhnt an die etwas sehr zerstreute Art seines Erzeugers fuhr Akio fort: „Ihr gabt mir ein Buch darüber. Die Unterlagen habe ich nicht gesehen...“

Ach du liebe Güte. Der Hundedämon sah sich fast hilfesuchend um. Wenn er diese Datensammlung nicht auftrieb...

„Was ist, mein Gebieter?“ Kirei kam zu ihm statt den Mädchen zu folgen.

„Ich kann die Steuerunterlagen nicht finden,“ gestand er: „Und ich meine....irgendeinen kleinen Beamten könnte ich hinhalten, aber das ist der Erbprinz! Der Inu no Taishou muss mir gegenüber schon misstrauisch sein, wenn er mir seinen Sohn schickt. Und wenn ich dem jetzt erzähle, ich finde die Papiere nicht...“

Ja, das war klar. Kirei sah zu ihrem Sohn: „Geh nur den Mädchen hinterher. - Oh, Lord Sesshoumaru möchte dann sicher Kaede und Hana sehen, sie sollen sich vorbereiten.“ Sie wollte schließlich ihren Ehemann nicht vor den gemeinsamen Kindern blamieren – obwohl, das schaffte er von ganz allein: „Wäre es nicht möglich, dass noch Hana und Kaede die Unterlagen haben?“

Kano erstarrte: „Nein,“ meinte er dann: „Das machen sie doch im Herbst.“

„IHR schickt die abgerechnete Steuer im Herbst fort,“ erklärte Kirei mit jahrhundertelang geübter Geduld.

Der hypernervöse Hundedämon dachte kurz nach, ehe er nickte: „Doch, das könnte stimmen. Du bist ein Schatz!“

Mit gewissem inneren Seufzen spürte sie, wie er ihr Haar beiseite schob, begann, ihren Hals zu küssen. „Wir kommen gerade von Kakos Beerdigung,“ wandte sie jedoch ein: „Und das hier ist ein Flur...und....“ Sie brach ab, da sie in den Rücken ihres Gemahls blicken konnte.

„Kano!“ Mit der Kälte in der Stimme Seiner Lordschaft hätte man Okinawa in eine Eiswüste verwandeln können. Er war ungeduldig geworden. Dass er jetzt Kano nicht auf dem Weg in sein Arbeitszimmer entdeckte, sondern anscheinend dabei sich ein Schäferstündchen mit seiner Angetrauten zu leisten, brachte seine Selbstbeherrschung fast an ihr Ende: „Die Steuerunterlagen!“ ergänzte er in förmlichen Großbuchstaben – jetzt wäre wohl Honshu daran zu erstarren. „Sofort!“

„Ja, Lord Sesshoumaru,“ brachte Kano noch hervor, ehe er mit Kirei davonhastete.

Der Dämonenprinz blickte ihm mit verengten Augen nach, ehe ihm bewusst wurde, dass sich dieser Narr schon wieder nicht in Richtung auf sein Empfangszimmer begeben hatte, sondern in der von Kireis Zimmer. Wollte der nur nicht an ihm vorbeigehen? Möglich. Nun, er würde nur noch kurz auf diese Unterlagen warten. Hoffentlich brachte dann jemand wenigstens etwas Sinnvolles zu Kakos Tod.

Oh je, dachte Sakura, die ihrem Herrn gefolgt war, und nun ihm knapp noch ausweichen konnte auf dem Weg zurück in das Gästezimmer. Kano war entweder noch viel dümmer als sie bislang geglaubt hatte oder besaß keinen Funken Selbsterhaltungstrieb. Nur eines war klar: brachte der diese Papiere nicht schleunigst bei, würde Seine Eisigkeit ihn zu Sushi verarbeiten. Und es stand zu erwarten, dass der Hundefürst dieser Aktion zustimmen würde. Fehlende Steuerunterlagen genau bei einer Prüfung deuteten schließlich darauf hin, dass derjenige etwas zu verbergen hatte oder gar den Herrn betrogen hatte. Schon ein simpler Zahlendreher konnte bei dieser Laune Kanos Untergang bedeuten.
 

Sesshoumaru starrte aus dem Fenster, bemüht sich zu beruhigen. Er sollte sich ja unter Kontrolle halten. Wie schaffte sein verehrter Vater das nur, der sicher des Öfteren von begriffsstutzigen Untergebenen genervt wurde?

Jemand kam den Flur entlang – nicht Kano. Aber es waren zwei Mädchen. Das ließ darauf schließen, dass es sich um Kaede und Hana, die nächstältesten Töchter Kireis handelte. Hatte dieser Narr seine Unterlagen noch immer nicht gefunden? Langsam könnte man ihm wirkliche Absicht unterstellen. „Öffne,“ befahl er, hörte, wie Sakura gehorchte und die beiden Hundemädchen anmeldete. Kleidung rauschte, als sie sich verneigten und niederknieten.

„Unser Herr Vater schickt Eurer Lordschaft die Unterlagen,“ sagte Kaede.

Sesshoumaru drehte sich um. Immerhin ein Lichtblick – auch, wenn sie ihn einfach angeredet hatte. Er traute allerdings seinen Augen kaum, als sie ihm das in Leder eingehüllte Bündel Papier einfach vor die Füße warf. Benehmen war in dieser Familie offenkundig Glücksache. Sollte er die Mädchen bestrafen? Immerhin hatte er die Papiere. Aber eine Lektion war angebracht. So sagte er nur: „Sakura.“

Diese begriff durchaus, dass sie demonstrieren sollte, wie man einem Thronfolger einen Brief oder anderes überreichte. Nach ihrer eigenen Szene zuvor mit ihm und Kanos plus Familie neuerlichen Eskapaden, wäre es wohl sinnvoll überaus behutsam vorzugehen. So verneigte sie sich, ehe sie aufstand, gebückt hinüberlief und sich zu seinen Füßen niederkniete, sich erneut verbeugte, ehe sie die Tasche aufnahm und mit gesenktem Kopf die Arme so hob, dass er die Unterlagen nehmen konnte, ohne auch nur mehr als eine Hand zu bewegen.

Kaede und Hana wechselten einen Blick. Sie hatten doch verstanden, warum diese Heilerin ihnen das so vorführen sollte. Anscheinend war schon die Tatsache, dass Kaede ihn angesprochen hatte, und ihm nicht so....nun ja, höflich die Unterlagen überreicht hatte, für ihn mangelnder Respekt. Und Mutter hatte ihnen noch eingeschärft, dass das der Sohn, der einzige Sohn des Fürsten sei, dessen Erbe und der zukünftige Herr aller Hundedämonen. Es wäre wohl in ihrem eigenen Sinn sich diese Lektion zu merken. Sie waren auf ihn und seinen Vater angewiesen, wollten sie sich je ihren Traum von einem selbständigen Leben erfüllen.

So warteten die beiden Mädchen, nach Menschenjahren vielleicht vierzehn und dreizehn, schweigend, wie er in den Papieren blätterte. Hoffentlich fand er nichts. Bei Steuerunterschlagung verstand bestimmt kein Fürst Spaß.

„An Platz,“ befahl er leise, und Sakura, der das galt, gehorchte eilends. Dann sah er zu den Mädchen, die sich hastig verneigten. „Ihr führt diese Bücher.“ Das war eine reine Feststellung, die er sich aus der Tatsache erschloss, dass die Schrift hier recht fein und sauber war, beide Tinte an den Fingern hatten – und einige Zettel darin lagen, deren Handschrift nicht nur eindeutig männlich sondern schlicht chaotisch war, er hatte Mühe Buchstaben und Zahlen auseinander zu halten.

„Ja, Lord Sesshoumaru,“ erwiderte Kaede nach einem Seitenblick zu ihrer Schwester.

„Warum?“

„Hanas Handschrift ist sehr sauber. Die Klaue unseres Vaters ist gewohnt ein Schwert zu halten, keine Feder.“

Es sollte angeblich Hundedämonen geben, die beides hinbekamen, dachte Seine Lordschaft prompt erzürnt. „Seit wann tut ihr das?“

„Seit mehr als fünfzig Jahren, Lord Sesshoumaru.“

Dieser Kano überließ tatsächlich eines der substantiellsten Dinge eines Verwalters seinen minderjährigen Mädchen! Und hatte das anscheinend auch noch vergessen, da er sonst ja wohl kaum die Unterlagen so lange gesucht hätte. „Ihr könnt beide lesen und schreiben.“

„Ja, Lord Sesshoumaru. Wir würden gern in einer Kanzlei arbeiten....“ Sie brach ab. Er guckte schon wieder so. Fehlte es ihnen wirklich am Benimm, der für einen solchen Beruf notwendig war? Sie hatte gedacht, dass sie schon viel gelernt hatten. Und es wäre doch wirklich wichtig, wenn er sie seinem Vater empfehlen würde, oder jemand anderem...

Informationsbeschaffung

Sesshoumaru blätterte erneut in den Steuerunterlagen. Das waren eindeutig nur die vom letzten Jahr. Wo befand sich der Rest? Wollte dieser unsägliche Kano ihn schlicht ärgern? Oder war der so dumm? „Wo sind die Belege der vorherigen Jahre?“

Kaede blickte nochmals zu ihrer Schwester, die daher antwortete: „Sie befinden sich gewiss im Arbeitszimmer unseres Vaters.“

Und warum hatte dieser unselige Narr ihm dann nicht wenigstens die gebracht? „Diese habt auch ihr bearbeitet?“

„Ja, Lord Sesshoumaru. - Darf ich etwas dazu bemerken?“ Hana hatte, ebenso wie ihre Schwester, bemerkt, dass ihr Benehmen wohl noch bei weitem nicht hoffähig war, und bemühte sich nun, wenigstens zu zeigen, dass sie lernen wollten. Es gab nicht allzu viele Dämonen, die Schreiber brauchen konnten – und eine Empfehlung des Erbprinzen oder gar des Herrn aller Hunde wäre nur förderlich. Leider hatten sie mutmaßlich bereits einen schlechten Start gehabt. Umso wichtiger wäre es nun Benimm und Wissen zu zeigen. Da er sie anblickte, fuhr sie fort, eilig wieder den Kopf senkend: „Ich bin ganz sicher, dass Ihr in allen Unterlagen keinen Fehler finden werdet. Kaede und ich haben bereits alles doppelt nachgerechnet....“

Was bei allen Göttern machte dieser Kano eigentlich selbst? Ruhig bleiben, ermahnte sich der Hundeprinz zum.....wievielten Mal, seit er dieses Haus betreten hatte? „Eine andere Frage: Kako wurde begraben. Was wisst ihr über ihren Tod?“

„Sie starb,“ erwiderte Kaede hörbar verwirrt, ergänzte dann jedoch hastig: „Aber...es war wohl kein natürlicher Tod, wenn Euer Lordschaft Blick darauf fiel?“

Sie bemühten sich um Benimm, konstatierte der Angesprochene, wie auch Beniko. Immerhin etwas. „Nun?“

„Ich bedauere, Lord Sesshoumaru. Wir....wir beide sind in aller Regel nicht an Familienangelegenheiten interessiert. Wir wollen ja Schreiber werden und lernen viel.“

„Aber ihr kanntet sie.“

„Ja, natürlich. Ich meine, ja, Lord Sesshoumaru. Sie war die zweite Frau unseres Vaters und kümmerte sich um uns, wenn unsere Mutter...unpässlich oder anderweitig beschäftigt war.“

„Sie brachte uns auch auf den Einfall Schreiber zu werden,“ ergänzte Hana: „Sie war sehr nett.“

„Was sagt euch Lavendelheide.“

Die Hundemädchen blickten sich wieder an, sichtlich aufeinander eingespielt, ehe die Ältere meinte: „Das ist eine Heilpflanze, glaube ich. Aber damit kennen wir uns nicht aus, Lord Sesshoumaru. Hat das....“ Sie brach lieber ab.

Hana dachte kurz nach: „Lavendelheide...war das nicht der Tee, den wir trinken mussten, als Akio krank war, vor einiger Zeit?“

„Oh, du hast Recht,“ erwiderte ihre Schwester und blickte eilig wieder zum Dämonenprinzen, allerdings nur auf dessen Schleife um die Taille: „Ja. Akio war krank und Mutter gab, wie sie sagte, zur Vorsorge uns auch allen den Tee zu trinken.“

„Was fehlte Akio?“ erkundigte sich der unwillige Ermittler. Das würde bedeuten, dass schlicht alle wussten was Lavendelheide war und wogegen sie eingesetzt wurde.

Prompt sagte Kaede auch: „Er hatte sich wohl Würmer eingehandelt.“

„Trank auch Kako diesen Tee?“

„Ich vermute es, Lord Sesshoumaru, da Mutter ihn selbst Vater gab.“

Also hätte Kako wissen müssen, wogegen diese Pflanze eingesetzt wurde. Warum aß sie sie dann? Hm. „Wie läuft das ab, wenn eure Mutter den Tee kocht?“

„Gewöhnlich geht sie in die Kräuterküche. So heißt der Raum.“ Hana atmete durch, da sie durchaus begriff, dass diese Fragen ein bestimmtes Ziel hatten: „Aimi ist bei ihr, wie auch beim Pflücken. Damals war es jedoch so, dass sehr viele Kräuter benötigt wurden, da es ja für alle reichen sollte. So sollten wir gehen und einen Korb pflücken, aber wir lehnten ab, da wir ja Pflanzen nicht bestimmen können...und auch wollen, wie ich zugebe. Darum gingen Ayaka und Beniko. Ayaka möchte ja Heiler werden und Beniko einmal einen wohlhabenden Haushalt führen, da müssen sie sich wohl eher damit auskennen. Überdies sind sie älter.“

„Wir tranken alle diesen Tee, Lord Sesshoumaru,“ ergänzte Kaede: „Niemand wurde vergiftet....Mutter kann etwas.“

Sesshoumaru ignorierte die eigene Meinung der Mädchen: „Wann habt ihr Kako zuletzt gesehen? Fiel euch an ihr etwas auf? Eine Krankheit?“

„Nein, Lord Sesshoumaru,“ erwiderten beide unverzüglich, ehe sie sich anblickten und Kaede fortfuhr: „Sie kam allerdings vor zwei Tagen zu uns, äh...ich meine, in Mutters Zimmer, wir sitzen dort ja alle und schlafen auch dort. Aber Mutter war nicht da, und so ging sie wieder, nachdem ihr ..Beniko oder Ayaka versprochen hatte, das Mutter zu sagen.“

„Wer befand sich noch in dem Raum?“

„Aimi sicher nicht, sie geht immer mit Mutter. Aber die Kleinen, natürlich, unter Aufsicht einer unserer älteren Schwestern. Wir achten darauf nicht so, Lord Sesshoumaru.“

„Ich glaube, sie erwähnte, dass ihr morgens übel sei. Sie hatte wohl etwas Falsches gegessen, sagte sie,“ fuhr Hana fort.

Und dann Lavendelheide gegen Krätze und für Wurmkuren essen und Alraune, das gegen Schmerzen wirkt, aber auch Halluzinationen bewirken kann, trinken? „Geht. - Und richtet eurem Vater aus, dass ich weitere Unterlagen der vergangenen Jahre umgehend zu sehen wünsche.“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Beide verneigten sich höflich, berührten mit der Stirn den Boden, ehe sie gingen.

Seine Lordschaft drehte sich um und blickte aus dem Fenster. Er neigte zu der Ansicht, dass diese Mädchen in den fünf Minuten bei ihm mehr Benehmen gelernt hatten als im vergangenen Jahr. Immerhin schienen sie weitaus intelligenter zu sein als ihr Vater, wozu freilich nicht viel gehörte. Sie kamen wohl eher nach Kirei.

Nun gut, während er auf die nächsten Unterlagen wartete, sollte er einmal über diesen seltsamen Tod Kakos nachdenken. Alraunentee und Lavendelheide.... Hatte dieser selten törichte Kano etwa mitbekommen, dass seine zweite Frau krank war, und versucht ihr irgendwie zu helfen? Mit fatalen Folgen natürlich? Sonst jemand? Um das Wie zu erfahren war ein Ausschlussverfahren notwendig. Und dazu benötigte er noch Informationen. Sinnvolle Informationen: „Sakura.“ Er brauchte sich nicht einmal umzudrehen um zu wissen, dass sie sich sofort verneigte, um wortlos seinen Befehl abzuwarten. DAS war Betragen: „Gehe zu Kirei und sieh dir diese Kräuterküche im Hinblick auf Lavendelheide und Alraune an. Besitzt sie das? Wie oft verwendet sie das und wer hat noch Zutritt zu dem Raum.“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Sie sprang eilig auf. In dieser Stimmung war er nicht zu unterschätzen. Immerhin schien er an beiden Problemen gleichzeitig zu arbeiten. Aber Kano....Sie gab dem unseligen Hundedämon keine vier Stunden mehr zum Leben, wenn der nicht endlich die kompletten Unterlagen beibrachte.
 

Kirei war ein wenig verwundert, führte jedoch die Heilerin ein Stück den Gang hinunter zu einer hölzernen Tür. Sakura bemerkte durchaus, dass hier die Wände aus Stein waren, verständlich, wenn mit Feuer hantiert wurde. Und der Raum war nicht verschlossen. Die Hausherrin öffnete die Tür.

„Bitte.“

Sakura musterte das kleine Zimmer. Im Hintergrund eine kleine, gemauerte Feuerstelle, davor ein niedriger Holztisch mit einer Matte davor, sicher, um Dinge anzurühren. In einem Regal auf der rechten Seite standen ordentlich aufgereiht kleine Bambuskörbchen und verschlossene Tongefäße, alle beschriftet. Es machte einen guten Eindruck, dachte sie unwillkürlich. Sauber und aus Versehen das Falsche greifen konnte man auch nicht. Sie trat ein und musterte die Beschriftungen.

Die Hundedämonin blieb unter der Tür stehen: „Es ist nicht sehr ausführlich, für eine Heilerin, nicht wahr? Aber mehr Kenntnisse besitze ich leider nicht.“

„Oh ich bin sicher, dass das für den Hausgebrauch mehr als ausreichend ist. Ihr habt es sehr schön und ordentlich eingerichtet.“

„Danke.“ Nach Kireis erfreuter Stimme war das das erste Lob in Jahrhunderten.

Da war Lavendelheide. Sakura nahm das Körbchen und öffnete es, roch. Ja, das war es, fein zerstoßen, um daraus Tee bereiten zu können. Nicht sehr viel, gerade für zwei Tassen oder so ausreichend, aber mehr benötigte man ja erst einmal auch nicht. Falls wirklich eine Wurmkur notwendig war, musste man eben frisch suchen und zubereiten. Oder bereits getrocknete Kräuter verwenden, die sicher auch irgendwo hier waren. Und dort, in dem Tongefäß, befand sich Alraune? Sie nahm es und öffnete. In der Tat, das war Alraune. Wenn sie an die Mahnungen ihres Lehrers dachte, der sie nicht damit hantieren ließ, weil sie erst noch genaueres Wissen sammeln sollte, war das sicher nichts, was man in ungebildete Hände geben sollte. Und diese Alraunenwurzel war abgerieben. Ohne Zweifel war hieraus der Tee bereitet worden, den Kako getrunken hatte.

Sie drehte sich um: „Verzeiht...habt Ihr diese Wurzel schon einmal benutzt?“

Kirei stutzte: „Nein. Mir verkaufte sie ein Händler, von dem ich auch andere Kräuter kaufte. Er sagte, sie sei gut gegen Schmerzen.“

„Nun, werft sie weg. Das ist keine Alraunenwurzel.“ Das war gelogen und sie müsste das auch Seiner Lordschaft beichten, aber sie nahm an, dass sei eine viel bessere Version als schlicht zu sagen, das sei zu gefährlich. Wer wusste schon, auf was für Ideen Kirei dann kommen würde – und wann der nächste Giftmord ins Haus stünde. Sie konnte sich vorstellen, dass Kano auch bei seinen nächsten Angehörigen manchmal Aggressionen weckte.

Die Dame des Hauses sah keinen Grund der Schülerin Neigi-samas nicht zu glauben: „Oh. Dann bin ich froh, dass ich das keinem der Kinder gegeben habe. Gerade Akio hat bisweilen Schmerzen nach dem Kampftraining, aber es erschien mir nie arg genug, um diese angeblich so mächtige Wurzel zu verwenden. - Werft es doch dort in die Feuerstelle. Dann verbrennt sie das nächste Mal mit.“

Sakura gehorchte: „Wer außer Euch betritt diesen Raum?“

„Nun, eigentlich nur Aimi, da sie ja alles mit mir macht.“

„Aber es wäre jedem möglich....?“

„Die Tür ist nie versperrt, ja. Aber die Kinder wissen, dass sie hier nicht hersollen. Und Azarni, Akio und auch Kiku sind ja stets unter Beobachtung.“

Die Mutter klang so beleidigt, dass sich Sakura lieber ein wenig verneigte: „Vergebt, so lautet der Befehl Seiner Lordschaft.“

Kirei seufzte: „Ich weiß. Ich würde mir fast wünschen....“ Sie brach lieber ab. Es wäre sicher taktisch überaus unklug gegenüber einem Menschen als Hundedämon zu erwähnen, dass man den zukünftigen Herrn aller Hunde lieber möglichst von hinten sah. „Habt Ihr weitere Fragen?“

„Im Augenblick nicht. Vielen Dank.“ Sakura ging und erkannte dabei, dass Kano eilig aus einem zweiten Gang zu Kireis Zimmer lief. Diese blieb stehen und hektisches Flüstern begann. Nun, das würde sie ebenfalls berichten, aber zuhören war für einen Menschen unmöglich.
 

Kano erklärte übereilig: „Und jetzt will er auch noch die Unterlagen der letzten Jahre sehen!“

„Die Mädchen...?“ fragte Kirei nur.

„Nein, ich habe das Zeug doch verbrannt!“

Seine geplagte Ehefrau blickte kurz an die Decke: „Warum dies denn? War Euch denn nicht klar, dass es einmal zu einer Prüfung kommen könnte?“

„Ich...ich hielt mich für zu unbedeutend..und es lag immer soviel Papier herum. Das war lästig und so habe ich sie eben...verbrannt. Was soll ich ihm jetzt nur sagen?“ Das war ihm selbst doch auch erst eben eingefallen.

„Die Wahrheit.“

„Kirei, Schatz...fällt dir nichts ein? Das kann ich ihm doch unmöglich erzählen. Er hält mich im besten Fall für unfähig, das berichtet er dem Fürsten und dann....? Dann stehen wir samt den Kindern auf der Straße! Im ärgsten Fall denken er und der Taishou ich hätte betrogen, das würde mich den Kopf kosten!“ Und womöglich die gesamte Familie auch.

Sie seufzte überfordert: „Kano, mein Gebieter – Lord Sesshoumaru ist kein Irgendwer, er würde doch jede Lüge bemerken. Lasst mich ein wenig nachdenken.“

Deduktion

Als Sakura ihren Bericht an Seine Lordschaft beendet hatte, wagte sie nicht auch nur andeutungsweise den Kopf zu heben. Nicht, nachdem er zuvor schon ihr Leben verschont hatte, nicht, nachdem Kano und dessen Familie ganz sicher die Nerven des Hundeprinzen weiter belästigt hatten, nicht, nachdem sie selbst ihm vorgegriffen hatte. Erst auf dem Weg hierher hatte sie erkannt, dass ihre Anweisung die Alraune zu vernichten womöglich die Beseitigung einer Mordwaffe gewesen war. Und sie wusste, dass es Lord Sesshoumaru in keinster Weise schätzte zu etwas genötigt zu werden.
 

Tatsächlich blickte der Dämonenprinz aus dem Fenster und überlegte, wie er sich dazu stellen sollte. Sein erster Impuls war gewesen sie für ihre Voreiligkeit gegen die Wand zu befördern – aber dann hatte er sich eingedenk der Weisung seines Vaters zusammengenommen und über ihr Handeln nachgedacht. Ja, sie war voreilig gewesen. Andererseits hatte sie Recht und damit womöglich einen weiteren Giftmord verhindert, den er im Zweifel hätte aufklären müssen. Sakura war nützlich. Überdies: er hatte nicht die mindeste Ahnung, wie der Inu no Taishou auf ein nur scheinbares Versagen seinerseits reagieren würde – und das konnte er sich leider auch nicht vorstellen. Vater hatte bedauerlicherweise die unangenehme Angewohnheit sehr erfindungsreich zu sein – im Kampf, in der Politik und bei Strafen.

Er bescheinigte Kirei sowieso eine gewisse Selbstkontrolle. Immerhin hatte ihr Angetrauter bislang überlebt. Und Kako....Ja. Selbstmord war das keiner und auch kein kaltblütiger Mord. Da war etwas ganz anders gelaufen als es hätte sollen – und im Prinzip wusste er, wie es passiert war. Blieb nur die Frage des Wer. Hm.

Alraunentee bewirkte Halluzinationen, Herzrasen...

Lavendelheide...

Ja, da sollte einem nur schlecht werden, wenn man schon solch ein Narr war das zu essen. Dummheit, Verzweiflung oder lag die Ursache im Alraunentee? Der Schlüssel des Wie lag darin, warum Kako nicht oder zu spät merkte, dass etwas vollkommen falsch lief, ihre Tochter nicht um Kirei schickte. Nur der Tee oder auch unangebrachtes Vertrauen?

Er hörte, wer den Gang entlang kam: „Öffne.“ Wenn man an Dummheit dachte...Hoffentlich brachte Kano jetzt die kompletten Unterlagen. Warum hatte er Kirei dabei? Sollte sie ihm tragen helfen? Er hörte, dass Sakura die Tür beiseite schob und drehte sich um – nur, um zu erstarren. Keine Unterlagen, dafür Gesichter, die sich für Hundedämonen nicht ziemten. Das Ehepaar sah aus als sei ihnen die Petersilie verhagelt. Nun gut, es war ihre Petersilie, aber Seine Lordschaft hatte das dumpfe Gefühl, dass er das gleich wortwörtlich höchstselbst ausbaden dürfe.
 

Sie knieten nieder, während Sakura die Tür schloss. Kirei hatte ihren Gemahl überredet hierher zu gehen – mit dem Hinweis, dass dann immerhin noch der Vorteil des Geständnisses auf seiner Seite lag, der Einzige, den er wohl noch besaß.

„Nun?“ Sesshoumaru beschwor sich innigst, dass er diesen Dümmsten aller Hundedämonen nicht umbringen durfte, gleich, was jetzt schon wieder kam. Vater würde ihm doch keinerlei Lernerfolg zubilligen, ja, zu weiteren Maßnahmen greifen, wenn er einen von dessen Untergebenen tötete, egal, wie provokant der gewesen war.

Kano sah hilfesuchend zu seiner Ehefrau.

Mit gewissem inneren Seufzen, aber dem Wissen, dass die komplette Familie eines Schuldigen oft genug mit bestraft, ja, hingerichtet, wurde, und ihrer Sorge um ihre Kinder, verneigte sich Kirei: „Euer edle Lordschaft wollte die Unterlagen der vergangenen Jahre sehen – dies ist bedauerlicherweise nicht möglich.“ Und wie sie das bedauerte.

Sakura hätte um ein Haar die Hände vor den Mund geschlagen, schaffte es jedoch noch soeben sich zu beherrschen, zumal als sie aus den Augenwinkeln bemerkte, dass der Hundeprinz seine Rechte so gewaltsam entspannen musste, dass grünliche Flüssigkeit daraus tropfte und sich zischend in den Holzboden brannte. Was war denn nun schon wieder passiert?

„Weiter!“ Irgendetwas in der Stimme Seiner Eisigkeit erinnerte nicht nur den unglückseligen Kano an Stahl unter Vollmondlicht.

„Äh, nun ja....“ begann dieser daher: „Es...es ist so, Lord Sesshoumaru...die Unterlagen sind nicht mehr da...Ich meine, ich habe sie verbrannt.....“

Sesshoumaru entdeckte zum ersten Mal in seinem Leben in sich das dringende Bedürfnis den Kopf gegen den nächsten Holzbalken zu schlagen: „Du hast was....?“

„Ja, leider hat er,“ fiel Kirei ein: „Und natürlich existieren keinerlei Zweitschriften. Euer Lordschaft könnte jedoch Hana und Kaede befragen, die Mädchen haben.....“ Sie brach lieber ab als sie das Aufwallen der Energie ihres Gastes spürte. Sie spazierten gerade am Rande des Abgrundes, sie, ihre Kinder, auch Kiku – und natürlich Kano.

Seine Lordschaft atmete tief durch: „Ich werde meinem Herrn und Vater, dem Herrn aller Hunde, darüber Bericht erstatten,“ sagte er nur sachlich, aber den anderen Dreien im Raum war klar, dass das eine Anklage werden würde. Langsam fuhr er fort, bemüht, sich zu beruhigen und keinen Massenmord zu begehen, aber auch seltsam gleichzeitig mit wildesten Fluchtgedanken: „Zu Kakos Tod. Ich werde euch beiden darlegen, was passiert ist, und dann darüber ebenfalls dem Fürsten berichten.“

„Ihr meint....“ brachte Kano hervor, sah dann erleichtert, dass sich der Erbprinz umdrehte und aus dem Fenster guckte: „Na ja, was meint Ihr?“

Nur noch kurze Geduld, beschwor sich Sesshoumaru: und Vorsicht bei der Formulierung. Noch lag die Alraunenwurzel dort drüben...

„Kako trank vor ihrem Tod einen Kräutertee, ehe sie Lavendelheide in wahrlich großen Mengen verzehrte. Letztere führte auch zu Übelkeit und anderen Verdauungsproblemen, die ihr Herz weiter belasteten, dass offenbar schon durch den Tee angestrengt wurde. Letztendlich starb sie daran. So stellte sich die Frage, warum sie den Tee und die Lavendelheide zu sich nahm – und wer dies für sie zubereitet hatte. Hat man das Wie hat man das Wer. Nach allen Aussagen war Kako nicht kräuterkundig. Auch, wenn sie, wie wohl jeder von euch Lavendelheide als Heilpflanze kannte, nachdem Akio krank war. Am Tag vor ihrem Tod kam Kako in dein Zimmer, Kirei, und ließ dir ausrichten, dass es ihr nicht gut gehe, ihr morgens übel sei, sie vermutlich eine Magenverstimmung habe.“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Kirei bemühte sich ihr Erstaunen zu unterdrücken. Dazu war die Lage zu ernst: „Darum ging ich dann ja morgens zu ihr und fand sie....“

„Morgendliche Übelkeit deutet durchaus auf eine Schwangerschaft hin. Hana, die dies aussagte, zog diese Schlussfolgerung ebenso wenig wie Kaede. Beide Mädchen sind an familiären Dingen uninteressiert. Kako selbst dachte wohl auch nicht daran – sie war erst einmal schwanger und bewohnte ein eigenes Zimmer, so dass sie die Nebenwirkungen bei dir nicht so mitverfolgen konnte. Im Gegensatz zu deinen Töchtern. Kano wusste wie üblich nichts, also würde er kaum einen Tee brauen. - Kiku, ihre eigene Tochter, aber auch Azarni und Akio waren als Überbringer auszuschließen. Sie sind zum einen zu jung, um einen Tee brauen zu können, aber auch unter ständiger Aufsicht. Überdies hätte sich Kako wohl doch gewundert, wenn eines der Jüngsten ihr die Medizin gebracht hätte. Kaede und Hana machten mir gegenüber die Aussage ohne sich bewusst zu sein, was das bedeutete, sie gaben an, dass sie sich weder mit Kräutern auskennen, noch Interesse daran haben. Sie haben es mehr mit Zahlen, wollen Schreiber werden, ein eigenständiges Leben führen.... Es blieben also du und deine drei ältesten Töchter. Dich schloss ich bald aus. Du kennst dich mit Kräutern gut aus und es wäre dir ein Leichtes gewesen andere Mittel anzuwenden – überdies hat Kakos Tod für dich keinerlei Nutzen eher Schaden. Damit allerdings war auch Aimi auszuschließen. Sie folgt dir stetig und ihr gebt euch so beide gegenseitig ein Alibi. Es blieben folglich nur Ayaka, die gern Heilerin werden möchte, und Beniko verdächtig. Kako sagte es mindestens einer von ihnen beiden – beide waren bei genug Schwangerschaften deinerseits dabei, dass sie aus der morgendlichen Übelkeit den richtigen Schluss ziehen konnten, beide wurden von dir bei Akios Krankheit ausgeschickt, um Lavendelheide zu beschaffen, kannten diese Pflanze also nicht nur als Tee.“

„Ja, aber warum sollten die Mädchen,“ begann deren Erzeuger.

Seshoumaru sah sich nicht um, als er jedes Wort einzeln betonte: „Halt. Den. Mund!“

Kirei fasste nach dem Arm ihres Ehemannes und drückte ihn mahnend.

Da Ruhe herrschte, fuhr der Hundeprinz fort: „Warum....Letzendlich ist es gleich. Kako sollte nicht sterben, da bin ich sicher, dazu wäre Lavendelheide ein zu harmloses Mittel. Sie sollte nur das Kind verlieren. Aber Halbwissen ist auch gefährlich. Erstens ist objektiv kaum davon auszugehen, dass Lavendelheide, die Würmer und anderes vertreibt, auch gegen ein Kind nutzt, zum anderen war der Tee mit Sicherheit falsch dosiert, zu hoch, auch, wenn er nur dazu verhelfen sollte, dass Kako quasi freiwillig eine zu hohe Dosis der Lavendelheide zu sich nimmt. - Als Kako merkte, dass etwas nicht stimmte, war es sicher schon zu spät. Zuerst hatte sie wohl nichts sagen wollen, da sie annahm, Tee und Kraut stamme von dir, Kirei, und solle ihr gegen die Übelkeit am Morgen helfen. Das hatte deine Tochter bestimmt vorgespiegelt.

Nun, Ayaka oder Beniko? Ayaka möchte Heilerin werden und interessiert sich sehr dafür. Sie wandte sich auch an Sakura, um zu erfahren, wie ihr dies gelingen könnte. Jemand, der mit Kräutern heilen will, wird sie kaum missbrauchen. Überdies will sie das Haus verlassen, um diesen Beruf zu erlernen, da wäre ihr ein Kind mehr oder weniger eher gleich. Anders sieht es jedoch bei Beniko aus. Sie will auch weg, heiraten, und ihr ist bewusst, dass die Ansprüche, die sie an einen Ehemann hat, ohne Aussteuer kaum zu erfüllen sind. Ein weiteres Mädchen würde ihre Mitgift direkt schmälern. Und ein weiterer Junge wäre noch ärger, müsste Kano oder später Akio doch auch einen Halbbruder und dessen Ausbildung finanzieren. Nach ihrer eigenen Aussage schätzte sie Kako und ich gehe davon aus, dass sie sie nicht umbringen wollte. Es war fahrlässige Tötung. Und mein verehrter Herr und Vater wird entscheiden, was mit ihr geschehen soll.“ Er wandte sich um und musterte die fassungslosen Eltern buchstäblich von oben herab: „Sagt ihr das. Und – Flucht für sie oder dich, Kano, wäre sinnlos.“

Ja, das war klar. Kirei seufzte: „Ich....Lord Sesshoumaru, wäre es möglich, dass....“ Sie brach ab. Nein. Er würde nicht für sie und ihre Kinder bitten.

Er sah auch nur beiseite: „Sakura.“ Endlich hier weg!

Sohnespflicht

Endlich hier weg!

Die Heilerschülerin konnte die Gedanken ihres jungen Herrn nur zu gut nachvollziehen. Was für ein Chaos! Aber sie empfand gewisses Mitleid mit Beniko, die wohl nur versucht hatte zu entkommen, nicht mit noch einer Schwester teilen zu müssen, ihre Chancen auf eine Ehe zu erhöhen. Nach allem, was das Hundemädchen gesagt hatte, hatte dieses doch Kako geschätzt.

Allerdings war sie ein wenig verwundert, dass Seine Lordschaft nicht unverzüglich ein Dimensionsportal erschuf, um nach Hause zurückzukehren, sondern geradezu in Gedanken durch den Wald schritt. Sie folgte ihm selbstverständlich schweigend, aber es war ungewöhnlich – und machte sie neugierig. War ihr Verdacht richtig gewesen, dass er Ärger mit seinem Vater hatte? Oder gab es einen anderen Grund?

Sesshoumaru hätte ihr sagen können, dass er es bei allen Göttern nicht eilig hatte in das Schloss zurückzukehren. Vater befand sich sicher schon auf der Jagd nach Feuerratten – und er durfte nicht mit! Überdies warteten zuhause mit Sicherheit eintönige Audienzen und noch langweiligere Pflichten auf ihn. Nichts, wonach er sich sehnte. Natürlich würde er übernehmen müssen und zwar bald. Vater würde erfahren, wann er selbst zurückgekehrt war, und würde eine kleine Auszeit seinerseits während einer Strafmaßnahme sicher übel vermerken. Moment mal.

Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Er sollte als Regent fungieren. Es wäre nur zu sehr Vater und dessen Einstellung zu den Pflichten eines Fürsten, wenn er nach seiner Rückkehr von....nun ja, von der Entspannung auf der Feuerrattenjagd, ihn fragen würde, wie er selbst mit Kano und Beniko umzugehen gedenke, falls er der Herr des Westens sei. Immer öfter fragte dieser so etwas – sicher Vorbereitung seiner eigenen Rolle als Erbe. Aber das bedeutete, dass er sich nochmal Gedanken um diese jämmerliche, chaotische... Hundedämonenfamilie machen musste. Was konnte er mit Kano anfangen, was mit Beniko – was würde Vater gern hören wollen?

Seinen ersten Gedanken Kano umzubringen, verwarf er. Vater käme sicher entspannt zurück – aber das konnte sich schnell ändern, wenn er selbst zu erkennen gab, dass er nichts aus der Lektion gelernt hatte. Auch, wenn er es immer noch ungerecht fand, wegen einer solch kleinen Bemerkung nicht mit auf die Jagd zu dürfen. Von dem unsäglichen Besuch bei diesem Kano ganz zu schweigen. Schön, es war vorlaut gewesen – und er hatte einen Versuch gestartet seiner Strafe zu entkommen. Also sollte er zusehen, dass der Herr aller Hunde diesmal mit seiner Leistung und seinem Benehmen zufrieden war. Die nächste Stufe der Sanktionen wollte er selbst bestimmt nicht kennenlernen.

Hm.

Vaters Einfallsreichtum in Punkto Strafen...Warum sich da nicht etwas absehen?

Eine Erziehungsmaßnahme für Beniko, eine Züchtigung für diesen Törichsten und Undiszipliniertesten aller Hundedämonen – vernünftig begründet böte diese Lösung auch für ihn selbst einen Vorteil. Natürlich müsste er das gut rechtfertigen, sonst sähe das nach einer kleinlichen Racheaktion seinerseits aus. Ja.

Zufrieden blieb er stehen: „Sakura.“ Da er wusste, dass sie sich niederknien wollte: „Komm her.“ Angesichts der Tatsache, dass sie unverzüglich gehorchte, klemmte er sie sich ohne weiteres unter den Arm, wobei sie dankbar vermerkte, dass er dies auf der Seite der Boa tat – und nicht bei den Stacheln.
 

Nur eine Minute später ließ er sie vor den dämonischen Wächtern am Schlosstor fallen, die ihm eilig öffneten. Na schön, seufzte er in Gedanken. Also würde er übernehmen. „Geh zu deinem Lehrer. Und sorge für dein Essen und Trinken.“ Das hatte sie den ganzen Tag nicht, fiel ihm ein. Oh oh. Schon wieder ein Punkt...Hoffentlich würde sie den Mund halten. Doch, würde sie.

„Danke, Lord Sesshoumaru,“ erwiderte sie höflich, hastig formell kniend. Er war angespannt, das wusste sie. Warum nur? Die Sache war doch erledigt? Ja, er hatte sogar einen Zwischenfall geklärt? Aber das war eine Sache unter den hohen Herren und da sollte sie weder nachfragen noch ihre Neugier zu erkennen geben. In dieser Laune war Seine Eisigkeit in der Lage erst zuzuschlagen und dann nachzudenken.
 

Ohne weiteres begab sich der Erbprinz zu dem Arbeitszimmer des Fürsten, um im Vorraum erstaunt festzustellen, dass dort Menschen und Dämonen warteten. War Vater etwa noch hier? War etwas passiert? Er sah zu dem Dämon vor der Tür, der sich eilig verneigte.

„Ich werde mitteilen, dass Ihr eingetroffen seid, Lord Sesshoumaru.“

Na also. Immerhin, erster Lichtstrahl seit zwei Tagen: er musste nicht sofort diese öde Arbeit übernehmen. Nur noch der Bericht, dann würde Vater doch....

Er brach ab, als der Dämon aus dem Arbeitszimmer zurückkehrte und die Tür hinter sich schloss. Wie bitte?!

Mit einer tiefen Verneigung erklärte der Sekretär: „Der mächtige Inu no Taishou wird Euch später empfangen.....“

Sesshoumaru wäre am liebsten im Boden versunken. Vater weigerte sich ihn zu anzuhören? Diese Schmach vor allen Anwesenden!

Der Dämon schien nichts zu bemerken: „Sobald die Unterhaltung mit Fürst Kazuya beendet ist. Euer Lordschaft möge sich derweil ausruhen, ehe der Fürst zu Euch kommt.“

Der Hundeprinz hätte um ein Haar sichtbar aufgeatmet. Es lag nicht an ihm. Er stand nicht so tief in der Ungnade. Natürlich würde Vater Fürst Kazuya nicht vor die Tür setzen um sich einen langweiligen Steuerbericht anzuhören, den er noch dazu als Strafe gedacht hatte. Der Herr des Nordens war zu mächtig um ihn zu beleidigen – das würde einen neuen Krieg vom Zaun brechen. Und – die Aussage, dass er später IHN aufsuchen würde, bewies allen Zuhörern, dass er noch immer der Erbe war, sein Gesicht gewahrt blieb. Vater dachte an alles. Nur: was wollte der mächtige Wolfsfürst hier? Kaum schlicht einen Nachbarschaftsbesuch. Bitte keinen Mord, ihm reichte wirklich der einmalige Aufenthalt dort im Norden. Nein, beruhigte er sich dann, während er sich mit ungerührtem Gesicht umdrehte: dann hätte ihn Vater eingelassen. Es ging um etwas anderes und das würde er später erfahren.
 

Sesshoumaru lag in einem warmen Bad und versuchte sich zu entspannen. Es hatte doch alles geklappt, er musste nur noch den Bericht über die misslungene Steuerprüfung abgeben und Kakos Tod, dann wäre doch alles erledigt und....Ja. Dann ginge sein verehrter Vater auf die Jagd und er hatte die Arbeit am Hals.

Oh, das war...

Er mahnte sich zur Selbstbeherrschung. Er durfte nicht zeigen, dass ihn die Strafe zu sehr ärgerte – sonst gab es auf der Stelle einen Zuschlag. Er musste schweigend akzeptieren....

Der Hundeprinz zuckte fast zusammen als sich die Tür öffnete und sein Vater eintrat.

Wie sollte er sich jetzt ordnungsgemäß hinknien? Er hatte nicht geglaubt, dass Fürst Kazuya so rasch weg wäre, sonst hätte er sich doch nie in die Wanne begeben. Eilig senkte er wenigstens den Kopf.

„Lass nur.“ Der Inu no Taishou winkte ab und trat an das vergitterte Fenster: „Es wird dich sicher interessieren, was Fürst Kazuya hier wollte. Es ging um den Tod eines mächtigen Dämons im Süden und wir wollten uns absprechen, wie der Westen und der Norden darauf reagieren. Später dazu mehr. Nun, Kanos Steuerprüfung?“

Sesshoumaru hätte fast geseufzt: „Verehrter Vater, bedauerlicherweise war eine ausführliche Steuerprüfung kaum möglich. Ehe ich genau berichte: es gab auch einen Todesfall.“

„Kano?“ Der Fürst wandte sich abrupt um.

Sein Sohn begriff, dass er soeben des Totschlags verdächtigt wurde, und erklärte hastig: „Nein, seine zweite Frau, verehrter Vater. Ich habe den Fall geklärt. Darf ich....Euch Bericht erstatten?“ Irgendwie war das unangenehm, so in einer Wanne zu liegen und ….Nun ja.

„Ich höre.“ Der Herr aller Hunde gab zu, dass er gewusst hatte, dass Kano nicht der hellste Stern am Firmament war. Mit ein Grund, warum er Sesshoumaru dorthin geschickt hatte. Aber es hatte ebenso keinen Anlass gegeben Kano sein Erbe zu verweigern. Und die Steuern waren stets pünktlich und offenbar ausreichend eingetroffen, nun war ihm auch klar, warum. Narren besaßen nicht die Phantasie für Betrug oder Intrigen. Aber er hörte schweigend zu, ehe er sagte: „Ich vermute, du hast dir Gedanken über die Zukunft der ...Betroffenen gemacht.“ Und darin lag keine Frage.

„Ich wollte es selbstverständlich Euch überlassen, verehrter Vater, aber, ja....“ Hatte er es doch gewusst.

„Nun?“

„Zunächst zu Kano: er ist ein Narr. Vergebt, wenn ich das so offen sage. Andererseits gibt es keinen Grund ihn hinzurichten. Die Akten, soweit sie vorlagen, sind ordentlich geführt. Kaede und Hana verstehen ihr Handwerk. Keine Steuerhinterziehung, kein Betrug. Andererseits sollte er diese Aufgabe nicht weiter für Euch erfüllen, wenn er sie sowieso seinen minderjährigen Töchtern überlässt. Entzieht Ihr sie ihm jedoch, werden auch Kirei, Akio und die Töchter davon betroffen, die sich alle bemühen aus ihrer Lage das Beste zu machen, ja, ein eigenständiges Leben zu führen. Es wäre überdies unangebracht sie alle aufgrund des Dilettantismus ihres Ehemannes und Vaters auf die Straße zu setzen, Akio um sein Erbe zu bringen....in meinen Augen, verehrter Vater. So würde ich für Kano folgende Lösung vorschlagen: er soll sich für mindestens hundert Jahre in eine Höhle abseits, oben im Iwaaka, zurückziehen und keinerlei Kontakt zu seiner Familie aufnehmen. Ein Hundedämon Eures Vertrauens soll die Verwaltung übernehmen, auch die Vormundschaft für die Kinder und.auch für Kirei.“ Schließlich konnte eine Frau dieser Klasse kaum Verwalterin werden. Seine eigene Mutter bildete da eine wirklich extreme Ausnahme, aber das war sie in jeder Hinsicht. „Akio würde auf diese Weise gewiss eine bessere Ausbildung bekommen und zukünftig besser als sein Vater in Eurem Sinn agieren, ebenso seine Schwestern. Womöglich könntet Ihr Ayaka ein Stipendium in der Heilerschule geben und später auch Kaede und Hana weiterempfehlen.“ Und Kirei wäre durch den kleinen Höhlenaufenthalt ihres Angetrauten erst einmal garantiert vor einer neuen Schwangerschaft sicher. Er sah achtsam auf. War Vater zufrieden?

Dem Gesicht des Hundefürsten war nichts abzulesen: „Und Beniko?“

„Es war kein Mord – aber sie hat getötet, aus Selbstüberschätzung, aber auch aus Verzweiflung. Ich vermute jedes der Mädchen würde zu allen Mitteln greifen um dort wegzukommen.“ Er musste ja nur daran denken, was er selbst nach kaum zwei Tagen empfunden hatte – und dort das gesamte Leben zu verbringen....Das war schon fast Selbstschutz alles zu unternehmen, was notwendig war: „Ich würde vorschlagen, ihr nur eine Heirat zu verbieten.“ Das wäre schlimmer als der Tod, erkannte er plötzlich, und so milderte er ab: „Ihr aber eine Zeit zu nennen und ihr zu versprechen sie dann zu unterstützen.“

Ungewohntes Verständnis, sehr ungewohnt, dachte der Inu no Taishou. Die Sache schien ein wenig...härter geworden zu sein für seinen Sohn als er sie beabsichtigt hatte. Mordermittlung hatte eigentlich nicht auf dem Strafprogramm gestanden. Dass Kano dagegen nervenaufreibend war, war ihm klar gewesen, wenn auch nicht in welchem Ausmaß. Steuerakten zu verbrennen! „Hast du dir auch Gedanken über einen Hundedämonen gemacht, der Kano, nennen wir es, ersetzen soll?“

Sesshoumaru antwortete nicht sofort, sondern wägte seine Worte. Es wäre vermutlich mehr als unbedacht den Herrn der Hunde erneut zu reizen: „Ja. Es sollte jemand mit gründlichen Kenntnissen in der Verwaltung sein. Da ich davon ausgehe, dass Ihr Myouga selbst benötigt, dachte ich an Kohei......“ Hoffentlich glaubte Vater jetzt nicht, dass er seinen Lehrer nur loswerden wollte.

Ah, der Herr Sohn zögerte. Vermutete er, er selbst könne darin eine kleinliche Rache sehen, obwohl es objektiv die richtige Entscheidung war? Dann hatte er dazu gelernt. Kano samt Familie lebte auch noch und Sesshoumaru hatte sich vernünftige Lösungen überlegt. Gut. „Würde ich Kohei dorthin schicken, würdest du selbstverständlich einen anderen Lehrer erhalten.“

Der Dämonenprinz betrachtete das Wasser vor sich: „Ja, verehrter Vater.“ Immerhin: keine andere Bemerkung, keine weitere Strafe.

Der Herr der Hunde trat neben die Wanne, sah jedoch geradeaus zur Tür: „Du hast Recht. Ich werde entsprechende Anweisungen für Kano und seine Familie erteilen, ehe ich morgen früh zur Jagd auf die Feuerratten aufbreche.“

„Ja, verehrter Vater.“ Jetzt nur nichts Falsches sagen oder tun. Das war bis jetzt gut gelaufen. „Ihr werdet gewiss Erfolg haben. Und ich werde in Eurer Abwesenheit in Eurem Sinn handeln.“

Die Hand an der Tür meinte der Fürst: „Du solltest bei Sonnenaufgang im Hof sein, wenn du mit möchtest....“ Er ging mit einem Lächeln, sicher, was gleich passieren würde.

Für einen langen Moment erstarrte der jugendliche Hundedämon, ehe er seine Hand empor riss und eine Faust in den Himmel streckte: er durfte mit!


Nachwort zu diesem Kapitel:
Seine Lordschaft ist ja noch regelrecht optimistisch... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Viel Glück, Sakura.
Nein, das wird Seine Eisigkeit kaum freuen - und noch etwas anderes strapaziert seine Geduld.

bye

hotep Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das könnte zutreffen...
Wir harren also Kanos Steuerunterlagen und eines Geständnisses, Lord Sesshoumaru? Wie optimistisch. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das nächste Kapitel hält weitere Fragestellung bereit - und ein Fettnäpfchen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Auweia. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ob der Inu no Taishou das Strafmaß wirklich erhöhen würde, wenn seinem Sprössling doch noch die Hand ausrutscht?
Das nächste Kapitel dient der Informationsbeschaffung durch und für Seine Lordschaft – und Kano fällt eine „Kleinigkeit“ ein... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
no comment.... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Der letzte Teil bringt einige Weiterungen.... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Nächste Woche kommt eine kleine Geschichte aus meinem Nähkästchen über die Halbbrüder in der Neuzeit: Staubsauger, ehe es mit einem neuen, wieder sachlicheren Krimi weitergeht: Vor der Nase.
Ein Offiziersanwärter des Inu no Taishou wurde im Schloss erschlagen - und alle Indizien deuten auf Prinzessin Tokushima.

bye

hotep Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (66)
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Von:  yamina-chan
2020-09-05T17:46:39+00:00 05.09.2020 19:46
Ich habe endlich mal Zeit gefunden die älteren Geschichten nachzulesen und mit denen anzufangen, die ich noch nicht kenne. :D
(Viiiiel zu lange her, das ich mal die Chance dazu hatte. Leider hat ein Tag nur immer so viele Stunden und es gibt immer so viel zu tun, haha.)
Und da liegt ja noch einiges an Geschichten vor mir, heh. Wobei ich durchaus aufpassen muss; mein Inuyasha Wissen hört mit dem Ende der Serie auf und Final Act ist...ohne Mangakenntnisse wohl nicht wirklich schaubar. XD' Also heißt es doch erstmal Manga lesen, haha.
Und bis ich die habe kann ich mir die Zeit damit vertreiben diesem Jungdämonen bei seinen unerwünschten Ermittlungen zuzusehen, heh.
Ich war ja sehr erstaunt das dieser tatsächlich so hilfsbereit gegenüber einem Hundejungen in dieser Geschichte war. Eine wirklich nette Abwechslung von seinen Mordgedanken allem und jedem gegnüber der oder die ihm auf die Nerven gehen haha.
Ich hoffe dir geht es soweit gut! Es freut mich das du noch immer Geschichten schreibst! :D (Das sollte ich zwar lieber in der neuesten in einen Kommenrar packen, aber bis dahin liegen doch noch einige andere vor mir XD)
Hoffe du passt gut auf dich auf in diesen schwierigen Zeiten und danke dafür das du deine Kreativität noch immer mit Lesern teilst, auch wenn die mal ein paar Jahre anderweitig beschäftigt sind, haha.
Antwort von:  Hotepneith
06.09.2020 10:34
Ja, hallo, yamina! Welcome back on borad.

a, ich habe so einiges in den letzten Jahren weitergeschrieben, aber ich denke, auch ohne die Kenntis des Final acts wirst du dich in den Geschichten, zumal den Krimis, gut einfinden.


Ich schriebe nach wie vor so eingies...^^ Habe auch in den letzten Jahren mit Klingen des Kaisers oder den Ägyptenkrimis etwas außerhalb des Inu- Fandoms geschrieben, aber irgendwie lande ich dann immer beim Krimi. Mord ist ihr Hobby, oder so.

Zur Geschichte: ich dachte, dass sich Jung-Sess ggenüber dem Hundejungen auhc mal nett verhaltne kann/ soll, da er dessen Dilemma als einziger Sohn, auf dem alle Hoffnung der Eltern ruht, nur zu gut verstehen kann - und er auch einen gewissen Beschützerdrang, wenngleich unbewusst verpürt (jaken, Rin...manchmal sogar Inu, wenngleich unter sehr dünnen Rechtfertiungen..). Er ist eben noch ein Teenie.


hotep
Von:  Kerstin-san
2020-04-25T16:43:01+00:00 25.04.2020 18:43
Hallo,
 
ich hab meine Freude an unserem jugnen Ermittler, der so undämonisch ist und trödelt und sich dann mal eben angemessene Bestrafungsmethode für die Hundefamilie überlegt und wie er am besten vertuschen kann, dass da doch gewisse Rachegedanken miteingeflossen sind. Der Schlingel!
Und am Ende ist er auch noch so stolz, dass er in Papis Gnade nicht zu tief gesunken ist UND er darf mit zur Jagd - die Reaktion darauf fand ich wirklich süß.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2020-04-25T16:34:09+00:00 25.04.2020 18:34
Hallo,
 
Sesshoumaru sollte probieren das Positive zu sehen: Wenn es nur Unterlagen zu einem Jahr gibt, ist er mit seiner Prüfung eindeutig schneller fertig xD Und was will sein Vater schon machen, ist ja nicht seine, sondern eindeutig Kanos Schuld ;)
 
Huch? Ich bin gerade völlig auf dem falschen Fuß erwischt worden: Ich dacht erst im nächsten Kapitel käme die Auflösung und jetzt bin ich zu spät, um meine Theorie auszubreiten, verdammt!
Ich hatte bei der Übelkeit, die vorher erwähnt wurde, auch schon kurz an eine Schwangerschaft gedacht, aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich den Rest in meiner Schlusstheorie richtig gefolgert hätte, im Zweifel eher nicht.^^
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2020-04-25T16:22:39+00:00 25.04.2020 18:22
Hallo,
 
also bevor die beiden eine Empfehlung durch seine Eisisgkeit höchstpersönlich bekommen, muss aber noch einiges passieren. Aber irgendwie tun mir die Mädchen leid, bei dem Vater kann ja keine vernünftige Ausbildung zu Stande kommen.
 
Das wird ja immer besser: Verbrannt - hat sich wohl gedacht, dass es nur unnützer Papierkram ist. Au weia!
"Er hält mich im besten Fall für unfähig" - wenn du wüsstest, Kano, wenn du wüsstest. Bin ja mal neugierig, wie Kirei sich und ihren Ehemann da rausmanövrieren will.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2020-04-25T16:14:45+00:00 25.04.2020 18:14
Hallo,
 
na, da schau an! Der Junior ist ja zu richtiger Selbstreflexion fähig, er hat sich seit dem ersten Krimi echt weiterentwickelt, wenn das nur der Taishou sehen könnte.
 
Ich fass es ja nicht, dass Kano die Steuerunterlagen gar nicht selbst macht, sodnern dass zwei seiner relativ jungen Kinder überlässt? Das ist doch echt... Kein Wunder, dass das selbst unseren Ermittler auf dem falschen Fuß erwischt.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2020-04-25T16:06:17+00:00 25.04.2020 18:06
Hallo,
 
na die geschwisterlichen Bandde scheinen hier ja nicht allzu ausgeprägt zu sein. Da gehts wohl wirklich nur darum möglichst bald zu heiraten.
 
Wirklich ziemlich ungewöhnich, dass die Tote versuchte ihren schlechten Zustand zu verbergen, aber als Selbstmordvariante kommt mir das doch zu umständlich und auch schmerzhaft vor.
 
Hatte jetzt auch gewisse Schwierigkeiten zu verstehen, was an Sakuras Frage so schlimm war - mal davon abgesehen, dass sie sie gestlelt hat, ohne von ihm die Erlaubnis dazu zu haben - aber wie seine Lordschaft die Frage dann gedeutet hat... Argh, wie kann man das denn so missverstehen?
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2020-04-25T15:57:59+00:00 25.04.2020 17:57
Hallo,
 
diese Familie ist schon etwas locker drauf - auch wenn ich es unfreiwillig komisch finde, wie da so panisch nach Unterlagen gesucht wird, dass auf einmal alle Kissen durchs Zimmer fliegen.
 
Erst will unser Ermittler nicht an Hochzeiten denken, aber jetzt beschäftigt er sich schon mit der Kinderplanung und wie er seiner Zukünftigen da genau auf die Finger schauen kann - soll doch noch mal jemand behaupten, dass er nichts nützliches aus seinen ganzen Fällen lernt.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2020-04-25T15:49:38+00:00 25.04.2020 17:49
Hallo,
 
immerhin hat sie das mit den Würmern schon hinter sich - und sogar ohne Verletzungen durch seine Eisigkeit, das ist ja mehr als man erwarten durfte.
 
Na, was hat unser Ermittler denn für eine schlechte Meinung vom schönen Geschlecht? Tsss... Immer diese Vorurteile ;)
 
Ich hab gerade eine ähnlich verwirrte Miene wie Skaura gezogen: "Frauen können das doch selbt regeln" *headdesk* Ich sag dazu jetzt einfach mal nichts...
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2020-04-25T15:40:21+00:00 25.04.2020 17:40
Hallo,
 
das war ja mal richtig nett von Sesshoumaru. Ich nehme an er kann verstehen, dass der Junge vor seiner Mutter keine Schwäche zugeben will - da erkennt er wohl eine verwandte Seele xD
 
Wurmbefall bei Hundedämonen? Äh, ne, danach würde ich seine Lordschaft vermutlich auch nicht befragen wollen. Das kann ja nur böse enden xD
 
So wie Kakos Leicht beschrieben wird, deutet dass doch auf einen sehr, sehr schmerzhfaten Tod hin. Im Zweifel bin ich immer für einen Giftmord - nur dürfte dass Sesshoumarus Zorn nur noch weiter steigern. Andererseits: Vielleich ist ihm ermitteln ja lieber als eine öde Buchprüfung zu machen (obwohl er um die wohl kaum rumkommen wird)?
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Yvibel
2014-07-10T14:31:25+00:00 10.07.2014 16:31
Ai ai, wie schön. Doch noch alles in Ordnung und Sessi darf mit Papa mit. Naja, die Strafe hatte den gewünschten Erfolg und Söhnchen hat gute Arbeit geleistet, wenn man es so sagen kann. Sogar mehr als nötig und alles gut gemacht. Das verdient dann wiederum auch eine Belohnung.
Echt goldig wie du das immer so alles beschreibst. Kann ich voll verstehen, dass dir das so nen Spaß macht. Ein schöner Abschluss, für einen wieder mal tollen und vor allem lustigen Krimi!
Freu mich schon auf den nächsten!^^
Yvi


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