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Mythna

Das Erwachen einer neuen Zeit
von

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Der Plan

2. Kapitel:

Der Plan
 

Plötzlich driftete sie in ihre Welt ab. Ein komisches Gefühl machte sich in ihr breit.

Am Ende der Stunde tippte Axel ihr auf die Schulter. Melanie schreckte zusammen. Verwirrt drehte sie ihren Kopf zu ihm um und blickte ihn aus glasigen Augen an.

„Was ist bloß los mit dir? Seit Professor Astana mit Shinanji anfing, bist du völlig abgedriftet.“ Melanie schüttelte den Kopf um ließ den Jungen einfach stehen und eilte ihrem Lehrer nach. Axel blickte ihr traurig nach. Was war aus dem Mädchen geworden, das er so mochte? Seit einer Woche verhielt sie sich so komisch und heute war es extrem. Er hatte ein komisches Gefühl im Magen. Auch ihm blieb die Veränderung nicht verborgen.

„Professor Astana! Bitte warten Sie!“, rief sie ihm hinterher. Überrascht über diese sehr höfliche Anrede blieb er stehen. Sensei bedeutete so viel wie Meister.

„Was gibt es, Melanie? Hast du noch eine Frage?“ Sie erreichte ihren Lehrer und schnaufte kurz. Ein wenig Schweiß glänzte auf ihrer Stirn. Sie drehte sich um und traf den fragenden Blick von Axel. Er stand etwas abseits und blickte sie verwirrt an. Seine grünen Augen funkelten. Melanie wendete den Blick ab. Sie konnte ihm einfach nicht ansehen.

„Ja, ich habe noch eine Frage. Hat Shinanji Auswirkungen auf die Menschen?“ Astana blickte sie überrascht an. Er fuhr durch seine Haare. Melanie blickte betreten zu Boden und ihr wurde übel.

„Wie kommst du auf diese Idee?“ Sie druckst verlegen herum.

„Ich habe ein seltsames Gefühl. So, als ob es etwas mit mir zu tun hat. Schließlich bin ich heute 15 geworden.“ Professor Astana klappte die Kinnlade herab und er blickte sie sprachlos an. Blankes Entsetzen spiegelte sich in seinen Augen wieder und das bekräftigte Melanies Gefühl nur.

„Dann ist dein Leben, was du jetzt führst, nun zu Ende. Du bist die Auserwählte, die unsere Welt retten muss.“ Sie blickt ihren Lehrer an und dann rannte sie davon. Vorbei an dem überraschten Axel. Er packte sie am Arm und hielt sie eisern fest.

„Melanie, was ist los? Rede doch bitte mit mir!“ Seine Stimme war flehend. Melanie blickte ihn traurig an. Sie machte sich los und ging mit gesenktem Kopf zu ihrem Einhorn und ritt davon. Axel griff mit seiner Hand ins Leere und rief: „Melanie!“ Eine heftige Brise kam auf und ließ die Blätter laut rauschen.

Endlich zu Hause angekommen, schmiss Melanie sich auf das Bett. Sie vergrub ihr schmales Gesicht im Kissen und fing an zu weinen. Was sollte das bedeuten? Sie war die Auserwählte? Wofür? Angst kam in ihr auf. Was, wenn sie versagen würde? Was würde dann mit ihrer Welt passieren? Was würde mit ihren Freunden passieren? Vor allem, was würde aus Axel werden? Sie hatte einfach davonrennen müssen. Sie schniefte und das Kissen war bereits schon nass. Sie hatte ihrem Professor nicht mehr weiterzuhören können. Warum ausgerechnet sie?

Axel saß hoch oben in den Zweigen von seinen Heimatbaum. Ein Bein hatte er angewinkelt und legte seinen Kopf auf sein Bein. Sein Blick war unendlich traurig.

„Was ist bloß aus der Melanie geworden, die ich so schätzen gelernt habe?“ Er strich sich durch die Haare und blickte zum wolkenlosen Himmel hinauf. Die Blätter raschelten und er versank in seinen Gedanken. Auch ihm waren die Veränderungen nicht entgangen, die sich in seinem Leben einschlichen. Nichts war mehr so, wie es einmal war. Das unbeschwerte Leben war nun vorbei und das ausgerechnet am Tag von Shinanji. Zufall?! Nein, das glaubte er nicht. Er streckte sich und blickte entschlossen zum Himmel. Er hatte sich entschieden und er wusste was er nun zu tun hatte.

Melanie weinte immer weiter, bis sie keine Tränen mehr hatte. Ihre Augen waren feucht und das Kissen triefte vor Feuchtigkeit. Sie schluchzte und schniefte. Plötzlich fühlte sie, wie ihre Matratze runtergedrückt wurde. Sie drehte ihren Kopf und weitete erschrocken die Augen.

„Axel...?“, fragte sie überrascht. Er saß auf ihrer Matratze und blickte sie traurig an. Sie errötete und setzte sich schnell auf. Verlegen wendete sie den Blick ab.

„Was ist los mit dir? Was hat Astana denn zu dir gesagt, dass du eine solche Angst bekommen hast?“ Er zog sie in seine Arme. Ihre Augen wurden geschockt und dann schloss sie sie. Melanie zitterte am ganzen Körper. Der Schock saß noch in ihren Gliedern. Sie bibberte und schluchzte, doch dann wischte sie sich schnell die Tränen aus den Augen.

„Gar nichts...“ Er blickte sie skeptisch an und seufzte. Seine grünen Augen schimmerten feucht. Bevor er nickte, schluckte er noch.

„Na gut. Wenn du es mir nicht erzählen willst, dann muss ich das akzeptieren. Aber ich möchte, dass du eins weißt: Ich werde dir helfen, egal bei was!“ Sie blickte auf und legte den Kopf schief. Axel lächelte sie an und stand auf. Melanie war verwirrt. Was war bloß mit Axel los? Sie blickte auf seinen Rücken und grübelte vor sich hin. Der Junge drehte sich mit dem Kopf zu ihr um.

„Verwirrt dich mein wahres Ich?! Kann ich ehrlich gesagt auch verstehen.“ Nun war sie endgültig verwirrt. Wahres selbst?! Was meinte er damit? „Weißt du, ich verstehe es selber nicht ganz genau! Ich spüre es seit geraumer Zeit. Schleichend verändert sich unsere Welt und keiner bekommt es mit. Seit längerem spüre ich, dass ein großes Unheil sich zusammen braut. Immer wieder bekomme ich Visionen und ich glaube, dass unsere Schicksale miteinander verwoben sind. Verstehst du was ich meine?“ Sie blickte ihn verwirrt an.

„Dann weißt du mehr als ich. Was geht hier vor? Ich verstehe das nicht!“ Sie packte ihn am Arm und drehte ihn langsam zu sich um. „Was weißt du? Bitte...erklär es mir!“ Erneut stiegen Tränen in ihre Augen. Ihre grünen Augen funkelten ihn flehend an. Wieder seufzte er und blickte sie entschuldigend an.

„Ich habe selber keine Ahnung. Aber frag doch Madschad, schließlich existiert er schon sehr lange und wenn das, was Astana gesagt hat, stimmt, dann müsste er wissen, was vor 5000 Jahren passiert ist.“ Noch immer blickte sie ihn verwirrt an.

//Immer noch so geheimnisvoll wie eh und je. Wie stellt er sich das vor? Mit einem Baum reden. Tz... Das geht doch gar nicht!//, dachte sie empört. Axel lächelte und wandte sich zum Gehen. Melanie spürte, wie alles auf dem Kopf stand. Alles, was sie als normal angesehen hatte, war es nun nicht mehr. Die Gedanken in ihrem Kopf fuhren Karussell. Was war verdammt noch mal hier los? Was sollte das alles bedeuten? Sie verstand das alles nicht.

„Du hast Fähigkeiten von denen du noch nichts weißt. Genauso wie ich welche habe, von denen ich nichts wusste.“, erklärte er und verschwand.

Ruhig blickte sie zu der Stelle, wo er bis gerade stand, doch in ihrem Inneren tobte es. Gedanken rasten kreuz und quer. Wieder versank sie in ihren Gedanken. Was wusste ihr Freund? Wie sollte sie mit Madschad reden?

„Ich versteh das alles nicht mehr. Was ist bloß hier los?“, flüsterte sie und ließ sich wieder auf ihr Bett fallen.

Wildheart trottete in ihr Zimmer, gefolgt von seiner kleinen Tochter, und legte sich vor ihre Füße. Zufrieden rollte er sich vor ihr ein und das kleine Baby, was ihrem Vater zum Verwechseln ähnlich sah, sprang auf ihren Schoß und rollte sich dort zusammen. Zärtlich strich Melanie durch das weiche Fell.

„Destiny werde ich dich nennen...Schicksal...das Schicksal von mir und meinem Freund, was uns verbindet.“, flüsterte sie. Destiny bellte zufrieden und schmiegte sich an sie. „Wusstest du von meinem Schicksal, Wildheart?!“ Sie blickte ihn erwartungsvoll an. Der majestätische Wolf richtete sich auf und blickte sie aus treuen Augen an.

„Ja....“, knurrte er zögernd. Er wusste nicht, ob das richtig war.

„Warum hast du mir nicht davon erzählt? Bist du nur hier, weil ich die Auserwählte bin? Sag es mir!“, schrie sie ihn an. Ihr Inneres tobte vor Wut. Ihre Augen glühten vor Zorn. Wildheart zog den Schwanz ein und winselte kurz unterwürfig. Traurig und entmutigt ließ er den Kopf hängen. Er hatte es ja gewollt, doch er konnte nicht. Er durfte nicht! Verzweiflung stieg in ihm auf. Er wollte ihre Freundschaft nicht verlieren. Sie lebten nun genau 15 Jahre lang zusammen und hatten viel erlebt und alles geteilt. Er wollte nicht, dass es jetzt endete. Ein feuchter Schimmer lag auf seinen Pupillen. Er sah sie aus so verletzten und beschämten Augen an, dass sie schluckte und schnellsten den Blick abwandte. Eine starke Böe ließ das Haus wackeln und die Vögel, die sich in Madschad niedergelassen hatten, zwitscherten zornig. Ein sehr lautes Rascheln von Madschad könnte vermuten lassen, dass er die Situation nicht mochte.

„Es tut mir Leid, dass ich dir nichts davon erzählt habe, aber es war mir strengstens verboten. Erst nachdem Astana dir von Shinanji erzählt hatte, durfte ich es dir erzählen. Ich wusste zwar, dass du es bist, durfte ihm es aber auch nicht sagen. Wir Wölfe sind Hüter des uralten Wissens und es war mir einfach verboten. Wenn du wüsstest wie Leid es mir tut und wie gerne ich es dir gesagt hätte. Ich wollte dich nicht verletzen. Bitte, nimm meine unterwürfigste Entschuldigung an. Du bist meine beste Freundin und ich will keinen Streit mit dir...wirklich nicht!“ Er blickte sie aus flehenden, braunen Augen an und trottete nun davon. Mit hängendem Kopf und eingezogenem Schwanz zog er sich zurück. Melanie überlegte und zögerte einen Moment. Wildheart war fast schon verschwunden, da richtete sie sich auf und sagte zögernd:

„Warte, Wildheart! Ich habe überreagiert und das wollte ich nicht. Ich bin nur gereizt. Tut mir echt Leid. Ich will dich doch nicht verlieren!“ Sie blickte ihn treuherzig an und legte Destiny zur Seite. Wildheart bellte vor Freude und spurtete auf sie zu. Er legte die Vorderpfoten auf ihren Schoß. Sanft schleckte er ihr durch das Gesicht. Das junge Mädchen lachte, denn die raue Zunge kitzelte sie. Sie spürte, wie die nasse Zunge über ihre rosigen Wangen fuhr und eine feuchte Spur hinterließ. Das grau-braune Fell stand ab, als Melanie ihm zärtlich hindurch wuschelte. Pure Freude zeigte sich in den Augen des weisen Wolfes.

Es verstrich einige Zeit, in der die beiden so verharrten- verbunden durch das jahrelange Zusammenleben. Nun aber spürte Melanie, dass die Zeit des Abschiedes zum Greifen nah war. Diese Erkenntnis versetzte sie in Angst. Sie hatte keine Ahnung was die Zukunft bringen würde, noch nicht einmal, was überhaupt ihre Aufgabe war. Eins war ihr aber bewusst. Stellen musste sie sich ihr und sie lösen, oder zumindest es versuchen. Wenn sie wirklich alles geben würde, dann könnte ihr keiner einen Vorwurf machen. Als sie Wildheart erneut anblickte, war ihr Blick entschlossen. Graziös richtete sie sich auf und packte ihre Sachen.

Eine Stunde später stand sie wieder am Ufer des Sanaras, der leise plätscherte. Die Frösche quakten fröhlich, doch anstatt sie aufzumuntern, wurde es dem jungem Mädchen noch schwerer ums Herz. Tränen tropften ins Gras und blieben wie Tautropfen an den Grashalmen hängen. Würde sie jemals in ihre Heimat zurückkehren können? Könnte sie sich überhaupt noch hier blicken lassen, wenn alles vorbei war? Sie bekam Zweifel. Zweifel daran, dass sie der Aufgabe nicht gewachsen war. Und was wäre, wenn nicht? Würde sie ganz auf sich allein gestellt sein? Sie betrachtete nachdenklich die schimmernde Abendsonne, die ein strahlendes Rosa auf den Himmel zauberte. Ein frischer Abendwind wehte ihr entgegen und ließ sie frösteln. Madschad hatte ihr wirklich etwas erklärt. Es war nicht besonders viel gewesen, doch sie wusste nun so ungefähr was Sache war.

Das Gleichgewicht zwischen den Elementen war außer Kontrolle geraten. Im Westen des Planeten stiegen die Meere, im Osten entstanden Wüsten. Orkane tobten über den hohen Norden und große Waldbrände verschlangen alles Leben im südlichen Teil des Planeten. Ihre Aufgabe war es, die vier Steine der Elemente zu finden und zum Mittelpunkt des Planten zu bringen- in die verschollene Stadt Canzastor. Sie hatte schon oft über diese sagenumwobene Stadt gelesen und Geschichten von ihr gehört, doch hatte sie sie nie beachtet und als Legende abgetan. Doch was Shinanji damit zu tun hatte, ging ihr nicht auf und Madschad hatte auch keine Antwort darauf. Das war eine der vielen Dinge, die sie noch herausfinden musste.

Sie galoppierte über die weite Elfenebene und war vollkommen in Gedanken versunken. Die Sterne funkelten hell am Himmel und wiesen ihr den Weg. Den Weg in ein neues Leben, von dem sie kaum eine Ahnung hatte. Ihr erster Weg führte zu ihrem einzigen Gefährten. Ob es gelingen würde, hing nur von ihnen beiden ab. Ein Greif flog über ihren Kopf hinweg und schrie laut. Es war der Schrei eines Adlers, aber so tief, wie der eines Löwen. Er klang mächtig und erhaben. Strahlentau antwortete ihm etwas, was das Mädchen nicht verstand. Immer weiter folgte der treue Hengst dem Fluss gegen seine Fließrichtung. Geschwind kam das Anzanargebirge immer näher. Die Nordseite lag im hellen Licht von Amard und den Abermilliarden von Sternen, dessen Versuch sie zu zählen, jeden in den Wahnsinn getrieben hätte. Weit entfernt schrieen Uhus auf der Jagd und gelegentlich flammte ein gelbes Augenpaar in der Dunkelheit auf. Die Augenpaare verfolgten jede schnelle Bewegung von Einhorn und Reiter. Die Bäume, die im Schatten der Nacht verborgen lagen, sahen aus wie Phantome.

Melanie lief es eiskalt den Rücken hinab. Richtig unheimlich war es. Aus lauter Angst trieb sie Strahlentau noch weiter an, um dieser beängstigenden Stille so schnell wie möglich zu entkommen. Ihre Finger waren bereits ganz klamm von der klirrenden Kälte. Jeder Windhauch fühlte sich für das junge Mädchen so an, als würde sie durch eine Glaswand reiten. Lange würde sie sich nicht mehr im Sattel halten können. Bevor sie los geritten war, hatte sie Strahlentau einen Sattel angelegt, wohl wissend, dass eine lange Reise vor ihnen lag.
 

Der rothaarige Junge rannte unruhig in seinem Zimmer auf und ab. Seine Gedanken rasten in seinem Kopf nur so hin und her. Wie ein Karussell drehten sie sich immer schneller, nur um immer wieder beim Anfang zu landen. Es machte ihn echt verrückt. Er kam einfach nicht weiter, so sehr er es auch versuchte.

Er hatte versucht zu schlafen, doch er hatte sich nur hin und her gewälzt. Als er dann endlich in einen unruhigen Schlaf gefallen war, hörte er schon wieder einen Schrei, wie so oft in letzter Zeit, und fuhr schweißgebadet aus dem Dämmerzustand. Um den ekeligen Gestank loszuwerden und um wieder einen klaren Kopf zu kriegen, hatte er sich unter die Dusche gestellt. Lange hatte er da gestanden und sich das kühle Nass auf den Kopf regnen lassen. Nachdenklich hatte er aus dem Fenster geschaut und die Sterne beobachtet. Wirklich viel hatte die Aktion nicht gebracht. Eher im Gegenteil, er hatte nun noch mehr Fragen.

Wütend ließ er sich rücklings ins Bett fallen. Die Wucht war so groß, dass der Lattenrost fast den Boden berührte. Die Wut brodelte in seinem Inneren und ergoss eine riesige Hitzewelle in seinem Körper. Er knurrte, wie ein in die Enge getriebener Wolf. Ihm plagten dieselben Gefühle und Zweifel wie seine Freundin. Sie nagten an ihm, wie eine Maus an einem Stück Korn. Er biss sich auf die Lippe und zitterte am ganzen Leib. Warum er? Warum verdammt noch mal er? Ein heller Pfiff durchschnitt die Stille der Nacht und verwundert richtete Axel sich auf. Er strich die Haare zurück und legte die Stirn in Falten. Wer könnte das sein? Waren das schon ihre Feinde? Aber die würden doch nicht pfeifen, oder? Vielleicht eine Falle? Er stellte sich rechts neben das Fenster an die Wand und spähte durch die Dunkelheit. Vor Anstrengung kniff er die Augen zusammen um etwas in der Dunkelheit auszumachen. Sein Herz schlug in seinem Hals, so schnell wie ein Hase auf der Flucht. Er keuchte vor Angst und zitterte.

„Axel, nun komm raus! Ich weiß, dass du da bist!“ Erleichtert atmete er aus. Die ganze Anspannung fiel von seinem Körper und er merkte erst jetzt, wie sehr er zitterte. Mit wackeligen Beinen öffnete er die Tür. Sie knarrte und der Rotschopf zuckte zusammen. Er blinzelte, als er direkt in Amard blickte, der voll und hell über die Gipfel von der Gebirgskette linste. Axel blickte schnell nach unten, um nicht für den Rest der Nacht Sternchen zu sehen. Überrascht ging er einen Schritt zurück, als Melanie plötzlich vor ihm stand.

„Wie...was...wo...wer...hä?“ Stammelte er verwirrt. Er verstand nun gerade gar nichts mehr. Er blickte sie an, als wäre sie ein Gespenst und dadurch musste sie schmunzeln.

„Hallo!“ Sagte sie grinsend. Axel blinzelte. „Darf ich reinkommen? Es ist kalt hier draußen!“ Fragte sie mit freundlichem Ton, als er einige Zeit lang nichts sagte. Er zuckte zusammen und lächelte sie verlegen an.

„Ja, sicher, komm rein!“ Wie peinlich! Mit ihr hatte er nun gar nicht gerechnet. Schamesröte stieg in sein Gesicht. Er tritt beiseite und sie ging mit wehendem Haar an ihm vorbei. Er betrat den Raum nach ihr.

Etwas später saßen beide im Wohnzimmer. Vor Melanie auf dem aus Ebenholz gefertigten Tisch stand ein Becher mit dampfenden Schinobinektar. Dieser sanfte Nektar wurde aus einem weißen Wiesenkraut gewonnen, das nur hier in der Drachenebene wuchs. Damit verdiente sich Axel etwas seinen Lebensunterhalt. Das 15-jährige Mädchen umfasste den Becher und spürte, wie die Wärme in ihre Finger zurückkehrte, Vorsichtig nippte sie an dem warmen Nektar, der wie warmer, flüssiger Honig schmeckte. Langsam glitt der Saft ihre Speiseröhre hinab und verbreitete eine wohlige Wärme in ihr. Sie seufzte zufrieden und ließ sich weiter in die bequeme Couch sinken. Erst jetzt bemerkte Melanie, wie müde sie eigentlich war.

„Ehrlich gesagt habe ich noch gar nicht mit dir gerechnet!“ Gestand er und blickte sie an. Das junge Mädchen rekelte sich und streckte die Arme in die Luft, um sich zu dehnen. Sie zog ihre Sandalen aus und setzte sich in den Schneidersitz. Lässig verschränkte sie die Arme hinterm Kopf und genoss die Wärme.

„Ich ehrlich gesagt auch nicht!“ Lachte sie und es klang wie das helle, klare Lachen einer Elfe. Axel blickte sie kurz verzückt an, doch schaute dann schnell wieder weg. „Ich hab Strahlentau zu Salimar geschickt. Ist das ok?“ Noch immer betrachtete er den Tisch, denn er fühlte, wie noch immer das Blut in seinen Wangen zirkuliert. „Ja...klar. Ich seh da kein Problem.“

Danach herrschte Stille, während jeder an seinem Getränk nippte. Man hörte nur das Ticken der Wanduhr, die in einer Ecke stand. Melanie musste sich immer wieder eingestehen, dass Axel in Innenarchitektur besser war, als sie selbst.

Es war ein runder Raum mit einer freundlichen Atmosphäre. Links stand eine runde Sitzecke aus schwarzen Ranabaleder. Ranabi war eine sehr seltene Art. Sie sahen aus wie Kühe, hatten aber ein langes, blaues Fell und ihre Hörner berührten sich, sodass sie einen Kreis bildeten. Das Leder war extrem teuer, aber sehr bequem. Es sah auch noch sehr elegant aus und ihr Freund achtete sehr genau darauf, dass sie nicht schmutzig wurde. Das ging ihr manchmal schon auf die Nerven, aber jeder hatte ja seine Macken.

Halb eingeschlossen von der Couch stand der Ebenholztisch. Neben der Uhr stand ein bequemer Ohrsessel aus altem, braunem Leder, welches eingesessen war mit einem kleinen Hocker bei Bedarf. Es war das einzige Möbelstück, was nicht ganz zur restlichen Einrichtung passte. Axel jedoch hing sehr an diesem Sessel, da er ein Familienerbstück war.

Angeschlossen an den Sessel stand ein langes Bücherregal, welches weder hoch war, noch besonders voll, aber die Bücher waren sortiert und Fotos, CDs und noch so einiges, was die fehlenden Bücher ersetzte.

Besonderes Gespür bewies der rothaarige Junge in der Dekoration. Über ihr hing eine kunstvoll geschnitzte Maske, die im Stil der Ureinwohner dieses Planeten gefertigt war. An der Decke schlängelten sich Kletterpflanzen entlang, sodass man gar nichts mehr von der Holzdecke sah. Sie blühten gerade nicht, aber wenn sie Blüten, dann roch es hier nach Meer. Man roch diesen salzigen Geruch, der einen denken ließ, man sei am Meer.

Melanie mochte diese Blumen besonders.

„Was suchst du eigentlich hier?“ Sie zuckte zusammen und betrachtete ihn fragend. Sie legte die Stirn in Falten. Ein sanfter Windhauch pfiff durch die einzelnen Holzlatten und ließ ihre Haare tanzen. Axels bewegten sich kaum. Wieder entstand eine peinliche Stille. Beide betrachteten sich eingehend.

„Wie meinst du das?“ Sie verstand ihn nicht. Wie meinte er das? Was sie hier suche? Wer sollte das noch verstehen? Aber das kannte sie ja schon zu gut, denn das schien ihm echt Spaß zu machen. Eindringlich blickte sie ihn an. Der junge Mann blickt sie lange an, als wollte er sie durchdringen und ihre Gedanken zu lesen. Das Mädchen fühlte sich unwohl und rutschte auf dem Ledersofa hin und her. Sie machte sich so schmal wie nur irgendwie möglich. Sie versuchte eine Ablenkung von diesem Blick zu finden. Sie fand sie in dem Rascheln der Kletterrosen oben an der Decke. Wieder entstand eine peinliche Stille, die nur durch das Pfeifen des Windes unterbrochen wurde. Axel seufzte kaum vernehmlich.

„Was hast du nun vor? Was weißt du nun von unserer Mission?“ Melanie blinzelte verträumt und legte den Kopf schief. Sie warf einen Blick aus dem Fenster. Die Sterne funkelten hell und sahen aus wie gelbe Turmaline. Amard war hinter Arano, dem höchstem Berg vom Anzanargebirge, verschwunden. Der kleine See Kisar glänzte wie flüssiges Silber. Wie zwei gelbe Edelsteine durchforsteten die Augen eines Greifens die Dunkelheit, sodass sie wie zwei weitere Monde leuchteten. Melanie wandte den Blick ab und sah nun Axel an. In kurzer Form berichtete sie, was Madschad ihr erzählt hatte.

„Und wie planst du nun?“ In ihren Gedanken wog sie alles ab und überlegte hin und her. Sie betrachtete die Kletterrosen, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Das Pendel schwang klickend von einer Seite zur anderen. Axel schaute ihr zu, unterbrach sie aber nicht. Sie war die Anführerin der Wächter und sie musste die Entscheidungen treffen.

„Wir haben morgen in der Ersten Astrologie/Geschichte, oder?“ Sie blickte ihn nachdenklich an. Der Junge warf einen Blick auf den Plan über seinem Schreibtisch und nickte. Das Mädchen ließ den Blick abwesend umher schweifen. Ihre Gesichtszüge waren die reine Nachdenklichkeit.

„Ich denke, es wäre das Beste, wenn wir erst einmal schlafen gehen. Es war heute ein anstrengender Tag und ich bin hundemüde. Dann gehen wir morgen schnurstracks zu Astana und fragen ihn erstmal, was er weiß und ob er uns beurlaubigen kann, denn wir haben ja eine lange Reise vor uns. Danach lesen wir Bücher und fragen auch noch Midna, denn wir brauchen Infos. Aber die beiden dürfen davon nichts erfahren. Einverstanden?“ Sie betrachtete den Jungen fragend und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Ihre grünen Augen sind nun nicht mehr voller Begeisterung, sondern stumpf und müde. Sie gähnte herzhaft und hielt sich die Hand vorm Mund. Mit einem großen Schluck leerte sie ihr Getränk. Geschafft lehnte sie sich zurück und schloss ihre Augen.

„Einverstanden!“ Antworte er und beide schlugen ein. Das war ihr Plan! Beide grinsten sich an und gingen schlafen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2012-05-06T18:50:33+00:00 06.05.2012 20:50
erst b-day und dann BAAAAMMMM schicksalhafte wendung, was fürn tag..... die arme :)
wildheart hat mir leid getan, aber echt schön das sie sich wieder vertragen haben :,) freu mich schon auf nächste kapi :D


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