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Wild, Wild, Revolution!

von

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Die Jagd

Der große Schatten rührte sich ein wenig. Als die Wolken den schon herabsinkenden Mond freigaben, erleuchtete die silberne Sichel für einen Augenblick die Silhouette eines riesigen Tieres. Rot und bedrohlich flackernden sie, diese kalten Augen, während sie langsam die unruhige Meute weiter unten beobachteten. Ein süffisantes Lachen, welches nach einem dumpfen Grollen klang, durchbrach die nächtliche Stimme.

„Alfirin. Wir haben besuch“ ertönte die tiefe Stimme des Tieres.

Der Anführer des Rudels, welches am Fuße der Klippe sich zur Rast gelegt hatte, sprang auf einen Felsvorsprung, um besser mit dem großen Schatten reden zu können.

„Ihr meint den Jungen nicht wahr?“ war Alfirins Antwort.

Die Gestalt sagte nichts, doch mit einer Bewegung seiner Pranke deutete er dem Alpha sich um diese Unannehmlichkeit zu kümmern.

Alfirin nickte dem Schatten kurz zu und machte sich sofort auf den Weg.

Desto schneller er den Jungen finden würde, umso schneller würde er das finden was er und sein Gebieter wirklich suchten.
 

Dichte Nebelschwaden hingen nah über dem Boden und zogen nur langsam ihre Spur über die Landschaft. Die nächtliche Stille wurde allein nur durch den Wind unterbrochen, der durch das hohe Gras fuhr und es erschaudern lies.

Es war noch stockfinster, doch jeden Moment konnte die Sonne aufgehen, und SIE würden weiterziehen. Die Erde dampfte ein wenig und war angenehm warm. Man spürte förmlich den Hauch von Mutter Natur, welche ein und ausatmete um sich am Leben zu erhalten...

Plötzlich regte sich etwas.

Kaum merklich und beinahe nicht sichtbar, kauerte eine Person auf einem kleinen Felsvorsprung, zwischen Grashalmen und dem Dickicht. Sie wartete auf den richtigen Augenblick. Der Junge, er war nicht älter als 16, drückte sich noch etwas flacher auf den Boden und gab keinen Laut von sich. Er beobachtete so gut es ging die dunklen Silhouetten vor sich. Er spitze die Ohren und versuchte etwas wahrzunehmen...

Jetzt konnte er es hören: Ein Schnauben. Nun auch das Scharren von einem gewaltigen Huf am Boden. Er würde es durchziehen, keine Frage.

Er wusste genau, dass er sich in einem gefährlichen Gebiet befand, doch er war aus einem bestimmten Grund hier.

Der Bursche vermochte vor Anspannung kaum noch zu atmen, doch als er seinen Körper in eine bessere Position Bringen wollte, war er kurz unkonzentriert. Da passierte es.. Er bemerkte nicht wie er einen Stein den Vorsprung hinunter stieß und somit weiteres, Geröll geräuschvoll den Abhang herunter fiel.

Die Herde vor ihm , sie war sehr schreckhaft, hörte dieses Geräusch, welches in der morgendlichen Stille äußerst Laut und ungewöhnlich klang. In voller Panik nahm sie Reißaus. „Jetzt oder nie!“ waren die Gedanken des Jungen. Er sprang auf und mit großen Schritten spurtete er los. Darauf achtend, dass ihm der lange Speer während des Sprints nicht in die Quere kam, versuchte er näher an die riesigen Tiere heran zukommen.
 

Er war nicht der einzige der ein Auge auf die Büffel geworfen hatte , denn aus den Augenwinkeln sah er wie einen kleinen Teil eines Rudels von Nâshka Wölfen, welche auf der anderen Seite ebenfalls an der Jagd teilnahm. Diese waren vermutlich nicht nur hinter den Büffeln her und gerade deswegen wollte er ihnen nicht gerade in die Arme laufen.
 

Der Junge packte Griff des Speeres noch fester, als er zu entgleiten drohte und richtete ihn auf einen der Büffel. Er zielte genau und warf geschickt.

Die Waffe traf sein Ziel, doch die Waffe blieb jedoch nicht lange genug daran haften um dem Tier erheblichen Schaden zuzufügen. Das war klar, dass sich diese Tiere nicht so leicht überwältigen ließen. Er gab sich aber noch lange nicht geschlagen und so sprintete er auf die andere Seite des Hügels hinab um den Weg der Büffel zu schneiden, denn einholen würde er sie niemals. Aufgrund der ihnen hinterherhetzenden Wölfe, dachten diese nicht einmal daran, auch nur ein bisschen langsamer zu werden.
 

Der Junge wartete auf seine Gelegenheit und diese kam auch. Der nächstbeste Büffel der nah an ihn ranzukommen drohte, war sein Ziel. Im richtigen Augenblick machte der Bursche

einen Satz, sprang auf den Rücken des Tieres, zückte seinen langen Dolch und rammte ihn ohne zu zögern in die Seite des gewaltigen Büffels. Dies war einer der wenigen Punkte wo man durch diese dicke Haut und das dichte Fell dieses Riesen stoßen konnte. Auch wenn dies keine Stelle ist wo man das monströse Tier tödlich verletzen konnte, würde sein Dolch dafür sorgen, dass dieses Wesen noch zu Grunde gehen würde. In diesem Moment begann das Wenige, der noch zu sehenden Klinge, in einem blauen Schimmer zu glühen.
 

Sein Dolch war keine gewöhnliche Waffe. Es war ein Erbgut seines Vaters, sein wertvollster Besitz. Er ermöglichte es die spirituelle Energie des Getroffenen in sich aufzunehmen. War die gesamte Energie eines Lebewesens entwichen, war die Folge darauf der Tod.
 

Der Junge versuchte verbissen sich weiterhin auf dem Rücken des Büffels zu halten, doch das Tier unter ihm machte plötzlich kehrt und er war nicht mehr in der Lage sein Gleichgewicht zu halten. Er war im Inbegriff zu fallen und nicht nur das. Gerade in diesem Augenblick, begann, aufgrund des wilden Getrampels, sich der Dolch aus dem Fleisch des Tieres zu lösen. Der Junge versuchte noch, bevor er ganz von dem Riesen stürzen würde, noch nach der Waffe zu greifen, doch damit erreichte er nur das genaue Gegenteil. Mit seinen Fingerspitzen den Griff des Dolches berührend, versuchte er diesen wieder in seinem Besitz zu bringen. Doch nach einem gewaltigen Ruck, stieß er mit seiner Hand genau so ungeschickt dagegen, dass der Dolch weggeschleudert wurde. Und dann stürzte er selbst zu Boden. Er kam hart auf der Erde auf, wirkte kurz benommen, doch er wusste, wenn er nicht sogleich wieder aufstehen würde, wird dies noch mit einem Unglück enden. So schnell er konnte rappelte er sich auf, wich mit einem Sprung seitwärts einem weiteren herankommenden Büffel aus und rannte aus der Laufbahn um nicht von den Tieren zertrampelt zu werden.

Er benötigte nun einen Moment um zu verschnaufen, dennoch wollte er so schnell wie möglich wieder zurück in das tosende Getümmel der Büffel. Er brauchte seinen Dolch.
 

Gerade jetzt, in dieser Sekunde wurde der Junge unachtsam gegenüber anderen Dingen. Die richtige Bedrohung ging nicht etwa von den riesigen Büffeln, oder von dem kleinen Rudel Wölfe dort hinten aus. Nein. Sie kam von dem riesigen, schwarz-roten Wolf aus, der bereits die ganze Zeit den Menschen beobachtete, ihm unauffällig gefolgt war und sich nun langsam, aber stetig immer näher an den 16-jährigen anschlich. Dieses stattliche Tier nutzte die jetzige Unachtsamkeit des Menschen um endlich loszulegen.

Mit einem riesigen Satz hechtete es aus dem Gebüsch hervor, stieß den Jungen um und landete mit ihm auf der harten Erde. Beide rutschten den Hügel hinab und kamen nur kurz vor den anderen Wölfen zum stehen, welche bereits auf den Einsatz ihres Alphas gewartet haben. Die Büffel wurden weitergetrieben und als die letzten zwei Tiere an diesem Geschehen vorbei huschten, kehrte wieder vollends Ruhe ein.
 

Die rote Morgensonne trat hinter dem Horizont hervor und tauchte alles in ihr blutiges Licht.

Dutzende Bisons lagen auf dem Gelände verstreut. Tot.

Es war den Wölfen gelungen einige von ihnen zu töten.
 

Der Menschenjunge wurde durch das Gewichtes des Alpha Wolfes fest zu Boden gedrückt. Er versuchte sich von der schweren Last zu befreien, was jedoch misslang und mit mordlüsternen Blick starrte er nun seinen Gegenüber an.
 

„Na na na!“, sagte der überdimensionale Wolf und ein siegessicheres Grinsen lag auf seinem Gesicht, denn er drückte immer fester gegen den Körper des Burschen. Der Junge keuchte laut auf. „Du willst doch nichts riskieren, hm? Weißt du, Yumehito... ich habe dich schon gesucht!“

Er fletschte die Zähne.

Mit einen Blick aus purem Hass starrte er den Menschen an und als der Alpha den Namen seines Gegenübers nannte, drückte er seinen riesigen Pranken so fest zu auf dessen Oberkörper, dass man es schon bedrohlich knacken hören konnte. Yumehito hatte sich vorgenommen diesmal nicht zu schreien und biss sich auf die Lippen um ja keinen Ton aus sich heraus zu bringen. Dies war nur allzu schmerzhaft. Die restlichen Wölfe lachten, ihr Hyänen ähnliches Grölen drang in Yumehitos Ohren und ließen ihn erschaudern.

Er kannte den Ruderfühler.
 

„Alfirin!“ ächzte er hervor.
 

Er wusste , dass seine Situation gerade ziemlich aussichtslos war, dennoch musste er so rasch wie möglich eine Lösung finden, um sich aus den Klauen der Wölfe zu befreien. Nein, Ra Lenns Hilfe würde er diesmal nicht benötigen!
 

„Also mein Lieber... ich bin nicht zum Spaß hier!“, knurre Alfirin und begann den Menschen kurz grob abzuschnuppern, als schien er etwas zu suchen „Wo ist es?!“
 

„Wo ist was?“, erwiderte Yumehito keuchend.
 

„Stell dich nicht dümmer als du bist, Junge! Ich weiß genau, dass du es irgendwo haben musst!“, schnaubte der Wolf.
 

Yumehito wusste wirklich nicht, was der Alpha von ihm wollte und blickte verbissen drein. Warum sollte er etwas besitzen was der Alpha suchte? Alfirin wurde ungeduldig. Er schnappte mit seinem Maul nach etwas von Yumehitos Gewand, zog ihn daran hoch und schleuderte den Menschenjungen beiseite. Daraufhin ließ er abermals ein grollendes Knurren von sich hören.
 

„Steh auf!“ rief er. „Wir Beide wissen, dass ich dich kleine Made am Liebsten hier auf der Stelle zerquetschen würde, aber tot nützt du uns ja nichts!“
 

Mit seinem bedrohlichen Blick fixierte er den Menschen.

Yumehito hatte es gerade geschafft sich aufzurichten. Er hustete. Das Gewicht des Tieres hatte ihm zu schaffen gemacht. Der Alpha musterte zornig den Menschen, dann grinste er. Der 16-Jährige war erstaunt wie schnell sich das Temperament des Wolfes ändern konnte.
 

„Weißt du, Menschlein... ich muss mich noch für unsere Letzte Begegnung revanchieren!“

Der Junge blickte das Tier an und sah die Schnittwunde unter dessen linkem Auge, die er ihm vor nicht all zu langer Zeit verpasst hatte.
 

Die Sonne stieg langsam und stetig höher. Yumehito nutzte die kurze Pause des Wolfes um sich schnell umherzublicken. Das ganze Rudel hatte sich um die beiden versammelt und machte sich kampfbereit. Dem Jungen wurde bang, als er merkte, wie viele es doch eigentlich waren.
 

„Yumehito...“, rief Alfirin „...Gib lieber gleich auf, bevor von dir ein ordentliches Stück Fleisch fehlt!“
 

„Du redest zu viel...“, raunte der Junge und mit missfallen stellte er fest, dass sein Dolch, den er jetzt sehr gut gebrauchen könnte, entweder irgendwo im Erdboden steckte, oder weiß Gott wo runtergefallen und von Büffelhufen zertrampelt worden sein musste.
 

„Entweder lass ich mich hier auf der Stelle zerfleischen, oder ich versuche durch ihre Mitte zu brechen, in der Hoffnung meine Waffe liegt irgendwo in der Nähe, und lasse mich dann zerfleischen!“, schoss es dem Jungen durch den Kopf.
 

Ohne lang zu warten sprangen die unteren Wölfe des Rudels auf ihn zu und begannen ihn zu attackieren. Gleich zwei, drei an der Zahl stürzten sich auf den Jungen und versuchten ihn zu Boden zu drängen, dieser jedoch wehrte ihre Angriffe geschickt mit einer Reihe von Handgriffen und Würfen ab um danach die Tiere mit gekonnten Tritten auf Distanz zu halten.
 

Alfirin hielt sich im Hintergrund und lies zuerst sein Gefolge angreifen. Weiter stürmten die Wölfe auf den Jungen zu, um zu verhindern, dass er auch nur den Hauch einer Chance zum Fliehen hatte.

Yumehito stieß die restlich Wölfe beiseite, er wollte wenigstens zum Alpha durchdringen um dessen überhebliches Getue schon noch aus ihm rauszuprügeln. Doch als er einen Augenblick zu unachtsam war, da er gerade überlegte, wie er zu Alfirin kommen sollte, fiel ihn ein stämmiger Wolf von der Seite her an.
 

Yumehito erschrak für einen Moment, konnte aber noch rechtzeitig seinen rechten Arm als Schutz vor sich halten. Dies war auch seine Rettung, denn ansonsten wäre von seinem Gesicht nicht mehr viel übrig geblieben. Das Tier war mit weit geöffnetem Maul und ziemlich unangenehm aussehenden, scharfen Hauern auf ihn zugesprungen. Die Fangzähne des Tieres gruben sich tief in das Fleisch seines Armes. Ein blitzartiger, schmerzhafter Schauer fuhr durch seinen Körper. Mit seinem anderem Arm hielt der Junge sich den tobenden Wolf vom Leib und versuchte sich aus dessen Fängen zu befreien. Er rang eine Weile mit dem Tier, welches partout nicht loslassen wollte.

Dunkles, warmes Blut rann Yumehitos rechte Hand entlang und tropfte zu Boden. Der Junge verlor das Gleichgewicht und abermals wurde er zu Boden gedrängt. Der Wolf zerkratzte ihm mit seinem scharfen Krallen die Haut. Yumehito dachte er würde noch ewig mit dem Wolf umher rangeln, doch da wurde das Tier beiseite geworfen. Schmerzhaft kratzten die Fangzähne noch einige Zentimeter seines Armes entlang, bevor er sie endgültig los war.

Alfirin war es gewesen, der den Wolf weggedrängt hatte, und mit einem tödlichen, lüsternen Blick und einem zähnefletschenden Knurren stieg er über den Menschen.

„Zwecklos Junge! Nun wird nicht mehr viel von dir übrig bleiben, aber du wirst noch am Leben sein...“

Der Alpha konnte sich kaum mehr im Zaum halten, so wild war er darauf versessen das Leben des Jungen zu beenden. Es reichte ja wenn er den Jungen gerade noch am Leben lies und sobald er das hatte, wonach er suchte, konnte er den Menschen endgültig töten. Mit einem Ruck stieß mit seinem gewaltigen Maul hervor, ohne jede Rücksicht. Sein Biss war auf die Kehle gerichtet, doch bei den gewaltigen Ausmaßen seines riesigen Maules würde er garantiert noch mehr als nur diese erwischen.
 

Es war zu spät um auszuweichen, es war zu spät um noch irgendetwas sinnvolles, oder besser gesagt hilfreiches machen zu können. Er würde es nicht mehr schaffen.

Yumehito schloss verzweifelt die Augen, im Wissen, dass es jeden Moment sehr, sehr schmerzen würde.

Verzweiflung

Yokino öffnete die Augen.

Welch seltsamer Traum. Er war unglaublich müde und sein Kopf tat weh.

Er war zu besorgt, wegen den letzteren Geschehnissen, um erneut dem Schlaf zu verfallen und zu aufgewühlt, um abermals solch einen Traum mitzuerleben.

Langsam hatte er es satt. Nacht für Nacht die selbe Plagerei. Träume, Fantasien oder einfach nur Hirngespinste. Wie auch immer man es bezeichnete, eines hatten sie gemeinsam: Sie lösten in ihm dieses erdrückende Gefühl von Panik aus und machten für ihn den Schlaf zu einer endlosen Tortur.

Er richtete sich allmählich auf und langsam wanderte sein Blick durch das Zimmer.

Es war ziemlich dunkel, dennoch war er dazu im Stande, die vertrauten Silhouetten seiner Behausung wahrzunehmen und zuordnen zu können. Seine Augen, dessen wunderbaren, dunklen und oliven Schimmer man in diesen Lichtverhältnissen leider nicht gut erkennen konnte, hefteten nun an einer Ecke auf der anderen Seite des Raumes. Dort lag schlafend, auf einem seiner kostbaren Felle, ein dunkler Wolf.

Genauer gesagt ein Nashkâ.

Einer der letzten Beiden Nâshka Wölfen, welche es nicht ihren Artgenossen gleichgetan hatten und sich nicht den todbringenden Rudeln von Daw angeschlossen hatten und sich somit gegen die Gottheit gestellt hatten.

Sein Gefährte Céredas.
 

Nun war er also beim nächsten Kopfschmerzenverursachenden Thema. Daw.

Niemand hatte diese Kreatur jemals zu Gesicht bekommen und niemand wusste worin ihre wahren Absichten lagen, doch wusste man eines: Überall wo im Auftrag der Bestie gehandelt wurde, herrschte Angst und Schrecken, Leid und Tod. Die unter Daws Befehl stehenden Rudel wuchsen in den letzten Monaten erschreckend schnell. Sie waren von ihrem Revier, hoch im Nordwesten, schon tief bis ins Landesinnere gedrungen, haben alle, die sich ihnen in den Weg gestellt haben getötet, die Fähigen bei sich aufgenommen und streifen immer noch ungestraft durch dieses Land. Naira.

Sollte man also von Glück sprechen, dass Yokinos Dorf so weit im Süden lag und von dem Ganzen bislang verschont wurde? Es war doch offensichtlich, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis blutrünstige Wölfe hier alles dem Erdboden gleich machen würden und dennoch....

Es gab Leute, die es wagten, an der Existenz dieser Bestie, Daw, anzuzweifeln. Sie begriffen den ernst der Lage nicht. Weiters: Diese Personen waren ihm näher als ihm lieb war. Derartige Ignoranz ließ in ihm immer wieder erneut die Wut aufkochen. Aber was sollte er machen, reden half da schon lange nichts mehr.
 

Yokino seufzte.

Er blickte immer noch auf Céredas, der, dem Anschein nach tief ruhend, regelmäßig ein und aus atmete. Er strich sich eine Strähne seines blonden, strubbeligen Haares aus dem Gesicht und dachte wieder über seinen Traum nach.

Obwohl er wusste, dass dies, was er dort und in anderen Träumen miterleben musste, nicht real sein konnte, hatte er sich schon dutzende male, nachdem er aufgewacht war, selbst davon überzeugen müssen, dass alles in Ordnung, und vor allem beim Alten war. Ob es Yumehito wirklich gut ging.

Unzählige Male hatte er mitten in der Nacht dessen Wigwam gestürmt, um sich zu vergewissern, dass seinem Freund auch wirklich nichts zugestoßen war. Und heute Nacht würde es nicht anders sein.

Wie sehr Yokino seine nächtlichen Fantasien doch hasste. Er sollte langsam mal lernen, damit souveräner umzugehen, doch jedes mal aufs Neue träumte er über ein für ihn sehr empfindliches Thema. Yumehito.
 

„Wenn das wenigstens mal keine Alpträume wären.“, murmelte er schlecht gelaunt zu sich selbst und dachte daran, dass es ihm sogar lieber wäre, wenn er träumen würde, dass Yumehito gerade drauf und dran wäre ihn zu verprügeln.
 

Er schlug das Fell, welches als seine Decke fungiert hatte, beiseite und erhob sich von seiner Schlafstelle. Der pochende Schmerz in seinen Schläfen war immer noch vorhanden. Diese Empfindung wurde durch das beunruhigende kribbeln in ihm, welches er den ganzen Abend zuvor schon in sich verspürt hatte, noch verstärkt. Er gab es nur ungern zu doch, er hatte eine ungute Vorahnung, dass irgendetwas nicht stimmte. Er versuchte sich einzureden, dass er sich wieder einmal vollkommen umsonst Sorgen machte und wollte sich nun unbemerkt aus dem Staub machen, um genau dies zu bestätigen.

Er war noch nicht mal einen Schritt gegangen, da richtete Céredas plötzlich seine Ohren auf, hob seinen Kopf und richtete seine funkelnden Augen auf ihn.
 

„Weißt du, irgendwie hatte ich das schon ihm Gefühl, dass du dich nur schlafen stellst.“, sagte der blonde Junge, stemmte sich einen Arm gen Hüfte und musterte den Wolf, der sich nun ebenfalls erhoben hatte.
 

„Tja, und darin schein ich ziemlich gut zu sein, nicht wahr? Nein jetzt mal im ernst...“
 

Céredas seufzte und fuhr fort:

„Ich weiß genau was du jetzt vorhast und jetzt sei bitte ehrlich, Yokino. Hat sich schon jemals deine Sorge oder einer deiner Träume bewahrheitet? Yumehito liegt in diesem Moment vermutlich irgendwo auf Ra Lenn und die beiden schlummern dümmlich vor sich hin. Du weißt genau so gut wie ich, dass du dir wieder einmal nur unnötig den Kopf zerbrichst.“
 

„Leichter gesagt als getan.“, war des Jungen Antwort.
 

Wäre nicht jeder verzweifelt, der sieht, wie eine ihm sehr wichtige Person verletzt wird, egal ob Wahrheit oder nicht? Unbewusst tauchten wieder einzelne Fetzen jener Szenen seines Traumes vor ihm auf, welchen er inzwischen schon zu verdrängen versucht hatte, und von denen er alles andere wollte, dass sie Wirklichkeit wurden. Ja er wusste es war eine unmenschliche Zeit, und er glaubte die Worte schon zu kennen, die ihm Yumehito an den Kopf schmettern wird, wenn er sogleich in seine Behausung stürmen würde. Dennoch würde ihn niemand davon abhalten können, dies nun zu tun, auch Céredas Versuche ihn ruhig zu stimmen nicht. Der Wolf meinte es nur gut, und er dankte seinem Kameraden dafür, dass dieser sich Sorgen um ihn machte.
 

In einem nicht all zu langen Moment, indem sich die Beiden nur anblickten, hörten beide plötzlich ein kurzes, zischendes Geräusch. Es schien direkt von der Außenseite von Yokinos Wigwam zu kommen. Beide blickten leicht überrascht in Richtung Eingang und staunten nicht schlecht, als bemerkten wie eine Schnauze langsam und schnüffelnd die lederne Plane am Eingang etwas beiseite schob. Abermals kam ein kurzes Zischen aus dem Maul des Tieres.
 

„Psssst! Bruder...“, waren die geflüsterten Worte. „Ich bin es!“
 

Céredas, der am Eingang geruht hatte und somit direkt neben dem Geschehen war, gab dem zweitem Wolf einen Klaps mit der Pfote auf dessen Nase.
 

„Natürlich weiß ich, dass du es bist, Ra Lenn! Wer nennt mich den sonst noch Bruder?!“, flüsterte dieser scharf zurück.
 

Der andere zog seine Schnauze zurück, dafür lugte er nun mit einem Auge durch die Spalte, direkt zu seinem Zwillingsbruder.
 

„So viel zum Thema Ra Lenn und dümmlich vor sich hin schlummern.“ , schoss es Yokino durch den Kopf und beobachtete weiter das seltsame Schauspiel.
 

„Es ist wirklich wichtig... ein Notfall!“, drängte Ra Lenn, doch Céredas verdrehte nur die Augen. So wie er seinen Bruder kannte, war dies wieder irgendetwas Überflüssiges, wäre ja auch nichts Neues. Dieser schluckte und sprach mit Besorgnis in seiner Stimme weiter:
 

„Es ist wegen Yumehito... Er ist weg!"
 

"Was? Wie konnte das passieren, ohne dass du es merkst? Du solltest doch auf ihn aufpassen!", zischte Céredas.
 

"Ich weiß es nicht. Ich kann ihn auch nicht in der Nähe erschnüffeln, er muss also schon länger verschwunden sein. Komm schnell, wir müssen ihn finden, bevor Yokino noch etwas...“
 

Yokino hatte zwei Schritte zum Eingang gemacht und die Plane ruckartig beiseite geschoben. Er und der überraschte Wolf musterten sich gegenseitig mit undefinierbaren Blicken, bis das Tier schließlich stammelte: „Oh... Yokino, schläfst du gar nicht?“
 

„Dir auch einen guten Morgen, Ra Lenn“, gab der Junge sarkastisch zur Antwort und schaute nun gen Osten wo allmählich begann die Sonne den Himmel empor zu steigen.

Es war bereits später als er gedacht hatte. Und Yumehito war weg. Lag er womöglich.... mit seinem Traum heute Nacht doch nicht so falsch? War sein Freund wirklich in Gefahr? Als ob er diese Gedanken aus seinen Kopf verbannen wollte, schüttelte er dezent den Kopf.

Er hatte sich berechtigt so unwohl gefühlt. Ebenfalls wusste er, dass es nun keinen Sinn hatte, aber aufgrund des schrecklichen Gefühles, welches langsam in ihm wuchs, schritt er schnurstracks zu Yumehitos Behausung. Dort warf er rasch die Lederdecke am Eingang beiseite, und blickte sich schnell in dem Raum um.

Niemand da.

Es schien als hätte Yumehito hier nicht einmal übernachtet. Als er wieder aus dem Zelt heraus trat und sich auf der schmalen Straße, zwischen den anderen Wigwams zurück zu seinem eigenem schlängelte, kamen ihm bereits die Wolfsbrüder entgegen. Céredas mit ernster Miene und Ra Lenn mit einer leicht genervten. Vermutlich hatte dieser einen zweiten Schlag von seinem Bruder kassiert, da er so unvorsichtig gewesen war und Yokino nun auch davon erfahren hatte, dass Yumehito verschwunden war. Genau dies war es ja gewesen, was sie eigentlich vermeiden wollten, da sie wussten, wie viel Yumehito für ihn bedeutete.

Ratlos ließ sich Yokino auf einem nahegelegenen Stein nieder und die Zwillinge sich neben ihm.
 

„Und was machen wir nun?“, fragte er, in der Hoffnung, den beiden Tieren würde etwas brauchbareres Einfallen als ihm. Céredas ergriff das Wort.
 

„Ich kann mich nur wiederholen, aber … wer sagt denn, dass Yumehito etwas passiert sein muss, nur weil er die Nacht nicht hier war?“
 

Yokino verdrehte die Augen. Er wusste einfach, dass etwas schief gegangen war, nennen wir es einfach Intuition? Aber darum ging es ihm eigentlich gar nicht mehr. Zumindest nicht mehr ganz. Es machte ihn einfach nur Wahnsinnig nicht zu wissen, wo sich der andere Junge befand oder was der gerade trieb. Langsam hatte er das Gefühl, Yumehito würde absichtlich auf seinen Gefühlen herumtrampeln.

Er schluckte. Außerdem war da noch etwas.

Die Regeln seines Stammes, dieses Dorfes! Es war strengstens Untersagt, sich Nachts aus dem Dorf zu schleichen, deswegen hoffte er innerlich, dass sie die einzigen drei waren die davon Wind bekommen hatten, denn die Konsequenzen, wollte er sich diesmal nicht ausmalen.
 

„Lasst ihn uns suchen gehen.“, warf Ra Lenn plötzlich ein.
 

„Immerhin einer der auf meiner Seite ist.“, antwortete Yokino, erhob sich und wandte sich nun mit zufriedener Miene an Céredas.

„Zwei gegen eins, also komm schon.“
 

Der dunkle Wolf warf seinem Bruder einen bösen Blick zu, sagte jedoch nichts, und folgte Yokino, der sich bereits etwas entfernt hatte.

Die Zwillinge eilten auf leisen Pfoten, im großen Bogen, um die aufgestellten Wachen vorbei, in Richtung des Dorfrandes. Yokino ging so schnell er konnte hinterher, darauf bedacht, nicht all zu laut zu sein, um nicht jemanden auf sich Aufmerksam zu machen. Beinahe am Ziel stieg er gerade über einen ungünstig gelegenen Holzpflock, und bemerkte plötzlich mitten in der Bewegung eine Person, die sich links von ihm befand.
 

„...!“

Yokino musste sich zusammenreißen um keinen überraschten Ton von sich zu geben.

Außerdem hätte er vor Schreck beinahe das Gleichgewicht verloren, konnte sich aber im letzen Moment noch fangen.
 

„Darf man fragen, was du vorhast?“, waren die Worte des älteren Burschen, der sich im Schatten des nächstgelegenen Zeltes aufgehalten hatte und sich ihm nun in den Weg stellte.

Yokino fluchte in Gedanken, als er erkannte wer da nun vor ihm stand. Dies war eine der letzten Personen, die er unter solchen Umständen begegnen mochte.
 

„Kân! Musst du mir so einen Schrecken einjagen?!“, zischte er leise, aber so verständlich, wie er nur konnte und warf einen kurzen Blick zurück, ob, außer seinem unangenehmen Vetter, noch jemand auf ihn aufmerksam geworden war.

„Was willst du?“ , fügte er mit einem etwas bedrohlicherem Unterton hinzu.
 

Kâns Miene verdunkelte sich. Er dachte nicht einmal daran die Lautstärke seiner Stimme zu zügeln.
 

„Mich fragen, warum du gerade drauf und dran bist dich erneut in Schwierigkeiten zu bringen, und das alles nur wegen diesem Nichtsnutz!“
 

Yokino wusste, dass er damit Yumehito gemeint hatte.

Ihm musste also ebenfalls aufgefallen sein, dass er verschwunden ist.
 

„Kennst du eigentlich auch noch andere Themen, worüber du dich zum Beschweren weißt?“
 

Sein Cousin schnaubte.

„Ich weiß nur, dass du, als Sohn des Häuptlings, einer der unverlässlichsten Personen bist, die ich kenne. Man munkelt schon an deiner Zurechnungsfähigkeit. Werde deiner Rolle endlich gerecht und halte dich von Problemfällen wie Yumehito in Zukunft fern!“
 

Yokino hatte nun gerade alles andere als das Bedürfnis diese Sache zwischen ihm und Kân zu klären, er wollte endlich Yumehito finden.

„Falls es dir noch nicht aufgefallen ist...“ , begann er und bemerkte aus den Augenwinkeln, wie die beiden Wölfe wieder zu ihm zurück kamen, da sie sehen wollten wo er geblieben war.
 

„Ich bin gerade dabei Yumehito zurückzuholen und ihn an unsere Gesetze zu erinnern, also sehe ich nicht ein, was an dieser Sache schlecht sein sollte. Sag bloß es geht dir wieder um diese ich-bin-der-eigentliche-Häuptlingsnachfolger-wärst-du-bloß-nicht-geboren-worden Sache.“
 

Aufgrund des Anderen bitteren Gesichtsausdrucks, schien er mit dieser Aussage genau den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben.
 

„Hei Yokino.“, warf Ra Lenn plötzlich ein, der gerade dabei war, um sie beide herumzuschlängeln. Er blieb neben Kân stehen und knurrte spielerisch.

„Soll ich ihm vielleicht in sein saftiges Schenkelchen beißen, damit er dich in Ruhe lässt?“
 

“Schon verstanden!“, fauchte Kân, der kurz beim Anblick des ihm nicht geheuren Tieres erschauderte und sich nun zum Gehen wandte. „Ich habe dich bloß gewarnt, wenn du meinen Rat nicht annehmen möchtest, kann ich dir auch nicht mehr helfen!“ Er machte auf dem Absatz kehrt und stolzierte davon.
 

„Danke Ra Lenn, ich wüsste nicht wie lange ich mich mit ihn sonst noch mit ihm hätte herumschlagen müssen.“
 

„Ich glaube dahinter steckt zwar weniger strategisches Denken, als du glaubst, aber wenn es etwas geholfen hat....“, meinte Céredas über die Aussage seines Bruders und stupste diesen aufmunternd an.
 

Zeit sich wieder an ihr eigentliches Vorhaben ranzuwagen.

Am Rand des Dorfes angekommen standen sie vor einem neuen Problem. Sie waren jetzt hier. Großartig... und jetzt? Yokino konnte seine Gedanken nicht richtig ordnen. Es war ja auch nicht gerade einfach jemanden zu suchen, wenn man überhaupt keine Anhaltspunkte hatte, wo sich dieser aufhalten könnte.

In den Augenblicken in denen die drei einfach nur ungewiss da standen, um zu überlegen, wie sie ihre Suche nach Yumehito beginnen sollten, blickten er in die Ferne.
 

Wenn Yokino es nicht gerade mit eigenen Augen sehen würde, würde er es seltsam finden, wenn ihm dies jemand erzählen würde:

Sie waren nun hier, wollten unbedingt Yumehito finden, wussten nicht wo sie anfangen sollten zu suchen, doch siehe da: Im Licht der gleich vollends aufgegangenen Sonne, sah er eine Silhouette, oder waren es zwei?

Spielte ihm die Verzweiflung bereits einen Streich? Er konnte nämlich nun selbst von dieser Entfernung den rötlichen Ton der Haare und die Gangart der herannahenden Person erkennen und wusste, dass es sich dann um nur einen handeln konnte. Yumehito natürlich. Welch unwirklicher Zufall. Allerdings.... Er traute seinen Augen nicht. Wer zum Teufel war das denn?
 

Yumehito war nicht allein. Da war wirklich ein zweites, Wesen welches kurz um seinen Freund herum tänzelte und darauf stehen blieb, vermutlich mit ihm zu plaudern. Ein Wolf. Und den konnte man alles andere als klein nennen. Yokino lief ein kalter Schauer über den Rücken.

Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass dies den Zwillingen auch aufgefallen sein musste, da sie verwirrte Mienen aufgesetzt hatten und einander seltsame Blicke schenkten. Yokino zählte eins plus eins zusammen und konnte sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, der ihm dadurch im Kopf herumschwirrte. Ein riesiges Tier, dazu obendrein war es ein Wolf, befand sich in Yumehitos Nähe und dieses Wesen war weder Ra Lenn noch Céredas. So konnte dies nur eines bedeuten.
 

„Nâshka!“, fluchte Yokino leise, doch die Zwillinge bekamen dies dennoch mit, denn Céredas sprach: „Warum sollte sich Yumehito mit einem Nâshka herumtreiben? Das ergibt doch keinen Sinn. Nun ja, außer...“
 

Betretenes Schweigen.
 

„Red doch keinen Unsinn, Bruder.“, sagte Ra Lenn schließlich. „Ja, das ist eindeutig ein Wolf, doch was wenn er auf unserer Seite ist? Vielleicht hat Yumehito einen neuen Verbündeten aufgetrieben!“
 

„Und sei du nicht so naiv.“ , widersprach der andere Zwilling.

„Wir alle drei wissen: Es gibt außer uns beiden keine gutmütigen Wölfe mehr in diesem Land. Diejenigen die es einst waren verweilen nicht mehr unter den Lebenden und diejenigen die hier umherwandern sind Daws Marionetten. Vergiss das nicht. “
 

„Aber-“ wollte Ra Lenn erneut anfangen, doch Yokino fuhr dazwischen. „Hört auf sinnlos darüber zu diskutieren.“ Er war gerade dabei schleunigst nachzudenken, was diese Situation wohl zu bedeuten hatte. Der kurz vergessene Schmerz in seine Schläfen erpochte von Neuem auf und er wuschelte sich ärgerlich mit seinen Händen durch sein blondes Haar.

„Ihr seid viel schneller als ich, rennt ihm entgegen und findet es heraus.“, sagte er schließlich. Erst Ra Lenn und dann auch Céredas nickten ihm zu und sprinteten Richtung Yumehito los, um dem auf dem Grund zu gehen, was da gerade vor sich ging.
 

Yokino stand noch ein Weilchen da und versuchte den Gedanken zu verdrängen der ihm kurz in den Sinn gekommen war.

„Hör auf dir so einen Unsinn einzureden, Junge“, mahnte er sich selbst und blickte erneut in die Ferne. „Yumehito ist kein Verräter!“

Der 18-Jährige schüttelte energisch den Kopf und blickte nun erneut zu den Silhouetten in der Ferne... und erschrak für einen kurzen Augenblick innerlich. Das Tier an Yumehitos Seite war verschwunden. Geflohen...?

Vielleicht weil das Wesen die herannahenden Wölfe als Bedrohung empfand?

Yumehito war ihm verdammt noch mal eine ordentliche Antwort schuldig.
 

Was war nur vorgefallen?

Glück gehabt

»Was ist nur vorgefallen?«
 

»Es war zu spät um auszuweichen, es war zu spät um noch irgendetwas sinnvolles, oder besser gesagt hilfreiches machen zu können. Er würde es nicht mehr schaffen.

Yumehito schloss verzweifelt die Augen, im Wissen, dass es jeden Moment sehr, sehr, Schmerzen würde.«
 

Nichts geschah. Yumehito sah nichts, hörte nichts, nahm einfach nichts mehr wahr und für den Bruchteil einer Sekunde hatte er das Gefühl er sei bereits tot.

Doch als die Panik seinem Körper entwich und seine Sinne wieder ihre Fähigkeiten gewannen, spürte er als Erstes einen gewaltigen Luftzug. Er mochte sich gar nicht vorstellen wie nah der Alpha ihm gewesen sein muss, denn bis vor kurzem hatte er noch den heißen Atem des Tieres auf seiner Haut prickeln gespürt. Nachdem er hörte, wie etwas Großes dumpf auf den Boden prallte, öffnete der Junge endlich wieder seine Augen, um zu erfahren, weshalb ihm, außer einem großen Schrecken, nichts passiert war.
 

Der Grund war ein weiterer Wolf. Ein neues Tier, welches den stämmigen Alpha mithilfe seines ähnlich großen Körpers von dem Jungen weggerammt hatte und nun eine Zeitlang mit Alfirin umherrangelte. Keiner der beiden scheute sich seine Zähne zu fletschen und nach nur einem kurzen Kampf, trennten sie sich wieder, wichen etwas zurück und beäugten nun einander.
 

Im bereits starken Licht der Sonne sah Yumehito das Fell des Tieres. Es war nicht weiß, aber wohl gemerkt eine ziemlich ungewöhnlich helle Farbe, welche er noch nie zuvor, auch nur annähernd, bei einem Tier erblickt hatte. Das Wesen selbst schien allein schon von seiner beträchtlichen Größe her etwas besonderes zu sein. Zwar war dieser Wolf bei weitem nicht so stämmig wie Alfirin, stach aber dennoch aus der Menge der anderen Tiere deutlich heraus. Yumehito war sich sicher, das helle Wolf würde ihm gewiss bis zur Taille reichen. Der Gedanke ließ ihn erschaudern.

Er richtete sich etwas auf. Sein Arm pochte vor Schmerz und die nicht zu bluten aufhören wollende Wunde, erheiterten seine Situation auch nicht gerade. Er biss sich auf die Unterlippe.

Er hatte keine Ahnung wer dieses neu aufgetauchte Tier war, aber es hatte sich gegen Alfirin gestellt und ihn selbst aus seiner misslichen Lage geholfen. Gehörte der Wolf also nicht zu Daw? Waren nicht alle Wölfe auf dessen Seite? Mit Ausnahme von Ra Lenn und Céredas natürlich.

Der helle Wolf musste also zu “den Bösen“ gehören. Das erklärt aber immer noch nicht, warum dieser sich mit dem Alpha angelegt hatte.
 

Es war schwer die Miene des Unbekannten zu entschlüsseln, denn Aufgrund der äußerst ungewöhnlichen Musterung um dessen Schnauze, konnte man einfach nicht sagen ob dieser gerade Freude empfand und deshalb einen Dauergrinsen aufgesetzt hatte, oder ob dies einfach nur optisch täuschte und zu seinem Fell gehörte.
 

„Ihr müsst ja ein ganz erbärmlicher Haufen sein, wenn ihr zur Beseitigung eines einzigen gewöhnlichen Menschen ein Rudel von dieser Größe braucht.“, höhnte der Unbekannte und machte ein paar Schritte in die Richtung wo Yumehito war, lies dabei Alfirin jedoch nicht aus dem Auge.
 

Der Alpha, ohnehin schon empört über die Tatsache, dass ihn jemand so leichtfertig von seinen Plänen abhalten konnte, machte diese Ansage nur noch rasender.

„Du...?!“ knurrte er hinter zusammen gepressten Kiefern hervor.

Niemand hatte es bis jetzt gewagt ihm in die Quere zu kommen, das konnte er nicht auf sich sitzen lassen und erklärte seinen Gegenüber fortan für seinen Feind. Bedrohlich, mit langsamen Schritten, angelegten Ohren und einem tiefen Knurren bewegte er sich immer näher auf den anderen Wolf zu. Er war bereit zum Angriff, schon darauf eingestellt dem Feind an die Kehle zu springen, und zu töten.
 

In der Ferne des Landes nahm man immer deutlicher ein Heulen war.

Alle spitzen die Ohren, selbst Yumehito.

In diesem Moment verfluchte sich Alfirin, da er des Menschen Verwundung so lange hinausgezögert hatte und er verfluchte den Wolf, mit dem hellen Fell, da dieser überhaupt aufgetaucht war. Wäre der nicht gewesen, hätte er den Menschen jetzt immer noch mühelos attackieren können. Ihm graute vor Daws Reaktion, wenn dieser von seiner gescheiteten Mission erfuhr.

Er konnte sich nicht länger mit den beiden herumschlagen, er musste sogleich zurück, denn wenn er sich verspätete, würde dies die Lage seines misslungenen Vorhabens noch weiter verschlechtern.

„Unser Zeichen..“ rief Alfirin „Wir brechen auf. SOFORT!“
 

Yumehito beobachtete ungläubig wie die Gruppe von Nâshka Wölfen an ihm vorbei zischten, losstürmten und auf schnellen Pfoten, in die Richtung des inzwischen verstummten Heulens, abzogen. Das letzte was er von Alfirin noch wahrnahm, war dessen Umrisse am Horizont die immer kleiner wurden, bis sie letztendlich ganz verschwanden. Gerade erst hatte er verarbeitet, dass er überhaupt knapp Alfirins Reißzähnen entkommen war und nun war das ganze Spektakel auch schon vorbei. Das ganze ging ihm etwas zu schnell.

Ohne auch nur annähernd an etwas zu denken, blickte er wie ihn Trance in die Ferne, wo er bis gerade eben noch das Rudel erblickt hatte. Auch sein schmerzender Arm brachte ihn nicht dazu, wo anders hinzusehen oder endlich mal aufzustehen. Es war die Stimme des Wolfes, der ihn gerettet hatte, die ihn aus seinem Zustand holte.
 

„Wenn du vor hast noch länger so hirnlos hier in der Gegend rumzusitzen, werd ich mich jetzt vom Acker machen.“
 

Es war die Sprechweise des Vierbeines, die Yumehito verriet, dass er diesen Kerl, obwohl er ihn überhaupt nicht kannte, zu 90% nicht ausstehen würde.

Der Junge richtete seinen Blick nun zu dem Tier und musterte dessen Gesicht.

Am auffälligsten wahren wohl die Ringe in des Wolfes linkem Ohr und ie violette Fellmusterung unter dessen Augenwinkeln erinnerte ihn an einen Schmetterling. Stechend grün war das Auge des Tieres, welches nicht von weißblonden Haarsträhnen verdeckt wurde. Des Wolfes rechtes Vorderbein, welches, im Gegensatz du dem sonst so hellen Fell, schwarz war, rundete diese bizarre Erscheinung auch noch ab.
 

„Rück schon raus mit der Sprache.“ sagte der Yumehito. „Alle Wölfe stehen schon seit langer Zeit unter dem Kommando von Daw und Alfirin. Wie kommt es also, dass du gerade versucht hat, denen in die Quere zu kommen?“
 

Der Junge mit dem weinroten Haar vermutete, dass der Wolf diesmal wirklich grinste, denn mit einem genüsslichen Laut verkündete dieser:
 

„Ganz einfach, weil ich kein Wolf bin.“
 

Diese Aussage verwirrte Yumehito nur noch mehr.
 

„Was redest du da für einen Unsinn, natürlich bist du ein Wolf! Was denn sonst? Man muss dich doch nur ansehen um das zu wissen.“, sagte Yumehito mit genervter Miene.
 

Der, laut eigenen Angaben, Nicht-Wolf kicherte und machte Anstalten sich umzudrehen und loszurennen. Yumehito aber wollte nun mehr wissen und ließ sich nicht mit dieser unbefriedigenden Antwort abspeisen.
 

„Hey!“, rief er und sprang auf.
 

Das war keine gute Idee, denn sein verletzter Arm fand diese schnelle Bewegung äußerst unlustig. Das brachte seinen Gegenüber dazu, erneut ein Grinsen über seine Mundwinkel huschen zu lassen und loszusprinten. Erst als das Wesen nach einiger Entfernung innehielt, sich umdrehte und den Menschen tadelte, warum er ihm denn nicht folgte, schritt der Junge ihm bedächtig hinterher.
 

Eine Zeit lang verbrachte Yumehito damit, diesen seltsamen Kerl überhaupt einzuholen. Eine Hand auf die Wunde gepresst und versuchend sich nicht anmerken zu lassen, dass sie mehr schmerzte als ihm lieb war, trat er nun an den Wolf heran, der sich inzwischen, auf einem besonders saftig grün aussehenden Stück Gras, auf seinen vier Pfoten niedergelassen hatte und wartete.

Gerade als Yumehito etwas sagen wollte, sprang das Tier auf, huschte hinter ihn und unter seinen Beinen durch, so dass, ehe der Junge sich versah, er mit einem Ruck verwundert auf dem Rücken des Tieres saß.

„Ich persönlich dachte du wärst ein wenig flotter. Wenn ich weiterhin jedes Mal so lange warten müsste, bis du mich einholst, würde mein Hinterteil gewiss am Boden festwachsen.“

Der Wolf kicherte. „Oder du verbluten, ehe wir an unserem Ziel angekommen sind.“
 

„M-moment mal!“ erwiderte Yumehito, doch der Wolf trottete bereits los. „Und wo ist bitte UNSER Ziel? Ich kenne dich nicht einmal!“ fragte er.
 

Als das Tier ihm auch nach längerer Zeit keine Antwort schenkte, zog der Junge an dessen Ohren.

„Ich rede mit dir! Lass mich wieder runter! SOFORT!!!“
 

Der Wolf lachte.
 

„Bitte, es steht dir frei von meinem Rücken zu springen, anhalten, oder mein Tempo zügeln, werde ich allerdings nicht... und wenn du es dennoch machst, schnapp ich dich einfach von Neuem.“
 

„Ich habe keine Zeit mich mit dir herumzuschlagen. Ich muss sofort wieder zurück! Ich habe nämlich-“
 

„Jetzt vertrau mir einfach und halt die Klappe!“
 

Na toll. Erst wurde Yumehito von diesem Rudel attackiert und danach wurde er von einem Wolf entführt. Heute war anscheinend nicht gerade sein Glückstag.
 

Der Ritt kam ihm wie eine Ewigkeit vor.

Umso mehr war er erleichtert, als das Tier ihn endlich, nach gut 20 Minuten, absteigen ließ. Als er sich umsah und die ihm bekannte Graslandschaft begutachtete, bemerkte er, dass der Wolf ihn in Richtung des Stammes der Rhôdin gebracht hatte. Der Ort wo er lebte.
 

„Wie zum Teufel kommst du auf die Idee genau hier mich abzusetzen?“ fragte er den Wolf ungläubig.
 

Dieser allerdings starrte ihn, anstatt ihm zu antworten, einfach nur grinsend an.

Er war dem Tier zwar mehr als dankbar, dass dieses ihn vor Alfirins Attacke gerettet hatte, dennoch war der Kerl ihm nicht geheuer und er würde froh sein, wenn sich ihre Wege endlich trennten. Also er begann er in Richtung seines Zuhauses zu marschieren.... und der Wolf folgte ihm.
 

In der Ferne konnte man langsam aber stetig immer deutlicher die Umrisse des Dorfes erkennen. Yumehito dachte währenddessen nach und erinnert sich an etwas. Dieser Gedanke beunruhigte ihn nicht nur, er verpasste ihm ein stechendes Gefühl in der Magengegend.

Er hatte seinen Dolch verloren. Dieser konnte nun überall liegen, vielleicht von Büffelhufen zertrampelt und ohne die Hilfe einer Guten Nase würde er den auch so schnell nicht mehr wieder sehen. Sich selbst Idiot schellend, da er so leichtfertig mit dem Erbstück seines Vater umgegangen war, hielt er inne. Sollte er gleich wieder zurückgehen?

Es hatte derweil keinen Sinn. Jammern brachte nichts und er würde sich wohl demnächst mit Ra Lenn und Céredas auf die Suche nach der Waffe begeben müssen.

Minuten verstrichen.
 

Nach einiger Zeit wandte der Junge sich zu dem Wolf um und stellte die Frage, die ihm schon länger auf der Zunge brannte:
 

„Warum hast du mir geholfen?“
 

Ihn anfangs ignorierend trottete das Wolfswesen weiter, bis Yumehito ihm nachstürmte und sich ihm in den Weg stellte.
 

„Antworte endlich!“
 

Der Wolf setzte sich, kratzte sich genugtuend am Ohr und starrte dabei ohne zu blinzeln auf den Rotschopf, als legte er es darauf an, sich extra viel Zeit für die Antwort zu lassen.

Nachdem er aufstand und sein Fell ordentlich durchschüttelte, schien er bereit, endlich den Mund aufzumachen.
 

„Nun...“, begann das Tier zu erzählen, während er um den Jungen herum tapste.

„Vielleicht weil ich dich interessant finde...“ er hielt nach der zweitem Umrundung vor dem Menschen inne, und setzte wieder sein übertriebenes Grinsen auf „...Oder einfach nur erbärmlich.“
 

Yumehito, ohnehin schon genervt, gab einen verärgerten Laut von sich und ging erzürnten Schrittes weiter. Diese Reaktion brachte das Wolfswesen zum Lachen.

„Wahrlich interessant, Yumehito. So ist doch dein Name, oder? Hm.... Yume~“

Er sprach den, in seinen Augen passenden, Spitznamen bewusst betont aus, als wollte er testen, wie dieser aus seinem Munde klang.

Dieser Laut bescherte dem Menschen eine Gänsehaut. Abermals zuckten des Wolfes Mundwinkel zu einem Lächeln empor. Ein letztes Mal umtänzelte er ihn, bevor er mit einem „Bis bald Yume~“ in Richtung Norden verschwand.
 

Yumehito stand da und starrte grimmig drein.

Er hasste Spitznamen, vor allem, wenn sein Name der war, der abgekürzt wurde. Yume? Das klang in seinen Ohren nach etwas zu Lieblichem. Niemand hatte ihn je so genannt, nicht einmal Yokino war auf die Idee gekommen, Yumehitos Namen einen Kürzel zu verpassen. Er hatte nicht mal Zeit gehabt etwas dagegen einzuwenden. Desto länger er über den plötzlich abgehauenen Wolf nachdachte, desto unsympathischer erschien ihm dieser.

Wie auch immer...

Sich wünschend dem Vieh nie mehr begegnen zu müssen, machte er sich daran, so bald wie möglich wieder zurück in seiner Behausung zu sein.
 

„Verflucht sei der Tag an dem ich ihm erneut begegne!“



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Kommentare zu dieser Fanfic (8)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Scaretactic
2009-07-13T01:30:56+00:00 13.07.2009 03:30
Aw, das ist so süß.
Ich mag die ganze Szenerie total!! x3
*weiterles*
^////^
Von:  Kris18
2009-04-06T21:50:17+00:00 06.04.2009 23:50
cooles kapi
und sehr gut beschrieben
aber was ist ein Tatanka?
Von:  endlessteatime
2009-02-16T18:27:55+00:00 16.02.2009 19:27
kyaaaaa, kawaii! sugoi!
XD
//Persönlicher-Fan-Aussagen-Ende//

Nee, es is so toll! Und jetzt ist Shakkahou auch mal vorgekommen! <3

Wenn ich mein Schnittmuster fertig hab, colorier ich sofort beim Bild weiter X3
(Endlich XD)
Von:  endlessteatime
2008-11-16T10:30:45+00:00 16.11.2008 11:30
*-*
*w*
*o*

Ich mag den Kitsch X3

Ich freu mich aufs nächste Kapitel!
Und darauf, dass die Story richtig in Fahrt kommt.

Von:  potato-kumi
2008-04-05T18:50:48+00:00 05.04.2008 20:50
dankke~ T- -T°
arigato~
thank you~
xie xie~

das ist so ein nettes kommi
*hug*

ach ja:
1. Der wolf ist NICHT Manewolf XD!
2. Der Titel ist nicht "lustig" ihr denkt einfach nur viel zu gaga XD~
*mit zeigefinger deut*
ihr schlimmen leutchen ihr X3!!
Von:  endlessteatime
2008-04-05T18:24:32+00:00 05.04.2008 20:24
schwarz-roter Wolf? hört sich irgendwie nach Mane an XD

der Titel klingt "lustig"? XD
soll das dasselbe bedeuten, wie das, was ich mir dachte?^^

Aber jetzt zur FF: OMFG!!!!!!12!!1 das ist total genial! Freu mich schon aufs nächste Chap. ich meine... dein Schreibstil... der ist total genial, ich wusste das gar nicht. man konnte sich alles so bildlich vorstellen... einfach nur ein Wahnsinn. ö_____ö

Ich hab bei Mexx noch nie ne bessere fic gelesen... aber ich hab bei Mexx noch nie gute gelesen, glaub ich XD
Von:  MANE
2008-04-04T19:29:26+00:00 04.04.2008 21:29
tschuldige ich nochmal -.-
wobei der titel etwas...
naja...
*hüstel*
lustig klingt

simma leicht blutrünstig >.<
Von:  MANE
2008-04-04T19:28:14+00:00 04.04.2008 21:28
bin beeindruckt -.-b
echt bis jetzt nicht schlecht ^^
freu mich schon auf die fortsetzung...
deine art diese szenen zu beschreiben...
die umgebung und die geschehnisse...
nicht schlecht nicht schlecht -.-
*nick*
weiter so !
Von: abgemeldet
2008-04-04T13:10:01+00:00 04.04.2008 15:10
Ich finde dass es wirklich eine interessante Geschichte ist und werde sie auf jedenfall weiterverfolgen *in die Favos pack* ^-^


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