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Lost Boys resurrected

Every me and every you
von

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You’re somewhere where I can’t go

You’re somewhere where I can’t go

Kapitel 4 continued
 

Wieder einmal wurde der gute alte Küchentisch mit Schweigen strapaziert. Wortlos und irgendwie jeder in seiner Welt saßen sie dort und stocherten ohne viel Hunger in ihrem Essen. Aron hatte sich zurückgezogen, schlimmer denn je und Brian war verzweifelt darum bemüht wieder Zugang zu ihm zu finden. Tovey fragte sich im Stillen, was wohl in diesem verdammten Testament, das von Juri stammen musste, stehen könnte, denn Alexej hatte seit dieser zwielichtigen Lektüre kein Wort mehr gesagt. Er starrte nur entsetzt vor sich hin, scheinbar unfähig eine bestimmte Information zu verarbeiten. Sein Teller war völlig unberührt. Tovey legte seine Gabel beiseite und sah seinen Freund an. Irgendwas musste schrecklich schief gelaufen sein.

„Alex?“ Alle am Tisch fuhren hoch und starrten Tovey an, alle außer Alexej. „Alex?“ versuchte Tovey es erneut und erfasste nun sanft seinen Arm. Alexej zitterte.

„Was ist los?“

Völlig unerwartet fegte Alexej mit einer Bewegung seines Arms den Teller vom Tisch. Er zersplitterte auf dem Boden, das Essen verteilte sich. Aron sprang erschrocken auf. Brian, unentschlossen wohin er sich zuerst wenden sollte, blickte hastig von seinem Freund zu Tovey und zurück.

„Ich wollte es nicht glauben“, Alexejs Gesicht verschwand hinter seinen dunklen Haaren, als er den Kopf senkte und auf seine verkrampften Hände starrte. „Es wäre zu … zu grausam gewesen, aber es stimmt!“

„Was stimmt?“ Toveys Stimme sollte ruhig und liebevoll klingen, aber er konnte einen ängstlichen Unterton nicht verbergen.

„Er war es Tovey. Juri war es wirklich. Und in seinem so genannten Testament, hat er jede Sekunde festgehalten. Jede beschissene Sekunde, alles um mich zu quälen, selbst wenn er tot ist. Kannst du … dir das … vorstellen …?“ Seine Stimme brach in einem Anfall von Tränen. Tovey wirkte geschockt, das war allerdings nichts im Vergleich zu Brian, der sich in diesem Moment lebhaft daran erinnerte, wie Alexej damals Sonny fertig gemacht hatte, nachdem dieser ihn, Brian, angegriffen hatte. Das war nicht derselbe Alexej. Und wer zum Henker war Juri? Unsicher griff Tovey nach Alexejs Händen, die sich augenblicklich ein wenig entspannten.

„So ein gemeines Arschloch“, flüsterte Tovey und legte seinen Kopf an Alexejs Schulter. „Du darfst dich davon nicht fertig machen lassen. Das wollte er doch nur!“

„Und das hat er geschafft …“
 

„Fuck“, Arons Lippen formten das Wort nur, denn kaum ein Laut kam dabei über seine Lippen. Entsetzt starrten seine Augen zur Decke, an der ein recht kräftiger Haken angebracht war. Er hatte sich schon öfter gefragt, warum man so etwas in eine Wohnung baute. Das lud doch geradezu dazu ein …

Aron schauderte. Der Haken war nicht das Problem, der Haken war die Lösung. Ein Schal war an dem Haken befestigt. Ein Schal, der selbst im Dunkeln noch glänzte. Aron taumelte Richtung Tür zurück.

„Hör auf! Lass das!“

Seine Stimme klang verzerrt, weinerlich und viel zu schwach. Eigentlich hatte er schreien wollen, doch seine Stimmbänder verweigerten ihren Dienst.

Das andere Ende des Schals, das nicht am Haken befestigt war, schlag sich sauber geknotet um den Hals von Alexej, der wie versteinert auf dem Küchentisch stand. Nur ein Schritt, nur ein Sprung und alles wäre vorbei.

Arons Herz donnerte gegen seine Rippen. Sein Atem ging keuchend und das Adrenalin der Angst raste durch seine Adern. Er zitterte und schwitzte gleichzeitig.

„Komm schon, hör auf … was soll denn das? Alex! Hör auf.“

Noch immer brachte er nichts als ein verängstigtes Keuchen zustande. All der Horror der letzten Jahre ging ihm durch den Kopf. Würde dieser Scheiß denn niemals enden?

Alexejs Gestalt begann sich zu regen, machte einen Schritt nach vorn. In diesem Moment versagten Arons Sinne.
 

„Oh Gott!!“

Brian fuhr entsetzt auf und starrte hinüber zu Arons Seite des Bettes. Sein Freund saß senkrecht neben ihm, die schreckgeweiteten Augen nach vorn gerichtet, die rechte Hand vor den Mund geschlagen. Brian überlegte nicht lang sondern zog Aron in seine Arme.

„Hey? Was ist denn los mit dir?“

Aron wehrte sich nicht. Er schlang seine Arme um Brians Oberkörper und ließ sich von seinem Freund festhalten.

„Brian, bitte … geh in die Küche, bitte … guck nach Alex.“

„Was?“ Brian starrte auf Arons dunklen Haarschopf. Die ersten Sonnenstrahlen stahlen sich durch einen Spalt in den Vorhängen. „Warum Alex?“

„Ich glaube er hat sich umgebracht!“

Irritiert schüttelte Brian den Kopf und hielt Aron nur noch fester. Immer diese Alpträume.

„Bitte, Brian! Geh gucken!“

Schließlich gab Brian Arons Bitten nach, denn er wollte sich absolut nicht beruhigen lassen. Zusammen gingen sie in die Küche. Doch sie fanden absolut nichts, weder Alexej, noch einen Schal. Die Küche lag verlassen da, so wie am letzten Abend, als sie alle zu Bett gegangen waren.

Aron konnte es nicht fassen. War das alles wirklich nur ein böser Alptraum gewesen? Aber alles, wirklich alles hatte sich so real angefühlt. Er konnte noch seine kalten Füße auf den Fließen spüren. Aber auch als sie nach Alexej suchten, fanden sie ihn in seelenruhigem Schlaf neben Tovey in dessen Bett.

„Siehst du?“ flüsterte Brian eindringlich. „Es war nur ein Traum. Lass uns noch eine Stunde schlafen.“

Und mit einem Kuss musste sich Aron dazu überreden lassen, alles als Traum anzusehen.
 

„Eines finde ich merkwürdig“, plauderte Tovey mit einem Toast in der Hand, während sich Alexej durch den Kühlschrank wühlte. Er wirkte immer noch mitgenommen, auch etwas unausgeschlafen, aber es schien ihm gut getan zu haben eine Nacht über das Testament zu schlafen. „Ich dachte Juri kann gar nicht schreiben.“

Alexej machte die Kühlschranktür zu und hielt jetzt eine Packung Milch in der Hand.

„Konnte er auch nicht. Nur lesen konnte er. Aber wer weiß, was er in seiner Freizeit alles gemacht hat. Vielleicht hat er heimlich sein Abitur abgelegt.“

Tovey kaute auf seiner Unterlippe herum.

„Unwahrscheinlich.“

„Na sicher“, erwiderte Alexej und schüttelte ratlos den Kopf. „Jeder Notar oder jeder geizige Kunde hätte das Testament für ihn schreiben können. Wer weiß? Vielleicht hat es jemand für ihn geschrieben, den er dann gratis rangelassen hat.“

Alexej schwang sich falsch herum auf einen Stuhl Er wirkte ziemlich gelassen. Tovey lächelte. So gefiel ihm das. Alexej war stark. Das passte in sein Weltbild.

„Was machst du eigentlich jetzt?“ fragte Tovey und schob sich den letzten Happen Toast in den Mund. Er war heute gut gelaunt. Warum auch immer.

„Inwiefern?“ fragte Alexej und lächelte die Milchpackung an.

„Na jetzt, wo du keinen Job mehr hast“, erklärte Tovey sich und setzte sich neben Alexej an den Tisch. „Deine Freier kommen hoffentlich nicht bis hier her?“

„Ich bekomme Taschengeld“, sagte Alexej nach einer kurzen Pause. „Das heißt ich werde bezahlt, obwohl ich nichts tue. Man kann es aber auch Taschengeld nennen. Und wenn mir langweilig ist, dann richte ich mir einen Folterkeller ein und wir spielen Meister und Sklave.“

„Hui“, Tovey schlug die Beine übereinander. „Unser Keller ist viel zu klein dafür. Und mir steht Lack und Leder nicht wirklich.“

„Schade …“
 

Die Fliesen unter seinen Füßen waren kalt. Brian verfluchte sich, weil er nicht mit Socken schlief. Dann wäre ihm diese eine Kälte zumindest erspart geblieben. Nervös stand er in der Küchentür und starrte auf die Gestalt, die dort am Tisch saß. Noch immer fiel genügend Licht der Laternen von draußen in den Raum um eine klare Silhouette ausmachen zu können.

„Warum sitzt du hier im Dunkeln?“ fragte Brian leise, um niemand anderen zu wecken.

Keine Antwort von der Gestalt am Küchentisch. Brian trat leise in die Küche. Die Fliesen waren wirklich abnormal kalt.

„Hey? Bist du im Sitzen eingeschlafen?“

„Nein.“

Brian erschrak fast, als er Alexej endlich reden hörte.

„Was machst du denn hier? Es ist mitten in der Nacht. Willst du nicht ins Bett gehen?“

„Nicht wirklich.“

Brian grinste in die Dunkelheit und setzte sich Alexej gegenüber an den Tisch.

„Es ist extrem kalt hier“, flüsterte er während er die Beine anzog, um seine Füße endlich vom Boden zu lösen.

„Ein wenig.“

Alexej griff über den Tisch, legte seine Hand auf etwas und gab ihm Schwung. Das Ding begann sich zu drehen. Ziemlich schnell sogar. Brian versuchte zu erkennen was es war. Doch erst, als er sich verlangsamte um dann endlich wieder still liegen zu bleiben, verstand Brian was dort lag: eine Waffe!

„Oh Gott, wo hast du die her?!“ flüsterte Brian entsetzt. Angst, dass Alexej ihm etwas tun würde, hatte er eigentlich nicht. Er vertraute Alexej. Der Junge war ja nicht verrückt. Nur anders … als die anderen. Wie sie alle eben.

„Mein Vater hat sie mir Geschenk. Man kann sich in Moskau nicht ungeschützt auf die Straße wagen“, erklärte Alexej ruhig und ließ das Ding wieder kreisen. Brian beobachtete das leicht fasziniert.

„Musstest du etwa Kerle auf der Straße abfangen?“ fragte er und hörte sich eigentlich selbst gar nicht zu. Alexej lachte leise.

„Nein, meine Kerle sind freiwillig und sehr gern zu mir gekommen.“

Plötzlich stoppte Alexejs Hand die 9mm. in ihrer Rotation. Brian erschrak. Mit ein paar Handgriffen entsicherte Alexej die Waffe und hielt sie Brian dann mit dem Griff hin.

„Was?“ fragte Brian verwirrt.

„Schieß!“

„Was? Auf wen?!“

„Auf mich!“

„Nein!“

„Tu es.“

Brian schüttelte heftig den Kopf.

„Nein. Wieso sollte ich? Das ist doch … was soll das?“

Alexej ließ die Waffe sinken.

„Wenn du nicht willst, dann muss ich es wohl selbst tun.“

„Nein!“

Brian langte über den Tisch, doch Alexej huschte unter seinen Fingern weg wie nasse Seife. Keuchend starrte Brian ins Halbdunkel. Alexejs Stuhl war umgekippt. Er lächelte Brian an und hielt sich die Waffe an die Schläfe. Brians Herz raste gegen seine Rippen.

„Hör auf!“ flehte er.

Alexejs Finger am Abzug zuckte.
 

„Fuck!“

Brian schlug die Augen auf. Sein Herz raste. Er war schweißgebadet.

„Brian!“ Aron neben ihm sah genauso entsetzt aus, wie Brian sich fühlte. „Was hast du?“

Für Sekunden starrte Brian seinen Freund nur an. Ihm ging vieles durch den Kopf und ihm schien, dass er Minuten lang dort saß, wie zu einer Salzsäule erstarrt. Er konnte Aron jetzt nicht entsetzt berichten, dass Alexej sich erschossen hatte, heute Nacht in der Küche. Ganz bestimmt! Nein, das war Irrsinnig. Aron hatte gestern geträumt und er musste jetzt geträumt haben. Ganz einfach. Arons Geschichte hatte ihn doch mehr beschäftigt, als er es wahrgenommen hatte und nun hatte sein Unterbewusstsein zurückgeschlagen.

„Nichts“, hauchte Brian, senkte den Kopf und umschlang mit den Armen seine Knie. „Nichts. Nur ein Traum.“

Er begann zu zittern. Der Drang, aufzuspringen und sich davon zu überzeugen war zu groß.

„Nur ein Traum“, wiederholte er, eher um sich selbst, als um Aron zu überzeugen. „Du hast mich echt verrückt gemacht mit deinem gestern.“

Er lachte leise. Verstehen machte sich auf Arons Gesicht breit. Die Nervosität wollte nicht weichen. Brian wartete nur darauf, dass gleich ein zerbrochener Tovey zur Tür hereinstürmen würde. Das konnten sie wahrlich nicht gebrauchen. Das Glück mochte sie ohnehin nicht.

„Meinst du, dass du auch geträumt hast, wie Alex sich in der Küche … erhängt?“ fragte Aron vorsichtig und begann über Brians Rücken zu streicheln.

„Nein“, erwiderte Brian und schüttelte mit dem Kopf. „Nein, nicht erhängt. Erschossen. Weißt du ob er eine Waffe hat?“

Aron biss sich beim Nachdenken auf die Unterlippe.

„Hat er, ja“, sagte er dann langsam. „Er hat sie …“

„… von seinem Vater bekommen“, beendete Brian den Satz und jetzt war es wirklich nicht mehr auszuhalten. Er sprang auf.

„Ja, woher …?“

Den Rest der Frage verstand Brian schon nicht mehr. Er stürmte aus dem Schlafzimmer und raste in die Küche.

„Na, du Langschläfer“, begrüßte Tovey ihn mit einer Tasse Kaffee in der Hand. „Warum die Hektik? Es ist Wochenende.“

„Wo ist …“ Brians Blick glitt hastig durch die Küche. Nichts, alles so, wie sie es gestern Abend verlassen hatten. Kein Blut auf dem Boden oder dem Tisch und ein unversehrter Alexej stand am Herd.

„Ey … unnormal …“, murmelte Brian und beachtete Toveys verwirrte Mine gar nicht. Beruhigt und verunsichert zugleich schlurfte er zurück ins Schlafzimmer.

„Also irgendwas stimmt nicht mit den beiden“, bemerkte Tovey und starrte Brian nach, der sehr leicht bekleidet gewesen war. „Die sind schon gestern Morgen so abgegangen. Ob die sich abends immer noch zudröhnen?“

„Unwahrscheinlich“, meinte Alexej und wirkte dabei nicht sehr interessiert.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  -Sherlock-
2010-04-17T13:38:06+00:00 17.04.2010 15:38
Ich kann mich Little-Prince da echt nur anschliessen!
Schon schreklich genug das Tovey versucht hatt sich umzubringen..und jetzt auch noch Alex? Nein das könnt ich nicht aushalten!
Von:  Eisprinz
2010-01-18T20:27:59+00:00 18.01.2010 21:27
Also, ich muss ja gestehen, ich hatte seit langem die Geschichte auf dem Handy, aber ich hab es einfach nicht geschafft sie zu lesen und in den letzten tagen habe ich mir einfach mal zeit genommen und die geschichten auf meinem handy durchgestöbert. dabei war ich dann ganz fasziniert von dem vorgänger und war bei deren ende total baff und der meinung, dass es nicht so enden könnte. ich muss gestehen, ich mag aron nicht, brain ist sympathisch, billy ist einfach süß und ein super papa und na ja, sonny und seinen held lass ich mal außer acht.
auf jeden fall muss ich sagen, dass mein lieblingspaaring tovey und alexej ist/sind und ich das 12 kap. total spannend, aber auch beängstigend fand. ich hoffe mal nicht, dass sie die träume von brain und aron NICHT bestätigen, denn ich mag tovey(auch wenn er ziemlich sprunghaft ist, aber er scheint es mit alexej ernst zu meinen, hoff ich zumindest!!! ^^')und alexej auch und wie erwähnt, ist das mein absolutes lieblingspaaring und deshalb, bitte entzwei die beiden nie/nicht wieder *fleh*

Dein schreibstil ist total supi, detailliert und besonders fesselnd. ich muss sagen, ich lege nach einer weile bücher/geschichten erst mal beiseite und les erst nach ein paar tagen weiter, aber bei der geschichte hab ich die letzten drei tage nie lange durchgehalten und eigentlich immer, wenn ich zeit hatte, gelesen. selbst in der schule mussten sich die leute damit abfinden, dass ich lese... sei aber dahingestellt

mach einfach weiter so, ich freu mich auf das nächste kap und bitte bitte, lass tovey und alexej zusammen und trenn sie nicht wieder, ja????



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