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Pirat Jean Stath

Short storys
von

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The beginning is the end

»Ich vermisse dich«, sagte ich, während ich aus dem Fenster starrte. Die Nacht war klar und hell beleuchtet vom Mond, der in der Ferne schien. Es dämmerte schon fast. Doch hier drin war es dunkel. Zu dunkel.

Was hatte ich nicht alles verloren?

Ich ließ mich zu Boden sinken. Dieser war nass und kalt und dreckig.

Traurig stellte ich fest, dass ich jede Nacht vergeblich aus dem Fenster sah. Ich würde sie niemals wieder sehen, ganz egal wie lange ich nach draußen blickte. Früher oder später hätte ich sie eh verlassen müssen, versuchte ich mich zu trösten.

Ich legte meinen Kopf in meine Arme und fühlte, wie meine langen Haare mich kitzelten. Beinah drohte ich einzuschlafen, als ich plötzlich ein leises Wispern vernahm.

Bist du es, meine Liebe?

Erneut richtete ich mich auf, wie schon so oft in dieser Nacht und sah hinaus.

Liebling?

Nein, sie war es nicht. Der Wind hatte mir bloß einen Streich gespielt, war an den nackten Wänden entlang gezogen.

Niemals mehr werde ich dich wieder sehen. Sie sind uns zuvor gekommen. Ohne Skrupel haben sie mich von dir gerissen und mich in dieses Loch gesteckt.

Mein geschundenes Herz schmerzte, als mir klar wurde, dass meine Zeit gekommen war.
 

Die Tore meines Gefängnisses wurden soeben geöffnet. »Na los, Pirat! Der Galgen kann nicht Ewig auf dich warten!«, sagte der Mann, der meinen Kerker betrat.

Widerwillig richtete ich mich auf.

Nun sollte ich erlöst werden.

Doch was ist mit ihr? Wird sie nun jemand anderem gehören? Ich wollte doch bei ihr sein und mit ihr untergehen. Ein Kapitän stirbt mit seinem Schiff. Ist es nicht so?

Der Henker jedoch sah dies anders. Er führte mich durch den grauen Gang hinaus in die Morgendämmerung.
 

Und jetzt stehe ich hier an Galgen und werde der Piraterie beschuldigt. Ist es denn wirklich solch ein Vergehen?

Mit der Schlinge um den Hals und den Ketten um Arme und Beine bedaure ich, dass ich mir meine Freiheit und mein geliebtes Schiff habe nehmen lassen. Mein armes Schiff. Sie ruft nach mir, ich weiß es. Sie wird mich vermissen.

Die Leute sammeln sich auf dem Marktplatz. Alle wollen mich hängen sehen. Welch trauriger Anblick.

Doch was ist das?

Von hier oben sehe ich das Meer, wie es strahlt in vollem Glanz. So wunderschön und Grenzenlos.

»Nun sollt Ihr in der Hölle schmoren, Pirat!«, sagt der Richter.

Meine Haare wehen im Wind. Es fühlt sich fast an, als wäre ich wieder auf See.

Ich sehe zum Richter hinab, schaue von oben auf ihn herunter und entgegne ihm: »Vielleicht könnt Ihr mich hängen. Vielleicht könnt Ihr viele von uns hängen. Doch eines Tages kommt auch Eure Zeit. Und wenn es soweit ist, glaubet mir, dann werde ich in der Hölle auf Euch warten und und Euch zeigen, was es heißt, einem Mann seine Freiheit und seine Liebe zu nehmen. Freut Euch auf diesen Tag!«
 

Die Menge lacht. Ich lache mit. Ein letzter Blick zum Meer. Ein letzter, stummer Schrei meines Schiffes. Dann tritt der Henker das Fass zur Seite und ich verlieren den Halt. Die Schlinge schnürt sich fest um meine Kehle.

Und noch einmal läuft mein Leben, etappenweise an meinem Inneren Auge vorbei.

Mein ganzes Leben, in 10 Sekunden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  DemonhounD
2010-12-01T21:13:42+00:00 01.12.2010 22:13
hehehe^^ interessantes Thema, guter Grundsatz und ich finde deinen Schreibstil zusätzlich auch sehr angenehm zu lesen.
Wobei mir dieser Satz ein ziemliches Schmunzeln abverlangt hat:
"Und jetzt stehe ich hier an Galgen und werde der Piraterie beschuldigt. Ist es denn wirklich solch ein Vergehen?"

(Naja... sagt dir der Satz "Wir plündern, wir rauben, wir morden, wir stehlen!" was? - Natürlich ist Piraterie ein vergehen, also lässt diese rhetorisch klingende Frage den Charakter entweder dumm oder sehr naiv erscheinen. ^^ Würde ich vielleicht ändern. - Dabei musst du das ja garnicht vollkommen umkrempeln.

Eventuell reicht es schon etwas in der Art wie: "Ich habe es nie als ein Vergehen angesehen nach Freiheit zu suchen. Ich bereue nichts."
(Denn ich denke, du wolltest mit diesem Satz ohnehin EHER ausdrücken, dass der Charakter keine Reue zeigt, als dass er sich nicht bewusst ist, dass er eigentlich streng genommen nicht mehr ist, als ein Wegelagerer mit Schiff unterm Hintern. ;-) )


Naja... ist aber nur meine bescheidene Meinung. Sorry, dass ich mich an einem einzelnen Satz so aufhängen kann. Der Rest ist wirklich richtig gut. ^^
Von:  AkiProductions
2010-09-27T18:22:28+00:00 27.09.2010 20:22
Hallo.:)

Ich möchte mich der Meinung von -Moonshine- anschließen!

Der Text lässt sich gut lesen, die äußeren und inneren Eindrücke, die Du beschreibst, lassen einen die Situation gut nachvollziehen.
Ich persönlich mag solche Kurzgeschichten, die traurig enden und so eine Art "Botschaft" vermitteln. Ich weiß nicht, ob Du das beabsichtigt hast, doch ich für meinen Teil kann mir da so meine ganz persönliche Botschaft "herausziehen".

Fehler sind mir auch keine aufgefallen, Deine Ausdrucksweise gefällt mir sehr gut!

Liebe Grüße,
AkiPro
Von:  -Moonshine-
2010-09-08T15:52:30+00:00 08.09.2010 17:52
Hallo,

was, noch kein Kommentar? Allerhöchste Zeit. ^^
Also. Fehler hab ich so auf Anhieb keine gefunden, was schonmal positiv ist. Deine Geschichte ist auch sehr angenehm zu lesen, flüssig und schön geschrieben. Netter Schreibstil. Obwohl sie kurz ist, schaffst du es doch, alles, was man wissen muss, reinzubringen, ebenso wie die nötogen Gefühle, die der Pirat empfindet, was ich sehr schön finde, denn so kann man mit"leiden" und es miterleben.
Am Anfang hab ich gedacht, dass er von "ihr" als seine Frau/Gliebte spricht, aber als es dann doch das Schiff war, war ich etwas überrascht. Das ist vermutlich Absicht gewesen und wenn ja, dann hat das wunderbar funktioniert. ;)
Da Ende find ich ein bisschen pathetisch. Da wird mir dann ein bisschen zu viel auf die Tränen-Mitleidsdrüse gedrückt, aber das ist wohl Ansichtssache.
Jedenfalls eine runde Sache und ein schönes Werk. ^^

LG
Eli

[KMS]


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