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Something -Sad-

Tales of a Year
von

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Die Begegnung

Viele Menschen denken die Menschheit sei mit nichts zu vergleichen. Doch das ist nicht wahr. Vergleiche gibt es immer wieder auf der Welt, und auch wenn alles einzigartig ist, so ist es doch anderen Dingen nie unähnlich. Sollten wir nun einmal davon ausgehen, wir sollten die Menschheit vergleichen, so vergleiche man sie mit einem Fluss. Wir sind das Wasser. Sobald ein anderer Mensch uns begegnet, ist er entweder von uns angetan und versucht uns zu erfassen, oder er geht vorüber und schenkt uns keinerlei Beachtung.

Lassen wir zu, dass der Interessierte uns erfasst, so wird er uns formen, verändern. Gibt er uns alles zurück, so trägt es seine persönliche Note mit sich. Behält er es, oder verstreut es, so geht ein kleiner Teil unserer selbst verloren. Und sollte er uns einfach nur streifen, wird trotz allem ein Beweis seiner Existenz in uns zurückbleiben.

Doch so wie wir geformt werden, formen wir auch. Wir tragen die Erde die uns umgibt ein Stück ab, tragen sie mit uns, werden sie vielleicht an einer anderen Stelle als Bereicherung zurücklassen. Doch egal wer es ist, oder was getan wird, jede Begegnung ist ein kleiner, neuer Anfang…
 

So viele Dinge hatten sich in ihrem Leben geändert. So viel war einfach schief gegangen. Natürlich, sie war Oberhaupt von Mizuho gewesen, aber warum sollte sie ihr Leben einer Aufgabe verschreiben, die sie nicht erfüllte? Immerhin liebte sie es, frei zu sein. Frei wie der Wind, ohne irgendeinen Papierkram erledigen zu müssen. Sie hatte einiges gelernt auf ihrer Reise zur Rettung der Welten. Und eine Sache davon war, sich nicht so einfach zu verstecken. Sie war sie selbst und das war gut so.

Also warum um alles in der Welt sollte sie sich nun dermaßen verbiegen? Natürlich liebte sie ihr Dorf, keine Frage, aber eigentlich hasste sie auch die Pflicht, die damit verbunden war. Eigentlich… hasste sie das ganze Leben so wie es jetzt war. Das sollte nicht heißen, dass sie es bereute, dass die Welt nun das war, was sie war, sondern eher das was aus ihrem Leben danach geworden war.
 

Sie war vor dieser Reise sehr einsam gewesen. Niemand hatte sie akzeptiert, keiner hatte sie angesehen. Und dann diese leidvolle und doch freudige Zeit mit den anderen. Sie hatte sie zusammengeschweißt und niemand hatte damit gerechnet, dass sie sich wirklich einmal trennen würden. Es war Vertrauen da, welches sie sonst nie so richtig genoss… und auch wenn sie ihren einzigen langjährigen Freund und Begleiter verloren hatte, so konnte sie doch sagen, sie war nicht allein. Und nun?

Nun saß sie in einem kleinen Pub in Meltokio. Sie ging wohin der Wind sie trieb. Zuhause wurde sie verachtet oder verehrt, ihre Freunde hatten ein neues Leben gestartet und sie… sie war irgendwann irgendwo tief in den Sümpfen ihrer eigenen schlammigen Seele stecken geblieben und versunken. Und nun fühlte sie sich wieder wie der letzte Dreck, aber immerhin ohne an einem Schuh zu kleben und nicht freizukommen…

Bei diesem Vergleich musste sie doch etwas grinsen und sah auf das Glas in ihrer Hand. Wann hatte sie eigentlich angefangen Alkohol zu trinken? Wann hat die Zeit angefangen bedeutungslos durch ihre Finger zu laufen? Und wann hatte sie unter all dem Schutt ihrer Gedanken sich selbst verloren? Vielleicht war es, als ihr etwas Wichtiges genommen wurde…
 

Aber wieso sollte sie sich nach so langer Zeit wieder all diese Gedanken machen? Es hatte doch keinen Zweck. Vielleicht sollte sie einfach einmal etwas tun, was sie schon immer tun wollte, aber noch nie konnte. Und heute wäre der perfekte Tag dazu.

Es war Neujahr. Ein Tag zum feiern, ein Tag zum genießen und ein Tag um einmal etwas auszustrahlen. Endlich einmal das zu Leben, was ihre eigentliche Welt ausmachte…

Sie war eine Frau mit Träumen, Idealen und viel zu viel Phantasie, so viel, dass ihr selbst klar war, das etwas wie ihre Sehnsüchte niemals befriedigt werden könnten. Und doch sollte es auch ihr hin und wieder erlaubt sein, nach Höherem zu streben. Auch einem niederen Wesen, wie sie es war… ja…
 

Schon lange Zeit war sie nicht mehr in diesem Viertel der Stadt gewesen. Sie mochte es nicht sonderlich einzukaufen. Es war stressig und zumeist auch unnötig. Sie war keiner dieser Menschen, der sich nur dann wohl fühlte, wenn er jede Woche neue Kleidung in seinen Schrank hängen konnte, eher im Gegenteil. War es nicht verschwenderisch und auch unnötig Gewänder vergammeln zu lassen, obwohl sie passten, bequem waren und noch dazu noch nicht beschädigt waren?

Doch heute wollte sie mal nicht so sein. Sie wollte sich auch einmal etwas gönnen und die erfolgreiche Monsterjagd der letzten Tage machte dies eigentlich auch ohne weiteres möglich. Belustigt beobachtete sie das wache Treiben in Meltokios Straßen. Alle hier schienen sich auf den abendlichen Markt zu freuen. Viele hatten auch schon ihre Kimonos hinausgehängt um ihn von dem Muff eines Kleiderschrankjahres befreien zu können. Etwas Schönes an Traditionen war doch immer noch, dass es die Menschen gleich machte. Denn egal welche Frau oder welcher Mann, heute Abend würden sie alle gleichermaßen über den Markt laufen, sich an den Lichtern der Laternen ergötzen und die angenehme Atmosphäre genießen. Und sie würden alle den gleichen Kleidungsstil tragen. Das einzige was sie noch unterscheiden mochte, war das Material, dass sie am Leib trugen. Doch auch dieses würde im Laufe des Abends nebensächlich werden.
 

Und hier lief sie nun, zwischen all den aufgeregten Kindern, die heute nicht so früh ins Bett mussten, den Eltern, die alle Hände voll mit Vorbereitungen und den aufgedrehten Bengeln zu tun hatten und dem einen oder anderem Liebespaar, das sich auf ein ganz besonderes Highlight an diesem Abend freuen würde.

Und zwischen all diesen Menschen, die anscheinend ihren Platz in der Welt genau zu kennen schienen, passierte es… denn mit einem Mal blieb sie stehen. Es war, als wäre sie mit etwas ekligem, schleimigen bedeckt. Und sie wusste was es war: ein Gefühl. Das Gefühl, nicht zu wissen wohin man gehörte, was man hier zu suchen hatte. Nicht zu wissen, weshalb man eigentlich noch existierte.
 

Mit leerem Blick betrat sie den Laden, in dem sogar zu diesem späten Zeitpunkt noch erstaunlich viel Betrieb war. Eigentlich hatte sie nicht gedacht, dass so viele Leute sich wirklich noch in letzter Sekunde nach einem passenden Kleidungsstück für den heutigen so besonderen Abend umsahen. Für einen kurzen Moment überlegte sie sich, ob es die ganze Mühe überhaupt wert sei, denn immerhin war ihr gerade eben irgendwie die gesamte Lust vergangen. Doch dann erblickte sie ihn. So perfekt und doch schlicht. Der perfekte Kimono für sie. Er hing direkt neben dem Kassierertisch. Ein dunkles, sattes rot und einige dunkellila Kirschblüten waren darauf gestickt. Wie gebannt starrte sie ihn an, doch als sie darauf zuging, wurde sie schon vom Kassierer mit einem entschuldigenden Blick empfangen.

„Junge Dame, dieses Stück scheint es ihnen wohl angetan zu haben…“ Sie konnte ihre Augen nicht von dem Kimono richten und fasste zaghaft den wunderschönen Stoff an. Sie vergaß alles um sich herum, sogar das unmenschliche Gedränge in diesem Laden. „Ja… er ist wunderschön…“

Dem Verkäufer entglitt ein Seufzer als er in ihr Gesicht sah. Sie war die erste Frau, die dieses Meisterwerk wirklich zu schätzen wusste. Und so wie er sich in seine Werke verliebte, während er sie machte, schien sie sich nun ebenfalls in dieses besondere Stück verliebt zu haben. „Es… es tut mir wirklich Leid, aber dieses Stück ist leider nicht zu verkaufen. Es ist von einem besonderen Kunden bestellt worden und nur für dessen baldige Frau bestimmt…“ Ihr Blick hatte so viel Feuer und Leidenschaft inne, dass er nicht anders konnte, als ihr doch einen einzigen Wunsch zu erfüllen.

„Aber… wenn sie sich beeilen werde ich nichts dazu sagen, wenn sie ihn einmal anprobieren möchten.“

Ein Lächeln huschte über ihre wohlgeformten Lippen. Und auch der Blick, der gerade noch voller Sehnsucht, Leid und Müdigkeit mehr durch das Kleidungsstück hindurch gesehen hatten, waren nun nicht mehr als die eines kleinen Kindes, dass gerade den Schlitten versprochen bekommen hatte, den sich ihre Feindin schon seit Monaten wünschte. Zwar sollten es nur ein paar Minuten sein, doch diese würde sie auskosten bis zur letzten Sekunde.
 

Erstaunlicherweise hatte sie noch nie Probleme mit dem komplizierten Vorgang den ein Kimono beim anziehen mit sich brachte. Und so hatte sie sich schnell in einer Umkleide ihrer Klamotten entledigt und dieses Prachtstück angezogen. Es fühlte sich so gut an auf ihrer Haut. Zu Schade nur, dass sie sich gleich mit dem Gewissen betrachten musste, niemals seine Besitzerin sein zu können. Doch wie sagt man so schön? Wenn das Schicksal eine Tür für dich schließt, öffnet es dir eine neue. Und wenn du durch diese hindurch trittst… kommst du dann nicht vielleicht auch irgendwie an dein Ziel?

Nun, wenn sie ehrlich war, hätte sie wissen müssen, dass das bei diesem Gedränge unvermeidbar war. Natürlich musste sie früher oder später mit jemandem zusammenstoßen. Und dies war nun auch der Fall gewesen.

„Oh, bitte verzeihen sie. Es war nicht meine Absicht…“ Sie verbeugte sich tief, um ihre Entschuldigungen zum Ausdruck zu bringen. Und insgeheim fragte sie sich, ob es vielleicht etwas mit ihrem momentanen, femininen Äußeren zutun hatte, dass sie sich auch instinktiv so verhielt. „Aber, aber, das ist doch nicht ihre Schuld, my Lady. Niemals könnte ein so zartes Geschöpf wie sie einen solchen Fehler begehen.“

Diese Stimme… sie kam ihr so bekannt vor…

Kaum hatte sie ihren Oberkörper wieder erhoben, sah sie auch woher. Zelos, der idiotische Ex-Auserwählte stand vor ihr und blickte verblüfft drein.

„Wow, Sheena-Honey! Das bist ja du! Bei deinem Verhalten hab ich dich gar nicht wieder erkannt!“

Sie war zu müde, um sich überhaupt noch über so eine lächerliche Bemerkung aufregen zu können. Sollte er doch denken, was er wollte. „Mag sein, entschuldigst du mich dann bitte?“ Klar, sie hatte damit rechnen müssen ihm hier, noch dazu an einem Festtag, über den Weg zu laufen, aber gerade jetzt? Nun konnte sie sich zumindest den Menschenauflauf hier erklären…

Sie wollte sich gerade umdrehen und gehen, als Zelos plötzlich nach ihrem Handgelenk griff. Fragend blickte sie ihn an. „Was ist denn nun noch? Hast du noch mehr von deinen niveaulosen Sprüchen auf Lager?“ Doch er… starrte sie nur an. Genau genommen war es viel mehr der Kimono, der ihm die Kinnlade hinunter gleiten ließ. Und beim zweiten Blick bemerkte sie auch woran das lag. Er trug einen dunkellila Kimono mit dunkelroten Kirschblüten. Wenn das mal… kein Zufall war…?

Nun hatte sie aber verstanden, was er eigentlich wollte. „Oh… mach dir keine Sorgen. Wer auch immer diesen Kimono kaufen wird, ich werde es nicht sein! Er ist Vorbestellt und der Verkäufer war lediglich so nett, ihn mir für ein paar Sekunden zu leihen.“ Der erste Augenkontakt seit so langer Zeit. Nicht nur mit ihm, sie wusste nicht, wie lange sie schon nur noch auf den Boden gesehen hatte, Blicken ausgewichen war, Gesichter vorbeiziehen ließ. Und doch konnte sie sich dem seinen nicht entziehen.
 

„Sheena… was ist nur mit dir passiert?“ Er klang entsetzt. Konnte man ihr so leicht anmerken, wie weit sie abgestürzt war? Sollte man wirklich so leicht erkennen können, was aus ihr geworden ist? Oder war es eine alte „Kameradschaft“, die in seinen Erinnerungen von ihr nun einen seltsamen Vergleich abgaben? Sollte er es nur bemerkt haben, es machte keinen Unterschied.

„…Nichts, was ich nicht verdient hätte.“ Mit diesen Worten, kalt wie Eis, löste sich ihr Blick ebenso wie ihr Handgelenk von ihm, der ihr vor langer Zeit einmal viel bedeutet hatte. Ein kurzer, kleiner, aber süßer Moment des Schmerzes durchdrang ihre Brust, während sie ihn einsog, wie ihre Lunge die Luft zum Atmen. Kurze Zeit später hatte sie sich wieder umgezogen und hoffte, dass der Möchtegern-Auserwählte sich bereits verzogen hatte, doch Glück hatte sie ja bekanntlich keines. Und so stand dieser seelenruhig vor ihrer Kabine und wartete, bis sie fertig gewesen war. Sie würdigte ihn keines Blickes und ging zurück zu dem netten Kassierer von vorhin. Mit einem müden Lächeln wollte sie ihm schon das Kleidungsstück in die Hände drücken, als hinter ihr eine Stimme erklang.
 

„Also, ich kaufe dann die beiden.“

Hatte er ihr denn nicht zugehört? Dieser Kimono war zu höherem bestimmt, als von ihr getragen zu werden. Oder wollte er ihn jemanden schenken? „A… aber Mister Wilder… Sie wissen doch, dieser Kimono ist für…“

Noch bevor der arme Unternehmer seinen Satz zu Ende sprechen konnte, wurde ihm auch schon wieder ins Wort gefallen. „Ich sagte: Ich kaufe die beiden.“

Mit betrübtem Blick ging der Mann nun wieder an seinen vorbestimmten Ort, die Kasse. „Nun… wenn sie das sagen…“, war das einzige, was er nun noch entgegen zu setzten hatte.
 

Kaum hatten ein paar Scheine und Münzen den Besitzer gewechselt, hatte auch Sheena die Verwunderung über diesen Deal überwunden. Geradeaus ging sie auf Zelos zu und streckte ihm dieses außergewöhnliche Stück Stoff entgegen. Sie blickte ihn nicht an, jedenfalls nicht direkt, bis er ihr keine andere Wahl lies. Er hob ihr Gesicht mit Zeigefinger und Daumen an und blickte ihr tief in die leeren Augen.

„Er ist für dich… aber du weißt ja, nichts auf dieser Welt ist umsonst. Und darum wirst du heute Abend mit mir ausgehen.“

Noch bevor sie etwas erwidern konnte war er bereits fort. Und sie blieb zurück, verwirrt in einer Menschenmenge…
 

Es dämmerte… Sheena hatte sich schon lange umgezogen und sich die Haarnadel in die Haare gesteckt, die sie vor so langer Zeit von ihrer Mutter als Erbe bekam. Auch trug sie den Kimono, der noch vor Stunden unerreichbar für sie schien. Mit Adelstitel konnte man sich anscheinend fast alles leisten…

Und auch stand sie nun vor dieser riesigen Villa, die nach wie vor bedrohlich und ungemütlich auf sie wirkte. Warum sie hier war… nun… das mochte viele Gründe haben.

Einen Moment später ging die Tür auf und Zelos rief noch ein fröhliches „Bis später, Sebastian!“ in das Zimmer, das hinter ihm zurückblieb. Jedoch verstummte er augenblicklich, als er sie erblickte. Vielleicht hätte sie die Schminke weglassen sollen? Sie war es nicht gewohnt welche zu tragen und hatte auch nicht viel Erfahrung damit. Deshalb versuchte sie auch, sie dezent aber wirksam zu gestalten. Anscheinend war es ihr misslungen… „V…Versteh das nicht falsch. Ich stehe nur einfach nicht gern in der Schuld anderer Leute… Das hat rein gar nichts mit dir zu tun!“, stammelte sie vor sich hin. Das sie sich jedoch nach der Nähe einer ihr vertrauten Person sehnte und heute Abend nicht allein unterwegs sein wollte, das lies sie im Stillschweigen sterben.

Sein vereister Gesichtsausdruck wich weichen, lächelnden Gesichtszügen.

Wie sie wohl in seinen Augen aussehen würde?
 

Doch wie so oft hatte auch dieser Markt die magische Eigenschaft, wie viele seiner Artgenossen auch. Er machte erwachsene Menschen zu kleinen Kindern, hektische Leute zu ruhigen Gesellen und streitende Paare zu Liebestollen. Und Sheena konnte sich dessen Wirkung nicht entziehen.

Sie zog den Auserwählten hinter sich her, wie ein kleines Kind und versuchte sich vergebens am Goldfische fangen. Sie schleppte ihn von einem Stand zum nächsten uns aß dabei so viel Süßkram, dass Zelos sich wirklich fragte, wo sie das ganze Zeug nur hin steckte. Und doch lächelte er sie immer wieder an. Diese Zeit sollte ihr gehören…
 

Es wurde spät und irgendwann kam mit dem Abend auch die Ernüchterung zurück in ihr Gemüt. Seit wann kam sie eigentlich so gut mit ihm aus? Und wieso hatte sie nie bemerkt, dass er auch so sein kann? Mittlerweile waren sie am Ende der Stände, der Lichter und der Menschenmenge angekommen. Und je weiter aller Trubel von ihr wich, desto mehr konnte sie die nähe zu ihm fühlen. War das noch immer der Alkohol, den sie hier fühlte?

Sie war stehen geblieben um sich den Nachthimmel anzusehen, und nun wusste sie nicht wohin mit ihrem Blick. Sie konnte seine Anwesenheit direkt hinter ihr fast schon auf der Haut spüren. Und es brachte sie um die Fähigkeit zu denken.

Plötzlich legte er die Arme um ihre Schultern. Sie konnte seinen Körper ganz nah an ihrem spüren. Schon lange war sie kein Kind mehr und schon oft hatte sie… gewisse Freuden erfahren, doch noch nie war sie so durcheinander gewesen, nur wegen einer Berührung… sollte sie vielleicht wirklich krankhaft einsam sein?

Wie gebannt stand sie da, während sein Atem an ihrem Ohr zu spüren war. „Sheena…“ als er ihren Namen in ihr Ohr hauchte wurde sie rot. „…Komm mit, ich will dir etwas zeigen!“

Er nahm sie an der Hand, wie ein Kinderfreund, der das kleine Mädchen zurück nach Hause führte. Natürlich konnte sie nicht umhin, ihm alle möglichen Schandtaten anzudichten, doch sie konnte auch nicht umhin… manche von ihnen in Gedanken vielleicht sogar zu begrüßen.
 

Sie hatte ihn so lange nicht gesehen und auch heute hatte sie kaum etwas von ihm mitbekommen. Er war anders als früher und doch war Zelos Zelos…

Er führte sie aus der Stadt an das Meer. Vorsichtig, nicht zu schnell und nicht zu langsam. Dabei schien er pingelig genau darauf zu achten, alle kleinen Wegblockaden aus ihrem Weg zu räumen.

„Und… was machen wir hier?“ Sie sah sich um. Eigentlich dürfte es hier doch mehr Leute geben, immerhin ist das Meer perfekt um das Feuerwerk zu sehen. Doch hier war weit und breit nicht eine Menschenseele. „Nun, das, meine Liebe, ist der Privatstrand des großen Auserwählten.“

Es blieb ihr nichts anderes übrig, als die Augen zu verdrehen und zu seufzen. Alles andere läge außerhalb ihrer Natur. Diese verdammten Reichen….

„Und das…“ Von weitem war ein Zischen zu hören. Zelos deutete in Richtung Wasser. „…sind die ersten Neujahrsraketen!“ Er grinste.

Wie schön sich doch die bunten Feuerblumen auf dem Wasser spiegelten… als ob die Welt an einem Punkt eins mit dem Himmel werden würde…

Sie war in Gedanken versunken und nahm diesen Moment voll und ganz in sich auf. Bis sie plötzlich erschrak.

Zelos hatte seine Arme, die noch immer unglaublich stark und… männlich waren, um ihre Taille geschlungen. Sie wusste nicht wie ihr geschah, als er sie plötzlich mit sanftem Nachdruck in den weißen Sand bettete.

Sein Körper war so warm und das Gewicht auf ihr so angenehm. Sein heißer Atem auf ihrem Hals raubte ihr die Motivation zum Luft holen. Sie merkte wie sein Gesicht ihrem näher kam. Vorsichtig strich er ihr eine Haarsträhne, die sich bei seinem Unterfangen gelöst hatte, aus dem Gesicht. Und mit den Worten „Ein frohes neues Jahr!“. küsste er sie sanft auf die Backe… So nah ihren Lippen...

„Auf das es das beste sein wird, das wir je erlebt haben.“ Was nach diesen Worten geschah… nun, das wusste sie nicht. Denn es hatte ihr nicht nur die Sprache verschlagen, sondern auch alle Sinne geraubt. Vielleicht sogar mehr als das…

Der Dorn einer Rose

Wann immer die Sonne aufgeht, macht sie alles was man erlebt hatte zu einer Vergangenheit, die weit entfernt scheint. Wie weit liegt gestern entfernt? Wie weit wird die Strecke bis morgen sein? Zeit ist etwas Lebloses und doch belebt sie unser ganzes Leben. Sie lässt Freude walten und kann Hass verursachen. Sie ist der stille Anführer hinter dem Schicksal, Verbündete der Hoffnungslosigkeit, Schwester des Glaubens. Doch wird dann die Zeit von der Sonne geknechtet? Und wenn man der Sonne ihren persönlichen Status raubt, kann man dann die Zeit überwinden? Nichts was war, wird wieder sein, nichts was ist wird werden, nichts was sein wird, war bereits. Also lebe und denke nicht an morgen… oder?
 

Schon einen Monat, einen unendlich langen Monat war es her gewesen. In diesem vergangenem Moment kostete er den verbotenen Saft der Liebe und ein wenig Wollust. Und doch war er nicht bereit jeglichen Preis zu zahlen.

Es war bereits morgen, die Sonne schien so gut sie konnte durch sein Zimmerfenster, doch er lag nur regungslos auf seinem Bett. Den rechten Arm als Schutz der ihn verachtenden Strahlen quer über die Augen gelegt, regte er sich kein Stück. Wen interessierte das schon. Ja, damals, da wollte er leben und war bereit schreckliche Dinge dafür zutun, doch heute… war es das wirklich wert? Er musste sein Leben wegwerfen, hatte keine Wahl…
 

Es klopfte an der Tür. „Master Zelos… Es sind dieses Jahr wieder viele Schokoladensendungen gekommen, auch wenn es vielleicht wirklich die letzten sein sollten. Was soll ich denn damit anstellen?“ Ungeachtet dessen, dass sein Butler gerade ohne seine Erlaubnis sein Zimmer betreten hatte, machte sein Vorgesetzter nach wie vor keine Anzeichen sich auch nur ein kleines Stück zu bewegen. Warum denn auch?

„Was interessiert mich das? Wirf sie weg, iss sie selbst, oder verteil sie an die Leute im Armenviertel, wie es dir gefällt.“ Es war ihm schlichtweg egal was mit diesen lieblosen Geschenken passierte. Niemand konnte ihn je so ansehen, so durchdringend anblicken, kein Mensch mochte seine Gefühle so verstehen wie dieses eine Wesen, das er nicht verdient hatte. Und egal wie nah sie sich waren, auch wenn er nur die Hand ausstrecken musste, er konnte es nicht. Es war im schlichtweg einfach nicht vergönnt.

Das Leben, das er sich wünschte, war ungerecht und erbarmungslos geworden.

Er konnte den Ruck an seinen Vorhängen hören und wusste, dass er nun gleich ein nervendes Gespräch vor sich hatte. „Master Zelos, ihr werdet erwartet. Das wisst ihr doch genau… ich habe euch unten einen Straus Rosen bereitgestellt, bitte achtet darauf, euch nicht an den Dornen zu stechen.“ Er hatte keine Lust, das war alles andere als lustig. Wie konnte er nur einfach so zum Spielzeug gemacht werden? Noch immer hielt er seine Augen geschlossen. Keine Lust sich zu bewegen. Der dumpfe Ton seines geliebten Kleiderschranks war nun nicht mehr, als ein schlechtes Omen für ihn.

„Auch eure Kleidung habe ich zurecht gelegt. Dieses Jahr habt ihr unglaubliches Glück mit dem Wetter, mein Herr. Es ist so warm, das es kaum zu glauben ist, das wir tatsächlich erst im zweiten Monat des Jahres sind.“

Langsam, fast wie in Trance hob er den Arm und betrachtete nachdenklich seine Hand. Er drehte und wendete sie, und doch, wusste er nicht, warum er es tat. Dann blickte er Sebastian an. Alles, was dieser ihm im Moment geben konnte war ein mitleidiger Blick. Doch dieser rief nur Verachtung hervor. Denn Zelos hasste sich mehr, als alles andere. Und jeder dieser Momente machte es nur noch deutlicher.

„Es geht… nun mal nicht anders Master…“ mit diesen Worten fiel die Tür hinter seinem Langzeitbegleiter in das Schloss. Ja, er wusste es doch auch. Und doch, vielleicht nur für einen einzigen letzten Tag?...
 

Seine Bewegungen wie in Zeitlupe und alles mit chronischer Unlust versehen hatte er sich bekleidet und war die Treppe hinunter gestiegen. Die Blumen in einer schönen Vase ruhten vor sich hin, während er sie angewidert anblickte. So schön, dass es beinahe zum erbrechen war. Nun gut, er blickte sich nicht um und hatte auch keine Lust ein Gespräch zu führen. Also packte er den Straus und machte sich sodann auf seinen Weg.

Die Menschen mieden ihn. Woran es lag? Vielleicht daran, dass er am morgen nicht geduscht hatte, oder an der Aura die ihn umgab, wer konnte das schon sagen? Auf jeden Fall war es ihm Recht. Doch bevor er wirklich zum Schloss ging, wollte er noch eine kleine Pause machen, sich mental vorbereiten. Es war so herrliches Wetter. Damals, da war es genauso gewesen. Er konnte sich genau erinnern, ihre Haare, die sanft im Wind wehten, ihr Lächeln, das sogar die Sonne verblassen lies, wer hätte damals gedacht, dass er einmal so hilflos ohne sie sein würde, dass er sie so sehr vermissen würde? Anfang, des Jahres, vor einem Monat, da hatte er sich geschworen diese Frau zu beschützen, sie zu lieben und sie zu bewundern – er wollte sein Leben endlich selbst in die Hand nehmen, doch es half nichts. Sich zu beugen ist vielleicht sogar noch schmerzhafter, als der Tod.

Doch… heute, heute würde er noch ein einziges Mal für sich leben. Er wollte heute nur für sich leben, nicht zurück und nicht nach vorn blicken. Nie wieder auch nur einen Zweifel hegen.
 

Mit schnellen Schritten ging er auf einen der Soldaten vor dem Schloss zu. „Hier, bitte gebt dies der Prinzessin und sprecht ihr mein Bedauern aus. Ich muss auf eine Reise, sofort, denn es geht um Leben und Tod.“

Keine Antwort. Das war auch gut so, er wusste, dass sich die armen Männer erst einmal fassen mussten, bevor sie ihm sagen würden, dass es so nicht ginge, doch er hatte nicht vor, auf diese Rede zu warten. Kaum hatte er dem Soldaten die Rose regelrecht aufgezwängt lief er auch schon durch Menschenmassen, vorbei an Tieren und hinaus zum Stadttor.

Nicht wissend wie ihm geschah rannte er geradezu über holprige Wiesen, die lange Brücke, Steine, Wälder, alles war egal. Denn er würde sie sehen. Sein Herz und seine Gedanken wurden leicht. Heute würde er es nachholen.

Es war wie in einem Märchen, das ihm seine Mutter vor sehr langer Zeit einmal vorgelesen hatte. Auch wenn es nur für begrenzte Zeit wäre, so würde er doch mit seiner Prinzessin zusammen sein. Nachholbedarf bestand sowieso.

Während die Zeit verging und er sich in seinem Kopf gerade den ersten Kuss ausmalte, verging der Tag und die Nacht brach herein. Es wurde kühl, als wolle sie ihm weisen, dass er seinen Hitzkopf etwas beruhigen sollte. Auch wurde es still, vielleicht weil auch seine Gedanken hätten verblassen sollen. Doch ungeachtet all dieser Vorfälle, lief er weiter, wie ein hilfloses, verirrtes Kind, dass nichts anderes vor Augen hatte, als die Wärme eines geliebten Menschen.
 

Er war an seinem Zielort angekommen. Mizuho, die Heimat Sheenas…

Alles schien schon zu schlafen und für einen kleinen Moment fragte sich der Auserwählte wirklich, ob es in einem Dorf wie diesem denn tatsächlich keine Überwachungen gab. Nun ihm sollte es sowohl recht, als auch egal sein, doch komisch war das ganze schon. Vielleicht mag es auch daran liegen, dass es ein verstecktes Dorf war?

Es war nicht weit, bis zu dem Haus, an das er klopfen wollte. Voller kindlichem Übermut hämmerte er fast schon so laut gegen die Tür, dass er Angst hatte, jemanden geweckt zu haben. Doch er schien Glück zu haben, denn die einzigen Geräusche, die er vernahm, waren nervöse Schritte aus Sheenas Hütte.

Mit einem Ruck ging die Tür auf.

Dieses war einer der seltensten Momente auf dieser Welt. Zelos und Sheena, beide in den Blicken des anderen versunken und sprachlos. Sheena war diejenige, die sich zuerst gefangen hatte. Der Auserwählte seinerseits war weiterhin einfach baff. Das sie wirklich etwas wie ein Nachthemd, etwas wie… vielleicht sogar schon Reizwäsche beim schlafen tragen würde, damit konnte doch keiner rechnen! Aber wow!
 

Schnell verschränkte sie die Arme vor der Brust. Ihr Blick wanderte von seinen Augen auf die Blumen, die er ihr mitgebracht hatte und von dort wieder kalt und hart zurück in sein Gesicht. Er sah ihr tief in die Augen und wusste… heute Nacht würde er sich selbst das Herz brechen. „Sheena ich… also…“ Ihr Blick lies ihn regelrecht frösteln. Mit einer Geste hob er ihr die Blumen entgegen. Seine Hand zitterte leicht und zwang ihn dazu, den Straus noch fester zu heben. In diesem Moment geschah es, der Dorn der Rosen stach so tief in seine Haut, wie ihr Wort in sein Herz. „Verschwinde!“

Nicht einmal mit Emotionen verbunden, nein, ruhig und kalt. Als sei er ihr niemals nah gewesen. So stand er nun hier, verletzt an Hand und Herz, kalt an Körper und Seele. Natürlich hätte es ihm klar sein müssen. Er hatte wieder einmal einen Fehler gemacht. Nein, es war ihm schon damals klar gewesen…

Er drehte sich mit dem Rücken zur Tür und lies sich sinken, nicht wissend, dass Sheena es ihm auf der anderen Seite gleichtat.

Hatte sie es herausgefunden? Ach, was fragte er überhaupt? Sie war das Oberhaupt aus Mizuho, natürlich hatte sie es früher oder später hören müssen. Eher früher als später…

Es war kühl und doch wünschte er sich, die Sonne würde nicht wieder aufgehen. Dieser Tag sollte nicht vergehen, denn wie sollte er Morgen weitermachen? Wie sollte er so weiterleben? Es war kalt, auch Sheena hätte sich zurück in ihr Bett begeben können, doch beide wollten im Moment nur eines. Die seltsam beruhigende Wäre spüren, die von dieser herkömmlichen Tür ausging, ohne zu wissen, wie sie eigentlich entstand…



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  Demonic_Banshee
2009-03-12T15:28:13+00:00 12.03.2009 16:28
am ende muss es "Wärme", nicht "Wäre" sein *g*
ich bin echt überrascht! dieses kappi unterscheidet sich ja, abgesehen vom roten faden, komplett von happy. das finde ich klasse!
es ist wirklich bedrückend beim lesen und auch sehr passend für die situation....
ist das lustig! so wird es wirklich zu einer art tandem....
ich finde das kapi geil ^^
Von:  MitsuruSenpaii
2009-03-03T16:19:29+00:00 03.03.2009 17:19
Noes ;_______;
Es gefällt mir wirklich, wirklich, wirklich >______<
Ich wusste echt nur nit, was ich groß schreiben soll, weil ich unbedingt das dritte Chapter von Happy lesen wollte T_____T
Und traurig war das Chapter yah eh schon >______<

Das einzige, was ich zu bemängeln hatte, war der plötzliche Sinneswandel von Zelos >__<
Von:  MitsuruSenpaii
2009-03-03T02:49:27+00:00 03.03.2009 03:49
Naja... der letzte Teil ist yah mit dem von Happy gleich...
Aber... wirklich zu traurig...
Der Sinneswandel von Zelos ist vielleicht etwas plötzlich beschrieben, ich weiß es nicht so genau ^^;
*überleg*
Viel zu sagen gibt es nicht...
wie immer einwandfrei geschrieben, die Story ist halt zum weinen schön... - eher traurig... genau, zum weinen traurig... - und man kann sich gut hineinversetzen ^^
Von:  MitsuruSenpaii
2009-02-05T06:06:20+00:00 05.02.2009 07:06
Das Ende war ein wenig überraschend °_°;

...
Versprich mir, mir beizubringen, wie man so schreibt >_____<
Wir müssen auch mal gemeimsam was schreiben, unbedingt sogar *//*
Von:  Papierflieger
2009-01-09T15:42:20+00:00 09.01.2009 16:42
So habs jetzt gelesen =)

Erstmal SORRY!!!!!!

Alsö: Im großen und ganzen hast du die Stimmung gut getroffen. Hab vorm PC dann selbst wie ein Tropf gehangen 'xD
Es war mal was anderes als immer die starke, sture Sheena *lach*
Nun bin ich erst recht gespannt, wie der "positive" Teil sein wird °-°

Ich bin wirklich, ehrlich, ernst gemeint, beeindruckt von dem Kapitel und glaub mir endlich: ich les gerne von dir ;3

hdl^^
Von:  sansama
2009-01-07T11:19:52+00:00 07.01.2009 12:19
wunderschön *_*
so kennt man zelos gar nicht.
auch wenns ein bischen traurig war, ich finde das ein bischen dramatik
einfach sein muss. ^.-


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