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The Brightest Star

Mohatu's Pride
von

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Das Nomadenspiel

Sodele, hier ist endlich das nächste Kapitel. Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat. Na ja, würde mich freuen, wenn der eine oder andere mal seine Meinung dazu sagen würde, damit ich weiß, was ich besser machen muss. Das soll zwar keine Kommibettelei werden, aber hey; ein Autor lebt vom Feedback, wie soll ich mich denn sonst verbessern? ;-)

Nun denn, dann wünsche ich euch aber erstmal vieeel Spaß.^^
 

lg, Osayio
 

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Geschwind liefen die drei großen Raubkatzen über die weite Steppe, die sich nahezu endlos vor ihnen zu erstrecken schien, immer ihrem noch unbekannten Ziel entgegen, den Blick nach vorne in unbestimmte Ferne gerichtet. Sie waren fest entschlossen, nicht zu scheitern, egal, was da auch kommen würde, egal, wer sich ihnen möglicherweise in den Weg stellen mochte, ganz gleich, was passierte. Das würde sie nicht aufhalten, nein... Sie waren ein Rudel, eine Einheit – zusammen würden, ja, mussten sie es einfach schaffen.

Ihnen allen voran lief der mächtige Anführer Utahom. Er war ein sehr großer und stattlicher Löwe, prächtig anzusehen, mit dichter roter Mähne und jahrelanger Erfahrung im Kampf und vor allem in der Führung eines Rudels. So leicht würde sich wohl niemand mit ihm anlegen wollen und bisher hatte er sein zugegeben ziemlich kleines Rudel durch alle Gefahren geführt. Und er gedachte auch diesmal nicht zu versagen, was auch immer geschehen mochte. Er war es seinen Rudelmitgliedern schuldig, nicht zu scheitern, denn schließlich trug er die Verantwortung für die beiden, die ihm doch die wichtigsten Tiere in seinem Leben waren. Sie verließen sich auf ihn und er wollte und würde sie nicht enttäuschen.

Direkt hinter ihm lief sein jüngerer Bruder Oyohc. Er war nicht minder beeindruckend als sein älterer Bruder Utahom, allerdings war er etwas schmaler im Umfang, nicht ganz so muskulös und er war sozusagen das Gehirn der Gruppe. Ja, Oyohc war durchaus ein sehr kluger junger Löwe und unterstützte den Anführer in all seinen Entscheidungen und war nicht selten derjenige, der die Lösung eines schwierigen Problems fand. Ohne ihn hätte der Anführer in so manch einer schwierigen Situation wohl nicht mehr weiter gewusst und hätte es längst nicht so weit gebracht. Ja, sein Bruder war eine Person, die er auf keinen Fall würde missen wollen.

Schließlich, ganz am Ende, lief die wunderschöne Löwin Inam. Sie war äußerst anmutig anzusehen mit ihrem hübschen hellen Fell und dem schlanken Körper und sie war außerdem die treue Gefährtin des Anführers, die diesen in allen Lebenslagen unterstützte. Für sie würde er wohl wirklich alles tun. Des Weiteren war sie eine sehr talentierte Jägerin, obwohl sie noch ziemlich jung war. Man sagte, sie konnte eine Feldmaus noch auf mehrere Tage Entfernung riechen. Auch sie war damit unerlässlich für das kleine Rudel.
 

Die helle goldene Sonne stand schon hoch am blauen Himmel, der heute von keiner einzigen Wolke getrübt wurde, und brannte erbarmungslos auf das den Nomaden unbekannte Land nieder, als wolle sie es verbrennen mit all seinen Pflanzen und all seinen Anwohnern, die sich dort tummelten. Die Luft flimmerte leicht aufgrund der sengenden Hitze und die meisten der dort lebenden Tiere hatten sich anscheinend an möglichst kühle Fleckchen zurückgezogen, um der Hitze der Sonne zu entgehen, denn die drei Nomaden begegneten auf ihrem Wege niemanden. Dennoch war die wirklich atemberaubende Schönheit jenes großen Landes unverkennbar. Hie und da standen hohe Bäume, dicht belaubt mit dunkelgrünen Blättern und fest am Boden stehend auf einem glatten, dunklen Stamm. Sie sahen aus, als könnten sie jeglichen Wind und Wetter trotzen, als könne nichts ihre kräftigen Wurzeln dem staubigbraunem Boden entreißen, in den sie sich so fest verankert hatten. Zwar war der Erdboden hier trocken, doch weiter in der Ferne konnte man grünes Gras sehen. Die Vegetation hier war üppig und es gab sicherlich viele Tiere hier. Gelegentlich tschilpte der eine oder andere Vogel, der sich unter das kühle Blätterdach der rings umher stehenden Bäume zurückgezogen hatte. Ganz bestimmt ließ es sich hier sehr gut leben. Es war jedenfalls wahrlich wunderschön anzusehen.

Mit einem Mal aber blieb der Anführer der Nomaden plötzlich stehen und seine Begleiter taten es ihm schließlich gleich. „Was ist denn los, Bruder?“, fragte Oyohc dann und schaute Utahom mit diesen Worten fragend an, „Warum bleibst du stehen?“ Er hätte erwartet, dass sie noch eine Weile ihren Weg fortsetzten und weiter in das fremde Land vordrangen, doch Utahom schien da anderer Meinung zu sein.

„Wir sind lange gelaufen. Eine Rast wird uns gut tun.“ So lauteten die Worte des dunkelbraunen Löwens und der Jüngere nahm sie nickend zur Kenntnis. "Also gut, wie du meinst, Utahom."

„Ich gehe für uns jagen“, erklärte sich da die Gefährtin Utahoms sofort bereit. Schließlich war sie eine äußerst pflichtbewusste und fleißige Löwin und eine Mahlzeit könnten sie mittlerweile alle gut gebrauchen, was nach dem langen Weg, den sie schon hinter sich gebracht hatten, ja nun keineswegs weiter verwunderlich war. „Es wird bestimmt nicht lange dauern.“ Zumindest war sie davon überzeugt, denn schließlich wirkte dieses Land äußerst fruchtbar mit all seinen Bäumen und der Grasebene in der Ferne. Gewiss gab es hier entsprechend viel Beute.

Somit machte sie, ohne überhaupt auf eine Antwort seitens der anderen beiden Löwen zu warten, kehrt und war in dem hohen trockenen Gras dieses so fremden Landes schon bald nicht mehr zu sehen. Für Oyohc und Utahom hieß es nun also erst einmal warten. Hoffentlich geschah der Löwin nichts...Es war alles so fremd hier und wer wusste schon, wem man hier alles begegnete, welche Tiere hier lebten... Utahom jedenfalls machte sich Sorgen um seine treue Gefährtin und er wäre ihr am liebsten sogleich einfach hinterhergelaufen und hätte sie entweder zurück geholt oder sie immerhin begleitet und ein Auge auf sie gehabt. Doch dies wiederum würde wohl ihren Stolz verletzen, denn es war schließlich nicht so, dass sie sich überhaupt nicht wehren konnte. Immerhin war sie damals, als der Stamm der Nomaden noch größer gewesen war, eine der angesehensten Löwinnen dort gewesen. Sie konnte sich also durchaus verteidigen...Dennoch minderte dies seine Sorge um sie natürlich nicht im Geringsten.

Somit verstrich die Zeit geradezu quälend langsam, zumindest dem Anführer des Nomadenrudels kam es so vor. Aber vielleicht machte er sich auch einfach zu viele Gedanken...Inam würde schon zurückkehren, es würde sicherlich nicht mehr lange dauern. Er durfte sich nicht solch große Sorgen machen, immerhin konnte sie schon sehr gut auf sich selbst aufpassen, das wusste er doch ganz genau und es wäre eine Lüge, das Gegenteil zu behaupten und vor allem eine Beleidigung seiner Gefährtin gegenüber. Sie war zwar noch jung, aber nun einmal schon lange kein Jungtier mehr, auf das man ständig aufpassen musste. Dennoch gelang es ihm nicht, seine Sorgen ganz aus seinen Kopf zu bannen, so sehr er es auch versuchte. Er wollte sie nun einmal nicht verlieren. Stieße ihr etwas zu...Der Gedanke war unerträglich und brannte sich in seinen Kopf ein, wie die Strahlen der Sonne in den staubigen Erdboden...Dann...Er könnte sich dies nie verzeihen...

Als das unangenehme Schweigen sich so immer länger hinzog, beschloss Oyohc dieses endlich zu brechen. „Wohin willst du als nächstes, Bruder?“ Mit diesen Worten sah er den Älteren fragend an.

„Dieses Land scheint zwar sehr fruchtbar zu sein“, kam dann auch schon die Antwort, denn Utahom war dankbar für die Ablenkung, denn so konnte er seine Gedanken anderen Dingen, die nun mal auch wichtig waren, zuwenden, „dennoch sollten wir zur Sicherheit zu allererst nach Wasser suchen. Vielleicht ist hier in der Nähe welches. Wenn wir uns einst wirklich hier niederlassen wollen, so müssen wir in der Nähe vom Wasser bleiben, damit es immer in Reichweite ist.“ Oyohc nickte. Ja, das war einleuchtend und über etwas Ähnliches hatte er so auch schon nachgedacht, dennoch hatte er lieber seinen Bruder fragen wollen, was dieser als Nächstes zu tun gedachte, schließlich war dieser immer noch der Anführer. Er stand auf. „Also dann, auf geht’s!“

Verwundert schaute Utahom ihn an. „Wie, auf geht’s! ?“ Oyohc verdrehte ein wenig entnervt die Augen ob der Begriffsstutzigkeit seines Bruders – zumal er glaubte, dass dieser sich jetzt gerade nur dumm stellte und in Wirklichkeit ganz genau wusste, worauf sein jüngerer Bruder hinaus wollte. „Na, wir wollen doch nach Wasser suchen oder etwa nicht? Jetzt haben wir schließlich die Zeit dafür. Also los, komm schon!“ Er wollte loslaufen, doch sein Bruder folgte ihm immer noch nicht, blieb, wo er war und widersprach stattdessen: „Hör mal, Oyohc, wollen wir nicht lieber auf Inam warten? Wir können doch auch noch danach nach Wasser suchen.“

„Du hast doch eben selber vorgeschlagen, nach Wasser zu suchen, Bruder, also komm schon mit! Inam ist noch nicht so lange fort“, von wegen, Utahom war es wie eine halbe Ewigkeit vorgekommen!, „wir werden bestimmt schon längst wieder hier sein, wenn sie auftaucht. Vorausgesetzt natürlich, du hörst endlich auf, ständig irgendwelche Einwände zu erheben. Du machst dir viel zu viele Sorgen, Uta.“ Das stimmte. Oyohc hatte genau das ausgesprochen, was er, Utahom, insgeheim doch auch dachte. Er sollte sich lieber auf etwas anderes konzentrieren...Schließlich gab er es auf, zu widersprechen und stand auf. „Also gut. Dann gehen wir.“ Sonderlich erfreut klang er dabei jedoch nicht, aber zumindest fügte er sich. Einen kurzen Moment lang dachte Oyohc darüber nach, dass es ja eigentlich vollkommen reichen würde, wenn nur einer nach dem Wasser suchte. Doch insgeheim wollte er Utahom auch von seiner, seiner Ansicht nach, nahezu krankhaften Sorge um seine Gefährtin abbringen und eine Suche wäre da doch genau das richtige, da sein Bruder sich dann erstmal auf andere Dinge würde konzentrieren müssen. Also beschlossen sie nun nach Wasser zu suchen. Falls Inam vorher wieder auftauchte, würde sie bestimmt so klug sein und hier auf sie warten. Wobei beide genau wussten, dass die Löwin genau dies eben nicht tun würde, sondern wohl viel eher der Spur der beiden Löwen folgen würde. Das sähe ihr zumindest ziemlich ähnlich, denn sie war eine Löwin, die äußerst ungerne wartete.

Also machten die beiden Brüder sich schließlich auf den Weg, um herauszufinden, ob oder besser wo es in diesem warmen Land Wasser gab. Es war bestimmt welches vorhanden, denn ansonsten wäre die Vegetation hier ja nicht dermaßen üppig. Nur wo, das war die Frage...Nun, sie würden es sicherlich herausfinden, zumindest Oyohc war diesbezüglich optimistisch. Die beiden liefen zügig, rannten aber nicht. Sie mussten schließlich ihre Kräfte noch sparen, denn wer wusste schon, was sie hier in diesem Lande noch alles erwarten würde? Zwar schien es derzeit nicht den Anschein zu haben, aber vielleicht gab es hier ja schon ein anderes Rudel, was sich in diesem Land niedergelassen hatte und wenn dem so war, dann wären diese Löwen sicherlich nicht begeistert über die Neuankömmlinge.

Somit liefen die Beiden eine Weile, allerdings ohne dabei etwas zu sagen. Hier und da standen Bäume, prächtig belaubt mit frischen Blättern, willkommene Schattenspender in der Hitze des Mittags. Doch momentan hatten die beiden Brüder noch keine Rast im Sinn und allzu lange waren sie ja auch noch gar nicht unterwegs, auch, wenn sie von der vorherigen Reise noch ein wenig erschöpft waren. Sie liefen mit gleich bleibender Geschwindigkeit weiter, sich achtsam umsehend und die Ohren in die Richtung der Geräusche drehend, die ihre Aufmerksamkeit erregten. Irgendwo tschilpte fröhlich ein Vogel und ein weiterer antwortete ihm mit heller und klarer Stimme.

„Sieh doch mal da, Bruder!“, meldete Oyohc sich dann plötzlich zu Wort und brach damit abermals das Schweigen zwischen ihnen. „Siehst du das?“ Utahom schaute in jene Richtung, in die sein jüngerer Bruder soeben gezeigt hatte und...Ja, er sah es auch! Dort glitzerte etwas und reflektierte das grelle Sonnenlicht. Auch von ihrem jetzigen Standpunkt aus konnten es die beiden Löwenmännchen schon sehr gut sehen und es war wohl offensichtlich, was es war.

Wasser.

„Ja, ich sehe es!“, so erwiderte Utahom nun und lief dann schneller, beschwingt durch die Tatsache, dass das Wasser nicht mehr weit entfernt war, weiter. Erst jetzt merkte er, wie durstig er eigentlich war und konnte es kaum abwarten, das in der Sonne glitzernde Nass zu kosten. Und außerdem wollte er danach gleich wieder umkehren, denn bestimmt war Inam mittlerweile wieder zurück und wartete entweder auf sie oder sie war schon auf dem Weg zu ihnen. Doch wenn er dies recht bedachte, musste sie ja auch auf die Beute – sofern sie erfolgreich gewesen war, doch davon gingen die beiden Löwen aus - aufpassen und je nachdem, wie diese ausgefallen war, konnte sie sie bestimmt nicht ständig den langen Weg hin und her schleppen. So oder so wollte er jedenfalls schnell zurück.

Endlich kamen sie bei dem Wasser, welches sie vorher nur durch das verheißungsvolle Glitzern der Sonne bemerkt hatten, an. Dort stillten sie schnell ihren Durst. Kurz sah Utahom sich um. Er entdeckte keine anderen Tiere hier in der Nähe. Falls eben noch welche da gewesen waren – er konnte jedoch keine wittern – so waren sie jetzt anscheinend geflohen.
 

Nach einer kurzen Weile machten die beiden Löwen sich dann auf dem Rückweg und waren bald wieder dort angekommen, wo sie zuvor gerastet hatten. Inam war noch nicht zurück, wie Utahom mit einem Anflug von Unruhe bemerkte, doch er sagte sich, dass sie ja noch nicht allzu lange fort war und dass er sich wahrscheinlich schlichtweg viel zu viele Gedanken um sie machte, denn immerhin war sie schon erwachsen und wusste sich zu wehren.

Wehren...

Vor was denn eigentlich? Gab es hier irgendwelche Tiere, die ihr ernsthaft gefährlich werden konnten, abgesehen von jenen, die ihr als Beute dienten und sie während der Jagd verletzen konnten? Wieder schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass es hier vielleicht ein anderes Löwenrudel gab, welches sie womöglich nicht gerade willkommen heißen wollte. Ein Rudel mit einem stolzen Männchen als Anführer, welches nur zu gerne eine neue hübsche Löwin in sein Rudel aufnahm...Oder sie tötete, würde sie sich weigern. Er versuchte, diesen unliebsamen Gedanken abzuschütteln, dennoch blieb dieser nun, da er da war, beharrlich haften und ließ ihn nicht mehr in Ruhe. Der dunkle Löwe tat es schließlich seinem Bruder gleich, der sich hingelegt hatte und träge in die Sonne blinzelte und bettete dann seinen Kopf auf die Pfoten, versuchte sich ein wenig zu entspannen und nicht mehr über mögliche Gefahren, die ja noch nicht einmal bewiesen waren, nachzudenken.

Schließlich aber – mittlerweile war schon wieder einiges an Zeit vergangen, zu viel Zeit - wollte Utahom nicht mehr länger auf seine treue Gefährtin warten. Vielleicht war ihr wirklich etwas zugestoßen...Das Schreckgespenst des anderen Löwenrudels geisterte hartnäckig durch seinen Kopf. Somit erhob er sich. „Ich warte nicht mehr länger, Bruder. Ich muss Inam suchen. Das ist meine Pflicht...“ Oyohc sah ihn bei seinen Worten ein wenig nachdenklich an.

„Bruder, deine Gefährtin ist eine starke Löwin. Sicherlich ist sie bald zurück...“ Es würde Inam bestimmt in ihrem Stolz verletzen, wenn sie sich so schnell Sorgen um sie machten, als ob sie noch ein schwaches und wehrloses Löwenjunges wäre und das war sie ja nun wirklich nicht mehr. Im Gegenteil, man sollte stattdessen lieber Respekt vor ihr haben. Und wenn sich dann noch herausstellen sollte, dass ihr eigentlich gar nichts passiert war, hätten sie umsonst nach ihr gesucht und sie dadurch tatsächlich in gewisser Weise beleidigt, auch wenn Oyohc wusste, dass dies natürlich keineswegs die Absicht seines älteren Bruders war, denn dieser liebte und achtete die Löwin.

„Dennoch werde ich sie suchen. Dieses Land kennen wir nicht gut genug und wir wissen nicht, was hier alles lauert.“ Mit diesen Worten wandte der Anführer sich von seinem jüngeren Bruder ab und lief in jene Richtung, die zuvor die Löwin eingeschlagen hatte. Dabei sah er sich nicht etwa nach seinem Bruder um; es war ihm egal, ob der Jüngere ihm folgen würde und er überließ es somit gänzlich diesem, diesbezüglich eine Entscheidung zu fällen. Oyohc sah Utahom hinterher, einen Moment lang ein wenig unschlüssig, was er denn nun tun sollte. Schließlich aber riss er sich aus seiner Starre und folgte ihm geschwind. „Warte, Utahom! Ich komme mit!“ Kurz blieb der größere und ältere Löwe stehen und wartete auf seinen kleinen Bruder, der schließlich an seiner Seite stehen blieb. „Ich werde dir helfen, sie zu finden, Utahom!“ Dieser lächelte. „Ich danke dir, Oyohc.“ Dann liefen sie nach diesem recht kurzen Wortwechsel weiter. Die Meter flogen nur so unter ihren Pfoten hinweg, als sie über die Steppe liefen. Zielstrebig rannten sie weiter geradeaus. Utahom konzentrierte sich, versuchte, vielleicht die Fährte Inams wahrzunehmen oder sie zu wittern. Doch diesbezüglich blieb er leider erfolglos. Ihre Pfoten hatten im harten staubigen Boden der Steppe keine Abdrücke hinterlassen und ihr Geruch war schon verflogen. Dennoch lief er weiter, den Blick nach vorne gerichtet – irgendwie würden sie sie schon finden, sie mussten sie einfach finden!

„Inam!“, rief der dunkle Löwe kurz darauf mit lauter Stimme, „Inam, wo bist du?! So antworte doch!“ Es kam jedoch keine Antwort, auch nach wiederholtem Rufen nicht. Der Anführer der Nomaden wurde langsam immer besorgter, versuchte aber, sich dies nicht zu sehr anmerken zu lassen. Sie würden sie schon finden...Das hoffte er zumindest. Doch so langsam stand für ihn fest, dass irgendetwas passiert sein musste...Inam war noch nie so lange weg geblieben.

„Wie wäre es, wenn wir uns aufteilen?“, schlug Oyohc schließlich vor, wobei er den anderen fragend anblickte. Angesprochener nickte alsdann nach kurzem Überlegen. „Also gut. Vielleicht haben wir dann ja mehr Glück.“ Also schlug Oyohc nach einer weiteren kurzen Absprache mit seinem großen Bruder den Weg gen Westen ein, währen der Ältere weiter nach Norden lief. Kurz warf er dabei einen Blick nach oben; die Sonne hatte ihren Zenit schon lange erreicht und war nun im Westen, dort, wo sein Bruder Oyohc entlang lief. Bald würde sie ganz untergegangen sein und dann würde das Utahom und den anderen so fremde Land in Dunkelheit liegen und dies würde die Suche nach Inam noch erschweren und möglicherweise auch gefährlicher machen. Es wäre also wirklich besser, wenn sie sie möglichst bald finden würden. So oder so hoffte Utahom natürlich, seine Gefährtin schnell zu finden.

Somit lief er weiter, der Wind zerzauste dabei seine dichte rote Mähne und das ständige Trappeln seiner Pfoten entwickelte sich zu einem gleichmäßigen Hintergrundgeräusch, welches er aber gar nicht mehr richtig wahrnahm. Langsam aber sicher sank die Sonne immer tiefer. Das Licht ward schon ein wenig schwächer und auch die Wärme war nicht mehr so deutlich zu spüren, wie noch am Nachmittag, was eigentlich ein Segen sein sollte. Mit dem Licht der Sonne und der Wärme aber schwand auch die Hoffnung Utahoms langsam, aber beständig. Einen Moment lang wurde sein Blick abgelenkt und zwar von einem wahrhaft gigantischem Felsen, der in der Ferne in die Höhe ragte. Irgendwie wurde sein Blick geradezu magisch davon angezogen...Beeindruckt sah er den riesigen Felsen an und wunderte sich ein wenig, dass er ihn nicht schon vorher gesehen hatte, immerhin war er nun wirklich nicht zu übersehen. Aber wahrscheinlich war er einfach zu aufgeregt gewesen wegen Inams Fortbleiben....Und das war er immer noch, also ließ er den Felsen Felsen sein und machte, dass er weiterkam.

Somit lief er und lief er immer weiter. Der Felsen rückte ebenfalls stetig näher, doch mittlerweile hatte er keine Augen mehr dafür. Vielleicht würde er sich dies alles später näher ansehen, doch jetzt hatte er nur noch eines im Kopf: Inam. Er musste sie unbedingt finden...Mittlerweile war er sich sicher, dass ihr etwas zugestoßen sein musste und die Angst um sie ließ sein Herz noch schneller schlagen, sodass es schon fast schmerzhaft gegen sein Brust pochte, Nicht vorzustellen, was er tun sollte, wenn sie...Aber solche Gedanken durfte er nicht haben, nein! Das machte alles nur noch schlimmer. Er musste weiter suchen und wenn er die ganze Nacht unterwegs wäre, er würde sie finden! Ansonsten wäre er es nicht wert, sich weiter einen Anführer zu schimpfen. So in seine Gedanken versunken lief er weiter und versuchte, die düstersten Vorahnungen zu verdrängen, was ihm aber nicht ganz gelingen wollte.

Doch mit einem Mal sah er etwas oder eher jemanden. Seine Augen weiteten sich, als er erkannte, wer diese Gestalt war.

Inam!“, rief er dann auch schon und rannte noch schneller auf die am Boden liegende Löwin zu. „Inam, da bist du ja...“ Er war endlich bei ihr angekommen und beugte sich zu ihr hinunter, sie dabei besorgt ansehend. Sie hatte ihre hübschen violetten Augen, die ihn schon immer so fasziniert hatten, leicht geöffnet. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen.

„U-Utahom...Du bist mir also doch gefolgt...“

„Was ist passiert, Inam..?“ Vorsichtig schmiegte er seinen Kopf an den ihren.

„Ich...Ich habe...gejagt, aber...ich war unvorsichtig. Meine Beute griff mich an und...“, sie stockte kurz und atmete schwer, denn offensichtlich hatte sie Schmerzen. Utahom ertrug diesen Anblick einfach nicht. Sie schloss die Augen und er dachte schon, sie sei jetzt bewusstlos geworden oder dergleichen, doch dann sprach sie weiter.

„...Ich glaube, mein Bein ist gebrochen...Ich kann nicht aufstehen. Oh, ich bin s-so froh, dass du hergekommen bist, Utahom. Es tut mir so Leid...“

„Es braucht dir nicht Leid zu tun...“, erwiderte Utahom daraufhin leise und lächelte ganz leicht, „Ich mache dir keinerlei Vorwürfe, das könnte ich doch gar nicht.“ Er war sehr erleichtert, dass er sie endlich gefunden hatte und dass sie noch lebte. Sie konnte sich zwar nicht bewegen, aber zu seiner Erleichterung konnte er zumindest keine äußerlichen möglicherweise blutenden Verletzungen an ihr entdecken, abgesehen von ihrem offensichtlich gebrochenen Bein, was in einem abstrusen Winkel verdreht war. Es war schon mal erleichternd, dass sie immerhin nicht blutete, ein Grund zur Hoffnung, was aber natürlich nicht heißen sollte, dass jene unsichtbaren Verletzungen, die seine Gefährtin möglicherweise davon getragen hatte, gänzlich harmlos waren, im Gegenteil, diese Verletzungen waren oft die schlimmsten, weil man sie nicht sah und weil man nichts dagegen tun konnte.

Es wäre wohl am besten, wenn sie sofort zu ihrem Lager zurückkehrten. Dort würde Utahom überlegen, was als nächstes zu tun war.

„Ich bringe dich erstmal hier weg“, so sagte er deshalb zu ihr, „sag, wenn ich dir weh tue...“ Sie nickte lediglich leicht, kaum merkbar. Utahom fasste sie nun also am Nackenfell und hievte sie dann äußerst vorsichtig auf seinen Rücken. Kurz zog sie scharf die Luft ein, dann aber lag sie sicher auf ihm. „Geht es so?“, fragte er sie besorgt. Er wollte ihr nicht weh tun und es dadurch möglicherweise noch schlimmer machen, als es ohnehin schon war. „Ja, es geht schon...“, erwiderte sie leise. Selbst wenn er ihr Schmerzen zugefügt hätte, so hätte sie dies wohl nicht zugegeben. Trotz allem wollte sie nicht wie eine Memme dastehen, die nicht mal ein bisschen Schmerz vertragen konnte. Nein, sie würde das schon durchhalten. Sie war eine stolze Löwin.

Somit lief der Anführer der Nomaden wieder los, zügig, aber dennoch langsamer als zuvor, um Inam nicht aus Versehen irgendwelche Schmerzen zu bereiten. Mittlerweile war es schon dunkel und eine kühle Brise wehte über die Steppe und ließ die Gräser und die Blätter in den Bäumen rascheln und rauschen. Abgesehen davon herrschte nun eine ungewöhnliche Stille, das fröhliche Zwitschern der vielen Vögel des Tages war verstummt.

Und das Lager war, wie Utahom einfiel, noch recht weit entfernt...Vielleicht sollten sie lieber erstmal woanders rasten und später ihren Weg zurück fortsetzen. Zwar würde Oyohc sich garantiert Sorgen machen, aber er würde es schon verstehen. Vielleicht war er ja auch schon zurück beim Nachtlager, weil seine Suche ja offensichtlich erfolgslos gewesen sein musste. Zumindest hoffte Utahom dies, denn irgendwie hatte er ja schon ein schlechtes Gewissen, weil er seinen kleinen Bruder da mit rein gezogen hatte. Natürlich hatte er Oyohc die Entscheidung überlassen, doch letztendlich war dem jungen Löwen ja gar nichts anderes übrig geblieben, als dem Älteren zu folgen; hätte er es nicht getan, so hätte ihn wohl das schlechte Gewissen geplagt. Utahom würde sich bei ihm dafür entschuldigen.

Der Himmel hatte sich mittlerweile noch mehr verdüstert; dunkle Wolken bedeckten ihn, dicht und finster, riesigen Bergen gleich, die drohten, sogleich in sich zusammenzubrechen und alles unter sich zu begraben.

Möglicherweise würde es bald regnen...

Eine Seltenheit in diesem warmen Land, doch der Regen fiel dann stets umso stärker aus.

Also wurde es wirklich Zeit zu rasten. Und der große Löwe sah auch schon einen geeigneten Platz dafür. Nicht weit entfernt war eine kleine Baumansammlung, welche bestimmt genügend Schutz vor einem möglichen Regenguss bieten würde. „Da vorne werden wir Pause machen!“, teilte Utahom seiner Gefährtin also mit. Es kam keine Antwort. Anscheinend war sie doch ohnmächtig geworden.

Somit lief der Löwe zu den Bäumen. Schnell war er dort angekommen und ließ dort seine Gefährtin behutsam zu Boden gleiten, darauf bedacht, ihr bloß nicht Schmerzen zuzufügen. Sie, die wieder oder auch immer noch bei Bewusstsein war, lächelte ihn schwach an und er legte sich neben sie auf den erdigen Boden. Wieder wehte ein kühler Windhauch. Die Luft roch frisch, irgendwie verheißungsvoll, als läge etwas Besonderes darin. Immerhin waren sie unter den recht großen Bäumen, die schützend ihr Blätterdach über sie ausbreiteten, halbwegs sicher. Inam bettete ihren Kopf auf ihre Pfoten und schloss die Augen. Er aber hielt die seinen offen, denn er wollte über seine traue Gefährtin wachen, während sie schlief. Doch auch er war ziemlich müde und erschöpft, denn schließlich hatten sie eine lange Reise hinter sich, dann auch noch die Suche nach Inam...Utahom versuchte, seine Augen offen zu halten, doch dies wollte ihm nicht mehr so recht gelingen. Schließlich fielen ihm langsam die Augen zu und er sank in einen leichten Schlummer.
 

Dann schlug der Blitz in den Baum ein.
 

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So, das war es.^^ Ich hoffe, es hat dem einen oder anderen gefallen.

Würde mich natürlich über Kommis freuen - das nächste Kapi ist übrigens schon in Arbeit, mal schauen, wann ich es fertig schreibe, habe in letzter Zeit auch viel anderes zu tun...

Nun, wie dem auch sei.

Ciao ciao!
 

lg, Osayio



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2010-08-01T12:56:56+00:00 01.08.2010 14:56
ich glaube jetzt habe ich eine richtig genaue vorstellung davon was du mit diesem live-RPG gemeint hast^^

also am anfang musste ich erstma sicher gehen ob ich nich ein zwei kapis übersprungen hab oder so.
weil endweder kam n zeitsprung und die drei haben ihre namen geendert oder es war son rollenspiel^^
Von:  Fee-Fantasy_1
2010-06-18T17:27:18+00:00 18.06.2010 19:27
soa, jetzt hab ich alles fertig gelesen, und bin zu dem Schluss gekommen, dass es mir echt gut gefallen hat, als ob ich mir wirklich ein Buch gekauft hätte, und ich ma gen Affen, weil er iwie so eine gehobene Sprache spricht, die zu einem Berater des Königs passt.
Außerdem mag ich die verschiedenen Charas gut leiden, und du hällst sie auch gut auseinander.
Eines kann ich aber nit machen, mir fallen bei deiner FF echt keine Verbesserungsvorschläge ein. ^^

Fee
Von:  Naruna
2010-05-16T10:30:54+00:00 16.05.2010 12:30
Drei Löwen, einsam nd ziellos auf der Suche nach einer neuen Heimat!
Zusammen haben sie viele Gefahren zu bestehen...
Wäre ich die Bild-Zeitung, hätte ich sicher ein passendes Kommentar gefunden!
Bin ich aber nich und kann nur sagen: "Dieses FF is einfach unbeschreiblich und genial!!!"
Von:  WaterdragonWave
2010-05-14T07:43:25+00:00 14.05.2010 09:43
oh oh, das gefällt mir aber ganz nicht. Also mit dem Blitzeinschlag!
Ich hoffe die beiden haben es überlebt und werde es überlben, wenn sie rechtzeigt von dem brenndene Baum wegkommen!

mach schnell weiter!

LG
Rikk
Von: abgemeldet
2010-05-11T14:21:35+00:00 11.05.2010 16:21
Wow, deine FF ist wirklich toll! Und das Kapi hier ist wirklich spannend. Man vergisst glatt, dass das ganze nur ein Spiel ist.
Hach und das erinnert irgendwie an die guten alten Zeiten, wo ich mit meinen damaligen Freunden selber spannende Abenteuerspiele gespielt habe und unsere fantasie einfach keine Grenzen kannte. XD
Naja, bin mal wirklich gespannt, wie es weitergeht.^^


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