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Clouds darken the sky

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Harleydays

"Willkommen zu den Harleydays! Laute Motoren, heiße Maschinen and a lot of fun! Was ihr hier zu sehen bekommt, ist einmalig! Besucht sie, besucht uns hier in..."
 

Gelangweilt schaltete er durch die unzähligen Fernsehsendungen und hoffte darauf, nicht doch irgendwann an dieser Eintönigkeit zu sterben. Wie er solche Tage hasste. Tage, an denen wirklich gar nichts passierte, hier im Anwesen.

Und das war oft der Fall - wenn er es genau nahm, dann hasste er jeden Tag.

Wirklich jeden, denn sie waren alle gleich gestrickt.

Sein Leben wurde von Regeln, Vorschriften und Pflichten bestimmt, denen er nicht zu entkommen wagte.

Ein solcher Versuch würde ihm nur noch mehr Ärger einhandeln und ihn noch mehr in seinen so oder so schon beschränkten Möglichkeiten einzwängen. Nein, das wollte er dann doch nicht riskieren - auch wenn er allen Grund dazu hatte.
 

Roxas war wirklich der Typ Mensch, den man als "Gefangener" abstempeln konnte.

Er war fast nie draußen, obwohl er es gerne wäre. Er wäre gerne in den Wäldern oder in der Stadt.

Er würde gerne etwas erleben und mit Freunden durch die Straßen ziehen. Doch er durfte nicht.

Zumal hatte er auch gar keine Freunde. Jedenfalls nicht in seinem Alter.

Seine Eltern erlaubten es einfach nicht. Zu behütet war er aufgewachsen; demnach hatte er kaum Vertrauen in sich selbst; gerade weil ihm alles, was eine Gefahr darstellen könnte, verboten wurde.

So auch das Ausgehen in die Stadt oder Unternehmungen alleine... selbst der Umgang mit Anderen die sein Alter hatten, war in den Augen seiner Mutter eine "Gefahr für seine Erziehung".
 

Immer war Jemand dort, der auf ihn aufpaßte, immer da war und... ihn nervte.

Ja, mittlerweile nervte es ihn gewaltig, das man ihm immer alles hinterher räumte, obwohl er das doch auch selbst machen konnte. Er war schließlich schon 15 Jahre alt.

Doch selbst das durfte er nicht. Roxas könnte sich ja "die Hände schmutzig machen".

Für solche Aufgaben gab es doch Personal... Als wenn ihn ein wenig Dreck an den Händen umbringen würde...!
 

Ein tiefer Seufzer entfleuchte ihm, während er die Fernbedienung nahm und die Reportage über Motorräder aus schaltete, um sich nach hinten auf das Ledersofa in seinem Zimmer fallen zu lassen. Schlaf wäre jetzt echt nicht schlecht... dann wäre der Tag wenigstens schneller vorbei und er könnte sich vor de-

An seiner Zimmertür klopfte es.

Grummeld lugte Roxas über die Lehne.
 

"Herein!" knurrte er, nach einer kurzen Pause schwang die Tür vorsichtig auf.
 

"Roxas? Deine Aufgaben warten..."

Eine junge Dame betrat galant das Zimmer, mit einer schwarzen Tasche in der Hand. Sie war blauäugig und langes, weiß blondes Haar schenkte ihr zusammen mit ihrem blassen Teint, ein zerbrechliches Äußeres. Roxas seufzte und versuchte seine schlechte Laune mit einem ansatzweisem Lächeln zu überspielen - seine Aupair konnte schließlich nichts für seine Lage. Im Gegenteil, sie war die Einzige, der er hier vertrauen konnte.
 

"Marianne... muß das sein? Kannst du einmal deine Pflicht nicht ganz so ernst nehmen?" fragte der Blonde dennoch ein wenig genervt nach, richtete sich auf und wartete bis sie das große Zimmer durchquert hatte.
 

"Nun ja... ich kann deinen Eltern schlecht den Gehorsam verweigern..."

Das Mädchen mit Namen Marianne kam nun leichtfüßig um das Sofa getapst und lächelte ihn an entschuldigend an.
 

Es stimmte.

Roxas kam aus gutem Hause - und aus einem wirklich gutem.

Schon von klein auf hatte er alles, wofür andere ihr Leben lang schuften mußten und Marianne war sein Kindermädchen.
 

Oft hätte er darauf verzichten können. Anfangs, in seinen ersten Lebensjahren, war es einfach nur göttlich, alles zu bekommen was man wollte. Ein großes Zimmer, haufenweise Spielzeug und Süßigkeiten, Klamotten, et cetera pp... doch nun wünschte er sich immer öfter, ein normales Leben zu führen.

Eine stink normale Wohnung zum Beispiel.

Schon oft hörte er seine Mutter schimpfen, wenn sie durch die Straßen gefahren wurden.

"Dieses Viertel ist so widerlich... sieh dir nur diese Wohnungen an, Schatz! Sei froh, das du nie in einem solchem Loch leben mußt!" waren ihre Worte. Dabei empfand ihr Junge es gar nicht als "Loch".

Es war ein ganz normales, durchschnittliches Wohnviertel, das sie ab und zu durchquerten.

Aber seine Eltern fanden sowieso alles, was nicht mindestens ihren Stand hatte, als minderbemittelt oder widerlich.

Sie fühlten sich als etwas Besseres und schätzten Arbeiter oder normale Leute kaum, wenn überhaupt.

Roxas wünschte sich ein einfacheres Leben.

Denn nun wurde immer mehr von ihm verlangt. Den ganzen Tag nichts weiter tun als Lernen und sich somit auf das spätere Leben vorbereiten. Wirklich, die letzten zwei Jahre tat er fast nichts anderes als lernen.

Andere gingen bei achtundzwanzig Grad im Schatten raus, an die See oder an den Eisladen in der Einkaufspassage.

Roxas mußte in seinem Zimmer hocken und lernen.

"Damit mal etwas besseres aus dir wird" tönte sein Vater jeden zweiten Abend, wenn sie miteinander telefonierten.

Seine Eltern waren meist nur für drei Monate wirklich zu Hause. Zu sehr waren sie mit ihrer Arbeit im Ausland beschäftigt um möglichst noch mehr Gewinn davon zu tragen.

Und auch deshalb wünschte er sich ein einfacheres Leben... er war allein und meist war nur Marianne bei ihm.

Ja, dieses Leben konnte man als widerlich beschreiben, nicht das normaler Leute! Diese schätzten einander noch und respektierten jemanden so, wie er war...
 

"Roxas...? Hey!"
 

Roxas schreckte aus seinen Gedanken. Marianne stand noch immer vor ihm und hielt seine schwarze Schultasche in ihren zarten Händen. Er nahm sie mit einem leisen "Danke..." und schickte Marianne fort. Sie sah noch einmal über ihre Schulter, dachte einen kurzen Augenblick daran, Roxas anzusprechen und zu fragen ob sie vielleicht etwas für ihn tun konnte, doch sie zog es lieber vor, ihn erst einmal alleine zu lassen.
 

Minuten lang starrte er an seine Zimmerdecke, welche mit hellblauen Akzenten versehen war. Wie gerne würde er jetzt hinaus gehen, den Wind auf der Haut spüren... und einfach mal etwas tun, was ihm so vehement verwehrt wurde.
 

Nie durfte er alleine das Haus verlassen. Genau genommen, hatte Roxas keinerlei Ahnung von der Welt jenseits der Mauern, die um ihr Anwesen gebaut waren. Sicher, Allgemeinbildung besaß er; aber Menschenkenntnis?

Richtige soziale Bindungen und Kontakte? Wie sollte er sich jemals dort draußen zurecht finden, wenn er nie hinaus durfte um seine eigenen Erfahrungen zu machen...?
 

Seufzend richtete sich sein Blick auf seine Schultasche. Es ist deine Pflicht! hallte es in seinem Kopf.

Roxas verzog das Gesicht.

Unbändige Wut schoss plötzlich in seine Glieder - der Junge griff sich wutentbrannt die Tasche und pfefferte sie ohne nachzudenken in die nächste Ecke - gegen eine Zierpflanze die auch sofort mit einem lautem Gepolter umfiel.

Verdattert starrte er auf sein Werk, die Wut war augenblicklich verraucht.
 

"Super gemacht, Roxy..." lobte er sich ironischer Weise selbst. Innerlich zählte er bis zehn... die Tür schwang erneut auf.

"Roxas? Was war denn das für ein Geräusch?"
 

Aufgeregt wollte Marianne schon in das Zimmer treten, doch...
 

"VERSCHWINDE AUS MEINEM ZIMMER, MARIANNE!"

Tränen standen ihm in den Augen, sein Kopf war hochrot und er zitterte. Das Dienstmädchen wich erschrocken zurück.

So hatte sie den jungen Hausherrn noch nie erlebt. "Roxas...?" brachte sie mit leiser, vorsichtiger Stimme heraus.

Angesprochener schaute zu Boden. Tränen befleckten den roten Teppich und färbten ihn dunkler, blutrot.
 

"RAUS!!" schrie er in seiner Rage, wies sie in Richtung Tür. Wenn sie jetzt nicht parierte...

Marianne starrte ihn mit geschockten Augen an. Dann nickte sie sachte und ging schnellen Schritts wieder aus dem Zimmer im ersten Stock, zurück blieb ein Haufen Elend.

Man lies ihn wieder alleine. Doch diesmal war es sein Wunsch gewesen. Noch immer am gesamten Körper zitternd sackte Roxas auf dem Sofa zusammen, lies seinen Tränen freien Lauf. Es war einfach nicht gerecht...

Es wollte kein Ende nehmen. Immer wieder mußte er an sein verhaßtes Leben denken.

Wie sie ihn alle verhätschelten, bloß weil sie ihn verloren hatten...
 

Apathisch zu Boden blickend griff Roxas neben die rechte Lehne. Dort stand ein Bilderrahmen, der Einzige in diesem Zimmer. Langsam und stockend führte er sich dieses alte Foto vor Augen. Auf diesem war er mit seinen Eltern. Damals war er fünf Jahre alt gewesen. Ein Junge hatte einen Arm um ihn gelegt. Lächelnd.

Es war sein Bruder, der vor sechs Jahren fort gegangen war. Warum wußten seine Eltern bis heute nicht.

Doch Roxas wußte es. Und es würde sein Geheimnis bleiben. Sollten seine Eltern doch im dunklen tappen! Sein Bruder war alles für ihn gewesen, und darum...
 

Nun befleckten seine Tränen auch das milchige Glas des Bilderrahmens. Wenn Roxas so darüber nachdachte... eigentlich war sein Bruder Schuld daran das er so behandelt wurde, wie er nie behandelt werden wollte - wie etwas Besseres.

Seine Eltern kümmerten sich umso mehr um ihn, als ihr ältester Sohn verschwand, einfach davon lief.

Und gerade das war der Fehler...
 

Sein Innerstes zeriss an den Schmerzen der Vergangenheit, an dieser Nacht die sein Leben so gravierend ändern sollte.

Immer wieder hallten diese kalten Worte in seinen Ohren wieder, diese Worte, welche seinem Bruder gehörten:
 

Ich hasse euch! Euch alle! Verreckt doch!
 

Er nahm sich das Messer. Seine Mutter flehte, schrie ihn an, er solle das nicht tun. Das Weiß wurde in Rot getaucht.

Tränen mischten sich mit Blut... ein letzter, trauriger und doch haßerfüllter Blick auf ihn, Roxas... er sprang aus dem Fenster, war fort und mit ihm die Hoffnung auf Freiheit in seinem Leben...
 

Es lag mehr dahinter, das wußte Roxas. Seine Familie hatte so manches Geheimnis - wenn auch nur eines davon durchsickern würde, an die Öffentlichkeit kommen würde, wäre es aus.

Sein älterer Bruder hatte die Lügen nicht mehr ausgehalten, doch das war nicht alles...noch längst nicht...

"...alles..."
 

Ein letztes Mal schluchzte Roxas, ehe das Bild wieder seinen Platz einnahm. Lange besah er sich noch die Gesichter seiner "Familie". Er sah ihnen nicht ähnlich... diese Gesichter waren verlogen, falsch, täuschend.

Roxas griff wieder zur Fernbedienung und schaltete ein.
 

Noch immer lief diese Reportage über die "Harleydays" welche über das Wochenende in seiner Stadt waren.

Roxas mochte solche Gestalten nicht. Die Motoradfahrer waren ihm zu düster, die Motoren ihrer Maschinen zu laut.

Und doch weckten diese Bilder sein Interesse. Motorräder hatten ihn nie begeistert.
 

Doch eines viel ihm sofort ins Auge.

Wie farbenfroh eine solche Maschine sein konnte, merkte Roxas erst jetzt. Der Reporter stellte gerade ein solches Modell vor. Eines, das Roxas wirklich gefiel.
 

Es war rot, doch wenn man genau hinsah, erkannte man das der Lack in der Sonne glitzerte, sich wie tausend Kristalle in der Sonne brach und dem eigentlichem Rot einen Schimmer von orange und gelb verpaßte, je nach dem wie die Sonne stand. Der Besitzer erklärte gerade, das dies eine Sonderanfertigung war, eine Rarärität.

Und wie stolz er auf sein Leben als Motorradfahrer war.

Gebannt starrte der Junge auf das Motorrad in Hintergrund, auf den Teil einer Welt, die er nie zu Gesicht bekam und nie zu Gesicht bekommen würde.
 

"Es ist wunderschön..."
 

Nichts hörte er, sah nur noch die in der Sonne glänzenden, chromfarbenden Teile, den zum Sitz hin verjüngten Tank... und das Logo.
 

"Harley Davidson..."
 

Seine Laune war mit einem Schlag nicht mehr auf dem Nullpunkt. Roxas' Herz raste, wenn er daran dachte, ein Motorrad aus der Nähe zu sehen... auch das hatte er noch nie. Er wußte nicht, wie groß diese Fortbewegungsmittel waren oder wie sie überhaupt aussahen, wie viele verschiedene Arten es gab...
 

Überlegend schluckte er.

Sollte er es wirklich wagen und zu dieser Veranstaltung gehen...? Roxas drehte sich um und schaute auf die Uhr - es war halb zwei. Einandhalb Stunden hatte er, bis man, regulär, wieder nach ihm sah. Doch es würde ein schweres Unterfangen werden, unentdeckt aus dem Haus zu kommen. Überall waren Kameras, auch in seinem Zimmer. Zu einer blickte er hoch, sah wie sich das Objektiv drehte, näher heran zoomte. Sicherheitsleute waren wirklich neugierig...

Sich wegdrehend dachte er nach.

Weitere fünf Minuten strichen dahin, und er kam schließlich zu dem Schluß, das es egal war ob er gesehen wurde oder nicht - er hätte wenigstens die Welt dort draußen gesehen!
 

Der Junge stand auf, tappte zur Balkontür. Draußen angekommen sah er sich genau um. Vor seinem Fenster stand eine Zierkirsche, die gerade in voller Blüte stand. Wenn Roxas es richtig anstellte, dann könnte er...

Noch einmal atmete der Blonde tief ein und aus. Kurz verschwand er wieder in seinem Zimmer, um einen kleinen Rucksack zu holen. Schnell sammelte er ein paar Dinge zusammen - nicht zuletzt den Schlüssel für das Außentor, den er sich durch einen kleinen Trick hatte machen lassen. Als er den kleinen Silbernen ins Licht hielt mußte er schmunzeln - irgendwann war es soweit und heute war der Tag gekommen, an dem dieser Schlüssel zum Einsatz kam!

Roxas hatte ihn im "toten Winkel" seines Zimmers versteckt - ein Ort, den die Kameras nicht erreichten und somit wußte noch keiner, das Roxas einen solchen Schlüssel besaß.
 

"Spätestens wenn ich aus dem Tor raus bin, wissen sie es..."

Ein letzter Blick galt der Kamera, dann stürzte Roxas zum Balkon, hielt sofort nach einem geeigneten Ast ausschau, um nach unten zu gelangen - dort, wo ihn nur noch Mauern von der Freiheit trennten.
 


 

AN: So, das erste Kapitel von Clouds darken the sky liegt jetzt hinter euch. Ich hoffe, es hat euch gefallen und neugierig gemacht!

Ja, viel zu sagen habe ich eigentlich nicht...^^ Viel Spaß beim Weiterlesen vielleicht noch xD

Also dann, bis zum nächsten Kapitel!



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Amenirdis
2012-04-11T17:17:08+00:00 11.04.2012 19:17
Hallola. =)
Ich muss schon sagen, das erste Kapitel hat mich festgehalten und nicht mehr los gelassen.

Du hast einen wunderbaren Schreibstil - gefällt mir. =)

Was mir besonders gefällt, ist die Situation von Roxas [seine Eltern müssen ja ziemlich besorgt um ihm sein] und der Charakter seines Zimmermädchens.

Kritik hab ich leider nicht, denn aus meiner Sicht, ist es spannend, abwechslungsreich, gefühlsvoll und emotional geschrieben. ^.^

LG Amenirdis
Von:  firefighterJenny
2010-01-14T21:19:32+00:00 14.01.2010 22:19
omg! *.*
ich habe erst das 1. kapitel gelesen und finde es einfach spannend OoO
wenn es nicht so spät wäre und ich morgen keinen test hätte, würde ich glatt weiterlesen >o<

bitte schreib weitere kapitel
ich werde so schnell und sobald wie möglich weiterlesen
*sich nicht entgehen lassen wird* *o*

GLG little_shinigami
Von:  AsteriaGaia
2008-04-13T07:19:26+00:00 13.04.2008 09:19
Boa^^
man die is aber spannend^^
Was hat Roxas den bitte für Eltern das ist ja der Horror XS
*graus*

Naja aber ich lese schnell weiter^^

LG
Me-chan


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