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Clouds darken the sky

Zwischen den Fronten
von

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The deeper secret

Rauch umhüllte Tai wie dichter Nebel.

Musik war gedämpft zu vernehmen und wurde durchbrochen bei jedem Schritt, den er auf dem alten Dielenboden tat.

Jeder seiner Atemzüge brachte eine kleine Erinnerung an diesen Ort zurück.

Lange, viel zu lange war er nicht mehr hier gewesen. Ein altes, versifftes Lokal für allerlei "Ratten" erstreckte sich zu jeder Seite um ihn.
 

Hier war er vor Jahren Zuhause gewesen.

Es gab einmal eine Zeit, in der er selbst zu diesen Ratten gehörte.

Unter diese Bezeichnung vielen vielerlei Personen: Schläger, Dealer, Vergewaltiger und manch anderer Krimineller.

Und er hatte einst dazugehört - bis er diesen Lebensabschnitt wie eine unlesbare Seite aus einem Buch gerissen hatte.

Er hatte dazugelernt... gelernt, das alles im Leben eine Funktion hatte, die er für sich nutzen konnte.

Und dafür mußte er aus diesem Umfeld raus.
 

Langsam wandte er den Blick durch den Schankraum; nur wenige saßen hier und dröhnten sich die Köpfe mit diversen Genußmitteln zu. Das es nicht nur Alkohol gab, verstand sich fast wie von selbst.

Der Baarkeeper beachtete den Fremden nicht und räumte weiterhin Gläser in die verstaubte Vitrine -

wenn er etwas trinken wollte, solle er doch kommen.
 

Tai gab einen genervten Ton von sich.

Nicole war nirgends zu sehen.

Nicht nur, das sie mit ihren Informationen zu der ominösen Person auf dem Foto zu spät kam, nein, jetzt mußte sie auch noch zu spät zu ihrer Verabredung kommen.

Er bekam noch einen Koller wegen dieser eigensinnigen Frau!
 

"...dieses kleine, dreckige Flittchen erlaubt sich zu viel...", dachte der im stillen, steuerte auf einen relativ abgelegenen Tisch zu. Wenn die noch anwesenden Suffköpfe wüßten, das er mit 300 Piepen in der Tasche herum lief, wäre er schon längst in die Enge getrieben worden.

Doch er wußte, wo er sich hier befand und wie er sich zu verhalten hatte.

Also nahm der Sicherheitsmann einfach Platz, zündete sich selbst eine Zigarette an und wartete.

Er hatte viel mit Nicole zu klären.

Tai wollte jedes noch so kleine Detail über diesen Kerl erfahren - weil er genau wußte, das dieser Mann der Schlüssel zu jenem großem Geheimnis um Cassandras Vergangenheit war.

Und hätte er dieses erst einmal vollends gelöst, so würde er auch bald sein Ziel erreichen... dieses Ziel, welches er seit zehn Jahren verfolgte ... seit er in diesem gottverdammten Haus den Sicherheitsbeauftragten spielte...

Schneller als ihm lieb war, versank Tai wieder in seinen Plänen, wurde zum Räkeschmied und dachte an mehrere Schlüsselereignisse zurück.
 

Schon oft hatte er versucht, diese Welt um Roxas, Cassandra und all die anderen der Familie klarer werden zu lassen, aber erst vor diesen besagten zehn Jahren, hatte sich der Nebel gelichtet.

Erst, nachdem der älteste Sohn des Hauses buchstäblich geflohen war.

Tai legte ein verstohlenes Lächeln auf, ließ einen der Bierdeckel, der auf dem Tisch lag, zwischen seinen Fingern hin und her gleiten.

Er hatte es dem Jungen nicht zugetraut.

Wirklich nicht.

Roxas' älterer Bruder war wirklich gewiefter und taffer, als er es angenommen hatte.

So ruhig er auch immer wirkte... als er diese eine Wahrheit erfuhr, brannte ihm die Sicherung durch.

Stille Wasser sind ja bekanntlich tief...

Mit seinem eigenem Blut hatte er die Wände des Anwesens befleckt, geschworen, das es Cassandra und ihrem Mann Leid tun würde. Das er sich rächen würde für "all das".

Für diese Lügen.
 

Wundern würde es Tai nicht, wenn auch Roxas eines Tages der Kragen platzen würde.

Mehr noch, er glaubte, das es sogar bald soweit sein würde.

Nicht zuletzt wegen diesem Axel... diesem Mann, der ihm zuerst ein Dorn im Auge war und später zu einer Figur in seinem Spiel wurde... der zwischen die Fronten geraten war...
 


 


 

"...eins...zwei...drei...!"

Langsam ging er diese drei Schritte rückwärts, drehte sich und nahm mit viel Schwung das rechte Bein hoch; Roxas war immer darauf bedacht, nicht irgend etwas in seinem Zimmer umzuwerfen und vor allem, nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
 

"Hm..."
 

Er nahm nach einigen Sekunden das Bein wieder herunter und dachte über seine Bewegungen nach, darüber, ob es so wohl richtig war.

Es hatte Spaß gemacht.

Richtig Spaß.

Er würde diese Stunde, die er mit Axel auf der Matte stand nie wieder vergessen, dessen war er sich sehr sicher.

Ebenso wie er sich sicher war, seine Mutter zu fragen, ob er ernsthaft diesen Sport ausüben durfte - wohl eher nicht, aber fragen wollte er. Er wollte es.

Wirklich. Deshalb übte er nun auch an einem imaginären Partner.

Und wenn er so Axel noch öfter sehen konnte, wollte er es umso mehr.
 

"..mrrm..."

Roxas wurde rot bei dem Gedanken an vorhin.

Beschämt fuhr er sich über das Gesicht.

Hätte Axel ihm nicht früher sagen können, das fast alles im Judo mit engem, wirklich engem Körperkontakt verbunden war?

Wie oft war er mit Axels heißen Körper in Berührung gekommen?

Zwanzig mal? Dreißig?

Roxas hatte aufgehört zu zählen, nachdem er kaum noch fähig war sich richtig zu konzentrieren.

Sein Bodyguard hatte ihn sooft fast umarmt bei den Bewegungen, hatte ihn sooft zu sich gezogen um Roxas die Wirkung des Gleichgewichtbrechens zu erläutern... hatte ihn sooft berührt um ihm zu zeigen, wie er richtig fiel ohne sich zu verletzen...
 


 

"Merkst du es? Ich brauche nur an deinem Arm zu ziehen und du fällst schon fast von alleine. Schub und Zug sind wichtig."

Axel ließ den Arm seines frischgebackenen Lehrlings wieder los, nachdem er ihn zu sich gezogen hatte. Roxas stand zuletzt nur noch auf Zehenspitzen vor ihm, wäre fast gefallen. Der Bodyguard erläuterte dem Jungen gerade das Prinzip des Gleichgewichtbrechens.

Er hatte ihn immer wieder zu Initiative ermutigen müssen und das stellte Axels Geduld auf die Probe; und wenn er ehrlich mit sich war, war er nicht der Geduldigste.

Aber mit Roxas gab er sich wirklich Mühe.

Der Junge hatte es ihm auf die ein oder andere Weise angetan. Seine zurückhaltende, weltfremde Art... Roxas wirkte auf ihn wie ein kleines Kind, welches die Welt nun erst kennenlernte. Das man an die Hand nehmen und sagen mußte "Schau, das erwartet dich!". Axel fühlte sich fast verpflichtet, Roxas das Leben näher zu bringen und aus ihm eine Person mit erhobenem Haupt zu machen.
 

Er sah ihn jedes Mal unsicher an, wieder und wieder.

Wieder und wieder traute er sich nicht an Axel heran, zögerte und druckste herum.

Er fühlte sich unsicher und beschämt weil sein Herz jedes Mal einen Satz machte, wenn Axel ihn berührte, ihn geradezu an seine Brust zog - und das nur des Sports willen.

Axel dachte sich natürlich nicht mehr dabei...

Diese Gefühle behinderten alles, was der Biker versuchte Roxas zu zeigen.

Doch dieser Mann nahm es mit einem seichten Lächeln hin und begann von vorne; so lange, bis auch Roxas das meisterte, was er von ihm verlangte.
 

Roxas fühlte sich zudem ausgeliefert.

Er war zum Sklaven dieses Gefühls geworden.

Spürte nur umso deutlicher, das Axel viel mehr war, obwohl er das nicht sollte.

Viel mehr als ein Leibwächter, viel mehr als ein kecker Motorradfahrer, welcher in einer Welt lebte, die ihm so fremd war.

Er war sein Axel.

Dieser Mensch, der Roxas die Wärme wiedergegeben hatte, die er so misste.

Der Junge hatte in der letzten Zeit, und vorhin auch, gemerkt das er Axel am liebsten nie wieder gehen lassen wollte.

Schon oft wollte er ihn einfach am Ärmel packen, ihn am gehen hindern.

Er tat nichts und redete sich ein, das er nicht mehr als freundschaftliche Gefühle für Axel hegte.
 

Doch dem war nicht so. Er hegte größeres als Freundschaft für den Biker.

Roxas begann, es sich einzugestehen Stück für Stück.
 

Und heute war es wieder ein Stück mehr geworden.
 


 

Seufzend ließ sich Roxas auf seinem Schreibtischstuhl nieder und blickte auf den Boden.

Wie, um Himmels Willen, sollte er damit fertig werden? Sagen konnte er es Axel nicht.

Auf gar keinen Fall würde er diesen Fehler machen.

Davor hatte er zuviel Angst.

Und außerdem bahnte sich schon etwas zwischen im und Marianne an.

Er war doch nicht blind!

Wie die beiden manchmal miteinander umgingen und sprachen... jeder konnte sehen, das sich die beiden wirklich sehr mochten und es dann doch nicht wirklich zugeben wollten - die Gerüchteküche im Hause brodelte bereits.
 

Roxas' Blick wurde trüber.

Wie sehr er sich inzwischen wünschte das Axel genauso mit ihm umgehen würde, erschreckte ihn, das mußte er auch zugeben. Aber dieser Wunsch und der, Axel nahe zu sein, überspielte das alles fast schon haushoch.
 

"Sag' mir doch einer, was ich tun soll...bitte...", wisperte Roxas, vergrub das Gesicht in den vom Angstschweiß nassen Händen...
 


 

Lasziv lächelnd beugte sich seine Gesprächspartnerin vor, kicherte leicht.
 

"Ohoho... du solltest mal deine miese Fresse sehen, Tai. Siehst geradezu unbefriedigt aus.

Läuft wohl kein Matratzensport mehr, wa?"

Nicole mußte nur noch mehr kichern, als Tai den Bierdeckel in seiner Hand zerdrückte und sie giftig ansah.
 

"Schluß jetzt. Ich will endlich wissen, was du rausgekriegt hast verdammt!", donnerte Tai und pfefferte den zerdrückten Bierdeckel in Nicoles Richtung, um seinen Worten noch einmal Nachdruck zu verleihen.

Dieses Biest war wirklich zum kotzen, aber er brauchte sie - noch.
 

"Du willst also zum geschäftlichen Teil kommen ,wie?"

Nicole blickte sich vorsichtig um.

Ein paar Suffköpfe sahen hin und wieder zu dem Tisch der beiden, schauten aber dann lieber wieder zu tief ins Glas.

Die junge Frau schob mit Bedacht ihr Oberteil etwas hoch; an der Hüfte war ein kleiner Gurt mit einer Tasche befestigt.

Vorsichtig zog sie einen mitgenommenen Umschlag hervor und reichte ihn Tai.
 

"Ich hab dir ein paar Dinge aufgeschrieben.

Ob es das ist, was du sucht weiß ich zwar nicht nicht, aber die Infos sind trotzdem sehenswert.

Deine Fotos sind auch drin", fügte sie hinzu, lächelte wissend.
 

Tai schielte zu ihr, nahm den knisternden Umschlag entgegen und sah hinein.

Ein Zettel lag, zusammen mit den beiden Fotos, darin.

Unversehrt waren sie geblieben, so wie er es sich gewünscht hatte.
 

"Schieß los", meinte Tai und verstaute seine Sachen.
 

"Also; der Kerl auf den Fotos hat in derselben Straße gelebt, wie diese...diese Tusse"

"Cassandra meinst du..."

"Mir doch egal wie die heißt.

Jedenfalls... hatte er dort gelebt, sogar recht nahe. Und-"
 

"Wieso hatte?", bohrte Tai nach und unterbrach sie.

Sollte sich seine Vermutung bestätigen...?

Nicole zog die Augenbrauen hoch und nippte an dem Bier, das vor ihr stand.

Sie seufzte gespielt mitleidig.
 

"Weil der Hübsche leider schon seit gut 25 Jahren tot ist.

Schade eigentlich, ich hätte ihn zu gern vernascht...".

Die Frau grinste in sich hinein.
 

"Wenn meine Quellen stimmen, wurde er erschossen.

Und er war gerade Vater geworden... ist das nicht traurig...?

Armer Kerl... und armes Kind...ach ja...", sie seufzte erneut und trank den Rest Bier in einem Zug aus.

Man sah, das alles nur gespielt war.
 

"Damit hätte ich nun nicht gerechnet...nun ja...fast nicht."

Ein bißchen verblüfft über seine ruhige Reaktion war Tai schon.

Sein Gehirn arbeitete indessen auf Hochtouren.

Da hatte Cassandra also ein Foto von einem Mann versteckt, der Opfer eines Unfalls oder sogar Mordes geworden war. Die Frau hatte Nerven, wirklich.

Er hatte zwar schon damals seine eigenen Vermutungen gehabt, wer dieser Typ auf den Fotos sein könnte -

aber bei allem war er sich relativ unsicher gewesen.

Er hatte geduldig auf die Informationen Nicoles gewartet und nun wollte Tai das Geheimnis umso mehr lüften.

Was das alles zu bedeuten hatte, konnte er nur erahnen und spekulieren, aber... irgend etwas sagte ihm, das dieses Kind von dem er gerade erfahren hatte, vielleicht der Schlüssel zu allem sein könnte...
 

"Nicole. Weißt du... wo dieses Kind nun ist? Ich bin sicher, das mir das sehr weiterhelfen würde.

Vielleicht weiß dieses Gör' ja, was meine "Chefin" mit dem Unbekannten zu schaffen hatte."
 

Stille herrschte zwischen den beiden.

Angesprochene sah den Sicherheitsmann so finster lächelnd an, als wenn sie sagen wollte "das, mein Lieber, ist der springende Punkt".

Die Frau beugte sich vor, ihre Augen glänzten leicht in dem mattem Licht.
 

"Ich weiß nicht, wo das Kind dieses Kerls nun steckt.

Kann auch egal sein.

Das solltest du auch ohne meine Hilfe herausbekommen können.

Ich hab nämlich noch etwas für dich, das dich sicherlich mehr als brennend interessieren wird, Tai".
 

Tais Nackenhaare stellten sich auf.

Nicht aus Angst, nein, das bei weitem nicht, aber er spürte instinktiv das die Information, die er nun bekommen würde, wahrscheinlich alles über den Haufen werfen würde.

Das Cassandra mit diesem Mann zu tun hatte, war ihm nun schon klar, aber...was war es?
 

Seine Informantin stützte den Arm auf, zeigte auf Tai.
 

"...diese Cassandra war mit unserem toten Freund hier liiert. Es ist ihr Kind.

Hundertprozentig. Egal, wo es nun steckt, es ist ihres."
 

Mit einem mal brach alles zusammen, wurde in viele kleine Splitter zerborsten und ein völlig neues Bild der Situation bildete sich in Tais Kopf. Cassandra war mit diesem Kerl zusammen gewesen?

Das hatte er sich nicht vorstellen können!

Egal, wie offensichtlich diese Möglichkeit gegeben war, das konnte er sich einfach nicht vorstellen! Er hatte diese Möglichkeit einfach in den Wind geschossen.

Und nun?

Diese hysterische Frau hatte noch ein uneheliches Kind!

Und es konnte sich definitiv nicht um Roxas oder dessen Bruder handeln, schließlich mußte dieses Kind ja nun um die 25 Jahre alt sein... aber wer zum Teufel war das? Und vor allem, warum wußte keiner davon? Warum hatte sie es verschwiegen?

Tai mußte dem auf den Grund gehen.

Es ärgerte ihn zwar, das er nun noch mehr Rätsel um diese Frau zu lösen hatte, aber da konnte er nichts daran ändern.

Nicole hatte schon recht, nun konnte er es vielleicht selbst herausfinden; jedoch mußte sie ihm noch eine Frage beantworten.
 

"Wie hieß er?"
 

Sie legte den Kopf schief, schüttelte sachte den Kopf.

Tai starrte sie nur an, wiederholte seine Frage zischend.

Das Wichtigste wußte sie nicht?!
 

"Ich habe wirklich alles versucht, aber niemand konnte mir den Namen nennen.

Noch nicht einmal eine Andeutung, nichts. Du weißt gar nicht, wie schwer es war überhaupt etwas über ihn herauszufinden, geschweige denn, das er ein Kind mit dieser reichen Tussi hatte!

Ich hab mir den Arsch für dich aufgerissen und nun will ich meine Kohle sehen!"

Nicole stand auf und sah ihn fordernd an.

Sie hatte ihren Teil der Abmachung eingehalten, wenn auch nicht in der vorgegebenen Zeit.

Wie sie Tai schon sagte, es war wahnsinnig schwer gewesen etwas über diesen hübschen, toten Mann zu finden, weshalb es auch länger dauerte.
 

Denn fast alles war verwischt worden.

Die genaue Adresse, das Alter und all solche Kleinigkeiten, die einem hätten helfen können.

Es war offensichtlich das jemand nicht wollte, das man etwas über ihn erfuhr und es würde Nicole überhaupt nicht wundern, wenn diese Cassandra damals Himmel und Erde in Bewegung gesetzt hatte um ihr Verhältnis mit ihm zu vertuschen und alle Hinweise verschwinden zu lassen.

Die Frage unter so vielen anderen war nur, warum wollte sie alles vertuschen?

Vielleicht, weil ihr lieber Partner erschossen worden war, kurz nachdem sie dieses Kind zur Welt gebracht hatte?
 

Murrend und kurz zur Seite blickend stand Tai auf; der Stuhl gab ein quietschendes Geräusch von sich, als er ihn zurück schob. Er sah sich noch einmal vorsichtig um, ehe er den Umschlag mit dem Geld hervor zog - Tai konnte gar nicht so schnell gucken, wie er in Nicoles Händen war und kurz darauf verschwand.

Sie wollte jegliche Risiken vermeiden.
 

"Ein paar Dinge stehen noch auf dem Zettel. Ich glaube kaum, das sie nun noch relevant sind, aber vielleicht kannst du etwas damit anfangen. Ach ja: erwarte nicht von mir, das ich mich noch einmal auf die Suche begebe!

Das hier war das letzte Mal mit uns beiden, Freundchen."

Sie grinste nur süffisant, wandte sich um.
 

"Bye bye...!", kicherte Nicole und wandte sich um. Tai ließ sie einfach stehen, aber das sollte ihm Recht sein.

Auch für ihn war klar, das dies das letzte Mal gewesen sein sollte.
 


 


 

Axel hatte schon vor geraumer Zeit den Heimweg angetreten.

Nach dem Training mit dem Kleinem hatte er ihn und Marianne nach Hause begleitet um auch den Schein zu wahren.

Der Biker lächelte.

Er hatte sich gut mit Marianne unterhalten auf dem Rückweg und er war sich ziemlich sicher, das sie es als ebenso angenehm empfunden hatte wie er.

Schließlich hatte er, natürlich leiser, gefragt ob sie Lust auf einen kleinen Ausflug hatte wenn seine Maschine wieder einwandfrei funktionierte - und sie hatte lächelnd ja gesagt.

Roxas hatte von dem nicht alles mit bekommen; obwohl Axel dessen Blicke nicht entgangen waren.

Es kam ihm so vor, als wenn sie schon fast eifersüchtig waren.

Aber worauf sollte der Kurze schon eifersüchtig sein?

Etwa darauf, das er etwas von seinem Kindermädchen wollte?

Wohl kaum.

Er war doch erst 15. Oder fast 16.
 

Zumal war er ja nicht der Einzige, der Interesse zeigte - Marianne war anscheinend auch interessiert an ihm.

Ihre offenere Art ihm gegenüber verriet es.

Und darüber war Axel froh.
 

Genauso, wie er froh darüber war, das Roxas Spaß gehabt hatte.

Axel hatte den Jungen selten lachen sehen, ja, eigentlich noch gar nicht.

Und er wollte, das Roxas endlich lachen konnte.

In dieser kurzen Zeit hatte er sich so gut es ging von Marianne schildern lassen, wie die Situation in dem Hause noch war, was geschah wenn er nicht da war und woran all das liegen konnte.

Seit dem konnte Axel immer mehr Verständnis für die Art des Blonden aufbringen.

Konnte verstehen, was Roxas zu einem so kleinem, psychisch schwachem Menschen machte.

Axel konnte einfach nicht mehr zulassen, das Roxas noch weiter sank.

Dazu...nein, dazu hatte er den Jungen wirklich zu gern.

Er mochte Roxas.
 

Es war komisch, aber er mochte Roxas; eigentlich hatte er nichts für Halbstarke übrig aber der Junge war schließlich anders und ein Stück weit wollte er ihm auch das näher bringen, was Xemnas ihm schon von klein auf eingebleut hatte:

Respekt, Selbstvertrauen und Achtung vor sich selbst und jedem anderem. Fast schon wie ein Vater seinem Sohn...

Wie seltsam und kindisch.

Axel grinste, schüttelte den Kopf über diesen Gedanken.

Was dachte er da nur für Dinge?
 

Nun stand er in der Werkstatt und sah sich das Motorrad an, an dem Xemnas schon seit langer Zeit schraubte.

Es war seine gute, alte Harley.

Sie sah schon wieder richtig schön aus, fast wie neu, es fehlte nur noch die Lackierung und ein paar andere Kleinigkeiten.

Und das hieß, er konnte bald mit Marianne durch die Gegend fahren.
 

Kurz bevor er gegangen war wollte er sie eigentlich noch fragen, ob sie vielleicht die Möglichkeit hatte, sich zumindest einen eigenen Helm zu besorgen, als aus heiterem Himmel nach der jungen Aupair gerufen wurde.

Es war ein Anruf für sie - aus England.

Es schien dringend zu sein.

Marianne war schneller von der Tür weg, als er schauen konnte.

Nur flüchtig hatte sie ihm auf wiedersehen gesagt, ihre Stimme klang besorgt dabei.

Auch Roxas sah recht unsicher drein.

War das vielleicht ein schlechtes Zeichen, wenn sie einen Anruf aus ihrer Heimat bekam...?
 

Axel fragte nicht nach, schließlich ging es ihn nichts an.

Und dennoch fragte er sich, wo nun die Hütte brannte.

Er hatte Roxas durch das Haar gewuselt und ihm versprochen, "das wir das von heute bald wieder machen".

Dann war er gegangen. Ohne zu sehen, wie hoffnungsvoll Roxas ihm nachblickte
 

Sachte strich er über den Sattel der Harley, spürte das kalte Leder unter seinen Fingerkuppen.

Schon jetzt konnte er es kaum erwarten, den Motor wieder aufheulen und diesen guten, alten Chopper wieder über diverse Straßen zu jagen. Aber diesmal immer mit Schutzkleidung!
 

"Wir werden bald wieder unseren Spaß haben..."
 


 


 


 

Unschlüssig stand Roxas vor Mariannes Zimmertür.

Neben ihm stand eines der Dienstmädchen, ebenso unschlüssig wie er.

Roxas fühlte sich unglaublich schlecht dabei, zu hören, wie seine Marianne unaufhörlich weinte.

Er fühlte sich unfähig irgend etwas zu tun.

Er wußte nicht einmal genau, was geschehen war, aber er konnte es sich denken.
 

"Ich glaube, es ist besser, wenn Sie Marianne in Ruhe weinen lassen, Roxas.

Sie möchte sicher niemanden bei sich haben."

Julie, das Dienstmädchen, sah ihn mitleidig an.

Auch sie wußte nicht genau war war.

Nur, das ein Anruf aus England kam und das Marianne nach fast einer halben Stunde Telefonat nach oben gestürzt war.

Somit wußte sie nicht mehr als alle anderen in diesem Haus.
 

Mit einer Sachten Bewegung legte sie ihre Hand auf Roxas und wollte ihn zum gehen bringen, als Roxas einfach stehen blieb und sich ihr entwand.
 

"Ich möchte es trotzdem versuchen, Julie. Vielleicht braucht sie gerade jetzt jemanden...!"

Eindringlich und bittend schaute er sie an.

Roxas kannte Marianne. So wie er sich ihr immer wieder anvertraut hatte, so tat sie dies auch bei ihm.

Er kannte den größten Teil ihrer Lebensgeschichte und auch, wie schlecht es ihrer Familie in England erging.

Julie seufzte.
 

"Wenn Sie meinen... Versuchen Sie ihr Glück.

Vielleicht hilft es ja doch."

Ein schwaches Lächeln zeigte sich auf den vollen Lippen dieser Frau, sie schaute noch einmal auf das Zimmer, aus dem noch immer gedämpfte Laute der Trauer zu vernehmen waren.

Kurz danach ging sie schließlich und ließ Roxas mit seinem kleinem Plan alleine.
 

Ein letztes Mal atmete er tief durch.

Schaute die Türklinke noch kurz an, ehe er anklopfte und leise eintrat.
 

"Marianne...?"
 

Sie lag halb auf der Seite, halb auf dem Bauch, die Arme um ihr Kissen geschlungen, auf dem Bett.

Das Telefon lag neben ihr und nur das gedämpfte schluchzen erfüllte den Raum.

Bei diesem Anblick tat Roxas das Herz weh.

Er hatte Marianne noch nie so bitterlich weinen sehen.

Sie war immer so fröhlich, so munter und quasi der Fels in der Brandung...
 

Langsam, ganz langsam ging er auf sie zu und blieb am Bettrand stehen.

Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis er sich traute die Hand zu heben und ihr zögernd auf die bebende Schulter zu fassen.

Sie bemerkte erst jetzt, das sie nicht mehr alleine in dem Zimmer war.

Mariannes Augen blickten erschrocken, rot und aufgequwollen vom weinen auf Roxas.

Sie zitterte am ganzen Körper, die Tränen liefen und liefen, färbten die Bettwäsche.
 

Wehleidig blickend schüttelte sie den Kopf, immer wieder, keuchte und fiel Roxas nun einfach um den Hals.

Er kippte fast auf das Bett, stützte sich jedoch mit beiden Händen auf der Matratze ab.

Verwirrter denn je schaute er auf seine Aupair.

Was war geschehen das sie so aufgelöst war?
 

"Eh...M...Marianne...was...", setzte Roxas an, umschlang sie leicht mit den Armen.

Etwas besseres viel ihm nun nicht ein.

Was sollte er im Angesicht einer weinenden Frau auch tun...?
 

Kaum hatte er versucht eine Frage an sie zu richten, löste sich diese von selbst.

Sie krallte sich in das Hemd von Roxas, die Stirn an dessen Brust gelehnt.
 

"My mother... she died today...", wisperte Marianne.
 


 


 

AN: Da bin ich wieder! Diesmal zwar mit einem kurzem Kapitel, aber das muß auch mal sein *grins*

Ich hoffe doch, das es gefallen hat. Und das ich euch neugieriger machen konnte...hach ja... ich lieebe Geheimnisse (merkt man das vielleicht...?). Naja. Viel ist zu diesem Kapitel nicht zu sagen.

Nächstes Mal gibt es höchst wahrscheinlich wieder etwas Längeres!

Bis zum nächsten Mal und vielen lieben Dank für eure Kommentare!
 

MFG, Sinister



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  -Yui-san-
2009-08-10T12:26:00+00:00 10.08.2009 14:26
OMG!
So wenig wie ich marianne auch leiden kann, aber DAS! is ja nun wirklich schrecklich...
Die Arme! Natürlich kommt da auch gleich die Frage auf: Was passiert jetzt?
Wie werden Roxas und Axel drauf reagieren?
Und wer zum Teufel is nun dieses komische Kind aus erster Beziehung?
Ich warte gespannt aufs nächste Chap!


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