Sei mein Lustknabe
Lost Angel
Kapitel 2 – Sei mein Lustknabe
Jemil’s PoV
Ich war nur kurz weg um etwas zum Essen zu holen. Das Wölfchen hatte hungrig
ausgesehen. Er war aber auch schon den ganzen Tag unterwegs und ich war auf dem
Rückweg ganz schön brutal zu ihm gewesen. Ihn fast nackt durch den Wald zu jagen
hätte ich wohl nicht gerade tun sollen. Er war völlig fertig. Etwas länger und
er wäre wohl bewusstlos zusammen gebrochen. Aber trotzdem hatte er es irgendwie
halbwegs überstanden.
Ich kam wieder in das Zimmer in dessen Bad er gebadet hatte. Ein Lächeln huschte
über meine Lippen, als ich ihn auf dem Bett liegen sah. Eigentlich sollte ich
meinen Ruf alle Ehre machen und ihn wieder auf den Boden bugsieren. Da wäre er
als Werwolf sowieso besser aufgehoben. Aber ich konnte nicht. Er schlief so
friedlich. Aber das auch noch in der Nacht. So etwas könnte ich schon lange
nicht mehr. Konnte ich eigentlich noch nie. Früher vielleicht, als meine
Vampirfähigkeiten noch nicht aktiv geworden sind. Aber daran erinnerte ich mich
kaum. Ich war noch klein gewesen, als ich aufgehört hatte unter der Sonne zu
leben. Obwohl ich richtig gelebt noch nie hatte. Als geborener Vampir war das
eben unmöglich.
Ich setzte mich auf die Bettkante. Beugte mich zu ihm. An seinem Hals rieb ich
meine Eckzähne. Wie gerne hätte ich jetzt zugebissen, wenn ich nicht gewusst
hätte, dass es ihn, als Werwolf, umbrachte. Aber es fühlte sich für einen Moment
gut an, die Zähne wieder auf warmer Haut zu haben. Ich spürte sogar ganz leicht,
wie das Blut in den Adern darunter floss. Diese wunderbare Flüssigkeit. Dabei
mochte ich es gar nicht so gerne, einfach jemanden so umzubringen. Eigentlich
tötete ich nur ungern jemanden im Schlaf. Gerade, wenn ich ihn noch gebrauchen
konnte.
„Auf wachen, Köter. Futter ist da!“, flüsterte ich ihm ins Ohr. Er drehte sich
auf die andere Seite. „Noch 5 Minuten, Mum“, murmelte er ihm Schlaf. Ich zog
eine Augenbraue hoch. „Mum?“, wiederholte ich leise. Er glaubte doch nicht, dass
ich seine Mutter war. Wirklich … witzig. Beinahe schon putzig. Zauberte sogar
ein Lächeln auf mein Gesicht. Das kleine Hündchen war wirklich goldig.
Fast sanft gab ich ihm einen Stoß. „Deine Mutter liegt im Garten … tot und wird
gerade vergraben. Soll dann als Dünger für die Rosensträucher genutzt werden“,
meinte ich. Er schreckte hoch. Blickte mich erschrocken an, was ich nur mit
einem kühlen Blick erwiderte. Für solche Emotionen hatte ich nicht viel übrig.
Liebe den Eltern gegenüber war sinnlos. Für mich.
„Wa… Was?“, fragte er stotternd. „War nur ein Witz.“ Ich warf ihm eine Semmel in
den Schoss. Und er ließ sie dort liegen. Wagte er nicht sie zu nehmen. „Kannst
du schon essen.“ Ich nahm mir eine der Blutkonserven, die ich mir selbst
mitgebracht hatte. Anders mochte ich Blut nicht wirklich. Nur gelegentlich.
Eigentlich hasse ich es Menschen zu töten. Obwohl ihr roter Lebenssaft manchmal
wirklich gut schmeckte. Aber andauernd war er nichts für mich. So frisch aus dem
Hals gesaugt.
Ich riss die Konserve mit den Zähnen auf. Ließ das rote Zeug in meine Kehle
fließen. Wie gebannt sah der dunkelhaarige Werwolf mir dabei zu. Ich blickte
einen Moment wie in Trance an die Decke. Das fühlte sich so gut an, wenn es mir
in den Magen hinunter lief. Mir neue Kraft gab. Sogar richtig schnell. Zumindest
war Blut dafür gut. Sterben wollte ich an der Tatsache nicht, dass ich es nicht
trank. Vielen Menschen, die gebissen worden sind und dann zu Vampiren wurden,
ist es so ergangen. Sie konnten einfach nicht trinken. Aber in der modernen Zeit
gab es zum Glück so etwas wie Blutkonserven. Man musste sie nur stehlen. Zwar
auch nicht um viel schöner, aber meine Familie hatte genug Sklaven – also
Werwölfe – die diese dreckige Arbeit übernahm.
„Noch nie einem Vampir dabei zugesehen?“, fragte ich schließlich, als ich mich
wieder ihm zuwendete. Er schüttelte langsam den Kopf. Sah etwas geschockt aus.
Er war nicht gerade die Unschuld vom Lande. Auch wenn er gerade so wirkte. Ein
Werwolf wie er im Buche stand war er. Bei Vollmond hatte er eigentlich schon oft
genug versucht abzuhauen. Aber immer ist er eingefangen worden und jetzt hat er
es einmal am Tag probiert. Die einzige Zeit in der wir ihn eigentlich nicht
verfolgen konnten. Nur hatte er die falsche Zeit im Monat gewählt. Drei Nächte
später und er wäre durch gekommen. Hätte wohl sogar den Vollmond noch gesehen.
Dann hätte er es sicherlich geschafft. Aber scheinbar hatte er es nicht mehr
ausgehalten. Hatte nach dem gestrebt, was sie eigentlich alle wollten. Freiheit.
Nur das. Sie wollte frei sein und uns nicht mehr dienen müssen. Aber das würde
gerade für ihn so bald nicht mehr in Frage kommen. Nicht solange es mich gab.
Ich beugte mich zu ihm. „Als Lustknabe wärst du wirklich gut geeignet.“ Seine
Augen weiteten sich. Er war sich wohl nicht ganz sicher, ob er sich nicht
verhört hatte. „Du hast mich schon verstanden.“ Ich grinste breit bei seinem
verschreckten Gesichtsausdruck. „Weißt du eigentlich wie schwer es ist hier ein
Mädchen zu finden, dass mit einem schlafen will?“ Er begann sofort den Kopf zu
schütteln, als ich das sagte. „Verdammt schwer“, setzte ich meinen Monolog
fort, „und zudem sind die Girls auch wirklich nervig. Immer nur wollen sie
gebissen werden. Egal ob schon Vampir oder nicht. Sex ist dann meist auch nicht
drin. Richtig lästig.“ Er schluckte bei meinen Worten. Kroch ein Stück zurück,
bevor ich ihn am Handgelenk festhielt. „Also bin ich gerade dabei mich
umzustellen. Auf mein eigenes Geschlecht!“ Bei dem letzten, was ich sagte, war
ihm der Schock Wort wörtlich ins Gesicht geschrieben. Ich sah wohl nicht wie
jemand aus, der auf Kerle stand. Aber ich stellte mich auch erst um. Und er
durfte oder musste mir dabei helfen.
„Äh, und was habe ich damit zu tun?“, fragte er. Hatte den Blick auf die
Bettdecke gerichtet. „Du dürftest als Erster“, ich machte eine kurze
Pause, „aber erwarte nicht, dass ich dich besser, als die anderen von deiner …
Rasse behandle. Du bist für mich nichts anderes als ein Spielzeug … ein
Sexspielzeug.“ Das letzte Wort hauchte ich ihm nur noch ins Ohr. Er schluckte.
Es würde ihm nicht gerade einen Vorteil einbringen, wenn er machte, was ich
gerade von ihm wollte. Aber vielleicht war er zumindest so abhängig nach
diesem ‚Spiel’, wie ich und fand auch niemanden mit dem er schlafen konnte.
Ich überlegte kurz. Wenn er aber nicht so war wie ich, dann würde ihn das wohl
nicht überzeugen können. Und es kam mir gerade auch so vor, als würde es so
sein. Zumindest nach seinen Gesichtsausdruck zu urteilen. Da fiel mein Blick
aber auf das Brötchen, dass immer noch in seinem Schoss lag. Er hatte es nicht
angerührt. Hatte es nicht gewagt ohne meine Erlaubnis zu essen, dabei hatte ich
sie ihm doch gegeben. Er durfte essen. Aber dennoch hatte er es einfach nicht
getan.
Ich nahm also das, was ich ihm eigentlich als Essen angeboten hatte. „Du kriegst
auch immer etwas zum Futtern. Sogar etwas vom richtigen und nicht das, was ihr
Straßenköter sonst immer bekommt. Kann ich dich damit überzeugen?“ Er sah auf.
Hatte ein gewisses Strahlen in den Augen. Das wirkte wohl. Sogar ziemlich gut.
„Wenn das dein Ernst ist, dann kannst du mit mir machen, was du willst.“ Etwas
hoch gegriffen für einen Sklaven, wie ihn, der nicht mehr, als sein Leben hatte.
Aber wenn er so leicht zustimmte, war es nur gut für mich. Musste ich ihn
zumindest nicht dazu zwingen. Oder sogar quälen, obwohl das auch einmal wieder
schön wäre. Ein schreiender und um sein Leben bettelnder Werwolf. Das Schönste,
was es eigentlich auf diesem Planeten gab.
Mein Blick wanderte an ihm herunter. „Du bekommst immer etwas Gutes.“ Ich kroch
ein Stück weiter zu ihm. Eine Hand legte ich auf seinen Schritt, die andere
neben seine Oberschenkel. Er zuckte zusammen. Deutlich spürte ich die plötzliche
Erektion unter meinen Fingern. „Du gehörst wohl zu der schnellen Sorte“,
kicherte ich. Dass er so leicht erregbar war, hätte ich nicht gedacht.
Eigentlich dachte ich immer, dieses … Monster könnten ihre Lust unterdrücken.
Aber damit konnte ich wohl meine Meinung darüber ändern.
„Ich … ich bin es nur nicht gewohnt.“ Verlegen sah er weg. Er schämte sich wohl
dafür. Das wirkte aber irgendwie sogar süß. Sollte er zu meinem süßen, kleine
Hündchen werden und mich lecken. Für den Anfang wohl sogar, wo er wollte. Das
könnte ich mir aber noch überlegen.
Ich betete meine Lippen auf seinen Hals. Er kniff die Augen zusammen. Das würde
wohl doch nichts für ihn werden. Wenn er bei jeder meiner Berührungen so
zusammen zuckte, wie jetzt gerade. „Verträgst du das nicht?“, fragte ich. Als
Antwort bekam ich zuerst nichts. Bis er dann schließlich doch langsam nickte.
Ich seufzte. „Dann muss ich dich daran wohl erst gewöhnen, Hündchen.“ Ich setze
mich auf seinen Schoss. Verwirrt blickte er mir direkt in die Augen. Seine waren
sogar richtig dunkel. Fast schon schwarz. Aber wohl eher nur ein extrem dunkles
Braun.
Er schluckte. „Ich habe einen Namen“, flüsterte er. Ich zog eine Augenbraue
hoch. „Und der wäre?“ Wie unsere Werwölfe hießen, wusste ich nicht. Es hatte
mich auch noch nie wirklich interessiert. „Jesko“, erwiderte er leise. Richtete
seinen Blick wieder nach unten. „Ok, Jesko, wie hättest du es denn gerne, dass
wir miteinander ficken?“ Sofort blickte er wieder zu mir. Verwirrt. „Ich … äh …
ich kenne mich damit eigentlich nicht so aus.“ Er sah wieder weg. Unerfahren
wohl auch noch. Einen Moment lang dachte ich nach. Sah schließlich zum
Fenster. „Fuck“, knurrte ich, „wir verschieben das auf morgen Nacht!“
Am Horizont entstand schon ein leichter roter Schimmer. Die Sonne ging auf.
Hysterisch sprang ich auf und zog die Vorhänge zu. Er würde es vielleicht
vertragen, aber ich nicht. Kläglich würde ich unter dem Tageslicht sterben.
Nicht gerade angenehm. Man hörte auch nicht gerade oft, dass sich ein Vampir
freiwillig dem Sonnenlicht aussetze und ich wollte nicht unbedingt zu der
Minderheit gehören, die das tat. Zumindest heute noch nicht. Etwas hing ich noch
an dem, was manche von uns als Leben bezeichneten.
„Ok“, meinte Jesko. Er hatte wohl erst jetzt meine Aussage richtig realisiert.
Ich wendete mich wieder zu ihm. Er hatte den Kopf weggedreht. Traute er sich
nicht einmal mich anzusehen. Werwölfe waren wirklich komisch. Sie hassten uns
Vampire, gehorchten uns aber dennoch aufs Wort. Dabei hatten manche die Macht
einen von meiner Art einfach umzubringen. Sie konnten nämlich, wenn sie alt
genug waren, jeder Zeit ihre Wolfsform annehmen. Er gehörte aber zum Glück nicht
dazu. Egal wie kräftig er aussah.
Ich setzte mich wieder zu ihm. „Du darfst mich schon ansehen.“ Ich gähnte
herzhaft. War eine ziemlich lange Nacht für mich. Ohne darauf zu warten, dass
das Wölfchen noch etwas sagte, legte ich mich ins Bett. Rollte mich zusammen.
Konnte aber irgendwie neben ihm nicht schlafen. Ich hob leicht ein Lid. Sah
direkt in seine Augen. Er hatte sich neben mich gelegt und war mir beängstigend
Nahe gekommen. Zumindest mit seinem Gesicht. Er würde mich doch nicht beißen
wollen. Werwolfszähle waren fast schon scharf wie die meinen. Eigentlich war der
einzige Unterschied unserer Gebisse, dass sie mehr Kraft darin hatten. Zumindest
in dieser Tierform, die sie annehmen konnten.
„Es stört euch doch nicht, Meister, wenn ich mich zu euch lege?“, fragte er.
Fast wie ein williger Sklave, der jeder Zeit mit mir Sex haben würde. Ich
nickte. Neben mir liegen schon, er sollte mir aber bloß nicht zu nahe kommen,
sonst würde ich ihm wohl meine Klauen ins Fleisch jagen. Dann wäre mir auch egal
sein, was mit ihm war. Lustknabe hin oder her. Er dürfte sterben. Und dann würde
ich mir auch keine Vorwürfe machen. Er war eh nur ein Werwolf. Ein Sklave. Und
jetzt sogar mein Sklave. Mein eigener. Der alles für mich tun würde. So wie es
mir zumindest vorkam.
Lange konnte ich nicht wirklich darüber nachdenken. Ich wurde müde. Schlief
irgendwann ein. Das, das alles hier ein Fehler war, würde ich wohl erst viel
später mitbekommen.