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Black Harded Chaos

Roin Roroko (eigentlich ist das ja der neue Titel, aber egal)
von

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Keiso- Die Reise beginnt

Keiso- Die Reise beginnt
 

Wir beginnen unsere Geschichte in einer dunklen stürmischen Nacht in Keiso. Der König war aufgeregt, wie schon lange nicht mehr. Heute war der Tag gekommen, der alles entscheiden sollte. Es war der Tag, an dem die Königin ihr erstes Kind gebären sollte. Unbeachtet ob dieses Kind ein Junge oder ein Mädchen sein würde, würde dieses Kind einmal den Thron von Keiso besteigen und dieses Land regieren.

Eine halbe Stunde später kam eine Bedienstete in den Thronsaal „Es ist ein Mädchen!“, sagte diese leise und verneigte sich zaghaft. Der König war mit dem Rücken zu ihr gewand und schaute finster aus dem Fenster. „Schön!“, knurrte er und ballte seine rechte Hand zur Faust. Kurz darauf verließ er den Thronsaal und ließ das junge Dienstmädchen verunsichert in dem Raum zurück.

Wie sehr hatte er sich einen Jungen als Thronfolger gewünscht. Eines stand für König Oregon jetzt schon fest. Er würde seine “geliebte“ Tochter nicht mit Samthandschuhen anfassen. Sie sollte zu einer starken Person heranwachsen, die das Land, wie auch Oregon, mit starker Hand regierte.
 

Fest entschlossen stand der König vor dem Zimmer seiner Gemahlin. Nachdem er noch einmal tief Luft geholt hatte, betrat er das große Zimmer. Direkt gegenüber von der Tür stand das Bett der Königin. Links vom Bett stand ein riesiger Kleiderschrank, daneben ein Bücherregal mit einem Sessel und einem kleinen runden Holztisch, der unmittelbar vor dem Sessel stand. Über die gesamte rechte Wand erstreckten sich große Fenster, die sich aus vielen kleinen wabenförmigen Glasscheiben zusammensetzten. Die Fenster waren mit schweren blauen Vorhängen verdeckt, sodass die Königin nur durch das schummerige Licht, welches durch die offene Tür in den Raum fiel, zu erkennen war. Im Bett lag die noch blasse Königin und lächelte ihrem Gemahl zu. Schmunzelnd ging der König zu seiner Gattin und strich ihr zaghaft über die Wange.

„Liebes! Ich möchte mich um die Erziehung unsere Tochter kümmern. Ruhe dich nur aus. Hat der kleine Engel schon einen Namen?“, fragte der König ruhig und mit sanfter Stimme. Die Königin setzte sich mühevoll aufrecht hin und lächelte.

„Der reihe nach Liebster. Deine Tochter heißt Alexandra und wenn dir so viel daran liegt, dann darfst du sie gerne erziehen.“ Zufrieden nickte der König und ließ seine Gemahlin alleine, damit sie sich von den Strapazen des Tages erholen konnte. Als Oregon den Raum verließ zierte ein finsteres Lächeln, das seine Gattin glücklicherweise nicht sehen konnte, das Gesicht des Königs und düstere Pläne, die laut Oregon zu den üblich angewandten “Erziehungsmaßnamen“ gehörten, wurden geschmiedet.
 

Auf dem Flur, in dem sich nur ein Teppich befand stellte sich der König vor eines der vielen Fenster, die fast die gesamte rechte Wand ausmachten. Sowohl der Regen, als auch der Wind peitschte gegen die Scheibe. Vereinzelt schlugen Blitze auf dem Schlosshof ein. Der König begann zu lachen, sodass einem jeden das Blut in den Adern gefror.

Dies War der Anfang vom Ende eines Lebenswillen.
 

17 Jahre später:
 

Es war ein warmer Sommertag in Keiso und die Mittagssonne ließ den Gartenteich des Anwesens glitzern. Alle Blumen waren bereits erblüht und große vereinzelt stehende Bäume spendeten Schatten. Da kein Lüftchen wehte und kein Vogel sang, war es sehr still. Es schien fast, als würden alle Bewohner des Schlosses schlafen. Aber galt dies wirklich für alle? Nein! Auf den Zinnen des südlichen Schlossturmes stand eine junge Frau und schaute in die Tiefe. Sie hatte langes Haar, welches zu Korkenzieherlocken gedreht wurde. Ihr Kleid war Figurbetont und hatte einen leicht ausgestellten Rock. Der Saum der langen Ärmel und auch der Saum des Rockes waren verziert. Außer einer Kette mit einem kleinen Anhänger und ein Paar Ohrringen trug sie keinen weiteren Schmuck.

Über eine Luke im Boden betrat ein kleiner dicker Mann mit Glatze und Schnauzer den Turm. „Hoheit!“, ertönte seine hohe und leicht krächzende Stimme. „Das ist schon der zehnte Suizidversuch diesen Monat und dieser Monat ist erst zwei Wochen alt.“

„Na dann, ist dies ja ein neuer Rekord.“, lachte das Mädchen und schaute weiterhin nach unten. Der Mann eilte auf der Stelle zu dem Mädchen und zog sie von den Zinnen. „Euer Hoheit!“, begann er mahnend, „Ich darf sie daran erinnern, dass sie ihren Verpflichtungen als Thronerbin Keisos nachkommen müssen.“

„Pah! Meine Pflichten. Ich soll doch sowieso nur heiraten und dann die Schnauze halten!“, entgegnete das Mädchen und stand auf.

„Euer Hoheit!“ Der kleine Mann schaute vorwurfsvoll und versuchte sich dann aufrecht hinzustellen. Danach schob er die junge Prinzessin zurück ins Schloss.
 

Zur selben Zeit stand in Xorane ein junger Mann an einen Baum gelehnt. Hinter ihm war der dichte Wald und vor ihm eine Lichtung. In der Mitte der Wiese auf der Lichtung stand ein riesiger abgeschnittener Baum. Um diesen Baumstumpf standen weitere sechs deutlich kleinere Baumstümpfe. Auf dem nördlichsten von diesen Baumstümpfen saß ein Zyklop, rechts neben ihm saß eine Chimäre, dann kamen im Uhrzeigersinn ein Werwolf, ein Zwerg, ein Zentaur, der sehr komisch auf dem Baumstumpf saß, und der letzte Platz war frei. Hinter diesem Platz lag ein See, der durch einen kleinen Wasserfall sein Wasser bekam.

„Drake... was sagst du dazu?“, erhob der Werwolf die Stimme.

„Hä? Was?“, antwortete der Junge am Baum und nahm einen Kopfhörerstöpsel aus dem Ohr. Die anderen fünf Ratsmitglieder schüttelten den Kopf. Nun stand der Zyklop auf: „Also, was machen wir mit Keiso?“

„Wieso?“, wollte der Junge wissen und ging zu seinem Platzt zurück. Jetzt erst stellte er seinen iPod aus und ließ ihn in der langen schwarzen Kutte verschwinden, die alle Ratsmitglieder trugen. „Sonst fragen wir doch auch immer das Orakel!“, maulte der Junge und drehte sich zum Teich. Er rollte mit den Augen und holte einmal tief Luft. Dann begann er in einem gleichgültigen Ton zu reden: „Oh großes und weises Orakel wir erbitten deinen teuren Rat.“

„Eure Begeisterung wirklich in allen Ehren, aber wie kann ich euch dienlich sein?“, fragte das Orakel, das in Mitten des Sees stand. Es war eine große Erscheinung, wobei es kein Geschlecht festzustellen war. Ifrid stand auf und wandte sich dem Orakel zu.

„Was sollen wir in Bezug auf Keiso tun? Wäre ein Krieg ratsam?“

„Ein Krieg? Das ist keine gute Lösung! Jedoch muss der König aufgehalten werden.“, riet das Orakel.

„Wie sollen wir das Anstellen?“, erhob Wolfgang seine Stimme.

„wir brauchen ein Druckmittel!“, sagte Drake kühl und holte seinen iPod wieder heraus.

„Du und dein Desinteresse! Was interessiert dich überhaupt?“, brummte Fulda.

„Meine Musik! Können wir die Ratssitzung jetzt beenden?“

„Ich denke schon Drake, oder gibt es irgendwelche Einwände?“, wandte sich Kalusa an die übrigen Ratsmitglieder. Da sich niemand meldete, stand Drake auf, verneigte sich vor dem Rat und vor dem Orakel, bevor er die Lichtung verließ.

„Dieser Junge wird wohl nie Verantwortung übernehmen.“, schimpfte Zyclo. Das Orakel schüttelte zur Verwunderung aller den Kopf und erhob ein letztes Mal die Stimme, bevor es verschwand: „Es wird es sein, der als wichtiger Baustein im Kampf um den Frieden fungieren wird. Doch auch er wird großes Leid ertragen müssen.“ Nach dem verschwinden des Orakels kehrte Stille unter den Ratsmitgliedern ein.
 

Drei Tage später saß die Prinzessin von Keiso in ihrem Zimmer. Sie wartete auf ihren nächsten Hauslehrer, der ihr die Kunst der Magie lehren sollte. Seit Jahren weigerte sich die Prinzessin, zu zaubern und so entstand über die Jahre das Gerücht, dass sie es gar nicht könnte. Alexandra wollte jedoch gar nicht wissen, wie stark ausgeprägt ihre magischen Fähigkeiten waren. Umbringen konnte sie sich so schließlich nicht. Um so mehr faszinierte die Prinzessin der Schwertkampf, welchen sie bis zur Perfektion beherrschte und das zusammenbrauen von allen möglichen Giften. Probieren durfte sie ihre Werke jedoch nicht.

Es gab mehr sonnlose Regeln, die Prinzessin Alexandra beachten musste. Sie durfte den Palast nicht verlassen, musste alle Regeln des Landes – und waren sie noch so bescheuert – beachten und musste überhaupt über alles, was sie tat, Rechenschaft beim König ablegen.
 

Der Lehrer betrat das Zimmer und würde die Prinzessin für die nächsten drei Stunden langweilen. Es war töricht von dem Lehrer zu glauben, dass Alex dieses mal gewillt gewesen wäre, sich an diesem Unterricht zu beteiligen. Und so verließ der kleine Magier die Gemächer der Prinzessin nach Ablauf der drei Stunden mit hängendem Kopf wieder.
 

Am Abend wurden, wie immer, wachen vor Tür postiert, damit sich der König sicher sein konnte, dass seine eigene Tochter nicht doch auf die Idee eines Selbstmordes kommen würde. Doch dieses eine Mal würde sie sich nicht einsperren lassen. Nicht heute Abend und auch überhaupt nie wieder. Es war an der Zeit die Ketten der Monarchie zu sprengen und auf eigenen Beiden zu stehen. Je länger Alexandra in diesem Schloss blieb, desto mehr wünschte sie sich den Tod. IHR Vater hatte noch nie etwas anderes getan um sie zu erniedrigen, zu quälen oder gar vor dem ganzen Volk bloßzustellen. Doch nun sollte ein für alle Mal Schluss damit sein. Der Tag war gekommen und alles war genau, wie das Orakel prophezeit hatte: perfekt.
 

Trotzdem zögerte Alexandra. Sie ging zu ihrem Spiegel und schaute hinein. Würgemerkmale zeichneten sich deutlich auf ihrem Hals ab. Das Orakel meinte, sie müsse fliehen, solle sich befreien und müsse an sich selbst glauben. <doch konnte die Prinzessin an sich selbst glauben? Niemand hatte ihr je beigestanden. Alle schauten auf sie herab. Selbst ihre eigene Mutter konnte ihr nicht helfen. War das Leben wirklich so sinnlos? Gab es überhaupt einen Grund zu leben? Alles war so sinnlos, so leer, so dunkel, wie in einem bodenlosen Loch, in das man gerade fällt.
 

„Glaubt an euch Prinzessin, die Zeit ist reif. Ihr seid bereit, also zögert nicht.“, ertönte die Stimme des Orakels. Im Spiegel erschien das Gesicht des Orakels und Alexandra erschrak.

„Keine Angst Prinzessin. Seit mutig und steht wieder auf.“ Alex stand auf schaute unsicher zum Spiegel.

„Ich weiß nicht, ob ich das kann. Es ist doch sowieso sinnlos, warum sollte ich es dann versuchen?“

„Weil nichts in der Welt sinnlos ist. Ihr müsst den Sinn nur finden. Verzagt also nicht, denn diesen Weg müsst ihr nicht allein gehen.“

„Ich soll wirklich aufbrechen? Dieses Schloss verlassen und meinen eigenen Weg gehen?“

„Ja Prinzessin, und euer weg sollte nicht von Selbstmord bestimmt sein. Der Tod kommt früh genug!“

„Und doch ist es mein Wunsch zu sterben. Jedoch welchen nutzen ziehe ich auf dieser Reise?“

„Der Tod … kommt noch früh genug, aber es dauert seine Zeit. Nun geht oder die Zeit wird es nicht mehr zulassen.“

„Das war keine Antwort auf meine Frage.“, stellte Alexandra fest und schüttelte den Kopf.
 

Ein wenig mutiger nahm die Prinzessin ihre Tasche und öffnete eines der Fenster in ihrem Zimmer. Diese Tasche war bereits seit Monaten gepackt, aber Alex hatte nie den Mut gefunden, wirklich zu gehen. Sie kletterte aus dem Fenster an der Fassade entlang nach unten und schlich in der Dunkelheit zum Schlosstor. Mit jedem Schritt, den sie tat, wuchsen ihre Zweifel. Was sollte sie tun, wenn sie einer Wache begegnete? Konnte sie überhaupt etwas tun? War alles vergebens? Sollte sie nicht besser umkehren, jetzt wo sie es noch konnte? Oder konnte sie dem Orakel vertrauen? Nun war die Frage, was stärker war, die Angst der Prinzessin vor ihrem Vater oder das Vertrauen gegenüber dem Orakel und der Glaube an die eigene Freiheit?

Alexandra beschloss nicht umzudrehen. Sie musste nur den Wald erreichen und sich dort verstecken. So schwer konnte dieses Unterfangen nicht sein und so klammerte sich das Mädchen an diesen einen kleinen Hoffungsschimmer.

Gerade, als sie am Tor angelangt war, wurde sie von den Wachen entdeckt. Wie erstarrt blieb sie stehen und suchte verzweifelt nach einer Lösung. Was konnte sie tun? Sie war umzingelt. Hinter ihr lag das Schlosstor und vor ihr waren die bewaffneten Soldaten. Weglaufen konnte sie nicht. Zurück wollte sie nicht, aber vorwärts ging es momentan auch nicht weiter.
 

Drei Tage zuvor in Xorane ging Drake noch einmal zum See Soleen, an dem sich sonst der Hohe Rat versammelte. Keiner der anderen Ratsmitglieder war mehr dort. Der Vampir ging zum See und schaute hinein.

„Ich brauche einen Rat“, gab er zu und wartete, was passierte.

„Das ist selten!“, bemerkte das Orakel und tauchte am Rande des Sees aus dem Wasser auf.

„Ich weiß, aber ich will mein Leben ändern. Irgendwie. Kann ich das überhaupt? Ich meine weg von hier oder muss ich ewig an diesem Ort bleiben?“

„Veränderung ist dein Begehr. So nun denn. Geh zum Schloss von Keiso und nehme dein Leben in die Hand. Aber bedenke, ich sage nicht, dass du handeln sollst. Jedoch wenn du dort bist wirst du wissen, was zu tun ist und wohin dich den weg führen soll.“, sprach das Orakel und wartete auf eine Reaktion.

„Verstehe ich das richtig. Ich soll zum schloss dieses Irren und nichts tun. Zu meinem - nein unser aller Feind und ihn nicht töten.“, fasste der Vampir noch einmal so ruhig wie irgend möglich – im Klartext er hat den halben Wald geweckt – zusammen.

„Genau:“, antwortete das Orakel gelassen, wie immer und fuhr dann mit seinen Ausführungen fort: „Es ist nicht nötig, dass DU den König tötest. Ein Krieg, den das sicher auf diese Weise nach sich ziehen würde, wäre nicht ratsam. Doch du wirst wissen, was du tun sollst, wenn du erst dort bist.“ Das Orakel verschwand und Dracula starrte weiter auf den See.

„Du folgst wohl auch dem Motto, wer nichts wagt, der nichts gewinnt.“, schrie er noch über den See, bevor in der Dunkelheit des Waldes verschwand.
 

Drei Tage später hatte Drake das Schloss erreicht und hockte in einem Baum, um der Dinge zu harren, die da noch kommen würden. Es war bereits dunkel und es dauerte nicht lange, bis er sah, wie sich ein Fenster im Schloss öffnete. Ein junges Mädchen kletterte über die Fassade nach unten und schlich über den Hof. Die trug ein langes dunkles Kleid, die Farbe konnte er nicht direkt erkennen, und eine Art Diadem oder Krone. Des Öfteren blieb sie stehen, um sich umzuschauen. Nachdem sie am Tor angelangt war, entdeckten einige Wachen das Mädchen. Die Männer trieben sie mit dem Rücken an de Wand.

„Das war es also.“, lachte Drake und stellte sich aufrecht hin. Dann sprang er vom Baum und schlenderte zum Burggraben, um mit einem Satz auf die Mauer zu springen und so seine sicht zu verbessern.
 

Wer war nur dieses Mädchen? Warum wollte sie fliehen? Dies waren Dinge, die sich der Vampir nicht erklären konnte. Das Mädchen zitterte, hatte Angst. Was war dort geschehen? Die Wachen gingen mit ihren gezückten Waffen auf die kleine zu, jederzeit bereit zuzuschlagen. „Die werden doch wohl nicht etwa?“ Drake sprang von der Mauer und landete direkt zwischen dem Mädchen und ihren Angreifern. Das Mädchen erschrak und wich noch einen kleinen schritt zurück. Drake, der auf die Soldaten gar nicht weiter achtete, drehte sich zu ihr um. Er warf sich das Mädchen über die Schulter, welches sofort zu schreien begann, und nahm danach ihre Tasche. Dann sprang er mit ihr einfach über die Mauer.
 

Auf der anderen Seite des Burggrabens setzte er das verwunderte Mädchen wieder ab und verschwand im Wald. Alexandra, die noch etwas verwirrt war, aber nicht mehr schrie, schaute ihren doch recht merkwürdigen Retter hinterher. Sofort schossen ihr einige Fragen durch den Kopf. Wer war das? Wo kam er her? Was bildete er sich ein? Wütend stapfte die Prinzessin recht wenig elegant in den Wald. Sie war sich sicher, dass sie sich aus dieser Situation auch ganz gut alleine hätte herausholen können. Irgendwie, hoffte sie jedenfalls und vielleicht hätte es auch ein klein wenig länger gedauert.
 

Am nächsten Morgen wachte Alexandra allein am Fuße eines großen Baumes auf. Erst jetzt wurde ihr bewusst, was sie tat und wie unvorbereitet sie doch war. Ohne etwas zu essen oder zu trinken, wollte sie auf eine Reise ohne Ziel. Sie hatte weder eine Ahnung, wo sie war, geschweige denn wie man in einer Welt, die man aus Prinzip schon hasste, überlebte. Mutlos stand sie auf und sah sich um. Niemand war zu sehen und niemand war zu hören. Nach einigen Überlegungen, beschloss sie auf den Baum, hinter ihr zu klettern, damit sie sich ein wenig orientieren konnte. Vielleicht würde sie durch einen dummen Zufall oder as purer Absicht fallen und die Sache hätte sich damit dann erledigt. Wer wusste das schon?

Oben angekommen, sah sie das Schloss vor sich und hinter ihr war nichts als Wald. Konnte sie vielleicht noch zurück? Nein, wahrscheinlich nicht. Es spielte auch keine Rolle, da sie nicht zurück wollte. Sie war diesen Schritt in Richtung Freiheit gegangen und diesen Weg, der sich daraus ergab, würde sie auch beschreiten. Es würde gefährlich werden, aber wahrscheinlich würde sie eher verhungern oder verdursten, da sie die Mauern des Schlosses nie verlassen hatte oder durfte.
 

Seufzend wich sie einen Schritt zurück und vergaß dabei, dass es ein Baum war, auf dem sie stand. Sie fiel hinunter und gerade als sie dachte, sie würde gleich auf dem Boden aufschlagen und sich dabei hoffentlich die Schädeldecke spalten oder sich wenigsten das Genick berechen, wurde sie von irgendjemandem Aufgefangen. Es war der Typ, der ihr schon am Abend zuvor geholfen hatte.

„Du scheinst echt gerne zu sterben! Jeder Depp weiß, dass man(n) oder Frau nicht auf irgendwelchen hohen Bäumen herumturnt und schon gar nicht im Kleid.“

„Ich bin nicht… ach vergesst es und lasst mich herunter!“, befahl die Prinzessin, wie sie es gewohnt war.

„Vom Tod fasziniert? Ist es das, was du sagen wolltest? Es wäre so einfach, glaub es mir Kleines!“

„Lassen Sie mich herunter!“, befahl das Mädchen erneut. Der junge Herr tat, was von ihm verlangt wurde und ließ das Mädchen los. Die Prinzessin fiel zu Boden und starrte ihren `Retter´ einige Minuten sauer an, bevor sie sich wieder fing.
 

Sie stand auf und eilte zu ihrer Tasche, um diese aufzuheben. Als sie gerade gehen wollte, drückte sie dieser mysteriöse Kerl gegen den Baum. Die Tasche lag wieder auf dem Fußboden und das Mädchen hatte beide Hände zu den jeweiligen Seiten neben ihrem Kopf. Er hielt sie mit genügend Kraft fest, dass sich das Mädchen nicht mehr rühren konnte und doch war dem Mädchen bewusst, dass er ihr ohne weiteres die Handgelenke brechen könnte.

„Sie tun mir weh!“, beschwerte sich Alexandra und schaute ihrem gegenüber sauer an.

„Wer bist du? Warum wolltest du aus dem Schoss fliehen?“, fragte der Mann ruhig. Seine Tonlage passte nicht im Geringsten zu der Art, wie er das Mädchen anpackte, aber das musste sie auch nicht.

„Es geht sie- AU!“ Er drückte sie noch ein wenig fester gegen den Baum, sodass sich Teile der brüchigen Rinde durch den lilanen Stoff in das Rückenfleisch bohrten.

„Schon gut, ich rede!“, gab das Mädchen nach. Ihr gegenüber lockerte seinen Griff, würde sie aber gewiss nicht loslassen eher er nicht alle Informationen hatte, die er wollte. Ihm war die Gefahr, dass sie doch weglief zu groß und man konnte bestimmt noch etwas mit ihr anfangen.

„Mein Name ist Alexandra Cole. Ich bin abgehauen, weil ich es keinen Tag länger im Schloss meines Vaters ausgehalten hätte.“, sagte Alex kleinlaut und monoton.

„Cole? Du bist die…“

„Prinzessin dieses Landes! Genau. Willst du mich jetzt töten?“, fragte Alex begeistert.

„Nein, zumindest noch nicht. Aber es findet sich bestimmt noch eine Gelegenheit.“

„Schade! Sicher, dass es nicht besser wäre mich jetzt zu töten?“

„Ganz sicher! Du bist ein gutes Druckmittel!“

„Ich bin meinem Vater egal! Also tu dir keinen Zwang an. Jeder muss einmal sterben. Es macht mit nichts aus.“

„Du hättest dir wohl gerne noch beim fallen das Genick gebrochen.“

„Ja oder mir den Schädel gespalten. In viele kleine Einzelteile, sodass mein -“

„Danke das reicht! So einfach ist das mit dem Sterben nicht. Machen wir einen Deal: Du hilfst mir, deinen Vater aufzuhalten und ich verspreche dir, dich umzubringen. Ach und da dir eh egal ist, was mit dir geschieht, kann ich dich doch sicher ein wenig quälen, damit mir nicht langweilig wird.“ Er lächelte hinterhältig und zeigte damit Alex seine langen und spitzen Eckzähne.

„Ich will zwar sterben, aber auf Qualen lege ich nun wahrhaftig keinen Wert.“

„Schade. Aber wie sieht es aus mit deiner Antwort?“

„Meinen Vater aufhalten? Ich weiß nicht. Es ist doch eh sinnlos.“

„Du … du kennst diese Welt besser als ich. Ganz Orengo ist dem Untergang geweiht, wenn ein Krieg zwischen den Ländern nicht verhindert wird.“

„Ich kann nichts gegen meinen Vater ausrichten. Außerdem habe ich die Mauern des Schlosses noch nie vorher verlassen. Was kann ich da schon ausrichten?“

„Du warst... nein du bist doch eine hexe, oder nicht?“

„Ich habe noch nie Magie eingesetzt.“

„Das spielt keine Rolle. Du kannst es, auch wenn es scheint, als würde ich Schwachsinn reden, ich weiß wovon ich rede.“ Er ließ die Prinzessin los und diese sank zu Boden.

„Der Schritt, um was zu ändern, ist sich selbst zu ändern!“, sagte er leise und lehnte sich an den Baum.

„Meinen eigenen weg gehen. Nichts ist sinnlos. Ich muss ihn nur finden, meinen Weg. Den Sinn meiner Existenz. Nicht die Zeit zu zögern. Ich kann nicht.“

„Was würde dein Vater sagen, wenn er jetzt hier wäre und nicht gerade komplett durchgedreht und mordlustig?“

„Er würde sagen, dass es Situationen im Leben gibt, in denen man keine richtigen oder falschen Entscheidungen trifft. Aber der Grund, warum man sie trifft, kann falsch sein. Man sollte bei allen Entscheidungen zu sich selbst stehen. Heute würde er nur sagen, dass er wohl niemals König geworden wäre, wenn er so lange gezögert hätte, wie ich es jetzt tue.“

„Gibt es Situationen, in denen du nicht zögerst?“

„Suizid!“ Der Junge Mann erschrak und verlor sogar für einen kurzen Moment das Gleichgewicht. Ein Mädchen, das keine Skrupel hatte, sich selbst zu töten, war ihm auch noch nie begegnet.

„Wenn du Pech hast stirbst du auch!“

„Mein Vater ist so beliebt in Orengo, dass mich wohl jeder töten würde.“

„Ein Krieg würde alles zerstören, das Leben, die Landschaften, einfach alles.“ Die Prinzessin ließ den Kopf auf ihre Knie fallen und sagte nichts mehr.
 

Nach zwei Stunden des Schweigens gab der Vampir auf. Gerade als er gehen wollte, stand das Mädchen auf.

„Abgemacht! Ich werde dir helfen diesen Krieg zu verhindern und du…“ Die Prinzessin stockte, schüttelte den Kopf und beendete ihren Satz. „ … nein, lassen wir das. Ich werde dir helfen. Ich will das Land, dass ich einmal regieren werde, kennen lernen und etwas für eine friedlichere Zukunft für dieses Land sorgen.“

„Hast du deine Selbstmordpläne vergessen?“ Das Mädchen lachte und schaute nach oben. Vereinzelte Sonnenstrahlen fielen durch das Blätterdach des Waldes. Nach einigen Minuten schaute sie dem Vampir ernst in die Augen.

„Dieses Land zu regieren ist Selbstmord. Man tötet die Menschlichkeit, die man hoffentlich einmal besessen hat. Ein Stück weit ist es Mord.“

„Gut, dann haben wir eine Abmachung!“, sagte er verwundert. Er streckte der Prinzessin die Hand entgegen. Sie ergriff diese und schüttelte sie.

„Jetzt wäre es nur fair, wenn ich deinen Namen erfahre.“

„Dracula…. Nenn mich einfach Drake!“ Er grinste dämlich übertrieben und holte seinen iPod heraus.

„Was machen wir jetzt?“

„Du wartest erst einmal. Ich besorge uns etwas zu essen und dann sehen wir weiter.“ Drake verschwand in den Wald und ließ die Prinzessin an dem riesigen Baum zurück.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2009-08-05T10:55:02+00:00 05.08.2009 12:55
es macht richtig spaß zu lesen! :3 (du kennst ja meine einstellung...)
der anfang ist schön düster und auch irgendwie spannend.
das wetter find ich sehr schön... XD
die selbstmordgedanken der prinzessin wirken tatsächlich recht niedlich!
zugleich aber auch sehr durchdacht.
wie sich prinzesschen und vampir kennenlernen find ich gut.
das orakel sagt und alle machen... XD
drake find ich schon sehr cool.
vor allem den iPod^^ (warum wohl...?!)

Von: abgemeldet
2009-07-27T16:38:23+00:00 27.07.2009 18:38
WTF!
der anfang wirkt recht düster!!! *erschauder*
das gewitter passt sehr gut zur stimmung!

die selbstmordgedanken der prinzessin sind irgendwie niedlich^^
auch wenn man eigentlich eher weinen sollte, dass sie ihr leben sooo sehr hasst.

aber drake ist ungeschlagen!
das mit dem iPod hätte von mir kommen können xD
Von:  sunshishi
2009-01-17T20:00:51+00:00 17.01.2009 21:00
Huhu^^

den Anfang finde ich gut. Vor allem, wie beide Charaktere sich kennenlernen.
Die Todessehnsucht der Prinzessin ist teilweise sehr lustig, aber mir fehlt da noch etwas mehr Tiefe bzw. Hintergrundinfo. Freue mich also auf das nächste Kapitel^^

Greez
SuShi


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