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Black Harded Chaos

Roin Roroko (eigentlich ist das ja der neue Titel, aber egal)
von

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Keiso- Die Festung im Blick

Keiso- Die Festung im Blick
 

Drakes und Alex Reise ging nur spärlich voran, da die Prinzessin immer wieder neue Selbstmordversuche startete. Sie versuchte mehrfach sich die Halsschlagader aufzuschneiden oder weigerte sich zu essen und zu trinken. Der Vampir hingegen empfand es als amüsant, die Prinzessin zum Essen und zum Trinken zu zwingen, was der Brünetten gar nicht passte. Eine weitere Idee sich umzubringen, war, den Vampir so lange zu reizen, bis dieser sie tötete. Doch Drake ging auf diese Versuche nicht ein und brachte die Prinzessin auf eine Art und Weise zum Schweigen, die ihr gar nicht gefiel. Von daher unterließ Alex diese Versuche schnell wieder. Allerdings, war ihr Rücken nach all der Zeit wieder völlig in Ordnung und so konnte die Prinzessin wenigstens Schmerzfrei ihren Selbstmordversuchen nachgehen.
 

Nach zwei Wochen trafen die beiden auf die ersten Zokante, die Zaubernomaden des Landes. Diese Leute waren der Prinzessin genau so friedlich gesinnt, wie sie es erwartet hatte. Bereits am Abend brannte ein kleines Feuer, das die Prinzessin verbrennen sollte. Drake, den man gefesselt hatte, versuchte sich zu befreien, bevor Alex wirklich etwas Schlimmes passieren konnte.
 

Einen kurzen Moment dachte, Alex daran einfach still zu stehen und zu sterben, aber als der Rauch ihr den Atem raubte, überlegte sie es sich anders.

„Drake, tu irgendetwas! Ich bin nämlich kein hübsches Grillhähnchen!“, hustete die Prinzessin. Drake zerriss seine Fesseln und schlug die Männer unmittelbar in seiner Nähe nieder. Einigen anderen Männer riss er die Kehle auf und anderen Männern riss er sogar das schlagende Herz aus der Brust, während wenige das Glück hatten, dass Drake ihnen nur ein Arm oder ein Bein ausriss. Die Nomaden waren von den Aktionen des Vampires so überrascht, dass sie kaum Widerstand leisteten. Drake tötete einen nach dem anderen und das Blut spritzte aus den verletzten Arterien. Das Blut besudelte den Vampir von oben bis unten und die Anzahl der Leichen wuchs. Einige wenige der Zauberer konnten sich in den Zelten, die den Großteil des Lagers ausmachten, verstecken. Als die restlichen Zokante leblos auf dem Boden lagen, befreite er die inzwischen bewusstlose Prinzessin.
 

Er legte die Prinzessin behutsam auf den Boden und fesselte die noch lebenden Zokante, die sich in den Zelten versteckt hatten. Danach brachte er die Prinzessin in eines der Zelte und wischte sich danach ein Blutspritzer aus dem Gesicht. Der Rest der Nacht verlief ruhig. Alex schlief unruhig die gesamte Nacht durch.
 

Am nächsten Morgen weckte die Wärme der Sonne die Brünette. Das Mädchen atmete tief durch, es war der erste Tag seit langem, an dem sie froh war, aufzuwachen. Langsam setzte sie sich aufrecht hin und schaute sich im großen Zelt um.

„Drake?“, fragte Alex unsicher und versuchte aufzustehen. Der Brünetten wurde schwindelig und ihre Beine versagten. Sie fiel Drake, der wie aus dem nichts auftauchte, direkt in die Arme und schaute den Vampir ein wenig benommen an.

„Schätzchen, was machst du nur? Bleib liegen!“, drängte der Vampir.

„Aber…“, begann die Prinzessin.

„Kein aber. Bleib noch eine Weile liegen.“, bestimmte der Vampir und legte das Mädchen wieder auf das Nachtlager zurück. Er drehte sich um und wollte gehen. Alexandra drehte sich zu Drake und sah ihm nach. Jetzt erst fiel ihr auf, dass der Vampir seine Jacke und das Hemd nicht trug. Er hatte die Sachen während der Nacht waschen müssen, damit das Blut nicht eintrocknete. Als Drake das Zelt verließ, hörte man draußen die Überlebenden des gestrigeren Abends winseln. Zu mehr waren sie nicht mehr im Stande, da Drake seine Gefangenen zusätzlich geknebelt hat, damit sie die Prinzessin nicht aufweckten. Alex beachtete das Winseln nicht und setzte sich erneut aufrecht hin.

„Wir müssen weiter.“, drängte die Brünette. Der Vampir drehte sich um und lächelte das Mädchen an.

„Es nützt nichts, wenn du nicht fit bist. Du ruhst dich noch eine Weile aus und wenn es nicht anders geht, müssen wir halt eine Nacht durchlaufen. Falls du dann zu müde wirst, muss ich dich halt tragen. Immerhin wiegst du keine Tonne und ich habe schon ganz andere Sachen Kilometer weit geschleppt.“, lächelte der Vampir und wollte gerade gehen.

„Vielleicht hast du recht. Sag einmal, wer ist da draußen?“, fragte Alex nach, da das winseln immer lauter wurde.

„Nichts Besonderes, da ist nur mein Essen. Unsere Vorräte werden knapp und wenn ich das Blut der Nomaden trinke, muss du wenigstens nicht irgendwann hungern.“, beruhigte Drake die Brünette.

„Ach so… Was?“, schrie die Prinzessin und wollte aufstehen. Der Vampir drückte die Prinzessin zurück auf das Nachtlager und wollte sie Beruhigen.

„Es ist nicht schlimm, die haben den Tod verdient. Immerhin wollten sie dich grillen.“, erklärte Drake sein Vorhaben und lächelte. Alex wollte ihm widersprechen, aber der Vampir hielt ihr den Mund zu.

„Weißt du, wenn du dich jetzt ausruhst, dann können wir heute Nachmittag vielleicht schon weiter gehen.“, schlug Drake vor und Alex ließ sich beruhigt zurück singen. Sie schloss die Augen und schlief kurz darauf ein. Nicht einmal die Todesschreie von Drakes erstem Opfer störten die Ruhe der Prinzessin.
 

Im Hintergrund wimmerten die restlichen Überlebenden um ihr Leben. Der Vampir lächelte zufrieden, als er die flehenden Laute um Gnade vernahm und wischte sich mit einem zufriedenen grinsen das Blut aus dem Mundwinkel. Die Todesangst der Zokante amüsierte den Vampir ungemein. Diese Art von Angst ließ ihr Blut angenehm süß schmecken, was ein angenehmer Nebeneffekt war, wenn man beachtete, dass sich Drake nicht gerade gerne von Blut ernährte. Für einen normalen Vampir wäre dieses Verhalten sehr ungewöhnlich, doch Drake, war alles andere, als ein gewöhnlicher Vampir.
 

Um die Mittagszeit herum wachte Alexandra erneut auf. Die Schwindelgefühle waren verschwunden und sie konnte ohne Probleme aufstehen. Es war jedoch noch keine gute Idee. Doch das interessierte die Prinzessin nicht. Sie hatte keine Lust mehr noch länger als nötig, ihre Zeit zu vergeuden und wollte weiter. Immerhin hatten sie ein Ziel vor Augen und das war noch ein ganzes Stück von ihnen entfernt.

„Drake, kannst du mir einmal kurz helfen.“, rief die Brünette genervt, als sie merkte, dass sie nicht ohne Hilfe auskam. Die Aufregung des Abends hatte doch größere Spuren hinterlassen, als sie es dachte. Unter anderem fiel ihr das Atmen noch ein wenig schwer, was sie erst jetzt wirklich bemerkte. Drake betrat gelangweilt das Zelt. Achtete jedoch genau auf jedes Anzeichen, das ihm Aufschluss über den Gesundheitszustand der Prinzessin gab. Auch wenn er es nie zugeben würde, war ihm die Prinzessin bereits in dieser kurzen Zeit ans Herz gewachsen. In seinen Augen war sie ein so zerbrechlichen und verletzliches Wesen, das man um jeden Preis beschützen musste.

„Du stehst ja schon wieder.“, sagte er ruhig und lächelte mild.

„Fürs erste, aber das spielt keine Rolle. Ich wollte mich noch einmal bei dir bedanken. Du hast mir immerhin mein mir nicht allzu wichtiges Leben gerettet.“, murmelte Alex leise.

„Bild dir ja nichts darauf ein.“, maulte der Vampir und drehte sich von der Prinzessin weg, sodass sie sein Lächeln nicht sah.

„Schon gut, aber bevor ich mich das nächste Mal verbrennen lasse, lasse ich die Qualen des Lebens über mich ergehen. Das ist so ungefähr das Gleiche.“, scherzte die Prinzessin und versuchte zu lachen. Dieser Versuch endete jedoch in einem Hustenanfall und führte außerdem noch dazu, dass Alex Halsschmerzen bekam.

„Lass es lieber.“, bemerkte Drake abfällig und wollte das Zelt gerade wieder verlassen.

„Warte! Ich stehe zwar wieder, aber laufen ist noch nicht so mein Ding.“, sagte das Mädchen und fiel beim Versuch ein paar Schritte zu gehen auf die Knie.

„Du hast recht, laufen ist noch nicht wieder deins.“, kicherte der Vampir leise. Drake half Alex hoch und half ihr aus dem Zelt. Er setze die Brünette ans Feuer und stellte sich ein paar Meter von ihr entfernt hin. Er holte seinen IPod aus der Tasche und beobachtete unbemerkt abwechselnd, die gefangenen und die Prinzessin.
 

Nach einer Weile starrte er nur noch die Prinzessin verwundert an.

„Ist etwas?“, fragte Alex verwundert, als sie Drakes Verhalten bemerkte.

„Hinter dir ist eine Golmiempe.“, antworte der Vampir monoton und starrte die Prinzessin weiterhin an. Die Prinzessin drehte sich um und sah das Tier: ungefähr einen Meter groß, eine Flügelspannweite von zweieinhalb Metern, prächtiges und Gefieder, das schwarz, blau und rot in der Sonne funkelte. Im Allgemeinen hatte der Vogel die Statur eines zu groß geratenen Wellensittichs. Die Brünette drehte sich wieder zu dem verblüfften Vampir.

„Es ist recht ungewöhnlich, dass die wilden Tiere einem so nah kommen.“, lächelte die Prinzessin mild und blickte nachdenklich ins leere.

„Selten und doch beeindruckend.“, gab Drake zu, der noch nie eines dieser Tiere von nahem gesehen hatte.

„Ich hatte früher auch einmal einem Golmiempen.“, sagte Alex und wischte sich eine Träne aus den Augen. ¬¬¬

„Du hattest? Dein Vater?“, fragte Drake kleinlaut und setzte sich langsam neben Alex. Das Mädchen schüttelte den Kopf und holte einmal tief Luft.

„Er ist vor einem Jahr gestorben, an Altersschwäche.“

„Wie lange hattest du das Tier denn?“, fragte Drake und legte der Prinzessin vorsichtig einen Arm um die Schulter.

„15 Jahre und dass obwohl diese Tiere nur bis zu 5 Jahre alt werden. Es war zwar nur ein Haustier und noch dazu extrem bissig, aber ich hatte sie lieb. Es ist einfach hart zu wissen und zu begreifen, dass jemand, den man über so viele Jahre schon als selbstverständlich gesehen hat, auf einmal nicht mehr da ist. Man fühlt sich einfach hilflos, verlassen, einsam und leer. Dabei ist es völlig egal, dass es nur ein Tier war, schließlich hat dieses Tier so viel miterlebt. Außerdem konnte ich ihm alles anvertrauen und irgendwann habe ich angefangen, Scherze darüber zu machen, dass Er ruhig sterben könnte. Aber wenn der Zeitpunkt gekommen ist, ist man am Boden zerstört, obwohl man ganz genau wusste, dass dieser Tag einmal kommen würde. Es nützt auch nichts, sich Sachen einzureden, wie es ist nur ein Tier oder es ist das Beste so. Sicher ist es gut, wenn sich das eigene Haustier nicht mehr quält, aber das mindert in keinster Weise die eigene Trauer oder füllt die Lücke, die dieses Tier - dieser Freund – hinterlassen hat.“, erzählte Alexandra und wischte sich zwischendurch immer wieder die Tränen aus dem Gesicht.

„Wow, ich bin beeindruckt. Du hast tatsächlich etwas gemocht.“, stellte der Vampir verwundert fest. Alex, die über diese Aussage sehr verwundert war, hörte schlagartig auf zu weinen und drehte sich empört zu dem Vampir.

„Ich mag viele Dinge!“, stellte die Prinzessin klar.

„So, was wären das für Dinge?“, wollte der Vampir wissen.

„Nun, zum einen mag ich den Schwertkampf, den Tod, meine selbst gezüchteten Blumen und vor allem mag ich frisch gebackenen Schokoladenkuchen. Du siehst also, ich mag viele Dinge.“

„Ich bin beeindruckt. Das sind mehr Dinge, als ich dachte, obwohl die Sache mit dem Tod beunruhigend ist.“, stellte der Vampir klar. Die Brünette nickte leicht und schaute in den Himmel. Eine kleine Wolke zog über den bläulichen Himmel. Die Prinzessin schloss die Augen und lies sich den aufkommenden Wind ins Gesicht wehen. Nach einer Weile stand die Prinzessin mühsam auf.

„Wir sollten Aufbrechen.“, sagte Alex leise und ging ein paar wacklige Schritte.

„Du kannst kaum laufen und willst schon weiter. Das ist nicht dein ernst!“

„Doch ist es. Wenn wir jetzt nicht gehen, kommen wir zu spät.“

„Wofür zu spät?“, fragte der Vampir und stütze die Prinzessin.

„Ich weiß es nicht, aber ich weiß, dass wir jetzt aufbrechen müssen.“, sagte Alex mit fester Stimme und wand sich aus dem griff des Vampires. Langsam verschwand sie im Zelt, um ihre Sachen zu packen. Drake hingegen ging zu den Gefangenen, die sofort zu zittern anfingen.

„Da wir weiter müssen habt ihr Glück. Ihr dürft euch ein bisschen bewegen, bis wir unser nächstes Lager aufschlagen. Also versucht gar nicht erst unterwegs abzuhauen.“, fauchte der Vampir düster und baute das Zelt ab. Danach belud er die Gefangenen mit ihren Sachen und scheuchte sie vor sich her. Im vorbeigehen nahm er der Prinzessin ihren großen Rucksack ab und wies sie an, ihnen den Weg zu zeigen. Er selbst blieb dicht hinter den gefangen Magiern, damit auch wirklich niemand davonlief.
 

Nowaki erreichte gerade mit seiner neuen Einheit die Mauern des Kriegsgefängnissen und der Ausbildungsstätte Port Colegrath. Natürlich hatte der König genügend Pferde für den Weg zur Verfügung gestellt und da Nowaki auf Pausen verzichtet hatte, war die Strecke zwischen der Festung und dem Schloss in Rekordzeit bewältigt. Selbst gegessen wurde zu Pferd, immerhin hatte es der Hauptmann eilig. Vor dem Tor stieg er feierlich von dem völlig erschöpften braunen Hengst ab und durchschritt feierlich das Burgtor zur Festung. Einer der nervösen jungen Rekruten löste bei der Ankunft versehentlich ein Seil und einer der Pfeile raste auf den Hauptmann zu. Blitzschnell arbeitete Nowaki einen Plan aus, wie er die jungen Soldaten beeindrucken wollte. Vor seinem geistigen Auge stellte er sich folgende Szene vor: Er sprang in die Luft, wirbelte dort einige Male um die eigene Achse. Dabei fing er, wie selbstverständlich den Pfeil und landete anschließend eindrucksvoll mit dem Pfeil in der Hand auf seien Füßen. Natürlich würde es für diese äußerst coole Aktion einen tosenden Applaus geben. Doch die Wirklichkeit sah ein wenig anders aus. Nowaki setzte zum Sprung an und rutschte jedoch im Matsch, der auf der Brücke aus. Er fiel der länge nach und mit dem Gesicht voran auf den Boden, wobei der Pfeil knapp seinen Allerwertesten verfehlte. Es war alles in allem eine peinliche Aktion. Ohne sich etwas anmerken zu lassen stand der Hauptmann auf und straffte sein Kreuz. Kurzerhand zitierte er den ängstlichen Neuling zu sich und schrie ihn für sein Fehlverhalten an.

Noch am selben Abend veranstaltete Nowaki ein Fest. Einen triftigen Grund für diese Tat hatte der Hauptmann nicht, doch da er sich einmal wieder hemmungslos besaufen wollte, war dies die einfachste Lösung. Gegen Ende dieses Festes stolperte Nowaki sturzbetrunken, wie er es dank dem reichlich geflossenen Alkohols war, über den Platz an den Luftschneisen zu den Gefängniszellen vorbei und grölte alte Kinderlieder. Die Gefangenen in den verschiedenen Zellenblocks waren sich alle sofort einig, das jede Folter, die sie bis jetzt ertragen mussten, angenehmer war, als diese Töne.
 

Mitten in dieser eiskalten und finsteren Nacht wanderten Prinzessin Alexandra, Drake und die gefangenen Magier weiter durch die Graslandschaft von Keiso. Drake war der Meinung, dass dies dem Gesundheitszustand des Mädchens gar nicht bekommen würde, doch er hatte auch keine Lust sich mit der sturen Hexe anzulegen.
 

Im laufe des nächsten Tages hatte sich das Bild ein wenig geändert. Die überlebenden Zokante waren nicht mehr gefesselt und taten alles, um die Gunst der Prinzessin zu erlangen. Dies taten sie auch nur, weil es Alex war, die die nächste Mahlzeit für den Vampir unter den verbliebenen Zokanten auswählte. Die Prinzessin war von dieser Idee jedoch alles andere als begeistert. Auch wenn sie ihren eigenen Tod herbeisehnte, andere Leute wollte sie nicht sterben sehen.

Seit einigen Stunden bestand Drake auf eine kurze Pause, damit sich Alexandra hinsetzen und ausruhen konnte. Doch ausgerechnet die Sture Brünette, schien von einer kurzen Pause nicht überzeugt.

„Jetzt setzt dich wenigstens zwanzig Minuten hin.“, bestand Drake.

„Nein, wir haben schon zu viel Zeit verloren.“

„Dieses Tempo hältst du aber so nicht durch. Du musst etwas schlafen.“

„Nein!“, beharrte die Brünette auf ihrer Meinung und lief weiter. Nach weiteren zwei Stunden dieses Streites erklärte sich die Prinzessin bereit eine kurze Rast einzulegen. Da die Prinzessin die Nacht durchlaufen wollte, musste das Lager nicht extra aufgebaut werden und Alexandra machte sich die Mühe sich die überlebenden Zokante genauer anzusehen.

Diese drei Magier hätten nicht verschiedener sein können. Der Kleinste und auch Dickste unter ihnen mit dem aschfarbenem Haar hörte auf den Namen Kelbo. Sein richtiger Name war Kosbol und da er der älteste war, bekleidete er den Posten des Stammesvaters dieses Clans. Der Größte unter ihnen ähnelte einem Skelett und hieß Gorlor, doch er wurde nur Goggy gerufen. In seiner Ahnenreihe gab es einmal einen Riesen, was die sagenhafte Größe von 1,99m erklärte. Der letzte der drei hatte neben einer Glatze, einen sehr beharrten Oberkörper. Er nannte sich selbst Klokaf, was in der alten Sprache so viel wie ‚der Haarlose’ bedeutete. Da weder er noch jemand anderes seinen richtigen Namen wusste, hatte sich die Sache für alle Beteiligten erledigt, auch wenn Alexandra nicht verstehen konnte, wie jemand seinen eigenen Namen vergessen konnte, weil er ihn nie benutzte.
 

Kurz vor Anbruch der Dunkelheit reiste die Kleine Gruppe weiter. Sie liefen gerade eine Halbe Stunde und die Luft hatte sich stark abgekühlt, als Drake wieder mit seinen Bedenken anfing, dass die Brünette ein wenig schlafen sollte. Die Bedenken des Vampirs wurden sofort dementiert. Nach einer zehnminütigen Diskussion gab der Vampir klein bei und griff einen anderen Standpunkt auf.

„Dann zieh wenigstens meine Jacke über. Die Nacht ist nicht gerade warm und du trägst immer noch ein Kleid!“, meinte Drake pappig.

„Mir geht es gut, wenn du jetzt allerdings austesten muss, wer von uns beiden den größeren Dickschädel hat, dann bitte.“

„Das Problem ist, dass kleine Kinder wie du immer stur sind und deshalb muss man sie mit Hartnäckigkeit erziehen.“

„Träum weiter!“, motzte Alex und blieb nach einigen Sekunden abrupt stehen.

„Was ist denn jetzt los?“, fragte der Vampir und schaute sich verwundert um. Die drei verbliebenen Zokante blieben ebenfalls stehen und entledigten sich ihrer Lasten und schauten sich untereinander an.

„Könnte es möglich sein?“, fragte Kelbo leise. Klokaf antwortete mit einem Brummen und Goggy tänzelte nervös von einem Fuß auf den anderen.

„Was ist?“, fragte Drake genervt.

„Nun, wie es aussieht nähert sich uns eine Kopfgeldjägerbande, die wahrscheinlich die Prinzessin töten will, um die Belohnung des Königs zu kassieren.“, erklärte Klokaf ruhig.

„Wenn es weiter nichts ist!“, schrie der Vampir. Das Mädchen kicherte und legte eine Hand an den Griff ihres Schwertes.

„Sollen sie kommen, ich werde genau hier auf sie warten.“, erklärte sie und schaute selbstsicher in die Dunkelheit.

„Das ist doch wohl ein Scherz?“, fragte Vampir und zog die Augenbrauen hoch. Als die Brünette leicht den Kopf schüttelte, setzte er sich auf eine der Gepäcktaschen und holte seinen iPod aus der Jackentasche. Jetzt war es offiziell, dieses Mädchen war komplett irre. Irgendetwas sagte ihn jedoch, dass die Prinzessin genau wusste, was sie tat.
 

Wenige Minuten später war die kleine fünfer Gruppe von Kopfgeldjägern umzingelt. Da die magischen Fähigkeiten von Kopfgeldjägern meist sehr zu wünschen übrig ließ, waren diese bis an die Zähne mit Morgensternen, Säbeln, Schwertern, Dolchen und Äxten bewaffnet. Einer der Jäger war nur mit einem Schwert bewaffnet. Laut den Reaktionen der anderen handelte es sich bei ihm um den Anführer. Er forderte die Prinzessin zu einem fairem Duell heraus. Die Brünette akzeptierte und Drake sollte ihr schwören, dass er sich unter keinen Umständen einmischen würde. Widerwillig stimmte der Vampir den Bedingungen des Mädchens zu und wandte sich augenscheinlich wieder seiner Musik zu.
 

Der Köpfgeldjäger stellte sich aus Höflichkeit als Colesian vor. Er und die Prinzessin verneigten sich voreinander und der Kampf konnte beginnen. Colesian begann mit einem Ausfallschritt und die Klingen der beiden Kontrahenten kreuzten sich. Danach folgte eine schnelle Abfolge von Schlägen, Ausweichmanövern, Kontraschlägen und einzelnen Treffern. Bereits nach weinigen Minuten zeichneten die ersten Kratzer an den Armen oder im Gesicht der Kämpfer.

Nach einer halben Stunde wurde der Kampf langsamer und schwerfälliger. Beide Kämpfer waren erschöpft und wollten es beenden. Colesian setzte zu einem weiteren Schlag an, dem die Prinzessin nicht mehr ausweichen konnte. Das Schwert bohrte sich in die rechte Schulter des Mädchens. Sofort fuhr ein stechender Schmerz von der Schulter bis hinunter zur Hand, mit welcher die Prinzessin ihr Schwert führte. Langsam und mit einer leichten Drehbewegung zog der Kopfgeldjäger das Schwert aus der Schulter. Unbewusst lockerte die Prinzessin zeitgleich den Griff und sackte ein wenig in sich zusammen. Blut strömte direkt aus der Wunde und lief über den Arm und die Schwertklinge, bevor es auf den Boden tropfte. Kurz danach nahm das Mädchen ihre Umgebung nur noch Schemenhaft wahr und taumelte einige Schritte rückwärts.
 

Dieser Moment war der Anfang von Colesians Ende, auch wenn die Situation nicht gerade für die Prinzessin sprach. Trotzdem war das Duell eine Minute später beendet. Sowohl Alex als auch Colesian lagen am Boden. Der Kopfgeldjäger hatte bis auf die im Kampf erlittenen Kratzer keine Verletzungen, atmete jedoch nicht mehr. In dieser einen alles entscheidenden Minute, waren viele Dinge passiert, die für den normalen Beobachter kaum nachzuvollziehen waren. Die Prinzessin war zu Boden gesackt und stützte sich dort mit der linken Hand ab. Ihr Gegner holte noch einmal zu seinem letzten Schlag aus. Alexandra quälte sich mühsam auf die Beine und wechselte die Hand mit der sie das Schwert führte. Während Colesian auf die Brünette zustürmte und bereits ausholte, wich sie dem Hieb aus und drehte sich somit geschickt hinter ihren Gegner. Mit einem gezielten und gut platzierten Hieb durchbohrte sie durch den Rücken die Lungenflügel des Kopfgeldjägers. Die verletzte Lunge versagte dem Körper ihren Dienst und auch das Herz des Kopfgeldjägers hörte auf zu schlagen und er fiel rücklings zu Boden. Auch die Kräfte der Prinzessin versagten, sie wurde ohnmächtig und sackte ähnlich träge wie ein Kartoffelsack zu Boden.
 

Kelbo ging auf die bewusstlose Prinzessin zu, während Goggy und Drake die restlichen Kopfgeldjäger verscheuchten.

„Armes kleines Ding. Sie hat sich wirklich tapfer geschlagen. Wenn du es erlaubst, werde ich ihr helfen.“

„Tu das … Kelbo?“ Der Vampir betonte vor allem den Namen wie eine Frage, weil er die drei so schlecht auseinander halten konnte. Kelbo hingegen kniete sich neben die bewusstlose Prinzessin und stimmte eine Art Singsang, der wie ein melodisches brummen und zischen klang an. Die Wunden des Mädchens verschwanden und die Brünette begann ruhiger und gleichmäßiger zu atmen.

„Wird sie wieder?“, fragte Klokaf besorgt, weil er nicht zu lange alleine unter der Aufsicht des Vampires bleiben wollte.

„Ja, aber wir werden wohl eine Weile hier bleiben müssen, bis es ihr besser geht.“, antwortete Kelbo und stand auf.

„Wir ziehen weiter, immerhin meinte sie wir kommen sonst zu spät. Nimm du ihre Tasche Klokaf und ich werde sie Tragen.“, bestimmte Drake und hob Alex in seine Arme. Die Zokante nahmen das Gepäck und so setzte die kleine Gruppe ihren weg durch die Graslandschaft fort.
 

Nach fünf Wochen und einigen kleineren Auseinandersetzungen mit weiteren Zokantestämmen, die von Drake erbarmungslos ausgerottet wurden, sahen Alexandra, Dracula, Kelbo, Goggy und Klokaf die Mauern der Gefängnisanlage Port Colegrath. Es war der letzte Abend an dem es nötig war das Lager aufzuschlagen. Auf einem Lagerfeuer garte eine Suppe und die Situation war äußerst angespannt. Erst beim essen, kam so etwas, wie eine vernünftige Unterhaltung zustande.

„Ist das jetzt das ende?“, fragte Goggy betrübt.

„Noch nicht ganz.“, versicherte die Prinzessin und füllte die Suppe auf. Es war eine einfache Gemüsesuppe mit Karotten, Erbsen, Kartoffeln und ein paar Wildkräutern. Dazu gab es Brot.

„Wie schmeckt es euch?“, wollte Alex wissen, um das Thema zu wechseln. Kelbo ergriff als erster das Wort und lobte die Kochkünste der Prinzessin. Auch Goggy und Klokaf hielten sich mit den lobenden Worten nicht zurück. Nur der Vampir hielt sich vornehm aus der Sache heraus, obwohl das Mädchen auf seine Meinung einen großen Wert legte.
 

Wie in den vergangenen Wochen teilten sich die Prinzessin und Dracula auch für die letzte Nacht das Hauptzelt. Anstatt sich schlafen zu legen, stellte sie den Vampir zur Rede.

„Du hast meine Frage vom Abendbrot noch nicht beantwortet.“

„Ich habe die Suppe doch gegessen, oder nicht?“

„Das war aber nicht meine Frage!“, stellte die Brünette klar und schaute den Vampir bockig an.

„Wenn es dir so viel bedeutet. Die Suppe hat wirklich gut geschmeckt. Ich bin es nur nicht gewöhnt, dass man mir Suppe vorsetzt. Für gewöhnlich esse ich Nahrung, die aus Fleisch besteht oder wenigstens eine ähnliche Konsistenz hat.“

„Was soll das heißen?“, fragte die Prinzessin argwöhnisch und stemmte die Hände in die Hüften.

„Es wird definitiv nicht mein Lieblingsessen, aber man kann es essen.“, erklärte der Vampir nüchtern. Als Alex ausholte, um Drake eine zu scheuern, fing dieser den Schlag mühelos auf. Im Bruchteil einer Sekunde, hatte er sie danach zu Boden gerissen und drückte ihr die Luftröhre zu.

„Falls du es vergessen hast: Ich bin ein Vampir und KEIN Schoßhund! Wenn ich wollte, und in nächster Zeit habe ich das nicht vor, dann könnte ich dich jederzeit töten.“, erinnerte der Vampir die Brünette und lockerte seinen Griff um ihren Hals.

„Schon gut, ich habe verstanden.“, keuchte das Mädchen. Drake stand auf und setzte sich hinter Alex, nachdem sie sich aufgerichtet hatte.

„Ach und übrigens…“, begann er, während er mit den Haaren der Prinzessin spielte. „Das Duell mit diesem Kopfgeldjäger, du erinnerst dich? Natürlich! Ich will dass du solche Aktionen in Zukunft lässt.“, hauchte der Vampir den Mädchen zuckersüß ins Ohr.

„Meinetwegen.“, antwortete die Prinzessin gelangweilt. Genervt rollte Drake mit den Augen, bevor er das Mädchen unsanft an den Haaren nach hinten zog. Alexandra blickte stur gerade aus und schaute somit direkt in die kalten Augen des Vampirs.

„Schwöre es.“, sagte dieser mit samtweicher Stimme. Sein Blick hingegen zeigte, wie gerne er ihr das Herz bei Lebendigem Leibe aus der Brust reißen wollte, oder ihr zu mindesten die Lunge herausreißen wollte. Die Prinzessin wählte ihre nächsten Worte mit sehr viel Sorgfalt aus, da sie den Vampir nun für völlig durchgeknallt hielt. Seinen Blick nach, würde er sie am liebsten töten, doch er selbst hatte gerade noch gesagt, er wollte es nicht tun. So stellte sie sich eine grundlegende Frage: Wusste er überhaupt, was er wollte? Eines war jedoch klar, er wollte eine Antwort. Und er wollte sie jetzt.

„Ich versuche mich zwar ständig umzubringen, aber ich besitze so etwas wie Ehrgefühl. Das war ein Duell und hatte somit absolut nicht mit meinen üblichen Selbstmordgelüsten zu tun.“, versicherte die Brünette dem Vampir. Ihre Stimme war ein leises Quieken und Drake begann laut zu lachen.

„Wenn das so ist, ist es mir trotzdem egal. Ich werde mich von jetzt an, in jeden einzelnen deiner Alleingänge einmischen, wenn ich es für nötig halte.“, verkündete der Blutsauger und lies Alex sich hinsetzen. Diese drehte sich sofort protestierend um.

„Das wirst du nicht tun.“

„Und ob. Mein Spielzeug soll doch schließlich kein Eigenleben entwickeln.“, grinste er scherzhaft, seine Stimme war dabei jedoch ernst.

„Ich bin weder ein Hund noch eine Puppe. Zur Erinnerung, Ich bin die Prinzessin dieses Landes und kein Ding!“, rief die Brünette entsetzt und funkelte Drake böse an.

„Das ist dein Problem und nicht meines.“, sagte dieser desinteressiert und suchte seinen iPod in seiner Jackentasche.

„Ignorant! Ich verlange ja gar nicht viel, aber ein wenig Respekt kann ja wohl verlangen?“

„Verlangen schon, aber das heißt nicht, dass ich dich auch gleichwertig behandele. Meinen Respekt musst du dir schon verdienen.“, lachte Drake und entwirrte weiter den Kopfhörer.

„Ich halte mich mit meinen Mordfantasien ja nun schon zurück und du hast gesagt, dass es nichts bringt, wenn du mich wie ein kleines Kind behandelst. Warum tust du es dann trotzdem?“, fragte das Mädchen aufgelöst und sichtlich gekränkt.

„Ich unterhalte mich doch auf einem akzeptablen Niveau mit dir. Oder irre ich mich?“

„Es ist nicht die Art, wie du mit mir redest, sondern das was du sagt und dein Verhalten.“, schrie die Prinzessin. Drake hatte von dieser Unterhaltung nun genug und drehte die Musik auf, um die schreiende Prinzessin besser auszublenden. Am Gemütszustand des Mädchens änderte sein Verhalten jedoch nicht viel und die Prinzessin schrie munter weiter auf den Vampir ein.
 

Draußen saßen die drei Zokante noch um das Feuer und lauschten dem Geschrei der Prinzessin. Keiner sagte ein Wort und doch dachten sie alle dasselbe. Würden sie ihre Freiheit wieder erlangen, wenn das Ganze zu ende war? Dracula hatte zwar versprochen, ihnen nichts tun, aber würde er sein Wort wirklich halten? In den Vergangenen fünf Wochen waren sie eine große Hilfe für die beiden gewesen und sie waren sich fast sicher, dass Drake sie irgendwie mochte. Doch auch die drei hatten ihre beiden kurzzeitigen Begleiter ins Herz geschlossen und blickten mit Trauer, auf die bevorstehende Trennung, welches Ende sie auch immer nehmen würde. Genauer betrachtet, wollten sie gar nicht gehen müssen. Geplagt von diesen und noch einigen anderen unwichtigen Fragen schauten die drei Stumm auf die Festung und hofften, dass Alex dort nicht zu hören war.
 

Am nächsten Morgen nahmen die drei Zokante all ihren Mut zusammen und teilten ihre Entscheidung dem Vampir und der Prinzessin mit. Sie sagten auch, dass sie im Lager auf die beiden warten würden. Sie wollten sich nicht in die Angelegenheiten in Port Colegrath einmischen. Danach wollten sie das Duo zum Hafen begleiten. Alexandra bedankte sich und war insgeheim froh, dass die drei Zokante Nomaden waren und kein klares Ziel vor Augen hatten. Drake nickte nur zustimmend und machte sich mit der Prinzessin auf den Weg zur Festung.



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