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So finster wie die Nacht

von

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Hexentreffen

Kapitel 25

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Hexentreffen
 

June schlug blinzelnd die Augen auf und blickte zur Uhr. Es war schon kurz nach neun. Sie war auf der Couch eingeschlafen. Gähnend erhob sie sich, als es noch einmal an der Tür klingelte. Es überraschte sie Ryan zu sehen und dachte dabei unwillkürlich an seine SMS zurück. „Wolltest du nicht morgen anrufen?“, fragte sie ein bisschen schlaftrunken.

Ryan strich sich verlegen die Haare hinters Ohr. „Ja, schon.“

„Aber?“

Ryan schluckte.

Schließlich trat June einfach beiseite. „Komm erstmal rein.“

„Danke“, erwiderte Ryan lächelnd.

June blickte ihm nach, während sie die Tür hinter sich schloss. „Wie geht es Jason?“ Nach Mona fragte sie bewusst nicht, sie wollte es gar nicht hören. Die Anwesenheit der Vampirin im Hause Parker behagte ihr nicht.

Ryan legte seinen Mantel ab und nahm auf dem Sofa Platz. „Es geht ihm gut. Er hat bloß die Schule geschwänzt. Offenbar wollte er mit...“ Er zögerte. „Jason hatte ein paar Fragen.“ Monas Name gehörte nicht hierher. Überhaupt war das ganze Thema hier fehl am Platze.

June nickte bloß und setzte sich zu Ryan, schmiegte sich dabei sogar leicht an seine Schulter. Sein Leichtsinn und seine unbedachten Handlungen waren Gründe für ihre Trennung gewesen. Und es war weiß Gott nicht so, als würde June dies vermissen. Doch sie vermisste Ryan – und das ganz schrecklich. Obgleich es so vieles gab, was sie ihm berichten musste, schloss sie ihre Augen und genoss für einen kurzen Moment einfach nur seine Nähe. Die Wärme, die von ihm ausging, hatte eine beruhigende Wirkung. June lächelte und verschränkte ihre Finger mit seinen.

Die ganze Fahrt über hatte Ryan darüber nachgedacht, was er wohl sagen sollte. Es war ihm nichts einfallen. Jetzt, wo er hier war, erschien alles ganz einfach. Er musste nichts sagen, stattdessen wollte er einfach nur bei ihr sein. Mit dem Daumen streichelte über ihren Handrücken. Sie waren einander lange nicht mehr so nah gewesen. Unwillkürlich machte sein Herz einen Hüpfer. Stundenlang hätte er so sitzen bleiben mögen.

„Ich habe eine neue Nachbarin“, flüsterte June schließlich in die Stille hinein.

Ryan blinzelte überrascht, konnte offenbar nicht ganz einordnen, woraufhin dieser Satz abzielte.

June blickte auf und schaute ihm direkt in die Augen. Er würde ihr glauben – das beruhigte sie ein wenig. Und doch konnte sie sich noch immer nicht ganz daran gewöhnen solche Dinge auszusprechen. „Meine neue Nachbarin ist eine Hexe.“

Ryans Augen weiteten sich. „Eine Hexe?“

June nickte. „Ja“, antwortete sie langsam, bedächtig beinahe. „Das behauptet sie von sich selbst und ich glaube ihr. Ihr Name ist Carol Gray. Sie weiß von den Vorkommnissen der letzten Zeit.“

Das musste Ryan erstmal verarbeiten. Vampire und Hexen wurden langsam zu seinem Alltag und er konnte nicht behaupten, dass ihm das sonderlich gefiel. Aber es war ja auch nicht so, als hätte er eine Wahl gehabt. „Woher weiß sie das?“

„Mit ihren Fähigkeiten scheint sie die besten Anlagen für eine Spionin zu haben.“ June zog einen Mundwinkel nach oben, wurde dann aber gleich wieder ernst. „Sie will uns helfen.“ Nach und nach begann sie von dem Gespräch zu berichten, das sie mit Carol geführt hatte und welches für sie eine leise Hoffnung war.
 

Lilian schaffte es erst am späten Abend ihrer Familie und den anderen Hexen zu entfliehen. Nun stand sie vor Jasons Haus und wusste nicht so recht weiter. Sie schaute zu dem Appartement hinauf. Eines der Fenster war hell erleuchtet und sie glaubte Jason dort ausmachen zu können. Aber er war nicht allein. Sie kniff die Augen zusammen. Sein Bruder vielleicht? Aber nach einem Mann sah das nicht aus. Ein ungutes Gefühl überkam Lilian, ohne dass sie es sogleich benennen konnte. Ihr Instinkt meldete sich – Gefahr.

„Bist du nicht Lilian?“

Die junge Hexe zuckte erschrocken zusammen und drehte sich um.

Ryan lächelte. „Tatsächlich, du bist es. Willst du zu Jason?“

Lilians Herz raste, so sehr hatte Ryans plötzliches Auftreten sie aus der Fassung gebracht. Tief durchatmen, ermahnte sie sich in Gedanken selbst. Sie durfte sich nicht so gehen lassen, immerhin war sie nicht grundlos hergekommen. Sie nickte. „Ja, es gibt etwas, dass ich gern mit Jason besprechen würde.“ Erst jetzt erkannte Lilian, dass Ryan gar nicht allein war.

Hinter ihm tauchte eine Frau mit langem, blonden Haarschopf auf. Ihre Augen funkelten beinah amüsiert, ansonsten war ihr Blick entschlossen. Sowieso strahlte die ganze Haltung sogleich innere Ruhe, als auch Tatendrang aus.

„Das überrascht mich nun doch ein bisschen“, gestand Carol lächelnd. „Ich hätte nicht gedacht schon hier auf die Seherin zu treffen.“

Lilian verzog keine Miene. Dass jemand um ihre Fähigkeiten wusste, schockierte sie offenbar nicht im Geringsten. Hexen erkannten einander.

Jetzt war es Ryan, der verwirrt dreinblickte. Er schaute zwischen den beiden hin und her, zuckte dann aber bloß mit den Schultern. Es war so viel Seltsames passiert. Dagegen war das hier harmlos. „Lasst uns doch drinnen weiter reden. Die Straße scheint mir nicht der geeignete Ort dafür zu sein.“
 

Auf dem Weg nach oben blickte sich Ryan ein paar Mal verstohlen zu den zwei Frauen um. Sie schienen einander nicht persönlich zu kennen und doch herrschte eine Art stilles Abkommen zwischen ihnen, was Ryan gleichermaßen erstaunte und faszinierte.

Er schüttelte den Kopf und sah wieder nach vorn. Schon ein bisschen surreal die ganze Situation, aber man gewöhnte sich erschreckend schnell daran, dass das eigene Leben ablief wie in einem Film.

June hielt an ihrem Vorsatz nicht in Monas Nähe zu kommen fest, dafür hatte sich Carol erboten mitzukommen, um den „Hausvampir“ unter die Lupe zu nehmen.

Einigermaßen erstaunt war Ryan dann aber doch, als er Mona beim Betreten der Wohnung dort vorfand.

Jason sprang sogleich auf. „Ich wollte Mona nicht im Keller lassen, weil...“ Seine Rechtfertigung blieb ihm im Hals stecken, als die Wohnung sich so langsam füllte.

Ryan seufzte. Das Chaos war perfekt, sowohl in seinem Kopf als auch in den eigenen vier Wänden. „Ich koche uns erstmal einen Tee.“

Nur ein Brite konnte glauben, dass Tee die Dinge in einem anderen Licht erscheinen ließ.
 

Vor dem Haus stand erhellt vom Licht der Straßenlaterne ein junges Mädchen – kaum älter als 13 oder 14 Jahre. Ihr Haar trug sie zu altmodischen Ringellöckchen aufgesteckt. Auch ihre Kleidung sah aus, wie aus einem längst vergessenen Jahrhundert.

„Was verborgen bleiben sollte...“, murmelte ihr Zwillingsbruder neben ihr.

„...kommt langsam ans Licht“, führte Ninon seinen Satz zuende.

Noël verzog missbilligend das Gesicht. Seine grünen Augen funkelten dabei auf. „Lionel hat zu lang gezögert.“

„Es steht dir nicht zu, das zu beurteilen, Bruder“, sagte Ninon mit teilnahmsloser Stimme. „Wir sind nur hier um die Verräterin ihrer Strafe zuzuführen. Das – und nur das – ist unsere Aufgabe.“ Der Wind fuhr in ihre Rockschöße und bauschte ihr Kleid auf. Obwohl die Luft klirrend kalt war, erschauderte sie nicht einmal.

Mit der Spitze seines Schuhs stieß Noël einen Stein an. „Was tun wir jetzt?“

Ninons Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. „Wir warten.“
 

Fortsetzung folgt...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Taroru
2011-08-15T18:08:41+00:00 15.08.2011 20:08
und weiter? o.o
das war eindeutig zu kurz *lach*
dafür wieder umwerfend geschrieben ^^ ich mag die charas immer mehr *lach*
auch die beziehung unter den hexeen zum beispiel, finde ich sehr gut dargestellt. man merkt das sie anders sind, das wirkt aber nicht so übermenschlich, sondern einfach normal XD
und das finde ich gut ^^

ich bin gespannt wie es weiter geht ;p und hab noch so einige fragen, die beantwortet werden müssen ;p


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