Zum Inhalt der Seite

Little Brother + Big Brother =Chaos

Der ganz normale Wahnsinn!
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Herz aus Stein?

Das Unwetter tobte nun in vollen Zügen und ließ die Fensterscheiben von Innen klirren. Blitze erhellten den pechschwarzen Himmel. In der Zwischenzeit krochen unbemerkt ein paar Schatten in das Haus hinein und malten gespenstische Ungeheuer an die Wände.
 

Die Luft war immer noch schwül warm, aber nicht unangenehm und stickig bei den ganzen Regen, der die Temperatur grade erst ertragbar machte.
 

Trotzdem stand Marcel der Schweiß auf der Stirn. Unbeholfen wischte er eine nasse Haarsträhne nach hinten und bohrte die Zähne in seine Unterlippe. Vielleicht sollte er seine langen Haare beim nächsten Frisörtermin mal wieder kürzen lassen...
 

Das wäre eine Idee, aber gleichzeitig unmöglich. Marcel mochte seine blonden Haare, er identifizierte sich mit ihnen. Sie waren dick und seidig. Wenn er sie um seinen Finger wickelte und wieder losließ, sprangen sie voller Stärke und Volumen herunter. Wie man es von den Fernsehen-Werbungen für teurere Shampoos kannte, die aber sowieso nicht hielten, was sie immer versprachen.
 

Doch das war es nicht, was sein Herz zum Hämmern brachte. Seine Haare bildeten kein Problem. Dafür aber was anderes...
 

Sein Blick fiel auf Kims weißes Gesicht. Von Mephistos Erzählungen über die Nemesis und den Mischwesen hatte es sogar noch mehr an Farbe verloren, auch wenn das so gut wie unmöglich klang.
 

Na, wenigstens war Marcel nicht die einzige Person im Raum, der die Angst im Genick saß. Dennoch...
 

„Es gibt keinen Grund um in Panik zu geraten. Ich werde unsere Familie beschützen.“
 

Natürlich.

Kim war kein Feigling. Was sollte man auch schon anderes von ihm erwarten? Er würde alles tun, was in seiner Macht stand, um seine Liebsten zu Retten. Er würde Kämpfen, Morden und über Leichen gehen. Und wenn es sein muss, dann sogar alles Gleichzeitig.
 

Eigentlich sollte Marcel in Anbetracht dieser Tatsache ein Lächeln auf seine Lippen zaubern, doch ihm war nicht nach guter Laune, und das hatte auch seine Gründe...
 

„Das weiß ich doch Kiley. Aber ich mache mir trotzdem sorgen. Sie haben dich schon einmal schwer verletzt und wir wissen nicht, was die Nemesis noch alles auf den Kasten haben. Wer was, was geschieht wenn das nächste Mal aufkreuzen? Vielleicht haben wir dann nicht so viel Glück, wie beim ersten Mal.“ Warum fragen wir nicht Jeremy um Hilfe?“
 

„Nein, Marcel.“ sagte Kim mit fester Stimme und sah seinen kleinen Bruder eindringlich von der Seite an. „Wir können das alleine schaffen. Wir werden diese Krise bewältigen. Willst du, dein Leben lang immer nur in Jeremys Schatten stehen? Die Nemesis können sich meinetwegen auf den Kopf stellen, aber die werden von unserer Familie niemanden mehr angreifen und verletzten.“
 

Marcel schlug die Augen nieder. Auch wenn er sich nichts sehnlicheres wünschte als das, so richtig konnte er nicht an Kileys Worte glauben. Natürlich waren seine Geschwister mächtig, und Kim mochte zuversichtlich klingen, aber ohne Jeremy waren die Zwillinge einfach verwundbar. Wie eine Pistole mit Munition, aber ohne den Menschen, der seinen Finger an den Abzug legte.
 

Die Mischwesen spielten in einer ganz anderen Liga wie die Stone Face. Dylan sagte, sie seien die Krone der Schöpfung. Der Übermensch, die Erlösung Gottes; Erzengel in menschlicher Hülle und ausgestattet mit paranormalen Fähigkeiten. Herkömmliche Dämonen könnten nichts gegen sie ausrichten.
 

Als Marcel zögerte, sah er den üblichen Anflug von Starrsinn in Kileys schönem Gesicht. Wunderbar, wenn Kim so eine Miene aufsetzte, bereitete er sich innerlich besser schon mal auf die Flucht in sein Zimmer vor.
 

„Aber die Mischwesen haben unnatürliche Kräfte.“, flüsterte Marcel leise. Ohne es böse zu meinen, aber mit der Sorgen um seine eigenen Knochen, zog er schon mal vorsorglich seine Finger aus Kims Stahlgriff. „Im Vergleich zu ihnen, seit ihr doch nur normale Dämonen. Wie sollen wir auf diese Weise jemals gegen diese Monster gewinnen? Ich weiß natürlich das du und Daimon auch stark seid, aber... nun mal nicht stark genug. Ich habe Angst das sie euch verletzten... und umbringen.“
 

Eine Sekunde schien es Kim die Sprache verschlagen zu haben. Zwei, drei und vier Sekunden folgten, bis er ein spitzes Knurren über die Blutleeren Lippen stieß und damit das ganze Sofa in Vibration versetzte.
 

„Was hast du gesagt?“, zischelte Kiley und er verengte seine Augen zu Schlitzen. Er nahm einen tiefen Atemzug durch die Nase und lehnte seinen Körper bedrohlich nach vorne. „Wir sind doch nur... normale Dämonen. Habe ich das richtig verstanden, Blondie?“
 

Glücklicherweise hatte Marcel seine Hand schon zurückgezogen, denn so feste wie seine Bruder nun die Finger zur Faust ballte, wäre nicht mehr viel von ihr übrig geblieben, als ein weicher, deformierten Haufen Fleisch und Blut.
 

Wahrscheinlich würde Kim ihm sogar am liebsten eine Klatschen und sagen, dass er ganz bestimmt kein normaler Dämon war, der sich vor jungen, mutierten Weibern versteckte musste. Nur weil sie jetzt zusammen waren, bedeutete das für Marcel noch lange keine Narrenfreiheit...

Wenn Kiley Lust hatte ihm eine Ohrfeige zu geben, dann würde er das auch tun. In dieser Beziehung, stand er seinem Zwillingsbruder Daimon in Nichts nach.

Aber Gott sei Dank, saßen noch zwei weitere Dämonen im Raum und würde in diesem Fall das Jugendamt alarmieren. Oder Kim die Zähne aus dem Mund schlagen, bevor er auch nur die Hand erheben konnte. Bei Mephisto und Dylan bildete beides eine gutmögliche Option, sie waren beide unberechenbar. Einer Mehr, der andere Weniger.
 

Missmutig zog Marcel seine Augenbrauen zusammen. Ihr schöner, gemeinsamer Abend zu zweit rückte immer weiter in die Ferne. Nichts mit Kochen, nichts mit Kuscheln, nichts mit Küssen. Dann hieß es später Backpfeifen-Sturm, vielleicht ein paar geprellte Rippen und erst recht kein Abendessen.
 

„Du verstehst das völlig falsch.“, versuchte Marcel seinen Bruder zu besänftigen. „Ich will nicht andeuten das ihr Schwach seid, sondern.... normal. Ihr Lebt doch schon so lange unter den Menschen, könnt ihr überhaupt noch richtig Kämpfen? Nein... Vergiss das, das klingt auch Blöd. Was ich eigentlich sagen möchte... ihr habt ein viel zu gutes Herz. Ihr würdet doch NIEMALS diese Mädchen umbringen... Nein warte, das ist schon wieder Falsch. Wir MÜSSEN diese Mädchen umbringen, sondern Sterben wir selbst... Ja... komische Situation. Was habe ich eben nochmal gesagt? Was Nettes oder?“
 

Zur Mitte hin wurde Marcel immer leise, mit jedem weiteren Wort welches er sagte, verlor seine Stimme an Mut und Entschlossenheit. Am Ende stammelte er nur noch unverständliches Zeug vor sich hin, während Kim die Lippen zu einem Zähnefletschen nach hinten zog.
 

Ja ja, so viel zum Thema besänftigen. Grade hatte Marcel voller Elan einen imaginären Benzinkanister, in die imaginieren Flammen geworfen.
 

„Marcel Nickita Sandojé...“, kam es wie ein Schimpfwort aus Kileys hübschen, in diesem Moment grausam verzerrten Mund gekrochen.
 

Schon alleine die Tatsache, dass Kim ihn mit seinen vollen Namen ansprach bedeutete in etwa das Gleiche, wie den Schwarzhaarigen zu betrügen... beides beinhaltete für Marcel den Tod.
 

„Du reitest dich immer tiefer in die scheiße, merkst du das eigentlich?“, brummte Kiley und leckte sich einmal über seine trockenen Lippen, die Hand auf seinem Hals ruhend. Wieder spürte er diesen unangenehmen Druck von vorhin in seinem Mund.
 

Seine andere Hand fand den Weg auf Marcels Gesicht. Leicht strich sein Daumen über die zart geröteten Wangen des kleinen Menschen. Er spürte das leichte zittern der Haut unter seinen Finger und es war so wunderbar still...

Ruhe.

Er brauchte diese wunderbare Ruhe.

Ruhe, um sich von seinen Vampirzähnen und seinen wild schlagenden Herzen abzulenken.
 

Wenn dieser blonde, unwiderstehlich heiße Engel auch nur noch ein Wort sagte, würde er ihm ohne zu zögern das Gesicht zerquetschen.
 

Kim könnte sich den jähen Anflug von Groll und Aggressivität selbst kaum erklären, aber als Marcel ihn als >normalen< Dämonen bezeichnete, brach in seinem Inneren eine Stütze zusammen. Er war zwar wirklich ein normaler Dämon, aber für Marcel wollte er mehr als das sein...
 

Das was in seinem Körper zusammen gebrochen war, war eine wichtige Stütze die zu dem Käfig gehörte, indem er normalerweise das Stone Face gefangen hielt. Das Stone Face, welches seinen kleinen Bruder nicht nur begehrte, sondern ihm auch mehr an tun wollte... Es wollte Marcel Kratzen und Beißen. Nicht mit seinen menschlichen Zähnen und auch nicht aus Lust oder Spiel, sondern der Dämonen wollte seinen richtigen, gefährlichen und tödlichen Zähne in Marcels schmalen Hals bohren.
 

Wie in Trance ließ Kim vorsichtig die Hände von Marcels Gesicht fallen. Er fühlte sich so taub an, das er nicht mal den fragenden Blick seines Liebsten auf der Haut spürte.

Kiley konnte weder seinen eigenen Atem hören, noch konnte er das Schlagen seines Herzens spüren; dieser EINE Gedanke, in seinen Kopf wurde immer lauter und drohender.
 

Du hättest es merken müssen, schallte ihm sein Unterbewusst sein unaufhörlich.
 

Wie konnte das passieren? Wie konnte er plötzlich so einen tiefen Hass gegen über Marcel entwickeln? Er liebte diesen Jungen doch!
 

Der Stich der Erkenntnis fuhr durch Kims Körper und blieb in seinem wild schlagenden Herzen stecken. Die Antwort auf diese Frage lag doch genau vor seiner Nase...

Kileys leere, kalten Augen ruhten ausdruckslos auf einen Unsichtbaren Punkt in der Ferne, während er die nächsten Worte fast lautlos flüstere:
 

„Die Hitzeperiode...“, wisperte Kim mit tiefer, kratziger Stimme. Er ließ den Blick auf seine Hände fallen. Weiße Hände, Stärke Hände, Hände die ihm dazu trieben seinen kleinen Bruder zu packen und ihn vor allem Übel dieser Welt zu retten.

Warum bemerkte er diesen Umstand nicht schon viel Früher, verdammt?!
 

Die Hitzeperiode sorgte nicht nur dafür das das paarungsbereite Weibchen und Männchen zusammen fanden, nein nicht nur das, sondern sie erweckten auch noch den Drang im Männchen das Weibchen vor allen anderen möglichen Konkurrenten zu verteidigen.
 

Kiley wollte Marcel beschützen.
 

Er senkte seinen Blick und fasste die angespannten Gesichtszüge seinen kleinen Bruders in die Augen.

Marcels langen, blonden Haaren fiel ihm sanft über die schmalen Schulterblätter nach vorne...

Seine großen und runden Augen glitzerten voller Sorge zu Kim empor... Doch all die Schönheit die der Junge ausstrahlte, vermochte Kileys Stimmung nicht zu heben.
 

Ein ängstlicher Zug breitete sich auf Marcels Lippen aus: „Hey? Bist du in Ordnung...?“, er nahm Kims Finger wieder in seine Hand und übte leichten Druck auf die warmen und zugleich furchtbar stark zitternden Knochen aus.

Noch immer zeichneten sich unerschütterliche Sorgen in seiner blassen Miene ab, die kein seiner Worte oder Gesten hätte vernichten können.
 

Doch Kim konnte jetzt endlich wieder klar sehen! Der Schleicher vor seinen Augen öffnete sich zu dem Fenster, welches er solange und so verzweifelt in seiner Seele gesucht hatte.

Nun wusste er endlich, wieso er die ganze Zeit so Nervös war, warum er seit Tagen unter diesen ständigen Stimmungsschwankungen Lid, weshalb er immer so eifersüchtig wurde wenn er beobachtete wie Marcel in der Cafeteria mit seinen Freunden rum alberte...
 

Er wollte den Jungen für sich haben!
 

Nun wurde Kim auch klar, wieso er eben diese Wut auf Marcel verspürt hatte. Er hasste nicht ihn; Er hasste seinen menschlichen, sterblichen Körper der mit jeder verstrichenen Sekunde dem Tode immer näher kam.

Irgendwann würde die Zeit Marcel von dieser Erde tilgen.

Deswegen wollte auch das Stone Face in seiner Brust ihn auch beißen. Es wollte Marcel damit nicht töten, vielmehr wollte es ihm das Geschenk der Ewigkeit machen.
 

„Kiley... Bitte sag was. Du machst mir langsam Angst.“, hauchte Marcel angespannt und verhärtete seinen Griff um die fremde Hand. Sorge und Angst nahmen seiner Stimme die Stärke. „W- Warum gu..ckst du so komisch?“
 

„Du brauchst keine Angst haben, mein Kleiner. Mir geht es gut.“ , Kim bemühte sich, dass seine Stimme fest und so selbstsicher wie gewohnt klang, doch das Zittern seines Körpers hatte auch vor den Stimmbändern nicht Halt gemacht. Etwas unbeholfen umschloss er seine andere Hand Marcels seine.
 

Kim sah wie die sich rosigen Lippen seinen Bruders anspannten, und das Leuchten in den Seelenfenster in Tränen zu ertrinken drohte. Sanft beugte er sich nach vorne bis seine Stirn gegen die Marcels gepresst lag und sah ihn ruhig an, bis der Kleinen den Blick wieder hob.
 

„Ich meine es ernst, Marcel. Ich habe nichts, mir geht es gut. Um mich, brauchst du dir keine Sorgen machen.“
 

Mit hochroten Kopf wendete Marcel sein Gesicht ab und blies die Wangen auf. „Ist ja schon gut, man.“, flüsterte er leicht heiseren. „Ich habe es jetzt kapiert...! Dir geht es gut. Entschuldigung das ich mir Gedanken gemacht habe. Dafür musst du mir aber nicht sofort deinen Dickkopf vor die Stirn schlagen.“
 

Hilfe! Das war ja so peinlich... Was hatte er sich nur dabei gedacht?! Marcel wusste doch genau wie niedrig Kileys Hemmschwelle gegenüber der Öffentlichkeit lag, wenn er sich an gestern Mittag zurück erinnerte, wo Kim ihn auf dem Schulparkplatz geküsst hatte...!
 

Schnell versuchte er Kim nach hinten zu schieben und an etwas anderes zu denken, als an dem Atem seines Bruders, der ja so angenehm über seine trockenen Lippen strich.
 

Kim grinste leicht verzerrt und beugte seinen Oberkörper wieder vor, um dem Blonden einen flüchtigen, aber dennoch energischen Kuss auf die gerötete Wange zu drücken. „Ist gut. `tschuldige für die kleine Kopfnuss.“
 

„Du bist unmöglich, Kiley! Bleib mir bloß fern mit deinem Sabbermaul. Da kriegt man ja Plag!“, jammerte Marcel beschämt und schlug seine Hand auf Kileys Mund. Dieser kicherte leise auf und zuckte dann mit den Schultern.
 

„Komm runter, du Idiot. Das war nur eine einmalige Sache, weil du mir so verdammt leid getan hast! Kleine Mädchen die heulen, möchten ja auch umsorgt werden wenn sie sich beim Spielen auf die Fresse gelegt haben. Und du hast das selbe Gesicht gezogen...“
 

Mephisto, der die ganze Scene zwischen den Geschwistern beobachtete hatte, wendete den Kopf zu seinem eigenen Kleinen. „Na?“, fragte er schmunzelnd. „Kommt dir diese Zankerei irgendwie bekannt vor?“
 

„Hmm.“, machte Dylan und tippte sich nachdenklich auf sein Kinn. „Ich weiß nicht... Wir sind da irgendwie sensibler. Wenn wir uns Streiten, gibt es immer eine bestimmte Person die sofort Beleidigt ist. Aber wer war das nochmal...?“
 

„Du?“, meinte Mephisto scharf. „Wer ist denn immer derjenige, der sich sofort im Badezimmer einschließen muss wenn die Luft dicker wird?“
 

„Ach ja?!“, spie Dylan angriffslustig zurück. „Wer ist denn derjenige, der nach einem Streit ohne ein Wort zusagen Tagelang in die Unterwelt verschwindet?!“
 

Genervt verdrehte Mephisto seine Augen und schnalzte danach kurz mit der Zunge, während er den Rücken wieder gegen die Sessellehne gleiten ließ. „Wer sagt denn das ich da war? Vielleicht habe ich mich in dieser Zeit um die Informationen der Mischwesen gekümmert?!“
 

Plötzlich erstarrte Dylan zur Salzsäule. Langsam ließ sich ein Schatten auf sein engelsgleiches Gesicht niedersinken.
 

„Ach so. Dort warst du also in der letzten Woche? Du bist in die Labore eingebrochen und hast dich über die Mischwesen erkundigt?“, fragte er auf einmal leise, und doch ernsthaft. Er rief sich noch einmal die vergangen Tage ins Gedächtnis und erinnerte sich an Mephistos Abwesenheit. Jetzt konnte er sich endlich einen Reim auf diese Alleingänge des Höllenfürsten machen.
 

Selbstverständlich verließ kein Wort Mephistos Lippen, vielmehr lächelte dieser nur vor sich her und nickte kaum merklich.
 

„Und warum hast du mir nicht Bescheid gesagt?! Tage lang hast du kein Wort von dir hören lassen und ich dachte schon, das du wie eine beleidigte Leberwurst in der Hölle abhängst und mich verfluchst. Weißt du eigentlich, was ich mir für scheiß Sorgen gemacht habe!“
 

„So wie ich mich um dich?“, erwiderte Mephisto und hielt den zornigen Blick seines Sohnes gefangen. „Dann weißt du endlich wie es ist im Dunkeln zu tappen, weil ein gewisses Familienmitglied in deiner Gegenwart nicht seine Klapp aufbekommt. Davor die Tage ging es nämlich mir auch so beschissen!“
 

Vor Entrüstung klappte Dylan die Kinnlade nach unten. „Das war Absicht?“, fragte er mit kalter Wut in der Stimme. „Du wolltest dich nur an mir rächen, weil ich dir nichts von den Nemesis und meinen Kämpfen gegen ihnen erzählt habe?! Bist du denn Bescheuert?!“
 

Darauf nichts erwidernd, schlug Mephisto seine Beine über einander und stürze sein Gesicht mit der Hand ab. Er ließ Dylans Frage auf sich wirken und rollte mit den Augäpfeln, während er auf die dreiste Anschuldigung einging.
 

„Natürlich wollte ich mich an dir Rächen! Ich muss dir doch die Faxen austreiben bevor es überhandnimmt!“
 

„Red` kein Unsinn!“, stieß Dylan heftig aus und sprang auf die Beine. Die Situation entglitt immer mehr seiner Kontrolle. Anscheinend hatte er den Raum und den Ort an dem er sich grade befand, schon ganz vergessen. Aber manchmal war ein neutraler Boden die beste Variante um einen Streit ein für allemal aus der Welt zu schaffen. Nur Blöd, das sie während ihrer Meinungsverschiedenheit nicht alleine im Raum waren...
 

„Du hast total die Show abgezogen, du hattest sogar echt Tränen in den Augen! Und ich habe dir auch noch geglaubt und dich getröstet. Aber was machst du? Du verarschst mich von vorne bis hinten, Mephisto!“
 

Marcel und Kim wechselnd zwischenzeitlich einen kurzen Blick. Der Ausdruck in ihren Augen wirkte identisch, anscheinend dachten sie an das selbe: Hoffentlich gaben Dylan und Mephisto eine Warnung im Voraus bevor sie sich gegenseitig an die Gurgel sprangen!
 

„Sollen wir dazwischen gehen?“, flüsterte Marcel mit brüchiger Stimme.
 

Doch sein Bruder verneinte Kopfschüttelnd. „Nein. Lass sie das unter sich klären. Nachher sind wir es, die in der Schussbahn stehen und dann ist es Zapenduster. “
 

Auf dem Schlachtfeld hingegen stand die Zeit Still. Dylan und Mephisto beäugten sich so angriffslustig wie ein paar Hyänen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis einem von ihnen der Kragen platze und mit ihm wohl auch das gesamte Wohnzimmer. Nichts ungewöhnliches, sollte man bei zwei Dämonen ihres Ranges meinen...
 

Normalerweise gehörte Dylan zu den ruhigsten Personen auf dieser Welt und er konnte keiner Fliege etwas zuleide tun, aber von Mephisto genügte nur ein einziges falsches Wort und er ging in die Luft wie eine Handgrate.
 

Mephisto gähnte herzhaft. Er schien sich absolut keiner Schuld bewusst zu sein und schloss müde, aber zufrieden seine orangen Augen.
 

„Denk doch was du willst, Dylan. Es ist mir egal. Ich war nicht die Person die mit den Geheimnisskrämereien angefangen hat. Mein Kopf, hing nicht so wie deiner in der Schlinge und selbst wenn es so gewesen, hätte ich mich jederzeit von ihr befreien können. Du nicht. Du wärst nicht mal ansatzweise dazu in der Lage gewesen, auch nur eines dieser Mädchen im Ernstfall um zubringen. Dafür bist du einfach zu Gutherzig und zu Naiv.“
 

Emotionslos krallte sich sein Blick an das schneeweiße Gesicht seines Schützlings fest und er wartete auf eine Reaktion des Jüngeren. Wie zum Beispiel auf eine Entschuldigung oder ein Eingeständnis. Doch von Dylan kam nichts. Sein Mund kleiner Mund öffnete sich reflexartig, um wie gewohnt eine schlagfertige Antwort zu zischen, doch er schnappte stumm wieder zu. Stattdessen wendete Dylan nun seinen Kopf ab und starrte beleidigt an die Wand. Er wusste, dass er Recht hatte.
 

Diesmal schloss Mephisto seine Augen nicht, sondern er verengte sie zu zwei kleinen Schlitzen. Unschuldig schieß Dylan ein kleines Seufzen aus, doch diese sonst kaum nennenswerte Geste machte den Satan nur noch wütender, als er durch diese Ignoranz sowieso schon war.
 

„Es gibt Wesen...“, grollte er mit tiefer Stimme. „Die sind wie die Sonne. Sie strahlen und übertreffen alles und jenen in ihrer Gegenwart. Jeder ist von ihrer Stärke fasziniert, jeder möchte sie als Freund an seiner Seite wissen. Ihre Energie scheint nahezu unerschöpflich zu sein! Es gibt nichts, was sie nicht mit ihrem guten Willen erreichen können. Das Schicksal öffnet den Glücklichen jede noch so kleine Türe. Und doch... und doch gibt es immer einen Schatten, der sie überall hin begleitet. Einen Schatten, der klug ist und jede ihrer guten Taten zu verhindern versucht, weil diese feierlichen Idioten einfach nicht merken, dass sie sich damit selbst zerstören. Dass sie ihre Energie in die falschen Ziele stecken. Dass sie von ihren vermeintlichen >Freunden< nur ausgenutzt werden! Und letztens Ende stehen sie alleine da und sehen nur noch den Abgrund vor ihren Augen. Nun liegt die Entscheidung ganz alleine bei der betroffenen Person: Möchte sie weiter machen wie bisher und riskieren, das sie irgendwann in das Loch fällt und nie mehr raus kommt, oder... Oder geht sie einen Schritt zurück, strafft die Schultern und erkennt seine wahren Ziele. Seine wahren Freunde. Und die wahren Dinge, die ihnen gut tun. Ich für meinen Teil habe diese Entscheidung schon vor vielen Jahrtausenden getroffen. Und jetzt bist du an der Reihe, mein geliebter Sohn...“
 

Um seine Worte zu untermauern stand Mephisto auf und warf sich seine Lederjacke über die Schultern.
 

Plötzlich wurde Dylan rot. Seine Wangen verfärbten sich und aus Mephistos Sicht wirkte das vielleicht entzückend, doch machte es ihm auch klar, wie jung und naiv sein Sohn noch war.
 

Kurz darauf konnte Mephisto spüren, wie die Stimmung im Raum umschlug: Bis grade eben hatte Dylan noch wie eine gefährliche Kobra ausgehen, und nun zeichnete sich Kränkung und Schmerz in seinen hellen Augen ab.
 

„So? Ich mache mich also kaputt?“, fragte Dylan mit zittriger Stimme. „Ich verliere mich selbst, nur weil ich das beschützen möchte, was mir am Herzen liegt? Steuere ich Blind auf den Abgrund zu? Du hältst mich für einen dumm und naiven Jungen, der noch nicht mal sein eigenes Leben nicht beschützen kann?“
 

Mephisto schluckte schwer. Auch wenn er es so meinte, wie Dylan es grade wiederholt hatte, fühlte er sich plötzlich schlecht. Wie konnte er dem ihm auch nur so unbedachte Vorwürfe machen?„Dylan, du bist mein Sohn... Verstehst du nicht, das ich dich nur beschützen möchte?“
 

Dylan entglitten die Gesichtszüge, doch er stand still. Mephistos Worte lagen schwer auf seine Seele, denn tief in seinem inneren wusste er, dass sein Vater recht hatte. Er half wirklich jeden der ihm um Rat bat, und vernachlässigte dabei gut und gerne seine eigene Sicherheit. Besonders wenn es um junge Mädchen oder schüchterne Jungen ging. Nicht hier, aber dort wo er früher gewohnt hatte, gab es immer mal wieder irgendwelche Menschen die diese Gutmütigkeit für ihre eigenen Zwecke ausgenutzt hatten.
 

Vorsichtig erhob er sich von dem Sessel, der sofort verschwand nachdem er ihn losgelassen hatte, und griff nach seiner Jacke. Tränen der Wut und des Schams stiegen in seine Augen und kullerten die zitternde Wange runter.
 

„Du hast genug gesagt, Vater...“, erwiderte Dylan mit zusammengepressten Lippen. „Ich habe dich klar und deutlich verstanden.“
 

Mephisto musterte Dylan mit traurigen Augen. Er machte einen Schritt nach vorne, aber der Weißhaarige ließ ohne ein weiteres Wort zusagen an ihm vorbei und betrat den Hausflur.
 

„Wo willst du hin, Junge?“, rief er dem grade Verschwundenen besorgt hinterher.
 

„Nachhause!“, lautete die gezischte Antwort und das Klicken einer sich öffnen Türe ertönte.
 

Mephisto schnaufte aufgebracht und zog hektisch den Reißverluss seiner schwarzen Lederjacke nach Oben. „Dann warte... ich komme mit! Oder willst du bei diesem Sauwetter laufen?“
 

„Ich bin nicht aus Zucker. Außerdem meine ich das nicht, mit Nachhause.“
 

Inzwischen war Mephisto selbst im Hausflur angekommen, und konnte grade noch sehen wie Dylan aus Wut in seine Unterlippe biss und die Augen bedrohlich zu funkeln begannen. Wann immer dieser Ausdruck von wilder Entschlossenheit auf seinem Gesicht erschien, bedeutete das etwas Schlechtes.

Mephisto würde es zwar niemals laut aussprechen, denn täte er es, würde er sich eigenhändig kastrieren, aber wenn er ehrlich sein durfte, dann bekam er es grade mit der Angst zu tun.
 

„Was meinst du denn damit?“, erkundigte sich der Höllenfürst auf einmal unsicher.
 

„Ich werde nach Russland gehen und das Grab meiner Eltern besuchen. Was dagegen?“
 

Vor entsetzten Klappe Mephisto die Kinnlade runter. Hatte er sich grade Verhört oder war das echt gewesen? Nach ein paar Sekunden ließ er ihn wieder zuschnappen, öffnete ihn wieder und biss sich auf die Zunge.
 

Scheiße.
 

Er musste Dylan aufhalten. Aber wie sollte er das schaffen?
 

Irgendetwas in seinem Inneren, wie ein Siebter Sinn, riet Mephisto das er Dylan unter keinen Umständen aus dem Haus gehen lassen durfte. Nicht in diesem Moment, nicht wo er so aufgewühlt war. Dylan musste hier bleiben, sich weiter mit ihm Streiten und an seiner Seite bleiben... Einfach nicht weg gehen. Er musste seinen Sohn im Augen behalten können.
 

Angst. Dies löste diese simple Aussage in ihm aus.
 

„Nein...! Aber... warum so plötzlich? Du warst die letzten 50 Jahre nicht mehr dort und jetzt auf einmal willst du gehen. Sofort? Mitten in der Nacht, wo es wie aus Eimern schüttet “
 

„Das ist nicht dein Problem.“, erwiderte Dylan, ohne mit der Wimper zu zucken und hob den Blick, um Mephisto in die Augen sehen zu können. „Du brauchst heute Nacht nicht auf mich zu warten, ich weiß nicht genau wann ich - “
 

„NEIN!“, fuhr Mephisto ihn barsch an. Rasch schüttelte er den Kopf und streckte die Hände aus um Dylans Schulter zu umschließen. „Nein Dylan... Du bleibst hier. Wenn...wenn du unbedingt deine Eltern besuchen möchtest, dann gehen wir zusammen. Morgen. Direkt Morgen früh fahren wir los, aber bleib hier. Bleib bei mir.“
 

„Jetzt reiß dich mal zusammen, Mephistopheles! Du hast keinen Grund um hier irgendwelche Paranoiden Vorstellungen zuschieben.“, blaffte Dylan. Er fing an zu zucken und wie wild gegen den eisernen Griff seines Vaters anzukämpfen. „Du bist es nicht derjenige der am Abgrund steht und der Finsternis ins Auge blickt. Derjenige bin ich! Oder hast du das schon vergessen?“
 

Mit jeden weiteren Wort welches Dylan ihm entgegen schleudere, sank Mephistos Mut und Zuversicht. Langsam ließ er die Hände von Dylans schultern rutschten." Und ich wäre auch die erste Person, die dir in diesen verdammten Abgrund folgen würde. Darauf gebe ich dir mein Wort.", beteuerte er unverdrossen.
 

Allerdings schnaubte der Albino geringschätzig ohne auch nur eine Gefühlsregung zu zulassen. „So? Jetzt auf einmal. Wohin klang das aber noch ein bisschen anders. Na, nagt das schlechte Gewissen jetzt doch an dir, Meister?“
 

„Dylan!“
 

„Was ist denn?“, fragte der Angesprochene unschuldig. „Ich habe doch gar nichts gemacht. Seit wann stört es dich, dass man dich mit deinen Adelstitel anspricht?“ Mit geschlossenen Augen und einem vergnügten, doch kalten und freudlosen Lachen überschritt Dylan die Türschwelle und verschmolz anschließend mit der Dunkelheit.
 

„Dieses Kind treibt mich in den Wahnsinn!“ Mephisto gab ein geschocktes Geräusch von sich, welches einem Mann der grade einen Herzinfarkt erlitten hatte, gleich kam. „Und das wird jeden Tag schlimmer!“
 

Gut, Dylan war schon immer ein Junge gewesen, der seinen Emotionen und Gefühlen freien Lauf lief. Er war brutal Ehrlich und er liebte die Offenheit. Aber musste er mit seiner übertriebenen Stimmungsschwankungen und Launen allen Anderen auf die Nerven gehen, und Mephisto sogar an den Rand des Wahnsinns treiben?
 

Seine Stirn war immer noch in Falten gelegt und seine Lippen hatte er inzwischen zu einem beleidigten Schmollmund verzogen. Mephisto hob den Kopf und starrte einige Sekunden lang an die Decke, bevor er sich leicht nach hinten drehte. Ein weiteres tiefes, seufzen entfloh seinen Lippen. Er hoffte noch immer, dass er bald aufwachen würde und das alles sich nur als ein schlechter Traum entpuppte.
 

„Dieses Kind...“, wiederholte Mephisto ein noch mal leise und suchte dann den Blick der Geschwister. „Tut mir leid, Marcel und Kiley. Ich muss gehen und Dylan einholen. Wer weiß, was der Junge in seinen labilen Zustand so alles anstellt.“
 

„Natürlich.“, antwortete Marcel besorgt. „Beeil dich bevor er nachher über alle Berge ist.“
 

Sein Herz schlug nicht mehr, es hämmerte so hart gegen seine Rippen, als würde es reißausnehmen vor dem nehmen wollen, was ihm Angst machte. Es war ein Glück, das Kim wieder seine Hände hielt, denn ansonsten hätte es Marcel sicher wieder mit einen gefühlten Liter Tränen zu tun bekommen.
 

Arg! Für einen Mann war er so doch wirklich eine verdammte Heulsuse!
 

Aber... Dylan war noch schlimmer!

Was dachte sich sein Freund nur mit seiner Aktion? Warum musste er Mephisto bestrafen, indem er einfach fort lief und ihnen nun das Grauen im Genick saß?!
 

Ok, ok. Marcel musste zugegen, das Mephisto ja nicht ganz Unschuldig an dieser beschissenen Lage war. Hätte er Dylan von Anfang an gesagt, das er nicht zu Hause war um Informationen über die Mischwesen und den Nemesis einzuholen, dann hätte Dylan dafür sicherlich Verständnis gezeigt, und die Situation wäre nicht in diesem Rahmen eskaliert, wie grade eben.
 

Wie auch immer. Mephisto besaß eine ziemlich verkorkste Vorstellung von einer gerechten Strafe.
 

“Oh Mann...” Ein langgezogenes Stöhnen war plötzlich zu hören, als Kiley den Kopf gegen seinen aufgestützte Faust sinken ließ. “Ich weiß nun warum ich mir Vorgenomen habe, niemals Vater zu werden. Mit diesen Gören hat man aber auch nichts als Ärger. Bäh. Schlimm! Und ich dachte schon, das nur Weiber während der Pubertät nervig sind.”
 

Dabei piekte er Marcel leicht in die Wange, der dadurch erschrocken auf quiekte und

gleich einen roten Kopf bekam.
 

„Was ist...?!“, blaffte er seinen älteren Bruder peinlich berührt an. Ein Prickeln auf seiner Haut signalisierte ihm, dass mehr als nur ein Augenpaar auf ihm lag. Mürrisch beschloss Marcel diese fließend zu ignorieren.
 

Doch Kim rümpfte nur unbeeindruckt die Nase. „Hab ich recht?“, fragte er spitz. „Du willst doch hoffentlich auch keine Kinder in die Welt setzten, oder? Als Onkel kannst du Daimon und mich nämlich sofort vergessen. Wir würden den Puten ohnehin nur Scheiße beibringen.“
 

Irritiert blinzelte Marcel ein paarmal. Okay, Kim redete eindeutig komisches Zeug. Vielleicht, hatte er mit seinen Freunden in Thirsk doch einen über den Durst getrunken.

Aber den leichten Anflug von Eifersucht in seiner Stimme, hatte Marcel trotzdem nicht überhört...
 

Ob Kim sich wohl Kopfschmerzen um die Zukunft und um ihre Beziehung machte? Wollte er insgeheim wissen, wie lange er an Marcels Seite bleiben konnte, bis dieser eine Familienplanung in Angriff nahm?
 

Irgendwie rührten ihn Kims idiotische Bedenken.
 

Ein Hauch Röte legte sich auf Marcels Wangen, bevor er leise antwortete.
 

„Ich weiß nicht...“, gestand Marcel und machte eine Schnute. „Dafür muss ich erstmals die richtige Frau finden und so einfach ist das für mich nicht. Die meisten Mädchen in meiner Altersklasse, halten mich doch selbst für eins. Ob ich dann später einmal gute Karten bei ihnen habe, bezweifele ich wohl sehr. Ernstnehmen tut mich heute noch keine. Sie sehen in mir doch eher eine Konkurrenz, statt ein männliches Wesen.“
 

„Glück für dich.“, summte Kim zufrieden und ein kleines grinsen schlicht sich auf seine Züge.
 

Dann stand er auf und ging auf Mephisto zu. Freundschaftlich steckte Kim ihm die Hand entgegen, doch der Blick seiner Augen blieben weiterhin wachsam und ungebrochen. Er konnte diesen Mann überhaupt nicht einschätzen. Was ging in seinem, wohl gemerkt hübschen, Kopf nur vor sich?

Ein zynisches Lächeln zeichnete sich auf Kims Gesicht ab, intelligent war der Dylans Vater immerhin.
 

„Danke das für die Informationen. Anscheinend bist du doch nicht so verkehrt, wie ich anfangs dachte.“, Kiley nickte Mephisto kurz zu. Er konnte das Aftershave des Mannes riechen und es bereitete ihm Magenschmerzen, zumindest den Teil seiner Seele, der ein Dämon war.
 

„Gleichwohl.“, erwiderte Mephisto seinerseits und ergriff die dargebotene Hand, um sie zu schütteln.
 

*xXx*
 

„Dieser... Kerl!“, zischte Kim und seine zur Faust geballten Hand zitterte leicht. Genervt ließ er sich neben Marcel in die Polster fallen, nachdem er Mephisto zur Türe begleitet hatte. Auf den Weg dorthin musste er allen Mut und Selbstbeherrschung zusammen kratzte, die er finden konnte.

„Was lässt du nur für zwielichtige Typen in das Haus? Hat Jeremy dir nicht beigebracht, das du Fremden nicht die Türen auf machen sollst?“
 

„Er ist kein Fremder. Und Zwielicht erst recht nicht.“ Das leichte Zittern in Marcels Stimme ließ sich nicht verleugnen, doch er vermutete eher, dass dies eher auf die Sorge um Dylan zurück zuführen war. „Ich habe Mephisto schon oft getroffen und -“
 

„Ja, ja ich weiß. Und er uns schon wer-weiß-wie-oft geholfen. Das hast mir alles schon mal erklärt Marcel, aber danke, für die nochmalige Zusammenfassung. Manchmal bin ich ja so schrecklich vergesslich.“, meinte Kiley und sein Tonfall klang scharf und schneidend.
 

Marcel seufzte leise. Jetzt kam wohl das Verhör, welches er schon bereits vor gut fünfundvierzig Minuten erwartet hatte. Glücklicherweise war sein Bruder so charmant gewesen, dies nicht vor Dylans und Mephistos Augen zu tun, sondern zuwarten, bis sie alleine im Raum waren...
 

Naja, fast alleine. Aber Kuroro lag noch immer Ohnmächtig hinter ihnen.
 

Ein zartes Streicheln an seinem Oberschenkel ließ Marcel schließlich wieder nach Oben schauen. Allein durch diese kleine Geste stellten sich alle Nackenhärchen von ihm auf und ein Kribbeln durchzog seinen schmalen Körper. Als er denn Blick vollständig gehoben hatte, begegnete er einem strahlenden Augenpaar.
 

„Ich will mich nicht mit dir Streiten.“, gestand Kim sanft und wirkte plötzlich wie ausgewechselt. Seine Augen fuhren runter zu Marcels knapper Shorts und dieser meinte, ein kurzes Aufblitzen in ihnen zu erkennen und je tiefer Kims Blick wanderten, desto deutlicher zeichnete sich ein wölfisches Lächeln auf seinen Zügen ab. „Hübsch hast du dich gemacht. Ich mag, es wenn du diese knallengen Hotpants trägst. Sie betonen deine langen Beine.“
 

Marcel wollte soeben entgegnen, wohin sich Kim seine dämlichen Anmachsprüche stecken konnte, als dieser einfach den Kopf senkte und seine Lippen für einen keuchen Kuss auf Marcels Mund platzierte.
 

Kurz stand der Blonde unter Schock. Doch es dauerte nicht lange, bis er sich wieder entspannt hatte und seine Fingerspitzen über Kims Nacken fahren ließ. Sanft streichelt dort er die feinen Härchen und ein wohliges Seufzend schlug warm gegen seinen Mund. Auch wenn Marcel der Kuss ein wenig überrumpelt hatte, war es ihm keinesfalls abgetan und wollte Kim dies auch beweisen. Seine Lippen schmiegten sich zärtlich gegen die seines Geliebten. Gleichzeitig schien auch Marcels Zunge erwacht zu sein und zeichnete unsichtbare Muster auf Kims harte Unterlippe.
 

Kim lächelte, als er den Kontakt ihrer Lippen unterbracht und seine halb geschlossen Augen wie die Sterne am Himmel funkelnd. „Na, Gefällt dir das?“
 

Unendlich vorsichtig stahl er sich noch einen weiteren Kuss, glitt dann sanft über Marcels Kinn nach unten und folgte der Linie des schmalen Halses. Als ein warnendes Brummen aus der hübschen Kehle erklang, stoppte Kim sein Tun abrupt.
 

„Aber du lässt mir doch gar keine Zeit zum Antworten.“, hauchte Marcel sanft gegen Kims Haare. „Aber es gefällt mir.“ er errötete leicht. „ Du bist ein guter Liebhaber.“
 

„Dafür habe ich auch lang genug Üben müssen.“, murrte Kim und drückte seinen Kopf gegen Marcels Stirn. Sanft strich er ihm eine blonde Haarsträhne aus den Augen. Als Antwort konnte Marcel nur lächeln.
 

Bevor er sich wieder nach hinten lehnte, räusperte Kim sich kurz, Marcel aber in einer schnellen Bewegung unbeirrt gegen seine Brust gedrückt hielt, was sowohl ihm selbst, als auch Marcel ein freudiges seufzten bescherte.
 

„Was hat er Kerl eigentlich mit Kuroro angestellt?“
 

Marcel summte angespannt. „Er hat ihn an die Decke gehängt.“
 

„Was? Das ist doch ein schlechter Scherz!“, rief Kim überrascht aus und wendete sich sofort dem Werwolf zu. „Oh weh, dann hatte ich wohl recht mit der Annahme das man Dylans Dad besser nicht verärgert.“
 

Beinahe trotzig führte Marcel Kims Hand an seinen Mund und drückt ihn kurz darauf, einen behutsamen Kuss auf die Finger. „Kuroro hätte Dylan auch fast verletzt. Ich will damit jetzt nicht Mephistos Verhalten rechtfertigen, aber sobald es um ihn geht, mutiert Mephisto zum Vollblut Papa. Und ein bisschen kann ich ihn auch verstehen: Es ist fast so wie bei Jeremy.“
 

Einen Moment blieb es still, dann lachte Kim dunkel auf. Seine Finger zuckten wie von selbst nach Unten und zwickten Marcel einmal flink in die Nase, was ihm ein langgezogenes „Aua, du Penner!“ einbrachte. Dem folgte ein leichter Schlag gegen seinen Oberarm.
 

„Aber Jeremy kann man deutlich besser einschätzen. Bei diesen Typen... Mephisto war doch sein Name?, ist das unmöglich. Der Kerl ist wie ein Gott-verdammtes Buch mit sieben Siegeln. Wenn ich ihm ins Gesicht schaue, kann ich keinerlei Emotionen deuten. Er wirkt so Maskenhaft, so Aufgesetzt.“
 

Plötzlich ertönte das elektrische Summen eines Handys und die Geschwister fuhren wie vom Blitz getroffen zusammen.
 

„Mist.“, rief Marcel und drückte die Hand auf seinen Mund. Fast hätte er einen Schrei ausgestoßen und damit wohl Kuroro aus seinem Schlaf gerissen.
 

„Das ist meins. Chill mal, Kleiner.“, ermahnte ihn der Ältere schmunzelnd.
 

Dann hob Kim sein Becken an und schob eine Hand in die Seitentasche seiner engen Röhrenjeans, um das lästige, brummente Ding zu ergattern.
 

Marcel beobachtete dies mit zusammen gepressten Lippen. Für einen Moment konnte er einen kurzen Blick auf Kims flachen Bauch erhaschen, und die Muskeln welche er dort erblickte, ließen seine Testosteron-Produktion vor Freude in die Höhe schießen.
 

Oh man! Marcel riss sich von dem Schauspiel los und schaute stattessen an die Decke. Wie lange war er nochmal mit Kim zusammen? 10 Stunden? Höchstens! Und trotzdem konnte er seine perversen Gedanken kaum in Zaun halten und würde seine Finger am liebsten auf diesen schön, definierten Bauch legen. Er wollte nur mal testen, ob er sich auch so gut anfühlte, wie er aussah.
 

Und dabei hatte er sich bis jetzt immer über diese ganzen Teenager aufgeregt, die schon nach wenigen Tagen mit ihren Partnern im Bett landeten, und er selbst sollte keinen Deut besser sein?
 

Warum musste SEIN Freund auch nur so verflucht Heiß aussehen, und der Inbegriff des Nächtlichen Liebensspiels darstellen?!
 

Obwohl, gegen ein bisschen Kuscheln und Küssen hätte Marcel nichts einzuwenden...
 

Dennoch biss er die Zähne zusammen, holte noch einmal tief Luft und ließ seinen Kopf dann wieder gegen Kims Brust sinken.

Ach, zum Teufel mit seinen Hormonen!

Irgendwie wurde Marcel das sichere Gefühl nicht los, das dieser Abend doch langer werden könnte, als es seinen Pubertären Gehirn gut täte.
 

„Ah!“, rief Kim plötzlich auf und zog sein grade gefundenes Handy hervor. Mit ein paar raschen Fingerbewegung öffnete er die Nachricht und begann zu lesen.
 

„Und?“, wollte Marcel nach wenigen Sekunden des Schweigens wissen.
 

„Eine SMS von Daimon.“, murmelte Kim, ohne das er seine Augen von dem Bildschirm abwende und die Augenbrauen hoch zog.
 

Eine Sekunde verging in Stille, dann noch eine. Und als Marcel schon dachte, das er ignoriert wurde, reagierte Kim mit einem typischen Zungeschnalzen.
 

„Oh man, Daimon.“, seufzte Kim schließlich. Er legte den Kopf in den Nacken, wo er kurz seine Augen verdrehte. „Alter... muss das sein?“
 

„Was denn? Was schreibt er? Wo ist Daimon überhaupt?“
 

In diesen Moment wünschte sich Marcel nichts sehnlicheres als einen Art Röntgenbild herbei, mit der er das Handy in Kims Hand durchleuchten könnte, nur um zu wissen, was Daimon den tolles geschrieben hatte und seinen Zwilling damit so zum grübeln brachte.
 

„Er fragt ob ich sicher zuhause angekommen bin. So ein Horst! Ich bin der Ältere und eigentlich sollte ich derjenige der sich um Daimon sorgt, aber nein, der muss natürlich die Glucke spielen, Idiot.“ Kim presste seine ohne hin schon weißen Lippen zu einer noch schmaleren Linie zusammen. „Er ist noch mit unseren Freunden in der Kneipe, aber ich glaube er hat bemerkt dass ich mich heute Abend anders verhalten habe, als sonst.“
 

Auch wenn es schwer zu begreifen war, eines musste man Daimon lassen; Was die Belangen seiner Freunde und Familienmitglieder anging, besaß er so etwas wie einen siebten Sinn. Wann immer einer seiner Bekannten ein Problem mit sich rum schleppte, gehörte Daimon zu den ersten Personen, die diesen Umstand bemerkten. Sachen, um die er sich sonst nie zu kümmern schien.

Auch wenn Daimon nach außen hin immer den gefühlskalten, kaltschnäuzigen und unsensiblen Klotz präsentierte, sah es tief in ihm drin anders aus.
 

„Was regst du dich denn so auf?“, fragte Marcel und genoss die Wärme, welche von Kims Körper ausging. „Das ist doch irgendwie... niedlich. Daimon mag dich nun mal, er macht sich nur Sorgen um deine Gesundheit.“ Dann grinste er schief und nutze die Gelegenheit um einmal unbemerkt in die fremde Hand zu beißen. „Außerdem bist du doch sowieso sein Lieblings-Bruder!“
 

„Tzz! Wir sind Zwillinge! Er sollte sich auch nur mal ansatzweiße wagen, einen anderen lieber zu mögen, als mich! Immerhin bin ich der perfekte Bruder.“, erwiderte Kim und strich sie dunkel Strähne hinter sein Ohr.Und diese flüchtige Bewegung wirkte so Arrogant, das sie seine Aussage nur nochmal dick unterstreichen konnte.
 

Automatisch sah Marcel zu Kim hoch und auch wenn dieser versuchte unauffällig zu wirken, indem er interessiert seinen schwarz lackierten Fingernägel betrachtete, wurde doch er von seinen leicht roten Wangen verraten.
 

Na! Jetzt war es für Marcel sofort klar, dass Kim sich insgeheim von Daimons Sorge und Beachtung geschmeichelt fühlte.
 

Und diesen Gedanken musste er auch sofort laut aussprechen.
 

„Och Herm, Kim!“, Marcel schmunzelte und stieß einen kurzes, mädchenhaften quicken aus. „Du wirst ja ganz rot. Ist das Süß! Komm schon, du kannst es ruhig zugeben. Du fühlst dich gerührt!“
 

„Halt die Klappe.“, fauchte Kim und schlug einmal seinen Ellenbogen zur Seite. „Halt einfach die Klappe, Marcel!“
 

Doch Marcel dachte gar nicht erst daran, auch der rüde Schlag in seine Rippen konnte das breite Grinsen nicht aus seinen Gesicht vertreiben.

Es kam höchst selten vor, das Kim mal etwas peinlich war, und das wollte er nicht Kommentarlos unter den Tisch fallen lassen.
 

„Gib es zu, du findet das auch total knuffig von ihn!“, prustete Marcel. Danach rückte er sicherheitshalber schon mal einen halben Meter zu Seite, doch weit kam er nicht, da Kim mit seinen angewinkelten Beine den Weg versperrte und er, naja, dessen wurde sich Marcel grade selbst erst so richtig bewusst, genau dazwischen saß.
 

Okay, soviel zum Thema Flucht.
 

„Red´ nur weiter, Süßer.“, grollte Kim, während eine Ader gefährlich an seiner Schläfe zuckte. „Wenn dein Gesicht irgendwann schmerzhaft krachend auf der Tischplatte landet, weißt du wenigstens, wodurch du das verdient hast.“ Mit einem grimmigen Glitzern in den Augen nickte Kim und legte die Hand auf Marcels Hinterkopf, um ihn schon mal recht unsanft in Richtung Fußboden zu drücken.
 

Sofort musste Marcel schlucken. Sein Bruder gehörte zweifelsohne zu den wenigen Personen auf dieser Welt, die wirklich zu ihrem Wort standen, und demnach würde er gleich eine platte Nase haben, wenn er nicht schleunigst den Mund hielt.
 

Er knirschte Schmerzerfüllt mit den Zähne. „Ist ja schon gut. Ist ja schon gut, ich hab´ es kapiert, Kiley. Lass mich wieder los... aua!“

Wenn Kim nicht gleich die Finger aus seinem Nacken nahm, hätte er nicht nur mit einer gebrochenen Nase zu kämpfen, sondern auch noch ein gebrochenem Genick!
 

„Was hast du gesagt?“, fragte Kim scheinheilig. „Sag das bitte nochmal, ich habe dich nicht verstanden. Kann das sein, das du neuerdings ein bisschen nuschelst?“
 

„Arg! Du elender Sadist! Du brichst mir gleich den Hals!! Tut mir ja leid, Mensch!“
 

„Schon besser.“ Zufrieden brummelnd ließ Kim von ihm ab und gewährte Marcel sich auf zurichten.
 

Rasch zog dieser die Luft ein. Ein leichtes grummeln entwich seiner Kehle, als er dort ein unangenehmes ziehen vernahm: Die einzelnen Atemzüge brannten zwar in seinem Hals, aber ansonsten ging es ihm gut. Verhältnismäßig gut.
 

Und fuck, dafür das Kim den Zierlichsten seiner älteren Geschwister darstellte, so trug er doch ganz schön viel Kraft im Leib. Was war Marcel doch Glücklich das Kim in der Vergangenheit nie, oder wenn nur selten eine Hand gegen ihn erhoben hatte.
 

„Du bist so fies.“, jammerte Marcel während er geistesgegenwärtig über seinen pochenden Hals strich. „Jetzt tut mir wegen dir alles weh! Musst du gleich so grob werden und mich halb strangulieren!?“
 

Das grinsen welches sich dann nun auf Kileys Gesicht abzeichnete, bewies das er sich weder verantwortlich fühlte, noch Mitleid hatte. „Das hast du dir selbst zu zuschreiben. Ich weiß nicht ob ich es dir schon mal so deutlich gesagt habe wie jetzt, aber komm bloß nicht auf die dumme Idee, mich zu Ärgern. Nur weil wir zwei jetzt ein Paar sind, heißt das noch lange nicht, und vor allem erst recht nicht, das ich dir Alles erlaube. Ich Gegenteil...“, sagte Kim und sein Lächeln wurde noch eine Spur breiter. „...Jetzt musst du erst recht auf mich hören, weil ich dir nun wirklich, wirklich weh tun kann.“
 

Marcel konnte gar nicht so schnell registrieren, was da gerade mit ihm passiert, da lag er auch schon mit dem Rücken auf das Sofa gedrückt unter seinen Bruder.
 

"Was machst du da?” , fragte er Kim leicht schockiert. "Wird das eine neue Form der Bestrafung, oder was!? “
 

Aber anstatt ihm eine Antwort zu geben, drückte Kim die Lippen unerwartet und hart auf seinen den Mund. Ein kleines Stöhnen entwich ihm augenblicklich, und Marcel Pupillen wurden groß. Aber noch bevor er etwas dagegen tun konnte, berührte schon eine warme, feuchte Zunge seine Unterlippe und leckte neckend darüber, was er Kim mit einem weiteren Keuchen dankte.
 

Oh Gott, was konnte dieser Mann küssen!
 

Marcel lief ein heißer Schauer durch den Körper. Von den Haarwurzeln an bis zu den Zehen stellten sich seinen kleinen Härchen auf, und Kim biss ihn zärtlich in das rot geküssten Fleisch. Er knabberte sanft an ihm und ließ den Jüngeren dabei sehr wohl die Gefahr seiner Zähne spüren.
 

„Marcel... Entspann dich.“, schnurrte Kim mit anzüglicher, leiser Stimme.
 

Marcel musste schlucken und das Atmen fiel ihm von Sekunde zu Sekunde, immer schwerer. Sein Herz schlug ihm vor Aufregung mittlerweile hoch bis zum Hals. Noch nie hatte jemand seinen Namen mit solcher einer Intensivität ausgesprochen!
 

„Ich versuch es ja.“, quietschte er panisch. „Entschuldige das ich meinen ersten, richtigen Kuss erst vor einer knappen Woche erhalten habe...! “ Verzweifelt rutschte Marcel auf dem Sofa herum. Das tun und machen seines Bruders trug nicht grade dazu bei, das er sich besser entspannen konnte.
 

Kim kicherte und sein warmer Atem streifte Marcels Kehlkopf. „Das ist eine Woche her? Man, ich dachte, das wäre erst gestern gewesen. He, du hattest aber auch einen niedlichen Blick aufgesetzt... Noch so verschlafen und verpeilt. Ich musste dich einfach Küssen.“
 

Von Marcel kam jedoch keine Reaktion.
 

Falls der weggetretene, ängstliche Blick allerdings Rückschlüsse auf seinen aktuellen Zustand zuließ, war es kein Wunder, dass er nichts um sich herum mitbekam.

„....wie lange hattest du schon vor mich zu küssen, Kim?“ Plötzlich drehte der Kleine das Gesicht auf die Seite, doch es war bereits zu spät: Kiley hatte das sachte glühen seiner ohnehin schon brennenden Wangen längst gesehen.
 

„Ich nehme an, das du wissen möchtest ab wann ich aufgehört habe dich bloß als Bruder zu betrachten?“
 

Ein schüchternes Nicken Marcels folgte. „Ja... Wann hast du dich... in... m-mich...“ Abrupt stoppte er, klappte seinen Mund wieder zu und starrte stattdessen hypnotisch an die Decke.
 

Oh Gott... OH GOTT! Gleich würde er Sterben. Gleich würde Kim ihn zu Brei verarbeiten.

Auf der einen Seite wollte er wissen und erfahren, seit wann Kim ihn mochte. Und vor allem warum so plötzlich und unverhofft. Auf der anderen jedoch...fühlte er sich dabei leicht unwohl. Diese Frage war doch schon sehr persönlich, und vielleicht auch etwas voreilig.
 

Dennoch! Marcel würde eher Kuroros verdammten Hasen essen, anstatt sie wieder zurück zunehmen!

„Gute Frage.“ Kim atmete langsam aus und ließ sich seitlich auf das Sofa zurück fallen. „Ich weiß es ehrlich gesagt selber nicht mehr so genau.“, gab er schließlich zu und legte seine Hände auf Marcels Hüfte. „Ich weiß nur noch, das es ungefähr vor anderthalb Monaten angefangen hat. Irgendwann, gingst du mir nicht mehr auf die Nerven, wie früher. Auf einmal bemerkte ich, wie ich dir in der Schule öfters hinterher ging um dich zu beobachten und mir dabei allerhand Dinge auffielen, die mich gewaltig gestört haben;

Wie zum bespiel, das dir die Kerle aus der Zehnten beim vorbeigehen auf den Hintern glotzten wenn du diese engen Hotpants trugst. Oder das dir deine Rothaarige Freundin in der Cafeteria über die Hand strich und das aller schlimmste war, was mich am meisten ankotzte, war es, als mir dein Namen beim Club der Homos zu Ohren kam.

Ich dachte, damals das mich der Schlag trifft. MEIN kleiner Bruder, sollte bei den SCHWUCHTELN beliebt sein?! Die Quatschten die ganze Zeit von klaren Augen, hohen Wangenknochen und sinnlichen Lippen. Dabei stand ich doch genau neben ihnen! Und ich gehe mal schwer davon aus, das jeder an der Schule weiß, das wir Geschwister sind. Aber die haben mich eiskalt ignoriert. Denen war das sowas von Scheißegal. Das musst du erstmals verdauen. Ich wollte gleichzeitig schreien und lachen.“
 

Kim schnaubte und brachte seinen Körper dann in eine aufrechte, sitzende Position. Knurrend umschlang er mit seinen Armen die Knie.
 

„So fing es bei mir an. Deswegen wurde ich mit der Zeit auch so fieser und gemeiner zu dir; Du machtest mir Angst. Naja, nicht du als Person, sondern eher die Gefühle machten mir Angst, welche du ihn mir ausgelöst hast. Ich habe es gehasst das ich dir ständig hinterher laufen musste, mich hat es genervt, das mich deine kleinen Freunde nervten obwohl ich sie gar nicht kannte. Noch viel schlimmer fand ich das Herzrasen welches ich immer bekam, wenn du im Badezimmer unter der Dusche standst und ich aufpassen musste, mir nicht so viele Gedanken drum zu machen. Es hat mich auch nicht gestört, das ich plötzlichen keinen Bock mehr auf Weiber hatte und dass ich mich schon geekelt habe, wenn mir eine auch zu nahe kamen... Oder dieses wütende Grummeln in meinen Magen war auch gar nicht lästig, wenn du von Jeremy in den Arm genommen und geküsst wurdest. Ich war so verdammt Eifersüchtig auf alles und jeden in deiner Umgebung. Selbst heute noch.“
 

Jetzt saß Marcel auch wieder grade und betrachtete Kim mit großen Augen. Da war es nun. Mit so einen so offen Geständnis hätte er niemals gerecht, erst recht nicht von den stolzen und eingebildeten Kiley, der alles immer im Griff haben zu schien.
 

„Ich habe dich für Alles verantwortlich gemacht.“, erklärte Kim und bohrte die Zähne kraftvoll in seine Unterlippe. „Du warst schuld, schuld an meinen Gefühlen, die ich nicht deuten konnte und schon gar nicht wahr haben wollte. Schuld, weil du mir trotz meiner Gemeinheiten nie lange aufrichtig Böse sein konntest. Ich, Kiley Sandojé, sollte Schwul sein und sich dann auch noch ausgerechnet in seinen kleinen Bruder verlieben? Schon alleine der Gedanke an eine Anklage, die in diesen Fall sicher bekommen würde, bescherte mir augenblicklich Übelkeit.

Inzest, die Verführung eines Minderjährigen, eventuelle Nötigung... Die Palte an Straftaten ist weitreichend für meine Situation. Wie du vielleicht schon gemerkt hattest, ging es mir in den letzten Tage auch aufrichtig Scheiße. Das war nicht nur wegen den Nemesis und Kuroros Verletzung, sondern auch wegen dir. Ich wusste einfach nicht mehr, wie ich weiter machen sollte. Deine Nähe hat mich abgestoßen, im selben Maße wie sie mich angezogen hat.“
 

Leider hatte Kim recht. In einer verdrehten, bizarren weiße hatte er wirklich recht. Marcel war zu schockiert um viel zu sagen und legte stattdessen, nur eine Hand auf das weiße Gesicht seines Bruders.
 

Er, Marcel, trug die Hitzeperiode im Leib und vernebelte allen Dämonen in der Gegend den Verstand.

Kims Erzählung erinnerte ihn ein wenig an Daimons. Auch er versuchte das Problem mit der Hitze zu lösen, in dem der Marcel die kalte Schulter zeigte. Und sich dabei nicht selten wie das letzte Arschloch benahm. Die Zwillinge behandelten ihn zu dieser Zeit wirklich wie das letzte Stückchen Dreck auf Erden, immerhin mussten die Gemeinheiten und Demütigungen lange genug wirken und am besten auch noch nachbrennen.
 

Jäh mehr Marcel darüber nach dachte, desto mehr Puzzelteilchen fanden sich vor seinem geistigen Augen zu seinem klaren Bild zusammen.
 

...Auch wenn die Zwillinge wütend auf ihn waren.... zögerten sie damals keine Sekunde um Marcel vor Jeremy zu retten, als er Oben in seinem Schlafzimmer die Kontrolle über seine Vampierischen triebe verlor...
 

...in der Nacht indem Marcel und Connor die alte Villa am Höllenberg besuchten und dann später am Abend mit Jeremy wieder nachhause kam, zögerte Kiley nicht lange um seinen kleinen Bruder zusammen zu stauchen. Er warf ihm vor das er Egoistisch sei, weil er nicht wissen würde was SIE sich für Sorgen gemacht hätten...
 

...Egal wie sie die Zwillinge ihn hassten, als er in der Schule von Felix’ Kumpel ohnmächtig geschlagen wurde, war es Daimon, der dem Anführer wenige Tage darauf zur Rechenschaft zog...
 

...Sogleich erinnerte sich an den einen Nachmittag zurück als er Daimon beim Karatetraining besuchte, wo ihm aus einem Streit heraus die Lippe blutig biss... Zuhause motzte ihn Kiley an, wo er denn solange belieben wäre...
 

...Oder Jeremy. Er selbst hatte Marcel die Wahrheit vertraten und versucht, zwischen den einzelnen Fronten Klarheit zu schaffen. Was hatte er damals nochmal gesagt?

„Die Zwillinge hassen dich nicht, sie verstehen ihre Situation nur noch nicht?“
 

Oder...!
 

Marcel könnte noch viele weitere Situationen aufzählen, in denen er die Zuneigung von Kim und Daimon deutlich gespürt hatte.

Diese ganzen kleinen Sachen und alle anderen Dinge die in den letzten Wochen geschahen, hatte er vorher nicht so bewusst wahrgenommen, wie grade in dieser Sekunde.
 

Manchmal war es nur ein Lächeln... manchmal nur ein Blick... hin und wieder sogar einzelne Wörter...
 

Die Zwillinge haben ihn NIEMALS aufrichtig gehasst...
 

Sie hatte NIEMALS vor gehabt, Marcel mit ihren Worten zu verletzten...
 

Damit wollten sie ihn nur auf Abstand halten, oder Marcel vor ihrer Dämonischenseite Beschützen.
 

Aber Hass... niemals. Abneigung und Wut empfanden sie vielleicht gegenüber Marcel und ihrer eignen, hilflosen Lagen, doch wann Hass war es weit entfernt gewesen.
 

*xXx*
 

„Uhh... Alter, mein Kopf.“
 

Fast zeitlich drehten sich Marcel und Kim nach hinten um und erkannten, was geschehen war.
 

Kuroro war geschehen....

Er hatte die Augen geöffnet und hielt sein Gesicht zwischen den Händen, während er leise vor Schmerzen grummelte. Eine Weile lag er einfach nur stumm da und war unfähig auch nur ein weiteres Wort zu sagen. Zittern schaute er die Geschwister an.
 

„Geht es dir gut?“, fragte Marcel sogleich und ließ sich von der Couch runter auf die Knie sinken. So konnte er Kuroro direkt in die Augen sehen. Es kam höchsten selten vor, den Silberhaarigen so verloren und ruhig zu erleben.
 

„Geht. Ich hatte schon mal besser Tage.“, brummelte Kuroro und blinzelte heftig. „Ah Scheiße, mir ist Kotze übel.“
 

„Du bist auf den Kopf gefallen, oder?“
 

Die altbekannte Stimme ließ Kuroro aufmerksam werden, und der Werwolf hob den Blick.

Als er Kim erkannte, entspannten sich seine Züge augenblicklich.
 

„Hey Kim.“, summte Kuroro und lächelte verzerrt. „Und ja, bin ich. Dieser Penner von... warte mal, wo ist der Kerl überhaupt geblieben?!“
 

„Ganz ruhig, Kumpel.“
 

Vorsichtig lehnte sich Kim nach vorne und nahm Kuroros Gesicht zwischen seine Hände. „Schau mich an.“ murmelte er leise und fachmännisch. „Versuch nicht zu blinzeln, ja? Ich muss überprüfen, ob sich deine Pupillen verändert haben. Wenn ja... musst du sofort ins Krankenhaus. Wenn nein... darfst du dich ins Gästezimmer hinlegen gehen.“
 

Kuroro blieb still und verzog keine Miene. „Ach, ich hätte es doch wissen müssen... Spielst du wieder Arzt?“, murmelte er tonlos. Bei diesen Typen wunderte ihn aber auch echt gar nichts mehr. Kim war zwar ein angehender Medizinstudent, aber was er jetzt schon alles wusste und konnte, traute man eigentlich erst einen Arzt in der Ausbildung zu.
 

„Ich glaube, du Glück hast gehabt.“, sagte Kim nach wenigen Augenblicken und drehte Kuroro sanft, aber bestimmend in Richtung der Lampe. „Also deine Pupillen reagieren ganz normal auf Licht, das ist schon mal ein gutes Zeichen. Trotzdem kann ich ein Schädel-Hirn-Trauma nicht komplett ausschließen. Am besten verhältst du dich die nächsten Stunden ruhig und bleibst im Bett liegen.“
 

Leise stöhnte Kuroro. „Schon wieder? Ich werde noch dick und fett so wenig wie ich mich in den letzten Tagen beweget habe. Kannst du mir nicht wieder irgendeins dieser Wundermittelchen verabreichen? Diese Spritze die Daimon mir letztens gegeben hat, hatte schließlich auch geholf-“
 

„Nein.“, unterbrach Kim ihn zischend. Etwas säuerlich presste er das braungebrannte Gesicht in seinen Händen nach hinten.„Ich habe dir doch gesagt, das dieses Mittel nur gegen Schmerzen hilft und außerdem ist das für schlecht deinen Körper. Es macht dich abhängig, unkonzentriert und setzt zu allem Überfluss auch noch deine Sinne herunter. Ich werde dir dieses Mittel nicht noch einmal geben! Vergiss es.“
 

Daraufhin knurrte Kuroro nur genervt und kämpfe leicht gegen den Griff an- er brauchte jetzt sowieso nicht mehr weiter reden, eine Diskussion mit Kim könnte sich gut und gerne über Stunden erstrecken. Und selbst dann, würde er nicht mal ansatzweise von seiner Meinung abrücken. Eine Eigenschaft, die er an Kim schätze und gleichzeitig verfluchte. Aber so waren die Geschwister nun mal- Dickköpfig, bis in den Tod.

Missmutig krallte Kuroro die Finger in die Sofapolster.
 

„Na gut. Sagst du mir denn, wieso du diesen verdammten Mistkerl entkommen hast lassen, nachdem er mir das angetan hat?!“
 

Kim seufzte und versuchte sich einen leicht gereizten Unterton zu verkneifen, er ahnte schon, worauf das ganze hinaus laufen würde. „Weil dieser verdammte Mistkerl gar nicht mal so Nutzlos ist! Er hat wichtige Informationen über diese Nemesis gesammelt und sie mit uns besprochen. Jetzt sind wir schon ein ganzes Stückchen schlauer.“

Er erzählte Kuroro rasch die Zusammenfassung über die Mischwesen und ihre einzelnen Gattung, dann herrschte einen Moment stille. Damit ließ Kim seinen Blick auf seinen Gegenüber ruhen, welcher vorerst gar keine Regung von sich gab, da er schon wieder mit seinen Krallen das Sofa quälte.
 

„Und du meinst, das wir diesem... Mann... wirklich vertrauen können? Also ich mag keine Leute die mehr über MEINE Feinde wissen, als es sie eigentlich interessieren sollte. Und das tut er wirklich aus Nettigkeit, weil er Marcel so gut leiden kann? Für mich sah er jetzt nicht so wie der Typ aus, der Nächstenlieb toll findet... oder?“
 

Doch Kim zuckte nur mit den Schultern. „Ehrlich gesagt ist es mir ziemlich egal was ihn dazu treibt uns zu helfen, Hauptsache, er tut es. Und ich Moment können wir wirklich jede Unterstützung brauchen, die wir kriegen können. Von daher dürfen wir auch nicht so Wählerisch sein, was die Auswahl unser Verbündeten betrifft - wir nehmen jeden, den wir kriegen können. Ob die insgeheim noch ein anderes Ziel verfolgen oder irgendwelche unausgesprochenen Pläne hegen...Pfft, wenn jucks? Hauptsache WIR sind aus der Scheiße raus und das ist das aller wichtigste. Und vielleicht... ist Jeremy dann wieder da und der wird den >Müll<, ohnehin aussortieren. Also sollten wir uns über diesen Dämon oder Dylan, oder wer noch so kommt, keine Kopfschmerzen machen.“
 

Meine Güte, dachte Marcel währenddessen und warf seinem Bruder einen leicht pikierten Seitenblick zu, der ist aber auch echt nur auf seine eigenen Ziele aus. Hauptsache ihm geht es gut, alle anderen können sich hinten anstellen. Vielleicht, sollte Kim das mit der Laufband als Arzt nochmal überdenken und sich für einen anderen Job entscheiden. Vielleicht als Banker... oder Staatsanwalt.
 

„Aber Kim...“, sagte er deshalb mit leicht gespielt erschrockener Stimme, und spürte sofort den gewünschten Blick auf sich ruhen. „Ich will dich wirklich jetzt nicht noch einmal damit voll müllen, aber Mephisto ist jemand, der sich an sein Wort hält. Und wenn er irgendwelche krummen Absichten hätte, dann würde Dylan dazwischen funken.“
 

Unbeeindruckt von seinen Bedenken, zog Kim beide Augenbrauen zusammen. „So?“, fragte er mit kühler und überheblicher klingender Stimme. „Und woher weißt du, das du Dylan vertrauen kannst? Weil er Nett zu dir war? Weil du dich ein paar Mal mit ihm getroffen hast? Weil er dir schon öfters aus prinzlichen Situation geholfen hat? Und wie lange kennst du ihn insgesamt schon? Wenn ich recht erinnere, dann grade mal einen Monat. Das ist keine lange Zeit und in meinen Augen, ist dein Verhalten... recht Naiv.“
 

Unfähig etwas zu erwidern, bohrte Marcel mit aller Kraft die Zähne in seine bebende Unterlippe. Vor wenigen Stunden hatte Kuroro das Gleiche zu ihm gesagt! Sprachen sich diese Idioten neuerdings ab, oder warum dachten sie plötzlich alle in dieselbe Richtung!?

Um Gottes willen, er war doch kein dummes Kind mehr welches man wegen seinem Verhalten belächeln konnte!
 

Ja, vielleicht war es ja Naiv, wenn er Dylan und seinem Vater jetzt schon vertraute, aber sie hatten sich auch wirklichen Mühe gegeben, um es sich mit ehrlichen Mitteln zu verdienen.

Die Zwei waren immer da, wenn man sie brauchte. Auf Dylan und Mephisto konnte er sich mit dem besten Gewissen verlassen.
 

„Das ist mir egal.“, beharrte Marcel stur und erwiderte Kims stechenden Blick ohne Schwierigkeiten. Langsam keimte Wut in ihm auf, und mit diesen Gefühl, auch dieser eigenartiger Schwindel welchen er nun schon so lange nicht mehr gespürt hatte. Aber diesmal behinderte er Marcel nicht, im Gegenteil, er gab ihm Kraft und Mut um seine nächsten Worte laut auszusprechen.
 

„Ich bleibe bei meiner Aussage; ich Vertraue ihnen. Da könnte ihr zwei, oder drei wenn Daimon wieder da, solange meckern wie ihr wollte, ich werde mich nicht Umentscheiden. Kim? Wir unterscheiden Uns in fast allen Bereichen dieser Welt, aber wenn ich will, dann kann ich genauso so Stur sein, wie Du. Demnach... Bitte? Immer her mit euren Anschuldigungen und Vorwürfen, mich kriegt ihr nicht klein!“
 

Plötzlich wurde Kims Kehle trocken. Bildete er es sich grade ein, oder hatte Marcel ihm tatsächlich ohne mit der Wimper zu zucken und den Anflug von Angst in seinen blauen Engelsaugen, knallharte Kontra gegeben?
 

In Gedanken machte er sich nun einen Vermerk, das er Marcel später UNBEDINGT auf diesen Sinneswandel ansprechen musste. Vielleicht hatte ihn Mephisto auch an die Decke hängt und bis jetzt wusste er nur noch nichts davon...
 

„Jetzt hör mir mal zu, Kleiner.“, zischte Kim bedrohlich. Er schaute Marcel in die Augen, seine eigenen waren mit Wut und härte erfüllt. Am liebsten würde er seine Finger auch in das Sofa zu Kuroros Händen bohren, aber er wollte seine Kräfte aufsparen und schonen.
 

„Es geht hier nicht um das was Du willst, oder um das, was Ich will! Es ist mir scheißegal ob du diesem Albino und seinem freakigen Vater gerne hast. Wenn sie uns im Kampf gegen diese Schlampen unterstürzen, mache ich vor Freude einen Handstand. Aber Trotzdem wird sich nichts an der Tatsache ändern, das sie mir unheimlich sind und das ich ihnen ganz sicher niemals mein Vertrauen schenken werde. Wir Stone Face sind nun mal keine geborenen Teamplayer. Wir lösen unsere Probleme entweder alleine, oder mithilfe unsere Familie.“
 

Aus den Augenwinkel heraus konnte Kim erkennen, wie sich Kuroro unruhig hin und her bewegte. Anscheinend gefiel ihm die Situation nicht. Genau wie gewöhnliche Haushunde, reagieren auch Wölfe sehr intensiv auf die Stimmungslagen seiner Mitbewohner. Der barsche und Dominate Ton in seiner Stimme, müsste sich für ihn wie ein Peitschenschlag auf nackter Haut anfühlen. Der beißende Geruch von Angst stieg Kim in die Nase.
 

„Kannst du das nicht ein bisschen ruhiger sagen, Kim?“ Kuroro war sichtlich zusammen gesackt und sein Blick, huschte kurz über Marcels entschlossenes Gesicht. In seinen Augen spiegelte sich alle Sorgen wieder, die sein gesamter Körper in diesem Moment aufbringen konnte.„Ein Streit bringt uns rein gar nichts. Lass Marcel seine Meinung und gib dich mit ihr zufrieden. Ich finde die zwei Dämonen von eben auch nicht unbedingt anbetungswürdige, aber wenn Marcel ihnen vertraut, sollte Uns das Sicherheit in ihrer Glaubwürdigkeit geben. Immerhin sind Kinder sehr viel feinfühliger als wir alten Säcke.“
 

Marcel schwieg. Nicht weil er schmollte, oder weil er beleidigt war, er konzentrierte sich auf den Schwindel der ihn schon die ganze Zeit bunte Sterne sehen ließ. Vorsichtig hob er die Hand und legte sie auf seine Brust, in der gleichen Sekunde zog er zischend die Luft durch seine Zähne; Sie war unerträglich warm, und in ihr konnte er deutlich das wilde und unkontrollierte pochen seines Herzens spüren. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich in tausend Stücke zersplittern.
 

„Was denn?! Ich lasse ihm doch seine Meinung.“, brummte Kim und schaute Kuroro eindringlich von der Seite an.“ Ich habe nur meine eigene Preis gegeben. Außerdem...“ Knurrend regte er das Kinn nach vorne. „... ich habe nicht die Zeit meines Lebens damit verbracht eine schützende Hand über ihn zu halten, um ihn dann irgendwann an ein paar Vollspasten zu verlieren die ihm Vertrauensvoll erscheinen!“
 

Kuroro grunzte einmal leise. „Kiley... Willst du ihn Jeremys Fußstapfen treten und Marcel alle Entscheidungen abnehmen, wie er es mit Euch getan hat? Denk doch mal zurück. Wie schwer war es nicht für dich und Daimon gewesen, als ihr irgendwann auf eigenen Beinen stehen musstet? Marcel muss seine eigenen Erfahrungen machen. Ich weiß doch, das du deinen kleinen Bruder beschützen möchtest, aber du tust ihm keinen Gefallen damit wenn du ihn wie ein rohes Ei behandelst.“
 

„Das weiß ich selbst.“ Kim knurrte und verschränkte die Arm demonstrativ vor seiner Brust. „Aber danke für den Flashback, das habe ich jetzt echt gebraucht, Alter! Aber ich bin überrascht wie gut DU dich mit MEINEN Privatleben auskennst. Hast du mich in den vergangen Jahren gestalkt, oder woher weißt du das alles so genau?“
 

Die Augen verdrehend presste Kuroro die Lippen auf einander. Wenn er könnte, würde er Kim wegen seiner Arroganten Art gerne vor die Stirn flicken, aber er wusste, dass er dann wahrscheinlich die Hand abgehackt bekommen würde. Warum musste Kiley immer den Unnabaren Eisklotz spielen? Könnte er nicht wenigstens EINMAL seine harte Schale ablegen und seine wahren Gefühle zeigen?
 

Ständig wollte Kim seinen Willen durchsetzten; er ging auf hitzige Debatten ein, erlitt hin und wieder auch mal einen Rückschlag und heckten, nachdem er den bitteren Geschmack der Niederlage verarbeitet hatte, auch gleich wieder neuen Unfug aus. Das war schon immer so gewesen. In Kims Wortschatz existierte kein Aufgegeben. In dieser Beziehung war er sogar noch sturer wie Daimon und Jeremy zusammen. Wirklich verloren hatte er einen Kampf erst, wenn er bereits am Boden lag und seinen letzten Atemzug tätigte.
 

„Wie du meinst, Kiley. Mach das, was du für richtig hälst, aber kommt nachher bloß nicht zu mir angekrochen und heul´ dich über deine Probleme aus. Ich habe dich nun eindringlich gewarnt; Hör auf anderen Leuten immer deinen Dickkopf auf zuwinken zu wollen.“
 

Mit einem verbissen Gesichtsausdruck beobachtete Kim wie Kuroro dann aufstand und sich langsam die Falten aus seiner Kleidung strich. „Wo willst du hin? Zurück in den Wald?“, wollte er sofort wissen. Auf den Rat, oder die auf Drohung - jäh nachdem wie man es betrachtete - ging Kim nichts das geringste bisschen ein. Er wusste es besser wie Kuroro. Er wusste schließlich alles besser!
 

„Ja natürlich. Du bist doch jetzt zuhause und ich kann zurück gehen.“ Kuroro fackelte nicht lange, strich Marcel zum Abschieb nochmal über den Kopf, und sagte mit einen Lächeln. „Lass dich nicht mehr so viel von den Schwachkopf Ärgern. Er meint zwar das er alles weiß, aber in Grundgenohmen, weiß er Gar nichts.“
 

Wie schon erwähnt, manchmal ging ihm Kileys Überheblichkeit echt gegen den Strich. Da war so eine >kleine< Auseinandersetzung zwischen ihnen, auch nichts weltbewegendes mehr, was Kuroro damals vielleicht geängstigte hätte.
 

Traurig schaute Marcel zu Kuroro hoch. Seinen Schmerz und Schwindel vergas er für eine Sekunde. „Danke das du auf mich aufgepasst und... ähm, Entschuldigung für das - “ Er deutet mit den Finger auf sein Auge. „...Veilchen was ich dir verpasst habe.“
 

„Veilchen?“, fragte Kim plötzlich verwundert und sah hecktisch zwischen Marcel und Kuroro hin und her. Der rasche Themenwechsel überforderte ihn einen Moment lang und kurz blieb ihm der Mund offen stehen. „Wer, hat hier Wem ein Veilchen verpasst?“

Sofort wurde sein Blick stechend als er eine Gefahr für seinen kleinen Bruder witterte auch wenn er wusste, das Kuroro eigentlich keine Bedrohung für diesen darstellte. Aber hier hatte wieder einmal die Hitzeperiode ihre Krallen im Spiel.
 

„Ich habe Kuroro geschlagen.“, gestand Marcel reumütig und die Situation entspannte sich zugleich. „Er hat mich vorhin erschreckt und daraufhin habe ich ihm eins mit meinem Holzlineal übergebraten.“
 

Zustimmend nickte Kuroro und verzog leicht die Mundwinkel. „Und ich darf das immer noch keinen Erzählen das mir ein Menschenkind ein Blaues Auge verpasst hat. Wenn sie das hörten, werden sie sich vor Lachen nicht mehr einkriegen... Ach, apropos blaues Auge, wo ist Daimon eigentlich?“
 

Ein kleines grinsen erhellte Kims weißes Gesicht. „Er ist noch in der Stadt. Vorhin haben wir auf den Weg nach Hause noch ein paar Freunde getroffen und die haben uns festgenagelt und in eine Bar geschleppt.“ Er verdrehte theatralisch seine Augen. „... Dann kamen wir zwei nicht mehr weg und mussten ein paar Runden mit ihnen Trinken. Oh man, manchmal ist es echt nervig beliebt zu sein.“
 

Daraufhin lachte Kuroro kurz auf. „Du hast vielleicht Probleme, Junge?!“
 

„Probleme die du niemals haben wirst.“, erwiderte Kim galant und schmunzelte leicht. In Anbetracht der Tatsache das Kuroro ihn nun wohl nicht mehr überbieten konnte, stand er ebenfalls auf und klopfte ihm sachte auf die Schulter.
 

„Ich muss auch noch mal danke sagen, Kuroro. Du hast schon so oft den Babysitter gespielt, das wir uns irgendwann mal bei dir revanchieren müssen.“
 

„Ach was!“ Kuroro machte eine wegwerfende Gäste mit der Hand. „Ich mache das gerne für euch. Wir sind doch eine Gemeinschaft und als solche ist es völlig normal das man sich gegenseitig unterstützt. Ihr braucht euch nicht zu revanchieren.“
 

„Trotzdem, danke man. Ohne dich wäre in dieser Familie schon einiges schief gelaufen. Du bist... wie... - ich kann es nicht richtig erklären - du bist zwar nicht immer hier, aber trotzdem für uns wichtig.“ Kurz hielt Kim inne und nutzte die Zeit, um ein ehrliches Lächeln auf seine Lippen zu zaubern.
 

„Bitte, hör auf damit.“, flehte Kuroro mit einen Stöhnen und schob den anderen Dämon ein Stück zur Seite, damit er in die Küche gehen könnte. „Dann kannst du lieber weiter meckern und schlechte Laune verbreiten, aber lass diese elende Schmeichelei stecken! Davon wird mir ja Übel. Ich will gar nicht wissen, was du alles für eine Kacke erzählst, wenn du betrunken bist, eh!“
 

Eiligst streckte Kuroro die Hand aus und wollte grade das Küchenfenster öffnen indem er den weißen Hebel umlegte, aber irgendwie klemmte das verfluchte Ding...! Er konnte sich nicht daran erinnern, dass es jemals abgeschlossen war.
 

Um sicher zu gehen das es nicht an ihm lag, zog Kuroro kräftiger an dem Hebel. Doch schon wie zuvor, bewegte sich der stabile Rahmen keinen einzigen Zentimeter von der Stelle. Ein kurzer Blick über die Schulter genügte, um ihn zusammen zuckten zu lassen.
 

„Vergiss es...“, raunte jemand gefährlich nah hinter ihm.
 

Es dauert nicht lange, bis Kim Kuroro eingeholt hatte und ihm im vorbeigehen einen mahnenden Seitenblick zuwarf. Er machte auf den Absätzen kehrt und positioniert sich mit verschränken Armen vor der Fensterbank. Ein kleines Feixen lauert in seinem Mundwinkel.
 

„Ich habe dir das schon hundertmal erklärt, Kuroro. Wir haben eine Türe und du kannst sie benutzen! Du kannst nicht bei jedem Besuch durch- oder aus dem Fenster klettern wie es dir gefällt. Wenn dich jemand dabei erwischen sollte, rufen die sofort die Bullen an und dann ziehen die dir das Fell über die Ohren. Für eine Menschen sieht das so aus, als ob du bei uns einbrechen würdest.“
 

„Aber... Aber das würde ich doch niemals tun!“, empört sich Kuroro schnaufend, der das mit dem >Fell über die Ohren ziehen< anscheinend Wortwörtlich nahm. „Ich bin sowas, wie ein Stammgast in diesem Haus und mir können solche Luschen keine Vorschriften machen. Tzz! Das ist eine Unverschämtheit. Denen würde ich dann aber etwas anders über die Ohren ziehen, als nur ihr Fell!“
 

Schwer atmete Kuroro aus. Dann fuhr er sich mit der Hand kurz über sein Gesicht, versuchte es damit von dem Schweißfilm zu befreien, ehe er Kim ein letztes Mal zunickte und dann wieder aus der Küche ging.
 

„Jetzt bin ich aber wirklich weg, sonst komme ich nie nachhause. Bis dann Marcel, und viel Spaß in der Schule morgen.“, sagte Kuroro im Vorbeigehen und wuschelte Marcel zum Abschieb noch einmal über den blonden Haarschopf, doch der drehte sich Knurrend auf die Seite.
 

Die leichte Berührung ließ Marcels Schädel fast explodieren.
 

„Huh? Ist was?“, fragte Kuroro sichtlich irritiert über diese Reaktion.
 

Schwer schluckte Marcel den Kloß in seinem Hals hinunter, während er den Kopf hob und in zwei hellrote Augen blickte. Langsam stieg in ihm das Gefühl von Panik auf und sein Magen zog sich unter Krämpfen schmerzhaft zusammen. Dieses stechen, pochen und hämmern wollte einfach nicht nachlassen.
 

Kurz musterte er das erschrockene Gesicht seinen Gegenübers. Kuroro sah aus als hätte er ein Gespenst gesehen. Natürlich, von IHM erwartete niemand eine solch unhöfliche Geste.
 

„Tut mir leid, aber ich plötzlich Kopfschmerzen.“, erklärte Marcel kurz und ungewollt kühl. Sofort nickte Kuroro verständnisvoll. Ein kleines schiefes Lächeln legte sich auf Marcels blasse Lippen. Wenigstens einer der mal Verständnis zeigte, und nicht so wie andere Personen im Raum immer in der blutenden Wunde stochern mussten...
 

Sicherlich würde Kim ihn deswegen nachher ausquetschen. Marcel spürte seinen besorgten Blick schon jetzt förmlich auf seiner Haut kleben. Jedoch hielt er eine Hand schützend wie ein Vorhang vor sein Gesicht.

Unter scharfsinnigen Dämonen zu leben, bürgte schon gewisse Unannehmlichkeiten. Erst recht wenn sie einen Menschen so sehr mochten wie Kim Marcel, und dementsprechend noch viel Aufmerksamer waren, als sonst.
 

Schwankend stand Marcel auf und verfluchte sich augenblicklich aber dafür, weil ein scharfer Schmerz durch seinen Körper zischte und sein Schädel zu explodieren drohte. Nichts desto trotz zwang er ein kleinen Lächeln auf seine Lippen.
 

Seit wann zum Teufel konnte er so gut Lügen und seiner Familie einen derartigen Bären aufbinden?! Früher hätte Marcel niemals so sorglos Lächeln können, wenn ihm eigentlich zum Heulen zu Mute wäre. Dennoch fühlte er sich bei diesem Benehmen schlecht. Marcel wollte so schnell wie möglich weg und in die zweite Etage verschwinden.
 

Es war schon schlimm genug, das er so vielen lieben und wichtigen Menschen sorgen bereitete, aber das er ihnen jetzt auch schon gewissenslos ins Gesicht lügen konnte, war einfach so viel.
 

Als Marcel einen Schritt nach vorne machte um Kuroro schlussendlich in den Hausflur zu begleiten, wurde der Schwindel plötzlich schlimmer. Spätestens jetzt, bemerkte er auch wieder diesen pochenden und dumpfen Schmerz in seiner Brust, der ihn wie schon so oft, unmittelbar und plötzlich überrumpelte. Nur mühsam konnte er sich ein gequältes Keuchen verkneifen. Das Schwindelgefühl und sein rasendes Herz rissen ihn fast von den Füßen.
 

Schnell schirmte Marcel seinen Geist von diesen Symptomen ab und konzentrierte sich auf andere Dinge. Es dauerte einen kurzen Moment, bis er wieder grade stehen konnte ohne zu schwanken. Jedoch schmerzte sein Körper noch immer.
 

So langsam sollte Marcel wirklich mal zum Arzt gehen, wie es Fee und Daimon vorgeschlagen hatten....
 

Etwas stimmte nicht mit ihm. Irgendetwas stimmte nicht mit seinem Inneren.
 

*xXx*
 

"... Morgen ist doch Schule."
 

Nach einer Dusche und einer warmen Portion Rührei fühlte sich Marcels Körper tatsächlich etwas besser an, aber der Sturm in seinem Kopf hatte immer noch nicht aufgehört und setzte demensprechend seine Laune herab.
 

Nun saß er in seinem Zimmer auf dem Bett und starrte mit ekeligen nassen Haaren, auf seinen Drehstuhl indem Kim saß und ein dickes Taschenbuch von Stephen King in den Fingern hielt.
 

Wiederwillig ließ er dieser das Buch sinken und spähte über den Rand zu Marcel hinüber.
 

„Mhm?“, summte Kim und zog fragend eine Augenbraue hoch.
 

„Wo warst du so lang!?“, wiederholte Marcel seine Frage zum gefühlten hundertsten Mal. Ein genervtes Schnauben verließ dabei seine Lippen.
 

Machte er das jetzt mit Absicht weil er ein Arschloch war und sich einen scheiß für Marcel interessierte, oder hatte Kim tatsächlich nicht zugehört, da der Thriller den er laß grade so verdammt spannend war?
 

Kim rollte genervt mit den Augen und stand auf um Marcel kurz über das Gesicht zu streicheln.
 

"Saufen und Rauchen.", lautete die knappe Antwort, welche ihm jedoch ein kleines Fauchen seines Schützlings einbrachte.
 

"Das ist nicht witzig!", brauste Marcel auf und schob unwirsch die fremde Hand zur Seite. In diesen Moment sollte ihn bloß keiner wie ein kleines Kind behandeln. Und erst recht sein Geliebter und gleichzeitig Bruder der die Schuld an dieser Situation trug. Der Gedanke daran, dass Kim in der Kneipe ein anderes Mädchen kennengelernt haben könnte, ließ sein Herz vor Schmerz bitterlich weinen.
 

Es tötete Marcel innerlich, zu wissen, dass er nur eine weitere Nummer in Kims leben sein könnte. Das wissen welches ihn daran erinnerte, wie oft Kiley seine damaligen Partnerinnen schon auf irgendwelchen Partys betrogen hatte. Er machte es immer wieder und immer ohne Gewissensbisse.
 

Nicht umsonst nannte ihn die halbe Schule während seiner Abi-Zeit 'Den Mädchen-Fresser aus der Zwölften`, diesen Spitznamen besaß er auch noch heute. Ihn kümmerte es nicht, das sich diese unzähligen, armen Geschöpfe jede Nacht in den Schlaf weinten. Er war einfach nicht dazu in der Lage, jemanden bedingungslos zu lieben.
 

Aber das allerschlimmste, was Marcel am meisten schockierte , war, dass Kim jederzeit wusste was tat. Er brach die Herzen mit purer Absicht und dann, nachdem er seinen Spaß mit den Frauen gehabt hatte, zerriss er sie in tausend Stücke.
 

Doch Marcel konnte nichts gegen seine Gefühle ausrichten. Man konnte sie nicht einfach abschalten, obwohl es vielleicht das beste gewesen wäre. Er war in Kim verliebt, nein, mehr als das; Er war ihm hoffnungslos verfallen.
 

Normalerweise gehörte Marcel nicht zu der Sorte Menschen, die anderen blind vertraute - jedoch es immer diese eine, gewisse Person die alle Regeln und Ängsten über den Haufen warf. Und dieser Jemand war bei ihm Kim.
 

„Du hast mich verarscht!“, zischte Marcel verletzt. „Du mir versprochen, das du mit mir den Abend verbringen wolltest, nachdem du in der Stadt warst. Und jetzt haben wir keine Zeit mehr, weil du Party machen musstest und ich jetzt schlafen gehen werde. Dabei habe ich mich schon den ganzen Tag darauf gefreut... "
 

Kim seufzte leise.
 

„Aber Marcel. ..“ fing er an. Nachdem er es geschaffte hatte sich einen giftigen Kommentar verkneifen, gelang es ihm sogar noch ein schwaches Lächeln hinterher zu schieben.
 

„Ich habe mich doch auch auf diesen Abend gefreut. Es tut mir ja leid das ich heute Mittag aufgehalten wurde, aber ich konnte meine Kumpels nicht einfach ohne ersichtlichen Grund stehen lassen und Hoffen, dass sie keinen Verdacht schöpften."
 

Er hob die Hand und wollte Marcel noch einmal entschuldigend über den Kopf streicheln, da passierten auf einmal mehrere Sachen gleichzeitig:
 

Ein wütendes Knurren ertönte aus Marcels Kehle und der Angriff kam so schnell, dass Kim keine Möglichkeit hatte um auszuweichen.

Kleine, blasse Finger schlossen sich mit der Gewalt einer Stahlklemme um sein Handgelenk und im nächsten Moment stieß Kim einen überraschten, Schmerzensschrei aus. Ein gewaltiger Adrenalinstoß durchfuhr seinen Körper.
 

Es fühlte sich so an, als hätte er seinen Arm bis zum Ellenbogen in einem Topf mit kochendem Wasser gesteckt. Die Sekunden die verstrichen ließen eine Welle des Schmerzes über Kim hinweg ziehen. Sein ganzer verfickter Arm brannte wie Feuer!
 

Er wollte schreien , und fragen was Marcel da in drei-Teufelsnamen angerichtet hatte, doch als er das aufgelöste Gesicht seines jüngeren Bruders sah – keuchend und mit zuckenden Augenwinkeln starrte dieser ihn an – besann er sich eines Besseren, und umklammerte Wortlos sein Handgelenk.
 

„Tut mir leid...“, stammelte Marcel schockiert.
 

Er wusste nicht was geschehen war - für ein paar Sekunden hatte er plötzlich einen totalen Blackout gehabt - aber so wie Kim ihn grade anschaute, musste etwas Schreckliches passiert sein.
 

Doch Kim schüttelte bloß seinen Kopf. „Sei Ruhig.“, murmelte er kurz angebunden.

Sanft nahm er Marcels Gesicht in seine Hände und sah ihm tief in die Augen.
 

„Es ist alles in Ordnung.“, flüsterte Kim mit zittriger Stimme. „Ich habe mich nur etwas erschrocken...“ Er lehnte sich leicht nach vorne und drückte Marcel wie zum Beweis einen kleinen Kuss auf die Stirn.
 

„Aber...“, meinte Marcel unsicher . Er konnte Kim warmen Atem auf seinem Gesicht spüren und schloss die Augen, als sich raue Lippen auf seine Wange pressten. Sofort rückte alles Weitere in den Hintergrund; Kims Küsse machten ihn nicht nur Abhängig, sondern auch noch träge und willenlos. „Was ist den passie...“
 

„Vergiss es einfach, Marcel. Es war sowieso Unwichtig.“, unterbrach Kim ihn barsch und drückte seinen Kopf gewaltsam in den Nacken. Ein kurzer, prüfender Blick auf sein Handgelenk verriet ihm, das sein Stone Face-Blut die Verbrennung schon lange kuriert hatte.
 

„Lass uns die Zeit wie wir zusammen haben lieber genießen und auskosten. Ich möchte mich für mein unverschämtes Verhalten noch bei dir Entschuldigen, und das kann ich am besten, mit meinem Mund und Lippen machen. Wenn es nach mir ginge, würde ich dich nun auf den Boden schmeißen und dir deine Kleidung vom Leib reisen. Oh Marcel... Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr und wie lange ich mich schon nach dir verzerre.“
 

Marcel beugte sich ebenfalls etwas näher nach vorne und seine Mundwinkel zuckten gefährlich, bei Kims leisen Worten. Es gab nichts schrecklicheres als ein pubertärer, Hormongesteuerter, dauergeiler Teenager zu sein, und dann solche Sachen von seinem Geliebten zu hören.
 

„Kiley...“, flüsterte er heiseren und wimmerte leise bei der Vorstellung daran, was sie nun alles für schmutzige Dinge machen könnten. Marcels Körper würde nichts sehnlicher tun, als Kims Wunsch nachzugeben sich und von ihm entjungfern zu lassen.
 

Ach, was für ein Glück das sie heute Abend das ganze Haus für sich alleine hatten... So schnell würde es ihnen nicht langweilig werden.
 

Seine Körpersprache war deutlich genug und es dauerte nicht lange, bis Marcel seine Arme um Kims Nacken schlang, ihn schüchtern anlächelte und ihn dann sanft auf das Bett zog, wo er Kim erst mal ausgiebig küssen musste. Früher fand er Knutschende Pärchen immer ächzend, aber nun konnte er sie gut verstehen. Küssen gehörte einfach zu den schönsten Dingen dieser Welt!
 

Widerstandslos kam Kim seiner Bitte nach und kniete sich auf die Matratze um einen besseren Halt zu haben. Sanft legte er seine Finger auf die geröteten Wangen des Kleinen und liebkoste die weiche Haut mit seinem Daumen.
 

Wusste Marcel eigentlich wie sehr er Kim grade in Versuchung brachte?
 

Wäre er ihm vor ein paar Wochen auf diese Weise begegnet, hätte er Marcel höchstwahrscheinlich den Gnadenstoß versetzt und ihn in einen willenlosen Fleischklumpen verwandelt, der alles für ihn oder besser gesagt, seinen Körper getan hätte. Kim wäre nicht so zimperlich gewesen wie jetzt und hatte so ziemlich alles getan um seinen kleinen Bruder zu unterwerfen.
 

Wie oft hatte er damals nicht mit den Gedanken gespielt, Marcel in der Schule eine anonyme SMS zu schicken und ihn unter falschen Vorwand in die hinterste Ecke der Turnhalle zu locken? Während der großen Pause befanden sich dort keine Schüler und er hätte alle Zeit der Welt gehabt, um seinen Hunger an dem Jungen zu stillen.

Ein kurzer Schlag in den Nacken hätte vollkommen gereicht, um Marcel vorübergehend die Lampen aus zu knipsen. Alleine schon für die zickige Art, die er zu dieser Zeit noch zu schau stellte, hätte er Marcel gerne so richtig hart ran genommen...
 

Doch so ein Monster war Kim nicht mehr. Jetzt wollte er, das auch Marcel auf seine Kosten kam und Gefallen an diesem süßen Spiel empfand.
 

Allerdings... War sich Kim auch darüber im klaren, das das noch zu früh war und Marcel zu jung für Sex. Mit 14 Jahren sollte er sich für andere Dinge interessieren. Kim selbst hatte kein Problem damit; Er könnte sich und seine sexuellen Triebe in Schach halten - auch wenn es immer schwieriger wurde.
 

Mechanisch drückte Kim seinen Körper nach hinten und hauchte Marcel einen leichten Kuss auf die Nasenspitze. Ein unmissverständliches Zeichen dafür, das er nicht weiter gehen würde als wie bisher, aber dennoch zum Kuscheln bereit war.
 

„Hast du mich so sehr vermisst?“, fragte Kim schmunzelnd und lehnte seinen Rücken gegen die angenehm kühle Wand. Gut so, das würde ihm dabei helfen wieder einen klaren Kopf zu bekommen und den süßen Geschmack von seinen Lippen zu vertreiben.
 

Marcel nickte und sein Gesicht wurde sofort eine Nuance dunkler. „Ja... Kim. Ich wollte dich gerne bei mir haben.“ Anscheinend störte es ihm nicht, das sie immer noch bereit für den nächsten Schritt waren. Sehr zum Missfallen seines brodelndes Körpers.
 

Er ließ sich nach vorne auf seine Hände fallen und krabbelt ebenfalls zu der Wand, um seinen Kopf auf Kims Schoss zu legen. Das kostete Marcel einiges an Überwindung, da sich ihre neue Verbindung noch so frisch und verwundbar anfühlte, aber eigentlich wollte er sein altes, schüchternes Ich gegen ein neues, selbstsicheres Ich eintauschen. Marcel wusste, dass wenn er Kim als Freund behalten wollte, mehr für ihre Liebe tun musste. Wie hieß es nochmal bei Doktor Sommer?

Beziehungspflege ging jeden etwas an?
 

Ganz Automatisch zog Marcel seine Beine und Arme an und machte sich ganz klein, damit Kim auch gut an seine Schultern ran kommen konnte.
 

„Massierst du mich ein bisschen?“, summte Marcel mit verheißungsvoller Stimme. „Ich habe immer noch solche Kopfschmerzen und du bist sicher gut darin...“
 

Grinsend zog Kim seine Mundwinkel nach oben und konnte sich nicht helfen; Woher nahm Marcel nur diese ganze Niedlichkeit und Unschuld? Was und vor allem wie er das gesagte hatte erregte ihn, doch der andere Teil seiner Seele ließ bloß seine Finger auf Marcels Nacken sinken und leicht die verspannte Muskulatur dehnen. So wie Marcel auf seinen Beinen lag, erwies das noch nicht mal als Zuckerschlecken...
 

„Junge, kannst du dich nicht setzten?“, knurrte Kim deshalb nach wenigen Sekunden angepisst. „So komme ich kaum an dich ran und kriege gleich selber Kopfschmerzen, du Hohle Nuss.“
 

„Dann massiere ich dich eben auch...“, erwiderte Marcel genau so verführerisch wie eben und linste neugierig nach Oben. Okay, ganz wie er vermutet hatte, sah er wie Kim sich angespannt auf seine Unterlippe biss.
 

Ha! Jetzt wusste er wie er seinen Bruder angehen musste, wenn er seinen Willen durchsetzten wollte. An Ideen mangelte Marcel es nun nicht mehr.
 

Kim schluckte Mühsam beherrscht und bohrte seine Finger so feste in Marcels Schultern, das ihm das schmerzerfüllte Stöhnen des Kleinen fast wie Musik in seinen Ohren vorkam.
 

„Das meinte ich aber nicht mit massieren.“, jammerte Marcel leise und drückte zischend die Zähne auf einander. Alter Schwede, offensichtlich nahm ihm da jemand seine Flirtversuche Übel.
 

Mit einer schnellen Kopfbewegung warf Kim eine Haarsträhne nach hinten, die wohl seine Sicht behinderten.„Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du es dir auf mir gemütlich gemacht hast!“
 

Jap, er nahm sie ihm sogar sehr Übel...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Gouda-kun
2014-11-13T09:23:13+00:00 13.11.2014 10:23
Ja, ich hatte das dieses mal auch schon halb fertig, als ich das vorletzte hoch geladen hatte.

Danke für den Kommentar! ! *v*

Ja das mit Marcels Anfällen wird noch erklärt. Bald.

Ich hoffe dass dir die kommenden Kapiteln auch gefallen.

Antwort von:  Mizuki_97
14.11.2014 00:05
Ich bin so frei und antworte ,
mal wieder trotzdem kp...

Haha na das is ja auch mal was schönes ,
das mit den Kapitel ,
hab mich jedenfalls gefreut...

Wehe wenn nicht ,
das macht mich nämlich echt neugierig... !!!

Haha ja das hoffe ich einfach mal auch... :')

Lg.
Von:  Mizuki_97
2014-11-12T00:24:02+00:00 12.11.2014 01:24
Wuhu ein neues Kapitel... :)
und da war sogar kaum Wartezeit... :')

Das Kapitel find ich ,
wie immer eigentlich *husthust* ,
mega gut... *Grins*
Es waren wieder ein paar neue Erkenntnisse da ,
(jetzt un dem Fall mal andere)
halt vor allem der (wie nenn ich das jetzt) ähm
Innere Monolog ? von Marcel zu den Zwillingen fand ich gut...
Auch bin ich sehr neugierig ,
was Marcels Naja 'Veränderung' angeht...
Ich meine Verbrennung... ? O.o
und ja , denke das wars ,
denk ich fürs erste... * lieblächel*
freu mich auf das nächste...

Lg BlackAngel... ;P


Zurück