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My Ryu, My Shu - Zwei Brüder, eine Geschichte

von

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Folgenschwerer Besuch

„Puh!“ Völlig entnervt ließ sich Shuichi auf seinen Stuhl zurücksinken und seufzte verhalten, da ihn einer dieser Tag heimsuchte, an dem er wirklich alle vermisste. Seit einem Monat lebte er bereits in Amerika, hatte Japan verlassen und die Zelte dort abgebrochen. Die Trennung von Yuki und der Ärger mit Toma – er hielt es einfach nicht mehr aus und trat die Flucht nach vorn an, obwohl es wehtat Hiro zurückzulassen. Selbst Fujisaki, den er doch recht lieb gewonnen hatte, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Sicher, es schien nicht immer so, als würden sie sich verstehen, aber dennoch…

Stumm legte er seine Kopfhörer beiseite und überlegte. Sollte er wirklich einfach so? Sakuma-san hatte ihm damals selber angeboten ihn zu besuchen. Irgendwo musste die Handynummer des Sängers doch sein. Spätestens seit seinen bösen Telefonstreichen, die er ihm gespielt hatte, bevor der Grünhaarige anlässlich seiner Schauspielkarriere nach Amerika ging, kannte Shuichi die verhängnisvollen Zahlen.

Wenn er es so recht bedachte, hatte er abgesehen von Sakuma-sans Debütfilm vor einem Jahr nichts mehr gesehen. //Lebt er überhaupt noch hier?// Selbst wenn, Shuichi schämte sich ein Stück weit, da der Ältere ihm immerhin sein Erbe hinterlassen hatte und er hatte es mit Füßen getreten, einfach so. //Sakuma-san mag mich sicher nicht mehr, wenn er die Wahrheit erfährt. Toll, du machst aber auch immer alles falsch.// Traurig griff er nach seinem Handy, suchte die Nummer des Entertainers und wartete darauf, dass jemand abnahm.
 

Zur selben Zeit tänzelte Ryuichi am anderen Ende Amerikas durch seine Wohnung und trällerte was das Zeug hielt. Dabei hatte er Kuma-chan im Arm und quatschte diesen ungebremst voll. "Was meinst du, kann man das so lassen?" Fragend stopfte er seinem Hasen die Stöpsel ins Ohr und meinte von diesem ein leichtes Nicken zu vernehmen. "Danke, no da." Erfreut stopfte er sich die Stöpsel selbst wieder ins Ohr und merkte nicht, dass er einem anderen Kumagoro gefährlich nahe kam, welcher auf dem Boden lag. Prompt flog er über diesen und landete mit einem lauten Knall auf den Boden.

"Was war das denn?" Irritiert sah er auf den Übeltäter. "Wahhhh, wie kommst du denn hier her?" Sniefend nahm er den anderen Hasen in den Arm und drückte ihn an sich. "Mach das nie wieder!" Mit beiden Hasen in den Arm krabbelte er auf die Kopfhörer zu und stopfte sich diese wieder ins Ohr, um sich erneut von der Musik berieseln zu lassen.

Plötzlich stockte er. Hatte da nicht gerade das Handy geklingelt? "Ne, geht doch gar nicht." Doch! Ein weiteres Mal ertönte das Tuten und konnte so nicht länger ignoriert werden. Eilig rannte Ryu zum Handy und flog dabei natürlich über einen anderen rum liegenden Hasen. Außer Atem nahm er ab und brüllte erst mal: "Mann Kuma, was liegst du hier auch rum." Dann besann er sich darauf wo er eigentlich war. "Jaaa?"
 

„Sakuma-san? Hallo! Hier ist Shuichi!“
 

"Wahhhhhhhhh, Shu-chan ist da. Kuma, Shu-chan ist am anderen Ende. Was verschafft mir die Ehre?" Sich den Kopf reibend, setzte er sich erst mal wieder auf und knabberte vor Aufregung an Kumas Ohren.

"Ich...ich bin in New York und wollte fragen, ob..."

Wie sollte Shuichi mit der Sprache rausrücken? Er konnte ihn ja schlecht fragen, ob er einfach mal eben bei ihm vorbeischauen konnte. Ryuichi war ein international angesehener Star und das nicht nur als Sänger. Was hatte sich der Schwarzhaarige überhaupt dabei gedacht ihn anzurufen? Er sollte sich angewöhnen erst zu denken und dann zu handeln!

"Was wolltest du fragen? Komm schon oder muss Klein Ryu erst durch die Leitung schlüpfen und dich durchkitzeln?" Im Hinterkopf musste er jedoch leicht seufzen. Shu war immer noch wie eh und eh. Obwohl er ihm damals übel mitgespielt hatte, verehrte ihn der Junge offenbar immer noch.

"Hast du vielleicht Zeit? Ich weiß, das ist unter Umständen etwas viel verlangt aber...", brabbelte Shuichi und nahm nebenbei so langsam die Farbe einer Tomate an. Er fragte sich insgeheim, ob Ryuichi überhaupt etwas mitbekam, da er ihn andauernd mit Kumagoro sprechen hörte.

"Zeit habe ich doch immer, no da. Klein Ryu hat nur etwas zuviel Energie im Moment. Ich arbeite gerade an einem frischen Filmprojekt und neuen Liedern, aber die Zeit für dich nehme ich mir einfach." Um sich die Gesprächspositition etwas zu erleichtern, legte er sich auf die Couch und Kuma neben sich.

"Okay... kann ich vielleicht zu dir kommen?", fragte Shuichi. So, jetzt war es raus. Wieso hatte er eigentlich so großen Bammel davor gehabt? Hoffentlich würde der Ältere nicht sein sagen.
 

"Was für ne Frage... für Shu-chan hab ich doch immer Zeit. Wahhhhhhhh Kuma und wir haben hier so nen Chaos." Im Geiste rotierend betrachtete er die Wohnung mit einem riesigen imaginären Tropfen hinter dem Kopf.

"Wirklich? Kann ich morgen vorbeikommen? Wo genau wohnst du denn eigentlich?", fragte Shuichi nun sichtlich aufgeregt. Er würde sein großes Idol tatsächlich zu Hause besuchen dürfen! Oh Gott, ein gewisser Tatsuha würde ihn so was von umbringen, wenn er das wüsste, da jener selbst auf Ryuichi abfuhr...

Aber nun gut...das würde so oder so nicht geschehen, da Shuichi alles, was auch nur im Entferntesten mit der Uesugi-Familie in Verbindung stand, vergessen wollte, um nie wieder einen Gedanken an diese Trottel zu verschwenden.

"Ich will aber wirklich nicht stören...", hing er noch rasch dran, immerhin hatte er sich irgendwie selbst eingeladen...

"Morgen? Hm, Kuma, guck mal in den Kalender." Schnell krabbelte er zu dem Kalender an der Wand. "Morgen dürfte gehen. Ich muss zwar Vormittag kurz ins Studio wegen den Songs, aber dann habe ich Zeit." Anschließend fusselte er wieder zur Couch zurück und sprang mit einem Satz drauf. "Du störst doch nicht... Hier liegen nur grad sämtliche Kumas im Zimmer verstreut." Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass er was vergessen hatte. "Kuma, was wollte Shu-chan noch mal? Ach so, wissen wo ich wohne. Hm, ich würde mal behaupten New York oder?"
 

"In New York? Seit wann denn das? Ich dachte immer du wohnst in LA... aber wenn du hier bist, ist es ja noch besser, weil ich nämlich auch in NY bin." So langsam sprach er vorsichtshalber doch lauter, da man sich bei seinem Gesprächspartner nicht sicher sein konnte, dass er überhaupt noch zuhörte oder aber gedanklich ganz woanders war.

"Wahhhhhh, wie komm ich denn auf New York? Ich meinte eigentlich L.A! Ach so, wegen dem Film. Ich kann dich aber auch abholen oder so... Sorry, aber ich war wohl noch zu sehr bei den Songs und dem neuen Textskript." Ryuichi schüttelte über sich selbst den Kopf. Das er aber auch nie seine Gedanken beisammen haben konnte.

Innerhalb kürzester Zeit sorgte er damit bei Shuichi für riesige Punktaugen, der es nicht fassen konnte, dass der Entertainer beide Städte miteinander verwechselte, obwohl es zwischen ihnen genug Unterschiede gab.

"Sakuma-san, ich glaube du arbeitest zu viel und solltest dir dringend ein paar Tage frei nehmen. Kannst du mich vielleicht 13 Uhr vom Flughafen abholen?", fragte er und hatte während des Telefonierens im Internet nach einem geeigneten Flug gesucht.

Sein Herz erfüllte sich zum ersten Mal nach langer Zeit mit beglückender Wärme. Bald würde er Sakuma-san wieder sehen. Ob der Grünhaarige sich sehr verändert hatte? Oder war er am Ende immer noch der Gleiche wie vor einem Jahr?

"Ne, ich bin nur nen bisschen durcheinander. Weißt doch, Arbeit ist mein Leben.", kratzte er sich nun seinerseits etwas verwirrt am Kopf und beschloss sich nicht weiter darüber zu wundern.

"Okay. Bis morgen also?", fragte Shuichi sicherheitshalber nach. Sein Herz machte einen kleinen Hüpfer vor Freude und schlag rascher als eben noch.

"Natürlich. Hast du gehört Kuma, Shu-chan kommt zu uns. Bei welchem Ausgang kommst du eigentlich raus?", hackte er gerade noch rechtzeitig so nach, da er nur bedingt Lust hatte den ganzen Flughafen absuchen zu müssen, um am Ende noch in irgendwelche Fanhorden zu geraten, die ihn nicht gleich wieder weglassen würden.

"Nummer 5. Bis dann, okay?", meinte er, wobei sein Handy im gleichen Augenblick den Geist aufgab. "Uwaah...verdammt… Ich sollte mir neue Akkus zulegen. Morgen muss ich mich bei ihm entschuldigen.", sniefte er missgelaunt, stand auf, packte ein paar Klamotten in seinen Rucksack und sonstige brauchbare Dinge.

Wirklich viel führte er nicht bei sich, da seine Flucht von Japan nach Amerika im wahrsten Sinne des Wortes bei Nacht und Nebel über die Bühne gegangen war. Doch wie hätte er auch anders reagieren sollen? Er wollte nichts mehr mit Yuki zu tun haben...absolut nichts. Zwar lagen noch Sachen von Shuichi bei dem charismatischen Schriftsteller, aber die konnte dieser gern wegwerfen. Er benötigte sie hier nicht länger. Shuichi schnaufte und ging ins Bad, um sich das Gesicht zu waschen, wobei ihm ein blasses Gesicht mit tiefen Augenringen entgegen sah.

"Wunderbar, hoffentlich erkennt er mich überhaupt noch."

Er selbst trug jetzt seine Haare wirr und fransig, versehen mit pechschwarzer Färbung und tief ins Gesicht hängend. Auch sonst hatte sich einiges bei dem früheren Sänger von Bad Luck verändert.

Er blickte auf die Uhr, brauchte eigentlich nicht mehr schlafen zu gehen und sollte sich lieber auf den Weg zum Flughafen machen, denn sein chronisches zu spät kommen hatte sich keinesfalls gebessert.

Er zog sich rasch eine braune Kurthose über und musste feststellen, dass er allem Anschein nach an Gewicht verloren hatte. Eine Augenbraue in die Höhe ziehend, suchte er einen Gürtel, zurrte ihn fest und einen Pulli über das eng anliegende schwarze Untershirt.

Anschließend schnappte er sich seinen Rucksack, seinen tragbaren CD-Player sowie riesige Kopfhörer und verließ das kleine Apartment.
 

"Na nu Kuma, Shu-chan ist auf einmal weg." Etwas verwundert legte er auf und schmiss das Handy in die nächste Ecke. Dabei sah er zufällig auf die Uhr und bekam nen halben Herzinfarkt. "Wahhhh Kuma-chan, jetzt hätten wir es fast verpasst." Aufgeregt krabbelte er zum Fernseher und schaltete diesen ein. Mit Freude verfolgte er YuGiOh den ganzen Abend über, da eine Dauerschleife gesendet wurde, in diesem Falle in Form der ersten Staffel.

Stunde um Stunde verging. Längst war die Dunkelheit über Ryuichi herein gebrochen. Der Fernseher lief quasi umsonst und sendete sein schwaches Licht auf den schlafenden Körper. Friedlich schlummert lag der Grünhaarige auf dem Boden und hatte Kumagoro fest an sich gedrückt. "Los, Ra, mach ihn alle." Brabbelnd drehte er sich von einer Seite auf die andere und verbrachte so die ganze Nacht bis ihn die Sonnenstrahlen weckten.

Verschlafen blinzelte er in die Morgensonne und wusste fürs erste nicht wo er war. Automatisch robbte er zum Fernseher, schaltete diesen erst mal aus und begab sich gleich danach ins Bad. "Guck mal Kuma, Klein Ryu hat ganz verstrubbelte Haare." Sorgsam kämmte er seinem Hasen erst mal das Fell ehe er sich selbst die Haare kämmte und ein bisschen zu Recht machte. Gähnend verließ Ryuichi das Bad wieder und ging in die Küche. "Was ess ich denn?? Ach was, habe keinen Hunger, no da. Oder was meinst du Kuma?"

Wie nebenbei sah er auf die Uhr und bekam riesengroße Augen. "Wahhhhh, ich muss ins Studio, die kriegen sonst wieder die Krise." In Windeseile nahm er sich sein Zeug und rannte so schnell es ging zum Plattenstudio. Natürlich musste er noch einmal zurück, da er die Sachen für die Fotos vergessen hatte
 

Zur gleichen Zeit landete Shuichis Flugzeug auf dem Flughafen von L.A. Total übermüdet trat dieser aus dem Flugzeug und hatte riesige Kopfhörer auf dem Kopf, wodurch die Haare nur noch zerzauster wirkten, als sie es ohnehin bereits waren.

Er hatte die ganze Zeit über Musik gehört, da es ihm nicht möglich war schlafen zu können. Sicherlich sah er furchtbar aus, aber was sollte es. Er schwang sich seinen Rucksack auf und taumelte den Gang entlang, wurde hier und da von Leuten angerempelt. Shuichi fühlte sich unglaublich schwach und klein in diesem fremden Land, auf dem fremden Kontinent, weit weg von zu Hause, wo seine Freunde waren, wo seine Familie lebte und seine Wurzeln lagen.

Er verstand die englische Sprache noch nicht so gut, obwohl er in letzter Zeit große Fortschritte beim lernen gemacht hatte. Manchmal wurde es ihm einfach zu viel und er bekam richtig gehend Kopfschmerzen, wenn Leute auf ihn einredeten.

Er vermisste es so sehr japanisch zu sprechen, konzentrierte sich deswegen auf japanische Songs und holte sich dort seine Sprachdosis. Bad Luck selbst hatte er vor einem Monat per Mail aufgelöst. Jeder vernünftige Mensche würde behaupten: „Absolut daneben!“ Für ihn aber zu dem Zeitpunkt der einzig richtige Weg. Er hatte anschließend stundenlang mit Hiro telefoniert, aber ließ sich nicht mehr von seiner Entscheidung abbringen. Das was geschehen war, war wirklich zu viel gewesen. Er schloss die Augen. Irgendwie war ihm schwindlig, weswegen er sich erst einmal auf einen Plastikwartestuhl fallen ließ. Von Ryuichi zeigte sich noch keine Spur, wobei der im Moment ganz andere Sorgen hatte.
 

Im Studio angekommen bekam er den nächsten Schock. Es war bereits 13.00Uhr. Wie lange hatte er eigentlich geschlafen? Wie von der Tarantel gestochen, rannte er durch das gesamte Studio und legte seine Sachen bei den Fotomenschen ab. "Gomen nasai, Klein Ryu kommt gleich wieder. Er muss noch kurz zum Flughafen." Mit diesen Worten war er auch schon wieder verschwunden und sauste mit riesigen Schritten zum Flughafen, den er innerhalb kürzester Zeit erreichte. "Dieses dumme Englisch aber auch." Japanisch fluchend rannte er weiter durch die Gänge und entdeckte nach einer halben Ewigkeit nen schwarzen Haarschopf. "Shhhhhhhhhhuuuuu-chan." Freudig rannte er auf den Genannten zu, warf ihn erst mal zu Boden und knuddelte ihn dort durch. "Sag hallo zu Kuma."

"H...hello...", murmelte er zu Kumagoro, um den Älteren nicht zu enttäuschen. Sein Kopf war hart auf dem Boden aufgeschlagen und Ryuichi schein nicht gerade Anstalten zu machen, von ihm runter zu gehen, also blieb er noch etwas liegen.

"Hallo Sakuma-san. Danke fürs Abholen. Sorry, mein Telefon hat gestern den Geist aufgegeben...", flüsterte er.

"Ahhh, hat sich Shu-chan wehgetan?" Sofort sprang Ryu von Shu runter und half diesem erst mal auf die Beine. Sorgsam begutachtete er ihn und drückte ihm einfach Kuma in die Arme. "Kuma macht die Schmerzen weg... Ist doch gern geschehen. Ah, deswegen hat das nur noch getutet. Du, wir müssen dann noch mal ins Studio. Ich habe total verpennt."

"Okay...oh, ist das schön, endlich mal wieder japanisch mit jemandem reden zu können...", meinte er beiläufig, als er Ryuichi folgte. Er presste den Hasen an sich. Er roch nach ihm, ganz eindeutig.

Oh weh...was sollte das denn? Jetzt ertappte er sich schon wie er an Ryuichis Plüschtier schnüffelte. Das ging so nicht!
 

"Ne, Klein Ryu sollte besser aufpassen." Freudestrahlend drehte er sich bei dem Satz um. "Ich auch, ist blöd immer mit einem selbst japanisch zu reden." Aufgeregt ergriff er Shus Hand und zog ihn aus dem Flughafengebäude. "Schon besser. Mit was wollen wir fahren? Oder lieber laufen?" Ryuuichi sah ihn mit einem erwartungsvollen Blick an.

"Laufen ist schon ganz ok...ich saß ja eben eine Weile.", meinte er ruhig, lächelte sein gegenüber an, um seine Müdigkeit zu vertuschen. Als Ryuichi seine Hand berührte, breitete sich ein merkwürdiges Gefühl von der Stelle her aus, an der Ryuichi ihn berührt hatte. Er atmete einmal tief ein. Was war denn auf einmal mit ihm los? "Sakuma-san...du...hast dich so gut wie gar nicht verändert. Wie machst du das nur?" Es war eher so, als würde sein ehemaliger Kollege noch jünger aussehen als ein Jahr zuvor.

"Ok, dann laufen wir. Ist schon ok, wenn du müde bist. Musst du echt nicht verstecken." Für kurze Zeit kam seine andere Seite durch und gab Shu so zu verstehen, dass er nichts verheimlichen musste. Inzwischen hatte er Shu-chans Hand los gelassen. "Frag Klein Ryu was Leichteres. Ich tu echt rein gar nichts dafür." Nun sah er ihn wieder mit seinem üblichen kindlichen Grinsen an und kurze Zeit später zu seinem Kuma.
 

Offenbar konnte Shuichi wirklich keine Fassade aufbauen, da ihn der Ältere sofort durchschaut hatte. Egal, er begann erst einmal herzhaft zu gähnen, rieb sich die Augen und hätte sich am liebsten quer auf den Gehweg gelegt, aber das ging erst recht nicht.

"Oh, willst du ihn wieder haben?", fragte Shuichi sofort, als er Ryuichis Blicke auf dem Stofftier spürte. Er hielt ihm den rosafarbenen Plüsch entgegen.

"Hm, willst du wirklich noch mit ins Studio?" Ryuichi hatte kein Problem damit Shuichi erst mal in seine Wohnung zu schaffen und allein zum Studio zu gehen. Er würde sich später ausführlich um diesen kümmern.

"Jaaaaaaaaa, no da." Aufgeregt wie am ersten Tag nahm er seinen Hasen wieder zurück und drückte ihn fest an sich. "Ich hab dich so vermisst Kumagoro."

"Hmm...ich würde ja schon gern mitkommen, obwohl eine Mütze Schlaf auch nicht schlecht wäre. Ich habe diese Nacht kein Auge zugetan. Ich weiß nicht, ob man es merkt, aber ich bin hundemüde.", gähnte er und betrachtete grinsend das Schauspiel der Wiedersehensfreude des Stofftiers und seines Besitzers.

"Gut, dann haben wir zwei Möglichkeiten. Ich schaff dich zu mir nach Hause und du schläfst dich dort aus während ich ins Studio gehe. Oder ich besorg im Studio einen Raum und du verschläfst einfach die Fotostrecke oder die Songproben. Kommt drauf an was dir lieber ist." Währenddessen knuddelte er immer noch Kumagoro durch.

"Okay, dann im Studio...", murmelte Shuichi. Er konnte doch nicht allein in der Wohnung seines Idols verweilen. Nicht das am Ende noch etwas zu Bruch ging, bei seinem Geschick mehr als wahrscheinlich. Müde rieb er sich über die Augen und ließ die schwarzen Fransen tief ins Gesicht hängen.
 

"Du musst dir nur noch aussuchen was du verschlafen willst." Für Ryuichi war diese Geste wiederum Anlass sich vor Shuichi zu stellen und ganz unschuldig in dessen Gesicht zu sehen. "Was macht Shu-chan denn da? So sieht man doch gar nicht Shu-chans schöne Augen."

"Und Shu-chans schöne Augenringe auch nicht...", gab er zurück und lächelte den Älteren an.

"Die zaubert die Kumagoro ganz schnell weg." Freudig nahm er eine Pfote des Hasen in die Hand und strich damit kurz über Shu-chans Augen. "So, nu sind se weg."

"Ich glaub, ich seh mir lieber das mit den Fotos an... Ich weiß ja, wie toll du singen kannst."

"Jaaaaaa, Klein Ryu kann singen und das besser denn je.", brüllte Ryuichi lauthals, den Kleineren mit großen Kulleraugen ansehend.

Auf Shuichis Gesicht schlich sich daraufhin erneut ein Lächeln. Manchmal war Ryuichi wirklich kindisch. Er giggelte, dann überkam ihn auf einmal ein starkes Gefühl, welches sich in ihm ausbreitete wie eine Kolonie Ameisen über einem Zuckerhaufen. Es war die starke Sehnsucht nach Zuneigung.

Er sehnte sich nach einem Freund, nach netten Berührungen und wenn es nur eine Hand auf seiner Schulter war. Selbst solche banalen Zärtlichkeiten hatte er lange nicht mehr zu spüren bekommen...

Und das nicht erst, seitdem er aus Japan floh.

"Das glaub ich dir gern...", meinte Shuichi leise.
 

"Shu-chan kann aber auch singen. Kuma-chan und Klein Ryu haben immer gern zugehört. Klein Ryu kann ja mal nur für dich singen.", sprach der Grünhaarige im leicht kindlichen Ton, entfernte sein Gesicht wieder von Shu-chans und packte Kuma-chan in sein Shirt. Dort guckte dieser nun neugierig raus. "Wird Shu-chan die Tasche nicht schwer?" Ohne weiter zu fragen, nahm er ihm diese einfach ab und packte sie über seine Schulter.

"A...ano...nicht doch, das musst du nicht tun!", meinte er hektisch und versuchte die Tasche wieder an sich zu nehmen. Um ehrlich zu sein war das schon eine ziemliche Erleichterung, denn seid einem bestimmten Vorfall in Tokio waren seine Rippen blitzeblau. Als er nach Amerika kam, war das zwar alles noch schlimmer, es ging ihm mittlerweile auch wieder besser, aber als er am Vortag nach gesehen hatte, waren die Hämatome noch dagewesen.

"Klein Ryu will das aber tun." Lächelnd aber bestimmt wehrte er die hektischen Hände ab indem er beide einfach mit einer Hand kurz fest hielt. "Die Tasche kannst du ein anderes Mal tragen. Du bist schließlich mein Gast." Sanft löste er den Griff und ließ Shuichis Hände wieder frei.

"Na gut...wenn du unbedingt willst, Sakuma-san...", gähnte er erneut und fragte sich wann sie den da sein würden.

"Jab, ich will das." Mit einem Mal stockte Ryuichi. "So, da ist es auch schon." Mit den Fingern zeigte Ryuichi auf das Gebäude vor ihnen, nahm lächelnd Shuichis Hand und zog diesen mit ins Gebäude. "Klein Ryu ist wieder da, wir können anfangen. Halt, ich brauch erst noch nen Schlafplatz."

Einer der Mitarbeiter schnappte sich Shuichi und verfrachtete ihn in einen leeren Konferenzraum, in dem sich der Kleine auf einem Stuhl niederließ, den Kopf auf den Tisch legte und binnen einer Sekunde in einen tiefen Schlaf fiel.

Er hatte schon länger nicht mehr geschlafen, konnte es einfach nicht, doch jetzt brauchte sein Körper dringend neue Energie, musste einfach sein Schlafdefizit ausgleichen.

Ryuichi konnte es nicht lassen nach Shuichi zu sehen ehe er ins Studio ging. Kopf schüttelnd hob er ihn kurz hoch, legte ihn auf die Couch, deckte ihn zu und drückte ihm noch Kuma-chan in den Arm. "Schlaf gut." Dann ging er endlich ins Studio. Dort wollten sie heute einen seiner neuen Songs ausprobieren. Er hatte beschlossen etwas Trauriges zu machen.
 

… ~

Shuichi schlief unruhig, gefangen in einem Traum, der seine Situation sehr gut zur Geltung brachte. Dabei warf er sich immer wieder hin und her, fand keine Ruhe.

~"Du trinkst zu viel, Yuki...wirklich, das ist nicht mehr gesund."

"Halt den Rand...was ich tue und was nicht, kann dir doch völlig egal sein! Was willst du überhaupt noch hier? Du nervst!"

"Bitte, ich will dir doch nur helfen...seid dem letzten Gespräch mit deinem Schwager bist du so merkwürdig. Was ist denn nur los?"

Er hatte noch nicht mal wirklich reagieren können, als Yuki bereits aufsprang und ihn am Kragen packte.

"Das geht dich überhaupt nichts an du kleine Missgeburt. Mein Leben geht dich einen Scheißdreck an, kapier das doch endlich! Glaubst du, nur weil ich ein paar Nächte mit dir verbracht habe, empfinde ich etwas für dich? Mach dich doch nicht lächerlich...du bist ein lästiger, kleiner Zwerg."

"Yuki...du bist betrunken...", meinte Shuichi und drehte seinen Kopf weg. Er roch erbärmlich aus dem Mund, schein sämtliche Alkoholsorten, die sie zu Hause hatten durcheinander gemixt getrunken zu haben.

"Wirklich Yuki...du hast ein Alkoholproblem...dagegen musst du etwas tun!"

"Halt den Rand...HALT ENDLICH DEN RAND!"

Eine Hand flog durch die Luft und traf Shuichi hart im Gesicht. Der Junge flog regelrecht zur Seite, riss den kleinen Tisch mit sich und landete schmerzhaft auf dem Rücken. Er wollte sich aufsetzten, doch es gelang ihm nicht, da der Schmerz in seinem Körper zu stark wütete.

"Ita...", murmelte er, doch schon wurde ihm ein tritt gegen den Brustkorb versetzt und in den Magen sowie in die Seite. Gekrümmt lag er auf dem Boden, hustete einen Schwall Blut aus und kniff die Augen zusammen.

Yuki blickte verächtlich auf ihn herab.

"Ein Alkoholproblem...pah...", lallte er, griff in seine Hemdtasche und zog eine Zigarette hervor, die er sich sofort ansteckte.

"Wenn du nicht sofort verschwindest, bring ich dich um...du kleine Ratte...", brabbelte er, pustete den Junge an und verließ schwankend das Zimmer.

Shuichi blieb noch einen Moment regungslos liegen ehe er langsam in Richtung Tür kroch.

… ~
 

Mit einem lauten Rumms landete Shuichi hart auf dem Fußboden und schlug erschrocken die Augen auf. Sofort setzte sich der sichtlich geschockte Junge auf und erblickte Kumagoro, den er versehentlich platt gemacht hatte. Er schüttelte den Kopf, setzte sich auf beide Knie, hob das Plüschtier auf und presste es an sich, ehe Tränen seine Wangen hinabflossen.

Er wusste schon, warum er nicht schlafen wollte...warum sein Körper sich so lange dagegen gewehrt hatte. Immer wieder träumte er davon...
 

Ryuichi war unterdessen ins Tonstudio verschwunden. Dort hatte er sich erst mal für die Verspätung entschuldigt. Die Leute nahmen ihm das aber nicht weiter krumm, da sie so was gewöhnt waren. In dem Moment jedoch als Ryuichi das Studio betrat, wurde er ein anderer Mensch. Das kindliche in ihm verschwand und der Sänger brach hervor. Schnell ging er in die Kabine, setzte sich die Kopfhörer auf und legte sich seinen Text zurecht. Anschließend gab er der Technik ein Zeichen, damit diese die Melodie einspielen konnte. Sofort strömte durch seine Adern ein beruhigendes Gefühl und die Leute im Studio hatten bereits jetzt eine Gänsehaut auf dem Körper, welche sich mit dem Einsetzen des Gesanges in eine wahre Krabbelmanie steigerte.
 

Wie kannst du jetzt noch lächeln?

Du bist doch viel zu schwach,

um je ewig im Leben zu stehn.
 

In Gedanken saß Ryuichi an einem Krankenbett, hatte den dort liegenden Körper in seine Arme geschlossen und spielte ein wenig mit den Fingern des kranken Wesens. Kuppe um Kuppe wurde von ihm liebevoll berührt. Stumm schien er den Menschen zu fragen wie er jetzt noch lächeln konnte, sang deswegen entsprechend fragend und ließ seine Sorge perfekt durchklingen. Nun überwog sie die Angst und verdrängte jene am Ende sogar gänzlich. Allerdings, eine weitere Stimmungslage in Form von Schmerz schwang zusätzlich mit und überlappte die anfängliche Sorge. Alsbald gesellte sich Wut ebenfalls noch dazu. Ryuichi schien das baldige Ereignis in diesem Fall nicht akzeptieren zu wollen.
 

Du träumst von der Liebe, deinem hellen Stern,

mit Klängen der Sehnsucht bedacht

& vom Glanz des Mondes bewacht.
 

Zumindest bis zu Beginn der kommenden Strophe schien es so, da sich ab dort eine erstaunliche Wandlung vollzog, der eben noch eher bittere Ton wich einem zärtlichen und liebevollen Klang, den er so in der Form wenigen gegenüber offenbarte. Haargenau achtete er auf jedes noch so kleine Wort und baute minimale Vibrationen mit ein, die ständig variierten, da ihn teils längst vergessene Erinnerungen schlagartig übermannten. Gegen diese Form gedanklicher Bilder hatte er bisher immer verloren. Die dadurch immer sehnsüchtiger werdende Stimme des Grünhaarigen mündete am Ende der Strophe in ein gigantisches Feuerwerk stiller Begeisterung, um anschließend erneut zu wechseln.
 

Ich lausche deiner stillen Melodie

und verlier mich dabei immer mehr.

Verzeih mir, wenn ich störe,

bitte sing doch einfach weiter.
 

Ryuichi verfiel in diesem Moment in ein fast andächtiges Flüstern. Gut, man hörte die Worte klar und deutlich, dennoch schwang unterbewusst eben jene Sprachmöglichkeit mit. Verhalten und ehrfurchtsvoll drückte er seine im Herzen vorhandene Bewunderung nun mit seiner Stimme aus. Einfacher gleichmäßiger Gesang erfüllte die Herzen der Zuhörer und hallte zudem in seinem Kopf wieder. Trotz des für ihn bedeutungsschweren Inhaltes, hielt Ryuichi jeden einzelnen Ton, zollte damit dem Lied den Respekt, den es verdiente. Wie bereits vorhin einmal mischte sich silbenweise stille Verzweiflung unter die eigentlich sichere Stimmung. Hinzu kam das gesangliche Gesicht eines ertappten Sünders sowie ein Flehen, welches sich letzten Endes wieder in einen Wunsch verwandelte.
 

Währenddessen im Konferenzraum…
 

Shuichi brauchte eine Weile ehe er sich wieder beruhigt hatte, setzte er sich auf die Couch zurück und stützte die Arme auf seinen Beinen ab während er mit einer Hand durch sein schwarzes Haar fuhr.

"Ach verdammter Mist...wann hört das endlich auf?", fragte er sich selbst und atmete tief ein. Er hatte Kumagoro auf dem Schoß sitzen und konnte es nicht lassen, ihn dicht an sein Gesicht zu pressen, den Geruch, der an dem rosa Plüsch haftete in sich einzusaugen und sich wieder auf die Couch fallen zu lassen.

Irgendjemand musste ihn hinübergebracht haben...ob das Ryuichi war? Er schloss die Augen, schlief jedoch nicht...er musste sich ausruhen, ohne einzuschlafen...irgendwie musste das doch möglich sein... Sakuma-san würde es sicher schaffen.
 

Jener unterbrach sich selbst und verließ kurz die Kabine. Zusammen mit den Technikern hörte er sich diesen ersten Versuch an, doch zufrieden war er damit nicht gänzlich. "Irgendwas fehlt da noch." Grübelnd hörte es ein zweites Mal durch, aber kam nicht darauf was. Mit einem mal jedoch: "Ich hab’s, da fehlt noch mehr Gefühl." Die Techniker und Tonleute bestätigten ihm das und er ging wieder zurück in die Kabine. Zuvor holte er sich jedoch noch aus seinem Rucksack sein Handy in Kumaform. Irgendwas musste er ja dabei haben, wenn der andere grade bei Shuichi schlief. Dann setzte er sich wieder die Kopfhörer auf, schloss die Augen und überlegte wie er da noch mehr Gefühl rein bringen könnte.
 

Gedanklich wanderte er dabei wiederholt ein Stück weit zu Shuichi…
 

Oh Gott...oh Gott, oh Gott, oh Gott, oh Gott! Das musste aufhören! Sofort! Er hatte sich schon wieder ertappt, wie er Kumagoro beschnüffelte. Was war denn nur mit ihm los? Was fand er plötzlich an diesem abgeliebten Plüschtier?

Eigentlich roch es nur nach Staub, nach Studioarbeit und zudem war besabbert, da Ryuichi zu gern auf den Ohren rumkaute. Außerdem hatte sich das einst so leuchtende rosa im Laufe der Zeit etwas ausgewaschen...doch...ihm haftete so ein wunderbarer Wohlgeruch an.

Es war zum Haare raufen. Shuichi setzte sich auf.

Toll...mit Schlaf und Ausruhen war wohl nichts. Na wunderbar.

Er konnte auch wirklich nicht glauben, dass seine Augenringe verschwunden waren, so wie Ryuichi dies gesagt hatte...

Er war ganz in Gedanken versunken, als er etwas Felliges in seinem Mund spürte. Ohhhmgh!

Sofort zog er das Hasenohr aus seinem Mund, blickte mit riesigen Augen auf das Plüschtier.

Okay...das war jetzt definitiv nicht mehr normal. Wirklich! War das krank? Er verstand die Welt nicht mehr. Warum klopfte sein Herz auf einmal nur so schnell? Hatte er sich etwa in Kumagoro verknallt? Er brauchte ihn nur ansehen und es überkam ihn ein wärmendes Gefühl...

Aber das war totaler Müll...warum ein Kuscheltier...warum ausgerechnet ein Kuscheltier...

Oder...er überlegte...konnte es sein, dass er...

Dann schüttelte er den Kopf. nein...das ging nicht. Das durfte er nicht.

"Okay Kumagoro...ich liebe dich...", murmelte er und lächelte den Hasen an, bevor er ihm einen Kuss auf den Kopf hauchte.

"Ich weiß, du bist schon in festen Händen...also lass ich ab jetzt auch meine Finger von dir. Das verspreche ich dir. Du kannst also aufhören, mich so kritisch anzusehen. Ich musste aber über meine Gefühle sprechen, verstehst du?", meinte er.

"Ja, du verstehst mich. Du bist ein guter Zuhörer...dafür danke ich dir. Ich weiß, dass du mir niemals wehtun wirst...nicht wahr, Kuma-chan?"

Er drückte das Plüschtier noch einmal fest an sich. Um Gottes Willen...er wurde verrückt.

Aber irgendwie konnte er Ryuichi jetzt besser verstehen. Er muss ziemlich einsam sein.
 

Ja, Ryuichi war einsam, konnte sich darauf aber gerade nicht konzentrieren, da er damit zu tun hatte die ersten Strophen von vorhin erneut zu singen. Viel änderte sich dabei nicht mehr, lediglich die Betonung oder aber die eine oder andere Silbe bekam ein neues Gesicht. Sonst aber blieb soweit alles gleich. //Dann lag ich ja vorhin doch nicht wirklich falsch.// Jetzt aber galt es nach den besagten Strophen von vorhin, die neuen ebenfalls richtig über Bühne zu bringen.

Shuichi indess seufzte und ließ sich wieder auf die Couch fallen während er draußen Schritte vernahm. Hoffentlich würde jetzt keiner rein kommen und ihn etwas fragen. Dieses dämliche Englisch brachte ihn noch um den Verstand, also schloss er die Augen und tat so, als würde er schlafen während sich ein paar Türen weiter die Augen des hingebungsvollen Sängers für einen kurzen Moment öffneten. Es schien als würde er nach etwas suchen, in Wahrheit aber nutzte der junge Mann diesen kurzen Moment, um ein bisschen äußere Kraft für die nächsten Augenblicke mit ins Innere zu nehmen. Ja, für den Refrain brauchte Ryuichi jede Menge Kraft. Niemand innerhalb dieses Studios ahnte allerdings wie viel genau. Gespannt warteten sämtliche Techniker auf eine Fortsetzung und wurden nicht enttäuscht.
 

Bist du da draußen irgendwo?

Tränen rauben mir die Sicht.

Auch in der Nacht,

auch in der Nacht,

spür ich dich.
 

Fragend wie nie wandte sich Ryuichi an seine nicht vorhandenen Zuhörer, um von ihnen die gesuchte Bestätigung zu erhalten. Unsicher suchte er durch seine Stimme nach einer Antwort und konnte die nun folgende Enttäuschung wahrlich nicht unterdrücken, da ihm diese niemand geben würde. Es gab darauf keine, würde es auch nie geben. Ein stilles Schlucken mischte sich unter seine Stimme und ging in lautloses weinen über. Sehnsuchtsvoll gab er dem Zuhörer das Gefühl eine unbekannte Nähe zu spüren, von der nur er wirklich wusste was sie zu bedeuten hatte. Zugleich ging er stimmlich scheinbar in die Knie und kauerte dort wie ein verängstigtes Kaninchen am Boden, wagte es nicht in den schützenden Bau zu rennen.
 

Wenn der Mond aufgeht

und ich in ihm dein Lächeln seh.

Auch in der Nacht,

selbst bei Regen,

spür ich dich.
 

Ein Ruck ging durch Ryuichis eben noch eingeknickte Stimme und ließ ihn scheinbar wieder auferstehen. Das ängstliche Kaninchen hatte so eben den schützenden Bau betreten und schien dort bleiben zu wollen. Fast schon schüchtern bewunderte er mit einer traurig liebevollen Stimme die nun willkommene Sicherheit. Ein seliger Unterton unterstützte das Bild, welches vor seinem inneren Auge entsteht und sich immer mehr festigte. Wenig später jedoch kehrte die altbekannte Unsicherheit zurück, da das Bild erneut verschwand. Einmal mehr durchdrang Ryuichis Stimme lautloses weinen und sein äußerlich zu sehendes Lächeln glich einer aufgesetzten Maske, die er zum Schutz aufgezogen hatte.
 

Die Schritte am Konferenzraum zogen vor rüber. Shuichi atmete erleichtert aus und beschloss aufzustehen, da sinnloses rumliegen nicht wirklich etwas brachte und er es derzeit nur bedingt mochte nichts zu tun zu haben.

Langsam schritt er durch den Raum, hatte vergessen, dass die Decke, in die er eingewickelt wurde noch auf dem Boden lag. Sich an sie erinnernd, ging er zurück, legte sie ordentlich zusammen und auf die Couchlehne, verließ dann, Kumagoro fest in den Armen haltend, das Zimmer.

Als er hinaustrat, fand er sich in einem Flur wieder. Überall liefen hektische Angestellte herum, redeten irren Wirr warr auf Englisch und telefonierten stürmisch mit ihren Mobiltelefonen.

Shuichi rieb sich den Kopf, ihn plagten furchtbare Kopfschmerzen, sicherlich durch den Schlafmangel...

Denn wenn er es recht überlegte, hatte er seit dem Vorfall nicht mehr so richtig schlafen können, immer wieder Alpträume gehabt oder fand erst gar keinen Schlaf.

Er wanderte ein wenig durch die Gänge, dann hörte er Ryuichis Stimme. Ein kalter Schauer lief ihm den Rücken hinunter. Das war der absolute Wahnsinn...

Da würde er nie rankommen...

Aber...das brauchte er ja jetzt auch nicht mehr.

Shuichi hatte das Singen aufgegeben, so wie er einen großen Teil von sich aufgegeben hatte.

So wie er seine Liebe zu Yuki aufgegeben hatte.

So wie er seine Freunde, seine Familie und Japan aufgegeben hatte...

Bad Luck und seine Karriere.

Wenn er selbst sang, kamen in ihm viel zu viele schmerzliche Erinnerungen hoch. Denn schließlich hatte er nahezu jedes Lied für Yuki geschrieben.

Jetzt war sein Herz zerstört und seine Seele wurde nicht nur von dem Blondhaarigen verletzt...
 

Als ob Ryuichi wusste, dass Shuichi in seiner Nähe weilte, öffnete er seine Augen zum zweiten Mal und schickte ein verhaltenes Lächeln Richtung Tonstudio. Dort zeigten ihm die begeisterten Gesichter der Verantwortlichen, dass er den Song nicht besser gestalten könnte. Durch diese Zustimmung ermutigt, bereitete sich der Grünhaarige auf den nächsten Part vor. Jetzt, wo alles so gut geklappt hatte, würde sicher auch der Rest funktionieren. Ergriffen drückte er das Kumagoro-Handy an sein Herz und erhob die Stimme für die nächsten Strophen.
 

Erheb deine Stimme & hör nie auf.

Lebe deine Träume, lebe sie mit ganzer Kraft.

Denn das ist was zählt.
 

Was für ein Wechsel! Von einer Sekunde auf die andere kehrte Ryuichis bekannte und von Fans geliebte kräftige Stimme zurück. So wie der Phönix sich einst aus der Asche erhob, so erreichte nun auch der gelegentliche Kindskopf bis dato ungeahnte Höhen. Beschwingt stimmte er einen eher lockeren Ton an und hatte dabei einen Stolz inne, der zugleich von großer Stärke und Entschlossenheit zeugte. Unterstützt wurde das durch unverhohlene Freude und das unüberhörbare Glück Träume sein eigen zu nennen. Ebenso wurde durch seine momentane Art zu singen klar, dass ein fester Wille nötig war, um für Träume kämpfen zu können und sie entgegen aller Umstände zu verwirklichen.
 

Lass mich in deinem Lachen baden.

Schenk mir einen Teil deiner Zeit,

bevor sie endet und du gehst.
 

Wieder einmal offenbarte Ryuichi eine seiner zahlreichen Seiten und verdeutlichte, warum er zu den ehemals größten Künstlern Japans zählte. Mehr als bereitwillig senkte er seine Stimme und passte sie dem vorliegenden Text an. Bittend und flehend kämpfte er mittels Gesang und das was ihm so wichtig war. Sehnsuchtvolle Untertöne verliehen den Zeilen etwas unwirkliches, fast schemenhaftes. Zugleich drang ein Hauch von Unterwürfigkeit durch den versteckten Wunsch. Von einer Sekunde zur anderen aber schlug genau jener Ton in absolute Ernsthaftigkeit um.
 

Ich lausche deinem schwachen Herz

und verfall ihm dabei immer mehr.

Vertrau mir, wenn du schläfst,

singe ich für dich weiter.
 

Er drückte das Handy fester an seine Brust und verfiel in andächtiges Flüstern. Ergeben und ehrfurchtsvoll drückte er die innere Bewunderung äußerlich mit zarten Tönen aus. Nichts weiter als einfacher Gesang drang in die Herzen der Zuhörer vor. Das Besondere daran jedoch war, dass er einen Ton innehatte, der den Empfänger zeigte, dass er vor ihrem Herzen und dem Herzen der gemeinten Person Respekt hatte. Dazu gesellte sich stille Verzweiflung, da er genau dem nicht entfliehen konnte. Ihm, dem längst hoffnungslosen Kampf. Dennoch, schlagartig erschien seine Stimme wie die eines großen Beschützers, mit der er den Zuhörer ernst und besorgt zugleich in den Armen hielt, um ihm/ihr ein Gefühl der Geborgenheit zu vermitteln.
 

In diesem Augenblick erreichte Shuichi den Aufnahmeraum, öffnete leise die Tür und ließ sich auf einen der am Rand stehenden Stühle sinken. Er schloss die Augen, legte den Kopf in den Nacken und hörte einfach nur zu.

Die eben noch geschlossenen Augen des hingebungsvollen Sängers öffneten sich zum wiederholten Male. Es schien als würde er nach etwas suchen, in Wahrheit aber nutzte der junge Mann diesen kurzen Moment, um ein bisschen äußere Kraft für die nächsten Augenblicke mit ins Innere zu nehmen.
 

Bist du da draußen irgendwo?

Tränen rauben mir die Sicht.

Auch in der Nacht,

auch in der Nacht,

spür ich dich.
 

Fragend wie nie wandte sich Ryuichi an seine nicht vorhandenen Zuhörer, um von ihnen die gesuchte Bestätigung zu erhalten. Unsicher suchte er durch seine Stimme nach einer Antwort und konnte die nun folgende Enttäuschung wahrlich nicht unterdrücken, da ihm diese niemand geben würde. Es gab darauf keine, würde es auch nie geben. Ein stilles Schlucken mischte sich unter seine Stimme und ging in lautloses weinen über. Sehnsuchtsvoll gab er dem Zuhörer das Gefühl eine unbekannte Nähe zu spüren, von der nur er wirklich wusste was sie zu bedeuten hatte. Zugleich ging er stimmlich scheinbar in die Knie und kauerte dort wie ein verängstigtes Kaninchen am Boden, wagte es nicht in den schützenden Bau zu rennen.
 

Wenn der Mond aufgeht

und ich in ihm dein Lächeln seh.

Auch in der Nacht,

selbst bei Regen,

spür ich dich.
 

Ein Ruck ging durch Ryuichis eben noch eingeknickte Stimme und ließ ihn scheinbar wieder auferstehen. Das ängstliche Kaninchen hatte so eben den schützenden Bau betreten und schien dort bleiben zu wollen. Fast schon schüchtern bewunderte er mit einer traurig liebevollen Stimme die nun willkommene Sicherheit. Ein seliger Unterton unterstützte das Bild, welches vor seinem inneren Auge entsteht und sich immer mehr festigte. Wenig später jedoch kehrte die altbekannte Unsicherheit zurück, da das Bild erneut verschwand. Einmal mehr durchdrang Ryuichis Stimme lautloses weinen und sein äußerlich zu sehendes Lächeln glich einer aufgesetzten Maske, die er zum Schutz aufgezogen hatte.
 

Shuichi überkam eine Gänsehaut...er hätte ihm den ganzen Tag zuhören können... dieser Sänger… seine Stimme... das Carma… einfach alles…Ryuichi sang den vorliegenden Song mit einer Innbrunst, dass der Geflohene meinte nie etwas Besseres gehört zu haben.

Verstohlen blickte er auf, sah zu Ryuichi, der in der Kabine stand, die großen Kopfhörer auf hatte und beobachtete seine Gesichtszüge eine Weile, die sich bei den verschiedenen Strophen immer wieder veränderten, beinahe schon schmerzten...

Shuichi presste Kumagoro dichter an sich und sein Herz begann so schnell zu klopfen, als würde es sofort und ohne zu zögern aus seiner Brust entfliehen wollen.
 

Konnte es etwa doch sein, dass er...
 

Bald ist es soweit.

Bitte vergiss deine Angst.

Ich führ dich sicher zu dem fernen Land.

Lass dich einfach drauf ein.

Gib mir deine Hand.

Ich führ dich sicher durch das Land.
 

Ein weiteres Mal war Ryuichi in der Lage über sich selbst hinaus zu wachsen. Trotz des eigentlich traurigen Inhalts der Zeilen schwang in seiner Stimme eine Ruhe mit, die selbst den größten Nörgler zum Schweigen bringen würde. Mit einer solch professionellen Ruhe und Standhaftigkeit verbannte er jegliche traurig erscheinende Stimmungen aus seinem Gesang. Auf diese Weise entstand eine nie da gewesene Stütze innerhalb der Musik. Standhaft ermutigte er die Person in seinen Armen und zeigte ihm so stets aufs Neue, dass er nicht allein war. Er vermittelte ihm das Gefühl auf dem letzten Weg nicht ohne Hilfe zu sein und selbst wenn es geschafft war, immer noch welche zu haben. Er verdeutlichte dadurch, dass die Furcht unbegründet war und dieses ferne Land ihre Verbindung sicher nicht trennen würde.
 

Auch in der Nacht,

auch in der Nacht,

spür ich dich.
 

Doch nun hielt die zarte Seele nichts mehr zurück, denn es war alles zu spät und nichts mehr zu ändern. Ein stilles Schlucken mischte sich unter seine Stimme und ging in lautloses weinen über. Mit sehnsüchtigen Klängen gab er dem Zuhörer das Gefühl diese unbekannte Nähe trotzdem noch zu spüren, sie immer zu spüren. Zugleich ging er stimmlich in die Knie, kauerte dort verängstigt am Boden und fühlte sich einsamer denn je. Tapfer schluckte er den entstehenden Schmerz und konnte es nicht unterlassen seine Liebe ein letztes Mal auszudrücken.
 

Auch in der Nacht,

selbst bei Regen,

spür ich dich.
 

Lange hielt diese Tapferkeit allerdings nicht an, denn alsbald gewann der Schmerz erneut Oberhand. Ryuichis Stimme durchdrang kaum hörbares Weinen. Liebend gern würde er das eben verlorene zurückholen, aber das was von ihm gegangen war, konnte keiner je wieder zurück bringen. Folglich schluckte er seinen Schmerz hinunter und beendete flüsternd diesen Song mit einer einzelnen Träne.
 

Eine Weile verharrte er noch in seiner versunkenen Haltung, ehe er bemerkte, dass der Song eigentlich bereits zu Ende war. Zögernd öffnete er seine Augen und ließ das Handy schnell in eine Hosentasche verschwinden. //Nicht das noch jemand auf dumme Gedanken kommt.// Leise legte er die Kopfhörer zurück, verließ die Kabine und ging zu den Technikern. Gemeinsam lauschten sie den Aufnahmen. Ryuichi schloss dabei die Augen und ließ den Song noch mal auf sich wirken, registrierte die Anwesenheit Shuichis nebenher. Jener konnte aber nicht gleich zu ihm, da der Grünhaarige umlagert wurde und erst nach einer Weile freier. Jetzt konnte Shuichi zu seinem großen Idol laufen.

"Sakuma-sama...", wisperte er ehrfürchtig.

"Das war einfach unglaublich..."

Das Herz Shuichis schlug noch immer wie wild, er senkte seinen Kopf und blickte gen Boden. Dabei bemerkte er den rosa Hasen in seinen Armen und reichte ihn Ryuichi mit einer sehr tiefen Verbeugung.

"Danke, Shu-chan, danke, das bedeutet mir viel." Mit brüchiger Stimme und einer ebenfalls tiefen Verbeugung nahm er sein Kuscheltier wieder entgegen. Seufzend und erleichtert drückte er es an sich und sein Gesicht in dessen Fell. Endlich konnte er Luft holen und durch atmen. Wie sollten all die Menschen auch ahnen, dass der Song für ihn persönlich schwer war und keine der Nummern die er bisher gesungen hatte?

"Und, jetzt hast du noch ein Shooting?", fragte der nun Schwarzhaarige und rieb sich die Augen.

Irgendwie wurde das mit dem schnellen Herzklopfen einfach nicht besser...

Wenn das so weiterging, würde er sicher bald ohnmächtig werden. So langsam konnte er Fanhysterien verstehen.
 

By Jemo Kohiri
 

Anhang:

Das Cover wurde von Ahiku gestellt und die Story selbst von mir verfasst. Als Grundlage diente hierfür der RPG "My Ryu, My Shu!" Hierbei spielte Ahiku Shuichi (später noch Neil und Granny) und ich Ryuichi. Dabei bleibt es nicht aus, dass ein Teil der Postings stückweise so übernommen wird wie im RPG selbst verfasst. Natürlich werden sie für die Story entsprechend angepasst und abgewandelt, gerade Gesprächsteile aber doch in Original übernommen. An der Stelle möchte ich mich lieb bei ihr für die tolle Playzeit bedanken. Ohne dich wäre die Fanfic nicht möglich gewesen.

Trugbild Glück

"Jab, das hab ich jetzt auch." Mit einem Mal strahlte Ryuichi wieder, als gelte es einen Wettbewerb zu gewinnen. "Ryu geht jetzt Fotos machen." Freudig rannte er aus dem Studio und zu den Umkleidekabinen, Shuichi dabei im Schlepptau. "Du kannst ja was essen." Mit diesen Worten verschwand er in den hinteren Teil und schmiss sich in sein erstes Outfit, eines von vielen. Es bestand aus einer langen blauen Hose mit Schlitzen, welche bis zum Knie gehen. Des weiteren aus einem ärmelfreien blauen Shirt und einem blauen Halsband. Anschließend musste er schnell noch zur Maske und stand schließlich grinsend erneut vor dem ehemaligen Sänger. "Können wir dann?"

Shuichi lächelte leicht. "Nein, ich will nichts essen...", meinte er nur beiläufig, doch Ryuichi war längst wieder unterwegs. //Oh Mann...ich mach ihm sicher nur Umstände// schoss es ihm kurz durch den Kopf während er auf Ryuichi wartete und glaubte nicht richtig zu sehen, als dieser wieder vor ihm auftauchte. Shuichi blieb beinahe die Spucke weg, er starrte sein gegenüber kurz an, seine Herzfrequenz erhöhte sich noch einmal, stieg beinahe ins Unermessliche...Hätte Ryuichi ihn nicht etwas gefragt, so würde er wohl noch morgen früh als Salzsäule rum stehen. "Ja...natürlich, Sakuma-sama...", flüsterte er und schlich hinter ihm her.

Selbstsicher ging Ryuichi durch einen kurzen Gang und öffnete eine weitere Tür. Durch diese betraten sie eine große überdachte Außenanlage in der alles grünte und blühte. Dort warteten bereits Assistenten und sonstige Mitarbeiter, welche man für ein Shooting benötigte.

Shuichi huschte hinter ihm durch die Tür, dann ließ er sich dort, wo er meinte, am wenigsten störend zu sein, auf den Boden sinken und schaute Ryuichi interessiert zu.

Ryuichi war unterdessen am ersten Shootingort innerhalb der prächtigen Halle angelangt. Zwischen zwei voll aufgeblühten Kirschbäumen hing eine Hängematte in die er sich so setzte, dass er nicht runter flog. Dabei winkelte er beide Beine an. Das linke stand hierbei vor dem Rechten und gab somit den Blick auf die raffinierte Hose frei. Sein rechter Arm ruhte auf seinem rechten Knie, die linke Hand hing locker über den Rand der Hängematte und striff dabei den hinter Ryuichi sitzenden Kumagoro. Den Kopf leicht nach hinten gelegt, konnte man sein klares Gesicht im Profil sehen. Gepaart mit einem zärtlichen Lachen und einem sehnsüchtigen Blick gen Himmel, wurde so posierend das erste Foto geschossen.

Shuichi beobachtete sein Idol dabei, sog jede noch so kleine Geste in sich auf und begann verträumt mit dessen Haaren zu spielen, die ihm teilweise ins Gesicht hingen. Strähne um Strähne wanderte imaginär durch die Hand des Traurigen und weilte dort für wenige Sekunden auf der ausgehungerten Haut.
 

Da alles zur Zufriedenheit des Fotografen verlaufen war und der erste Versuch bereits klappte, entfernte sich Ryuichi von der Hängematte, wechselte zur Wiese und legte sich dort auf seinen Rücken. Seine Flügel wurden so um seinen Oberkörper gelegt, dass sie minimal den Bauch bedeckten, aber trotzdem nicht am Körper klebten. Die Haare drapierte man so um den Kopf des Grünhaarigen, dass sie mit der oberen Kante der Flügel abschlossen. Ein Mitarbeiter, der auf einem Gestell über ihm lag, hielt über Ryuichis Kopf einen großen Kumagoro. Dabei hielt er eine Pfote Kumagoros so, dass sie Ryuichis Kinn seitlich anhob. Ryuichis Hände berührten im Gleichklang den Kopf der Großausgabe seines Stoffhasen. Verhaltend und fragend sah er in die Knopfaugen seines Plüschtieres. Man hatte beide zudem so positioniert, dass es schien, als ob sie sich gleich küssen würden, aber doch nie dazu kamen. Eine Windmaschine verteilte zudem über die gesamte Szenerie weiße Federn und blaue Rosenblätter. Ein einzelner künstlicher Sonnestrahl tauchte die ganze Pose in ein romantisches Licht. Auch dieses Bild klappte gleich beim ersten Versuch, zauberte dem Älteren eine Unschuld ins Gesicht, die man so in der Form bei ihm eigentlich eher selten sah. Shuichi zumindest kannte sie so nicht, seufzte deswegen verhalten und verschränkte die Arme über den Knien, um seinen Kopf darauf zu legen. //Sakuma-sama ist eben doch besser als ich, sehr viel besser.// Er hatte den anderen ja schon immer bewundert, seit er ihn das erste Mal gesehen hatte… Zeit, um genauer darüber nachzudenken blieb für den Moment allerdings nicht, da ihm ein Wort durch den Kopf schoss, dass dort gar nicht zu suchen hatte. //Moment mal, habe ich jetzt wirklich gedacht, dass er süß ist? Hilfe, ich gehöre in die Klapse!// Das konnte doch nicht wahr sein, das durfte nicht wahr sei.

Wie aus einem Traum erwachend begab sich Ryuichi zu einem der beiden Kirschbäume des Ausgangsbildes, die Matte hatte man inzwischen entfernt. An dessen Stamm ruhte nun ein großer Kumagoro, vor den sich Ryuichi mit überkreuzten Beinen legte. Seinen Kopf bettete er auf den Bauch des Hasen, berührte Kumagoros rechte Pfote sowie die linke und presste am Ende beide vor seine eigene Brust. Erneut zupfte ihm ein Assistent die Haare zu Recht, damit sie zum Gesamtbild passten. Zusätzlich strahlten die Beleuchter seine Flügel so an, dass sie schimmerten und nicht matt wirkten. Darüber unbemerkt döste Ryuichi leicht ein, wirkte natürlich schlafend und lieferte dem Fotografen sein gewünschtes Motiv, seinen schlafenden Engel.

Shuichi sah dem Shooting noch eine Weile lang zu, doch in seinem Magen machte sich ein merkwürdiges Gefühl breit. Also stand er auf und verschwand heimlich still und leise, um auch ja niemanden zu stören. Bereits jetzt fühlte er, wie es in seinem Magen tobte...er brauchte eine Toilette...dringend...vielleicht auch ein Blumenkübel...ein Eimer...? Gar nicht gut...er hatte nichts gegessen... Das würde nicht sonderlich angenehm werden. ´
 

Derweil blieb der schlafende Engel kein Engel, denn Ryuichi musste in die Garderobe sein Outfit wechseln und mit dem nun folgenden war er sicher kein Himmelswesen mehr, ganz im Gegenteil. Auf diesen Part freute sich zudem besonders der weibliche Teil der Mitarbeiter, denn in diesen Sachen sah er einfach zu gut aus und machte deutlich, dass selbst er jederzeit auf sexy umschalten konnte. Wenig später kam Ryuichi mit besagtem Outfit in den Raum und trug es mit einem solchen stolz, dass einige der Mitarbeiter im Geiste erst mal in aller feinster Manier in Ohnmacht flogen. Sein Outfit bestand aus einer engen schwarzen Hotpants sowie einem ärmellosen schwarzen Netzhemd, welches ebenfalls eng anlag. Des Weiteren trug er an beiden Fußgelenken leichte Kettchen. Diese fanden sich auch an den Handgelenken wieder. Außerdem schmückte sein Hals ein schwarzes Lederhalsband. An den Oberarmen befanden sich zusätzlich pro Arm noch jeweils 2 Lederschnallen von denen je eine Kette zum Halsband abging.

Noch während der Sänger fertig gemacht wurde, stieß Shuichi die Tür zu den Toiletten auf, die er mit Mühe und Not gefunden hatte und schloss sich in einer Kabine ein. Nachdem er so etwas Gallenartiges ins Klo befördert hatte, wischte er sich über den Mund, spülte und machte sich schwankend auf den Weg zum Waschbecken.

Er ließ sich kaltes Wasser über die Hände laufen und wusch sich anschließend das Gesicht. Sein Spiegelbild verschwamm vor seinen Augen...doch das, was er sehen konnte, war, dass er so langsam mit der Wand um die Farbe konkurrierte.

Er atmete tief durch, zupfte ein Papiertuch aus dem Halter und ging zurück in den Aufnahmeraum, in den er sich heimlich zurück schlich, Ryuichi in einem wahnsinnigen Kostüm vorfand.

Er war wirklich zu sexy...

Shuichi rutschte an der Wand nach unten, spürte noch immer eine gewisse Übelkeit, doch auch ein anderes Gefühl machte sich nun in ihm breit...

UWAAAAAAAAH...BITTE NICHT!! !, schrie er in Gedanken. //DAS darf nicht wahr sein, DAS erst recht nicht.// Zum Glück trug er eine weite Hose und wurde nicht beachtet. Nicht auszudenken was raus kam, wenn jemand sein kleines Fastproblem entdeckte.
 

Aufgeregt begab sich Ryuichi nun zu dem Kirschbaum unter dem er vorhin schon mal geschlafen hatte. Er freute sich bereits auf das Bild, denn allzu viele gab es in der Form von ihm nicht. Genüsslich setzte er sich unter den Sakurabaum, atmete noch einmal tief durch und begann sich in Pose zu setzen. Das rechte Bein ließ er voll ausgestreckt während er das linke angewinkelt zu sich ran zog. Dies wiederum drehte er so, dass es seitlich zu sehen war. Im gleichen Atemzug drehte er seinen Oberkörper ebenfalls etwas seitlich zwecks Sichtbarkeit der Fußkettchen. Mit dem rechten Arm stütze er sich neben seinem Oberkörper ab. Den linken Arm hingegen streckte er so aus, dass er scheinbar auf seinem Po lag. Dadurch konnte man die Ketten an seinem Oberkörper ebenfalls gut erkennen. In der Hand hielt er außerdem eine blaue Rose. So in Pose gesetzt, passte sein zerstruppeltes Haar natürlich zum Gesamteindruck, verdeckte zudem das rechte Auge und ließ Ryuichi den Betrachter mit dem linken Auge fixieren. In genau jenem freien Seelenspiegel lag Erotik und Sinnlichkeit pur, gepaart mit einem entsprechenden Lächeln und beleuchtet durch das richtige Licht, klappte selbst dieses Bild sofort.

Shuichi kam sich immer mehr veräppelt vor. //Gott muss ich wirklich hassen! Das ist doch fies! Wieso immer ich?// Leise fiepend sah er an sich hinab und hatte nun wirklich ein Problem, da sich in seiner Lendengegend nicht nur etwas regte…

So konnte und durfte es nicht weiter gehen, nicht vor ihm! Sich auf alle Viere sinken lassend, krabbelte er erneut aus dem Studio ohne zu wissen wohin. Zurück zu den Toiletten? Neee… Obwohl, für ihn derzeit unter Umständen der einzig sinnvolle Ort. //Loswerden muss ich es ja irgendwie!//

Der nächste Maskengang folgte und damit ein weiterer Wandel von Ryuichis Wesen. Einmal sollte er sich vom unschuldigen Himmelsboten über den verruchten Schlingel zum kindlichen Erwachsenen entwickeln. Kichernd kehrte er zu seinem Arbeitsort zurück. Kichernd, da ihm das Outfit von allen am Besten gefiel. In dem Falle trug er eine knielange Hose im Armelook und passend dazu ein blaues Shirt. Des Weiteren befand sich um seine Hüfte ein Duellgürtel samt Deckbox mit Deck, Regelbuch und Duellplane. Sein Kopf zierte eine wunderhübsche Kumagoromütze. Besonders die hatte er in sein Herz geschlossen und würde sie sicher nicht mehr los lassen. Im Gegenteil, er durfte sie mit nach Hause nehmen und deswegen wollte er auch, dass dieses Foto besonders gut wurde.
 

Shuichi kroch unterdessen zu den Toiletten und verbarrikadierte sich da...hoffend, dass sein Körper sich bald wieder abreagieren würde, besonders sein Schritt. Jedoch, kaum, dass er einen Gedanken daran verschwendete, regte sich erneut Übelkeit in seiner Magengegend und ließ seine Erregung nach hinten treten. Die Klotür gerade noch hinter sich zu knallen könnend, beförderte er bereits das zweite Mal innerhalb kürzester Zeit seinen kaum vorhandenen Mageninhalt rückwärts nach oben.

Inzwischen hatten Mitarbeiter die für das Bild nötigen Utensilien bereitgestellt. Sie bestanden aus: Kumagorobällen, weiteren Kumagoros und Kumagoroluftballons, die von mehreren Mitarbeitern während der Entstehung gehalten wurden. Seinen Orignalkumagoro hielt Ryuichi bereits in den Händen. Er war nicht mehr der Schönste, aber Ryuichi hatte darauf bestanden ihn dabei zu haben. Innerhalb weniger Sekunden befand er sich auf der Blumenwiese und alles wurde aufgebaut. In die rechte Hand drückte man ihm die Luftballons. Links neben seinen Füßen wurden die zwei Kumagorobälle sowie ein weiterer Hase platziert. Rechts neben seinen Füßen fanden außerdem zwei weitere Kumagoros Platz. Der Rest lag nun an Ryuichi. Den rechten Arm streckte er ganz aus, knickte lediglich im Ellenbogenbereicht etwas ein. Seinen linken Arm winkelte er ganz an, um Kumagoro an sich pressen zu können. Schüchtern stellte er ein Bein leicht vor das andere. Mit einem von Unschuld überzogen Gesicht und glänzenden Augen, gleich denen eines Kindes unter seinem ersten Weihnachtsbaum, sah er dabei in die Kamera. Hinzu kam ein leicht ängstlicher Ausdruck darin, der durch einen Biss auf die Unterlippe verstärkt wurde. Ein weiteres Foto war geboren.
 

Shuichis Magen schien sein Innerstes nach außen gekrempelt zu haben, da etwas Undefinierbares im Toilettenwasser schwamm. Darüber unbemerkt, flaute seine Erregung ab und er hatte damit ein Problem weniger, starrte apathisch in das WC.

Wenigstens war der untere Teil seines Körpers wieder ok und spannte nicht länger. Schwankend trat er aus der Kabine, wusch sich nochmals und zupfte sich ein paar Taschentücher aus dem Halter. Nachdem diesen seinen Weg in de Papierkorb gefunden hatte, wankte er den Gang entlang und ließ sich auf einen der Plastikstühle fallen, die praktischerweise rum standen.

"Mir geht's gut...", redete er sich ein. "Super...wirklich..."

Auf seinem Gesicht breitete sich ein grinsen aus, welches man nicht wirklich deuten konnte, außer Sakuma-san selbst vielleicht. Es musste ja keiner merken, dass ihm gerade etwas flau war, da er niemanden belästigen wollte. //Zu Ryuichi in Studio gehe ich aber erstmal nicht. Wer weiß was der noch für Fotos machen muss/will. Ein Problem reicht völlig.//
 

Diesmal musste Ryuichi lediglich den Ort wechseln. Strahlend, da er ja immer noch die Mütze aufhatte, begab er sich vor eine blühende Hecke. Deren Blüten waren am Vortag gerade erst aufgegangen und dadurch noch sehr frisch. Sie glänzten förmlich im Licht der Sonne, die in diesem Moment praktischerweise durch das Dach schien. Ryuichi stellt sich vor besagte Hecke. Dort drückte er Kumagoro fest an sich und hielt in der linken Hand zwei blaue Rosen, der Stoffhase passend dazu in seinen Pfoten ebenfalls eine. Vorsichtig drehte er sich etwas zur Seite und blickte scheinbar an der Kamera vorbei. Staunend betrachtete er etwas dass der Betrachter nicht sehen konnte. Um diesen Eindruck zu verstärken, hatte der Grünhaarige außerdem seinen Mund leicht geöffnet, fast so als würde ihm jederzeit ein leises „oh“ entweichen. Auf seinen Wangen lag zusätzlich ein leichter Rotschimmer, als könne er es gar nicht fassen, dass ausgerechnet ihm diese Rosen gelten sollten. Weitere einzelne Rosenblätter flogen zusätzlich durch das Bild, als der Fotograf abdrückte und diesen Moment für immer festhielt.
 

"Mir geht's gut...mir geht's supergut...", brabbelte Shuichi immer wieder vor sich hin, der noch immer unbemerkt auf seinem Stuhl hockte und wirkte dabei schon beinahe irre. Man konnte ihn sogar für einen Bekloppten halten, was der Kleine aber nicht war!
 

Für das nächste Bild brauchte Ryuichi gar nicht erst zu wechseln, denn es sollte das dritte in dem Outfit werden und zudem am selben Ort geknipst. Diesmal drehte sich Ryuichi mit voller Vorderfront zum Betrachter. Kumagoro wurde ihm aus den Händen genommen und neben seinen linken Fuß gesetzt. Dieser blickte ebenfalls in die Kamera. Ryuichi hatte dabei sein rechtes Bein leicht angehoben, beide Arme zudem angewinkelt und vor seiner Brust gefaltet. Große zitternde Augen blickten in die Kamera und zeigten unfassbare Freude sowie Überraschung. Dies wiederum wirkte in Verbindung mit dem leichten Rotschimmer und dem stillen Lächeln wie ein wahres Feuerwerk versteckter Eigenschaften. Fast schien es so, als würde er aus dem Bild springen, um den Betrachter für die Erfüllung des Wunsches (welcher auch immer) zu Boden zu knuddeln.
 

Shuichi schien es in seinem Gang, so einsam und allein wie er da war, immer schlechter zu gehen. "Mir geht's gut...mir geht's wirklich gut...", lachte er, sprang auf und rannte ein drittes Mal auf die Toilette, um seinen Magen noch mehr zu schädigen.
 

Zum vorvorletzten Mal an einem mehr als anstrengenden Shootingtag, bekam Ryuichi den Befehl die Kleidung zu wechseln. Ungern trottete er in die geräumige Umkleidekabine, um die zuvor getragene Mütze abzulegen und sich in ein neues Outfit zu werfen. Doch von diesem Unmut merkte man ihm nichts mehr an, als der Entertainer erneut das Studio betrat. Diesmal trug er eine weiße Hose, ein Rüschenhemd, ein Halsband in der gleichen Farbe und zierliche Engelsflügel auf dem Rücken. Die Haare „fielen“ offen über seinen Kopf, zeigten sich lediglich etwas verwurschtelt.

Ehrfürchtig begab er sich diesmal vor einen gerade erblühten Rosenstrauch und ließ sich dort nieder. Beide Arme hatte Ryuichi dabei von sich gestreckt. Sein rechter Flügel wurde so bestrahlt, dass die Rosen scheinbar durchschimmerten. Der linke Flügel dagegen so hergerichtet, dass einzelne Federn absichtlich abstanden. Außerdem hatte sich der Blauäugige leicht zur Seite gedreht. Dadurch schienen Ryuichis Augen ein weiteres Mal aus dem Bild zu wandern. In seinen großen zitternden Seelenspiegeln spiegelten sich Sehnsucht und Trauer zugleich wieder, versehen mit einem leichten Schatten, der jegliche Freude aus dem jungen Gesicht vertrieb. Seine Lippen zitterten ebenfalls leicht und vermittelten so den Eindruck dass er jeden Moment zusammen brechen würde. Ein paar einzelne Federn flogen spielerisch um den schmächtigen Körper herum und lösten den Blitzer des Fotoapparates aus.
 

Shuichi trottete von der Toilette zurück zu seinem Plastikstuhl und ließ sich darauf sinken, legte den Kopf in den Nacken. //Uwah...jetzt war geht es mir besser. Ich frag mich allerdings woher der ganze Krempel kommt. Da dürfte doch eigentlich bald nichts mehr drin sein!// Er hatte eindeutig einen äußerst merkwürdigen Magen. //Hoffentlich ist Sakuma-san bald fertig!//
 

Nachdem auch dieses Foto im Kasten war, hieß es für Ryuichi doch noch mal Sachen wechseln. Insgeheim fürchtete er sich etwas vor dem Foto was nach diesem folgen würde, denn es war wie der Song für ihn selbst sehr persönlich. Doch bisher konnte er Arbeit und persönliche Dinge immer trennen! Hose, Hemd und Halsband blieben, wechselten jeweils lediglich zu der Nichtfarbe schwarz. Die Flügel aber blieben weiß, Ryuichis einzige Bedingung für dieses Foto. Dafür waren nun beide Hälften mit abstehenden Federn gesegnet. An seinen Haaren wurde nicht ein einziges Detail geändert. Ehrfürchtig begab er sich zum zweiten Mal vor den gerade erblühten Rosenstrauch von eben und ließ sich dort nieder. Beide Arme hatte Ryuichi auch diesmal von sich gestreckt. Sein rechter Flügel wurde so bestrahlt, dass die Rosen wiederholt scheinbar durchschimmerten. Der linke Flügel so hergerichtet, dass einzelne Federn absichtlich abstanden. Außerdem hatte sich der Blauäugige leicht zur Seite gedreht. Dadurch schienen Ryuichis Augen ein weiteres Mal aus dem Bild zu wandern. In seinen großen zitternden Seelenspiegeln spiegelten sich Sehnsucht und Trauer zugleich wieder, versehen mit einem leichten Schatten, der jegliche Freude aus dem jungen Gesicht vertrieb. Seine Lippen zitterten ebenfalls leicht und vermittelten so den Eindruck dass er jeden Moment zusammen brechen würde. Ein paar einzelne Federn flogen spielerisch um den schmächtigen Körper herum und halfen bei der Findung des Motivs.

Im selben Augenblick betrat Shuichi vorsichtig den Ort des Geschehens, ließ sich an seiner gewohnten Stelle nieder und beneidete den anderen dabei um seine Energie. //Hilfe, Sakuma-san ist ja immer noch mit voller Energie dabei. Wie macht er das nur? Ich hätte da schon längst schlapp gemacht.// Nicht, dass Shuichi völlig schlapp war und nichts zustande brachte, aber die Energie des Älteren schien einfach unerschöpflich zu sein.
 

Nach diesem Bild gab es eine winzige Pause, da die Vorraussetzungen für das nächste Bild erst noch verändert werden mussten. Ryuichi suchte unterdessen zum wirklich letzten Mal für diesen Tag die Umkleide auf. In der Halle schleppten Mitarbeiter während dessen eine verkleidete Kiste heran, in deren inneren sich eine kleine Maschine befand, die später den Regen produzieren sollte und befestigten diese an der Decke. Wenige Sekunden später betrat der Grünhaarige das Studio. Diesmal trug er eine blaue Hose mit vielen Taschen sowie ein blaues Shirt. Außerdem hatte man ihm eine farblich passende Kapuzenjacke übergestreift, welche er ohne geschlossenen Reißverschluss trug. Seine Füße wurden von schwarzen Schuhen bedeckt. Des Weiteren hatte er sein heißgeliebtes Stirnband um sowie einen Anhänger um den Hals. Dieser bestand aus einer blauen Kugel und zwei silbernen Kumagoros von denen er gehalten wurde.

Der Verantwortliche des Shootings bat noch einmal um absolute Ruhe, da dieses Bild das Wichtigste überhaupt sein würde. Zugleich bedankte er sich für die bisher gelungene Arbeit. Der Tontechniker schob den Regler seiner Anlage nach oben und gab Ryuichi damit das Startzeichen. In derselben Sekunde erklang Ryuichis neuer Song als Playback aus versteckten Boxen. Leise vor sich hin singend, begab sich Ryuichi wieder auf die Wiese und sank dort in die Knie. Die Beine seitlich abgewinkelt, ließ er sich gänzlich auf den Rasen fallen. Seine rechte Hand hatte er ausgestreckt und zur Faust geballt. Mit der anderen Hand hielt er Kumagoro fest an sein Herz gepresst, ja beinah krampfhaft. Das Lied immer noch vor sich hin singend, entgleisten seine Gesichtszüge immer mehr und legten eine Seite Ryuichis frei, die er überhaupt nicht mochte. Anklagend wandten sich seine Augen an den Zuschauer und schwammen dabei in Tränen. Sie schienen mit jeder Sekunde größer zu werden und offenbarten ein Meer aus verdrängtem Schmerz und Einsamkeit. Dieses Gefühl übertrug sich mittels zittern auch auf Ryuichis Körper, als der Regen von oben einsetzte. In wenigen Sekunden war er durchnässt und sein Lied zu einem stillen Schrei verstummt. Die vorhin noch geschlossene rechte Hand, hatte er geöffnet und versuchte nun verzweifelt nach etwas zu greifen. Er streckte seine Finger soweit wie es ging, aber es half doch nichts. Ryuichi wirkte so zerbrechlich wie nie. Er schaffte es nicht. Doch was war das? Im selben Augenblick lösten sich Tränen aus Ryuichis Augen und liefen über sein Gesicht. Als Kristalle kamen sie auf den Boden auf und genau in diesem Moment drückte der Fotograf ab. Schweigend stellte der Tontechniker die Musik ab und weitere Assistenten den Regen, die zugleich die Regenanlage beiseite räumten. Keiner aber wagte es Ryuichi zu stören, da sie ihn kannten und er für gewöhnlich nach Shootings immer in der letzten Pose verharrte. Ryuichi hatte unterdessen Kumagoro mit beiden Armen fest an sich gedrückt und versuchte sich wieder zu beruhigen. Diese Sache bewegte ihn immer noch sehr und dabei war sie bereits Jahre her. Zitternd nahm er Kumagoros Ohr in seinen Mund und begann darauf zu knabbern während er sich wieder erhob, um das Studio zu verlassen. Auf seinem Gesicht erkannte man letzte Tränenspuren.
 

//Ryuichi weint? Ne, das kann nicht sein. Er würde doch niemals weinen.// Die Spuren auf dem Gesicht des Besagten sprachen aber Bände. Liebend gern wäre Shuichi aufgesprungen und hätte ihn in seine Arme geschlossen, doch blieb dieser Gedanke ein stiller Wunsch seinerseits. Denn, erstens wären seine Beine abgeknickt und zweitens hätte er damit außerdem vielleicht alles zerstört. Es wäre ja immerhin möglich, dass diese Geste Ryuichi sogar wütend gemacht hätte. //Dabei ist das doch das letzte was ich will.// Der Ältere sollte nicht einen einzigen Grund haben, um ihn zu hassen, ihn abzustoßen.

Besagter hatte Shuichi unterdessen entdeckt und bewegte sich auf ihn zu. Dabei versuchte er sich die Tränen aus seinem Gesicht zu wischen was aber nicht ganz gelang. Das Team hatte sich inzwischen weitest gehend aus der Halle entfernt. Die Aufräumarbeiten würden morgen früh vorgenommen werden. Lediglich die Techniker räumten ihren Kram weg. Doch das interessierte Ryuichi nicht. Er wollte eigentlich nur noch nach Hause und begann ein wenig schneller zu laufen. Prompt rutschte er aus und drohte zu fallen. Krampfhaft hielt er seinen Kumagoro fest, damit dieser nicht runter viel und versuchte dabei die Tränen zu vergessen. //Wo ist eigentlich Shu-chan?//
 

Shuichi war derweil irgendwie aufgestanden, rannte auf Ryuichi zu und hielt ihn fest.

"Nicht hinfallen...die wollen sicher keinen Sänger mit Blessuren haben...", murmelte er und drehte seinen Kopf weg, da er ihn wohl besser nicht anhauchen sollte, nachdem er...

"Bist du fertig?"; fragte er mit etwas brüchiger Stimme.

" Ja, das Shooting ist für heute beendet. Das nächste große ist glaube in 6 Wochen." Ein weiteres Mal wunderte sich Ryuichi. Was war eigentlich mit Shu-chan los? "Du gefällst mir gar nicht." Wacklig erhob er sich und drehte Shu-chans Gesicht mit der rechten Hand wieder zu sich. Ernst sah er ihm dabei in die Augen. "Wir sollten wohl besser gehen." Ryuichi ließ Shuichis Gesicht los und begab sich seufzend zum Ausgang, um seine eigentlichen Sachen anzuziehen.

//Was sollte das denn? Was heißt hier: Du gefällst mir nicht?// Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern und trabte dem anderen stillschweigend hinterher. Er fragte sich, wie wohl die Wohnung des älteren Entertainers aussehen würde...sicher überall Kumagoros... Kumagorotelefonplüschbezüge... Kumagorohausschuhe... Kumagoro...

Ryuichi spürte, dass der Kleine mit der Antwort nichts anfangen konnte. Als sie dann alleine in der Umkleide waren, erklärte er das darum etwas näher. "Du gefällst mir nicht, weil du nicht mehr dasselbe Leuchten hast wie früher Shu-chan. Dein Licht fehlt. Deswegen gefällst du mir nicht." Damit ließ er es fürs erste gut sein und zog sich seine Zivilsachen wieder an. Natürlich konnte er es nicht unterlassen mit Kumagoro zu knuddeln während er die Tüte mit den Sachen suchte. Bald hatte er sie gefunden.

"Mein Licht fehlt also...na ja...macht nichts...", meinte er, ging dann in den Raum, in dem er zuvor kläglich versucht hatte zu schlafen und holte seine Tasche, schliff sie hinter sich her.

Seine Rippen machten ihm noch immer etwas zu schaffen doch jetzt galt es, die Zähne zusammen zu beißen.

Ryuichi zog bei der Bemerkung nur eine Augenbraue hoch. "Wenn du meinst..." Allerdings sagte er das mehr zu sich selbst als zu dem Traurigen. Schnell verabschiedete er sich noch von den Leuten und trat mit ihm gemeinsam auf die Straße hinaus. Draußen war es inzwischen bereits früher Abend. Tief zog Ryuichi die Luft ein, sah den Jüngeren dabei prüfend an. "Sag mal, geht's dir auch gut? Du scheinst Schmerzen zu haben." Währenddessen entfernte er sich mit ihm von Studio.

Shuichi blickte zu Ryuichi und lächelte ihn aufmunternd an. "Natürlich...mir geht es immer gut, das weißt du doch!", meinte er und wankte neben seinem Freund her. "Ähm...sag mal...darf ich eigentlich über Nacht bleiben?", fragte er kleinlaut.

"Hm, also das bezweifle ich mal stark." Mit einer Mischung aus Sorge, Ernsthaftigkeit und Angst sah er ihn dabei an. "Natürlich darf Shu-chan bei Klein Ryu übernachten. Kannst du überhaupt noch laufen?"

"Ja, kann ich...kein Problem.", murmelte er, lächelte sein gegenüber nochmals an. "Ich bin nur etwas ausgelaugt. Mein neuer Job ist ganz schön anstrengend..."

"Hn, ok... sag aber bescheid wenn es nicht mehr geht." Sein Gesicht entspannte sich etwas. Im selben Augenblick nahm er Kumagoro wieder in den Mund und kaute kurz drauf rum. Schließlich war er den ganzen Tag über nicht groß dazu gekommen. "Was machst du eigentlich?"

Er überlegte einen Moment, ob er es ihm wirklich sagen sollte..."Nun ja...ich...kellnere in einem Club...in Manhatten.", meinte er ruhig und ließ seine Tasche zu Boden fallen.

"Huch..."

Schnell hob er sie wieder auf, biss sich auf die Zunge, als er den stechenden Schmerz in seinen Rippen spürte. Es war wohl nicht so gut, Ryuichi zu sagen, dass er danach noch tanzen musste und von vielen fetten reichen Säcken angegrapscht wurde... Wenigstens hatte man noch nicht mehr von ihm verlangt... Dazu wäre er wohl auch gar nicht im Stande gewesen. Aber er brauchte den Job, um sich über Wasser zu halten.
 

Ryuichi zog bei dem Anblick eine Augenbraue in die Höhe. Shuichi konnte ihm nicht weiß machen das alles in Ordnung war. Er konnte sich vor ihm nicht verstecken, denn wenn Ryuichi eines hasste, dann waren es Lügen. Er ging einfach auf ihn zu und nahm Shuichi Hucke pack. Sicher hielt er ihn in seinen Armen damit er auch ja nicht runter fiel. Die Tasche musste der Kleinere allerdings selbst tragen, da er mit Kumagoro zu tun hatte. "So toll, hört sich das aber nicht an." Ryuichi spürte, dass da noch mehr dahinter steckte, aber wollte auch nicht fragen. Shuichi schien auch so ziemlich verstockt zu sein und da würde Druck jetzt eh nichts bringen. "Zu Hause kümmere ich mich erst mal um dich. Da kriegst du erst mal was zu essen und Medizin." Er sah ihn mit einem Blick an der keine Widersprache duldete.

"Wahh...Sakuma-san! ich bin doch viel zu schwer!", versuchte sich der Jüngere der Beiden zu wehren. Er umklammerte die Schultern Ryuichis.

"Ich brauch keine Medizin...mir geht es gut.", wisperte er in dessen Ohr. "Um...nein...es ist nicht toll. Aber es gab nichts anderes zu tun. Anders kann ich die Miete nicht bezahlen."

"Nein, dass bist du nicht. Du bist viel zu leicht." Ryu verstärkte den Griff dadurch nur noch, denn er wollte Shu nicht allein und schon gar nicht laufen lassen.

"Das glaub ich dir aber nicht ganz. Ich merke es doch. Du kannst mich nicht täuschen!" Wisperte er in dessen Ohr zurück.

"Selbst in Manhatten dürfte es doch für Musiker was geben. Aber wenn es so schlimm ist, dann such dir doch was anderes. Hier in Los Angeles findet sich sicher was."

Shuichi seufzte, lehnte seine Stirn auf Ryuichis Schulter und schwieg. Es hatte keinen Sinn mit Ryuichi zu debattieren, jedenfalls für den Moment nicht.

//Endlich ist er ruhig// Nun wesentlich zufriedener trug er Shu-chan durch die Nacht. Dabei achtete er immer darauf, dass er über keinen Stein oder ähnliches stolperte. Schließlich sollte Shuichi nicht runter fallen und sich am Ende noch mehr verletzen.
 

Jener holte tief Luft. //So langsam muss ich doch wirklich zu schwer werden. Er kann mich doch schon gar nicht mehr tragen.//

"Sakuma-san...ist es noch weit? Du kannst mich auch runter lassen. Ich kann auch laufen...", flüsterte er.

"Ne, wir stehen sogar schon davor. Außerdem bist du nicht schwer. Mich schafft so schnell nichts." Mit einer Kopfnickung deutete er auf das Gebäude vor ihnen und ließ Shuichi sanft auf den Boden aufkommen. Es hatte keinen Zweck mehr, wenn er sich so sehr sträubte.

"Das ist ja ein wahnsinnig hohes Haus. Das hat aber einen Fahrstuhl oder?" Treppen steigen war das letzte, was er machen wollte. Nicht, dass Ryuichi noch auf die Idee kommen würde, ihn die Treppe hoch zu schleppen. "Hast du einen schönen Ausblick von da?"

"Natürlich gibt es einen Fahrstuhl. Meine Wohnung liegt allerdings in den unteren Stockwerken, da ich es selber nicht mit Höhen habe."

Ryuichi öffnete unterdessen schon mal die äußere Haustür.

"Hm, über die ganze Stadt und all die Lichter."

Shuichi trat ein. "Die ganze Stadt und all die Lichter...", wiederholte er leise. Sie warteten bis ein Fahrstuhl kam, betraten diesen.

"Hoffentlich hat nicht irgendwer alle Tasten gedrückt. Das hat irgend so ein Scherzkeks in dem Mietshaus bei mir in Manhatten mal getan. Das war nicht gerade lustig...", murmelte er und stellte seine Tasche auf dem Fahrstuhlboden ab.

"Och, das kenne ich auch. Der Fahrstuhl ist hier schon ein paar Mal ausgefallen, aber in letzter Zeit geht es. Die haben ihn repariert." Rasch drückte Ryuichi auf einen Knopf, woraufhin sich der Fahrstuhl in Bewegung setzte. Inzwischen hatte er das Kauen unterbrochen und versuchte liebevoll das Ohr zu reinigen. "Du musst glaub ich erst mal in die Wäsche", flüsterte er ihm leise zu.

Nach einer Weile stoppte der Fahrstuhl. Shuichi schwankte, landete schließlich auf dem Fußboden. "Huch...", meinte er, richtete sich mühevoll wieder auf.

Er musste sich dringend seine Rippen ansehen...Irgendwie waren die heute ganz und gar nicht okay. Die beiden verließen den Fahrstuhl und gingen einen Gang entlang bis Ryuichi stoppte.
 

Ryuichi kramte den Schüssel aus den Tüten raus und schloss die Tür auf. Im Flur striff er sich erst mal seine Schuhe ab und warf den Schlüssel gekonnt an den dafür vorgesehenen Hacken. "Immer herein in die gute Stube." Sacht schob er Shu-chan in die Wohnung und machte erst mal Licht. "Ups." Im Flug lagen immer noch ein paar Kumas. "Was macht ihr denn hier?" Schnell hob er die Kuschelhasen auf. "Soll ich dir erst mal alles zeigen?"

Shuichi nickte, musste lächeln. Woher hatte Ryuichi nur diese ganzen Stoffviecher? Bereits der Flur von Ryuichis Wohnung wirkte einladender als seine gesamte Wohnung...die eigentlich mehr aus Pappkartons bestand. Er hatte zwar etwas Geld durch seine Zeit bei Bad Luck, doch wirklich viel geholfen hatte ihm das auch nicht...

Das erste, was er nachher erst einmal tun musste, war, sich die Zähne zu putzen. Er hatte einen ganz furchtbaren Geschmack im Mund, kam sicher davon, dass es vorhin seinen Magen umgekrempelt hatte...

"Cool." Innerlich freute sich Ryuichi wie ein kleines Kind, denn er kam nicht oft dazu jemanden seine Wohnung zu zeigen. Unterwegs hob er allerdings immer wieder Kumagoros auf und setzte sie an ihren Platz zurück. "Dann fangen wir mal mit der Küche an." Beide betraten nun die Küche die typisch Ryuichi im Kumastyle eingerichtet war, aber auch eine gewisse Schwäche für weiße Tiger nicht verstecken konnte. Dann begaben sie sich ins Bad. "Ja und hier ist das Bad. Sogar mit extra Waschbereich." Damit wies er auf den hinteren Bereich wo die Waschmaschine stand. Da sie eh gerade hier waren, packte er Kumagoro gleich in die Waschmaschine. Es war eine extra kleine, welche man nur für ihn angefertigt hatte. Überhaupt ließ sich in der ganzen Wohnung der Kumagoro und Tiger-Einfluss nicht verstecken. Nun begaben sie sich zum Wohnzimmer. "Tja, und hier ist dann die gute Stube." Hier stapelten sich in den Regalen und Schränken Videos, DVDs, CD's, Musikdvds extra und allerlei andere Sachen.

"Ohhh..."

Staunend betrachtete Shuichi die Wohnung des Älteren.

"Das ist so gemütlich hier...und gar nicht kahl...", meinte er und strich über irgendetwas undefinierbares Flauschiges. Er betrachtete die ganzen Regale und Schränke und stolperte schließlich über irgendein auf dem Boden liegendes Fell.

"Huch...", er giggelte leise und hoffte, dass Kumagoro in der Waschmaschine nicht ertrinken müsste...

"Es hat auch lange gedauert ehe alles so war wie jetzt." Ryuichi stutze bei Shuichis Stolpern und bekam große Augen. "Wah, dass gehört doch auf den Sessel da." Schnell legte er es wieder auf den Sessel zurück. //Was wohl Kuma-chan macht. Muss nachher gleich mal gucken// Kurz darauf führte er ihn in das nächste Zimmer. "Das Zimmer mag ich mit am Liebsten, aber nicht wundern, ziemlich viele Sachen. Hobbyraum eben." In diesem Zimmer stapelten sich zahlreiche Manga- und Animeartikel. Nicht weniger viele Kumaartikel hatten hier ihr zu Hause gefunden. Ganz zu schweigen vom Game Cube und den Spielen sowie einer weiteren Minianlage. Durch eine weitere Tür führte er ihn in ein anderes Zimmer. Hier wiederum hingen viele Kostüme rum und reichlich Utensilien ließen sich ebenfalls erahnen. Verlegen kratzte sich Ryuichi am Kopf.

"Sakuma-san...du solltest dir ein Kind anschaffen...das würde total glücklich bei dir sein...", meinte Shuichi, als er den ganzen kram sah.

"Oh, ein Doraemon!", rief er entzückt und hob die Sammelfigur in die Höhe. "Ist ja toll..."

Er lächelte Ryuichi an, ging dann mit ihm weiter.

"Meinst du echt? In der Wohnung hab ich wenigstens Platz für meinen ganzen Kram.", meinte er, das Lächeln erwiedernd. "Ist schließlich ne ganze Menge und ich möchte nichts missen." Gemeinsam gingen sie weiter und gelangten zum Entspannungsraum. "Hier schreib ich meist meine Sachen." Außerdem war eine Ecke des Raumes als Malecke ausgelegt. "Ja und hier hab ich den ganzen Schriftkram." Damit zeigte er ihm ein weiteres Zimmer, welches fast wie ein Kulturschock wirkte. Denn das Zimmer war doch recht nüchtern eingerichtet, wenn auch gemütlich. "Soll ich dein Zimmer zeigen? Mein Schlafzimmer ist gleich daneben."
 

Er nickte erneut und war erstaunt darüber WIE groß diese Wohnung doch war. So etwas hatte er selten gesehen, aber bei Sakuma-sans Verdienst war die Miete hierfür sicherlich nur die Portokasse. Shuichi hatte recht, die Miete war für ihn wirklich nur ein Klacks. Gut, wenig bezahlte er nicht, aber er merkte trotzdem nicht viel davon. Ryuichi öffnete er eine Tür und gab den Blick auf das Gästezimmer frei. "Hier kannst du dich einrichten. Durch die Tür da kannst du in mein Zimmer." Mit diesen Worten ließ er Shu eintreten, damit dieser in Ruhe den Raum betrachten konnte. "Damit sind wir dann auch am Ende angelangt. Duuuu, ich geh mal eben..." Entschuldigend verbeugte er sich vor Shu, um dann ins Bad zu verschwinden. "Wahhhh, mein kleiner Kuma, du bist ja ganz durch den Wind." Eilig stellte er die Maschine ab, nahm den Hasen raus, wrang ihn erst mal aus und föhnte ihn trocken. Innerhalb weniger Minuten war er fast wieder wie neu. "Ach Kuma, jetzt bist du wieder ganz weich." Überglücklich drückte er Kuma an seine Wange und ging wieder zurück zu Shuichi.

Der hatte seine Tasche in einer Ecke verstaut und sah sich um. Es war wirklich gemütlich und um einiges schöner als bei ihm zu Hause.

"Hast du oft Besuch, Sakuma-san?"; fragte er ihn, als er dieser wieder zurückkehrte und den frischgewaschenen Kumagoro in den Armen hielt. Er grinste, dann ging er zum Fenster und blickte nach draußen, wo sich ein Lichtermeer zum Besten gab.

"Des Öfteren ja, aber keinen an dem ich sonderlich hänge. Abgesehen von diesen Ulknudeln ausm Studio." Ryuichi hatte sich unterdessen aufs Bett gesetzt und beobachtete von dort aus das Licht. Es beruhigte ihn jeden Abend wieder. In Japan hatte er zwar auch ne tolle Sicht gehabt, aber die kam mit der hier nicht mit.

Shuichi blickte noch eine Weile aus dem Fenster bis ihm der weiße Kondenzfleck von seinem eigenem Atem die Sicht versperrte. Er erschrak ein bisschen, doch dann erinnerte er sich, dass er sich die Zähne putzen wollte. Er wankte zu seiner Tasche, ließ sich unbeholfen zu Boden sinken und kramte darin herum. Schließlich fand er seine Zahnbürste, nahm sie und stand irgendwie wieder auf.

"Ich ähm...muss mir mal eben die Zähne putzen. Entschuldige bitte...", murmelte er, dann verließ er das Zimmer und schwankte in Richtung Badezimmer.

"Ah ja..." Ryuichi verließ unterdessen ebenfalls das Gästezimmer und begab sich in sein eigenes Zimmer. Dort ließ er sich erst mal auf sein Bett fallen. Was für ein verrückter Tag. Erst stolperte Shuichi rein, dann die Aufnahmen, das Shooting und nun benahm sich erst genannter auch noch recht merkwürdig. "Wie wir das wohl wieder hinbekommen haben? Ob er was essen will?" Eine Weile starrte Ryuichi seinen Hasen an ohne eine Antwort zu bekommen. Seufzend begab er sich in die Küche. Langsam sollte er mal etwas essen. Er hatte heute den ganzen Tag noch nichts gegessen.
 

Shuichi betrat das Badezimmer, atmete erst einmal tief durch. Ryuichi hatte in ihm Gefühle erweckt von denen er sich geschworen hatte, sie niemals wieder auferstehen zu lassen...

So ging das nicht…

Er verging beinahe in der Nähe des anderen und als er ihn vorhin getragen hatte, war es fast unerträglich gewesen...

Das konnte er Ryuichi nicht antun. Nicht noch so ein Drama wie damals mit Yuki! Shuichi war nicht fähig irgendjemanden zu lieben ohne dass er ihm wehtat. So hatte er in Yuki die Erinnerungen zu dessen Vergangenheit geweckt, hatte ihn an seine Schmerzen erinnert...

Dabei hatte er das niemals gewollt. Er hatte ihm nicht wehtun wollen.

Doch es wurde immer schlimmer. Jeden Tag begann Yuki mehr zu trinken, arbeitete irgendwann nicht mehr, fing an ihn zu schlagen, wenn er etwas falsch machte, war brutal im Bett. Irgendwann hatte sich Shuichi geweigert mit ihm zu schlafen, also hatte sich Yuki genommen was er wollte.

"Du gehörst mir...", hatte er ihm damals gesagt, als er mit ihm fertig war und er zitternd und weinend dalag, kaum noch fähig war einen Muskel zu rühren.

Wie sehr hatte er doch damals geweint... hatte ihn immer wieder gebeten, doch damit aufzuhören.

Er schloss die Augen, musste mit sich kämpfen nicht gleich loszuheulen.

Er besprenkelte seine Zahnbürste mit Wasser, tat etwas Zahnpasta darauf und begann sich die Zähne zu putzen.
 

Nein...
 

Er durfte Ryuichi keinen Grund geben, ihn auch noch zu hassen. Am besten, er würde morgen früh gleich verschwinden, ihm lebe wohl sagen...

Das letzte was er wollte war, dass Ryuichi wehgetan wurde...

Nachdem er sich einige Zeit die Zähne gewienert hatte und der abartige Geschmack aus seinem Mundraum verschwunden war, spülte er sich den Mund aus und betrachtete sich im Spiegel.

"Wunderbar...wirklich klasse siehst du aus...", murmelte er.

"Ist kein Wunder, dass Sakuma-san dir Medizin verpassen will, Shuichi.", redete er mit seinem Spiegelbild.

"Aber was für Medizin soll da schon helfen?"

Bei einer ungünstigen Bewegung bemerkte er seine Rippen erneut, zog sich den Pullover über den Kopf und ließ ihn zu Boden sinken. Er zog sich das schwarze T-Shirt aus der Hose und schob es vorsichtig hoch. Ja, das schmerzte, er bekam kaum noch die Arme nach oben. Irgendwie hatte er es geschafft, es sich doch noch über den Kopf zu ziehen.

Sein mageres Ich starrte ihm aus dem großen Spiegel entgegen. Er hatte schon lange nichts mehr gegessen. Wenn ihn seine Mutter so sehen würde, würde sie ausrasten. Er ging näher an den Spiegel, hob die Arme so weit es ging. Auf der rechten Seite seines Brustkorbes war ein großes Hämatom, welches sich über den halben Brustkorb erstreckte.

Wenigstens der große blaue Fleck, der über dem Bauchnabel begann und bis zum Sternum reichte, war so einigermaßen verschwunden. Wie sein Rücken aussah konnte er nicht sagen...

Anfangs hatte er gedacht, Yuki hätte ihm ein paar Rippen gebrochen, doch da er noch so einigermaßen laufen konnte, war dem wohl nicht so. Mit zittrigen Händen wollte er sich seine Sachen wieder überziehen, doch er war geschwächt und bekam kaum noch die Arme nach oben...

"Irgendwann würde er es eh herausfinden...", murmelte er.

Der Ältere hatte ihn ja den ganzen Abend gefragt was ihm Schmerzen bereitete. Er sollte ihn nicht länger belügen. Langsam öffnete er die Tür, suchte mit gesenktem Kopf die Wohnung ab und fand ihn schließlich in der Küche.

"Sakuma-san..."
 

Ryuichi stockte beim Anblick Shu-chans der Atem. Mit vor Unglauben geweiteten Augen ging er auf diesen zu und betrachtete fassungslos dessen blaue Flecke. Er konnte es nicht glauben. "Wer hat dir das angetan?" Dabei war seine Stimme eiskalt. Er konnte es nicht leiden, wenn anderen Menschen wehgetan wurde und am wenigsten Shu-chan. Sorgenvoll sah er in dessen Augen und wusste nicht was er zuerst machen sollte. Es schmerzte ihn das zu sehen, denn so was hatte keiner verdient. Seine Wut steigerte sich immer mehr je länger er darüber nachdachte. Fassungslos stand er immer noch vor Shu-chan und wagte nicht recht sich zu bewegen. Wortlos bewegte er sich dann doch auf diesen zu und strich kurz über seine Flecke. Bald ließ er es aber, da er ihm nicht wehtun wollte. Zögernd stellte er sich hinter Shu-chan und zog ein weiteres mal die Luft ein. Nun erst recht wütend ballte er die Hände zur Faust. Er konnte es nicht fassen dass irgend so ein Baka Shu das angetan hatte. Schweigend nahm er Shu-chan an die Hand, ging mit ihm in die Wohnstube und legte ihn dort auf die Couch. Dann ging er wieder ins Bad, um Salbe und Verbandszeug zu holen. Dort ließ er sich erst mal auf den Boden sinken und fluchte vor sich hin. Dabei haute er mit seinen Händen auf den kalten Boden, da er seiner Wut ja irgendwie Ausdruck verleihen musste. Seine Augen blitzten dabei gefährlich. Nur gut das Shu-chan die nicht sah, denn sonst wäre er schreiend weggerannt. Langsam erhob er sich wieder und suchte das passende Zeug zusammen. Doch ehe er wieder zu Shu-chans zurückgehen konnte, musste er sich noch etwas abreagieren. Schnell ging er in sein Hobbyzimmer und ließ dort sein Beyblade kreiseln. Unbarmherzig jagte er es durch die Arena und nahm keine Rücksicht auf irgendwas. Seine Wut hatte sich inzwischen in Verzweiflung ungewandelt. Tränen des Unverständnisses glitzerten in seinen Augen und fielen auf das Beyblade. "Ich schwör dir Driger, den Kerl mach ich fertig." Langsam beruhigte er sich wieder und ging mit dem Zeug in der Hand zurück zu Shu-chan.

Shuichi zitterte... Kam es ihm nur so vor oder war Ryuichi wütend? War er wütend auf ihn?

Er zuckte zusammen, als er ihn kurz berührte... Na toll...jetzt hatte er auch noch Berührungsängste... Sollte er ihm die Wahrheit sagen? Sollte er es ihm wirklich sagen?

"Das war meine eigene Schuld...", wisperte er. "Ich bin die Treppe runter gefallen...ist schon wieder gut...kein Problem."
 

Ryuichi zog die Augenbraue hoch, denn er kaufte Shuichi das nicht ab. "Hm... glaub ich war nicht, aber wenn du meinst das es so ist... Keine Angst, ich bin nicht auf dich wütend." Vorsichtig öffnete die Tube "Kannst du dich mal aufsetzen?" Liebevoll und sanft strich der die Salbe nun auf Shuichis blaue Stellen. Dabei achtete er darauf dass keine ausgelassen wurde und er dessen Schmerzen nicht vergrößerte. Nach einer Weile war er damit fertig, schraubte die Tube wieder zu, wischte sich die Hände kurz ab und begann eine Binde um die wunden Stellen zu wickeln. Dabei achtete er darauf, dass der Verband nicht zu eng saß, aber auch nicht zu locker, denn er sollte stützen, aber auch genug Freiheit lassen. Dabei ging er äußerst gewissenhaft vor, denn er war es gewohnt so etwas zu machen. Früher hatte er öfters mal in nem Krankenhaus ausgeholfen. Früher als...

Shuichi setzte sich auf. //wie sanft er doch ist...// Überall in ihm kribbelte es, als er von ihm berührt wurde und doch hatte er Angst. Hatte er sich wirklich in Ryuichi verliebt? Das durfte er nicht zulassen...das hatte Sakuma-san nicht verdient. Alles in seinem Kopf drehte sich. Er musste hier weg...warum war er nur hergekommen? Um alles noch schlimmer zu machen, als es ohnehin schon war? Wenn er gewusst hätte, dass er noch mal Gefühle für jemanden entwickeln könnte...

Gedanklich schüttelte er mit dem Kopf. //Das kann nicht sein...das darf nicht sein… Das ging nicht...//

Nach einer Weile war Ryuichi fertig damit ihn einzubandagieren.

Er lächelte ihn an. "Danke sehr… Hast du was dagegen, wenn ich aufs Zimmer gehe und mich etwas ausruhe? Irgendwie hab ich einen Jetlag."

"Was sollte ich schon dagegen haben? Ich müsste nur noch schnell das Bett beziehen. Heute früh hab ich das vergessen." Mit diesen Worten verschwand er kurz im Gästezimmer und machte sich am Schrank zu schaffen. Dort holte er neue Bettwäsche raus und zog erst mal die alte ab. Kumagoro hatte er dabei mitgenommen. Bei der Bettdecke bekam er allerdings ein paar Schwierigkeiten und hängte sich dabei halb auf. Lachend schrie er nach Kumagoro und war gänzlich unter der Decke verschwunden. Mühsam schaufelte er sich wieder frei und bezog auch den Rest. Mit Kumagoro im Arm sowie der Bettwäsche und zerstruppelten Haaren, kam er wieder aus dem Zimmer raus.
 

"So, bin fertig."
 

"Danke, Sakuma-san...", sagte er und verbeugte sich.

Dann ging er in das Zimmer und setzte sich dort auf das Bett. Er seufzte und fuhr sich durch die Haare... Shuichi seufzte nochmals und blickte auf sein Handy, welches er im Flugzeug hatte aufladen lassen. //Komisch, ich habe gar nicht bemerkt, dass ich lauter Anrufe bekommen habe//

Er war höchst verwirrt, denn normalerweise rief ihn sonst niemand an.

Nicht mehr...

Hiro war ihm böse, seid er weg war, zu Fujisaki hatte er noch nie einen sonderlich guten Draht gehabt...und die anderen hatten ihn wahrscheinlich einfach nur vergessen oder waren froh, dass er nicht mehr da war.

"Merkwürdig...die ganze Mailbox ist voll...", murmelte er, begann dann, sie abzuhören.
 

"Shuichi..."
 

Yuki...
 

"Shuichi...warum kommst du nicht endlich nach Hause, du mieser kleiner Idiot! Glaubscht du, isch warte mein ganzes Leben auf dich...?"
 

Betrunken...er war vollkommen betrunken.
 

"...ach, weischt du was? Verpiss disch einfach...und verrecke endlich...Ich will deine scheiß Visage niemalsch wieder sehn."
 

Shuichi verkrampfte sich, starrte auf den Boden vor seinen Füßen während er weiter hörte.
 

"Shindou-san, Seguchi hier. Was hast du mit Eiri-san gemacht? Er hat sich in seiner Wohnung verbarrikadiert? Was hast du ihm angetan? Er lässt niemanden mehr herein und schreit und weint die ganze Zeit! Eins sag ich dir, Shindou..."
 

Kurze Pause.
 

"...Komm noch einmal in seine Nähe und ich werde persönlich dafür sorgen, dass du nie wieder einen Fuß irgendwohin setzten wirst...."
 

Na toll...was war das? Noch eine Morddrohung? Shuichi schüttelte den Kopf. Gab es denn überhaupt einen Menschen auf der Welt, der sich freute, dass er da war und nicht wollte, dass er endlich verreckt? Was hatte er denn getan? Warum war Seguchi wütend auf ihn?

Shuichi hatte Yuki gar nichts getan. Yuki hatte ihn verletzt, seinen Körper geschunden, seine Seele zerstört...wegen ihm hatte er Angst zu singen, Angst vor anderen Menschen, körperlicher Nähe und Angst vor den Gefühlen, die er langsam für Ryuichi zu entwickeln begann.

Tränen stiegen in seine Augen, brachten sie zum Überlaufen, als er blinzelte, um sein Weinen zu stoppen, doch er erreichte so nur das Gegenteil.
 

"Shindou! Wo bist du?"
 

Wer war das?
 

"Warum warst du gestern Nacht nicht im Club?"
 

Oh nein...den hatte er ja ganz vergessen...

Er hatte gestern von allem so die Schnauze voll gehabt, dass er sich einfach aus dem Staub gemacht hatte...Er hatte einfach jemanden gebraucht, von dem er wenigstens ein bisschen glauben konnte, dass er ihn mochte... Doch... Mochte Ryuichi ihn überhaupt?

Wie idiotisch er doch war...er hatte es immer gedacht. Es war nicht Ryuichi, der ihn sehen wollte. Es war Shuichi, der ihm auf die Nerven fiel. Es war Shuichi selbst, der sich einfach bei ihm eingeladen hatte... Vielleicht wollte Ryuichi ihn gar nicht sehen. Vielleicht hasste er ihn ja genauso, wie alle anderen es taten... Sicher... Warum sollte er ihn auch nicht hassen?

Als er damals "Be there" in dieser einen TV-Show anstelle von Ryuichi gesungen hatte, hatte dieser ihm schließlich auch gesagt, er solle sich verpissen... Wie hatte er nur wagen können ihm die Show zu stehlen, sich mit Sakuma Ryuichi messen zu wollen. Das war doch lächerlich.

Sakuma war und ist ein Gott und nichts, aber auch gar nichts, reichte an seinen Glanz heran. Und so ein dreckige kleine Missgeburt wie Shuichi schon gar nicht...
 

Shuichis Augen flackerten...

Warum sollte es auch anders sein?

Was glaubte er? Dass der große Sakuma Ryuichi, der international angesehene Superstar überhaupt, etwas für einen Nichts wie ihn übrig hatte?

Er war ja so engstirnig und dumm...

Warum sollte er ihn mögen?

Es gab keinen Grund dazu.
 

"Shindou, die Kunden verlangen nach dir! Du hast einen Vertrag unterschrieben, vergiss das nicht. Du weißt was du für eine Wirkung auf meine Kunden hast. Es reicht ihnen nicht mehr dir nur beim Tanzen zuzusehen. Bis jetzt hab ich dich wegen deines Gesundheitszustandes noch geschont, aber glaub nicht, dass es so weiter geht. Du bist rechtlich an mich gebunden, also beweg deinen Arsch gefälligst hier her, ansonsten werden die Konsequenzen nicht gerade zu deinem Wohlergehen beifügen."
 

Panisch starrte Shuichi auf das Telefon.

War das etwa ein Puff? Na großartig! Wo war er da nur wieder hineingeraten...?

Er war bei seiner Ankunft in New York so verzweifelt gewesen, dass er einfach das erstbeste Angebot angenommen hatte, welches ihm in den Sinn kam. Er hatte ja praktisch nichts mehr gehabt, musste alles zurücklassen... Eine völlig neue Existenz aufbauen...

Dann hatte er so einen Flyer gesehen und sich da gemeldet...

~"Hmmm...", murmelte der dicke Clubbesitzer, als er Shuichi durchdringend musterte. Er umfasste das Kinn des Jungen und drehte es etwas. Shuichi zuckte unter dieser Berührung zusammen. Es war ihm sehr unangenehm, vor allem, da er Angst hatte wieder geschlagen zu werden. Der Mann grinste dreckig, pustete Shuichi Zigarrenqualm ins Gesicht.

"Du bist wirklich ein hübsches Kerlchen, fast schon ein Püppchen. Ich habe noch nie so einen zarten, femininen Jungen gesehen...Wie wäre es, willst du in meinem Club für meine Kunden tanzen? Sie werden begeistert von dir sein..."

Er umfasste Shuichis schmale Hüfte, wobei dieser ängstlich zurückwich.

"Was ist los? Hast du Schmerzen? Dann fang mit kellnern an und tanz in zwei Wochen, wenn die blauen Flecken in deinem Gesicht verschwunden sind. Dann wirst du auch meinen Kunden auch besser gefallen. Jetzt geh!"~

Klar...wie dämlich konnte man auch sein, um das nicht zu bemerken?

Wenn er es recht bedachte, hatte er nie etwas anderes als Männer in diesem Club gesehen.
 

Shuichi hörte die verbliebenen Nachrichten kaum noch mit, es waren noch ein paar Anrufe von Yuki, der ihn beschimpfte, ein paar Juxanrufe von stöhnenden Männern und noch eine Mahnung von seinem Chef, dass er heute Abend auch ja zu erscheinen hätte, weil er sonst sein blaues Wunder erleben könne...

Sein Körper begann zu zittern, er ließ das Telefon zu Boden fallen und ging auf das Fenster zu.

Frische Luft...er brauchte jetzt unbedingt frische Luft. Ihm war so schrecklich übel.

Mühsam öffnete er das Fenster, streckte seinen Kopf hinaus. Ein seichter Wind wirbelte durch sein tiefschwarzes Haar, ließ es seine Gesichtszüge sanft umspielen...

Nein...so ging das nicht weiter.

Er atmete einmal tief durch, dann kletterte er auf das Fensterbrett und stieg nach draußen auf einen kleinen Vorsprung der Wand.

Er blickte nach unten...

Seine Zähne klapperten.

Sein Puls raste.

Es war das Beste...das Beste für alle...

Wenn er nicht mehr da sein würde, könnte er auch niemandem mehr schaden...

Wenn er nicht mehr da sein würde, würde er niemandem mehr Schmerzen und Leid zufügen, niemanden mehr verletzten, niemanden mehr zum Weinen bringen...

Er presste sich fest an die Mauer hinter seinem Rücken, lehnte seinen Kopf gegen das kalte Gestein und richtete seinen Blick noch ein letztes Mal auf das Lichtermeer.

Tränen verließen seine Augen und suchten sich ihren Weg über seine Wangen.
 

Ich weiß, ich bin deiner nicht würdig, aber...

Ich liebe dich.

Und das tut mir Leid.

Lebwohl, Ryuichi.
 

Ryuichi hatte unterdessen erst mal das ganze Verbandszeug weggeräumt und auch so ein wenig Ordnung geschaffen. Seufzend sang er dabei das Lied vor sich hin, dass er heute Morgen erst aufgenommen hatte. Wie schön war die Zeit doch damals gewesen... Noch heute erinnerte er sich gern daran, wenn er es doch eigentlich auch lassen sollte. Denn ihm tat es am Ende doch nur weh... aber was sollte er schon dagegen tun? Er erinnerte sich eben noch zu gern daran.

Einer plötzlichen Eingebung zufolge beschloss er noch mal in Shu-chans Zimmer zu gehen, um zu sehen ob dieser schon schlief. Leise öffnete er die Tür und war zunächst etwas verwirrt, als er diesen nicht in seinem Bett fand. Suchend sah er sich im Zimmer um und blickte schließlich zum Fenster.
 

Sein Atem stockte... Er würde doch nicht etwa? ...
 

Blitzschnell sprang er zum Fenster, kletterte selber auf das Fensterbrett, riss Shuichi vom Mauervorsprung runter und fiel rücklings wieder zurück ins Zimmer. Er schlug hart auf den Boden auf, aber ließ Shu dabei nicht los. Fest legte er seine Arme um ihn und versuchte ihn so am Springen zu hindern.

"Bitte mach das nicht. Bitte geh nicht! Ich will nicht noch einen verlieren! Bitte geh nicht" Weinend versuchte er Shuichi zu beruhigen. Dabei hielt er ihn immer noch fest in seinen Armen und setzte sich erst mal auf.

"Bitte bleib hier. Es wird alles wieder gut. Du hast doch mich. Wir kriegen das schon wieder hin, aber bitte geh nicht!" Zitternd zog er Shuichi nun ganz zu sich und hatte ihn so vollkommen im Griff.

"Bitte mach jetzt keinen Blödsinn. Was auch immer war, die Leute haben es gar nicht verdient. Verschleudere nicht dein Talent! Bleib hier!" Vorsichtig dreht er Shu-chans Gesicht zu seinem und sah ihn traurig an. Dabei verstärkte er die Umarmung ein weiteres Mal. Er würde alles versuchen, um das was der Schwarzharrige vorhatte zu verhindern. Er würde ihn sicher nicht gehen lassen. Sacht strich er ihm über das Gesicht.

"Bitte geh nicht!" Immer wieder murmelte er dasselbe und wurde nicht müde den Jüngeren zu streicheln. Er wollte ihn einfach nur festhalten und nie mehr los lassen.

"Bitte erzähl mir alles. Ich kann dir helfen."
 

Shuichi blickte ihn eine Weile mit leblosen Augen an, dann füllten sie sich mit Tränen. Langsam floss alles was Shuichi so lange aufgestaut hatte aus ihm heraus...

"Das kannst du nicht...", flüsterte Shuichi heiser.

Er schloss die Augen und lehnte sich an Ryuichi. Es tat so gut, seine Wärme zu spüren. Es tat so gut...

"Ich bin keine Treppe runter gefallen...das war eine Lüge. Ich wollte dich nicht belügen...Es tut mir Leid...", schluchzte er, schlang dann seine Arme um Ryuichis Hals, fest und verzweifelt, nach Zuneigung flehend...

Ryuichi trug beide nun zum Bett und legte Shu-chan vorsichtig ab. Dann legte er sich neben ihn und verstärkte die Umarmung seinerseits um Shuichis Rücken. Dabei legte er den Kopf so, dass der andere sich gut mit den Armen um seinen Hals schlingen konnte. Beruhigend strich er ihm über den Rücken und konnte auch nicht mehr anders wie weinen. "Es muss dir nicht Leid tun. Du wolltest eben nicht reden... Aber was ist dann passiert? Bitte sag mir endlich die Wahrheit. Ich will dich nicht mehr weinen sehen. Ich möchte dass du glücklich wirst." Seine Stimme wurde dabei immer trauriger. "Ich will dir aber helfen... irgendwie..."

Shuichi zitterte, umarmte ihn fest und lehnte seinen Kopf in die Halsbeuge des anderen...

"Okay...ich erzähl dir alles...", wisperte er leise.

"Yuki hatte eine schwere Vergangenheit...ich weiß nicht, wie viel du davon mitbekommen hast... Darüber ist er niemals weggekommen. Irgendwann hat er angefangen zu trinken...er hatte ja schon immer viel getrunken, aber er war nie betrunken...

Na ja...erst hab ich es gar nicht gemerkt, er war nur etwas grober, aber dann fing er an zuzuschlagen, wenn ihm etwas nicht in den Kram passte. Er trank jeden Tag mehr, wurde immer grober, auch wenn wir miteinander schliefen...und irgendwann hab ich mich geweigert, da ist er ausgerastet...

Na ja...vielleicht kannst du dir denken, was dann passiert ist...", sagte er, bekam die letzten Worte kaum raus.

Er schwieg einen Moment, dann redete er weiter.

"Das ging eine Weile so weiter und als ich ihn dann vor einem Monat auf sein Alkoholproblem angesprach, hat er nicht mehr nur geschlagen...die Auswirkungen hast du vorhin gesehen... Er hat gesagt, dass er mich umbringen wird, wenn ich zurückkommen sollte, also bin ich abgehaun..."

Er schmiegte sich enger an ihn.

"Das ich in einem Club kellnere, ist auch nur die halbe Wahrheit...aber...hör es dir lieber von meiner Mailbox an...", wisperte er, während noch immer unablässig Tränen aus seinen Augen rannen und sich auf Ryuichis Brust verloren...

Das tat gut...das tat ja so unglaublich gut...

Ryuichi unterbrach ihn nicht, sondern hörte einfach nur zu. Beruhigend strich er ihm immer wieder über den Rücken. Innerlich wurde er jedoch wieder wütend. "Heißt das er hat dich so geschlagen? Dieses Schwein..." Wütend ballte er hinter zu Shu-chans Rücken eine Hand zur Faust. Innerlich hoffte er, dass ihm Yuki nie über den Weg laufen würde, denn der würde seines Lebens nicht mehr froh werden. Ryuichi hatte mehr Einfluss wie er und den wusste er auch deutlich zu machen. Erschüttert lauschte er Shuichis Beichte weiter und konnte es kaum fassen. Wie konnte er das so lange mit sich selbst rum schleppen? Er schwor sich in dem Moment den Kleinen so zu beschützen wie er es damals bei ihm getan hatte. Da hatte er zwar am Ende versagt, aber hier würde das nicht passieren.

Vorsichtig erhob sich Ryuichi kurz ohne dabei Shu-chan auch nur irgendwie los zu lassen. Schnell angelte er nach dem Handy und legte sich sofort wieder aufs Bett. Liebevoll wischte er ihm die Tränen weg während er mit der anderen Hand das Handy bediente. Die Decke hatte er im selben Atemzug auch über sie gebreitet. Shuichi lag zwar dadurch frei auf/neben ihm, aber er würde eine erneute Flucht schon zu verhindern wissen.
 

Während er die Nachrichten hörte, wurden seine Augen immer enger und seine Wut noch größer. Solche Arschlöcher kannte er zu Genüge. K-San hatte ihm die schließlich oft genug vom Hals gehalten und es war besser sich gar nicht erst mit so was einzulassen. Doch Shu war es passiert. Seufzend legt er das Handy wieder zurück. Seine Augen waren zwar immer noch verengt, aber sie sahen Shu-chan deswegen trotzdem liebevoll an. Er wollte ihn nicht noch mehr verschrecken. "Ich kümmere mich um den. Den Vertrag musst du nicht länger erfüllen."

"Er hat mich nicht nur geschlagen...", wisperte Shuichi.

Er starrte eine Weile ins Nichts, als Ryuichi sein Handy abhörte.

"D...danke...Sakuma-san...du tust so viel für mich, das hab ich nicht verdient.", wisperte er, verschwand bis zu den Augen unter der Decke.

Er fing schon wieder an zu weinen. Das konnte doch nicht wahr sein...

"Tut mir Leid...ich...erst lad ich mich selbst ein und dann mach ich dir auch noch so viel Ärger...D...das ist das letzte, was ich will...ich will nicht, dass du wegen mir in Schwierigkeiten kommst und mich auch hasst...", weinte er.

"Auch vergewaltigt..." Bei dem Satz blieb ihm fast selbst die Spuke weg.

"Was hat denn das damit zu tun? Wenn ein Freund von mir Hilfe braucht, dann bekommt er die auch. Außerdem hast du das nach all dem Ärger sehr wohl verdient." Liebevoll wiegte er ihn in seinen Armen hin und her. Sanft holte er ihn wieder hervor, zog Shu ganz auf sich und konnte dadurch mit beiden Händen Shuichis Tränen trocknen.

"Es muss dir echt nicht Leid tun... Wirklich nicht... Du machst mir doch keinen Ärger... Echt nicht, ein wenig Abwechslung tut außerdem auch mal mir gut. Ich habe wegen dir keine Schwierigkeiten... Schlag dir das aus dem Kopf..."

Erschüttert nahm er den Kopf des Jungen in seine Hände. "Wieso sollte ich dich hassen? Dich kann man doch gar nicht hassen..."

"Doch...du wirst mich hassen...", wisperte er.

Sollte er es ihm sagen? Sollte er es ihm wirklich sagen? Wenn er schon einmal beim beichten war...

"Ich...ich..."

Sein Griff um den anderen Körper verstärkte sich.

Er atmete tief durch.

"Ich liebe dich."

Jetzt war es raus. Sofort zuckte er zusammen, setzte sich dann auf und kroch in Richtung Wand...

Ob er ihn jetzt auch schlagen würde?

"Bitte nicht schlagen...", weinte er, sprang dann auf und wollte vom Bett springen.

"Es tut mir Leid, ich hätte das niemals sagen sollen...ich geh jetzt auch. Denn sonst wirst du mich nie wieder los...und irgendwann endet es wie bei Yuki... Das will ich nicht. Es tut mir Leid...es tut mir so wahnsinnig leid...bitte hass mich jetzt nicht.", weinte er.

"Ich verschwinde auch...du musst mich niemals wieder sehen..."

Bestimmt würde er auch in Ryuichi eine schmerzhafte Erinnerung auferstehen lassen, die ihn irgendwann von innen auffraß...

Genau wie bei Yuki...
 

Seufzend sprang Ryuichi auf und schloss den zitternden Körper in seine Arme. Beruhigend legte er dessen Kopf auf seine Brust und ja... ja er weinte... zarte Tränen fielen auf Shuichis Haare. "Wie kannst du von mir denken dass ich jemanden schlage? Ich kann doch keiner Fliege was zu leide tun. Ich könnte dich niemals schlagen. Ich hab dich doch lieb." Zitternd hielt er sich nun an dem Jüngeren fest.

"Wieso willst du schon wieder gehen? Du bist doch grad erst hier angekommen. Ich lass dich nicht wieder in dieses Leben zurück. Das ist absolut nichts für dich. Ich möchte nicht dass du dich so kaputt machst." Flehend sah er weiterhin in die Augen des Anderen. "Ich könnte dich nie hassen. Ich habe dich doch schon immer gemocht. Ich weiß doch gar nicht was hass ist. Menschen wie dich muss man einfach lieben. Bitte geh nicht."

Stumm weinte er weiter in Shu-chans Haare. "Bitte geh nicht weg. Bitte geh nicht." Er wusste zwar nicht wirklich wieso der Kleinere eine so große Angst hat, denn er hatte ja nicht alles mitbekommen, aber er wollte trotzdem nicht dass dieser ging. Er würde ihn nicht mehr zurück lassen.

"Ich hab so lange kein -ich liebe dich- mehr gehört. Ich wusste schon gar nicht mehr wie das ist. Außerdem macht mich das glücklich, echt. Nur..." Stockend hielt er inne. "Kann ich im Moment diese Liebe noch nicht erwidern... Weil..."
 

"Schon gut, Sakuma-sama...ich versteh schon...", wisperte Shuichi monoton. //Wieso solltest du mich Nichtsnutz auch lieben? Du hast doch gar keinen Grund dafür.// Shuichi war ein Nichts, er besaß nichts und hatte auch nichts. Sakuma-san selbst aber war… Ja, was war er eigentlich? Er war sein Gott und besser wie irgendwer sonst auf dieser Welt. Still saß er da, spürte die Tränen Ryuichis auf seinen Haaren. //Warum weinst du? Hast du etwas Mitleid? Mitleid mit mir???// Shuichis Augen verloren jegliches Leben, er schwieg eine Weile, konnte nicht sprechen, zu sehr zerriss es sein Herz.

"Vielleicht sollte ich doch zurück.", wisperte er. "Ich will dich da nicht mit reinziehen. Ich werde zurückgehen. Vielleicht mach ich dann endlich mal etwas richtig. Das wird es sein, wozu ich gut bin... Aizawa Taki hat wohl recht... Ich bin nur gut zum treten, schlagen, anspucken...und gut zum durchvögeln..."

Er hauchte die letzten Worte, erinnerte sich an die Sache mit ASK. Er hatte Yuki in Schutz genommen. Warum? Damit dieser ihn genauso behandeln konnte, wie diese Kerle es taten?

Um ihn herum verschwamm alles bis er das Bewusstsein verlor und in eine tiefe Ohnmacht gezogen wurde...

"Shu-chan bitte komm zurück. Mach mir jetzt nicht schlapp. Bitte nicht auch noch du. Ich hab doch außer dir und Kumagoro nichts mehr. Ich will nicht schon wieder verlieren. Bitte wach doch auf." Verzweifelt rüttelte er an den Schultern des Jüngeren und weinte wie er es schon lange nicht mehr getan hatte. Dabei schrie er ihn fest an, denn er wollte ihn wirklich nicht verlieren. "Bitte geh nicht wieder in diese Hölle. Bitte nicht dorthin wo ich dir nicht mehr helfen kann. Außerdem wie kannst du so ne Scheiße behaupten? Wenn du nur dazu gut wärst, hätte ich dir damals nie Kumagoro gegeben. Du bist einer der wundervollsten Menschen die ich kenne. Keiner hat so was verdient." Gebrochen ließ er Shuichi los und setzte sich neben ihn, um auf ihn aufzupassen. Seufzend stützte er seinen Kopf in seine Hände.

"Wie kannst du so was behaupten? Du hast doch so ein wundervolles Wesen und so eine herrliche Stimme, dass kann man doch nicht einfach wegwerfen wollen. Das geht doch gar nicht. Das geht nicht." Sein Kopf fiel nun auf seine Knie...

"Das geht doch nicht..." Weinend verkroch er sich in eine Ecke, schlang seine Arme um sich, zitterte wie Espenlaub und sah vor Tränen nichts mehr...

"Das geht nicht... Bitte komm zurück... Bitte lass mich nicht allein." Irgendwie schaffte er es zu Kumagoro zu krabbeln, sich wieder aufs Bett zu hiefen und dort umzufallen. "Bitte komm zurück..."
 

Shuichi schien zu fallen... Er fiel in einen erneuten Alptraum. Warum sollte es auch anders sein.

Da war Aizawa Taki, der ihn angrinste und ihn immer wieder fotografierte, als er 3 Mal hintereinanderweg von 3 Schlägertypen genommen wurde...

Dann kreiste sich alles um ihn, als würde er selbst im Traum sein Bewusstsein verlieren...

Dann war da Yuki, der ihn beschimpfte, der eindringlich auf ihn einredete, ausholte und ihm eine Ohrschelle verpasste.

Tränen liefen aus seinen Augen.

Reichte es nicht schon, dass er es so erleben musste? Warum durfte er es auch noch jedes Mal im Schlaf durchleben?

Sein Körper begann zu zittern, er wandte sich, als Yuki auf ihn eintrat...

Es fühlte sich so echt an...so wirklich...

Zu letzt sah er Ryuichi, der sich langsam von ihm entfernte. Er versuchte aufzustehen, ihm nachzurufen, er solle ihn nicht allein lassen, doch er konnte nicht. Seine Stimme versagte, er konnte nicht mehr laufen...

Er konnte sich nicht mehr bewegen...

Plötzlich stand er in einem dunklen Raum, blutete aus 1000 Wunden, spürte zwei Arme, die sich um seinen Körper schlangen, dann ein Messer, welches in sein Herz gerammt wurde.

Schreiend setzte er sich auf.
 

Ryuichi lag unterdessen immer noch wie vorhin auf dem Bett. Er hatte sich zu einer Kugel zusammen gerollt, die einem Embryo glich. Kumagoro hatte er vor seinen Bauch gelegt. Apathisch starrte er mit großen Augen den Schwarzhaarigen an und sah doch durch diesen hindurch. "Bitte geh nicht..." Immer noch murmelte er diesen Satz. "Nicht schon wieder verlieren. Nicht schon wieder..."

Durch den Schrei erschreckt, flog er aus dem Bett und rührte sich dort nicht weiter. Zitternd setzte wenige Sekunden später der Schock ein und Ryuichi merkte was eigentlich passierte. Irritiert setzte er sich auf und spürte sämtliche Knochen. "Nicht gehen."

Verzweifelt sah er Shu-chan entgegen. Er erkannte nicht, dass dieser aus seiner Ohnmacht erwacht war. Ängstlich rollte er sich wieder zusammen und alles brach wieder hervor. "Nicht gehen." Er weinte ein weiteres Mal in dieser Nacht. "Nicht schon wieder." Er war wie gefangen und nahm noch nicht mal mehr Shuichi wahr. Er wollte ihm so gern helfen, aber Verlust war eine der Sachen dir er gar nicht ertragen konnte.

Shuichi blickte sich um, weinte ebenso. Dann sah er Ryuichi auf dem Fußboden liegen.

Er blinzelte, krabbelte auf ihn zu, setzte sich neben ihn und streichelte ihm über die Seite.

"Sakuma-san...geht es dir nicht gut? Soll ich dich zu einem Arzt bringen?", flüsterte er unter Tränen.

"Sakuma-san, nicht weinen...", flennte er, zog die Beine des Älteren von dessen Körper weg, drehte ihn um und legte sich dicht an ihn, nahm Ryuichis Hand und küsste sie sanft.

"Pain, pain, go away...", flüsterte er heiser, versuchte, diesen Traum zu verdrängen...

Tränenblind sah Ryuichi Shuichi an. Zitternd drängte er sich an den anderen Körper und zuckte bei dem Kuss zusammen. Apathisch sah er in Shuichis Augen und legte dabei Kumagoro zwischen ihnen. War er auch weit weg, so wollte er nicht, dass der Kleinere weinte.

"Kein Arzt... Nicht schon wieder... Kein Krankenhaus... Nicht schon wieder gehen..." Zuckend versuchte er Shuichis Lied zu lauschen. Eigentlich wollte er ihm helfen, schließlich ging es Shuichi schlecht und es galt sein Leben zu ordnen. Und nun? Jetzt lag er hier und weinte. Dabei schrie alles in ihm. Alles in ihm verlangte danach Shuichi zu helfen. Für ihn selbst würde später noch Zeit sein. Fast schon vorwürfig meinte er: "Wollte doch dir helfen... Darf nicht weinen... hab es doch versprochen..."

Shuichi konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Was war denn nur mit Ryuichi los?

Er hatte bemerkt, wie sehr er bei seinem Kuss zusammen gezuckt war...

Wieder zerriss es ihn beinahe...

Er hasste es sicher, von ihm berührt zu werden.

Flennend stand er auf, krabbelte um Ryuichi herum und drehte ihn auf den Rücken. Dann setzte er ihn mit aller Kraft auf, lehnte ihn an seine Beine, griff unter dessen Achselhöhlen durch und zerrte ihn in dessen Schlafzimmer.

Er ächzte. Shuichi war ziemlich geschwächt...er hatte den letzten Monat kaum geschlafen, weil ihn immer wieder Alpträume heimgesucht hatten, hatte kaum gegessen und hatte fast 8 Kilo verloren...

Er zog ihn weiter in Richtung Schlafzimmer.

"Nghhh..."

Er öffnete irgendwie die Tür und beförderte ihn in sein Bett, deckte ihn zu und holte Kumagoro, um ihn neben den anderen zu legen. Er deckte auch den Stoffhasen zu.

"Ich hab ihm nichts getan...", wisperte Shuichi.

"Siehst du...Kumagoro ist bei dir, um auf dich aufzupassen...", flüsterte er.

Dann befühlte er Ryuichis und seine eigene Stirn.

"Ich bin mir nicht sicher, aber du scheinst fiebrig zu sein...ich hol dir schnell einen kalten Lappen...", sagte er, stand auf und ging ins Badezimmer, kam kurz darauf wieder zurück und legte ihm den Lappen auf die Stirn.

"Ich gehe ins Nebenzimmer...Ich bleib da, bis es dir besser geht.", murmelte er, stand auf und ging in das Nachbarzimmer, wo er sich in eine Ecke setzte und die Beine an den Körper zog.
 

Ryuichis Gedanken verweilten unterdessen in der Vergangenheit. Zitternd sah er sich in Gedanken selbst gerade ein kleines Mädchen verbinden. Er fragte sie nach ihrem Namen und brachte Kumagoro mit ins Spiel. Grinsend stellte er sich als Assistent vor und den Hasen als Doktor. Spielend erklärte er dem Mädchen alles. Diese wiederum merkte dadurch gar nicht, dass er sie verarztete. Nach einer Weile waren sie fertig und die Kleine konnte es gar nicht fassen, ging mit ihrem „Onkel“ zurück auf die Kinderstation.
 

"Ryu, kommst du mal?" Wer rief ihn dort? Schreiend wachte Ryuichi wieder auf und hielt sich die Stirn. Nach kurzer Zeit fiel er erneut zurück ins Bett und starrte auf Kumagoro. Tränen stiegen in seine Augen als er über das Fell des Hasen streichelte. Wiederholt stiegen Erinnerungen nach oben.
 

"Ich muss dir etwas zeigen." Freudig folgte er der Stimme und warf sich ihr in die Arme. Glücklich schmiegte er sich an ihre Brust. "Das ist für dich." Die Stimme reichte ihm einen rosa Stoffhasen. "Das ist Kumagoro, bitte kümmere dich um ihn." Sanft drückte ihm die Stimme den Hasen in den Arm, um wenige Sekunden später zu sterben.

"Ich muss jetzt gehen." Nun bannten sich die Tränen ihren Weg an den Wangen hinunter und tropften auf den Hasen nieder. Dort saugten sie sich ins Fell ein und hinterließen einen dunklen Fleck. Schutz bedürftig drückte er den Hasen an sich. Krampfhaft schloss er die Augen, um nicht wieder das Bild sehen zu müssen. Nicht länger sehen zu müssen wie die Stimme da am Boden lag.

Shuichis Kuss von vorhin kam ihm ins Gedächtnis. "Ich hasse dich nicht! Ich hab mir nur geschworen nie wieder zu lieben!"

Shuichi saß nun schon Stunden unbewegt und mit angezogenen Beinen in diesem Zimmer und starrte auf den Fußboden vor sich. Ob es Ryuichi schon besser ging? Er hatte den anderen Sänger noch nie wirklich weinen gesehen...

Doch...warum? Warum hat er so geweint. Weil Shuichi weggehen wollte? Das konnte es unmöglich sein. Shuichi war ihm doch eh nur ein Klotz am Bein, würde seine Karriere wohlmöglich noch gefährden. Wie konnte er es nur wagen ihn anzufassen...ihn anzurühren...

Wieder sah er ihn zusammen zucken.

Das war wohl der größte Fehler, den er begehen konnte...
 

Die im Traum gehörte Stimme lag am Boden und rührte sich nicht mehr. Ärzte kamen angerannt und legten die Stimme auf eine Trage. Sofort wurde sie auf eine andere Station gebracht und an irgendwelche Schläuche angeschlossen. Ryuichi sah sich immer noch verloren im Zimmer stehen. Geschockt starrte er auf die Stelle und rannte wenig später durch die Gänge. Bald hatte er seine Stimme gefunden und stand vor ihrem Bett, doch es war alles zu spät.

Nichts konnte seiner Stimme mehr helfen. "Geh nicht weg. Bitte bleib bei mir, bei uns." Verzweifelt sank er vor dem Bett in die Knie und konnte noch nicht mal weinen. "Ich wollte doch noch danke sagen. Ich wollte doch..." Er schüttelte den Kopf. Nein, dass durfte nicht sein. Er war doch mit der Stimme so glücklich gewesen. Sie hatten noch so viele Pläne gehabt.

"Bitte komm wieder zurück." Weinend griff er nach der Hand seiner Stimme, dabei die Kälte des Todes ignorierend. Er wollte die Hand einfach nur halten. "Wir wollen wieder zu dir." Mit gebrochener Stimme versuchte er seiner Stimme Kumagoro in die Hand zu drücken, doch der Hase fiel mit leisem Klatsch wieder auf den Boden.

In Erinnerung an diesen Moment, überkam Ryuichi ein weiterer Schauer der Verzweiflung. Weinend schüttelte er den Kopf. Nein, er durfte nicht schon wieder dran denken. Er durfte nie wieder daran denken. Die Stimme war bereitsso viele Jahre fort und doch vermisste er sie immer noch... Immer noch, da er damals keinen hatte, der mit ihm diesen Weg gemeinsam gegangen wäre.
 

//Was soll ich machen? Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht.// Fest stand, dass er nicht länger hier bleiben durfte, da er Ryuichi nur schadete. Sobald es dem Älteren besser ging, würde er verschwinden und ihn in Ruhe lassen. Seufzend betrachtete er die Schatten, die durch das Fenster auf den Boden fielen. Irgendwas stimmte mit dem Älteren nicht.

Und er war schuld daran...wieder einmal. Genau wie bei Yuki. Aus diesem Grund wollte er ja auch gehen...Denn er schein Ryuichi an irgendetwas erinnert zu haben, an dass er sich nicht erinnern wollte. Zitternd erhob er sich und setzte sich nun an Ryuichis Tür.

Der lag noch eine Weile weinend im Bett während ihn immer wieder dieselben Bilder einholten.

Irgendwann aber konnte er nicht mehr weinen und so endete auch das Schluchzen.

Er lag nur noch apathisch im Bett.

"Ach Kumagoro, Shuichi hat doch keine Schuld. Er kann nichts dafür, dass mir dieser Mensch einmal soviel bedeutet hat und am Ende genommen wurde. Ich habe doch nur Angst vor dem Allein sein. Ich habe doch nur Angst davor am Ende wieder zu verlieren. Ich könnte es nicht noch mal ertragen. Denn wenn ich tiefere Gefühle für ihn entwickle, dann... dann würde uns irgendwann der tot trennen... und ich wäre wieder allein"

Shuichi horchte auf. Er wollte Ryuichi eigentlich nicht belauschen, aber er hatte seine Worte genau gehört. "Sakuma-san...", wisperte er. Er wusste, dass er das, was er jetzt gleich tun würde, bereuen würde...doch... Er stand auf und drückte sanft die Klinke herunter.

"Leben und Tod sind zwei Dinge, die nun einmal zusammen hängen. Du kannst nichts dagegen unternehmen...", flüsterte er leise in die Dunkelheit des Zimmers.

"Ohne Leben kein Tod und ohne Tod auch kein leben... Manchmal gehen Menschen... weil...es an der Zeit ist... Sie wollen nicht, dass ihre Mitmenschen traurig sind und leiden müssen...oder die, die sie geliebt haben. Du kannst dir sicher sein, dass dein Freund dich noch immer liebt. Du weißt auch, dass Menschen nach dem Tod über die, die sie lieben wachen, für immer."

Er keuchte.

"Tut mir Leid...das hätte ich nicht sagen sollen...aber ich will dich nicht mehr weinen hören...das tut so weh. Denn ich liebe dich. Ich liebe dich wirklich, auch wenn du diese Gefühle nicht erwidern kannst. Sie sind nun mal da und ich kann nichts dagegen tun. Dabei wollte ich mich nie wieder verlieben."

Er lachte bitter.

"Weil ich nicht noch mal so verletzt werden wollte...Tut mir Leid.", wisperte er, dann schloss er die Tür wieder und öffnete nochmals das Fenster, um hinaus zu sehen. Er brauchte etwas frische Luft...
 

Erstaunt lauschte Ryuichi Shuichis Worten. Fassungslos starrte er in die Dunkelheit. Hatte Shuichi das eben wirklich gesagt? Ja und so weh wie es auch tat, so wahr war es doch. Tod und Leben gehörten nun mal zusammen. "Aber es ist trotzdem ungerecht." Seufzend streichelte er über Kumagoros Ohren. "Er wacht also immer noch über uns? Nur wieso spüre ich dann davon nichts? Sag mir wieso nicht?" Shuichiss Worte leuchteten ihm ein, aber wie sollte er sie unter den Umständen glauben?

Kraftlos erhob er sich aus seinem Bett und ging in der Dunkelheit zur Tür. Dabei flog er über etwas das im Raum rum lag und fügte sich dadurch ne größere Schramme zu. "Au ah!" Endlich hatte er den Ausgang gefunden. Mit leisen Schritten ging er rüber zum Gästezimmer und öffnete die Tür.
 

"Shuichi..."
 

Schüchtern stand er in der Tür.
 

"Meinst du das ernst mit dem wachen?" Zögernd wartete er kurz "Aber wieso konnte ich mit nicht mal bedanken?" Zärtlich streichelte er über Kumagoros Herz. Seine Augen bekamen dabei einen Glanz, den bisher nur einer genießen durfte. "Ohne ihn gäbe es ihn nicht." Er hoffte, dass Shuichi dadurch erahnen konnte wieso ihm der Hase so wichtig war. "Es war sein letztes Geschenk."
 

Immer noch stand er in der Tür. Unentschlossen sahen seine Augen zu Shuichi.
 

"Ist schon gut. Hast ja recht mit dem was du gesagt hast. Aber ich will dir doch auch nicht weh tun." Ein weiteres Mal hielt er inne. "Man hat dir schon genug wehgetan. Ich will doch gar nicht weinen..."

"Ich fühl mich angesichts deiner Gefühle ja auch geehrt, aber gib mir noch Zeit ja... Ich ich muss erst noch was anderes durchstehen... alles andere wäre unfair... und würde wehtun. Und das will ich nicht."

Innerlich fragte er sich allerdings was er hier redete. Eigentlich hatte er doch mit Shu darüber reden wollen wie die nächste Zeit aussehen sollte und jetzt so was...
 

Shuichi lächelte Ryuichi an, als dieser in der Tür stand.

"Natürlich meine ich das ernst mit dem Wachen. Du trägst doch die Erinnerung an ihn in deinem Herzen. Das heißt, du wirst ihn nie vergessen. Indem er dir Kumagoro gegeben hat, hat er dir gezeigt, dass es ihm wichtig war, dass du ihn niemals vergessen wirst. Ich glaube, die Menschen haben einfach nur Angst, vergessen zu werden...weniger Angst davor zu sterben."

Er seufzte.

"Ich kann schon verstehen, dass es dir nicht gut geht und dass das letzte, was du jetzt brauchen kannst, meine dummen Gefühle sind. Deshalb musst du mich auch verstehen...ich muss weg von dir... und warten, bis diese Gefühle wieder weg gehen...Ich geh morgen früh. Bitte halt mich nicht auf. Ich bleibe in LA und melde mich irgendwann bei dir..."

Schüchtern erwiderte Ryuichi das Lächeln. "Hm, dass leuchtet mir ja auch ein, aber ich konnte mich nicht bedanken. Verstehst du, ich konnte mich nicht bedanken? Er ist gestorben ehe ich das konnte. Sie sind alle gestorben... Ich werde ihn auch nie vergessen, denn er hat mir gezeigt wie schön das Leben sein kann..."
 

Erschrocken öffnete er die Augen.
 

"Wieso das denn? Dann bin ich ja schon wieder allein. Ich frag mich langsam ob es Gott mit Absicht macht... das ich immer alle verliere die mir etwas bedeuten..."

Langsam ging er zur Tür und drehte sich noch mal um.

"Wenn das so ist, dann kann ich ja wohl nichts machen. Schade, aber wenn du denkst das ist besser. Ich wünsch dir viel Glück..."

Dann ging er aus dem Zimmer und kam noch mal kurz zurück.

"Deine Gefühle sind überhaupt nicht dumm, sondern einfach nur ehrlich. Vielleicht siehst du das ja irgendwann ein. Mir geht es doch soweit gut... Ich muss nur im Moment kämpfen, denn sonst klappt es eines Tages vielleicht wirklich noch und das..."
 

"Sakuma-san...“
 

Genau wie bei Yuki...

Er kannte das ja schon von Yuki.

Er wollte so gern mehr über Sakuma-san erfahren, doch er hatte Angst davor...große Angst.

Er hatte es bei Yuki ja gerade herbei geschworen...er hatte ihn bedrängt. Zu viele Fragen gestellt. Zu viele Fragen...einfach viel zu viele...

"Er weiß sicher, dass du ihm dankbar bist... Außerdem brauchst du es doch nur Kumagoro zu sagen...er ist doch deine Verbindung zu ihm."

Er seufzte.

~"Wenn das so ist, dann kann ich ja wohl nichts machen. Schade, aber wenn du denkst das ist besser. Ich wünsch dir viel Glück..."~

Das hatte gesessen...

Das tat verdammt weh...

Konnte er ihn denn nicht wenigstens ein bisschen verstehen?

Er konnte nicht bei ihm bleiben. Er wäre genauso hoffnungslos verliebt wie damals...und noch einmal hielt er das einfach nicht aus.

"Ich bin noch nicht gestorben...", flüsterte Shuichi leise, war sich nicht sicher, ob er es hören würde, da er dabei war, das Zimmer zu verlassen.

Doch dann kam er noch mal zurück.

Er hörte ihm zu. Und ob seine Gefühle dumm waren. Er sollte sich keine Hoffnungen machen...

Ehrlich...wie oft war Shuichi ehrlich gewesen? Was hatte es ihm gebracht? Niemand auf der Welt konnte ihn lieben.

"Schon gut, Sakuma-san...ich verstehe..."
 

"Ich glaube nicht dass du das verstehst..."

Traurig verließ er nun endgültig das Zimmer und schmiss sich auf sein eigenes Bett. Dort blieb er eine Weile ruhig liegen ehe ein weiteres Mal in dieser Nacht weinte. Traurig klammerte er sich an Kumagoro.

"Ach, wärst du doch noch hier. Ich würde dir so gern dafür danken, dass du mir Kumagoro gegeben hast. Ich hab ihn so schrecklich lieb. Er ist zwar schon etwas ramponiert, aber immer noch ein Geschenk von dir."

Mit starrem Blick stand er auf, ging zum Nachtschränkchen und holte dort etwas raus. Eine silberne Klinge blitzte in der Nacht.

"Was meinst du, sollte ich es machen? Ich weiß, dass du mich davor beschützen wolltest, aber ich kann nicht mehr. Ich halt den Schmerz nicht mehr aus. Erst meine Familie und dann du... Verzeih mir."

Nachdenklich starrte er die Klinge an und entfernte langsam das Pflaster von seinem Handgelenk. Seufzend fuhr er mit der Klinge über seine Narben und erreichte nach kurzer Zeit das die ein oder andere blutete. Schnell steckte er die Klinge wieder weg. "Verzeih mir... aber es ging nicht anders... Aber ich schaff das noch..."

Shuichi seufzte und weinte, als Ryuichi das Zimmer verlassen hatte.

Er wartete bis der nächste Morgen anbrach, dann packte er seinen Rucksack, stand auf und ging zu Ryuichis Schlafzimmertür.

"Sakuma-san...ich geh dann mal...vielen Dank für alles...tut mir Leid...ich ruf dich irgendwann an...ich...ich liebe dich...", die letzten Worte hatte er nur gewispert, dann rannte er los, schnappte sich seine Schuhe und war verschwunden.
 

Einige Stunden waren vergangen, die er ziellos umhergelaufen war. In Telefonzellen und Cafes hatte er nach einem Zimmer gesucht, fand schließlich auch eines... Die Miete konnte er gerade so bewerkstelligen, immerhin hatte er sich noch etwas zurückgelegt.

Das Zimmer war klein und schäbig, aber eigentlich brauchte er ja auch nichts anderes zu tun, als nachzudenken… über Ryuichi...über sich selbst. Über alle...

Je mehr er überlegte, desto trauriger wurde er...

Er wollte nicht, dass diese Gefühle wieder verschwanden...aber andererseits...

Er wollte Ryuichi nicht wehtun.

Er wollte selbst nicht wieder leiden.

Er lag in einem gelben Schlauchboot, welches er bei einem seiner unzähligen Stunden, die er in der Stadt verbracht hatte, als Werbegeschenk bekommen hatte.

Es hatte Stunden gedauert, eh er es aufpusten konnte und es hatte ihm wehgetan, weil seine Rippen noch nicht okay waren, aber wenigstens hatte er so ein provisorisches Bett.

Er hatte viel Leitungswasser getrunken und sich hingelegt, war wieder am Überlegen...

Jetzt war sein Besuch bei Ryuichi bereits zwei Wochen her.

Shuichi hatte in keiner Sekunde nicht an ihn gedacht, er hatte kaum was essen können, war unglaublich mager und blass...

Er seufzte, dann stand er auf und beschloss einen Spaziergang in der Dunkelheit zu machen. Vielleicht würde ihn das auf andere Gedanken bringen.
 

By Jemo Kohiri
 

Anhang:

Das Cover wurde von Ahiku gestellt und die Story selbst von mir verfasst. Als Grundlage diente hierfür der RPG "My Ryu, My Shu!" Hierbei spielte Ahiku Shuichi (später noch Neil und Granny) und ich Ryuichi. Dabei bleibt es nicht aus, dass ein Teil der Postings stückweise so übernommen wird wie im RPG selbst verfasst. Natürlich werden sie für die Story entsprechend angepasst und abgewandelt, gerade Gesprächsteile aber doch in Original übernommen. An der Stelle möchte ich mich lieb bei ihr für die tolle Playzeit bedanken. Ohne dich wäre die Fanfic nicht möglich gewesen.

Schmerzhafte Rückkehr

Ryuichi hatte sich innerhalb der zwei Wochen nicht weniger stark verändert. Seine Single „To in the night“ inklusive Kurzgeschichte und Videoclip hatte es mit Autogrammstunden samt Fotosessions in die Charts bzw. Bestsellerlisten geschafft, die zweite Single ebenfalls bereits in den Kasten. Seine Gedanken wanderten dabei ständig zu Shuichi. //Ob es ihm gut geht? Ob er überhaupt noch hier lebt?// Für ihn wäre es ein leichtes gewesen sich auf die Suche nach dem alten Freund zu begeben, aber da Shuichi nicht wollte und er selbst stur war, ließ er es lieber sein. Stattdessen stürzte sich Ryuichi mit Feuereifer auf die Arbeit und ließ absolut nichts aus, wegfallende Mahlzeiten und fehlender Schlaf inbegriffen. Der Grünhaarige weigerte sich schlicht weg nachdenken zu müssen, da er sonst nur wieder Shuichis Flecke vor seinem inneren Auge sah und die Wut über den Verursacher erneut die Oberhand gewann. Er würde sonst nur wieder SEINEN Tod sehen, die Heimzeit und seine Eltern…

Trotz dieser Weigerung, gelang es seinen Gedanken immer wieder sich zu verselbständigen und neuen Schmerz mit sich zu bringen, der zu weiteren Selbstverletzungen führte. Wütend über sich selbst floh Ryuichi nach einer solchen Verletzung zu Rikus Grab, um sich dort die Seele aus dem Leib zu weinen. Seinen Fans gegenüber spielte er allerdings weiterhin den fröhlichen Entertainer vor. Er wusste, dass er damit eine Lüge lebte, aber ihm war das egal. Er liebte dieses Spiel und wanderte in Gedanken daran auch heute Abend wieder zum Grab.
 

Doch nicht nur er spazierte durch die Nacht... Shuichi lief ebenfalls bereits seit einer Weile an einem Fluss entlang, der sich neben seinem Apartment seinen Weg suchte...Er war ganz in Gedanken versunken und dachte erneut an Ryuichi, doch dann... "Na, wen haben wir denn da?", sprach plötzliche eine schmalzige Stimme, die er nur zu gut kannte. //Nein...bitte nicht. Alles, nur das nicht!// Shuichi ging, sich verkrampfend, schnurstracks weiter. Trotzdem wurde er links und rechts unter den Armen gepackt und emporgehoben.

"Das ist doch unser kleiner Shuichi. Hast du überhaupt eine Ahnung davon, wie sehr wir dich vermisst haben?"

"Lasst mich sofort runter. Ich werde die Vertragsbedingungen nicht länger erfüllen. Ich bin kein Stricher! Davon war außerdem nie die Rede!", versuchte er sich zu verteidigen.

"Oh doch! Glaubst du, du kannst dem entgehen, nur weil dein kleiner, berühmter Freund meint er wäre mächtig? Weil er glaubt, er hätte Einfluss?" Ein dreckiges Lachen vervollständigte die bittere Aussage.

"Das kannst du vergessen, Kleiner. Der Boss will dich wiederhaben und zwar um jeden Preis. Du bist eine Goldgrube...bedank dich bei deinen weiblichen Zügen..."

"Ich gehe nicht zurück!"

"Oh...wirklich nicht? Zu schade, denn dadurch hast du nur zwei Möglichkeiten, dabei wäre eine UNS zu bestechen…“

"Ich hab kein Geld..."

"Wir meinen etwas anderes...", sagte er und streichelte Shuichis Wange sanft, woraufhin dieser seine Augen zu Schlitzen verengte.

"Vergiss es."

"Gut...dann die dritte Möglichkeit. Wir könnten deinem kleinen Freund etwas antun..."

"Das wagt ihr nicht..."

"Oh doch, Shuichi...das wagen wir..." Die Augen des schwarzgekleideten Mannes verengten sich zu zwei schmalen Graden.

"Lasst ihn aus dem Spiel. Er hat nichts damit zu tun...", schrie Shuichi. "Okay...macht mit mir was ihr wollt, aber lasst ihn bitte in Ruhe!"

"Gut, Shuichi...dann zeig uns den Weg zu deinem Apartment."

Nur mit Widerwillen ließ er sich in sein Zimmer schaffen und dort auf das Schlauchboot schmeißen, auf dem er die letzten Nächte versucht hatte zu schlafen.

"Ihr seid miese Schweine...", wisperte er, als er bemerkte, dass sich vier Mann um ihn versammelten. Anschließend wurde er grob an den Haaren gepackt und sein Kopf nach oben gezogen.

"Hast du etwas gesagt?"

Shuichi verengte die Augen, nahm all seinen Mut zusammen und spukte ihn an. Eine Entscheidung, die er schon bald bereuen sollte, da sein Gesicht zur Seite flog und die Knochen in seinem Gesicht scheinbar hörbar knacksten. Ein feines Rinnsal Blut lief aus seiner Nase und sein Gesicht schmerzte entsetzlich.

"Du wagst es, du kleiner Bastard...Los, fangt an!"
 

Damit begann das offizielle Trauma für Shichi, weswegen dieser seine Augen schloss. Er spürte, wie sie ihm die Kleider regelrecht vom Leib rissen und sich der Erste bereit machte. Ein furchtbarer Schmerz durchzog seinen Körper. Es war die Hölle auf Erden, schlimmer noch, für dieses Gefühl gab es keine Worte. Nichts konnte dem gerecht werden oder aber es auch nur annährend beschreiben. Er wurde ohnmächtig, als sich der dritte von insgesamt vier Leuten an ihm zu schaffen machte...zuviel Schmerz...zuviel Blut... Er spürte nicht, wie sie sich nochmals über ihn hermachten, um ihm abschließend noch ein paar saftige Tritte zu verpassen. Er schien eine Weile zu schlafen, denn als er erwachte, spürte Shuichi, wie er von einem der vier Männer getragen wurde. Er hatte wieder Sachen an, doch seine Hände waren gefesselt. Unbeschreibliche Schmerzen breiteten sich in seinem gesamten Körper aus.

"Weil du so schön brav warst, bekommst du jetzt eine Chance...Du wirst auf jeden Fall frei sein.“, gab einer der Träger inklusive dreckiger Lache von sich.

"Vielleicht hast du Glück und überlebst es Kleiner. Wenn nicht? Auch gut! Tja, das ist deine Alternative!" Mit seinem letzten gesprochenen Wort warf ihn der Träger über ein Brückengeländer. Shuichi schrie auf, dann landete er im Wasser. Luftblasen stiegen aus seinem Mund und seiner Nase, als er herumwirbelte, versuchte, wieder an die Wasseroberfläche zu kommen. Er konnte nicht richtig schwimmen, da man ihm seine Hände zusammen gebunden hatte, doch letztendlich gelang es ihm, sich oben zu halten. Er atmete tief durch und schrie um Hilfe. Doch da es Nacht war, würde ihn niemand hören, besonders nicht, da der Fluss seine Geräusche überdeckte.

Als der Pinkhaarige schon fast aufgeben wollte, blieb er an einem Ast hängen. Irgendwie schaffte er es sich hinaufzuziehen. Shuichi krabbelte in eine seichte Stelle, die nur Kniehoch war und ließ sich erschöpft ließ fallen. //Wah, ist das schweinekalt.// Er blickte an sich hinunter. Irgendetwas Scharfkantiges im Wasser hatte seine Schulter getroffen, wodurch dort eine große Wunde klaffte.

Seine Unterlippe zitterte, dann kroch er langsam aus dem Wasser und versteckte sich unter einer Brücke. Er zog sie Beine dicht an den Körper, biss in die Fesseln, um sie zu lösen, was er schließlich auch schaffte und suchte nach seinem Handy. Hoffentlich funktionierte es noch...

Er schüttelte es... Dann versuchte er eine Nummer zu wählen und siehe da, es funktionierte.

"Hhh...haa...ah...ha...ah....Sa...Sak..ma-san..."
 

Während Shuichi mit dem Tod kämpfte, saß Ryuichi tränenblind am Grab seines einstigen Geliebten. Zitternd versuchte er sich zu entschuldigen, da der Grünhaarige schon wieder seiner alten Sucht verfallen war und die Therapie abgebrochen hatte. Weinend kuschelte er sich an seinen Hasen und saß kreuz unglücklich auf seiner Bank. Er konnte es nicht fassen. Er hatte doch nie wieder hier hin zurück gewollt. Er hatte doch eigentlich für immer damit abgeschlossen.

"Ich hatte es doch dir versprochen." Mit trüben Augen nahm er seine Klinge aus der Jackentasche und löste ebenso stumm das Pflaster von seiner Haut. Sorgsam strich er über die Narben, alte wie Neue, setzte er die Klinge an und machte das was er immer tat: sich selbst schaden.

Helle Blutstropfen fielen auf die Erde vor der Bank und tränkten sie blutrot. "Bald bist du nicht mehr allein." Sorgfältig schnitt er immer weiter bis er nicht mehr konnte und ohnmächtig auf die Bank fiel. Das Messer landete dabei auf dem Boden. Frierend wartete Ryuichi die nächsten Sekunden ab. Gleich würde wieder dieses taube Gefühl kommen und er ein weiteres Mal schweben. Plötzlich jedoch klingelte das Telefon und Ryuichi flog erst mal vor lauter Schreck von der Bank. Schmerzhaft kam er auf den Boden auf und striff dabei mit seinem Arm das Messer. "Shimata." So gut wie möglich säuberte er das Messer, verstaute es unauffindbar und suchte mit zitternden Händen das Handy zu erreichen.
 

Nur mit Mühe gelang es ihm...
 

"Ja...."
 

"Hhh...haa...ah...ha...ah....Sa...Sak..ma-san..."

Shuichi konnte kaum sprechen. Sein Körper war völlig taub vor Schmerz und Kälte dank des Wassers, welche sie sich sogar bis auf seine Knochen durchgefressen.

"Sakuma-san...", keuchte er.

"Bist du böse auf mich?"

Er wartete einen Moment. Um ihn herum war es ruhig, wenn man das Rauschen des Wassers und das Klappern seiner Zähne nicht beachtete. Außerdem überkam ihn ein ekliges Gefühl, gefolgt von dumpfem Husten.

"K...kannst du...vielleicht..."

Nur mit Mühe konnte Ryuichi sich noch bei Sinnen halten, denn diesmal war er zu weit gegangen. Seine Gelenke schmerzten entsetzlich. Zwar hatten sie aufgehört zu bluten, aber durch den Sturz war Dreck in die Wunde gekommen und die frischen Schnitte erleichterte nicht gerade das Halten des Handys.

"Wie könnte ich dir böse sein?"

Mit letzter Kraft schleppte er sich wieder auf die Bank zurück und legte sich dort hin. Er brauchte dringend eine kurze Pause ehe er nach Hause gehen konnte, um sich zu versorgen.

"Zu dir kommen? ..."

Automatisch griff er sich dabei an die Stirn. //Jetzt bloß nicht schlapp machen.// Ächzend erhob er sich von der Bank und ging vorsichtshalber aus dem Friedhofsbereich raus. Dabei entdeckte er Blutflecken auf seinem Shirt.

"...hm...ja...", keuchte Shuichi.

"...tut mir wirklich Leid...", keuchte er, hustete wieder.

"Aber...ich kann nicht mehr laufen..."

//Ich doch auch fast nicht mehr//

Kraftlos schleppte er sich weiter vom Friedhof weg. Dabei missachtete er die Blicke der Leute. Zum Glück erkannte ihn keiner weiter, denn sonst wäre die Presse wieder hoch erfreut gewesen.

"Wo bist du?"

Selbst das Atmen fiel ihm langsam schwer. Er brauchte dringend seine Medizin und Schlaf.
 

"...unter so ner Brücke...im Fluss...da hinten ist der Hafen...", schniefte er. Seine Lippen waren blau und seine Haut bleich. Er saß noch immer zur Hälfte im Wasser, wagte es nicht seinen Sitzplatz zu verlassen, aus Angst davor, dass diese Typen vielleicht doch noch mal zurückkommen würden...

Sein ganzer Körper schmerzte. Seine Schulter pulsierte und hörte nicht mehr auf zu bluten.

Durch das Telefon hörte er Sakuma schnaufen.

"Geht es dir nicht gut...?", keuchte er, hustete erneut, klapperte mit den Zähnen und zitterte.

"Komm lieber nicht, wenn es dir nicht gut geht..."

"Geht schon... Ich lass dich doch nicht allein."

Er versuchte sich zu erinnern wo das war. Ohne zu zögern machte er sich auf den Weg dahin und fand es ohne weitere Schwierigkeiten. Er konnte Shu-chan schlecht sagen dass er sich gerade hatte selber umbringen wollen. Instinktiv spürte er, dass bei dem Kleinen Eile angesagt war. Er begann schneller zu laufen. "Mach dir mal keine Sorgen um mich."

"Mach ich aber...Ryuichi..."

Es war das erste Mal, dass er ihn beim Vornamen nannte... Was sollte es...Ryuichi nannte ihn ja auch Shuichi und nicht Shindou-san. Wieder hustete er, hatte dabei das Gefühl, seine halbe Lunge würde hinterher kommen. Er musste dringend aus der Nässe raus. Es war so furchtbar kalt...

Eine Hand wanderte in seinen Schritt.

"Ngh..."

Ryuichi war unterdessen am Hafen angelangt und suchte nun nach so etwas Ähnlichem wie einer Brücke. Nur im Dunkeln war das ziemlich problematisch.

"Was aber..."

Inzwischen hatte er mehrere Brücken entdeckt und schickte sich an die Richtige suchen. Doch das war leichter als gesagt, denn im Dunkeln sahen alle gleich aus. Allerdings tat die kalte Luft seinen Wunden gut.

//Vielleicht sollte ich lieber unter der Brücke hervor kriechen... Immerhin gibt es mehrere hier.// Dummerweise fiel dadurch sein Telefon ins Wasser.

"Oh verdammter Mist..."

Er rollte sich auf die Seite, kroch stöhnend und keuchend unter der Brücke hervor, schleppte sich bis aufs Gras und blieb dort regungslos liegen. Seine Schulter blutete noch immer, sein Hintern schmerzte, genau wie der Rest seines Körpers.

"Hallo..."

Verwundert sah Ryuichi auf sein Handy. Es tutete nur noch am anderen Ende. Irgendwo in der Ferne hörte er ein Plätschern und folgte diesem instinktiv. Eilig sprang er über Kisten und flog dabei nen paar Mal auf die Schnauze. Nach scheinbar einer Ewigkeit meinte er einen Körper im Gras liegen zu sehen und ging auf diesen Punkt zu. Diesmal hatte er es besonders eilig, denn sein Herz sagte ihm das dort Shuichi lag. Und er hatte recht gehabt. Doch war das überhaupt noch sein Shuichi?
 

"Shuichi...?"
 

Shuichi versuchte sich umzudrehen...

"Ryuichi...hallo...", meinte er und lächelte ihn an.

"Wie geht's dir?"

"Frag mich was Leichteres... Bleib liegen..." Sorgsam betrachtet er Shuichis Verletzungen. "Hm, zur Erstversorgung müssen wir dich glaube ins Krankenhaus bringen."

Vorsichtig versuchte er Shuichi etwas aufzurichten, da dieser schlecht bis dahin laufen konnte. Sanft nahm er ihn auf seinen Rücken, doch angesichts von Shuichis Schulterwunde war das nicht das Wahre. Er riss von seiner Jacke ein größeres Stück ab und legte damit erst mal notdürftig einen Druckverband an. Anschließend nahm er ihn wieder auf seinen Rücken und überlegte wo hier überhaupt das nächste Krankenhaus war.

Shuichi ächte auf, als er auf Ryuichis Rücken gehievt wurde. "N...nicht doch...bin zu schwer...", murmelte er, war schon im Halbdusel. "Ich will aber nicht ins Krankenhaus...", wisperte er. "D...d.das schaffst du doch gar nicht, bis dahin...a...aber ich wohn hier gleich um die Ecke...", schlotterte er. Er zitterte am ganzen Körper. "Bitte nicht ins Krankenhaus...sonst...sonst...merken die, dass ich noch lebe und dann kann ich dich vielleicht nicht mehr beschützen..."

"Nichts da, mit den Verletzungen lasse ich dich nicht laufen."

Ryuichi sah ihn verwundert an. Der Kleine wollte ihn tatsächlich beschützen? In seinem Zustand?

"Wir müssen aber, ich hab nicht so viel Kenntnis in der Medizin alsdas ich deine Schulter versorgen kann." Seufzend überlegt er noch eine Weile.

"Ich weiß zwar nicht wer die sind, aber da du offensichtlich so ne Angst hast, gehen wir zu mir. Ich werd mal sehen was ich in seinen Aufzeichnungen finde. Dann kann ich am Ende doch was für deine Schultern tun... Da bist du sicherer."

Vorsichtig ging er los und hoffte dabei inständig das Shuichi seinen linken Oberarm nicht zu sehr umklammern würde. Der hatte unterwegs aufgehört zu bluten... Von seinen Gelenken ganz zu schweigen.

Shuichi schwieg eine Weile, schlang seine Arme um Ryuichis Schultern, zitterte noch immer. Er war klatschnass.

"Tut mir L...l.ll.leid...", wisperte er.

"D...die? Die von dem Club...d..die haben gesagt, w...wenn ich nicht tu, was sie wollen, dann bringen sie dich um...", zitterte er, umarmte Ryuichi fester und begann zu weinen.

"Ich will aber nicht, dass dir was passiert..."

Beruhigend strich Ryuichi ihm so gut wie es ging über den Rücken. Da dies jedoch nicht recht gelingen wollte, begann er mit einer beruhigenden Stimme zu singen. Dabei versuchte er sämtliche Angst zu verbannen, um Shuichi nicht noch mehr aufzuregen. Leider konnte er die Tränen nicht trocknen, denn dafür hatte er keine Hand frei.

"Mir wird schon nichts passieren. Hab keine Angst kleiner Shuichi, die werden das, was auch immer sie dir angetan haben, noch bereuen. Wer sich einmal mit Ryuichi Sakuma anlegt der wird seines Lebens nicht mehr froh. Ich lass mich von denen nicht töten... Nicht von denen..."

"N...nicht von denen? Dann von jemand anderem?", fragte er zitternd, umarmte ihn stärker.

"Ich hab dich so vermisst..." Er schloss die Augen, weinte einfach still vor sich hin. "Darf...darf ich bei dir bleiben, Ryuichi?"
 

"Darüber reden wir später ja... aber von jemand anders könnte man so sagen..." Er kniff ein Auge zusammen, denn langsam tat es doch weh. "Nicht so doll ja?" Ryuichi hatte unterdessen schon ein gutes Stück Weg zurückgelegt und war fast zu Hause angelangt. Erst jetzt merkte er wie wenig Kraft er eigentlich noch hatte.

"Meinst du ich lass dich in diese Hölle noch mal zurück? Die kriegen ihr Fett weg. Ein Tipp und deren Club in New York ist aufgelöst und die fassen auch sonst kein Fuß mehr. Und bei mir ist noch genug Platz. Das Gästezimmer kann dein Zimmer werden. Ein anderer unbenutzter Raum ein weiteres Zimmer für dich und ein zweites unbenutztes Zimmer wird dann eben zum Gästezimmer. Von daher bist du willkommen kleiner Shuichi." Er fragte sich allerdings wie das mit dem Verletzen klappen sollte. Mit Shuichi ihm Haus war das etwas schwierig.

"Du hast mir auch gefehlt..."

"Ich hab dich so lieb...danke...d...d...danke für alles...", flüsterte er in das Ohr des anderen und löste seinen Griff etwas.

"Du schwankst, Ryuichi...lass mich runter...", sprach er mit zittriger Stimme, zappelte etwas herum.

"Ich merk doch, dass es dir nicht gut geht..."

"Hab ich doch gern gemacht..." Flüsterte der Grünhaarige zurück. Er versuchte tapfer zu lächeln, um den entgegen zu wirken, aber es gelang nicht recht.

"Ist doch nicht mehr weit." Da er aber nicht mehr die Kraft hatte dieses Zappeln lange auszuhalten, ließ er Shuichi runter. "Mir geht's gut, mach dir mal keine Sorgen." Besorgt schielt er nach seinem Arm und den Gelenken. "Wenn es hier einem nicht gut geht, dann bist das du. Außerdem ist da vorn schon mein Block." Seltsam, sonst war er nicht so schnell oder machte ihm sein Hirn einen Strich durch die Rechnung? Er brauchte dringend Medizin.

Zitternd stand Shuichi nun auf eigenen Beinen und spürte, wie ihn ein unheimlicher Schmerz durchzog. Anscheinend hatte man ihm einen kräftigen Tritt in den Schritt verpasst, nachdem...

Er kniff die Beine zusammen, beugte sich etwas nach vorn und versuchte so zu laufen.

"Ah..." Er biss sich auf die Unterlippe. "Diese...", wisperte er, beendete seinen Fluch lieber leise.

Die kalte Luft war auch nicht gerade förderlich, da seine Klamotten noch immer klatschnass waren und ihm eiskalt. Er klapperte mit den Zähnen, dann wurde ihm schwindlig und er griff nach Ryuichis Arm, doch der zuckte dabei zusammen. Sein Blick richtete sich auf Ryuichis Handgelenke, doch die waren vom Stoff seiner Jacke bedeckt.

"Du hast da Blut...warum hast du da Blut?", fragte er, schlotterte dabei weiter. Dann packte er Ryuichis Handgelenk und zog den Ärmel hoch.

"Ryuichi...", wisperte er fassungslos. "Warum ritzt du dich selber?", hustete er hervor.

Tränen füllten seine Augen. Er kannte das...er hatte es selbst einmal ausprobiert, als Yuki ihn zum ersten Mal verlassen hatte...er war gerade dabei gewesen sich Yukis Namen in den Arm zu ritzen und bereits mit dem Y fertig, als Hiro ihn fand und mit ein paar saftigen Ohrfeigen in die Realität zurückholte. Er musste ihm schwören, das niemals wieder zu tun und hatte sein Versprechen auch gehalten...Anklagend blickte er Ryuichi in die Augen.

"Warum tust du dir selbst weh?", weinte er.

Stumm sah der Entertainer in Shuichis Augen. Sein Gesicht hatte jegliche Farbe verloren. Hastig entzog er ihm sein Handgelenk und schob den Pullover wieder drüber. Dann blickte er in den Himmel, denn er konnte die Tränen Shuichis nicht ertragen und die Frage gleich gar nicht. Er hatte sie zu oft gehört. Zögernd suchte er nach einer Antwort.

"Weil ich dieses scheiß Leben nicht mehr anders ertrage. Außerdem lebe ich schon zu lange damit, um es aufzugeben. Und außerdem... außerdem..."
 

An dieser Stelle brach er kurz ab.
 

"Und außerdem... habe ich die Therapie abgebrochen... Es geht nicht mehr... Nicht schon wieder..."
 

Nun sah er Shuichi wieder in die Augen. Es tat weh ihn so weinen zu sehen, aber was wusste er schon von seiner Vergangenheit? Außerdem würde er die Bedeutung dessen nicht verstehen. Nun sah er selbst auf seine Handgelenke und musste sich erstmal über die Augen reiben. "Mist, die haben sich ja..." Er schüttelte den Kopf und kramte den Schlüssel hervor. Zitternd schloss er die Tür auf. "Außerdem versorgen wir erstmal dich. Du braucht nämlich dringend ne Dusche."
 

"Dann sag mir, warum dein Leben scheiße ist. Du hast mich aufgehalten, als ich mich umbringen wollte... Und tust dir selbst so was an...Das versteh ich irgendwie nicht." Er schüttelte den Kopf.

"Ryuichi... du hast mal gesagt, dass wir Freunde sind. Weißt du das noch? Ich weiß, dass ich ein scheiß Freund für dich bin. Ich verdanke dir so viel und kann dir gar nix zurückgeben." Er nahm Ryuichis Hand in seine eiskalte Hand. "Aber ich kann dir zuhören, wenn du willst...", hustete er.

Er blickte ihn mit seinen müden Augen an und versuchte zu lächeln, zitterte dabei weiterhin.

"Wie willst du das auch verstehen? Ich sitz schon so lange in dieser Falle fest und falle immer wieder zurück." Seufzend sah er ihm in die Augen. "Die Vergangenheit hätte einfach anders sein sollen... Ich selbst hätte anders sein solln."

"Ich weiß dass ich dir das mal gesagt habe, aber das ist schon so lange her. Wir sind es auch immer noch. Es ist nur so, dass... Ach was... Irgendwann kannst du es mir zurückgeben. Nicht heute ja? Erstmal kümmere ich mich um dich."

Liebevoll nahm er ihn in den Arm und schob ihn durch die Haustür zum Fahrstuhl. Gott sei Dank war gerade einer unten, so dass sie gleich nach oben fahren konnten. Ryuichi hielt ihn dabei in den Armen, damit er nicht umfiel. Oben angekommen suchte er den Schlüssel raus.

"Danke für das Lächeln... Ich glaub ich muss dich erst mal waschen ehe ich dich verarzten kann."

Shuichi blickte Ryuichi an. "Versprich mir, dass du es mir erzählst...deine Vergangenheit meine ich...dann verspreche ich dir auch, etwas zu erzählen, was ich noch niemandem auf der Welt erzählt habe..."

Er seufzte, als Ryuichi ihn in den Arm nahm und lehnte sich an ihn. "Du wirst doch ganz nass...", murmelte er, genoss aber die Wärme des anderen Körpers, da ihm noch immer ziemlich kalt war.

Er fuhr mit dem unverletzten Arm um Ryuichis schmalen Rücken und drückte sich gegen ihn.

"Hast du an Gewicht verloren? Du bist dünner als das letzte Mal..."

"Eigentlich wollte ich nie wieder versprechen geben, aber bei dir mach ich eine Ausnahme. Ich weiß nicht, ob ich es halten kann, aber vielleicht hilfst du mir und ich schaffe es diesmal."

Traurig wanderte Ryuichis Blick nach unten. "Was soll’s, ich muss dich eh gleich waschen und außerdem muss ich meine Wunden selbst noch versorgen. Macht wirklich nichts..." Liebevoll betrachtete er den schmalen Körper. //Wenn ich es nicht besser wüsste, sollte man meinen, dass ich gerade meinen toten Bruder im Arm halte. Aber das geht doch gar nicht oder?//

"Schon möglich, hab ziemlich viel gearbeitet und..." Nein, dass gehörte nun wirklich nicht hierher.

Endlich hatte er den Schlüssel gefunden und schloss die Wohnung auf. Er wartete bis Shuichi eingetreten war. "Ich geh schon mal ins Bad ja?" Während er wartete, dass Shuichi nachkam bereitete er schon mal alles vor.

Shuichi ließ sich auf den Boden sinken und zog sich die Schuhe aus, stellte sie dann ordentlich hin, sodass niemand drüber fallen konnte. Irgendwie rappelte er sich auf und wankte ins Badezimmer.

"Hast du vielleicht was zum Anziehen?", fragte er und schaute ihn schüchtern an.

"Sicher, aber erstmal kümmern wir uns um dich. Du kannst ja schon mal deine Sachen ausziehen. Ich kann dich ja schlecht so verarzten." Ryuichi zog sich während dessen seine eigene Hose aus sowie die Jacke und den Pulli. Dabei riss er die Wunde am Oberarm wieder leicht auf. Schnell holte er noch ein zweites Handtuch aus dem Schrank, sowie einen Schwamm und das Buch in dem er ihm damals seine Aufzeichnungen hinterlassen hatte. "Falls dir was passiert." Dann drehte er sich zu Shuichi um. "Fertig? Musst mir dann bloß sagen was dir genau weh tut wegen verarzten nachher."
 

Shuichi zog sich bis auf die Unterhose aus und sah an sich herunter. Was war das? Hatten die ihn auch noch zusammen geschlagen? Er wusste nicht wirklich, was geschehen war, nachdem ihn die Ohnmacht in ihre Arme genommen hatte. Allerdings tat es schon mal gut aus den nassen Sachen raus zu kommen.

"Hm...eigentlich tut alles weh...", meinte er.

"Äh...die Unterhose auch?"

"Musst du nicht, wenn du nicht willst."

Vorsichtig hob er Shu-chan in die Dusche, stellte diese an und brauste den Kleinen leicht ab. Anschließend seifte er ihn ein, so gut es eben ging. Ebenso vorsichtig spülte er die Seife wieder runter.

"Hm, ich werde nachher deine Schulter verarzten und mach dir um Bauch und Rücken wieder so nen Stützverband. Tja und deine Beine sowie den anderen Arm schmiere ich mit der Salbe ein die mir Riku mal gegeben hat." Innerlich schlug er sich allerdings auf den Mund. //Mist, eigentlich sollte er diesen Namen doch gar nicht erfahren.//

//Riku...schöner Name.// Shuichi lächelte Ryuichi an. Auch wenn der Pinkhaarige dem anderen ansehen konnte, dass es nicht mit Absicht geschehen war, so hatte dieser dem Jüngeren etwas von seiner Vergangenheit erzählt...

"Du hältst ja dein Versprechen, Onii-chan.", meinte er und schlug sich die Hand gegen den Mund.

Onii-chan? Wie kam er nur dazu Ryuichi mit dieser Floskel anzureden? Er war doch kein kleines Kind mehr, das einen älteren Jungen oder gar Bruder ansprach. Aber wenn er Ryuichi so ansah, kam er sich ihm gegenüber beängstigend ähnlich vor. Sein eigener bester Freund Hiro hatte das auch schon behauptet. Doch nicht nur eher, selbst Tatsuha hatte ihm das einst gesagt, kurz bevor der versuchte Shuichi deswegen zu vernaschen. Er zog den Schnodder in seiner Nase hoch. Irgendwie klebte diese Unterhose an ihm und war somit in keinster Weise angenehm.

"Sorry, Sakuma-san...es kam so über mich...", meinte er wegen der Verniedlichung, zog anschließend seine Unterhose aus.

"Tut weh...", murmelte er und ließ sie erst mal im Duschbecken liegen. Jetzt brauchte er sich auch nicht mehr zu schämen...Schließlich hatten seine Peiniger ihn auch nackt gesehn...

Ryuichi wusste im ersten Moment gar nicht was er sagen sollte. Für ein paar Sekunden musste er erstmal nach Luft schnappen ehe er auch nur annährend irgendwie reagieren konnte. "Ich werde es versuchen, dass kann ich dir Versprechen. Bitte verlang nicht mehr von mir." Bittend sah er ihn an.

"Mach dir mal keinen Kopf... Außerdem nenn mich lieber Ryuichi. Sakuma-san wird mir zu blöd..." Leicht biss er sich auf die Zunge. "Ober aber... Ne, lieber doch nicht." Das wäre für den Moment dann doch zuviel.

"Das hättest du nicht tun müssen." Sanft sah er ihm in die Augen und reichte ihm die Dusche. Er wollt Shuichi nicht noch mehr verschrecken in dem er ihn auch noch da säuberte. Es sei denn, die Schmerzen wären zu groß.

"Okay...Ryuichi...", meinte jener. Dann blickte er an sich herunter. //Ohmgh...Au...ja... // Er nahm den Duschkopf und ließ sich etwas Wasser darüber rieseln, kniff die Augen zusammen.

"Aiaiaia..." Nochmals zog er seinen Schnodder hoch. Na prima...bekam er auch noch einen Schnupfen? "Warum sollte ich mich vor dir schämen? Ich glaube, gerade vor dir brauch ich das nicht. Ich vertraue dir nämlich. Du bist der einzige auf der Welt..."

Leicht belustigt beobachtete der Sänger die ganze Aktion. Währenddessen schäumte er sich selbst ein. Als der Badeschaum über die Wunde am rechten Arm lief, musste er allerdings kurz die Augen zusammen kneifen, denn das Zeug brannte wie sonst was.

"Ich glaub, du brauchst nachher noch ne vorbeugende Erkältungspille."

Inzwischen hatte er sich vollständig eingeseift. Das Brennen am rechten Arm und den Gelenken ertrug er tapfer. "Hätte ja sein können, denn schließlich na ja hast du ja einiges mitgemacht." Eine Weile schwieg er. "Und ich werd mich bemühen dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen."

Shuichi lächelte ihn an, dann umarmte er ihn. "Danke, das bedeutet mir viel...", meinte er und löste sich wieder von ihm. "Sorry...weiß ja, dass du das nicht so magst." Er brauchte das jetzt aber einfach mal als Ausgleich für die ganze Schelte, die er bekommen hatte. "Au...ich kann sicher die nächsten Tage nicht sitzen...", meinte er und kniff die Augen nochmals zusammen. Wenigstens waren seine Lippen nicht mehr blau, das warme Wasser hatte mehr als gut getan.

Verlegen wehrte sich Ryuichi auch diesmal nicht. "Ist schon gut." Langsam wurde ihm das peinlich. "Seit damals nicht wirklich... Aber kann sich ja mal wieder ändern. Dann musst du halt liegen oder so... Wir finden schon ne Möglichkeit... selbst wenn du immer nen Kissen unter dem Hintern hast." Ryuichi nahm Shu-chan die Dusche ab und brauste sich selber ab. Das Wasser legte nun seine Haut wieder frei, wodurch man die vernarbten Unterarme sehen konnte.

"Ich geh dann schon mal raus, ja?" Vorsichtig stieg er aus der Dusche und trocknete sich ab. Dann zog er sich seine Schlafhose an und suchte bereits die Medikamente raus. "Ich kümmere mich schon mal um mich selbst ja?"

Shuichi nickte, wärmte sich derweilen noch ein bisschen unter dem warmen Wasserstrahl auf und spürte nun auch seine Gliedmaßen wieder so einigermaßen.

"Manchmal frag ich mich, was ich den Leuten eigentlich getan habe...", sprach er eigentlich mehr zu sich selbst. Ryuichis Arme sahen schlimm aus...aber wie sollte er ihn schon von so was abbringen? Nach einer Weile drehte er das Wasser aus.
 

Schnell schmiss Ryuichi seinen Pulli sowie die restlichen und Shuichis Sachen gleich in die Maschine, nahm aber vorher die Klinge raus. Schmerzhaft verzerrte er dabei das Gesicht. Irgendwie schaffte er es auf dem Hocker vor dem Medizinschrank und ließ sich darauf nieder. Schwer atmend betrachtete er seine Wunden. Die Gelenke sahen wirklich schlimm aus. Durch den Dreck hatten sie sich inzwischen rot verfärbt. Die anderen Narben leuchteten dadurch besonders intensiv. Zitternd kramte er nach dem Desinfektionsmittel, tropfte es davon auf ein Wattestück und fuhr damit über die Wunden an beiden Gelenken. Schmerz durchzuckte seinen Körper, denn das Zeug brannte wie sau. Tapfer biss er die Zähne zusammen und entfernte jeglichen Dreck aus den Wunden. Dadurch bluteten die frischen Wunden erneut. Ehe es weiter gehen konnte, musste Ryuichi also erstmal die Blutung wieder stillen. Erschöpft ließ er sich an die Wand sinken. "Ich muss wohl doch wieder zur Therapie..." Bedrückt suchte er die Salbe raus, die ihm sein damaliger Freund gezeigt hatte. Davon verteilte er sorgsam etwas auf die Wunden. Wieder wartete er eine Weile, ehe er eine leichte Kompresse drauf legen konnte, um anschließend einen Verband anzulegen.

Doch das war zu viel. Seine Wunde am Arm meldete sich wieder. "Stimmt ja, die hatte ich vergessen." Entfernt erinnerte er sich daran, dass er durch das Klingeln von der Bank und in das Messer geflogen war. Sorgenvoll betrachtete er die Wunde. "Die werde ich wohl nähen müssen." Angewidert stillte er auch hier erst mal die leichte Nachblutung ehe er die Umgebung mit einer Spritze betäubte. "Wie gut, dass ich damals bei ihm aufgepasst habe." Anschließend nahm er Nadel sowie Pfaden und nähte die Wunde. Bis zum Videodreh würde davon nichts mehr zu sehen sein. Anschließend trug er dort ein wenig Salbe auf, um die Heilung zu unterstützen und legte auch hier einen Verband an. Mühsam erhob er sich und räumte die Utensilien beiseite und desinfizierte Klinge sowie Nadel und beschloss erstere später sorgsam zu verstauen. Die blutrot gefärbten Wattestücke warf er in den Mülleimer. Die Wäsche war inzwischen auch fertig. Schnell warf er sie noch in den Trockner. Anschließend legte er schon mal das Medizinzeug für Shuichi raus.

Shuichi selbst versuchte währenddessen irgendwie aus der Dusch zu kraxeln und stand nun wie ein begossener Pudel im Badezimmer und blickte sich verpeilt um.

Da Ryuichi sich nun bereits selbst versorgt hatte drehte er sich wieder zu Shuichi um. Liebevoll begann er ihn abzutrocknen. Dabei ging er ebenso vorsichtig vor wie unter der Dusche. Schnell flitzte er in sein Schlafzimmer, um eine frische Unterhose sowie Schlafzeug für Shuichi zu holen. Ein letztes Mal rubbelte er ihn und trocken und wartete bis dieser die Unterhosen anhatte, um die Wunde versorgen zu können.

"Morgen geh ich und hol meine Sachen... ist es echt ok, wenn ich hier bleibe?“, hackte Shuichi vorsichtshalber nach. "Ich such mir auch bald wieder eine Arbeit, dann zahl ich auch Miete!"
 

"Du bleibst morgen liegen. Um das Zeug kümmere ich mich alles. Ich möchte dass du dich ausruhst und deine Wunden ein wenig schonst. Zumindest den Vormittag über, ja?" Sanft drückte er ihn auf den Hocker auf dem er vorhin schon gesessen hatte. "Natürlich, denn sonst hätte ich kaum ja gesagt. Wegen der Miete, das wird schon... Außerdem ist die erstmal unwichtig." Sorgsam sah er sich die Wunde an der Schulter an. "Ich glaube die müssen wir auch nähen..."

Shuichi seufzte. "Okay..." Er kniff die Augen zusammen, als er auf den Hocker gedrückt wurde.

"Vielleicht kann man hier Pizzas ausliefern...", murmelte er. "Nähen? So schlimm ist das doch gar nicht...", meinte er und blickte darauf. "Nicht nötig..."

"Pizza ausliefern sollte nicht das Problem sein, aber lass dir damit lieber Zeit. Erstmal wirst du wieder gesund, anfangs wenigstens in Punkto körperliche Wunden. Dann kannst du dein Leben immer noch ordnen Shu-chan.", entgegnete er liebevoll, aber bestimmt. "Hm, ok, dann kleben wir das bloß." Sofort holte er die dafür nötigen Utensilien aus dem Schrank. Gekonnt drückte er den Kleber in die Wunde und diese zusammen. "Keine Angst, gleich ist es vorbei."

Nach wenigen Sekunden legte er einen leichten Druckverband darum. Anschließend begann er Shuichis Oberkörper mit einer Salbe gegen blaue Flecke und Schmerzen einzureiben. Auch hier legte er einen sanften Druckverband an. Shuichis Arme und Beine besprühte der Grünhaarige mit einem Spray. Es hatte denselben Wirkungseffekt wie die Salbe, man brauchte allerdings keine Binde. "Fertig." Schnell räumte er das Zeug weg während Shuichi sich wieder anzog. Liebevoll verstaute er Rikus Buch wieder dahin wo es hingehörte. "Hast du eigentlich immer noch Schnupfen?" Dabei kramte er bereits nach einer Schmerztablette, denn seine Wunden schmerzten entsetzlich und er konnte nicht behaupten zu 100% sicher auf den Beinen zu stehen.

Shuichi fragte sich woher Ryuichi das ganze Zeug hatte. Vielleicht musste man so was besitzen, wenn man sich wie sein Idol selbst verletzte. Der Pinkhaarige konnte damit gar nicht umgehen, hatte kaum Ahnung davon. Er wusste nicht, was er ihm sagen sollte oder was er tun sollte. //Bestimmte helfe ich ihm nicht, wenn ich ihn immer wieder darauf anspreche. Ich habe ihm zwar angeboten mir zu erzählen was er auf dem Herzen hat, aber ob er es tut weiß ich nicht. Schön wäre es ja// Shuichi seufzte verhalten.

Wie konnte er Ryuichi nur verstehen? Warum tat er das? Besaßen die Narben genug Kraft, um ihn an seine Vergangenheit zu erinnern, ihn daran zu erinnern, dass das alles Realität war? Er schnaufte und verstand es einfach nicht. Diese Autoaggression war so unbegreiflich für ihn. //Am Besten ist es wohl, wenn ich normal mit ihm umgehe.// Hauptsache, Ryuichi verletzte sich nicht so sehr, dass er sich selbst umbrachte. //Ich werde auf ihn aufpassen, vielleicht das Einzigste was ich im Moment für Ryuichi tun kann. Ich kann nicht zulassen, dass mein neuer Freund verschwindet.// Ryuichi hatte ihn davon abgehalten, sich umzubringen, als würde er es genauso tun. Er wusste zwar nicht, was in Ryuichis Vergangenheit vorgefallen war und weshalb er begann sich selbst zu verletzten, aber eines war klar: In seinem und in Ryuichis Leben war deutlich was schief gelaufen. Vielleicht waren sie zusammen in der Lage dazu, dass Leben wieder genießen zu können. Im Grunde genommen waren beide einsam, warum also nicht zusammen einsam sein? Ryuichis "Fertig", riss ihn aus seinen Gedanken. Er hatte die ganze Zeit wie paralysiert dagesessen und überlegt.

"Danke, Ryuichi. Danke...und entschuldige bitte...ich hätte vor zwei Wochen nicht einfach abhaun solln, aber ich war einfach zu überwältigt, weil da diese Gefühle waren. Sie sind immer noch da, aber ich glaube, ich kann besser damit umgehen. Weißt du, du hast mich schon immer fasziniert, weil du...na ja...", er hörte auf zu erzählen. "Schnupfen? Weiß nicht so genau...", schniefte er.

"Ist doch gern geschehen kleiner Shuichi... ist nicht schlimm... wirklich nicht. So manche Erkenntnis haut einen eben erstmal um ehe du sie beginnst zu begreifen und merkst dass du nichts dran ändern kannst..." Kurz hielt er inne "Aber schön dass du damit umgehen kannst. Das macht es uns beide leichter. Weil ich was?" Fragend sah er ihn an.

"Hm, dann gebe ich dir mal vorsichtshalber das hier." Er reichte ihm eine kleine Lutschtablette.

"Das Zeug verteilt sich in deinem Körper und sorgt dafür, dass du erst gar keine Erkältung bekommst." Anschließend suchte er nach den Schmerztabletten. Er konnte dabei kaum das Zittern unterdrücken, welches ihn schon die ganze Zeit quälte. "Shimata." Endlich hatte er die Dinger gefunden, nahm eine aus der Packung raus und wollte sie gerade schlucken, als sie ihm aus den Händen fiel. Seufzend hob er sie wieder auf, öffnete die Kapsel und schluckte den Inhalt. Eigentlich sollte er den Geschmack gewöhnt sein, aber es schmeckte jedes mal wieder scheiße. Aufmunternd sah er Shu-chan an und schloss den Medizinschrank ab. Vorsichtig legte er auch die vorhin desinfizierte Klinge beiseite und blieb erstmal hocken. "Mir ist so schrecklich kalt." Sollte das etwa? Ja, offensichtlich überfiel ihn gerade wieder einer diese Kälteanfälle. Er hatte sie in den letzten Jahren so oft gehabt, aber nach Versuchen wie heute besonders heftig. "Ich muss wohl doch wieder zur Therapie.", murmelte er mehr zu sich selbst.

"Weil du schon seid ich 12 bin mein größtes Vorbild bist. Hiro und Tatsuha meinen, dass ich eine gewisse Ähnlichkeit zu dir habe.", sagte er leise und begann, die Tablette zu lutschen. "Hatschie!", schniefte er, konnte im letzten Moment verhindern, dass er das Medizinteil wieder aus seinem Mund hinaus befördert, in dem er die Hand davor nahm. Dann sah er zu, wie Ryuichi seine eigene Medizin nahm und auf dem Boden hockte. Shuichi stand auf, kniete sich neben ihn und streichelte ihn den Rücken. Große, besorgte blaue Augen sahen in die des anderen.
 

"Hm, dass ist nicht von der Hand zu weisen...“ Ängstlich sah er Shuichi an. "Das war wohl doch zu heftig heute. Ich werd wohl die nächsten 3 Tage ohne auskommen müssen." Dann fiel sein Kopf nach vorn in Shuichis Arme. "Oder ich fang die Therapie wieder an... die dritte..." Zitternd saß er noch immer auf den Boden und vermisste Kuma-chan sowie sein Bett schrecklich. Sein Körper schüttelte sich unter den Krämpfen. So heftig waren sie schon lange nicht mehr gewesen.

"Wah!", rief er und hielt Ryuichi fest. "Mach jetzt nur keinen Quatsch..." Ryuichi gehörte ins Bett, so viel stand fest, aber wie sollte Shuichi ihn nur da hin kriegen? Er konnte ihn schlecht tragen, dafür war er zu geschwächt und Ryuichi wohl doch etwas schwerer als er selbst. Also versuchte er das, was er auch schon vor zwei Wochen getan hatte: Er setzte ihn auf den Boden und fasste hinter Ryuichis Rücken unter den Armen hindurch, verschränkte seine Hände vor der Brust und konnte ihn so irgendwie ziehen.

Shuichi ächzte. Das war nicht wirklich das Richtige für seine Verletzungen, aber was sollte es? Er zog ihn quer durch die Wohnung, bemerkte wie der Körper zitterte und sich verkrampfte. //Wo ist das Schlafzimmer?// Er versuchte, sich zu erinnern und glaubte dann, Ryuichis Zimmer gefunden zu haben. //Volltreffer.// Er schaffte es, auch wenn er nicht genau wusste wie, ihn ins Bett zu bugsieren. ihm Kumagoro, der dort auf ihn wartete, in die Arme zu drücken und ihn zuzudecken.

Er atmete schwer. Sein Körper schmerzte und seine Seele ebenso, wenn nicht sogar noch mehr.

//Ich sollte die Nacht über lieber wach bleiben. Wenn ich schlafe, würden mir die Alpträume nur wieder meinen Verstand rauben. Alles würde dadurch noch schlimmer werden, als es ohnehin bereits ist.// "Schlaf gut...", keuchte er hervor.

"Geh nicht weg, bitte bleib hier. Mir ist so kalt." Ängstlich sah er Shuichi an und konnte nur mühsam seine Tränen unterdrücken. "Jetzt mach ich dir auch noch so nen Kummer. Eigentlich solltest du dich doch ausruhen und nicht mich noch..." Sniefend brach er ab...

"Du musst doch wieder gesund werden. Argh..." Zitternd griff er nach Shuichis Handgelenk während ihn erneuter Krampf schüttelte. Sofort ließ das Gelenk los und schlank seine Arme um sich selbst. Traurig sah er zu seinem Kumagoro. "So fing es damals auch immer an... ehe..." Er vergrub den Kopf in sein Kissen und wollte an nichts mehr denken.

"Was hast du denn nur?", fragte er ihn mit gebrochener Stimme, kniete sich dann neben das Bett.

Er zögerte erst eine Weile, immerhin mochte Ryuichi es nicht, wenn er ihn anfasste, doch dann streichelte er ihm beruhigend über den Kopf, zaghaft und ganz zart. Seine müden Augen blickten ihn an. "Was fing so an?"

Schüchtern kuschelte sich Ryuichi in die Hand. Normalerweise mochte er das nicht, aber heute war ihm das egal. Er wollte einfach nicht allein sein während dieses Krampfes, denn sonst würde er nur wieder zurück ins Bad gehen und dort weiter machen. Es tut gut dabei mal nicht auf sich gestellt zu sein. "Ich will nicht allein sein... ohne jemanden den Krampf überstehen." Sofort schob sich ein Schatten über seine Augen. "Damals... immer wenn ich mich... wenn ich mich... da hab ich davor auch immer gezittert und dann war es..." Traurig sah er an Shuichi vorbei "Fast immer zu spät..."

Shuichi schüttelte den Kopf, der Mund war leicht geöffnet. Was redete er denn da? "Ryuichi..."

Seine Hand glitt unter die Bettdecke, suchte die des Älteren und fand sie schließlich auch. Sanft beugte er sich über das Bett, legte seine Wange an die des Älteren. "Du bist nicht allein...du hast doch mich..." Er verstärkte den griff um seine Hand. Fast immer zu spät? Hatte Ryuichi versucht, sich umzubringen? "Du darfst dir nichts antun...", sagte Shuichi weinerlich, dann rollten große Krokodilstränen aus seinen Augen. "Das darfst du nicht...du hast mich aufgehalten, also bleib gefälligst auch hier...ich brauche dich doch, du bist der Einzige, der mich nicht hasst..."
 

Mit tellergroßen Augen sah der Grünhaarige in das Gesicht Shuichis. Mit der noch freien Hand strich er sanft über dessen Gesicht. "Nicht weinen ja?" Er wollte ihm Trost geben, obwohl er ihn doch selbst brauchte. Ryuichi konnte es eben nicht sehen, wenn jemand weinte, besonders bei Shuichi nicht. Der sah lächelnd eh sehr viel besser aus.

"Aber für wie lange?... Irgendwann schlaf ich doch wieder allein..." Ryuichi weinte nun selbst Krokodilstränen. Eigentlich wollte er es jetzt noch nicht sagen, aber das machte nun auch keinen Unterschied mehr. "Ich habe mich aber schon ein paar Mal selbst ins Jenseits befördert. Es hat bisher nur nie richtig geklappt. Außer einmal so gut wie." Seine Tränen wurden immer stärker.

"Ich würde ja auch gern bleiben, aber... das ist nicht so leicht... Schließlich... schließlich geht das schon so lange... Wie sollte ich dich auch hassen? Ich hab dich doch zu gern." Zögernd legte er Kumagoro zwischen sie. "Bitte schimpf nicht so... Ich hab doch nichts gemacht."

"Für wie lange? Für immer, Ryuichi, für immer... Wie oft soll ich es dir noch sagen? Du bist der Grund dafür, dass ich überhaupt noch lebe. Wie oft soll ich es dir noch sagen? Ich liebe dich! Wenn du nicht da wärst, hätte mein Leben keinen Sinn mehr. Und wenn du dich umbringst, dann werde ich das auch tun...", haspelte er.

"Warum? Warum versuchst du dich umzubringen?", weinte er und ließ seinen Po auf die Füße fallen, kniete vor ihm und zog seinen Arm zurück, als Ryuichi Kumagoro zwischen sie legte. Wenn er nicht angefasst werden wollte, dann sollte er das wohl auch lassen...

Er blickte ihn an, stumm rannen Tränen aus seinen Augen.

Mit einem Mal saß Ryuichi senkrecht im Bett und presste Kumagoro an sich. Wortlos sah er an Shuichi vorbei ehe wieder in dessen Gesicht sah. Enttäuschung spiegelte sich in seinen Augen wieder und planke Angst. Er war mit der Situation schlicht weg überfordert. Auf der einen Seite wollte er das Shuichi sich zu ihm legte, damit ihm nicht mehr so kalt war, aber auf der anderen Seite hatte er auch schreckliche Angst vor der Nähe.

"Ich will aber nicht dass du stirbst. Ich will es nicht.", brabbelte der Grünhaarige und schüttelte dabei heftig seinen Kopf. "Ich musste ja damals nach seinem Tod auch weiter leben. Und ich lebe ja noch. Ich würde dich ja auch gern lieben, aber...", versuchte Ryuichi zu erklären während er für einen Moment zusammen sackte.

"Aber ich habe so riesige Angst davor. Ich habe ne scheiß Angst vor dem Gefühl und davor jemanden neben mir zu wissen. Ich habe einfach nur Angst."

Erschöpft zog er seine Beine an sich.

"Weil ich bereits früh aus dem Haus musste… Weil in jüngeren Jahren wichtige Menschen gestorben sind… Weil er dann auch gestorben ist… Weil ich mich dem Schmerz verweigere."

Tränenblind sah er ihn an. "Weil ich..." Sein Kopf fiel zurück auf das Bett. "Ich wollte dir doch nur Kumagoro geben, damit du nicht mehr weinst... Aber anscheinend war das falsch." Seufzend versuchte er die Tränen unter Kontrolle zu kriegen. "Damit du ein bisschen Wärme kriegst. Ich kann mich ja in meine Decke einwickeln."
 

Shuichi stand auf und nahm Ryuichi in die Arme. Es war ihm egal, ob es ihm nicht passte oder nicht, er würde ihn schon von sich stoßen, wenn er es nicht haben wollte oder sich anderweitig bemerkbar machen. "Ich wollte dir nur nicht zu Nahe treten. Ich dachte, du wolltest, das Kumagoro mich von dir fernhält.", wisperte er, saß auf Ryuichis Schoß und schmiegte sich fest an ihn. Sein anschließendes Seufzen täuschte dabei nicht über das wild gegen seine Brust trommelnde Herz hinweg.

"Ich will nicht, dass du stirbst! Du warst schon immer was Besonderes für mich, weil ich...Du warst mir so vertraut, selbst als ich dich nur vom fernsehen her kannte...oder wenn ich dich singen gehört habe...viel vertrauter als meine Familie...", er stockte. Familie...wie lächerlich. Er hatte keine Familie mehr.

"Meine Familie...", wisperte er und kniff die Augen zusammen.“Ich verlange ja auch nicht von dir, dass du mich liebst. Ich habe schon so oft gemerkt, dass das so nicht funktioniert...", seufzte er, streichelte das grüne Haar.

"Alles, was ich wollte war, dass mich Yuki liebt, dabei war ich nichts weiter als Ersatz für den, den er getötet hat..." Er lachte. " Ersatz...ich bin eigentlich immer nur Ersatz... egal für wen" Er schwieg einen Moment und streichelte das grüne Haar dabei weiterhin.

"Ryuichi, deine Vergangenheit ist traurig, das ist wahr, aber du lebst. Darüber solltest du glücklich sein! Du darfst nicht zulassen, dass die Angst dich betäubt, denn so wirst du nur einsam. Du musst den Schmerz rauslassen und deine Wut. Du kannst ruhig zugeben, dass du auch wütend bist, auf die, die dich verlassen haben, weil sie nicht mehr bei dir sein können..." Wieder folgte eine kurze Pause. "Tut mir Leid, ich weiß ja nicht, wovon ich spreche, ich habe noch niemanden verloren, abgesehen von mir selbst."

Seufzend klammerte sich Ryuichi an den schlanken Körper und legte seinen Kopf in dessen Halsbeuge. Bebend legte er Kuma neben sich und drückt sich nun ganz an Shuichi. Erleichtert schloss er die Augen. "Das sollte er gewiss nicht. Du hast nur so ausgesehen, als ob du ihn brauchen könntest. Schließlich hat er ja schon viele Tränen getrocknet. Außerdem... außerdem hast du ja schon mal einen bekommen."

Erstaunt lauschte er Shuichis wildem Herzschlag. Wie fremd und vertraut das doch war.

"Im Moment möchte ich gar nicht sterben. Ich möchte nur nichts mehr fühlen und endlich diese Therapie hinter mich bringen. Ich krieg die im Moment nur nicht auf die Reihe.", murmelte Ryuichi mit trüben Blick zu Shuichi.

"Erzähl mir bloß nichts von Familie." Gewiss, er hatte eine gehabt, aber so wie sie gelebt hatten, war das keine Familie. Böse sein konnte er ihnen deswegen aber nicht, da ihnen damals nichts anderes übrig blieb.

"Gefühle kannst du auch von niemandem verlangen, denn das geht nach hinten los und du bleibst unweigerlich auf der Strecke." Verlegen sah er ihn an. "Vielleicht besteht aber doch noch Hoffnung, wenn ich irgendwann diese Angst überwinde. Aber das du immer nur Ersatz bist stimmt nicht, denn sonst würde ich dich anders behandeln."

Schüchtern schlang er die Arme um Shuichi. Er wusste nicht wieso, aber im Augenblick konnte er nicht anders. Zitternd versuchte er sich an diesen Umstand zu gewöhnen.

"Meine Vergangenheit? Wer kennt die schon? ... Aber schön war’s, mehr oder weniger... wohl er weniger... Mir wäre es aber lieber, wenn ich nicht mehr da wäre und sie alle leben könnten. Sie hatten es nicht verdient zu sterben. Ausgerechnet sie, wo sie doch nichts getan haben. Ich bin schon so lange allein und vom Schmerz zerfressen das ich nicht mehr weiß wie man sich äußert. Ich hab’s einfach verlernt. Wütend auf sie? Das geht doch gar nicht. Es tut nur so weh..." Auch erhielt kurz inne. "Ist schon ok." Wieder dieser Satz "Dann sei froh darüber, denn Verlust ist etwas das dich auf Jahre schädigt und dir Augenblicke nimmt die man eigentlich genießen sollte."
 

"Ich brauche nicht Kumagoro, sondern dich...", schniefte er und kuschelte sich dichter an ihn.

Es gab kein schöneres Gefühl, als ihn umarmen zu dürfen. "Aber du hast versucht dich heute umzubringen, oder?", flüsterte er in Ryuichis Ohr. "Ich bin froh, dass du es nicht gemacht hast...", meinte er und lächelte. Natürlich konnte Ryuichi das nicht sehen. Sein Mund ruhte nun auf Ryuichis Haut. Durch die Nähe konnte er außerdem seinen Duft einatmen. //Er riecht gut!//

"Ich will dir ja auch nichts von Familie erzählen, schließlich hab ich selbst keine..." Wieder und wieder streichelte er ihm durch das duftende grüne Haar, spielte damit. "Du bist der erste, für den ich kein Ersatz bin. Du gibt’s mir mehr Liebe, als ich je irgendwann in meinem Leben bekommen habe. Du siehst in mir mich als Person und keinen anderen Kerl." Er kuschelte sich näher an ihn.

"Dass das wehtut, kann ich verstehen...deine Seele ist verletzt...das kenne ich. Meine ist es auch..."

Fest schlang er sich um ihn, die Arme um seinen Nacken, die Beine um seine Taille. Er wollte ihn am liebsten nie wieder loslassen.

Gezwungen durch diese Aktion fiel Ryuichi auf das Bett zurück, denn Shuichis Gewicht wurde aufgrund seiner eigenen Position nun doch etwas zufiel. Seufzend hangelte er irgendwie die Decke über beide. Schließlich sollte sich Shuichi nicht auch noch erkälten und er selbst wollte nur bedingt krank werden.

"Und ich? Ich brauche einen Grund, um zu kämpfen.", wisperte der Grünhaarige und strich liebevoll über Shuichis Gesicht. Dabei schwand die Angst langsam aus seinen Augen, da das Zittern sich stetig normalisierte.

"Hm, na ja, ehrlich gesagt war ich schon ziemlich weit, deswegen ja die Zitterkrämpfe. Aber dann hast du angerufen und na ja... dann konnte ich auch nicht mehr... Denn normalerweise geht’s nach solchen Zitter- und Kälteanfällen erst recht weiter."

Ryuichi erschauderte bei der Berührung der Lippen auf seiner Haut. Es war lange her, dass ihn jemand so berührt hatte. //Seltsam, es macht mir nicht mal etwas aus.// "Ich hatte mal eine, aber das ist lange her... Sehr lange her...", murmelte der Entertainer traurig vor sich hin.

"Wie kannst du da schon von Liebe geben sprechen? Du bist nun mal du und da werde ich mich schwer hüten das ändern zu wollen. Denn gerade das macht dich ja einzigartig." Fragend sahen Shuichi große Augen an und lagen dabei gefährlich nah vor seinem Gesicht. "Habe ich überhaupt noch eine? Und wenn, dann ist sie sehr tief verletzt und wird es auch bleiben. Es sei denn, ich schließ irgendwann damit ab, krieg die Therapie zu ende und bleibe irgendwann auch wirklich weg."

"Dann musst du dir einen Grund zum kämpfen suchen...", gab Shuichi zurück. Er lehnte sich gegen die ihn streichelnde Hand. //Schön..// Er sehnte sich einfach nur nach Zuneigung. "Du hast es nur nicht getan, weil ich angerufen habe? Das heißt, wenn ich nicht angerufen hätte, wärst du jetzt tot?", ungläubig schüttelte er den Kopf. "Sag noch einmal, deine Leute wachen nicht über dich, denn die haben das arrangiert." Er lächelte ihn an.

"Weißt du, nachdem die mich gefesselt und ins Wasser geworfen hatten, dachte ich, es ist alles aus. Ich kam nicht mehr hoch. Wie sollte ich auch schwimmen? Aber dann bin ich irgendwo gegen geknallt und die Schulter hat mich aufgeweckt… Ich blieb an nem Ast hängen. Das Handy war locker in meiner Hosentasche und ist klatschnass geworden, aber hat trotzdem funktioniert...das ist doch nicht normal, oder?" Er blickte ihm in die Augen, versank darin. Es war fast, als würde er in einen Spiegel sehen.

"Dann geht es dir besser als mir, ich hatte nie eine richtige Familie..." Er lächelte traurig. "Wie ich schon von Liebe sprechen kann? Weil noch nie jemand so lieb zu mir war. Ich bin nicht ich. Natürlich hast du eine Seele, jeder hat eine Seele. Du hast mir mal gesagt, dass ich mehr Selbstvertrauen brauche, das gilt ach für dich. Du schaffst es endlich damit abzuschließen! Du schaffst das! Glaub an dich selbst! Glaub an die, die du geliebt hast...sie wachen über dich...", hauchte er, knapp über Ryuichis Gesicht.
 

Lächelnd bemerkte Ryuichi diese Sehnsucht und behielt das Streicheln bei. "Doch wo soll ich den finden? Es sei denn du kannst mir die Angst nehmen..." Nun schüttelte Ryuichi seinerseits den Kopf. "Nein, aber dann wäre die Beinahtoterfahrung noch intensiver gewesen, denn gefehlt hat nicht mehr viel. Allerdings weiß ich nicht ob er deswegen auf mich böse ist." Stockend und geschockt hielt er kurz inne "Das ist das Schlimmste an der ganzen Sache." Er versuchte das Lächeln zu erwidern.

"Meinst du wirklich? Normal ist das tatsächlich nicht, aber vielleicht sollte das einfach so sein. Vielleicht hat es das Schicksal so vorgesehen. Wer weiß... Ich kann es dir wirklich nicht sagen. Aber wär’s anders gelaufen, wäre ich vielleicht nicht mehr da und du würdest nicht neben mir liegen." Ryuichi hielt ganz still, als Shuichi ihm in die Augen sah. Sein Bruder hatte das früher auch immer gemacht.

"Ich hatte auch nie von ihnen etwas gehabt. Jedenfalls nicht wirklich, weil wir nicht durften. Aber ich dachte. Ich mein du hast doch ne Schwester und so was." Oder sollte es anders sein? "Dann sollte ich vielleicht immer so lieb zu dir sein, damit du irgendwann weißt wer du wirklich bist und dich voll entfalten kannst. Ich hab eine Seele? Schön, aber so wie ihr seit Kindheit schade muss sie mich doch gar nicht mehr mögen. An sich selbst glauben, dass ist verdammt schwer. Zumindest, wenn es gilt DAS los zu werden. Der Gang zur Therapier wird immer schwerer und zu ihm auch." Erschaudernd schloss er kurz die Augen, als er Shuichis Atem über seinem Gesicht spürte. "Ich glaube doch schon seit Jahren an sie, denn sonst wäre ich wirklich schon fort. Ich versuche es zumindest."

"Ich möchte dir gerne die Angst nehmen. Ich werde es versuchen." Shuichi lächelte und gab ihm einen Eskimokuss. "Ich hab dich lieb, Ryu-chan." Er schloss die Augen, spürte wieder die Hand an seiner Wange und schnurrte leise.“Er ist nicht böse auf dich...bestimmt nicht." Er blickte ihm erneut in die Augen. "Auf dir, Ryu-chan, ich lieg auf dir.", giggelte er belustigt.“Ist mal ne ganz andere Erfahrung, sonst liegen immer alle nur auf mir."

"Eine Schwester? Das ist nicht meine richtige Schwester. Familie Shindou hat mich adoptiert. Ich weiß nicht, wer zu meiner richtigen Familie gehört oder wie mein richtiger Name lautet. Ich weiß nicht mal, wann genau ich geboren wurde." Er lächelte. "Vielleicht wird es leichter, wenn ich dich begleite."

Verdattert sah Ryuichi ihn in diesem Moment an. "Das würdest du echt tun?" Ungläubig starrte er den Jüngeren immer noch an. "Ich dich auch.", brachte er verdattert hervor. Er war in diesem Moment viel zu sehr durch den Wind, um intelligent darauf zu reagieren. "Ich hoffe es, denn das könnte ich mir nie verzeihen." In Gedanken fiel Ryuichi in Ohmacht. Diese Gedankensprünge aber auch immer. "Und, schlimm?" Treudoof sah er ihn an. "Liegst du gern auf mir?" Ups, er könnte sich für diese Frage selbst eine über hauen.

"Immer das Gleiche ist doch langweilig. Außerdem bist du noch von meiner Decke zugedeckt."

Himmel, was sollte das werden? "Das wusste ich gar nicht. Ich dachte dass sie deine richtigen Eltern sind, aber vielleicht findest du auch das irgendwann raus. Sicher, Behörden sind mitunter ziemlich stur, aber vielleicht kriegen wir bzw. du das irgendwann auf die Reihe. Wäre schließlich schade, wenn du immer namenlos bleibst." Schüchtern erwiderter er das Lächeln.

"Würdest du das wirklich wollen? Sein Grab sehen? Und diese Therapie mitmachen? Ich weiß noch nicht mal wann die jetzige wieder fortsetzen kann."

"Natürlich würde ich das gern tun. Du hast auch schon so viel für mich gemacht." Erneut strich er ihm durchs Haar. "Nein, ist nicht schlimm, ich mag es. Ich dachte, du magst es nicht, wenn ich dich berühre und das ist schon mehr als ich mir jemals gewagt hätte zu hoffen.", seufzte er und guckte irritiert aus der Wäsche.

"Gern auf dir...? Ich...es...es ist schön mit dir zu kuscheln, denn das hat noch nie einer gemacht. Wenn sich mal einer auf mich gelegt hat, dann wollte er immer nur Sex… sonst nichts." Er guckte etwas lädiert. "Nein. Die Shindous haben ihren Sohn verloren, der hieß Shuichi. Ich wurde in einer Mülltonne gefunden. Eigentlich dürfte ich das nicht wissen, aber ich hab’s in den Tagebüchern meiner Stiefmutter gelesen. Deshalb konnten sie nur schätzen wie alt ich bin. Einen Namen hatte ich eben auch nicht... wie auch immer. Ja, ich würde alles für dich tun, Ryuichi..."

"Ich hab dich doch damals aber ganz schön gepiesackt..." Still genoss er die Geste. "Normalerweise hasse ich Berührungen ja auch, aber heute wäre allein sein nicht gut gewesen. Das wäre nicht gut gegangen. Aber ich kann auch nicht behaupten dass ich Lust habe mich dagegen zu wehren. Ist zur Abwechslung erfreulich, aber gewöhnungsbedürftig und komplett neu. Ich weiß allerdings nicht wies morgen früh aussehen wird.", sprach Ryuichi und wuselte ihm nach der Antwort liebevoll durch die Haare

"Dabei kann kuscheln doch so schön sein und viel mehr beruhigen als die andere Sache. Ok, die gehört zum Leben dazu, aber einfach so daliegen ist viel bindender als alles andere." Och ne, jetzt wurde er schon wieder philosophisch. "Kein schöner Ort für ein Baby. Aber du hast Eltern gefunden und durftest bei ihnen bleiben. Sicher, die richtigen Eltern bleiben die richtigen Eltern, aber es gibt Kinder die haben weniger Glück. Es ist doch schön, dass du wenigstens ein Elternhaus hattest, mehr oder weniger... Aber lassen wir das... Irgendwann findest du die Wahrheit schon noch raus." Er stockte. "Dann könnten wir ja in ein paar Tagen abends mal hingehen." Letzteres flüsterte er nur.

"Das hast du doch nur gemacht, um mich anzustacheln. Wer hat mir denn damals geholfen, als ich nen Blackout auf der Bühne hatte?" Er seufzte, rollte sich von ihm runter und kuschelte sich neben ihn. "Wie es morgen aussieht, ist egal. Wenn du eingeschlafen bist, geh ich eben rüber."

Er seufzte nochmals. "Also an mir hat’s nicht gelegen. Ich will keinen Sex, mit niemandem und nie wieder. Für mich gehört das nicht zum Leben dazu..." Er verzog das Gesicht, rutschte noch ein Stück näher an ihn heran und schmiegte sich in seine Halsbeuge. "Ja, es wäre schon zu wissen wer ich bin.", flüsterte er während seine Lippen flüchtig Ryuichis Hals berührten. "Hm...ja...gehn wir..."
 

"Das war ich... Schließlich kann ich es nicht zu lassen, dass ein Sänger nicht singt. Das geht ja nun mal gleich gar nicht kleiner Shuichi.", brüstete sich Ryuichi und streichelte weiter durch seine Haare. "Du kannst, wenn nicht auch hier bleiben, es ist dir überlassen." Lächelnd sah er zu dem Kleinen. "Sicher nie wieder? Aber ich brauche es auch nicht dauernd. Ich hab schließlich Kuma-chan und der ist mehr als anstrengend. Das reicht erstmal.", meinte Ryuichi und legte seinen Kopf auf den von Shuichi. "Wir werden es herausfinden.", meinte er mehr zu sich selbst und schloss schaudernd die Augen.

"Danke."

Shuichi schwieg erst einmal eine Weile und zwinkerte. Er lag so nah an Ryuichi, dass dieser seine Wimpern spüren konnte, wenn er blinzelte. Eine Hand lag an seiner eigenen Brust, der andere Arm lag auf Ryuichis Seite. Er hatte Angst einzuschlafen, denn er war sich sicher, dass ihn erneut Alpträume heimsuchen würden. Sie quälten ihn bereits seit der Sache mit Yuki. Daran würde auch dieser Tag nichts ändern.

Ryuichi spürte instinktiv, dass Shuichi Angst hatte einzuschlafen, er wusste nur nicht wieso. Ebenso wenig wusste er wie er ihm die Angst davor nehmen konnte. Vorsichtig tastete er nach Kumagoro und legte ihn auf Shuichis Seite. //Hoffentlich versteht Shuichi das jetzt überhaupt richtig.// Shuichi sollte den Hasen ruhig mit ins Gästezimmer nehmen, der Grünhaarige selbst würde eine Nacht ohne sein Stofftier auskommen. Und wenn nicht, dann würde er sich eben etwas aus seinem Hobbyzimmer holen. Shuichi bemerkte Kumagoro und nahm ihn in die Arme. Er sagte nichts, sondern drückte seinen Kopf nur näher an den anderen heran. Obwohl er Kumagoro im Arm halten durfte und ihm das viel bedeutete, weil er wusste, wie wichtig der Hase für seinen älteren Freund war, hatte er noch immer Angst zu schlafen. //Am Ende liege ich doch nur wieder wach und kriege nichts auf die Reihe.// Der Pinkhaarige hatte nicht eine Nacht durchgeschlafen seitdem er aus Japan abgehauen war.

Ryuichi beobachtete Shuichi noch eine ganze Weile. Der Hase sah in seinem Arm einfach zu niedlich aus. Sein Bruder hatte es früher auch immer geliebt mit einem Kuscheltier im Arm einzuschlafen bzw. einfach eines im Arm zu halten. Langsam aber sicher wurden Ryuichis Augen merklich schwer. Er wehrte sich noch eine ganze Weile dagegen, da er Shuichi nicht allein lassen wollte. Irgendwann aber gewann der Schlaf und er schloss die Augen, um in einen zunächst unruhigen Schlaf zu fallen.

Shuichi bemerkte, dass Ryuichi eingeschlafen war. Er setzte sich auf und beobachtete den unruhigen Schläfer eine Weile. Er drückte Kumagoro fest an sich, wartete bestimmt eine Stunde und kletterte dann vorsichtig aus dem Bett, um Ryuichi nicht aufzuwecken. Er wollte nicht, dass der Ältere am nächsten Morgen einen Schock bekam, wenn er ihn in seinem Bett vorfinden würde.

Er legte Kumagoro neben Ryuichi und betrachtete ihn noch einmal. Wie hübsch er doch war... Er seufzte, bemerkte wie schwindlig ihm eigentlich war und wie matschig er sich fühlte.

Shuichi schwankte zur Tür und musste die Hose festhalten, damit sie nicht runterrutschte, schaffte es aber hinaus zu gehen. Er war mit Absicht in den Flur gegangen, denn Ryuichis Klinge lag im Badezimmer und sollte er auch nur irgendwie auf die Idee kommen, sich wieder etwas antun zu wollen, müsste er erst mal an Shuichi vorbei. Mit diesem Gedanken spielend, ließ er sich an einer Flurwand herabsinken. Er saß einfach da, starrte mit glasigen Augen die Wand an und dachte über den Abend nach. Wenn er die Augen schloss, sah er immer wieder die vier Gestalten, die sich über ihn hermachten, ihn missbrauchten. Er hatte Angst, Angst, dass sie noch mal zurückkehren würden. Er hatte Angst, zu sterben, ohne leb wohl zu Ryuichi zu sagen. Außerdem hatte er Angst davor gehabt, dass sie Ryuichi etwas antun könnten.
 

Seufzend drehte sich Ryuichi auf die Seite und nahm Kumagoro in die eigenen Arme. Glücklich schloss er das Stofftier an sein Herz und nahm prompt dessen Ohr in seinen Mund. Freudig kaute er darauf rum und brabbelte vor sich hin. Allerdings zu leise, um zu verstehen was er da eigentlich sagte. Ihm war kalt und so zog er die Decke ein wenig höher. Dabei kam ihm etwas komisch vor, aber er wunderte sich nicht weiter darüber. Inzwischen begann die Schmerztablette zu wirken und machte Ryuichi unfähig wirklich zu reagieren. Der Dreck hatte sich doch recht heftig in den Wunden breit machen können.

Schwer atmend drehte er sich auf die andere Seite und kroch dabei unter die Decke ohne es wirklich zu merken. Dort kuschelte er sich gänzlich ein, um sich selbst zu wärmen, denn ihm war immer noch kalt. Inzwischen hatte er es aufgegeben auf Kumas Ohr zu kauen.

Stattdessen suchte seine Hand nach etwas anderem, aber das hatte er ja vorhin im Bad liegen gelassen. Sein Hirn sagte ihm allerdings, dass er hier im Zimmer noch eine versteckt hatte. Allerdings betäubte ihn die Tablette zu sehr, als das er sich im Moment bewegen könnte.

Shuichi fühlte sich schlapp, er schein Fieber bekommen zu haben. Er starrte noch immer auf die Wand und hoffte, dass Ryuichi nicht auf die Idee kommen würde, sich wieder etwas antun. Was, wenn er noch mehr in seinem Zimmer hatte, womit er sich verletzten konnte?

Shuichis Gliedmaßen wurden schwer. Er konnte sich kaum noch bewegen, auch das Atmen fiel ihm immer schwerer. Er sank in sich zusammen, rutschte gen Boden und blieb quer im Flur liegen, sein Kopf in einer abstrakten Haltung zur Wand. Hoffentlich war die Nacht bald vorbei.

Ryuichi indes lag auf diese weise etliche Minuten dar. Unruhig suchte seine Hand immer noch nach einem Werkzeug, wodurch er schweißgebadet aufwachte und erschrocken in die Dunkelheit starrte. //Na toll, nicht mal im Schlaf habe ich meine Ruhe davor.// Erschöpft stieg er aus dem Bett und ging zu Shuichi rüber, fand den Kleinen dort aber nicht. Verwundert verließ er das Gästezimmer wieder und fand ihn dafür im Flur. //Eine leicht merkwürdige Art zu liegen, behaupte ich jetzt mal.// Besorgt beugte er sich runter und bemerkte die heiße Stirn. "Shuichi ist ganz heiß." Vorsichtig hob er ihn auf und trug Shuichi ins Gästezimmer. Anschließend ging er ins Bad, um eine Fiebertablette sowie eine Schüssel mit kaltem Wasser zu holen. Wieder im Gästezimmer angekommen, stellte er die Schüssel ab und ging noch mal in die Küche, um ein Glas mit Wasser zu holen. Daraufhin tapste er zu Shuichi und hob dessen Kopf an. "Bitte schluck das." Vorsichtig legte er ihm die Tablette auf die Zunge und hielt das Glas an seine Lippen. Sorgsam achtete er darauf, dass sich Shuichi nicht verschluckte. Anschließend kramte er einen Lappen aus dem Schrank, tränkte den mit kaltem Wasser und legte ihn Shuichi auf die Stirn.

"Mhh...nein...Ryuichi...nicht...", brabbelte der Pinkhaarige, als er von Ryuichi emporgehoben wurde. Er wurde ins Bett verfrachtet... Ein Bett...er hatte schon ewig nicht mehr in einem Bett geschlafen. Yuki hatte ihn nur ins Bett gelassen, wenn er Sex wollte, ansonsten musste er auf der Couch oder dem Boden schlafen. Kein Wunder also, dass ihm das Bett wie ein Fremdkörper vorkam. Shuichi hustete nachdem er die Tablette hintergewürgt hatte und blickte Ryuichi mit trüben Augen an. Geschwächt griff er nach Ryuichis Oberteil. "Nein...Ryuichi...", wisperte er und blickte ihn an.“Nicht...du darfst dir nichts tun...", murmelte er, zitterte.

"Schhhh... du darfst jetzt nicht sprechen." Er nahm den Lappen wieder von Shuichis Stirn und tränkte ihn ein weiteres Mal in kaltem Wasser. Anschließend legte er ihn wieder auf Shuichis Stirn.

"Keine Angst, ich tu mir heute nichts.", versuchte er ihn zu beruhigen und sprach weiter: "Ich muss jetzt eh zwei Tage warten bis der Dreck raus ist." Vorsichtig legte er Shuichis Hand kurz auf seinen Bauch zurück. Aus dem sich im Zimmer befindenden Schrank nahm er mehrere Handtücher raus. Zwei tränkte er in kaltes Wasser und wickelte sie um Shuichis Waden, zwei weitere trockene Handtücher zusätzlich um diese. Dann setzte er sich an Shuichis Bett, nahm dessen Hand in seine Hand und wachte so über Shuichi. "Ich sterbe dir heute schon nicht weg.", flüsterte er.

Shuichi ließ alles mit sich machen, doch als er Ryuichis letzten Satz vernahm löste sich ein Schwall Tränen aus seinen Augen. Mit Schwung setzte er sich auf, der Lappen von seiner Stirn fiel mit einem dumpfen Geräusch auf das Laken und er packte Ryuichi an den Schultern.

"Heute vielleicht nicht, aber morgen dann?", keifte er ihn an, sah ihm anklagend in die Augen. "Und wenn nicht da, dann übermorgen? Glaubst du, dass Riku das gern hätte?", weinte er. "Wenn du unbedingt Schmerzen brauchst, dann häng ich dich kopfüber in deinem Zimmer auf und peitsch dich aus!"
 

Sanft drückt der Grünhaarige ihn wieder in das Bett zurück und legte den Lappen auf seine Stirn zurück. Vorsichtig versuchte er Shuichis Tränen zu trocknen ohne recht zu wissen wie er ihm das erklären sollte. "Natürlich hätte er das nicht gern gesehen. Ich sage ja auch nicht das ich mich übermorgen verabschiede oder so. Ich werd schon merken, wenn es soweit ist. Aber versteh das nicht falsch..." Seufzend blickte er kurz aus dem Fenster. "Was soll mir das bringen? Es ist nicht der Schmerz der mich daran bindet. Eher die Erleichterung, dass der innere Druck weg ist, aber wie machen ich dir das begreiflich?"

Unaufhörlich strömten Tränen aus den zittrigen Augen des Traurigen. Alles, was er bisher unterdrückt hatte, kam in diesem Moment zum Vorschein. Er nahm sich den Lappen von der Stirn und setzte sich wieder auf, diesmal aber krallte er sich an Ryuichi fest, dessen Oberteil er schon nach kurzer Zeit durchtränkt hatte.

"Aber es klingt so, als würdest du es gleich tun.", weinte er. "Und wenn es soweit ist, merkst du eh nichts mehr. Du bleibst hier! Ich durfte auch nicht gehen, also bleib hier!", heulte er. "Stirb gefälligst auf natürliche Weise und nicht schon jetzt. Warum willst du alles hinwerfen was du hast? Du hast deine Eltern verloren und auch deinen Freund... und vielleicht war dein leben scheiße...aber es gibt noch immer Leute, denen es noch beschissener geht als dir! Außerdem darfst du eins nicht vergessen: Du lebst! Darauf solltest du verdammt stolz sein! Du solltest für sie leben, weil sie es nicht mehr können! Du kommst schon noch früh genug zu ihnen, da kannst du dir sicher sein.", weinte er weiter. Erneut lief ein Schwall Tränen aus seinen Augen, er schluchzte laut auf und krallte sich fester an Ryuichi.

Erschüttert über diesen Ausbruch nahm er Shuichi einfach in seine Arme und strich ihm über den Rücken. Unaufhörlich streichelte er den schmalen Körper und suchte wie bereits vorhin nach Worten. Angestrengt schloss er die Augen und holte tief Luft. "Sorry, wenn es für dich so klingt, aber gemeint war es anders… Dann will man auch nichts mehr merken... soll das jetzt ein Befehl sein?" Stockend sprach er weiter und schloss die Augen, denn Shuichi übte trotz seiner Krankheit einen ziemlichen Druck durch seine Klammerung aus. "Weil es im Grunde doch nur irdischer Besitz ist den ich am Ende eh nicht mitnehmen kann oder glaubst du etwa, dass ich Kumagoro mitnehmen kann? Ich weiß, dass es anderen Menschen noch schlechter geht, denn das Leid kennt keine Grenzen und wird es auch nie kennen. Doch was haben sie davon, dass ich für sie lebe? Ich kann ihnen nichts von dem was ich hier erreicht habe schenken. Sie werde es nie berühren, fühlen oder sonst was können. "

Shuichis Arme schlangen sich nun trotz seiner schmerzenden Schulter um Ryuichis Nacken. Er presste sein Gesicht an Ryuichis Brust und weinte noch immer. "Wie soll ich dir was befehlen können? Es geht doch auch nicht um den verdammten Kram, den du hast, es geht darum, dass du Menschen berührt hast! Mit deiner Musik! Weißt du, wie oft ich heulend im Bett gelegen habe, weil ich einfach nicht damit fertig wurde, dass meine Eltern mir verschwiegen haben, das ich nicht ihr richtiger Sohn bin? Ich hab deine Musik gehört und es ging mir besser. Du hast Leute damit aufgebaut! Sleepless Beauty? Erinnerst du dich noch daran? Wenn du selbst nicht an deine Lieder glaubst, wie kann man dir dann noch glauben?
 

Sleepless Beauty...

Das erste Lied von dir...

Und Nittle Grapser...

Es hat euch berühmt gemacht...

Ich erinnere mich noch genau an den Text...
 

Lass deine Augen leuchten, sie führen mich zu dir,

sie alle sind erwacht und sie warten nur auf dich.

Verführ den Schutz der Nacht, wirf die Hülle nun von dir,

fang ganz von vorne an, denn das Leben spielt jetzt hier.
 

(Ohne einen Ausweg)

Schau nur nach vorn, wenn du das hier überleben willst!

(Lass dich nicht so fallen)

denn dann betrügt der Zauber dich!
 

Du bist zurück gekehrt und neu geboren,

deine Augen sind mit Licht gefärbt,

dein Lächeln soll nicht einsam sein!

Selbst wenn die Welt, die du begehrtest, hier

und jetzt, in deinem Blick zerfällt,

das Wunder lässt es zu, wir finden uns bestimmt.
 

(Halte mich ganz sanft

mein Herz zerbricht daran.)
 

Sei rein wie eine Blume, die ohne Blüten lebt,

sie ließ sie von sich fallen, um neu hervorzugehen.

Beginne zu verstehen, dass jeder Tag sich lohnt,

wie leuchtende Juwelen, halt sie, ihr Wert ist hoch.
 

(Eine kalte Hand)

ergreift die Dornen, die du von dir geworfen hast.

(Eine kleine Flamme)

wird immer weiter für dich glühn!
 

Zeig mir Gedanken voller Leben, die mich zu dir bringen,

von dem Ort, an dem das Licht mit dir geboren ist.

Fürchte nicht den Lauf der Zeit,

denn deine Worte dürfen nicht vergehn,

sie führen mich zu dir und alle folgen mir!
 

(Es gibt keinen Ausweg)

(Und ich falle tiefer)
 

Du bist zurück gekehrt und neu geboren,

deine Augen sind mit Licht gefärbt,

dein Lächeln soll nicht einsam sein!

Selbst wenn die Welt, die du begehrtest, hier

und jetzt, in deinem Blick zerfällt,

das Wunder lässt es zu, wir finden uns.
 

Gedanken voller Leben, die mich zu dir bringen,

von dem Ort, an dem das Licht mit dir geboren ist.

Fürchte nicht den Lauf der Zeit,

denn deine Worte dürfen nicht vergehn,

sie führen mich zu dir und alle folgen mir!
 

(Halt mich immer wieder,

fang mich immer, immer wieder

weiter, immer immer weiter,

mein Herz zerbricht!)"
 

Er wurde immer leiser, seine Stimme immer heiserer, Shuichi selbst immer schwächer. Noch immer flossen Tränen aus seinen Augen. "Sag, Ryuichi, glaubst du selbst nicht an deine Lieder? Glaubst du selbst nicht an das was du geschrieben hast? Belügst du die Leute etwa, die zu dir aufsehen, die dich lieben und verehren? Leute wie Tatsuha...Yukis Bruder, der dich liebt... Oder mich...", hauchte er und wimmerte schließlich nur noch.
 

By Jemo Kohiri
 

Anhang:

Das Cover wurde von Ahiku gestellt und die Story selbst von mir verfasst. Als Grundlage diente hierfür der RPG "My Ryu, My Shu!" Hierbei spielte Ahiku Shuichi (später noch Neil und Granny) und ich Ryuichi. Dabei bleibt es nicht aus, dass ein Teil der Postings stückweise so übernommen wird wie im RPG selbst verfasst. Natürlich werden sie für die Story entsprechend angepasst und abgewandelt, gerade Gesprächsteile aber doch in Original übernommen. An der Stelle möchte ich mich lieb bei ihr für die tolle Playzeit bedanken. Ohne dich wäre die Fanfic nicht möglich gewesen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  Klein_Ryu
2008-08-17T21:58:58+00:00 17.08.2008 23:58
huhu^^

habs grad fertig bekommen,
und weiß gar nicht was ich sagen soll..
ich find das wirklich so traurig >.<
hoffe, es geht bald weiter^^
Von: abgemeldet
2008-06-24T17:21:13+00:00 24.06.2008 19:21
Hach, dieser Teil war ja sooo traurig! *schnieff*
...wo soll man da bloß anfangen...
also an erster Stelle bleibt mal zu erwähnen, dass einem Ryu und Shu wohl diesmal richtig Leid tun können ;__; die beiden sind so mit sich selbst und gleichzeitig mit dem anderen beschäftigt, dass sie nicht wissen, wie sie miteinander umgehen sollen...
Und als ich den Absatz gelesen habe, in dem Shu misshandelt wurde... boah, ich dachte nur noch: "Omg, omg, was schreibst du denn da für Zeugs? Der Scheiß-Kerl hat ihn erpresst - und dann geht er auch noch darauf ein? Was machst du denn, Shuuu? ><" *schüttel* *plärr*.... aber ist ja auch klar, hier ging es ja auch um Ryuichi und den liebt er ja TT__TT
gleichzeitig wundere ich mich sehr über Ryu, denn er könnte wohl Arzt werden, so wie der vorsorgt ^__~ (Hat sich seine Wunde selbst zugenäht? *brrr*)
Und dann geht Ryu noch so liebevoll mit Shu um ;__;

dennoch hat das Eki auch lachen müssen, bei einigen Stellen und die waren mehr als nur herrlich! xD
Zb der Eskimokuss - ja, wie süüüss! xD
Oder das "Liegst du gern auf mir?" Prust, Lach. Oh jaaaa, ich bin sicher, dass er das tut xD
aber am witzigsten fand ich immer noch (auch wenn es unangebracht war) dieses: "Wenn du unbedingt Schmerzen brauchst, dann häng ich dich kopfüber in deinem Zimmer auf und peitsch dich aus!"
. Loooooool. Rofl. *am Boden lieg* In deiner FF scheinen wohl alle beide auf SM zu stehen, wie? xD

Dann hat es da noch natürlich wieder nen Satz hat gegeben, der mich (mal wieder) besonders berührt hat:
"Sag, Ryuichi, glaubst du selbst nicht an deine Lieder? Glaubst du selbst nicht an das was du geschrieben hast? Belügst du die Leute etwa, die zu dir aufsehen, die dich lieben und verehren? Leute wie Tatsuha...Yukis Bruder, der dich liebt... Oder mich...",
Hach, das klang sooo schön T^T. Ich meine, was würde Tatsus Leben dann noch für einen Sinn haben ohne sein geliebtes honey-Ryuichi ;).
Apropos, hast du dir eigentlich die Sound Storys von Gravi angehört? Da gibt es so eine geile Stelle von Ryu und Tatsu xD <-- sorry, das muss jetzt einfach sein

Da gehts nämlich darum, dass alle campen gehen *falls das so verstanden hat da kein japanisch kann* xD und dann sind Ryu und Tatsu allein und Tatsu flippt voll aus. Ich glaube in dem Moment fällt Ryu plötzlich auf Tatsu drauf und der stellt sich dann so vor, wie es wäre wenn er Uke und Ryu Seme wär *loool*
Jedenfalls musst da unbedingt mal reinhören!! (auch wennu kein Tatsu-Fan bist xD)

Alles in einem aber mal wieder ein sehr schöner Teil, besonders weil man diesmal so richtig schön mitfühlen konnte und dann noch dieses hin und her zwischen ihnen, traktieren sich mit Fragen während sie aufeinander liegen xD und geben sich sogleich auch Antworten.
Klar, gibt es noch ein paar Dinge zu bemängeln, aber hiernach wäre das nun auch gar nicht so wirklich nötig. ;) Toll gemacht...
Von: abgemeldet
2008-05-07T13:39:21+00:00 07.05.2008 15:39
@ Ahiku: Danke für deine Ergänzung; dass die Story aus eurem RPG entstand, hatte Klein_Ryuichi von Anfang an vermerkt und ist somit natürlich auch niemanden entgangen, schätze ich mal. *g*
Allerdings... darum ging es nicht wirklich, viel mehr war die FF an sich entscheidend und damit auch Ryus Schreibstil. Also fixierte ich mich nur auf diesen Bereich und muss dazu sagen... es ist gleich, ob du oder sonst wer Shu gespielt hat... Ein bisschen Realismus muss vorhanden sein. Ok, Fakt ist: Es gliche sowieso einer Kunst, wenn man Originale kopieren könnte. Aber das wäre auch total unnützig, da ich der Meinung bin, dass man auch durchaus seine eigenen Charas zum Leben erwecken könnte und dazu benötigt man sicherlich nicht mehr außer ein kleines bisschen Einfühlungsvermögen und Fantasie.
Von daher und weil mir diese FF an sich sehr zusagt, halte ich mich was diesen Teil angeht "zurück" (da hier ausschließlich nach Kritik verlangt wird) und auf der anderen Seite muss ich natürlich Partei schieben... (und da es mich ohnehin beschäftigte)
ergrief ich das Thema Shu & Yuki.
Als es um diese beiden ging (und teils bin ich, wenn ich jemanden "kritisiere" in solchen Fällen meist gnadenlos, weil hier viele Gravi-Fans irgendwie den Bezug/Realitätsinn zu den Gravi-Charas verlieren. Und so was regt mich dann natürlich auf. Als Gravi-Fan. XD)
1. Bemerkung (und wenn wir hier von "Kritik" sprechen, da das hier der geeigneteste Ort dafür wäre): Shuichi.
Sänger der Musik-Gruppe "Bad Luck" und Yuki-Fanartiker *g*
Was so ein Mensch ist wie Shu.... so unberechenbar meine ich... dem könne nicht mal ein Komet mit weiß nicht wieviel km/h jemals Yuki aus dem KOPF pusten!!! Dazu müsste er sich sein Herz herausreissen und noch darüber hinaus... <-- realistisch gesehen
2. Warum sollte Yuki nach all den Therapien und den Beeinträchtigungen von SHUICHI (mitunter auch Seguchi) plötzlich einen auf Zack! und Säufer machen.... Wer den Charakter Yuki kennt, der weiß auch, dass der zB ganz sicher nicht dazu in der Lage wäre auf Verantwortungslosigkeit zu machen, zumindest nicht mehr im Falle Shus, da er für diesen "kleinen Idioten" sogar K eine reingehaut hat... *lol* Ich meine, durchaus wäre es natürlich eine Möglichkeit, dass Yuki Shu verlassen könnte und umgekehrt..., aber wenn, dann NUR zur Sicherheit des jeweils anderen...
Ich bin sicher, dass das eh allen klar sein müsste, aber ich wiederhole mich halt gern *gg*
Ach ja und es gibt da natürlich noch etwas... *lol* Und zwar,
als Ryu "Verpiss dich" gesagt hat... und man dadurch glaubte, er meinte, Shu würde ihm die Show stehlen (besser gesagt hat Shu das gedacht)... da ging es darum, dass Shu Ryus Song kopiert hat und es sogar soweit geschafft hat, dass alle glaubten, dass Ryu den persönlich singen würde... Diese Tatsache hat Ryu dann so überwältigt, dass er unbedingt davon Gebrauch machen wollte und damit Shu "vertrieben" hat... Aber es ging einfach um den springenden Punkt, dass Shu noch viel mehr aus sich heraus gehen könnte und für Ryu war es unergründlich, da Shu ohnehin schon eine Band hat und sich auf dieses Niveau niederlassen musste... (Mehr muss ich jetzt nicht sagen, die Botschaft ist offensichtlich.)
Ich könnte hier jetzt noch stundenlang Kritik schieben, aber das hätte eig wenig Sinn, zumal ich gesagt hab, dass man Originale nicht kopieren muss (und weil mir die FF GEFÄLLT!!! halte ich mich zurück...)
Kurzum, ich mag die Story, sie ist süss und abwechselnd, die Charas sind lieblich... vor allem aber leiden sie *_____*
und so was möchte man natürlich nicht missen! *____*v <-- zumindest was meine Wenigkeit angeht *g*

*für jeden noch so kleinen Teil offen bin*
*gespannt auf nächste Kapi wart*
Und wer hier noch irgendwas hinzufügen will, möge dies bitte tun! *g*
Von: abgemeldet
2008-05-06T21:07:13+00:00 06.05.2008 23:07
So, nun bin ich mal dazu gekommen, hier reinzuschauen. o,o
Ist echt krass, dass du dir die Mühe machst und die Posts auseinanderfriemelst, aber vergiss nicht... XD theoretisch musst du meinen Namen mit drunter klatschen, denn schließlich nimmst du ja Teile, die ich verfasst habe, auch wenn du es etwas abänderst o_o

achja, @ezekiel... ich hoffe, du liest das: ^^
Da Shuichi in dem RPG von mir geschrieben wurde und ich daher auch Yuki mit eingebracht habe, kann ich dir sagen, dass Ykui eben verändert wurde... er ist da eben Alkoholabhängig und hat Shuichi misshandelt.
Und selbst dem reicht es und er verzieht sich. Allerdings war das noch ganz am Anfang des rpgs und wir haben uns noch nichts weiter dabei gedacht udn wie das bei einem RPGso üblich ist, geht man dann nicht nur gezielt auf die Serie ein, schließlich soll es ja nicht langweilig werden. ^^ Und Klein Ryuichi hält sich an das RPG, daher hat sie das sicherlich nicht ausgearbeitet, sonst hätte sie sich in bezug auf Yuki noch Gedanken machen müssen... ^^°°° Ich schätze es reicht, die Posts so zusammen zu fassen,d ass es stilistisch und ausdurcksmäßig gut klingt.
Von: abgemeldet
2008-05-06T17:53:36+00:00 06.05.2008 19:53
Wow, das 2. Kapi! *___* *schnell ging* *Lob aussprech*
Inzwischen wurde also tatsächlich viel ergänzt... und diese Entwicklung war mir doch neu. An sich war der Teil aber sehr emotinal und beide Hauptcharas taten mir richtig Leid. *mitfühl* Wobei mir eine Stelle ganz besonders gut gefallen hat... und zwar wie Ryu wütend über Shus blauen Flecken wurde. Diese Art bestätigt seine Dominanz und die Rolle des Seme. ~__~
Und wie immer bin ich sprachlos, wenn ich deine "Ryu-Bühnenvorstellungs-Texte" (ich nenn die mal einfach so XD) lese... Du schreibst da so aussagend drum rum, dass mich das einfach nur noch fasziniert! >__<

but... das Shooting! *lach*
Ich weiß jetzt zumindest, was für ein FA ich kreieren soll *auf Ryus Outfit, Hotpants & Netzhemd XD deut* *lol*

Was die Texte über Leben und Tod anbelangte und die Person, die Ryu "verlassen" hat...
"Man "spürt" zwar nicht gleich die Präsenz desjenigen, der nun nicht mehr als lebend erscheint, aber er ist da." Diesen Satz wollte ich noch hinzufügen.
Und dass es manchmal nicht von Nöten ist, sich zu bedanken. Es anzunehmen reicht manchmal auch völlig aus.

Ach ja und was ich noch interessant fand...
plötzlich hatte ich das Gefühl ich sehe dich~
Klein_Ryuichi in die Rolle des Ryu. (Könnte das so hinkommen?)
Aber weiteres will ich jetzt nicht in Erwähnung ziehen. *fg*

Bei folgendem Zitat...
"Wieso willst du schon wieder gehen? Du bist doch grad erst hier angekommen. Ich lass dich nicht wieder in dieses Leben zurück. Das ist absolut nichts für dich. Ich möchte nicht dass du dich so kaputt machst."
... dachte ich nur noch: Ich wünschte, das würde auch mal jemand zu mir sagen T___T

Was ich jedoch witzig fand, war die Stelle, wo Ryu sich mit Kuma in der Bettwäsche verknotet hat *lol*
oder dieses "Oh, ein Doraemon!"... das wir auch richtig cute *lach*
Na und sonst...

WARUM HAM DIE KEIN SEX? ;__________; *doch so gern mitgefiebert hätte* XD
Von: abgemeldet
2008-04-22T19:10:35+00:00 22.04.2008 21:10
Du verstehst es, Charakere objektiv rüberzubringen, es wird klar beschrieben, wie deren Prinzipien aussehen, sie wirken kaum oberflächlich...
Besonders aber dein Schreibstil hat etwas, von dem die nötige Atmosphäre ausgeht...
Du schreibst sehr ausführlich, sodass man da noch eine ganze menge hineininterpretieren könnte...
Kritik ist natürlich vorhanden... so wie z.B. Shus plötzlichen und völlig unverständlichem Entschluss, sich von allem zu trennen, was ihm noch wichtig war... Überhaupt könnte er dies im realen Leben niemals so einfach bewältigen...
Dazu liebt er Yuki (z.B) viel zu sehr und sooo brutal ist Mr. Herzlos dann auch wieder nicht *auf deine Yuki-Zitate deut* XD
Im Großen und Ganzen aber sehr anregend und ich bin ja mal gespannt, wie sich die Situation um Ryu & Shu noch so entwickelt...
*Tatsu knuddel* XD
Hach, und viellt. schreibst du ja auch mal eine FF um die Ryu & Tatsu *hibbel*
*fg*
Ansonsten: Schreib doch wieder! XD


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