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Detective Conan Destiny

von

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Tiefschwarze Ermittlungen

Vorkommende Personen in Teil I:

Main: Shinichi/Conan, Agasa, Shiho, Detective Boys, Ran, Sonoko, Saguru Hakuba, Takagi, Mizunashi Rena, Kogoro (Cameo)
 

Organisation:

Gin, Vodka, Wermut, Chianti, Korn, Bourbon, Irish, Calvados, Pisco, Anokata
 

FBI:

Shuichi Akai, Jodie Starling, James Black & André Camel (Cameo)
 

Eigen: Scotch, zwei Verdächtige, ein Mordopfer
 

Undefiniert:

Gosho Hakuba, Toshiro Odagiri, Sera Masumi, Subaru Okiya, Morofushi Takaaki
 

Prolog
 

Tokio – Edogawa Bezirk

6 Jahre zuvor
 

Wie spät war es? Bestimmt schon weit nach Mitternacht. Warum kannte er die genaue Uhrzeit nicht? Es war nicht nur seine Pflicht aufmerksam zu sein, sondern auch sein Job. Es war der Regen. Ja es musste der Regen sein, der bereits seit Stunden heftig gegen das Seitenfenster des schwarzen Porsches brasselte. Der Mann mit den langen Haaren und der altmodischen Stoffmütze sah abwesend zu dem Fahrer, in dessen Gesicht sich keinerlei Regung zeigte. Er schien nicht von dem melancholischen Gefühl erfasst zu werden, das ihn selbst, Shuichi Akai bereits die ganze Nacht, nein vielleicht sogar die ganzen letzten Tage hinweg übermannte. Nein. Special Agent Shuichi Akai. Es war ironisch in Anbetracht, dass er inzwischen nur noch selten mit diesem Titel angesprochen wurde. Wann war es das letzte Mal gewesen? In New York, kurz bevor er das Flugzeug betrat, das ihn nach Tokio bringen sollte? Nein, es war der Verbindungsagent in Shinjuku gewesen, der ihn mit der Ausrüstung versorgt hatte, die er benötigen würde. Schließlich raffte sich der FBI-Agent dazu auf, auf das Display seines Handys zu blicken. Es war 3 Uhr nachts, Müdigkeit breitete sich in ihm aus. Der Fahrer, ein hünenhafter, schwarz gekleideter Mann mit ebenfalls langen, silberblonden Haaren starrte weiterhin auf die Straße. Auch er würde ihn niemals mit diesem Titel ansprechen, das zumindest hoffte Shuichi Akai. Denn falls doch, war alles woran er an den letzten Monaten gearbeitet hatte umsonst gewesen. Sein unfreiwilliger Krankenhausaufenthalt, die Personen die er in Gefahr gebracht hatte und das gefährliche Spiel, das er begonnen hatte. Er und der die Person neben ihn kannten sich nun schon vier Monate, dennoch würde sie nicht zögern den FBI-Agenten zu erschießen, sollte dieser etwas Verdächtiges sagen oder unternehmen. Aber noch war das nicht der Fall. Für den Moment war Shuichi Akai für diesen Mann jemand anderes. Und zwar Moroboshi Dai. Der FBI-Agent wusste nicht wer sich den Namen und die Legende zu seiner Person erdacht hatte, wahrscheinlich irgendein namenloser Analytiker in seinem Büro in Manhattan. Er war ein Kleinkrimineller, jemand der für Geld alles tun würde. Aber jemand der seinen Komplizen dennoch loyal zur Seite stand. Vor vier Jahren wurde einer seiner Mitstreiter bei einem Überfall von einem Wachmann angeschossen. Dai zog ebenfalls seine Waffe, eine japanische Tonfa, mit der er den Wachmann tötete und seinen Komplizen rettend in den Wagen zerrte. Von da an galt er als äußerst skrupellos und furchteinflößend. Doch nichts davon war geschehen. Außer natürlich in der Akte, die sich die Hintermänner des langhaarigen Typen angesehen haben mussten. Genau diese hatten den FBI-Agenten für vertrauenswürdig erachtet und ihn an einem Spiel teilnehmen lassen, bei dem es um Leben und Tod ging. Es war ein tiefschwarzes Spiel, in das kein weißer Lichtfunke einzudringen vermochte. Nur ein rotes Schimmern konnte die Dunkelheit nach und nach von Innen zurückdrängen.

„Rye“

Der FBI-Agent schreckte aus seinen Gedanken auf, er hatte nicht damit gerechnet plötzlich angesprochen zu werden. Es war ein seltsames Gefühl, „Rye“.

Nicht Dai, nicht Special Agent Akai, nicht einmal ein ermuntertes ‚Shu’ wie ihn seine Kollegin und engste Vertraute beim FBI gerne nannte. Aber was verwunderte ihn daran? Shuichi hatte bei weitem schon schlechtere, gerade zu seltsamere Decknamen getragen. Rye war der Name eines kanadischen Whiskys, der hauptsächlich aus Roggen gewonnen wurde.

„Du willst mich doch etwas fragen, nicht wahr?“

Shuichi verengte die Augen, seine perfekte Mimik, die er für seinen Job an den Tag legen musste, schien kurz einen Knick abbekommen zu haben. Er überspielte es mit einem falschen Lächeln und einem herzhaften Gähnen. Er wusste, dass er den Fahrer damit kaum beeindrucken konnte, doch Unsicherheit war das letzte was er in ihm schüren wollte. Der FBI-Agent kannte Männer wie ihn, Männer die nach Sicherheit gierten und deshalb jeder möglichen Bedrohung skeptisch gegenüber waren. So war auch Gin.

Er war der Agent, dem ‚Rye’ zugeteilt worden war. Und es sollte sich als glückliche Fügung herausstellen. Gin war ein ranghoher Agent, Shuichi fragte sich stets ob es an seinen Betonungen lag, schnell in der Hierarchie aufsteigen zu wollen. Oder war es Zufall? Es konnte kaum daran gelegen haben, dass Gin ihn mochte, solch naive Gedanken waren ihm fremd. Aber egal aus welcher Blickrichtung man es auch betrachtete, der feindliche Agent war seine beste Chance um seinen Auftrag schnell abzuschließen.

Shuichi war es in den vergangenen Monaten, in denen er verdeckt in den Kreisen dieser japanischen Organisation ermittelte gelungen, Gin auch nur ein Detail über sich selbst, oder seine Verbindung zu anderen Agenten herauszufinden. Ja, der FBI-Agent kannte nicht einmal seinen wahren Namen. Zusätzlich war er mit seinen gesamten Fortschritten unzufrieden. Er kannte gerade einmal eine handvoll weiterer Mitglieder dieser Organisation, doch alle waren von niedrigem Rang. Die hohen Tiere an der Spitze waren vorsichtig, eine Einstellung die durch Gin nicht gerade gelockert wurde. Doch heute würde es anders sein, das wusste Shuichi. Heute würden sich endlich Resultate zeigen.

„Ich weiß, dass es dir nicht behagt, wenn ich ständig nach Details unserer Missionen frage…“, begann er, doch Gin würgte ihn ab.

„Dennoch hält es dich nicht davon ab deine Angewohnheit zu unterbinden.“, meinte er zynisch.

Shuichi räusperte sich, doch Gin fuhr fort.

„Wir sind gleich am Hafen, dann wirst du alles Notwendige über unsere heutige Mission erfahren.“, wollte er seinen Partner scheinbar dennoch zufrieden stellen.

Dieser holte tief Luft und stellte sich darauf ein. Was würde seine Aufgabe sein um das Vertrauen von Gin und seinen Hintermännern zu erlangen? Musste er jemand beseitigen? Es würde schwer werden seine Kollegen vom FBI über alles zu informieren, damit sie einen Plan entwerfen konnten.

„Nur wir beide?“, wollte Shuichi wissen und sah weiterhin gerade aus.

Gin schüttelte kaum merklich den Kopf.

„Nein, es wird ein Drei-Mann Job. Ständig fragst du nach anderen Mitgliedern aus der Organisation, heute wird dir dein Wunsch erfüllt.“, entgegnete er.

Der FBI Agent schluckte und fragte sich, ob Gin Verdacht geschöpft hatte. War diese Mission heute dann ein Test? Vielleicht?

Der schwarze Porsche hielt nahe einem Steg, Shuichi hörte das Wasser gegen die steinernen Barrikaden schlagen. Gin schloss sein Auto ab und warf nochmals einen musternden Blick darauf. Er liebte diesen Porsche, das war Shuichi bereits am ersten Tag aufgefallen. War es das einzige? Was liebte Gin noch? Gewalt auszuüben? Zu töten? Oder gab es da noch eine Person, für die er etwas empfinden mochte? Der FBI-Agent konnte es sich schwer vorstellen.

Gin war einige Schritte vorausgegangen und Shuichi folgte ihn in sicherem Abstand.

Dann zuckte er zusammen, als plötzlich eine weitere Person aus dem Schatten auftauchte. Wie war das möglich gewesen? Shuichi hatte sie zuvor nicht gesehen, es war als hätte sie sich direkt vor ihm materialisiert. Hätte die Gestalt eine Waffe in der Hand gehabt und abgedrückt, wäre es die letzte Nacht des Agenten gewesen. Also wer war sie?

„Gin.“, säuselte eine männliche Stimme.

Shuichi Akai versuchte das Gesicht des Mannes zu erkennen, doch es war unmöglich. Er stand direkt vor ihm, doch kein einziges Merkmal wollte durch seine sichere Verkleidung dringen. Er trug einen schwarzen Hut und Mantel, ähnlich wie der von Gin. Zusätzlich eine weite Sonnenbrille und einen Schal, der nicht nur Mund, sondern sogar Nase überdeckte. Dazu Handschuhe und schwere Stiefel. Sein Blick fiel auf den FBI-Agenten, er musterte ihn eingehend.

„Der Neue?“, fragte er und der Schal dämpfte seine Stimme enorm.

Gin nickte und ließ seinen Blick schweifen. Scheinbar suchte er nach unliebsamen Zeugen, doch es gab niemanden. Sie waren allein. Shuichi, Gin, und der stark vermummte Mann.

„Bourbon.“

Diese Bemerkung war an Shuichi gerichtet, doch dieser konnte zuerst nichts damit anfangen. Dann begriff er, dass es eine Vorstellung war und auch er nannte den Namen, der ihm von der Organisation verpasst worden war.

„Bourbon ist so etwas wie unser Stratege, er hat den Plan für unser heutiges Vorhaben entworfen.“, weite ihn Gin ein.

Shuichi nickte nur und wartete darauf was sein Part daran wohl sein würde. Bourbon hatte inzwischen seine Hand ausgestreckt um einige der letzten Regentropfen aufzufangen, nachdem sich das Gewitter nun scheinbar endlich zu Ende ging.

„Akai.“, entkam des dem Agenten.

Shuichi zuckte zusammen, doch dann begriff er, dass es gar nicht sein Name war, den Bourbon genannt hatte.

„Ame… Akai… . Ja, die letzten Tropfen heute werden für unsere Zielperson blutig rot enden.“
 

Teil 1

Schwarzer Code
 

Eine Mietwohnung in Haido

6 Jahre später
 

Das Wasser brasselte herab. Doch das Gefühl war anders. Es war wärmer, angenehmer. Es war schön, gerade zu erleichternd. Es war etwas, das sie gebraucht hatte, das wusste sie. Der Tag war anstrengend gewesen, die Routine die sie einhalten hatte müssen, das ständige Verstellen, die Einsamkeit. Eisuke.

Warum jetzt? Warum dachte sie ausgerechnet jetzt an ihren Bruder? Es ging ihm gut, er war zurück in Amerika, bei seinem Onkel und seiner Tante. Sie wusste es. Weil es ihr nicht gut ging, und Eisuke musste sich ebenfalls schreckliche Sorgen machen. Sie erinnerte sich an seine Email, die sie kurz nach dem Lesen gelöscht hatte, da niemand anderer sie zu Gesicht bekommen sollte. Sie erfuhr von seinem Leid, seinen Sorgen, aber auch von seinem Ziel.

Rena hatte ihre geballte Faust gegen die Tastatur des Notebooks geschlagen.

CIA.

Sie hatte nicht fassen können was sie da las. Es war lachhaft, gerade zu unglaubwürdig. Eisuke ein CIA-Agent? Was genau stimmte nicht mit ihm? Nein, was stimmte mit dieser Familie nicht, und vor allem mit ihr? Dann wurde es ihr bewusst. Eisuke hatte stets in einer völlig anderen Welt gelebt. Ohne Angst, ohne Tot, ohne Verluste.

Die Erinnerungen an den Tod ihres Vaters drangen in sie vor. Sie hatte nicht verstanden was vor sich ging. Ethan Hondou hatte seine Waffe auf sich selbst gerichtet und den Abzug betätigt. Rena hatte mit ansehen müssen wie die Kugel den Leib ihres Vaters durchschlug und ihn tötete. Er hatte es für sie getan. Seine Tochter. Und für die Mission. Rena hatte diese immer für lächerlich empfunden, was hatte sie damit zu tun? Warum war sie für das Schicksal eines anderen Landes, für das von anderen Menschenleben verantwortlich? Jede Sekunde ihres Lebens wies sie diese Aufgabe von sich, doch es gelang ihr nicht. Ihr Vater wäre umsonst gestorben und das viele Leid hätte keinen Sinn gefunden.

Sie stellte den Hahn der Dusche ab und griff sich ein Handtuch mit dem sie ihren Körper einhüllte. Mit noch nassen Haaren streifte sie in ihrer Wohnung umher und sah sich um. Nichts von dem hier wirkte heimisch. Die Wohnung war abgelegen, niemand sollte sie als die Person erkennen, die sie eigentlich war. Mizunashi Rena, die Nachrichtensprecherin von Nichiuri-TV. Aber er war sie dann wirklich? Eine Reporterin? Hidemi Hondou, die Tochter und Schwester? Die durch abstruse Ereignisse zur Spionin gewordene CIA-Agentin? Oder Kir, das Mitglied der Schwarzen Organisation? Wusste sie überhaupt noch wer sie war? Wem stand sie wirklich loyal gegenüber? Ihr Handy klingelte und sie erkannte den Namen auf dem Display.

„Ja.“, meldete sie sich zu Wort und erkannte danach die eisige Stimme ihres Agentenführers.

„Kir. Wir haben eine Mission.“, informierte sie Gin darüber.
 

Beika
 

Der Mann der völlig in schwarz gekleidet war ging auf den Mann mit Helm und Uniform zu.

„Es ist vorbei. Ich kenne deine Identität, ich weiß wer du in Wirklichkeit bist. Stets hast du im Hindergrund gegen uns gekämpft, ohne, dass wir etwas davon mitbekamen. Doch nun ist dein Spiel vorbei, du Möchtegern-Held.“, sagte die Gestalt.

Sein Gegenspieler lachte nur demonstrierend.

„Für wen hältst du mich? Auch ich habe dich und deine Organisation bereits durchschaut, die du anführst. Und ich kenne auch deine Identität, sie ist mir nicht verborgen geblieben. Doch, dass tatsächlich ein alter Bekannte hinter dieser Maskierung steckt… ich kann es nicht glauben.“, seufzte er.

Der Mann vor ihm nahm den Hut ab und enthüllte sein Gesicht. Das Gesicht des Anführers der Organisation, die der Held unbedingt zerschlagen wollte.

„Ich hatte also recht! Du bist der Anführer dieser Organisation! Baron Potato!“, brüllte der Held wütend.

Baron Potato lachte schallend los und funkelte seinen Feind böse an.

„Ja und das hier wird unsere finale Schlacht! Kamen Yaiba!“

Als nächstes folgte ein Angriff des Bösewichts und der berühmte Yaiba-Kick seitens seines Gegenspielers. Dann eine Einblendung mit der Titelschrift und einer verzierten ‚2’.

„Jaaaaaaaaaa! Kamen Yaiba!“

„Der Film.“, verbesserte Mitsuhiko.

„Der zweite Film.“, verbesserte Genta nochmals.

Mitsuhiko schnitt eine trotzige Grimasse.

„Eigentlich ist es ja der dritte.“, sagte eine Stimme neben den beiden.

Die zwei Jungen und Ayumi reckten ihre Köpfe in die Richtung.

„Es ist eigentlich der dritte, denn es gab vor 7 Jahren schon mal einen Pilotfilm, wodurch dann die Serie entstand. Ich habe ihn damals gesehen, aber die Effekte waren natürlich nicht so gut wie heute.“, setzte sie Conan Edogawa in Kenntnis.

Die Blicke der Detective Boys wechselten von fragend zu Unglauben.

„Damals? Aber… da warst du doch gerade einmal ein Baby Conan-kun.“, wand Mitsuhiko ein.

Es dauerte etwas, bis Conan der Phopa klar wurde. Das Mädchen neben ihn begann wie gewohnt zu kichern.

„Hilf mir doch.“, zischte er sie zu, doch Ai Haibara tat so, als hätte sie nichts gehört.

„Ähhh… ich meinte, meine Eltern haben das Video für mich aufgenommen ich habe es dann vor so einem Jahr geguckt.“, erklärte er sich schnell. Die Detective Boys seufzten und wanden sich dann wieder dem Trailer zu.

„Aber ist es nicht interessant?“, flüsterte Ai dem kleinen Detektiv ins Ohr.

Conan sah sie nur irritiert an.

„Nunja, du und dieser Kamen Yaiba habt eine Menge gemeinsam.“, entgegnete sie mit einem Grinsen, doch Conan ging nicht darauf ein.

Er erhob sich von der Couch und trabte in Richtung Küche. Er bekam noch mit wie im TV ein Zwischenbericht über einen Zugriff der Polizei erwähnt wurde, über den sich die Kinder ärgerten.

„Conan-kun bring mir etwas Soda mit.“, bat Ayumi die sich über die Stirn fuhr. Es war heiß, jeder spürte die Hitze an diesem Julitag.

„Mir eine Cola.“, fügte Mitsuhiko hinzu.

„Mir Curry Reis.“, sagte Genta ebenfalls noch.

Letzteres ignorierte Conan fließendlich. Mal davon abgesehen, dass er keine Ahnung hatte, wo er um diese Tageszeit Curry Reis herkriegen sollte, gingen ihm Gentas wiederholte Wünsche auf den Geist. Er würde es nie lernen, es war zu einer Angewohnheit geworden, zu einer Routine. Genau wie seine. Er empfand nichts seltsames mehr daran mit diesen Kindern Zeit zu verbringen, er hatte sich daran gewöhnt. Sie waren ihn ans Herz gewachsen und das war vor allem eines. Schlecht. Das was er hier führte war nicht sein Leben, nicht sein eigentliches. Er war nicht Conan Edogawa, nicht wirklich. Er war Shinichi Kudo ein Oberschüler und Detektiv. Es waren bereits mehr als eineinhalb Jahre vergangen seit er mit seiner Freundin Ran das Tropical Land aufgesucht hatte und dort von Gin und seinem Komplizen Vodka niedergeschlagen wurde. Gin hatte ihm ein experimentelles Gift, das so genannte Apoptoxin4869 verabreicht, das ihn in den Zustand eines erst 7 jährigen versetzte. Seither lebte er bei Ran und ihrem Vater, allerdings nur mit einem Ziel. Die Kerle aufzuspüren, die ihm das angetan hatten. Es gelang ihm mehrmals in die Nähe dieser beiden Gangster zu kommen, vor allem durch die Hilfe von Shiho Miyano, einem ehemaligen Mitglied dieser Organisation. Dann traf er auch das FBI, das ihn tatkräftig unterstützte. Und dann war es beinahe so weit. Es war ihm gelungen Wermut, eine Agentin eben dieser jenen Organisation in eine Falle zu locken. Es war geplant gewesen, dass sie ihn zu dem Boss dieser schwarzen Kerle führen sollte. Anokata.

Conan wusste nicht, ob diese Person ebenfalls einen Decknamen trug, oder ob überhaupt jemand seinen wahren kannte. Jene Person.

Ja, jene Person war es, die er unbedingt finden musste. Nur so hatte er eine Chance diese Organisation zu zerschlagen und seine alte Form wieder anzunehmen. Doch Wermut war entkommen, zum Glück nicht ohne wertvolle Hinweise zurück zu lassen. Zum einen die Handynummer ihres Bosses, deren Tastentöne sich wie ein altes Kinderlied anhörten. Und dann die Verbindung zur Nachrichtensprecherin Mizunashi Rena, die sich jedoch ebenfalls als Agentin herausstellte, wenn zwar nicht für das FBI, sondern für den amerikanischen Geheimdienst CIA. Sie ermittelte weiterhin verdeckt in den Reihen der Organisation, jedoch unter Beobachtung. Dann der Zwischenfall am Toto-Tower. Um ein Haar wäre es ihm gelungen an einen Speicherchip mit allen wichtigen Agentennamen zu kommen. Der Agent der Organisation, Irish hatte sich als Superindentent Matsumoto verkleidet um den Serienmörder zu stellen, der zufällig an den wertvollen Gegenstand geraten war. Doch es endete alles anders, und zwar mit Irishs Tod und der Zerstörung des Chips. Dann die dringende Nachricht seitens Rena, dass ein weiterer Agent das Spielfeld betreten hatte.

Codename: Bourbon.

Wer war er? Was wusste Conan bereits über ihn? Er war gut darin Informationen zu sammeln, ein wahrhafter Stratege. Gerade zu… wie ein Detektiv. Conan erinnerte sich an den Fall im Einkaufscenter. Der Mann mit der Brandnarbe. Es war ihm spielend gelungen den Fall um die roten T-Shirts zu lüften, wer war er also? Wermut in Verkleidung? Nein, das musste nicht sein. Selbst Irish war brillant darin gewesen in die Haut jemand anderes zu schlüpfen. Wie viel wusste Bourbon also bereits? Bereits über ihn, dachte Conan…

Wermut, Irish, Bourbon… Wem in seiner Nähe konnte er noch Vertrauen, waren wirklich alle die, für die sie sich ausgaben?

Es klingele. Conan kramte nach seinem Handy, nach seinen beiden um genau zu sein. Eines gehörte dem Siebtklässler Conan Edogawa, das andere jedoch dem Schülerdetektiv Shinichi Kudo. Doch diesmal war es das des kleinen Jungen.

„Ja hallo?“, meldete er sich wie normal.

Kurze Stille. Dann ein Aufatmen.

„Conan Edogawa?“, fragte eine dumpfe, gerade zu metallische Stimme.

Conan verengte die Augen, war sie durch einen Computer verzerrt worden?

„Ja, was kann ich für Sie tun?“, wollte er wissen und wartete zögernd die Antwort ab.

Ein heiseres Kichern.

„Frag lieber was ich für dich tun kann.“, entgegnete er.

Conan schluckte.

„Wer ist da?“, fragte er scharf.

Wieder kurze Stille.

„Das wirst du noch erfahren. Aber ich habe ein Rätsel für dich kleiner Detektiv.“, verriet die Stimme nun endlich.

Conan presste die Lippen zusammen und versuchte sich einen Reim darauf zu machen.

„Also hör gut zu und vergiss kein Detail, hörst du? Es ist lebenswichtig für dich. Es beginnt mit einer Geschichte. Sherlock Holmes fühlte sich einsam. Er war intelligent, doch niemand konnte seinen Intellekt teilen. Also besuchte er Herculet Poirot. Dann erfuhren beide, dass sich Kindaichi Kosuke in derselben Stadt befand und sie beschlossen feiern zu gehen. Erstaunlicherweise schlug Kindaichi-sama jedoch vor kein Lokal, sondern eine Kirche aufzusuchen. Denn er war eigentlich auf dem Weg gewesen einen alten Freund zu sehen, nämlich Pater Brown. Kindaichi-sama hatte bereits viele Verbrechen mit ansehen müssen und wollte mit dem Pater darüber sprechen. Also machten sich die drei auf zur Kirche und sich von ihren Sünden reinigen zu lassen.“, endete die Erzählung des Mannes.

Zurück ließ er einen reichlich verwirrten Conan Edogawa.

„Wenn du dieses Rätsel löst, sehen wir uns in Kürze.“, meinte der Unbekannte und legte auf.

Conan runzelte die Stirn und versuchte das Gesagte in einen logischen Zusammenhang zu bringen. Wer war der Mann gewesen? Oder war es gar eine Frau? Er hatte keine Anhaltspunkte, selbst die Nummer war unterdrückt, wie er nun bemerkte.

„Was ist denn Shinichi?“, fragte Professor Agasa, als er den bedrückten Zustand seines Freundes bemerkte.

Conan konnte nichts sagen, selbst als Shiho vor ihm trat stammelte er nur.

„Code… Rätsel… Keine Ahnung…“

Shiho betrachtete ihn mit einem spöttischen Blick.

„Arbeitest du schon wieder an einem Fall? Unser kleiner Holmes scheint diesmal wohl nicht weiter zu wissen.“, schmunzelte.

Da war es wieder. Ein Blitz durchfuhr den kleinen Detektiv.

„Entschuldigt mich, ich bin in ein paar Stunden zurück. Beschäftigt die Kinder.“, bat er die beiden und Shiho und der Professor sahen ihm zweifelnd nach.

Conan hatte das Haus verlassen und loggte sich via Handy ins Internet ein.

Es war logisch anzunehmen, dass sich Sherlock Holmes auf ihn selbst bezog. Aber was war mit dem Rest? Er goggelte nach Herculet Poirot und erinnerte sich an das Cafe, das direkt unterhalb der Detektei Mori lag. Nein, das wäre zu einfach gewesen. Sherlock Holmes bezog sich auf eine Person und alle Leute in dem Rätsel waren in Bewegung. Es war logisch anzunehmen, dass sich die restlichen Namen ebenfalls auf Personen bezogen. Conan hatte sich nicht getäuscht. Er betrachtete ein Bild von Herculet Poirot, dem etwas rundlichen Detektiven von Agatha Christie. War es ein Zufall? Nein, unmöglich. Der farbenprächtige Mantel, der altmodische Gut und sogar der Oberlippenbart waren eindeutig. Das Bild Detektiven erinnerte ihn zu stark an einen Bekannten. Und zwar an Inspektor Megure. Also was sollte er tun? Den Inspektor aufsuchen? Wusste dieser vielleicht etwas? Nein, ausgeschlossen. Die Leute in dem Rätsel steuerten auf ein bestimmtes Ziel zu.

„Poirot… Megure…. Meguro!“

Conan suchte nach einem Stadtplan in Tokio, Meguro war einer der äußeren Bezirke. In einer Stunde konnte er den Bezirk mit dem Zug erreichen. War diese Lösung richtig? Und was dann? Kindaichi Kosuke. Der einzige japanische Detektiv in dem Rätsel. Eine Figur kreiert von Yokomizu Seishi. Etwa Inspektor Yokomizu? Kannte der schräge Typ etwa sogar ihn? Oder… Conan forschte weiter. Nein es musste der Autor selbst sein. Yokomizu wurde in der Hyogo-Präfektur geboren, im Bezirk Kobe. Doch dieser befand sich nicht in Tokio, also was…

Conan scrollte weiter, bis ihm wieder einfiel, dass es in Meguro ebenfalls eine derartige Ortschaft gab. Pater Brown. Eine Kirche. Mit diesen Anhaltspunkten bestieg er den Zug und traf nach etwas über einer Stunde in Kobe ein. Doch warum nahm er überhaupt an diesem Spiel teil? Er wusste es. Der Mann trieb keine Scherze mit ihm, er hatte in seiner Stimme erkannt, dass er es ernst meinte, Und, dass er gefährlich war.

In Kobe gab es genau vier Kirche, doch nur eine passte zur Anforderungen. Brown, es lag nur eine ‚chairo’-Kirche in der unmittelbaren Nähe. Conan hatte den Ort im Rätsel gefunden und steuerte zielsicher darauf zu.

Sie war leer, natürlich es war weder Sonntag, noch fand irgendeine Beerdigung oder Hochzeit statt. Dafür war es angenehm kühl und es erleichterte dem Detektiv die Suche.

„Sünden reinigen…“, murmelte Conan und kam schließlich auf den Beichtstuhl. Es dauerte nicht lange, bis er einen weißen Brief darin vorfand. Hastig riss er ihn auf und starrte auf einen Zettel mit einer Zahlenreihe.

834Sp213123.

Conan blieb nicht viel Zeit um darüber nachzudenken, denn sein Handy klingelte. Es war der Professor der sich nach ihm erkundigte. Der Detektiv versprach jedoch bald wieder zurück zu kommen.
 

Teil 2

Das Tal der Furcht
 

Haido – Unbekanntes Apartment
 

Sie spürte die Erschöpfung und fragte sich wie viel Kraft sie für diese Sache noch aufbringen konnte. Manchmal wirkte alles so aussichtslos, tat sie es wirklich für ihren Vater? Gab es nicht andere Leute, die besser hierfür geeignet waren? Bestens ausgebildete Feldagenten. Agenten wie Shuichi Akai? Aber nein, Akai-san hatte es bereits versucht und war gescheitert. Das FBI war gescheitert. Also wieso glaubte Rena es schaffen zu können? Konnte sie nicht einfach aus allem aussteigen? Zurück nach Amerika verschwinden? Zu Eisuke und ihrem Onkel und ihrer Tante. Nein, unmöglich. Die Organisation würde sie aufspüren. Selbst nachdem Akai sie verlassen hatte, gelang es ihr herauszufinden, dass es sich bei ihm um einen FBI-Agenten handelte. Also schickten sie ihre einzige ausländische Agentin, Wermut los, um ihn zu beseitigen. Sie scheiterte, doch es war ihr gelungen nahe genug an Akai heranzukommen. Rena würde nicht soviel Glück haben wie er. Und was wenn Eisuke etwas zustieß? Oder anderen Personen die ihr wichtig waren? Sie besaß keine Zeit mehr um in Gedanken zu schwelgen, denn sie hatte ihren Zielort erreicht. Kaum hatte sie das Versteck betreten, schon wurde ihr eine Waffe an den Kopf gehalten.

Es war Vodka, der einzige Agent mit dem sie sich verstand. Von Sympathie war freilich nicht zu sprechen, doch er war der einzige von diesen Verbrechern der ihr bisher auch nur ansatzweise menschlich vorkam. Sein Lachen war ehrlich und er zögerte nicht seine Meinung zu offenbaren. Dann stellte sich Rena wieder vor wie viele Menschen er wohl schon getötet haben musste, und verwarf diesen Gedanken. Der Pistole war nur eine Sicherheitsvorkehrung, es bestand kein Grund zur Panik.

„Mir ist niemand gefolgt.“, versicherte Rena und Vodka senkte die Waffe. Er führte sie ins Innere, es war eine heruntergekommene Absteige und alle wichtigen Personen schienen sich im Wohnzimmer versammelt zu haben. Vodka setzte sich Gin gegenüber, der sich gerade ein Glas Wasser genehmigte.

„Ziemlich heißt heute, was?“, bemerkte Vodka und Rena war wieder einmal dankbar für seine Fähigkeit, die Situation auflockern zu lassen. In einer Ecke erkannte sie Chianti, die junge Frau war unberechenbar und dazu noch Scharfschützin. Eine gefährliche Kombination. Sonst war niemand hier. Dennoch hatte sich das übliche Team versammelt. Bis auf einen.

„Wo ist Korn?“, wollte die CIA-Agentin wissen.

Gin schnaubte nur.

„Er hat andere Aufgaben, wir werden ihn diesmal ohnehin nicht brauchen.“, erklärte er ihr.

Rena nickte und begann sich umzusehen. Chianti hatte ihre Ausrüstung mitgebracht, auf dem Tisch lag ein Stadtplan von Beika.

„Also gut, weiht mich in die Mission ein.“, begann sie und sah erwartend zu Gin.

Dieser gab Vodka ein Zeichen, welcher sich scheren Herzens aufrappelte und den Fernseher einschaltete. Dort flackerte das Bild eines Pressesprechers auf, der einen schick angezogenen Mann ans Rednerpult ließ. In der Überschrift: Waffenschieberring zerschlagen. Alles Dank der Tokioter Polizei!

„Wer ist der Kerl?“, wollte Rena wissen.

Gin sah in ihre Richtung.

„Polizeioberrat Hakuba. Die Waffenschieber die verhaftet wurden, arbeiteten für uns, diese Aktion hat der Organisation somit einen schweren Schlag versetzt.“, offenbarte er.

„Und dafür wird er jetzt büßen.“, meinte Chianti mit einem Grinsen, das durch nichts anderes als Boshaftigkeit zu interpretieren war.

Rena wirkte verdutzt.

„Rache? Ein seltsames Motiv für die Organisation.“, wand sie ein.

Gin schüttelte schnell den Kopf.

„Sein Tod war so oder so vorbestimmt. Unsere Mission kommt nur etwas zu spät. Sein Stellvertreter arbeitet für uns, wir beseitigen also nur um mehr Einfluss zu bekommen.“, verriet er.

Rena nickte und betrachtete die Zielperson. Polizeioberrat Hakuba war korpulent und besaß einen gerade zu übertriebenen Schnurbart.

„Was wird meine Aufgabe sein? Mizunashi Rena hat offiziell gekündigt und sollte sie dennoch wieder auftauchen, ist das FBI alarmiert.“, entgegnete sie.

Gin musste ihr recht geben.

„Du bist seitdem in der Tat nutzlos für uns geworden. Es wäre einfach wenn du ihn interviewen und so in die rechte Position bringen könntest, aber es wird auch so gehen. Wir wissen wo er heute um 14 Uhr sein wird, Chianti positioniert sich auf dem Dach gegenüber des Parlamentsgebäudes. Deine und Vodkas Aufgabe wird es sein die Umgebung zu sichern, kein Polizist darf uns in die Quere kommen.“, bemängelte er.

Rena nickte und ließ sich ohne Widerrede in den genauen Plan einweihen. Kurze Zeit später bat sie um eine Pause und suchte die Toilette auf. Dann zückte sie ihr Handy und untersuchte es auf Wanzen. Sie wechselte die Sim-Karte und wählte dann eine bestimmte Nummer. Es war die ihres Verbindungsagenten hier in Japan. Nachdem die CIA über den Anschlag bescheid wusste, wählte sie erneut und zwar die Nummer von Jodie Starling.
 

Beika – Haus von Hiroshi Agasa
 

„Häääh? Ein weiterer Code? Und du hast ihn bereits gelöst?“, fragte Agasa überrascht.

Die Detective Boys waren bereits gegangen, nur Shiho stand mit verschränkten Armen vor ihm.

„Ja, ich schätze schon. Für jemand Außenstehendes wäre es schwierig gewesen, aber diese Rätsel wurden auf mich ausgerichtet.“, erklärte er.

Shiho spitzte die Lippen.

„Auf einen Holmes-Freak meinst du?“, meinte sie sarkastisch.

Conan erwiderte nichts darauf, sondern dachte nach.

„Dieser Code erscheint ebenfalls in einem Holmes Roman. Und zwar in „Das Tal der Furcht“. Ein Spion in Moriartys Organisation schickt ihn an Holmes, dieser braucht ebenfalls etwas um ihn zu knacken. Die Zahlen beziehen sich auf Seiten und Absätze in einem Buch.“, offenbarte er.

Agasa fasste sich ans Kinn.

„Also müssen wir nur im selben Buch nachschlagen?“, hakte er nach.

Conan schüttelte den Kopf.

„Das würde wenig Sinn ergeben, da es sich um ein fiktives Buch handelt. Aber meiner Theorie nach, dürfte es sich dabei um das „Tal der Furcht“ selbst handeln.“, meinte er.

Agasa nickte verstehend.

„Der Code sagt also aus, du sollst in diesem Buch nach den folgenden Seitenzahlen und dazu passenden Wörtern suchen, richtig?“, begann er zu verstehen.

Conan nickte.

„Bin gleich zurück, ich habe ich Exemplar in meiner Bibliothek in meinem Haus.“, erwiderte er und wollte losrennen. Doch jemand hielt ihn zurück. Es war Shiho.

Conan sah sie überrascht an. Furcht spiegelte sich in ihren Augen, als wollte sie Conan nicht loslassen, da er sonst in das Tal stürzen und von ihm verschlungen werden konnte.

„In deinem Haus… da wohnt doch immer noch… er.“, stockte sie und sah aus dem Fenster.

Doch Conan entwarnte sie. Der Student, Subaru Okiya, der seit einigen Wochen in seinem Haus lebte, weil sie eigene Wohnung abgebrannt war, hatte bestimmt nichts hiermit zu tun.

Conan hatte das Haus des Professors bereits verlassen, bis Shiho einfiel, dass Subaru Okiya doch ebenfalls Sherlock Holmes Fan war, oder? Und sie Rätsel befassten sich nun mit exakt diesem Thema…
 

Beika – Haus von Shinichi Kudo
 

Subaru Okiya öffnete dem kleinen Detektiv die Tür und musterte ihn eindringlich.

„Conan-kun was kann ich für dich tun?“, fragte er charmant.

Dieser kratzte sich verlegen an der Stirn.

„Ähhh… ich wollte eigentlich nur eines von Shinichis Büchern ausleihen.“, kam er gleich zum Punkt. Der Student nickte verstehend und ließ ihn in sein eigenes Haus. Conan kannte sich natürlich prächtig in seiner eigenen Bibliothek aus und hatte das passende Buch schnell gefunden. Okiya beobachtete ihn und rückte seine Brille zurecht.

„Das Tal der Furcht.“, murmelte er.

Conan nickte und entschuldigte sich für die Störung.

„Er hat versagt, weißt du?“, hinderte ihn Okiya schließlich am verlassen des Hauses.

Conan drehte sich nochmals zu ihm um, der Student hatte sich sein übliches Grinsen aufgesetzt.

„Holmes versagt bei dem Versuch die Person zu beschützen, für dessen Mord Moriarty und seine Komplizen verantwortlich sind.“, machte er ihn auf den Inhalt des Buches aufmerksam, welchen Conan jedoch bestens kennen musste. Dennoch nickte der Detektiv und ließ seinen Mieter allein.

Zurück im Haus des Professors durchstöberte er das Buch und notierte sich alle notwendigen Worte.

„Mist.“, fluchte er dann.

Auch Shiho und dem Professor entgingen seine Verzagtheit nicht.

„Es ist das falsche Buch. Die Worte ergeben keinen Sinn. Fluss, Überdachung, Watson, es, Haus, Überschrift, Mord. Diese Worte sind in keinen logischen Zusammenhang zu bringen.“, beschwerte er sich.

Shiho warf einen Blick auf die Worte und dann wieder auf den Code. Sie schmunzelte.
 


 

Beika – Unbekanntes Firmengebäude
 

Er war es, daran bestand kein Zweifel. Zumindest äußerlich. Nichts an den Gesichtszügen, oder dem Ausdruck in den Augen erinnerte die FBI-Agentin an ihren langjährigen Partner. War Shuichi Akai wirklich tot? Der Shuichi Akai den sie kannte? War der Mann vor ihr jemand völlig anderes? Er hatte sie nicht erkannt, das hatte der Frau große Angst bereitet. Was war nur geschehen? Mit ihrem Mittel – und Zeigefinger fuhr sie über die markante Brandnarbe im Gesicht ihres Freundes. Was hatte er nur durchlitten? Was war damals am Raiha-Pass geschehen? Mizunashi Rena von der CIA hatte auf ihn geschossen daran bestand kein Zweifel. Doch er hatte überlebt, auch wenn es nicht mehr der Akai war, den sie kannte. In diesem Fall wäre er nämlich längst wieder zum FBI zurückgekehrt. Zu seinen Kollegen, zu seinen Freunden… zu ihr. Hatte er sein Gedächtnis bei der darauf folgenden Explosion verloren? Es erinnerte an einen schlechten TV-Film, war aber die einzige Erklärung. Doch was war mit den übrigen Fragen? Wer war die Leiche im Kofferraum des Chevrolet C-1500? Wieso besaß sie Shus Fingerabdrücke? Und wo war ihr Freund jetzt? Ihr Handy klingelte und Jodie erkannte den Namen der CIA-Agentin die für den Vorfall verantwortlich war. Zuerst hatte sie Hass für Mizunashi Rena empfunden, jetzt wusste sie nicht, welche Art von Gefühlen sich einstimmten. Sie ging ran und lauschte gespannt dem Bericht der Undercover-Agentin. Sie dankte ihr und versprach ihrem Vorgesetzten alles zu erzählen. Dann biss sie sich auf die Lippen. Bis 14 Uhr war es gerade noch eine Stunde, James würde alle Risiken abwiegen und dann entscheiden was das beste war. Vermutlich würde er es darauf beruhen lassen die Polizei zu warnen, während das FBI selbst Stellung einnahm um die fliehenden Agenten einzufangen. Shu würde anders handeln das wusste sie. Er fehlte ihr. Shu.
 

Teil 3

Rot und Pechschwarz
 

Beika – Haus von Hiroshi Agasa
 

„Eine Telefonnummer?“ Conan sah seine Freundin skeptisch an.

Shiho nickte und hielt ihm die Worte unter die Nase.

„Lass mich raten du hast natürlich nur japanische Exemplare des Buches, habe ich recht?“, fragte sie spöttisch.

Conan brummte, bejahte dann aber.

„Es fiel mir ein, nachdem du weg warst. Texte werden zwar mehr oder weniger 1 zu 1 vom englischen ins japanische übertragen, doch wenn man an die Anreihung der Schriftzeichen denkt, gibt es keinerlei Übereinstimmung mehr. Die Plätze der Worte verschieben sich, selbst Kanjis können anders interpretiert werden als vorgesehen. Es käme zu Missverständnissen, was diesem Rätselliebhaber kaum lieb sein könnte.“, redete sie um den heißen Brei herum.

Als sie Conans drängenden Blick erkannte, kam sie zum Punkt.

„Ich benutzte den PC des Professors um online ein englisches Exemplar einzusehen. Ich habe die Zahlen noch nicht abgeglichen, aber…“ Sie hatte kaum zu Ende gesprochen, schon hatte sich Conan an den Computer gesetzt und legte los. Einmal erneut schlug er in dem Werk nach und musste feststellen, dass seine Freundin recht hatte.

„Null… Null… Acht… Eins… Siebzehn… Zehn… Hundert…“, notierte er sich die geschrieben Zahlen.

„Ich sagte es doch, oder? Wieso überprüfst du es dann nochmal?“, fragte Shiho in einem anklagenden Ton.

Conan sprang wieder vom Stuhl und packte Shiho an den Schultern.

„Du bist die beste!“, sagte er ihr und kramte nach seinem Handy.

Shiho räusperte sich fing sich schnell wieder.

„Aber… wem gehört diese Nummer?“, wollte Agasa wissen.

Conan zuckte nur mit den Schultern.

„In wenigen Augenblicken wissen wir es. Ich stelle auf laut.“, erwiderte er.

Es klingelte. Ziemlich lang sogar. Schon als der Detektiv annahm es würde niemand mehr abheben, regte sich etwas.

Ein Schnaufen. Dann Stille.

„Sie sind das, oder? Derjenige der mir den Code gegeben hat.“, meldete sich Conan zu Wort.

Wieder die metallene Stimme.

„Wie es von Conan Edogawa nicht anders zu erwarten war. Hat dir meine Geschichte gefallen?“, hakte er nach. Conan ließ sich aber nicht beeindrucken.

„Was hat das zu bedeuten? Erklären Sie es mir nun, wie versprochen?“, wollte er wissen.

Ein Schmatzen an der anderen Leitung. Amüsierte seinen Gesprächspartner die Situation?

„Also gut, ich erzähle dir erneut eine Geschichte. Hör aufmerksam zu.“, begann er.

Doch Conan schien genug davon zu haben.

„Mir reichen Ihre Geschichten, sagen Sie endlich was Sie von mir wollen.“, meinte er gereizt.

Sein Gegenüber schien nicht erbost zu sein, im Gegenteil. Er lachte und durch die verzerrte Stimme tat es regelrecht in Conans Ohren weh.

„Bist du sicher? Der Protagonist meiner Geschichte ist ein Detektiv, genau wie du. Und sein Name lautet…. Shinichi Kudo.“
 

Stille. Diesmal auf beiden Seiten. Alle waren nun ernster und offenere dafür was der Mann zu sagen hatte.

„Die Geschichte beginnt in einem gewöhnlichen Freizeitpark. Zwei junge Oberschüler genießen das Glück ihrer Jugend das der Liebe. Dann das Ereignis das alles verändern sollte. Ein Deal lief schief, jedoch nicht für die Kriminellen. Sondern für den Detektiv. Er wurde entdeckt und man drohte ihn zu ermorden. Die Namen der beiden Kriminellen lauten Gin und Vodka. Kommt dir das soweit bekannt vor? Sie benutzen ein neuartiges Gift, welches eine Wissenschaftlerin kreierte, die wie sie Teil einer mächtigen Organisation war. Jeder nahm nun an der Detektiv sei tot. Aber es gab Ungereimtheiten. Kein Polizeibericht über einen Leichenfund an jenem Tag in diesem Vergnügungspark. Niemand trauerte um Shinichi Kudo, warum nicht? Er war sehr beliebt und dazu noch berühmt? Warum schrieben die Zeitungen nichts? Dennoch war Shinichi Kudo verschwunden. Es gibt demnach zwei mögliche Optionen. Jemand fand die Leiche und ließ sie verschwinden. Doch warum sollte jemand so handeln? Oder, Shinichi Kudo überlebte die Attacke und tauchte danach unter. So weit so gut, er blieb von der Bildfläche verschwunden. Dafür drängte sich aber ein anderer Detektiv in den Vordergrund, ein ehemaliger Polizist, Kogoro Mori. Interessanterweise handelte es sich bei ihm um den Vater von Kudos Freundin. Ein Zufall? Oder war Kudo bei ihm untergetaucht und half ihm bei seinen Fällen? Ich untersuchte seinen Hindergrund und fand etwas wirklich Interessantes. Einer untreuen Agentin der Organisation, Sherry sollte ebenfalls getötet werden. Doch sie entkam und die Umstände wurden untersucht. Sie war die Entwicklerin jenes Giftes

Und trug vielleicht noch etwas davon bei sich. In ihrem Versteck gab es keine Ausgänge, ausgenommen ein kleiner Spalt, aus dem aber gerade mal ein Kind hätte entkommen können. Und kurze Zeit zuvor nahm Kogoro Mori einen Jungen bei sich auf, den er auch stets zu seinen Ermittlungen mitnimmt. Doch auch dieser Junge ist selbst sehr engagiert, zusammen mit gleichaltrigen Freunden löst er Fälle, die selbst für die Polizei eine schwere Nuss darstellen. Unter ihnen befindet sich auch ein brünettes Mädchen, das Sherry durchaus ähnlich sieht. Mit anderen Worten will ich sagen…, dass Conan Edogawa… Shinichi Kudo ist. Na? Was hältst du von meiner Theorie?“, schloss er seinen Bericht schließlich.

Conan brauchte etwas um die passenden Worte zu finden.

„Eine nette Theorie. Aber sie gleicht denen, die Onkel Kogoro, also Herr Mori stets von sich gibt. Ein Erwachsener wird in ein Kind verwandelt? Das hört sich sehr unglaubwürdig an.“, entgegnete er.

Ein kurzes Lachen auf der anderen Seite.

„Du willst einen Beweis? Gut, ich war damit beauftragt das Versteck eines inzwischen verstorbenen Agenten zu säubern. Irish, erinnerst du dich an ihn?“

Conan verengte die Augen.

„Auf seiner Festplatte fand ich den restlichen Beweis, der zweifelsfrei belegt, dass Shinichi Kudo durch das APTX nun zu Conan Edogawa wurde.“, untermauerte er seine Erläuterung.

Conan schluckte schwer, Professor Agasa geriet beinahe in Panik. Selbst Shiho klammerte sich an den Türbalken fest.

„Nach all diesen Hinweisen… weißt du endlich bei wem es sich um mich handelt?“, fragte die Stimme.

Conan ließ sich Zeit für die Antwort.

„Ja. Sie sind Bourbon, richtig?“, hakte er nach.

Ein ‚Bingo’ seitens des Gesprächspartners.

„Was glaubst du würde geschehen wenn ich diese Information an meine Leute weiterleiten würde? Ganz recht, sie würden nicht nur dich, sondern auch alle anderen Gefahren beseitigen. Deine Freunde, deine Familie, alle würden abgeschlachtet werden.“, erwiderte Bourbon höhnisch.

Conans Faust zerquetschte das Handy beinahe.

„Aber… Sie haben die Information noch nicht weitergeleitet?“, fragte er kritisch.

Bourbon schien am anderen Ende kurz zu überlegen. Ein Pusten, rauchte er etwa eine Zigarette?

„Ich schlage dir einen Handel vor, was hältst du davon?“, wollte er wissen.

Conan überlegte kurz ob er es ernst meinte.

„Ach komm schon, was spricht dagegen? Ich sehe dich nicht wirklich als Gefahr für die Organisation an, ich lasse dich also laufen. Und für diese abtrünnige Agentin… Sherry… interessiere ich mich schon gar nicht. Willst du deine Freunde gar nicht beschützen?“, fragte er.

Conan wusste, dass er ihm nicht vertrauen durfte, doch was sollte er in dieser Situation unternehmen?

„Einen Handel? Na schön, was wollen Sie als Gegenleistung dafür, dass Sie die Information unterschlagen?“, ging er dann doch darauf ein. Shiho war näher gekommen und wollte etwas sagen, kam aber nicht dazu.

Bourbon holte tief Luft und antwortete schließlich.

„Ich will… Shuichi Akais Kopf.“

Stille. Diesmal länger. Conan hatte es die Sprache verschlagen, doch Bourbon wartete auf seine Reaktion.

„Shuichi Akai… ist tot.“, erwiderte er dann.

Shiho und der Professor warfen sich fragende Blicke zu, Conan bereute es sein Telefon auf laut gestellt zu haben. Beide hätten von diesen Dingen nichts mitbekommen sollen.

Nun ein Knurren seitens Bourbons.

„So einfach mache ich es dir aber nicht Kudo-kun. Ich kenne den Zwischenfall am Raiha-Pass und Kirs angeblichen Mord an Special Agent Shuichi Akai. Ja, einige Agenten beobachteten die Tötung und eine Leiche wurde sichergestellt. Diese Leiche besaß die Fingerabdrücke von Shuichi Akai. Niemand hätte Verdacht geschöpft, doch ich kenne diesen Mann bereits einige Zeit länger. Ich ermittelte weiter und ging einem Verdacht nahm. Es gelang mir DNA-Material von der Leiche zu bekommen und glich sie mit der, der Polizei ab. Natürlich nicht der von Tokio, denn ich wusste, dass jene Person aus Shizuoka stammte. Dort fand ich sie auch, sie passte genau auf deinen zweitklassigen Kriminellen, der bekannt dafür war für jeden zu arbeiten. Der Name dieser Person lautete… Kusuda Rikumichi. Kommt dir dieser Name bekannt vor? Er sollte es. Er war einer der Agenten, welche die Organisation in alle umliegenden Krankenhäuser geschleust hat um Kir aufzustöbern, das Mitglied der Organisation, das vom FBI gefangen genommen worden war. Somit war alles an jenem Tag ein Trick gewesen. Akai und das FBI waren vorbereitet und konnten alles so präparieren, damit es aussah, als hätte Kir Akai getötet. Selbst Gin, der meinen Hass auf diesen Mann teilt glaubte an seinen Tod. Natürlich macht das Kir zu seiner Komplizin, ich nehme an sie ist ebenfalls Teil des FBIs, oder einer anderen Behörde. Ob ich sie gehen lassen kann weiß ich nicht, das muss ich mir noch überlegen. Jedenfalls sieht unser Deal folgendermaßen aus.

Ich gebe dir 6 Stunden um mir Shuichi Akais Aufenthaltsort zu nennen, falls nicht, werde ich meine Daten an meine Leute weiterleiten. Danach wird die Hölle ausbrechen und ein Blutbad wird sich um dich herum ziehen. Ich überzeuge meine Leute davon dich zuletzt zu töten, damit du den Verlust mit eigenem Leib spüren kannst.“, sagte Bourbon bedrohlich. Dann legte er auf.

Conan wusste nicht, ob es ihm gelungen wäre noch etwas zu sagen. Dann wählte er die Nummer erneut, doch ohne Erfolg. Der Mann hatte scheinbar alles gesagt was er zu sagen hatte.

Bourbon.

„Shi… Shinichi!“, hatte Agasa ihn an den Schultern gepackt.

Conan drehte sich um und erkannte Shihos ängstlichen Gesichtsausdruck.

Dann rang er sich ein Lächeln ab.

„Keine Sorge, im Prinzip verläuft alles nach Plan.“, sagte er dann.

Beide sahen ihn skeptisch an.

„Kudo-kun! Er kennt unsere Identitäten und wird sie der Organisation mitteilen, wenn du ihm diesen Typen nicht auslieferst.“, sprach sie eindringlich.

Conan tat eine abfällige Handbewegung.

„Aber er sagte doch, dass wir noch 6 Stunden hätten, richtig? Also genug Zeit ihn zu finden und durch ihn an seinen Boss zu gelangen.“

Shiho konnte nicht glauben wie gelassen Kudo das ganze sah. Sie wollte etwas sagen, doch Conan hatte bereits wieder zu telefonieren begonnen und das Mädchen traute ihren Ohren nicht, als er plötzlich für ihren Augen, seelenruhig eine Pizza bestellte.

„Überlasst das mir, ich regle das schon.“, war er abermals daran das Haus zu verlassen.

Diesmal hielt ihn Shiho fester zurück. Sie sagte nichts, sie hielt einfach den Ärmel seines T-Shirts. Conan legte ein beruhigendes Lächeln auf.

„Keine Sorge, du kannst dich auf mich verlassen. Außerdem gibt es einen Grund warum sie mir nichts anhaben können.“, erwiderte er.

Shiho sah ihn überrascht an.

„Naja… ich bin schließlich noch zu jung zum Sterben.“, scherzte er und ließ die beiden dann allein.

Draußen starrte er abermals ständig auf sein Handy, wodurch ihm die neugierigen Blicke eines stillen Beobachters entgingen. Subaru Okiya stand hinter dem Fenster im ersten Stock und sah auf die Straße hinab. An seinem Ohr ein Handy, ungeduldig wartete er darauf, dass sich die Person meldete.

„Ja ich bin es. Unser kleiner Freund scheint wegen etwas sehr aufgebracht zu sein. Soll ich ihm folgen?“, wollte er wissen.

Sein Gesprächspartner schien aber dagegen zu sein, was sich in Okiyas Miene widerspiegelte.

„Sicher? Er könnte uns zu Akai führen.“, wand er ein.

Doch die Entscheidung des Anderen schien dicht diskutierbar sein.

Also legte er auf und sah zu wie der Junge in Richtung U-Bahn verschwand. Dann kehrte er an den Tisch zurück und griff nach der halbleeren Falsche Bourbon die darauf stand.

„Hm. Halbleer… oder halbvoll?“, murmelte er stoisch und schenkte sich ein.
 

Beika – Einkfausviertel
 

Conan hatte inzwischen vier Stationen mit der U-Bahn zurückgelegt und befand sich gegenüber des Bahnhofs in einer Tiefgarage, die unter einem bekannten Einkaufscenter lag.

Ständig begutachtete er seine Uhr und ließ seinen Blick schweifen. Er wartete auf das Herannahen eines Wagens, doch es blieb aus. Die Person auf die er wartete war bereits hier. Das wurde ihm spätestens klar, als sich ein Schatten über ihn bildete. Mit einem Ruck drehte sich der Detektiv um und starrte die Person an, die plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht war. Lässig und mit den Händen in den Hosentaschen sah der Mann auf Conan herab.

„Dein Anruf bedeutet wohl… dass es nun endlich soweit ist?“, fragte Shuichi Akai den geschrumpften Detektiv interessiert.
 

Teil 4

Konvergenz
 

Tokio – Parlamentsgebäude

5 Stunden und 40 Minuten bis Ablauf des Ultimatums
 

„Du siehst gedankenverloren aus Vater.“

Ein Zucken seitens des altgedienten Polizisten. Polizeioberrat Hakuba ließ von seiner atemberaubenden Aussicht ab und wand sich seinem Sohn zu.

„Du bist früh dran.“, erwiderte er und strich sich über seinen Anzug.

Saguru Hakuba tat es ihm gleich und starrte aus dem Fenster.

„Anmutig nicht wahr? Das ist eines der größten Gebäude in Tokio.“, meinte er sagen zu müssen.

Sein Vater begann zu lachen.

„Keine Sorge, ich habe unser Abendessen nicht vergessen. Deine Mutter würde mich ermorden und wenn das geschieht, wer soll sich dann um die wirklich schlimmen Buben kümmern?“, säuselte er und richtete seinen Schreibtisch.

Saguru nickte kurz.

„Ja ich habe von deinem durchschlagenden Erfolg gehört, eine Waffenschieberbande?“, hakte er nach. Der Polizeirat bestätigte es ihm und überflog einige Stellen in seinem Terminkalender.

„Aber es ist selten, dass du uns besuchst. Sag bloß es gefällt dir in London nicht mehr. Oder ist es… nein, sag nur nicht, dass es wieder dieser Kriminelle ist, für den du eine so dermaßen große Obsession entwickelt hast.“

Saguru seufzte und vergrub seine Hände in seinen Hosentaschen.

„Wenn du auf diesen dreisten, weißen Dieb anspielst, so kann ich dir versichern, dass es sich in keinster Weise um eine Obsession handelt, sondern möglicherweise um eine Lebensaufgabe.“, korrigierte er ihn.

Der Polizeioberrat fragte sich ob er anmerken sollte, dass sich diese Dinge für nicht unterschieden, unterließ es dann aber.

„Vater und Sohn kämpfen beide gegen das Verbrechen. Jeder auf seine eigene Weise“, erklang nun eine Stimme, die das Vater-Sohn-Gespräch beenden sollte.

Saguru blickte zur Tür ein schick angezogener Mann betrat das Büro und stolzierte auf die beiden zu. Sein Anzug war makellos und seine Frisur ließ keinen Tadel zu.

„Ach Saguru, kennst du bereits Staatssekretär Kagami Raitou-san?“, stellte er ihn seinem Sohn vor.

Hakuba junior verneinte und schüttelte Kagami die Hand.

„Bitte nehmen Sie meinen Vater nicht zu sehr in Beschlag ja? Meine Mutter und ich benötigen ihn noch für einige Zeit.“, versuchte er so charmant wie möglich zu klingen.

Kagami nickte und wollte mit seinem Vorgesetzten einige Details durchgehen, bis dieser abwehrte.

„Heute nicht mehr. Das ist ohnehin nur für die Presse, oder? Also hat es Zeit. Schließlich will ich mit meiner Familie noch einen netten Abend verbringen.“, wehrte er ab.

Kagami zögerte, akzeptierte dann aber den Wunsch des ranghohen Beamten.

„Saguru, gib mir noch 15 Minuten, danach gehöre ich ganz dir.“, versicherte er, doch sein Sohn starrte nur weiterhin aus dem Fenster.

„Es kommt ein Sturm auf…“, entkam es ihm, scheinbar unbewusst.

Kagami und Hakuba senior blickten nur überrascht nach draußen. Der Himmel war klar, kaum eine Wolke drängte sich ihnen auf. Also wovon sprach er?
 

Highway – Richtung Tokio Innenstadt

5 Stunden und 30 Minuten bis Ablauf des Ultimatums
 

„Das… ist ein Chevrolet Spark, nicht wahr?“, wagte es Conan zu fragen.

Der FBI-Agent auf der Fahrerseite nickte betrübt.

„Ja. An diesem Tag… ist auch ein Teil von mir gestorben.“, erwiderte er mit melancholischem Geschichtsausdruck.

„Hey hey…“

Conan musterte den Mann, meinte er es etwa ernst? Hatte ihm sein alter Wagen dermaßen viel bedeutet? Er blickte auf die Uhr. 5 Stunden und 40 Minuten bis Bourbons Ultimatum ablief.

„Es hat wohl nicht funktioniert.“, murmelte Akai und Conan nickte, in dem Wissen, dass dieser seinen fingierten Tod andeutete.

„Nunja, einige in der Organisation haben es geglaubt, selbst Ihre Kollegen vom FBI.“, wand er ein.

Akai konnte ihm nur rechtgeben.

„Zumindest bis… ja, bis zu meinem Doppelgänger.“, konnte er sich trotz der angespannten Situation ein Lächeln abringen. Er bemerkte wie der Junge in seine übliche Starre verfiel und angestrengt nachdachte.

„Es… könnte sich dabei um Wermut handeln.“, schlug er vor.

Akai nickte nur.

„Ja, es könnte ein Versuch sein herauszufinden was das FBI wirklich weiß. Das, oder…“, sprach er, brach dann aber ab.

„Oder?“, hakte Conan, doch Akai schüttelte den Kopf. Er schien das Thema nicht weiter besprechen zu wollen. Aber es ergab Sinn. Das FBI nahm an, Shuichi Akai wäre am Raiha-Pass getötet worden. Tauchte nun ein zweiter Akai auf, der verwundet war und eine Brandnarbe trug, die scheinbar durch eine Explosion verursacht worden war, war das FBI in Gefahr.

„Sie sollten Ihre Kollegen davon informieren.“, warnte ihn Conan.

Akai sah weiterhin konzentriert auf die Straße vor sich.

„Wenn wir das hier erledigt haben.“, bestand er darauf.

Conan akzeptierte seine Entscheidung.

„Was können Sie mir über Bourbon verraten?“, hakte er nach.

Nun erkannte er eine ernste Regung im Gesicht des Agenten. Hatte er einen wunden Punkt getroffen?

„Um ehrlich zu sein nicht sonderlich viel. Er ist sehr geheimniskrämerisch, ich habe sein Gesicht noch nie zuvor gesehen. Aber er ist in der Tat gefährlich, das kann ich dir versichern. Er ist der Stratege der Organisation und entwirft die meisten Vorgehensweise für die Agenten. Bevor ein Verbrechen begangen wird verlangt ‚er’ persönlich, dass Bourbon alles absegnet. Man kann mit gutem Recht davon sprechen, dass er ein Genie ist. Und…“

„Und?“, hakte Conan nach.

Akai räusperte sich.

„Jodie nennt dich doch manchmal Holmes, richtig? Ich sehe davon ab, da es meiner Meinung nach nur einen geben kann.“, erklärte er.

Conan konnte ihm für einen Moment lang nicht folgen. Dann erinnerte er sich an Renas Beschreibung des Mannes.

„Er ist ein Holmes-Fan. In diesem Falle seit ihr beide euch recht einig.“, sagte Akai schließlich doch noch.

Conan wollte etwas erwidern, doch dann hielt der Wagen.

„Wir sind da.“, informierte ihn Akai und stellte den Motor ab.

Conan sah zur anderen Straßenseite hinüber und erkannte das hohe, weitläufige Parlamentsgebäude.

„Und die Informationen sind wirklich korrekt?“, wollte er wissen.

Akai nickte, für ihn schien es keinerlei Zweifel zu geben.

„Rena hat mich selbst darüber informiert nachdem sie meinen Kollegen bescheid gesagt hatte.“

Conan senkte den Kopf.

„Dann nehme ich an, hat das FBI hier bereits alles abgesperrt.“, murmelte er.

Akais Miene sprach Bände.

„James empfand es als zu gefährlich hier überall Agenten durch die Gegend zu schicken. Mizunashi Renas Tarnung wäre ernsthaft in Gefahr. Deshalb bin ich wohl das einzige, das er entbehren kann.“, meinte er entschuldigend.

Doch Conan musste ihm recht geben. Es war wichtig den Polizeioberrat zu schützen, doch geschah dies zu auffällig, gerieten auch noch andere Leute in Gefahr. Der kleine Detektiv stieg aus dem Wagen und trat einige Schritte vorwärts. Er stoppte als er mitbekam, dass Shuichi Akai in seinem neuen Chevrolet verharrte.

„Kommen… Sie nicht mit?“, wollte er wissen.

Der Agent schüttelte den Kopf.

„Die Organisation observiert das Gebäude sicherlich, es könnte es negativ auf uns auswirken wenn vor ihnen plötzlich ihr tot geglaubter Nemesis erscheint, meinst du nicht?“, sprach Akai aus was er von dieser Idee hielt. Conan stimmte schließlich zu und schritt voran, bis ihm eine weitere wichtige Frage einfiel.

„Noch etwas. Sie wissen… über Subaru Okiya bescheid, oder?“, sagte er nochmals an den FBI-Agenten gewand. Dieser nickte schwach und das schien Conan bereits auszureichen.

Wenige Minuten später stand er vor dem Eingang des Parlamentsgebäudes. Er wollte ins Innere, doch dies hätte wenig Sinn ergeben. Die zwei Wachleute waren das erste was ihm ins Auge stieß. Sie würden ihn nicht ohne weiteres ins Innere lassen, außer…

Es dauerte nicht lange, bis sich der Detektiv eine Strategie zurecht gelegt hatte. Ein gestresster Mann in seinen Vierzigern, verlor ständig seine Unterlagen, da er einfach zu überladen war. Conan ging ihm zur Hand und bot sich an, ein paar seiner Sachen für ihn zu tragen. Der Büroangestellte war sichtlich dankbar und verschaffte Conan so Zutritt in den gesicherten Bereich. Beide bestiegen den Lift und Conan dachte konzentriert nach. Alles was er zu tun hatte war den Polizeioberrat zu warnen, doch wie? Er würde kaum einem Kind glauben außer…. Ja, das klügste war es mit der Stimme eines ranghohen Beamten anzurufen wie Megure, oder noch besser Matsumoto. Dann wäre man die Warnung ernst nehmen. Conan besaß inzwischen genug Erfahrung mit der Organisation, dass er einen Scharfschützen nicht ausschloss. Jemand wie Korn oder Chianti konnte sich auf dem Dach eines gegenüber liegenden mehrstöckigen Hauses postiert haben und warten, bis die Zielperson das Gebäude verließ. Nachdem Hakuba in Sicherheit war würde Conan diese Person finden und durch sie an den Boss der Männer in Schwarz herankommen. So sah zumindest der Plan aus. Ein abenteuerlicher Plan, wie er zugeben musste. Er konnte nur scheitern nicht? Wie die übrigen Male…

Er war ihnen so dicht auf den Fersen gewesen, doch es endete in Akemi Miyanos Tod. Shihos Schwester. Selbst Wermut konnte sich seinem Griff entziehen und Irish starb direkt vor seinen Augen. Eine Kugel in die Brust, die ihn jedoch nicht von einer letzten Bitte abhielt. Die Organisation zu zerschlagen. Viele verließen sich auf ihn, das wusste er. Besonders Ai.

Der Lift hielt und der Angestellte taumelte auf dem Flur.

„Tsurugi, wo bleibst du? Der Chef wartet auf die Präsentation.“, wurde der Mann von einer Frau im Gang angeschnauzt.

„Amamiya-san…“, stotterte er und folgte ihr unverzüglich.

Conan lud noch die getragenen Sachen ab, dann wollte er sich aus dem Staub machen. Er bekam gerade noch mit wie ein rundlicher Mann die beiden Untergebenen anschnauzte, dann war er auf dem Weg in den 14ten Stock, wo sich laut Akai ein provisorisches Büro für den Polizeioberrat befinden sollte.

Der junge Detektiv hatte kaum den Gang betreten, da kam ihm bereits eine Gruppe Leute entgegen. Er kannte keinen von ihnen. Oder… nein! Falsch! Eine Person kam ihm tatsächlich bekannt vor, nur hatte er nicht mit ihr gerechnet. Es handelte sich um Saguru Hakuba ebenfalls einem Schülerdetektiv, dem er bereits einige Male begegnet war. Was tat er hier?

Natürlich, Polizeioberrat Hakuba war sein Vater, es war also nicht unlogisch, dass er ihm einen Besuch abstattete.

„Hey Junge, hast du dich verlaufen?“, wurde er von einem korpulenten Mann gefragt, bei der es sich scheinbar um Hakuba senior handeln musste.

Conan wusste im ersten Moment nicht was er sagen sollte.

„Bist du nicht… ja bist Conan-kun nicht wahr?“, meldete sich Hakuba junior zu Wort.

Conan blickte verlegen und versuchte sich etwas einfallen zu lassen. Doch sein Detektivkollege schien die Predulie zu erkennen in die er geraten war.

„Das ist übrigens ein alter Freund von mir, er ist ebenfalls Detektiv.“, stellte er Conan seinem Vater vor.

Dieser lächelte, scheinbar wusste er nicht was er davon halten sollte.

„Hier drin ist es so stickig, gehen wir doch raus.“, schlug ein schick angezogener Mann vor und führte beide Hakubas, sowie Conan in den Lift.

„Sie… sie wollen jetzt doch nicht etwa hinausgehen, oder?“, fragte der Detektiv erschrocken.

Der Polizeioberrat bedachte ihn eines tadelnden Blickes.

„Doch, nach langer Zeit nehme ich mir endlich wieder frei um den Abend mit meiner Familie verbringen zu können. Daran wird mich niemand hintern.“, sagte er kritisch.

Conan wollte etwas einwenden, scheiterte aber bereits an dem festen, stoischen Blick des Polizisten. Er wollte sich Saguru Hakuba anvertrauen, doch wie? Selbst wenn er ihm glauben würde, sein Vater und dessen Kollege würden es nicht.

Der Lift hielt schneller im Erdgeschoss als er es erwartet hatte. Niemand stieg zu, niemand der die Gruppe aufhalten konnte. Wenn er jetzt nichts unternahm, würde die Organisation zuschlagen. Erbarmungslos. Sollte er Akai informieren? Oder sich zurückziehen und mit Matsumotos Stimme anrufen? Nein er kannte weder die Nummer des Polizeioberrats, noch blieb dafür Zeit. Er stellte sich vor die Männer und wirbelte mit den Armen herum.

„Also… können Sie mich hier nicht etwas herumführen?“, bat er flehend.

Doch keiner der beiden Beamten beachtete ihn groß. Saguru Hakuba musterte ihn, er schien abschätzen zu wollen, was ihm der Junge mitteilen wollte. Es war zu spät. Die beiden Männer steuerten auf den Ausgang zu, Conan und Hakuba folgten ihnen in dichtem Abstand. Sie waren noch einen Meter von der Glastür entfernt, bis Conan zum Äußersten Griff. Er hob seinen Arm und den Polizeioberrat mit dem Narkosechronometer zu betäuben. Es würde wie ein Schwächeanfall aussehen, eine andere Option blieb ihm nicht. Er bereitete sich auf die Aktion vor und… es blieb aus. Conan blieb starr stehen, genau wie der Rest der Gruppe und die Wachleute vor dem Eingang. Erst war es nur ein undefinierbares Geräusch gewesen, ein Klirren, als wäre irgendwo Glas zersprungen. Conan beobachtete wie Scherben auf einen Wagen fielen, der nur wenige Meter vor ihnen geparkt war. Dann der Mann.

Es gab einen unendlich lauten Knall, der von dem Aufprall einer sehr dicken Person hervorgerufen wurde. Weitere Glasscherben, alle Anwesenden hielten sich die Gesichter bedeckt. Die Autoalarmanlage des Wagens ertönte schrill und die Wachleute versuchten sich einen Überblick zu verschaffen. Conan und Hakuba näherten sich und blickten ungläubig auf das, was von dem Wagen noch übrig war. Conan erkannte die Person, es war der rundliche Mann, der seine Angestellten angeschnauzt hatte. Jetzt beschwerte er sich nicht mehr, er hatte gar keine Gelegenheit mehr dazu. Denn er war tot, daran war nichts zu rütteln.
 

Hochhaus-Complex – 400 Yards vom Parlamentgebäude entfernt
 

Chianti kauerte in ihrem Verschlag und brach beinahe unter der Hitze zusammen. Warum musste es ausgerechnet das Dach sein? Warum nicht eines der unteren Stockwerke? Ganz einfach, weil es schwierig gewesen war ein Gebäude mit leer stehenden Büros zu finden. Und dieses Hochhaus war eben der beste Punkt von dem man aus den Eingang des Parlamentsgebäudes im Blick hatte. Der Agent im Umfeld des Polizeioberrats hatte sie darüber informiert, dass die Zielperson in wenigen Minuten aus dem Gebäude schreiten würde. Chiantis Finger zuckte, sie hatte zu lange nicht mehr getötet. Andere Frauen in ihrem Alter verbrachten ihre Zeit vermutlich mit Shoppen oder auf Singlepartys. Chianti dagegen damit sich um ihre AK-47 zu kümmern. Sie hegte und pflegte sie und bekam dafür auch etwas zurück. Es war der Rausch der in sie fuhr, wenn sie den Abzug betätigte und die Kugel hunderte von Meter weit flog und in die Stirn der Zielperson einschlug.

Peng.

Die Person krachte zu Boden.

Peng.

Sie war tot.

Peng.

Es war wie ein Ohrwurm für Chianti, sie spürte die Sucht und nahm sie völlig in sich auf. Sie musste endlich wieder jemanden töten. Ihre letzte Kugel galt einem ihrer eigenen Agenten, Irish, der zwar nicht abtrünnig geworden, es aber dennoch verdient hatte. Doch das war Wochen her, sie brauchte den ‚Schuss’, im wahrsten Sinne des Wortes. Dann die Sache für dem Einkaufscenter, sie hatte nicht verstanden warum Gin die Mission abgebrochen hatte. Zu gerne hätte sie Shuichi Akai in die Stirn geschossen, es wäre eine Trophäe gewesen, die sie sich gerne angesteckt hätte.

Dann war es soweit. Die Zielperson verließ das Gebäude. Chianti hatte die Erlaubnis ohne vorherige Nachfrage schießen zu dürfen, eine Chance die sie sich nicht entgehen lassen wollte. Sie erkannte den fetten Kerl, der sich im Raster ihrer AK-47 tummelte. Er wirkte fröhlich und ausgeglichen, mal sehen wie es mit ein, vielleicht zwei Kugeln in Kopf und Hals aussehen würde. Zwei weitere Personen begleiteten ihn, wie sie von ihrer Position aus sehen konnte, doch die waren egal. Sie wollte gerade den Abzug betätigen, da geschah es. Ein lauter Knall, dann Glasscherben die auf den Boden herabregneten. Wieso? Sie hatte doch noch gar nicht geschossen, was ging hier vor sich? Dann der schwere Gegenstand der aus einem der oberen Stockwerke zu Boden fiel und hart auf einem parkenden PKW landete. War das… ein Mensch? Ein Selbstmörder? Damit hatte sie nicht gerechnet. Schnell zückte sie ihr Handy und wählte Gins Nummer.

„Ja?“, meldete sich dieser auf den Drücker.

„Es gibt ein Problem. Ich sehe die Zielperson, aber es gibt einen Toten. Jemand scheint aus einem der oberen Stockwerke gesprungen zu sein, sieht für mich wie Selbstmord aus. Jedenfalls rennen jetzt alle wie verrückt umher.“, informierte sie ihn über die Lage.

Gin musste nicht lange nachdenken um eine Entscheidung zu fällen.

„Zieh dich zurück. Dort ist gleich alles voller Polizei und das können wir nicht gebrauchen.“, wies er sie an.

Chianti erhob jedoch sofort Einspruch.

„Aber… unsere Mission.“

Oder Gin wollte keine Widerrede hören.

„Das FBI oder die Polizei wird kaum jemanden töten nur um unsere Mission zu sabotieren. Es muss sich um einen unglücklichen Zufall handeln, wir brechen ab.“, sagte er und legte auf.

Chianti fluchte. Schon wieder. Schon wieder hatte sie niemanden töten dürfen. Sie wusste, heute würde sie wieder besonders schlecht schlafen.
 

Tokio – Parlamentsgebäude

4 Stunden bis Ablauf des Ultimatums
 

„Ruft doch endlich einen Rettungswagen!“, brüllte der Polizeioberrat die Wachleute an. Einer zückte sein Funkgerät, doch Hakuba wehrte ab.

„Tut mir Leid, doch scheinbar fiel er aus dem 8ten oder 9ten Stock. Er ist definitiv tot.“, informierte er seinen Vater. Dieser presste die Lippen zusammen und starrte ungläubig die Leiche an.

„Wissen wir… wer er ist?“, stammelte er nun regelrecht.

Kagami kam zu ihm getreten.

„Sugiura Toshio-san, seine Abteilung wertet Berichte fürs Verkehrsministerium aus.“, erklärte er nachdem er selbst kurz telefoniert hatte.

Der Polizeioberrat strich sich über die Haare und ging vor dem Tatort entlang.

„Wieso… wieso musste er sich bloß umbringen?“, schien er die Welt nicht mehr zu verstehen.

„Hat er nicht.“, drang eine Stimme vom Frack hervor.

Der Junge von vor hin stand neben der Leiche und hob ihren Arm. Der alte Polizist wollte ihn schon davon abhalten, bis ihm auffiel, dass sein Sohn dasselbe tat.

„Saguru…“, stauchte er ihn erbost zurecht.

Doch beide Detektive ließen sich nur äußerst ungern stören.

„Tut mir Leid, Vater. Aber dies hier sieht definitiv nicht nach Selbstmord aus.“, musste dieser sagen.

Der Polizeioberrat sah abwechselnd zu ihm und zu dem Jungen.

„Es ist das Glas.“, sagte der Junge mit der Brille dann. Hakuba nickte nur zustimmend und hob eine Scherbe auf.

„Warum sollte ein Selbstmörder aus einem geschlossenen Fenster springen? Außerdem sind die Scherben als erstes hier aufgeschlagen, also noch vor der Leiche. Ein Körper ist wesentlich schwerer als Glas, besonders wenn es sich bei der Person um jemand korpulenteres handelt. Er müsste also zuerst ausgeschlagen sein und die Scherben müssten auf seinem Körper liegen und nicht umgekehrt. Oder zumindest müssten sie in der näheren Umgebung verteilt sein.“, erklärte er.

Kagami kam zu den dreien getreten.

„Dann… kann es nicht auch sein, dass er das Fenster mit einem Stuhl oder ähnlichem eingeschlagen hat und danach gesprungen ist?“, stellte er die Möglichkeit in den Raum?

Beide Detektive schüttelten die Köpfe.

„Das wäre unmöglich. Er ist zuerst mit dem Rücken auf dem Fahrzeug gelandet. Aber sehen Sie doch, sein Gesicht und sein Hals sind voller Kratzer und Schnitte. Er wäre beiseite gegangen wenn er das Fenster einschlägt, davon abgesehen wäre es einfacher gewesen es zu öffnen, wenn er lebensmüde gewesen wäre.“, wand er ein.

Kagami und sein Chef mussten schließlich zustimmen.

„Gut Kagami-tan, kümmern Sie sich um den Polizeilichen Einsatz und sprechen Sie am besten mit dem zuständigen Beamten. Ein möglicher Mord vor dem Parlament, die Presse wird nicht lange brauchen um davon Wind zu bekommen.“ Dann blickte er zu seinem Sohn.

„Kein Abendessen?“, fragte Hakuba, doch auch ohne Worte kannte er die Antwort seines Vaters. Während Kagami mit der Polizei telefonierte und kurze Zeit danach wieder auflegte, sah sich Conan die Leiche genauer an. Hatte Sugiura-san einfach gewartet, während der Täter das Fenster einschlug und sich nicht gewehrt, als man ihn nach draußen gestoßen hatte? Es musste schwer gewesen sein einen stämmigen Kerl wie ihn überhaupt zu bewegen. Und der Knall vorhin? Er war lauter als dass er nur durch das Zerbrechen von Glas verursacht werden konnte. Und dann… dann geschah es. Zuerst nur ein Piepsen, dann das Summen einer Melodie. Das eines Kinderliedes. Panisch reckte Conan seinen Kopf nach hinten und sah zu dem Mann der gerade telefonierte.

Karasu….

Kein Zweifel, es war das alte Kinderlied, die Nummer die zum Boss seiner schwarzen Feinde führte.

„Wer… ist das?“, stotterte er und sah in die Richtung des fein angezogenen Mannes.

Hakuba folgte seinem Blick.

„Kagami-san? Er ist Staatssekretär, er arbeitet ständig mit meinem Vater.“, klärte er ihn auf.

Conan ballte die Fäuste und sah kurze Zeit darauf, wie Kagami in Richtung eines Auto stapfte. Er wollte weg fahren. Nein, das durfte Conan nicht zulassen.

„Hakuba…kann ich dir diesen Fall überlassen?“, bat er schließlich.

Sein Detektivkollege wirkte überrascht, nickte dann aber. Conan war sich sicher, dass auch er die Ungereimtheiten entdeckt haben musste. Die beiden hatten zusammen bereits zwei Fälle gelöst, Conan war sich also sicher, dass er ihm diese Aufgabe seelenruhig übertragen konnte.

Raitou Kagami war in seinen Wagen gestiegen, immer noch mit Handy am Ohr. Conan hörte gerade noch ein ‚Verstanden’ und ‚Bin unterwegs’ oder ‚Verstanden Boss’ mit, bevor die Fahrertür zugestoßen wurde. Schnell und unbemerkt brachte er einen Peilsender am Wagen an und versteckte sich hinter einem anderen Auto. Dann fuhr Kagami ab und Conan wartete bis der Wagen außer Sichtweite war. Er war dankbar seinen Rucksack dabei zu haben, denn dort bewahrte er die meiste Zeit sein motorisiertes Skateboard auf, das ihm nun sicher von Diensten sein würde.

Er packte es auf und dann ging die Fahrt bereits los. Mittels seiner Radarbrille empfing er ein klares Signal von Kagami, er würde ihm nicht entkommen. Aber warum war ein Mitglied der Organisation hier? Sollte er vielleicht den Polizeioberrat töten? Oder war er lediglich ein Informant? Es spielte keine Rolle, Conan nahm sich vor es herauszufinden.
 

Seitenstraße – 500 Meter vom Parlamentsgebäude entfernt
 

„Abbruch?“, fragte Rena irritiert. Vodka nickte und hatte immer noch Gin an der anderen Leitung.

„Ich weiß nicht, was genau schief gegangen ist, aber wir ziehen uns zurück. Du sollst in deiner Wohnung auf weitere Instruktionen warten, ich fahre dich hin.“, kündigte er an und Rena nickte schwach.

Was war nur geschehen? Sie wusste es nicht, doch das FBI schien zweifelsohne interveniert zu haben. Die Zielperson war in Sicherheit, ein besseres Ergebnis hatte sie sich nicht wünschen können. Trotzdem. Irgendetwas nagte an ihr. Selbst als Vodka sie zu hause absetzte und sie vorerst in Sicherheit war, wusste sie, dass es noch nicht zu Ende war.
 

Beika – Haus von Shinichi Kudo

4 Stunden und 50 Minuten bis Ablauf des Ultimatums
 

Subaru Okiya wusste nicht, wie lange er auf sein Handy starrte. Er wollte seine Kontaktperson anrufen, doch er durfte es nicht. Es gab festgelegte Zeiten, würde er diese brechen, könnte es die gesamte Mission gefährden. Das Bild im TV änderte sich, die Medien sprachen von einem möglichen Selbstmörder der aus dem 9ten Stockwerk des Parlamentsgebäudes gesprungen war. Was war dort vor wenigen Minuten noch vorgefallen? Hatte es mit dem Anschlag zu tun? Oder handelte es sich um einen Zufall.

Es klingelte.

Okiya eilte zu dem Handy und nahm erleichtert ab.

„Was ist passiert?“, wollte er wissen.

Die Frau auf der anderen Seite schnaufte unwillig.

„Ich komme zu dir.“, entschied er, wurde aber angebrüllt.

„Bist du verrückt? Ich stehe sicher noch unter Beobachtung, es ist sogar zu gefährlich nur mit dir zu telefonieren.“, meinte sie wehklagend.

Okiya seufzte.

„Warum… wagst du es dann überhaupt?“, konnte er das Verhalten der Frau nicht nachempfinden. Diese sagte nichts mehr, es war Okiya der fortfuhr.

„Ja, es tut mir auch gut deine Stimme zu hören.“, sagte er in einem tröstenden Ton.

Ein schweres Murren auf der anderen Seite.

„Das hatten wir bereits oder? Du und ich das ist…“, begann sie, doch wieder kam ihr Okiya zuvor.

„Zu gefährlich? Klingt das nicht… nach einer Ausrede?“, wand er ein.

Die Frau auf der anderen Leitung verstummte.

„Wann können wir uns sehen.“, gab Okiya dennoch nicht auf, erhielt aber eine Absage.

„Wir… telefonieren. Bis dann.“, legte die Frau auf und ließ ihren Gesprächspartner entmutigt zurück.

Okiya seufzte. Er machte sich Sorgen sogar schreckliche. Wen konnte anrufen um ihn einzuschalten? Niemanden mehr, das Spiel lief und hatte inzwischen eine völlig neue Richtung eingeschlagen. War es seine Schuld gewesen? Hatte er den Stein ins Rollen gebracht? Damals im Einkaufscenter? Er hätte gar nicht dort sein dürfen, es war entgegen seiner Mission. Doch es gab zwei Punkte die ihm äußerst wichtig waren. Zum einen, eine bestimmte Person zu beschützen, die Frau mit der er gerade gesprochen hatte. Und dann natürlich die, Shuichi Akai zu finden. Den Mann den alle wollten. Warum waren dermaßen viele Parteien so interessiert an ihm? Langsam schritt er zum Tisch zurück und griff nach der Flasche Bourbon. Er wollte sein Glas füllen, doch lediglich ein einzelner Tropfen entkam aus ihr. Sie war leer. Dann schmunzelte er.

„Ich hoffe… das war bereits das schlimmste was heute passiert.“
 

Teil 5

Verluste
 

Beika – Café Chess
 

„Hot Love.“

„Wa… was?“, fragte Ran ihre Freundin überrascht.

Sonoko sah verschwörerisch von der Eiskarte auf.

„Das ist der Name des Eisbechers. Hot Love. Glaubst du eine Zutat davon ist Shinichi-kun?“, wollte sie wissen.

Ran seufzte resigniert.

„Was du sagst ergibt keinen Sinn.“, bemängelte sie.

„Hot Summer.“, kam es von einer weiteren Person.

Sonoko seufzte.

„Dieses Eis hingegen ist etwas zu realitätsgetreu. Ich musste mich heute schon dreimal umzuziehen, die Hitze ist wirklich unerträglich. Und was ist mit dir? Du trägst auch noch Hosen.“, sagte sie an das Mädchen gewand.

Masumi Sera grinste verlegen, es war einfach ihr Styl und sie wusste, dass ihre neue Freundin, eben diesen nicht zu verstehen mochte.

„Sagt mal… Ich höre ständig von diesem Kudo-kun, habe ihn aber noch nie gesehen.“, wand sie unerwartet ein. Dann nahm sie eine gewisse Traurigkeit im Gesicht ihrer neuen Freundin Ran wahr.

„Vergiss diesen Taugenichts, er stiehlt sich in der Weltgeschichte herum und löst an irgendwelchen entfernten Orte Fälle. Und es würde mich nicht wundern, wenn er in jeder Stadt ein Mädchen hätte, dass auf seine Rückkehr wartet, genauso wie Ran.“

„Sonoko!“, wies Ran ihre Freundin zurecht.

Doch diese ließ sich diesmal nicht besänftigen.

„Was denn? Er erklärt dir in London seine Liebe und dann hört man Wochen nichts mehr von ihm. Er ist sicher bereits bei einer Ersatzfreundin und sülzt diese voll, welch ach so tollen Gefühle er doch für sie hegt.“, führte ihr Sonoko vor Augen.

Doch Ran wollte nichts mehr davon hören.

„Hör auf, so ist Shinichi doch gar nicht. Seine Arbeit ist ihm einfach wichtig.“, rechtfertigte sie sich.

„Wichtiger als du?“, fragte Sonoko und Ran versank beinahe in ihrem Stuhl.

Sera versuchte zu schlichten, was ihr aber mäßig gelang.

„Ich… ich bin sicher Kudo-kun denkt gerade in diesem Moment an dich.“, sagte sie selbstsicher. Ran blickte zu ihr und nickte dann.

„Ja bestimmt. Zwischen seinen Fällen findet er immer Zeit für mich…“, meinte sie resigniert.

Sera schüttelte den Kopf.

„Manche wollen es nicht verstehen aber… das Herz besteht eben aus zwei Teilen.“, murmelte sie.

Sonoko betrachtete sie verdutzt.

„Zwei Teile?“

Sera nickte verlegen.

„Naja, wenn man es teilt haben die Stücke die exakt selbe Form, richtig? Ein Stück ist für die Person die man über alles liebt und das andere für seinen Traum. Man kann diese Stücke nicht trennen, weil sie nur zusammen Eins ergeben und auch nur so intakt funktionieren können. Ein Teil verbindet dich mit dem Menschen den du liebst das andere lässt dich voranschreiten und dich weiter entwickeln.“, fuhr sie dann fort.

Sonoko und Ran hörten ihr aufmerksam zu, bis sie zu kichern begannen.

„Ernsthaft. Von wem hast du denn so einen Unsinn?“, meckerte Sonoko.

Sera blickte peinlich zur Seite.

„Eigentlich… hat mir das mal jemand sehr cooles gesagt.“, gestand sie.

Das erregte Sonokos Aufmerksamkeit.

„Oho, jemanden den du magst?“, hakte sie nach.

Sera nickte schnell.

„Ja. Jemand der mir sehr wichtig ist.“, sagte dies mehr zu sich selbst.
 

Tokio – Hauptstraße

4 Stunden und 30 Minuten bis Ablauf des Ultimatums
 

Aufgeregt wählte er die Nummer des FBI-Agenten. Shuichi Akai meldete sich prompt und Conan gab ihm seine Position durch.

„Er fährt die Hauptstraße Richtung Haido entlang, jetzt nimmt er die Ausfahrt Richtung Osten.“, informierte er ihn.

Akai brummte unruhig.

„Es mag ein Zufall sein… aber dort befindet sich die provisorische Wohnung die Rena bezogen hat.“, fiel es ihm wieder ein.

Conan stutzte.

„Wieso sollte dieser Kerl dorthin unterwegs sein? Rena ist doch nicht aufgeflogen oder? Der Zwischenfall vor dem Parlament hatte nichts mit dem Anschlag zu tun, denken die etwa das FBI hätte interveniert?“, konnte ihm Conan nicht folgen.

Doch scheinbar glaubte auch Shuichi Akai nicht recht daran.

„Ich begebe mich zur Wohnung, du verfolgst weiter diesen Kagami. Vielleicht haben wir ja dasselbe Ziel.“, meinte er und legte auf.

Conan stoppte vor einer Kreuzung und fluchte. Mehrere Autos waren vor ihm und der Gehsteig war zu besetzt. Wenig später geriet er auch noch an einen Bahnübergang, der Schranken senkte sich gerade. Nun konnte Kagami seinen Vorsprung noch weiter ausbauen.

Conans Handy klingelte erneut, doch es war nicht Akai, sondern eine unbekannte Nummer.

Der Detektiv hatte jetzt keine Zeit dafür, nahm das Gespräch aber dennoch an.

„Hallo?“, meldete er sich gereizt.

Kurze Zeit stille.

„Tik Tak.“

Es war erneut die metallene Stimme, die ihm bereits Stunden zuvor einen eiskalten Schrecken eingejagt hatte.

„Bourbon!“, fauchte Conan geradezu.

Auch sein Gegenüber schien gereizt zu reagieren.

„War unser Deal nicht eindeutig? Du solltest mir Shuichi Akai liefern und nicht irgendwelche Pläne der Organisation sabotieren.“, drohte er.

Conan ließ sich jedoch nicht unterkriegen.

„Das war keine Bedingung unserer Vereinbarung. Und ich habe auch noch 4 Stunden, richtig?“, fragte er zynisch.

Bourbon ging darauf ein.

„Verliere ihn nicht.“, warnte er dann.

Conan reagierte überrascht.

„Kagami meine ich. Der Mittelsmann der Organisation. Ich nehme an du verfolgst ihn gerade, nicht wahr?“, säuselte Bourbon.

Conan schluckte und sah sich nach allen Seiten um. Nein, niemand der ihm gefolgt war oder ihn gar observierte. Also wo war Bourbon, dass er dies wusste? Wer war er?

„Vergiss Kagami, er ist nicht wichtig. Wenn Polizeioberrat Hakuba abgetreten wäre, wäre er an seine Stelle gerückt. Er war mit dessen Arbeit am vertrautesten gewesen und hätte uns von großem Dienst sein können. Nun wurde seine Mission geändert, damit er uns wenigstens auf andere Weise von Nutzen ist.“, berichtete Bourbon kühl.

Conan presste die Lippen zusammen und wartete darauf, dass sich die Schranken wieder hoben. Kagami setzte seinen Weg fort, das Radar zeigte ihn noch an. Aber für wie lange? Wie lange würde es dauern, bis er ihn verlor?

„Sagen Sie bloß… nein, was ist mit unserer Abmachung?“, fauchte ihn Conan an.

Bourbon lachte schallend auf.

„Ich sagte doch, ich würde nicht für Mizunashi Renas Sicherheit garantieren, oder? Als aktive Agentin ist sie eine Gefahr für die Organisation, darüber kann ich nicht so einfach hinweg sehen. Kagami wird sie beseitigen und zwar weil ich es so will. Im Moment bist du zu abgelenkt, das behagt mir nicht. Du sollst Zeit haben um über unseren Handel nachzudenken. Du hast 4 Stunden Zeit um mir Akai zu liefern, ansonsten ist dieses Spiel vorbei. Ich nehme dir all deine Figuren, bevor ich den König vom Feld stoße.“, versprach er.

Conan knirschte mit den Zähnen.

„Das werde ich nicht zulassen.“, entgegnete er.

Bourbon lachte abermals.

„Wen genau willst du schützen? Deine dir nahe stehenden? Für wen? Shuichi Akai? Dieser Mann hat nichts als Leid über jene gebracht, die ihn kannten. Alles endete in Schmerz oder Tod. Für so einen Mann willst du dein Leben und das deiner Freunde aufs Spiel setzen? Wer genau ist Shuichi Akai? Vor vier Jahren kam er nach Japan um verdeckt in einer Organisation zu ermitteln. Doch warum gerade er? Er als FBI-Agent? Es gab andere Leute die diesen Job hätten ausfüllen können, warum operiert ein FBI-Agent also im Ausland. Und dann seine zaghaften Fortschritte während seinen Ermittlungen. Weißt du warum die Organisation ihn so fürchtet? Weil er der Partner von Gin war, einem ranghohen Mitglied. Er besitzt entscheidende Informationen die so weitreichend sind, dass die Organisation sogar einen Mordanschlag auf ausländischem Boden auf ihn inszeniert. Ja, Shuichi Akai versagte und kehrte in das gelobte Land zurück. Er verließ uns und auch Akemi Miyano, er überließ sie einfach ihrem Schicksal. Also welcher Mann tut so etwas? Und dann die Informationen die er beisteuert immer wenn die Lage brenzlig wird. Sei es ein Obdachloser der zufällig sah wie Mizunashi Rena den abtrünnigen Agentin damals erschoss oder der geplante Mordanschlag an Detektiv Mori. Wenn er so viel weiß, warum ist uns das FBI dann nicht bereits viel dichter auf den Fersen?“, wand Bourbon ein und wartete Conans Antwort ab.

Dieser schien aber einige Zeit zu brauchen um zu überlegen.

„Was wollen Sie damit andeuten?“, fragte er schließlich.

Bourbon hauchte hörbar.

„Ich will damit andeuten…, dass du Shuichi Akai nicht vertrauen sollst.“, wurde er konkreter.

Conan schloss für kurze Zeit seine Augen und schlug sie dann mit neuem Elan wieder auf.

„Ich vertraue ihm… immer noch mehr als Ihnen.“, gab er zurück.

Bourbon lachte abermals und legte dann auf. Der Schranken erhob sich und Conan konnte seinen Weg fortsetzen. Hoffentlich war es noch nicht zu spät.
 

Tokio - Edogawa Bezirk

6 Jahre zuvor
 

„VIP…“, konnte sich Rye nicht erwehren zu sagen.

Bourbon nickte bekräftigend.

„Yoshikawa Kazuya, 54, Präsident von Yoshikawa Electronics. Und unsere Zielperson. Laut dem Wunsch des Klienten soll er die heutige Nacht nicht überleben.“, setzte ihn Bourbon in Kenntnis.

„Und die Details?“, fragte Gin und Rye war überrascht, dass sein Partner noch nicht eingeweiht wurde.

Mit zusammen gekniffenen Augen musterte er den Mann vor sich. Bourbon war im Grunde eine beeindruckende Erscheinung, groß, stämmig und einnehmend. Zumindest soweit der FBI-Agent erkennen konnte. Bourbon schien sehr geheimniskrämerisch zu sein und auf äußerste Vorsicht bedacht. Paranoia wäre untertrieben gewesen. Aber in dieser Hinsicht ähnelte er nur Gin. Waren alle hochrangigen Agenten der Organisation so? Wenn ja wäre es der FBI-Agent schwierig haben sein Ziel zu erreichen. Wie lange würde es dauern? Monate? Jahre? Würde am Ende ein Erfolg zu verbuchen sein? Oder verschwendete er gar nur seine Zeit? Und sein Leben? Er hatte seine Freunde seit Monaten nicht mehr gesehen. Oder sollte er sie eher Kollegen nennen? Es war das selbe für ihn. Und wie lange war es her, seit er seine Familie zuletzt sah? Seine Eltern hatten sich längst in einem schicken Haus in Boston zur Ruhe gesetzt. Sein älterer Bruder war Nachrichtenoffizier im Pentagon, seine kleine Schwester besuchte allerdings noch die Schule. Wie erging es ihnen? Machten sie sich Sorgen um ihn?

„Der Job soll in zwei Stunden erledigt sein. Momentan befindet sich Yoshikawa in seinem Haus in Kyouso. Dummerweise wurde er von jemanden gewarnt, vier Bodyguards bewachen das Anwesen, in dem er sich aufhält.“, begann Bourbon zu erzählen.

Rye hob sein Kinn.

„Vier Bodyguards? Und wir sind nur zu dritt? Ist dieser Plan wirklich sicher?“, offenbarte er seine Skepsis.

Doch Bourbon blieb die Ruhe selbst.

„Eure Aufgaben werden folgendermaßen verteilt. Gin zieht die Aufmerksamkeit der Wachen auf sich und lockt sie zum vorderen Tor. Währendessen wird dir das Gartentor geöffnet und schleichst dich hinten rein. Direkt über die Terrasse ins Wohnzimmer, wo Yoshikawa auf uns warten wird. Ein gezielter Schuss und der Job ist erledigt.“, fuhr er fort.

Rye brummte nachdenklich.

„Mir wird das Tor geöffnet? Von wem?“, hakte er nach.

Bourbon begann zu Grinsen.

„Von einer sehr begabten Person. Velvet ist dafür bekannt in jede Rolle zu schlüpfen die sich ihr anbietet. Durch sie konnte die Organisation bereits großartige Erfolge verbuchen. Im Moment hat sie die Rolle von Yoshikawas Sekretärin inne und wird alle nötigen Schritte einleiten und die heute Mission abzuschließen.“, erklärte er ihm.

Rye verstand nun, es befand sich in weiteres Mitglied der Organisation im Inneren des Anwesens. Was sollte er also unternehmen? Zwei Stunden waren nicht gerade viel um das FBI zu informieren und Yoshikawa in Sicherheit zu bringen. Und Gin und Bourbon würden natürlich Verdacht schöpfen. Nur sie drei und die Agentin vor Ort kannten den Plan, und der Neue war bekanntlich immer zuerst verdächtig. Sollte das FBI dennoch zuschlagen und diese Velvet in Gewahrsam nehmen? Wie viel wusste sie? Genug um an ‚jene Person’ heran zu kommen, von der Gin stets sprach? Er und Bourbon kannten die Identität ihres Bosses, daran hatte der FBI-Agent keinerlei Zweifel. Sie zu verhaften wäre am einfachsten, doch welchen Nutzen brachte es? Niemand von ihnen würde reden, das wusste er.

„Dir ist klar was das hier bedeutet, richtig? Rye?“, hatte Gin ihn unerwartet angesprochen?

Der FBI-Agent fuhr herum und musterte seinen Partner abwartend.

„Das ist deine Chance hier ernst genommen zu werden. Du solltest es nicht in den Sand setzen.“, warnte Gin ihn aufs eindringlichste.

Rye nickte. Er wusste, worin seine Aufgabe bestand.
 

Unbekanntes Versteck

4 Stunden und 20 Minuten bis Ablauf des Ultimatums
 

Akai. Akai Shuichi. Rye.

Bourbon war es egal wie viele Namen dieser Mann trug, bald würde ihm keiner mehr bleiben. Ungeduldig blickte er auf seine Armbanduhr. Es waren noch 4 Stunden bis das Ultimatum ablief, das er Shinichi Kudo gegeben hatte. Wie lange hatte er auch seine Rache warten müssen? Es waren nun an die 5 Jahre. 5 Jahre seit dem Ereignis damals. 5 Jahre in denen er nichts und niemanden so sehr gehasst hatte wie Shuichi Akai. Bourbon war nicht naiv, nein er war alles andere. Er war Realist, er dachte klar, anders konnte er seinen Job gar nicht ausüben. Er wusste, dass Kudo ihm Akai niemals ausliefern würde. Also entwickelte er einen Plan B. Er würde jeden ausnutzen, der ihm von Diensten sein konnte. Shinichi Kudo, Mizunashi Rena, Gin, und alle anderen. Das hier war seine Rache, sein Spielbrett und er gebot über alle Figuren darauf. Er kramte ein Foto aus seiner Hose, der Mann darauf war ebenfalls Shuichi Akai. Seine rechte Hand war blockiert, also schob er es sich mit der linken regelrecht in den Mund und zerriss es nur mit den Zähnen. Das würde er auch mit dem Echten anstellen, bald, und zwar in 4 Stunden.
 

Haido – Wohnung von Mizunashi Rena
 

Unmut breitete sich in ihr aus. Ihr Kontakt beim FBI meldete sich nicht, dabei war es gerade in diesem Moment wichtig die Situation zu besprechen. Die Politik der CIA war recht einfach. Abwarten und Tee trinken. Doch das konnte Rena nicht. Sie brauchte alle Informationen, sie musste alles auswerten, nur so konnte sie sich wirklich sicher fühlen. Hatte das FBI etwas unternommen? Oder gab es andere Gründe, dass die Mission abgebrochen wurde? Die Medien versorgten sie endlich mit Gewissheit. Ein Mann, ein Angestellter des Verkehrsministeriums fiel aus dem neunten Stock und starb kurz darauf an der Verletzung.

Selbstmord? Oder ein Trick die Mission scheitern zu lassen? Von wem? Dem FBI? Schwer vorstellbar. Ein Zufall? Schicksal? War Renas Wunsch erhört worden? Sie hätte sich gerne darüber gefreut, doch etwas nage an ihr. Sie spürte etwas Elementares zu übersehen.

Dann klingelte es an ihrer Tür. Wer mochte das sein? Privaten Besuch bekam sie nicht, es konnte sich also nur um die Post oder einen Vertreter handeln. Gin und der Rest würden sie hier nie aufsuchen, das war zu gefährlich. Langsam schritt sie zur Tür und guckte durch den Spion nach draußen. Es war ein Mann, ein recht attraktiver sogar, wie sie empfand.

Er trug einen schicken Anzug und war glatt rasiert. Langsam öffnete die Agentin die Tür und starrte in das Lächeln des Mannes.

„Nun… entschuldigen Sie vielmals, aber mein Wagen ist liegen geblieben. Dürfte ich eventuell Ihr Telefon benutzen?“, fragte er charmant.

Rena überlegte einen Moment und ließ ihn dann ein. Sie zeigte auf das Gerät, welches auf dem Nachttisch befestigt war und der Mann nickte dankbar.

„Ein Glas Wasser vielleicht?“, bot Rena weiterhin an.

Das Lächeln des Mannes wurde noch breiter und bejahte schließlich.

Sie beobachtete noch wie er sich an dem Telefon zu schaffen machte, dann ging sie einige Schritte vorwärts.

Dann zählte sie innerlich bis drei. Sie sprang nach rechts und holte ihre FN Browning HP unter ihrem Kissen zuvor. Ohne zu zögern richtete sie die handliche Waffe auf den Mann.

Sie hatte Glück gehabt, es war noch nicht zu spät gewesen. Die Hand des Mannes steckte noch in seiner Jackentasche, er hatte es nicht geschafft seine Pistole rechtzeitig aus dem Holster zu ziehen.

„Ich nehme an… ich bin aufgeflogen?“, rang sie sich ein sanftes Grinsen ab.

Der Mann vor ihr tat es ihr gleich.

„Bourbon.“, war alles was er zu sagen hatte.

Rena nickte und wartete die Reaktion ihres Gegenübers an. Es kam wie erwartet. Obwohl er unterlegen war zog er nach seiner Waffe und Rena schreckte nicht davor zurück den Abzug zu betätigen. Eine Kugel in den Leib des Mannes reichte um ihn zusammensacken zu lassen. Er lebte, Rena hatte keine wichtigen Organe verletzt. Sie überlegte ob sie es zu Ende bringen wollte, entschied sich dann aber dagegen. Wenn dieser Agent der einzige gewesen wäre, der ihr Geheimnis kannte, wäre es etwas anderes gewesen. Doch Bourbon kannte ihre Identität und wenn Gin es nicht tat, dann würde dies in naher Zukunft. Sie steckte ihre Waffe ein und lief nach draußen. Sie wollte sich gerade in ihren eigenen Wagen schwingen um abzuhauen, bis ihr Handy klingelte. Sofort ging sie ran und meldete sich zu Wort.

„Rena-san, sind Sie es? Hier spricht Jodie Starling, Sie haben versucht mich zu erreichen?“, erklang die Stimme der sympathischen FBI-Agentin.

Rena war unendlich froh nun eine vertraute Stimme zu hören und berichtete in Bruchstücken von ihrer Enttarnung.

Jodie hörte aufmerksam zu.

„Wir haben ein sicheres Haus am Hafen, dort können Sie erst einmal untertauchen.“, kam es von der Agentin.

Rena dankte ihr und ließ sich die genauer Adresse geben. Zur Sicherheit entsorgte sie ihr Handy in einem Mülleimer und fuhr dann los. Ständig blickte sie in den Rückspiegel um sicher zu gehen, dass ihr niemand folgte.
 

Haido
 

„Hat sie es geschluckt?“, fragte Vodka interessiert.

Er saß am Steuer des schwarzen Porsches, dem Lieblingsstück seines Partners. Er sah zum Rücksitz wo Jodie Starling saß und ihn anlächelte. Natürlich handelte es sich bei ihr nicht wirklich um die FBI-Agentin, sondern um das Mitglied der Organisation namens Wermut. Diese besaß viele Talente. Sie konnte nicht nur in die Haut jeder beliebigen Person schlüpfen, auch ihre Stimme war vielseitig wandelbar.

Die Agentin die früher als bekannte, amerikanische Schauspielerin bekannt war, klappte ihr Handy zu.

„Es war gute Arbeit ihr Handy bei eurem Einsatz auszutauschen. Sie hat nicht bemerkt, dass es nicht die Nummer meines Gegenstücks war. Sie denkt das FBI will sie nun schützen und läuft direkt in unsere Falle. Und was sagst du Gin? Bin ich nicht eine hervorragende FBI-Agentin?“, stichelte sie.

Gin schwieg, scheinbar dachte er gerade über etwas nach.

„Aber… das alles haben wir Bourbon zu verdanken, richtig? Er wusste von Anfang an, dass Shuichi Akai am Raiha-Pass nicht getötet wurde. Aber es ist beachtlich, ich war dabei und hielt ihn für tot!“, meinte Vodka überrascht.

Gin nickte langsam.

„Ich fühle mich wie du. Nein nicht wie du, wesentlich schlimmer, da ich es hätte erkennen müssen. Ich ahnte, dass Shuichi Akai eine schusssichere Weste mit falschem Blut darunter trug. Deswegen trug ich Kir auf, ihm in den Kopf zu schießen. Ich weiß immer noch nicht wie dieser Bastard das fingiert hat. Aber das Bourbon herausfand, dass die Leiche sich um Kusuda handelte… Dieser Typ ist echt unglaublich.“

Vodka schluckte schwer.

„Und die Aktionen in der Bank in Beika und im Einkaufscenter haben zu seinen Ermittlungen beigetragen?“, wollte Vodka wissen.

Gin nickte abermals.

„Bourbon ist ein verdammter Einzelgänger. Angenommen wir würden eine Wanze oder ähnlich an einem FBI-Agenten anbringen und herausfinden, dass Shuichi Akai seinen Tod nur fingiert hat… Dann wäre Kir automatisch in Gefahr. Doch dieser Fuchs hat nicht mal seinen eigenen Leuten erzählt, was er vorhat. Ganz so wie ich ihn kenne. Aber ich freue mich wirklich, dass er noch am Leben ist. So wird es in einem Zweikampf zwischen uns ausarten.“, säuselte er.

Vodka musste grinsen.

„Ja, dann bekommst du endlich deine Auseinandersetzung mit Akai.“, stimmte er ihm zu.

Gin warf ihm einen scharfen Blick zu.

„Ich meinte nicht Shuichi Akai, sondern Bourbon. Ich denke unsere Gier nach ihm ist gleich groß. Deswegen wird die Jagt nach ihm ein aufregendes Spektakel. Ich bin gespannt wer von uns den großen Preis abräumen wird.“, erwiderte Gin erwartungsvoll.
 

Tokio – Parlamentsgebäude
 

„Wie bitte? Sie sind der Sohn des Polizeioberrates?“, fragte der junge Kommissar überrascht.

Hakuba nickte, ließ die Leiche aber nicht aus den Augen.

Alles war weitläufig abgesperrt worden, die Polizei war bereits am Tatort eingetroffen.

Der junge Kommissar wirkte etwas gestresst und überfordert, wie Hakuba beobachten konnte. Wie war sein Name nochmal? Tadashi? Nein, es war Takagi gewesen.

„Verzeihung, aber wird Ihr Vorgesetzter noch zu uns stoßen?“, wurde Takagi von dem Polizeioberrat gefragt.

Der Kommissar kratzte sich verlegen am Kopf und überlegte wie er antworten sollte.

„Dummerweise ist Inspektor Megure gerade heute auf einem Seminar, gerade wo solch ein Unglück geschieht. Das Hauptquartier schickt bereits einen Ersatz für ihn, dieser sollte bald hier eintreffen.“, versicherte der Kommissar und versuchte so kompetent wie möglich vor seinem ranghohen Vorgesetzten zu wirken.

„Ist doch egal wer, Hauptsache jemand kümmert sich endlich um die Leiche!“, fauchte die Frau neben dem Kommissar energisch. Takagi hob besänftigend die Hände und bat um etwas Geduld.

„Haben Sie beide etwas mitbekommen?“, fragte Hakuba an die zwei Angestellten gewand.

Diese sahen ihn erstaunt an.

„Wer bist du denn?“, wollte die Frau wissen.

Hakuba räusperte sich.

„Ich assistiere bei den Ermittlungen.“, meinte er und sah zu seinem Vater. Dieser nickte zustimmend. Hakuba war seinem alten Herrn dankbar, ohne ihn gäbe es viele Hindernisse bei den Fällen die er untersuchte. Er erinnerte sich an ein ‚Vater-Sohn Erlebnis’, das ihn besonders geprägt hatte. Er wurde zu einem Fall gerufen, doch der zuständige Beamte, ein Inspektor Nakamori hielt sonderlich wenig von ihm. Nur durch das zutun seines Vaters konnte er erst einen Fuß in die Tür setzen. Zugegeben, an diesem Tag traf er auch seinen Nemesis, ebenfalls ein Fakt, den er nicht vergessen konnte.

„Und wer genau sind Sie?“, fragte er schärfer zurück als er es eigentlich vorgehabt hatte.

Die Frau räusperte sich, der Mann wirkte verlegen.

„Amamiya Nako, ich bin… ich war die Sekretärin von Sugiura-san.“, stellte sie sich vor.

Dann drängte sich der Mann in den Vordergrund.

„Tsurugi Keiji, Schadensregulierung. Moment mal, Sie halten uns doch nicht für Verdächtige, oder?“, wandte er ein.

Takagi behielt sein neutrales Lächeln bei, doch es war jemand anderes der antwortete.

„Da es sich hier zweifelsfrei um Mord handelt, ist das leider wirklich der Fall.“

Die Gruppe drehte sich um und erkannte einen großen, schick angezogenen Mann der aus seinem Wagen stieg.

„Morofushi, sind Sie das?“, fragte Hakubas Vater erstaunt.

Auch Takagi war die Überraschung anzusehen.

„Ich… hatte zwar um einen Ersatz für Inspektor Megure gebeten, aber ich habe nicht Sie erwartet. Wenn ich mich nicht irre wurden Sie erst gestern nach Tokio versetzt, richtig?“, wand Takagi ein.

Der Mann richtete sich seinen Anzug und überblickte die Runde.

„Korrekt, als Verbindungsmann zwischen der Polizei in Tokio und der in Nagano. Ich freute mich auf meinen neuen Posten und glauben Sie mir, mit einem Mord habe ich nicht gerechnet. Doch aufgrund der komplizierten Umstände habe ich beschlossen, dass ein ranghoher Polizist die Ermittlungen leiten sollte.“, erklärte er schein Erscheinen schließlich.

Takagi selbst hatte nichts dagegen, er war erfahren, doch dieser Fall war heikel und er war derjenige der Matsumoto und den Medien Rede und Antwort stehen musste. Er wünschte sich Miwako wäre jetzt bei ihm, doch sie arbeitete an einem anderen Fall. Selbst Shiratori war mit seiner neuen Freundin verreist, nur Chiba tummelte sich hier irgendwo herum. Takagi hielt nach ihm Ausschau, entdeckte ihn aber nicht.

„Du kennst ihn Vater?“, flüsterte Hakuba dem Polizeioberrat zu.

Dieser nickte, ohne eine konkrete Antwort zu geben.

„Inspektor Morofushi Takaaki.“, brummte er nur.

„Koumei.“, verbesserte der Verbindungsmann schließlich.

Hakuba musterte den Mann. Bei genauerer Betrachtung ähnelte er wirklich dem legendären Feldherren. Aber es war ein alberne Spitzname, auch wenn der Detektiv das nie offen gesagt hätte.

„Ich würde mir gerne den Tatort ansehen.“, sagte der Mann aus Nagano schließlich.

Takagi trat einen Schritt beiseite, doch Koumei wehrte ab.

„Nein, das hier meinte ich nicht. Sondern der Ort an dem er angeblich aus dem Fenster fiel.“, korrigierte er. Alle waren erstaunt, nur Hakuba schien dies erwartet zu haben.

„Also… jetzt wo Sie es sagen… . Es ist in der Tat seltsam, dass sich jemand die Mühe macht das Fenster zuvor einzuschlagen und danach zu springen. Es lässt sich scheinbar leicht öffnen, also worin besteht der Grund?“, versuchte Takagi die Situation einzuschätzen.

„Nicht nur das, wieso ist Sugiura nicht mit dem Lift auf das Dach gefahren und ist von dort aus gesprungen?“, wand der Polizeioberrat ein.

Koumei kniete sich hin und betrachtete eingehend die Scherben.

„Ja es sieht alles so unüberlegt aus, als wäre er plötzlich ohne Grund gesprungen, als hätte er Panik bekommen.“, murmelte Takagi.

Doch Hakuba schüttelte den Kopf.

„Sind Sie blind? Sagen Sie bloß Ihnen sind die vielen Scherben im Inneren des Büros nicht aufgefallen? Inspektor Koumei… ähhh Inspektor Morofushi scheinbar schon.“, sagte er und sah zu der Wiedergeburt des Feldherren.

Takagi kniff die Augen zusammen, er konnte den beiden nicht folgen.

„Es sind zu viele. Hätte das Opfer das Fenster mit einem Stuhl oder so eingeschlagen dürfte nur ganz wenige Scherben auf dem Fußboden zurückgeblieben sein. Aber sowohl hier im Inneren, als auch unterhalb der Leiche sind eine große Anzahl davon zu finden. Es ist gerade so, als wäre das Fenster von beiden Seiten aus eingeschlagen worden.“, erkörte ihm Koumei.

Takagi bedachte ihn eines zweifelnden Blickes.

„Wie sollte das möglich sein?“, fragte er verwirrt.

Koumei und Hakuba sahen einander an. Auch Hakubas Vater kannte den Blick.

„Junge, hast du denn Fall etwa so schnell gelöst?“, schien er sichtlich überrascht.

Selbst Takagi zog die Augenbrauen hoch.

Hakuba dachte konzentriert nach.

„Ich habe eine Theorie, die wahrscheinlich auch zutrifft. Aber leider fehlen mir die Beweise. Fest steht eines. Sugiura-san befand sich vorhin in seinem Büro. Dann vernahm er wohl ein merkwürdiges Geräusch aus der Richtung des Fensters. Er schritt zu der Quelle des Geräusches… und dann muss es eine Explosion gegeben haben.“, erklärte er.

Die Beteiligten starrten ihn fassungslos an?

„Eine Explosion sagst du?“, hakte Takagi nach.

Hakuba nickte bekräftigend. Die Anwesenden haben bestimmt das laute Geräusch gehört, es war zur stark um von einem einfachen, zerbrechenden Fenster zu stammen. Die Explosionskraft muss nicht groß gewesen sein, nein im Gegenteil sie war gerade zu winzig. Es sollte gerade mal ausreichen um ein anschauliches Loch in das Fenster zu sprengen.“, erzählte er.

Takagi notierte sich ein paar Dinge, schien aber nicht überzeugt zu sein.

„Wozu sollte das gut gewesen sein?“, hakte er nach.

Hakuba grinste.

„Ablenkung. Pure Ablenkung. Sugiura-san war sehr korpulent, selbst wenn das Fenster von Anfang an offen gestanden wäre, hätte es leicht in einem Kampf oder zumindest einem Handgemenge ausarten können. Noch dazu war der Täter vermutlich kleiner und wesentlich Schwächer als sein Opfer. Die Sprengladung explodierte und Sugiura-san flogen Scherben und Staub ins Gesicht. Dann nahm der Täter Anlauf und stieß sich mit voller Kraft gegen den Rücken des Opfers. Dieser torkelte nach vorne und stürzte überrascht aus dem Fenster. Der Täter hatte demnach genug Zeit die Reste des Sprengsatzes zu entsorgen.“, schloss er seinen Bericht.

Alle hörten aufmerksam zu, bis sich sein Vater zu Wort meldete.

„Kleiner und schwächer als das Opfer?“, wiederholte er grüblerisch.

Hakuba richtete seinen Blick auf die beiden Verdächtigen.

„Korrekt. Der Täter sind Sie, Amamiya Nako-san.“, verriet er.

Die Frau fuhr zusammen und auch ihr Kollege nahm Abstand.

„Un… unerhört! Wieso hätte sich sowas tun sollen? Sie haben keinerlei Beweise!“, zischte sie.

Doch Koumei erhob sich und schüttelte den Kopf.

„Ich muss Sie enttäuschen, aber sie vergaßen ein Detail. Sie nahmen an, jeder für es sofort für Selbstmord handeln, doch dies war nicht der Fall. Durch die drohende Ermittlung blieb Ihnen nichts übrig als die Reste des Sprengsatzes loszuwerden, und hier gibt es nicht sonderlich viele Versteckmöglichkeiten. Wenn wir ihn also finden und darauf Ihre Fingerabdrücke sicherstellen können…“, begann er, doch Amamiya-san wehrte ab.

„Egal, spielt keine Rolle mehr. Ich war sogar so dumm ihn bei mir zu tragen. Ich nahm an… ich nahm an, dass sich ohne kein Mensch um dieses Schwein Gedanken machen würde. Selbst wenn er tot wäre. Ich war zu leichtsinnig. Ständig hat er mich schikaniert, da wollte ich ihn einfach aus dem Weg räumen! Sie kannten ihn doch gar nicht!“, schnauzte sie Hakuba und die Polizisten an.

Koumei nickte und gab Takagi ein Zeichen sie festzunehmen.

Hakuba spürte wie der Blick seines Vaters auf ihm lastete. Dieser war stolz auf seinen Sohn und er machte auch keinen Hehl daraus.
 

Tokio – Parlamentsgebäude, Büro von Gosho Hakuba
 

Polizeioberrat Hakuba beobachtete wie die Polizei die Täterin wegbrachte und atmete erleichtert aus. Er hatte nicht damit gerechnet, dass dieser Tag so anstrengend werden würde. Er blickte zum Dach eines gegenüberliegenden Gebäudes und versank in einer nachdenklichen Starre.

„Du wusstest es, nicht wahr?“, sagte eine Stimme hinter ihm.

Der Polizeioberrat drehte sich um und erkannte einen alten Freund. Früher dienten sie in derselben Einheit, jetzt war er sein Boss. Vor ihm stand Toshiro Odagiri, früher ein aufstrebender Beamter, heute der Polizeipräsident von Tokio.

„Ich glaube es war ein Scharfschütze. Ich sah den Schatten den er geworfen hat.“, erwiderte der Polizeioberrat ohne erst zu fragen warum sein alter Freund hier war.

„Denkst du wir haben es zu weit getrieben?“, wollte Odagiri erfahren.

Polizeioberrat Hakuba schüttelte den Kopf.

„Er ist unser Job, nicht wahr? Wenn einer von uns dabei stirbt ist unser Tod ebenfalls Teil davon.“, versuchte er nicht allzu melancholisch zu klingen.

Odagiri lachte unerwartet auf.

„Du hast doch Familie, nicht wahr?“, wand er ein.

Doch dies schien für den Polizeioberrat kein Argument zu sein.

„Und du bist der Polizeipräsident, sollte dir etwas zustoßen wäre die ganze Polizei demoralisiert.“, befand er.

Odagiri wirkte nun ernster.

„Du hattest heute großes Glück. Auch wenn jemand anderes dafür sein Leben lassen musste. Wo befindet sich Kagami jetzt? War unsere Vermutung richtig?“, hakte er nach.

Der Polizeioberrat nickte zögernd.

„Er ist definitiv ein Teil von dem Ganzen. Ein Teil von ihnen. Wenn ich tot wäre, hätte Kagami die meisten meiner Aufgaben übernommen.“, erklärte er.

Odagiri schritt näher an seinen Freund heran.

„Sollen wir ihn verhaften wenn er sich wieder zeigt?“

Der Polizeioberrat zuckte nur mit den Schultern.

„Das hier ist größer als Kagami, er würde uns keine Informationen liefern, geschweige uns denn die Namen seiner Hintermänner verraten.“, stand für ihn scheinbar fest.

Odagiri biss sich auf die Unterlippe.

„Es wird gefährlicher, mein Freund. Bist du bereit den ganzen Weg zu gehen?“, wollte er sicher gehen.

Der Polizeioberrat nickte zögerlich.

„Ja. Koste es was es wolle. Für die Sicherheit unserer Bürger und unserer Familien.“
 

Beide der beiden Männer bekamen nichts von ihrem unerwünschten Lauscher mit. Saguru Hakuba hatte eigentlich vorgehabt nochmals mit seinem Vater zu sprechen, doch nun hatte er es aufgeschnappt, das nicht für seine Ohren bestimmt war. Sein Vater arbeitete an einem schwierigen Fall. Ein Scharfschütze? Jemand wollte ihn heute ermorden? Achso, deswegen hatte dieser kleine Detektiv ihn also aufgesucht. Hakuba zückte sein Handy und versuchte sich an die Nummer zu erinnern, die ihm der kleine Conan gegeben hatte, nachdem sie den Mord an Tokitsu Junya gelöst hatten. Es klingelte eine Weile, scheinbar war der Junge beschäftigt.

„Hallo?“, meldete er sich schließlich zu Wort.

„Hey kleiner Detektiv, ich wollte dich nur in Kenntnis setzen, dass der Fall gelöst ist, und du dir keine Sorgen mehr darüber zu machen brauchst.“, verriet er.

Conan brauchte etwas um zu antworten. Hakuba nahm Motorengeräusche war, befand er sich in einem Wagen?

„Das freut mich, danke für deine Hilfe. Gibt es sonst noch einen Grund warum du mich anrufst?“, schien ihm das allein kein Grund für den Anruf seines Detektiv-Kollegen zu sein.

Hakuba setzte an etwas zu sagen, ließ es dann aber bleiben. Er vertraute Conan, selbst wenn es dabei um das Leben seines Vaters ging.

„Nein, ich nehme nur an, dass du noch an einem weiteren schwierigen Fall arbeitest. Deshalb wollte ich dir nur Glück wünschen.“, meinte er und legte auf, bevor Conan noch etwas erwidern konnte. Dann sah er auf die Uhr.
 

Hauptstraße Richtung Haido-cho

3 Stunden und 40 Minuten bis Ablauf des Ultimatums
 

„Wir haben weniger als vier Stunden! Mist!“, fluchte Conan nach er das Gespräch beendet hatte. Er saß wieder auf dem Beifahrersitz des Chevrolet Spark, den sich Akai angeschafft hatte nachdem sein altes Modell ein unrühmliches Ende nahm.

„Vier Stunden um Mizunashi Rena zu warnen, Bourbon zu schnappen und ihn daran zu hindern elementare Informationen an die Organisation weiter zu leiten.“, fügte der FBI-Agent zusammen, der Conan erst vor wenigen Minuten aufgegabelt hatte. Etwas hatte dem Jungen Sorgen bereitet. Kurz nachdem Bourbon mit ihm fertig war, war das Signal an Kagamis Wagen verschwunden. Hatte das so genannte Superhirn seinen Komplizen gewarnt? Akai selbst hatte mehrmals versucht Rena zu kontaktieren, doch ihr Handy war tot.

Dann kamen sie endlich vor dem Gebäudekomplex an, in dem die Doppelagentin eine Unterkunft gefunden hatte. Akai blieb vorerst im Wagen, es war möglich, dass dieser Ort überwacht wurde. Im ungünstigsten Falle lauerten irgendwo Korn oder Chianti, die nur darauf warteten ihm eine Kugel zu verpassen.

Conan hielt kurz inne als sich ihm plötzlich der Gedanke an Ran aufdrängte, Warum jetzt? Gerade jetzt hatte er sich zu konzentrieren. Ein Fehler und es war alles vorbei. Unsicherheit stieg in ihm auf als er bemerkte, dass die Tür zur Wohnung offen stand. Innen wirkte alles normal, außer… Blut. Blut am Boden und Teile des Bettes. Es hatte ein Schusswechsel stattgefunden. Wer wurde getroffen? Rena? Oder dieser Kagami? Dieser silbergraue Wagen dem Conan seit dem Parlamentsgebäude aus gefolgt war, stand nicht draußen auf dem Parkplatz. Rena musste es gelungen sein zu fliehen und Kagami verfolgte sie. Konnte es so sein? Conan stürmte nach draußen und bekam mit wie sich Akai an einem der Mülleimer zu schaffen machte. Er stand recht schnell, es war normal für Agenten Dinge loszuwerden, durch die man sie schneller aufspüren konnte.

„Ich war gerade dabei die letzte Nummer zu wählen, die auf Mizunashi Renas Handy eingegangen ist.“, erklärte er, doch Conan riss ihm das Gerät einfach aus der Hand.

Akai wirkte jedoch nicht beleidigt. Wenn die Nummer einem Organisationsmitglied gehörte und ein Kind anrief konnte man leicht annehmen, jemand hätte sich verwählt.

Es klingelte

Ein zweites Mal.

Ein drittes Mal.

„Ja?“

Conan kam die Stimme bekannt vor?

„Hallo…“, brachte er lediglich heraus.

„Oh! It’s you? Cool guy?“, säuselte Wermut regelrecht.

„Cool Guy?“, fragte Vodka mit einem verdutzten Gesicht.

Wermut vollzog eine abfällige Handbewegung.

„Nur ein Kerl aus Amerika, mein treuster Fan. Er betreibt meine Fanseite, ich habe ihm erlaubt mich hin und wieder anzurufen.“, gestand sie und fasste sich peinlich ertappt an die rechte Wange.

Gin zischte gereizt.

„Dafür haben wir jetzt keine Zeit, leg auf!“, befahl er.

„Yes!“, erwiderte sie und tat so als würde sie das Gespräch beenden.

„Hey wie lange wird es dauern bis Kir am HH ankommen wird?“, wollte Vodka wissen.

Gin schien kurz zu überlegen.

„In weniger als einer Stunde. Sie wird direkt in unsere Falle tappen und weiß nichts davon.“, konnte er sich nicht erwehren bei diesem Gedanken zu schmunzeln.

Dann legte Wermut tatsächlich auf. Es sollte als kleiner Anreiz gelten, mehr wollte sie ihrem Lieblingsdetektiv auch wieder nicht verraten.
 

„Das war… Wermut.“, berichtete Conan, auch wenn sich Akai das bereits hatte denken können, immerhin hatte der kleine Detektiv das Telefon schnellstmöglich auf Lautsprecherfunktion umgestellt.

„HH…“, murmelte Akai nachdenklich.

Conan nickte und dachte an Weise, wie die Organisation üblicherweise ihre Orte beschrieben.

„P… Park. B…. Bridge…“

Es war der FBI-Agent der die Lösung parat hatte.

„H wie Harpor.“, schlug er vor.

Conans Gesichtszüge spannten sich.

„Gin meinte Kir würde in weniger als einer Stunde eintreffen. Von hier bis zum Haido Hafen würde man genau diese Zeit benötigen. Dorthin ist sie also unterwegs. Wir müssen sie warnen, dass sie in eine Falle läuft!“, sagte er unruhig.

Doch Akai stellte ein weiteres Problem in den Raum.

„Aber Haido besitzt doch zwei Häfen, richtig? Einen im Westen und einen im Osten des Stadtteils. Zu welchem von beiden ist sie unterwegs?“, wollte er wissen.

Conan fluchte und musste ihm rechtgeben. Er wollte den FBI-Agenten bitten seine Kollegen zu benachrichtigen, doch dafür fehlte vermutlich die Zeit.

„Wir teilen uns auf, in Ordnung?“, verriet er seine Taktik und Akai hatte nichts dagegen einzuwenden. Allein war die Gefahr größer, dass sie in Gefahr gerieten, aber es half eben nichts. Wieder klirrte das metallene ‚Tik Tak’ in Conans Ohr. Bourbons Ultimatum würde in 3 Stunden und 10 Minuten auslaufen. Akai war nun hier, direkt neben ihn. Doch warum dachte er das nun? Es war unvorstellbar für den Detektiv auf so einen Handel einzugehen. Akai einfach auszuliefern, egal wen er damit schützen würde. Ran. Nein nicht nur sie, auch Shiho, den Professor, die Kinder, ja sogar Kogoro.

Er und Akai nickten einander zu, dann bestieg zweiterer seinen Chevrolet und Conan sein Skateboard. Er würde Bourbon dieses Spiel nicht gewinnen lassen.
 

Haido Hafen Ost

2 Stunden bis Ablauf des Ultimatums
 

Conan hätte den Verkehr verfluchen können, erschwerend kam hinzu, dass er sich in diesem Stadtteil nicht auskannte. Akais Weg war wesentlich kürzer gewesen, doch er hatte noch keinen Anruf von ihm erhalten. War der westliche Hafen eine Sackgasse? Er würde es gleich erfahren, denn das Meer tat sich direkt vor ihm auf. Er erblickte die weiten Stege und Container und musste feststellen, dass der Hafen größer war als erartet. Wie sollte er die CIA-Agentin hier finden? Ganz einfach, an vielen Teilen des Hafens herrschte reger Betrieb, die Organisation könnte dort niemals zuschlagen. Rena musste sich abseits der großen Buchten befinden, in einem der Lagerhäuser. Ja dies war wahrscheinlich, immerhin vermieden es die Männer in Schwarz stets Zeugen zu hinterlassen. Zu dumm, gerade jetzt gab die Batterie seines Skateboards auf und Conan war gezwungen zu laufen. Eisern kämpfte er sich durch die Container und anderen Frachten um den Hafen zu durchqueren. Dann stieß er mit einem Arbeiter zusammen und landete unsanft auf seinem Hinterteil.

„Verzeihung.“, würgte Conan heraus und wollte an ihm vorbei.

„Hey Kleiner was hast du hier zu suchen? Willst du hier spielen, oder… oder gehörst du gar zu dem Nachrichtenteam?“, fragte der Mann forsch.

Conan sah ihn jedoch nur unverständlich an.

„Naja vorhin sah ich diese eine Schnalle aus dem Fernsehen, deshalb dachte ich die wollen einen Bericht über den Hafen drehen oder so.“, gestand er.

Conan verengte die Augen und fragte den Mann nach der Richtung in die die Frau gegangen war. Dann setzte er seinen Weg vehement fort. Bald hatte er die Lagerhäuser erreicht und begann den Namen der CIA-Agentin zu rufen.

„Rena-san! Rena-san!“

Keine Antwort, die Anlagen hier waren riesig, wie wollte er sie hier finden? Dann eine offene Tür an einem der Lagerhäuser. Es wirkte sehr rustikal und war nicht einmal überdacht. Wahrscheinlich wurden Kisten oder andere Gegenstände dort aufbewahrt. Es war einen Versuch wert und der kleine Detektiv fand sich wenig später in den wirren Gängen des Gebäudes wieder. Aber es musste auch einen großen Lagerraum geben, das wusste er. Licht drang zu ihm durch, er erreichte den nicht überdachten Teil des Gemäuers und erblickte sie von weitem. Es war eine Frau die mit dem Rücken zu ihm stand.

„Rena-san!“, brüllte Conan aus Leibeskräften.

Die Frau wand sich zu ihm um und entpuppte sich tatsächlich als die zur CIA-Agentin gewordene Nachrichtensprecherin.

„Conan…kun?“, schien sie nicht mit dem Auftauchen des Jungen gerechnet zu haben.

In ihrer Hand hielt sie eine ausländische Pistole, ahnte sie etwa bereits etwas? Oder waren das hier nur Sicherheitsvorkehrungen.

„Rena-san das hier ist eine Falle! Die Organisation weiß, dass Sie eine Doppelagentin sind und hat Sie hier her gelockt.“, berichtete er stockend.

Renas Gesichtszüge änderten sich kaum merklich. Reagierte sie so gefasst, dass ihr diese Information keinen Schrecken einjagen konnte? Was hatte die Frau durchmachen müssen um zu so einer Person zu werden?

„Verstehe, es gibt wohl wirklich keinen Ort wo ich hin kann…“, murmelte, sie, allerdings mehr zu sich selbst.

Conan schüttelte den Kopf.

„Doch, das FBI wird Sie beschützen. Ich werde Akai-san anrufen und er wird Sie…“

Weiter kam der junge Detektiv nicht.

Er stoppte nicht weil er etwas hörte, nein das würde erst wesentlich später der Fall sein.

Es war der rote Punkt, der begann von Renas linkem Arm auf ihre Schulter zu schwanken.

Dann wurde dem geschrumpften Detektiv alles klar. Darum der Hafen. Darum das nicht überdachte Gebäude. Ein Scharfschütze!

„Rena-san Sie müssen…!“

Es war zu spät.
 

Eine Lagerhalle in Beika

1 Jahr zuvor
 

Zeit. Zeit! Er hatte keine, das wusste er. Endlich hatte er den Schlüssel in Masami Hirotas Wohnung gefunden, aber eben zu spät. Nein, nicht Masami Hirota. Der wirkliche Name dieser Person lautete Akemi Miyano. Und sie war ein Mitglied der Organisation, der Leute, denen er bereits seit Wochen auf der Spur war. Was dieser aber nicht daran hintern sollte ihre eigene Kameradin auszuschalten. Sie war für sie eine Gefahr geworden, daran bestand kein Zweifel mehr. Sie würden sie beseitigen. Gin und Vodka würden sie beseitigen. Er war Realist, hoffte aber dennoch noch etwas ausrichten zu können. Er sollte sich irren.

Akemi Miyano lag vor ihm, in ihrem eigenen Blut, ihre Hand nach Conan ausstreckend.

„Alles was ich weiß ist, dass ihre Farbe schwarz ist…“

„Schwarz?“

„Ja. Die Leute die in der Organisation etwas zu sagen haben sind alle schwarz gekleidet. Schwarz wie das böse.“

Dann starb sie vor seinen Augen.
 

Toto Tower

1 Monat zuvor
 

Irish streckte dem Helikopter den Chip entgegen, so wie Gin es gewollt hatte. Doch es war nicht um ihn besser betrachten zu können, wie er es behauptet hatte. Gins Augen waren gut, nein regelrecht scharf. Ihre Schärfe und die Bosheit darin ließen sogar Conan zurück schrecken. Dann der Schuss. Es war Chianti gewesen, die gefeuert hatte. Eine Kugel traf den Chip und durchdrang erst ihn, dann Irishs Brust. Getroffen fiel er zur Seite, direkt neben dem Detektiv. Doch seine Komplizen schienen Conans Anwesenheit bemerkt zu haben. Chianti schoss erneut, Irish schob sich vor ihn, um ihn zu beschützen. Aber warum? Warum tat er das? Sie waren Feinde, nicht wahr? Hielt er ihn für einen kleinen Jungen? Nein, er kannte sein Geheimnis, er wusste, dass er Shinichi Kudo war. Welchen Grund hatte er also ihn zu retten? Conan bekam nie wieder die Gelegenheit ihn danach zu fragen.

„Finde uns… Gib nicht auf bevor du uns hast.“, stammelte Irish bevor er endgültig starb.
 

Lagerhallentrakt am östlichen Haido Hafen

Jetzt

1 Stunde und 40 Minuten bis Ablauf des Ultimatums
 

Kannte er diese Situation nicht? Conan erinnerte sich zurück. War es nicht Gin gewesen der Sonoko versehentlich für Shiho gehalten hatte? Das abtrünnige Mitglied, das für ihn nur als Sherry bekannt war? Conan bemerkte den roten Punkt und konnte Sonoko noch rechtzeitig aus der Schusslinie bringen. Dann vor einem halben Jahr, als Korn und Chianti dabei waren den Senatskandidaten Domon-san zu ermorden. Conan nutzte die Sprinkler-Anlage um für Verwirrung zu stiften. Beide Male war es ihm gelungen die Situation abzuwenden. Doch bei Irish hatte er versagt. Bei Akemi Miyano hatte er versagt. Und er würde bei Mizunashi Rena versagen. Der erste Schuss durchdrang Renas Oberkörper. Die Kugel preschte durch ihren Rücken und riss beim Austritt ein Loch in ihre Brust. Die CIA-Agentin taumelte nach vorne, direkt auf Conan zu.

„Rena-san!“, brüllte Conan verzweifelt.

Die Agentin besaß noch genug Kraft um vor Conan hinzuknien und sich schützend über ihn zu legen. Der Detektiv bekam mit, wie sich das Blut nun auch auf seiner Brust sammelte. Ein weiterer Schuss, Renas Schulter wurde getroffen.

„Rena-san, wir müssen fliehen!“, versuchte er zu ihr durchzudringen.

Doch Rena hörte ihn nicht. Oder wollte sie ihn gar nicht hören? Beide waren auf offenem Gelände, egal in welche Richtung sie rannten, für einen Scharfschützen waren sie ein leichtes Ziel. Niemand von beiden konnte entkommen. Rena wusste es. Ihr wurde beigebracht so etwas zu wissen.

„Wieso?“, brüllte Conan sie an.

„Wieso beschützen Sie mich? Wieso denken Sie, dass ich es wert bin?“, wollte der Detektiv panisch von ihr wissen.

Rena wand ihre letzte Kraft dazu auf ihre Hand auf Conans Wange zu legen.

Es war ein nostalgisches Gefühl. Und vor allem ein warmes, obgleich Rena durch den Schock gerade fröstelte. Conan erinnerte sich an dieses Gefühl. Rena hatte ihm im Haido Park die Hand auf die Wange gelegt um zu überprüfen ob er log. Diesmal hatte es einen anderen Zweck. Diesmal war es weil sie ihre letzten Sekunden mit ihm verbringen wollte. Wieder pochte die Frage in ihm. Warum er? Angenommen er zog die Aufmerksamkeit auf sich, dann vielleicht – vielleicht – hatte Rena dann eine Chance zu fliehen, verletzt oder nicht. Eine CIA-Agentin konnte in diesem Machtspiel bestimmt mehr ausrichten. Also warum beschützten die Leute immer ausgerechnet ihn?

„Bitte… sag Eisuke…“, waren ihre letzten Worte bevor sie schlapp auf den geschrumpften Detektiv sackte.
 

Korn hasste ungebetene Zeugen, sehr sogar. Es war nicht sein Tag, das hatte er frühestens beim Aufstehen festgestellt. Keine Zahnpasta mehr. Das hatte ihn den ganzen Vormittag über beschäftigt. Er hasste sich selbst dafür mit Kleinigkeit nicht besser fertig werden zu können. Seien es banale Dinge wie Zahnpaste, oder dass jemand wie Chianti vorgezogen wurde. Ja, sie besaß die besseren Ergebnis im Training, aber was bedeutete das schon? Es kam schließlich auf die realen Ziele an. Nur an ihnen konnte man erproben was man wirklich leisten konnte. Als er erfuhr, dass er für die Exekutierung von Kir verantwortlich sein würde, nahm er dies mit gemischten Gefühlen auf. Er hatte lange nicht mehr abgedrückt. Das letzte Mal als er auf dieses äußerst attraktive Polizistin zielte, die mit ihrem Wagen auf der Schnellstraße unterwegs war. Korn war es nicht vergönnt gewesen sie zu töten, doch er gab zu froh darüber gewesen zu sein. Aber diesmal war es anders. Ja, er mochte Kir, auch sie war attraktiv und hatte immer nette Worte für ihn übrig gehabt. Doch Befehl war Befehl. Kir war tot, doch was war mit dem Jungen dort unten.

„Korn, hörst du mich? Ist es vollbracht?“

Es war Gins Stimme die aus dem Funkgerät drang.

Korn brummte missmutig.

„Kir ist tot. Aber da ist ein Junge bei ihr.“, berichtete er.

Gin schien verwundert zu sein.

„Ein Junge?“, hinterfragte er.

Korn bestätigte es ein zweites Mal.

„Was soll ich tun?“, hakte er nach.

Für Gin schien die Vorgehensweise eindeutig zu sein.

„Er wird kaum zum FBI gehören, es ist sicher nur jemand der sich beim Spielen verlaufen hat. Dennoch lässt die Organisation niemals Zeugen zurück. Beseitige ihn.“, befahl er und unterbrach den Kontakt.

Korn seufzte. Kinder erschießen, etwas was er nicht einmal gewagt hatte als er noch Söldner in Vietnam oder den Philippinnen war. Dann heuerte ihn die Organisation an. Er hätte sich gewünscht Chianti wäre bei ihm. Sie war die reinste Psychopathin die Korn je kennen gelernt hatte. Sie hätte keine Skrupel gehabt den Jungen zu erschießen.

Korn zielte auf den Jungen und zögerte. Es war nicht weil Unsicherheit in ihm aufkam, nein es lag an etwas anderem. Er kannte dieses Kind, er hatte bereits einmal auf es gezielt. Korn vergaß keine Person die ihm jemals vor sein Präzisionsgewähr gekommen war. Er stand auf um besser sehen zu können.

„Ist das nicht dieser… ja dieser kleine Rotzlöffel vor der Detektei Mori.“, erinnerte er sich nun wieder.

Er wollte Gin bescheid geben, doch etwas stimmte nicht. Woher kam plötzlich der rote Fleck auf seinem Funkgerät? Und warum wanderte er stetig zu seiner Brust hinauf? Pure Panik breitete sich in dem ehemaligen Söldner aus. Er packte seine AK-47 und richtete sie auf den Ausgangspunkt des Flecks. Er quetschte sein Auge regelrecht an das Zielfernrohr und erkannte den feindlichen Schützen wenige Hundert Meter auf einem Hochhaus. Er hielt ebenfalls ein ähnliches Modell wie er in Händen, mit dem Unterschied, dass er bereits den Abzug betätigt hatte. Die Kugel schlug in Korns Brust ein und seine letzten Gedanken waren bei…

„Akai Shuichi.“
 

Teil 6

Identität
 

Haido Hafen Ost

1 Stunde bis Ablauf des Ultimatums
 

Shuichi Akai hatte Korns Leiche erst gesichert, bevor er hinab stieg und mit äußerster Vorsicht in Richtung Lagerhaus stapfte. Er war erleichtert als er feststellte, dass sonst keine feindlichen Agenten mehr zugegen waren. Es war unmöglich rechtzeitig zu kommen, nachdem er sich sicher, war am falschen Hafen zu sein. Dennoch nutzte er die Zeit um sich zu postieren und als Scharfschütze Hilfe leisten zu können. Doch er war zu spät. Das wurde ihm spätestens dann klar, als er beobachtete wie der Junge vor Mizunashi Renas Leiche kniete.

Der FBI-Agent verzichtete darauf eine Entschuldigung herauszupressen, es war einfach nicht seine Art. Er hatte zu viele Verluste miterlebt, was jedoch nicht hieß, dass ihn Renas Tod nicht traurig stimmte. Drei Monate waren vergangen seit sie ihn zum Raiha-Pass bestellt hatte. Es benötigte keinerlei spitzfindiger Formulierungen um die Situation einzuschätzen. Rena wollte die Organisation verlassen? Das allein war der beste Hinweis gewesen. Der FBI-Agent wusste nicht was ihn erwarten würde, doch er war mit allem ausgestattet. Kusudas Leiche im Kofferraum, eine schusssichere Weste und sogar sein spezielles Geheimnis unter seiner dicken Wollmütze. Eine Weste schützte den Oberkörper, alle wichtigen Organe, aber nicht den Kopf. Ein Schütze zielte bei einem Kopfschuss meist auf die Stirn, also konnte eine Stahlplatte jede noch so dicke Kugel abfangen. Selbst Hohlspitzgeschosse, wenn man danach keine allzu großen Kopfschmerzen scheute. Es war einfach aus dem inzwischen zu brennen begonnenem Chevrolet zu entkommen. Er hatte sich diesen Trick bei seinem Kollegen André Camel abgekupfert. Als Chianti ihn töten wollte, nutzte er den Qualm des Unfallsfahrzeugs um sich rechtzeitig hinaus zu werfen. Mehr war auch an Akais mysteriösem Tod nicht gewesen. Er war untergetaucht und hatte Informationen gesammelt. An einem speziellen Ort, den nicht einmal das FBI kannte.

„Die Gefahr ist gebannt.“, war das einzige was er herausbrachte.

Doch Conan schüttelte nur den Kopf.

„Ist es nicht.“, sagte er mit fester Stimme.

Als ob sein Handy dies gehört hatte, begann es unvermittelt seinen Klingelton abzuspielen.

Conan hob ab noch, bevor das zweite Klingeln einsetzte.

„Ja?“, meldete er sich.

„Tik Tak.“, raunte die metallene Stimme.

Conan erwiderte nichts darauf. Er spürte die Erschöpfung und die Müdigkeit.

„Habe ich dir nicht untersagt deine kostbare Zeit auf diese Weise zu verschenken? Was hast du schon gewonnen? Kir ist tot und dein Ultimatum läuft in einer Stunde ab. Nein, warte mein Fehler. In 56 Minuten. Oh richtig, Korn hat das Spielfeld verlassen! Glückwunsch ein schwarzes Pferd weniger. Aber soll ich dir etwas verraten? Der Turm ist dabei dich Schachmatt zu setzen. Ich habe alles was ich brauche um deinen König… nein sämtliche deiner Figuren ins Aus zu befördern. Ich habe es dir versprochen, richtig? Erst all deine Lieben, dann dich selbst. Kir war ein kleiner Vorgeschmack. Er ist bei dir, oder? Shuichi Akai, eine ich.“, flötete Bourbon durch den Hörer.

Conan schloss die Augen und schlug sie nach wenigen Sekunden wieder auf.

„Was wollen Sie?“, fragte er kritisch.

Bourbon ließ sich mit der Antwort Zeit.

„Gin. Vodka. Pisco. Sherry. Diese vier. Wer hätte wohl ein Motiv die drei Männer zu töten und die Frau am Leben zu lassen?“, fragte Bourbon und legte dann auf.

Conan blieb keine Gelegenheit mehr nachzuhacken. Er versuchte dem Gesagten einen Sinn einzuhauchen, aber ohne Erfolg.

„Was will er?“, fragte nun auch Akai, doch Conan zögerte. Dann war es aber endlich so weit. Einer seiner Geistesblitze. In sekundenschnelle wählte er die Nummer von Professor Agasa.
 


 

Dach des Haido City Hotels

10 Minuten bis Ablauf des Ultimatums
 

Sein Herz schlug gewaltig sogar. Allerdings nicht aufgrund der Treppen die er jede einzeln erklomm. Nein es war die Vorfreude darauf Shuichi Akai endlich töten zu dürfen. Er hatte sich alles fein säuberlich ausgemalen. Natürlich würde ihm Kudo Akai nicht einfach so ausliefern, doch sein Plan würde aufgehen. Der FBI Agent war etwas besonderes, ein ganz spezieller Mitspieler. Nicht einmal Kudo oder das FBI wussten, dass er weder schwarz noch weiß trug. Nein, Shuichi Akai war der rote König. Doch das würde heute enden. Er kannte die Strategie des FBI-Agenten, er hatte sie jahrelang studiert. Er würde sich auf einem der umliegenden Dächer postieren und auf ihn zielen. Es war eine lächerliche Vorgehensweise. Bourbon war ihm drei Züge voraus, Akai ahnte nicht selbst von Scharfschützen ins Visier genommen zu werden. Er würde das Gespräch mit Kudo hinaus zögern und Chianti so die Möglichkeit liefern Akai zu finden und auszuschalten. Gin war gegen diese Strategie gewesen. Doch Bourbon und er nahmen denselben Rang ein, es war Anokata gewesen der entschied, dass diese ‚rote Bedrohung’ heute ihr Ende finden sollte. Er keinem etwas von Kudos kleinem Geheimnis erzählt, oder von Sherrys Aufenthaltsort. Es war nicht wichtig, nur eines pulsierte jetzt in seinem Kopf herum. Shuichi Akai.

Er stieß die Tür unter lautem Knarren auf und trat der Dämmerung entgegen. Würde das Sonnenlicht für Chianti ausreichen um Akai treffen zu können.

Er sah ihn. Conan Edogawa stand vor ihm, er hatte ihm den Rücken zugewandt. Nein nicht Conan, Shinichi Kudo. Es war kein kleiner Junge der da stand, sondern jemand ebenwürdiges.

„Ich bin hier also wirklich richtig.“, sagte der Detektiv, ohne sich ihm zuzuwenden.

Dennoch war Bourbon nicht dumm. Er zog eine Pistole und richtete sie auf den Knirps.

„War es zu einfach?“, fragte Bourbon diesmal mit seiner eigenen, nicht verzerrten Stimme.

Conan schüttelte den Kopf.

„Alle vorherigen Hinweise bezogen sich auf Sherlock Holmes, warum sollte es diesmal anders sein? Gin. Vodka. Pisco. Sherry. Vier Personen, es bezieht sich auf den Holmes-Roman ‚Das Zeichen das Vier’. Drei Personen sollen darin getötet werden weil sie sich an einem Ort befanden. Auch die Frau wird angegriffen, die später Marry Watson sein sollte. Marry steht für Sherry nicht wahr? Und wo trafen diese vier Personen aufeinander? Korrekt, im Haido City Hotel. Vor einem Dreiviertel Jahr tötete Gin hier Pisco und wollte auch Sherry beseitigen. Wir entkamen nur knapp.“, erklärte er.

Bourbon grinste.

Und nun bist du hier um dich mir zu stellen? Du weißt, das Ultimatum läuft in wenigen Minuten ab.“, erinnerte er.

Er verabscheute die Lässigkeit seines Gegenübers. Der Knirps hatte seine Hände in der Hosentasche verstaut und bedachte ihn nicht eines Blickes. Wie konnte man nur so arrogant sein?

„Alles was ich heute tat zielte nur darauf ab, dass wir uns nun hier auf diesem Hoteldach gegenüber stehen. Habe ich nicht recht? Okiya… Subaru-san?“, fragte Conan und drehte sich mit einem Ruck um.

Die Situation hatte sich nicht verändert. Bourbon hatte seine Pistole noch immer auf ihn gerichtet, blickte seinem Gegenspieler aber nun direkt in die Augen.

Auch Conan taxierte die zusammengekniffenen Augen hinter der harmlos wirkenden Brille. Er Student hob sein Kinn und begann Conan zu mustern.

„Wenn du bereits alles weißt, muss dir auch klar sein was ich von dir will.“, erwiderte er kühl.

Conan begann zu lächeln.

„Ja, ich bin mir ziemlich sicher Sie durchschaut zu haben. Aber es gibt ein Detail, das Sie nicht berücksichtigt haben.“

Plötzlich laute Schritte im Treppenhaus.

„Etwas, wodurch ich Ihnen einen Zug voraus bin.“

Sollte Bourbon sich umdrehen? Nein, dann war er ohne Deckung.

„Nämlich, dass das hier…“

Es war zu spät.

Hinter Bourbon wurde die Tür aufgeschlagen und ein Mann schnellte hervor. Er richtete eine Pistole an seinen Hinterkopf.

„…eine Falle sein könnte!“, beendete der Mann den Satz für den kleinen Detektiv.

Bourbon schluckte schwer. War er Akai, der ihn da bedrohte? Nein, die Stimme was vollkommen anders. Etwa… nein! Das konnte nicht sein! Er erfasste die Person mit den Augenwinkeln und erstarrte. Er blickte in einen Spiegel, anders konnte es gar nicht sein. Die Person stand nun seitlich neben ihn, und ließ kein Zucken zu. Der Mann trug gewellte Haare, war fein angezogen und besaß einen aufgestellten Kragen. Seine Augen waren schwer zu erkennen, zum einen durch die dicke Brille, zum anderen durch die verengten Augen.

„Dann ist das also…“, begann Bourbon und Conan beendete den Satz für ihn.

„Der echte Subaru Okiya, ganz recht.“

Bourbon knirschte mit den Zähnen, ein Detail das er nicht eingeplant hatte.

„Haben Sie wirklich erwartet mich mit dieser Maskerade täuschen zu können?“, fragte Conan zynisch. Sein Gegenspieler begann unvermittelt zu lachen.

„Na schön Kudo-kun, nicht schlecht! Aber um das Spiel zu beenden will ich deine Schlussfolgerungen hören, einverstanden?“

Conan nickte artig.

„Dann beginne ich nun.“, sagte er ohne seine Haltung zu ändern.

„Alles begann vor drei Monaten. Sie konnten einfach nicht glauben, dass Shuichi Akai wirklich tot war. Sie fanden heraus, dass es sich bei der Leiche um Ihren eigenen Mann handelte und begannen zu ermitteln. Aber es gab ein Problem. Ihr Boss hatte Ihnen eine zusätzliche Aufgabe erteilt, nämlich die Verräterin Sherry zu finden. Ihre Zeit wurde knapp, weshalb Sie einen Komplizen anheuerten. Sie benötigten allerdings jemanden mit scharfem Verstand. Durch Kusuda, Hara oder auch Akemi Miyano weiß ich, dass die Organisation gerne Kleinkriminelle anheuert. Diese haben kaum Kenntnis über die Organisation, oder ihre höherrangigen Mitglieder. Und so kamen Sie auf Subaru Okiya, einen Studentin, der dringend Geld brauchte. Seine Aufgabe war es herauszufinden, dass ich Shinichi Kudo… und Haibara Shiho Miyano ist. Korrekt? Durch einen Zufall kam er in unsere Nähe und ich hörte zufällig ein Telefonat mit. Er erwähnte den Namen Rena und ich zählte 1 und 1 zusammen.“, erzählte er die Geschichte von Anfang an.

„Dann ist dieser Kerl also…“, murmelte Bourbon, doch Conan schnitt ihm den Satz ab.

„Sie wissen bereits, dass Mizunashi Rena eine Doppelagentin war. Subaru-san war ihr Verbindungsoffizier. Doch er machte sich Sorgen und durch einen Glücksfall fanden Sie ihn. Oder fand er Sie? Sie hatten keine Zweifel, sein Hintergrund war perfekt. Und zwar weil er von einer Behörde eingerichtet wurde, die äußerst gut darin ist.“, verriet er weiter.

Bourbon sah nun zu Okiya.

„Also…“

„CIA.“, half ihm dieser auf die Sprünge.

Bourbon nickte schwach.

„Da habe ich wohl einen Fehler gemacht.“, gab er zu.

Conan schüttelte den Kopf.

„Was reden Sie da? Sie haben früh genug bemerkt, dass mit Subaru-san etwas nicht stimmt. Und zwar als Sie ihn im Kaufhaus entdeckten, einem Ort zu dem Sie ihn nicht beordert haben. Es hätte ein Zufall sein können, aber an sowas glauben Sie nicht, richtig? Aber Sie waren ohnehin nur an Akai-san interessiert und mussten wissen was mit ihm geschehen war. Dazu bedienten Sie sich sogar der Maskerade Ihres ärgsten Feindes. Hat Wermut Ihnen Tipps gegeben? Genauso wie Irish? Sie wurden zu Shuichi Akai und nahmen Kontakt mit dem FBI auf. Natürlich erzählte Akai-san seinen Kollegen nichts von seinem fingierten Tod, aus Angst um ihre Sicherheit. Jodie spielte das Spiel perfekt mit, ohne es zu merken, denn für sie war ihr Partner tatsächlich tot. Doch ihre Reaktion genügte Ihnen nicht, nicht wahr? Noch dazu Subaru-sans Erscheinen, das ihn ebenfalls als möglichen Doppelagenten auszeichnete. Welchen Grund gäbe es sonst, sich heute als ihn auszugeben nur um mich zu verwirren?“, fragte Conan scharf.

Bourbon seufzte demonstrativ.

„Ja das ist alles richtig. Ich habe selbst meine eigenen Leute benutzt. Gin glaubte nicht, dass Akai noch am Leben war, dieser Narr! Ich wollte ihnen einen Anreiz geben, doch er bemerkte meine wahre Identität, nachdem ich Chiantis Position in dem Gebäude gegenüber kannte, nachdem ich selbst den Plan für die Mission entworfen hatte. Und er wusste, dass ich Wermut gebeten hatte mir ihre Tricks zu verraten. Aber eines fehlt noch, mein kleiner Detektiv. Und zwar mein wahres Gesicht. Sag bloß nicht, du scheiterst daran.“, begann Bourbon sich nun sich über Conan lustig zu machen.

Doch dieser schüttelte lässig den Kopf.

„Das war auch recht einfach. Sie können Ihre Maske ruhig abnehmen… Kagami Raitou-san.“, meinte er triumphierend.

Bourbons Hals schnürte sich zusammen und wutentbrannt riss er sich die Maske vom Kopf. Darunter kam das gepflegte Gesicht des Staatssekretärs hervor.

„Woher…“, schien er wahrlich nicht damit gerechnet zu haben.

„Ich sagte es bereits, oder? Alles was heute geschah zielte darauf ab, dass wir uns hier auf diesem Dach treffen. Sie haben die Nummer Ihres Bosses nicht zufällig gewählt, oder? Ich sollte auf Sie aufmerksam werden und einen Peilsender an Ihrem Wagen anbringen. Es war außerdem etwas, das Sie gesagt haben. Sie verwendeten den Begriff… Boss. Das erste Mal war es, als Wermut die Nummer wählte. Sie war eine ranghohe Agentin, es war nichts seltsames daran. Doch als Kir anrief, verwendete sie diesen Begriff nicht. Und schon gar nicht Kusuda Rikumichi der einen äußerst geringen Rang inne hatte. Deshalb denke ich, dass die Nummer Ihres Bosses eine Art Zwischenstation besitzt. Es soll ja nicht jeder mit Ihrem Anführer sprechen können. Wenn Sie das aber können, müssen Sie besonders wichtig sein, nicht wahr? So wussten Sie auch, dass ich Ihnen folgte und riefen mich an und Zeit zu schinden, damit sie vor mir bei Mizunashi Rena eintreffen würden. Sie nutzten denselben Trick wie Akai-san und präparierten Ihre schusssichere Weste mit falschem Blut. Rena-san fiel auf Sie herein und wurde am Haido Hafen getötet. Dann lockten Sie mich… nein um mich geht es hier nicht, richtig? Ihnen ging es immer nur um Shuichi Akai. Ist es nicht so?“

Ein breites Grinsen zierte Kagamis Gesicht. Dann schien ihm der rote Fleck aufzufallen, der auf seinem Oberkörper umherwanderte.

„Ist das… Shuichi Akai?“, sprühte seine Miene gerade zu nach Gier.

„Endlich… endlich…“

Adern zogen sich förmlich durch sein Gesicht und sein Blick verharrte auf Akais wahrscheinlicher Position.

„Nur so aus Neugier… Warum sind Sie so dermaßen fixiert auf ihn?“, erlaubte es sich Conan zu fragen.

Bourbon bedachte ihn nur eines spöttischen Blicks. Dieser Bengel würde nie verstehen wie er fühlte. Nie das nachempfinden was er verloren hatte.
 

Edogawa Bezirk, Yoshikawa Anwesen

5 Jahre zuvor
 

Ein Schatten legte sich über das Haus, ein tiefschwarzer. Es war sein eigener. Er war zu diesem Schatten geworden.

„Bereit?“

Es war Gins Stimme und er wusste, dass er nun vollkommen aufmerksam sein musste. Es war ihm nicht gelungen das FBI zu kontaktieren, er musste sich einen Ersatzplan einfallen lassen.

Es ging los.

Er hörte Schüsse vor der Einfahrt, Gin machte seine Sache gut, denn die Wachleute stürmten nach vorne. Würde Gin einen von ihnen töten? War der FBI-Agent dann dafür verantwortlich? Er hatte keine Zeit nachzudenken, das Gartentor stand offen wie erwartet. Die Terrasse war beleuchtet und die Tür zum Anwesen stand offen. Mit gezogener Waffe stürmte er ins Innere ohne genau zu wissen was vor sich ging.

Er konnte zwei Personen erkennen. Eine Frau und einen älteren Mann.

Bei dem Mann musste es sich um Yoshikawa handeln, die Frau war vermutlich die Agentin namens Velvet, die sich als dessen Sekretärin ausgab.

Ja. Sie war es. Daran bestand kein Zweifel.

Sie lächelte Akai verschwörerisch an, sie hatte auf ihn gewartet. Der Agent überlegte sich ruhig seine nächsten Schritte. Dann richtete er die Waffe auf Velvet.

Diese war mehr als erstaunt, dann zog sie ihre eigene Pistole hinter dem Rücken hervor. Akai schoss zweimal, beide Kugeln trafen den Oberkörper. Regungslos fiel sie zu Boden.

Präsident Yoshikawa schlug flehend die Hände zusammen, scheinbar verstand er die Situation falsch.

„Bleiben Sie ruhig, ich bin von der Polizei. Jemand will Sie ermorden, Ihre Sekretärin war darin verwickelt...“, erklärte er ihm, verschweig aber, dass er eigentlich vom FBI war. Das wäre jetzt zu kompliziert gewesen.

Als Yoshikawa Velvets Waffe erblickte, beschloss er dem Agenten zu vertrauen. Akai bat ihn durch die Hintertür zu verschwinden und sich in die Hände der Polizei zu begeben. Yoshikawa folgte ohne Widerrede und Akai tat alles um ihm die Flucht zu erleichtern.
 

Sicheres Versteck

30 Minuten später
 

„Der Plan ist also gescheitert?“, fragte Gin missmutig.

Akai konnte es ihm nur bestätigen.

„Velvet war bereits tot als ich eintraf und von Yoshikawa keine Spur. Er muss etwas geahnt haben und hat sie mit ihrer eigenen Waffe erschossen.“, schlussfolgerte er gespielt.

Gin seufzte tief.

„Dann war es nicht deine Schuld, obwohl es Schade um die Mission ist. Uns entgeht eine Menge Geld. Noch dazu dürfte Bourbon ziemlich angepisst sein.“

Bei letzterem lächelte er und Akai fragte sich ob seinem Partner das sogar gefallen mochte.

„Stimmt, es war immerhin sein Plan.“, gab er zu.

Gin schüttelte den Kopf.

„Nicht nur das. Soll ich dir ein Geheimnis verraten?“, sagte er verschwörerisch an seinen Partner gewand und Akai zuckte etwas zusammen.

Solche Worte kannte er von Gin nicht, es passte nicht zu seiner Persönlichkeit. Aber dennoch war er offen für die Information die ihm anvertraut wurde.

„Diese Velvet… Um ehrlich zu sein war sie Bourbons Verlobte.“, entgegnete er und zündete sich danach eine Zigarette an.
 

Dach des Haido City Hotels

Ende des Ultimatums
 

„Diese Velvet war also Ihre Verlobte?“, fragte Conan ungläubig.

Die Wut war Bourbon regelrecht anzusehen.

„Shuichi Akai! Kannst du mich hören? Hast du wirklich gedacht ich hätte nicht 1 und 1 zusammen gezählt, nachdem du enttarnt wurdest? Du hast Velvet getötet, die Person die mir so viel bedeutet hat!“, brüllte er in die Luft.

Conan nahm nun eine angespanntere Haltung ein.

„Und dafür wollen Sie sich nun rächen?“, wollte der Detektiv wissen.

Bourbon schüttelte heftig den Kopf.

„Nein um Rache geht es mir nicht. Die habe ich bereits erhalten… als ich den Auftrag erstattete Akemi Miyano ermorden zu lassen.“, sagte er nun mit einem Ausdruck, der nur noch als diabolisch beschrieben werden konnte.

Auch Conan reagierte geschockt.

„Aber ich dachte Gin…“, begann er, doch Bourbon ließ ihn nicht.

„Ja, der gute alte Gin. Aber soll ich euch etwas verraten? Akemi Miyano hat keinen Fehler begangen. Der Raub der ihr aufgetragen wurde verlief fehlerfrei. Doch ich war es der Anokata davon überzeugte, dass sie eine Gefahr war. Allerdings nur um so Rache an Shuichi Akai zu nehmen. Und ihn zurück nach Japan zu locken.“

Conan spürte bereits das unvermeidliche. Er nutzte sein Detektivabzeichen, das mit Akais Funkgerät verknüpft war.

„Special Agent Akai!“, schrie er hinein.

Kurze Stille.

„Was? Hast du erwartet, dass die Wut mich übermannt und ich abdrücken könnte?“, fragte dieser in rauem Ton.

Conan atmete erleichtert aus. Es war keine Selbstverständlichkeit, dass der FBI-Agent so ruhig blieb. Beide Männer hatten einander das liebste genommen was sie besaßen. Doch es reichte ihnen nicht, nun wollten sie auch noch das Leben des je anderen.
 

Dach von Takanashi Chemikals

5 Minuten nach Ablauf des Ultimatums
 

„Hey Gin! Hörst du mich? Es läuft nicht so wie geplant. Bourbon hat seine Maske abgenommen, es ist dieser Kagami. Wusstest du davon?“, wollte Chianti wissen.

Es dauerte etwas, bis ihr Funkgerät reagierte.

„Natürlich, aber dass er enttarnt wurde war nicht Teil des Plans. Wer ist noch auf dem Dach?“, wollte er in Erfahrung bringen.

Chianti versuchte alles genau zu überblicken.

„Meine Sicht von hier aus ist schlecht. Bourbon wird von einem Kerl mit Waffe bedroht, vielleicht FBI. Und jemand vor ihm, der allerdings von einem Fahnenmast verdeckt ist. Und wenn Bourbon keinen Müll erzählt hat, dürfte Shuichi Akai ebenfalls zugegen sein. Aber ich sehe ihn nicht.“, verriet sie.

Gin etwas zu brauchen um zu überlegen.

„Bourbon hat sich diesmal verschätzt. Er ist in die Hände des FBI gefallen, nur weil er unbedingt Akai wollte.“, stand für ihn fest.

„Und… was jetzt?“, hakte Chianti nach.

„Freigabe.“, sagte Gin nur.

Chianti reagierte überrascht.

„Ich soll die FBI-Agenten erschießen?“, schien sie nicht ganz zu verstehen.

Doch darauf schien Gin nicht hinauszuwollen.

„Nein, du sollst Bourbon beseitigen, hast du das verstanden?“, wurde er konkreter.

Chianti glaubte ihren Ohren nicht.

„Aber… er ist ein ranghoher Agent. So wie du. Hat Anokata das abgesegnet?“, wurde sie plötzlich unsicher.

Ein verächtliches Grunzen seitens Gin.

„Er würde dieselbe Entscheidung treffen. Gerade weil Bourbon so wichtig für uns ist, besitzt er viele entscheidende Informationen. Er kennt die Namen unserer Vorgesetzten, verdammt er kennt sogar den Standort unseres Hauptquartiers. Wenn er dem FBI in die Hände fällt sind wir alle erledigt.“, stand für ihn fest.

Chianti verstand und unterbrach den Funk.

Hoffentlich war sie am Ende nicht diejenige, welche die Konsequenzen tragen musste.
 


 

Dach des Haido City Hotels
 

„Kagami Raitou, ich verhafte Sie wegen Teilnahme an einer kriminellen Vereinigung.“, sagte Subaru Okiya nun ließ den Mann nicht aus den Augen.

Bourbon lachte los, scheinbar konnte er nicht anders als dies als Scherz aufzufassen.

„Habt ihr eine blasse Ahnung wovon ihr hier redet? Ich verrate euch wie alles ablaufen wird. Zuerst wird Shuichi Akai her kommen, ich will ihn vor mir sehen. Du wirst das bewerkstelligen Kudo-kun. Erinnerst du dich noch? Ich habe alle Informationen die ich brauche um dir ernsthaft zu schaden.“, fauchte er den Detektiv an.

Conan wich zurück, Okiya war der einzige der unbeeindruckt blieb.

„Nicht wenn wir Sie verhaften und dazu bringen uns zu Ihrem Versteck zu führen. Wir sichern die Daten und vernehmen Sie. Dann führen Sie uns zu Ihrem Boss und wir beenden die Existenz dieser Organisation noch heute.“, sagte er entschieden.

Bourbons Lachen nahm kein Ende.

„Habt ihr die Sache mit dem Ultimatum für einen Scherz gehalten? Die Zeit ist seit 7 Minuten abgelaufen. Und seit genau 7 Minuten hat mein Computer ein Programm gestartet, ein recht einfaches. Sollte ich es vor Ablauf von 30 Minuten nicht deaktivieren, werden sämtliche Daten meiner Festplatte an die hohen Tiere der Organisation gesandt. Darunter auch alles über Shinichi Kudo und die Verräterin Sherry.“, drohte er.

Conan zuckte zusammen.

„Dann lassen Sie uns gehen. Wir haben noch etwa 20 Minuten richtig?“, wirkte er nun äußerst gehetzt.

Bourbon zischte nur.

„Ich würde mein Versteck nur durch Folter verraten. Und selbst das gelingt euch niemals in 20 Minuten. Ihr könnt nur aufgeben und meinen Instruktionen folgen. Akai soll kommen, damit ich mit ihm reden kann. Danach schließe ich einen Handel mit dem FBI. Ich überlasse euch die Informationen und ihr lasst mich gehen.“, offenbarte er seine ganzen Plan.

Weder Conan, noch Okiya und wohl schon gar nicht Akai würden damit einverstanden sein.

Doch welche Wahl blieb ihnen? Bourbon legte seinen Kopf seitlich in den Nacken und wartete scheinbar auf eine Reaktion.

„Habt ihr mich nicht gehört? Ich will Shuichi Akai, oder ihr alle wertet…“

Stille.

Unendliche Stille.

Nein so ganz stimmte das nicht. Vor der Stille gab es noch etwas. Einen lauten Knall, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Wie vorhin bei Rena, als sie direkt über Conan gestorben war. Und nun? Geschah nun wieder dasselbe? Ja es war eine Kugel gewesen, daran bestand kein Zweifel. Und sie galt Bourbon. In seiner Stirn klaffte ein gewaltiges Loch, aus seinen Augen war sofort jegliches Leben verschwunden. Sein letzter Gesichtsausdruck sah nach Ungläubigkeit aus, als könne er die Situation nicht verstehen. Starr fiel er zu Boden und blieb tot liegen.

Was war geschehen? Hatte Akai geschossen? Nein, Conan glaubte nicht daran. Also was dann? Die Stimme des Agenten erklang nun über das Detektivabzeichen.

„Es ist Chianti! Ich kann sie sehen!“, berichtete er.

Okiya stürzte nach vorne und zog Conan hinter einen Mauervorsprung.

Dort verharrten sie einige Minuten bis Akai Entwarnung gab. Chianti hatte sich zurückgezogen, die Gefahr war gebannt. Oder… nein im Gegenteil.

Conan eilte zu Bourbons Leiche und durchsuchte seine Taschen. Nichts.

„Verdammt, wir haben noch 15 Minuten um sein Versteck zu finden!“, knurrte der kleine Detektiv schockiert. Okiya der mit seiner Waffe die Umgebung sicherte, taumelte zu ihm.

„Das ist unmöglich zu schaffen. Sein Versteck könnte sonst wo sein, wir schaffen es nicht rechtzeitig!“, sagte er eindringlich.

Doch Conan wollte davon nichts hören, immerhin ging es hierbei nicht nur um ihn.

Dann ging ihm ein Licht auf.

„Er wusste es nicht…! Er wusste nicht, dass wir ihn enttarnt hatten und uns bekannt war, dass es sich bei ihm um Kagami Raitou handelte!“, keifte er Okiya beinahe an.

Akai meldete sich abermals zu Wort.

„Ich habe verstanden. Ich sage James bescheid, er soll sofort Kagamis Wohnung ausfindig machen und den Computer in Beschlag nehmen.“, verkündete er.

Doch damit beruhigte er Conan nicht. 15 Minuten. Das FBI brauchte vielleicht nur 1-2 Minuten um Kagamis Adresse zu besorgen, sofern sie einige Spezialisten dabei hatten. Aber wie lange würde es dauern Kagamis Wohnung erst zu finden und aufzubrechen.

„Ran! Haibara! Professor!“
 

Rizen Bezirk – Tiefgarage
 

Chianti war die letzte die eintraf. Gin und Vodka saßen lässig in ihrem Porsche, sie hatte dieses Vehikel stets als peinlich empfunden. Kein Vergleich zu ihrer sexy Viper. Wermut lehnte an einer Wand und schminkte sich. Aber wo war Korn.

Gin stieg nun aus dem Wagen.

„Keine Sorge, ich habe gerade mit dem Boss telefoniert. Bourbons Tod ist ein Verlust für uns aber es war das Richtige.“, ermutigte er sie.

Chianti nickte und sah auf die Uhr.

„Korn verspätet sich normalerweise nie.“, bemerkte sie.

Gin räusperte sich.

„Korn hat es nicht geschafft. Er wurde getötet nachdem er Kir beseitigt hat.“, setzte er sie davon in Kenntnis.

Chiantis Augen weiteten sich. Sofort richtete sie ihre AK-47 auf Wermut, zur Überraschung aller.

„Sie ist schuld! Sie hat Kir zum Hafen gelotst und Korn auf sie angesetzt! Erst schickt sie Calvados in den Tod, jetzt Korn. Diese Hexe!“, keifte sie erzürnt.

Gin hob ebenfalls seine Waffe und richtete sie auf Chiantis Kopf.

„Genug! Wir haben heute bereits genug Leute verloren, ich würde gerne darauf verzichten unsere letzte Scharfschützin zu exekutieren.“, raunte er Chianti zu, wobei diese natürlich wusste, dass Gin selbst ein Meister auf diesem Gebiet war, wenn nicht sogar besser als sie.

„Es war die Schuld von Bourbons fahrlässigem Plan. Und natürlich die eines bestimmten Mannes. Shuichi Akai hat Korn getötet, du solltest deine Wut auf ihn richten.“, legte er ihr nahe.

Es dauerte etwas, bis Chianti ihre Waffe senkte. Dann fluchte sie was das Zeug hielt.
 


 

Café Chess– Kurz vor Dämmerung
 

„Möchten Sie noch etwas bestellen? Wir schließen bald.“, sagte die freundliche Kellnerin. Trotz dieser Tatsache, bat Sera noch um ein zusätzliches Glas Wasser. Ran und Sonoko waren lange gegangen, nur sie saß noch an dem Tisch und kritzelte in ihrem Notizblock. Immer wieder sah sie zur anderen Straßenseite hinüber. Männer gingen ein und aus, darunter auch eine ausländische Frau und ein alter Mann. Ein Krankenwagen stand am vermeintlichen Seiteneingang des Hotels und ein Körper, der in einem weißen Tuch eingewickelt war wurde ins Innere gehoben. Auffälligerweise waren beide Rettungskräfte ebenfalls Ausländer, was ihre Echtzeit stark untergrub. Sera fiel ein Junge mit Brille auf, es war Conan-kun. Hinter ihm kamen zwei Männer hervor. Ein lehrerhaft wirkender junger Typ und ein schwarz gekleideter Kerl mit Stoffmütze. Dadurch war es nicht schwer zu schlussfolgern wer sich unter dem Leichentuch befand.

Sera kritzelte weiter in ihrem Block. Zwei Namen waren bereits durchgestrichen.

Kir.

Und Korn.

Nun setzte sie den Stift ein weiteres Mal an um Bourbons Namen unkenntlich zu machen.

„Hmm… wer könnte der nächste sein?“, murmelte sie und dann schien ihr etwas einzufallen.

Schnell schrieb sie ihre Gedanken auf.

„Scotch?“, fragte eine Stimme neben ihr plötzlich.

Sera schreckte aus ihren Gedanken auf und erkannte einen Mann. Er trug einen Anzug und eine geschäftstüchtige Frisur. Außerdem einen Schnurbart.

„Morofushi-san Sie haben es geschafft.“, schien sich das Mädchen darüber zu freuen.

Der Inspektor setzte sich ihr gegenüber und das Glas Wasser wurde geliefert. Sera schob es ihm hin und Koumei bedankte sich.

„Sind Sie auf dem neuesten Stand?“, wollte sie wissen.

Koumei schüttelte jedoch den Kopf.

„Nein. Aber warum erzählst du mir nicht von den Ereignissen des heutigen Tages? Meine Schwarze Königin.“
 

Beika - Detektei Mori , Später Abend
 

Okiya betrachtete den Jungen eingehend. Es waren nicht die Strapazen des heutigen Tages, die ihn so schlauchten, das wusste er. Es war die Sorge um seine Freunde und Familie. Okiya war dieses Gefühl nicht fremd.

„Hör mal. Mizunashi Rena… nein. Hidemi war mehr als nur eine Kollegin. Sie hat mir sehr viel bedeutet.“, sagte er unvermittelt.

Conan sah in seine Richtung. Warum erzählte er ihm das?

„Du hast keinen Grund dir Vorwürfe zu machen. Ich war derjenige der nicht bei ihr war, weil ich Befehle befolgte und still und brav in meinem… entschuldige, deinem Haus blieb. Wäre ich bei ihr gewesen…“

„Wären Sie jetzt tot.“, beendete Conan den Satz, obwohl er wusste, dass es nicht das war, worauf der CIA-Agent hinauswollte.

„Mich konnte sie beschützen, auch wenn ich nicht verstehe warum. Korn hätte auch Sie getötet, daran bestand kein Zweifel. Lasten Sie sich nicht zu viel auf in Ordnung? Wie haben heute viel verloren, aber auch einige Siege errungen.“, machte er ihm Mut.

Okiya nickte langsam.

„Aber… es war ein Wunder! Kagamis Wohnung noch rechtzeitig zu finden war eine fast schier unmögliche Aufgabe. Ich habe gehört dieser eine rundliche FBI-Agent mit dem französischen Namen hat sich über das Ding geworfen und so den Strom unterbrochen.“, versuchte er die Stimmung etwas aufzuheitern.

Doch der geschrumpfte Detektiv war noch immer in Gedanken versunken.

„Aber eines stört mich. Auf Kagamis Computer war kein solches Programm, und auch keine Daten von mir oder Haibara.“, meinte er dann.

Okiya zuckte nur den Schultern.

„Es war ein Bluff ganz einfach. Er wollte nur Akai und entwickelte einen Tunnelblick. Es gab nichts anderes mehr für ihn.“

Okiya verhaarte nun ebenfalls einige Zeit vor dem Lenkrad, Conan wusste, dass er an das dachte was er verloren hatte. Mizunashi Rena. Hidemi Hondou. Es war etwas, das sie beide verloren hatten.

„Ihr Bruder heißt Eisuke, richtig? Ich werde noch heute mit ihm sprechen.“, fiel es dem Agenten ein.

Conan schüttelte vehement den Kopf.

„Nein, Rena-san hat mir diese Aufgabe anvertraut. Und Eisuke kennt mich, wenn ich es ihm beibringe, wird er es verstehen.“, stand für ihn fest.

Okiya akzeptierte die Entscheidung und sah zu wie der Junge die Tür öffnete und vom Beifahrersitz rutschte.

„Eines noch.“, hielt er ihn auf.

Conan sah sich zu ihm um.

„Bourbon hielt sich selbst für eine Art Sherlock Holmes. Lass es dir eine Warnung sein, dein wahrer Moriarty könnte eine völlig andere Person sein.“, gab er nun preis.

Conan senkte seinen Kopf etwas.

„Hidemi hat mich vor einem Agenten gewarnt, vor dem sie ungeheure Angst hatte. Ich denke diese Person ist dein wahres Gegenstück. Sein Codename in der Organisation lautet…. Gin.“, vertraute er ihm an.

Conan nickte bedächtig. Es schien für ihn keine Neuigkeit darzustellen, weswegen er sich von Okiya verabschiedete und bald darauf die Treppe zur Detektei hinaufspazierte.

Im Inneren erkannte er, dass Ran noch nicht zurück war. Auch ihr Vater hatte heute seinen Mahjong-Abend.

Mit langsamen schritten stolzierte er auf das Telefon zu und suchte aus dem Notizbuch daneben eine Nummer heraus.

Die Zeit die er zum Wählen brauchte kam ihm unendlich vor. Endlich drückte er die letzte Taste und wartete. Eine Stimme erklärte ihm, dass er gerade ein Ferngespräch einging, eine äußerst unnütze Information. Dann die Stimme auf der anderen Seite.

„Hallo? Hier Eisuke Hondou. Was kann ich für sie tun?“

Stille.

„Hallo? Wer ist da?“, drängte Eisuke weiter.

Conan öffnete den Mund, aber es wollte keine Worte kommen.

„Also…“

Das war alles was Eisuke noch sagen konnte. Conan hatte den Hörer auf die Gabel gelegt und seufzte. Er hatte es nicht gekonnt. Er war gescheitert. Er fühlte sich vollkommen unnütz.
 

Teil 7

Regen
 

Beika - Detektei Mori
 

Wer war diese Person? Sie starrte ihn direkt in die Augen, doch er erkannte sie nicht? Er dachte er hätte sich an diesen Anblick gewöhnt, doch dem war nicht so. Dutzende Male hatte er sein Bild im Spiegel betrachtet und gewöhnte sich immer mehr die Reflektion des kleinen Jungen. Heute war es aber anders. Er erkannte sich selbst, Shinichi Kudo darin. Nein, er hatte über Nacht keinen Wachstumsschub erhalten, keine Wunderpille von Shiho. Er war immer noch Conan Edogawa. Ein kleiner Junge, der nichts ausrichten konnte. Er sah Mizunashi Rena vor sich, er sah wie sie von Korns Gewehrkugel getroffen wurde. Sie starb vor seinen Augen, genau wie damals Akemi.

„Du bist so ein großartiger Detektiv. Warum… warum ist es dir dann nicht gelungen meine Schwester zu retten?“

Ja, er erinnerte sich noch gut an die Worte seiner Freundin als die beiden mit Professor Agasa im Haus von Akemi Miyanos früherem Mentor waren. Trotz seiner Fähigkeiten war es ihm nicht gelungen sie zu retten. Genau wie gestern Mizunashi Rena.

Am Ende war es das FBI gewesen das den Tag gerettet hatte. Conans Geheimnis blieb weiterhin geschützt, doch zu welchem preis.

Er verließ das Badezimmer und setzte sich an den Küchentisch. Ran und Onkel Kogoro hatten bereits Platz genommen. Der junge Detektiv sah nach draußen, es regnete in Strömen.

„Wirklich schlimm heute, was? Und ich hatte mir überlegt mit Conan-kun und den anderen ins Tropical Land zu gehen.“, murmelte Ran.

Das Tropical Land. Dort hatte alles begonnen. Dort hatte er eine einzige falsche Entscheidung getroffen, die sein Leben und das der anderen stark beeinflusst hatte.

„Ist schon in Ordnung, ich habe heute ohnehin keine große Lust dazu.“, meinte Conan missmutig und verließ den Tisch nachdem er mit dem Frühstück fertig war.

Ran sah ihm verdutzt nach.

„Sag mal Paps… findest du nicht auch, dass Conan-kun heute etwas deprimiert wirkt? Und das in seinem Alter…“, schien sich Ran wirkliche Sorgen zu machen.

Der Privatdetektiv zuckte mit den Schultern.

„Lass ihn doch, ist bestimmt nur das Wetter. Er kann den Tag über ja fernsehen, oder lesen.“, wand er ein.

Ran nickte, doch sie wusste, dass es noch etwas anderes geben musste, das Conan beschäftigte.
 

Rizen Bezirk – Hauptstraße
 

„Aniki! Aniki!“

Keine Reaktion.

Vodka hustete laut und endlich erwachte sein Partner aus seinem Schlaf. Es war ihm nicht zu verdenken gewesen, gestern war viel geschehen.

„Dein Handy klingelt bereits ziemlich lange.“, machte ihn Vodka darauf aufmerksam.

Gin brummte unzufrieden und kniff die Augen zusammen als er die Nummer auf dem Display erkannte.

„Er ist er.“, verriet er und nahm das Gespräch an.

Vodka konnte das Thema der Unterhaltung nicht mitverfolgen, Gin bejahte ein paar mal und legte schließlich auf.

„Der Boss will uns sehen.“, informierte ihn sein Partner.

Vodka schluckte schwer.

Das hatte nichts Gutes zu bedeuten. Was meinte sein Partner damit? Persönlich? Ihr Boss, ‚Anokata’ wollte sie doch nie persönlich sehen. Vodka selbst war ihm in seinen 8 Jahren bei der Organisation erst dreimal begegnet. Alles lief über Telefon oder Kontaktleute. Also warum nun? Er wusste es. Sie hatten drei Agenten verloren, und auch wenn sich Kir als Spionin herausgestellt hatte, so war die gestrige Mission ein Fehlschlag gewesen. Korn war tot. Vodka hatte immer geschätzt, dass er so still und reserviert war. Bourbon war tot. Vodka hatte nie sonderlich viel von ihm gehalten, ja er besaß nicht einmal Kenntnis davon, dass es sich ihm um Kagami Raitou handelte, der angeblich niedere Agent der Polizeioberrat Hakuba hätte ersetzen sollen. Hätte Hakuba wirklich sterben sollen? Oder war der ganze gestrige Tag ein einziges Spiel seitens Bourbons gewesen? War es richtig von Gin gewesen, Chianti den Befehl zu geben? Hätte das FBI etwas aus seinem Komplizen herausbekommen?
 

Shinjuku – Unbekanntes Gebäude
 

Gin und Vodka kamen stets den Lift. Er war kameraüberwacht und mit vielen Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet. Er hielt im letzten Stockwerk des Gebäudes und die beiden betraten den Gang dahinter. Ein bewaffneter Mann vor einer großen Holztür wurde auf die beiden aufmerksam und musterte sie skeptisch. Als er sie erkannte trat er beiseite.

Gin drückte die Klinke herab ohne zuvor zu klopfen. Vodka fragte sich ob das in Ordnung war.

Der Raum dahinter war dunkel. Pechschwarz.

Der Regen hatte sich in ein Gewitter umgewandelt, dicke Wolken bedeckten den Himmel. Wäre es also nicht klug gewesen zumindest eine Schreibtischlampe oder dergleichen einzuschalten.

„Wir sind hier. Was willst du?“, fragte Gin scharf und Vodka wich zurück.

Er wusste, dass Gin der einzige war, der so mit ihrem Boss sprach und es vermutlich auch durfte. Hätte sich Vodka so einen Patzer erlaubt, wäre er nicht gerügt worden, nein, in seinem Kopf würde definitiv eine Kugel stecken.

Vodka erkannte ihren Boss, ‚Anokata’.

Angespannt hatte er sich in dem Ledersessel seines breiten Schreibtisches zurückgelehnt.

„Gin. Charmant wie immer.“, begrüßte ihn die kratzige Stimme.

Vodka stand so stramm vor ihm wie möglich.

„Da draußen herrscht ein Sauwetter. Du verbesserst die Lage nicht unbedingt, indem du uns her zitierst.“, fuhr Gin fort.

Anokata verengte die Augen.

„Du weißt scheinbar nicht wo dein Platz ist. Ist dir bewusst, was du dir gestern geleistet hast?“, funkelten seine Augen in Gins Richtung.

Doch dessen Miene wurde nur umso arroganter.

„Bourbon hat sich selbst ins Aus katapultiert. Er wäre um ein Haar vom FBI gefasst worden, ich tat das, was nötig war.“, rechtfertigte er sich.

Anokata verschränkte seine Hände.

„Während wir Korns Verlust noch verkraften können, wiegt Bourbons Tod wesentlich schwerer.“, offenbarte er.

„Wir können ihn ersetzen.“, stand für Gin fest.

Dann spürte er eine dunkle Präsenz, die aus der anderen Seite des Raumes zu ihm herüberwehte.

Eine weitere Person?

„Können wir das? Du scheinst Bourbons Fähigkeiten unterschätzt zu haben. Gin.“

Vodka und sein Partner drehten sich blitzschnell um.

Jemand stand tatsächlich neben einem der Vorhänge. Aufgrund der Wolken draußen und dem fehlenden Licht im Raum, hatten die beiden Männer ihn nicht wahrgenommen. Aber Moment, nicht einmal Gin? Vodka hätte sich so einen Phopa erlauben können, doch es beunruhigte ihn, dass selbst Gin so unaufmerksam war.

„Scotch! Wie lange stehst du da schon?“, fragte er erbost.

Der Mann rührte sich keinen Zentimeter. Er musterte die beiden Neuankömmlinge.

„Gin, ich muss dich doch sehr bitten. Mein Rang ist höher als deiner, erinnerst du dich?“, zierte ein Grinsen sein Gesicht.

Vodka schluckte. Scotch war die Nummer 2 der Organisation, Anokatas rechte Hand.

Während ihr Boss Gins rüde Art akzeptierte, so war Scotch ein völlig anderes Kaliber. Vodka kannte ihn bereits einige Zeit, viele Aufträge liefen über ihn. Er war ein wahrer Soziopath und Vodka hätte es nie gewagt ihn zu verärgern.

„Lange genug um deine Rechtfertigungen milde zu belächeln.“, erklärte er.

Vodka spürte die Wut seines Partners und versuchte ihn zu beruhigen.

„Was willst du hier?“, fauchte Gin ihn an.

Scotch legte seinen Kopf in den Nacken und begann dann zu sprechen.

„Bourbons Tod mag ein Verlust für uns sein, doch ebenfalls ein Segen. Scheinbar hat er ein Programm gestartet, das im Falle seines Ablebens sämtliche von ihm zusammen getragene Informationen an das Hauptquartier weiterleitet. Zugegeben, das FBI hat Kagamis Wohnung durchsucht, doch sie ahnten nicht, dass Bourbon noch ein Versteck hatte.“, erzählte er.

Gin ächzte verächtlich.

„Bourbons Ermittlungen zu Shuichi Akai? Wir wissen bereits, dass er noch am Leben ist.“, erwiderte er.

Scotch schüttelte jedoch nur den Kopf.

„Bourbon hätte nie seine wahren Pflichten vernachlässigt. Sein Auftrag lautete weiterhin nach der Verräterin Sherry zu suchen und scheinbar ist ihm dies gelungen.“

Gins Augen weiteten sich. Vodka wusste, was dies hervorrief. Damit hatte Scotch einen Nerv getroffen, Gin wurde geradezu obsessiv wenn es um diese Wissenschaftlerin ging.

„Wo ist sie?“, keifte er seinen Gegenüber an.

Anokata hob nun einschreitend die Hände.

„Gin ich bitte dich. Wir ziehen es vor dir diese Information vorerst nicht mitzuteilen. Ich kenne dein Gemüt und denke, dass wir die Lage zuvor beobachten sollten. Das FBI beschützt sie und unüberlegtes Handeln würde uns genau dahin führen wo Bourbon im Moment auch immer sein mag.“, wies er ihn zurecht.

In Gins Augen war nur noch Hass zu erkennen. Er wollte Sherry unbedingt, sie und Shuichi Akai. Beide am besten mit möglichst vielen Löchern im Körper, das wusste Vodka.

„Außerdem solltest du dir hier nicht zuviel leisten Gin. Bourbon ist es gelungen einen weiteren Fehler von dir aufzudecken.“, säuselte Scotch.

Gin wirkte nun etwas verdutzt, wovon sprach der Kerl.

„Was für ein Fehler soll das gewesen sein?“, hakte er nach.

Scotch holte tief Luft und fuhr dann fort.

„Sagt dir der Name… Shinichi Kudo etwas?“, wollte er wissen.

Gin hob überrascht sein Kinn. Shinichi Kudo? Ja, der Name kam ihm in der Tat bekannt vor.

Hast du eigentlich schon mal… den Namen Shinichi Kudo gehört? Es waren Irishs Worte die ihm nun ins Gedächtnis drangen. Aber Moment, war er wirklich der einzige gewesen?

Damals, bei dieser Mission auf dieser Halloween-Party.

„Kennst du eigentlich… einen gewissen Shinichi Kudo?“

Er hatte diese Worte an Wermut gerichtet, diese hatte verneint. Ja, jetzt erinnerte er sich wieder. Damals in diesem Freizeitpark. Es war dieser lästige Detektiv gewesen, den er erst niederschlug und dann vergiftete.

„Ja… ich erinnere mich. Was soll mit ihm sein?“, wollte er wissen.

Scotch schnaubte amüsiert.

„Naja… du hast ihn am Leben gelassen.“, verriet er.

Gin glaubte im ersten Moment nicht was er da hörte.

„Ich habe ihm das APTX selbst injiziert.“, beharrte er.

Scotch nickte abfällig.

„Das mag sein, doch scheinbar besitzt dieses Gift nicht immer eine tödliche Wirkung.“, gestand er.

Gin fletschte nun förmlich mit den Zähnen. Wollten sie diesen Fehler jetzt ihm anlasten.

„Dann wurde an anderer Stelle Mist gebaut, ich habe mich auf seine Wirksamkeit verlassen.“, sagte er an Anokata gewand. Dieser nickte nur.

„Richtig, es war Sherry die das Gift entwickelte. Du hast nach besten Wissen und Gewissen gehandelt. Doch laut Bourbon arbeitet Kudo nun mit dem FBI zusammen. Vermutlich trug er sogar dazu bei, dass das FBI Bourbon einkreisen konnte.“, berichtete er.

Gins Hand fuhr bereits über den Halfter in dem seine Waffe steckte.

„Dann nenn mir zumindest seinen Aufenthaltsort. Ich bringe es zu Ende.“, nahm er sich vor.

Doch Anokata wehrte abermals ab.

„Noch nicht. Er weiß genauso viel wie das FBI, nicht mehr und nicht weniger. Vorschnell zu handeln, ist niemals klug. Erst stellen wir Nachforschungen zu ihm und seinem Hintergrund an. Danach werten wir alle Informationen aus. Ich habe bereits Scotch mit dieser Aufgabe betraut.“, beschloss er.

Gins Hände ballten sich zu Fäusten.

„Siehst du nicht was hier vor sich geht? Bourbon beging denselben Fehler. Er sah Shuichi Akai nicht als Gefahr an, sondern beschloss mit ihm zu spielen.“, erinnerte er.

Doch sowohl Anokata als auch Scotch schienen die Sache von einer anderen Richtung zu betrachten.

„Das war vorerst alles. Sollte deine Hilfe gebraucht werden, wirst du verständigt.“, entgegnete Anokata noch, bevor er den Agenten zusammen mit seinem Partner hinaus bat.

Gin zögerte, doch schließlich folgte er dem Befehl. Vodka verbeugte sich noch kurz und folgte ihm dann.

Als die schwere Holztür zuviel, atmete Anokata tief aus.

Scotch war an seinen Schreibtisch getreten und musterte ihn.

„Sind Sie sicher, dass es eine gute Idee war, ihm nicht alle Details zu verraten?“, fragte er kritisch.

Sein Boss nickte vehement.

„Selbstverständlich. Sie kennen Ihn genauso gut wie ich. Er würde losziehen und die Sache selbst in die Hand nehmen. Besonders wenn Sherry darin verstrickt ist. Er würde sie und diesen Detektiv töten, ohne die Konsequenzen im Auge zu behalten.“

Scotch brummte nachdenklich.

„Wenn er es überhaupt geglaubt hätte. Selbst mir fiel es sehr schwer, doch Bourbon war nicht verrückt, im Gegenteil. Wer hätte erwartet dass das ATPX eine derartige Wirkung entfalten würde? Auch wenn die Versuchsreihe bereits seit einiger Zeit voran geht, eine Verjüngung der Zellen war nicht vorauszusehen gewesen. Dass sich Shinichi Kudo und die Verräterin Sherry in normale Kinder verwandeln würden, allein der Gedanke wäre ohne Beweise absurd gewesen.“, gab er von sich.

Anokata lehnte sich in seinen Sessel zurück und konnte ihm nur rechtgeben.

„Ja es lohnt sich dieses Ereignis genauer zu beobachten. Wir werden Shinichi Kudo ab heute observieren um die Fortschritte aufzuzeichnen. Vielleicht hat Gin recht und er ist eine Gefahr. In diesem Falle werden wir ihn beseitigen, jedoch nicht ohne zuvor unseren Nutzen daraus gezogen zu haben. Scotch, darf ich dieses Problem Ihnen überlassen?“

Seine rechte Hand schmunzelte.

„Natürlich und wissen Sie was? Ich werde diese Aufgabe höchstpersönlich übernehmen. Laut Bourbons Recherchen lebt Shinichi Kudo… oder Conan Edogawa wie er sich zurzeit nennt, bei dem Vater seiner Freundin.“, berichtete er.

Anokata hörte aufmerksam zu.

„Ach richtig, dieser Kogoro Mori, den Gin ebenfalls um ein Haar beseitigt hätte. Sie kennen Ihn, richtig?“

Scotch nickte unverzüglich.

„Ich bin ihm bereits begegnet, jedoch nur einmal. In Bourbons Aufzeichnungen stand nichts darüber, ob er Kenntnis von Kudos wahrer Identität besitzt, oder nicht. Ich werde es genauer untersuchen müssen.“, erklärte er sein Vorgehen.

Anokata segnete dieses ab und fuhr sich übers Kinn. Die Ereignisse der vergangenen Tage waren äußerst interessant gewesen. Niemals hätte er gedacht seinem Ziel so schnell näher kommen zu können.

Phönix.
 

Vodka wagte es nicht seinen Partner anzusprechen, er wirkte einfach zu verärgert. Shinichi Kudo war am Leben? Ja er hatte ihn gesehen, vor einem Jahr auf dieser Kostüm-Party. Aber es war nicht Shinichi Kudo gewesen, sondern irgendein Spinner der sich als er verkleidet hatte. Vodka verstand gar nichts mehr wenn er ehrlich war. Gin ging es nicht anders.

Vertraute ihm der Boss nicht mehr? Hatte er etwas falsch gemacht? Er ließ Bourbon töten weil es seine Pflicht war. Und dieser Kudo? Das war ebenfalls nicht seine Schuld gewesen. Er erinnerte sich daran, wie Vodka ihn erschießen wollte. Hätte er ihn damals nicht aufgehalten, sehe die Situation anders aus. Doch er konnte nicht ahnen, dass das Gift keine Wirkung zeigen würde, richtig? Oder Moment, besaß sie etwa doch eine? Er erinnerte sich an den Tag an dem er Sherry töten wollte. Sie lag mit Handschellen gefesselt in einem Keller, aus dem es kein Entrinnen gab. Dennoch war es ihr gelungen. Aber wie? Die Tür war fest verschlossen, es gab gerade einmal ein Loch, doch daraus hätte gerade mal ein Kind entkommen können. Aber Moment mal… Ein Kind?

Sherry unterstützte nun das FBI, das wusste er bereits bevor es ihm Scotch sagte. Die Wanze die in Kirs Schuh angebracht worden war, stammte von dem ehemaligen Organisations-Mitglied. Wann genau stieß Sherry zum FBI? Nach Wermuts Fehlschlag am Pier? Oder bereits zuvor? Sherry wurde von jemandem auf dem Dach des Haido City Hotels gerettet, war diese Person vom FBI? Oder gar… Shinichi Kudo selbst? Ja, er kooperierte ebenfalls mit ihnen. Dann fielen ihm schlagartig wieder Korns letzte Worte ein.

„Da ist ein Kind bei Kir.“

Ein Kind. War das der Hinweis den er brauchte? Plötzlich erschienen Bilder vor seinem geistigen Auge. Er observierte den Zugang zur Bahnstation, wo Vodka die Disc abholen sollte, die Itakura bereit gelegt hatte. Ein Computerprogrammierer, der für Tequila gearbeitet hatte und nun tot war. Ein Kind war die Treppe hinunter gerannt, Gin kam es seltsam vor, da es bereits sehr spät war. Dann Moris Neffe, der seinen Onkel gerade noch rechtzeitig vor einer Exekutierung gerettet hatte. Ein Zufall? Und diese Person auf dem Toto-Tower? Sie war sehr klein gewesen, womöglich… ein Kind? Möglicherweise… Etwa….

Langsam zogen sich die Puzzleteile zusammen und schlossen zueinander auf.

Aber auch die Türen des Lifts schlossen sich und er setzte sich in Bewegung.
 

Beika - Detektei Mori
 

Der Detektiv pirschte sich immer weiter an den Anführer heran. Er wusste, wenn es ihm gelang ihn auszuschalten würden auch alle seine Anhänger aufgeben. Er setzte zum Sprung an und…

Es machte keinen Sinn. Conan las die Zeilen, doch sein Gehirn nahm sie nicht auf. Dabei hatte er es immer geliebt die Bücher von Detektiv Nintaro zu lesen. Doch jetzt schien nichts mehr einen Sinn zu ergeben. Nintaro gelang es immer den Fall zu lösen und die Gefangenen zu retten. Aber er war auch nicht real, das wusste Conan.

Die Tür einen Spalt breit auf und ein Kopf reckte sich nach innen. Ran schnitt ein freudiges Lächeln und klopfte an. Conan erwiderte nichts darauf. Sie kam ins Zimmer und setzte sich neben ihm aufs Bett.

„Was gibt es denn?“, fragte er mit schwacher Stimme.

Ran hob ihre Hand und legte sie auf Conans Stirn. Dieser errötete augenblicklich.

„Ran…?“

Diese atmete erleichtert aus.

„Gott sei Dank. Ich hatte schon befürchtet du hättest eine Erkältung.“, erklärte sie lächelnd.

Conan sah sie überrascht an.

„Wie kommst du denn darauf?“

Ran wirkte etwas ertappt.

„Nunja… mir kommt es so vor als würde es dir heute nicht so gut gehen.“, gestand sie.

Conan schluckte. Sie hatte ihn durchschaut.

„Ach ich… ist einfach nur nicht mein Tag schätze ich.“, antwortete er.

Ran nickte bedächtig.

„Dagegen kenne ich allerdings ein Mittel!“, sagte sie und begann plötzlich Conan zu packten. Sie zog ihn an ihre Brust und stand mit ihm auf. Sie stolzierte zum Fenster und öffnete es.

Dann benutzte sich auch ihre zweite Hand um Conan zu umarmen.

Erst jetzt war dem Jungen aufgefallen, dass sich der regen gelegt hatte. Eine feuchte, aber angenehme Priese durchströmte den Raum. Ran wies auf etwas vor sich, einen Regenbogen, der sich über zwei hohe Gebäude streckte.

„Nach jedem Regen gibt es auch wieder Sonnenschein und einen wundervollen Regenbogen. Findest du ihn nicht atemberaubend, Conan-kun?“, wollte Ran wissen.

Dieser nickte schließlich und ein Lächeln zierte seine Lippen.

„Ja. Du hast recht. Er ist… wirklich wunderschön.“, stimmte er ihr zu.
 

Epilog
 

Shinjuku, Lagerhallenbezirk– 3 Jahre zuvor.
 

Er wusste nicht wie lange er gewartet hatte, es mussten Stunden gewesen sein. 4? Oder gar 5? Aber es war auch alles andere als verwunderlich. Der FBI-Agent saß mit überkreuzten Beinen da und starrte einfach nur gerade aus. Es war Gin der dieses Treffen vereinbart hatte. Wie lange kannte er ihn inzwischen schon? Ach richtig drei Jahre. Drei Jahre hatte es gedauert, bis er endlich in den inneren Zirkel gelangte.

„Du willst Anokata kennen lernen?“, hatte er gefragt und Akai hatte nur genickt.

Nach drei Jahren war er endlich am Ziel. Heute würde er an diesem Ort jemanden treffen der ihn zum Boss jener Organisation bringen würde, hinter der er bereits solange her war. Er war natürlich verwanzt, und zwar so gut, dass nicht einmal Detektoren den Sender aufspüren konnten. Die neuesten Errungenschaften des FBI. Sobald er im Hauptquartier war und ein bestimmtes Codewort nannte, würde eine Eingrifftruppe des FBI das Gebäude stürmen und alle verhaften. Dann würde seine Mission endlich vorbei sein. Selbst das Lagerhaus war gut gesichert. Seine Kollegen hatten sich hinter den schweren Holzkisten versteckt, nur für den Fall, dass etwas schief ging.

Dann regte sich etwas. Schritte. Akai schwenkte seinen Kopf schwach zum Eingang und erkannte jemanden. Es war ein Mann, doch er wirkte alt und gebrechlich. Das sollte ein ranghoher Agent sein? Akai verharrte in seiner Position, er tat so als würde er ihn nicht bemerken. Der Greis kam näher und setzte sich auf den einzigen Stuhl im Raum der nicht besetzt war. Das ganze dauerte nur eine Minute. Einer seiner Kollegen, André Camel stürzte aus seinem Versteck hervor und begann damit den Greis zu verscheuchen. Dieser grinste nur und zeigte seine falschen Zähne. Das war der Anfang vom Ende gewesen.

Natürlich hatte das FBI den Mann verhört, doch er wusste rein gar nichts. In nur einer Minute waren drei Jahre verpufft, als hätten sie nie existiert. Special Agent Akais Mission war gescheitert, er würde nie wieder die Gelegenheit bekommen sie fortzusetzen. Oder möglicherweise doch?

Tiefschwarze Geheimnisse

Vorkommende Personen in Teil II:

Main: Shinichi/Conan, Agasa, Shiho, Detective Boys, Ran, Megure, Chiba, Takagi, Shiratori, Matsumoto, Chaki, Yuminaga
 

Organisation:

Gin, Vodka, Wermut, Anokata, Calvados
 

FBI:

Shuichi Akai, Jodie Starling, James Black, André Camel, Kyle Craig
 

Eigen: Scotch, Cognac, Brandy, zwei Mordopfer, John White
 

Undefiniert:

Saguru Hakuba, Toshiro Odagiri, Sera Masumi, Subaru Okiya, Morofushi Takaaki, White King
 

Prolog
 

Kyoto
 

Er konnte sie nicht mehr sehen. Die rote Königin. Das Bild vor seinem Augen verblasste, alles um ihn herum wurde schwarz. Erst jetzt begriff er, dass der teure Wein in dem Glas nicht das einzige war, das er zu sich genommen hatte. Wann hatte sie das Gift beigefügt? Als er telefoniert hatte? Als er an ihren Haaren gerochen hatte? Sie waren so rot, so wundervoll rot. Wie die Haare einer Hexe. Das war das letzte was sein Gehirn zustande bekam.

Die Frau lächelte und trank das Glas leer. Danach ließ sie es fallen und er zerbrach scheppernd am Boden. Dann machte sie sich an die harte Arbeit und verteilte überall um die Leiche herum Benzin. Ein einziges Streichholz reichte um alles in ein Flammenmeer zu verwandeln. Inklusive dem Körper des Geschäftsmannes. Das Feuer war so unendlich rot, es zog die Frau an, sie konnte sich nicht dagegen wehren. Erst als die Hitze unerträglich wurde begann sie die Villa zu verlassen. Draußen stellte sie sich in sicherem Abstand auf und beobachtete das Spektakel. Das rote Flammenmeer drängte sich aus den Fenstern und hüllte die Mauer ein.

Die Frau wandte sich um und stolzierte in Richtung des Wagens, der wenige Meter entfernt stand. Die Beifahrertür stand offen, der Fahrer schien ihre Rückkehr gut berechnet zu haben. Sie zwängte sich in den Wagen, einen VW Golf Cabrio.

„Dein Kleid sieht beeindruckend aus. Es hat nichts abbekommen.“, meinte der Fahrer sagen zu müssen. Die Frau lächelte nur. Sie wusste, dass er sie attraktiv fand, wer tat das nicht.

Doch der Mann ließ es sich nicht anmerken. Lässig lehnte er in seinem zurückgestellten Sitz da und rauchte eine Zigarette.

„Und sonst? Ist alles glatt verlaufen? Brandy?“, wollte er wissen und benutzte seinen Zeigefinger um die Krempe seines schwarzen Hutes nach oben zu schubsen.

Die Frau begann sich abzuschminken und nickte nebenbei,

„Keine Probleme. Cognac.“, erwiderte sie und wandte sich dann ihrem plötzlich klingelten Handy zu.

Cognac stöhnte demonstrativ.

„Was denn jetzt? Sag bloß nicht wir haben schon wieder einen Auftrag.“

Brandy grinste nur.

„Oh doch und zwar direkt von deinem alten Partner.“, verriet sie.

Das erregte Cognacs Aufmerksamkeit natürlich.

„Scotch? Was schreibt er denn, der Gute?“, wollte er wissen.

Brandy schien gerade die Informationen durchzugehen, dann reichte sie ihm das Handy.

Cognac starrte gebannt auf das Display und das Bild der nächsten Zielperson.

„Ohja… das dürfte wahrlich interessant werden.“
 

Teil 1

Ruhepause
 

Beika – Block 6
 

„Kamen Yaiba!“

„Gomera!“

„Kamen Yaiba!“

„Gomera!“

„Kamen Yaiba!“

„Gomera!“

„Schluss!“, reiche es Conan nun endgültig. Mitsuhikos und Gentas Streitigkeiten dauerten bereits den halben Tag an.

„Egal welche Fähigkeiten Kamen Yaiba auch besitzt, wir reden hier von einem 30 Meter großen Monster, wie sollte ein Mann allein es besiegen können?“, versuchte er logisch an die Sache heranzugehen, wurde aber enttäuscht.

„Die gute Fee hat Gomera auch einmal ganz klein gezaubert und die hat sogar noch weniger Fähigkeiten als Kamen Yaiba!“, wand Ayumi ein. Mitsuhiko gab ihr natürlich sofort recht.

„Aber Kamen Yaiba hat bereits unzählige Monster besiegt, Gomera wäre nur ein weiteres.“, wehrte sich Genta.

Conan gab auf. Er war erledigt von der Schule, und von dem ganzen Rest. Aber er war auch irgendwie… froh. Er hatte Glück gehabt, anders konnte man es nicht sagen. Bourbons Tod sicherte seine Zukunft. Seine Daten waren nicht an die Organisation weitergeleitet worden, ansonsten könnte er nicht zusammen mit seinen Freunden nach Hause marschieren. 5 Tage waren vergangen seit dem tragischen Ende auf dem Dach des Haido City Hotels. Die Organisation verhielt sich ruhig, trotz des Verlustes eines ihrer wichtigsten Mitglieder.

„Seht nur! Ein Fall!“, machte sie Ayumi nun auf etwas aufmerksam.

Die Detektive Boys reckten ihre Köpfe und scheinbar behielt das Mädchen recht.

Zwei Streifenwagen parkten vor dem Eingang einer teuer wirkenden Wohnung.

„Ah! Kommissar Takagi!“, machte Mitsuhiko auf den strammen Beamten aufmerksam.

Tatsächlich, der junge Kommissar nahm einige Aussagen von Zeugen auf, was die Gruppe aber nicht davon abhielt ihn aufzusuchen.

„Also Sie sagten aus… huh? Wo kommt ihr denn plötzlich her?“, fragte er erstaunt.

Doch anstatt ihn zu begrüßen, beschränkte sich Mitsuhiko auf das wichtigste.

„Was für eine Art Fall ist es? Einbruch? Entführung? Mord?“, fragte er ganz interessiert.

Takagi kratzte sich verlegen mit seinem Stift an der Schläfe.

„Nun das ist…“, begann er zu stammeln.

„Hey, Takagi! Sie haben doch nicht wirklich vor ihnen wichtige Informationen zu geben, oder?“, fragte eine Stimme hinter ihm scharf.

Sie gehörte dem rundlichen Inspektor mit dem orangen Trenchcoat. Sein Blick durchbohrte Takagi förmlich.

„Nein, ich…“, stammelte er weiter, bis der Inspektor die Aufgabe übernahm. Er scheuchte die Detektive Boys fort und diese entfernten sich beleidigt vom Tatort. Conan war das sehr recht, wenn er ehrlich war. Noch vor wenigen Tagen musste er zusehen wie zwei Menschen von einem Präzisionsgewehr niedergestreckt wurden. Und er wusste, dass es sich hier um einen Mordfall handelte, wieso sollte Inspektor Megure, sonst hier sein? Nein, das wollte er den Kindern wahrlich nicht zumuten.

„Gut, hier trennen sich unsere Wege.“, sagte er und verabschiedete sich von seinen Freunden. Die Detective Boys taten es ihm gleich und winkten zum Abschied. Conan hätte jetzt eigentlich in Richtung Detektei marschieren wollen, doch er konnte nicht.

10 Minuten später war er wieder vor der Wohnung und überlegte wie er den Inspektor überreden sollte, damit ihn dieser einließ.

„Bist du nicht… Conan-kun?“, fragte einer überraschte Stimme hinter dem geschrumpften Detektiv.
 

Beika Block 6 – Takahata Seito-sans Wohnung
 

„Das Opfer ist Takahata Seito-san, 52, Eigentümer einer Restaurantkette. Der Rechtsmediziner schätzt den Tod auf heute Nacht zwischen 2 und 4 Uhr ein. Gefunden wurde er von seiner Haushälterin.“, las Takagi aus seinen Notizen.

„Todesart?“, hakte Megure nach.

„Also…“, murrte Takagi.

„Kalium-Zyanid, nicht wahr?“, fragte eine bekannte Stimme.

Takagi und Megure sahen in die Richtung aus der sie kam. Jemand bekanntes kniete neben der Leiche und roch an ihr.

„Conan-kun! Was machst du hier?!“, fragte der Inspektor erzürnt.

Er wollte bereits einem Beamten auftragen ihn hinauszuwerfen, bis sich eine andere Stimme meldete.

„Verzeihen Sie, er ist auf meinen Wunsch hier.“

Die Beamten drehten sich um und erkannten einen Mann im Anzug mit Schnurbart.

„Koumei-san?“, fragte Takagi überrascht.

„Koumei?“, fragte Megure verdutzt.

„Äh… ich eine Inspektor Morofushi. Was führt Sie her?“, hakte er nach.

Koumei sah abwechselnd zu den Beamten und zur Leiche.

„Ich war gerade auf dem Weg ins Hauptquartier, da dachte ich, ich könnte Sie bei den Ermittlungen unterstützen.“, erklärte er.

Während Megure noch nachdachte was das sollte, fiel ihm auf einmal wieder der kleine Detektiv ein.

„Aber… halten Sie es für klug Conan-kun hereinzulassen?“, fragte er skeptisch.

Koumei vollzog eine abwehrende Handbewegung.

„Sie müssten um die Fähigkeiten des Kleinen bescheid wissen. Noch dazu ist es praktisch, da er hier in der Nähe wohnt.“, antwortete er.

Megure hob eine Augenbraue.

„In der Nähe?“, hakte er nach.

Takagi übernahm die Antwort für den älteren Beamten.

„Ja, Mori-sans Detektei liegt lediglich eine Querstraße von hier entfernt.“, rief er ihm ins Gedächtnis.

Megure nickte, er erinnerte sich. Er überlegte ob allein diese Tatsache das Opfer ins Jenseits befördert hatte, wies den Gedanken aber von sich.

„Und scheinbar hat er ein Glas Wein getrunken.“, erklang wieder Conans Stimme, der sich nun am Tisch zu schaffen machte, neben dem das Opfer lag.

„Alele? Das ist aber komisch. Er hatte scheinbar einen Gast, eines der Gläser ist zerbrochen. Aber seltsamerweise liegt es auf der anderen Seite neben dem Tisch. Wenn er es in seinem Todeskampf umgestoßen hätte, läge es neben der Leiche, aber so?“, tat er ganz verwundert.

Megure gab den Leuten von der Spurensicherung ein Zeichen, sie sollten die Reste des Glases einsammeln.

„Also… könnte das nicht die rote Hexe sein?“, fragte er Stimme nun.

Conan kannte sie, sie gehörte einer weiblichen Forensikerin, die er bereits oft an Tatorten gesehen hatte.

Takagi wirkte etwas verwirrt.

„Rote Hexe?“, hakte er nach.

Die Forensikerin nickte angeregt. Im letzten Jahr gab es 8 solcher Fälle. Immer reiche Geschäftsleute und Regierungsbeamte. Zeugen sahen sie mit einer schönen Frau mit roten Haaren, aber es soll keine Ausländerin gewesen sein.“, verriet sie.

Megure überlegte ob er von so einem Fall bereits einmal gehört hatte.

„Nagano…“, kam es nun von Koumei. Alle blickten zu ihm.

„Möglicherweise handelt es sich um eine Serienmörderin. In Nagano las ich von einem ähnlichen Fall. Das hier dürfte allerdings der erste in Tokio sein.“, überlegte er.

Megure griff sich an seinen Hut. Einen Serienmörder konnte er im Moment sicher kaum vertragen.

„Inspektor!“, rief eine Stimme, die Conan wenig später als die con Chiba identifizierte.

Dieser stand vor einem Telefon und untersuchte es. Die Gruppe begab sich dazu und Chiba deutete auf den Anrufbeantworter.

Eine gespeicherte Nachricht.

Inspektor Megure gab mittels einem Nicken seine Einverständniserklärung und Chiba startete das Gerät. Erst war einige Zeit lang nichts zu hören, dann die Stimme einer Frau.

„Wartest du bereits auf mich? Freust du dich auf mich? Ich tue es. Ich werde dir einen Besuch abstatten den du nie mehr vergessen wirst. Brandy.“

Dann ein Piepsen.

Kurze zeit Stille.

Für Megure, Takagi oder Chiba hatten diese Worte nicht viel zu bedeuten, aber Conan wich unsicher zurück.

„Brandy.“

Ein Zufall? Ging es um das Getränk? Nein, es war ein Name, daran bestand kein Zweifel. Diese Serienmorde waren somit keine, sondern Auftragsmorde. Und das rote Haar und die Gläser waren das Markenzeichen einer bestimmten Person. Brandy. Ein Mitglied der Organisation. Es konnte gar nicht anders sein.

„Brandy?“, fragte Megure nachdenklich.

Niemand konnte sich einen Reim darauf machen.

„Also… ich wünsche Ihnen noch viel Glück bei Ihren Ermittlungen.“, sagte Conan plötzlich und suchte sich einen Weg nach draußen.

„Hey…! Conan-kun!“, gelang es Takagi nicht ihn aufzuhalten.

„Also gut, fahren wir fort.“, meinte Megure und alle stimmten ihm zu.

Draußen hatte Conan bereits sein Handy gezogen und wählte eine bestimmte Nummer.

„Hallo?“, meldete sich eine weibliche Stimme am anderen Ende.

„Jodie-sensei, ich muss mit Ihnen sprechen.
 

Haido, ehemaliges Bürogebäude des Aonuma-Konzerns – Provisorisches Hauptquartier des FBIs in Japan
 

Warum brauchte er solange? James wollte bereits seit einer Stunde von der amerikanischen Botschaft zurück sein. Gab es Probleme? Waren die Ermittlungen gefährdet? Jodie wusste wie sehr ihr Chef zu kämpfen hatte. Das FBI war in Japan nicht zuständig. Der einzige Grund warum Agent Akai überhaupt gestattet wurde hier zu ermitteln war Sharon Vinyard gewesen. Sie war amerikanische Staatsbürgerin und hatte die nationale Sicherheit gefährdet. Besonders schwer wurde es, als die CIA sich offiziell zu ihren Ermittlungen bekannt hatte. Es wäre ein leichtes gewesen das FBI abzuziehen. Vor allem nachdem sie einen ihrer eigenen Leute verloren hatten. Aber das hatten sie nicht wirklich, richtig? Akai war am Leben, ihr Shu war am Leben. Und da war er. Er ging direkt vor ihr und hatte ihr den Rücken zugewandt.

„Shu!“, rief Jodie energisch und legte an Tempo zu.

Akai blieb stehen und sah seine Partnerin erwartend an.

Jodie konnte seine Gelassenheit einfach nicht nachvollziehen. Ungläubig hatte sie zugehört, als James ihr erzählte, dass Akai seinen Tod fingierte um so Mizunashi Renas Tarnung nicht zu gefährden. Warum hatte man sie nicht eingeweiht? Vertraute man ihr nicht?

„Wieso… wieso tust du als wäre nichts gewesen? Shu!“, schrie sie gefühlsgeladen.

Sie hatte ihn erst vor einigen Tagen wieder gesehen, es blieb kaum Spielraum für eine Unterhaltung. Das FBI war gezwungen Bourbons Leiche abzuholen, die Person die sich zweimal als ihr Partner ausgegeben hatte, wie sie schließlich erfuhr. Sie hatte sich täuschen lassen und wusste warum man ihr nichts gesagt hatte. Sie hasste sich selbst, aber James und Shu hatten recht gehabt. Sie wusste nicht, ob sie diese Naivität spielen hätte können, damals in der Bank, als der feindliche Agent direkt neben ihr saß.

„Es ist unser Job.“, antwortete ihr Akai in kühlem Ton.

Jodie schüttelte ungläubig den Kopf. Das war alles? Mehr hatte er ihr nicht zu sagen? Sie waren seit 10 Jahren Partner, doch die Miene des FBI-Agenten zeigte keinerlei Reue.

„Was… was unterscheidet dich eigentlich von Gin? Oder von Bourbon? Die Maske war falsch, aber war das darunter nicht völlig identisch?“, keifte sie ihn an.

Damit erzielte sie Wirkung.

„Ich bin nicht so wie diese Leute.“, antwortete er mit fester Stimme.

Jodie gab zu dies nur zu gern glauben zu wollen. Es war ihr Job? Sich gegenseitig zu betrügen und anzulügen? Ja, er hatte vermutlich recht. Wäre sie ebenfalls im Stande dazu das zu tun als er vollbracht hatte? Dann kam ihr ein völlig anderer Gedanke. Sie besaß überhaupt kein recht sich zu beschwerden. Sie war es gewesen die James überredete nach Japan zu fliegen um Sharon Vinyard dort zu verhaften, nachdem Homeland Security einen Bericht einreichte, nachdem die Auftragskillerin derzeit für eine japanische Organisation tätig sei. Seit sie ein Kind war, war Jodies Obsession für diese Person nicht verflogen.

Wieder stand sie in dem Zimmer mit dem geöffneten Fenster.

Wieder lag da ihr Vater, blutend am Boden.

Wieder diese Frau mit dem schwarzen Basecape und den blonden Haaren. Die Frau, die ihren Vater getötet hatte, den Direktor des FBI. Das war das Hauptargument gewesen mit dem sie James und deren Vorgesetzten hatte überzeugen können. Shu hatte sich für sie eingesetzt und schließlich kam es zu der verdeckten Ermittlung die fast drei Jahre lang andauerte. Was hatte sie ihrem Partner nur angetan? Shu spielte ihr seinen Tod vor, aber war das was sie angerichtet hatte nicht wesentlich schlimmer? Sie hatte ihm drei Jahre geraubt und selbst als Wermut nach New York kam um ihn zu töten, machte sie sich Schuldgefühle. Und dann starb die Person die ihm am meisten auf der Welt bedeutete. Akemi Miyano.

Er hatte sie geliebt und erst durch Jodies fixe Idee war sie getötet worden. Sie sah ihre eigenen Schuldgefühle jedes Mal wenn sie ihrem Partner in die Augen blickte. Auch damals, als sie Shiho Miyano, Sherry, gegenübergestanden war. Ohne sie würde sie heute noch leben. Mizunashi Rena würde noch leben. Sie hatten mit ihr ihre einzige Verbindung zur Organisation verloren.

Akai setzte seinen Weg fort ohne noch etwas zu sagen. Auch Jodie beließ es dabei und dann klingelte ihr Handy. Als sie auf das Display sah, reagierte sie überrascht. Dann meldete sie sich.

„Hallo?

„Jodie-sensei, ich muss mit Ihnen sprechen.“, sagte eine bekannte Stimme.

„Ah! Du bist es Cool Kid!“
 


 

Beika – Unbekannte Villa
 

Er liebte seine Goldfische, sehr sogar. Wie lange besaß er sie bereits? Und wie lange würden sie noch leben? Würde er ihren Tod mitverfolgen, oder würde er zuerst diese Welt verlassen?

Sein Bein schmerzte, genauso wie die letzten 10 Jahre über, seit diesem Unfall damals. Er benötigte einen Stock um richtig laufen zu können.

Erschöpft ließ er sich auf den grünen Polstersessel in seinem Arbeitszimmer fallen.

Jemand betrat den Raum, er schien vergessen zu haben anzuklopfen. Es war ein Mann in Anzug, er wirkte sehr reserviert.

„Morofushi-kun, bitte setzen Sie sich.“, bat er den Mann.

Dieser folgte und setzte sich dem alten Mann gegenüber. Dieser schenkte ihm eine Tasse Tee ein und der Namenspate des berühmten japanischen Strategen nahm sie gern entgegen. Er hatte den Tatort erst vor wenigen Minuten verlassen und wunderte sich selbst, dass er so schnell hier eingetroffen war.

„Sie ist heiß.“, warnte ihn der Mann mit dem Gehstock.

Koumei wehrte jedoch ab.

„Ich mag es heiß.“, erwiderte er.

Der Mann mit dem Gehstock nickte und sah aus dem Fenster.

„Bourbon ist…“, begann er, doch Koumei beendete den Satz mit einem Nicken.

„Das FBI ist im Moment im Besitz seiner Leiche.

Der alte Mann trank ebenfalls einen Schluck.

„Dann dürfte jetzt die Zeit gekommen sein um unseren Plan in die Endphase zu rücken. Sie wissen was Sie zu tun haben?“, wollte er wissen.

Koumei nickte und trank den Tee in einem Zug aus. Dann erhob er sich.

„Ich verspreche, dass es noch heute erledigt wird.“
 

Beika Block 6 – Vor Takahatas Wohnung
 

Es war unmöglich für Conan gewesen direkt vor dem Tatort zu warten. Er stand am Ende der Straße und sah ständig auf seine Uhr. Dann war es soweit. Der silberne Wagen der FBI-Agenten hielt vor der Wohnung, direkt hinter dem Absperrband. Conan machte auf sich aufmerksam und die Agentin stolzierte auf ihn zu.

„Hey! Cool Kid!“, sagte sie lammfromm, doch Conans Miene zeigte eine ungeheure Ernsthaftigkeit.

„Jodie-sensei! Sie müssen alles über Takahata-san in Erfahrung bringen, was Sie können. Warum er ein mögliches Ziel der Organisation sein könnte.“, sagte er ohne vorherige Begrüßung. Auch Jodies Miene versteifte sich.

„Ist das auch wirklich wahr? Und was sagt uns, das mit Brandy einer der Codenamen der Organisation gemeint ist?“, hakte sie nach.

Doch für den kleinen Detektiv schien das festzustehen.

„Diese Frau soll nur Geschäftsleute und Regierungsangestellte ermordet haben. Ein seltsames Vorgehen für eine bloße Serienmörderin, meinen Sie nicht?“, fragte er scharf.

Jodie nickte schließlich. Es waren eindeutig Auftragsmorde.

„Also gut, ich bringe dich zu unserer Kommandozentrale, sie ist nicht allzu weit von hier. Dort besprechen wir mit James unser weiteres Vorgehen.“, stand für sie fest.

Conan hatte nichts dagegen und gemeinsam schlenderten sie zu dem silbernen Wagen zurück.
 


 

Shinjuku, unbekanntes Gebäude – 4 Jahre zuvor
 

„FBI?“, fragte Vodka ungläubig.

Gin nickte bedächtig.

„Die Informationen sind korrekt. Einer der Agenten die sich im Lagerhaus versteckten, trug diese Aufschrift auf der Weste.“

Vodka wiegte verdutzt mit dem Kopf.

„Aber… wir sind hier nicht in Amerika, richtig? Was haben sie hier dann zu suchen?“, stellte er in den Raum.

Gin konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Sie sind natürlich wegen dem Liebling vom Boss hier. Ich habe ihm gesagt, dass Wermut nicht gut für uns ist.“

„Aber… Ihre Fähigkeiten sind beachtlich!“, wand Vodka ein, doch sein Partner zuckte nur mit den Schultern.

„Wie dem auch sei. Rye besitzt einige Informationen über uns. Auch wenn es uns nicht möglich ist, das gesamte FBI auszulöschen, so meint der Boss, dass wir wenigstens Akai für seinen Verrat nicht entkommen lassen sollten.“

Vodka verstand was er meinte. Rye hatte seinen Kollegen bestimmt die ganze Zeit Bericht erstattet, die gesamte Organisation musste nun ihr Vorgehen ändern. Andere Treffpunkte, andere Handys, einfach alles. Er konnte den Boss verstehen, dass er davon nicht sehr erfreut war.

„Aber… wie sollen wie ihn finden? Und seine Kollegen vom FBI?“, wand er ein.

Doch Gin überraschte ihn.

„Er wird exakt heute Abend aus dem Ryoka-Hotel auschecken. Danach werden ihn seine Kollegen mit einem Privatflugzeug außer Landes schaffen.“, erzählte er ihm.

Vodka hackte natürlich sofort nach woher diese Information stammte. Gin war nicht untätig gewesen und hatte Rye beschatteten lassen, als seine Beförderung kurz bevor stand. Er teilte sich nicht nur eine Wohnung mit seiner derzeitigen Flamme, Akemi Miyano, Sherrys Schwester. Hin und wieder suchte er jenes Hotel auf, doch Gin dachte sich nichts dabei. Er nahm an Rye besäße eine Freundin oder suchte anderwärtigen Spaß dort. Doch jetzt war ihm klar, dass es sein geheimes Versteck war. Dort trat er augenscheinlich mit seinen Freunden vom FBI in Kontakt. Er musste Angst vor der Vergeltung derer haben, die ich hintergangen hatte.

„Und… wie beenden wir es?“, fragte Vodka weiter.

„Mit mir.“, sagte eine Stimme.

Eine weitere Person betrat den Raum und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Es war ein hagerer Typ, mit Lederklamotten und Sonnenbrille. Vodka machte sich immer über ihn lustig, weil er sie selbst in Räumen nicht abnahm.

„Ich hoffe du gibst dein bestes. Calvados.“, warnte ihn Gin.
 

Shinjuku – Ryoka Hotel
 

Es hatte sich ausgelohnt einen Pagen zu bestechen, anders hätte Calvados die ganze Nacht auf dem Dach des gegenüberliegenden Gebäudes warten müssen. Doch er war konzentriert und bereit. Genau wie es seine AK-47 war. Um genau 19 Uhr wollte Moroboshi Dai im Hotel auschecken. Das war Rye Deckname, ob er ihn auch innerhalb des FBIs trug bezweifelte Calvados. Doch es spielte ohnehin keine Rolle, denn es war 18:59.

Eine Familie verließ das Hotel. Er musterte den Vater, doch er besaß keinerlei Ähnlichkeit mit Rye. Dann zwei alte Männer, Senioren. Ein Japaner, ein Ausländer. Vielleicht hatten sie gefeiert, oder waren verschwägert. Auch an ihnen war nichts ungewöhnliches. Dann ein Mann der vollkommen in Schwarz gehüllt war. Sein Gesicht wurde durch deinen weiten Hut verdeckt.

„Gin, bitte kommen! Ich glaube ich habe Rye, kann aber nicht bestätigen.“, meldete er.

Gin wies ihn an zu warten, Vodka, der in der Nähe des Eingangs postiert war, besaß eine bessere Sicht.

„Negativ, Vodka meldet, dass es sich nicht um Rye handelt.“, setzte ihn Gin dann in Kenntnis.

Calvados fluchte. Es war bereits weit nach 19 Uhr und bald war eine Stunde vergangen.

Und dann war sie da. Die Idee, die ihm eigentlich bereits viel früher hätte kommen müssen.

Ein Ausländer? Warum war es nicht möglich, dass es sich bei ihm um einen FBI-Agenten handelte? Und dann war der zweite alte Mann womöglich… Calvados rang mit sich. Vielleicht hatten sie eine Chance Rye noch zu finden, auch wenn es unwahrscheinlich war. Sollte er Gin davon berichten? Nein es würde als sein Fehler ausgelegt werden, und darauf konnte er gern verzichten. Dann sollte Rye eben entkommen, besser als gerügt zu werden. Diese Sache würde schon nicht irgendwann auf ihn zurückfallen.
 

Teil 2

Die Falle
 

Haido, ehemaliges Bürogebäude des Aonuma-Konzerns – Provisorisches Hauptquartier des FBIs in Japan
 

„Du hast vermutlich etwas Bomböseres erwartet.“, gestattete sich Jodie zu sagen.

Conan schüttelte nur den Kopf.

„Nein im Gegenteil. Ein eher schäbigeres Gebäude fällt weniger auf und wenn hin und wieder Leute hineingehen nimmt man an es handle sich um Angestellte, die Renovierungsarbeiten durchführen.“, meinte er.

Jodies silberner Wagen parkte in einer überdachten Garage des Gebäudes und wurden von zwei Männern genauestens gemustert. Jodie stieg aus und öffnete Conan die Beifahrertür. Der Detektiv hopste nach draußen und folgte der Agentin zum Eingang des Gebäudes. Das war sie also. Die Kommandozentrale, die sich die amerikanische Bundesbehörte in Conans beschaulicher Heimatstadt aufgebaut hatte. Der Eingang war bewacht, etwas anderes erschien dem kleinen Detektiv auch grob fahrlässig. Er hatte von Okiya-san erfahren, dass er neben Mizunashi Rena der einzige Agent der CIA war der in Japan vertreten war. Nach dem Tod von Ethan Hondou und dessen Verbindungsagenten, zog die CIA ihre Bemühungen weitläufig zurück. Natürlich, durch Ethan Hondous letztes, beispielloses Opfer befand sich immer noch ein NOC in ihren Reihen, doch Rena hatte kein Training durchlaufen. Trotzdem wurde Okiya nach Tokio beordert um auf sie aufzupassen. Welche Ressourcen würde die CIA aufbringen, sollte die Organisation einen großen Vergeltungsschlag ausüben? Würde sie überhaupt etwas unternehmen? Oder sich zurückziehen und still zusehen. Und die Polizei? Was wusste diese über die Organisation? Conan erinnerte sich wie Megure Gin gegenübergestanden war. Er hatte ihm in seine kalten, weiten Augen gestarrt, doch scheinbar nicht das Böse erkannt, wie es dem Detektiv selbst an diesem Tag gelungen hat. Dann die Aktion am Pier, Calvados erschoss sich selbst, die Leiche von Gins Komplizen war ein eindeutiger Beweis für die Existenz der Organisation, ganz gleich ob das FBI der Polizei Wermuts Identität verschwiegen hatte oder nicht. Dann der Angriff auf den Toto-Tower. Superindentent Matsumoto war entführt und tagelang in einer Hütte gefangen gehalten worden. Es war schwer diese Tatsache zu ignorieren. Und der derangierte Tower? Der abgestützte Militär-Helikopter? Das Werk von Terroristen, Conan wusste nicht, ob es das FBI war, das diese Fehlinformation gestreut hatte. Er überlegte ob er Jodie danach fragen sollte, empfand es wenig später aber für nicht mehr wichtig. Er und die Agentin benutzten die Treppe, da der Lift in dem alten Gebäude nicht mehr einwandfrei funktionierte. Es war schließlich am Ende eines langen Ganges, als Conan mitbekam, wie Shuichi Akai einen Raum verließ und den beiden zulächelte. Er sah zu Jodie, diese sagte kein Wort. Er erinnerte sich an den Tag als sie ihm sein Handy… nein Shinichi Kudos Handy zurückgegeben hatte. Das geschah in dem Glauben, dass ihr Partner gestorben war. Conan hatte sich überlegt ihr die Wahrheit zu sagen, doch es gelang ihm nicht. Zu viel stand auf dem Spiel. Er ging immer nach diesem Schema vor, ausnahmslos. Bei Jodie… bei Shiho… bei Ran. Er erzählte ihnen nichts. Zum einen um sie zu beschützen. Diesen Wunsch hegte er bei allen Personen die ihm etwas bedeuteten. Dann hielt er einen Moment inne. Es war nachvollziehbar, dass er Ran nichts von den Männern und Schwarz erzählte, von der kleinen Nebensächlichkeit, dass er Shinichi Kudo war ganz zu schweigen. Aber was war mit Shiho? Er ließ sie außen vor, ganz gleich ob sie Informationen über Bourbon oder seine Pläne besessen hatte oder nicht. Sie hatte ihm sehr geholfen, indem sie ihm von Korn, Chianti, oder auch Irish erzählt hatte. Aber jedes Mal hatte sie sich in die Ermittlungen gedrängt, er hatte sie nicht stoppen können. War es weil er alles immer alleine hinkriegen wollte? Oder war es… weil er nie wieder an diesem Tag in Professor Hirotas Haus erinnert werden wollte? Shiho hatte ihn gepackt und umarmt, ein Gefühl, das ihm seltsam vorgekommen war. Er hatte es bereits einmal gespürt, zwei Jahre zuvor in New York. Es war als der Serienkiller, bei dem es sich eigentlich um Wermut gehandelt hatte geflüchtet war. Ran hatte sich an ihn geschmiegt und er hielt sie in seinen Armen. Er hegte bereits lange Gefühle für sie und war glücklich in diesem Moment, selbst wenn die Zeit dafür völlig unangebracht war. Aber weswegen war das Gefühl bei Shiho so ähnlich gewesen? Und dann kehrte es zurück. Sie hatte ihn umarmt, als sie dachte Generic würde sterben, die einzige Person in der Organisation die sie auch nur ansatzweise als Freund hatte bezeichnen können. Doch er überlebte und Conan erfuhr wenig später, dass ihn das FBI sicher nach Amerika geschleust hatte. Doch für einen Moment hatte sein Herz wie wild gepocht, auch wenn er nicht verstehen konnte warum. Und dann? Dieses seltsame Gefühl war zurückgekehrt, lediglich Wochen zuvor. Er stand unter dem Big Ben und hielt Rans Hand.

„Das Herz der Person die man liebt… wie könnte man daraus je etwas präzises schlussfolgern?“, hatte er sie gefragt. Aber war Ran die einzige gewesen? Wusste Conan überhaupt was in seinem eigenen Herzen vor sich ging? Er hatte vermutlich nicht den blassesten Schimmer.

„Weil ich sie nämlich liebe!“

Unerwartet drangen Eisukes Worte in seinen Kopf zurück. Es war ihm so leicht gefallen seine Gefühle für Ran so klar zu definieren und auszusprechen. Renas Bruder war ein Tollpatsch gewesen, unbeholfen und schüchtern. Aber es war ihm gelungen das zu vollbringen, was Conan verwert blieb. Wieso hatte er Ran in London nicht einfach an sich gezogen und geküsst?

„Es ist… weil ich dich liebe, Shinichi.“

Das waren Rans Worte im Flugzeug gewesen, als es drohte abzustürzen. Sie dachte sie hätte diese Worte versehendlich an Kaito Kid gerichtet, doch dem war nicht so. Conan hatte sie gehört und sein Herz hatte gepocht. Er hatte in London genug Zeit gehabt, beinahe 24 Stunden um alles zwischen sich und ihr ins Reine zu bringen. Aber nein, er versteckte sich in seinem Hotelzimmer, mit der Begründung er wüsste nicht, wann er wieder zu Conan werden würde. Hätte er Ran an diesem Tag alles beichten sollen? Sie waren nicht in Japan, wen kümmerte die Organisation, oder alle anderen Probleme? Ja, sie wäre sauer auf ihn gewesen, aber war sie das nicht auch wenn er sie immer und immer wieder enttäuschte und alles hinaus zögerte? Er war so unendlich feige. Und mit dieser Feigheit wollte er eine mächtige, schwarze Organisation bekämpfen? Lächerlich.

Akai beließ die Begrüßung mit einem Nicken und ließ die Tür offen. Jodie wendete ihren Blick ab und beeilte sich ihm aus dem Weg zu gehen. Sie führte Conan in das kleine Büro wo dieser auf weitere Personen stieß. Eine davon war ein älterer Mann, James Black, der Supervising Special Agent, der für die Ermittlung in Japan zuständig war. Neben ihm stand der CIA-Agent Subaru Okiya. Jodie musterte ihn misstrauisch. Sie hatte ihn seit dem Tag auf dem Dach des Haido City Hotels nicht mehr gesehen. Doch sie verdankte ihm ihr Leben, richtig? Hätte er sie im Einkaufscenter nicht gestoppt, nachdem sie planlos hinter Bourbon her gerannt war, hätte Chianti sie mit einer Kugel niedergestreckt. Sie wollte fragen warum er hier war, doch James nahm ihr die Mühe ab.

„Die CIA ist bereit sämtliche Information die sie besitzt mit uns zu teilen. Es sind vor allem Daten die von Mizunashi Rena auf den Datenstreams aufgenommen wurden und verschlüsselt an Okiya-san gesandt wurden.“, sprach er und deutete auf einen Laptop vor ihn.

Conan wirkte erstaunt.

„Also… alles was sie wusste befindet sich auf diesem Gerät?“

James nickte.

„Ja, und nun da ihr hier seid, lasse ich euch gern daran teilhaben.“
 

Haido Meter vom ehemaligen Bürogebäude des Aonuma-Konzerns entfernt. Dämmerung.
 

Cognac rauchte seine Zigarette und Brandy fuhr über das Touchpad ihres Lokalisierungsgeräts.

„Wie sieht es aus? Sind die Angabe korrekt?“, wollte er wissen.

Brandy nickte leicht.

„Sind sie. Ich habe Scotch bereits bescheid gesagt, das ist eindeutig die Kommandozentrale des FBI.“, versicherte sie.

Cognac grinste übermütig.

„Will ich auch hoffen. Ich bin ein Risiko eingegangen indem ich mich zeigte und den Sender unter dem Wagen der Agentin angebracht habe.“, beschwerte er sich.

Brandy würdigte ihn keines Blickes.

„Und ich? Ich machte mir extra die Mühe um Takahata zu töten, der nicht einmal auf der Liste stand. Doch Scotch meinte, es müsse eine Person sein, die unmittelbar in der Nähe der Detektei Mori lebt. Nur so würde der Junge angelockt werden und somit auch das FBI. Auch wenn ich mir keinen Reim darauf machen kann, warum der Zwerg so wichtig für sie ist.“, murmelte sie nur.

Cognac betrachtete sein Handy und seine Augen gierten nach dem Bild der Zielperson, die sich darauf befand. Es war ein alter Mann, Amerikaner. FBI-Agent. Scotch war schlau. Würde der Kopf der Operation sterben, würde auch die Agenten zurück beordert werden. So funktionierte Politik, darum war er nun auch die rechte Hand vom Boss.

„Wie wollen wir es anstellen? Das alte Wolf und Fuchs Spiel?“, fragte Brandy lächelnd.

Cognac spielte mit der Krempe seines Hut und nickte zustimmend.

„Lass mich raten. Ich bin wieder der Wolf, richtig? Ich bin immer der Wolf.“
 

Polizeihauptquartier Tokio
 

Es hatte nichts mehr zu tun gegeben. Die Spurensicherung war fertig gewesen und es ließen sich keinerlei Zeugen auftreiben. Chiba befragte die Nachbarn und morgen würden Takahatas Geschäftspartner hier erscheinen. Takagi würde sie zusammen mit dem Inspektor verhören und sehen ob jemand ein Motiv besaß ihn zu ermorden. Aber war der Täter in diesem Fall wirklich männlich? Brandy, richtig? Rote Hexe. Sollte Inspektor Morofushi recht haben, hatten sie es hier mit einem Serienmörder zu tun, der nicht nur in Tokio, sondern auch in Nagano, und anderen Orten tötete. Er stöhnte. Schon wieder? Erst letzten Monat nahm er an einer Konferenz teil um den so genannten ‚Tanabata-Mörder’ zu stellen. Es war interessant gewesen, er lernte viele nette Kollegen kennen. Allerdings sah er auch diesen unangenehmen und äußerst nervigen Inspektor aus der Gunma-Region wieder. Er hatte ihn vor einem Jahr bei einem Fall kennen gelernt. Inspektor Yamamura schien es damals witzig gefunden zu haben Kogoro Mori nachzuahmen. Wieso wurde so ein Kerl Inspektor, und er war immer noch Kommissar? Unbegreiflich. Als er zu seinem Schreibtisch stapfte erkannte er ein bekanntes Gesicht. Es handelte sich um ein Mädchen, das er einige Male gesehen hatte.

Masumi Sera. Kindlich lächelte sie ihn an. Ein Kollege in Uniform hatte sie hergeführt und verabschiedete sich nun.

„Sera-kun…. chan… kun…“, begann er plötzlich zu stottern.

Das Mädchen behielt ihr Lächeln bei.

„Guten Abend Kommissar Takagi. Sie sagten mir neulich, dass Sie noch meine Aussage bräuchten um den Fall um den ermordeten Betrüger im Haido City Hotel abschließen zu können.“, erinnerte sie ihn.

Takagi nickte, das hatte er tatsächlich. Aber warum ausgerechnet heute? Er wollte noch einige Dinge erledigen und dann Feierabend machen. Aber was soll’s, schließlich würde er mit so einer Einstellung niemals Inspektor werden, richtig?

Sera setzte sich ihm gegenüber und Takagi startete seinen Computer. Er war überrascht, als das Mädchen ihm plötzlich einen Becher Kaffee hinhielt.

„Dafür, dass ich Ihnen solche Umstände mache.“, fügte sie hinzu.

Takagi errötete leicht und nahm den Becher entgegen. Herzhaft trank er einen Schluck.

„Ahhh….“ Stöhnend stellte er den Becher wieder hin und stand auf.

„Oh verzeihen Sie, war er zu heiß?“, fragte Sera unschuldig.

Takagi wehrte ab.

„Macht nichts, ich hole schnell ein Glas Wasser.“, erklärte er und verschwand kurz.

Sera verlor keine Zeit und kramte in ihren Hosentaschen. Sie blickte sich um und als sie niemand beobachtete, steckte sie einen USB-Stick an Takagis Computer an. Sie setzte sich so hin, dass er ihn nach seiner Rückkehr nicht bemerken würde. Dann nahm sie ihr Handy zur Hand und konfigurierte ihre Wireless-Einstellungen. Ein Programm auf dem Stick wurde aktiv und hastig suchte sie nach den Daten die sie benötigte. Takagi kam zurück und Sera legte das Handy in ihren Schoss. Während sie ihre Aussage herunterleierte, bediente sie das Handy. Als sie fertig waren, lehnte sie sich über Takagis Schreibtisch und dankte ihm für die Zeit. Als sie den Stick entfernte, hoffte sie, dass der Computer kein Geräusch von sich gab.

Takagi bestand darauf sie hinaus zu begleiten und Sera nahm gerne an.

Es war nahe dem Ausgang, als ihnen eine Person entgegen kam.

„Oh, Inspektor Morofushi, bereits zurück?“, grüßte Takagi den Kollegen.

Dieser nickte dem Kommissar zu und zwängte sich in dem engen Gang an den beiden vorbei.

Sera streckte ihre Hand nach hinten aus und Koumei nahm den Stick in Empfang.

Draußen dankte Takagi dem Mädchen nochmals für die Zusammenarbeit.
 

Haido, ehemaliges Bürogebäude des Aonuma-Konzerns – Provisorisches Hauptquartier des FBIs in Japan
 

„Mein Name lautet Hidemi Hondou. Ich bin Mitglied der Central Intellegence Agency. Der Name meines Verbindungsoffiziers lautet Okiya Subaru-san. Der Name meines direkten Vorgesetzen, Vice-Director John White. Meine Aufgabe besteht darin eine Organisation zu infiltrieren, die sich auf Waffenschmuggel, Erpressung, Raub und Auftragsmorde spezialisiert hat. Die Aufgabe ist gefährlich, mein Vater und frühere CIA-Agent, Ethan Hondou starb bei dem Versuch alles aufzudecken. Ich werde so lange weitermachen wie ich kann, selbst wenn es auch mein Leben kosten sollte. Das ist ein Zwischenbericht vom 23tenptember. Der Mann im Einkaufscenter hat sich nicht als Shuichi Akai herausgestellt. Gin lässt mich im Unklaren. Seine Worte waren: Jemanden den es nur in einem Roman gibt. Einen Detektiv der so schlau ist wie Sherlock Holmes. Es gelang mir nicht ihm weitere Informationen zu entlocken. Beziehe neue Wohnung im Osten von Haido. Bisher keine weiteren Informationen.“

James bediente den Laptop und erklärte, das er nun einen Zusammenschnitt abspielen würde.

„Schwarz. Das ist ihre Farbe. Beinahe lächerlich, wie aus einem drittklassigen Agententhriller. Doch das hier ist kein Film, sondern Realität. Erst gestern wurde ich von Gin gebeten einen gewissen Shigehiko Namiguchi zu interviewen. Ich wurde nicht in alles eingeweiht, doch wenig später erfuhr ich, dass er von einem Organisationsmitglied namens Pisco getötet wurde. Ich traf ihn zuvor nur einmal, das ist der 20te Agent von dem ich hörte. Aber von kaum einen erfuhr ich den richtigen Namen, außer wenn sie getötet wurden, wie in Piscos Fall. Doch weder in Kenzo Masuyama privaten noch beruflichen Umfeld konnte ich eine Verbindung zur Organisation nachweisen. Es war wie ein Rätsel. Die Gruppe ist sehr auf Geheimnisse und Verschwiegenheit bedacht. Für gefährliche Aufträge heuern sie Straftäter an, die gerade einmal den Namen und das Gesicht des Agenten kennen, mehr nicht. Ich gehe im Moment davon aus, dass die Organisation um die 100 solcher Strohmänner einsetzt. Natürlich besitzt keiner von ihnen einen Decknamen.
 

Ganz anders als wie bei den Feldagenten und den Wissenschaftlern bzw. Computerspezialisten. Ich gehe im Moment davon aus, dass es 30-40 aktive Agenten gibt, jeder von ihnen besitzt einen Codenamen, nach einem Alkoholischen Getränk. Es dürfte ebenfalls genauso viele Forscher und Techniker geben, von denen allerdings nicht bekannt ist, ob sie alle Decknamen tragen. Ihre Arbeit unterliegt höchster Geheimhaltung, vermutlich handelt es sich um das Sammeln von Informationen sowie Hackangriffe. Die wissenschaftliche Abteilung stellt Gifte her, doch genaueres ist nicht bekannt. Beispiele dafür sind der EDV-Experte Generic, der die Organisation jedoch verlassen hat, oder Sherry, die Frau nach der wie verrückt gesucht wird.

Nein… die Organisation lässt wirklich niemanden entkommen.

Viele der Agenten sind Kriminelle, oder ehemalige Soldaten. Scharfschützen wie Calvados, Chianti oder Korn sind vor allem für Attentate äußerst nützlich. Oder das Zweiergespann Tequila und Martini, die für die Gruppe wertvolle Software in ihren Besitz bringen, auch wenn einer davon bereits getötet wurde. Ich begegnete einmal einem äußerst widerlichen Kerl namens Snake… zu vor nannte er sich Jackal und davor…. Jedenfalls handelt es sich bei ihm um einen rücksichtslosen Dieb und Mörder. Die Organisation scheint ihn rekrutiert zu haben, obwohl er auf der Fahndungsliste von Interpol steht. Ein völliges Gegenstück steckt Irish dar, der ein Meister der Verkleidung sein soll. Und schließlich Cognac und Brandy, die beiden Cleaner der Organisation. Sie sollen bereits die meisten Morde verübt haben, doch ich habe sie nie zuvor getroffen.
 

Über diesen 30-40 Agenten stehen 5 Personen, die nicht gewissenloser oder bösartiger sein können. Jeder von ihnen ist abstoßend, doch sie sind intelligent und kennen keinerlei Skrupel. Ihre Namen lauten…

Pisco.

Bourbon.

Wermut.

Rum.

Und… Gin.
 


 

Sie besitzen denselben Rang und befehligen die vorhin angeführten Agenten. Der Tod eines von ihnen hat sie keineswegs geschwächt. Pisco wurde unzuverlässig und wurde beseitigt. Bourbon ist ein Genie in Sachen Informationsbeschaffung, ich habe das FBI bereits vor ihm gewarnt. Wermut ist eine ausländische Agentin, die in Amerika von mehreren Bundesbehörden gesucht wird und sich als jede Person ausgeben kann. Rum soll ein ekelhafter Kerl sein, der die Finanzen der Organisation verwaltet. Und Gin… . Ich kann ihn nicht beschreiben. Diese tiefe Dunkelheit in ihm… es tut mir Leid, das gehört nicht in diesen Bericht. Ich fahre nun fort. Über diesen 5 steht eine Person namens Scotch. Ich weiß so gut wie nichts über ihn, nur die 5 Agentenführer haben Kontakt zu ihm. Mir ist weder bekannt, ob es sich bei ihm um einen Mann oder eine Frau handelt, noch was seine Funktion ist. Meinen Vermutungen nach muss er jedoch Teil des Polizeiapparats sein, oder einen Posten in der Regierung innehaben. Dank ihm konnten viele Operationen der Organisation gelingen, die beinahe zum scheitern verurteilt waren. Cognac wäre der einzige der mir mehr über ihn erzählen könnte, da ich hörte beide kennen sich vom Militär. Er nimmt den zweithöchsten Rang in dieser Gruppe ein. Es gibt nur eine Person die noch weiter oben in der Hierarchie steht. Er besitzt keinen Decknamen, nicht einmal ein Gesicht.

Ihr Boss.

Der Anführer der Schwarzen Organisation.

Anokata.

Angaben von bekannten Agenten wie Vodka, oder Wermut sind unterschiedlich. Die Organisation soll bereits 20 Jahre existieren, oder auch 30. Besaß sie stets denselben Anführer? Oder gab es irgendwann einen Wechsel? Das Motiv hinter dieser machtgierigen Person scheint Geld sowie politische Kontrolle zu sein. Möglicherweise führen sämtliche Aktionen dazu einen Teil Japans oder gar das gesamte Land zu beeinflussen. Mordversuche an Politikern wie Shigehiko Namiguchi oder Yasuteru Domon sprechen dafür. Oder gibt es noch weitere Motive, die mir nicht bekannt sind? Ich setze meine Arbeit fort, dabei spielt es keine Rolle was es mir noch alles abverlangen wird. Hidemi Hondou – Ende.“
 

Haido, Provisorisches Hauptquartier des FBIs in Japan – Nördlicher Korridor
 

Sie konnte ihn töten, das wusste er. Nicht sofort, aber irgendwann einmal. Im Prinzip war sie genauso tödlich wie die Clock, die in seinem Halfter steckte. Aber spielte es noch eine Rolle? Es war nur eine einfache Zigarette. Was würde passieren, wenn er auf einmal Krebs bekommen würde? Er hatte ohnehin nicht vor alt zu werden, es würde eine Kugel sein die sein Leben beendete und keine Krankheit. Shuichi Akai war ehrlich mit sich selbst und er war kein Träumer. Er war es nie gewesen. Dennoch steckte er die Zigarette ein und schritt auf den breiten Balkon zu.

„Verzeihung!“, wurde er aufgehalten.

Der FBI-Agent drehte sich um und erkannte den Mann von der CIA, der ihnen während der Bourbon-Krise geholfen hatte. Subaru Okiya lächelte und versuchte ihn einzuholen.

„Agent Akai, hätten Sie eine Minute?“, fragte er charmant.

Akai erwiderte es notgedrungen und wartete darauf was der Mann zu sagen hatte.

„Ich, Jodie-san und der Junge, Kudo-kun haben uns gerade das Band angehört. Ich schreibe nun einen Bericht für meine Vorgesetzten, und habe zwei ungeklärte Fragen, bei denen ich hoffe, Sie könnten mir dabei helfen.“, gestand er.

Akai nickte und wartete darauf, dass Okiya fort fuhr.

Dieser räusperte sich, scheinbar war es etwas Heikles.

„Es geht um etwas das Bourbon gesagt hat. Also zu Kudo-kun, während eines Telefonats, das mir der Junge dann berichtet hat. Er erwähnte Akemi Miyano.“, sprach er.

In Akais Miene regte sich etwas, vermutlich war es das einzige Thema das eine starke Gefühlsregung bei ihm auslösen konnte.

„Ich weiß, dass Bourbon den Mord an Ihrer… Ihrer ehemaligen Freundin befahl, deswegen ist es mir unangenehm das Thema anzusprechen. Aber sie war auch Teil Ihrer Mission, also ist es notwendig.“, gestand er.

„Fragen Sie.“, gab Akai das OK.

Okiya nickte und räusperte sich erneut.

„Ich verstehe nicht warum das FBI… warum Sie, Akemi Miyano in Tokio zurückließen. Nachdem Ihre Tarnung aufflog, musste die Organisation doch denken, dass sie dabei geholfen hatte Moroboshi Dai einzuschleusen, richtig? Es ist richtig, dass sie erst Jahre danach starb, aber die Gefahr bestand, richtig? Wäre es nicht besser gewesen sie ins Zeugenschutzprogramm aufzunehmen, selbst wenn ihre Informationen gering gewesen wären?“

Akai schluckte und überlegte sich was er erwidern sollte. Dann nahm er seine kühle, reservierte Haltung wieder an.

„Das ist allein Sache des FBIs. Und ich denke nicht, dass die Information allzu wichtig für Ihren Bericht ist, oder?“, fragte er harsch.

Okiya rückte sich seine Brille zurecht und nickte schließlich.

Akai hatte sich bereits umgedreht und war einige schritte voraus gegangen, bis er inne hielt.

„Achja, was war Ihre zweite Frage?“, fiel es ihm wieder ein.

Okiya senkte den Kopf etwas.

„Haben Sie bereits einmal… den Namen… Masumi Sera gehört?“, wollte er wissen.

Akai verengte die Augen und schien kurz nachzudenken.

„Nein, dieser Name sagt mir nichts.“, erwiderte er und ließ Okiya dann stehen.

Dieser war in eine Starre verfallen, scheinbar dachte er angestrengt nach.
 

Shinjuku 5 Jahre zuvor – Wohnung von Akemi Miyano
 

„Ich hoffe es schmeckt.“, meinte die junge Frau und ihr Freund nahm einen großen Schluck.

„Er ist köstlich.“, erwiderte Dai munter. Über Akemis Gesicht huschte ein Lächeln.

Doch es war ihr anzumerken, dass ihr etwas auf der Seele lastete. Dai unterbrach den Blick nicht bis sie von selbst begann.

„Also… ist es schwierig? Ich weiß, Gin ist ein unangenehmer Typ. Und gefährlich.“, murmelte sie nun.

Dai legte ihr liebevoll eine Hand auf die Schulter.

„Mach dir keine Sorgen um mich. Wir beide sind bereits dabei uns anzufreunden.“

Das war vermutlich die größte und durchschaubarste Lüge die der Undercover-Agent je benutzt hatte. Was war mit dieser Frau? Warum konnte er bei ihr nicht sein wie sonst? Wie in seinem Job? Akemi war ihm wichtig geworden, zu wichtig. Das durfte nicht sein.

Als sie plötzlich loslachte, wusste er, dass sie seine Lüge als Scherz aufgefasst hatte.

„Sag mal… dieser Gin ist ein hohes Tier, oder?“, fragte er nebenbei.

Akemi nickte zustimmend.

„Ja außer ihm soll es nur eine Handvoll Agenten desselben Ranges geben. Und dann gibt es natürlich noch ihn… Anokata.“

Ihre Miene fiel ein und Dai hasste sich dafür. Dennoch durfte er nun nicht lockerlassen.

„Und du weißt wirklich nichts über ihn? Was war mit deinen Eltern?“, hakte er nach und gab seiner Freundin die nötige Zeit die sie brauchte.

„Also… mein Vater war ein Freund von ihm, sie sollen sich schon recht lange gekannt haben.“, verriet sie.

Dai nickte langsam.

„Und er erwähnte nie seinen Namen?“, schien er darüber verwundert zu sein.

Akemi schüttelte den Kopf.

„Nein, das durfte er nicht. Er sprach ihn immer nur mit einer Art Spitzname an, zumindest denke ich das.“, erzählte sie.

Dai sah ihr nun direkt in die Augen.

„Weißt du noch wie er lautete?“, hakte er dann nach.

Akemis Melancholie an Anbetracht in dieser Situation an ihre verstorbenen Eltern zu denken.

„Nunja, er nannte ihn stets nur… Professor.“, gestand sie.

Dai hob seine Augenbrauen.

„Professor?“
 

Teil 3

Fuchs und Wolf
 

Haido, Provisorisches Hauptquartier des FBIs in Japan – Vordere Einfahrt
 

André Camel war müde. Er hatte letzte Nacht Dienst gehabt, doch niemand kam den Gebäude nahe genug. Dem Verschleiß, wie er es nannte. Als sie das Gebäude bezogen gab es hier noch nicht einmal Klopapier. Camels erste Aufgabe war es Alarmanlagen, technische Ausrüstungen, Waffennachschub und natürlich Klopapier zu besorgen. Eine unrühmliche Aufgabe. Er fragte sich ob er ausgewählt wurde, weil er vor vier Jahren eine große Aktion des FBIs einfach so ruiniert hatte. Er hatte es bis heute nicht glauben können. Er war auf einen plumpen Trick hereingefallen, der alte Mann war bezahlt worden. Wäre es still geblieben, müsste er heute an diesem Ort keine Wache schieben. Dann wäre die Organisation bereits damals hochgenommen worden. Doch er hatte es vergeigt, hatte sich zur Witzfigur gemacht, war in Ungnade gefallen. Er wusste, dass es nicht ausgereicht hatte bei der erneuten Einschleusung von Mizunashi Rena in die Organisation mitzuhelfen. Er machte sich keine Illusionen, egal wie naiv er war. Hätte er damals alles hinschmeißen sollen? Beim FBI kündigen und mit der Schmach leben? Oder sich zusammenreißen und dabei helfen die Organisation dingfest zu machen? Als er annahm Agent Akai wäre getötet wurden, hätten ihn die Schuldgefühle beinahe erdrückt. Es wäre seine Schuld gewesen und das im doppelten Sinne. Dann war er plötzlich wieder in dem WC, das Spiegelbild seines Kollegen wurde direkt vor ihm reflektiert. Dieser Mann sah genau wie Shuichi Akai aus, doch er hatte seine Zweifel. Jodie glaubte es sofort, nein sie wollte es glauben. André Camel stellte sich jeden tag die Frage ob er ein guter FBI-Agent war, oder nicht. Gleich sollte sich diese Frage automatisch beantworten. Er stand Agent Kyle Craig gegenüber, einem blonden Mittdreißiger mit dickem Oberlippenbart. Er wollte ihm gerade ein Zeichen geben, dass seine Ablöse da war, da geschah es. Ein lauter Knall, ein Schuss. Eine Kugel drang in Craigs Brust ein und er fiel getroffen zu Boden. Camel erstarrte ungläubig.

„Was ist los?“, fragte eine Stimme. Sie gehörte Vince Saunders, er und Camel arbeiteten im selben Büro. Er war zusammen mit einem Dutzend weiterer Agenten nach Japan geflogen, nachdem Mizunashi Rena verlegt werden sollte. Camel erblickte den roten Suchraster an Saunders Herzgegend und sprintete zu ihm. Mit einem Ruck riss er ihn zu Boden, doch es war bereits zu spät. Der Unbekannte schoss und Camel spürte wie eine Kugel in seiner Schulter eindrang und ein höllisches Brennen verursachte. Saunders wollte sich bewegen, doch Camel ließ ihn nicht.

„Unten bleiben!“, befahl er ihm und fischte mit seinem heilen Arm nach seinem Handy.

„Hier Camel! Wir sind am vorderen Tor, werden angegriffen! Bundesagent verletzt, ich wiederhole, es gibt einen Verletzten. Naja… zwei.“
 

Haido, Provisorisches Hauptquartier des FBIs in Japan – James Blacks Büro
 

Der Supervising Special Agent hatte die Augen weit aufgerissen. Was hatte sein Mitarbeiter da gesagt?

„Hey Camel-kun! Camel-kun, hören Sie mich?“, brüllte er in das Telefon. Es war auch laut gestellt und Conan und Jodie war der Schock anzusehen.

„Sie haben… uns gefunden.“, murmelte die Agentin ungläubig.

Conan ballte die Fäuste. Was war hier nur los? Eine Attacke der Organisation? Das war gefährlich und leichtsinnig. Selbst wenn es ein Überraschungsangriff war, jeder der FBI-Agenten war gut trainiert und es waren an die zwei Dutzend. Wie viele Leute hatten sie also da draußen? 20? 30? Alles was die Organisation aufbieten konnte? Nein, es ergab keinen Sinn. Das FBI so offen anzugreifen, Provokation hin oder her. Sie zeigten sich noch nie so offen, hinter was waren sie her? Dem Leben von möglichst vielen Agenten? Nein, das wäre eine offene Kriegserklärung gegen die gesamte Bundesbehörte, es wäre reine Selbstzerstörung. Wonach dann? Es musste etwas sein, das es wert war Leute dafür zu opfern, oder gar in Gefangenschaft geraten zu lassen. Shuichi Akai? Aber warum?

„Er war Gins Partner, die Organisation fürchtet ihn deshalb weil er enorm viele Informationen sammeln konnte.“

Conan fielen Bourbons Worte wieder ein, aber es ergab immer noch keinen Sinn. Sie wussten, dass sich Akai im Haido Zentralkrankenhaus aufgehalten hatte, hätten sie ihn töten wollen, hätten sie es auch dort gekonnt. Verdammt, es war ihnen sogar gelungen Bomben ins Gebäude zu schmuggeln. War ihre… war Gins Obsession nun soweit, dass er ein solches Risiko einging? Bei Bourbon war es der Fall, aber doch nur weil Akai seine Verlobte getötet hatte, richtig? War er der Grund? Vergeltung? Nein, die Organisation beseitigte ihn selbst, als er zur Gefahr wurde. Rache konnte nicht das Motiv sein. Mizunashi Renas Aufzeichnungen? Unsinnig, eine große Anzahl an Agenten kannten die Informationen darauf bereits. Außerdem enthielt sie keinerlei Namen oder tatsächliche Fakten.

„Alle verfügbaren Agenten sollen sich draußen postieren, du auch Jodie-kun.“, entschied James dann. Die Frau folgte und verließ mit gezückter Waffe den Raum.

Der alte Agent blickte zögernd zu dem geschrumpften Detektiv.

„Ist etwas?“, wollte er wissen.

Conan sah zu ihm auf.

„Etwas stimmt nicht. Ich glaube….“

Dann war es soweit. Einer seiner Geistesblitze.
 

Haido, Provisorisches Hauptquartier des FBIs in Japan – Westseite
 

Wie die Lämmer zur Schlachtbank. Cognac hatte das ahnungslose Gesicht dieses blonden Typen geliebt, als die Kugel seine Brust getroffen hatte. Hätte er das Herz anvisieren soll? Egal, es spielte keine Rolle, ob er tot war oder noch lebte. Das Wolf und Fuchs Spiel hatte seine eigenen Regeln. Cognac war ein Meisterschütze, deshalb war er auch Rekrutiert worden. Später hatte er erfahren, dass er nicht der einzige aus seiner Einheit gewesen war. Er war überrascht Korn wieder zu sehen, auch wenn sie davor nie viel miteinander gesprochen hatten. Doch dann hatten sie wieder zusammen gearbeitet, wenn auch für eine andere Fraktion. Korn war inzwischen tot, doch nichts hatte sich geändert. Cognac tat das hier um sich selbst zu erproben, sich etwas zu beweisen. Zwei Dutzend FBI Agenten? Gerne doch, das würde ein Spaß werden. Endlich eine Herausforderung, endlich konnte er beweisen, was er drauf hatte. Da war einer! Ein Lamm schritt mit gezogener Waffe in der Dunkelheit umher. Er war allein, das perfekte Opfer. Cognac musste ihn für die Mission nicht töten, trotzdem verspürte er das urplötzliche Aufkommen diesem Kerl die Rübe wegzuballern. Er zog sie Waffe und… was war das? Dieses brennende Gefühl entlang seiner Wange? Eine Kugel? Hatte jemand auf ihn gezielt? Unmöglich, nicht auf ihn den großen Meisterschützen, der seine Umgebung perfekt unter Kontrolle hatte. Aber es war nun mal geschehen. Cognac verschanzte sich hinter einer Mauernische und sah nach vorne. Da war jemand. Nicht nur der ahnungslose Kerl. Dieser wurde nämlich gerade weggeschickt, von einem Kerl mit dunklem Hemd und schwarzer Jacke. Er trug eine Wollmütze und hatte Cognacs Position im Visier. War das… ja, es konnte gar nicht anders sein. Korns Mörder! Das ehemalige Mitglied Rye, für den die Organisation quasi ein Kopfgeld ausgesetzt hatte. Cognac grinste sich dumm und dämlich. Gott war gnädig zu ihm, es war sein Glückstag. Nur wenige Meter entfernt von ihm stand Shuichi Akai. Ohne Deckung, einfach wie der große Preis, den man einfach so abräumen konnte. Laut Korn war es ihm gelungen Gin in einem Abstand von 700 Yards mit einem Präzisionsgewehr zu treffen. Beachtlich. Wenn er Shuichi Akai tötete war er der Held, jeder hätte Respekt vor ihm. Seine Partnerin, Gin, Scotch und natürlich der Boss. Er würde aufsteigen und jeder würde zu ihm aufsehen. Er musste sein Ziel nur treffen. Er lehnte sich gegen die Wand und holte tief Luft. Dann sprang er um die Ecke und richtete seine Waffe nach vorne. Sein Ziel war weg. Von Shuichi Akai blieb keine Spur zurück. Cognac riss die Augen auf, rechtzeitig ging er wieder in Deckung. Die Kugeln aus Akais Clock drangen nur weniger Zentimeter neben ihm in der Mauer ein.

„Du bist es Rye, nicht wahr? Der japanische Jack Bauer, oder?“, versuchte er witzig zu klingen um sich selbst zu beruhigen. Der richtete seine Waffe nach links und feuerte. Doch da war kein Ziel. Akai bewegte sich zu schnell, Cognac fluchte in Anbetracht, dass er die Gegend zuvor nicht besser erkundet hatte. Rye kannte vermutlich jeden Fleck hier.

„Angebot!“, rief der FBI-Agent ihm zu.

Cognac reagierte überrascht.

„Sie stellen sich, dann wird heute niemand mehr sterben müssen.“

Cognac verengte die Augen. Meinte sein Gegner das ernst? Es war ein Witz, nichts weiter.

„Und mich dem FBI ergeben? Alles schön weitergeben, was ich weiß? Meine Leute verraten?“, schrie er zurück in die Finsternis. Danach würde niemand mehr Respekt vor ihm haben, nein seine eigenen Leute wären hinter ihm her. Unvorstellbar.

„Ich fürchte ich muss ablehnen!“, keifte er.

Er sah einen Schatten, es musste Akai sein. Er feuerte, aber kein Erfolg.

„Hinter wem seid ihr her?“, wollte der Agent wissen.

Cognac grinste breit.

„Frag mich doch lieber hinter wem wir her ‚waren’. Du hattest was mit ihr, oder? Ich meine diese Akemi Miyano.“, rief er.

Keine Antwort. Hatte er Akai damit verwirrt? Oder etwas zum Nachdenken gegeben?

„Sie war auf unserer Liste, weißt du?“, fügte Cognac hinzu.

Wieder Stille.

„Gin hat sie getötet.“, antwortete Akai und Cognac konnte endlich seine Position bestimmen. Es war ein Baum, nicht der beste Schutz. Er schoss, doch Akai duckte sich weg.

„Ja, schon aber nur weil er zu übermütig war. Es wäre nicht seine Aufgabe gewesen, meine Partnerin und ich sind für die Beseitigungen zuständig. Bourbon hat uns den Auftrag erteilt, doch Gin hat ihn an sich gerissen. Zu schade aber auch, ich habe darauf gebrannt der Kleinen zwei Löcher in die Stirn zu ballern.“, begann er sich über die Sache lustig zu machen.

Er musste Akai provozieren, nur wenn dieser einen Fehler beging, hatte er eine Chance.

Aber was war das? Kein Schatten mehr hinter dem Baum, was war geschehen? Ein Geräusch westlich von ihm. Er richtete seine Waffe darauf doch er erkannte, dass es sich nur um einen Stein handelte. Zu spät erkannte er, dass es sich nur um einen Trick handelte. Es dauerte exakt 4 Sekunden. Dann stand Shuichi Akai vor ihm.
 

Haido, Provisorisches Hauptquartier des FBIs in Japan – Stillgelegter Lift
 

Es war einfach, gerade zu albern. Das Wolf und Fuchs Spiel basierte auf einer einfachen Strategie. Vor wem hatte man mehr Angst? Vom Fuchs oder dem Wolf? Dem Wolf natürlich. Also was geschah wenn der Wolf vor dem Schafsgehege zu heulen begann? Richtig, die Schäfer stürmten heraus und hielten ihn in Schach. Der Fuchs grub sich mittels einem Bau unterirdisch ins Gehege und schlug zu. Es gab lediglich einen Schönheitsfehler. Waren die Schafe nicht zu groß für den Fuchs? Nein, diesmal nicht. Brandy war bis auf die Zähne bewaffnet und ihr Plan war gut. Scotchs Baupläne von dem Gebäude stimmten genau mit dem überein was sie vorgefunden hatte. Niemand benutzte den Lift noch, bis auf sie. Sie war unterirdisch eingedrungen und war erst in den Abflussschacht geklettert und dann direkt auf den Lift. Dann hatte sie sich hochgeangelt und schließlich das Gitter des Belüftungsschachts aufgeschraubt. Sie dankte ihrer schmalen Figur, dass sie sich ohne Probleme hineinquetschen konnte. Sie zog das Foto hervor und küsste es.

„Na Kleiner? Bald werden wir ein Gläschen zusammen trinken.“, versprach sie dem Bild von James Black.

Früher hatte sie Männer aus Spaß getötet, dann warb sie die Organisation an. Töten und Spaß haben und dafür noch Kohle bekommen. Ein Traumjob. Sie erinnerte sich an diesen Kiichiro Numabuchi, ebenfalls ein Serienmörder der angeworben wurde, aber total versagte. Er war ein seelisches Wrack, Brandy hatte es jedoch richtig angestellt. Er wurde geschnappt war inzwischen in Osaka hingerichtet worden, soweit sie wusste. Ihr war das egal, sie machte keine Fehler. Es waren die Männer die stets auf sie hereinfielen. Heute würde es nicht anders sein. Es existierte einfach kein Mann in dieser Welt, der ihr das Wasser reichen konnte. Selbst ihren Partner hatte sie um den Finger gewickelt und auch dem Boss selbst hätte sie gerne einen Besuch abgestattet, wäre nicht diese abscheuliche Sharon Vinyard seine Favoritin. Sie verstand nicht was er an ihr fand. Sie war ihrem Boss Anfang des Jahres gegenübergestanden und hatte ihn bezirzt, ohne Erfolg. Vermutlich war er es ohnehin nicht wert. Der alte, senile Spinner war wohl ohnehin impotent, was für eine Verschwendung ihrer Künste. Normalerweise konnte ihr kein Mann widerstehen, allen konnte sie etwas vorspielen. Da war es, die letzte Abzweigung. Und dort vorne das Gitter. Laut den Plänen befand sich dort das Büro des ehemaligen Firmenchefs und es war logisch anzunehmen, dass James Black es aufgrund seiner Ausstattung ebenfalls benutzte.

Einen Meter. 10 Zentimeter. Langsam nutzte sie den Schraubenzieher um das Gitter zu lockern. Sie schob es beiseite und streckte ihren Kopf nach draußen.

Was sie jedoch dort sah, damit hatte sie nicht gerechnet. Es war kein alter Mann, im Gegenteil. Es war ein kleiner Junge mit Brille, der sie frech angrinste. Aber warum richtete er seine Uhr auf sie? Wollte er ihr zeigen wie spät es war? Dann ein Stich an ihrer Stirn und sie wurde unendlich müde. Dann versank sie im Reich der Träume.

James Black kam näher und sicherte die Waffe der Agentin.

„Du… hattest tatsächlich recht. Woher wusstest du es?“, fragte er den jungen Detektiv.

Conan klappte den Deckel seines Narkosechronometers wieder zu.

„Sie haben diesen Ort nur gefunden weil sie einen Peilsender an Jodie-senseis Wagen anbrachten, richtig? Seitdem sind wenige Stunden vergangen. Wären sie wirklich auf das gesamte FBI aus gewesen, bräuchten sie Leute und einen Plan, was in so kurzer Zeit nicht aufzubringen war. Aber was würde passieren, wenn nur Sie sterben würden? Das Außenministerium wäre geschockt und würde das FBI aus Sicherheitsgründen zurückbeordern. Dafür reichen auch zwei Leute. Einer der draußen für Ablenkung sorgt, und einer der sich ins Gebäude schleicht.“, erklärte er.

James schluckte. Um ein Haar wäre er getötet worden.

„Aber… woher wusstest du, dass sie durch den Luftschacht kommen würde?“

Conan grinste breit. Sie wusste vermutlich, dass dies das Hauptbüro des Gebäudes war. Wäre sie an einem anderen Ort raus, hätte sie fürchten müssen, zurückgebliebenen Agenten zu begegnen. Ihre Mission wäre in Gefahr gewesen. Außerdem wissen wir, dass Brandy weiblich ist und aufgrund ihres Vorgehens schlank und attraktiv ist. Durch ihre Statur wäre der Luftschacht die beste und unauffälligste Methode.“

James konnte immer noch nicht glauben, wie einfach der Junge die Situation analysiert hatte.

Sofort telefonierte er mit seinen Leuten, besonders Jodie und Akai.
 

Haido, Provisorisches Hauptquartier des FBIs in Japan – Westseite
 

Cognac hob blitzschnell seine Waffe, doch sein Kontrahent war schneller. Akai schoss ein einziges Mal und er krachte zu Boden. Seine Waffe landete direkt neben ihm. Abartig lachend fasste sich Cognac an die Seite. Keine tödliche Wunde, wollte ihn der FBI-Knabe verarschen? Akai beugte sich über ihn und hielt ihn in Schach. Cognacs Waffe lag neben ihm, sollte er es wagen? Es wäre Selbstmord, das wusste er.

„Also gut, du hast gewonnen. Sie sieht’s aus? Zeugenschutzprogramm?“, gab er sich geschlagen und hob resigniert die Hände.

Akai wollte etwas sagen, da klingelte sein Handy. Vorsichtig hielt er es sich ans Ohr, ohne Cognac aus seinen Fängen zu lassen.

„Verstehe.“, sagte er nur und legte wieder auf.

Cognac hob die Augenbrauen und wartete was der Sieger des Duells zu sagen hatte.

„Ich fürchte wir haben bereits was wir brauchen.“, sagte er und spielte damit offensichtlich auf Brandy an. Sie hatten sie geschnappt. Cognac überdachte die Situation, er erkannte in Akais Augen was er vorhatte.

„Du… willst doch keinen unbewaffneten erschießen, oder?“, wand er seine letzte Kraft auf um sein frohes Gemüt beizubehalten. Akai schüttelte den Kopf.

„Nicht wenn es sich vermeiden lässt.“

Cognac wusste was er meinte. Er trieb dieses Spiel bereits zu lange, um sich damit auszukennen. Er überlegte was zu tun sei, doch es gab nur eine Option.

„Gratuliere, du bist der Champion.“, sagte er und griff nach seiner Waffe. Es gelang ihm sie auf Akai zu richten, dann wurde er von einer Kugel aus Akais Clock niedergestreckt, die direkt in seiner Stirn landete.

„Du und Bourbon seid nun am selben Ort, richtig? Ich hätte gerne, dass du ihm etwas ausrichtest.“, sagte er, obwohl Cognac ihn nicht mehr hören konnte. Akai kniete sich hin und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dann kehrte er zu seinen Kollegen zurück.
 

Teil 4

Spion
 

Beika, Haus von Professor Agasa – Tiefe Nacht.
 

Conan hatte nichts mehr ausrichten können und hatte den Professor ausgesucht. Es war zu weit bis zur Detektei Mori gewesen, sagte er sich immer wieder. Aber war das wirklich der Grund? Oder war es weil er nach dieser Situation Shiho hatte sehen wollen? Warum? Weil sie sich so ähnlich waren und sie genau wusste was er durchmachte? Er konnte Ran nichts von den Männern in Schwarz erzählen, geschweige denn ihr darüber reden. Weder als Conan, noch als Shinichi. Für Shiho war er aber ein und dieselbe Person. Allerdings hatte sie bereits geschlafen, Conan fand nur Agasa vor dem Fernseher vor. Dieser sah sich die Politsendung an, es ging um die Wahlen nächste Woche für den neuen Ministerposten. Wer würde das Rennen machen? Der karismatische Eisaku Tokiwa oder der junge Erbe Junji Sendo? Conan gab zu sich herzlich wenig dafür zu interessieren. Er schaltete um, ein Bericht über den Mord an Takahata Seito. Die Tat wurde vermutlich nie aufgeklärt, die Polizei wusste nichts, von der Existenz der Organisation. Der hatte Professor Agasa alles berichtet, dieser wirkte sehr durcheinander. Er machte sich Sorgen um den kleinen Detektiv, das war klar. Es war wohl besser Shiho nicht zu wecken. Er würde jetzt nicht mit seinem Ritual brechen und ihr seine Probleme anvertrauen, egal ob man ihn für feige halten mochte oder nicht. Doch im Grunde war der heutige Tag ein Erfolg. Ein Organisationsmitglied war tot, das andere schlief bis Morgen durch. Gut, zwei FBI-Agenten wurden verletzt einer davon schwer. Agent Craig wurde im Haido Zentralkrankenhaus operiert und Agent Camels Schulter hatte auch etwas abbekommen. Doch Jodie-sensei hatte versprochen ihn auf dem Laufenden zu halten. Besonders wenn Brandy aufwachen sollte. Dann würde die Auftragskillerin verhört werden, und wenn sie Glück hatten würde sie die Identität ihres Bosses ausspucken und die Lage des Hauptquartiers. Es würde dauern sie zum Reden zu bringen, doch Conan hatte Zeit. Es waren 19 Monate vergangen seit Gin ihm das APTX eingeflösst hatte und er zu Conan Edogawa wurde. Wenn er Glück hatte würde bald alles enden. Das FBI würde mit der Zusammenarbeit der japanischen Behörden das Hauptquartier ins Visier nehmen und Conan würde die Unterlagen über das Gift in die Hände bekommen. Danach würde Shiho nicht lange brauchen um ein Gegenmittel herzustellen. Wie oft war er in der Zwischenzeit wieder zu Shinichi Kudo geworden? Es war ein Zufall, dass der chinesische Schnaps ihm seine alte Form zurückgegeben hatte. Doch es war wirklich kurz. Nachdem er die Pillen auf dem Schulfest nahm, dachte er, er hätte alles hinter sich, doch er wurde wieder zu Conan. Selbst die Kombination aus beidem half nicht lange und ohne Heijis Hilfe hätte Ran in Kyoto die Wahrheit erfahren. Shiho verbesserte die Pillen zwar, aber das erste Mal bescherten sie ihm lediglich Alpträume von einer ewig auf ihn wartenden Ran und beim zweiten Mal durfte er sich nicht offenbaren, weil jemand seine Identität gestohlen hatte. Und dann London…

Warum hatte er in London nicht das gesagt, was er wirklich sagen wollte? Würde es ihm gelingen, wenn er für immer Shinichi Kudo war? Oder würde er es abermals hinauszögern? Welche Ausreden würden ihm dann einfallen? Er brauchte Schlaf, das wurde ihm schließlich bewusst. Er legte sich auf die Couch und bemerkte nicht einmal wie Agasa ihm noch eine gute Nacht wünschte.
 

Beika, Haus von Professor Agasa
 

Er war zu unachtsam gewesen, das wusste er. Wie konnte ihm dieser Fehler nur passieren? Natürlich befanden sich in Raitou Kagamis Computer keine Daten über ihn, weil er ihn nicht nutzte. Bourbon hatte ein anderes Versteck gehabt, das war die Ungereimtheit, die ihn solange geplagt hatte. Die Organisation wusste, dass er Shinichi Kudo war. Der Schülerdetektiv der sie zu Fall bringen konnte. Es war aus. Wie auf Kommando wurden die Türen zu Professor Agasas Haus aufgebrochen und zwei Gestalten drangen ein.

Gin und Vodka.

Sie hatten ihn gefunden. Was war mit Shiho und dem Professor? Waren sie in Sicherheit? Nein sie waren genauso ahnungslos gewesen wie er selbst. Es ging einfach alles zu schnell. Vodka hatte ihn mit Chloroform betäubt und Gin hatte ihn hochgehoben. Wohin würden sie ihn bringen?

Conan schlug die Augen wieder auf, er wusste nicht wie viel Zeit vergangen war. Er war ganz benommen und lag in einem dunklen Raum. Gin und Vodka standen vor ihm.

„Da bist du ja endlich Shinichi Kudo.“, flötete eine heisere Stimme, hinter einem dicken Lehnsessel. Conan konnte die Person dahinter nicht erkennen, doch er wusste, wer sie war. Der Boss der Organisation, Anokata. Er rappelte sich auf und schritt ihr entgegen. Er wollte wissen mit wem er es zu tun hatte. Langsam, sehr langsam drehte sich der Stuhl und Anokata starrte ihn eisern an.

„Oder sollte ich lieber sagen… Conan?“, hauchte er ihn gerade zu an.

Vor dem jungen Detektiv stand die Person der er schon so lange auf den Fersen war. Anokata saß ihm hohen Hauptes entgegen. Und bei ihm handelte es sich um niemand anderes als…. Kojima Genta!

Genta brüllte Gin an ihm Aal auf Reis zu besorgen und Gin machte einen tiefen Knicks.

„Ja mein Lord.“, sagte dieser untertänigst.

„Und Krabbeneis!“, brüllte Genta Vodka an.

Sicher verneigte sich ebenfalls und beide brachten Genta seine Speisen, die er genüsslich verzerrte.

Dann wachte Conan auf. Schmerzend hielt er sich den Kopf und konnte nicht glauben was er für einen Müll geträumt hatte. Noch schlimmer als der Traum damals in dem Vodka Ran töten wollte. Es war ihm nicht zu verdenken, die letzte Woche war einfach schwer zu verdauen gewesen. Bourbons Ultimatum, Renas Tod und nun die Auseinandersetzung mit den zwei Auftragskillern der Organisation. Würde es noch schlimmer werden? Er erhielt die Antwort darauf schneller als erwartet. Sein Handy klingelte und er nahm sofort ab.

„Hallo?“, fragte er und wartete.

Die Stimme die sich meldete kam ihm äußerst bekannt vor.

„Wir könnten hier deine Hilfe benötigen. Wir stecken in ziemlichen Schwierigkeiten.“, sagte Okiya Subaru.
 

Polizeihauptquartier Tokio
 

Warum hier? Conans Herz pochte rasend. Warum wollte Okiya ihn ausgerechnet hier treffen? Warum nicht im Hauptquartier des FBI? Gab es dafür einen Grund? Natürlich, Conan kannte sich hier aus, immer wenn der mit Onkel Kogoro und den Detective Boys wegen eines Falls hier war. Takagi, Satou oder manchmal auch Shiratori behandelten ihn immer nett, aber warum sollte ihn ein CIA-Agent herbestellen? Bald hatte er das Zimmer gefunden, das Okiya ihm beschrieben hatte und vorsichtig klopfte er an.

„Herein.“

Conan drückte die Klinke hinunter und stieß die Tür auf.

Subaru Okiya lächelte ihn bereits von weitem an. Er erkannte auch James und Jodie, doch dann zögerte er. Es gab eine Person, die hier definitiv nicht hergehörte. Es war ein rundlicher Mann mit orangem Trenchcoat und Hut.

„Inspektor…. Megure?“, spürte Conan in diesem Moment große Verunsicherung. Megure erging es nicht ähnlich.

„Conan-kun? Wenn du zu Takagi möchtest, er hat heute frei.“, setzte er ihn in Kenntnis.

„Ähhh nein… ich wurde hergebeten.“, gestand er.

James hustete demonstrativ.

„Jodie-kun, wäre das wirklich nötig gewesen?“, wollte er von seiner Mitarbeiterin wissen.

Doch Okiya sprang schnell ein und erklärte, dass es seine Schuld war.

„Conan-kun hilft uns manchmal bei schwierigen Fällen. Ich weiß, es klingt seltsam, aber Sie kennen den Kleinen ja.“, versuchte Okiya so charmant sie möglich, gegenüber dem Polizisten zu klingen.

Conan hingegen verstand gar nichts mehr. Hatte das FBI die japanische Polizei eingeschaltet? Hatte Brandy geredet? So schnell?

Megure seufzte lautstark.

„Ich verstehe ohnehin gar nichts mehr. Jodie-sensei, Sie sagen, Sie sind nicht wegen Ihres Urlaubs hier, sondern wichtigen Ermittlungen?“, fragte er scharf.

Jodie nickte und wirkte etwas eingeschüchtert.

„Aber Sie und Ihre Kollegen wissen, dass Sie hier keinerlei Zuständigkeit haben, richtig?“, änderte sich seine Haltung nicht.

James räusperte sich, doch Conan schaltete sich ein.

„Also… kann mir vielleicht jemand erklären was hier los ist?“, bat er auf eindringlichste.

Okiya bat ihm einen Stuhl an und begann dann vom restlichen Verlauf der Nacht zu erzählen.

„Alles begann eine Stunde nachdem du weg warst. Wir hatten Brandy fixiert… bzw. an einen Stuhl gebunden und warteten darauf, dass sie aufwachte. Dann kamen sie… bewaffnete Männer, wir nahmen zuerst an, es handle sich um Agenten der Organisation. Doch Jodie-san erkannte rechtzeitig die Polizei-Aufschrift. Es klingt absurd, aber ein Sondereinsatzkommando hat uns gestern festgenommen. Da wir keinen politischen Skandal schaffen wollte, ergaben wir uns brav und die Agenten die vor Ort waren wurden hier her gebracht. Und natürlich Brandy, sie schlägt die Zeit gerade in einer Zelle durch. James rief die amerikanische Botschaft und die klärte das Missverständnis auf. Und nun sind wir gerade dabei den diensthabenden Beamten einzuweihen.“, erzählte der CIA-Agent von den Begebenheiten.

Conan schluckte und versuchte sich in Inspektor Megure hinein zu versetzen.

„Damit ich das richtig verstehe. Sie ermitteln gegen eine kriminelle Vereinigung, und sind nur hier, weil einige Mitglieder amerikanische Staatsbürger sind. Korrekt?“, versuchte Megure alles zu verstehen.

James wollte etwas sagen, doch Conan kam ihm zuvor.

„Nein. Es ist… eine Organisation. Die Schwarze Organisation. Diese Farbe tragen alle Mitglieder. Sie sind für zahlreiche Verbrechen verantwortlich, für viele ungelöste Fälle, die sich bei Ihnen stapeln.“, redete er sich von der Seele.

Megure sah den kleinen Detektiv skeptisch an.

„Nun… Conan-kun darf ich dich fragen wie du in diese Sache hineingezogen wurdest?“, hakte der Inspektor nach.

Conan rang sich ein Lächeln ab.

„Alles begann an diesem schicksalhaften Tag. Damals im Tropical Land, erinnern Sie sich Inspektor? Und die zwei schwarz gekleideten Typen, die Sie erst für Verdächtige hielten.“, wollte er Megures Gedächtnis auf die Sprünge helfen.

Dieser kratzte sich verdutzt an der Schläfe.

„Ja, ich erinnere mich, aber an diesem Tag warst du doch gar nicht dort, oder?“

Conan holte tief Luft und nahm dann seine Brille ab. Er und Megures Blicke trafen sich.

„Aber Inspektor, bitte sagen Sie mir nicht, dass Sie mich bereits vergessen haben. Ich bin es doch. Shinichi Kudo.“

Unglauben wäre das falsche Wort gewesen. Megure blickte erst lange ihn an, dann zu den ausländischen Agenten. Sie verzogen keine Miene, aber es konnte sich nur um einen Scherz handeln, richtig?

Dann lachte Megure enthusiastisch los.

„HAHAHAHA! Deswegen also! Deswegen ist dieser alte Trunkenbold auf einmal so gut geworden! Du hast ihm die ganze Zeit geholfen! HAHAHAHA!“

Das Ergebnis waren Knopfaugen, nicht nur bei Conan, sondern auch bei den Agenten.

Nunja, Megure lag gar nicht so falsch, auch wenn das Wort geholfen fehl am Platze war.

In Bruchstücken erzählte Conan ihm von dem APTX und wie er geschrumpft wurde. Dass es ihm hin und wieder gelang seine Größe zurück zu erlangen und von den Fällen, welche die Organisation begangen hatte. Tequilas Ermordung, die von Pisco und dem Politiker. Von der vermeintlichen Kindesentführung und auch dem Zwischenfall mit Matsumoto.

Megure versank in eine ernste, nachdenkliche Starre.

„Es wird schwer das meinem Vorgesetzten zu erklären.“, gestand er.

Doch Conan schien etwas anderes wichtiger zu sein.

„Doch wie kam die Polizei darauf?“, wunderte es ihn.

Megure schaltete sich ein.

„Es war ein Hilferuf, angeblich handelte es sich um eine Entführung.“, erklärte er.

Subaru Okiya schien eine einfache Lösung für ihre Fragen zu haben.

„Da die feindliche Agentin nun wach sein dürfte… wie wäre es wenn sie unsere Fragen beantwortet?“
 

Polizeihauptquartier Tokio - Zellentrakt
 

Es war erst eine Stunde vergangen, seit Brandy aus ihrem erzwungenen Schlaf erwacht war. Sie konnte es einfach nicht akzeptieren, dass sie in eine Falle getappt war. Wer war dieser Junge bloß? Sie gab zu, hätte es sich bei ihm um einen jungen, stattlichen Mann gehandelt, hätte sie Interesse ihm gegenüber empfunden.

„Es war Kudo nicht wahr?“, fragte sie eine Stimme.

Brandy drehte sich um. Es gab keine Wachen, selbst die die Lichter an den Kameras waren erloschen. Vor ihr stand ein Mann den sie sehr gut kannte.

„Der Junge ist kein Kind, sondern etwas wesentlich gefährlicheres.“, erklärte ihr der Mann.

Brandy fühlte eine unendliche Erleichterung. Sie hatte bereits befürchtet hier nicht mehr herauszukommen und vor Gericht gestellt zu werden. Im Gefängnis gab es keine Männer, sie hätte darin nicht überleben können. Doch nun erklärte sich von selbst, warum sich in Polizeigewahrsam war.

„Scotch! Ich wusste, du lässt mich nicht im Stich. Du bist ein wahrer Mann!“, stand für sie fest.

Scotch wiegte mit dem Kopf.

„Nun… dich zu befreien wäre wohl etwas zu kompliziert. Und wenn ich ehrlich sein soll… auch unnötig.“, gestand er.

Noch bevor Brandy verstehen konnte was er damit meinte, hatte ihr Vorgesetzter eine Waffe gezogen. Die rote Hexe starrte ungläubig in den Lauf. Dann drückte Scotch ab und ihr wunderschönes rotes Haar färbte sich mit ihrem scharlachroten Blut.
 

Polizeihauptquartier Tokio – Zellentrakt
 

Erst hatte keiner von ihnen den Alarm deuten können, doch Megure hatte ihnen erklärt, dass er aus dem Gefangenentrakt kam. Ein Wärter hatte Alarm ausgelöst, das geschah immer wenn ein Polizist angegriffen wurde, der Gefangene gewalttätig wurde, oder sich gar etwas antun wollte. Doch als man Conan erzählte, Brandy wäre im Moment die einzige Gefangene im zweiten Untergeschoss, läuteten bei ihm die Alarmglocken. Zufall? Niemals?

Und da standen sie nun, gerade einmal 10 Minuten später. Megure hatte die Spurensicherung herbeordert, das war die einzige Instanz die noch etwas ausrichten konnte. Brandy lag in ihrer Zelle, in ihrem eigenen Blut. Tot. Erschossen. Wie war das möglich?

„Was haben Sie dazu zu sagen?“, schnaubte der Inspektor und James wirkte etwas reumütig. Conan konnte ihn verstehen. Ein Mord im Polizeihauptquartier, unter seiner Aufsicht musste karrieremäßig ein Alptraum sein. Conan trat näher zur Leiche und verstand endlich.

Es war kein Versehen gewesen, dass die Polizei das Hauptquartier des FBIs ins Visier genommen hatte. Jemand hatte das Sondereinsatzkommando dorthin beordert, jemand der wollte, dass Brandy an einen anderen Ort gebracht wurde. Einen Ort von wo aus er Zugriff auf sie hatte und beseitigen konnte. Sie sollte keine Gelegenheit bekommen, dem FBI oder die Polizei etwas zu verraten.

Da waren sie wieder. Mizunashi Renas Worte, als er sich mit Jodie und James das Audio-File angehört hatte.

„Meinen Vermutungen nach muss er jedoch Teil des Polizeiapparats sein, oder einen Posten in der Regierung innehaben. Dank ihm konnten viele Operationen der Organisation gelingen, die beinahe zum scheitern verurteilt waren.“

War der Mann den sie suchten… Scotch? Der zweite Mann in der Hierarchie der Organisation? War er wirklich Polizist? Es wäre ein leichtes für ihn gewesen das Sondereinsatzkommando loszuschicken und alles genau zu planen. Als Polizist käme man auch an die Baupläne des ehemaligen Bürogebäudes, eine mögliche Erklärung, warum sich Brandy so gut auskannte. Subaru Okiya sprach das aus, was er gerade dachte.

„Es tut mir Leid, Inspektor. Aber diesmal werden Sie in Ihren eigenen Reihen suchen müssen.“

Megure und die beiden FBI-Agenten starrten ihn verwirrt an.

Okiya senkte den Kopf, so dass sie Brille eine Reflektion erschuf, die seine Augen verdeckte.

„Das hier war ein Insiderjob. Genau wie der Täter, bei dem es sich um den Agenten namens Scotch handeln dürfte, auch die Polizeikräfte nutzt. Denn laut Hidemi wird dieses Hindernis sehr oft von Scotch aus dem Weg geräumt.“, erklärte er.

Megure stockte.

„Sie wollen doch nicht behaupten…“

Doch der CIA-Agent musste ihn enttäuschen.

„Doch. Scotch… ist definitiv hier im Polizei-Hauptquartier zu finden.“, war er sich sicher.
 

Shinjuku 1 Jahr zuvor – Wohnung von Akemi Miyano
 

Gin hielt die Disc demonstrativ hoch. Vodka war überrascht. Würde der Plan seines Partners Früchte tragen? Sie mussten es versuchen, immerhin ging es hier um die Verräterin, Sherry.

Er wartete geduldig bis Gin den Laptop aufgebaut hatte und checkte währenddessen sein Handy. Eine Nachricht von Scotch. Hara, ein Hacker den sie angeheuert hatten, hatte versucht sich in den Zentralrechner der Organisation einzuhacken. Vermutlich trieb er ein doppeltes Spiel und wollte die Informationen verkaufen. Entweder an eine andere Gruppierung oder an die Polizei. So oder so, er durfte nicht damit davon kommen. Vodka würde es seinem Partner später ausrichten, im Moment wusste er, dass er ihn nicht stören durfte. Dann war es soweit. Sherry rief aus dem Anschluss ihrer Schwester an. So ein dummes Stück, sie wusste genau, dass sie Tot war, also warum das ganze? Wollte sie nur Akemi Miyanos Stimme auf dem AB hören? Kaum zu glauben. Gin hatte das Programm gestartet, doch die Verbindung wurde zu schnell getrennt, es war sinnlos. Gin wusste, dass es kein Zufall war, Sherry hatte erkannt, dass sie etwas Dummes tat. Es hatte keinen Zweck mehr sie mit dem Programm zurückzuverfolgen. Also machte er sich daran mit Vodka die Wohnung zu verlassen. Er warf noch einen letzten Blick zu dem großen Esstisch. Dort hatte Sherrys Schwester noch bis vor kurzem gefrühstückt, zu Mittag gegessen und hatte das Abendessen eingenommen. Dann hatte Gin sie erschossen. Aber da war noch etwas. Eine dunkle, kühle Präsenz. An diesem Ort hatte auch Shuichi Akai viel Zeit zugebracht, das wusste er. Er kehrte noch einmal um und setzte sich auf den Stuhl. Er saß dort, wo sein Nemesis gesessen hatte. Er konnte die Emotion die in ihm hochkroch nicht beschreiben. War es… Nähe?
 

Teil 5

Scotch
 

Polizeihauptquartier Tokio – Besprechungsraum
 

Conan erinnerte sich noch gut an jenen Moment. Er war gerade einmal 11 Jahre alt gewesen, da hatten ihn seine Eltern mit in das Theater genommen, sie hatten Romeo und Julia gespielt. Es war natürlich die Idee von Yukiko gewesen, Yusaku war dieser Idee nicht sonderlich angetan. Doch dann ereignete sich ein Zwischenfall der seine Meinung ändern sollte. Die meisten Gäste waren bereits gegangen, bis ein Schrei hinter dem Vorhang ertönte. Yusaku stürmte dorthin und fand den Schauspieler, der die Rolle des Romeo übernommen hatte tot vor. 30 Minuten später betrat ein rundlicher Polizist den Tatort, der erst sehr skeptisch Yusaku Kudo gegenüber war. Doch seinem Vater gelang es den Inspektor von seinen Fähigkeiten zu überzeugen, das den kleinen Shinichi sehr beeindruckt hatte. Es war nicht das erste Mal, dass er Inspektor Megure begegnet war. Er erinnerte sich an das Ereignis von vor 10 Jahren. Er und Ran nahmen an einer Mutprobe teil und schlichen sich nachts in das Schulgebäude. Dort wurden sie von einem Einbrecher überrascht, der ihnen ein Rätsel aufgab. Im Zuge der Nachforschungen begegneten sie Rans Vater, Kommissar Mori, sowie dessen kaum älteren Kollegen Megure. Doch das da im Theater war Shinichis erster Tatort gewesen, ein Ereignis das ihn tief geprägt hatte. Er beobachtete die Megure seine Leute instruierte und auch seinen Vater, der schließlich den Mord aufklärte und die Julia überführte. Seitdem kannte er zwei Gesichter des Inspektors. Einmal das freundliche, kameradschaftliche, und dann das stoische, ernste, das keinen Spaß verstand. Diesen Blick hatte Megure auch nun aufgesetzt als er aus dem Fenster starrte.

„Ich kann diesen Vorfall nicht vor meinen Leuten geheim halten.“, gestand er.

James nickte und wollte sein Verständnis ausdrücken. Dann klopfte es an der Tür.

Sie schwankte auf und es trat ein Mann, etwa Mitte Vierzig herein. Er war sehr groß und besaß eingefallene Augenlider und buschige Augenbrauen.

Megure nahm ohne zu zögern Haltung an. Der Mann war ihm war niemand anderes als der Polizeipräsident von Tokio, Toshiro Odagiri. Jodie kannte die Person nicht, doch James war aufgrund seiner Position dazu gerade zu verpflichtet. Er wollte etwas sagen, bis er einen weiteren Mann hinter dem ranghöchsten Polizisten in Tokio wahrnahm. Er besaß wie er weißes Haar und war vermutlich noch einige Jahre älter als der Supervising Special Agent.

Und er aus Ausländer. Amerikaner?

„Polizeipräsident!“, begrüßte ihn Megure unverzüglich. Odagiri nickte ihm zu und musterte dann die Anwesenden. Erst nach einigen Sekunden kam er dazu, seinen Gast vorzustellen.

„Das hier neben mir ist Mr. John White, vom amerikanischen Außenministerium.“, erklärte er.

John White verbeugte sich etwas und erwiderte weiter nichts.

Conan hob die Augenbrauen. John White? Hatte Mizunashi Rena diesen Namen nicht in Zusammenhang mit der CIA erwähnt? Aber es spielte keine Rolle, er hatte genug Filme gesehen um zu wissen, dass ein ranghoher CIA-Agent sich in so offen präsentieren würde. War er diesmal eben vom Außenministerium, ihm konnte das egal sein.

„Sir, Sie haben sicher von dem Vorfall hier gehört…“, begann Megure, doch Odagiri schnitt ihm das Wort ab.

„Sie müssen mir nichts erklären, uns ist bekannt, dass ein Mitglied der Organisation hier getötet wurde.“, berichtete er den Grund seines Erscheinens.

Alle wirkten überrascht, woher wusste Odagiri von der Organisation.

„Sie… haben Kenntnis über diese Gruppe?“, fragte Jodie überrascht.

Odagiri antwortete mit einem schlichten Nicken, dann blickte er zu James.

„Ich habe größten Respekt vor dem FBI, doch die Kōan chōsa-chō, oder die PSIA wie Sie uns nennen, unser ganz eigener Geheimdienst ist ganz sicher nicht untätig gewesen. Wir besaßen bereits vor dem Zwischenfall auf dem Toto-Tower Informationen über diese Organisation und haben unsere Ermittlungen eingeleitet.“, setzte er sie ins Bilde.

James schluckte und fragte sich wie es wohl dazu gekommen war. Hatten die PSIA, die Puplic Security Intelligence Agency selbst ein Muster erkannt, das sie zu dieser Organisation geführt hatte? Oder lag dem ganzen eine geheime Zusammenarbeit mit der CIA zur Grunde? Er hatte erst gestern in der amerikanischen Botschaft mit William Austin gesprochen, dem Verbindungsmann zwischen ihren beiden Behörden. Hielt man das FBI… hielt ihn dermaßen an der kurzen Leine? Vertraute man ihnen nicht? Mizunashi Rena hatte nie erwähnt, dass die CIA je mit der PSIA zusammengearbeitet hatte. Weder im Krankenhaus vor ihrer erneuten Einschleusung in die Organisation, noch in den Audio-Files, die sie hinterlassen hatte. Sein Blick schwank zu Subaru Okiya, der Mann ließ sich wie immer nichts anmerken. Jetzt wusste er auch wieder, wo er diese Haltung bereits einmal gesehen hatte. Und zwar bei einem seiner eigenen Leute, Shuichi Akai. Die angepasste Miene aus Stoismus und aufgesetzter Lässigkeit. Was musste man trainiert oder gar erlebt haben um sie stets aufrechterhalten zu können? John White besaß sie allerdings ebenfalls. James bekam mit wie er und Okiya sich zunickten. Was sollte das? Verstand die CIA das unter Zusammenarbeit? Sie hatten womöglich die PSIA eingeweiht, ignorierten jedoch völlig die Existenz des FBIs. Nahmen sie sie nicht ernst? Ihre bisherigen Bemühungen und Anstrengungen? Wer hatte einen ihrer eigenen Agenten in Lebensgefahr gebracht und drei Jahre lang verdeckt in dieser japanischen Organisation ermitteln lassen? Doch dann entsann er sich, dass auch die CIA Verluste gemacht hatte. Ethan Hondou, dessen Partner und vor wenigen Tagen erst Hidemi Hondou, die sogar noch länger ermittelte als Akai-kun selbst. Es war ein Machtgerangel, einfachste Politik wenn man es zu bezeichnen mochte.

„Wie viel wissen Sie genau? Kennen Sie die Anführer dieser Bewegung, oder gar ihren Sitz hier in Japan?“, fragte James kritisch.

Odagiri hob sein Kinn, und versuchte soviel Autorität auszustrahlen wie möglich. Immerhin war er der Polizeipräsident, richtig? Er hatte hier das Sagen, das FBI war nur ein Eindringlich in seinen Machtzirkel, egal ob sie helfen wollten oder nicht.

„Um ehrlich zu sein weiß selbst ich nicht ob mir die CIA alle ihre verfügbaren Informationen mitgeteilt hat…“, murmelte er und sah kurz zu White.

„Doch eines kann ich Ihnen versichern. Würden wir die Anführer der Organisation kennen, hätten wir diese Plage bereits längst beseitigt. Sie wissen, dass Sie auf japanischem Hoheitsgebiet operieren, das hier ist unser Problem. Wir konnten einige hochrangige Agenten ausforschen, wie Raitou Kagami, der jedoch äußerst vorsichtig war. Und natürlich wissen wir von Sharon Vinyard, oder Chris Vinyard wie sie sich nun nennt. Leider fehlen uns derzeit die Anhaltspunkte um ihren Boss, den sie niemals mit Namen ansprechen zu identifizieren.“, kooperierte Odagiri nun mit ihnen.

„Und leider… haben wir nun unsere einzige Agentin in ihren Reihen verloren.“, meldete sich John White nach etlicher Zeit selbst zu Wort und blickte wieder zu Subaru Okiya. James beobachtete wie sich seine Miene endlich etwas verschob. Was war der Grund? War es weil Mizunashi Rena seine Kollegin war? Oder etwa… mehr?

„Agent Hondous Opfer wird nicht umsonst gewesen sein. Durch sie besitzen wir nun die Information, dass alle hochrangigen Mitglieder, wie Kagami, Chris Vinyard, oder gar Gin einen Agentenführer namens Scotch besitzen. Und wir gehen im Moment davon aus, dass diese Person ein Polizist ist, der sich hier im Hauptquartier befindet.“, berichtete er teils Odagiri, teils White. Der Polizeipräsident erschien besorgt über die Möglichkeit, musste sie aber wohl akzeptieren.

Megure hustete lautstark, scheinbar war es ihm unangenehm sich anders bemerkbar zu machen.

„Ich fürchte… wir haben ein weitaus größeres Problem.“, gestand er.

Alle, inklusive Conan sahen in seine Richtung und warteten darauf was er zu sagen hatte.

Dem Inspektor schien etwas unangenehm zu sein, weshalb er etwas brauchte.

„Nun… in die Zentralstelle davor war nicht besetzt, das lag an einem schriftlichen Befehl, der dafür sorgte, dass die Beamten fortbeordert wurden. In diesem Fall ist es nicht einmal einem, Beamten erlaubt alleine den Zellentrakt aufzusuchen, weil es zu gefährlich war. Mit einer Ausnahme. Es gibt einen Dienstrang dem es gestattet ist, selbst unter diesen Umständen den Trakt zu betreten. Der Beweis dafür ist die Codekarte die benutzt wurde, um den Zugang zu öffnen.“, erklärte er die Sicherheitsvorkehrungen des Gebäudes.

James nickte und verstand worauf er hinaus wollte.

„Welcher Dienstgrad wäre das?“, fragte er interessiert.

Megure schluckte.

„Superindentent. Also alle Polizeiräte.

Der höchste Dienstgrad im Hauptquartier.“

Alle wirkten im ersten Moment schockiert, doch kurz danach ergab alles Sinn. Mit diesem Rang war es ein Leichtes ein Sondereinsatzkommando loszuschicken und mit dem FBI zu spielen. Es war auch leicht die Verbrechen der Organisation zu koordinieren und Schlupflöcher zu finden. Conan wusste was alle Beteiligten dachten. Scotch musste ein ranghoher Polizist sein, ein Superindentent.

„Wie viele Personen hier verfügen über diesen Rang?“, wollte er von Megure wissen.

Es war jedoch Odagiri der ihm die Antwort verschaffte.

„Drei. Drei Personen.“

Conan wandte sich dem Polizeipräsidenten zu, dieser räusperte sich.

„Die Leiter der drei Divisionen. Zum einen der Superindentent von Division 1, die für Morde und Kapitalverbrechen zuständig ist. Kiyonaga Matsumoto. Ein langjährige Beamte, sehr konsequent und loyal. Dann der Chef der zweiten Division, die für Raub und Diebstähle verantwortlich ist. Shintaro Chaki, ein sehr ehrgeiziger und strenger Mann. Und schließlich der Leiter der dritten Division, dem Branddezernat, Natsuo Yuminaga. Vor kurzem noch Inspektor, er wurde kurzfristig befördert, gilt aber als sehr kompetent. Diese drei Leute nehmen denselben Rang ein und besitzen alle eine Codekarte mit der nötigen Sicherheitsfreigabe.“, schloss er den Bericht.

Jodie kam plötzlich eine Idee.

„Ist es nicht möglich herauszufinden, wessen Codekarte verwendet wurde?“, fragte sie hoffnungsvoll.

Doch Odagiri musste sie enttäuschen, alle drei waren gleichwertig.

Conan versank erneut in eine Starre. Sie besaßen somit drei Verdächtige, mit denen er bereits zu tun hatte. Matsumoto wurde noch vor einem Monat entführt und gefangen gehalten. Wäre er Scotch, wieso war es dann nötig, dass Irish seine Identität stahl? Ein Trick? Was war mit Chaki? Der Mann hatte immer sehr reserviert auf Conan gewirkt, konnte er sich so gut verstellen? Dann fiel dem kleinen Detektiv jedoch ein, dass selbst dessen Untergebene nicht besser waren. War es nicht Inspektor Nakamori der jedes Mal versagte Kid zu fangen, weil er ihn nicht durchschauen konnte? So viel zur Menschenkenntnis von erfahrenen Polizisten. Und Yuminaga? Conan war ihm dreimal begegnet, einmal im Zusammensein mit Subaru Okiya. Besaß der CIA-Agent vielleicht einen Verdacht, oder zumindest eine Meinung? Gab es eine Person die Yuminaga besser kannte. Ja, diese gab es in der Tat, doch Conan erinnerte sich resigniert, dass es sich dabei um Mori selbst handelte. Eine Person, auf deren analytischen Rat er gerne verzichten konnte.

„Jedenfalls müssen wir diese drei genau überprüfen.“, war James’ Meinung.

„Also… um ehrlich zu sein gibt es vier Personen die in Frage kommen.“, wagte es Megure zu sagen. Alle wanden sich ihm erneut zu und schnitten fragende Gesichter.

„Es ist so… vor kurzem erhielt ein weiterer Beamter eine Codekarte mit derselben Gültigkeit. Und zwar weil er hier als Verbindungsmann für eine andere Polizeibehörde eingesetzt wurde. In Zuge dessen ist es normal, dass diese Person auch Gefangene verhört.“, erklärte er der Gruppe.

Jodie wollte ihn fragen wer diese Person war, doch Conan kam ihr zuvor.

„Dieser Verbindungsmann… lautet sein Name zufällig Morofushi Takaaki?“
 

Narita Flughafen – Terminal für den Flug nach Heathrow
 

Saguru Hakuba war es nicht gelungen seinen Vater noch einmal zu überzeugen doch mit seiner Mutter und ihm zu speisen. Vermutlich war es auch besser so, immerhin war der Polizeioberrat in höchster Gefahr gewesen. Ein Scharfschütze hatte versucht ihn zu ermorden und er überlebte nur durch einen Glücksfall. Wäre ihm etwas zugestoßen hätte es sich der Detektiv niemals verzeihen können. Der kleine Junge, Conan, wusste was vor sich ging. Er hatte die Gruppe zu einer Verzögerung gebracht, anders wäre Hakuba jetzt Halbwaise. Er hatte ihm einiges zu verdanken und gab zu ihn zu mögen. Ganz anders als dieser nervige Kerl aus Osaka, der keinerlei Manieren besaß. Doch wie kam er überhaupt auf ihn. Er atmete erschöpft aus, die letzte Woche war wirklich hart gewesen. Er war nach Hause zurückgekehrt um seine Eltern zu besuchen. Am Flughafen hatte ihn die Haushälterin der Hakubas erwartet. Die alte Frau war liebenswert, besaß aber ein schreckliches Laster. Sie liebte schnelle Autos und Hakuba bekam jedes Mal Angst wenn er mit ihr fuhr. Als er jedoch einen Anruf von seinem Vater erhielt, änderte sich seine Einstellung. Es war das erneute Auftauchen seines Nemesis gewesen, dem Magier im Mondlicht. Kaito Kid. Er wollte erneut zuschlagen und kostbare Ohrringe stellen. Am Ende sah es so aus als wäre es ihm gelungen und ein Toter wäre zurückgeblieben. Doch Hakuba fand heraus, dass es sich bei dem wahren Dieb um den Toten, einen Interpol-Agenten gehandelt hatte der ein doppeltes Spiel trieb. Es war eine Gewissensfrage gewesen der Polizei nichts von seinen Ermittlungsergebnissen mitzuteilen. Inspektor Nakamori stand direkt vor ihm, doch er konnte nicht. Er sah den kleinen Jungen, den Sohn des Agenten, der um seinen Vater trauerte. Es war so ungewöhnlich für ihn gewesen die Wahrheit zu unterschlagen. Er hatte sie immer gepredigt, egal ob man ihn als arrogant oder selbstgerecht bezeichnet hatte. Wie damals… . Damals in dieser Lavendel-Villa als er seiner Detektivkollegin Koshimizu Natsuki gegenüberstand. Er mochte sie, das konnte er schwer leugnen. Doch sie hatte einen Mord begangen und egal wie er darüber denken mochte, Conan Edogawa und Heiji Hattori die ebenfalls anwesend waren, waren sehr geradlinig. Kein Grau. Nur Schwarz und Weiß. Und dann die Sache mit seinem Vater, er verabscheute die Person die ihn töten wollte, egal welche Umstände vorlagen.

„Weiß, richtig?“, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihm.

Hakuba drehte sich um und erkannte einen Mann im Anzug und Sonnenbrille. Verdutzt starrte er ihn an.

„Ihr Name, Hakuba. Er bedeutet übersetzt weißes Pferd, richtig?“, fragte der Mann weiter.

Hakuba nickte und musterte den Kerl. Er wirkte sehr offiziell, aber zu lässig für einen Geschäftsmann.

„Kennen wir uns?“, wollte er wissen.

Der Mann schüttelte hastig den Kopf.

„Ich kenne Sie, und auf mein Auftraggeber kennt sie.“, erklärte er.

Hakuba reagierte auffällig abweisend.

„Wenn es um einen Fall geht, lehne ich ab.“, sagte er vehement. Er hasste es, wenn andere Entscheidungen für ihn trafen.

Der Mann wirkte enttäuscht.

„Sind Sie sicher? Ein weißes Pferd wäre nämlich perfekt für das Spiel das in Kürze warten wird. Ich kann Ihnen auch garantieren, dass es der größte Fall Ihrer Karriere werden dürfte und viel Ruhm einbringt.“, versuchte er weiterhin sein Glück.

Hakuba rang sich ein Lächeln ab.

„Wenn Sie auf Schach anspielen… ich habe das Spielbrett bereits lange verlassen.“, erwiderte er und ließ den Mann stehen. Dieser sah zu wie Hakuba das Terminal durchquerte und in das Flugzeug stieg. Dann rief der Mann jemanden an.

„Hier Weißer Bauer. Scheinbar werden wir unser Spiel ohne Pferd beginnen müssen.“
 

Beika – Café Chess
 

Ran hasste es von Sonoko eingeladen zu werden. Natürlich ihre Freundin war reich, die Erbin des Suzuki-Unternehmens. Aber trotzdem war es ihr wichtig, dass nichts wirkte als würde sie ihre Freundin ausnutzen.

„Wieso pumpst du Sonoko nicht um das Geld an?“

Ran wusste nicht, warum ihr Shinichis Worte gerade jetzt wieder einfielen. Es war um einen Urlaub gegangen doch sie hatte ihm erklärt, dass ihr Sonoko wirklich wichtig war und sie ihre Freundschaft auf keinen Fall gefährden wollte. Aber übertrieb sie nun nicht etwas? Es war Sonokos Geburtstag, eigentlich sollte Ran sie einladen. Doch Sonoko kannte keine Widerrede. Also hatten sie sich in dem kleinen Cafe getroffen, nur sie drei. Neben Ran saß eine weitere Freundin, Sonoko hatte sich bereits verabschiedet, nachdem sie einen Anruf ihres Freundes Makoto bekommen hatte, der sie unbedingt sehen wollte. Nachdem Rans Eis auch fort war, verabschiedete sie sich und schritt die Straße entlang.

Sie hielt abrupt inne als sich ihr jemand in den Weg stellte. Es war eine Frau mit Mantel und Sonnenbrille, sie trug blonde Haare. Ran wusste gleich, dass es sich bei ihr um eine Ausländerin handelte. Vermutlich wollte sie eine Auskunft, und Ran machte sich darauf gefasst englisch zu sprechen. Es waren drei Wochen vergangen seit sie zusammen mit ihrem Vater, Professor Agasa und Conan nach London geflogen war. Dort hatte sie ihr Englisch gut umsetzen und auffrischen können. Und dort war sie auch Shinichi begegnet.

„Liebe soll gleich 0 sein? 0 ist auch immer der Ort wo alles beginnt, nichts könnte je in Gang gesetzt werden!“

Ja, Shinichi konnte wirklich mit Worten umgehen, doch sie hatte ihn seitdem nicht mehr gesehen? Was war nur los? Was ging in ihrem Freund vor?

„Excuse me…“, begann Ran, war jedoch umso überraschte, als die blonde Frau begann japanisch zu besprechen.

„Lange nicht gesehen… Angel.“

Ran wirkte verdutzt, was wollte die Frau? Und warum kam ihr die Stimme so bekannt vor? Langsam legte die Frau ihre Sonnenbrille ab und Ran wusste, dass sie sie bereits einmal gesehen hatte. Aber wo war es? Ja, jetzt rückte ihr das Zusammentreffen wieder ins Gedächtnis. Sie war eine der Entführer die Ai und Conan vor einem Dreiviertel Jahr gekidnappt hatten. Aber warum stand diese Person nun vor ihr? Wollte sie… Rache? Ran war es gewesen, die Ai gerettet hatte.

„Ich… ich rufe die Polizei!“, entschied sie.

Daraus wurde nichts. Das Mädchen wurde bleich, als sie bemerkte, wie die Frau auf subtile Weise eine Pistole unter ihrem Mantel hervorblitzen ließ.

Ran wollte zurückweichen, stieß aber mit jemandem zusammen. Sie reckte ihren Kopf nach hinten und sah eine weitere Person aus der Vergangenheit. Es war ein großer Mann, mit Lederjacke und Stoffmütze. Er war Japaner, doch Ran wusste, dass er nicht in dieses Land gehörte. Zuerst war sie ihm vor drei Jahren in New York begegnet, auf seiner Jacke die Aufschrift ‚FBI’. Dann vor einem Dreivierteljahr, kurz vor der Entführung. Der Mann schritt aus einer Telefonzelle und begrüßte sie als wären sie alte Bekannte.

„Du weinst ja schon wieder.“, hatte er gesagt.

„Und? Darf ich etwa nicht?“

„Nein, du hast mich nur an jemanden erinnert.“

Ran erinnerte sich gut an das Gespräch, doch warum war der Mann auf einmal hier. Sie spürte etwas kaltes, hartes, in einem Hosenbund. Ebenfalls eine Waffe? Was ging hier nur vor sich?

„Oh! Ich habe nicht damit gerechnet, dass wir uns hier über den Weg laufen. Ich wollte eigentlich nur mit diesem süßen Engel hier sprechen.“, sagte Wermut an Shuichi Akai gewand.

Dieser rang sich ein Lächeln ab.

„Dann nehme ich an, dass du nicht in deiner offiziellen Funktion hier bist? Steck die Waffe ruhig weg, uns ist bekannt, dass du weder dem Mädchen, noch Shinichi Kudo je etwas antun würdest. Habe ich nicht recht?“, fragte er provokativ.

Wermut wirkte etwas beleidigt, folgte aber.

„Shi… Shinichi? Wissen Sie etwas von ihm?“, fragte Ran abwechselnd an Akai und an Wermut gewandt.

Die Agentin der Organisation sah sie süffisant an.

„Dein Freund ist dabei ein gefährliches Spiel zu spielen. Doch auf mich würde er niemals hören, deshalb nahm ich mir vor die Warnung über dich laufen zu lassen. Die Person auf der Welt die ihm am wichtigsten ist.“, entgegnete sie.

Ran torkelte zurück, prallte aber an Akais muskulösem Oberkörper zurück.

„Aber… ich nahm an Sie wären eine Verbrecherin!“, wies sie auf diesen Umstand an.

Wermut zuckte unschuldig mit den Schultern.

„Das ist richtig, aber ich schulte euch etwas. Für damals… in New York.“, zwinkerte sie ihr zu.

Erst verstand Ran überhaupt nicht wovon sie sprach, doch dann erkannte sie die Stimme wieder. Sie gehörte Sharon Vinyard, Yukiko Kudos Freundin. Der Schauspielerin die sie und Shinichi in Amerika getroffen hatten. Doch wie war das möglich? Ja, es bestand eine gewisse Ähnlichkeit, aber sie war wesentlich jünger.

„Sharon? Sind Sie das? Sie… sind so jung.“, entkam es ihr.

Wermut begann zu lachen.

„Ein kleiner Rat. Make-up kann eine Frau in alles verwandeln, was sie sich wünscht. Und es gibt Methoden, die jemandem seine verlorene Zeit zurückgeben auch wenn derjenige es gar nicht will.“, flötete sie und begann sich umzudrehen.

Ran bemerkte, dass der FBI-Agent hinter ihr noch immer nicht die Hand von seiner Waffe genommen hatte. Dann drehte sich Wermut ein letztes Mal um. Doch sie sah nicht in Rans Richtung, sondern in die von Shuichi Akai.

„Es gibt drei.“, rief sie ihm zu.

Der Agent verengte die Augen, scheinbar verstand er nicht was sie sagen wollte.

„Es existieren genau drei Silberkugeln. Jedoch wird nur eine einzige von ihnen ihr Ziel erreichen und einschlagen. Die übrigen werden an der Wand abprallen. Welche von den dreien bist du wohl du? Mr. FBI?“, meinte sie schmunzelt und stieg in ein Taxi das auf sie wartete.

Ran rannte ihr nach, zu viele Fragen lasteten ihr auf der Seele. Doch es war zu spät. Wermut war eingestiegen und das Taxi war davon gebraust. Dann musste eben der Mann herhalten!

Ran drehte sich um doch selbst der Agent war inzwischen verschwunden. Verflucht! Was ging hier nur vor sich?

Beika – Café Chess
 

„Eine lange Nacht gehabt?“, fragte Masumi Sera, als Shuichi Akai sich auf den Platz setzte wo noch Minuten zuvor Ran gesessen hatte.

Akai schmunzelte bei dem Gedanken an die Auseinandersetzung mit Cognac.

„Einen schönen Tag mit deinen Freunden verbracht?“, wollte er wissen.

Sera lächelte und genoss bereits den zweiten Eisbecher. Sie entnahm ihm die Erdbeere auf der Spitze und reichte sie dem FBI-Agenten. Sie zögerte, dann sie dann jedoch entgegen.

„Und gestern?“, fragte er, während er sie aß.

Sera lehnte sich triumphierend zurück.

„Morofushi hat den Datenstick bekommen, alles weitere liegt in seiner Hand.“, setzte sie ihn ins Bild.

Akai wirkte weder erleichtert, noch zufrieden darüber das zu hören. Dann trudelte eine SMS auf seinem Handy ein, sie stammte von James. Man brauchte ihn.

„Deine Freunde vom FBI?“, fragte Sera neugierig.

Akai nickte und stand auf.

„Berichtest du mir danach alles?“, bat das Mädchen.

Akai sah sie abschätzig ab.

„Das hat Zeit bis Morgen. Verbringe den heutigen Tag damit was Teenager so tun.“, riet er ihr und verabschiedete sich.

Sera sah ihm beleidigt hinterher. Was sollte das? Sie war kein Kind mehr, also warum sah er sie als solches?
 


 

Polizeihauptquartier Tokio – Büro von Kiyonaga Matsumoto
 

Matsumotos Sekretär wirkte sehr überrascht und überfordert. Er rauchte gerade und drückte die Zigarette aus als er die Neuankömmlinge bemerkte. Ständig rückte er sich seine Brille zurück und versuchte die Gruppe aus den drei Leuten aufzuhalten. Dies erwies sich als äußerst schwierig. Einer davon war der Polizeichef von Tokio, Toshiro Odagiri. Es gab kein Argument, dass er einsetzen konnte. Der Mann neben ihm wirkte Jung, ein Assistent? Doch wer war der kleine Junge, den die beiden mitschleiften? Ein Verwandte des Polizeipräsidenten. Der Sekretär hatte schließlich keine Wahl und ließ sie in das Büro des Leiters der ersten Division.

Matsumoto drehte sich zu ihnen um und musterte sie skeptisch.

„Odagiri, ich wusste nicht, dass Sie kommen würden. Warum haben Sie sich nicht angemeldet? Und wer sind Ihre Gäste.“

Es dauerte etwas, bis er erkannte, dass es sich bei dem Jungen um Conan-kun handelte.

Er erinnerte sich gut an ihn, der Kleine hatte bereits oft geholfen Fälle aufzuklären, sein Ziehvater, Kogoro Mori musste ihn gut unterrichten. Waren Kinder wie er die Zukunft Japans?

Odagiri begann davon zu erzählen, dass mehr hinter der Entführung damals steckte, als man Matsumoto berichtet hatte. Dieser wirkte nun sehr ernst.

„Ich dachte mir bereits, dass es nicht das Werk eines Einzeltäters oder gar Terroristen sein konnte.“, gab er seine Meindung wieder.

Conan-kun war nun vor ihn getreten.

„Wie kommt es eigentlich, dass Sie sich nicht wehren konnten? Ich meine Sie sind so ein starker Polizist, ich wette ich waren sogar einmal beim Militär!“, wirkte seine Überraschung äußerst echt.

Matsumoto reagierte für einen Moment verlegen.

„Nein… um ehrlich zu sein war ich immer schon ein Bürohengst. Selbst meine Schießergebnisse sind lausig, ich zögere die verordneten Übungen stets hinaus.“, gab er zur.

„Hooooo?“, kam es von Conan.

Dann empfand er, dass es das klügste war den Mann vollends einzuweihen.
 

Polizeihauptquartier Tokio – Büro von Shintaro Chaki
 

Die Sekretärin mit den langen schwarzen Haaren wollte sie aufhalten, doch Megure wies sie mit einem Blick in die Schranken. Demütig fasste sie sich an ihren langen Schal, scheinbar hatte sie eine Erkältung. Es musste sich um etwas Wichtiges handeln, weswegen sonst wurde der Inspektor von diesem ausländischen Mann begleitet, doch Hochoffiziell aussah? Also öffnete sie die Tür zum Büro und ließ die beiden eintreten.

Superindentent Chaki blickte den beiden von seinem Schreibtisch aus entgegen.

„Odagiri-san hat mich vorhin erst angerufen. Ist es wahr, dass Sie im Fall des ermordeten Gefangenen ermitteln? Ein Skandal, dass sowas bei uns geschehen kann!“, ärgerte sich Chaki blau.

Megure hustete und deutete auf den Mann neben ihm.

„Das ist Mr. John White vom amerikanischen Außenministerium. Es hat sich gezeugt, dass die ermordete Frau zu einer Vereinigung gehörte, hinter der selbst unsere Amtskollegen aus Übersee her waren.“, berichtete er.

Chaki wirkte nun überrascht.

„Can we see your Keycard, please?“, fragte White auf English und Chaki zögerte.

„Ist… so eine verwendet worden? Ich kann Ihnen versichern, dass ich meine immer sorgsam aufbewahre.“, sagte er gehetzt und zeigte Schlüsselkarte.

Megure war vor einem Gemälde stehen geblieben. Es zeigte Chaki mit dem Inhaber der Suzuki-Finanzgruppe, Jirokichi Suzuki. Das Bild schien bei einer Jagt aufgenommen worden zu sein.

„Sie jagen gerne?“, schien Megure dies zu interessieren.

Chaki räusperte sich.

„Es geht dabei weniger um die Jagt, sondern mehr Kontakte zu knüpfen.“, zeigte er sich sehr politisch.

„Diese Frage kommt womöglich etwas überraschend und klingt seltsam, aber…. Dürften wir uns eventuell Ihren Lebenslauf ansehen?“
 

Polizeihauptquartier Tokio – Büro von Natsuo Yuminaga
 

Jodie war unwohl, schließlich hatte Ogadiri vorhin recht gehabt. Es war nicht ihr Befugnisgebiet, aber warum störte sie das plötzlich? Das FBI operierte seit Jahren in Japan.

Ein älterer Mann verließ das Büro von Natsuo Yuminaga. Er trug eine Uniform und wirkte als würde er kurz vor der Pensionierung stehen.

„Verzeihen Sie, Yuminaga-san sagte er möchte nicht gestört werden.“, teilte den Agenten mit, doch James ließ sich nicht so einfach abwimmeln.

„Er müsste einen Anruf seines direkten Vorgesetzten erhalten haben, bitte fragen Sie für uns noch einmal nach.“

Der ältere Assistent nickte und klopfte an. Nach einem ‚Herein’ ließ er die beiden FBI-Agenten ins Innere und schloss die Tür hinter ihnen. Yuminaga musterte die Eindringlinge, Odagiri schien ihm bereits von dem ungewöhnlichen Besuch berichtet zu haben.

„Was kann ich für Sie tun?“, fragte er auf japanisch und schien danach kurz zu grübeln, ob das so richtig war. James begann von der Ermordung der Gefangenen zu reden, während Jodie ein Foto ins Auto stach. Es zeigte zwei junge Männer in Militäruniformen.

„Sind das Sie auf dem Foto?“, fragte sie an Yuminaga gewandt.

Dieser sah zu ihr, schüttelte aber den Kopf. Das stammt noch von meinem Vorgänger, Teraoka. Ich habe diesen Posten hier noch nicht lange und habe mich demnach auch noch nicht komplett eingerichtet. Ich selbst war nie beim Militär.“, verriet er. Die FBI-Agentin versuchte den Polizisten abzuschätzen, doch scheinbar sprach er die Wahrheit.
 

Polizeihauptquartier Tokio – Korridor 3B
 

„Aber sind Sie sicher, dass uns diese Methode weiterhelfen wird?“, fragte James an Subaru Okiya gewandt. Der CIA-Mann nickte und sah zur Treppe die einen Stock höher führte.

„Du hast es auch gehört, oder Conan-kun?“, fragte er den geschrumpften Detektiv.

Dieser bestätigte es ihm.

Es war erst gestern gewesen, als sein Gehirn eine große Flut an Informationen hatte aufnehmen müssen. Es gab nicht viel, das Mizunashi Rena über Scotchs, den zweiten Befehlshaber der Organisation in Erfahrung bringen konnte. Nur, dass er eng mit dem Organisations-Mitglied Cognac befreundet war, das Shuichi Akai jedoch hatte töten müssen. Sie waren Partner gewesen und kannten sich aus Militärzeiten. Möglichweise wurde Cognac direkt von ihm rekrutiert. Sie besaßen nicht viele Hinweise auf den Täter, nur dass er ein ranghoher Polizist war und beim Militär gedient hatte. Gut, dafür gab es keine Beweise, doch Rena hatte bereits mit der Tatsache recht, dass es sich bei Scotch um einen Polizisten handeln konnte. Man konnte also auf ihr Wort vertrauen. Doch es gab ein Problem. Die Ermittlungsgruppe hatte drei der vier Verdächtigen befragt, doch niemand hatte gedient. Conan hatte sogar Yui-san angerufen, eine nette Polizistin in Nagano, er hatte ihr bereits bei einigen Fällen geholfen. Laut ihr hatte selbst Inspektor Morofushi nie eine militärische Laufbahn eingeschlagen. Also was dann? Irgendetwas übersah Conan, das wusste er.

Dann erblickte er ein bekanntes Gesicht und begab sich zur betreffenden Person. Er stand nun vor Inspektor Shiratori, der immer wieder auf den Knopf eines Zigarettenautomaten drückte. Scheinbar wollte das Gerät nicht so wie er.

„Inspektor Shiratori, ich wusste gar nicht, dass Sie Raucher sind.“, kam es von dem Jungen.

Shiratori sah ihn verblüfft an.

„Ehrlich gesagt bin ich das auch nicht. Ich hole nur für einen Kollegen eine Packung.“, stellte er schnell richtig. Er wirkte nervös, hatte er Angst, dass Conan ihm das nicht glauben wollte und seiner Lehrerin erzählte? Er und Kobayashi-sensei waren erst seit etwas über einen Monat ein Paar, seitdem hatte er alles unternommen um sie zu beeindrucken. Conan erinnerte sich an die vielen Geschenke die er ihr zum White Day gemacht hatte, und natürlich besaß der Detektiv keinerlei Intention die Liebe der beiden zum Bröckeln zu bringen.

„Achso, ich dachte schon…“, erwiderte in einem unschuldigen, kindlichen Ton.

Dann trabte er zur Gruppe zurück. Ogadiri und John White waren inzwischen verschwunden, selbst Megure wurde abbeordert.

„Jodie-kun, hast du eine Idee, wie es uns gelingen kann den Täter zu stellen?“, fragte James an seiner Kollegin gewand. Diese wollte etwas sagen, doch Conan mischte sich dazwischen.

„Ich denke das hat sich erledigt.“, meinte er fromm.

Die drei Bundesagenten sahen ihn perplex an. Wovon sprach er da?

„Wenn Sie wollen, präsentiere ich Ihnen innerhalb der nächsten halben Stunde den Täter.“, kam das überraschende Angebot des Meisterdetektivs.
 

Polizeihauptquartier Tokio – Leeres Büro
 

Einen Computer, mehr brauchte er nicht. Gut er durfte nicht ans interne Netz der Polizei angeschlossen sein, doch das war kein Problem. Es dauerte nicht lange die Daten an den betreffenden Absender zu schicken. Dann erhob er sich und richtete sich seinen Anzug. Er sah aus dem Fenster, Tokio sah überwältigend aus. Die Großstadt hatte durchaus etwas an sich.

Er war so in Gedanken vertieft, dass er überhaupt nicht bemerkte, wie langsam die Tür aufschwang. Er wirkte mehr als überrascht, als sich plötzlich drei Erwachsene und ein Kind herein zwangen.

„Nagano ist vor allem eine sehr ländliche Gegend. Sieht man in einer größeren Gegend aus dem Fenster sieht man vor allem Berge. Tokio hingegen wurde so geplant, dass es Zentral, innerhalb mehrerer Berge wie den Takuya oder dem Fujiyama liegt.“, erklärte ihm der Junge.

„Also.. sind Sie derjenige, den wir suchen?“, fragte James und musterte den Mann.

Vor ihm stand Inspektor Morofushi Takaaki.

„Nennen Sie mich Koumei.“, sagte er in seiner erfrischenden Art.

Jodie reagierte etwas ungehaltener. Sie sah zu Conan und legte ihre Hand auf ihre Dienstwaffe.

„Ich denke die werden Sie nicht brauchen.“, redete Conan beruhigend auf sie ein.

Jodie verstand inzwischen gar nichts. Conan hatte ihnen erklärt, sie zum Täter zu führen und nun standen sie vor einem der vier Verdächtigen. War dieser Polizist aus Nagano nun doch nicht der Täter?

„Polizeipräsident Odagiri weiß nichts von Ihnen, richtig? Also wir vorhin über die Verdächtigen sprachen, hat er Ihre wirkliche Identität nicht enthüllt, obwohl es die Ermittlungen vereinfacht hätte.“, sagte Conan an Koumei gerichtet.

Der geschrumpfte Detektiv erinnerte sich daran wie er es war, der auf die Idee kam Kogoro Mori bei dem Fall um die rote Wand hinzuzuziehen. Er wusste gleich, dass Koumei einen scharfen Verstand hatte und besonnen war, ganz anders als sein bester Freund, der aufbrausende Kansuke Yamato. Koumei war so engagiert den Fall zu lösen, dass der kleine Detektiv sofort wusste, dass er eine Person war, der er vertrauen konnte. Koumei war es auch gewesen der ihm und Heiji bei dem Fall um den ermordeten Präsidenten einer Design-Firma half. Es hatte nicht lange gedauert, da waren Koumei die seltsamen Fließen im Badezimmer aufgefallen und er verglich das Phänomen mit Diamanten. Der Mord war mit einer optischen Täuschung begangen worden. Bei dem Fall in Omachi, wo ein Serienmörder Spielkarten zurückließ stieß er ein weiteres Mal auf ihn, wenn auch nicht persönlich. Erst hatte es keinerlei Sinn ergeben, dass beim vierten Opfer ein Herz-König gefunden worden war während alle anderen Opfer Asse aufgewiesen hatten. Doch nachdem Inspektor Yamato mit Koumei telefonierte und Conan ihn belauschte, sah er klarer. Und als der Inspektor erwähnte, sein Vorgesetzter würde seinen Freund für eine spezielle Aufgabe in Betracht ziehen und Conan ihn wenig später vor Takahata-sans Wohnung wieder sah, ergab alles einen Sinn.

„Inspektor Morofushi wurde nicht wirklich hierher versetzt, auch nicht als Verbindungsmann, zwischen Nagano und Tokio. Habe ich nicht recht?“, fragte er lächeln.

Koumei erwiderte es und zuckte mit den Schultern.

„Kann mir das jemand erklären?“, fragte Jodie ungeduldig.

Conan entschuldigte sich, dass er sie nicht sofort eingeweiht hatte.

„Inspektor Morofushi ist ein sehr kompetenter und engagierter Polizist. Es ist demnach kein Wunder… dass ihn die PSIA rekrutiert hat, richtig?“

Koumei hob die Arme als Zeichen enttarnt worden zu sein.

James sah abwechselnd zu ihm und dann zu dem jungen Detektiv.

„Es ist war, die Behörde für öffentliche Sicherheit… nein, es war ein alter Freund gewesen der mich für diesen Einsatz empfohlen hat. Polizeioberrat Hakuba. Ein Mitarbeiter des Hauptquartiers

machte sich verdächtig, nachdem man eine große Menge Geld zu seinem Konto zurückverfolgte. Man nahm an er wäre Teil einer Verbrecherorganisation, gegen welche die PSIA bereits ermittelte. Also wurde ich eingeschleust um diesen Verdacht nachzugehen.“, gab er die ganze Wahrheit preis.

James Black meldete sich zu Wort.

„Aber… wie kann es dann sein, dass Polizeipräsident Odagiri davon nichts weiß?“, fragte er verdutzt.

Koumei brummte lange.

„Das ist eine komplizierte Angelegenheit. Es war ein bloßer Verdacht, und man wollte kein Aufsehen erregen. Die PSIA untersteht Toshiro Yanagi, man könnte ihn einen Kontrahenten von Polizeipräsident Odagiri bezeichnen. Die ganze Behörde steckt voller Geheimnisse, man hat selbst dem Polizeioberrat nahe gelegt nicht zu viele Leute einzuweihen. Kurz ausgedrückt, alles handelt nur von Politik.“, antwortete Koumei, teils amüsiert.

James akzeptierte die Antwort, wenn jemand die Rangeleien zwischen zwei Behörden nachvollziehen konnte, dann er.

Subaru Okiya hob nun beschwörend die Hand.

„Also gut, in diesem Fall bliebe noch eine Kernfrage zu lösen, richtig?“

Alle sahen in seine Richtung, dann in Koumeis.

Dann stellte der CIA-Agent die Frage, die alles entscheiden sollte.

„Wie lautet der Name dieses Polizisten?“
 

Polizeihauptquartier Tokio – Dach, Hubschrauber Landeplatz
 

Scotch keuchte, er hasste die vielen Treppen im Hauptquartier. Die Lifte waren ständig belegt, über 5000 Menschen arbeiteten in diesem Gebäude. Vielleicht lag es auch an seiner Konstitution und dem Achtgeben auf seine Gesundheit. Wann hatte er noch einmal zu rauchen begonnen? Er wusste es nicht mehr. Früher war alles anders gewesen, früher, als er noch Soldat war. Es war eine interessante Zeit, doch nun war er träge geworden. Er warf eine abgebrannte Kippe weg und öffnete die Tür zum Dach. Draußen war es angenehm warm, nicht mehr so heiß wie an den letzten Tagen.

Die Sonne blendete ihn und er fragte sich was aus ihm geworden war. Im Grunde war er immer noch Soldat wenn auch auf eine völlig andere Weise. Das Spielfeld hatte sich geändert, er robbte nicht mehr im Schlamm und lud ständig seine Halbautomatik nach. Nun besaß er sein eigenes Büro, sortierte Akten. Dennoch war er ein Chamäleon geblieben. Damit meinte er nicht die Tarnfarben der militärischen Jacken, sondern seine Funktion innerhalb der Organisation. Er hatte es weit gebracht, er stand über allen anderen Agenten. Er leitete sie, ihre Einsätze, ihr Schicksal, alles. Er stand direkt vor dem Schwarzen König und verteidigte ihn. Jeder der ihm zu nahe kam musste an ihm vorbei. Er tat alles um seiner Aufgabe gerecht zu werden, deshalb tötete er auch Brandy, die eine Gefahr für die Organisation wurde. Er verabscheute sie genauso wie inzwischen Cognac. Sie gefangen nehmen oder töten zu lassen war das letzte. Nicht nur Cognac, auch Korn, Irish, oder Calvados die ebenfalls früher gedient hatten, waren inzwischen tot. Die Organisation hatte große Verluste einstecken müssen, doch Scotch würde alles wieder ausbügeln.

Er atmete die Luft ein und genoss das Gefühl der Freiheit. Immer wenn er Zeit hatte suchte er diesen Ort auf und nahm die Einsamkeit in sich auf.

Doch dann war da plötzlich dieses Quietschen. Scotch kannte es zu gut, es ertönte jedes Mal, wenn er die Tür zum Dach öffnete. War da noch jemand? Um diese Zeit?

Er drehte sich um starrte die Person an. Sie war klein, trug eine Brille wie er und hatte die Hände in den Hosentaschen verstaut.

Scotch wusste wer die Person war. Conan Edogawa. Nein, Shinichi Kudo, der Detektiv dem Gin das APTX eingeflösst hatte und er geschrumpft war. Warum war er hier? Es gab nur eine logische Erklärung. Er wurde enttarnt. Scotch fluchte und wollte etwas, sagen doch der Junge kam ihm zuvor.

„Es war sehr leichtsinnig von Ihnen, doch Sie hatten gar keine andere Wahl, richtig?“

Scotch biss sich auf die Unterlippe und überlegte sich seine nächsten Schritte.

„Ein Einsatzteam der Organisation hätte auf beiden Seiten zu großen Verlusten geführt und ein Erfolg wäre nicht sicher gewesen. Nein, es musste die Polizei sein, eine Instanz, gegen die das FBI nichts ausrichten konnte. Sie sollte Brandy hierher bringen, damit Sie sie töten konnten. Sie aus dem Gebäude zu schmuggeln wäre unmöglich gewesen. Nicht bei dem Risiko und den Kameras. Natürlich deaktivierten Sie die im Zellentrakt vorsorglich. Dann benutzten Sie die Schlüsselkarte der ersten Division um die Tat zu begehen und legten sie sorgfältig wieder zurück. Habe ich nicht recht? Superindentent Matsumotos…. Sekretär-san?“, fragte der Junge mit einem gerade zu spöttischen Gesicht. Zumindest nahm es Scotch als solches auf. Was sollte er tun? Er war nicht bewaffnet, schließlich besaß er dazu keine Erlaubnis. Er hatte eine im Wagen, doch bis dahin schaffte er es nicht. Wenn es schlecht lief, wussten bereits alle Polizisten in diesem Gebäude über ihn bescheid.

„Es war nicht schwer Ihren Hintergrund zu überprüfen, und dass Sie mehrere Jahre beim japanischen Militär gedient hatten. Matsumoto-san ist seit der Entführung sehr mitgenommen, Sie hatten es leicht sich die Schlüsselkarte auszuborgen, oder? Ihre Position erklärt auch, warum Irish so gut über den Superintendent bescheid wusste. Sie haben ihn gebrieft und jeden möglichen Fehler seinerseits gedeckt. Sie kannten Matsumotos Tagesablauf und Gepflogenheiten. Unter seinem Namen koordinierten Sie im geheimen jeden Auftrag und hielten die Polizei davon ab einzugreifen oder Nachforschungen anzustellen. So wie auch gestern Nacht, korrekt?“

Conan ging einige Schritte auf ihn zu. Scotch behielt seine Coolness und grinste ihm entgegen.

„Und du bist der raffinierte Detektiv der alle Wahrheiten kennt, sie aber vor allen anderen verbirgt. Nicht wahr? Shinichi Kudo?“

Das saß. Verständlicherweise. Conans Miene fiel ein, doch er versuchte sich zu beherrschen.

Die Organisation wusste wer er war.
 


 

Polizeihauptquartier Tokio – Dach, Hubschrauber Landeplatz
 

Da stand sie nun. Die Person die alles wusste. Den Namen des Bosses, der diese schwarzen Kerle anführte und den Standort ihres Hauptquartiers. Aber es war auch die Person, die alles über ihn wusste. Conan hatte die Möglichkeit verdrängt, doch nun brasselte die Wahrheit auf ihn herab. Der Computer in Kagamis Wohnung war nicht sein einziger. Ein anderes Gerät an einem völlig anderen Ort hatte sämtliche Daten an die Organisation weitergeleitet. Sie wussten, dass Shinichi Kudo noch lebte. Und sie wussten, dass Conan Edogawa der Schülerdetektiv war. Aber… warum hatten sie noch nicht zugeschlagen? Es waren fünf Tage vergangen, doch niemandem seiner Freunde war etwas zugestoßen. Worauf warteten sie?

„Wollen wir nicht für Chancengleichheit sorgen? Also los, verraten Sie mir den Namen Ihres Bosses!“, blieb er eisern bei seiner Taktik.

Scotch betrachtete ihn mit seinen stechenden Augen, als wolle er ihn gleich anspringen. Wollte er das wirklich? Es spielte keine Rolle, er war nicht bewaffnet. Conan hingegen hatte sein Narkosechronometer und seine Superkickboots. Und zwei FBI-Agenten, sowie einen CIA-Agenten hinter der Tür. Nicht zu reden von einem Gebäude mit über 5000 Polizisten.

Plötzlich griff Scotch in seine Westentasche. Conan erstarrte. Hatte er etwa doch eine Pistole dabei? Entwarnung. Scotch hatte ein Päckchen Zigaretten herausgefischt und zündete sich eine an. Das Päckchen ließ er wieder in der Tasche verschwinden. Er pustete Rauch in die Luft und sah den jungen Detektiv selbstgerecht an. Dann geschah es. Plötzlich war da diese Stimme und ein Mann mit Basecap tauchte am anderen Ende des Daches auf. Er stieg aus einer Luke und Scotch reagierte sofort. Erst sah es so aus als würde er sich bücken, dann erkannte Conan, dass er ein verstecktes Messer aus seinem Schuh zog. Er sprintete zu dem Mann und hielt ihm das Messer an den Hals. Conan rannte ihm nach, auch die Agenten betraten das Dach.

„Zurück!“, schrie Scotch und schnitt dem Mann demonstrativ in den Hals. Eine leichte Linie zeigte sich und man konnte Blut erkennen. Erst nahmen alle an, Scotch würde die Geisel benutzen um zu fliehen, doch dann entdeckte Conan den Hubschrauber zu dem der Mann mit dem Basecap unterwegs gewesen war. Natürlich! Die Kappe und fiel ihm auch das Mikro neben seinem Ohr auf. Der Mann war Pilot, was hätte er hier oben sonst zu suchen gehabt? Kannte Conan den Mann nicht? Ja, er hatte ihn schon einmal gesehen, damals bei diesem Fall mit dem Morsezeichen, wo ein Polizist um Hilfe funkte. Das wehte jegliche Zweifel davon. Scotch hatte definitiv vor mit dem Hubschrauber zu fliehen. Er zerrte den Mann um Cockpit und stieß ihn hinein. Conan hatte erwartet, dass er ihn zwang abzuheben, doch überraschenderweise schien Scotch ihn selbst bedienen zu können. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis sich die Rotorenblätter des Hubschraubers in Bewegung setzten. Er hob ab und war bereits einige Meter über dem Boden.

„Das Spiel ist aus für dich Kudo!“, schrie Scotch hinab.

Doch dann erstarrte er.

Die Windschutzscheibe vor ihm riss plötzlich und hinterließ ein riesiges Loch. Es war eine Kugel gewesen, die den Hubschrauber getroffen hatte. Einer der Agenten unten? Nein, er war inzwischen hoch genug, sie konnten nicht mehr genau zielen. Jetzt erkannte er die Quelle. Sie stand auf dem Dach gegenüber und war in die Hocke gegangen. Scotch kannte diesen Mann gut, er war es gewesen der damals den Fehler begangen hatte und ihn befördern wollte. Es war Shuichi Akai. Scotch vollzog mit dem Helikopter eine Drehung, es spielte keine Rolle welchen Teil der Scharfschütze traf, solange es weder die Motorik, der Tank oder das Rotorenblatt war. Er musste die Agenten ablenken und er wusste genau wie. Ohne Erbarmen stieß er den Piloten aus dem Hubschrauber, der viele Meter nach unten stürzte. Alle waren erst geschockt, was Scotch die Möglichkeit gab abzudrehen. Bald war er weit genug entfernt, dass nicht einmal Shuichi Akai ihn mehr ins Visier nehmen konnte. Er hatte es geschafft! Zugegeben, seine Tarnung war er los, doch seine Rache würde fürchterlich ausfallen. Die der ganzen Organisation.
 

„Einen Sanitäter!“, rief James den Polizisten die inzwischen zur Verstärkung angerückt waren. Diese folgten sofort und organisierten Hilfe für den Piloten, der sich schwere Prellungen zugezogen hatte.

„Es war nicht geplant gewesen, dass er auftaucht.“, murmelte Jodie schuldbewusst.

Okiya gab ihr recht.

„Im Lebenslauf des Kerls stand, dass er einen Pilotenschein besitzt, laut Plan sollte er alleine fliegen.“

James raufte sich zusammen.

„Dass er eine Geisel nimmt konnten wir nicht ahnen, aber der Mann sieht nicht schwer verletzt aus.“, beruhigte er seine Kollegin.

„Aber… sonst hat er genau das getan was wir von ihm verlangt haben.“, sagte Conan und hantierte an seiner Brille herum.

Alle sahen ihn erwartend an. Als Koumei ihnen verriet, dass Matsumotos Sekretär derjenige war, nachdem sie suchten, wollten sie ihn sofort verhaften. Nur Conan war ruhig geblieben und hatte einen Plan ausgearbeitet. Zugegeben, mit Shiratoris Hilfe. Scotch war Raucher, sein Aschenbecher hatte bei Conans und Okiyas Besuch in seinem Büro gerade zu übergequollen. Er würde bald Nachschub brauchen und einen Automaten aufsuchen. Conan grinste übers ganze Gesicht als seine Brille das Signal auffing. Scotch hatte nicht bemerkt, dass sich in seiner Zigarettenpackung nicht nur die dünnen Stängel befanden, sondern ebenfalls Conans Detektivabzeichen. Er hatte das Päckchen sicher achtlos aus dem Automaten gezogen, welchen Grund hätte er gehabt es genauer zu überprüfen?

„Cool kid?“, frage Jodie, doch Conan lächelte sie nur an.

„Keine Sorge, ich empfange ein klares Signal.“

James nickte und zückte sein Handy. Seine Mitarbeiter hatten inzwischen wieder Stellung in ihrem provisorischen Hauptquartier bezogen. Selbst André Camel hatte sich aus dem Krankenhaus geschleift, er wollte unbedingt dabei sein.

„Sie empfangen das Signal des Transmitters, Scotch ist mit dem Helikopter in südliche Richtung unterwegs.“, teilte er Conan mit.

„Aber… wird das Signal stark genug sein?“, fragte Okiya zweifelnd.

Er erinnerte sich selbst einmal diese Methode angewandt zu haben. Die Detective Boys waren von zwei Gangstern entführt worden und der CIA-Agent hatte sie mittels Conans Ersatzbrille gefunden. Sie wussten nicht wohin Scotch unterwegs war, er könnte den Bezirk leicht verlassen. Etwa sogar Tokio? Nein, der Sitz der Organisation musste in Tokio liegen, hier war die Zentrale ihrer Operationen.

„Keine Angst, das FBI hat die nötige Ausrüstung, wir werden ihn nicht verlieren.“, sagte James zuversichtlich. Dann telefonierte er mit Odagiri, der den Befehl geben sollte ein Sondereinsatzkommando zusammenzustellen.

„Der tag ist gekommen, nicht wahr?“

Conan drehte sich ruckartig um und erkannte denjenigen der das gesagt hatte. Es war Shuichi Akai, der zu ihnen herüber gekommen war.

Conan nickte bedächtig. Scotch würde nach Schutz suchen und direkt in Richtung der Basis der Männer in Schwarz fliegen. Natürlich würde er den Helikopter vorher landen und sich unauffällig weiter bewegen, doch solange er den Sender bei sich trug, spielte das keine Rolle.

„Wir haben ihnen genug Figuren genommen um den König einzukreisen.“, sagte Akai freudig.

Jodie legte ihm ihre Hand auf die Schulter, ein Zeichen, dass sie ebenfalls froh war und mit ihm fühlte.

Conan bewegte sich einige schritte vorwärts. Der FBI-Agent hatte recht. Der Tag der Abrechnung war gekommen. Kein Verstecken mehr, kein Verhandeln, keine Fehlschläge. Sie würden die Organisation offen angreifen und sie zerschlagen. Er würde ihnen beweisen, dass sie ihn unterschätzt hatten und das bereuen was sie ihm angetan hatten. Allen Menschen, denen sie wehgetan hatten. Er würde sie zur Rechenschaft ziehen. Er, Shinichi Kudo.
 

Epilog
 

Shiho wusste, dass die Abwesenheit ihres Freundes etwas zu bedeuten hatte. Sie hatte ihn beobachtet wie er am morgen eiligst das Haus verlassen hatte. Und gestern kam er aufgewühlt in ihr Zimmer, er hatte angenommen sie würde schlafen. Sie hatte ihn in diesem Glauben gelassen. Es war wieder soweit gewesen. Dieser Ausdruck in seinen Augen. Wie damals als sie das Schreiben von Wermut laßen, die sie zu dieser Feier einlud. Oder als er herausfand, dass die Reporterin Mizunashi Rena ein Mitglied der Organisation war. Oder vor wenigen Tagen als er den Anruf und das darauf folgende Ultimatum von Bourbon erhielt. Sie war glücklich gewesen, als er ohne einen Kratzer zurückkam. Zu ihr zurückkam. Doch sie hatte diese tiefe Traurigkeit in seinen Augen bemerkt, dieselbe Traurigkeit wie sie, wenn sie in den Spiegel blickte und an ihre verstorbene Schwester dachte. Sie war von der Organisation getötet worden und Shiho wusste, dass Kudo nicht nur für sich selbst kämpfte, sondern auch für sie. Für Gerechtigkeit, die Wahrheit. Ob er je Akemi in ihr gesehen hatte und deshalb so besorgt um sie war? Ja, das konnte durchaus geschehen. Sie erinnerte sich an den alten Freund ihres Vaters, einen Programmierer. Ihre Eltern hatten ihn kurz vor ihren Tod aufgesucht, dank Kudos Hilfe erfuhr sie auch den Grund. Auch Akemi war dort, man hatte das Mädchen in Shiho wieder erkannt. Es war schließlich Kudo gewesen, der die Tonbänder ihrer Mutter gefunden hatte. Allein dafür war sie ihm unendlich dankbar. Sie hatte die Wärme und Zärtlichkeit in der Stimme ihrer Mutter vermisst. Melancholisch torkelte sie zu ihrem Schrank und hörte sich das letzte verbliebene Band erneut an.

„Für meine elfjährige Shiho.“, begannen die Worte ihrer Mutter auf sie einzuströmen.

Sie wünschte ihr alles Gute und viel Glück. Doch sie erwähnte eine Sache, die das Mädchen in keinen logischen Zusammenhang bringen konnte. Etwas an dem ihr Vater und dessen bester Freund arbeiten würden. Doch was sollte dieses Wort bedeuten?

Phönix?

Tiefschwarzer Krieg

Vorkommende Personen in Teil III:

Main: Shinichi/Conan, Agasa, Shiho, Detective Boys, Ran, Sonoko, Megure, Chiba, Takagi, Satou, Kobayashi-sensei, Shiratori, Yusaku, Yukiko, Eri, Heiji, Kazuha, Nakamori, Kansuke Yamato, Yui, Kogoro
 

Organisation:

Gin, Vodka, Wermut, Anokata, Chianti
 

FBI:

Shuichi Akai, Jodie Starling, James Black, André Camel
 

Eigen: Scotch, Absinth, Solera
 

Undefiniert:

Tomoaki Araide, Toshiro Odagiri, Sera Masumi, Subaru Okiya, Morofushi Takaaki, White King, Eisuke Hondou, Junji Sendo, Kaitou Kuroba
 


 

Prolog
 

Die Situation war ihm unangenehm, anders konnte er es nicht beschreiben. Sie stand direkt vor ihm und weinte. Und er war derjenige der es nicht nachvollziehen konnte. Warum weinte Ran? Nur weil sie jemanden sterben hatte sehen? Ja, das war vermutlich der Unterschied zwischen ihnen. Shinichi erinnerte sich an diesen Kerl mit den eiskalten Augen. In Gewisserweise war er ihm ähnlich, oder? Ob Ran genauso darüber dachte? Was genau war er? Cool? Abgestumpft? Oder gleichgültig? Apropos dieser Kerl, war das da gerade nicht der Mann der ihn begleitet hatte? Ja, dieser schwarz gekleidete Typ mit dem Hut und der Sonnenbrille obwohl es bereits dunkel war. Er entschuldigte sich bei Ran und machte sich daran ihn zu verfolgen. Doch diese reagierte anders als erwartet.

„Warte Shinichi! Warte!“

Doch der Detektiv rannte weiter, obwohl er sah, dass Ran gerade gestolpert war. Er musste der Sache einfach nachgehen. Das tat er doch immer, oder?

Doch dann geschah etwas Seltsames. Ein kleiner Junge stellte sich ihm mit ausgebreiteten Armen in den Weg. Er ähnelte ihm selbst, als er noch ein Kind war. Er trug seine alten Sachen und dazu eine Brille.

„Geh nicht!“, brüllte ihm der Junge entgegen. Dann zeigte er auf Ran, die noch immer verzweifelt nach ihm rief. Er drehte sich um und erkannte die Tränen in ihren Augen.

Er hatte er nur gekonnt? Es war unbegreiflich, dass er wirklich vorgehabt hatte sie alleine zu lassen. Schnell eilte er zu ihr zurück und nahm sie tröstend in den Arm.

„Ist schon gut, ich bleib ja da.“, flüsterte er ins Ohr.

Ran beruhigte sich allmählich.

„Und… du gehst auch nicht weg?“, fragte sie schwach.

Shinichi schüttelte den Kopf.

„Niemals. Ich werde dich niemals alleine lassen.“, schwor er ihr.

Dann wachte er auf.
 

Es war seltsam nach so langer Zeit wieder in seinem eigenen Bett aufzuwachen. Er befand sich in seinem eigenen Haus, es war sein Kissen, deine Nachtkästchen. Eine Person hatte sich über ihn gebeugt. Es war Subaru Okiya. Schnell versuchte sich der kleine Detektiv zurechtzufinden.

„Was ist passiert?“, fragte er hastig.

Okiya rückte seine Brille zurecht und versuchte zu lächeln.

„Du wurdest ohnmächtig.“, teilte er ihm mit.

Conan konnte das nicht glauben. Er war keine zartbesaitete Frau, wieso sollte ihm sowas passieren?

„Hast du letzte Nacht geschlafen?“, fragte Okiya nun.

„Ähhh ja… zwei Stunden oder so.“, sagte er kleinlaut.

Okiya nickte verstehend.

„Und seit… seit Hidemis Tod? Jede Nacht 8 Stunden wie es sich für ein Kind gehört?“, fragte kritisch.

Conan sah ertappt zur Seite. Dabei hatte der CIA-Agent recht. Er steckte nun im Körper eines siebenjährigen, eine Einschränkung die er nicht so einfach ignorieren konnte.

Dann fiel es ihm schlagartig wieder ein.

„Das Signal! Das Hauptquartier der Organisation!“, schrie er Okiya förmlich an.

Dieser bat ihn sich zu beruhigen.

„Ich rufe das FBI alle 10 Minuten an. Scotch ist immer noch in Bewegung, scheinbar glaubt er wir würden ihn verfolgen. Was… ja nahe liegend ist. Glücklicherweise kam er nicht auf die Idee mit dem Sender. Er legt augenscheinlich lange Umwege ein um Verfolger abzuhängen. Sobald er zum Stillstand kommt wissen wir mehr.“, erklärte er ihm.

Doch es gab noch etwas weitaus schlimmeres, das ihn belastete.

„Ran! Kogoro! Agasa! Haibara! Bourbons Informationen sind durchgesickert, Scotch weiß alles über mich und sie!“, erinnerte er den Agenten. Dieser legte behutsam seine Hand auf Conans Schulter.

„Keine Sorge, das FBI hat Leute vor der Detektei Mori abgestellt.“, berichtete er ihm.

Als Conan auf das Haus von Professor Agasa zurückkam, deutete Okiya auf sich selbst. Er hatte Conan nach Hause gebracht und konnte gleichzeitig ein Auge auf ein mögliches Zielobjekt der Organisation werfen.

„Scotch wird seinen Leuten berichten, dass die Polizei nun Kenntnis über ihre Existenz hat. Damit werden deine Freunde und Bekannten die ja lediglich nur mit dir in Verbindung stehen, zweitrangig.“, prognostisierte Okiya.

Conan betete innständig, dass er recht hatte. Plötzlich schien Okiya wieder etwas einzufallen.

„Das habe ich total vergessen! Du hast Besuch!“, sagte er und Conan schwang sich aus dem Bett. Er lief zum Fenster und sah nach draußen. Dort parkte ein roter Mercedes. Der geschrumpfte Detektiv musste ungewollt grinsen.
 

Teil 1

Der Schwarze König
 

Scotch hatte Angst, und das gerechtfertigt. Nicht vor den Justizbehörden, sondern vor ihm. Anokata. Er hatte versagt und trotz seiner Position wusste er nicht, ob er heil aus der Sache herauskommen würde. Doch wo war das Problem? Der Boss war alt, es würde leicht werden ihn zu manipulieren, Scotch tat es immerhin bereits seit Jahren. Er würde sich in Szene setzen und so tun als hätte er alles unter Kontrolle. Hastig durchquerte er die Sicherheitskontrolle des großen Firmengebäudes und betrat den Fahrstuhl. Er zog eine Schlüsselkarte die nur er und eine handvoll anderer Mitglieder besaß. Sie würde ihn ins zweite Untergeschoss bringen. Nach außen war das Gebäude ein ganz gewöhnliches Unternehmen. Jeder der nicht von der Existenz der Schwarzen Organisation wusste nahm an, dass im Keller Forschungen betrieben wurden, wieder andere wussten nicht einmal, dass es dieses Untergeschoss gab. Der Lift hielt an und Scotch stieg aus. Hier arbeiteten vor allem die Wissenschaftler und Programmierer der Organisation. Es gab auch Besprechungsräume für Feldagenten, doch meisten trafen sie sich an neutralen Orten. Anokata, der Präsident der Firma, besaß ein Büro im obersten Stockwerk. Dennoch wusste Scotch sofort, dass er hier war. Er fühlte seine Präsenz. Wusste er bereits, dass er versagt hatte? Ja, es musste so sein. Er betrat den großen Operrationsraum, die Programmierer sahen zu ihm auf. Er stieß einen von ihnen zur Seite und machte sich an seinem Computer zu schaffen.

„Ich will, dass du diese Datei in 5 Minuten abspielst, hast du gehört?“, wies er ihn an und der Mann nickte artig.

„Scotch!“

Scotch drehte sich ruckartig um und reagierte erbost. Er wagte es, ihn, die Nummer Zwei so unrühmlich anzusprechen?

Er wich zurück als er in den Lauf einer Pistole sah. Vor ihm stand ein Mann im schwarzen Trenchcoat und langem Hut.

Gin.

Ängstlich und wutentbrannt sah er ihn an.

„Du hast Nerven hier noch einmal aufzutauchen. Unsere Quellen haben uns bereits alles berichtet. Die Polizei kennt deine Identität und ist dir sicher bis hierher gefolgt.“

Verachtung schwang in seiner Stimme mit.

Scotch schüttelte vehement den Kopf.

„Dafür übernehme ich die Verantwortung, aber die Behörden hatten bereits zuvor Kenntnis über uns! Es war doch ohnehin nur eine Frage der Zeit, vor allem nachdem das FBI und die CIA hinter uns her waren! Und es ist mir auch niemand gefolgt, das habe ich sichergestellt!“, wehrte er sich gegen den Vorwurf.

Gin streckte seinen Kopf in die Höhe und Scotch folgte seinem Blick.

Auf dem Geländer über ihnen stand eine Person die gänzlich vom Schatten verhüllt war. Sie trug dicke Handschuhe, Scotch kannte den Grund. Gin schien auf eine Reaktion zu warten.

Doch Anokata hielt die Hand hoch und formte ein Stopp-Zeichen. Scotchs atmete erleichtert auf und Gin steckte die Pistole weg. Scotch wusste, dass er nur haarscharf davongekommen war. Gin hätte ihn am liebsten getötet, doch diese Freude war diesem Bastard verwehrt geblieben.

„Und? Was unternehmen wir jetzt? Nummer 2?“, fragte eine weibliche Stimme.

Scotch sah nach rechts und erkannte Wermut. Und sie war nicht allein, auch Vodka stand neben ihr.

Scotch hustete lautstark und der Programmiere startete die Datei wie befohlen. Auf einer großen Leinwand wurden Bilder reflektiert. Erst Fotos von bedeuteten FBI-Mitgliedern wie Shuichi Akai oder James Black.

„Ich möchte zu allen ganz ehrlich sein. Wir wurden enttarnt und das nicht erst seit heute.“, begann er mit seiner Ansprache.

Gin fletschte verächtlich mit den Zähnen.

„Nun geht es um Schadensbegrenzung! Es hat sich im Prinzip nicht viel geändert, um uns das FBI vom Hals zu schaffen müssen wir James Black, den zuständigen Agent für die Japan-Operation töten!“, sagte er scharf.

Es war Vodka der Einwand erhob.

„Aber… das ist selbst Cognac und Brandy nicht gelungen, richtig?“

Scotch hustete lautstark und beschloss die Bemerkung zu ignorieren.

„Wir kennen nun ihre Kommandozentrale. Wenn wir Scharfschützen einsetzen, können wir das Problem beseitigen!“, erklärte er allen in dem großen Raum.

Wermut begann unkontrolliert zu lachen.

„Denkst du das FBI ist unsere größte Sorge? Sie haben gerade einmal zwei Dutzend Agenten in Japan, was hast du vor gegen die Polizei zu unternehmen?“

Scotchs wurde immer unsicherer. Die Frau hatte recht, ihre Pläne diesbezüglich waren ins schwanken geraden. Bourbon hätte den Polizeioberrat ersetzen sollen, so hätten sie eine gewisse Kontrolle über die Ermittlungen gehabt. Doch er war tot und damit auch das Unterfangen. Scotch wollte etwas sagen bis sein Handy klingelte. Er nahm das Gespräch an und war überrascht, dass es sich dabei um Anokata handelte, der gerade mal 20 Meter von ihm entfernt war. Doch seine Stimme war nicht mehr die beste, und es schickte sich für einen Mann in seiner Position nicht lautstark zu brüllen. Er gab einige Befehle und Scotch nickte artig.

„Der Boss meint, wir sollten uns später um die Polizei kümmern. Wir werden unsere Spuren so geschickt verwischen wie möglich, doch zuvor muss die Organisation eine weitere, wichtige Mission erfüllen!“, teilte er allen mit und rief mittels Fernbedienung zwei Bilddateien auf. Eines der Fotos zeigte eine brünette Frau, das andere einen jungen Mann, der laut Uniform noch Schüler war.

„Die Frau kennen vermutlich alle unter dem Namen Sherry! Der andere ist Shinichi Kudo, ein Schülerdetektiv der prisante Informationen über uns hat. Die Mission lautet beide gefangen zu nehmen.“, erwiderte er.

Gin wirkte überrascht.

„Gefangen nehmen? Nicht sie ausschalten?“

Scotch sah ihm direkt in die Augen. Sie waren eiskalt und er wusste, dass er besonders Sherry zu gern töten wollte.

„Nein, denn sie besitzen etwas, das wir benötigen. Was ist allerdings geheim.“, antwortete Scotch.

Gin sah zu seinem Boss nach oben.

„Was soll das? Willst du uns nicht in deine Pläne einweihen?“, rief er hoch.

Er erhielt keine Antwort.

Und dann war es soweit. Das Bild von zwei kleinen Kindern. Scheinbar aus einem Zeitungsartikel ausgeschnitten.

„Das ist Bourbons letzte Hinterlassenschaft. Unsere wissenschaftliche Abteilung forschte unter anderem an dem APTX4869. Inzwischen wissen wir, dass dieses Gift nicht immer tödlich ist, sondern bei dem Probanten eine starke Zellverjüngung hervorruft. Ich weiß es klingt unglaubwürdig, doch Shinichi Kudo, sowie die Verräterin Sherry haben sich in ihre frühere Form verwandeln. Sie sind um 10 Jahre jünger geworden, diese Kinder sind das Endergebnis.“

Ein Raunen durchdrang den Raum. Gins Augen fingen die beiden Fotos ein, doch er wirkte nicht überrascht, wie Scotchs fand. Hatte er etwas geahnt? Ja, als er bei der Detektei Mori war, musste der Junge dort gewesen. Nur, dass er ihn damals nicht erkannt hatte. Wermut hingegen sah enorm überrascht aus. Oder war es… Schock? Weswegen reagierte sie so gefühlsgeladen, wie man es sonst nicht von ihr kannte.

„Wir sollten sie gefangen nehmen? Einverstanden, ich übernehme den Jungen.“, bot sie sich an. Scotch musterte sie misstrauisch.

„Nicht nötig, ich erledige das. Er und ich haben ohnehin noch eine Rechnung offen. Du bleibst in Bereitschaft.“, wies er Wermut zurecht.

Dieser reagierte empört, doch Scotch akzeptierte keine Widerrede.

„Ich kümmere mich um Sherry! Das ist nicht diskutierbar!“, schnauzte er Scotch an.

„Aniki…“, versuchte Vodka etwas zu sagen, ließ es dann aber bleiben. Er kannte die Obsession seines Partners gegenüber dieser Frau. Gin blickte gerade zu ihrem Boss, der es scheinbar absegnete. Dann zog er sich zurück.

„Ihr habt es alle verstanden richtig? Die Techniker entwickeln neue Codes, neue Codewörter und neue Treffpunkte. Die Polizei darf ihren Vorsprung nicht weiter ausbauen! Gin und ich kümmern uns um die beiden die das APTX eingenommen haben.“, entschied er.

Also nächstes erschien die Aufnahme eines Hauses. Vodka bekam es bekannt vor. Es stand genau neben dem von Shinichi Kudo. Nachdem Gin ihm das Gift eingeflösst und sie ihn für tot gehalten hatten, war es Vodkas Aufgabe gewesen, Kudos Haus durchsuchen zu lassen. Sherry schien sich direkt nebenan zu befinden, das machte die Sache leichter. Gin wartete keine einzelne Sekunde. Er wies Vodka an, Chianti zu informieren und steuerte bereits auf den Lift zu. Vodka folgte ihm hastig.

Scotch starrte wie gebannt auf das Bild von Conan Edogawa.

„Tja… nun bin ich am Zug.“
 


 

Haido, ehemaliges Bürogebäude des Aonuma-Konzerns – Provisorisches Hauptquartier des FBIs in Japan
 

„Wie lange schon?“, fragte James den Agenten am Computer.

Dieser wertete gerade die Daten aus.

„Eine Stunde. Ich schätze das muss ihr Hauptquartier sein.“, sagte er.

James nickte und sah zu Jodie und Akai. Letzterer ließ sich nichts anmerken, doch Jodie wirkte zuversichtlich.

„Was haben wir über dieses Gebäude?“, wollte James wissen.

Der Agent am Computer fuhr über einen Stadtplan und summte das Gebäude heran. Er gab die Adresse ein und sämtliche Daten erschienen.

„Es handelt sich um ein Firmengebäude am Rande von Shinjuku. Industrieviertel. Laut den Angaben beschäftigt sich der Konzern mit der Erforschung und Vermarktung pharmazeutischer Produkte.“, gab er preis.

James brummte nachdenklich.

„Kennen wir die Person die dieses Unternehmen leitet?“, wollte er wissen.

Der Agent nickte und öffnete die Homepage der Firma. Vor ihnen erschien das Bild eines älteren Mannes mit Brille. Sein Haaransatz war weit zurück gewichen und Flecke hatten sich auf seiner Stirn gebildet.

„Der Name des Mannes lautet….“, begann der Agent, doch Jodie war schneller.

„Nicht nötig. Wir kennen diese Person.“, sagte sie atemlos.
 


 

Shinjuku – Büro des Präsidenten von Tokiwa- Pharmaceutics
 

Eisaku Tokiwa stand vor dem Schreibtisch seines Büros und starrte nachdenklich darauf. Ein paar Stifte, ein Telefon, ein Computer, ein Briefbeschwerer in Form dieses albernen Kamen Yaiba Superhelden. War das wirklich alles was er in seinem Leben bis jetzt zu Stande gebracht hatte? Er öffnete seine Schreibtischlade und betrachtete die ach so wichtigen Formulare und Verträge. Ja, er hatte eine beeindruckende Firma aufgebaut. Er hatte sich einen Namen gemacht, in der Welt der Medizin und in der, der Politik. Der trug den Titel eines Professors und war hoch angesehen. Nächste Woche würde er in die Position eines Ministers aufsteigen, ebenfalls ein Ziel an das er schon so lange gearbeitet hatte. Nur mit politischer Macht würde er sein Lebensziel effektiv umsetzen können. Phönix.

Das war der einzige Grund, warum er vor 50 Jahren die Organisation gegründet hatte.

Und nun war er ein alter Mann, gezeichnet von den Strapazen des Alltags.

Ein Klopfen an der Tür, er drehte sich zu ihr um.

Eine blonde Frau betrat das Büro, es gelang ihr stets ein Lächeln auf die Lippen des alten Mannes zu zaubern.

„Sharon.“, sagte er und spürte wie neue Kraft in ihn strömte.

Wermut ging auf ihn zu und legte ihre Arme um ihn, wie um einen Liebhaber.

„Wieso hast du mir nichts gesagt? Von diesem Detektiv, meine ich.“, begann sie nun.

Tokiwa wehrte ab.

„Das ist nichts, was dich beschäftigen sollte.“, sagte er entschieden.

Doch Wermut gab nicht so schnell auf.

„Aber du hast mich doch immerhin auf diese Wissenschaftlerin, Sherry angesetzt, richtig?“, rief sie ihm ins Gedächtnis.

Tokiwa nickte zustimmend.

„Das stimmt, aber… du hast sie nie gefunden, richtig?“, fragte er nun mit einem Hauch von Misstrauen.

Wermut ließ ihn los und ging im Büro umher.

„Wer hätte denn denken können, dass sie sich in ein Kind verwandelt hat? Das klingt abenteuerlich und nach Fantasie. Ich konnte lediglich herausfinden, dass das FBI ein Auge auf sie hatte.“, erzählte sie.

Tokiwa verschränkte die Arme.

„Bourbon ist es gelungen. Und sein Verstand war logischer und analytischer als unserer. Was sagt das über uns aus?“, fragte er kritisch.

Wermut sah ihn durchdringend an.

„Es ist wegen Phönix, nicht wahr? Was hast du mit den beiden vor?“, wollte sie wissen.

Tokiwa drehte sich von ihr weg.

„Diese beiden jungen Leute… werden eine neue Zukunft für Japan ebenen.“
 

Teil 2

Schachmatt
 

Beika – Haus von Shinichi Kudo
 

Er würde einmal ein schlechter Vater werden, das wusste er. Subaru Okiya öffnete den Schrank und stellte enttäuscht fest, dass sein Bourbonvorrat aufgebraucht war. Dabei hätte er sich doch extra einen zur Feier des Tages gönnen können, oder? Schließlich hatten sie einen großen Erfolg erzielt. Conan hatte es natürlich nicht ausgehalten und war sofort zur FBI-Zentrale gefahren. Okiya hatte nur noch gesehen wie der rote Mercedes abgedüst war. Aber wie kam er jetzt überhaupt auf diese Vater-Nummer? Conan war alles andere als ein Kind.

Unwillkürlich musste er wieder an Hidemi denken. Würde der Sieg über die Organisation ihn wirklich befriedigen? Hidemi würde es nicht zurückbringen. Er trauerte, und das seit dem Moment, als Conan ihm berichtet hatte was ihr gestoßen war. Auf dem Dach des Haido City Hotels ermahnte Conan Agent Akai nicht zuschießen, da Bourbon Akemi Miyano auf dem Gewissen hatte. Der FBI-Agent hatte wahrscheinlich nicht einmal daran gedacht, um die Mission nicht zu gefährden. Doch Subaru hatte mit sich ringen müssen, nicht Bourbons verkommenes Gehirn wegzupusten. Was war der Unterschied zwischen ihm und Akai? Das wollte er ihn fragen als er ihn gestern über seinen Weggang aus Japan ausquetschte. Wie konnte er die Person die er liebte nur zurücklassen? Akai hatte ihm keine Antwort gegeben, Subaru wusste ohnehin nicht, ob sie befriedigend ausgefallen wäre. Aber worüber beschwerte er sich? In wiefern hatten sich seine Aktionen von der des FBI-Agenten unterschieden? Hatte Hidemi nicht ebenfalls alleine gelassen? Allein in dieser schwarzen, dunklen Welt? Gut, im Gegensatz zu Akemi Miyano war es ihr Job gewesen, sie tat es für die CIA. Aber war Subaru wirklich für sie da gewesen? Er wusste es nicht. Im nächsten Moment wurde ihm klar, dass nicht einmal er selbst richtig da war. Er stand vor einem Spiegel und der Schock seines Lebens erwartete ihn. Wie konnte seine Aufmerksamkeit so schwinden? Er hatte nicht bemerkt wie die Person heimlich das Haus betreten hatte und nun mit einer Waffe auf ihn zielte. Er kannte die Frau. Das erste Mal hatte er sie im Einkaufscenter gesehen, genauer gesagt im Gebäude gegenüber. Sie hatte ihre AK-47 in den Händen und wartete auf den Einsatzbefehl. Es war die Scharfschützin der Organisation. Chianti. Sollte er sich umdrehen und wehren? Es wäre vermutlich zu spät gewesen. Dann spürte er einen Schlag auf den Hinterkopf, der mit Chiantis Waffe ausgeführt worden war. Er fiel zu Boden und drohte bewusstlos zu werden. Warum? Warum hatte sie ihn nicht erschossen? Laut Hidemi war sie eine Psychopathin, also warum? Dann fiel es ihm ein. Ein Schuss wäre zu laut gewesen für das, was sie und ihre Komplizen vorhatten. Mit unglaublicher Wut starrte er durch das Fenster zum Haus nebenan. Er hatte Conan versprechen müssen stets ein Auge auf seine Freundin zu haben und sie zu beschützen. Genau dasselbe hatte er auch Hidemi geschworen. Beide Male schien daraus nichts zu werden. Was war er nur für ein Versager?
 

Beika – Haus von Hiroshi Agasa
 

Shiho legte die Bänder beiseite und verstaute sie wieder im Schrank. Es hatte ihr gut getan die Stimme ihrer Mutter zu hören. Sie trabte die Treppe zum Wohnzimmer hinunter, bis ihr einfiel, dass der Professor einkaufen gegangen war. Also schritt sie in die Küche und bereitete etwas Tee zu. Sie kehrte samt Tasse ins Wohnzimmer zurück, bis sie plötzlich ein knackendes Geräusch vernahm. Kam das von der Terrassentür? Hatte der Professor schon wieder seine Schlüssel vergessen? Shiho seufzte und setzte sich in Bewegung um ihm die Tür zu öffnen.

Dann das Gefühl. Sie konnte die Person die einzudringen versuchte nicht sehen und wurde bis jetzt auch nicht gesehen. Dennoch war da dieses Gefühl. Ein dunkler Schleier legte sich über sie, der drohte sie zu erdrücken. Dann wusste sie es. Jemand von der Organisation war hier, daran bestand kein Zweifel. Sie hatten sie gefunden, nach all dieser langen Zeit des Versteckens. Oh Gott, zum Glück war der Professor nicht hier! Shiho hätte es sich niemals verziehen wenn ihm etwas zugestoßen wäre. Doch was war mit ihr? Würde es ihr genauso ergehen wie ihrer Schwester? Kudo war zu spät gekommen um diese zu retten, würde das bei ihr auch der Fall sein? Wo war Kudo nur? Sie wünschte sich, dass er jetzt hier wäre, hier bei ihr. Warum war er es nicht? Machte er sich keine Sorgen um sie? Bedeutete sie ihm gar nichts? Ihr bedeutete er etwas, auch wenn das in Kürze keine Rolle mehr spielen dürfte. Es rüttelte an der Haustür und Shiho konnte nur noch nach oben rennen. Hastig flitzte sie die Treppe hinauf und verriegelte die Tür zu ihrem Zimmer. Sie wollte durchs Fenster, doch es war zu tief. Besonders als Kind würde sie sich beide Beine brechen, dann wäre sie leichte Beute. Ihr blieb keine Wahl als sich in dem stämmigen Wandschrank zu verstecken. Sie öffnete ihn und vergrub sich unter all den Klamotten. Dann schloss sie die Schranktür. Doch sie hatte einen Fehler begangen. Indem sie die Zimmertür abgeschlossen hatte wussten die Eindringlinge, dass jemand zu Hause war. Verdammt! Sie musste raus und wieder aufschließen. Doch es war zu spät. Jemand unternahm bereits erste Versuche die Tür aufzubrechen, schließlich wurde das Problem mit einem Schuss beseitigt. Shiho zuckte zusammen, das Geräusch war laut und angsteinflößend. Jemand durchsuchte das Zimmer, es war nur eine Frage der Zeit bis man sie fand. Doch sie konnte nichts tun, nur sich immer mehr verkriechen. Dann wurde die Schranktür aufgezogen und eine eisige Hand griff nach ihr. Sie presste sich auf ihren Mund, die andere umschlang ihren kleinen, schmählichen Körper und hob sie hoch. Sie sah in die Augen des Mannes der ihr ihre Schwester genommen und so viel böses angerichtet hatte. Gin.

Gierig funkelte er sie an, als könne er sein Glück sie endlich gefunden zu haben noch gar nicht begreifen. Sein Gesicht fuhr näher an ihres und grinste sie teuflisch an.

„Endlich habe ich dich wieder. Sherry.“
 

Haido, ehemaliges Bürogebäude des Aonuma-Konzerns – Provisorisches Hauptquartier des FBIs in Japan
 

„Eisaku Tokiwa?“, fragte Conan ungläubig. Doch Jodie bestätigte es ihm ein zweites Mal.

„Es macht Sinn wenn man darüber nachdenkt. Tokiwa besitzt die Ressourcen und den nötigen Einfluss. Auch seine Kandidatur passt zu den Ambitionen der Organisation.“

Conan verfiel wieder in seine übliche Starre. Deswegen also der Anschlag auf Domon, er war der einzige ernstzunehmende Gegner für Tokiwas Kandidatur gewesen.

„Wie verläuft die Hintergrund-Analyse und die Stichworteingabe?“, fragte James den Analytiker vor ihm.

„Ein Treffer in Zusammenhang mit Kenzo Masuyama. Mehrere Spenden und Treffen wurden protokolliert.“

Conan benutzte seine rechte Hand um sein Kinn abzustützen. Labore, Zugang zu einer großen Anzahl an Rechnern. Es passte alles zusammen. Es waren immer noch Fragen offen, dennoch war sich der geschrumpfte Detektiv sicher endlich den Mann gefunden zu haben den er bereits so lange gesucht hatte.

James hatte zu telefonieren begonnen und wirkte äußerst ernst.

„Odagiri-san, wir kennen nun den Standort der Gruppierung, jedoch sind wir auf die Hilfe der japanischen Polizei angewiesen.“, teilte er ihm mit.

Zur selben Zeit erklang auch Conans Telefon. Er wusste im ersten Moment nicht um welches von beiden es sich handelte, doch als er auf das Display guckte, spielte es keine Rolle mehr. Es war der Name von Professor Agasa und Conan fragte sich was er gerade jetzt von ihm wollte. Er nahm das Gespräch an, doch es gelang ihm nicht ein einziges Wort zu formulieren.

„Shinichi! Es ist schrecklich! Ich kann es nicht glauben!“

Die Stimme des alten Mannes wirkte gehetzt und panisch. Es musste etwas Schreckliches passiert sein.

„Professor, beruhigen Sie sich! Erzählen Sie mir alles von Anfang an!“, bat Conan eindringlichste.

Doch das war leichter gesagt als getan. Er hatte noch nie solch eine Angst in der Stimme seines alten Freundes wahrgenommen.

„Shinichi so hör doch! Sie haben sie! Sie haben Ai-kun!“
 

Beika – 100 Meter von Hiroshi Agasas Haus entfernt
 

Chianti kaute auf einem Kaugummi herum, Gin hatte ihr einmal eine Zigarette hingehalten, doch sie hatte abgelehnt. Sie glaubte nicht daran, dass es ihr helfen würde ihre Nervosität zu bekämpfen. Es war ein euphorisches Gefühl gewesen Bourbon ein Loch in seinen Kopf zu schießen. Ja, er war einer von ihnen gewesen, aber spielte das eine Rolle? Nicht für sie. Verflucht sie brauchte ihren nächsten Schuss! Wieso hatte sie diesen Agenten im Haus nebenan nicht töten dürfen? Sie biss sich auf die Unterlippe und hoffe wenigstens gleich etwas vor die Flinte zu bekommen. Und da war er bereits. Vor einem halben Jahr hatte sie ihn bereits schon einmal im Fadenkreuz ihrer AK-47 gehabt, doch dann wurde die Aktion von Shuichi Akai ruiniert. Der kleine Junge sollte in Wirklichkeit 17, oder 18 Jahre alt sein? Unvorstellbar. Doch Gin hatte es ihr bestätigt. Doch eines war äußerst seltsam und es beschäftigte sie. Sherry, der Verräterin der Organisation war es ähnlich ergangen, Chianti hatte selbst mitangesehen wie Gin und Vodka die gerade einmal 8 jährige betäubt und auf den Rücksitz des Porsches verfrachtet hatten. Und sie glaubte mitbekommen zu haben, dass Anokata die beiden für besondere Zwecke benötigte. Hatte sie sich verhört? Wenn nicht, wieso hatte ihr Gin dann den Auftrag erteilt den jungen Detektiv zu beseitigen? Sollte er nicht auch gefangen genommen werden? Oder handelte es sich wieder um eine von Gins spontanen Entschlüssen, wie damals als er Kir dazu benutzte um Shuichi Akai zum Raiha-Pass zu bestellen? Oder erst vor einigen Tagen als er die alleinige Verantwortung übernahm und Bourbon ausschalten ließ. Doch Anokata war stets einverstanden gewesen und Gin hatte sie vor den Konsequenzen ferngehalten. Sie brauchte sich also im Grunde keine Sorgen zu machen, wenn ein Kopf rollte, dann der von ihm. Und wenn sie ehrlich war… wollte sie gar nicht länger darüber nachdenken. Sie wollte töten, und es würde nicht mehr lange dauern, bis ihr Trieb befriedigt werden würde. Und da war er!

Der Junge, der eigentlich Shinichi Kudo war benutzte ein Skateboard um die Straße herunter zu düsen. Er war zu schnell, dass Chianti ihn treffen konnte, doch nun hielt er an und ein korpulenter, alter Mann spurtete aus dem Haus. Chianti hatte vorhin beobachtet wie er völlig aufgelöst durchs Haus gerannt und nach dem kleinen Mädchen gesucht hatte. Am liebsten hätte sie ihn bereits da erschossen, doch sie brauchte ihn um den Detektiv hierher zu locken. Jetzt hingegen hielt sie nichts mehr. Der kleine Detektiv stand vor dem Greis und redete wild auf ihn ein. Das Fadenkreuz wechselte ständig zwischen den beiden Opfern hin und her. Wen sollte sie zuerst töten? Der alte Mann gab eindeutig das bessere Ziel ab, doch der Junge könnte einen Fluchtversuch unternehmen. Er war klein und flink. Dennoch entschied sie sich für ihn, da sie immer noch Gins Befehl auszuführen hatte. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Sie legte ihren Finger um den Abzug und grinste spöttisch.

„Bye bye, kleiner Detektiv.“, raunte sie, bis sie ein Geräusch hinter sich wahrnahm.

Es war das Entsichern einer Waffe. Sie benutzte den Seitenspiegel ihrer AK-47 um zu sehen was hinter ihrem Rücken vorging. Dann erkannte sie sie.

Die blonde Frau, die bereits für den Tod zweier Personen verantwortlich war, die ihr viel bedeutet hatten. Und jetzt auch… für ihren?

„Bye bye.“, sagte Wermut und drückte dann ab. Die Kugel drang in Chiantis Kopf ein und ließ sie leblos zu Boden fallen.

Dann steckte Wermut die Waffe wieder ein und sah zu den beiden vermeintlichen Opfern hinüber.

„Ich denke… lange werde ich dich nicht mehr beschützen können, Cool Guy. Es wird Zeit… dass du selbst erwachsen wirst.“
 

Beika – Haus von Hiroshi Agasa
 

„Sie sollten doch nicht heraus kommen! Das könnte eine Falle sein!“, schnauzte Conan den Professor an.

Er reckte seinen Kopf in die Höhe und ließ seinen Blick schweifen. Vielleicht lauerte irgendwo ein versteckter Agent oder ein Scharfschütze.

Was war dieses Geräusch in der Ferne? Ein Schuss? Oder nur ein geplatzter Reifen? Verdammt, er durfte sich jetzt nicht verrückt machen, er musste klar denken! Zusammen mit Agasa betrat er das Haus und wertete die Spuren aus. Es waren zwei gewesen, einer brach die Vordertür auf, einer die Hintertür. Auf der Terrasse fand er eine Zigarette, doch Agasa würde so ein Ding niemals anrühren. Vodka! Es konnte nicht anders sein. Gin rauchte zwar auch, aber er wäre nie so vergesslich und würde eine Zigarette mit seiner DNA liegen lassen. Conan erinnerte sich an dessen Anruf bei Professor Hirota, oder als Vodka fast seine Fingerabdrücke auf den Resten der CD von Itakura zurückließ, die ihn weitergebracht hätten. Ja, Vodka machte Fehler, doch Gin war immer da um sie auszubügeln. Hier war allerdings alles sehr schnell von Statten gegangen. Auch die Tür zu Shihos Zimmer war aufgebrochen worden, von hier wurde sie also entführt.

Verflixt, auf ihrem Bett lag ihr Detektivabzeichen. So konnte er sie also ebenfalls nicht finden.

„Shinichi, wir müssen sie finden!“, sagte Agasa unnötigerweise, als ob der geschrumpfte Detektiv das nicht selbst gewusst hätte.

Dann ein Anruf. Er kam nicht von einem seiner Handy, sondern vom Hausapparat des Professors. Hastig eilte er nach unten und nahm sofort ab.

Kurze Zeit stille, scheinbar wartete der Anruf darauf, dass sich Conan zuerst meldete.

„Sie sind… einer von Ihnen, richtig?“, fragte er scharf.

Ein heiseres und arrogantes Lachen war die Folge.

„Ich hatte dir meine Rache doch angekündigt, Shinichi Kudo.“

Conan schluckte. Die Stimme war ihm nicht fremd, nein er hatte sie heute Vormittag bereits einmal gehört. Es war die Nummer 2 der Organisation, Scotch.

„Sie… Sie haben Haibara, richtig? Ich meine… Shiho Miyano!“, brüllte er in den Hörer.

Das Lachen wollte nicht enden.

„Willst du sie zurück? Nenne dir gerne den Ort an dem du sie abholen kannst.“, bot der skrupellose Verbrecher an.

Conan ballte mit der linken Hand eine Faust.

„Wo?!“, ließ seine Wut nicht nach.

Scotch schnalzte mit der Zunge.

„Ich wusste doch, dass du ein braver Junge bist. Haido, Industrieviertel, Lagerhalle 76R.“ In einer Stunde.“, sagte Scotch ernst und legte dann auf.

Agasa hatte alles mitangehört und starrte seinen langjährigen Freund zweifelnd an.

„Du… willst dort doch nicht hin, oder? Das ist bestimmt eine Falle!“, stand für ihn fest.

Conan hingegen schüttelte vehement den Kopf.

„Nein, es ist offensichtlich eine Falle. Und ich bezweifle auch, dass sich Haibara dort befindet. Aber Scotch tut es, und er ist der einzige der weiß wo wir sie finden. Ich muss da hin!“

Agasa packte ihn an den Schultern und rüttelte ihn heftig.

„Wie stellst du dir das vor? Sie sind hinter dir her, du würdest ihnen direkt in die Arme laufen!“, warnte er ihn.

Conan hatte jedoch wieder zu seiner Coolness zurück gefunden.

„Sie haben recht. Conan Edogawas Auftauchen dort wäre reiner Selbstmord. Doch ich kenne eine andere Person, mit der Scotch bestimmt nicht rechnet.“, sagte er verschwörerisch.
 

Beika – Detektei Mori
 

„Sie sind vom FBI? Kann es sein… dass Sie hier jemanden kennen gelernt haben?“, fragte Sonoko mit errötetem Gesicht.

Ran erinnerte sich gut an diesen Moment. Es war der Morgen nach der Entführung gewesen. Erst hielt sie Jodie-sensei für die Täterin nachdem sie in ihrer Wohnung Bilder von Conan, Ai und auch Shinichi entdeckt hatte. Doch im Gegenteil, sie war eine Polizistin gewesen, mehr noch, sie war vom FBI. Wie der schwarz gekleidete Mann, denn sie erst in New York, dann vor dieser Telefonzelle und schließlich vorhin auf der Straße gesehen hatte. Ein Zufall? Zwei FBI-Agenten in Japan? Die Motive des Mannes kannte sie nicht, Jodie-sensei wollte hier Urlaub machen, doch wie kam man dabei auf die Idee gleichzeitig an einer Oberschule zu unterrichten? War das so einfach möglich? Oder hatte jemand interveniert? Als sie ihre Lehrerin zusammen mit Sonoko im Krankenhaus aufsuchte, meinte diese sie wollte wieder abreisen, doch sie hatte gelogen. Das wusste Ran bewusst, als sie die nette Amerikanerin im Einkaufscenter wieder traf. Und er ältere Mann, der auch vom FBI war? Ein Freund von ihr? Und was war mit diesem grimmig wirkenden Kerl, wie hatte sie ihn genannt? Camel? Was hatten sie im Einkaufscenter zu suchen? Ran traf einige Wochen erneut auf ihn, als sie als Zeugin zwischen dem Wettstreit zwischen Heiji und Shinichi wurde, als ein Mann in einem Restaurant getötet wurde. Seine Präsenz musste auch bedeuten, dass Jodie-sensei noch immer in Japan war und etwas vor sich ging, das sie nicht begriff. Irgendjemand spielte hier mit ihr, doch wer? Jodie-sensei? Hatte sie ihre Arbeit hergeführt und keine privaten Angelegenheiten? Was war mit Shinichi? Jodie-sensei bewahrte Fotos von ihm auf, eines davon stammte vom Schulfest. Steckten die beiden unter einer Decke? Hatte Shinichi etwa einen Fall für das FBI übernommen? War er deswegen so lange weg? Sie wusste, dass es nur eine Person gab die ihr das beantworten konnte. Sie suchte die Nummer von Jodie-sensei heraus und begann zu wählen.

„Die Nummer die Sie gewählt haben ist momentan nicht in Betrieb, wir bitten um Verständnis.“

Was hatte das zu bedeuten? War Jodie doch wieder in Amerika? Verflucht, wenn konnte sie sonst noch fragen, wenn nicht die FBI-Agentin? Dann ging ihr ein Licht auf. Eine Person konnte ihr bestimmt detailliert erklären was hier vor sich ging und wo Shinichi wirklich war.

Sie schnappte sich ihre Jacke und wollte zur Tür hinaus. Dann prallte sie jedoch mit einem Mann zusammen, der gerade herein wollte.

„Hey…“, protestierte Kogoro Mori empört.

Ran entschuldigte sich kurz und wollte weiter. Dann machte sie jedoch noch einmal kehrt um den Privatdetektiv einzusammeln.

„Paps, du kommst am besten mit! Wenn er nicht reden will, musst du deine detektivischen Künste spielen lassen!“, entschied sie.

Kogoro Mori sah sie verwirrt an.

„Hey, wovon sprichst du da eigentlich?“, verstand er die Welt nicht mehr.
 

Haido - Industrieviertel, Lagerhalle 76R.
 

War er naiv zu glauben, den berühmten Schülerdetektiv Shinichi Kudo so einfach in die Falle locken zu können? Was hinderte ihn daran, nicht einfach das gesamte FBI und die Polizei auf ihn zu hetzen? Scotch wäre von Dutzenden Beamten umstellt, seine Bemühungen auf dem Dach des Polizeihauptquartiers wären umsonst gewesen. Nein, er wusste, dass sein Gegner dies niemals tun würde. Er würde das Leben eines Verbündeten nicht so mir nichts dir nichts auf Spiel setzen. Er nahm sein Funkgerät zur Hand und kontaktierte seine zwei Leute, die auf den zwei Häusern neben dem Lagerhaus Stellung bezogen hatten.

„Absinth, wie sieht es an der Nordseite aus?“, wollte er wissen.

Der Komplize meldete sich unverzüglich.

„Die Zielperson ist noch nicht in Sicht.“

Scotch knirschte mit den Zähnen.

„Solera, irgendeine Regung, oder Anzeichen von Polizei?“, fragte er seinen zweiten Mann.

„Keine Regung!“, verneinte dieser.

Scotch wollte den Funkkontakt gerade unterbrechen, bis sich einer seiner Leute nochmals meldete.

„Hier Absinth, jemand geht direkt auf die Lagerhalle zu!“, entgegnete er.

Scotch zuckte zusammen.

„Wie viele? Sind es mehrere?“

Doch sein Komplize verneinte. Laut ihm handle es sich um eine einzige Person.

„Ist es ein kleiner Junge, mit Brille?“, war seine nächste Frage.

„Negativ.“, kam es von Absinth.

„Es ist zwar ein Junge, doch er trägt weder eine Brille, doch würde ich ihn als klein beschreiben. Er wirkt wie ein Oberschüler auf mich.“, berichtete er so detailliert er konnte.

Scotchs Stirn zog sich in Falten. Ein Oberschüler? Kudo war ein Oberschüler, dich aufgrund seines momentanen Zustandes kam er nicht in Frage.

„Passieren lassen.“, erwiderte er gegenüber seinen Leuten und betastete die Smith & Wesson in seinem Hosenbund.

Egal wer da auch kommen würde, er würde es zutiefst bereuen. Es dauerte 2 Minuten, dann wurde die schwere Tür des Lagerraum aufgeschoben und ein Schatten betrat das Innere. Scotch zog seine Waffe und hielt sie dem Eindringling entgegen. Er schnellte nach vorne um das Licht von draußen zu nutzen, um die Person so besser erkennen zu können. Die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Es war tatsächlich ein Jugendlicher, vielleicht 17 oder 18. Er trug lässige Klamotten und hatte die Hände in seinen Hosentaschen verstaut. Obwohl er bewaffnet war, grinste er Scotch frech entgegen. Es bestand keinerlei Zweifel mehr.

Vor ihm stand die Person die er erwartet hatte, wenn auch nicht in der Form, die er sich vorgestellt hatte.

Die Person vor ihm war Shinichi Kudo. Doch warum hatte er plötzlich seine alte Form wieder erlangt? War es Sherry vor ihrer Entführung doch noch gelungen ein Gegengift herzustellen? Gut, ihm konnte das egal sein. Tokiwa wollte ihn und er würde ihn bekommen.

„Hände nach oben!“, befahl Scotch streng.

Shinichi folgte und trat näher.

„Stopp! Fünf Schritte nach links, und dann keine Bewegung.“, ordnete er an und er Detektiv leistete keinen Widerstand.

„Shiho ist nicht wirklich hier, oder? Wo befindet sie sich?“, fragte er, ohne jede Spur von Angst. Scotch wusste nicht ob er ihn dafür respektieren oder sich über ihn totlachen sollte. Seine Überheblichkeit würde ihn den Kopf kosten, zu seinem Glück aber erst wenn sein Boss mit ihm fertig war.

„Nein, unsere liebe Sherry ist nicht hier, Gin spielt im Moment mit ihr.“, verriet er.

Shinichi verengte die Augen.

„Wo bringt er sie hin? Zu Ihrem Hauptquartier?“, fragte er scharf.

Scotch nickte schließlich. In der Tat, mal sehen ob sie bereits in unserer Obhut ist.“, grinste er und zückte sein Handy. Er telefonierte einige Sekunden, dann verwandelte sich seine Miene in etwas schwer Interpretierbares.

„Verflucht! Dieser verdammte Gin, kann es nicht lassen.“

Shinichi bewegte sich keinen Zentimeter, scheinbar hatte er bereits aufgegeben.

„Was ist los? Was hat Gin angestellt?“, fragte er und hoffte Scotch würde ihm diese Information geben.

Dieser wirkte äußerst sauer, Shinichi und er besaßen beide eine Person die sie nicht leiden konnten, vielleicht reichte das, damit Scotch mit der Information herausrückte.

„Dieser Hurensohn hätte bereits bei unserem Hauptquartier ankommen sollen, zusammen mit dem Mädchen. Doch scheinbar treibt er wieder einmal sein eigenes Spiel und ich darf die Konsequenzen tragen!“

Shinichi sah zum Eingang, doch da war nichts.

„Wird er ihr etwas antun? Zu welchem Ort könnte er sie sonst bringen?“, versuchte er weiterhin sein Glück.

Scotch lachte laut los.

„Will mir der Herr Detektiv behilflich sein? Danke, deine Hilfe wird nicht benötigt. Ich werde dich zu unserem Hauptquartier mitnehmen und auch Gin ausfindig machen. Dann überredete ich Anokata endlich ihn aufzugeben, dann werde ich an einem einzigen Tag eine gewaltige Menge an Problemen aus. Eine Menge Fliegen mit einer Klappe erschlagen!“

Auch Shinichis Miene zeigte eine gewisse Form von Erheiterung.

„Sie meinen… zum Firmengebäude von Tokiwa-Pharmaceutics? Und Ihrem Boss Tokiwa… Eisaku-san?“, fragte er provozierend.

Nun wich jegliche Farbe aus Scotchs Gesicht. Woher? Woher kannte dieser Naseweiß die Identität ihres Bosses und den Standort des Hauptquartiers?

Shinichi wies nun auf seine Jacke, Scotch begriff erst nicht, doch dann wurde er leichenblass. Er kramte in seinen Sachen und fand schließlich auf die Zigarettenschachtel. Er durchsuchte sie und fand das Detektivabzeichen. Zu spät. Lange zu spät.

„Du verdammter…“, murmelte er panisch und zog sein Handy. Er musste seine Leute informieren, bevor es zu spät war. Nein! Das durfte einfach nicht wahr sein.

„Ich fürchte ich kann nicht zulassen, dass Sie Ihre Komplizen davon in Kenntnis setzen.“, sagte Shinichi eisern.

Scotch funkelte ihn hasserfüllt an.

„Achja? Und wie willst du mich daran hindern?“, fragte trotzig.

Shinichi lachte unvermittelt los.

„Ich? Gar nicht. Aber der Kleine, dort drüben.“, erwiderte er und zeigte Richtung Eingang. Scotch wandte seinen Blick, doch es war zu spät. Etwas kam angeflogen, es war groß und rund. War das… ein Fußball? Nein dieser Gedanke war irrsinnig? Aber wahr…

Der Ball traf hart Scotchs Gesicht und warf ihn meterweit zurück. Er war vollkommen perplex, trotzdem versuchte er nach seiner Waffe zu greifen. Doch jemand trat sie weg, es war die Person die ihn verletzt hatte. Seine Augen hatten etwas abbekommen, dennoch versuchte er denjenigen zu erkennen. Es war… ein Junge! Gerade einmal 7 Jahre und er trug eine Brille. triumphierend blickte er auf ihn herab. Scotch wollte es nicht wahrhaben. Über ihm stand Conan Edogawa.

„Aber… das dort ist doch Shinichi Kudo!“, schrie er was seine letzte Kraft hergab.

Conan sah zu seinem erwachsenen Ebenbild, welches nur breit grinste.

„Tja, da haben Sie recht. Ich bin der Meisterdetektiv Shinichi Kudo. Allerdings bin ich auch recht arrogant und selbstgerecht. Ich drücke mich immer vage aus, und schaffe es nicht einmal meiner Freundin zu sagen was ich für sie empfinde.“, begann er seltsam zu reden.

„Hey…“, bremste ihn Conan nun.

Shinichi streckte ihm die Zunge heraus.

„Aber trotz allem… bin ich nichts im Vergleich zum besten Detektiv unter der Sonne. Dem unübertreffbaren Genie der Kansai-Region! Hattori Heiji-sama!“, vollführte er eine Verbeugung und begann dann damit die Maske abzunehmen. Darunter kam das Gesicht eines braungebrannten Jungen zum Vorschein. Auch der Kragen wurde gelüftet, dahinter befand sich eine Art Fliege, die man sie nur von Smokings her kannte. Er sprach nun mit Conan und besaß einen starken Kansai-Dialekt.

„Was zum…“, stammelte Scotch vor sich hin.

Beide grinsten ihn siegessicher an.

„Ach Sie kannten meinen Freund Heiji noch gar nicht? Ihr rief letzte Nacht an, als ich erschöpft nach Hause kam. Er war sehr besorgt und wollte kommen um mich zu unterstützen. Erst wimmelte ich ihn ab, da es nichts gab, was er tun konnte. Doch das änderte, als ich heute am frühen Nachmittag überraschend Besuch von meinen Eltern erhalten habe. Sie müssen wissen, meine Mutter ist nicht nut eine begnadete Schauspielerin, sondern auch eine großartige Maskenbildnerin. Sie hatte sogar denselben Lehrer wie eine Ihrer Komplizen. Sharon Vinyard, der Name sagt Ihnen doch etwas, oder? Es war eine glückliche Fügung, dass Hattori kurz nach ihrem Anruf eintraf und ich diesen Plan entwerfen konnte.“, erklärte er jede Einzelheit.

Scotch streckte seine zittrige Hand in Richtung des Funkgeräts aus.

„Ah, wenn Sie Ihre Leute kontaktieren wollen, dürfte das schwer werden. Einer davon macht gerade ein Nickerchen und der andere….“

„…wurde entwaffnet und gut gefesselt.“, sagte eine weitere Stimme.

Ein Mann betrat die Lagerhalle, er war auch auf dem Dach gewesen und Scotch hatte ihn in Bourbons Aufzeichnungen gefunden. Sein Name war Subaru Okiya.

„Agent Okiya, dürfte ich Sie bitten ihn festzunehmen?“, fragte Conan in charmanten Ton und der CIA-Agent folgte sofort. Immerhin hatte er einiges wieder gut zu machen, schließlich konnte Gin Shiho nur wegen ihm entführen.

Dieser drehte Scotch um und legte ihm Handschellen an.

„Und jetzt raus mit der Sprache! Wo könnte Gin mit ihr hin sein, wenn nicht zu Tokiwas Firmensitz!“, versuchte er die Nummer 2 der Organisation auszuquetschen.

„Fahrt doch zur Hölle!“, schrie Scotch schmerzend und alle Anwesenden wussten, dass sie nichts mehr aus ihm herausholen würden.

„Was sollen wir jetzt tun, Kudo?“, fragte Heiji besorgt. Doch dieser schien bereits weiter zu wissen.

„Ich muss noch etwas erledigen. Bitte hilf Subaru-san die Verbrecher zu sichern, bis das FBI hier eintrifft. Danach informiere meinen Vater über alles.“, bat er seinen Freund und begann dann loszulaufen.

„Hey Kudo!“, konnte Heiji seinen Freund nicht mehr stoppen.
 

Teil 3

Sherry
 

Shinjuku – Verlassenes Laboratorium
 

Vodka schwitzte und das lag bestimmt nicht an dem schwülen Wetter. Sie sollten nicht hier sein, es war nicht richtig. Er starrte der Person in die Augen, der sie schon so lange auf der Spur waren. Sherry war bei Bewusstsein, doch es war keinerlei Angst in ihren Augen zu erkennen. War es die Erkenntnis? Wusste sie, was auf sie zusteuerte und hatte es akzeptiert? Ihren eigenen Tod? Gin stand direkt neben ihr, seit sie aufgewacht war, hatte niemand von ihnen etwas gesagt. Doch Vodka wusste, dass es eine Menge gab, das sein Partner dem Mädchen sagen wollte.

„Aniki…“, begann er, wurde dann aber blass, als dieser seine Waffe auf ihn richtete. Er starrte direkt in den Lauf von Gins Berreta.

„Vodka, du hast inzwischen vermutlich mitbekommen, dass ich nicht vorhabe, Sherry dem alten Sack auszuliefern. Hast du… ein Problem damit?“, fragte er mit funkelnden Augen.

Vodka schluckte schwer. Er hatte ihn bereits öfters mit der Waffe bedroht, jedoch nur um ihn zu maßregeln. Doch heute war alles anders. Heute ging es einzig und allein um Loyalität. Würde er seinem Partner treu folgen und seinen Boss, Anokata verraten? Welche Wahl blieb ihm? Entschied er sich für die Organisation, waren seine Tage gezählt. Aber wenn er heute überlebte würde Tokiwa ihn und Gin für ihren Verrat beseitigen lassen.

„Aber Aniki! Stand ich bis jetzt nicht immer loyal zu dir? Zugegeben, ich hätte es besser gefunden, wenn du mich eingeweiht hättest, aber wie lange sind wir schon Partner? 4 Jahre? Du weißt, dass du auf mich zählen kannst, oder?“, gab er sein bestes um sich aus der Situation zu winden.

Gin musterte ihn und senkte dann die Waffe. Dann kniete er sich hin und holte etwas aus seinem Mantel. Es handelte sich um eine Spitze die er jetzt am Handgelenk von Sherry ansetzte. Das Mädchen wehrte sich nicht, innerlich schien sie bereits aufgegeben zu haben.

„Ist das… Gift?“, wollte Vodka wissen, doch Gin antwortete ihm nicht.

Sherry wurde nach kurzer Zeit bewusstlos und er begann sie zu fesseln.

„Das wirst du schon noch früh genug erfahren, jetzt folge mir.“, bat er seinen Partner.

Unsicherheit stieg in Vodka auf. War das, was sie hier taten wirklich in Ordnung?
 


 

Beika – Dach des historischen Museums
 

Conan hatte keine Ahnung ob es funktionierte. Er hatte es noch nie ausprobiert oder untersucht. Was im Prinzip lächerlich war. Professor Agasa hätte das kleine Gerät leicht aufschreiben und untersuchen können. Es war ein Transmitter, soviel wusste der kleine Detektiv. Möglicherweise konnte man durch ihn seinen Besitzer zurückverfolgen. Doch Conan hatte es einfach nicht gekonnt. Und zwar weil er ein Versprechen gegeben hatte. Und er würde es halten, schließlich wollte er etwas im Gegenzug. Die Geschehnisse nahmen kurz nach dem Fall bei der alten Dame Gestalt an, die sich selbst als Kogoro Moris größter Fan bezeichnet hatte. Der Fall an sich war gerade zu lächerlich gewesen, ein Doppelgänger des Privatdetektivs und ein Täter der keine Ahnung hatte wie man Beweise verschwinden ließ. Aber noch am selben Tag geriet er durch Sonoko an einen weiteren Fall, und kurze Zeit später in den Besitz des Transmitters. Und zwar hier im Museum. Er hatte ihn bereits nach dem Verlassen des Lagerhauses aktiviert und wartete nun hier auf seinen Besitzer. Bald erschien dieser und die Angelegenheit war binnen 15 Minuten erledigt.

Conan verließ das Gebäude wieder und wählte eine bestimmte Nummer. Eine weitere Person die ihm helfen sollte, sein Ziel zu erreichen.

„Ja?“, meldete sich eine raue Stimme.

„Akai-san, ich werde Ihre Hilfe benötigen.“, bat der den FBI-Agenten.
 

Shinjuku – Büro des Präsidenten von Tokiwa- Pharmaceutics
 

Wieso hatte er nichts von ihnen gehört? Von Gin hatte er so etwas erwartet, aber von Scotch? Er war immer verlässlich gewesen, bis auf diese Sache heute Morgen. War Gin etwa so weit gegangen und hatte Sherry beseitigt? Verdammt, dieser Kerl ruinierte seinen ganzen Plan. Nein, nicht nur seinen Plan, sein gesamtes Lebenswerk! Warum konnte Gin seine Ambitionen nicht verstehen? Dann klopfte es an der Tür.

Die beiden Agenten hinter ihm, guckten misstrauisch zum Eingang, und Eisaku Tokiwa war überrascht Gin in seinem Büro zu sehen.

„Du kommst spät.“, bemängelte er und erwartete eine Erklärung.

Gin war seine Arroganz ins Gesicht geschrieben.

„Was ist… Phönix?“, fragte er unverhohlen.

Tokiwa musterte ihn einen Moment, dann lehnte er sich in seinem Stuhl zurück.

„Nichts was dich etwas angehen dürfte.“, antwortete er scharf.

Gin fletschte beinahe die Zähne.

„Du wirst dich nie ändern, nicht wahr? Immer der alte Geheimniskrämer. Aufgrund deiner egoistischen Projekte hast du die gesamte Organisation in Gefahr gebracht.“, warf er ihm vor.

Tokiwa funkelte ihn böse an.

„Und was willst du jetzt tun? Meinen Platz einnehmen?“, erwiderte er amüsiert. Er formulierte es als Scherz und war umso überraschter, als Gin seine Berreta zog und auf ihn zielte. Sofort richteten auch die Agenten ihre Pistolen auf den Verräter.

Doch Tokiwa hob beide Hände, als Zeichen die Waffen zu senken. Die Agenten zögerten eine Weile, folgten dann aber dem Befehl ihres Bosses.

Gin spuckte zu Boden. Glaubte dieser alte Narr etwa, dass er nicht ernst machen würde?

„Du glaubst wirklich… ich könnte es nicht tun?“, hakte er nach.

Tokiwa schüttelte langsam den Kopf.

„Ich weiß, dass du es tun kannst. Ich kenne dich bereits dein ganzes Leben. Du bist kalt wie Eis und rücksichtslos wie nichts Vergleichbares. Du wirst es tun, wenn es das ist an das du glaubst. Und du weißt, dass ich meine Leute unmöglich anweisen kann auf dich zu schießen. Du verachtest das Leben, ich schätze es und tue alles um es zu erhalten. Auch wenn ich weiß, dass du die Organisation korrumpieren wirst, wünsche ich dir alles Glück.“

Mehr wollte Gin nicht hören und konnte es auch nicht.

Er schoss und die Kugel traf die Brust des alten Mannes. Blutend und starr sackte er zusammen. Die Agenten wollten reagieren, doch Gin bedrohte sie mit der Berreta.

„Ich werde euch nicht erschießen, aber seit keine Narren! Der Alte hat unser Ziel aus den Augen verloren und ihr wisst genau, dass ich sein legitimer Nachfolger bin. Zu langer war er an der Spitze, ohne die Schwarze Organisation wirklich voranzutreiben. Arbeitet für mich und ihr werdet es nicht bereuen.“, versuchte er sie zu überzeugen.

Die Agenten sahen einander an und nickten schließlich. Vodka betrat das Büro und konnte es nicht glauben. Eisaku Tokiwa war tot, Gin war sein Mörder.

„Aniki du…“, war umso mehr von der Kälte seines Partners überrascht.

„Jetzt wo der alte Knacker aus dem Weg ist, können wir endlich frei agieren. Vodka, du hast verstanden was du zu tun hast? Werde ich es bereuen dich zu meinem Stellvertreter zu machen? Dir Scotchs Position zu geben?“, fragte er kritisch.

Vodka verneinte schnell und schwor, dass sich sein Partner auf ihn verlassen konnte.

Dann sah Gin ein weiteres Mal zu dem toten, ehemaligen Anführer der Organisation.

„Ach und… räum doch bitte die Leiche meines Vaters weg, ja?“
 

Haido, ehemaliges Bürogebäude des Aonuma-Konzerns – Provisorisches Hauptquartier des FBIs in Japan
 

James hatte Hass in Jodies Augen erkannt als Scotch mit einem schwarzen Sack über den Kopf ins Gebäude gezerrt wurde. Verständlich, er war eine derjenigen Schlüsselpersonen in der Organisation, hinter der sie bereits so lange her waren. Auf dem Dach des Polizeihauptquartiers war er ihnen entkommen, doch nun hatten sie ihn. Jodie schlug vor ihn zu verhören, doch laut James, hatte das keine Eile. Sie besaßen die wichtigsten Informationen für einen Zugriff gegen das Gebäude der Tokiwa-Cooperation. André Camel hatte ihn in ein Zimmer gebracht und an einen Stuhl gefesselt. Ein weiterer Agent bewachte ihn und rauchte dabei eine Zigarette.

„Hey Kumpel… krieg ich auch eine.“, grinste ihm Scotch entgegen.

Der Agent ignorierte ihn, er hatte ein besonderes Training durchlaufen um nicht auf solche Aktionen von Gefangenen hereinzufallen. Plötzlich klopfte es an der Tür. Auch wenn man hier nicht in Gefahr war, legte der Agent eine Hand auf seine Dienstwaffe. Man wusste ja nie. Er öffnete die Tür und ein schlanker Mann mit Lederjacke trat ein.

„Akai-kun.“, sagte er überrascht und nahm Haltung an.

Akai musterte den Gefangenen und wand sich dann an den Agenten.

„James möchte, dass ich ihn verhöre.“, sagte er bescheid und schritt auf Scotchs zu.

„Ähmm… hieß es vorhin nicht noch, dass das keine Priorität hat?“, hakte dieser nach.

Akai drehte sich erneut zu ihm um und zuckte mit den Schultern.

„Die Sachlage hat sich geändert, bitte geh doch solange raus, ja.“, bat er.

Der Agent sah ihn verdutzt und mit einem aufgesetzten Lächeln an.

„Was redest du da? Die Vorschriften besagen eindeutig, dass bei Verhören immer zwei zugegen sein müssen.“, erinnerte er den Kollegen.

Akai musste ebenfalls grinsen.

„Ach richtig. Es war ein anstrengender Tag, ich hoffe…. Du verzeihst es mir.“, sagte er und war blitzschnell hinter dem Agenten.

Scotch sah verwirrt und ängstlich zu wie Shuichi Akai seinen rechten Arm um den Hals seines Kollegen legte und seine linke Hand auf dessen Mund presste.

Es dauerte nur wenige Sekunden, bis dieser das Bewusstsein verlor. Was dann geschah, wollte Scotch einfach nicht wahrhaben.

Akai zog seine Waffe und schritt auf ihn zu. Er hob sein Bein und drückte es gegen Scotchs Brust. Ein Stoß und der Sessel fiel samt Mann rückwärts zu Boden. Akai stand nun über ihn und bückte sich. Er richtete seine Waffe auf Scotchs Kopf und entsicherte sie.

„Gin hat Shiho Miyano an einen anderen Ort gebracht, wo könnte dieser sein?“, drohte er ihm.

Scotch starrte immer unwillig zu dem Agenten und zur Tür.

„Niemand kann dir jetzt mehr helfen, weder meine Kollegen noch deine eigenen.“, versicherte er.

„Ich… ich habe keine Ahnung!“, erwiderte Scotch nur.

Doch Akai gab nicht nach.

„Denkst du ich werde dich nicht erschießen? Ich verrate dir etwas, ich habe auch Cognac getötet, obwohl ich es nicht musste. Und ich habe Calvados seine Waffe mit einer letzten Verbleibenden Kugel dagelassen, damit sich das FBI nicht um ihn kümmern muss. Ich werde auch Gin töten, also glaube nicht, dass ich bei einem Wurm wie dir eine Ausnahme machen werde. Jeder der nutzlos ist, wird beseitigt. Du hingegen besitzt einige Informationen, also sollten wir es nicht enden lassen, wie bei den anderen, oder?“, keifte ihn Akai an und steckte Scotchs den Lauf seiner Waffe in den Mund.

Dieser hatte Tränen in den Augen und schüttelte panisch den Kopf.

„Also?“, fragte Akai erwartend.

„Die… die Organisation hat ein Labor, nur weniger Kilometer des Hauptquartiers entfernt. Es ist der einzige Ort, an den Gin Sherry in dieser Zeit gebracht haben kann.“, schwor er.

Akai grinste und setzte die Waffe dann an seiner Stirn an. Scotchs Herz setzte beinahe aus.

Dann drückte Akai ab.

Ein einfaches Klicken war die Folge. Die Waffe war nicht geladen.

Der FBI-Agent zog sein Handy hervor und hielt es sich ans Ohr.

„Hast du alles mitgehört?“, fragte er Conan, der die ganze Zeit verbunden war.

„Ja, habe ich… aber… das mit Cognac und Calvados war ein Bluff, richtig?“, klang der kleine Detektiv nun etwas unsicher.

Akai rang sich ein Lächeln ab.

„No pain, no gain.“, erwiderte er einfach, obwohl er wusste, dass er Conan damit keine richtige Antwort gab.

„Ich bin bereits dahin unterwegs, wie lange wird das FBI brauchen?“, wollte der Detektiv erfahren. Akai blickte auf die Uhr.

„Es dauert etwas, bis wir Mobil sind und wir können nicht viele Leute schicken aufgrund des baldigen Zugriffs auf ihr Hauptquartier. Sicher eine Stunde.“, musste er ihn enttäuschen.

„Verstehe, ich werde versuchen Zeit herauszuschlagen, ich verlasse mich auf Sie!“, erwiderte Conan und legte auf.

Akai steckte das Handy wieder ein und brachte seinen Kollegen den er zuvor ins Land der Träume geschickt hatte in eine aufrechte Position. Er würde sauer auf ihn sein, aber was soll’s. Wahrscheinlich würde er die Konsequenzen ohnehin nicht tragen müssen, denn es war unsicher ob er jemals zum FBI zurückkehren würde. Dann verließ er die Kommandozentrale. Seinen Vorgesetzen und Mentor, James Black, seinen Kollegen André Camel, und seine Partnerin Jodie Starling. Um endlich das zu Ende zu bringen, wonach er schon so lange gierte.

„Bald bin ich bei dir… mein geliebter Feind.“
 

Beika – Haus von Professor Agasa
 

Warum rief ihn Shinichi nicht an? Der Junge wusste genau welch Sorgen sich der alte Mann machte. Es gab weder ein Lebenszeichen von ihm, noch von Ai. Waren beide unverletzt? Oder war einer von ihnen… Nein, er mochte gar nicht daran denken.

Dann plötzlich Geräusche an der Fordertür. Unmöglich! Waren diese Kerle zurückgekommen um ihr Werk zu beenden? Agasa schnappte sich einen Besen aus dem Wandschrank und pirschte sich immer weiter zum Flur heran. Derjenige hatte nicht geklopft, es musste einfach ein Bösewicht sein! Er erkannte die Silhouette eines großen, schlaksigen Mannes und wusste, dass er das Überraschungsmoment nutzen musste.

Mit einem Kampfschrei stürmte er auf den Mann zu und schlug ihm den Besenstil auf den Kopf.

„Auaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!“, brüllte der Kerl auf und hielt sich schmerzend den Kopf.

„Oh mein Gott, Paps! Ist alles in Ordnung?“, stürzte Ran zu ihrem Vater und hielt ihm den Kopf.

Professor Agasa taumelte verdutzt und peinlich berührt zurück.

„Das… das tut mir Leid!“, brachte er gerade noch heraus, bis Kogoro ihn böse anfunkelte.

„Professor Agasa! Ist bei Ihnen eingebrochen worden? Das Schloss wurde geknackt und hier drin sieht alles durchwühlt aus!“, machte sich das Mädchen ernste Sorgen.

Ihr Vater deutete ständig auf die rote Beule auf seinem Kopf, als ob sie ihn ganz vernachlässigte.

Agasa konnte nicht mehr. Er brach zusammen und Ran und Kogoro mussten ihn stürzten und auf die Couch hieven.

„Das war ein Einschussloch an der Tür.“, sagte Kogoro fachmännisch.

Seine Tochter starrte ihn fassungslos an.

„Oh mein Gott! Einbrecher? War Conan hier? Und was ist mit Ai-chan?“, versuchte sie dem Professor Informationen zu entlocken. Dieser hielt sich beide Hände vors Gesicht und zitterte wie Espenlaub.

„Sie… sie haben sie…“, stammelte er. Der Mann war eindeutig nicht ganz bei sich selbst.

„Wer hat wen? Wurden Conan-kun und Ai-chan entführt?“, fragte Ran aufgeregt.

Agasa hielt sich die Hände an den Kopf und blickte wirr umher.

„Ai-kun… und… Shinichi! Sie haben sie!“, erwiderte er, ohne in diesem Moment zu wissen was genau er da eigentlich von sich gab.

„Shi… Shinichi war hier? Wo… wo ist er?“, fragte Ran besorgt.

„Der Detektiv-Bengel? Was hat er damit zu tun?“, fragte Kogoro verwirrt.

Ran versuchte Shinichi anzurufen, doch das Handy schien ausgeschalten zu sein.

„Er…. Ai-kun… nach…“, stammelte Agasa, bis ihm klar wurde was er eigentlich alles preis gab.

Doch Ran war aufgesprungen und hatte sich zum Schreibtisch des Mannes begeben. Sofort durchsuchte sie alle Läden und fand schließlich das, was ihr weiterhelfen würde. Es war eine Brille, wie sie Conan trug. Sie erinnerte sich an den Fall, währenddessen sie mit einer anderen Frau verwechselt und entführt wurde. Conan benutzte seine Brille um sie zu finden, da sie ein Detektivabzeichen bei sich trug. Sie wusste nicht, ob Shinichi eines besaß, aber Ai-chan tat es auf jedenfalls.

„Damit… kann ich die beiden finden, richtig?“, redete sie auf den Professor ein.

„Bist du verrückt? Du kannst nicht…“

Doch auch ihr Vater schien sie zweifelnd zu beäugen.

„Was kommst du eigentlich auf Ideen? Wenn der Detektiv-Bengel und das Mädchen entführt wurden, werde ich sofort Inspektor Megure anrufen. Er wird uns bei der Sache schon helfen.“, stand für den Privatdetektiv fest.

„Aber… hier geht es nicht nur um Shinichi, richtig? Sondern auch um Conan, habe ich nicht recht?“, fragte sie den Professor völlig unverhohlen und dieser blickte sie nur ungläubig an. Dieser Blick reichte Ran um samt der Detektivbrille nach draußen zu laufen.

„Wir borgen uns Ihren Käfer, Professor!“, rief sie zurück und Kogoro folgte ihr in kurzem Abstand.

„Hey Ran warte! Du hast doch nicht wirklich vor alleine zu diesem Ort zu fahren wo das Mädchen und der Detektiv-Bengel sind, oder?“

Doch Ran akzeptierte keine Widerrede.

„Bitte Paps! Es ist… mir wirklich unglaublich wichtig.“, flehte sie.

Kogoro blieb somit keine andere Wahl. Auf dem Beifahrersitz versuchte Ran mit der Brille umzugehen.

„Ich sehe das Signal von Ayumi-chan, Genta-kun, Mitsuhiko-kun… aber nicht von Ai-chan. Aber das macht nichts. Ich empfange das von Conan-kun.“, verriet sie während Kogoro den Wagen startete.

„Aber wie soll uns das helfen den Detektiv-Bengel zu finden?“, fragte er verwirrt.

Ran wich seinem Blick aus und sah starr nach vorne.

„Weil ich glaube, dass wir dort wo Shinichi ist… auch Conan-kun finden werden.“
 

Shinjuku – Verlassenes Labor
 

Er wusste, dass er hier richtig war. Conan hätte sich einen anderen Hinweis gewünscht, aber im Prinzip war er alles was er brauchte. In der Einfahrt des abgelegenen Gebäudes stand der schwarze Porsche 356A. Das Gebäude lag abseits und grenzte an einen Wald an. Perfekt für ihre Forschungen. Doch noch etwas viel dem jungen Detektiv auf. Zwei bewaffnete Männer die auf dem Gelände patrouillierten. Dennoch ließ er sich nicht aufhalten und versteckte sich hinter dem Porsche und schlich sich an die Agenten heran. Der Motor war noch warm, Gin musste hier sein. Plötzlich sah er einem der bewaffneten Wachleute direkt in die Augen und reagierte schnell. Er nutzte sein Narkosechronometer um ihn zu betäuben. Sein Kumpane flitzte zu ihm, doch da waren bereits Conans Superkickboots zum Einsatz gekommen. Die erste Hürde wäre beseitigt.

Der geschrumpfte Detektiv stand nun vor dem Eingang und ihm wurde eines bewusst. Dort drin lauerte der Mann hinter dem er schon so lange her war. Und die Person die er jetzt bereits über ein Jahr kannte und die ihm ans Herz gewachsen war. Er durfte nicht riskieren, dass ihr etwas zustieß. Er nahm seine Brille ab und legte sie auf den Boden. Dann griff er in die Tasche um genau das hervorzuholen, das ihm helfen würde Gin auf gleicher Ebene zu begegnen. Er musste ihn nicht überwältigen, nur Zeit schinden, bis das FBI hier war. Und das konnte er nur als eine einzige Person. Als Shinichi Kudo.
 

Shinjuku – 500 Meter von Tokiwa- Pharmaceutics entfernt
 

James Black stand zusammen mit Toshiro Odagiri vor dem Tisch des mobilen Einsatzwagens und wurden ständig von Fragen der schwer bewaffneten Polizisten gestört.

Jodie Starling und Subaru Okiya fühlten sich zum Teil nutzlos. Beide hatten angefragt bei dem Einsatzplan mitzuarbeiten, wie auch James selbst, doch Odagiri hatte abgelehnt. Das hier war eine Polizeiaktion, kein ausländischer Agent sollte sich einmischen. James hatte es kurz vor ihrem Aufbruch richtig formuliert. Ich danke Ihnen für Ihre Arbeit, aber das letzte Stück übernehmen wir. Und kassieren die Anerkennung. Zumindest hatte der Polizeipräsident eingewilligt, dass eine Einheit ausgewählter Agenten dem Einsatzteam folgen sollte. James hatte Jodie, André Camel und ein paar weitere dafür auserkoren. Natürlich würde das Sondereinsatzkommando die Vorhut bilden, sollte ein ausländischer Agent auf japanischem Boden verletzt werden, wäre es eine heikle Angelegenheit.

„Immer noch nichts?“, fragte Okiya Jodie, die bereits dritten Mal versuchte Shuichi Akai zu erreichen.

Der Leiter des Sondereinsatzkommandos erschien vor den Beamten und salutierte. Jodie erkannte ihn wieder, er hatte auch den Einsatz im Einkaufscenter geleitet, als ein wahnsinniger Bombenleger Geiseln nahm. Unter ihnen waren auch Subaru Okiya, Bourbon, sowie Conan und dessen Freunde gewesen. Wo war ihr cool kid eigentlich? Wollte er diesen großen Moment wirklich verpassen?

„Wie kommen wir rein? Es gibt unendlich Sicherheitsmaßnahmen, sie werden genug Zeit haben um sich vorzubereiten, zu fliehen, oder Daten zu vernichten, während die versuchen ins Innere zu gelangen.“, sprach James seine Sorgen aus.

Odagiri nickte und versuchte sich einen Plan zurechtzulegen.

Dann räusperte sich der Leiter des Einsatzkommandos.

„Sir… in dem Gebäude passiert etwas, das Sie sich ansehen sollten. Sie werden es nicht für möglich halten.“
 

Shinjuku –Tokiwa- Pharmaceutics, zweites Untergeschoss
 

Vodka wusste nicht wie er sich Wermut gegenüber verhalten sollte. Bis vor kurzem war sie noch seine Vorgesetzte gewesen, eine der fünf Agenten, die direkt Scotch und Anokata unterstellt waren. Und nun? Nun hatten sich die Machtverhältnisse geändert.

„Ist es… für dich einfach so ok, dass Tokiwa weg ist? Ich meine ihr beide… naja ihr verstandet euch doch prächtig.“, wand er ein.

Wermut lächelte ihn charmant an.

„Dichtest du mir jetzt ein Verhältnis mit ihm an?“, fragte sie amüsiert.

Vodka schüttelte sofort vehement den Kopf.

„Nein natürlich nicht… es ist nur…“, hatte er zu stottern begonnen.

„Im übrigen stehe ich auf alle Männer die Autorität ausstrahlen.“, sagte die ehemalige Schauspielerin und strich Vodka übers Kinn.

Dieser spürte, dass er rot wurde. Er hatte Wermut immer schon attraktiv gefunden, seine neue Position brachte ihm einige Vorteile ein.

„Ich verziehe mich mal kurz auf stille Örtchen. Danach erzählst du mir was du und Gin euch so ausgedacht habt, ja?“, bat sie ihn und zwinkerte ihm zu.

Vodka kam sich etwas um den Finger gewickelt vor. Als es so auch Eisaku Tokiwa ergangen?

„Chef!“, rief ein Agent und Vodka widmete sich den Computern zu.

Er mochte diesen Begriff….’Chef’. Laut Gin bestand Vodkas erste Aufgabe darin das geheime Projekt seines Vaters ausfindig zu machen. Phönix.

Doch es war wie verhext. Gin war vor einer Stunde aufgebrochen, und er suchte immer noch. Die Daten waren nicht im Netzwerk, nicht einmal auf Tokiwas persönlichem PC. Wo hatte er sie versteckt. Er wollte nicht seine erste Mission in den Sand setzen. Dann plötzlich der Alarm.

„Vodka-san! Jemand hat den Sicherheitsalarm im Schaltraum ausgelöst!“

Vodka war sofort beunruhigend und brach mit drei weiteren Agenten zum Schaltraum auf. Dort unten befand sich die ganze Stromversorgung des Firmengebäudes, sollte eine Störung auftreten könnte überall der Strom ausfallen. Nein, das wäre eine Katastrophe, Vodka musste es verhindern. Es dauerte nicht lange bis, sie der Lift in den Trakt mit den Versorgungsräumen gebracht hatte. Er und seine Leute stürmten den Schaltraum und entdeckten den Eindringling, der eigentlich gar nicht hier sein dürfte. Es war eine blonde Frau, die sich nun umdrehe und ihnen per Luft ein Küsschen zuwarf.

Vodka schien sie gerade dabei gestört zu haben eine kleine Bombe an der Sicherheitskonsole anzubringen.

„Wermut, du… sag bloß du hast uns verraten!“, brüllte Vodka sauer, doch die Frau behielt ihr Lächeln bei.

Dann zog sie eine Waffe und richtete sie auf Vodka und seine Leute.

Vodka presste die Lippen zusammen.

„Also wirklich! Du elende Hexe!“, keuchte er.

Dann schoss Wermut. Doch die Kugel traf nicht Vodka oder einen der anderen, sie schlug in der Wand hinter ihnen ein. Aber Moment… war das denn eine Kugel? Nein es war… eine Spielkarte. Was ging hier vor sich.

„Hexer bitte. Wobei das natürlich auch nicht richtig wäre. Seht mich bitte als Magier an, als Magier im Mondlicht. Und natürlich bin ich keine eiskalte Agentin, sondern nur….“

Rauch stieg plötzlich wie aus dem Nichts auf und etwas wurde hochgeworfen. Kleidungsstücke und… eine Maske?

„Ein einfacher Dieb.“, stellte sich Kaito Kid vor und rückte seinen Zylinder zurecht.

„Das ist Kaito Kid! Der Meisterdieb!“, brüllte der Agent neben Vodka.

„Wer?“, blaffte dieser zurück. Im Grunde konnte es egal sein, er würde diesen Kerl nicht entkommen lassen. Doch dann zündete Kid die Bombe und die Sicherheitskonsole explodiert.

Sofort fiel im ganzen Gebäude der Strom aus und weite Teile versanken in unendliche Finsternis. In ein tiefes Schwarz.
 

Shinjuku –Dach des Tokiwa- Pharmaceutics Gebäudes
 

Kaitou Kuroba war nahe daran gewesen abzulehnen. Natürlich, er besaß einige Übung darin in hochgesicherte Gebäude einzudringen, doch in das einer gefährlichen Verbrechersituation? Umso mehr wunderte er sich, dass es so leicht war. Gut, der kleine Detektiv hatte ihn auch mit etlichen Informationen versorgt. Als wen er sich zu verkleiden hatte und mit dem er es in etwa zu tun bekommen würde. Dank seines attraktiven Kostüms war er sogar ohne Schlüsselkarte in den sicheren Bereich gelangt, indem er nur seinen Charme hatte spielen müssen. Nachdem der Strom ausgefallen war, floh er durch den Lüftungsschacht direkt auf das Dach. Nun stürzte er sich vom Gebäude und sein Gleiter trug ihn davon.

„Damit wären wir wohl quitt… Shinichi-kun.“, raunte er.

Es war lediglich eine Woche vergangen, da wollte er sich wie angekündigt die Flügel des Horus schnappen, ein Kunstwerk mit mehreren Smaragden. Nachdem er die Leute bereits mit einem beeindruckenden Luftspaziergang und Teleportation begeistern hatte können, kam er diesmal auf simple Phasenverschiebung. Wie ein Geist kündigte er an einzudringen und sich seine Beute zu schnappen. Gut, Conan war es gelungen seinen Plan zu durchkreuzen, und er nahm an er würde ihn Inspektor Nakamori übergeben. Doch das tat er nicht. Er ließ ihn laufen. Aber warum? Anders als bei dem Fall um den eisernen Tanuki, in dem er Jirokichi Suzuki nur half, oder als er Sakamoto Ryomas gestohlene Gegenstände zurückbrachte, war es nachvollziehbar gewesen. Aber warum dieses Mal? Kid hatte verstanden, dass Conan seine Hilfe brauchen würde, deswegen ging er einen Handel da. Er überließ dem kleinen Detektiv einen Transmitter, damit er sich irgendwann revanchieren konnte. Niemals hätte er erwartet, dass es sich hierbei um so etwas Gefährliches handelte. Ob sich sein Gegenstück gerade in ähnliche Gefahr begab? Kaitou wünschte ihm alles Gute, wo immer er auch gerade war.
 

Teil 4

Silberkugel
 

Shinjuku – Verlassenes Labor
 

Was war das in seinen Augen nur? Es befand sich eine Kälte und Emotionslosigkeit, die ihm noch nie zuvor untergekommen war.

„Ich bin sicher er hat bereits getötet.“, dachte Shinichi und wandte den Blick von dem Mann im schwarzen Trenchcoat ab.

Inzwischen kannte er den Namen dieses Mannes, er lautete Gin. Seitdem waren sie einander mehrere Male begegnet, doch sein Erzfeind hatte den Schatten nie gespürt, der sich über ihn gelegt hatte. Damals im Zug, als Gin keine Augen für den kleinen Jungen übrig hatte. Und dann als er und Shiho sich in seinem Porsche 356A zu schaffen machten und den Sender anbrachten, der sie zum Haido City Hotel geführt hatte. Einige Zeit später wäre er beinahe enttarnt worden, als er sich in einem Schließfach versteckte und Gin genau davor gestanden war. Beinahe wäre es aus gewesen, doch er hatte Glück gehabt. Genau wie vor der Detektei Mori als Shuichi Akai gerade noch rechtzeitig kam und ihm das Leben rettete. Auf dem Toto-Tower hätte es beinahe sein Ende gefunden, doch es gelang ihm Gin und seine Kumpanen zu besiegen. Wie würde es heute enden? War es die richtige Entscheidung gewesen das Gegengift für das APTX einzunehmen? Shinichi wunderte es, dass es überhaupt noch einen Effekt besaß. Während seines Abenteuers in London hatte er gleich drei davon geschluckt und jedes Mal hatte sich die Zeit die er in seinem alten Körper verbracht hatte verkürzt. Wie lange hatte er diesmal, bis sich seine Antikörper gegen das Mittel wehren würden? Stunden? Es spielte keine Rolle, er würde das weswegen er hier war erledigen, koste es was es wollte.

Der Detektiv streifte die Gänge entlang, doch kein Geräusch war zu vernehmen. Doch dann… direkt in dem Gang vor ihm schien jemand zu gehen. Er drückte sich dicht an die Wand und pirschte sich vorwärts. Da war er. Ein schwarz gekleidete Mann der ihm den Rücken zugewandt hatte. Shinichi trug noch sein Narkosechronometer, seine Schuhe konnte er in dieser Form nicht mehr einsetzen. Er hatte bereits einmal zuvor versucht Gin zu betäuben, auf dem Dach des Haido City Hotels, als dieser versuchte Shiho etwas anzutun. Gin schoss sich ohne zu zögern in den Arm, ganz gleich ob eine Narbe zurückblieb oder nicht. Er war ein Gegner, mit dem es der Detektiv noch nie zuvor zu tun gehabt hatte. Nun bog Gin um einen Gang und Shinichi reagierte schnell. Er sprang nach vorne und versuchte seinen Erzfeind eine Nadel in den Hals zu jagen. Doch… da war niemand mehr.

Der Gang kreuzte sich, wieso hatte sich Gin plötzlich so schnell bewegt? Wenige Sekunden später wusste Shinichi den Grund.

Das Entsichern einer Waffe wurde hinter ihm hörbar, das eine Berreta, das wusste er.

„Lange nicht gesehen. Kudo Shinichi.“, flüsterte ihm Gin ins Ohr.

Shinichi war wie starr, sein Plan war fehlgeschlagen und Gin hatte ihn. Es blieb nur noch eine Chance. Er musste ihn solange hinhalten bis das FBI hier war.

„Ich bin nicht wegen Ihnen gekommen.“, versuchte er so cool zu klingen wie möglich.

Gin wirkte überrascht und musterte die Person, von der er angenommen hatte, sie wäre bereits tot.

„Kann es sein… dass du wegen Sherry hier bist?“, fragte er interessiert.

Shinichi schüttelte leicht den Kopf.

„Ich bin wegen Shiho hier.“, erwiderte er.

Gin lachte auf und drückte den Lauf seiner Beretta gegen Shinichis Hinterkopf.

„Ich bin einverstanden und akzeptiere deine Bitte. Kann es sein… dass uns diese Frau gleich viel bedeutet? Nun, wie dem auch sei, wenn es dein letzter Wunsch ist sie zu sehen, werde ich ihn dir erfüllen. Aber nur… weil auch mir diese Gnade zu teil geworden ist.“, säuselte er und drängte Shinichi nach vorne.

Dieser ließ sich widerstandslos vorantreiben. Gin führte ihn den Gang entlang, bis sie den Trakt mit den Laboren erreichten. Er führte sie in ein schmales Zimmer und… da lag sie.

Vor Shinichi lag die Person wegen der er hergekommen war. Mit Handschellen an ein Rohr gefesselt und mit einem Handtuch bedeckt. Aber… es war nicht Haibara, so wie er angenommen hatte. Vor ihm lag Shiho Miyano, in ihrer wahren Form. Er betrachtete sie eingehend und ein seltsames Gefühl breitete sich in ihm aus. Er hatte sie zuvor zwar bereits einmal gesehen, jedoch nur kurz. Dann hatte er von ihr geträumt, nicht nur während ihrem fehlgeschlagenen Versuch. Sie sah schön aus, aber auch unendlich verbittert und traurig. Doch warum hatte sie ihre alte Form wieder erlangt? Hatte sie dieselben Pillen eingenommen wie er, oder… etwas ganz und gar anderes? Jetzt schlug Shiho die Augen auf und starrte Kudo ungläubig an.

„Was… was machst du hier du Narr?“, blaffte sie ihn an.

Shinichi stürzte zu ihr und brachte sie in eine aufrechte Position.

„Ich… ich bin gekommen um dich zu retten!“, erklärte er sich, doch Shiho stieß ihn mit ihrer Hand weg.

„Du Idiot! Jetzt wird er dich auch töten!“, sagte sie mit Tränen in den Augen.

Gin hatte zu lachen begonnen und die Beretta auf die beiden gerichtet.

„Ihr seid wirklich ein herzzerreißend Paar. Also, welchen von euch soll ich zuerst ins Jenseits schicken?“, fragte er provokativ.

Shinichi sah ihn hasserfüllt an, wie konnte so ein Monster nur existieren? Was sollte er nur tun? Er konnte unmöglich auf das FBI warten, diese Hoffnung war illusorisch.

„Auf mich! Ich werde jede Kugel in Kauf nehmen, die eigentlich ihr gelten soll.“, sagte er tapfer, obgleich ihm bewusst war, dass er gerade sein eigenes Ende besiegelt hatte. Was würde Ran denken? Oder seine Freunde? Wenn sie erfuhren, dass Shinichi Kudo diesmal wirklich tot war und sogar eine Leiche gefunden wurde?

Gin grinste wieder teuflisch und richtete den Lauf auf ihn. Dann schwenkte er die Berreta nach links und drückte ab. Ein Schuss löste sie und Shinichi musste mit grauenvoll geweiteten Augen mit ansehen, wie sie in Shihos Taille versank. Diese stieß einen markerschütternden Schrei aus und sofort bildete sich ein roter Fleck unter dem Handtuch.

„Sie… Sie Monster!“, brüllte er Gin entgegen und sofort hechte Shinichi wieder zu seiner Freundin. Er presste das Handtuch auf die blutende Stelle, doch die Wunde schien tief zu sein. Eine Berreta 80 wie Gin sie trug verwendete extra schwere Kugeln, um selbst durch Holz und andere feste Materialen schießen zu können. Es war wahrscheinlich ein Durchschuss, doch Shiho musste sofort ins Krankenhaus, sonst war es zu spät.

„Du musst dich nicht mehr um sie kümmern, keine Sorge. Du wirst ihr nämlich unverzüglich folgen.“, schwor ihm Gin und dann… ein Schuss. Aber… er stammte nicht von der Berreta.

Gin schrie gepeinigt auf und stürzte zu Boden. Eine Kugel hatte sein Armgelenk durchbohrt und er hatte seine Waffe fallen lassen müssen. Er nutzte seine linke Hand um nach ihr zu greifen und robbte in Deckung. Der Schuss war von der großen Halle, neben dem Labor gekommen, das Fenster besaß einen großen Riss. Er band sich seinen Arm ab und rannte durch die Tür nach draußen. Kudo und Sherry waren erstmal einmal egal, er stand unter Beschuss. Wer wagte es nur ihm solch eine Wunde zuzufügen?

Und dann war da dieser Schatten. Gin suchte hinter einer Wand Deckung, der Schütze rannte auf ihn zu. Gin schoss, doch der Angreifer verbarg sich hinter einer Betonwand. Gin wusste, dass es nur eine Person gab die ihn so überraschen und verletzten konnte.

„Bist du es… Rye? Ich habe recht, oder?“

Gin reckte seinen Kopf nach vorne und erkannte das unverkennlich Gesicht seines Erzfeindes, Shuichi Akai. War… das gesamte FBI hier? Wenn ja, war er erledigt.

Nein, Gin hätte es mitbekommen wenn er umstellt worden wäre. Akai war so ehrenhaft um zu bewerkstelligen, dass diese Sache zwischen den beiden Männern ausgemacht wurde. Nur er und Shuichi Akai.

„Hast du vor… es heute zu Ende zu bringen? Wenn ja, wie willst du es anstellen? Willst du mich deinen FBI-Kollegen ausliefern?“, begann Gin ein Gespräch um Zeit zu schinden.

„Hm.“, war alles was von Akais Seite aus kam.

Gin schoss erneut, doch seine Position war nicht die beste.

„Ich glaube du hast etwas missverstanden, alter Freund.“, rief er ihm nun zu.

Gin glaubte Vorfreude oder gar Erleichterung in seiner Stimme zu erkennen.

„Wovon redest du?“, brüllte er zurück.

Shuichi Akai grinste ihn von der anderen Seite auflauernd an.

„Kudo war nur derjenige der dich überführt und vor Gericht gestellt hat. Ich werde derjenige sein der dich für deine Sünden hinrichten wird.“
 

Shinjuku –Tokiwa- Pharmaceutics
 

Jodie Starling sah zu wie die Kräfte des Sondereinsatzkommandos die Wachen am Tor dazu brachten das Haupttor zu öffnen. Dann musste alles sehr schnell gehen, das wussten die erfahrenen Beamten. Die meisten Personen im Erdgeschoss waren normale Angestellte, alle ließen problemlos in einen Raum einschließen wo sie später verhört werden sollten. Aber einiges beschäftigte die FBI-Agentin. Wer war die Person gewesen die den Strom ausgeschalten hatte und ihnen dann noch Fotos von dem zweiten Untergeschoss gemailt hatte, in der sich die Kommandozentrale der Organisation befand? Gab es hier einen Spion? Hatte man noch jemand außer Mizunashi Rena hier, der ihnen half? Sie wusste nicht wieso, aber aus irgendeinem Grund wusste sie, dass es wieder einmal Conans Verdienst gewesen sein musste. Da der Lift nun unbrauchbar wurde nahmen sie die Treppe und brachen die dicke Sicherheitstür auf. Die Scheinwerfern beleuchtet drangen sie in das Heiligtum des Feindes ein. Neben ihr rannten André Camel und weitere Kollegen. Alle mit schusssicheren Westen und erhoben Waffen ausgestattet. Vor ihnen tauchten schlaksige Männer und Frauen auf, keiner wirkte wie ein feindlicher Agent. Es musste sich am Analytiker handeln, sie verstanden gar nicht was hier vor sich ging und ließen sich widerstandslos festnehmen.

Dann ein schoss. Zwei Männer am Ende der Halle. Ein Mitglied des Einsatzteams wurde getroffen und ging zu Boden. Die Polizisten gingen in Stellung und erwiderten das Feuer. Beide feindlichen Agenten überlebten die Kaskade aus Kugeln nicht.

Die Gruppe aus einem Dutzend Polizisten und 5 FBI-Agenten setzte ihren Weg fort und erreichte Büroräume, auf dessen Gänge weitere Feinde lauerten. Doch diesmal hatten die Polizisten dazu gelernt und waren viel zu schnell, so, dass sie die Verbrecher überrumpeln konnte. Sie sicherten gleich sieben feindliche Agenten und stürmten auf den letzten verbleibenden Raum zu, wo sich jemand befinden konnte. Die meisten von ihnen sicherten die Verdächtigen, nur noch der Einsatzleiter sowie drei FBI-Agenten bildetet die Front. Sie brachen die Tür auf und wichen gleich zurück. Zwei schwarze Gestalten hatten das Feuer geöffnet. Der Einsatzleiter und das FBI sprachen sich schnell ab und sprangen dann in den Raum. Einer der Agenten wurde ins Bein getroffen, der andere in die Schulter. Der Einsatzleiter und ein FBI-Agent sprinteten zu ihnen, um ihnen die Waffen abzunehmen.

Jodie atmete erleichtert auf, doch dann meckerte sie auf schmerzliche Weise, dass es noch einen Ort gab wo sie noch nicht nachgesehen hatten. Wie konnte sie nur so fahrlässig sein? Hatte sie in Quantico nicht gelernt, dass sich hinter jedem Versteck ein Gegner verbergen konnte.

So wie auch hinter der Tür des Raums. Eine Gestalt sprang hervor und legte seinen Arm um Jodies Hals. Die Agenten mussten geschockt mit ansehen wie diese als Geisel genommen wurde. Jodie hatte sein Gesicht nur kurz aufblicken sehen, dennoch hatte sie ihn als den Agenten namens Vodka wieder erkannt. Dieser presste jetzt seine Waffe gegen ihre Schläfe und warnte die übrigen nicht näher zu kommen. War das nun ihr Ende? Würde sie hier sterben, in einem Land, das nicht einmal ihr eigenes war? War das die Strafe dafür, dass sie anderen dieses Leid zugefügt hatte, nur weil sie unbedingt ihre Rache an Sharon Vinyard haben wollte? Dann sah sie ein aufblitzen im Gang neben ihr. Sie wusste, dass sie nur eine Chance hatte. Sie öffnete ihren Mund… und biss kräftigt in Vodkas Hand. Dieser schrie auf und ließ sie geschockt los. Jodie ließ sich auf den Boden fallen und der Mann draußen stürzte sich auf Vodka. Ein Schlag gegen das Gesicht reichte um den Fall zu Fall zu bringen. André Camel stand nun über Vodka und richtete seine Waffe auf ihn. Der Sonnenbrille von Gins Partner rutschte zur Seite und gab kleine, stechende Augen preis. Es befanden sich Angst und Machtlosigkeit in ihnen. Das Spiel war vorbei, das wusste er.

15 Minuten später waren alle verbliebenen Männer in Schwarz in Gefangenentransporter gesteckt worden und die Polizei begann damit die ganze Belegschaft von Tokiwas Firma zu befragen. Man war mehr als überrascht als man Eisaku Tokiwas Leiche im Keller des Gebäudes fand. James Black war darüber sehr beunruhigt. Wenn er inzwischen nicht mehr der Mann an der Spitze war… wer war es dann?
 

Shinjuku – Waldstück über dem verlassenen Labor
 

Gin kannte die Räumlichkeiten des Labors doch er hatte darin keinerlei Freiraum. Überall gab es Verstecke, Nischen und Schlupflöcher. Nein, es wäre zu gefährlich gewesen seinen und Akais Zweikampf dort auszutragen. Das wusste auch der FBI-Agent, den er war ihm widerstandslos ins Freie gefolgt.

Shuichi Akai hatte mitbekommen wie Shiho Miyano, Akemis Schwester getroffen wurde. Er kämpfte mit seiner Schuld, zu gerne wäre er zurück und hätte ihr geholfen. Sollte sie sterben hätte er auf ganzer Linie versagt. Akemi würde vom Himmel aus auf ihn herabblicken und ihn wie ein Shinigami mit einem eisigen Hauch einhüllen. Sie war wegen ihm gestorben, wegen seinen Ermittlungen hatte die arme Frau Gins und Bourbons Zorn ertragen müssen. Wenn jetzt auch noch ihre Schwester wegen seinem Egoismus starb, dann… ja was war dann? Gin schoss weiter, Akai musste sich konzentrieren. Er hatte keine Wahl als das Mädchen Kudo zu überlassen. Der vertraute dem Schülerdetektiv, er war so wie Akai früher, während seiner Ausbildung. Dann hatte er sich verändert…

Zu was eigentlich? Der FBI-Agent wusste es nicht, aber definitiv nicht zum Besseren. Natürlich, er war besser geworden, geschickter im Umgang mit der Waffe. Er war der perfekte Soldat geworden, doch was war mit ihm? Seiner Seele? Wie sehr sehnte er sich nach jenem Moment vor einigen Jahren als Akemi ihn von hinten umarmt hatte. War er zu diesem Zeitpunkt noch er selbst gewesen? Und als Wermut als dieser Serienkiller verkleidet auf ihn losging und er rücksichtslos geschossen hatte, ganz egal ob die Agentin es überleben würde, oder nicht? Als er Calvados eine Option zum Selbstmord überließ, nachdem er sicherstellte, dass dieser ohnehin nicht reden würde. Oder als er Cognac ohne Gnade erschoss, nachdem sie bereits seine Partnerin verhaftet hatten? Zu welchem Mann war er geworden und war es wirklich gut für ihn dieser Mann zu sein? Wie sahen ihn die anderen? James, oder Jodie? Seine Partnerin hatte immer nur das Gute in ihm gesehen, sie wollte nicht einmal daran denken, dass es eine dunkle Seite an ihm gab.

„Rye! Erinnerst du dich noch an damals? Als wir in Richtung Chiba gefahren sind um diesem Politiker Angst einzujagen!“, schrie ihm Gin entgegen.

Akai erinnerte sich. Beide stritten sich darüber wer die bessere Schütze war, doch ihnen fehlte die Zeit ihre Fähigkeiten am Schießstand zu testen. Jetzt war diese Gelegenheit in greifbare Nähe gerückt.

„Wermut hat dich als unsere Silberkugel bezeichnet, hatte sie damit recht?“, stellte Gin die nächste Frage.

Akai antwortete nicht sofort darauf.

„Ich werde dich stoppen egal was er kostet!“, erwiderte er dann.

Doch er war sich nicht sicher, ob Gin ihn gehört hatte. Das Plätschern von Wasser wurde immer lauter und der FBI-Agent erkannte einen Wasserfall, der unweit von ihm das Tal hinab brasselte. Es schäumte und Akai nutzte den Krach für sich aus. Er spurtete an den Rand des Wasserfalls und verbarg sich hinter einer dicken Eiche. Gin hatte es nun schwerer seine Schritte und anderen Bewegungen zu hören, Akai wusste wie gute Ohren sein Erzfeind besaß.

Und dann war er da. Gins Präsenz schwang ihm entgegen, ohne dass er den Hünen erst sehen musste. Akai besaß einen winzigen Vorteil, Gin wusste nicht wohinter er sich versteckte. Wenn er schnell genug war konnte er ihn erschießen, ohne dass dieser rechtzeitig reagieren konnte. Er begann bis drei zu zählen.

3

Gin schien näher zu kommen.

2

Akai richtete sich auf.

1

Er sprang hinter der Eiche hervor und… erstarrte. Wie… konnte das sein?

Woher wusste Gin wo er sich versteckt hatte? Der Wasserfall war zu laut, es war unmöglich, dass er ihn gehört hatte. Konnte es sein… dass er seine Präsenz genauso wahrgenommen hatte er die von ihm? Gin hatte seine Waffe auf ihn gerichtet, Akai war es unmöglich noch einen Schuss abzufeuern. Die Kugel drang in seiner Brust ein und schleuderte ihn nach hinten.

„Nein. Du bist nicht die Silberkugel.“, sagte Gin entschieden und empfand Freude über seinen Sieg.

Akai erinnerte sich noch an die Worte Wermuts, die er heute Morgen gehört hatte. Es gab exakt drei Silberkugeln. Doch nur eine würde ihr Ziel treffen, die anderen würden an der Wand zerschellen. War er… nun eine dieser beiden Kugeln? Dann kippte er nach hinten und fiel über die Klippe. Er sah noch einmal in die Augen des Teufels, dann stürzte er den Wasserfall hinab. Er spürte wie seine Mütze vom Kopf rutschte und sein Haar vom Wind durchweht wurde. Er sah in die Tiefe, spürte den stechenden Schmerz in seiner Brust. Er öffnete seine Lippen um ein letztes Wort zu formen.

„Akemi…“
 

Shinjuku – Wohnung von Akemi Miyano, 4 Jahre zuvor
 

Er hatte geplant ihr einen Brief zu schreiben, kurz und bündig. Liebe Akemi. Aus komplizierten Gründen muss ich untertauchen, bitte mach dir keine Sorgen um mich. Du magst denken, dass du mir nie wichtig warst, doch genau das Gegenteil war der Fall. Ich habe dich geliebt, es war eine Liebe die mir eigentlich verboten war. Ich bin Polizist und habe verdeckt ermittelt. Es war nicht mein Recht mich in dich zu verlieben und ich habe es auch nie verstanden. Ich war immer geradlinig und verlässlich, bis ich dich traf. Allein die Sorgen die ich mir um deine Sicherheit machte, ließen mich schwächer werden. Ich arbeitete und lebte trotz dieses Defizits. Und zwar weil du es mir wert warst. Ich hätte nie erwartet während dieser Mission so etwas Kostbares wie dich zu finden, doch ich habe mich geirrt.

Shuichi hatte den Brief bereits geschrieben, doch dann war Akemi einfach so in der Tür gestanden und er hatte die Worte selbst an sie gerichtet. Sie hatte geweint, doch er hatte nicht bleiben können.

„Komm mit mir.“, hatte er sie gebeten.

Akemi hatte immer nur unwillig den Kopf geschüttelt.

„Wir… wir müssen dazu Shiho finden und sie mitnehmen.“

Akai hatte ihr erklärt, dass dies unmöglich war, von der Gefahr gar nicht zu reden. Doch es war nun mal Akemis Bedingung gewesen und so tat er das einzige, was ihm blieb. Er schlug sie nieder und ließ es so aussehen, als wäre die Wohnung durchsucht worden. Gin und seine Hintermänner würden Akemi für ein Opfer halten, ihr würde keine Gefahr drohen. Dann verließ er den Ort und bereitete sich darauf vor in sein altes Leben zurückzukehren. Bis ihn das Schicksal aber unwiderruflich einholte.
 

Shinjuku – Verlassenes Labor
 

Verflucht, es half einfach nichts. Shinichi suchte nach Medikamenten und entdeckte, dass das Labor doch noch bis vor kurzem benutzt worden war. Von der Organisation, die hier weiter ihre Versuche betrieb? Das alte Labor in dem Sherry gearbeitet hatte war von den Männern in Schwarz abgefackelt worden, war dies hier der Ersatz? Es musste so sein, aber das war alles zweitrangig. Mist, wieso fand er keine brauchbaren Schmerzmittel? Nur Ampullen mit Aufschriften, deren Namen ihm nichts sagten. Zugegeben, dies hier war kein Krankenhaus, Shiho musste in ein richtiges und das in der nächsten halben Stunde. Nein, bereits früher! Agent Akai hatte sie gerettet, doch wo war der Rest des FBIs? Hatte dieser Dummkopf etwa… verdammt! Panisch stieß Shinichi alle Schränke auf und fand endlich etwas Morphin. Er hatte noch nie eine Spritze angelegt, aber es gab für alles ein erstes Mal. Er robbte zu Shiho zurück, die immer blasser wirkte. Er legte seine Hände auf ihre Wangen und rüttelte sie.

„Haibara! Haibara du musst wach bleiben, hörst du? Wir haben es bald geschafft, unser Ziel ist zum Greifen nahe. Die Organisation ist bald Geschichte, also wehe du lässt mich im Stich.“, fuhr er sie an. Das Mädchen sah ihm tief in die Augen, es war eine Traurigkeit und Reue darin zu finden. Shinichi verabreichte ihr das Morphin, doch es würde nichts gegen die Verletzung ausrichten. Er hatte die Wunde mit so vielen Tüchern abgebunden wie er finden konnte, doch das war keine Lösung. Der Blutfleck wurde immer größer und drängte sich nun sogar durch die oberste Stoffschicht.

„Ich möchte… dass du dem Professor etwas ausrichtest.“, flüsterte Shiho, doch Shinichi wollte nichts davon hören.

„Bleib bei Bewusstsein, verstanden?“

„Sag ihm… er soll auf seinen Cholesterinspiegel achten und nicht zuviel Süßes essen. Ja ich glaube… das war alles.“, bat Shiho den Detektiv.

Shinichi spürte, dass er Tränen in den Augen hatte. Wie lange war das schon her? Wann hatte er zuletzt geweint? Hatte er das überhaupt einmal? Er erinnerte sich nicht mehr, das Gefühl war merkwürdig genau wie die Tropfen, die seine Wange hinab kullerten.

Dann die Stimme.

„Kudo-chan, wo bist du? Lebt meine Sherry noch? Ich bin noch nicht fertig mit dir!“, rief Gin aus den tiefen Hallen des Gebäudes.

Shinichi und Shiho erstarten, dann packte das Mädchen den Jungen am Kragen und sah ihm direkt in die Augen.

„Geh! Ich kann hier nicht weg, aber du schon!“, redetet sie auf ihn ein.

Doch Shinichi wollte nichts davon hören. Er hantierte an den Handschellen herum, aber ohne Erfolg. Gins Rufen wurde lauter. Er hatte den Zweikampf zwischen ihm und Shuichi Akai gewonnen und war nun auf dem Rückweg um das was er begonnen hatte zu beenden.

„Hau endlich ab!“, zischte Shiho verzweifelt und versuchte Shinichi wegzudrängen.

Doch der Junge wollte nicht, egal was ihm seine Logik auch sagte. Er ließ Shihos Schultern nicht los und sah ängstlich zum Eingang. Dann waren da diese Hände um seinen Hals.

Shiho bot ihre letzte Kraft auf um seinen Kopf näher an ihren zu ziehen.

Erst verstand der Detektiv nicht was vor sich ging und auch dann nicht als Shiho plötzlich ihre Lippen auf die seinen drückte. Es war ein noch seltsameres Gefühl als die Tränen die einfach nicht enden wollten und nun auch auf Shihos Wangen tropften. Ihre Lippen lösten sich von seinen und ihr Körper fiel zurück. Gins Schritte waren nun sehr nahe und Shinichi wusste nicht was er tun sollte.

Schließlich nickte er und schlug das bereits löchrige Fenster ein. Er sprang auf ein Geländer und spurtete Richtung anliegende Halle. Er hasste sich dafür was er tat, doch ihm blieb keine Wahl. Wenn er Gin von Shiho weglockte, vielleicht… ja vielleicht hielt sie solange durch bis er diese Sache hier erledigt hatte.

Shiho sah ihm lange Zeit nach, ihre Sicht begann bereits zu schwinden. Gin schien Kudos Flucht bemerkt zu haben und eilte in eine andere Richtung. Doch was war mit ihr? Sie wusste, dass es keine Rettung mehr für sie gab. Aber vielleicht war es auch gut so. Wenn sie überlebte müsste sie ihm den Kuss erklären, und wie sollte sie das anstellen? Würde er um sie trauern? Wen besaß sie noch der das konnte? Den Professor? Ayumi, Genta und Mitsuhiko? Ja, niemand aus ihrem alten Leben war ihr geblieben, nur aus ihrem Neuen. Doch dieses drohte jetzt auch dahinzuschwinden. Dann fiel ihr Blick auf den Schrank neben ihr, den Shinichi nach seiner Suche nach Hilfsmitteln geöffnet hatte. Konnte… konnte das sein?
 

Beika – Haus von Shinichi Kudo
 

Heiji zögerte etwas Yusakus Hand zu schütteln. Es war ein fremdartiges Gefühl plötzlich den Eltern seines besten Freundes gegenüberzustehen. Würden sie ihn fragen warum er ihren Sohn alleine gelassen hatte? Während dieser sich in Gefahr begab? Heiji stellte sich diese Frage selbst, doch Kudo war manchmal einfach nicht zu bremsen. Doch seine Eltern erweckten einen wirklich netten Eindruck. Aber seine gemeinsam mit seinem Vater wegen einer Ermittlung nach Tokio gekommen war und er Kudo ihn kennen gelernt hatte. Und kurze Zeit später als seine Mutter Kogoro Mori wegen eines Falls aufgesucht hatte. Wäre er jetzt in der Situation seines Freundes würden sich seine Eltern bestimmt auch große Sorgen um ihn machen. Yukiko Kudo war die Furcht anzusehen, nur ihr Mann schien ruhig zu bleiben.

„Wir reden hier… von Shinichi Kudo.“, sagte er dann plötzlich.

Yusaku und Yukiko sahen ihn überrascht an.

Heiji zog sich sein Basecap weit ins Gesicht und schmunzelte.

„Er ist Ihr Sohn, also kennen Sie ihn so gut wie niemand, anderer oder? Dann müssen Sie auch wissen… dass dieser Kerl durchaus im Stande ist Wunder zu vollbringen.“
 

Shinjuku – Verlassenes Labor, große Halle
 

Er war hier, das wusste Shinichi. Er konnte die Schritte seines Erzfeindes hören und nun auch das Rufen.

„Kudo-chan! Kudo-chan wo steckst du?“, hallte seine eisige Stimme wieder.

Shinichi war es inzwischen gelungen Megure zu kontaktieren und hatte Polizei sowie Rettungskräfte angefordert. Doch würden diese rechtzeitig eintreffen? Würde er überhaupt solange durchhalten? Wenn sogar Shuichi Akai gegen dieses Monster den Kürzeren gezogen hatte, was glaubte er dann ausrichten zu können? Einen Vorteil hatte er. Die Lagerhalle war groß und voller Gerümpel. Er fand zwar keinen Ausgang aber davor unendlich viele Versteckmöglichkeiten. Er nahm mit einem alten Schrank vorlieb und nahm wahr wie Gin die Halle betrat.

„Ich finde dich schon Kudo-chan, und dann erwartet dich ein nettes kleines Geschenk“, versprach er und schoss zur Warnung in die Luft.

Kudo erschrak und gab einen undefinierbaren Laut von sich. Hatte Gin ihn gehört? Langsam robbte er aus seinem Versteck, hinter einem Wall aus Drahtgestellen entlang. Gin würde ihn suchen, doch wenn er still war und in Bewegung blieb konnte er die Situation vielleicht ohne Kratzer überstehen.

Gin begann nun zu pfeifen und wenig später zu singen.

„Karasu naze naku no Karasu naze naku no. Karasu wa yama ni Kawaii nanatsu no Ko ga aru kara yo“, flötete er das Lied, das bereits Eisaku Tokiwa so sehr gefallen hatte.

Shinichi erinnerte sich wie Wermut dieses Lied, die Sieben Kinder dazu benutzt hatte um Tokiwa anzurufen. Bei einem Fall, wo es um eine Stradivari ging kam er dann hinter das Geheimnis.

Rabenmutter, warum krächzt sie so? Weil sie sieben Kinder hat, so süß, hoch oben auf einem Berg.

Gin genoss die Situation, doch Shinichi würde ihm den Erfolg nicht gönnen.

„Karasu wa naku no Kawai kawai to Nakunda yo.“, baute er sein Gesangstalent weiter aus.

Dann der Schuss. Er durchbohrte einen großen Aktenschrank, hinter dem sich Shinichi gerade versteckte. Das dicke Glas zersplitterte und regnete auf ihn herab.

„Dahinter hast du dich verkrochen nicht wahr, Kudo-chan? Komm raus und ich verspreche, dass ich es schnell mache. Andernfalls durchsiebe ich den Schrank und dann dich!“, warnte er.

Shinichi ging stockend seine Optionen durch. Blieb er wo er war würde Gin die Geduld verlieren und alle Kugeln abfeuern. Wenn er sich zeigte, sah das ganze anders aus. Gin war dermaßen arrogant, dass er sich vielleicht in ein Gespräch verwickeln ließ, wodurch Shinichi Zeit schwinden konnte. Und dann gab es noch sein Narkosechronometer. Kam er nahe genug an Gin heran, konnte er es vielleicht einsetzen.

„Ich… ich komme jetzt raus. Nicht schießen!“, bat er, obwohl er dachte, dass letztere Bemerkung recht unnötig war.

Er erhob sich und starrte in Gins amüsiertes und gieriges Gesicht.

Langsam, Fuß für Fuß schritt er auf ihn zu und Gins Augen weiteten sich. Dann griff er an seinen rechten Arm und an sein Narkosechronometer, das ihm Professor Agasa gebaut hatte.

Doch Gin war nicht so naiv wie er geglaubt hatte. Er senkte seine Waffe und feuerte einen Schuss ab. Shinichi schrie auf als eine Kugel sein Bein durchbohrte. Er ging zu Boden und hielt sich die brennende Wunde. So viel zu seinem Plan.

„Yama no furusu e Itte mite goran Marui me o shita Ii ko da yo.“

Er kniete sich hin und packte Shinichis Haaransatz. Er zog ihn unter Schmerzen hoch und blickte ihm in die Augen.

„Du solltest das alte Nest erblicken, auf dem Berg und dort wirst du solche großäugige, liebe Kinder sehen. Das Detektivspiel ist nun endgültig aus.“, keifte er und wollte erneut schießen.

Shinichi hatte wieder zu weinen begonnen.

„Es… es tut mir Leid.“, hatte er ungewollt zu wimmern begonnen.

Gin spuckte auf den Boden.

„Was tut dir Leid? Dass du immer wieder unsere Pläne vereitelt hast? Dass du mir meine Sherry genommen hast? Dass du mir so dermaßen auf den Sack gehst?“, zischte Gin wütend.

Shinichi schüttelte aber den Kopf.

„Das… ich so verlogen bin. Ständig predige ich anderen Dinge, die ich mir einrede selbst zu glauben. Sei es gegenüber meinen Freunden oder mir selbst. Sei es wegen meinen Gefühlen oder meinen Wertvorstellungen. Fast jedem Täter dem ich gegenübergestanden bin habe ich gesagt, dass töten falsch sei, dass damit nichts erreicht werden kann. Aber das war falsch, das habe ich begriffen, als ich ein Kind war. Ich war schwach und musste zusehen wie andere wegen mir verletzt oder getötet wurden. Ich begriff wie feige ich im Grunde war und, dass sich die Welt nicht nach einem richtet nur weil man es so will. Deswegen… tut es mir unendlich Leid.“, brach es aus ihm heraus und noch bevor Gin begriff was vor sich ging, hatte Shinichi eine große Scherbe hinter seiner Jacke hervorgezogen und rammte sie mit voller Kraft in Gins Oberkörper. Dieser ließ die Waffe mit geweiteten Augen los und starrte Shinichi ungläubig an.

„Nicht… nicht du. Akai… Rye… aber nicht du!“, brüllte er und Shinichi erkannte etwas in seiner Stimme, dass er niemals für möglich gehalten hatte.

Verzweiflung.

Gin fiel rückwärts zu Boden, es sammelte sich überall Blut auf seinem Oberkörper.

„Es… tut mir wirklich aufrichtig Leid.“, sagte er traurig und sah zu diese alle Farbe aus Gins Gesicht wich. Er robbte einige Zentimeter weg und unternahm einen Versuch aufzustehen. Es schlug fehl. Er versuchte es nochmals und… er stand. Aber wie war das möglich? Er hatte kein Gefühl mehr in seinem rechten Bein, also wieso… Dann bemerkte er es.

Jemand hatte ihn gestützt. Jemand hatte die Halle betreten, ohne, dass er es wahrgenommen hatte. Ein Komplize Gins? Er war so weit gekommen, es durfte einfach nicht sein!

Der drehte seinen Kopf nach hinten und erkannte einen Mann in blauem Anzug und Krawatte. Ein Schnurbart zierte sein Gesicht.

„Du bist verletzt, du solltest jetzt nicht aufstehen.“, warnte ihn der Mann, doch Shinichi wollte nicht hören. Er riss sich los, fiel aber wieder auf die Knie.

„Wieso… wieso sind Sie hier?“, fragte er Kogoro Mori verwirrt.

Der Privatdetektiv sah zu ihm und dann wieder zu Gin.

„Also ehrlich… dass ich derjenige sein soll, der hier die Fragen beantwortet.“, keuchte er.

„Shinichi!“

Das Rufen ließ das Herz des Detektivs fast zum Stillstand bringen.

„Oh mein Gott, geht es dir gut?“, fragte Ran besorgt und stürzte zu ihm.

Shinichi sah sie ungläubig aber auch mit einem Funken Glück an.

„Wie… wie kommt ihr hier her?“, schien er seine Frage immer noch nicht für beantwortet zu halten.

Kogoro deutete auf seine Ersatzbrille, doch Ran untersuchte nur sein Bein.

„Paps, wir müssen ihn schnell zu einem Arzt bringen!“, sagte sie eindringlich.

Ihr Vater nickte zustimmend.

„Das brauchst du mir nicht zu sagen, ich rufe sofort an.“, erwiderte er.

Doch Shinichi wehrte ab.

„Nein! Es ist bereits jemand unterwegs. Aber es gibt jemand anderen als mich, um den ihr euch kümmern…“

Die nächsten Geschehnisse liefen in sekundenschnelle ab und niemand in der großen Halle hatte damit gerechnet.

Erst war es nur ein tiefes Keuchen, dann ein Husten.

„Du Aas…“, keifte Gin und griff nach seiner Waffe. Überall um ihn herum war Blut, doch der Mann war noch am Leben.

Geschockt starrten Shinichi, Ran und ihr Vater zu ihm, Gin unternahm einen Versuch sich aufzurappeln. Mit einer Hand betastete er seine Brust, mit der anderen richtete er seine Waffe auf Shinichi, und Ran die neben ihm hockte.

„Du wirst dafür büßen was du mir angetan hast! FAHR ZUR HÖLLE KUDO!“, brüllte er mit Einsatz seiner ganzen verbliebenen Kraft.

Shinichi und Ran waren Starr vor Angst, Kogoro reagierte und stellte sich schützend vor die beiden. Und dann… der Schuss. Es war ein einzelner Schuss, doch der Lärm war wegen dem Echo in der Halle kaum zu ertragen. Kogoro, Ran und Shinichi hielten sich die Ohren zu und versuchten wenig später die Situation zu überblicken.

Gin stand immer noch vor ihnen, erst wirkte er unverändert, wegen dem vielen Blut an ihm. Doch dann begriff Shinichi, dass sich eine weitere Wunde an ihm gebildet hatte, eine die definitiv tödlich war. Gin sackte zusammen und blieb regungslos liegen. Kogoro reagierte taff und kickte die Waffe beiseite nur um sicher zu gehen.

Aber… wer hatte geschossen?

„Oh mein Gott!“, hielt sich Ran die Hand vor den Mund und blickte auf die kleine Gestalt hinter der Leiche. Auch Kogoro musste sich die Augen reiben um sicher zu gehen.

„Warte mal! Das ist doch die Kleine die beim Professor lebt, richtig?“, fragte er schockiert.

Ai Haibara ließ die Waffe fallen, dann brach sie zusammen.

Kogoro eilte zu ihr um sie zu helfen.

„Sie blutet, sie scheint ebenfalls verletzt zu sein. Aber die Wunde ist nicht tief, auch wenn ich nicht sagen kann was sie verursacht hat.“, setzte er die beiden in Kenntnis.

Ran bemerkte wie in Shinichis Gesicht ein Lächeln erschien, war es weil sie gerettet waren oder… Oder weil Ai aufgetaucht war?

Dann waren die ersten Sirenen des Krankenwagens zu hören.

„Halte durch, gleich kommt Hilfe!“, bat Ran und Shinichi dachte gar nicht daran ihr diesen Wunsch nicht zu erfüllen. Das Brennen in seinem Bein wurde stärker und… nein, es war gar nicht der Schmerz.

Shinichi schrie auf und Ran sah ihn entsetzt an.

„Shinichi was ist? Warte, Hilfe ist unterwegs!“, beschwor sie ihn.

Doch der Detektiv wusste, dass kein Arzt ihm helfen konnte. Das Brennen ging nicht von seinem Bein, sondern seinem gesamten Körper aus. Wollte man ihn verarschen? Das Schicksal hatte ihn gerade von Gin befreit und Shiho war am Leben. War das der Gegenwert dafür? Er spürte wie das Gegengift nachließ und sich die ersten Symptome zeigten.

Nein! Das durfte einfach nicht sein! Nicht jetzt und nicht direkt vor Ran. Er fasste sich an seinen Hals, er bekam schwer Luft. Eigentlich sollten Shihos verbesserten Pillen so etwas vermeiden, in London hatte er so gut wie keine Schmerzen mehr gehabt. Außerdem war er gerade einmal eine Stunde groß gewesen, war sein Limit erreicht? Ungläubig starrte er in die Luft.

„Nein! Nicht jetzt! Neeeeeeeiiiin!“
 

Teil 5

Die Rückkehr des Detektivs des Ostens
 

Shinjuku – Matsumae Krankenhaus
 

Es klopfte vorsichtig an der Tür und Jodie Starling betrat das Krankenzimmer.

„Guten Morgen.“, wünschte sie, doch der Patient, erwiderte nichts darauf.

Jodie hatte Verständnis dafür, immerhin war dieser noch sehr geschwächt. Er lag auf dem Bett und las einen Roman von Detektiv Nintaro.

„Sie wollten mir keine Zeitung geben.“, informierte sie Conan und Jodie musste grinsen.

„Nichts was man für gewöhnlich einem Kind zum Lesen gibt.“, lästerte Jodie etwas.

Conan seufzte resigniert.

„Na hören Sie mal, ich bin direkt im Krankenwagen von einem Oberschüler zu einem Kleinkind geschrumpft, eine Menge Leute haben das gesehen.“, beschwerte er sich.

Jodie setzte sich zu ihm auf den Bettrand.

„Aber deine Wunde ist dadurch fast verschwunden, richtig? Ein Pflaster und das Problem wurde gelöst. Und über die Zeugen mach dir keinen Kopf, das FBI wird alles Nötige in die Wege leiten.“, beschwichtigte sie ihn.

Conan sah sie beschwörend an und Jodie wusste, dass es endlich Zeit war ihn in alles einzuweihen. Der Zugriff bei Tokiwa-Pharmaceutics war erfolgreich gewesen. Insgesamt wurden um die 30 Leute verhaftet, zwei feindliche Agenten überlebten nicht. Auch ein Polizist wurde Opfer der Schießerei, doch es hätte weitaus schlimmer ausgehen können.

Eisaku Tokiwa war tot, getötet von Gin, seinem eigenen Sohn, wie der Verbrecher mit dem Decknamen Vodka später aussagte. Jodle berichtete, dass James etwas eingeknickt reagiert hatte. Mit dem Tod von Gin und ihrem Boss gab es fast niemanden den sie direkt anklagen konnten. Scotch und Vodka waren die einzig verbliebenen, noch lebenden und dazu noch hochrangigen Agenten. Jodie hatte gehofft Wermut in dem Gebäude zu sehen und hatte sich auf einen Zusammenstoß vorbereitet. Doch es fehlte jede Spur von ihnen, selbst die Fahndung hatte nichts ergeben. Sie ahnte vermutlich, dass das FBI und die Polizei alles wusste und hat sich schnell genug aus dem Staub gemacht. Jodie seufzte, sie hatte erwartet dass alles am heutigen Tag enden würde. In Gewisserweise tat es das, doch der Mord an ihrem Vater blieb weiter ungesühnt. Aber sie würde nicht aufgeben, das FBI würde Wermut nicht so einfach vom Hacken lassen. In den Rechnern der Organisation fanden sie alle Daten der Agenten die sich nicht im Gebäude befunden haben. Weitere Zugriffe wurden durchgeführt und Dank der Zusammenarbeit des FBI, der CIA und der Polizei Japans waren nur noch wenige Mitglieder auf der Flucht.

„Und… Akai-san?“, fragte Conan dann.

Eine große Traurigkeit breitete sich in Jodies Gesicht aus.

„Wir… suchen noch nach ihm. Dass er sich noch nicht gemeldet hat ist ein schlechtes Zeichen, aber wir haben auch noch keine Leiche gefunden.“, sagte sie deprimiert.

Conan nickte leicht.

„Aber er könnte…“

„Nein!“, schnitt ihm Jodie das Wort ab.

„Ich habe mich bereits einmal täuschen lassen, diesmal glaube ich fest, dass Shu es überlebt hat! Er… er hatte nur noch nicht die Möglichkeit uns zu kontaktieren. Ich… ich werde nichts anderes glauben, bis es andere Beweise gibt!“, sagte sie entschlossen.

Conan begann zu lächeln. Niemals hätte er es gewagt die Hoffnung der Frau zu zerstreuen.

„Das FBI hält bald eine Besprechung ab, ich muss los.“, informierte sie ihn und schlenderte zur Tür. Sie öffnete sie und wirkte überrascht.

„Oh, der nächste Besuch wartet bereits auf dich.“, sagte sie grinsend und verließ das Zimmer.

Conan setzte sich auf und wäre beinahe aus dem Bett getorkelt als Shiho vor ihm stand. Das Mädchen hatte noch immer dieselbe Größe, wie gestern, als sie auf Gin geschossen hatte.

Sie kam näher und setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett. Mit ihrer danderischen Art blickte sie ihn erwartend an.

Conan schluckte. Erwartete sie, dass er etwas sagte? Aber sie hatte ihn geküsst und nicht umgekehrt! Oder… war das im Moment überhaupt wichtig?

„Deine kleine Freundin weiß jetzt also, dass hinter Conan Edogawa oder Schürzenjäger Shinichi Kudo steckt?“, fragte sie dann provokant.

Conan protestierte.

„Schürzenjäger?“

Shiho blieb still und der geschrumpfte Detektiv nickte schließlich.

„Ja, sie war im Krankenwagen als ich erneut zu Conan wurde. Aber… was ist mit dir geschehen?“, wollte er wissen.

Shiho lächelte.

„Dieses Zeug das mir Gin injiziert hat war ein Prototyp, den die Organisation entwickeln ließ, nachdem sie herausfand, dass das APTX uns in Kinder verwandelt hat. Gin probierte es an mir aus und wie du gesehen hast… habe ich meine alte Form wiedererlangt.“

Conan schüttelte schnell den Kopf.

„Das meine ich nicht! Wieso warst du wieder klein und nicht mehr verletzt?“, wurde er konkreter.

Shiho seufzte, hielt sie ihn etwa für dumm?

„Wo es ein Serum gibt muss es auch ein Gift geben, richtig? In einem der Schränke befand sich noch immer eine Probe des APTX4869. Es war riskant, aber meine letzte Chance. Ich nahm es ein und wurde erneut zu Ai Haibara. Meine Wunden beschränkten sich auf ein Minimum. Ich stahl einem von Gins bewusstlosen Komplizen die Waffe und eilte zur Rettung.“, gab sie preis.

Conan wirkte nun etwas bedrückt.

„Du hast Gin…“, begann er doch Ai warf ihm einen strafenden Blick zu.

„Ich habe getan was getan werden musste.“, erwiderte und ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie nicht mehr dazu sagen würde.

Conan war es nur recht, wichtig war nur, dass es vorbei war.

Dann stand Shiho auf und holte etwas aus ihrer Tasche. Es war eine Ampulle mit einer roten Flüssigkeit.

„Es muss in die Venen injiziert werden, damit es effektiv wirkt.“

Conan musterte das kleine Fläschchen und sah seine Freundin fragend an.

„Ist das…“

Shiho nickte nur.

„Ich habe es eingehend untersucht. Es mag ein Prototyp sein, ist aber perfekt. Mit diesem Serum wirst du wieder zu Shinichi Kudo und zwar endgültig.“, verriet sie ihm.

Conan war nun mehr als aufgeregt und sein Grinsen wollte nicht enden. Dann fiel ihm etwas auf.

„Aber… warum hast du es noch nicht genommen wenn es so ein Wunderzeug ist? Moment, du brauchst mich doch nicht wieder als Versuchsobjekt, oder?“, fragte skeptisch.

„Dummkopf! Ich nehme es wenn mir danach ist. Wann das sein wird weiß ich noch nicht. Und jetzt ruh dich gefälligst aus!“, bat sie ihn und wollte das Zimmer verlassen.

„Warte! Was war mit dem… ähhh… du weißt in dem Labor als du verletzt warst!“, hielt er sie zurück.

Shiho drehte sich zu ihm um und sah ihn fragend an.

„Wovon sprichst du? Ich war wohl so benebelt, dass ich mich nicht mehr erinnern kann was alles passiert ist. Hast du etwas Wichtiges gesagt, oder so?“, hakte sie nach.

Conan zögerte, wehrte dann aber ab und verabschiedete seine Freundin.

Ai Haibara verließ mit einem Grinsen das Krankenzimmer.
 

Beika – Praxis von Tomoaki Araide
 

Koumei parkte seinen Wagen, einen Chrysler nicht direkt neben der Praxis, um keinen Patienten zu behelligen. Dann stieg er aus und schlenderte gemächlich auf den Eingang zu.

Noch kurz zuvor war er von Polizeioberrat Hakuba angerufen worden, der ihm für die Ermittlungen dankte, die schließlich zu Scotchs Enttarnung im Polizeihauptquartier sorgte. Er wollte auch Odagiri fragen ob dies nicht eine Beförderung wert sei. Koumei war das egal. Für ihn gab es wesentlich wichtiger Dinge als das.

Bereits im Flur stieß er auf den netten aber durch vergangene Ereignisse sehr mitgenommenen Arzt. Dr. Araide war nur knapp einem Mordanschlag seitens Wermuts entkommen und das FBI schützte ihn für einige Zeit. Trotz der Gefahr entschied sich der Arzt sein altes Leben fortzuführen, nachdem keine Gefahr mehr von der ausländischen Agentin ausging.

Araide wirkte nicht froh darüber Koumei zu sehen, kein Wunder, der Inspektor aus Nagano hinterte ihn wohl daran die Vergangenheit zu vergessen.

„Hat ‚er’ Sie überzeugt?“, stellte er dem Arzt die Frage.

Araide schüttelte stoisch den Kopf.

„Ich war nicht an seinem Angebot interessiert, aber ich konnte auch einem Schwerverletzten Patienten nicht die Hilfe verwehren.“, erwiderte er und ließ Koumei stehen.

Diesen kümmerte es nicht, er würde den Behandlungsraum schon selbst finden. Er öffnete zweimal die falsche Tür, einmal die zum WC, einmal die zum Röntgenraum. Dann hatte er endlich das richtige Zimmer entdeckt.

Zwei Personen saßen auf einem Bett, ein Mann und ein junges Mädchen. Der Mann wirkte angeschlagen, ein Verband umhüllte seinen ganzen Brustkorb.

„Du siehst recht mitgenommen aus…Roter König.“, versuchte Koumei charmant zu klingen.

Shuichi Akai warf ihm einen stechenden Blick zu.

„Ich werde es überleben.“, erwiderte er dann.

Koumei begann zu kichern.

„Du hast mir gar nicht erzählt, dass dein Plan beinhaltet dich anschießen zu lassen.“

Akai brummte gereizt. Das war sicher alles andere als geplant gewesen. Er hatte Gin unterschätzt und fast mit dem Leben dafür bezahlt. Hätte das Mädchen neben ihn ihn nicht aufgegabelt und zu Araides Praxis gebracht, wäre es um ihn geschehen gewesen.

Masumi Sera kümmerte sich wirklich ausgezeichnet um ihn. Sie überprüfte den Verband und wusch ihm den Rücken. Akai las etwas in Koumeis Gesicht, das wie Neid aussah.

„Du hast es bereits gehört? Dein Nemesis ist tot. Genau wie Tokiwa und dessen Organisation.“, teilte er dem FBI-Agenten mit.

Sera sah zu ihm auf.

„Bedeutet das… es ist vorbei?“, fragte sie hoffnungsvoll.

Akai schüttelte aber den Kopf.

„Nein, jetzt wo Tokiwa und Gin aus dem Spiel sind, beginnt es erst richtig.“, antwortete er.

Koumei stimmte ihm zu.

„Und was… ist mit unserer speziellen Schachfigur? Werden wir sie noch benötigen?“, wollte er wissen.

Sera schnitt ein überraschtes Gesicht.

„Meinen Sie damit… Kudo-kun?“, hakte sie nach.

Akai begann zu lächeln.

„Unser Freund hat großartige Arbeit geleistet, doch er ahnt nicht, dass seine wahre Mission noch vor ihm liegt. Er… ist irgendwie wie ich. Er wünscht sich ein Ende, oder wenigstens eine Auszeit. Aber nein, für Männer wie ihn und mich gibt es nur eines.“

Sera wollte nachfragen was genau das war, beließ es dann aber dabei.

„Also… wird ‚er’ ihn auch unbedingt wollen?“, interessierte es sie.

Koumei nahm eine gerade Haltung an.

„Ja, Kudo-kun ist eine Schachfigur, die selbst er nicht aufgeben wird. Die Person die jetzt, wo der Schwarze König vom Feld ist über das ganze Spielbrett herrschen wird. Der wahre….

Anokata.“
 

Beika – Haus von Shinichi Kudo

5 Tage später
 

Es war kaum zu glauben, aber war. Wie oft hatte er die letzten Tage in den Spiegel gesehen? Wie oft hatte er darin Conan Edogawa entdeckt, die Person die er einfach nicht mehr ertragen konnte? Doch nun hatte sich alles geändert. Vor einem Jahr hatte er erneut in diesen Spiegel gesehen und in das Gesicht von Shinichi Kudo geblickt. Er hatte Witze gerissen und Shiho gedankt, die direkt hinter ihm gestanden war. Aber dennoch war er wenig später in diesem Restaurant wieder geschrumpft. Diesmal war aber alles anders. Wenn Shiho recht behielt, würde er niemals wieder zu Conan Edogawa werden.

Nun war er wieder Shinichi Kudo, der Oberschüler, der bekannte Detektiv, über den so viel berichtet wurde. Kannten ihn die Leute noch? Die Medien, seine Klassenkameraden? Alles würde sein wie früher. Er würde wieder mit Ran zur Schule gehen und… aber Moment! Er war über 18 Monate dort nicht erschienen, er hatte mehr Fehlstunden, als eine Hikikomori je in ihrem Leben zusammen bekommen würde. Musste er ein Jahr wiederholen? Bestimmt, wenn er den Stoff nicht innerhalb weniger Wochen nachholen würde. Und es war eine Menge. Dennoch war Shinichi zuversichtlich, dass es ihm gelingen würde. Er sollte so schnell wie möglich in sein altes Leben zurück. Er öffnete die Tür zu seinem Haus und… wurde überfallen.

Ein junger Kerl brach förmlich ein und schlang seinen Arm über seine Schulter.

„Mensch Kudo, das hier ist deine Bude? Hier war ich ja noch nie, aber jetzt wo du deine alte Größe wieder hast, können wir einen Männerabend veranstalten!“, meinte Heiji enthusiastisch.

Shinichi versuchte sich von ihm zu lösen und sah ihn empört an.

„Hattori, was hast du hier zu suchen? Und das ohne Anmeldung.“

Heiji wirkte nun etwas erbost.

„Na hör mal, seit wann brauche ich eine Einladung? Außer hast du schon vergessen, dass du ohne mich niemals diese Typen in schwarz erledigt hättest? Dann wärst du immer noch der kleine Conan der bei Ran und ihrem Vater rumhängt.“

Shinichi musste zugeben, dass er recht hatte, wenn er auch übertrieb. Ohne seine Hilfe, wäre er in Scotchs Falle getappt und er wäre heute nicht wieder er selbst. Und die Tatsache, dass Heiji stets uneingeladen irgendwo auftauchte stimmte ebenfalls.

„Ja ist schon gut. Bist du nur hier um mir zu gratulieren, oder… oder gibt es einen neuen Fall?“, fragte er skeptisch.

Heiji schüttelte vehement den Kopf.

„Aber Kudo, ernsthaft! Gibt es in deinem Kopf nichts wichtigeres als Fälle? Ich bin natürlich wegen deiner Freundin hier!“, erklärte er sein Erscheinen.

Shinichi sah ihn zweifelnd an.

„Ran?“

Heiji räusperte sich.

„Ja, oder hat sich daran etwas geändert? Hast du etwa schon eine andere? Naja da du jetzt wieder dein altes Aussehen hast könntest du ohnehin jede haben.“

Shinichi schluckte. Unwillkürlich rückte wieder sein Kuss mit Shiho in den Vordergrund.

„Was ist jetzt mit Ran?“, fragte er gereizt.

Ein breites… ein zu breites Grinsen huschte über Heijis Gesicht.

„Na was ist jetzt mit euch? Ich war schockiert als mir Kazuha eintrichterte, dass du ihr in London gesagt hast, dass du sie liebst.“

Shinichi war das Thema sichtlich unangenehm und er versuchte sich herauszuwinden.

„Und was war mit dir? Hast du in Ochima nicht behauptet du könntest dasselbe wie ich und wolltest Kazuha sagen was du für sie empfindest?“

Heiji wurde noch röter, aber aus einem anderen Grund.

„Das… das hat sich nur verschoben weil wir durch den Täter soviel Ärger hatten. Außerdem geht es hier nicht um mich!“, protestierte er.

Shinichi seufzte resigniert.

„Sie will mich nicht sehen. Ich habe das Serum am selben Tag eingenommen, als ich es von Haibara erhalten habe. Doch Ran brauchte Zeit es zu verdauen und ihr Vater ließ mich nicht zu ihr vor.“, gestand er.

Heiji wirkte plötzlich sehr ernst.

„Naja das ist kein Wunder. Du hast sie hintergangen und betrogen. Du hast sie wann immer du konntest belogen und ein Spiel mit ihr gespielt. Sie hat mit ihrem Shinichi telefoniert und du warst gleich nebenan. Ist doch klar, dass sie sich wie der letzte Idiot vorkommt, der wie Dreck behandelt wurde.

Shinichi platzte eine Ader.

„Ach, du musst gerade reden! Aho!“, keifte er.

Heiji hob eine Augenbraue.

„A…ho?“

Shinichi seufzte und ließ sich auf eine Stufe des Treppengeländes fallen.

„Ich werde versuchen heute nochmal mit ihr zu reden.“, sagte er entschlossen.

So schien Heiji das schon besser zu gefallen und er wünschte seinem Freund viel Glück.
 


 

Beika – Unbekannte Villa
 

Es war einige Zeit her, seit der Weiße König ihn zu sich bestellt hatte. Es war damals gewesen, nachdem Akai den Anschlag von Kir überlebt hatte und nach einem Unterschlupf suchte. Zurück zum FBI konnte er nicht, die Tarnung der CIA-Agentin wäre gefährdet gewesen. Während er noch nachdachte was er tun sollte, fuhr ein Wagen neben ihm und zwei Männer mit Waffen baten ihn einzusteigen. Das… war der Moment indem er endgültig sich, seine Seele und wahrscheinlich auch das FBI betrogen hatte. Er hatte sich vom Weißen König rekrutieren lassen.

Der alte Mann mit dem Gehstock stand wie gehabt vor dem Aquarium und fütterte die Fische.

„Eisaku Tokiwa ist tot.“, glaubte Akai sagen zu müssen.

Der alte Mann drehte sich zu ihm um und schüttelte den Kopf.

„Eisaku war ein sturer, alter Kerl, doch nicht die Bedrohung, für die Sie und Ihre Kollegen vom FBI ihn gehalten haben. Wir sind nahe am Ziel, also vergessen Sie Ihre Mission nicht.“, sagte der Mann eindringlich.

Akai nickte und versprach sein bestes zu geben. Er ließ den Fischliebhaber allein und betrat den Gang. Er schritt in Richtung Tür, wurde aber von einer Person aufgehalten.

Es war Masumi Sera und sie wirkte sehr eingeknickt.

„Warum… warum müssen wir das hier noch machen? Der Mann der Akemi getötet hat wurde zur Rechenschaft gezogen, nicht wahr?“

Akai schloss die Augen und senkte den Kopf.

„Ich wünschte… es wäre mit meiner Rache vorbei. Doch Männer wie ich…

„Das ist Blödsinn!“, schnaubte Sera empört.

Akai musterte sie und begann dann zu lächeln.

„Du hast dich nicht verändert. Genau… wie ich mich nicht verändern werde.“, erwiderte er und schob Sera beiseite um seine nächste Mission zu erfüllen.

Dann verließ er die Villa.

Sera starrte ihm unsicher und deprimiert nach.

„Ja. Du musst tun, was du tun musst. Ich verstehe das… Nii-san.“
 

Beika – Detektei Mori
 

Es war ein Wettstarren, anders konnte man es nicht bezeichnen.

Shinichi saß Kogoro Mori gegenüber, den Mann den er die letzten Eineinhalb Jahre ausgenutzt hatte. Nun… war vermutlich besser, wenn der Mann nicht alles wusste.

„Ich kapiere es immer noch nicht. Du warst also wirklich… der Lausebengel?“, fragte er kritisch.

Shinichi versuchte so reumütig zu wirken wie nur möglich.

„Das… ist recht kompliziert.“, antwortete er.

Kogoro seufzte.

„Wie dem auch sei, Ran möchte dich nicht sehen. Wenn du so ein guter Detektiv bist, kannst du dich sicher in sie hineinversetzen.“

Shinichi schluckte. Diese Worte hatte auch Ran ihm gegenüber benutzt.

„Wenn du wirklich ein Detektiv bist… solltest du wissen was in meinem Herzen vorgeht!“

„Bitte… erlauben Sie mir wenigstens eine Nachricht zukommen zu lassen. Ich mache es auch kurz.“, bat Shinichi und Kogoro rang sichtlich mit sich.

„Also gut, einverstanden. Aber wehe du sagst etwas, das sie noch mehr verletzt, dann mache ich dich einen Kopf kürzer.“, schwor er.

Shinichi fragte sich ob er die Ironie seiner Worte begriff, wobei es aber auch keine Rolle spielte.

Der Privatdetektiv führte ihn zu Rans Zimmer und Shinichi ließ seinen Blick schweifen. Er hatte hier viel Zeit verbracht, er erblickte den Futon, in dem er als Conan immer geschlafen hatte. Den großen Woooo-Fernseher den Kogoro geschenkt bekommen hatte. Die PVC-Figur von Youko Okino, die Kogoro auf seinem Schreibtisch stehen hatte, gleich neben dem Youko Okino-Wecker und einer Dose Bier. Das Radio mit dem er immer die Pferderennen verfolgte, die Wäscheleine auf dem Balkon und auch der Wettergeist den sie von Kazuha bekommen hatten und der von der Stange baumelte. Er wollte es nicht wahrhaben, aber irgendwie war dieser Ort sein Zuhause geworden. Es war absurd, aber wahr.

Kogoro klopfte an Rans Tür und ließ die beiden dann alleine.

„Ran? Ich bin es.“, meldete er sich zu Wort, aber kein Lebenszeichen. Damit hatte er gerechnet.

„Ich verstehe, dass du enttäuscht von mir bist. Ich… ich bin es irgendwie auch. Ich habe dir nicht verraten, dass ich Shinichi war weil… du hast den Kerl mit der Waffe doch gesehen, oder? Er war hinter mir her und wenn du mein Geheimnis gewusst hättest, wärst auch du in Gefahr gewesen.“

Dann machte er eine kurze Pause.

„Aber… das stimmt alles eigentlich gar nicht. Die Wahrheit ist, dass das nur anfangs der Grund war. Alles weitere erledigte meine Angst. Das was ich in London gesagt habe ist wahr! Ich liebe dich und habe es auch immer getan! Du hast keine Ahnung wie glücklich ich war als du es erst auf der Straße und dann im Flugzeug sagtest! Du kommst dir vielleicht betrogen vor, aber bitte gib mir eine Chance das wieder gut zu machen! Wenn du es über dich bringst mir zu verzeihen komm heute Abend um 18 Uhr zu dem Ort an dem wir uns aus den Augen verloren haben. An dem Ort an dem ich den größten Fehler meines Lebens begangen habe. Wenn du nicht erscheinst… werde ich dich aufgeben.“

Mehr hatte Shinichi nicht sagen. Mit schweren Schritten verließ er die Detektei.

Kogoro klopfte an rans Tür, kurz bevor er weg war. Ohne eine Antwort abzuwarten trat er ein und sah die verheulte Ran.

„Ran du weißt es ist sonst nicht meine Art, und ich kann den Detektiv-Bengel wirklich nicht ab. Aber… diesmal hör dir bitte an was ich zu sagen habe.“
 

Beika – Verlassene Berghütte
 

Shuichi Akai war schon immer pünktlich gewesen. Seine Kollegen hatten ihn stets für seine Zuverlässigkeit und die Fähigkeit genau im richtigen Moment zu erscheinen gelobt. Doch was war mit der Person die er heute hier treffen würde? Als vertrauenswürdig konnte man sie wohl kaum bezeichnen. Nun hörte er die Motorengeräusche und das schwarze Gefährt das näher kam. Ein Motorrad kam angebraust und hielt wenige Meter von dem FBI-Agenten entfernt. Der Fahrer stellte den Motor ab und baute sich vor Akai auf.

Dann nahm er den Helm ab und enthüllte eine blonde Haarpracht.

„Du kommst spät… Wermut.“, begrüßte Akai sie und die Frau lächelte ihn charmant an.

„Sei nicht so, immerhin lag dieser Ort sehr abgelegen. Aber du hast recht, er ist sicherer als ein Firmengebäude im Stadtzentrum.“, meinte sie zynisch.

Akai fragte sich ob es ihr etwas ausmachte, dass die Organisation zerschlagen wurde, oder ob es ihr egal war, solange sie eine sichere Geldquelle besaß.

„Das hier wird deine letzte Mission sein. Es tut mir Leid, aber der Weiße König wird deine Dienste nicht mehr benötigen.“, teilte der FBI-Agent der Frau mit.

Doch Wermut wirkte nicht enttäuscht.

„Das ist schon in Ordnung. Um ehrlich zu sein langweilt mich Japan ohnehin etwas.“, erwiderte sie.

Akai nickte und streckte seine Hand aus.

Wermut wurde ernster und wich etwas zurück.

„Woher… weiß ich, dass du mich nicht erschießt wenn ich dir die Ware übergebe? Immerhin handelt es sich um Dateien die äußerst kostbar sind. Wenn mich das FBI oder eine andere Organisation schnappt und ich es ausplaudere, bin ich ein Risiko.“, wand Wermut ein.

Akai hob die Hände um ihr zu zeigen, dass er unbewaffnet war.

Die Frau überlegte kurz, dann willigte sie ein. Sie holte eine CD aus ihrem Anzug hervor und reichte sie Akai.

Dieser betrachtete sie eingehend und überlegte ob er der Frau vertrauen konnte. Dann nickte er und schob sie ein.

„Tokiwa hat nicht bemerkt, dass du sie von seinem Rechner kopiert und danach gelöscht hast?“, fragte er scharf.

Wermut verneinte sofort.

„Nein, und es gibt auch keine Spuren mehr von der Ursprungsdatei. Du weißt bestimmt, dass die Polizei nichts auf den Rechnern der Organisation gefunden hat. Nichts von Eisakus kostbarem Projekt… Phönix.“, entgegnete sie.

Akai beschloss ihr zu glauben, dann wickelten sie das Geschäft ab. Als Wermut auf ihr Motorrad stieg, hielt sie Akai nochmals auf.

„Eines noch. Sollten wir uns an irgendeinem anderen Ort wieder treffen…“, begann er, doch Wermut schnitt ihm den Satz ab.

„Dann werden weder du, noch deine FBI-Freunde Kosten und Mühen scheuen mich zu verhaften, für das was ich deiner geschätzten Partnerin angetan habe.“, fuhr Wermut fort.

Beide wussten, dass sie einander verstanden und Wermut fuhr davon. Akai fragte wann oder ob er sie jemals wieder sehen würde. Und wie diese Begegnung verlaufen würde. Dann betrachtete er die CD in seiner Hand. Das war also das, wonach der Weiße König so gierte.

Phönix.
 

Beika – Haus von Shinichi Kudo

1 Stunde vor dem Treffen
 

Erneut stand Shinichi vor dem Spiegel, auch wenn er keine Ahnung hatte was er da eigentlich tat. Vor 18 Monaten hatte er schon einmal schick gemacht um mit Ran ins Tropical Land zu gehen, doch damals war es kein Date gewesen. Diesmal aber würde er seinen ganzen Mut zusammen nehmen und ihr sagen was er für sie empfand. Anders als in London, nämlich klar und deutlich. Er strich sich über seine Wange und erinnerte wie Ran eine kühle Cola-Dose an sie gepresst hatte. Und wie sie vor dem Springbrunnen standen. In Gewisserweise hatte er ihr später sogar gestanden was sie für ihn war, doch zu dieser Zeit war er gerade Conan und noch dazu wurden sie von einem Serienmörder verfolgt, keine idealen Bedingungen. Dann hatten sie die Geisterbahn bestiegen wo Shinichi auf Gin und Vodka gestoßen war. Hätten sie diese Attraktion ausgelassen hätte er Vodka später nicht verfolgt und nichts von alledem wäre passiert. Aber was sonst? Hätte er den Mut über sich gebracht Ran seine Liebe zu gestehen? Hätten weniger Menschen leiden müssen? Nein, bestimmt nicht. Personen wie Akemi Miyano wären dennoch tot und selbst Shiho, die nie aus den Fängen dieser Banditen entkommen wäre. Leute waren gestorben weil er versagt hatte, das konnte er nicht leugnen. Mizunashi Rena starb weil er nicht schnell genug auf die Lösung kam. Irish starb, weil er seine Maskerade nicht früh genug erkannt hatte. Und Gin war gestorben. Was empfand Shinichi dabei? War er froh über seinen Tod? Nein, es tat ihm Leid, dass die Situation nicht anders zu lösen war. Im Grunde hatte er erneut versagt, nicht er hatte Gin den Gnadenstoß gegeben, sondern Shiho, die für ihn sogar einen Mord auf sich genommen hatte. Zugegeben, Gin wollte sie alle erschießen und ohne das Mädchen wäre es aus gewesen. Trotzdem wäre es Shinichis Aufgabe gewesen alles zu einem Ende zu führen.

Er blickte auf die Uhr und bemerkte, dass es an der Zeit war. Er torkelte die Treppe hinunter und merkte, dass Heiji bereits wieder zurück nach Osaka gefahren war. Er hatte so viel Anstand besessen um ihn und Ran nicht weiter zu stören. Jedoch aber nicht, um die Chipstüte wegzuräumen, die er auf die Couch geöffnet hatte. Naja, Hauptsache er hatte sich hier wohl gefühlt, dachte der Detektiv.

Nun öffnete er seine Haustür und schloss hinter sich ab. Er schritt zum großen Tor entlang und begann sich auf den Weg zu machen. Er bemerkte die lange, schwarze Limousine am Straßenrand zwar, brachte sie aber nicht mit sich selbst in Verbindung. Das sollte sich ändern.

Shinichi stieß mit einem Mann in schickem Anzug zusammen und taumelte zurück.

„Verzeihung.“, würgte er schnell heraus und wollte an dem Mann vorbei. Doch dieser ließ ihn nicht.

„Kudo Shinichi-san?“, fragte er mit rauer Stimme.

Der Detektiv musterte ihn skeptisch.

„Ich möchte Sie bitten uns zu folgen.“, erwiderte er, doch Shinichi dachte gar nicht daran.

„Es tut mir Leid, aber ich werde erwartet.“, protestierte er.

„Ja, das werden Sie in der Tat.“, erklang von hinten eine weitere Stimme.

Der Schülerdetektiv drehte sich um und erkannte einen zweiten Mann. In seinem Hosenbund sah er eine Pistole aufblitzen. Angst breitete sich in ihm aus. Wer waren diese Kerle? Irgendwelche Ganoven? Die letzten Mitglieder der Organisation die sich rächen wollten?

„Ich denke, dass können wir auch zivilisierter lösen, meine Herren.“, meldete sich eine dritte Stimme zu Wort.

Shinichi beobachtete wie die Tür zur Limousine aufsprang und eine Person heraustrat die er kannte. Inspektor Morofushi Takaaki. Koumei.

„Inspektor Morofushi, was geht hier vor?“, fragte der Detektiv vorwurfsvoll.

Erst nahm er an es handle sich bei den Männern um Polizisten, aber sie wirkten sie nicht. Koumei schritt auf ihn zu und reichte ihm die Hand, die Shinichi aber nicht annahm.

Der Inspektor aus Nagano versuchte ein Lächeln zustande zu bringen.

„Kudo-kun, die Umstände tun mir außerordentlich Leid. Aber ich habe den Befehl dich zu meinem Auftraggeber zu bringen, koste es was es wolle.“, sagte er mit Nachdruck.

Shinichi überlegte einige Sekunden, dann wurde ihm klar, dass er keine Wahl hatte.

„Also gut, einverstanden. Lassen Sie mich vorher nur kurz telefonieren und einen Termin absagen.“, bat er doch Koumei war dagegen.

„Auch das kann ich nicht zulassen. Halte mich bitte nicht für unverschämt, aber ich kenne dich bereits zu gut. Es besteht die Möglichkeit, dass du einen deiner Freunde bei der Polizei oder dem FBI kontaktierst, doch mein Auftraggeber legt größten Wert auf Anonymität.“, erklärte er und nahm Shinichi das Handy ab.

Ihm blieb keine andere Wahl als in die Limousine zu steigen und auf dem Rücksitz platz zu nehmen. Koumei begann zu telefonieren und bald meldete sich sein Gesprächspartner.

„Ja, hier Weißer Springer. Ich bringe ihn nun zu Ihnen.“ Schließlich setzte sich neben den Detektiv und dann begann die Fahrt bereits.

„Die Fahrt wird nicht lange dauern.“, wollte ihn Koumei beruhigen, auch wenn der Effekt scheinbar ausblieb. Der Detektiv wollte aus dem Fenster blicken, doch die Scheiben waren verdunkelt.

„Also? Verraten Sie mir wo Sie mich hinbringen?“, fragte er Koumei gereizt und etwas verunsichert.

Dieser begann zu schmunzeln.

„Du solltest lieber fragen… zu wem ich dich bringe.“, verbesserte er ihn.

Shinichi schien das egal zu sein, doch der spielte mit.

„Na schön. Zu wem bringen Sie mich?“

Das Lächeln in Koumeis Gesicht erlosch unerwartet und er sah Shinichi direkt an Dann antwortete er ihm.

„Anokata.“
 

Beika – Tropical Land
 

Hier war der Ort, den Shinichi beschrieben hatte. Hier hatten sie einander aus den Augen verloren. Er war diesem Verbrecher nachgerannt und hatte sie allein gelassen. Ganz allein. Wie hatte er das nur gekonnt? War sie ihm nicht wichtig? Dann erinnerte sie sich an Seras Worte an jenem Tag.

„Naja, wenn man es teilt haben die Stücke die exakt selbe Form, richtig? Ein Stück ist für die Person die man über alles liebt und das andere für seinen Traum. Man kann diese Stücke nicht trennen, weil sie nur zusammen Eins ergeben und auch nur so intakt funktionieren können. Ein Teil verbindet dich mit dem Menschen den du liebst das andere lässt dich voranschreiten und dich weiter entwickeln.“

Hatte ihre neue Freundin damit recht? Reichte es ihr nur die Hälfte von Shinichis Herzen zu besitzen? Oder bedeutete der Spruch etwas ganz anderes? Auch für Ran gab es andere Dinge die ihr viel bedeuteten, wie Karate, oder ihre Freundinnen. Was wenn man von ihr verlangen würde nur ganz allein für Shinichi da zu sein?

Sie blickte auf die Uhr und wurde unruhig. Es war bereits weit nach 18 Uhr, Shinichi verspätete sich sonst nie. Oder… meinte er überhaupt diesen Ort? Nachdem er im Tropical Land verschwunden war, sahen sie einander ein paar Mal wieder. Zuletzt in London, doch diesen Ort konnte er nicht meinen, richtig? Nein, es musste dieser Ort sein, auch wenn sie nicht verstand wieso er nicht erschien. Konnte es sein… konnte er etwa erneut verschwunden sein? Es war immer so gewesen. Sie trug Hoffnung in sich, doch diese wurde zunichte gemacht. Shinichi verwand nachdem sie einander im Büro des vergifteten Geschäftsmannes gesehen hatte. Genau wie im Restaurant in das er sie eingeladen hatte, oder damals in Kyoto. Auf der Autobahn zerrte sie an seinem Arm und schwor ihm in niemals wieder loszulassen, doch es kam anders. In London war er einfach so verschwunden, nachdem er ihr verriet was er für sie empfand. Doch er war nie wirklich verschwunden, sondern nur zu Conan geworden. Ran hatte es nie verstanden und fühlte sich betrogen als sie die ganze Wahrheit erkannte. Doch sie war bereit ihm zu verzeihen, sonst hätte sie den Weg hierher nicht auf mich genommen. Wäre es diesmal auch so? Würde Shinichi verschwinden? Würde sie nach Hause kommen und Conan würde sie wieder erwarten? Oder… würde Shinichi diesmal für immer verschwinden? Eine tiefe Traurigkeit breitete sich in ihr aus, als sie an diese Möglichkeit dachte. Nein, das durfte einfach nicht sein.

„Bitte… bitte tu mir das nicht an. Ein weiteres Mal… würde ich es nicht überstehen. Shinichi!“, weinte sie in die die Abenddämmerung hinein.
 

Teil 6

Eine Studie in blutigem Scharlachrot
 

Beika – Schloss des Weißen Königs
 

Shinichi hatte noch weitere Fragen gehabt, doch Koumei wollte sie ihm nicht beantworten. Doch mit einem hatte er recht behalten, die Fahrt dauerte lediglich eine halbe Stunde. Sie stiegen aus und fanden sich vor einer prachtvollen Villa wider. Sie war im westlichen Stil gebaut worden und Wasserspeier starrten dem Detektiv frech entgegen. Koumei gab ihm ein Zeichen ihm zu folgen und Shinichi akzeptierte widerwillig. Er hatte Koumei für einen guten Menschen gehalten, hatte er etwa falsch gelegen? Nein, sein Gefühl täuschte ihn sonst nie. Er erinnerte sich wie er Subaru Okiya begegnet war und Shiho ihn vor dem Mann gewarnt hatte. Doch Shinichi wusste es besser und seine Intuition bestätigte sich, als er sich als CIA-Agent herausstellte. Koumei war ein engagierte und gerechter Polizist, also wer war die Person die er trotz des Eids den er abgelegt hatte, so eisern folgte? Der Inspektor aus Nagano öffnete die Tür und führte Shinichi in den Gang. Bereits am Treppenabsatz erkannte der Detektiv eine Person, die er hier nicht erwartet hätte.

Shuichi Akai stand vor ihm und taxierte ihn erwartet.

„Akai-san! Ich nahm an Sie wären…“, begann er, doch der FBI-Agent schnitt ihm den Satz ab.

„Tot? Wenn ich ehrlich bin erstaunt es mich selbst, dass mein Schutzengel mir immer noch treu ergeben ist.“

Koumei reichte Shinichi sein Handy und nickte Akai zu.

„Ich verabschiede mich. Kudo-kun, falls wir uns nicht wieder sehen, es war mir eine Ehre deine Bekanntschaft zu machen.“, richtete diese Worte an den Detektiv.

Er klang aufrichtig, doch Shinichi fiel es schwer hinter seiner Fassade zu blicken. Doch bei Shuichi Akai war es nicht anders, der Koumei ablöste und ihn bat mit ihm zu kommen.

„Können Sie mir erklären, was hier vor sich geht?“, bat er, doch Akai musste ihn enttäuschen.

„Ich denke, das wird ‚er’ am besten können.“, antwortete er, ohne zu erklären wen er genau meinte.

Unwillkürlich erinnerte er sich na Bourbons Worte.

„Ich will dir damit sagen… dass du Shuichi Akai nicht vertrauen sollst.“

Er führte Shinichi ins oberste Stockwerk und klopfte gegen eine massive Holztür. Dann öffnete sie und bat Shinichi einzudringen. Der Detektiv registrierte wie der Agent selbst unter dem Türbogen stehen blieb. Wollte er ihn an einer Flucht hindern, oder wagte er es einfach nicht einzutreten? Akai verwies auf eine zwei Sofas, die von einem Glastisch getrennt wurden. Shinichi durchquerte den Raum und setzte sich. Dann sah er ihn.

Es war ein alter Mann der vor einem Aquarium stand und einige Kois fütterte. Als er fertig war drehte er sich zu dem Detektiven um. Seine Hände und sein Gesicht wiesen Narben auf, Brandnarben um präzise zu sein. Sie erinnerten ihn an Bourbons Maske als dieser versuchte Shuichi Akai zu kopieren. Doch diese hier waren echt. Die Miene des Mannes wirkte von der Zeit gezeichnet und er benötigte einen Stock um sich fortzubewegen. Langsam setzte er sich dem Schülerdetektiv gegenüber und streckte ihm die Hand aus.

Shinichi plante nicht sie anzunehmen, da er gegen seinen Willen hergebracht wurde. Doch von dem alten Mann ging eine dermaßen starke Präsenz aus, dass er keine andere Wahl hatte. Sie fühlte sie knochig und trocken an. Der Mann erwiderte nichts, er starrte Shinichi nur gebannt an.

„Kudo-san, ich habe bereits viel von dir gehört. Es ist mir eine große Freude dir endlich gegenüber zu sitzen.“, begrüßte er ihn dann. Seine Stimme klang einnehmend und von sich selbst überzeugt.

Shinichi nickte ihm zu und fühlte sich immer unwohler.

„Sie haben mich aus einem bestimmten Grund hergebracht, nehme ich an? Dann habe ich wohl auch das Recht zu erfahren mit wem ich es zu tun habe, oder?“, versuchte er nicht allzu barsch zu klingen.

Der alte Mann lächelte und entschuldigte sich unverzüglich.

„Es tut mir Leid, aber extreme Zeiten, verlangen extreme Maßnahmen. Und ich bin untröstlich, dass ich mich dir noch nicht vorgestellt habe.“, lehnte er sich in dem Sofa zurück und faltete die Hände.

„Mein Name… ist Miyano…. Atsushi. Sehr erfreut.“, offenbarte er nun seine Identität.

Shinichi verengte die Augen.

„Miyano? Stehen Sie… etwa mit Shiho Miyano in Verbindung?“, hakte er nach.

Der alte Mann nickte bedächtig.

„Sie ist meine Tochter, die du wahrscheinlich bereits vermutet hast.“, gab er preis.

Der Detektiv sah aus, als würde er diese Möglichkeit noch abschätzen.

„Sie hat mit erzählt, ihre Eltern wären bei einem Unfall gestorben und, dass es sich wahrscheinlich um eine Tat der Organisation gehandelt hat.“, berichtete er.

Nun schlich sich eine unendliche Traurigkeit in das Gesicht des Mannes.

„Ja… das wurde meiner Tochter erzählt und in Gewisserweise ist das die Wahrheit. Meine Frau starb damals, ich konnte schwer verletzt fliehen. Seitdem habe ich diese Organisation aufgebaut, die im Kontrast zu der steht, die Eisaku Tokiwa anführte.“, erzählte er.

Shinichi sah zu Akai, doch dieser reagierte nicht.

„Ja, Akai-kun war auch einer dieser Männer die ich rekrutiert habe um mein ganz eigenes Problem für mich zu lösen. Genau wie Morofushi-kun und einige andere Personen. Wenn du dich fragst wie es mir gelang einen FBI-Agenten für meine Ziele einzuspannen… du kannst dir bestimmt denken, dass er dem Vater seiner ermordeten Freundin schwer etwas abschlagen kann.“, erwiderte Miyano und warf Akai einen prüfenden Blick zu.

Trotz des Seitenhiebs fiel seine stoische Maske nicht ein.

Shinichi schluckte.

„Ich verstehe, Sie verbargen sich im Schatten und zogen so die Fäden um Tokiwas Organisation zu zerschlagen.“

Miyano presste die Lippen zusammen, scheinbar stimmte er mit dieser Aussage nicht überein.

„Was würdest du denken, wenn ich dir sagen würde, dass die Vernichtung der Organisation ein Fehler war? Dass du damit eine enorm große Bedrohung für ganz Japan geschaffen hast?“

Shinichis Stirn zog sich in Falten.

„Das ist lächerlich. Wenn, dann habe ich Japan von ihr befreit.“, behaarte er.

Miyano stemmte sein Kinn mit seinen Händen ab.

„Wieso glaubst du habe ich Tokiwa nicht bereits früher das Handwerk gelegt? Ich kannte seine Identität, wenn ich diese Informationen dem FBI oder der CIA zugespielt hätte, hätte die Organisation bereits vor langer Zeit vernichtet werden können, ohne große Verluste.“, entgegnete er.

Shinichi überlegte ob der Mann es ernst meinte. Sprach er auch von seiner eigenen Tochter? Aber gerade durch sein Zögern war Akemi getötet worden und Shiho wäre ihr beinahe gefolgt.

„Eisaku war ein Mensch der auf äußerste Vorsichtig bedacht war. Wenn er über eine Brücke ging, riss er diese hinter sich ein, könnte man sagen. Die letzten Jahre arbeitete er an etwas, das Japan… nein, das der ganzen Welt vermutlich großen Schaden zufügen könnte.“, offenbarte er.

Shinichi reagierte eher skeptisch darauf.

„Wovon sprechen Sie?“, hakte er nach.

Miyanos Gesichtsausdruck wurde noch ernster.

„Phönix.“, verriet er.

Doch der Schülerdetektiv konnte damit nichts anfangen.

„Was ist dieses Phönix? Und warum sollte es so einen großen Schaden anrichten?“

Miyano holte tief Luft.

„Um dir das zu erklären bin ich gezwungen dir meine ganze Geschichte zu erzählen. Und Kudo-kun? Bist du bereit mein Sherlock Holmes zu sein und dir meine Erzählungen anzuhören?“, fragte er erwartend.

Shinichi nickte, er war nicht hierher gekommen und hatte Ran versetzt für absolut nichts.

Miyano ließ seinen Kopf sinken und begann zu berichten.

„Also gut. Dann erzähle ich dir jetzt meine ganz eigene Geschichte… über eine Studie in blutigem Scharlachrot.“
 

Medizinische Fakultät von Hokkaido

50 Jahre zuvor
 

Der Priester weihte das Grab und Atsushi merkte wie eine Träne über seine Wange rutschte. Aber war das nicht irrsinnig? Er war ein erwachsener und stattlicher Mann von 23 Jahren. Es war ihm peinlich und zu allem Überfluss wurde er von dem Mann beobachtet von dem er schon gar nicht wollte, dass er ihn so sah.

Sein bester Freund, Eisaku Tokiwa stand neben ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Es ist in Ordnung, er war mir auch sehr wichtig. Er war unser Mentor und hat uns viel beigebracht.“, munterte er Atsushi auf.

Der Student nickte und dankte seinem Senpai dafür. Das Grab wurde nun mit Erde überhäuft und der Professor, den die beiden Männer so sehr geschätzt hatten, verschwand für immer. Nur in ihren Erinnerungen blieb er bestehen.

Beide Männer betranken sich an jenem Abend.

„Der Tod… ist einfach etwas entsetzliches.“, kam es von Eisaku und sein Kouhai konnte ihm nur beipflichten.

„Genau deswegen ist es wichtig daran festzuhalten was man besitzt. Wie geht es Lauren und den beiden Jungs?", fragte Atsushi neugierig.

Eisaku zuckte mit den Schultern.

„Akuto ist ganz begeistert in diese Porsche-Serie die auf den Markt gekommen ist. Ich habe ihm zum Geburtstag ein Modell geschenkt, er spielt den ganzen Tag damit. Und unser Nachzügler kommt ist ein wahres Energiebündel. Ständig will er mit seinem großen Bruder spielen, aber… naja. Akuto ist sehr eigenbrötlerisch, och hoffe das legt sich irgendwann. Und Lauren… ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich eine Frau wie sie gefunden habe. Sie kam zum Studieren nach Japan, eine charmante, blonde Amerikanerin. Ich glaube ich hatte wirklich Glück. Wie sieht es mit dir aus? Was läuft zwischen dir und dieser Engländerin?“, fragte er seinen Kouhai.

Atsushi wehrte schnell ab.

„Elena? Wir sind lediglich befreundet, mehr nicht.“, versicherte er.

Eisaku nickte bedächtig.

„Überlege nicht zu lange, bis du Schritte einleitest. Ein Leben kann schneller um sein, als du denkst.“
 

Haus der Familie Tokiwa
 

„Aniki! Aniki!“, sprang der Junge immer wieder auf und ab, doch sein Bruder ignorierte ihn. Er spielte lieber mit dem Modell eines schwarzen Porsches.

„Akuto, lass deinen Bruder doch mitspielen!“, forderte ihn seine Mutter auf.

Doch der schweigsame Junge war nicht daran interessiert.

„Na dann komm mit, ich mache dir etwas zu essen.“, bot Lauren Tokiwa ihrem Sohn an und dieser war einverstanden.

Akuto war froh endlich allein zu sein. Er liebte dieses Gefühl, niemand nervte ihn und er konnte in aller Ruhe seinem Hobby nachgehen. Und dann… der Schrei.

Er stammte von seiner Mutter, Akuto überlegte ob er aufstehen und nachsehen sollte. Nein, er wollte lieber für sich bleiben. Sein Bruder kam angerannt und hechelte irgendwas davon, dass Mutter zusammengebrochen sein. Doch Akuto rollte einfach weiter das Modellauto hin und her.
 


 

Zentralkrankenhaus von Hokkaido
 

Atsushi eilte wie von der Hummel gestochen in den vierten Stock. Eisaku saß auf einem Stuhl im Gang und hatte das Gesicht in seinen Händen vergraben.

„Eisaku! Ich habe gerade davon gehört, wissen die Ärzte schon genaueres?“, zeigte er große Anteilnahme.

Sein Senpai schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf.

„Eine degenerative Zellkrankheit! So etwas erwartet man bei alten Leuten, also warum musste sie es treffen?“, verstand er die Welt nicht mehr. Atsushi legte seine Hand auf die Schulter seines Freundes wie bereits er bei der Beerdigung.

„Die Ärzte sagen es gibt kein Heilmittel dafür. Sie hat vielleicht noch ein Jahr. Aber ich… ich werde eines finden!“, schwor er seinem Freund, doch Atsushi sah ihn nur skeptisch an.

„Wenn die Ärzte nicht weiter wissen, was glaubst du dann ausrichten zu können?“

Doch Eisaku war nicht mehr zu bremsen. Nein! Von niemandem würde er sich das für ihn kostbarste auf der Welt nehmen lassen, das stand für ihn fest.

„Ich… ich habe da ein paar Ansätze. Seit dem Tod unseres Mentors arbeite ich an etwas, aber ich komme nicht voran. Atsushi, du hingegen bist ein Genie! Und mein Freund. Bitte versprich mir, dass du mir beistehst, egal was es kostet!“

Atsushi tat sich damit schwer, nickte dann aber. Schließlich konnte er seinen Freund nicht im Stich lassen.
 


 


 

Beika – Schloss des Weißen Königs

Heute
 

Atsushi Miyano hatte eine Pause einlegen müssen, Shinichi gönnte sie dem alten Mann.

„Wollen Sie mir sagen er wurde so bösartig… weil seine Frau gestorben ist?“, hakte er nach.

Professor Miyano wirkte als wäre er einen Moment nicht bei sich, doch dann schüttelte er den Kopf.

„Nein, Lauren hat überlebt. Zusammen schafften wir es ein Gen zu extrahieren und eine Mutation zu bewirken. Obwohl es Eisakus Frau hätte töten können, haben wir es ihr verabreicht und es hat ihre Zellen stabilisiert. Es war unglaublich, doch wir konnten damit nicht an die Öffentlichkeit. Eisaku wollte es erst weiter testen und weiter entwickeln. Ab da… veränderte sich mein Freund in etwas, das ich damals noch nicht sehen wollte. Er wurde obsessiv und egozentrisch. Selbst seine Frau verließ ihn bald darauf und heiratete einen anderen Mann. Ihren jüngsten Sohn nahm sie mit sich, nur Akuto blieb bei ihm.“

Shinichi schien etwas einzufallen.

„Akuto ist…“

„Der Mann, den du als Gin kanntest.“, verriet der Professor.

Shinichi schluckte und wartete darauf, dass Miyano fortfuhr.

„Über die Jahre hinweg gingen immer wieder Leute die ich nicht kannte bei ihm ein und aus, Eisaku bezeichnete sie als Investoren. Doch ich wusste, dass es Kriminelle waren. Und eines Tages beobachtete ich wie Eisaku Versuche an Menschen durchführte. Es waren Obdachlose und mein Freund benutzte dieses Argument tatsächlich als Rechtfertigung. Ich bat ihn damit aufzuhören und stellte ihm ein Ultimatum. Würde er seine Forschungen nicht beenden, würde ich die Polizei einschalten. Eine Woche darauf versagten die Bremsen an meinem Wagen. Meine Frau und ihr fuhren über eine Klippe und Elena starb noch am Unfallort. Doch es war kein Unfall, Eisaku wollte mich aus dem Weg räumen. Ich wollte zurück um unsere Töchter zu holen, doch dann wüsste er, dass ich noch am Leben war. Ich nahm an, dass es das sicherste sei, wenn ich sie dort ließ. In seiner Obhut. Ein Fehler, der meiner Akemi das Leben kostete. Im Grunde beging ich exakt denselben Fehler, wie unser Akai-kun.“

Der FBI-Agent der immer noch an der Tür stand, erwiderte nichts darauf.

„Was ist Phönix?“, kam Shinichi wieder darauf zu sprechen.

Miyano holte erneut tief Luft.

„Phönix ist das Endprodukt des Serums das Eisaku damals seiner Frau verabreicht hat. Ein äußerst aggressiver Virenstamm der unberechenbar ist. Meine Gruppe sollte zuschlagen, wenn Phönix komplett wäre. Solange hätte Eisaku keine Gefahr dargestellt.“

Shinichi war ganz anderer Ansicht.

„Natürlich waren er und seine Organisation eine Gefahr! Sie mordeten und verübten Anschläge. Sie haben viel Leid über die Menschen gebracht!“, entgegnete er.

Miyano nickte, natürlich hatte er dies nicht vergessen.

„Kudo-kun du besitzt nicht die geringste Ahnung was Phönix inzwischen geworden ist. Eisaku hat über die letzten 50 Jahre verschiedene Wissenschaftler daran forschen lassen. Meine Tochter war eine von ihnen und erst durch meine Schuld nahm sie einen Prototyp des Serums.“, gestand er.

Shinichi wirkte überrascht.

„Sie meinen… APTX4869? Das soll Phönix sein?“, fragte er verdutzt.

Miyano verneinte vehement.

„Das ist nur ein einzelner Schritt, ein Baustoff, ein Molekül im großen Ganzen. Phönix soll die Zellen dauerhaft stabilisieren und regenerieren. Wunden würden in Windeseile verschwinden, sie würden sich nicht zersetzen oder altern.“, gab er preis.

Shinichi verfiel für kurze Zeit in seine übliche Starre.

„Unsterblichkeit…“, murmelte er, und Miyano gab ihm recht.

Es war ein unvorstellbarer Gedanke, doch das APTX hatte ihn bereits in einen kleinen Jungen verwandelt. Was würde Phönix dann anrichten. Eisaku Tokiwa war vom Tod besessen gewesen. Er griff nach jedem Strohhalm um es zu verlängern. Es passte zu einem Mann wie ihm, doch war jetzt nicht alles vorbei?

„Aber… Tokiwa ist tot, richtig? Ist die Gefahr nicht gebannt?“, fragte Shinichi nun.

Miyano schüttelte den Kopf.

„Ich sagte dir bereits, dass Eisaku ein sehr vorsichtiger Mann war. Er ahnte was auf ihn zukommt und hat eine Kopie des Phönix-Programms an jemanden weitergeleitet. Das hat uns eine Doppelagentin verraten, die für Eisaku gearbeitet hat. Die Polizei fand keine Spur auf den Rechnern der Organisation, der Empfänger ist außer uns nun derjenige der den gefährlichen Virenstamm besitzt.“, offenbarte er.

Shinichi verstand.

„Aber… die Polizei besitzt nun alle Daten der Agenten, richtig? Sollte sich dieser eine noch auf freiem Fuß befinden wird die Polizei oder auch das FBI ihn finden.“, sagte er zuversichtlich.

Miyano presste die Lippen zusammen, scheinbar verschwieg er ihm etwas.

„Ich soll Ihnen helfen, nicht wahr? Dann verraten Sie mir bitte alles.“

Miyano musterte ihn und nickte dann.

„Eisaku hätte so etwas Wichtiges nie einem seiner Leute anvertraut, nicht einmal Gin. Es sollte in der Familie bleiben, deswegen schickte er sein Lebenswerk als eine Art Erde an seinen zweiten Sohn. Akuto Tokiwas Bruder.“, verriet er.

Shinichi erinnerte sich an die Erzählung.

„Ich verstehe, dieser Mann ist also im Besitz von Phönix? Aber… ist er genauso obsessiv wie sein Vater? Und wo befindet er sich jetzt?“, hakte er nach.

Miyano zuckte nur mit den Schultern.

„Selbst meiner Organisation ist es nicht gelungen ihn zu finden. Ich habe nur ein Gerücht gehört, dass Lauren und ihr neuer Mann irgendwann verstorben seien, doch was aus dem Jungen wurde weiß ich nicht. Ich kenne auch die Persönlichkeit von Eisakus Sohns nicht, er könnte das Werk seines Vaters fortsetzen und Phönix einsetzen. Natürlich, es ist ein edler und reiner Gedanke. Keine Krankheiten mehr, kein Tod mehr. Doch es würde die natürliche Ordnung zerstören und die Welt wäre auf die eine oder andere Weise zum Untergang verdammt. Er könnte es an eine andere Nation verkaufen, Soldaten wären beinahe unbesiegbar. Oder gar Terroristen! Ganz egal ob er nach Macht oder Geld giert, er muss gefunden. Nur so kann diese Geschichte einen richtigen Abschluss erhalten.“, stand für ihn fest.

Shinichi nickte schließlich und erhob sich.

„Einverstanden. Ich werde darüber nachdenken ob ich den Fall annehme und sage Ihnen dann bescheid.“, entschloss er.

Miyano stand empört auf.

„Fall? Wir reden hier nicht von einem deiner mickrigen Abenteuer. Dieser Virenstamm könnte die Welt verändern, wir müssen etwas unternehmen!“, meinte er entschlossen.

Shinichi warf ihm nun einen Blick zu den der Mann zuvor nur einmal gesehen hatte. In den Augen seines alten Freundes und Erzfeindes Eisaku Tokiwa.

„Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin Detektiv und es ist meine Aufgabe Rätsel und Verbrechen zu lösen. Doch ich bin nicht Ihr Eigentum. Ich denke ich habe bereits genug von mir und meinem eigentlichen Leben aufgegeben als ich gegen die Organisation antrat. Und ich bin mit Sicherheit keine Ihrer Schachfiguren. Ich werde mich diesem Problem nur annehmen wenn ich davon überzeugt bin, dass es nötig ist und ich mich dazu aus freien Stücken entschließe. Aber vorerst… gibt es eine Person die auf mich wartet und die mir im Moment wichtiger ist als alles andere.“, sagte er forsch.

Miyano sprang auf, musste sich aber an seinem Gehstock festhalten.

„Du verstehst den ernst der Lage nicht!“, wollte er ihn zurückhalten.

Doch Shinichi war bereits im Begriff zu gehen.

„Nein, Sie verstehen nicht. Ich denke über Ihr Angebot nach, mehr kann ich Ihnen nicht versprechen. Ach und… war Ihre Tochter angeht. Ich denke sie wäre sehr glücklich zu erfahren, dass ihr Vater noch am Leben ist.“, erwiderte er und wollte das Zimmer verlassen.

„Akai-kun halten Sie ihn auf! Er versteht es nicht!“

Doch der FBI-Agent dachte gar nicht daran. Er und Shinichi standen sich gegenüber, ihre intensiven Blicke trafen sich. Dann trat der Agent beiseite und ließ Shinichi passieren.

Ungläubig sah Atsushi Miyano zu wie der Detektiv seine Villa verließ. Wütend sah er zu dem FBI-Agenten, dann setzte er sich wieder.

„Sie können ebenfalls gehen.“, sagte er Akai und dieser wirkte verblüfft.

„Bedeutet das… Sie lassen mich aus Ihrer Schlinge?“

Miyano schmunzelte.

„Sie meinen, ob ich Sie aus Ihrer Schuld entlassen kann? Nein, vermutlich nicht. Meine Leute werden weiterhin nach Tokiwas Sohn fahnden, für Sie gibt es nichts mehr zu tun. Sie können zu Ihren Kollegen zurückkehren.“

Akai verfiel in eine kurze Starre.

„Was? Haben Sie Angst, diese könnten Sie nicht mehr zurücknehmen? Sie sind ein guter Agent und ein guter Mensch. Vergessen Sie das bitte nicht. Und ich bin mir auch sicher… dass Akemi das auch bis zu ihrem Ende gedacht hat.“, gab der alte Mann von sich.

Akai nickte ihm zu.

„No pain, no gain?“

Miyano nickte zurück. Dann entließ er den Agenten aus seinen Diensten, und aus seinem Schachspiel.
 

Beika – Tropical Land
 

Der Wagen hatte ihn zwar so schnell zurückgebracht wie nur möglich, doch scheinbar war alles umsonst gewesen. Atsushi Miyanos Bitten die in seinen Ohren wie Forderungen klangen interessierten ihn im Moment nicht, auch nicht, dass es sich bei ihm um Shihos Vater handelte. Wie mochte seine Freundin wohl darauf reagieren? Sollte er es ihr sagen oder darauf warten, bis sich der alte Mann selbst dazu entschloss. Aber was dachte er da eigentlich? Im Moment war nur eines wichtig und zwar Ran. Es war bereits dunkel und er wollte durch den Eingang des Tropical Lands.

„Tut mir Leid, aber wir schließen in 10 Minuten.“, wurde er von einem Kontrolleur aufgehalten.

Doch davon ließ sich der Detektiv nicht beeinflussen. Er kaufte sich eine Karte und rannte weiter. Er kam an dem Springbrunnen vorbei, der Geisterbahn und schließlich erreichte er den Platz, von dem aus er Vodka verfolgt hatte. Aber… da war niemand.

Shinichi ließ seinen Blick schweifen, fast alle Besucher waren bereits gegangen.

Nein, es hatte keinen Zweck, Ran war nicht mehr hier. Er war zu spät gekommen.
 

Teil 7

Seine Abschiedsvorstellung
 

Beika – 1 Woche darauf
 

Immer wieder warfen sich Shinichi und Ran verstohlene Blicke zu. Ihr Vater schien es zu bemerken und drehte das Radio auf. Youko Okinos neuer Song wurde gespielt und der Privatdetektiv sang begeistert mit. Shinichi wollte etwas sagen, ließ es dann aber bleiben. Bereits eine Woche hatten er und Ran kein Wort mehr miteinander gesprochen. Er hatte sich zur Detektei Mori begeben, doch ohne Erfolg. Dabei hatte er diesmal gar nichts für die Versetzung gekonnt.

Jetzt saßen beide in ein und demselben Wagen und waren gezwungen Zeit miteinander zu verbringen. Juzo Megures Hochzeitstag stand an und er hatte sowohl Ran, als auch ihn eingeladen. Shinichi dachte bereits daran abzusagen, wollte die Chance dann aber nutzen. Kogoro holte ihn mit dem Mietwagen ab und er begrüßte Ran herzhaft. Diese hatte nur tsunderenhaft den Kopf weggedreht und ihn nicht weiter beachtet. Shinichi zwängte sich seufzend auf die Rückbank und gemeinsam fuhren sie zum Anwesen des Inspektors. Wir befuhren gerade die Hauptstraße, als Kogoro das Tempo verringerte.

„Hey, ist das dort drüben nicht Kommissar Takagi?“, wollte er wissen und parkte in einigem Abstand. Ran gab ihm recht, der Kommissar stand zusammen mit zwei Streifenpolizisten vor einem Bioladen. Daneben startete gerade ein Krankenwagen der unter lautem Getöse abfuhr.

„Lasst uns nachsehen!“, entschied der Privatdetektiv und Shinichi pflichtete ihm bei. Die drei stiegen aus und näherten sich dem Geschäft. Takagi war mehr als erstaunt, als er die Gruppe auf sich zukommen sah.

„Mori-san? Und Ran-san und Kudo-kun! Was habt ihr hier zu suchen?“, fragte er überrascht.

Kogoro zuckte mit den Schultern.

„Wir waren nur auf dem Weg zum Inspektor, als wie Sie sahen. Sollten Sie heute nicht frei haben und ebenfalls eingeladen sein?“

Takagi grinste verlegen.

„Normalerweise schon, doch dann kam dieser Notruf und ich war zufällig in der Nähe.“, gestand er.

Shinichi betrachtete den Laden, das Schaufenster war gebrochen und im Inneren sah es verwüstet aus.

„Können Sie uns berichten was hier vorgefallen ist?“, bat der Detektiv und Takagi hatte keinerlei Einwände.

„Der Besitzer, Uemura-san schloss heute morgen seinen Laden auf, doch scheinbar überraschte er einen Dieb. Er wurde angegriffen und der Einbrecher schlug mit einem Briefbeschwerer auf ihn ein. Sein Angestellter, Shijima-san fand ihn vor weniger als einer halben Stunde und alarmierte sofort Polizei und Ambulanz.“, berichtete er von dem Vorfall.

Shinichi und Kogoro nickten einander zu, dann betraten sie das Innere. Takagi zögerte noch etwas, er holte ein Etui aus seiner Tasche und betrachtete es sorgfältig. Dann steckte er es wieder ein. Shinichi erinnerte sich an den Fall im Aqua-Land, als Takagi plante Satou einen Antrag zu machen. Er verlor damals den Ring worüber er sehr deprimiert war. Befand sich in der kleinen Schachtel etwa… achwas, das ging den Detektiv überhaupt nichts an, und es war auch nicht die richtige Zeit dafür.

Im Laden stand ein aufgelöster Mann, der mit einem Beamten sprach.

„Wird er überleben?“, fragte der Angestellte ängstlich.

Takagi hob besänftigend die Hände.

„Ganz ruhig, es sieht ganz gut aus. Uemura-san wird die Attacke mit Sicherheit überstehen wie mir die Sanitäter gesagt haben.“

Der Angestellte seufzte erleichtert.

„Wenn ich doch nur etwas früher gekommen wäre!“, machte er sich Vorwürfe.

Shinichi ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. An der Wand erkannte er die Kamera, doch sie war zerstört. Vermutlich war mit einem Gegenstand darauf eingeschlagen worden, wahrscheinlich direkt als der Dieb den Laden betrat. Natürlich, er wollte nicht aufgenommen werden. Doch es war seltsam, wieso riskierte er es solch einen Lärm zu veranstalten, der Uemura-san scheinbar angelockt hatte? Wäre es nicht effizienter gewesen die Linse mit einem Spray abzudunkeln?

„Was wurde gestohlen?“, fragte Kogoro nun.

Shijima-san schluckte und berichtete so gut es ging.

„Ungefähr 3 Millionen Yen in Bar, alles was sich in der Kassa befand. Sonst nichts.“

Shinichi stand vor der Kamera und räusperte sich. Kogoro wurde auf ihn aufmerksam und betrachtete sich das Stück ebenfalls. Dann zog Shinichi am Ärmel seines Anzugs und zeigte in Richtung Hosenbund des Angestellten. Dort blitzte etwas auf und der Privatdetektiv begann zu grinsen.

„Shijima-san! Es gab gar keinen Dieb nicht wahr?“, fragte er kritisch.

Der Angestellte sah ihn verdutzt an.

„Nun gut, es gab einen, doch dieser war in diesem Laden angestellt, richtig?“, fuhr Kogoro fort.

Der Verkäufer wirkte sehr nervös und unsicher.

„Was… reden Sie da nur?“

Kogoro deutete auf die defekte Kamera.

„Ich erkläre Ihnen wie es abgelaufen ist. Sie drangen nachts hier ein um das Geld zu stehlen. Natürlich mussten Sie es wie einen Raub aussehen lassen. Aber der Täter besaß einen Schlüssel, da bin ich mir recht sicher. Das gesamte Schaufenster wurde zertrümmert, doch wenn der Täter nicht gerade der dickste Mensch der Welt ist, wäre das unnötig. Ihr Chef erschien heute aber früher als erwartet und überraschte sie. Es war noch dunkel und vermutlich gelang es Ihnen ihn zu überraschen.“

„Richtig, deshalb blieben Sie auch so cool, als Sie erfuhren, dass er wohl überleben würde.“, fügte Shinichi hinzu.

Kogoro trat an den Mann heran.

„Sie schlugen ihn nieder und riefen die Polizei. Doch da gab es ein Problem, nämlich die Überwachungskamera. Sie planten nach Ihrem Diebstahl ganz einfach das Band zu löschen und das alles einer Fehlfunktion zuzuschreiben. Doch das beansprucht Zeit und sie gerieten in Panik. Sie wollten die Kamera entfernen, doch als dies nicht gelang schlugen Sie darauf ein. Kurz bevor die Polizei eintraf versteckten Sie das Geld und das Band.“, schlussfolgerte er

Shijima starrte die Detektive geschockt hat.

„Blödsinn! Dafür haben Sie keinerlei Beweise!“, blaffte er.

Shinichi war aber anderer Meinung.

„Falsch! Kommissar Takagi sehen Sie sich beide die Hose des Verdächtigen an.“, bat er und der Kommissar folgte.

„Das… das ist ja Glas!“, staunte er.

Shijima zuckte nur mit den Schultern.

„Hier ist doch alles voller Glas, oder? Es stammt bestimmt vom Schaufenster!“, verteidigte er sich.

Kogoro grinste überlegen.

„Das ist nicht der Fall. Sie schlugen das Glas mit einem Stuhl oder der gleichen ein, hätten Sie Ihr Bein benutzt hätten Sie ja verletzt werden können. Außerdem sitzt das Glas an einer hohen Stelle, wie kommt es da hin? Wäre es an Ihrem Schuh könnte man denken Sie wären in das Glas getreten, aber falsch!“

Shinichi übernahm ab da an.

„Das Stück Glas stammt nicht von einem Schaufenster… sondern der Kameralinse! Sie bearbeiteten Sie mit Ihrem Fuß, doch das Glas zersplitterte und ein Teil blieb an Ihrer Hose hängen. Das ist der Beweis für Ihre Tat. Außerdem können Sie das Geld und das Band nicht weit von hier versteckt haben, die Beweise sind quasi überall.“, beendete er es.

Shijima ließ die Schultern sinken.

„Ja es stimmt. Ständig bat ich ihn um eine Gehaltserhöhung, doch er ignorierte mich. Wenn er nicht so stur gewesen wäre dann…“, schlug er seine Hände über seinen Kopf zusammen.

Shinichi sah ihn streng an.

„Sie wollen ihm die Schuld für Ihr Verbrechen geben? Wie feige. Sie sollten dankbar sein, dass nichts Schlimmeres passiert ist und aus Ihrem Verhalten lernen!“, gab er ihm den Rat.

Der Täter nickte und ließ sich von den Beamten abführen.

Unerwartet schlang Kogoro seinen rechten Arm Shinichis Schulter.

„Ich wusste es! Als du noch ein Lausebengel warst hast du mir Glück gebracht, jetzt sind wir beide ein Spitzenteam!“, lachte er triumphierend.

Shinichi blieb nichts anderes übrig als mitzuspielen.
 

Beika – Haus von Juzo Megure
 

Shinichi hatte die Frau des Inspektors zuvor nur einmal getroffen. Dieser hatte Midori während eines Falls kennen gelernt, genau wie der Schülerdetektiv als er noch Conan war. Damals verfolgte er einen Serientäter der schutzlose Frauen angriff, Megure hatte ihm damals sogar das Leben gerettet und die Verletzung in Kauf genommen. Der korpulente Mann war ein Freund für ihn und jemand dem er vertrauen konnte. Ansonsten hätte er ihm niemals verraten, dass Conan Edogawa in Wirklichkeit Shinichi Kudo war.

Der Polizist stand am Grill und bewirtete seine Gäste.

Shinichi empfand es als Schade, dass seine Eltern bereits wieder abgereist waren doch dafür erkannte er Heiji und Kazuha die sich um einen Teller Daikon stritten. Professor Agasa saß gleich daneben und überlegte ob er sich das viele Essen wirklich zutrauen sollte. Takagi, der mit ihnen hergekommen war unterhielt sich mit Chiba und auch Kommissarin Satou stieß hinzu. Am Ende des Tisches saßen Inspektor Shiratori so wie seine Freundin Sumiko Kobayashi. Als Kogoro von seiner Noch-Ehefrau Eri Kisaki in Beschlag genommen wurde, standen er und Ran plötzlich alleine da.

„Ich… ich hatte wirklich versucht zu kommen.“, murmelte er ohne das Mädchen direkt anzusehen.

„Mhhh…“, kam es nur von dieser.

„Da sind Ran und dieser Edo-Kerl!“, hörten sie eine Stimme hinter sich.

Sie drehten sich um und erkannten Genta. Hinter ihm standen auch Ayumi, Mitsuhiko und Ai.

„Es heißt Kudo, kapiert? Kudo! Wie oft muss ich dir das noch sagen?“, fragte Shinichi erbost.

Genta sah ihn verdutzt an.

„Ähhmmm… das hast du mir noch nie gesagt. Das war immer Conan gewesen.“, protestierte er.

Shinichi schluckte und fuchtelte wild mit den Händen.

„Ja… vergiss das einfach.“

Mitsuhiko meldete sich nun zu Wort.

„Du bist auch auf der Party, Shinichi-san? Es gibt heute Fisch, hast du deine Phobie überwunden?“, wollte er wissen.

Shinichi musterte ihn skeptisch. Wovon sprach der Junge bloß?

„Ran! Hast du inzwischen etwas von Conan-kun gehört? Ich kann es immer noch nicht glauben, dass er so abrupt weggezogen ist, ohne uns bescheid zu sagen!“, sagte Ayumi traurig.

Ran wirkte etwas überfordert, also sprang Shinichi ein und strich dem Mädchen übers Haar.

„Weißt du, Conan-kun war von Anfang an nur für eine bestimmte Zeit hier. Seine Eltern haben ihn wieder mitgenommen, aber weißt du was? Er hat mir verraten, dass er sehr glücklich über die Zeit war die er mit euch verbringen dufte. Und ihr könnt ihn auch jeder Zeit anrufen, ihr habt seine Telefonnummer doch erhalten, oder?“

Ayumi nickte.

„Ja, rufen wir ihn am besten sofort an!“, schlug sie vor.

Die anderen Detective-Boys stimmten ein, nur Shinichi fuchtelte wieder mit den Händen.

„Ach wisst ihr… das hat auch Zeit bis nach dem Essen.“, entschied er.

Die Kinder nickten und begaben sich zum Tisch. Ai warf ihm im Vorbeigehen noch einen vielsagenden Blick zu. Shinichi sah zu Ran die ihn anlächelte. Dann erspähte diese Sonoko und Makoto und eilte zu ihnen um Hallo zu sagen.

Shinichi ließ seinen Blick schweifen und in ihm kamen gemischte Gefühle auf. Es war eine Spur von Nostalgie und Vorfreude. Er hatte sein altes Leben zurück und nicht nur das. Sein Neues, das was er als Conan erlebt hatte floss darin ein. Er war glücklich, anders konnte er es nicht beschreiben. Dann stieß er mit jemandem zusammen, er erkannte, dass es Takagi war. Der Kommissar entschuldigte sich und Shinichi machte es nichts aus, schließlich wusste er, was der Mann heute noch vorhatte. Dann begab er sich an den Tisch, Ran hatte sich bereits gesetzt.

„Hat jemand ein Taschentuch?“, fragte Ran dann plötzlich.

„Ja, ich.“, meinte Shinichi und griff in seine Tasche.

Aber Moment, was war das da? Ein großer Gegenstand der eigentlich nicht dort sein dürfte. Er zog ihn heraus und Takagi zeigte bereits aufgeregt mit dem Zeigefinger auf es. Shinichi hielt das geöffnete Etui in den Händen, aus dem ein Ring hervorblitzte.

„Du Kleiner…“, schnaubte Kogoro wutentbrannt und Ran hielt sich die Hand vor den Mund.

„Shinichi du… das… ähh, ich meine… das geht zu schnell!“, sagte sie empört.

Ayumi sprang erfreut auf.

„Was? Shinichi-san und Ran werden heiraten? Wie schön!“

„Ja, so sieht es aus.“, fügte Ai schadenfroh hinzu.

„Ku… Kudo. Das hätte ich dir nicht zugetraut, dieser Mut… Ab jetzt nenne ich dich Kudo-senpai!“, kam es seitens Hattori.

„Nein, das ist alles…“, wollte sich Shinichi gegen die ganzen Vorwürfe wehren.

„Ich sollte dich warnen, wenn du meine Tochter heiraten möchtest, dann nicht ohne richtigen Vertrag.“, sagte Eri, die ihm gegenübersaß und Kogoro sah sie schockiert an.

Satou seufzte.

„Ohman, Ran hat es wirklich gut.“, sprach sie und Takagi war einer Ohnmacht nahe.

Als Megure und Chiba zu applaudieren begannen, platzte Shinichi endgültig der Kragen.

„Aufhören! Das ist ein Missverständnis!“
 

Polizeihauptquartier Tokio
 

Wataru Takagi schlenderte den Gang entlang und Chiba kam ihm entgegen. Sein Kollege und bester Freund gab ihm einen Klaps auf die Schulter und setzte dann die entgegengesetzte Richtung ein. Am Ende des Ganges stand Yumi, zusammen mit Chibas neuer Freundin. Takagi musste zugeben den Namen nicht mehr genau zu wissen. Lautete er Miike, oder so? Er wollte den Fahrstuhl benutzen, doch daraus zwängte sich nun Shiratori. Auch er zwinkerte ihm verschwörerisch zu und ließ ihn dann allein.

Takagi betrat den Lift und die Türen schlossen sich. Doch dann presste sich eine Hand dazwischen und der Kommissar nahm an jemand wollte zusteigen. Er zählte ein… zwei… drei… vier… 8 Kollegen? Moment, hielt der Lift das überhaupt aus? Noch dazu starrten alle Takagi zweifelnd an.

Dieser stürmte im Stockwerk der ersten Division heraus und torkelte Richtung Büro. Dort angekommen ging es aber bereits wieder los. Megure gab ihm und Satou ein Zeichen. Letztere drückte ihm eine Tasche in die Hand und der Kommissar blickte froh auf den Ring, der an ihrem Finger steckte. Dann ging es auch bereits zur nächsten Ermittlung.
 


 

New York – Manhattener Büro des FBI
 

Es war ein nostalgisches Gefühl wieder in einem vertrauen Schreibtisch in den Staaten zu sitzen. James hatte lange darauf verzichten müssen, doch nun war wieder alles beim alten.

Der Fall war abgeschlossen, auch wenn er an den Kräften aller seiner Mitarbeiter gezerrt hatte. Doch nun hieß es weitermachen und neue Fälle besaßen Priorität. Jodie Starling betrat sein Büro und reichte ihm eine Akte. James dankte ihr und musterte sie.

„Wir finden sie.“, sagte er, doch Jodie schüttelte den Kopf.

„Ist gut James, eines nach dem anderen.“, erwiderte sie und verließ das Büro wieder. Draußen wartete ihr neuer Partner, André Camel, der ihr charmant ihren Mantel reichte. Die beiden waren bald nicht mehr zu sehen und James legte die Akte beiseite. Dann fiel sein Blick traurig auf ein Formular neben ihm. Es war ein Standart-Formular des FBI, doch das war nicht was ihn beunruhigte. Der Austrittsgesuch war komplett ausgefüllt und daneben lag die Dienstmarke eines Agenten den er zutiefst geschätzt hatte. Erst verstand er nicht, warum sein Freund und Untergebener das tun musste, doch jetzt sah er klarer. Jeder brauchte einen Neuanfang.
 

Tokio – Okuhabara Friedhof
 

Eisuke Hondou hatte nicht damit gerechnet so schnell wieder nach Japan zu kommen. Es waren traurige Umstände, doch der Junge riss sich zusammen. Immerhin hatten sich seine Ziele nicht geändert. Er würde CIA-Agent werden, daran hielt er fest. Er würde es für seinen Vater tun und für seine Schwester.

Hidemi Hondou stand auf dem Grabstein gemeißelt und Eisukes rutschte ungewollt eine Träne über die Wange. Wie lächerlich war er eigentlich? Ein CIA-Agent der weinte? Als ob so etwas existieren könnte. Dennoch beschloss er sein bestes zu geben.

Dann fiel ihm der Mann auf der vorgetreten war und ebenfalls vor dem Grab Andacht hielt. Wer war er? War er ein Freund seiner Schwester gewesen? Er wirkte zugeknöpft und formell. Er trug einen schwarzen Anzug und gewelltes Haar. Seine Augen erkannte Eisuke schwer, da seine Brille stark reflektierte. Der Mann sagte nichts zu ihm, er stand einfach nur da. Doch er musste sehr leiden, genauso wie er. Denn nun rann eine einzelne Träne über seine Wange, wie zuvor schon bei dem zukünftigen Agenten.
 

Nagano – Yukiame Kapelle
 

Koumei hatte seinen Freund noch nie so nervös gesehen. Es bereitete ihm beinahe Angst, noch mehr als in das Spiel zweier Organisationen verwickelt zu sein. Yamato Kansuke war für ihn immer ein Standbein des Stoismus und der polizeilichen Härte. Doch heute war alles anders. Der Inspektor war vermutlich noch nie so förmlich gekleidet gewesen und auch Yui wirkte wunderschön und elegant. Koumei wusste, dass sie schon einmal verheiratet war, im Gegensatz zu seinem Freund. Doch ihr Mann wurde ermordet und sie und Yamato hatten zueinander gefunden. Wenn auch nach einigen Anläufen. Der Priester kam nun zu dem Teil mit den Ringen und Yamato räusperte sich. Koumei reagierte sofort und holte die Schmuckstücke aus seiner Manteltasche. Dann begann das eheliche Gelübde.
 

Los Angeles – Anwesen der Kudos
 

Der Nachtbaron? Oder doch lieber die Abenteuer des Shinichiro Nodate? Oder eine Neuauflage der Chroniken der Oberschüler-Detektivin Yuki, die bereits mit Ueto Aya als TV-Drama umgesetzt wurde? Für die Fortsetzung welcher Serie sollte er sich entscheiden? Wenn es nach ihm ging, hätte er gerne eine ganz neue Serie begonnen, doch sein Verlag spielte nicht mit. Fortsetzungen waren beliebt und spielten das meiste Geld ein. Yusaku Kudo erinnerte sich an einen befreundeten Mangaka der seine Serie bereits 16 Jahre am laufen hielt und ebenfalls nicht damit brechen konnte. Würde er auch so enden? Vielleicht würde es bald Zeit für den Ruhestand werden. Yukiko kam zu ihm auf die Terrasse und brachte ihm Tee. Zusätzlich noch einen Kuss auf die Wange.

„Hast du bereits eine Idee für dein neues Buch?“, wollte sie wissen.

Yusaku zuckte mit den Schultern.

„Nein, aber vielleicht… mache ich auch einfach eine Pause.“, meinte er.
 

Beika – Suzuki Museum
 

Dort vorne war er! Kein Zweifel! Wie dreist sich als Superintendent Chaki zu verkleiden und ihm Befehle aufzubrummen! Nein, so einfach ließ sich der große Inspektor Nakamori nicht hereinlegen. Er sah den weißen Schatten, der wollte gerade aus einem Fenster flüchten.

„Diesmal nicht Kid! Diesmal kriege ich dich!“, schwor er und sprang auf ihn zu. Er ignorierte die Warnungen von Jirokichi Suzuki und die seiner Leute, hinter ihm. Kid war aus dem Fenster gesprungen und benutzte seinen Gleiter. Nakamori wollte ihm nach, doch seine Kollegen konnten ihn gerade noch davon abhalten eine Dummheit zu begehen. Dann bemerkte Nakamori selbst, dass er zu weit gegangen war.

„Hilfe! Zieht mich wieder rein!“
 

Osaka – Anwesen eines reichen Geschäftsmanns
 

Kommissar Ohtaki untersuchte die Leiche bereits zum dritten Mal, welche Mordwaffe hatte der Täter bloß benutzt? Es war unbegreiflich. Sein Freund Heiji bückte sich und grinste. Scheinbar war ihm etwas aufgefallen, das ihm entgangen war.

Hinter dem Schülerdetektiv stand seine Freundin Kazuha, die nervös an seinem Ärmel zupfte.

„Hey Heiji! Hast du schon einen Verdacht?“, fragte sie gespannt.

Der Detektiv lächelte und schüttelte den Kopf.

„Nein, ich habe den Fall sogar gelöst.“, erklärte er und drehte sein Basecap nach rechts.

Dann wand er sich den drei Verdächtigen zu, die sich artig versammelt hatten.

„Der Täter war die Person die als erstes einen Termin mit dem Opfer hatte. Sie waren es!“
 

Beika – Teitan Grundschule
 

Sumiko Kobayashi verteilte die Arbeitsblätter und stellte sich vor die Klasse.

„Alle herhören! Das ist euer zweites Jahr an der Teitan Grundschule. Ihr alle seid ein Jahr älter geworden und die Anforderungen werden härter. Dennoch glaube ich an euch, dass ihr euer bestes geben werdet. Ich bin stolz eure Lehrerin zu sein.“, hielt sie eine Ansprache, dann begann der Unterricht.

Ai Haibara starrte auf die Aufgaben vor sich und schmunzelte. Einfach wäre die reinste Untertreibung gewesen.

„Wie von Ai-chan zu erwarten! Wie kennst die Lösungen bereits, oder?“, flüsterte ihr Ayumi zu. Die Grundschülerin nickte nur.

„Haibara-san ist so intelligent! Wie wäre es wenn du mir Nachhilfe gibst?“, wollte Mitsuhiko wissen.

„Ja mir auch! Ich spendiere dir dafür auch mal ein Krabbeneis!“, stimmte Genta darauf ein.

Ai seufzte. Da wäre sie also wieder.
 

Beika – Café Poirot
 

Shinichi verstand nicht was Sonoko und Ran die ganze Zeit zu tuscheln hatten. Doch Sonoko warf ihm immer wieder verstohlene Blicke zu, ging es immer noch um das Missverständnis auf Megures Feier? Er hoffte nicht, das war inzwischen ein größeres Gesprächsthema, als dass er Conan Edogawa gewesen war. Auch wenn immer noch nur Kogoro, Ran und Megure die einzigen waren die davon wussten. Mit am Tisch saßen noch Professor Agasa, Eri und Kogoro selbst. Zur Feier des Tages wollte Agasa die Rechnung übernehmen und hatte alle eingeladen. Erst vor kurzem war er in den Besitz eines teuren Teppichs gekommen, den er für viel Geld verkauft hatte. Gut, im Grunde war es Conan und den Detective Boys zu verdanken gewesen, dass er ihn überhaupt wieder bekam, also war eine Einladung das Geringste.

Kogoros Bestellung trudelte ein, ein großer Krug Bier, Shinichi hatte es nicht anders erwartet. Doch schien dem Privatdetektiv eine Idee zu kommen. Er reichte ihn Shinichi, doch dieser wich zurück und hob abwehrend die Hände.

„Ähhh… vielleicht nächstes Mal.“, schauerte es ihm vor dem Gedanken irgendwann einmal wie Kogoro zu enden.
 


 

Epilog
 

Es war dunkel und leer. Es wirkte verlassen und irgendwie stimmte das ja auch. Lange Zeit hatte hier niemand mehr gelebt, das Haus war von seinem Besitzer vernachlässigt worden. Ran durchquerte den Flur und fand sich in der Bibliothek wieder, die voller Romane von Sir Arthur Conan Doyle sowie zahlreichen Krimis seines Vaters und denen anderer Autoren waren. Sie stieg die weite Treppe empor und warf einen Blick in Shinichis Zimmer. Es war leer. Einige Schulbücher lagen auf dem Bett, sie war froh, dass er etwas zum Lernen gekommen war. Sie folgte dem Gang und erreichte den Balkon. Die Vorhänge wehten ins Innere, jemand schien sich draußen zu befinden. Ran setzte einen Fuß auf der Veranda und stellte sich neben den Detektiv. Shinichi wandte sich zu ihr und lächelte sie an.

„Die Sterne… sehen wirklich schön aus, findest du nicht?“, fragte er seine Freundin.

Ran nickte.

„Obwohl… sie ja eigentlich nur riesige Gaskugeln sind, die von nahem eher abschreckend wirken dürften.“, fügte er hinzu.

Ran kicherte und Shinichi sah sie verdutzt an.

„Shinichi du bist ein Fixpunkt in einer sich stets ändernden Zeit.“

Shinichi sah Ran unwirklich an.

„Sag bloß… du hast dir die Mühe gegeben und Sherlock Holmes gelesen?“, fragte er staunend.

Ran aber erwiderte nichts darauf, sondern blickte einfach nur in den Himmel. Shinichi tat es ihr gleich und nach einigen Minuten in absoluter Stille spürte er wie sich zwei Hände um seine Brust schoben und Ran von hinten ihren Kopf auf seine Schulter legte. Erst jetzt begriff er was er durch Conan erst alles erhalten hatte.
 

Tokio – Parlamentsgebäude
 

Junji Sendo lächelte in die Kameras und schüttelte Hände. Die seiner Verbündeten und die der Opposition. Immer blieb sein Lächeln aufrecht, so wie bei jedem guten Politiker.

„Glückwunsch, Herr Minister!“, wünschte ein Parteimitglied und Junji erhielt einen Klaps auf die Schulter. Er führte ein kurzes Interview und blickte dann auf die Uhr.

„Entschuldigen Sie mich für einen Moment.“, bat er die TV-Leute und unternahm einen Versuch vor dem ganzen Rummel zu fliehen.

Zwei Leibwächter begleiteten ihn und blieben vor seinem Büro stehen. Dort erwartet Junji ein Gast, der bereits etwas ungeduldig wirkte. Er entschuldigte sich für die Verspätung und setzte sich ihm Gegenüber.

„Glückwunsch zum Sieg, Herr Minister.“, wünschte ihm der junge Mann, der kaum älter als Mitte 20 sein konnte.

Auch jetzt behielt Yuunji sein Lächeln bei und dankte ihm. Zugegeben, er besaß keine ernsthaften Gegner mehr, aber dennoch war er sich sicher diesen Posten verdient zu haben.

Dann reichte er seinem Gast die Papiere auf die dieser bereits wartete.

„Alles was mir mein werter Vater hinterlassen hat.“

Der Mann mit den schneeweißen Haaren blätterte sie durch und schien sehr erfreut zu sein.

„Und? Kommen wir ins Geschäft? Werden Sie den ganzen Betrag zahlen?“, fragte Junji erwartend.

Der junge Mann nickte eifrig.

„Ja, das hier ist es definitiv wert.“, fand er und legte die komplizierten, wissenschaftlichen Unterlagen wieder auf den Tisch. Auch Junji wirkte erleichtert.

„Sehr schön! Darauf müssen wir anstoßen. Und… da wir jetzt Geschäftspartner sind… könnten Sie mir auch endlich Ihren Namen verraten, finden Sie nicht?“, fragte er interessiert.

Der weißhaarige Junge musterte ihn einen Moment und lächelte dann.

„Aber natürlich. Bitte nennen Sie mich einfach….J.“

Der Minister hob eine Augenbraue.

„J?“, hakte er nach.

Der junge Mann nickte.

„Ja, wie der zehnte Buchstabe im Alphabet. Einfach nur… J.“
 

ENDE



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  kokuchou
2013-08-06T16:45:44+00:00 06.08.2013 18:45
super story
ich bin total geflasht :D
es passt alles zusammen und auch dass es kein wirkliches ende gibt ist auch super, immerhin kann es damit ja auch nicht zu ende sein ;)

die anderen beide teile bin ich auch am lesen bzw hab ich gelesen ;)
wundertoll! :3

vlg ruha
Von:  matze3
2011-09-12T02:22:44+00:00 12.09.2011 04:22
also die idee und die umsetzung fnde ich sehr gut auch wenn ich das pairing ranxshinichi nicht so mag :) ich hoffe auch inständig auf eine fortsetzung.... in der könnte es ja dann um den weißen könig gehen, wobei shinichi sich dann von ran wieder trennt weil er erkennt das ihn die vergangenheit niemals loslassen wird und das ran das dann wahrscheinlich nicht ertragen würde...immerhin wenn ich es richtig verstanden habe ist er jetzt die weiße dame(mächtgste figur auf dem feld...) und am ende hat man ja noch erfahren das anscheinend ein neuer schwarzer könig(vllt auch schwarze dame) aufgetreten sind...vllt gibt es dann auch ein shihoxshinichi ende... ich finde das passt einfach besser zum "neuen" shinichi, weil er als er conan wurde und begonnen hat dieses netz aus lügen zu spinnen alles verraten hat woran er geglaubt hat und was ran an ihm auch geliebt hat(höchstwahrscheinlich) und shiho auch so geheimniskrämerisch ist wie shinichi jetzt.... desweiteren wäre shinichi dann viel zu angreifbar wenn er die weiße dame ist und mit ran zusammen ist, weil ran null plan vom untertauchen und verstecken hat und somit leicht angreifbar ist was auch shinichi angreifbar macht(rtan entführen/töen...)

Naja jetzt genug ich denke du hast wahrscheinlich schon eine eigene idee von einer fortsetzung und ich hoffe das sie genauso gut wie der erste teil wird

Von: abgemeldet
2011-09-11T15:07:15+00:00 11.09.2011 17:07
WOOOOWWW!!!! Ich bin immernoch voll hibbelig von dieser geilen Geschichte! Ich schwöre dir, das ich richtig ausgerastet bin als ich diese ff gelesen habe.
Ich übertreibe nicht wenn ich sage: Das war die beste conan ff die ich je gelesen habe. :D Alles klingt glaubwürdig und ich könnte mir wirklich vorstellen das die geschichte so endet:D Ich muss mich jetzt erst mal wieder beruhigen *AUSATMEN*
Ich hoffe inständig das es auch eine Fortsetzung gibt !

LG schulu


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