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Behind Masks

von

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Prolog

Krachen, Knirschen und das dröhnende Geräusch einer Explosion hallten in den engen Gassen wider. Staub wirbelte auf, hüllte die Straße und die nahen Gebäude in einen braunen Nebel, der so dicht war, dass man kaum die Hand vor Augen sah. Noch einmal krachte es, gefolgt vom kreischenden Geräusch von Metall, das über Metall kratzt. Der scharfe Gestank von Benzin erfüllte die Luft und vermischte sich mit dem Geruch trockener Erde. Gedämpft waren Schüsse zu hören, doch aus welcher Richtung und in welche, war nicht zu erraten. Selbst mit seinem Visor konnte Soldier 76 kaum sehen, was um ihn herum geschah, seine Instinkte allerdings funktionierten noch hervorragend und so entging er knapp einem Treffer an der Schulter, als er hinter einer Mauer in Deckung ging. Sein Blick suchte die Umgebung ab, doch vergeblich. Wahrscheinlich hatte die Kugel nicht einmal ihm gegolten. Der staubige Nebel und die Dämmerung tauchten alles in ein düsteres Zwielicht und verschluckten die Schatten seiner Kameraden und Feinde gleichermaßen.

Er wusste, nicht unweit war Tracer entlanggesprungen, doch so wie er sie kannte, war sie längst woanders. Bei ihr war jedoch noch jemand gewesen, der sich nicht ganz so flink umherbewegte: Mercy. Im Staubnebel würde die Feldsanitäterin kaum wagen, ihre Flügel zu benutzen und ins Blinde zu springen. Besser, er suchte sie. Allein war die Ärztin im Kampf nicht gut aufgestellt und er wollte nicht riskieren, dass sie auf diesem Schlachtfeld einen sinnlosen Tod starb, wenn sie doch noch viele Leben retten könnte.
 

Was der Soldat nicht wusste, war, dass eben diese Sanitäterin hinter einem Lagercontainer kauerte und gleiches hoffte, nämlich, dass sie noch viele Leben retten könnte. Selten hatte sie sich auf einem Schlachtfeld so überrannt gefühlt wie heute und hier. Jack und Gabriel hatten sie damals rigoros trainiert, ehe man sie hatte mitkommen lassen, doch auf das heutige Chaos war niemand wirklich vorbereitet gewesen. Sie hatte so einige Kampfschauplätze gesehen in den letzten Jahren und viele Erfahrungen gesammelt, doch hier herrschte ein derartiges Durcheinander, wie es keiner der Overwatch-Agenten erwartet hatte.

Man hatte sie gewarnt, dass der berüchtigte Reaper auf diesem Schlachtfeld seine Kreise zog und seinen Weg mit Leichen pflasterte. Dr. Zieglers Gedanken wanderten von dem dunkel gewandeten Assassinen Talons zu der Britin, die bis eben bei ihr gewesen war. Als die Explosion all den Staub aufgewirbelt hatte, hatte sie Lena aus den Augen verloren. Für einen Moment glaubte Angela, leise jemanden ihren Namen nennen gehört zu haben. Da sie jedoch niemanden sehen konnte, wagte die Schweizerin es nicht, ihre Deckung zu verlassen und auf gut Glück in eine Richtung zu wandern. Schon allein deshalb nicht, weil immer noch das Rattern einer Waffe vermischt mit dem Geräusch von Kugeln, die in Stein schlugen, die Gasse erfüllte.
 

"Mercy?!" Keine Antwort.

Soldier 76, so nannte sich Jack Morrison heutzutage, musste husten. Der aufgewirbelte Staub behinderte seine Sicht, doch da glaubte er auch schon das vertraute, gelborangene Leuchten des Valkyrie-Suits der Ärztin aufleuchten gesehen zu haben. Im ersten Moment wäre er am liebsten sofort in ihre Richtung gestürzt, doch das wäre kurzsichtig und gefährlich. Also huschte er von Deckung zu Deckung, hoffend, dass er sich nicht geirrt hatte und Mercy wirklich dort war, wo er sie vermutete. Langsam legte sich der Staubnebel. Nur ein paar Meter weiter konnte er die blonde Schweizerin entdecken, die hinter einem Lagerkubus Schutz gesucht hatte und ohne Frage nach verletzten Kameraden Ausschau hielt. Kaum, dass er hinter den Kubus trat, sah die Ärztin auf und nickte knapp, hielt dann aber inne und zog die Stirn kraus, während sie in musterte.

Sie sah müde aus, erschöpft und am Ende ihrer Kräfte. Ihr linker Flügel war beschädigt und ein schmerzhaft aussehender Kratzer zog sich über ihren linken Handrücken. Er selbst war kaum besser dran, eher schlechter. Zwar ignorierte Soldier 76 die blutende Wunde an seiner Hüfte gekonnt und auch den Schmerz, den diese in Wellen durch seinen Körper jagte, doch er wusste, später würde sich das rächen. Jetzt allerdings durfte er dieser Kleinigkeit keine Beachtung schenken, denn jedes Zögern konnte den Tod bedeuten. Talon hatte Widowmaker ausgesandt und die Scharfschützin ließe sich garantiert keine Gelegenheit entgehen, Overwatch-Agenten zu töten. Sah man von ihr ab, war zu Overwatchs Unglück noch ein Anderer hier, der das Schlachtfeld heimsuchte wie Gevatter Tod höchstpersönlich: Reaper.
 

"Tracer ist...", begann die Schweizerin hörbar besorgt, doch Jack unterbrach sie harsch. "Längst über alle Berge. Sie ist schnell und kann auf sich gut aufpassen." Seinen Worten zum Trotz sorgte er sich natürlich um Lena, aber was sollte er tun? Sie ließ sich nicht an die Leine legen und war schneller unterwegs als jeder andere, den er kannte. Er musste darauf vertrauen, dass sie dem Blickfeld der Scharfschützin entging. Einen Moment lang trafen sich Mercys Blick und seiner, dann seufzte die Heilerin.

Das Schweigen zwischen ihnen war unangenehm, währte aber nicht lange. "Lass mich das sehen." Es dauerte einen Augenblick, ehe der weißhaarige Soldat verstand, was sie meinte, doch noch ehe er reagieren konnte, hatte sie auch schon die Hände an seinem Gurt, um diesen beiseite zu schieben und einen Blick auf die schmerzende Wunde an seiner Hüfte zu werfen. Dr. Ziegler sagte kein Wort, während sie ihren Stab aktivierte und auf die Streifschuss-Wunde richtete.
 

Sie beide wussten, wie das Spielchen funktionierte. Für die Erstversorgung genügte diese Behandlung, doch auf lange Sicht würde sie ihn auf der Krankenstation sehen wollen, um die Wunde ordentlich zu desinfizieren und zu nähen. Wie oft hatten sie das schon durchexerziert und wie oft hatte Jack versucht, sich darum zu drücken - aus Angst, der klugen Ärztin könnte klar werden, wer hinter Maske und Visor steckte. Ein Geheimnis, das er strikt zu wahren gedachte.

Sie glaubte freilich, er wäre zu stolz, Hilfe anzunehmen - und Unrecht hatte sie damit nicht. Nach allem, was geschehen war, hatte er sich immer wieder gesagt, dass er diese Hilfe nicht brauchte, nicht verdiente - ihre Güte nicht verdiente. Doch ein strenger Blick Angelas hatte stets genügt, um seinen Widerstand bröckeln lassen. Er musste verrückt sein, das Risiko einzugehen, von ihr erkannt zu werden. Er musste naiv sein, wenn er glaubte, sie würde nicht merken, mit welchen Blicken er sie ansah und wie ihn die Schuld zerfraß, wann immer sie sich ihm gegenüber freundlich zeigte. Dennoch fand er in ihrem Lächeln einen Frieden, eine Rettung, die abzuweisen der Soldat einfach nicht über sich brachte.
 

"Immer wenn wir uns sehen, bist du verletzt", begann Dr. Ziegler nicht ohne Tadel und mit einem Hauch Bitterkeit in der Stimme, den Jack zu gerne überhört hätte. Er sagte nichts, wusste nichts zu sagen, als sie einen provisorischen Verband anbrachte und schließlich seinen Gürtel zurück an seinen Platz zog. "Gib besser auf dich Acht." Diesen Ratschlag gab sie oft und bei so ziemlich jeder Gelegenheit, obgleich sie wohl selbst am besten wusste, dass es nichts daran ändern würde, dass die Agenten alle früher oder später blutend in ihrer Krankenstation standen.

Das Team von Overwatch war ihre Familie geworden und Angela würde nicht zögern, sich für jeden von ihnen ins Kreuzfeuer zu begeben. "Immer." Wie sehr wünschte sie sich, er würde das auch verstehen. Längst wurde sie nicht nur als Ärztin bei körperlichen Leiden konsultiert, nein. Viele Agenten kamen zu ihr, einfach um zu reden, um über das Geschehene zu sprechen, damit sie daran nicht zerbrachen, denn der Krieg und die Kämpfe stellten sie alle auch vor große psychische Hürden.
 

Ihre blauen Augen schienen den Visor vor seinen zu durchdringen. Ein Kloß bildete sich in Jacks Kehle. Er verstand sehr wohl, was sie ihm sagen wollte. Als einziger des Teams hatte er sich bisher jeglichem Gespräch verweigert mit der festen Behauptung, er brauche das nicht, es gehe ihm gut. Eine Lüge, die er sich selbst nie eingestehen könnte und um die letzten Endes doch jeder wusste. Niemand, der das sah, was sie sahen, konnte damit allein fertig werden. Auch er nicht. Seine Stimme klang noch rauer als üblich, als er ein "Danke" murmelte und nur einen Wimpernschlag später eine neben ihnen einschlagende Kugel aus der Waffe des berüchtigten Assassinen Reaper das Gespräch beendete.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Goetterspeise
2017-12-28T13:11:00+00:00 28.12.2017 14:11
Hey,
zunächst einmal möchte mich mich bei dir für deine Teilnahme bedanken. ♥
Ich hab mir jetzt gerade noch mal deinen Text durchgelesen (und die werten Herrschaften mal gegoogelt) und fühle wirklich mit dir. Sie klingen alle drei wirklich sehr interessant und auch wenn ich die gemeinsame Geschichte nicht genau kenne, kann ich mir gut vorstellen, dass es eine sehr emotionale Geschichte ist (vor allem zwischen Reaper und Soldier 76).
Ich kenne Overwatch nämlich leider nur von ein paar Freunden, die mir die Charaktere mal gezeigt haben, um mich zu überreden mit ihnen zu cosplayen XD Darum kann ich leider mit kaum Hintergrundwissen dienen. :/

Der Prolog gefällt mir auf jeden Fall sehr gut, obwohl ich sagen muss, dass es sich für mich eher wie das erste Kapitel gelesen hat als ein Prolog. Du hast eine schöne Art die Umgebung zu beschreiben, obwohl natürlich an einem Kampf nichts schön ist, deine Wortwahl aber und dadurch bringst du auch die Stimmung super rüber. :)
Die Gedanken der Charaktere und wie du wie nebenbei immer wieder ein paar Informationen über sie und ihre Vergangenheit (bzw. auch allgemein) eingebracht hast, war sehr passend und las sich nicht wie eine Zusammenfassung aus Wikipedia (was ja leider öfter mal passiert) und hat mir als absoluter Nichtswisser gut in die Geschichte geholfen. :D
Etwas irritiert war ich davon, dass du deinen drei Hauptpersonen immer wieder einen anderen Namen gegeben hast, aber das scheint in Overwatch so zu sein und sieh das bitte nicht als Manko an, ich kam da nur hie und da kurz durcheinander, weil ich die alle ja nicht kenne. Ist mir wahrscheinlich auch nur deswegen aufgefallen. :D
Auch, wie du dann bereits das Thema mit der Maske eingebracht hast, fand ich sehr schön. Zumal es erahnen lässt, dass etwas sehr großes zwischen ihnen vorgefallen ist - auch wenns nur im AT ist. :)

Das Ende macht mich jetzt natürlich neugierig und ich freue mich schon, wenn ich Zeit finde das nächste Kapitel zu lesen *-* (Hoffe es ist spätestens am Wochenende soweit, aber davor ist ja Animexx erst mal down X'D)

Bis dahin verabschiede ich mich erst mal und wünsche dir einen guten Rutsch ins neue Jahr :3
Antwort von:  Daelis
28.12.2017 15:24
*u* Vielen vielen lieben Dank für die süße Rückmeldung!
Die Namen betreffend kann das wirklich sein, weil sie ja unter Decknamen agieren, aber selbstverständlich auch zivile Namen haben. Da habe ich häufiger mal gewechselt ohne weiter darüber nachzudenken @v@
Von:  RedSkull
2017-09-19T13:57:00+00:00 19.09.2017 15:57
Wow einfach nur wow.
Ich liebe deinen Schreibstil.
Ganz besonders wie du die Szenerie beschrieben hast, hat mich beeindruck.
Bin gespannt wie es weiter geht. :)
Antwort von:  Daelis
19.09.2017 15:59
o/////o9 Es lebe das Fandom! Dankeschön für diese supersüßen und motivierenden Worte. Es geht auf jeden Fall bald weiter. (Immerhin bin ich ja schon fertig und korrigiere nur noch x) )
Antwort von:  RedSkull
19.09.2017 20:11
Dann freue Ich mich schon mal vor. XD


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