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Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz

Shinji x Kaworu
von

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6. Um des Schreckens willen in der Nacht

Anmerkung: Ich entschuldige mich bei allen Lesern dafür, daß diese Fanfic solange auf Eis lag. Ich muß zugeben, daß ich meine Fandoms öfter mal wechsele und dann eine gewisse Zeit brauche, um wieder in die Geschichten reinzukommen. Aber ich schreibe grundsätzlich alle meine Geschichten irgendwann zu Ende
 

Jedenfalls, die Serie ist immer noch genial, ich hab' ein NGE-Revival, es fehlen mir nur noch zwei Kapitel und der Epilog, und ich werd' mich jetzt hinhocken und die Geschichte zu Ende schreiben. Abgebrochene Fanfics sind nämlich bäh.^^
 

In diesem Kapitel ging es mir unter anderem darum, noch ein paar offene Handlungsstränge zu verknüpfen. Alle möglichen Leute wollten noch irgendwohin und irgendwas erledigen. Auf geht’s!
 

* * *
 

Kapitel 6: Um des Schreckens willen in der Nacht
 

Wie sind die Helden gefallen mitten im Streit! Wie ist Jonathan erschlagen auf deinen Höhen! Mir ist wehe um dich, mein Bruder Jonathan! Holdselig warst du mir sehr; wunderbar war mir deine Liebe, teurer noch als Frauenliebe!
 

Zweites Buch Samuel 1.25-1.26

Aus David’s Klagelied für Jonathan
 


 

Es war einmal...
 

Es war einmal vor langer Zeit ein Junge, der von der Welt enttäuscht worden war.
 

EntTÄuscht

----------vERstoßEn

--------------------VeRRaten

------------------------------VerleTZt

----------------------------------------GeBrOchen

--------------------------------------------------ZerriSSen

------------------------------------------------------------ABgeleHnt

-----------------------------------------------------------------------AUsgenUtzt

---------------------------------------------------------------------------------AlLeingelasSEn

-------------------------------------------------------------------------------------------InnerLIch ausgebRANnnt
 

Und vor allen Dingen ganz gANZ SCHRECKLICH WÜTEND!!!
 

Und dann traf dieser Junge jemanden, der sein Leben veränderte. Jemanden, der nicht unglücklich und verzweifelt war, egal wie unglücklich und verzweifelt die Welt um sie herum auch sein mochte. Jemanden, der Hoffnung und Liebe besaß, in einer Zeit, in der es keine Hoffnung und Liebe mehr gab. Jemanden, der voller Zuversicht nach vorne blickte, in die Zukunft, und in die Seele des Jungen hinein.
 

------------------------------ganz---------------------------------bestimmt------------------------

-----------------Dieser----------------besondere--------war-------------------ein------------------

-----------------------------Jemand---------------------------------Engel--------------------------
 

Zum erstenmal fühlte der Junge sich geliebt und geborgen. Zum erstenmal hatte er jemanden, der ihn wirklich verstehen konnte, und nicht in Problemen gefangen blind durch die Welt tapste.
 

Denn er liebte seinen Engel und sein Engel liebte ihn. Und sie waren glücklich.
 

Und weil sie glücklich waren, hatten sie einen Traum. Einen Traum von einer Zukunft, in der alle so glücklich sein sollte, wie sie es waren.
 

---------------HÖHERES------------
 

Ein---------------------------------Ziel
 

Aber eines Tages beschloß der Engel, daß das Glück der Menschheit doch viel wichtiger war als sein eigenes Glück und ging hin und opferte sich für das höhere Ziel.
 

Und ließ den Jungen alleine in der Dunkelheit zurück.
 

Aber jetzt war der Junge wütender, enttäuschter, und verletzter als je zuvor in seinem Leben, denn der Traum und das höhere Ziel und das Glück der Menschheit waren nichts im Vergleich zu seinem Engel. Und seit jenem Tag war all sein Denken und Handeln darauf ausgerichtet, seinen Engel wiederzubekommen. Er wollte seinen Engel zurückhaben, und wenn er die gesamte Welt dafür opfern müßte.
 

Was interessierte ihn die Welt? Sie hatte ihn verraten und ausgestoßen?
 

Und nachts, wenn er an die Vergangenheit zurückdachte, und vor Trauer und Einsamkeit nicht schlafen konnte, stand er auf und ging zu dem Gefängnis aus Haß und Gier und Dunkelheit, das seinen Engel von ihm trennte, und sprach mit ihm. Und sagte ihm und auch sich selbst wieder und wieder und immer wieder, daß der Tag nicht mehr fern sei, an dem sie beide endlich endlich wieder vereint sein würden.
 

“Hab‘ noch ein bißchen Geduld, Yui,“ sagte er. “Bald werden all unsere Hoffnungen Wirklichkeit.“
 

* * *
 

Unsere Hoffnungen? Unsere Hoffnungen werden Wirklichkeit?
 

Redest du vielleicht von deinen Hoffnungen?
 

Deine Hoffnung ist, daß wir auf ewig zusammen sein können. Daß unsere Liebe stärker sein möge, als alles andere, und wir dieser Welt trotzen. Daß wir alle Schwierigkeiten überwinden, und nichts, wahrhaftig nichts, uns zu trennen vermag.
 

Ist dir jemals in den Sinn gekommen, daß es Wichtigeres geben könnte, als dich und mich, und unser kleines Glück? Daß wir nicht so egoistisch sein dürfen, nur an uns selbst zu denken, um dabei alles andere aus den Augen zu verlieren? Daß jeder von uns eine Aufgabe hat, eine Bestimmung, ein Schicksal?
 

Ich möchte ja bei dir sein, ich wünsche es mir mehr als alles andere. Jeder Augenblick, den wir zusammen verbracht haben, war ein Geschenk für mich, etwas, das ich für immer in meinem Herzen trage. Aber ich habe meine Entscheidung getroffen, und mein Schicksal wird mich einen anderen Weg führen, als den deinen. Es ist ein Opfer, das ich von niemand anderem verlangen kann. Es ist mein Geschenk an die neue Welt.
 

Bitte versuch‘ doch endlich, mich zu verstehen, Gendou.
 

* * *
 

“Trotzdem, du solltest dir die Zeit nehmen, und noch einen Moment darüber nachdenken.“
 

Im NERV Hauptquartier war nichts, wie es schien, selbst der Computer hatte eine Lilim-Seele. Dadurch gab es für ihn keinerlei Möglichkeiten, an Informationen zu gelangen, wie er es bei dem Computer im SEELE Labor getan hatte. Ihr mächtiges AT-Field warf ihn gnadenlos zurück. Sie mußte sehr einsam gewesen sein, als sie noch gelebt hatte und außerdem schien es, daß ihre Seele auf seltsame Weise dreigeteilt war, was ihre Kraft noch verstärkte. Wer immer den Computer konstruiert hatte, mußte mit Angriffen dieser Art gerechnet haben. Diese Frau hatte dem Computer ihre Seele geschenkt, um ihn vor Engeln und menschlichen Angriffen gleichermaßen zu schützen.
 

Im Computer waren Antworten. Vielleicht genügend Informationen, um endlich das Rätsel lösen zu können, die alles entscheidende Frage, welche Rolle er in diesem Krieg spielen sollte? Denn, daß es ein Krieg war, hatte er inzwischen verstanden. NERV und SEELE hatten beide dasselbe Ziel, aber sie schienen sich nicht ganz darüber einig zu sein, wie es erreicht werden sollte. Und er war so eine Art Geheimwaffe, die SEELE ins Rennen geschickt hatte. Was gewann SEELE dadurch, daß er sich mit Adam vereinigte?
 

Es wäre möglich das AT-Field zu durchbrechen, aber dazu müßte er seinen Lilimkörper verlassen. Und er würde ihn mit Sicherheit verlieren.
 

Wollte er das riskieren? Gerade jetzt, wo er begonnen hatte, diesen Körper als Teil seiner selbst zu betrachten?
 

Er sah auf die Flasche mit dem Duschgel, die er in der Hand hielt, und mußte plötzlich grinsen. Um keinen Preis! Die Unsterblichkeit, die Vollkommenheit, und das allumfassende Wissen mochten ruhig noch ein bißchen warten.
 

Zumindest in einem Punkt hatte Kiel die Wahrheit gesagt, wenn er auch in so vielen anderen Punkten gelogen, oder ihn mit Halbwahrheiten abgespeist hatte. Solange er sich in diesem Körper befand, konnte er seine vollen Kräfte nicht entfalten. Er konnte andere Seelen nur wahrnehmen, nicht aber vollständig in sie hineinblicken.
 

In eine menschliche Seele hineinblicken? Sie zu erfahren, sich ihr zu öffnen, mit ihr zu verschmelzen? War es das, was er wirklich wollte? ‘Mehr als Worte sagen können,‘ hatte er vor wenigen Minuten zu Shinji gesagt. Und sie würden ihre Körper dazu nicht verlassen müssen, im Gegenteil, diese Körper machten solch eine Verschmelzung überhaupt erst möglich. Die Lilim kommunizierten nicht mit ihren Seelen, sondern in erster Linie mit ihren Körpern. Ein Körper drückte aus, was die Seele mitteilen wollte.
 

Freude, Traurigkeit, Angst. Und Liebe. Vor allen Dingen Liebe. Er wußte nicht, wie er seine Empfindungen in Worte fassen sollte, selbst nicht in einer Sprache, die über zehn verschiedene Ausdrücke und Redewendungen besaß, um dieses Gefühl zu benennen. Von allen Kommunikationsmethoden der Lilim erschien ihm die Sprache, als die am wenigsten Vollkommene. Wie anders war dagegen die Musik.
 

Mit schnellen Schritten durchquerte er die Gänge, er wollte Shinji nicht warten lassen. Seine Finger umklammerten das Duschgel. Warum in aller Welt hatte er es auch in der Dusche liegenlassen müssen? Er hätte sich diesen ganzen Weg sparen und bei Shinji bleiben können.
 

Er hatte es dort vergessen. Vergessen! Nicht an etwas denken, weil man mit den Gedanken woanders ist. Eine menschliche Eigenschaft! Menschliche Denkweisen.
 

Aber das machte nichts aus, so blieb Shinji noch etwas Zeit zum Nachdenken. Ob er wirklich bereit war, einen solchen Schritt zu wagen, oder ob die Hitze in seinem Blut ihn zu Dingen verleitete, die sein Wille nicht guthieß, wenn er bei klarem Verstand war.
 

Ob es für Shinji gut war, einem anderen Wesen so nahe zu kommen? Soweit er darüber Bescheid wußte, kommunizierten die Lilim nicht mit ihren Seelen, nicht auf diese Weise. Es würde eine vollkommen neue Erfahrung für ihn sein, und er wollte nicht, daß sein Freund dadurch Schaden nahm.
 

Aber wenn es seine freie Entscheidung war, konnte eigentlich nichts dabei schiefgehen. Für Kaworu selbst war es genauso neu, wenn auch aus einem anderen Grund.
 

Diesen Lilimkörper mit einem anderen menschlichen Körper zu vereinen. Hatte ein Engel jemals so etwas getan?
 

Aber das war doch...
 

Er blieb wie angewurzelt stehen, und ums Haar wäre die Flasche seiner Hand entglitten. Diese Präsenz war ein Engel, zweifellos, aber das war unmöglich, absolut unmöglich. Kiel hatte ihm das Diagramm gezeigt.
 

Er selbst war der letzte Engel.
 

Kiel hat gesagt, sie wurden alle vernichtet. Vernichtet bei dem Versuch, sich mit Adam zu vereinigen, dem Ursprung, tief unter den Nerv Gebäuden. Einer nach dem anderen hatte versucht, hinabzusteigen und dorthin zu gelangen, aber keinem war es gelungen. Keinem bis heute.
 

Und er war der Letzte.
 

Der Vorletzte. Das Diagramm war falsch gewesen.
 

Er hatte es gewußt. Irgend etwas hatte nicht gestimmt mit diesem Diagramm. Zwar hatte Kiel versucht, ihm weiszumachen, es läge daran, daß er mit der menschlichen Art, Informationen darzustellen, nicht vertraut war. Er hatte dieses Diagramm noch nie zuvor gesehen. Aber er kannte dessen Inhalt.
 

Noch eine Lüge, die Kiel ihm erzählt hatte. Es waren keine siebzehn, sondern achtzehn, achtzehn Engel. Und diese Präsenz, die er spürte, gar nicht weit von ihm entfernt, selbst nach menschlichen Begriffen nah, war ein Engel. Kein entwickelter Engel, natürlich. Ein Engel-Embryo.
 

Der Engel, der nach ihm kommen würde. Nur daß er niemals erwachen würde. Er würde sterben, ohne in dieser Welt gelebt zu haben.
 

Er würde sterben, sobald sich Tablith mit Adam vereinigte. Weil nur ein einziger Engel die Göttlichkeit erreichen konnte.
 

Am Ende des Gangs lag der Hangar von Eva Shogoki. Vor der riesigen schattenhaften Gestalt von Shogoki stand Ikari Gendou und hielt seine Hand ausgestreckt. In der Handfläche, fest mit dem Gewebe verwachsen, pulsierte ein winziges embryoartiges Geschöpf.
 

Ikari versuchte, sich mit dem achtzehnten Engel zu vereinigen. Wollte er die Unsterblichkeit erlangen? Wollte er mit diesem Engel zu Adam gehen, um die nächste Stufe der Evolution zu erreichen?
 

Jetzt ergab das Rätsel zumindest teilweise einen Sinn. Wenn Tablith sich mit Adam vereinte, vernichtete er den achtzehnten Engel, und wenn er den achtzehnten Engel vernichtete, vernichtete er damit auch Ikari. Somit hätte SEELE das Spiel gewonnen. Was immer Ikari für Pläne gehabt haben mochte, sie wurden dadurch hinfällig. Ikari Gendou würde mit seinem Engel-Embryo sterben.
 

Aber einen Engel zu erwecken, nur um einen einzelnen unbequemen Menschen auszuschalten? Wäre es nicht einfacher einen Killer auf ihn anzusetzen? SEELE mußte noch ein anderes Ziel haben.
 

Kiel hatte gut daran getan, ihm nichts von diesem achtzehnten Engel zu erzählen. Er hatte immer noch die Möglichkeit die Vereinigung zu verweigern, und damit das Leben dieses Engels zu schonen. Damit hätte er auch SEELE’s Pläne durchkreuzt, und Ikari würde statt seiner die Vereinigung vollziehen.
 

Aber dann würde er selbst sterben, es sei denn, er vereinte sich mit Eva Nigoki. Und er wollte nicht in einem Golem gefangen sein, niemals. Diese Möglichkeit hatte er schon abgeschrieben, als er den ersten Blick in diesen Abgrund geworfen hatte. Kiel hatte gewußt, warum er ihm nicht die Wahrheit über Evangelion erzählt hatte. Sonst hätte er sich womöglich gar nicht erst auf dieses Spiel eingelassen.
 

Tablith, der Engel der Wahl. Ein seltsamer Gedanke, wo sein Weg doch so genau vorgezeichnet war, wie die Bewegung einer Schachfigur. Er konnte lediglich wählen, ob SEELE oder Ikari das Spiel gewinnen würden. Das Zünglein an der Waage sozusagen. Aber er selbst konnte dabei nur verlieren.
 

’Noch nicht,’ schrie etwas in ihm, ’noch nicht!’ Er war selbst überrascht von der Heftigkeit dieser Emotionen, aber das lag an dem Lilimkörper, welcher funkelte und brannte wie ein Leuchtfeuer in der Dunkelheit. Er verdrängte den Gedanken an Ikari, an SEELE, and die ganzen Intrigen und Machenschaften, ja selbst an die Vereinigung mit Adam, welche ihm eigentlich ein Bedürfnis sein sollte.
 

Aber die einzige Vereinigung, welche er erstrebte, war die Vereinigung mit einem anderem Lilimkörper. Kein Wissen, keine Macht, keine Unsterblichkeit konnte ihn so sehr berühren wie die Seele des Menschen, den er liebte.
 

Und so wandte er sich ab, um zu dieser Liebe zurückzukehren. Sie war alles, was zählte.
 

* * *
 

Fifth Children, er fühlt sich an wie ich. Warum?
 

Konnte er ihr eine Antwort geben?
 

Sie trat auf den Gang hinaus. Alles war dunkel, bis auf die Notbeleuchtung. Sie hörte das dumpfe Geräusch ihrer Schritte auf dem metallenen Boden, oder vielleicht war es nur ein in ihrem Geist widerhallender Klang.
 

Sie kannte das Innere der Nerv Zentrale gut genug, um sich nicht zu verirren, und so fand sie auch problemlos den Weg zu seinem Zimmer. Lange Zeit stand sie davor und wagte nicht, es zu betreten. Die Tür war nicht verschlossen, aber etwas hielt sie davon ab. Vielleicht fürchtete sie sich davor, denn der Lilimkörper zitterte auf eine ganz merkwürdige Weise. Er schwitzte auch, aber sie konnte die Signale nicht deuten.
 

So fremd, so unglaublich fremd.
 

Dies war der letzte Lilimkörper. Die böse Frau hatte alle anderen zerstört.
 

Fifth Children schien zu schlafen, als sie lautlos ins Zimmer trat. Bei ihm lag Ikari-kun, ebenfalls schlafend. Zwei Körper, eng aneinandergeschmiegt, ihre Arme und Beine ineinander verschlungen, als wären sie ein einziges Wesen. Ein Wesen geschaffen aus zwei Seelen, nicht länger entzweit.
 

Aber wenn sie erwachten, würden sie wieder für sich sein. Selbst in ihren Träumen waren sie vielleicht voneinander getrennt, wer konnte das schon wissen? Der kurze Moment der Vereinigung war vorüber und ihre AT-Felder bauten sich langsam und stetig wieder auf.
 

Einheit war eine Illusion...
 

Und doch erfaßte sie etwas, als sie dort stand und auf die beiden niederblickte, ein wildes Sehnen, das an ihrem Innersten zog. Sie konnte keine Worte dafür finden, ja sie wußte nicht einmal, ob es nicht doch nur eine Fehlfunktion ihres Körpers war. Denn durch ihre Augenlider lief ein seltsames Zittern und ihr Herz schmerzte, als wäre es verwundet worden.
 

* * *
 

Es war an der Zeit für den letzten Ausweg.
 

Laut und deutlich hallten Misato’s Schritte an den Wänden wieder, es war ihr vollkommen gleichgültig, ob jemand sie hörte oder nicht. Sie würden es sowieso herausfinden, da machte sie sich keinerlei Illusionen. Entschlossen öffnete sie die Tür zu Ritsuko’s Zelle mit ihrer Paßscheibe und trat ein. Ritsuko blickte sich nicht um, sie schien ihre ehemalige Freundin am Geräusch ihrer Schritte erkannt zu haben.
 

“Du wagst es tatsächlich hierher zu kommen!“ Der leise Spott in ihrer Stimme ließ Misato zusammenfahren. Es schien, als hätte Ritsuko eine Art Wette mit sich selbst abgeschlossen, ob Misato den nötigen Mut aufbringen würde, oder nicht.
 

“Es gibt etwas, das ich von dir wissen möchte!“ Es war besser, gleich zum Punkt zukommen, denn sie wußte nicht, wie viel Zeit ihr noch bleiben würde.
 

“Du weißt, daß wir abgehört werden?“
 

“Das interessiert mich nicht,“ fauchte Misato. Für wie naiv hielt Ritsuko sie eigentlich “Ich will nur eines wissen! Fifth Children, wer ist er!“
 

Ritsuko’s Stimme klang seltsam tonlos, als sie erwiderte: “Wahrscheinlich ist er der letzte Engel!“
 

* * *
 

Schlaf. Der Lilimkörper hatte Schlaf benötigt.
 

Er hatte nicht schlafen wollen. Es erschien ihm vollkommen unsinnig, auch nur einen einzigen kostbaren Moment mit Schlaf zu vergeuden, er wußte schließlich nicht, wie viele dieser Momente ihm noch vergönnt sein würden. Er war nicht dazu geschaffen, ein menschliches Leben zu führen, nicht dazu geschaffen, in diesem Körper zu bleiben. Nicht dazu geschaffen, diese Gefühle zu fühlen.
 

Er war nur aus einem einzigen Grund geschaffen. Um Adam zu finden und mit ihm zu verschmelzen, wie es seine Bestimmung war.
 

Behutsam schob er Shinji von sich herunter aufs Bett, löste sich aus den Armen, die ihn so liebevoll umfangen hielten. Ein letztes Mal lehnte er den Kopf an das pochende Herz, fühlte den warmen Atem, der ihn in den Schlaf gestreichelt hatte, legte all seine Zärtlichkeit und sein Sehnen in die geflüsterten Worte, die er zum Abschied wie einen Kuß an die Lippen seines Liebsten hauchte: “Simeni kahotam al libecha.” Seltsam fremd klangen sie in dieser Welt, als wären sie ein Zauber aus längst vergessenen Zeiten.
 

Tsuzuku...



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