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Space of World - von Freiheit der Evolution

- ein utopischer Roman -
von

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Morgenstund hat...

Es prickelte warm auf seinem Gesicht, zwang ihn aufzustehen. Stattdessen blieb er lieber liegen und genoss die Sonnenstrahlen, die um diese Zeit nicht mehr vermochten als ihn zu umspielen. Bereits in einigen wenigen Stunden würden sie unerbittlich brennen und versuchen ihm die Körpersäfte zu entziehen. Er lächelte sich sanft und kuschelte sich(*so gut es ging ohne jegliches Schlafequipment, wie Decke und Kissen) an seinen Arm. Um ihn herum herrschte absolute Stille.

Er war nicht geweckt worden. Wenn er es recht bedachte, war er dies vorher auch nicht. Ob sie bereits abgereist waren? Ein Schauder durchzog ihn, die konnten ihn doch nicht einfach allein lassen! Er schlug die Augen auf und betrachtete stumm die leeren Plätze, an denen Luke und Tiger gestern noch gesessen hatten. Er grummelte und wollte schon ein „Ohnee“ entweichen lassen, als er am Rand seines Blickfeldes eine Bewegung wahrnahm. Dort auf dem Sims des rahmenlosen Betonfensters (*na ja, schön, es war ein großes rechteckiges Loch in der Wand) saß Pia. Die Sonne stand genau hinter ihr, sodass sie einen Schatten auf ihn warf. Ihr Haar umgab ihren Kopf in der Farbe durchscheinenden Magmas wie ein Heiligenschein. Sie lächelte leicht. Ben erinnerte sich an Ikonenbilder, die solche Aussichten zeigten, ihm kam es plötzlich nicht mehr ganz so absurd vor sich der Religion zu widmen.

„Na, wach?“, begrüßte sie ihn.

Ben spürte Hitze in sich aufsteigen. Er sollte vorerst nicht aufstehen. Er antwortete mit einem kärglichen „Joa…“

„Darf ich dich mal was fragen?“ Pias Gesicht wurde etwas ernster. Das beunruhigte ihn irgendwie. Dabei war die Situation bis jetzt so angenehm gewesen.

Er nickte wortlos.

„Woher ist das blaue Auge?“ Sie deutete auf Bens linke Gesichtshälfte. Reflexartig tastete er hin. Es schmerzte immer noch leicht, aber schon viel weniger als gestern noch. „Ach, das ist von…“ Der Rest ging in Gemurmel über.

„Was? Ich hab dich nicht richtig verstanden.“

Ben wurde verlegen und auch sauer auf sich selbst. Im Nachhinein betrachtet, war das eine blöde Aktion gewesen (*wie auch sonst die meisten seiner spontanen Einfälle). Selbst wenn Luke kein Cyborg wäre. Muss ihm wohl die Hitze und die Dehydration zu Kopf gestiegen sein.

„Um ehrlich zu sein, war’s Luke, aber er hat sich nur verteidigt.“

Pia kicherte sanft. „So, dann hast du ihn also versucht auszurauben?!“

Ben nickte und lächelte nun auch. Es war aber auch lächerlich, wenn man seinen heutigen Wissensstand hatte. Sie schwang sich auf die Füße. Für kurze Augenblicke sah sie aus dem Fenster. Ihr Gesicht war weggedreht, so dass er den Ausdruck nicht sehen konnte.

„Wo sind Luke und Tiger eigentlich?“, fragte er unsicher.

Sie drehte sich zu ihm. Immer noch die gleiche heilige Silhouette, das konnte einen schon wahnsinnig machen. „Die sind gegangen. Für Proviant und so. Sie haben für dich Wasser dagelassen. Du sollst die Zeit nutzen um ein Gefährt flott zu machen.“ Sie deutete auf ein Gefäß knapp einen Meter neben ihm. Die silbrig glänzende Oberfläche von Wasser deutlich erkennbar.

Er wollte eingeschnappt grummeln, bedachte aber voller Stolz, dass er dann auch mal zu gebrauchen war. Bisher hatte er sich doch sehr nutzlos befunden und als nichts weiter als ein Maskottchen, das nichts weiter zu tun hatte als gut auszusehen (*und nicht mal das tat er). Er nahm die Dose und leerte sie. Lebensgeister weckten sich in ihm und er fühlte sich bereit für seine kommende Aufgabe, trotz des leichten Magengrummelns. Er stemmte sich auf und machte Anstalten zu gehen.

„Wenn du ihn doch überfallen hast und er dir eins verpasst hat, wieso begleitest du ihn?“

Wäre es um jemand anderen gegangen, hätte er sich umgedreht, stattdessen lächelte er. „Er hätte mich liegenlassen können, ich war nämlich ziemlich fertig, aber er hat mir das Leben gerettet. Für einen Cyborg ist das ein ziemlich untypischer Zug und im Vergleich zu all den anderen herzlosen Leuten dieser Zeit ist er das Beste, was einem passieren kann…“
 

********
 

Sie streiften schon eine ganze Weile durch die Gegend ohne besondere Ergebnisse. Was Tiger mehr als irritierend fand, das sie nirgendwo hineingingen. Denn eigentlich suchten sie ja nach Proviant. Es würde wohl kaum etwas auf der Straße zu finden sein. Ab und zu blieb Luke stehen, schaute sich um und ging dann weiter. Überall auf dem Boden lagen Trümmerteile, würde man nicht aufpassen und sich merken wie man gelaufen war, könnte man sich hier ganz leicht verlaufen. Alles sah gleich trostlos und tot aus. Die leichte Staubschicht, die alles etwas verschwommen, ja was fast geisterhaft erschienen ließ, hatte eine weiß-beige Farbe auf allem hinterlassen, legte die Stadt unter eine Art Schleier. Glasscherben spiegelten die Sonne und bildeten an Fassaden tanzende Muster. Aufsteigende Hitze flirrte schon jetzt durch die Luft. Dabei stand die Sonne noch gar nicht weit über dem Horizont. Sie hatte vor einigen Minuten ihre orangenen Facetten verloren und schien nun weißlich stechend aus dem blauen Himmel hervor. Es würde ein Tag wie jeder andere werden, zumindest was das Wetter anging.

Tiger bemerkte den leisen Wind, der drehte und eine Spur von menschlichen Gerüchen zu ihm trug. Auch Luke schien irgendetwas wahrgenommen zu haben und blickte in die Richtung aus der der Wind kam. Zielstrebig setzte sich Luke in Bewegung.

„Du willst jetzt aber nicht mit denen irgendwas anstellen?“ Tiger hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache.

„Nun, Tatsache ist: Wir könnten hier wahrscheinlich mehrere Tage rumlaufen, die Häuser durchsuchen und nichts finden – oder aber wir gehen zu denen, die sich auskennen und offensichtlich noch nicht an Nahrungsmangel gestorben sind.“

Tiger blinzelte anerkennend und schenkte ihm ein zufriedenes Lächeln. „Na schön. Dann mal los!“
 

********
 

Er fluchte. Er war es gewohnt nicht immer seinen Willen zu bekommen, aber das war eindeutig zu weit gegangen. Was war das überhaupt für einer gewesen? Dieser lange Ledermantel, die seltsame Sonnenbrille und dann noch die Pistole, das war nichts was man so an der nächsten Ecke fand. Zu alledem hatte der auch noch einen seiner Kumpels umgelegt. Das passte ihm nicht, das passte ihm ganz und gar nicht. Seine Kameraden waren ebenso in angefressenem Schweigen verloren, wie er. Alle dachten nach, was zu tun sei. Schließlich konnte man den nicht einfach so davonkommen lassen. Auch sie hatten ihre Ehre, obwohl diese meistens an der nächsten Ecke endete, aber verdammt noch mal, sie hatten sie. Dabei sah es auf den ersten Blick nach einem sicheren Ding aus. Der Typ hatte schon eine ganze Weile bewegungslos da gesessen und auch sonst keine Anzeichen von irgendwas gemacht. Für gewöhnlich waren die, die so taten, als wären sie unbeteiligt, die leichtesten Opfer. Abgeklärte sahen sich mit festem Blick um. Leichtere Beute waren nur die ganz schreckhaften, die die ganze Zeit panisch die Gegend absuchten.

Was war also schief gelaufen? Einfache Antwort: Der Typ war bewaffnet gewesen und auch verflucht schnell. Ohne mit der Wimper zu zucken hatte er die Knarre gezogen und abgedrückt. Sie konnten nichts weiter tun als vorerst zu fliehen.

Nun saßen sie hier. Wie lauter Häufchen Elend. Bedauerten sich selbst.

Hinter ihm hörte er Schritte. Alle gingen in Alarmbereitschaft und schnappten sich den nächsten Gegenstand zur Verteidigung. Auch er drehte sich blitzartig um. Ein schwarzhaariger Typ mit ziemlich guten Equipment und einer Binde um den Bauch tauchte auf. Er erinnerte ihn ein wenig an den Kerl von gestern. Das machte ihn ziemlich wütend. Gleich dahinter stand ein Tigerwesen und grinste sie frech an. Sein Schwanz schwang freudig hin und her, wie in Erwartung.

„Tag!“, sagte es.

„Was wollt ihr? Ihr habt hier nichts verloren!“, keifte er angespannt. Das Wesen schmunzelte und sah zu seinem Begleiter.

„Wir wollten nur fragen, ob ihr Proviant habt oder ob es eventuell irgendwo ein Lager gibt.“

„Das habt ihr damit! Kein Wort werden wir euch sagen!“ schallte einer seiner Kumpanen hinter ihm.

Der Schwarzhaarige sah sie emotionslos weiter an. Fast dachte er ein Seufzen zu hören.

„Okay, wir können es auf die sanfte oder die harte Tour machen.“ Neben ihm wurde das Lächeln des Tigerwesens breiter, entblößte die Reißzähne. Ein Luftschnappen war zu vernehmen, das wohl von der ganzen Gruppe gleichzeitig kam. Ihm wurde etwas flau. Wahrscheinlich waren sein Gesicht und die seiner Begleiter um einige Nuancen blasser geworden.

„W-wir…“, stammelte er.

„Keine Sorge, ich werde euch entschädigen. Wir nehmen auch nur so viel wir brauchen.“

„Gnn-…“, entkam ihm als aufsteigender Protest, konnte es aber gerade noch so unterdrücken. Er nickte schließlich.

„Aber Boss…!“, meinte jemand, aber diese Stimme war schon weit weg. Sein Fokus war auf die Waffe gerichtet, die für einen kurzen Moment unter der Jacke aufgeblitzt hatte. Was war bloß die letzten Tage mit dieser Stadt los? Schon diese rothaarige Hure hatte keine Anzeichen gemacht ihnen auch nur irgendwelche Dienste zu leisten. Und nun das! Würde das alles vorbei sein, sollte er ein paar Kreuze an die nächste Wand meißeln und hoffen, es würde nie wieder geschehen.

Stumm und mit stark unterdrückter Wut zeigte er ihnen ihr Lager. Sie nahmen sich ein paar Sachen, steckten sie in den Rucksack des Bewaffneten (*obwohl Tiger mit seinen Zähnen und Klauen schon natürliche Bewaffnung hatte) und gaben ihm gleichzeitig seine Bezahlung. Es war ein unscheinbarer Kasten. An einer Seite prangerte ein roter Knopf.

„Immer schön vorsichtig mit sein. Es dauert etwa 30 Sekunden, ehe es ausgelöst wird.“

Seine Augen weiteten sich. Das war doch nicht etwa…!

Schockiert und wie angewurzelt stand er da, unfähig auch nur irgendwas zu tun. Den Kasten ehrfürchtig in der Hand. Die Welt schien sich vor ihm aufzulösen. Es verging einige Zeit, ehe er wieder Gefühl hatte. Seine Mitstreiter traten zu ihm.

„Alles klar Boss? Was hast du da…?“
 

*******

Das 9. Kapitel, es ist etwas länger, ich dachte eigentlich, das es wieder so werden würde wie die vorherigen, aber ich hatte eine Eingebung mittendrin, deswegen ist es etwas länger ^^ Ich hoffe es gefällt euch, die Dialoge am Schluss haben besonders Spaß gemacht und ich bin auch nicht zu kurz gekommen, was Beschreibungen angeht. Also ganz erfreulich, wenn man so will. Ich danke allen, die schon bis hierher gekommen sind (leider ist nicht mal Halbzeit aber das sollte jetzt nich mehr allzu lange dauern)

Betagelesen von shadowcat45



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Thuja
2007-11-09T23:37:37+00:00 10.11.2007 00:37
aaahhhh ich depp
wieso hab ich denn verpasst das ich weiter geht

bin ich jetzt die Letzte TT

na egal, auf jeden Fall bin ich mal wieder begeistert, vom Inhalt, Ausdruck und vom Humor,

Vor allen der Dialog am Ende. "g"
die armem Menschen :D

hmm was hat Luke dem Boss jetzt gegeben. Doch nicht etwa ne BOMBE. Das wär ja fies

cu
Von:  blacksun2
2007-11-07T08:39:22+00:00 07.11.2007 09:39
so ich schreib das Kommi jetzt zum dritten mal und hoffe inbrünstig, dass das Internet mal nicht abstürzt

also ich fand deine Formulierungen richtig klasse und die Vergleiche (magma, Ikone etc) sind echt spitze, ich kann mir alles lebhaft vorstellen

ob Ben das Auto wirklich wieder flott kriegt (Zweifel noch ein bissel dran, aber er kann mich gern vom Gegenteil überzeugen ^^)

mit was hat Luke dem bezahlt? (musste im ersten Moment an ne Bombe denken, (oder irgendwas explosives) wegen dem roten Knopf und so, aber ich glaube dann hätte der Chef anderes reagiert . . .
Von:  shadowcat45
2007-11-01T20:35:19+00:00 01.11.2007 21:35
Hmm, obliegt mir mal wieder die Ehre des ersten Kommentars? Wow.

Was soll ich zu diesem Kapitel (als Beta-Leser) sagen, ausser das ich die Einleitung diesmal besonders gelungen finde. Eine Aneinanderreihung von wirklich tollen Formulierungen und Sätzen, aber bei, wie war das, "Expertin für Aufwachen", kann es nur so wahnsinnig gut werden?

Das tolle Morgengespräch zwischen Pia und Ben, ein "Tag" sagender Tiger, der darauf hin mit seiner Mimik spielt - toll.

Viele Grüsse und viel Spaß auf der Con


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