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Sengoku-Jidai Chronicles

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, Leute! ^^
Ab diesem Kapitel spielen auch die vier Geschwister der Panther-Dämonen eine Rolle. Da sie im Anime aber nur einen 3-Folgen-Auftritt hatten, hatte ich anfangs so meine Bedenken, ob ich sie angemessen darstellen könnte. Aber irgendwie wollte ich sie unbedingt mit in die Story aufnehmen. Dabei habe ich es lediglich bei den vier Geschwistern belassen, ansonsten wäre mir das etwas zu viel geworden, zumal ja auch noch andere Charas auftauchen werden.
Nebenbei habe ich nun auch noch etwas Ordnung in meine bereits bestehende Chara-Beschreibung gebracht. XD
Nehmt es mir aber bitte nicht übel, wenn sich hier der eine oder andere Tipp- oder Rechtschreibfehler reingemogelt hat. Ich habe mir das Kapitel zwar nochmal durchgelesen, aber mittlerweile ist es 22 Uhr und ich sitze seit geschlagenen 4 Stunden nonstop am PC und bin dementsprechend etwas müde... XD
Wie auch immer, jetzt habe ich euch genug zugelabert und wünsche euch nur noch viel Spaß mit den neuen Kapitel! ^-^
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Neue Mitstreiter und neue Erkenntnisse

"Und was soll das für ein Besuch sein?", fragte Kimie Sesshoumaru, während die beiden dicht gefolgt von Inuki durch die Gänge des Schlosses gingen. Da ihre Jacke durch den Angriff einer dieser echsenartigen Dämonen am rechten Ärmel beschädigt worden war, hatte sich Kimie zuvor noch schnell ihre zweite, vorsorglich mitgebrachte Jacke geschnappt, bevor sie Sesshoumaru gefolgt war. Dieser antwortete nun auf die zuvor gestellte Frage des Mädchens: "Du kennst sie nicht. Ich hingegen schon. Aber du wirst sie gleich selbst sehen können."

"Hm..." Kimie musste sich wohl mit dieser Antwort erstmal zufrieden geben. Wahrscheinlich hätte es ihr ohnehin nichts gebracht, hätte Sesshoumaru klipp und klar auf ihre Frage geantwortet, wenn sie diesen ominösen Besuch ohnehin nicht kannte, wie er es schon gesagt hatte. Und während sie sich noch so ihre Gedanken machte, blieb Sesshoumaru schließlich vor der Eingangstür des Schlosses stehen und öffnete diese. Als Kimie nun dicht hinter Sesshoumaru aus der Tür trat, war sie mehr als überrascht und teils auch irritiert. Abgesehen von Kagome und ihren Freunden und einigen Inu-Youkai aus dem Schloss, darunter auch einige von denen, die sie bereits kannte, standen zudem noch vier andere und dem Mädchen völlig unbekannte Personen auf dem großen Innenhof vor dem Schloss. Kimie brauchte jedoch nicht lange, um festzustellen, dass es sich bei den Fremden keinesfalls um Menschen handelte, wenngleich auch sie ein gewisses menschenähnliches Aussehen an den Tag legten.

"Sieh mal einer an", sagte Sesshoumaru, obwohl es nicht gerade überrascht klang, als er nun die Stufen der Treppe vor der Eingangstür hinunter- und auf die Besucher zuging. "Dass wir uns auf so eine Weise und noch dazu so bald wieder sehen würden, hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet, Touran."

Die Angesprochene lächelte geheimnisvoll. "Da bist du nicht der einzige, Sesshoumaru. Aber zumindest ist dieses Wiedersehen von friedlicher Natur. Und auch deine Leute waren immerhin so freundlich, uns hierher zu geleiten."

"Sei nicht albern, Nee-san!", mischte sich plötzlich eine ihrer Begleiter, eine Dämonin mit kurzen roten Haaren, ein und schaute misstrauisch um sich. "Diese Hunde wollten uns doch immerhin zuerst angreifen." Ihr Blick fiel dabei auf drei Inu-Youkai, die sie, Touran und die anderen beiden zuvor zum Schloss gebracht hatten.

Touran richtete nach dieser Bemerkung beschwichtigende Worte an ihre Begleiterin: "Beruhige dich wieder, Karan. Überlass mir das Reden, ich erledige das schon."

Und während sie das Wort erneut an Sesshoumaru richtete und sich mit ihm kurz über die Lage austauschte, gesellte sich Kimie zu Kagome, Inu Yasha und den anderen und auch Rin war bei ihnen. Kimie stellte sich direkt neben Kagome und fragte sie flüsternd: "Hey, Kagome! Sag mal, wer sind die? Kennt ihr die?"

Kagome nickte einmal, ehe sie ebenfalls flüsternd antwortete: "Ja. Das sind Panther-Dämonen. Wir sind ihnen früher schon mal begegnet, aber da haben wir gegen sie gekämpft. Die, die gerade mit Sesshoumaru spricht, heißt Touran. Und die, die eben auch kurz etwas gesagt hat, das ist Karan. Die anderen beiden heißen Shunran und Shuuran. Sie sind alle vier Geschwister."

"Ach. Und ihr habt mal gegen sie gekämpft?"

"Das ist eine längere Geschichte. Ich erzähle sie dir bei Gelegenheit", schlug Kagome vor, ehe sie aus dem Seitenwinkel wieder prüfend zu den Panther-Dämonen rüberschaute. "Aber ich frage mich, was sie hier wohl wollen...?"

Aber nicht nur Kagome und die anderen beäugten die Neuankömmlinge. Diese taten es ihnen nämlich gleich und so hatte Karan die Truppe von Inu Yasha auch schnell entdeckt, nachdem diese ihr zuvor noch nicht aufgefallen waren, da sie zudem etwas abseits standen. Sofort deutete Karan mit dem Finger auf sie und machte auch ihre Geschwister auf sie aufmerksam: "Hey, Leute! Schaut mal! Das ist ja Inu Yasha mit seinem Gefolge! Da ist auch diese Miko mit den komischen Klamotten! Kagome, oder wie auch immer sie noch mal heißen mag... Und da ist ja noch so eine! Die war beim letzten Mal aber nicht dabei."

Kimie brauchte nicht lange, um für sich festzustellen, dass die letzten beiden Sätze auf sie hingedeutet hatten. Trocken gab sie daraufhin zur Antwort: "Auch schön, euch kennen zu lernen. Übrigens bin ich keine Miko..."

Die Überraschung war dennoch auf beiden Seiten recht groß gewesen.

"Du hast also bereits deinen kleinen Bruder und seine Freunde um Hilfe gebeten", sprach Touran Sesshoumaru erneut an, der jedoch kühl entgegnete: "Ich habe sie nicht gebeten. Das habe ich nicht nötig!"

"Hm! Wie ich sehe, hast du nichts von deinem Stolz eingebüßt", meinte die Panther-Dämonin, ohne sich eventuell aus der Fassung bringen zu lassen. Auch dann nicht, als nun Tôya etwas schroff das Wort an sie und ihre Geschwister richtete: "Wie wäre es denn, wenn ihr jetzt endlich mal mit der Sprache rausrücken würdet und uns sagt, was ihr hier eigentlich verloren habt?"

Aus seiner Tonlage war deutlich herauszuhören gewesen, dass er für die Panther-Dämonen wirklich nicht sonderlich viel übrig gehabt hatte. Und obwohl Karan und ihre anderen beiden Geschwister dem Inu-Youkai auf dessen Frage hin nicht unbedingt wohlwollende Blicke zuwarfen, blieb Touran hingegen ruhig und seriös.

"Wir möchten euch gerne ein Angebot machen", erklärte sie nun und wandte sich wieder an Sesshoumaru. "Und zwar das Angebot einer vorübergehenden Zusammenarbeit zwischen deinem Clan und uns. Eine Zeckgemeinschaft sozusagen."

"Eine Zweckgemeinschaft?!" Diese Frage kam von Inu Yasha, der im Moment wohl genauso perplex dreinschaute, wie der größte Teil der anderen Umherstehenden.

Sesshoumaru aber zuckte nicht einmal mit der Wimper, als Touran nun weiter sprach: "Ich nehme an, du und deine Leute, ihr wisst auch schon längst um die jüngsten Veränderungen hier im Westen und um die merkwürdigen Dämonen, die sich neuerdings hier herumtreiben."

"Und wenn es so wäre?", fragte Sesshoumaru prüfend zurück, woraufhin die Panther-Dämonin erwiderte: "Dann solltest du dir meinen Vorschlag gut durch den Kopf gehen lassen. Eine Entscheidung zugunsten einer Zusammenarbeit kann uns beiden nur nützlich sein."

"Warum sollten wir eure Hilfe in Anspruch nehmen?", fragte Tôya die Panther-Dämonen nun äußerst misstrauisch. "Sehen wir vielleicht so aus, als bräuchten wir Unterstützung von eurer Seite? Und überhaupt, was könnt ihr vier schon groß ausrichten?"

"Du solltest uns besser nicht unterschätzen", meinte Karan nun im Gegenzug und mit äußerst herausforderndem Blick. Doch Tôya ließ sich in seiner Ansicht nicht beirren. "Und überhaupt! Warum sollten wir uns mit Katzen zusammentun? So tief sind wir schließlich bei weitem noch nicht gesunken und das wird auch in Zukunft nicht passieren!"

"Ziemlich große Töne, wenn man bedenkt, dass ihr Hunde euch in letzter Zeit eher wenig mit Ruhm bekleckert habt. Ich habe jedenfalls nicht gehört, dass ihr mal wieder einen starken Gegner bezwungen hättet", erwiderte Karan, nunmehr durchaus mit der Absicht, zu provozieren. Dies zeigte sich besonders in ihrer weiteren Äußerung: "Und lasst es euch allen hier gesagt sein: Wir sind Panther-Dämonen! Werft uns nicht mit stinknormalen Katzen in einen Topf! Sonst gibt es Ärger! Klar?"

Diese Art und schon dieses Gehabe machten nicht nur Tôya so langsam fuchsteufelswild.

"Sollte das eine Drohung sein?", fragte er mit einem warnenden Knurren, doch hielt ihn Kakeru davon ab, eventuell etwas Unüberlegtes zu tun.

"Lass es gut sein, Tôya. Das lohnt keinen Streit."

Wohl oder übel beließ es Tôya daraufhin erstmal dabei, seine Blicke zeugten aber nur zu gut von seinem Ärger.

"Ihr solltet es euch unser Angebot wirklich gut überlegen, denn früher oder später werdet ihr euch mitten im Kampf befinden und da im Moment noch keiner von uns genau weiß, was für eine Art von Problem da auf uns zukommt, sollten wir besser zusammenarbeiten. Das wäre im Interesse von uns allen." Touran wartete nun darauf, dass Sesshoumaru etwas darauf erwidern würde. Sie und ihre Geschwister wussten ebenso gut wie er und sein Clan von den fremden Dämonen, die neuerdings den Westen des Landes unsicher machten. Tourans Äußerung gab zunächst aber nur neuen Zündstoff für Tôya, der aus seiner Meinung keinen Hehl machte: "Mit anderen Worten: Ihr befürchtet, dass bei euch bald alles drunter und drüber geht und von daher braucht ihr dringend ein Loch, in dem ihr euch verkriechen könnt."

Diese Bemerkung war der Tropfen gewesen, der das Fass nunmehr zum Überlaufen gebracht hatte. Zumindest aus der Sicht von Karan, die wütend fauchend verbal zurückschlug: "Willst du damit etwa sagen, wir hätten Angst?! Wage es nicht, unsere Stärke anzuzweifeln, Hundeschnauze!"

Und jetzt war auch das zweite Fass übergelaufen. Doch konterte Tôya diesmal nicht etwa mit Worten, sondern schien gleich Taten walten zu lassen. Seine Augen verfärbten sich mit einem Mal glühend rot und man bekam das Gefühl, als würde ein leichter Wind aufkommen, der sich um den Inu-Youkai herum konzentrierte.

"Tôya! Nicht! Lass es bitte! Das ist nun wirklich nicht der richtige Moment für so was", hielt Ashitaka seinen Kameraden eiligst zurück, als dieser zudem gerade einen Schritt nach vorne gemacht hatte. Zuerst schaute Tôya den Jüngeren nur mit einem undefinierbarem Blick an. Es war nicht klar, was gerade in seinem Kopf vorzugehen schien, doch nach einem Moment schien er sich doch wieder zu beruhigen. Tôya trat wieder einen Schritt zurück und in seine Augen kehrte die goldene Farbe wieder zurück. Ashitaka ließ ein leises, erleichtertes Seufzen verlauten. Eigentlich war es nicht Tôyas Art gewesen, derart die Beherrschung zu verlieren, aber diesmal war das Ganze wirklich nah an der Grenze zur Eskalation gewesen. Aber auch Karan schien nach diesem kleinen Zwischenfalls wieder etwas ruhiger geworden zu sein, zumal Touran ihr nunmehr einen mehr als mahnenden Blick zuwarf.

"Du musst aber auch immer gleich übertreiben, Karan", warf nun Shunran mit einem etwas tadelnden Unterton ein. Karan winkte jedoch ab. "Ach, hör auf, Shunran! Als ob du diese Hunde besser leiden könntest..."

"Zumindest behalte ich aber einiges für mich, im Gegensatz zu dir."

"Jetzt streitet euch nicht auch noch untereinander!", rief Touran ihre jüngeren Schwestern wieder zur Ordnung, die auch sofort wieder verstummten. Tourans Aufmerksamkeit galt nun wieder Sesshoumaru, der sich bisher nicht zu ihrem Angebot geäußert hatte.

"Meinetwegen könnt ihr bleiben", kam es jedoch nach einer kurzen Pause von ihm, wenngleich es auch recht gleichgültig klang. Dennoch sorgte diese Ankündigung für ein Raunen unter einigen der anwesenden Inu-Youkai. Aber lediglich Tôya gab seine Ansicht dazu wieder klar und deutlich zum Ausdruck und sprach die Panther-Dämonen erneut betont an: "Tse! Eines stellen wir aber mal von vornherein klar: Wir sind KEINE Verbündeten im eigentlichen Sinne!"

"Dessen sind wir uns durchaus bewusst", entgegnete Touran ruhig. "Aber wie bereits gesagt, sind wir lediglich auf eine Zweckgemeinschaft aus. Obwohl wir unseren alten Streit von damals in der Zwischenzeit doch eigentlich wieder beigelegt haben und die Geschichte längst zu Ende ist."

Diese Aussage sorgte nunmehr für noch größere Verwirrung.

"Was soll das heißen?", fragte Ashitaka mit skeptisch hochgezogener Augenbraue, woraufhin Touran ihm und den anderen erklärte: "Wir sind nicht mehr auf Rache aus. Bedankt euch dafür bei eurem jungen Herrn." Sie wandte sich wieder Sesshoumaru zu. "Im Übrigen sind meine Geschwister und ich dir noch einen Dank schuldig, Sesshoumaru. Schließlich hast du die drei wieder zum Leben erweckt, nachdem unser Meister ihnen ihre Seelen genommen hatte."

Die anwesenden Clan-Mitglieder der Inu-Youkai tauschten nun untereinander teils irritierte und teils überraschte Blicke aus. Sie wussten nicht so recht, was sie von Tourans Aussage halten sollten, bis Ashitaka sich an Sesshoumaru wandte und ihn fragte: "Kann uns vielleicht mal jemand aufklären? Was hat das zu bedeuten, Sesshoumaru?"

Sesshoumaru bedachte seinen Cousin, aber auch einige der anderen zunächst nur mit einem Blick, ehe er in seiner üblich seriösen Art und Weise antwortete: "Das war nur ein Nebeneffekt. Es galt, diesen Panther-Dämon auszuschalten und das ist ja auch letztendlich gelungen. So einfach ist das." Mit dem letzten Satz hatte er den Blick wieder auf Touran gerichtet, als wollte er besonders ihr deutlich machen, dass seine Tat keinesfalls aus Nächstenliebe oder ähnlichem Unsinn geschehen war. Dennoch behielt Touran ihr leichtes Lächeln bei, als sie auf Sesshoumarus Aussage hin entgegnete: "Wenn du das sagst. Ich hatte auch nichts anderes von dir erwartet."

Sesshoumaru wies Ashitaka schließlich an, den Panther-Dämonen für ihren zeitweiligen Aufenthalt im Schloss entsprechende Unterkünfte zuzuweisen. Und nachdem diese Sache erstmal geklärt war, entfernten sich nach und nach die Anwesenden wieder, wobei einige der Inu-Youkai untereinander noch das eine oder andere Wort hinsichtlich der Panther-Dämonen wechselten und meist waren die Inhalte des Ausgesprochenen nicht unbedingt freundlich, wie Inu Yasha und die anderen es ab und zu in kleineren Wortfetzen aufschnappen konnten.

"Jetzt weiß ich woher der Spruch 'die streiten sich wie Hund und Katze' herkommt", meinte Kimie flüsternd an Kagome gewandt, wobei sie sich auch an Tôyas Beinahe-Ausraster zurückerinnerte. Da war es auch ihr einen Moment lang recht mulmig zumute gewesen.

"Aber Sesshoumaru war erstaunlich freundlich für seine Verhältnisse...", fand Shippou, woraufhin Miroku erwiderte: "Er besitzt eben Anstand. Das sollte man vom Lord der westlichen Länder ja wohl auch erwarten können."

Der kleine Kitsune warf dem Mönch einen fragenden Blick zu. "Soll das etwa heißen, nach außen hin wirkt er völlig cool, aber in seinem Inneren kocht er?"

Die Spekulationen hinsichtlich Sesshoumarus Verhalten gingen noch ein Weilchen so weiter. Unterdessen ließ sich Kimie die vorangegangene Situation noch einmal durch den Kopf gehen.

"Es wird hier aber langsam doch etwas voll, wie mir scheint...", sagte sie schließlich. "Habe ich vielleicht was verpasst und wir sind hier eigentlich auf der Arche Noah? Fehlt uns nur noch, dass es tatsächlich auch noch anfängt zu regnen..."

Kagome musste bei diesen Worten ihrer Cousine nun doch amüsiert lächeln. Doch richtete sich die Aufmerksamkeit der Gruppe recht bald auf zwei Inu-Youkai, die sich etwas abseits miteinander unterhielten und dabei die Gruppe um Inu Yasha scheinbar gar nicht beachteten. Dementsprechend unbekümmert unterhielten sie sich auch und hielten dabei mit ihren Ansichten keinesfalls hinterm Berg.

"Früher hätte ich so was ja niemals gesagt, aber für mich verliert Sesshoumaru-sama so langsam an Autorität", meinte einer der beiden, woraufhin sein Kamerad hinzufügte: "Tja, zuerst lässt er sich gut 200 Jahre nicht mehr hier blicken und dann kommt er mit einem Hanyou und einem Haufen Menschen wieder zurück. Und als ob das nicht schon reichen würde, gestattet er nun auch noch diesen Katzenviechern, dass sie vorübergehend hier bleiben."

Inu Yasha und die anderen wohnten dem Dialog schweigend bei, doch hörten sie sehr aufmerksam zu. Das schien die beiden Inu-Youkai aber auch weiterhin nicht zu kümmern, denn jetzt sprach der erste sogar das aus, wofür ihm Sesshoumaru, wäre er noch anwesend gewesen, sicherlich den Kopf abgeschlagen hätte: "Nun, dann sollte er vielleicht abdanken. Wenn er nämlich noch weicher wird, sehe ich schwarz für den bevorstehenden Kampf. Was kommt als nächstes? Lässt er neben dem Schloss ein Menschendorf errichten?"

>Blöde, arrogante Schwätzer!<, dachte Kimie wütend, sprach es aber nicht laut aus, obwohl sie durchaus mit diesem Gedanken spielte.

Im Gegensatz zu ihr, hielt sich Rin jedoch nicht unbedingt zurück, denn das kleine Mädchen war nunmehr auf die beiden Inu-Youkai zugelaufen und sprach sie an: "Das ist gemein! Sprecht nicht so über Sesshoumaru-sama!"

Die beiden Youkai hatten die Blicke sofort auf das Menschenkind gerichtet. Ihre Blicke zeigten ganz deutlich, dass sie Rins Ansprache mehr störte, als eventuell beeindruckte.

"Du bist ein ziemlich freches kleines Ding, du Balg!", meinte einer der Inu-Youkai bedrohlich und machte einen Schritt auf Rin zu, die nun doch verunsichert zurückwich.

Bevor dem kleinen Mädchen eventuell etwas passierte, schaltete sich Kagome ein und stellte sich an Rins Seite. Beschützend legte sie ihr die Hände auf die Schultern, wandte sich dabei aber auch ziemlich deutlich an die beiden Youkai: "So fühlt ihr euch wohl sehr stark, was? Kleinen Kindern Angst machen und hinter dem Rücken eures Herrn schlecht über ihn sprechen. Ihr habt wohl nicht genügend Mut, um ihm ins Gesicht zu sagen, was ihr von ihm haltet!"

Erst im Nachhinein erkannte Kagome, dass sie wohl besser nichts zu dem Thema gesagt hätte, denn einer der Inu-Youkai packte sie nun an dem roten Tuch ihrer Schuluniform, zog sie grob näher an sich heran und sagte bedrohlich: "Du riskierst ja auch eine ziemlich große Lippe, Menschenweib! Wie würde es dir gefallen, wenn ich dir die Haut von deinem hübschen Gesicht abschäle wie bei einer Mandarine?" Mit diesen Worten hob er seine linke Klaue und hielt Kagome die Kralle seines Zeigefingers an die Wange. Mit einem hinterhältigen Ausdruck in den Augen sprach er weiter: "Allerdings bezweifle ich, dass dir das ebensoviel Spaß bereiten wird, wie mir."

Die anderen waren sofort in allerhöchster Alarmbereitschaft gewesen, allen voran Inu Yasha, der seine Hand schon an den Griff von Tessaiga gelegt hatte, während er den Inu-Youkai, der Kagome bedrohte, warnend ansprach: "Lass sofort Kagome los, du Dreckskerl, sonst...!" Doch weiter kam der Hanyou nicht mehr, denn an seiner Stelle hatte sich nun jemand anders in das Geschehen eingemischt. Der Inu-Youkai musste Kagome nämlich wieder loslassen, als er nämlich selbst recht grob an der linken Hand ergriffen wurde, ehe sich der Griff an den Kragen seines Kimonos legte.

"Wenn du einem Mädchen gegenüber gewalttätig werden willst, dann habe ich wohl auch das Recht und die Pflicht, dich ebenso gewalttätig daran zu hindern, oder siehst du das anders, mein Freund?", sagte nun zur Überraschung aller Subaru an den anderen Inu-Youkai gerichtet, bevor er diesen grob von sich wegstieß, dass dieser einige Schritte nach hinten taumelte. Subaru ließ seinen warnenden Blick einmal zu ihm und seinen Kameraden schweifen.

"Ihr zwei solltet in Zukunft besser eure Zungen hüten", sagte er weiter. "Keiner verbietet euch eure eigene Meinung, aber seid dennoch vorsichtiger in dem was ihr sagt oder tut."

Die beiden anderen Inu-Youkai tauschten untereinander kurz ihre Blicke aus, ehe der zweite von ihnen wenig freundlich entgegnete: "Tse! Seid wann bist du denn unter die Menschenfreunde gegangen, Subaru? Oder sprichst du etwa aus eigener Erfahrung und sagst deshalb selbst nicht klar und deutlich, was dir nicht passt? Verstehen könnte ich es ja, wenn ich da an diese eine Sache von vor etwa 200 Jahren zurückdenke."

Ein Knurren drang nun aus Subarus Kehle.

"Ich scheine mich eben nicht deutlich genug ausgedrückt zu haben, wie mir scheint!", erwiderte er nunmehr bedrohlicher, die linke Hand an die Scheide seines Schwertes gelegt. Es verging ein scheinbar endloser Augenblick, in denen sich die drei Kontrahenten ohne jedes weitere Wort nur genauestens beäugten. Die Luft war zum zerreißen gespannt. Wenngleich die beiden anderen Inu-Youkai durchaus in der Lage gewesen waren, gegen ihren Kameraden zu kämpfen, so entschieden sie sich scheinbar dennoch dagegen. Letztendlich zogen sie doch ohne weitere Worte wieder ab, ebenso wie kurz darauf auch Subaru, der sich ebenfalls mit keinem weiteren Wort noch mal an Kagome oder die anderen wandte. Er ging nur an ihnen vorbei, als wären sie gar nicht existent. Und Kagome selbst war von der unerwarteten Hilfe seitens des Youkai noch immer so verblüfft gewesen, dass sie darüber hinaus glatt vergaß, sich bei ihm zu bedanken. Sie kam erst wieder aus ihren Gedanken, als Inu Yasha sie besorgt ansprach: "Ist alles in Ordnung, Kagome? Bist du verletzt?"

"Nein. Es geht mir gut, Inu Yasha", antwortete ihm das Mädchen. Inu Yashas Aufmerksamkeit richtete sich nach dieser doch sehr beruhigenden Nachricht wieder auf Subaru, der soeben hinter einem der Gebäude verschwand.

"Was ist denn bei dem kaputt?", fragte sich der Hanyou skeptisch. "Hat der uns nicht erst gestern noch so blöd angemacht?"

Miroku nickte. "Ja. Und trotzdem hat er eben Kagome-sama geholfen."

Und während sich nun auch Kimie, Sango und Shippou nach dem Befinden des Mädchens und Rin erkundigten, rätselten auch sie noch eine längere Zeit über Subarus eigenartiges Verhalten. Der Typ gab ihm wirklich Rätsel auf, insbesondere Kimie, die sich noch allzu gut an die Worte des Youkai erinnerte, die er ihr noch am Abend zuvor gesagt hatte. Allerdings hatte sie diese Begegnung bisher für sich behalten. Aber vielmehr interessierte sie nun, was genau diese Sache gewesen war, die vor 200 Jahren vorgefallen war und was für eine Rolle Subaru dabei gespielt hatte.
 

Etwa eine Stunde nach diesem Vorfall, saß die Gruppe um Inu Yasha zusammen mit Ashitaka zusammen unter dem Pavillon am Gartenteich des Schlosses. Rin war ebenfalls nach wie vor bei ihnen, spielte aber etwas abseits mit Inuki.

"Dass so was passiert ist, tut mir wirklich sehr Leid", sagte Ashitaka an die anderen gewandt, nachdem er von ihnen zuvor von dem Vorfall mit den beiden Inu-Youkai unterrichtet worden war. "Ich hoffe, es geht dir und Rin-chan inzwischen wieder besser, Kagome-chan."

Kagome nickte mit einem leichten Lächeln. "Ja, keine Sorge, Ashitaka-kun. Es ist schließlich auch nichts weiter passiert."

"Es tut mir trotzdem sehr Leid." Ashitaka war diese Sache wirklich mehr als unangenehm gewesen. Dass aber ausgerechnet Subaru Kagome und Rin geholfen hatte, verwunderte jedoch auch ihn zugegebenermaßen auf eine gewisse Weise.

"Aber so langsam weiß ich echt nicht mehr, was ich von alldem halten soll...", murmelte Kimie schließlich mit einem Seufzen in sich hinein, während sie auf das Wasser des Teiches schaute. Kagome, die ihr zuvor noch die Geschichte mit den Panther-Dämonen erzählt hatte, warf ihrer Cousine einen fragenden Blick zu. "Was meinst du damit, Kimie?"

"Ich rede von den Panther-Dämonen", antwortete Kimie und drehte sich wieder zu den anderen um. "Ist es wirklich eine gute Idee, dass sie hier sind? Ich meine, nichts gegen sie, aber Tôya zum Beispiel war ja wirklich kurz davor, so richtig in die Luft zu gehen oder täusche ich mich da?"

"Nein, das stimmt schon", antwortete Ashitaka. "Aber mach dir keine Sorgen. Tôya hatte noch nie sonderlich viel für Katzendämonen jeglicher Art übrig gehabt. Er beruhigt sich aber schon wieder."

Und in der Tat hatte Tôya bisher um sämtliche Katzendämonen nach Möglichkeit einen Bogen gemacht. Lediglich Kirara schien hierbei eine Ausnahme gewesen zu sein. Doch schienen diese Themen zumindest Inu Yasha mit der Zeit etwas zu langweilen, wie sein nun ertönendes Gähnen es vermuten ließ. "Oh Mann! Es wäre mir wesentlich lieber, hier würde endlich mal was ordentliches passieren. Diese komischen Echsendämonen von vorhin waren ja nun wirklich keine Herausforderung und wenn hier wirklich bald so was Großartiges über die Bühne gehen soll, könnte das ja eigentlich so langsam mal losgehen!"

Kagome schüttelte daraufhin verständnislos den Kopf. "Also wirklich, Inu Yasha! Wir sind gerade mal einen Tag hier und ehrlich gesagt, gefällt es mir persönlich viel besser, wenn es mal etwas ruhiger ist. Früher oder später wird es wohl schließlich damit auch wieder vorbei sein."

"Ich bin aber nicht hergekommen, um irgendwelche Ruhe zu genießen!", konterte der Hanyou sogleich. "Ich bin zum kämpfen hier und um Naraku zu erledigen! Ich habe weder die Zeit noch die Lust, hier für nichts und wieder nichts nur dumm herumzusitzen oder mich mit irgendwelchen Inu-Youkai herumzuärgern, die glauben, sie müssten uns blöd anmachen! Wenn Naraku letztendlich doch nichts mit alldem hier zu tun hat, dann sind wir sofort wieder weg und suchen stattdessen weiter nach Juwelensplittern, klar? Das ist wesentlich sinnvoller!"

Lediglich ein erschöpftes Seufzen kam als Antwort von Kagome zurück, ehe sie mit einem merkwürdigen Blick zu Inu Yasha sagte: "Also geht es dir immer noch nur darum!"

Kurz darauf stand sie auch schon auf und machte scheinbar Anstalten, zu gehen. Inu Yasha schaute nun doch etwas irritiert drein. "Eh... Kagome, wo gehst du denn jetzt hin? Warte doch! Habe ich irgendwas Falsches gesagt?"

Dass Kagome so plötzlich weggehen wollte, konnte sich Inu Yasha wirklich nur so erklären, dass er sie irgendwie verärgert haben musste, obwohl er nicht genau wusste, was er eigentlich falsch gemacht hatte. Und um eine Antwort zu bekommen, folgte der Hanyou dem Mädchen auch sofort. Kagome, die den Pavillon noch gar nicht verlassen hatte, war auf Inu Yashas Nachrufe hin noch einmal kurz stehen geblieben und es schien, als wollte sie ihm gerade auf seine Frage antworten, als ihr jedoch eine schöne und elegante Dame auffiel, die soeben aus einem der Gebäude kam. Sie trug einen hellen, lavendelfarbenen Kimono, der am Kragen und an den Ärmeln mit dunkelblauen pflanzenähnlichen Verzierungen versehen war. Ihr Haar hatte sie nach hinten hochgesteckt. Bisher war den Freunden diese Frau noch gar nicht begegnet. Ihre Erscheinung beeindruckte Kagome jedoch sehr.

"Wow, sie ist echt hübsch! Wer ist das?", fragte sie nun an Ashitaka, gewandt, der ihr auch soeben die Antwort geben wollte, doch dazu kam er nicht mehr, denn die Aufmerksamkeit aller war nunmehr auf Miroku gerichtet, der auch sofort ohne große Umschweife auf die fremde Frau zugegangen war und nun ihre rechte Hand festhielt.

"Entschuldigt bitte, wenn ich Euch so einfach überfalle, werte Dame", begann der Mönch typisch schmeichelhaft. "Aber Eure Schönheit ist so unglaublich, dass ich meine Augen nicht mehr von Euch wenden konnte. Auch, wenn Ihr eine Dämonin seid, dürfte ich Euch dennoch fragen, ob Ihr es dennoch in Erwägung ziehen könntet, mir...?"

"Sprich es aus und du lernst die wahre Bedeutung des Wortes 'Schmerz' kennen, du notgeiler Mönch!", unterbrach ihn jedoch plötzlich die äußerst erbost und bedrohlich klingende Stimme von Sango, die sich hinter Miroku aufgebaut hatte und wie ein Brennofen auf Feuer zu sein schien.

Miroku hatte sich hastig zu der Dämonenjägerin umgedreht und hob beschwichtigend die Hände. "Nicht doch, Sango! Versteh das bitte nicht falsch! Ich wollte doch nur..."

"Ich kann mir schon denken, was du wolltest!", fuhr ihm Sango wieder dazwischen. "Es ist doch immer wieder das gleiche mit dir! Mir reicht‘s!" Und mit diesen Worten drehte sie dem Mönch den Rücken zu und schritt erhobenen Hauptes davon, wobei Kirara an die Seite ihrer Herrin sprang und ihr folgte. Miroku war zuerst total perplex, nahm aber sofort die Verfolgung seiner eigentlichen Angebeteten auf.

"Warte doch, Sango! Geh nicht weg! Lass es mich dir doch bitte erklären... Du kennst mich doch!", versuchte er die ganze Zeit über, Sango zuzurufen, doch diese würdigte ihn keines Blickes mehr. So konnten auch die anderen nur dabei zusehen, wie die beiden schließlich aus ihrer Sicht verschwanden, Miroku dabei immer noch nach Kräften bemüht, Sango wieder milde zu stimmen. Ob es ihm letztendlich gelungen war, würden die Freunde wohl erst später erfahren.

"Ob die beiden das irgendwann noch mal auf die Reihe kriegen?", fragte sich Shippou mit einem Seufzen, während sich Kagome nun mit einem entschuldigenden Lächeln und einer leichten Verbeugung an die fremde Frau wandte: "Entschuldigt bitte. Unser Freund hat manchmal so seltsame Anwandlungen."

Doch die Frau lächelte nur freundlich und erwiderte ebenso: "Ihr braucht euch nicht zu entschuldigen. Es ist schon in Ordnung." Sie kam nun auf die Gruppe zu, wobei ihre Aufmerksamkeit nunmehr auf Ashitaka zu ruhen schien, den sie auch sogleich ansprach, als sie am Pavillon angekommen war: "Und, Ashitaka? Hast du deine Freunde schon überall herumgeführt?"

Ashitaka winkte mit einer lockeren Handbewegung ab, während er antwortete: "Das habe ich doch schon bei unserer Ankunft getan. Eigentlich müsstest du mich doch kennen und so ziemlich am besten wissen, dass ich weiß, was sich gehört. Oder etwa nicht, Mutter?"

"Wie bitte?! MUTTER?!", kam es nun regelrecht im Chor von den anderen zurück, kaum, dass er den Satz beendet hatte. Und während Ashitaka und seine Mutter die Freunde nun doch etwas irritiert ansahen, fing sich Kimie schließlich als eine der ersten wieder und fragte wie zur Sicherheit noch einmal nach: "Das... ist wirklich deine Mutter, Ashitaka?"

Mit einem Lächeln nickte der Youkai. "Ja, genau! Und ihr Name ist Sakura."

"Ach so... Das ist ja eine Überraschung."

Nachdem sie sich alle wieder eingekriegt hatten, verneigten sie sich leicht vor der Frau. Diese tat es ihnen gleich.

"Ich habe schon viel von euch gehört", sagte Sakura schließlich. "Ashitaka hat oft von euch gesprochen. Verzeiht, dass ich mich euch nicht schon früher vorgestellt habe."

Sie ließ ihren Blick einmal durch die gesamte Gruppe schweifen. Scheinbar hatte Ashitaka ihr wirklich viel erzählt, denn auf Anhieb konnte seine Mutter jedem Gesicht den richtigen Namen zuordnen und auch Sango und Miroku, die kurz zuvor gegangen waren, konnte sie bei ihren Namen nennen. Schlussendlich blieb nur noch Inu Yasha übrig, dem Sakura offensichtlich besondere Aufmerksamkeit schenkte. Sie stellte sich ihm gegenüber und sah ihn sich ganz genau an, ehe sie sagte: "Dann dürfte dieser junge Mann wohl folglich Inu no Taishous zweiter Sohn sein. Inu Yasha..."

Inu Yasha nickte daraufhin nur wortlos. So ganz wohl war ihm ehrlich gesagt nicht in seiner Haut, denn eigentlich konnte es der Hanyou nicht sonderlich gut leiden, wenn ihn jemand so genau musterte. Als Sakura nun aber auch noch ihre rechte Hand hob und diese sanft auf Inu Yashas linke Wange legte, wobei sie ihn weiterhin genauestens ansah, wusste er erst recht gar nicht, was er davon halten sollte, bis Sakura ruhig weiter sprach: "Ja, es ist in der Tat nicht zu übersehen. Auch aus deinen Augen spricht der Geist deines Vaters." Mit einem freundlichen Lächeln ließ sie daraufhin auch schon wieder von dem Hanyou ab. "Ich habe ihn gut gekannt und es freut mich, dich nun endlich kennen zu lernen, Inu Yasha. Sei hier willkommen."

"Uhm... D-Danke." Inu Yasha senkte etwas verlegen den Blick. Sakuras freundliche Art war keinesfalls gespielt, das merkte er ganz genau. Doch eben genau das wunderte ihn zeitgleich ein wenig, da er so was bisher nicht wirklich von fremden Youkai gekannt hatte.

Kagome lächelte hingegen äußerst erfreut. >Wow! Ist die nett!<

"So freundlich du auch zu Inu Yasha sein magst, umso gleichgültiger scheine ich dir ja im Gegenzug zu sein, Mutter", warf Ashitaka plötzlich ein und verschränkte gespielt beleidigt die Arme hinter dem Kopf. "Immerhin hast du es nicht mal für nötig erachtet, deinen Sohn nach drei Wochen der Abwesenheit gleich zu begrüßen. Ich habe dich schließlich erst am Abend nach unserer Ankunft wieder gesehen und dazu musste ich sogar noch selbst in deinem Zimmer vorbeischauen."

Sakura lachte kurz amüsiert auf. "Nun, ich war eigentlich der Meinung, dass mein mittlerweile erwachsener Sohn die ständige Nähe seiner Mutter nicht mehr bräuchte. Schließlich hast du es auch 200 Jahre ganz gut ohne mich geschafft, obwohl ich ja gegen deinen Alleingang gewesen war. Aber so ist das wohl mit den Kindern. Haben sie erstmal ein bestimmtest Alter erreicht, halten sie sich gleich für erwachsen, egal, wie viel von einem Kind in Wirklichkeit noch in ihnen steckt."

"Mutter, mittlerweile bin ich aber wirklich aus dem Welpenalter raus!", entgegnete Ashitaka. Ein sanftes Lächeln erschien dem Gesicht seiner Mutter.

"Dessen bin ich mir bewusst", erwiderte sie ruhig. "Achte aber trotzdem weiterhin gut auf dich, in Ordnung? Schließlich bist du mein einziger Sohn."

Ein warmes Lächeln erschien nun auf Ashitakas Gesicht. "Keine Sorge. Ich tue schon nichts Unüberlegtes, Mutter", erwiderte er, woraufhin seine Mutter einmal nickte. Dann wandte sie sich wieder den anderen zu.

"Entschuldigt mich bitte, ich würde mich nun gerne wieder zurückziehen. Ich wünsche euch noch einen schönen Tag", sagte sie und verneigte sich einmal vor der Gruppe, ehe sie sich zum Gehen umwandte und die anderen wieder allein ließ.

"Deine Mutter ist ja echt supernett! Jetzt wissen wir wenigstens endlich, woher du deinen guten Charakter hast", meinte Shippou an Ashitaka gerichtet, der scherzhaft erwiderte: "Ja, du hast aber noch vergessen, das gute Aussehen zu erwähnen, Shippou-chan."

Ein amüsiertes Lachen ging daraufhin durch die Gruppe, als in diesem Moment Rin zusammen mit Inuki auf die anderen zugelaufen kam, nachdem sie sich bis eben in einem anderen Teil des Gartens aufgehalten hatten.

"Kimie-san! Kann ich dich was fragen?", fragte sie Kagomes Cousine sogleich, die bejahend nickte. "Sicher, Rin. Um was geht es denn?"

Rin ergriff nun die Hand von Kimie. "Ich möchte gerne zu Sesshoumaru-sama. Kommst du mit?"

"Ja, ist gut", antwortete Kimie mit einem Lachen, ehe sie auch schon von dem kleinen Mädchen weggezogen wurde. Kimie hatte es lediglich noch geschafft ein "Bis später!" an Kagome und ihre Freunde zu richten, bevor sie mit Rin im Schloss verschwand, wie gewohnt dabei begleitet von Inuki. Erst als sie sich in den Gängen befanden, drosselte Rin das Tempo wieder.

"Weißt du, wo Sesshoumaru-sama ist?", fragte sie Kimie abwartend, die aber zunächst nur etwas unschlüssig mit den Schultern zuckte.

"Nicht wirklich, aber wir könnten ja mal in seinem Zimmer nachsehen", schlug sie vor. Rin nickte einverstanden.

Während Kimie und Rin zusammen mit Inuki durch die Gänge des Schlosses gingen, hörte Inuki nach einer Weile Schritte von einer einzelnen Person. Er spitzte die Ohren und blieb stehen, was auch die beiden Mädchen dazu veranlasste, ebenfalls stehen zu bleiben.

"Was ist denn los, Inuki?", fragte Rin den Hund, dessen Blick aufmerksam nach vorne gerichtet war. Kimie schaute nunmehr in die selbe Richtung und erkannte kurz darauf auch den Grund, warum Inuki so plötzlich stehen geblieben war. Hinter einer Biegung am Ende des Ganges tauchte nun nämlich eine andere Person auf. Kimie erkannte sie sofort.

>Das ist doch eine von den Panther-Dämonen. Touran, wenn ich mich nicht irre.<

Während Kimie im ersten Moment noch etwas unschlüssig darin war, was genau sie jetzt machen sollte, kam Touran direkt auf sie, Rin und Inuki zu. Schließlich trat Kimie einen Schritt zur Seite, wobei sie Rin sanft mit sich zog, damit Touran an ihnen vorbeigehen konnte. Kimie empfand es als besser, dieser ihr noch gänzlich fremden Dämonin mit gebührender Vorsicht gegenüberzutreten. Zwar bemerkte das Mädchen ganz genau, wie Touran ihr im Vorbeigehen einen Blick zuwarf, aber trotzdem wortlos an ihr, Rin und Inuki vorbeiging.

Kimie schaute der Panther-Dämonin noch einen Moment lang hinterher, bis sie am anderen Ende des Ganges hinter einer weiteren Biegung wieder verschwunden war. Ein etwas beklemmendes Gefühl hatte das Mädchen schon gehabt.

>Oje... Vielleicht bin ich mittlerweile dämonengeschädigt oder so was. Ich muss wohl mal wieder eine Zeit lang nur unter Menschen verbringen<, dachte Kimie ein wenig selbstironisch, bis sie ein leichtes Ziehen an ihrem Jackenärmel bemerkte.

"Kimie-san! Gehen wir weiter?", fragte Rin erwartungsvoll. Ihr hatte die kurze Begegnung mit Touran scheinbar überhaupt nichts ausgemacht, ebenso wenig wie Inuki, der seine Herrin momentan mit einem ähnlichen Blick anzusehen schien, wie Rin es tat. Kimie musste nun doch leicht lächeln und nickte auf Rins Frage hin.

"Ja, natürlich. Gehen wir weiter."

Schließlich waren Kimie, Rin und Inuki an Sesshoumarus Zimmer angekommen und standen nun vor der Schiebetür. Zunächst klopfte Kimie an diese nur einmal zaghaft an und lauschte. Es dauerte auch nicht lange, da hörte man von drinnen ein "Kommt rein." seitens Sesshoumaru. Kimie war sich sehr sicher gewesen, dass er bereits wusste, dass es sie, Rin und Inuki gewesen waren, die zu ihm wollten. Nichts desto trotz öffnete Kimie nun die Tür und entdeckte Sesshoumaru mit dem Rücken an der Wand lehnend auf dem Boden sitzend.

"Hallo, Sesshoumaru!", grüßte sie den Youkai. "Hast du gerade Zeit? Da will dich nämlich jemand besuchen." Und kaum, dass sie das gesagt hatte, betrat Rin den Raum und lief auf Sesshoumaru zu.

"Sesshoumaru-sama!"

Freudig umarmte Rin ihn einmal ausgiebig, ehe sie sich fröhlich lächelnd neben ihn setzte. Als auch Kimie das Zimmer betreten und die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte, kam auch sie mit Inuki näher.

"Ich hoffe, wir kommen nicht ungelegen?", fragte sie, woraufhin Sesshoumaru erwiderte: "Nein. Im Moment ist erstmal alles erledigt."

Kimie konnte sich nicht helfen, aber irgendwie hatte sie das komische Gefühl, dass Touran noch bis eben bei Sesshoumaru gewesen war. Jedenfalls war die Dämonin aus genau der selben Richtung gekommen, in welcher sein Zimmer lag. Aber recht schnell schob Kimie ihre Gedanken hinsichtlich dessen wieder beiseite. Wenn Touran bei Sesshoumaru gewesen war, hatte es sich garantiert nur um eine Unterhaltung während der aktuellen Situation gehandelt. Stattdessen machte sich Kimie recht schnell Gedanken um etwas ganz anderes und zwar um Jaken. Denn normalerweise war dieser ja entweder bei Sesshoumaru oder auch bei Rin. Doch schon seit Stunden hatte Kimie den Krötendämon nun nicht mehr gesehen. Von daher fragte sie Sesshoumaru nun: "Sag mal, Sesshoumaru, weißt du eigentlich, wo Jaken geblieben ist? Es scheint mir irgendwie so, als habe er sich seit vorhin in Luft aufgelöst."

Anstatt von dem Youkai erhielt Kimie aber daraufhin eine Antwort von Rin: "Also, ich habe ihn vorhin zuletzt dort gesehen, wo Tôya-sama nach unserer Ankunft Ah-Un hingebracht hat. Und Jaken-sama sah ziemlich deprimiert aus und hat irgendwas davon gemurmelt, dass ja alle so gemein zu ihm wären und so."

"Oje, der arme Kerl fühlt sich hier wohl etwas unterdrückt, wie mir scheint...", meinte Kimie mit einem etwas verlegenen Lächeln.

Inuki schien sich momentan hingegen keinerlei Sorgen oder Gedanken um irgendetwas zu machen. Stattdessen machte er es sich nun mitten im Zimmer ein wenig bequem, rollte sich zusammen und versteckte seine Nase unter seinem flauschigen Schwanz. Und während Rin ein wenig mit Sesshoumaru sprach, wobei einem auch der Eindruck hätte kommen können, sie habe ihn schon seit Monaten nicht mehr gesehen, trat Kimie auf die Veranda hinaus und genoss die frische Luft. Ihre Blicke richteten sich dabei auch hin und wieder auf den einen oder anderen Inu-Youkai, der über den großen Innenhof ging. Sie fragte sich, wie viele von ihnen wohl noch ähnliche Ansichten zu haben schienen, wie schon die beiden anderen, die sich zuvor in der Gegenwart der Freunde nicht gerade positiv über Sesshoumaru geäußert hatten, wenn man zudem auch noch berücksichtigen musste, dass sich laut Kakerus Aussage mehrere momentan auch gar nicht im Schloss aufhielten. Andererseits gab es auch wieder solche Inu-Youkai, wie Ashitaka und seine Mutter Sakura. Aber hinsichtlich dessen mussten Kimie und die anderen wohl einfach abwarten, was passieren würde. Allerdings empfand es Kimie als besser, Sesshoumaru erstmal nichts von dem Zwischenfall, der sich vor einer Stunde zugetragen hatte, zu erzählen. Auch Rin schien hinsichtlich dessen noch kein einziges Wort dem Youkai gegenüber verloren zu haben. Kimie wollte zudem nicht unnötig Öl ins Feuer gießen und es besser erstmal dabei belassen.

Während sie noch so in ihre Gedanken versunken auf der Veranda stand, schaute Kimie auch hin und wieder in das Zimmer zurück, in welchem nach wie vor Rin fröhlich mit Sesshoumaru redete und Inuki friedlich vor sich hindöste.
 

"Ich kann der Idee, dass wir hier bleiben sollen, immer noch nicht sonderlich viel abgewinnen, Nee-san!", beschwerte sich Karan bei ihrer älteren Schwester, während die vier Geschwister zusammen im Gang vor einem der Zimmer standen, dass ihnen zugewiesen wurde. Touran konnte Karans Unmut zwar nachvollziehen, blieb aber bei ihrer Entscheidung.

"Momentan ist es so aber das Beste", erwiderte sie. "Ich habe eben ausführlich mit Sesshoumaru gesprochen, aber hier scheinen die Übergriffe noch nicht so heftig ausgefallen zu sein. Aber keiner von uns weiß, inwiefern sich die Situation hier im Westen allgemein noch verschärfen könnte. Deswegen ist es für uns alle momentan das Beste, wenn wir zusammenarbeiten."

Karan entwich ein erschöpftes Seufzen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. "Wenn es denn unbedingt sein muss... Aber ihre Flöhe sollen diese Hunde mal schön bei sich behalten!"

"Was macht dich so sicher, dass wir überhaupt welche hätten?", fragte eine ruhige männliche Stimme mir einem amüsiert klingenden Unterton, kaum, dass Karan ihren Satz beendet hatte. Die Überraschung darüber, dass die Geschwister anders als gedacht nicht nur unter sich gewesen waren, ließ sie im ersten Moment doch kurz überrascht aufhorchen. Sofort wandten sie ihre Blicke um und entdeckten Kakeru nur wenige Meter entfernt stehen. Dieser verneigte sich nun leicht vor den Panther-Dämonen.

"Ich wollte euch nicht erschrecken", sagte er ruhig, doch Touran schüttelte sogleich den Kopf. "Nein, es ist schon in Ordnung. Ihr seid Kakeru, richtig?"

"Ja, das stimmt", antwortete Kakeru, als er nun auf die Geschwister zukam. "Ich will euch aber auch nicht unnötig belästigen. Einen angenehmen Aufenthalt noch", sprach er weiter in seiner gewohnt gelassenen Art weiter, ehe er mit diesen Worten auch schon an ihnen vorbei schritt und schließlich hinter einer Biegung wieder verschwand. Die Panther-Dämonen hatten ihm bis zuletzt hinterher geschaut.

"Wo kam der denn so plötzlich her?", fragte sich Shunran schließlich. "Ich habe gar nicht mitbekommen, wie er sich uns genähert hat."

Karan nickte und fügte misstrauisch hinzu: "Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie ist der Typ mir unheimlich..."

"Höre ich da etwa einen Unterton von Angst?", fragte nun Shuuran seine Schwester als wollte er sie ein wenig aufziehen, doch sofort funkelte diese ihn warnend an und entgegnete: "Ich und Angst?! Das soll doch wohl ein Witz sein!?"

Unterdessen hatte sich Shunran ihrer Schwester Touran zugewandt, doch diese wirkte momentan irgendwie in Gedanken versunken. Also fragte Shunran sie nach einem Moment: "Was hast du, Nee-san? Stimmt etwas nicht?"

"Ich mache mir nur so meine Gedanken wegen diesem fremden Mädchen", antwortete die Ältere nachdenklich. "Ich bin ihr eben auf dem Gang begegnet, zusammen mit dem kleinen Menschenkind. Mir scheint, die beiden wollten zu Sesshoumaru."

Touran richtete ihren Blick nun in die Richtung, aus der sie zuvor selbst gekommen war, nachdem sie mit Sesshoumaru gesprochen hatte. Es vergingen einige Sekunden, doch schließlich bemerkte sie, dass ihre Geschwister sie nun äußerst prüfend beäugten. Unschlüssig fragte Touran sie daher: "Was habt ihr? Was guckt ihr mich denn so an?"

Shunran zog daraufhin skeptisch eine Augenbraue hoch. "Vielleicht bilde ich mir das ja nur ein, Nee-san, aber könnte es sein, dass du gerade einen gewissen Unterton in deiner Stimme hattest?"

Touran wirkte nun doch etwas verunsichert. Es schien zwar als ahnte sie, was ihre jüngste Schwester gemeint hatte, dennoch antwortete sie nur mit einer prüfenden Gegenfrage: "Worauf willst du hinaus?"

Aber daraufhin verschränkte Shunran nur die Arme hinter dem Kopf und wandte den Blick von Touran ab. "Ach, eigentlich nichts. Vergiss es! Ist schon gut."

Auch Karan und Shuuran schienen aus Shunrans zuvor gestellter Frage für sich selbst geschlossen zu haben, was ihre Schwester gemeint hatte. Wenngleich Shuuran sich jedoch nicht weiter dazu äußerte, machte Karan eindeutig klar, was sie von der Sache hielt: "Shunran, dieser Gedanke ist ja grässlich! Bitte lass diese geschmacklosen Witze!"

Touran ließ ihre Geschwister noch ein wenig miteinander diskutieren, während sie selbst sich nun zurückzog. Allerdings verschwendete sie selbst an der Frage ihrer jüngsten Schwester schon bald keine Gedanken mehr.
 

Während der Tag allmählich voranschritt, hatte sich Kagome auch weiterhin am großen Teich des Schlossgartens aufgehalten und befand sich mittlerweile auch allein dort. Unter dem Pavillon sitzend genoss sie die angenehme Ruhe und die frische Luft und beobachtete hin und wieder die Fische, die im Teich umher schwammen. Die anderen hatten sich ins Schloss zurückgezogen oder hielten sich anderweitig auf dem Gelände auf, doch Kagome hatte es vorgezogen, den Nachmittag ein wenig im Schlossgarten zu verbringen. Irgendwann verließ sie den Pavillon jedoch und spazierte ein wenig im Garten herum. Dabei sprang ihr dabei keine Minute später eine Mauer ins Auge, die jedoch nicht zur äußeren schützenden Schlossmauer gehörte, zumal sie auch recht niedrig war. Zugleich ließ ihre Lage unweigerlich darauf schließen, dass sich dahinter irgendetwas befand. Kagome schaute sich kurz um, ehe sie sich dazu entschloss, etwas näher an die Mauer heranzugehen. Und während sie sich allmählich näherte, hörte sie plötzlich ein zischendes Geräusch, das ihr sehr bekannt vorkam.

"Das klingt ja wie... Ob er das vielleicht ist?"

Die Neugier packte Kagome jetzt nur noch mehr. An der Mauer angekommen, versuchte sie zu lauschen und hörte das selbe zischende Geräusch tatsächlich noch einmal. Kagome wollte jetzt unbedingt in Erfahrung bringen, was genau sich hinter dieser Mauer verbarg und hob prüfend ihren Blick. Die Mauer war wirklich nicht sonderlich hoch gewesen, würde sie einmal einen tüchtigen Sprung wagen, konnte sie sich bestimmt an ihr hochziehen und rüberschauen. Das tat Kagome schließlich auch und nahm Anlauf für ihr Vorhaben. Sie sprang und bekam tatsächlich den oberen Rand der Mauer zu fassen. Es kostete sie zwar ein wenig Mühe, aber letztendlich hatte sie es doch noch geschafft und konnte endlich auf die andere Seite schauen. Und was sie da sah, bestätigte nun einerseits ihre Vermutung, bereitete ihr aber dennoch zeitgleich eine Überraschung. Hinter der Mauer hatte Kagome Subaru entdeckt und es schien, als übte er ein wenig das Bogenschießen. Die zischenden Geräusche, die Kagome zuvor gehört hatte, mussten also von seinen Pfeile gestammt haben. Ohne auf sich aufmerksam zu machen, konnte Kagome nun beobachten, wie Subaru einen weiteren Pfeil aus seinem Köcher entnahm und diesen auf seinen Bogen spannte. Er visierte sein Ziel an und schoss. Die in etwa 200 Metern entfernte Zielscheibe traf der schnelle Pfeil genau in der Mitte, wie auch schon zuvor die ersten beiden Pfeile, die Kagome gehört hatte. Aber Subaru musste schon vorher hier geübt haben, denn es steckten noch weitere Pfeile im Bereich der Mitte in der Zielscheibe. Kagome war sehr beeindruckt gewesen, doch als Subaru kurz darauf einen weiteren Pfeil auf seinen Bogen spannte, erneut schoss und seinen zuvor abgeschossenen Pfeil mit dem jetzigen traf und regelrecht spaltete, klappte dem Mädchen die Kinnlade runter.

"Unglaublich! Aus der Entfernung!", brach es aus Kagome heraus, doch sofort wurde ihr klar, dass sie sich nun verraten hatte. >Ups! Erwischt...<

Zögerlich wanderte ihr Blick zu Subaru. Der Youkai hatte das Mädchen seinerseits ebenfalls genau ins Auge gefasst. Etwas mulmig war Kagome nun doch zumute. Verlegen versuchte sie, zu erklären: "Ähm... Glaubt bitte nicht, dass ich Euch nachschnüffeln wollte! Ich habe nur zufällig mitbekommen, dass Ihr hier geübt habt und dachte mir, vielleicht kann ich ja beim Zuschauen etwas von Euch lernen..."

Als Subaru zuerst jedoch nichts darauf erwiderte, senkte Kagome etwas verunsichert den Blick. Irgendwie kam sie sich momentan wie ein Idiot vor, wie sie so über die Mauer schaute und sich nun nicht mal mehr traute, wieder von dieser runterzurutschen.

"Dann versuch es", hörte Kagome jedoch plötzlich Subaru sagen und schaute wieder auf. "Du hast schon richtig verstanden. Komm her und versuch es", wiederholte der Youkai und machte dem Mädchen mit einem Nicken deutlich, dass es zu ihm kommen sollte. Zuerst zögerte Kagome noch, kletterte dann jedoch über die Mauer, sprang auf der anderen Seite von dieser hinunter und ging auf Subaru zu.

"Wo ist deine Ausrüstung?", fragte er sie als sie bei ihm angekommen war, doch Kagome schüttelte nur den Kopf.

"Ich habe meinen Bogen und meine Pfeile nicht dabei. Sie sind in meinem Zimmer", erklärte sie, ehe sie ihren Blick in die Richtung der Zielscheiben lenkte. "Und außerdem ist das doch viel zu weit weg. Mein Pfeil würde ja nicht mal die halbe Strecke schaffen..."

"Mit einem Han-kyû (Kurzbogen) kriegst du das auch nicht hin. Versuch es besser hiermit." Mit diesen Worten hielt Subaru ihr seinen Langbogen hin. "Mit viel Übung erreicht man mit so einem Bogen auch Ziele in bis zu 300 Metern Entfernung."

"Hmm..." Kagome schaute nachdenklich auf den Bogen in ihrer Hand. Sie hatte zwar schon eine gewisse Übung mit Pfeil und Bogen und war damit auch durchaus geschickt geworden, wenn man das mit ihren Leistungen ganz zu Anfang verglich. Aber beim Anblick der in 200 Metern entfernten Zielscheibe, zögerte sie. War sie schon so weit?

Unter den prüfenden Blicken von Subaru spannte Kagome schließlich einen Pfeil, den Subaru ihr ebenfalls zur Verfügung gestellt hatte, auf den Bogen und visierte ihr Ziel an.

"Deine Haltung ist gut", sagte der Youkai, was Kagome durchaus mit einem wohltuenden Gefühl vernahm, wenngleich der Umgang mit diesem größeren Bogen für sie doch etwas befremdlich war, war sie ja schließlich an ihren eigenen, wesentlich kleineren Bogen gewöhnt. Dann konzentrierte sie sich jedoch wieder auf die Zielscheibe und schoss. Der Pfeil flog zwar genau auf sein Ziel zu, blieb jedoch mehrere Meter davor im Boden stecken. Kagome gab ein frustriertes Seufzen von sich.

"Die Flugbahn war schon mal ganz gut, aber du hast die Sehne nicht ausreichend genug gespannt", sagte Subaru, der alles ganz genau beobachtet hatte und seinen Blick nun wieder auf Kagome richtete. "Aber mit etwas mehr Übung wird das schon noch klappen. Lass dir Zeit."

Kagome war zugegeben mehr als überrascht und verblüfft gewesen. So, wie Subaru gerade mit ihr sprach, hatte er überhaupt nichts mehr von dem abweisenden und verächtlichen Verhalten, wie er es zu Anfang gezeigt hatte. Zwar lag in seiner Stimme noch ein gewisser kühler Ton, doch wirkte er trotzdem viel freundlicher. Kagome war sich zunächst aber nicht sicher, was sie von diesem scheinbaren plötzlichen "Sinneswandel" überhaupt halten sollte.

"Du heißt Kagome, nicht wahr?", fragte Subaru das Mädchen schließlich, das bejahend nickte, dann jedoch etwas fragend dreinschaute, als der Youkai es genauestens musterte.

"Was ist?", fragte Kagome, woraufhin Subaru ihr wieder ins Gesicht sah und zu ihrer Überraschung antwortete: "Ich hatte schon so eine Vermutung. Du bist eine Miko."

"Nun ja, eigentlich bin ich ja mehr die Wiedergeburt einer solchen", erwiderte Kagome. "Aber woher wisst Ihr das?"

"Mein Gefühl täuscht mich selten", antwortete Subaru wie selbstverständlich, während er Kagome den Bogen wieder abnahm. Es schien auch so, als wollte der Youkai seine Übungen erstmal ebenfalls beendet.

Bevor er aber eventuell einfach so gehen konnte, sprach Kagome ihn noch mal an: "Sagt mir bitte, was hat Eure Meinung geändert?"

Subaru hielt in seiner Bewegung inne und wandte den Blick erneut zu dem Mädchen um. Prüfend fragte er nach: "Meine Meinung geändert?"

"Ich rede von Eurem Verhalten meinen Freunden und mir gegenüber", erklärte Kagome ihm. "Ihr ward ja nicht gerade begeistert von unserem Eintreffen hier. Und trotzdem habt Ihr mir vorhin geholfen, wofür ich Euch gerne noch danken möchte." Sie verbeugte sich leicht, ehe sie weiter sprach: "Aber warum habt Ihr das getan? Ich möchte irgendwie kaum glauben, dass hier der ein und derselbe Youkai vor mir steht."

Subaru wusste nun ganz genau, was das Mädchen gemeint hatte. Er schien sich davon aber keinesfalls beirren zu lassen. Eher im Gegenteil, auch weiterhin hatte er dieses Unnahbare an sich. Subaru erwiderte schließlich kühl: "Ich habe mich nicht verändert, wenn du darauf anspielst. Ich weiß nach wie vor um die Stärken von euch Menschen und es sind wahrlich nicht viele!"

"Oh..."

Für einen kurzen Moment spielte Kagome schon mit dem Gedanken, vielleicht besser wieder zu gehen, doch wenn sie schon die Gelegenheit bekommen hatte, mit Subaru zu sprechen, dann wollte sie diese Gelegenheit auch für sich nutzen. Also blieb sie und entgegnete zunächst etwas zögerlich, dann aber mit fester Stimme auf seine Aussage: "Das... das mag ja alles stimmen, dass Menschen nicht so stark sind, wie so mancher Youkai, aber wir sind deswegen noch lange nicht nutz- oder gar wertlos! Wir haben genauso ein Recht darauf, zu leben wie jeder andere auch! Unabhängig davon, wie unsere Abstammung auch sein mag! Das gilt auch für Inu Yasha!"

Als Kagome den Namen des Hanyou erwähnt hatte, schaute Subaru das Mädchen äußerst prüfend an. "Sesshoumaru-samas Halbbruder scheint dir ja sehr am Herzen zu liegen", vermutete er, woraufhin sie ein wenig den Blick senkte, ehe sie nach einer kurzen Pause leise antwortete: "Nun ja... Er ist mir schon sehr wichtig."

Im nächsten Augenblick hätte sich Kagome regelrecht dafür ohrfeigen können, dass sie ausgerechnet Subaru gegenüber geäußert hatte, wie sie über Inu Yasha dachte. Aber in diesem Moment war ihre Antwort fast automatisch gekommen. Die Tatsache, dass Subaru zunächst stumm blieb und sich nicht dazu äußerte, irritierte Kagome jedoch ein wenig. Zögerlich hob sie ihren Blick wieder und sah den Youkai abwartend an. Dieser kam daraufhin auf sie zu und blieb nach wenigen Schritten direkt neben ihr stehen. Er sah sie jedoch nicht an, während er wieder sprach: "Verstehe mich nicht falsch, Mädchen, aber sieh den Tatsachen ins Gesicht. Menschen und Dämonen passen nicht zusammen. Das bekommen die existierenden Halbdämonen oft genug am eigenen Leib zu spüren. Das Beste ist daher, jeder bleibt bei seinesgleichen und belässt es auch dabei."

Und damit ging Subaru auch schon an Kagome vorbei und ließ sie allein an Ort und Stelle zurück. Aber Kagome wollte auf seine Worte unbedingt noch etwas erwidern, doch fiel ihr nichts ein, was sie jetzt hätte sagen können. Denn eigentlich hatte Subaru in einem gewissen Sinne Recht gehabt. Kagome musste sich dabei nur an das zurückerinnern, was sie bisher aus Inu Yashas Vergangenheit mitbekommen hatte. Von Menschen gemieden und von Dämonen stets von oben herab als wertloses Halbblut betrachtet, das waren die Dinge, die Inu Yasha auch heute noch ab und zu zum Nachdenken brachten, wenn er mal für sich allein war und sich an seine Kindheit erinnerte. Nach außen hin, zeigte er es seinen Freunden zwar nicht, aber besonders Kagome hatte ihm oft angesehen, dass seine Vergangenheit ihn nicht losließ. Aber auch in Subarus Vergangenheit musste etwas vorgefallen sein, sofern sich Kagome richtig an die Bemerkung von einem der beiden Inu-Youkai zurückerinnerte. Gerne hätte das Mädchen gewusst, was damals vorgefallen war, vielleicht lag darin ja der Grund für das eigenartige Verhalten Subarus. Aber Kagome hatte deutlich spürbare Hemmungen ihn jetzt eventuell so direkt danach zu fragen. So blieb ihr im Moment scheinbar nichts anderes übrig, als Subaru nur mit ihrem Blick zu folgen, bis er aus ihrer Sicht verschwunden war, ohne sich eventuell noch mal zu ihr umgedreht zu haben.

>Eigenartig... Anstatt, dass mal etwas klarer wird, scheinen sich stattdessen immer nur weitere Fragen aufzutun<, dachte Kagome, ehe auch sie sich erstmal wieder zurückzog. Mit ihren Gedanken war sie noch lange bei der Sache mit Subaru.
 

Der Tag neigte sich so langsam dem Ende entgegen und irgendwann war auch die Sonne hinter dem Horizont verschwunden, um dem nun am nächtlichen Himmel erscheinenden Mond und den Sternen Platz zu machen. Während die Nacht allmählich voranschritt und inzwischen auch im Schloss längst Ruhe eingekehrt war, stand Ashitaka noch zusammen mit Tôya auf der Veranda des zweiten Stockwerkes des Schlosses. Neben ihrer Unterhaltung hörte man noch ab und zu aus dem nahe gelegenen Wald den Ruf einer Eule.

"Warum müssen wir uns jetzt auch noch die Anwesenheit dieser Katzenviecher antun?", fragte Tôya mürrisch und noch immer verärgert von seiner verbalen Auseinandersetzung mit den Panther-Dämonen. "Da sträuben sich einem ja die Nackenhaare bei dem bloßen Gedanken!"

"Bleib ganz ruhig, Tôya. Es sind doch schließlich nur vier", versuchte Ashitaka seinen Kameraden zu beschwichtigen. "Geh ihnen einfach aus dem Weg und damit hat's sich dann auch."

"Das brauchst du mir nicht zu sagen. Ich werde mich hüten, denen freiwillig über den Weg zu laufen!"

Nichts desto trotz musste Ashitaka nun doch leicht lächeln. Tôyas Missgunst gegenüber Katzendämonen von so ziemlich jeglicher Art traf auch auf den Großteil der anderen Inu-Youkai zu. Ashitaka selbst hatte eher weniger seine Probleme mit Touran und ihren Geschwistern. Um Tôya nun jedoch ein wenig abzulenken, wollte Ashitaka gerade das Thema wechseln, als der Ältere jedoch auf etwas aufmerksam geworden zu sein schien. Und auch Ashitaka hörte nun etwas in unmittelbarer Nähe. Tôya schaute nun die Veranda entlang bis zu einer Biegung. Ohne Zweifel versteckte sich hinter der Ecke jemand, den er sehr gut kannte.

"Miyuki! Was ist los? Warum versteckst du dich?"

Und kaum, dass er ihren Namen ausgesprochen hatte, tauchte wirklich Miyuki hinter der Biegung auf. Mit einem verlegenen Lächeln kratzte sie sich an der Wange und fragte zögerlich: "Woher... hast du gewusst, dass ich es bin, Nii-sama?"

"Ich bin dein Bruder, ich weiß alles über dich.", entgegnete Tôya wie selbstverständlich, ehe er sie fragte: "Warum bist du hier? Ist etwas passiert?"

"Ach! Ich dachte, du weißt alles", sagte Miyuki nun wieder üblich selbstbewusst und stemmte die Hände in die Hüften. Dann winkte sie jedoch mit einem kurzen fröhlichen Lachen ab. "Nein, es ist nichts passiert. Ich konnte nur noch nicht schlafen und wollte ein wenig frische Luft schnappen. Scheinbar war ich aber nicht die Einzige, die diese Idee gehabt hat, wenn ich mir euch zwei hier so ansehe."

"Könnte es nicht auch sein, dass du dich etwas allein gefühlt hast?", fragte Ashitaka nun prüfend nach. "Ich meine, es ist schließlich nichts ungewöhnliches dabei, wenn kleine Mädchen sich nachts im Dunkeln ein wenig fürchten." Doch diese Bemerkung hätte er wohl besser für sich behalten, denn Miyuki funkelte ihn sofort derart durchdringend an, dass einem das Blut in den Adern hätte gefrieren können.

"Wie war das eben?! Ich soll mich fürchten?!" Wütend packte Miyuki Ashitaka nun an dessen langen Zopf. "Sag das noch einmal, wenn du dich traust!"

"Au! Miyuki-chan, lass mich los! Das war doch nur ein Witz, jetzt beruhige dich doch wieder! Au!"

Auf diese Attacke war Ashitaka überhaupt nicht vorbereitet gewesen, aber alles Bitten half zunächst überhaupt nichts. Miyuki ließ keine einzige Sekunde von ihm ab. Tôya beobachtete das Schauspiel mit wachsender Skepsis.

"Wenn ihr zwei weiter so einen Radau macht, weckt ihr noch das ganze Schloss auf", bemerkte er trocken, als er wie auf Kommando hörte, wie eine Schiebetür geöffnet wurde und zwar zwei Stockwerke über dem momentanen Aufenthaltsort der drei Inu-Youkai. Als Tôya seinen Blick entsprechend nach oben richtete, entdeckte er Sesshoumaru auf der Veranda.

"Was macht ihr da unten?", fragte Sesshoumaru im üblichen Ton, woraufhin Ashitaka und Miyuki kurzzeitig wie versteinert auf der Stelle verharrten, ehe auch sie ihre Blicke nach oben richteten.

Sofort ließ Miyuki Ashitakas Zopf wieder los, während Ashitaka sich daraufhin an seinen Cousin wandte: "Nichts! Es ist alles in Ordnung, Sesshoumaru."

"Dann hört mit dem Lärm auf!" Und mit dieser Anweisung verschwand Sesshoumaru wieder in seinem Zimmer und schloss die Schiebetür hinter sich. Jetzt herrschte wieder Stille.

"Ich habe es euch ja gesagt", sagte Tôya nach einem Moment an Ashitaka und Miyuki gewandt und es klang auch ein wenig tadelnd.

Ashitaka ließ ein leises Seufzen verlauten. "Sag das deiner Schwester...", erwiderte er nur, während er nun sein Haarband löste, da Miyukis Aktion bei ihm so seine Spuren hinterlassen hatte. Wohl oder übel musste Ashitaka seine Haare erstmal wieder bändigen. Und während er damit zu tun hatte, richtete er das Wort noch mal an Miyuki: "So ein Gehabe passt nicht sonderlich gut zu dir, Miyuki-chan. Denn eigentlich bist du ein nettes Mädchen."

"Wie?" Miyuki schien gar nicht genau zu wissen, wie sie auf diese Bemerkung reagieren sollte. Derartiges hatte sie Ashitaka zum ersten Mal sagen hören. Tôya hingegen glaubte nunmehr auf dem Gesicht seiner Schwester so was wie leicht gerötete Wangen zu sehen, was ihn doch ein wenig amüsierte.

Schließlich hatte Ashitaka seiner Haare wieder zusammengebunden bekommen, schien sich nun aber auch besser für die Nacht zurückziehen zu wollen.

"Nehmt es mir nicht übel, aber ich glaube, ich geh dann mal", meinte er an Tôya und Miyuki gewandt.

Tôya nickte. "Ist gut. Bis morgen Früh!"

Und als Ashitaka schon ein paar Schritte gegangen war, rief ihm Miyuki noch schnell hinterher: "Schlaf gut, Ashitaka!"

Ashitaka hatte sich daraufhin noch mal kurz umgedreht und sie angelächelt. Dann setzte er seinen Weg fort und war schon sehr bald verschwunden. Das hinderte Miyuki aber nicht daran, auch weiterhin noch in die Richtung zu schauen, in die er gegangen war.

"Was war denn das gerade?", drang jedoch plötzlich die Stimme von Tôya an Miyukis Ohr und holte sie wieder aus ihren Gedanken. Als sie den amüsanten Blick ihres Bruders bemerkte, schaute sie ihrerseits etwas unschlüssig drein.

"Was war was?"

"Tu nicht so, Schwesterchen!", erwiderte Tôya und nickte einmal in die Richtung, in die Ashitaka zuvor gegangen war. "Erst attackierst du ihn, wie eine wild gewordene Furie und dann schaust du ihm ganz verträumt hinterher und wünschst ihm einen guten Schlaf."

"Worauf willst du hinaus?" Miyuki schaute ihren Bruder äußerst skeptisch an. Teilweise glaubte sie zu ahnen, worauf er anspielte, aber sicher war sie sich nicht gewesen.

Gespannt wartete sie daher auf seine Antwort, die zunächst nur ganz knapp ausfiel: "Ganz einfach!" Sofort machte Tôya wieder eine geheimnisvolle Pause, als wollte er Miyuki noch ein wenig auf die Folter spannen, ehe er schließlich aussprach, was er vermutete: "Du magst Ashitaka. Ist doch so, oder? Ich glaube, du bist sogar ein kleines bisschen in ihn verknallt."

Trotz der Dunkelheit konnte man dennoch förmlich erkennen, wie Miyukis Kopf mit einem Mal knallrot anlief. Zuerst starrte sie ihren Bruder nur völlig perplex an, ehe sie vehement versuchte, seine Behauptung zu widerlegen und energisch erwiderte: "Argh! So ein Blödsinn! Ich bin doch nicht in Ashitaka verknallt! Erzähl nicht so einen Schwachsinn, Nii-sama!"

Zu sehen, wie sich seine kleine Schwester gerade so aufregte, fand Tôya durchaus amüsant. Unbeeindruckt von ihrer Reaktion lächelte er nur, als er weiter sprach und sich dabei mit dem Rücken an das Geländer der Veranda lehnte: "Warum streitest du so energisch ab? Es ist doch nichts weiter dabei, wenn du ihn magst. Außerdem wäre er doch eine ziemlich gute Partie."

Miyuki zog skeptisch eine Augenbraue hoch. "Was verstehst du denn bitte unter einer guten Partie, Nii-sama? Als ob es überhaupt auf so was ankommen würde..."

Tôya beobachtete seine kleine Schwester ganz genau. Für sich selbst war er sich schon seit einiger Zeit ziemlich sicher gewesen, dass er mit seiner Vermutung hinsichtlich ihr und Ashitaka Recht gehabt hatte.

"Hast ja Recht, Schwesterchen. Darum geht es wirklich nicht", sprach er schließlich weiter. "Ich wollte eigentlich auch nur sagen, dass ich mich für dich freue und du ihm auch ruhig sagen könntest, wie du über ihn denkst. Er mag dich doch schließlich auch."

Der Blick, den Miyuki ihrem Bruder jetzt zuwarf, war gekennzeichnet von Unglaube und Irritation. Dementsprechend war auch ihre Reaktion: "Der?! Davon träumst du wohl! Und warum macht er mich dann immer so runter?"

In der Tat konnte sich Miyuki nur sehr schlecht vorstellen, dass Ashitaka ihr gegenüber auch nur ansatzweise so was wie Respekt zeigen konnte. Und dann sollte er sie mögen? Das war doch zu verrückt!

Aber Tôya schien dies ganz anders zu sehen. Er antwortete auf Miyukis Frage nur mit einem amüsierten Lächeln und belehrend emporgehobenen Zeigefinger: "Das ist vermutlich nur seine Art, um dir zu zeigen, dass er dich mag. Er will deine Aufmerksamkeit erregen."

Dieser Erklärung konnte Miyuki allerdings nicht unbedingt etwas abgewinnen. "Wie bescheuert ist das denn bitte? Jetzt weiß ich endgültig, warum ich Jungs schon immer blöd fand!"

"Aber aus diesem Alter bist du doch mittlerweile raus", meinte Tôya wie zum Scherz, woraufhin seine Schwester etwas beleidigt eine Schnute zog.

"Und was ist mit dir, Nii-sama?", fragte sie schließlich etwas herausfordernd. "Du hast wohl nicht vor, in naher Zukunft mal nach einem Mädchen Ausschau zu halten, was? Und dabei bist du weitaus älter als ich."

Tôya war sofort klar, dass Miyuki ihn mit dieser Anspielung nur aus der Reserve locken wollte. Aber darauf eingehen, tat er nicht wirklich, sondern erwiderte nur gelassen: "Ich verspüre momentan keinen derartigen Drang. Aber haben wir bis eben nicht noch über dich und Ashitaka gesprochen? Du willst wohl schnell das Thema wechseln, was?"

Jetzt hatte Miyuki aber genug gehört. Diese Unterhaltung ging ihr mittlerweile nur noch gegen den Strich.

"Pah! Lass mich doch mit deinen Fantastereien in Ruhe!", entgegnete sie nur patzig, während sie sich schon umgedreht hatte und ging. "Ich geh schlafen. Gute Nacht!" Und nur ein paar Sekunden später was das Dämonenmädchen auch schon wieder verschwunden. Tôya hingegen blieb seinerseits noch einen Moment auf der Veranda stehen, ehe auch er sich dazu entschloss, sich für die Nacht zurückzuziehen. Miyukis Abgang beunruhigte ihn nicht. Sie fuhr schließlich immer etwas schnell aus der Haut, wenn man etwas ansprach, was sie eventuell in Verlegenheit brachte. Ebenso schnell beruhigte sie sich aber auch immer wieder. Zudem war sich Tôya sehr sicher gewesen, dass Miyuki zuvor versucht hatte, ihn und insbesondere Ashitaka heimlich zu beobachten, weshalb sie auch nicht von selbst zu ihnen hinzugekommen war. Aber mit Ashitaka hatte Tôya über seinen Verdacht, den er eben seiner Schwester gegenüber geäußert hatte, jedoch noch nie gesprochen. Das würde er auch in Zukunft nicht machen. Da wollte er einfach abwarten, was passieren würde.
 

Kimie fiel es in dieser Nacht merkwürdig schwer, einzuschlafen. Sie lag bestimmt schon seit Stunden wach und hatte sich noch nicht mal die Mühe gemacht, sich umzuziehen. Stattdessen lag sie mit einer Taschenlampe bewaffnet auf ihrem Futon und versuchte sich die Zeit mit Lesen zu vertreiben. Ihre Lektüre bestand aus einem Buch über die Sengoku-Ära, was sie sich vor einiger Zeit gekauft hatte. Allerdings stimmte dessen Inhalt manchmal nicht so ganz mit den Dingen überein, die sie und Kagome schon so erlebt hatten.

"Hm... Das ist genau wie in der Schule, aber was habe ich denn schon zu erwarten gehabt? Als ob hier drin wirklich was über Dämonen stehen würde.", sagte Kimie mit einem Unterton von Sarkasmus zu sich selbst. So kam ihr einiges, was in dem Buch stand, aber irgendwie unglaubwürdig vor, obwohl sie unter anderen Umständen wohl eher Kagome für verrückt erklärt hätte, hätte diese ihr noch vor einem Jahr von ihren Zeitreisen in die Sengoku-Ära erzählt. Aber eigentlich war das Buch, mal abgesehen von der Nichterwähnung irgendwelcher Dämonen, doch recht gut gewesen. Eigentlich hatte Kimie den Geschichtsunterricht in der Schule meist eher als etwas öde empfunden, aber seit sie vor einem Jahr selbst das erste Mal in diese Epoche gekommen war, war ihr Interesse für dieses Thema geweckt worden.

"Wer weiß? Vielleicht entdecke ich auch irgendwann meine Leidenschaft für Physik, wenn ich Albert Einstein treffen würde", überlegte Kimie amüsiert und klappte schließlich ihr Buch wieder zu. Aber müde war sie immer noch nicht gewesen. Sie vermutete aber, dass es mittlerweile schon nach Mitternacht sein musste.

"Hach! Ich sollte eigentlich schon längst schlafen, aber irgendwie kann ich das heute nicht..."

Auf dem Rücken liegend leuchtete sie mit der Taschenlampe an die Decke, dann die Wände entlang und wieder hinauf zur Decke, bis ihr das scheinbar zu eintönig wurde und sie die Taschenlampe ausschaltete und zur Seite legte. Ihr Blick blieb aber nach wie vor an der Decke hängen.

"Ob ich vielleicht...?", fragte sich Kimie nach einer Weile nachdenklich, ehe sie sich aufsetzte und ihr Blick dabei auf ihren rechten Arm fiel, an welchem sie noch den Verband trug.

"Hmm..."

Nach einem weiteren kurzen Moment der Überlegung griff Kimie schließlich wieder nach ihrer Taschenlampe, ehe sie aufstand und zur Zimmertür ging. Bevor sie das Zimmer jedoch verließ, sprach sie Inuki noch einmal an: "Inuki, warte hier auf mich, in Ordnung?"

Dann verließ Kimie das Zimmer und schloss die Schiebetür wieder. Inuki hatte die ganze Zeit schon mehr oder weniger schlafend auf dem Boden gelegen, hatte die Worte seiner Herrin aber dennoch gehört. Aber er blieb ruhig und ließ sie ohne weiteres Gehen. Er schien schon genau zu wissen, wohin es sie zog.

Mit der Taschenlampe leuchtete Kimie den dunklen Gang entlang und war auch recht schnell an der Treppe angekommen, die in den nächsten Stock führte. So leise wie möglich stieg sie die Stufen hinauf bis sie oben angekommen war. Suchend schaute sich das Mädchen um. Das war gerade mal das zweite Mal, dass Kimie hier oben gewesen war. Sie brauchte daher einen kleinen Moment, ehe sie wieder wusste, wohin es weiterging. Als sie schließlich dem Gang weiter folgte und irgendwann an einer Schiebetür stehen blieb, schien sie ihr Ziel auch schon erreicht zu haben.

>Also dann...<

Aber als sie gerade ihre Hand gehoben hatte, um an die Tür zu klopfen, hielt sie in dieser Bewegung auch schon wieder inne, als hielte sie etwas zurück. Es folgten noch zwei weitere solcher Versuche, aber immer wieder schien etwas in ihrem Inneren sie zu hindern. Bei nächsten missglückten Anlauf ließ Kimie entnervt ihre Hand wieder ganz sinken.

>Toll... Jetzt stehe ich hier rum, traue mich nicht anzuklopfen und weiß noch nicht mal, ob er überhaupt da ist. Was zum Teufel mache ich hier denn überhaupt?! Ich komme mir echt wie der letzte Idiot vor!<

Kimie spielte schon mit Gedanken, einfach unverrichteter Dinge wieder abzuziehen, aber ehe sie sich versah, wurde die Schiebetür mit einem Mal von Innen geöffnet.

"Aah!" Erschrocken sprang Kimie mit einem Satz zurück, als sie kurz darauf sah, dass Sesshoumaru im Türrahmen stand.

"Oh Mann... Meine Güte, erschreck mich doch nicht so!", seufzte Kimie auf, nachdem der erste Schrecken wieder gewichen war, doch war sie bei weitem nicht die Einzige gewesen, der diese Begegnung im ersten Moment nicht unbedingt geheuer gewesen war. Denn als sie versehentlich mit der Taschenlampe direkt in Sesshoumarus Gesicht leuchtete, drehte dieser sofort den Kopf zur Seite. Dieses grelle Licht empfand er wirklich als sehr unangenehm, was auch Kimie recht schnell auffiel.

"Oh! Entschuldige bitte!", sagte sie hastig und schaltete die Taschenlampe wieder aus. Jetzt standen die zwei zwar im Dunkeln, aber das Mondlicht, welches in Sesshoumarus Zimmer fiel, schien durch die geöffnete Schiebetür nun auch in den Gang hinaus und bot zumindest ein wenig Sichtmöglichkeit. Zumindest half dies Kimie ein wenig, denn Sesshoumaru brauchte schließlich keine anderen Lichtquellen, um sich in dunklen Räumen zurechtfinden zu können. Und nachdem auch das grelle Licht der Taschenlampe wieder erloschen war, fand er sogleich zu seiner bekannten Art zurück.

"Gibt es einen Grund dafür, dass du vor meiner Tür stehst, ohne etwas zu tun?", fragte er Kimie auch sofort mit prüfender Stimme.

Kimie zog auf diese Frage hin zunächst aber nur eine Augenbraue hoch und fragte zurück: "Du wusstest also, dass ich hier bin?"

"Natürlich habe ich dich bemerkt. Allein schon wegen diesem eigenartigen Licht." Sesshoumaru deutete auf die Taschenlampe, die Kimie noch in ihrer Hand hielt. "Warum bist du nicht einfach rein gekommen, wenn du etwas von mir wolltest?" Auf diese Frage wusste Kimie aber auch nicht, was sie antworten sollte. Also stand sie nur schweigend vor ihm und schien nach einer einigermaßen plausiblen Erklärung zu suchen, als sich Sesshoumaru erneut an sie wandte: "Was ist nun? Wolltest du zu mir oder nicht?"

Etwas zögerlich antwortete Kimie nun doch: "Na ja... eigentlich schon. Aber..."

"Dann komm rein", forderte Sesshoumaru sie auf, noch bevor sie eigentlich wirklich etwas gesagt hatte. Aber sie folgte ihm nun dennoch in sein Zimmer und schloss die Schiebetür hinter sich wieder.

"Ich hoffe, du hast noch nicht geschlafen oder so", sprach Kimie den Youkai nach einem Moment an. Sesshoumaru verneinte dies, ehe er seinen Blick auf den rechten Arm des Mädchens lenkte. Da sie diesmal keine Jacke über ihrem T-Shirt trug, war der Verband an ihrem Arm unübersehbar gewesen.

"Wie geht es deiner Verletzung?", fragte Sesshoumaru das Mädchen, das sogleich antwortete: "Besser. Danke noch mal."

Aber damit schien das Gespräch auch schon wieder an seinem Ende angekommen zu sein. Zumindest fiel Kimie nichts ein, worüber sie sich noch groß mit Sesshoumaru unterhalten konnte, als dieser jedoch wieder auf ihre Absichten zu sprechen kam: "Also was möchtest du? Warum wolltest du zu mir?"

Kimie zögerte noch einen Augenblick, ehe sie darauf antwortete: "Ach, eigentlich gibt es dafür keinen besonderen Grund. Ich konnte nur nicht schlafen und da dachte ich mir... ähm... Nun ja, da dachte ich..."

Ja genau! Was dachte sie eigentlich? Denn eigentlich hatte sich Kimie überhaupt nichts dabei gedacht, als sie zu Sesshoumarus Zimmer gegangen war. Und da ihr auch im Moment noch nichts einfiel, musste sie Sesshoumaru wohl oder übel die Wahrheit sagen. Sich etwas peinlich berührt an der Wange kratzend, antwortete Kimie daher nun mit einem verlegenen Lächeln: "Ehrlich gesagt, ich habe keinen blassen Dunst, warum ich eigentlich hier bin."

Viele andere hätten bei so einer Antwort wohl nur laut aufgeseufzt, aber das wäre nun wirklich nicht Sesshoumarus Stil gewesen. So bedachte er Kimie nur mit einem typisch undurchschaubaren Blick, während er nach einer kurzen Pause erwiderte: "Du bist wirklich seltsam. Den Eindruck hatte ich schon immer irgendwie."

Sofort wich Kimies etwas schüchternes Lächeln einem äußerst skeptischen Blick. "Na, vielen Dank auch... Soll das etwa heißen, ich wäre beschränkt?"

Zwar erwiderte Sesshoumaru auf diese Frage nichts, aber das schien Kimie auch nicht sonderlich zu jucken, da ihre Frage ohnehin keinen ernsthaften Hintergrund gehabt hatte. Stattdessen ließ sie ihren Blick nun etwas in dem Zimmer schweifen. Wie sie es schon am Tage bemerkt hatte, war es sehr geräumig und es gab auch eine weitere Schiebetür, die in einen Nebenraum führte und eben auch die Tür hinaus zur Veranda. Im Gegenzug war Kimie aber auch aufgefallen, dass Sesshoumaru inzwischen seine Rüstung und seine Schwerter abgelegt hatte. Etwas ungewohnt war dieser Anblick für sie im ersten Moment schon irgendwie.

"Wenn du nicht schlafen kannst, dann kannst du heute Nacht hier bleiben, wenn du es möchtest."

Völlig überrascht schaute Kimie auf diesen Vorschlag wieder zu Sesshoumaru. Mit so was hatte sie nun wirklich beim besten Willen nicht gerechnet und war im ersten Moment auch nicht zu einer Antwort fähig gewesen. Doch schließlich fragte sie wie zur Sicherheit noch einmal nach: "Wie war das? Ich... soll heute Nacht hier bleiben?"

"Hast du ein Problem damit?", fragte Sesshoumaru, der dem Mädchen erstmal wieder den Rücken zugedreht hatte, sich jetzt aber wieder zu ihr umwandte.

Kimie schaute ihrerseits etwas verunsichert auf den Boden, während sie die Zeigefinger aneinandertippte. "Mmh... Eigentlich nicht. Aber..."

Dass Kimie unsicher war, entging Sesshoumaru natürlich nicht und er schien für sich selbst auch schon die Antwort darauf gefunden zu haben, warum sie sich so verhielt.

"Keine Sorge. Ich werde dir schon nichts tun", sprach er daher sogleich weiter und sofort war Kimies Blick wieder auf ihn gerichtet.

"Was soll das denn wieder heißen?", fragte sie äußerst prüfend zurück, wobei sie sich auch selbst schon denken konnte, was er gemeint hatte. Also wollte sie eine Sache in dem Zusammenhang besser gleich mal klarstellen: "Hör mal, ich weiß ja nicht, was genau dir gerade durch den Kopf gegangen ist, aber können wir deine komischen Fantasien hier vielleicht beiseite lassen?"

Aber Sesshoumaru bedachte das Mädchen seinerseits nur mit einem äußerst prüfenden Blick. "Meine Fantasien? Dann würde es mich mal interessieren, was DU gerade gedacht hast", erwiderte er, wobei man auch den Eindruck hätte gewinnen können, dass er Kimie ein wenig aufziehen wollte. Diese weigerte sich aber strikt, ihm eine klare Erklärung dessen zu liefern, was sie gemeint hatte und meinte nur stattdessen: "Tse! Das werde ich ja auch gerade dir auf die Nase binden!"

Eigentlich war sich Kimie sehr sicher gewesen, dass Sesshoumaru genau wusste, was ihr kurzzeitig im Kopf herumgespukt war. Dementsprechend verlegen wurde sie nun wieder und spürte, wie ihr eine leichte Röte in die Wangen stieg. Um aber nicht noch länger so mitten im Zimmer stehen zu müssen, ging sie schließlich von sich heraus zur Schiebetür, die auf die Veranda führte und trat auf diese hinaus. Draußen atmete das Mädchen erstmal einmal tief durch. Es wehte ein angenehmer leichter Wind und der große Wald lag friedlich vor dem Schloss.

Irgendwann trat auch Sesshoumaru auf die Veranda hinaus an Kimies Seite. Ebenso wie sie, so schaute auch er schweigend auf den dichten Wald.

"Sag mal, kann ich dich etwas fragen, Sesshoumaru?", fragte Kimie schließlich und brach damit die Stille wieder, denn es gab da eine Sache, die sie schon den ganzen Tag des Öfteren beschäftigt hatte. Als Sesshoumaru sie nun ansah, sprach das Mädchen weiter: "Es geht um Subaru. Die anderen und ich haben da heute so etwas mitbekommen über eine Sache, die vor 200 Jahren passiert sein soll und Subaru soll darin wohl irgendeine Rolle gespielt haben. Was genau war denn damals los?"

Im ersten Moment war Sesshoumaru doch etwas überrascht, wenngleich er es nicht zeigte. Aber eigentlich hatte er schon damit gerechnet, dass früher oder später gewisse Dinge wieder ans Tageslicht kommen würden, die schon seit längerer Zeit mehr unter Verschluss gehalten wurden. Den Blick wieder auf den Wald gerichtet, enthielt Sesshoumaru Kimie die Antwort dennoch nicht vor und begann nun zu erzählen: "Um es kurz zu fassen: Vor etwas über 200 Jahren verbannte mein Vater ein Mitglied unseres Clans aus den westlichen Ländern. Das war zu der Zeit, als er diese Menschenfrau kennen gelernt hatte." Es entstand eine kurze, etwas eigenartige Pause, ehe er weiter sprach: "Wie dem auch sei, jedenfalls hatte es einer unserer Leute gewagt, ihn deswegen vor allen anderen zu einem Kampf herauszufordern. Abgesehen davon hat er die Autorität meines Vaters in Frage gestellt. Das wird unter vielen schon als Verrat angesehen. Mein Vater behauptete sich in diesem Kampf und ging als klarer Sieger hervor. Anstatt den Aufsässigen jedoch zu töten, verbannte er ihn lediglich. Der Youkai, der damals gegen meinen Vater gekämpft hat, war der ältere Bruder von Subaru."

Kimie, die bis dahin sehr aufmerksam zugehört hatte, staunte bei dem letzten Satz doch Bauklötze.

"Subaru hat einen Bruder?!", fragte sie nach, als wollte sie sich vergewissern, dass sie sich auch wirklich nicht verhört hatte. Eigentlich war an dieser Information ja nichts Ungewöhnliches dabei, aber dennoch war sie sehr überrascht gewesen, da sie auf eine solche Erkenntnis, im Zusammenhang mit der vorangegangenen Geschichte, nicht wirklich vorbereitet gewesen war. Diese Geschichte erklärte aber noch nicht wirklich, wie Subaru nun wirklich dachte und wie seine Einstellung im Allgemeinen war. Dazu verhielt er sich einfach viel zu merkwürdig.

Nach einem Moment fragte Kimie weiter: "Und hat hier mal irgendjemand wieder etwas von Subarus Bruder gehört?"

"Nein. Laut Kakeru hat seither keiner mehr etwas von ihm gehört. Möglicherweise ist er auch schon seit geraumer Zeit tot."

Sesshoumaru hatte das so typisch kühl und emotionslos gesagt, dass Kimie kurzzeitig wieder Bilder von ihrer ersten Zeit mit dem Youkai in den Sinn kamen. Sie empfand es nun auch als besser, jetzt wohl nicht mehr weiter auf diesem Thema herumzureiten, zumal sie ja schon die Antworten auf ihre gestellten Fragen bekommen hatte. Über den Rest musste sie sich dann selbst ihre Gedanken machen. Stattdessen schaute sie wieder in die dunkle Nacht, die trotz allem etwas merkwürdig Friedliches an sich hatte.

"Es ist alles so ruhig. Irgendwie kaum vorstellbar, dass irgendwo da draußen eine Gefahr lauern soll", meinte Kimie und legte mit einem Seufzen ihre Unterarme auf das Geländer, als sie sich auf dieses stützte. Ein leichtes Seufzen entwich ihr.

"Ich mag den Krieg und den Kampf nicht", sagte sie weiter. "Viel zu oft werden Unbeteiligte in solche Konflikte mit rein gezogen und müssen dann darunter leiden."

"So ist das nun mal. Kriege und Kämpfe wird es immer geben. Es war schon immer so", erwiderte Sesshoumaru ohne ein erkennbares Anzeichen von Mitgefühl, sprach dann aber nach einer kurzen Pause an Kimie gewandt weiter: "Ich werde aber darauf Acht geben, dass dir nicht zustößt."

"Hm?" Kimie hatte sich zu Sesshoumaru umgewandt und nun traf sich ihr Blick mit seinem.

>Was ist los mit ihm? Seit wann spricht er denn so?<, fragte sie sich überrascht. Das war ihr schon zu dem Zeitpunkt etwas eigenartig vorgekommen, als er sich um ihre Verletzung gekümmert hatte.

Während sie ihn so ansah, fiel nach wie vor das Mondlicht auf das Schloss. Sesshoumarus weiß-silbernes Haar glich der Farbe des Mondes und das Gold seiner Augen hatte regelrecht etwas magisches an sich. Kimie sah ihn in diesem Moment nur wie gebannt an.

>Vielleicht liegt das ja auch nur am Mondlicht, aber... er sieht wirklich toll aus, wie er jetzt so dasteht!<, dachte sie ganz verträumt, ohne aber ein einziges Wort zu sagen.

"Was hast du?", fragte Sesshoumaru sie plötzlich und riss Kimie somit wieder aus ihren Gedanken.

Mit einem etwas verlegenen Lächeln schüttelte sie den Kopf. "Ach, nichts! Ist schon gut."

Kimie richtete ihren Blick zum nächtlichen Sternenhimmel hinauf, an welchem sie nach einem Moment auch eine Sternschnuppe vorbeiziehen sah.

"Ah! Eine Sternschnuppe! Wünsch dir was!"

Die Hände aneinandergelegt und mit geschlossenen Augen ging Kimie gedanklich nun ihren Wunsch durch. Dabei wurde sie genauestens von Sesshoumaru beobachtet. Er erinnerte sich daran, dass es schon vor einem Jahr eine ähnliche Situation gegeben hatte, wo auch das Thema über Sternschnuppen eine Rolle gespielt hatte.

"Glaubst du etwa wirklich an diesen Unsinn?", fragte er Kimie nach einem Moment, woraufhin sie die Augen wieder öffnete.

"Wo bleibt dein Sinn für Romantik? Man muss doch nicht alles so eng sehen!", meinte Kimie zunächst ein wenig tadelnd, ehe sie kurz darauf aber wieder in normaler Tonlage weiter sprach: "Allerdings habe irgendwo auch mal gehört, dass man den Wunsch dreimal wiederholen muss, damit er sich erfüllt und zwar innerhalb der Zeit, in der die Sternschnuppe noch am Himmel zu sehen ist. Aber einen Wunsch innerhalb dieser kurzen Zeit dreimal zu wiederholen, das schafft wohl keiner."

Sesshoumaru bedachte Kimie nunmehr mit einem etwas prüfenden Blick. "Unter diesen Umständen könntest du mir doch auch sagen, was du dir eben gewünscht hast", meinte er. Zwar hatte er schon mal von ihr gehört, dass ein Wunsch nicht in Erfüllung geht, wenn man ihn verrät, aber mal abgesehen davon, dass er an so was eh nicht glaubte, war die Sache doch ohnehin egal, wenn man den Wunsch sowieso dreimal wiederholen musste, damit er sich erfüllte.

Im ersten Moment sah Kimie den Youkai zwar ein wenig überrascht an, winkte dann aber dennoch ab. "Lieber nicht. Wie ich dich kenne, empfindest du das sicherlich als albern oder so was."

"Finde es doch heraus", forderte Sesshoumaru sie auf. Kimie war sich in diesem Moment nicht sicher, ob ihn ihr Wunsch wirklich interessierte oder ob er sie einfach nur aus der Reserve locken wollte. Nichts desto trotz ließ sie sich letztendlich doch noch breitschlagen und antwortete, wenn zunächst noch etwas zögerlich: "Ich habe mir gewünscht... dass ich ab jetzt immer bei dir bleiben kann."

Den Blick zunächst etwas gesenkt, schaute Kimie den Youkai nach einem Moment abwartend an und war wirklich mehr als überrascht von dem, was er nun tat. Denn ohne ein weiteres Wort ergriff Sesshoumaru plötzlich Kimies Hand und zog das Mädchen an sich heran.

"Sesshoumaru, was...?" Doch weiter kam Kimie nicht mehr, da Sesshoumaru nunmehr seine Augen schloss und seine Lippen auf ihre legte. Im ersten Moment weiteten sich Kimies Augen vor lauter Überraschung, die jedoch schnell einem wohlig warmen Gefühl wich. Mit diesem Gefühl schloss nun auch Kimie ihre Augen und genoss den Augenblick.

>Wow! Diese Sternschnuppen-Sache ist doch besser als ich gedacht habe. Man bekommt sogar einen Bonus mit dazu!<, dachte sie, noch während sie zusammen mit Sesshoumaru in diesem Kuss versunken war. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte die Zeit in diesem Moment nur zu gerne stehen bleiben können.



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Kommentare zu diesem Kapitel (26)
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Von:  00schnepel8
2010-03-10T13:22:56+00:00 10.03.2010 14:22
jaaaaaaaa der kuss is ja soooooo was von süüß!!
ich hoffe miyuki oder wie die kleine schwester von toya heißt und ashitaka werden ein paar
Von:  Schalmali
2007-04-06T22:17:41+00:00 07.04.2007 00:17
Hündchen und Kätzchen zusammen kann ja nur Spannung bedeuten hihi. Subaru überrascht wirklich immer wieder und auch mit seinem Hintergrund wird es nicht soviel klarer *schulterzuck*... *Auf Uhr schau* Das nächste Kapitel nicht mehr heute ^^
Von: lunalinn
2006-12-14T19:17:32+00:00 14.12.2006 20:17
einfach toll!!
du bringst alle charactere so gut rüber richtig echt!!
der schluss hat uns glaub ich allen am besten gefallen ^.-
endlich ein bisschen zweisamkeit für die beiden!
so muss es sein =)
dass du die panther-dämonen mit rein gebracht hast find ich auch toll und selbst deren charas kommen super rüber, obwohl sie nur ein zwei mal aufgetaucht sind!
deine ff ist einfach nur genial!!!
Von:  Galax
2006-12-01T00:06:20+00:00 01.12.2006 01:06
klase!!!
den schlauss fand ich wirklich gut gelungen^^
und diese gespreche zwischen Sessy un Kimie sind genial!!
auch alles andere hat mir gefalen man spürt richtig wie die situatzion sich algemein anspitzt.
das ganze kapitel über konnte ich meine augen nicht vom Bildschirm abwenden und ich hate so ein Kribeln der erwartun in mir^^
dein schreibstil ist einer der besten die ich je gesehen habe und ich lese nciht gerade wenig bücher^^
auch wenn meine Rechtschreibung nicht darauf schlisen lest^^
Von: abgemeldet
2006-04-21T19:22:21+00:00 21.04.2006 21:22
das ist ja echt süß!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
ich muss gestehen ich habe schon sehnsüchtig auf so ne szene gewartet!
mach weiter so!
Von:  Himitsu-chan
2006-04-18T10:25:31+00:00 18.04.2006 12:25
VERDAMMT >.<
jetzt hab ich es dch glatt verpennt dir immer ein kommi zu schreien *heul*
werd ich sofort nachholen!
einfach supi die story ^^ bin echt begeistert, man könnte glatt denken das alles komme aus Rumikos feder ;)

mach weiter so ^o^
Von: abgemeldet
2006-04-16T23:44:43+00:00 17.04.2006 01:44
*heul# was für ne geschichte, cih hab die vorherige auch gelesen, und binn, wie unter drogen^^
ich kann garnicht aufhören deine geschichten zu lesen.
einfach toll, wie du daas beschreibst, ch werde auf jeden fall jeden tag gucken, ob ein witeres kapitel da isr!
und das ende on diesem *schmacht* einfach toll!

ich habe schon lange auf so einen moment gewartet und nun ist er da *freu*.
du hast das wiklcih super gemacht.
mehr kann man dazu garnicht mehr sagen^^
mach bloß schnell witer, cih kanns kaum erwarten. :o)
Von:  Sasuke_Uchiha
2006-04-15T11:37:07+00:00 15.04.2006 13:37
Miyuki und Ashitaka würden sicher ein gutes Paar abgeben.
Bin gespannt, wann es so weit ist für die beiden.

Auch sonst war das Kapitel mal wieder richtig gut.
Von: abgemeldet
2006-04-13T21:56:39+00:00 13.04.2006 23:56
*heul* das war so toll.
Einfach zu schön um wahr zu sein. Tschuldigung dass ich so spät schreibe. Nächstes mal beeil ich mich auch.
Weißt du deine Geschichten werden immer besser.
Du kannst die Charas wirklich toll wiedergeben. Ich finde es super dass du wieder Miyuki eingebaut hast. Und die Szene mit ihr und ihren Bruder war so Süüüüüüüüüüüüßßßßßßßßßß.
Arme Sango sie tut mir schon wieder leid. Ich hoffe sie verträgt sich mit Miroku.

Naja schade das wir nicht viel über Subaru erfährt haben. Er ist nähmlich mein Favorit.
Aber Sesshoumaru ist natürlich auch nicht schlecht.
Überhaupt der letzte teil mit Kimie. Traumhaft.

ciau Rumsi
PS.: bitte beeil dich mit dem nächsten Kapitel.
Von: abgemeldet
2006-04-12T20:11:59+00:00 12.04.2006 22:11
wie kannst du jetzt aufhören?????
gemein..XDDDD

also erstmal find ichs cool, dass die panther-dämonen hier vorkommen, das gibt dem ganzen noch eine gewisse würze, wobei ich mir ja nicht so sicher bin, welche rolle toran im weiteren verlauf noch annehmen wird. ich bin gespannt^^

subarus verhalten kagome gegenüber ist schon wunderlich gewesen. allerdings scheint er sie ja in gewissem maße auf irgend eine weise zu akzeptieren. aber seine rolle gefällt mir immer besser, zumal ich glaube, dass sein bruder noch eine große rolle spielen wird.
genauso gefällt mir toya immer besser. wie schaffst du es nur deine eigenen charas so wunderbar in rechte licht zu rücken, das fasziniert mich einfach immer wieder^^

was ashitaka und toyas schwetser angeht, so bin ich auch da auf den weiteren verlauf äußerst gespannt. das scheint ja noch interessant zu werden XDDD

und natürlich das absolute highlight: du erstaunst mich immer wieder mit deiner art, wie du die dialoge zwischen kimie und sesshoumaru gestaltest. sie sind nicht nur äußerst lustig, sondern auch absolut hinreißend.
mir geht immer das herz auf, wenn die beiden zu zweit sind.
die sache mit den sternschnuppen war richtig raffiniert. nicht nur, dass es an eine erinnerung anknüpfte, es war auch richtig süß. vllt kitschig, aber auf eine so wundervolle weise, die ich selten las. das ende war natürlich unbestreitbar fantastisch!^^
weiter so, deine ff macht richtig spaß...

liebe grüße,
-phoenixfeder-


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