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Sengoku-Jidai Chronicles

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, Leute!
Ja, sorry, dass es diesmal wieder etwas gedauert hat, aber mal abgesehen davon, dass ich das Kapitel an manchen Stellen noch mehrmals umgeschrieben habe, musste (und muss) ich mir wegen der Uni auch noch die entsprechende Zeit zum Schreiben irgendwie einteilen. *seufz*
Na ja, aber letztendlich hat's ja doch noch hingehauen. Allerdings war ich auch mal am Überlegen, ob ich dieses Kapitel besser in zwei aufteilen soll, denn auf meinem PC habe ich's bei Schriftgröße 11 auf 35 Seiten gebracht. XD
Aber dann dachte ich mir, da ihr diesmal ja wieder etwas länger warten musstet, belasse ich es mal so. Ich hoffe, das war eine einigermaßen gute Entscheidung... ^^'
Im Übrigen war ich am 15. Mai noch mit 'ner Freundin in der "Inuyasha"-Kinovorführung in Berlin. Das war richtig cool, doch irgendein Mädel in unserer Sitzreihe hat praktisch die ganze Zeit geredet und noch dazu mit ihrem Handy rumgespielt und damit auch telefoniert. oO
Und bei praktisch jedem dritten Satz, den die Charaktere gesagt haben, kam irgendein Kommentar, selbst, als der Rest des Kinos still war... -___-'
Ich saß ja nicht direkt neben diesem Mädchen, aber trotzdem hätte ich da gerne was gesagt. Allerdings konnte ich ja auch nicht aufspringen und quer über die ganze Sitzreihe brüllen... XD
Aber die Filme waren trotzdem toll! War einer von euch eigentlich auch bei einer der Kinovorführungen dabei gewesen?
Na gut, bevor ihr mir diese Frage eventuell beantwortet, wünsche ich euch erst mal noch viel Spaß mit dem neuen Kapitel! ;)
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Der wahre Kampf beginnt erst jetzt

Gut eine Stunde war mittlerweile seit dem Kampf vergangen. Während die Aufräumarbeiten auf dem Schlosshof noch andauerten, aber schon zu einem großen Teil abgeschlossen waren, hatte sich Miyuki um die Verletzung ihres Bruders gekümmert. Kagome war so freundlich gewesen, ihr zu diesem Zweck ihre Arzneiausrüstung zur Verfügung zu stellen und hatte ihr noch erklärt, welches Mittel man gut für die Behandlung von Wunden verwenden konnte. Allerdings hatte Tôya nicht daran gedacht, sich eventuell noch etwas auszuruhen, nachdem Miyuki ihn entsprechend versorgt hatte. Stattdessen war er direkt danach zu jenem Zimmer im Schloss gegangen, in welchem sich Sesshoumaru noch mit Seshiru unterhielt. Vor dem Zimmer wartete Tôya nun ab, was passierte, während Miyuki ihm gefolgt war und nun ebenfalls mit ihm auf dem Gang vor dem Zimmer stand.

"Nii-sama, ist es in Ordnung, wenn wir hier einfach so herumstehen und lauschen?", fragte das Dämonenmädchen nach einer Weile etwas verunsichert, wurde aber sofort energischer, als sie direkt danach weiter sprach: "Außerdem solltest du dich besser etwas ausruhen! Schließlich bist du verletzt worden."

Aber Tôya, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte und mit dem Rücken an der Wand lehnte, winkte nur ab und erwiderte: "Ach, was! Mach dir keine Sorgen, Miyuki. Es geht mir gut. Und außerdem lauschen wir nicht, wir warten nur ab, was passiert."

"Hmm..." So ganz überzeugt wirkte Miyuki zwar noch nicht, aber sie beließ es erstmal dabei. Zeitgleich machte sie sich aber auch ihre Gedanken über Seshiru. Wenngleich er Tôya durch sein Auftauchen und Einmischen in den Kampf praktisch gerettet hatte, war er ihr trotzdem schon von vornherein irgendwie unheimlich und alles andere als Vertrauen erweckend gewesen. Zudem konnte sie sich auch gar nicht mehr an ihn erinnern, da sie noch ein kleines Kind gewesen war, als er damals aus den westlichen Ländern fort gegangen war. Allein schon ein zufälliger Blickkontakt mit ihm hatte dem Dämonenmädchen zuvor schon eine unangenehme Gänsehaut bereitet und so gesehen war es ihr auch ganz lieb gewesen, dass sie und Tôya jetzt lediglich vor dem Zimmer standen und nicht ebenfalls mit Sesshoumaru und Seshiru in diesem drin waren. Angst hatte Miyuki ansonsten eigentlich eher selten, aber wegen Seshiru hatte sie sich wirklich irgendwie unwohl gefühlt.

Wie lange Sesshoumaru noch mit dem anderen Inu-Youkai reden würde, konnten weder Miyuki noch Tôya erahnen, aber nach einer Weile wurde es zumindest dem Dämonenmädchen ein wenig langweilig. Sie lief ein paar Schritte im Gang hin und her, als ihr dabei irgendwann Ashitaka auffiel, der am Ende des Ganges soeben um die Ecke bog und direkt auf die beiden Geschwister zukam. Tôya hob daraufhin den Blick und schaute in die Richtung seines Kameraden.

"Und, Ashitaka?", fragte er den Jüngeren sogleich. "Wie geht's Kakeru-sama?"

"Besser", antwortete Ashitaka. "Meine Mutter ist gerade bei ihm, deshalb dachte ich mir, ich schaue mal bei euch beiden vorbei. Aber solltest du dich nicht eigentlich etwas ausruhen, Tôya?"

Als er den prüfenden und zugleich etwas tadelnd wirkenden Blick von Ashitaka bemerkte, zog Tôya skeptisch eine Augenbraue hoch.

"Jetzt fang du nicht auch noch so an!", protestierte er, nachdem schon Miyuki ihn darauf angesprochen hatte. "Ich kann schließlich einiges einstecken. So eine kleine Wunde bringt mich noch lange nicht um. Im Übrigen dürfte es dich vielleicht interessieren, dass Seshiru hier wieder aufgetaucht ist."

Diese Neuigkeit hatte es in der Tat in sich gehabt. Da er sich bis eben noch um Kakeru gekümmert und daher nicht die Vorkommnisse nach dem Kampf mitbekommen hatte, war die Nachricht von Seshirus Rückkehr für Ashitaka umso überraschender gewesen.

"Sag mal, soll das etwa ein Witz sein?", fragte er daher ungläubig, doch Tôyas Kopfschütteln machte ihm klar, dass dies kein Witz gewesen war. So erfuhr Ashitaka nun auch, dass es eigentlich Seshiru zu verdanken gewesen war, dass Tôya nichts schlimmeres zugestoßen war, doch Tôya selbst spielte die ganze Sache bewusst runter.

"Der Typ soll jetzt aber bloß nicht glauben, ich wäre ihm dankbar!", stellte er von vornherein klar. "Ich war schon immer der Meinung, dass man ihm nicht trauen kann, ebenso wie seinem Vater!"

"Nii-sama..." Miyuki wirkte verunsichert. Sie hatte ihren Bruder bisher eher selten in so einem Gemütszustand erlebt. Eigentlich kannte sie ihn stets als ruhig und ausgeglichen. Ashitakas Blick schweifte unterdessen zu der Tür, hinter welcher Sesshoumarus Unterredung mit Seshiru noch andauerte.

"Eigentlich hatte ich ja meine Zweifel, ob er überhaupt wieder zurückkommen würde", sagte Ashitaka nach einem Moment. "Ehrlich gesagt, war ich sogar der Meinung, er wäre inzwischen tot. Was sagt denn Subaru dazu?"

"Seine Begeisterung hat sich deutlich in Grenzen gehalten, aber wen wundert das?", entgegnete Tôya, nun wieder ruhiger. "Momentan ist er zusammen mit ein paar anderen unterwegs, um diejenigen zurückzuholen, die sich noch außerhalb des Schlosses aufhalten. Sesshoumaru-sama hält es für besser, wenn wir uns erstmal alle wieder hier im Schloss versammeln und von hier aus gemeinsam unsere Ländereien verteidigen."

"Das wäre wohl wirklich besser", stimmte Ashitaka zu. Doch kaum, dass er das gesagt hatte, öffnete sich plötzlich die Schiebetür des Zimmers, vor dem die kleine Gruppe im Moment stand, und so stand Ashitaka Seshiru gleich mal selbst Auge in Auge gegenüber.

"Ach! Ich habe doch gewusst, dass ich Stimmen gehört habe", sagte Seshiru, während er seinen selbstsicheren Blick einmal schweifen ließ und mit diesem letztendlich bei Ashitaka hängen blieb. Mit einem kühlen Lächeln sprach er weiter: "Ashitaka-dono. Welche Freude, auch Euch wieder zu sehen. Vorhin hatte ich ja nicht die Gelegenheit, Euch zu begrüßen. Ihr seid mittlerweile also auch wieder hierher ins Schloss zurückgekehrt."

Ashitaka hatte sofort aufgehorcht. Das hatte für ihn so geklungen, als wusste Seshiru, dass auch Sesshoumarus Cousin die westlichen Länder für einen gewissen Zeitraum verlassen hatte. Aber woher sollte er das gewusst haben? Schließlich war Ashitaka noch im Schloss gewesen, als Seshiru damals von Inu no Taishou verbannt worden war.

"Woher weißt du denn, dass ich überhaupt weg war?", fragte er den Älteren daher sofort prüfend. Doch Seshiru blieb die Ruhe selbst.

"Das hat mir mal ein Vogel zugezwitschert", antwortete er und es klang ein wenig so, als wollte er sich ein wenig über Ashitaka lustig machen.

"Red keinen Unsinn!", mischte sich Tôya daraufhin aufgebracht ein. "Und bilde dir bloß nicht ein, ich wäre dir dankbar für deine Hilfe von vorhin! Als ob du uns einfach so helfen würdest! Mich würde es jedenfalls nicht wundern, wenn du schon längst auf der Seite unserer Feinde kämpfst und uns hier nur den Verbündeten vorspielst! Vielleicht bist du ja als Spion hierher geschickt worden."

Die Aussage war begleitet worden von einem durchdringenden, finsteren Blick, den Tôya auch jetzt noch Seshiru zuwarf. Um jedoch einen drohenden Streit zu verhindern, versuchte Ashitaka, seinen Kameraden wieder zu beruhigen: "Warte noch, Tôya! Ich finde, wir sollten uns erstmal anhören, was er überhaupt zu sagen hat."

"Das habe ich bereits getan", warf Sesshoumaru nun mit kühler Stimme ein und trat hinter Seshiru aus dem Zimmer hinaus, ohne diesen jedoch eines Blickes zu würdigen. "Im Übrigen habe ich es ihm gestattet, vorübergehend hier zu bleiben. Auch, um ihn besser beobachten zu können."

Erst jetzt fasste Sesshoumaru Seshiru wieder ins Auge. Den mahnenden Blick durchaus richtig deutend, sagte Seshiru trotzdem üblich selbstbewusst: "Euer Misstrauen mir gegenüber kann ich Euch wohl schlecht verübeln, Sesshoumaru-sama. Aber Unterstützung von Euch hätte ich ehrlich gesagt eher weniger erwartet, Ashitaka-dono." Damit wandte er sich wieder Ashitaka zu. Ein eigenartiges Lächeln, das beinahe schon etwas hinterhältiges erschien auf Seshirus Gesicht, ehe er weiter sprach: "Schließlich war es doch Euer verehrter Vater, der seinerzeit Inu no Taishou schwere Vorwürfe wegen dessen Beziehung zu dieser Menschenfrau gemacht hat. Ist es nicht so?"

Abrupt hatte Ashitakas Gesicht diesen merkwürdigen Ausdruck angenommen. Dennoch entgegnete er zunächst nichts auf Seshirus Worte, auch dann nicht, als dieser weiter sprach: "Mag es eventuell daran liegen, dass Euer verehrter Vater der Bruder der ersten Gemahlin von Inu no Taishou war, und dass er deshalb im Gegensatz zu mir nicht von hier vertrieben worden war? Tja, scheint so, als würden Familienmitglieder, ob nun angeheiratete oder nicht, in der Hinsicht bevorzugt behandelt werden, obwohl dies ja eigentlich nicht gerade von großer Fairness zeugt. Seht Ihr das nicht auch so?"

Jetzt hatte Seshiru den Bogen eindeutig überspannt, zumindest empfand Tôya das so. Also trat er hervor und stellte sich dem Älteren genau gegenüber.

"Willst du damit etwa sagen, Ashitaka wäre der Sohn eines elenden Verräters, so wie du einer bist?!", fragte er mit scharfer Stimme und packte Seshiru sogar mit der rechten Hand am Kragen seines Kimonos. Während Seshiru von dieser Aktion jedoch alles andere als beeindruckt zu sein schien, versuchte Miyuki, ihren Bruder zurückzuhalten.

"Nii-sama! Lass das bitte! Sonst öffnet sich deine Wunde vielleicht wieder und dann wird es noch schlimmer.", versuchte sie auf Tôya einzureden, doch dieser erwiderte betont: "Ach was! Das ist doch nur eine Schramme! Diesen Kerl könnte ich auch noch dann fertig machen, wenn ich bereits halbtot wäre!"

"So? Sollte das eventuell eine Herausforderung sein?", fragte Seshiru prüfend, als wollte er Tôya bewusst weiter anstacheln. Und es schien zu funktionieren, denn Tôya war einer offenen Auseinandersetzung mit Seshiru keinesfalls abgeneigt gewesen und antwortete: "Wenn du es so auffassen willst, nur zu!"

"Keiner kämpft hier gegen jemanden!", beendete daraufhin Sesshoumaru mit durchdringender Stimme die drohende Eskalation des Streits zwischen den beiden Inu-Youkai. Dennoch ließ Tôya im ersten Moment noch nicht von Seshiru ab und hielt ihn weiterhin am Kragen seines Kimonos fest.

"Tôya, lass es gut sein. Bitte", bat nun Ashitaka seinen Freund, der daraufhin doch wieder, wenn auch spürbar widerwillig, von Seshiru abließ. Dieser richtete kurz den Kragen seines Kimonos wieder ein wenig zurecht, ließ es sich aber nicht nehmen, eine weitere bissige Bemerkung abzulassen: "Und unser Clan ist mittlerweile also bereits so tief gesunken, dass er schon auf die Hilfe von Menschen und Halbdämonen zurückgreifen muss. Oder wie soll ich diese Ansammlung, die ich vorhin kurz in Augenschein nehmen durfte, verstehen? Von diesen Katzen fange ich besser gar nicht erst an."

Und kaum hatte er das gesagt, hätte Tôya ihm am liebsten gleich so richtig ans Genick springen können.

"Lieber die Hilfe von Menschen und Halbdämonen in Anspruch nehmen, als sich auf einen minderwertigen Verräter zu verlassen!", entgegnete er bedrohlich, doch reichte es mal wieder nicht aus, um Seshiru zu beeindrucken.

"Du bist noch genauso direkt in seiner Ausdrucksweise wie eh und je, Tôya. Aber du wirkst verbitterter, als ich dich in Erinnerung habe", meinte er nur herablassend. Bevor er jedoch weiter sprechen konnte, wurde ihm in der Hinsicht sogleich ein Riegel vorgeschoben. Denn Sesshoumaru hatte nunmehr Toukijin gezogen und deutete mit dessen Klinge nun warnend genau auf Seshiru. Als Seshiru seinen Blick daraufhin auf Sesshoumaru richtete, sagte dieser mahnend und mit kühler Stimme: "Lass es mich dir noch einmal ganz klar und deutlich sagen, Seshiru: Solltest du mit dem Gedanken spielen, irgendetwas zu sagen oder zu tun, was mir missfallen könnte, dann rate ich dir, das in deinem eigenen Interesse zu unterlassen. Denn ich bin garantiert nicht so nett wie mein Vater. Ich hoffe, ich habe mich verständlich genug ausgedrückt."

Sich die Klinge Toukijins, die genau auf ihn gerichtet war, einmal genau ansehend, ließ sich Seshiru dennoch nicht anmerken, was er eventuell gerade dachte. Er nickte nur nach einem Moment einmal und antwortete ruhig, aber ebenfalls kühl: "Zweifellos, Sesshoumaru-sama. Ich werde daran denken."

Zwar ruhten die Blick der beiden Inu-Youkai noch kurzzeitig auf dem jeweils anderen, doch steckte Sesshoumaru sein Schwert schließlich wieder ein. Mit einem eindeutigen Nicken wies er Seshiru an, jetzt am besten erstmal zu gehen, was dieser auch tatsächlich ohne irgendwelche weiteren Bemerkungen tat. Begleitet wurde sein Abgang von Tôyas missmutigen Blick, bis Seshiru schließlich am Ende des Ganges hinter einer Biegung verschwunden war.

Kaum war er fort gewesen, wandte sich Sesshoumaru an Ashitaka: "Ashitaka, ich möchte, dass du einen Bannkreis um das Schloss errichtest. Kakeru ist momentan nicht dazu in der Lage. Verberge das Schloss vor Feinden, lasse es jedoch zu, dass unsere Leute ihn problemlos von außen oder von innen durchdringen können."

"Ist gut. Ich werde gleich damit anfangen.", entgegnete Ashitaka bereitwillig. Und damit zog sich auch Sesshoumaru erstmal wieder zurück. Schlussendlich standen Ashitaka, Tôya und Miyuki wieder allein in dem Gang.

"Uff! Das war ja vielleicht was...", seufzte Miyuki aus, deren Anspannung über die vorangegangene Auseinandersetzung mit Seshiru nun scheinbar zentnerweise von ihr zu fallen schien. Ihr entging jedoch nicht, dass Ashitaka mit einem Mal merkwürdig nachdenklich wirkte. Fragend schaute sie kurz zu ihrem Bruder, ehe sie vorsichtig am linkem Ärmel von Ashitakas Kimonos zog und ihn fragte: "Hey, Ashitaka. Ist alles in Ordnung?"

Als er bemerkte, wie Miyuki leicht an seinem Ärmel zog und ihn angesprochen hatte, schaute Ashitaka das Dämonenmädchen zuerst zwar etwas überrascht an, lächelte dann jedoch leicht und antwortete auf ihre zuvor gestellte Frage: "Ja, klar. Mach dir keine Sorgen, Miyuki-chan."

"Bist du dir da sicher?", fragte Tôya daraufhin weiter und Ashitaka schien ganz genau zu wissen, worauf sein Kamerad ihn damit genau angesprochen hatte.

"Ich weiß ja schließlich selbst, was damals zwischen meinem Vater und meinem Onkel vorgefallen ist", sagte Ashitaka daraufhin. "Und Seshiru hat schon in der Vergangenheit eher selten ein Blatt vor den Mund genommen. Macht euch also keine Gedanken, ihr zwei. Mit mir ist wirklich alles in Ordnung."

"Hmm... Wenn du meinst", entgegnete Tôya, wenngleich es ihn noch immer mächtig aufregte, dass Seshiru es gewagt hatte, Ashitaka gegenüber eine derart unverschämte Bemerkung zu machen. Er würde diesen aufsässigen Youkai garantiert im Auge behalten.
 

Währenddessen befanden sich zum selben Zeitpunkt Kimie, Kagome und die anderen in Kagomes Zimmer, wo Kimie von ihrer Cousine gerade die Haare geschnitten wurden. Die Zeit nutzte Kimie, um den anderen ein wenig von dem zu erzählen, was sie schon von Sesshoumaru über Seshiru erfahren hatte.

"Laut Sesshoumaru hat dein Vater diesen Seshiru vor 200 Jahren von hier verbannt", erklärte sie Inu Yasha der jedoch wenig mitgerissen wirkte und stattdessen nur gelangweilt den Kopf auf die Hand abstützte.

"Dann hat dieser Kerl sich offensichtlich nicht sehr beliebt gemacht. Ist er hier etwa jemandem aufs Fell getreten, oder was?", fragte er leicht sarkastisch zurück. Kimies Miene wirkte daraufhin etwas trocken, doch antwortete sie trotzdem auf Inu Yashas Frage: "Nein, es ging wohl eher um die Beziehung deines Vaters zu deiner Mutter. Seshiru hat deinen Vater wegen dieser Sache zu einem Kampf herausgefordert und verloren. Seither hat wohl keiner mehr etwas von ihm gehört. Zumindest nicht bis heute, wie's scheint..."

Als Kimie seine Eltern erwähnt hatte, schien Inu Yasha für einen Moment doch hellhörig geworden zu sein. Dass sein Vater in der Hinsicht wohl das eine oder andere Problem bekommen hatte, verwunderte den Hanyou nicht sonderlich. Welcher Dämonenstamm sah es schon gerne, wenn der Anführer - um es mal umgangssprachlich auszudrücken - aus der Reihe tanzte?

"Und darüber hat Sesshoumaru mit dir gesprochen?", fragte Inu Yasha das Mädchen kurz darauf weiter.

Kimie nickte. "Ja. Nachdem ich ihn danach gefragt hatte."

"Hmm..." Inu Yasha schien sich das ganze noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Fraglich war nur, ob er jetzt mehr über Seshiru oder doch mehr über seinen Vater nachdachte, obwohl der Hanyou in der Vergangenheit immer wieder betont hatte, er wollte nichts mit diesem zu tun haben. Aber zumindest seit sie alle hier in den westlichen Ländern waren, schien es unwillkürlich dazu zu kommen, dass Inu Yasha sich so seine Gedanken machte.

"Wie dem auch sei, dieser Seshiru macht auf mich jedenfalls nicht unbedingt den Eindruck, als könne man ihm vertrauen", meinte Sango schließlich an ihre Freunde gerichtet.

Miroku verschränkte nachdenklich die Arme vor der Brust und stimmte ihr zu: "Den Eindruck habe ich auch und wenn Inu Yashas Vater diesen Kerl schon einmal von hier verbannt hat, spricht das nicht unbedingt für diesen Seshiru. Aber dass er der ältere Bruder von Subaru-dono ist, hätte ich von selbst nie gedacht."

"Keh! Aber ich wette, beide haben den gleichen miesen Charakter!", meinte Inu Yasha daraufhin überzeugt.

"Tja, das ist wohl die Frage...", warf Kimie nun ein, obwohl sie eigentlich mehr laut gedacht hatte und dies nicht unbedingt laut hatte aussprechen wollen. Als die anderen sie daraufhin jedoch äußerst fragend anschauten, sprach sie nach kurzem Zögern weiter und erzählte ihnen, wie sie am ersten Abend im Schloss Subaru über den Weg gelaufen war und er ihr eingeschärft hatte, sie und die anderen sollten auf das aufpassen, was hinter ihren Rücken ablaufen würde.

"Allerdings weiß ich noch immer nicht so genau, ob er das als Warnung oder als Drohung gemeint hatte...", meinte Kimie schließlich. "Aber anhand des Tonfalls seiner Stimme habe ich spontan auf Letzteres getippt."

"Ha! Na, das ist doch wohl Beweis genug!", meinte Inu Yasha und war sofort aufgesprungen. "Der Kerl bildet sich wohl ein, er könnte uns Angst machen, aber da hat er sich gewaltig geschnitten! Dem werd ich erstmal ordentlich die Meinung geigen, wenn er wieder zurückkommt!"

Schon wollte der Hanyou zur Tür hinausmarschieren, um Subaru nach dessen Rückkehr "gebührend" zu empfangen, doch hielt Kagome ihn hastig zurück.

"Warte, Inu Yasha! Tu das nicht! Das ist doch vollkommen unnötig!"

Und tatsächlich blieb Inu Yasha noch einmal stehen. Als er und auch die anderen das Mädchen nun aber teils neugierig und teil irritiert beäugten, sprach Kagome schließlich weiter, um zu erklären: "Ich meine, ich glaube nicht, dass Subaru-san so schlecht ist, wie ihr vielleicht denkt. Im Gegenteil, ich habe vielmehr den Eindruck, dass ihm schlicht und einfach irgendetwas fehlt oder dass ihn etwas bedrückt und um das zu verbergen, gibt er sich so unnahbar."

Nach dieser Ansprache schaute jedoch nicht nur Inu Yasha ziemlich perplex drein. Auch die anderen wurden im ersten Moment nicht so ganz schlau aus dem, was Kagome eben gesagt hatte.

"Was meinst du damit, Kagome?", fragte Shippou das Mädchen schließlich neugierig.

Kagome hatte das Haare schneiden bei Kimie inzwischen kurz unterbrochen und antwortete: "Ich meine, er hat Rin-chan und mir schließlich geholfen und außerdem... habe ich gestern einen Augenblick lang mit ihm reden können."

Jetzt erzählte sie den anderen, was sich zwischen ihr und Subaru am Tag zuvor abgespielt hatte. Sie erzählte ihnen, wie er ihr eine kurze Unterweisung im Bogenschießen erteilt hatte und wie sie sich danach ein wenig mit ihm unterhalten hatte.

"Nur war er am Ende leider wieder etwas abweisend", endete Kagome schließlich und mit leicht gesenktem Blick. Allerdings hatte sie den Teil der Unterhaltung zwischen ihr und Subaru ausgelassen, wo es auch um dessen Ansichten hinsichtlich der Beziehungen zwischen Menschen und Dämonen ging und, dass das Gespräch auch kurz über Inu Yasha gehandelt hatte. Und genau dieser zog nun äußerst skeptisch eine Augenbraue hoch.

"Sag mal, warum erzählst du uns das eigentlich erst jetzt, Kagome?", fragte der Hanyou das Mädchen, welches ihn daraufhin doch etwas fragend ansah.

"Worauf willst du hinaus, Inu Yasha?", fragte Kagome zurück. "Ich habe es euch doch jetzt erzählt."

"Ja, aber warum erst jetzt? Das hättest du uns doch auch früher erzählen können, oder etwa nicht?", konterte Inu Yasha, nunmehr mit etwas energischerem Unterton. Auch sein Blick war durchdringender geworden, während er Kagome so ansah. Diese überkam sogleich das ungute Gefühl, Inu Yasha würde es auf einen neuen Streit anlegen.

"Sag mal, was willst du eigentlich?", fragte sie ihn daher leicht tadelnd. "Willst du damit etwa andeuten, ich hätte dir und den anderen bewusst etwas verschweigen wollen?"

Sofort wich Inu Yashas durchdringender Blick einem etwas verunsicherten und er versuchte, sich zu rechtfertigen: "Hä? Aber das habe ich doch gar nicht gesagt!"

"Du scheinst es aber gedacht zu haben, wenn ich mir dein Gerede so noch mal durch den Kopf gehen lasse", erwiderte Kagome, deren Gesichtsausdruck momentan gut vergleichbar gewesen war mit dem einer Mutter, die ihr Kind gerade beim Unsinn machen erwischt hatte. Inu Yasha schien momentan aber keine passende Antwort darauf parat gehabt zu haben, also wandte er nur eingeschnappt den Blick ab.

"Pah! Denk doch was du willst!", meinte er patzig und damit schien das Thema für ihn auch wieder erledigt gewesen zu sein, hätte Miroku danach nicht das Wort an ihn gerichtet.

"Inu Yasha, wenn du eifersüchtig bist, dann kannst du doch auch dazu stehen", meinte der Mönch mit einem etwas amüsiert wirkenden Lächeln und tätschelte dem Hanyou ein paar Mal die Schulter. "Es zeigt doch nur, dass du für Kagome-sama ziemlich viel übrig hast. Obwohl wir alle uns das ja eigentlich schon immer irgendwie gedacht haben."

Sofort hatte sich Inu Yasha zu Miroku umgedreht.

"Wer ist denn hier eifersüchtig?! Ich bin es garantiert nicht! Also hör auf, so einen Stuss zu labern, Miroku!", versuchte sich der Hanyou noch rauszureden, aber sein leicht gerötetes Gesicht sprach eine ganz andere Sprache. Miroku hatte mit seinen Worten wohl doch voll ins Schwarze getroffen. Kagome hingegen seufzte nur leise auf.

>Immer wieder die selbe Leier...<, dachte sie müde, während sie inzwischen längst wieder dabei gewesen war, Kimie weiter die Haare zu schneiden. Damit war sie in der Zwischenzeit schon recht weit gekommen und schließlich folgte nur noch der letzte Schnitt. Kagome sah sich das Ergebnis noch einmal genau an, dann verkündete sie lächelnd: "So, Kimie! Jetzt sind deine Haare wieder gerade."

"Danke, Kagome!", entgegnete Kimie und nahm ihrer Cousine den kleinen Handspiegel ab, den sie ihr nun hinhielt. Mit dem Ergebnis war Kimie durchaus zufrieden gewesen. Ihre Haare waren nun etwa schulterlang gewesen und jetzt musste sie auch nicht mehr mit der von Inu Yasha verpassten schiefen Frisur durch die Gegend laufen.

"Siehst du? Ist doch alles gut gegangen", meinte der Hanyou nun an Kagomes Cousine gerichtet. "Und dabei hast du vorhin noch so ein Theater veranstaltet."

Kimie gab Kagome daraufhin den Spiegel zurück und entgegnete auf die Inu Yashas Aussage trocken: "Wohl bemerkt ging es mir dabei aber nicht um meine Frisur. Deine Schwertführung hat mir lediglich etwas Angst eingejagt..."

"Jetzt fang du nicht auch noch damit an, an meinem Umgang mit Tessaiga rumzumeckern!", erwiderte Inu Yasha betont. "Es reicht ja schon, wenn ich mir von Sesshoumaru solche Sprüche anhören muss. Pass du mal lieber auf, dass du bei deinem Umgang mit ihm eventuell nicht irgendwann auch noch so wirst wie er!"

"Inu Yasha..." Kagome warf dem Hanyou einen ziemlich müden Blick zu. Aber ihn zurechtzuweisen, dazu kam sie nicht mehr, denn plötzlich wurde völlig unvorhergesehen die Schiebetür des Zimmers von außen aufgerissen und ein ziemlich wutschnaubender Jaken stand im Türrahmen. Sofort deutete er mit seinem Kopfstab auf Kimie, nachdem er sie entdeckt hatte, und wetterte drauf los: "Ach! Hier steckst du also! Du hast ja wirklich Nerven, hier so seelenruhig herumzusitzen! Du hast es wohl nicht als nötig empfunden, mir zu sagen, dass der Kampf inzwischen längst vorbei ist, was?!"

Kimie musste sich sehr beherrschen, bei Jakens aufgebrachten Anblick nicht in schallendes Gelächter auszubrechen, dennoch konnte sie sich ein leichtes Kichern nicht verkneifen, als sie ein wenig verlegen antwortete: "Ups! Sorry, Jaken. Das muss mir in der ganzen Aufregung wohl irgendwie entfallen sein."

"Argh! Ich fass es einfach nicht!", meckerte der Krötendämon weiter. "Und so was will die Gefährtin meines ehrenwerten Herrn sein?! Da muss doch ganz klar und deutlich ein Irrtum vorliegen! Das widerspricht doch jeglicher Logik!"

"Und du widersprichst eindeutig meinem ästhetischen Empfinden, du Gnom!", konterte Kimie ein wenig patzig. "Hast du es denn wenigstens hinbekommen, auf Rin aufzupassen?"

Zwar war sich Kimie sicher gewesen, dass Rin nichts zugestoßen war, andernfalls hätten sie und die anderen das wohl längst mitbekommen und diese Vermutung wurde sogleich bestätigt, als eben jenes kleine Mädchen fröhlich ins Zimmer gelaufen kam und dabei gleich noch Jaken über den Haufen gerannt hatte. Inuki war ihr dicht auf den Fersen gewesen und begrüßte ebenso wie sie erstmal die anderen.

"Hallo! Ist bei euch alles in Ordnung? Habt ihr den Kampf gewonnen?", fragte Rin sofort drauf los und war mehr als froh, als sie von den anderen hörte, dass alles soweit gut gegangen war. Allerdings verwunderte sie Kimies neue Frisur im ersten Moment etwas.

"Kimie-san, warum hast du dir denn die Haare abgeschnitten?", fragte Rin daher ein wenig ratlos. Sofort hatte Inu Yasha den Blick abgewandt und schaute möglichst unschuldig irgendwie in die Luft, womit er sich aber nur unfreiwillig verdächtig machte. Aber Rin schien dies nicht mitzubekommen, sondern schaute nur Kimie fragend an. Diese antwortete schließlich mit einem Lächeln: "Ach, ich wollte nur mal was neues ausprobieren. Außerdem wachsen sie ja wieder nach, von daher ist das keine große Sache."

Dies entsprach zwar nicht so recht der Wahrheit, aber warum sollte sie Rin auch die wirklichen Umstände, unter denen ihre neue Frisur entstanden war, haarklein erzählen? Das hätte das kleine Mädchen sicherlich nur verunsichert und das musste schließlich nicht sein. Und Kimies Erklärung schien Rin auch vollkommen ausgereicht zu haben. Und allein die Tatsache, dass alle den Kampf gut überstanden hatten, schien dem kleinen Mädchen gänzlich zu genügen, um ihre fröhliche Stimmung zu erhalten.
 

Inzwischen war Ashitaka zusammen mit Tôya und Miyuki gleich nach Beendigung von Sesshoumarus Unterhaltung mit Seshiru auf den Schlosshof hinausgegangen. Ashitaka hatte von Sesshoumaru zuvor schließlich noch eine Aufgabe zugeteilt bekommen.

"Kriegst du denn so einen Bannkreis hin, wie Sesshoumaru-sama ihn von dir verlangt hat, Ashitaka?", fragte Miyuki neugierig, während Ashitaka noch ein wenig seine Arme lockerte und sich auf seinen Einsatz vorbereitete.

Auf die Frage des Dämonenmädchens hin nickte er. "Ja, sicher. Ich denke, dieser müsste seinen Dienst tun."

Und mit diesen Worten schloss Ashitaka nun seine Augen und hielt beide Hände zunächst auf Brusthöhe vor seinem Körper nebeneinander. Besonders Miyuki beobachtete ihn ganz genau, als sie nun sah, wie sich allmählich Energie in Ashitakas Händen zu sammeln begann, bis er schließlich so was wie eine kleine, leuchtende Kugel in ihnen zu halten schien. Anschließend streckte er beide Hände nach oben und die Kugel verließ seine Hände. Einen Moment lang schwebte sie nur ein wenig in der Luft, doch dann dehnte sie sich zügig aus und begann damit, das Schloss und das Gelände komplett und wie unter einer Kuppel in sich einzuhüllen. Das Licht blieb noch einen Moment, dann verblasste es jedoch und verschwand schließlich gänzlich. Ashitaka ließ seine Arme nun wieder sinken und öffnete seine Augen wieder.

"So! Das müsste erstmal reichen", meinte er, während er sich das Ergebnis seines Tuns noch mal ansah. Der Bannkreis war auf den ersten Blick gar nicht wirklich zu erkennen gewesen, doch ein geübtes Auge konnte schon sehen, dass nun eine schützende Barriere das Schloss umgab.

"Für Außenstehende sieht es jetzt so aus, als würden hier ebenfalls nur einige Bäume herumstehen. Das dürfte uns eine Weile entsprechenden Schutz bieten, bis auch die anderen wieder hierher zurückgekommen sind. Und falls die Tarnung doch durchschaut werden sollte, müssen wir uns trotzdem nicht allzu große Sorgen machen. Der Bannkreis ist stabil. Er hält einiges aus."

"Aber wird es auf die Dauer nicht anstrengend für dich, ihn aufrecht zu erhalten?", fragte Miyuki Ashitaka jedoch ein wenig verunsichert, doch dieser winkte gelassen ab.

"Mach dir darum mal keine Sorgen, Miyuki-chan", meinte er. "So ein totaler Anfänger bin ich schließlich auch nicht mehr. Der Bannkreis verschwindet erst dann wieder, wenn ich es will oder aber, wenn man mir das Licht auspustet."

Zwar hatte Ashitaka insbesondere den letzten Teil seiner Aussage ziemlich scherzhaft gesagt, doch genau diese Erwähnung schien Miyuki überhaupt nicht gefallen zu haben.

"Sprich gefälligst nicht so! Das bringt nur Unglück!", meinte sie erbost. Überhaupt konnte Miyuki es absolut nicht leiden, wenn jemand solche Sprüche fallen ließ und besonders nach dem gerade überstandenen Kampf wollte sie so was nun wirklich nicht zu hören kriegen.

"Warum hast du denn nicht schon von vornherein einen solchen Bannkreis errichtet?", fragte das Dämonenmädchen kurz darauf weiter, wobei ihre Stimme nun wieder einen etwas bedrückten Unterton angenommen hatte. "Dann wäre uns dieser Kampf vielleicht erspart geblieben..."

Ashitaka und Tôya tauschten untereinander kurz ihre Blicke aus. Diese Frage war im Nachhinein betrachtet eigentlich durchaus berechtigt gewesen. Schließlich wandte sich Tôya an seine kleine Schwester: "Keiner von uns konnte doch ahnen, dass es gerade solche Dämonen sind, die uns angreifen würden. Überhaupt gehören Angriffe aus der Luft wohl zu den tückischsten. Aber immerhin ist niemand wirklich ernsthaft zu Schaden gekommen und jetzt sind wir auch besser vorbereitet."

Miyuki hörte ihrem Bruder die ganze Zeit über stumm zu und nickte letztendlich einmal.

"Aber ich hoffe, Kakeru-sama geht's bald wieder gut", sagte sie leise, den Blick dabei leicht gesenkt.

Ashitaka und Tôya wechselten kurz untereinander ihren Blickkontakt, dann kam Ashitaka auf Miyuki zu und legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. Mit einem aufmunternden Lächeln sagte er: "Mach dir um ihn mal keine Sorgen, Miyuki-chan. Er kommt schon wieder auf die Beine."

Das Dämonenmädchen schaute Ashitaka zunächst nur stumm an, lächelte dann aber ebenfalls leicht.

"Ja, da hast du wohl Recht", erwiderte sie, während Tôya die beiden mit einem leichten Lächeln beobachtete.
 

"Du solltest besser auf dich aufpassen, Kakeru", ermahnte Sakura den Youkai, der zusammen mit ihr auf dem Boden seines Zimmers saß und mit dem Rücken an der Wand lehnte.

Kakeru war noch immer etwas erschöpft gewesen, aber so langsam ging es ihm wieder besser. Allerdings beschäftigte es ihn durchaus, dass er bereits nach einem derart kleinen Einsatz schon so dermaßen entkräftet war, zumal er aus dämonischer Sicht eigentlich noch lange nicht als alt galt. Wie mit einem Funken Selbstironie in der Stimme begann Kakeru nach einem Moment zu sprechen: "Hmm... Es scheint, als würde ich so langsam auch noch meine magischen Kräfte verlieren. Nicht genug, dass ich kein Schwert mehr führen kann, jetzt ist es mittlerweile schon so weit gekommen. So langsam scheine ich in jeder Hinsicht ausgedient zu haben."

"Sag so was nicht!", warf Sakura sofort tadelnd ein. "Das klingt ja fast schon so, als hieltest du dich selbst für nutzlos, aber das bist du bestimmt nicht! Und Kampfkraft ist schließlich nicht alles, was zählt. Allerdings scheint euch Männern dies oftmals nicht ganz klar zu sein."

Nachdem er sich diese Ansprache angehört hatte, musste Kakeru nun doch unwillkürlich lächeln. Die Art, wie Sakura gerade mit ihm gesprochen hatte, hatte irgendwie etwas von Ashitakas direkter Art gehabt. Aber wen wunderte das? Schließlich war Sakura auch Ashitakas Mutter gewesen. Kakeru erkannte nunmehr ein weiteres Mal, wie ähnlich Ashitaka sowohl seiner Mutter als auch seinem Vater war. Von seiner Mutter hatte er seinen direkten und dabei doch freundlichen Charakter und von seinem Vater hatte er seinen Mut und seine Geschicklichkeit im Kampf.

"Tut mir Leid, Sakura-dono. Ihr habt ja Recht", entgegnete Kakeru schließlich, als er kurz darauf spürte, wie jemand ganz in der Nähe eine große Menge Energie bündelte, die sich anschließend über das ganze Schloss legte.

"Ein Bannkreis", erkannte Kakeru sogleich und wusste auch sofort, wer diesen gespannt hatte. "Euer Sohn hat viel gelernt, Sakura-dono."

"Das hat er insbesondere dir zu verdanken", entgegnete Sakura, doch hatte ihre Stimme einen merkwürdigen Unterton an sich gehabt. Sie wirkte besorgt und nachdenklich, was Kakeru nicht entging.

"Macht Euch keine Sorgen um ihn", sagte er schließlich. "Ashitaka-dono ist stark und ein guter Kämpfer. Und er ist verantwortungsbewusst. Er wird nichts Unvorsichtiges tun."

Sakura nickte einmal. "Ich weiß. Es ist nur so, dass ich mir trotzdem Sorgen um ihn mache."

"Das ist verständlich."

Kakeru verstand Sakura nur zu gut. Schließlich hatte sie bereits ihren Gemahl in einem Kampf verloren. Nun eventuell auch noch den einzigen Sohn zu verlieren, wäre sicherlich kaum, wenn nicht sogar unerträglich für sie gewesen. Und die Gefahr war noch lange nicht gebannt gewesen.

"Diese Dämonen...", sprach Kakeru nach einem Moment nachdenklich weiter. "Ich hoffe, ich irre mich, aber eigentlich bin ich mir doch ziemlich sicher."

Sofort hatte Sakura aufgehorcht. Sie ahnte, was Kakeru eben gemeint hatte, traute sich zunächst aber nicht, ihn genauer danach zu fragen. Aber schließlich rang sie sich doch dazu durch: "Du meinst also, dass...?"

Und wenngleich sie ihre Frage nicht zu ende stellte, wusste Kakeru genau, was sie ihn hatte fragen wollen. Er nickte und antwortete: "Ja. Sie sind wieder hier."

Insgeheim hoffte Kakeru noch immer, dass er sich irrte, doch diese Möglichkeit war eher unwahrscheinlich gewesen. Von daher wäre es wohl das beste gewesen, wenn er Sesshoumaru so bald wie möglich von seinem Verdacht erzählen würde. Aber etwas war eigenartig. Kakeru hatte so ein merkwürdiges Gefühl. Ihm war, als spürte er die Anwesenheit einer fremden, merkwürdigen Aura. Einerseits hatte sie etwas leichtes, fließendes an sich, zugleich aber auch etwas eigenartig bedrückendes und kaltes. Es war, als ob würde einem die Luft zum Atmen genommen werde. Als würde man allmählich erfrieren, gefangen in eiskaltem Wasser.
 

Während es im Schloss momentan größtenteils ruhig zuging, war es in einem der zahlreichen Zimmer hingegen alles andere als ruhig.

"Ich pack 's nicht! Na, wenn das mal keine irren Neuigkeiten sind! Sesshoumaru hat was mit einem Menschenmädchen!"

Karan konnte es immer noch nicht fassen und schien sich wirklich köstlich über diese Neuigkeiten zu amüsieren. Zusammen mit ihren Geschwistern saß sie in einem Raum zusammen und ließ sich inzwischen mindestens zum zehnten Mal über dieses Thema aus. So langsam erntete sie von den anderen auch nur noch stumme, trockene Blicke.

"Hey! Was ist denn mit euch dreien los? Ihr seht ja alle so entgeistert aus", fand Karan, nachdem sie sich wieder ein wenig beruhigt hatte. "Jetzt guckt doch nicht so! Findet ihr das denn nicht auch amüsant? Also, ich für meinen Teil könnte mich im Nachhinein kringeln vor Lachen! Ich meine, wie kommt gerade der sonst so kühle und unnahbare Sesshoumaru denn dazu, ausgerechnet eine Sterbliche an seiner Seite haben zu wollen?"

"Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest: Du kringelst dich bereits die ganze Zeit vor Lachen, Karan...", warf Shunran kleinlaut ein und Shuuran ergänzte noch: "Ja, und auf die Dauer wird das langsam etwas langweilig."

"Hm?" Karan verstand die Einstellung ihrer Geschwister nicht so ganz und schon gar nicht, warum diese das alles scheinbar so eng sahen. Besonders verblüfft war sie jedoch von der nun folgenden Reaktion von Touran, denn diese verließ plötzlich völlig unvorhergesehen und kommentarlos das Zimmer. Und ihr Blick hatte auch nicht unbedingt etwas wohlwollendes an sich gehabt.

"Äh... Nee-san? ... Wie ist die denn drauf?"

Jetzt verstand Karan erst recht nicht, was eigentlich los war, bis Shunran einwarf: "Meine Rede! Ich habe es euch ja gesagt! Und ich kann es gerne noch mal wiederholen: Nee-san hat schon seit einiger Zeit Gefallen an Sesshoumaru gefunden. Kein Wunder, dass sie jetzt ein wenig schlecht gelaunt ist, wenn man es so nennen kann."

Und wenngleich ihr diese Vorstellung nach wie vor alles andere als zusagte, musste sich sogar selbst Karan jetzt wohl oder übel eingestehen, dass ihre Schwester mit ihrer Vermutung anscheinend Recht gehabt hatte. Ein Seufzen entwich der rothaarigen Dämonin: "Oje... Na, das kann ja noch was werden. Nicht genug, dass wir hier bei diesen Hunden festsitzen und von diesen fliegenden Dämonen heimgesucht werden, jetzt fängt Nee-san vermutlich auch noch wegen Sesshoumaru einen Privatkrieg mit der Cousine von dieser Kagome an. Wir hätten damals vielleicht doch besser in den Osten gehen sollen..."
 

So langsam neigte sich der Tag seinem Ende entgegen. Es herrschte eine angenehme abendliche Temperatur und die nunmehr wieder friedliche Atmosphäre ließ nichts von dem vorhergegangenen Kampf erkennen. Mittlerweile waren auch die Aufräumarbeiten zum größten Teil beendet worden, lediglich das Nebengebäude, dass bei dem Absturz einer der fliegenden Dämonen in Mitleidenschaft gezogen worden war, zeugte noch von dem, was sich kurz zuvor ereignet hatte. Genau vor diesem Gebäude stand Kagome schon seit ein paar Minuten. Sie wollte sich ein wenig die Beine vertreten und war eher durch Zufall auch hier vorbeigekommen. Prüfend schweifte ihr Blick an den Trümmern rauf und runter. Für heute würde sich wohl keiner mehr um dieses Gebäude kümmern, dies war auf den nächsten Tag verschoben worden. Von Kimie hatte Kagome vorhin erfahren, dass sie es gewesen war, die den Dämon, der hier reinstürzte, vom Himmel geholt hatte. Inständig hatte Kimie ihre Cousine danach darum gebeten, doch bitte Stillschweigen zu bewahren.

Sich daran erinnernd kam nun ein amüsiertes Lächeln auf Kagomes Gesicht, ehe sie schließlich wieder weiterging. Dabei kam sie nach einer Weile auch genau an jener kleinen Mauer vorbei, hinter welcher sie schon mal Subaru seine Schießübungen mit Pfeil und Bogen hatte machen sehen. Mehr aus einem inneren Gefühl heraus entschied sich Kagome dazu, mal nachzusehen, ob der Youkai inzwischen zum Schloss zurückgekehrt und eventuell wieder dort war. Diesmal ging das Mädchen jedoch gleich auf die kleine Tür an der Mauer zu und versuchte sich nicht wieder darin, ihre Kletterkünste zu verbessern. Die Tür war offen gewesen, wie Kagome es recht schnell mitbekam, von daher hatte sie auch keinerlei Probleme, durch sie hindurchzugehen. Und als ob sie es geahnt hätte, fand sie Subaru hier tatsächlich wieder vor. Doch diesmal übte er nicht etwa, sondern saß nur mit dem Rücken zu ihr gewandt auf einem Felsen. Vorsichtig trat Kagome näher.

"Ähm, Entschuldigung! Störe ich?", fragte sie schließlich. Zwar antwortete Subaru nicht auf die Frage und drehte sich auch nicht zu dem Mädchen um, doch dass er sie bemerkt hatte, wurde in einem kurzen, flüchtigen Seitenblick deutlich. Kagome war sich unsicher, was genau sie jetzt machen sollte. Ihr kam der Gedanke in den Sinn, Subaru vielleicht besser wieder allein zu lassen. Er wirkte nämlich nicht so, als hätte er momentan viel für eine Unterhaltung übrig. Aber irgendwie schien Kagome nicht einfach so wieder gehen zu wollen. Also atmete sie einmal tief durch und wagte dann einen erneuten Anlauf.

"Sagt mal, darf ich Euch 'Subaru-san' nennen?", fragte sie den Youkai mit freundlicher Stimme weiter, doch diesmal kam nicht mal ansatzweise eine Reaktion zurück. Hätte es sich bei ihrem Gesprächspartner um Inu Yasha gehalten, hätte Kagome ihm jetzt wohl ordentlich die Meinung gegeigt, doch für so was war Subaru sicherlich der Falsche gewesen. Zudem schien Kagome zu ahnen, warum sich der Youkai im Moment noch abweisender zeigte als beispielsweise ganz zu Anfang, als sie und die anderen in kennen gelernt hatten.

Zwar zögerte das Mädchen zunächst ein wenig, aber schließlich wagte sie es erneut, den Youkai vorsichtig anzusprechen und zwar genau auf das Thema, was sie schon ein paar Stunden beschäftigt hatte: "Euer Bruder... Ich habe gehört, er wäre seit 200 Jahren nicht mehr hier gewesen. Habt Ihr ihn seither auch nicht mehr gesehen?"

Doch wieder wartete Kagome vergeblich auf eine Reaktion. Subaru saß nach wie vor mit dem Rücken zu ihr auf dem Felsen. Das Mädchen senkte ein wenig den Blick.

"Ihr... habt kein so gutes Verhältnis zu ihm, was?", fragte Kagome weiter, doch diesmal reagierte Subaru auf das, was sie gesagt hatte. Aber wie er reagierte, damit hatte sie nicht wirklich gerechnet.

"Sag mal, was willst du eigentlich?!", fragte Subaru äußerst schroff, nachdem er sich zu dem Mädchen umgedreht hatte. "Geht dich das ganze überhaupt irgendetwas an? Nein! Das tut es nicht! Also nerv mich gefälligst nicht länger mit diesen unsinnigen Fragen und erwähne insbesondere nicht meinen Bruder! Ich halte mich aus dem raus, was er tut und er tut das Gleiche bei mir! Und damit ist das Thema erledigt! Überhaupt finde ich es absolut unverschämt, dass du dich traust, mich so einfach nach ihm auszufragen! Jetzt lass mich endlich in Frieden und hau wieder ab!"

Und damit drehte er ihr wieder den Rücken zu.

Sichtlich erschrocken war Kagome nach dieser Ansprache mehrere Schritte zurückgewichen. Auf eine derart schroffe Art und Weise hatte sie zuvor wohl noch niemand angefahren. Inu Yashas Verhalten war in der Vergangenheit zwar auch nicht immer das freundlichste gewesen, aber doch wieder ganz anders als Subarus. Mit ihren Fragen hatte Kagome bei dem Youkai ganz ohne Zweifel einen ziemlich wunden Punkt getroffen und im Nachhinein bereute sie es, dass sie ihn auf Seshiru angesprochen hatte.

"Entschuldigung. Ich wollte Euch nicht auf die Nerven fallen oder Euch kränken", erklärte Kagome leise, wandte sich wieder zum Gehen um und ging langsam wieder auf die kleine Tür in der Mauer zu. Dort angekommen, blieb sie zwar noch einen Moment lang stehen und schaute noch einmal zu Subaru zurück, doch dieser hatte nach wie vor den Rücken zu ihr gewandt.

Mit einem betrübten Blick trat Kagome schließlich aus der Tür hinaus und schloss diese hinter sich wieder.
 

Nach und nach waren in der Zwischenzeit bereits einige Inu-Youkai wieder zum Schloss zurückgekehrt. Besonders kritisch wurde dies von Inu Yasha beäugt, der schon seit einigen Stunden nicht mehr aus seinem Zimmer gekommen war. Er spähte nur hin und wieder durch die Schiebetür, die auf die Veranda führte, nach draußen auf den Hof und beobachtete das Geschehen.

"So was Blödes!", fluchte Inu Yasha in sich hinein. "Ich hätte mich doch nicht dazu breitschlagen lassen sollen, hierher zu kommen."

Keinesfalls hatte der Hanyou vielleicht Angst vor den anderen Inu-Youkai, aber praktisch so umringt zu sein von vollwertigen Youkai, gefiel ihm nicht wirklich. Zumal er auch gar nicht wusste, wie die hier alle so tickten. Sich an eine Aussage von Ashitaka zurückerinnernd, gab es hier sowohl ein wenig engstirnige Youkai, als auch solche, die eine relativ lockere Ansicht hatten. Die Frage war eben nur gewesen, inwiefern das stimmte. Es stellte sich schließlich die Frage, ob es nach außen hin bisher immer nur so schien, als wären einige Youkai hier wirklich tolerant, oder ob das in der Praxis wiederum ganz anders aussah. Und dass sein Vater hier ursprünglich das Sagen gehabt hatte, brachte Inu Yasha vielleicht nicht unbedingt automatisch einen Vorteil gegenüber den anderen. Der Hanyou machte für sich daher schon von vornherein klar, dass er besser keinem, den er nicht schon kannte, sein Vertrauen schenken sollte. Noch immer schaute er durch den Türspalt nach draußen und war scheinbar so sehr in diese Sache vertieft gewesen, dass er gar nicht mitbekam, wie sich jemand über die Veranda allmählich seinem Zimmer näherte und schließlich auch von diesem angesprochen wurde: "Hey, Inu Yasha! Was ist los mit dir? Du siehst aus wie ein Tier, das auf der Lauer liegt."

Inu Yashas Ohren hatten sofort gezuckt. Der Hanyou hatte die Stimme erkannt, es war die von Ashitaka gewesen. Als er ihn entdeckte, öffnete Inu Yasha die Schiebetür etwas weiter, um besser mit dem Youkai reden zu können. Dabei behielt er aber weiterhin den Hof im Auge.

"Eine Frage, Ashitaka: Wie viele von euch sind bereits zurückgekommen?", fragte der Hanyou nach einem Moment prüfend.

"So einige", antwortete Ashitaka. "Aber alle sind es noch nicht. Das kann wohl auch noch etwas dauern, schließlich könnten sie sich so ziemlich überall aufhalten."

Mit skeptisch hochgezogener Augenbraue fragte Inu Yasha daraufhin weiter: "Aber wissen die, die bereits hier sind, denn auch, dass ihr nicht allein seid?"

Diese Frage wurde von Ashitaka eindeutig bejaht: "Dass du und die anderen hier sind, wissen sie bereits, ja. Besser, man erzählt es ihnen gleich, damit es später nicht eventuell zu irgendwelchen Missverständnissen kommt."

Daraufhin nahm Inu Yashas Gesicht einen etwas eigenartigen Ausdruck an. Es wirkte ein wenig so, als fühlte er sich nunmehr von allen Seiten beobachtet, sogar regelrecht bespitzelt. Ashitaka entging nicht, dass den Hanyou etwas beschäftigte und er konnte sich auch sehr gut vorstellen, was das gewesen war.

"Jetzt schau nicht so! Sie werden dich schon nicht beißen", meinte der Youkai schließlich, hockte sich zu Inu Yasha auf den Boden und gab ihm einen kräftigen Klaps auf die Schulter. Kurzzeitig schwankte Inu Yasha ein wenig, zumal er auf diese Aktion auch überhaupt nicht vorbereitet gewesen war.

"Jetzt hör aber mal auf!", entgegnete er betont, nachdem er sein Gleichgewicht wieder gefunden hatte. "Du tust ja gerade so, als hätte ich Schiss vor denen! Damit eines klar ist: Ich habe KEINE Angst!"

Ashitaka behielt jedoch sein Lächeln bei und entgegnete: "Das habe ich auch nicht behauptet."

Nichts desto trotz schaute Inu Yasha noch immer etwas beleidigt drein, obwohl er eigentlich wusste, dass Ashitaka sich nicht über ihn lustig machen wollte.

"Ihr beiden versteht euch ja scheinbar sehr gut", hörten die beiden plötzlich eine weibliche Stimme sagen und wandten sich entsprechend um. Da entdeckten sie Ashitakas Mutter Sakura auf der Veranda, die gerade auf sie zukam. Ashitaka schien über ihr Auftauchen jedoch ein wenig überrascht zu sein.

"Mutter! Was machst du denn hier?", fragte er Sakura daher leicht verdutzt, woraufhin sie gespielt beleidigt erwiderte: "Was denn? Darf ich mich hier etwa nicht frei bewegen? Schließlich lebe ich ebenfalls hier."

"Ach, Mutter... Du weißt, was ich gemeint habe...", entgegnete Ashitaka trocken und sein momentaner Gesichtsausdruck brachte Sakura unweigerlich leicht zum Lächeln.

"Nun, ich gebe zu, ich habe dich gesucht, Ashitaka", sagte sie schließlich und ihre Stimme hatte nunmehr einen etwas bedrückten Unterton angenommen. Ihr Blick richtete sich kurz auf die anderen Inu-Youkai, die sich noch auf dem Hof befanden.

"Mutter?" Ashitaka, der bis eben noch neben Inu Yasha auf dem Boden gehockt hatte, stand nun wieder auf.

Sakura entwich ein leises, und kaum hörbares Seufzen, als sie sich wieder ihrem Sohn zuwandte: "Weißt du, ich weiß zwar nicht, wie lange es noch dauern wird, aber sicherlich werden solche Kämpfe wie heute auch in naher Zukunft stattfinden. Ich habe mitbekommen, was unter anderem Tôya heute zugestoßen ist. Und ich möchte dich einfach noch mal bitten, vorsichtig zu sein."

Irgendwie hatte Ashitaka geahnt, dass seine Mutter in zur Vorsicht ermahnen wollte. Das verwunderte ihn jedoch nicht.

"Ich habe es dir doch schon mal gesagt, ich passe schon auf mich auf", versuchte er sie zu beruhigen. Sakura senkte daraufhin leicht den Blick.

"Es ist ja auch nicht so, dass ich dir nicht vertrauen würde", entgegnete sie ruhig und legte ihre rechte Hand behutsam an die linke Wange ihres Sohnes. "Ich mache mir lediglich Sorgen. Ein Kampf hat schließlich immer etwas Gefährliches an sich. Dein Vater, Friede seiner Seele, hat dies auch zu spüren bekommen. Und ebenso Inu no Taishou."

Auch, wenn sie es selbst nicht zugab, aber Sakura beschäftigte sowohl der Tod ihres Gemahl als auch der von Inu no Taishou noch immer. Ashitaka ging es in der Hinsicht jedoch auch des Öfteren nicht anders.

"Ich weiß. Keine Angst, ich werde vorsichtig sein", sagte er daher beruhigend und nahm die Hand seiner Mutter sanft in seine. Sakura lächelte leicht und nickte einmal. Beobachtet wurden die beiden die ganze Zeit über von Inu Yasha. Und während er Ashitaka und dessen Mutter so beobachtete, musste der Hanyou unwillkürlich an seine eigene Mutter zurückdenken. In diesem Moment bemerkte er auch dieses merkwürdige Gefühl in seinem Inneren. Ein Gefühl, das er schon öfters gehabt hatte, wenn er an seine Mutter gedacht hatte. Und auch, wenn er es wohl niemals offen zugeben würde, er vermisste sie. Und nur zu gut konnte sich Inu Yasha besonders an jenen Tag zurückerinnern, als er seine Mutter zum ersten Mal hatte weinen sehen, weil sie Angst um seine Zukunft gehabt hatte und wusste, wie schwer sein Leben an vielen Punkten wohl verlaufen würde. Weil er ein Hanyou war...
 

Die Zeit schritt weiter voran und mittlerweile verschwand die Sonne allmählich hinter den Baumkronen. Es war inzwischen etwa eine Stunde vergangen, seit Kagome das Gespräch mit Subaru gesucht hatte, und selbst jetzt noch ließ ihr diese Sache keine Ruhe. Auch auf die Gefahr hin, dass sie bei ihm erneut wieder nur auf Granit beißen würde, wollte sie dennoch noch einmal versuchen, mit ihm zu sprechen. Also hatte sich Kagome erneut auf den Weg gemacht, in der Hoffnung, dass sich der Youkai noch dort befand, wo sie ihn vorhin schon angetroffen hatte und sie hatte tatsächlich Erfolg. Jetzt stand Kagome wieder nur wenige Meter von Subaru entfernt. Er schien sich während der ganzen Zeit kein bisschen von der Stelle bewegt zu haben. Nach wie vor saß er auf dem Felsen, auf dem er auch schon vorhin gesessen hatte.

"Ich hatte gehofft, dass Ihr noch hier seid", fing Kagome schließlich an zu sprechen. "Ich... ich wollte mich nämlich noch mal für vorhin entschuldigen. Ich hätte Euch nicht so über Euren Bruder ausfragen dürfen. Es tut mir ehrlich Leid."

Abwartend beobachtete Kagome, ob und inwiefern Subaru auf das, was sie gesagt hatte, reagieren würde. Doch da kam nichts. Er saß nur schweigend mit dem Rücken zu ihr auf dem Felsen und zuckte nicht einmal mit einem Muskel.

Kagome senkte den Blick. Anscheinend würde sie bei Subaru wirklich nichts erreichen. Dieser Gedanke betrübte sie zugegebenermaßen etwas, aber was sollte sie schon dagegen tun? Wenn er nicht mit ihr reden wollte, konnte sie ihn schließlich schlecht dazu zwingen. Also kehrte Kagome dem Youkai nun wieder unverrichteter Dinge den Rücken zu, um zu gehen. Doch kaum, dass sie drei Schritte getan hatte, hörte sie plötzlich Subarus Stimme in einem ungewohnt ruhigen Ton sagen: "Ich stand mein Leben lang in seinem Schatten."

Abrupt war Kagome wieder stehen geblieben. Zuerst drehte sie nur ihren Kopf wieder zu Subaru zurück, wandte sich ihm dann aber wieder ganz zu, als er weiter sprach, sie dabei jedoch weiterhin nicht ansah: "Unsere Mutter starb als ich noch klein war. Um die Anerkennung meines Vaters habe ich mich jedoch nie geschert. Er und Seshiru... Bei ihnen konnte man ganz deutlich erkennen, dass sie Vater uns Sohn gewesen sind, sowohl vom Aussehen her als auch im Charakter. Ich hingegen war ganz anders als die beiden. Dementsprechend schlecht war meine Beziehung zu ihnen. Von daher habe ich es schon damals vorgezogen lieber allein zu sein. Wenn man schon innerhalb der eigenen Familie das Gemeinschaftsleben meidet, eben weil man es nie wirklich gelernt hat, fällt es einem nicht unbedingt leicht, es außerhalb anders zu machen. Zumindest war dies bei mir der Fall."

Subaru brach kurz ab, aber anschließend drehte er sich doch noch zu Kagome um. Mit einem Blick, der zugleich die übliche abweisende Kühle enthielt, diesmal jedoch auch etwas eigenartig verbittertes an sich hatte, sprach er weiter: "Ich bin schon früher stets hierher gekommen, wenn ich mal allein sein wollte. Hm! Es mag vielleicht albern klingen, aber ich habe auch deshalb mit dem Bogenschießen angefangen, weil ich mich speziell im Kampf von den anderen unterscheiden wollte, insbesondere von meinem Vater und meinem Bruder."

Kagome hatte dem ganzen stumm und aufmerksam zugehört. "Ward Ihr denn wirklich immer allein?", fragte sie nach einem Moment vorsichtig. Subaru nickte einmal und antwortete: "Die meiste Zeit, ja. Weißt du, ich habe nie viel Wert auf die Gesellschaft anderer gelegt. Ich habe sie auch gar nicht benötigt. Und die anderen haben es mir in der Hinsicht auch nicht unbedingt schwer gemacht. Als unser Vater starb, hat Seshiru auf einmal angefangen, sich unserem Oyakata-sama gegenüber hin und wieder äußerst rebellisch zu zeigen, was schließlich darin gipfelte, dass er ihn sogar zum Kampf herausforderte. Noch eine längere Zeit später war diese Sache unter anderem das Gesprächsthema Nummer eins. Und nachdem Seshiru von Inu no Taishou verbannt worden war, galt ich von da an bei vielen nur noch als der Bruder eines Verräters. Und Verräter werden für gewöhnlich geschnitten. Die einzigen, mit denen ich mal ein Wort gewechselt habe, waren Ashitaka-sama oder Tôya. Und auch Inu no Taishou, aber das war natürlich auch nur bis zu seinem Tod so. Und was Sesshoumaru-sama angeht... Er hat ja nie sonderlich viel mit anderen gesprochen. Jedenfalls kann ich mich nicht an etwas in der Art erinnern."

Nachdem Subaru geendet hatte, ruhte Kagomes Blick auch weiterhin auf dem Youkai. Noch einmal ließ sie sich das, was er ihr eben erzählt hatte durch den Kopf gehen und sie begann allmählich, ihn zu verstehen.

>Kein Wunder, dass er anderen gegenüber meist so abweisend ist. Wenn er praktisch immer allein gewesen ist...<

Kagome kam nun ein paar Schritte näher, bis sie fast direkt neben Subaru stand.

"Sagt mir, und hasst Ihr Menschen und Halbdämonen wirklich so sehr?", fragte sie nach einem Moment etwas zögerlich. "Mir kam das bei unserer ersten Begegnung jedenfalls so vor. Oder... habe ich mich getäuscht?"

Als Subaru seinen Blick nun zu dem Mädchen umwandte, hatte der Ausdruck in seinen Augen ein wenig was von Überraschung in sich. Doch kurz darauf antwortete er im ruhigen Ton: "Ich gebe zu, dass ich in der Vergangenheit durchaus etwas für mein schlechtes Image getan habe. Nimm es mir nicht übel, denn eigentlich hatte ich nie was gegen dich oder deine Freunde."

Kaum, dass er das gesagt hatte, schnippte Kagome einmal mit dem Finger.

"Ha! Irgendwie habe ich mir das schon gedacht", sagte sie und ihre nunmehr sehr aufgeschlossene Art und Weise, mit ihm zu reden, machte Subaru zunächst zugegebenermaßen ein wenig ratlos. Kagome jedoch lächelte freundlich und sprach weiter: "Nun ja, ich meine, Ihr habt mir schließlich bereits zweimal sehr geholfen. Das war auch der Grund, weshalb ich nicht daran geglaubt habe, dass Ihr so kalt und voller Abneigung seid, wie es zunächst vielleicht den Anschein gemacht hat. Ich habe irgendwie gespürt, dass Ihr eigentlich ein ganz anderer seid. Dass Ihr eigentlich sehr freundlich seid, meine ich."

Zuerst erwiderte Subaru nichts auf das, was Kagome eben gesagt hatte. Er schaute sie nur stumm an, als wollte er sie fragen: "Meinst du das ernst oder machst du dich über mich lustig?" Doch Kagome machte sich nicht über ihn lustig, dass bemerkte Subaru recht schnell.

"Hm… Ich bin überrascht. So was hat mir bisher keiner gesagt", entgegnete er schließlich auf ihre Aussage hin. Kagome behielt ihr Lächeln bei.

"Ach! Und danke übrigens", fügte sie noch hinzu.

"Wofür?", fragte Subaru neugierig zurück.

"Dafür, dass Ihr mir mehr über Euch erzählt habt", antwortete Kagome. "Das war eigentlich alles gewesen, was ich wollte. Mich einfach mal in Ruhe mit Euch unterhalten und zumindest ein wenig verstehen, was Ihr denkt, Subaru-san. Ach! Ich weiß, das habe ich Euch zwar vorhin schon mal gefragt, aber darf ich Euch so nennen? Ihr hattet mir ja keine Antwort gegeben."

Subaru wirkte noch immer ein wenig überrascht, doch nach einem kurzen Moment lächelte er sogar leicht, während er dem Mädchen schließlich antwortete: "Wenn du möchtest."

Es war irgendwie eigenartig gewesen. Noch nie hatte sich Subaru so mit einem Menschen unterhalten. Eigentlich war er bisher so gut wie keinem Menschen über den Weg gelaufen. Zum einen lag das daran, dass sich nur selten welche von ihnen in diese Teile des Landes verirrten und Subaru selbst hat die westlichen Länder bisher noch nie verlassen. Aber anders, als er es sich vielleicht immer vorgestellt hatte, konnte man mit Menschen durchaus gute Gespräche führen. Zumindest machte Kagome auf ihn nunmehr einen durchaus guten Eindruck, nachdem er sie etwas besser kennen gelernt hatte. Hätte man ihm zuvor erzählt, dass er sich mal so mit einem Menschenmädchen unterhalten würde, hätte Subaru das garantiert nicht geglaubt, aber Kagome hatte etwas an sich, was sie von vielen anderen Menschen unterschied. Ob es hauptsächlich daran lag, dass sie die Wiedergeburt einer Miko gewesen war oder ob es schlicht und einfach ihre Art lag, schien im Nachhinein jedoch egal gewesen zu sein. Und die Sympathie, die Subaru nunmehr für Kagome übrig zu haben schien, beruhte ganz offensichtlich auf Gegenseitigkeit. Denn auch Kagome schien der Youkai nun wirklich sympathisch gewesen zu sein. Sie konnte es sogar kaum erwarten, ihren Freunden von ihrem Gespräch mit Subaru zu erzählen, damit auch sie erkennen würden, dass er eigentlich kein schlechter Kerl war. Als Subaru aber plötzlich seinen Kopf hob und von seinem momentanen Sitzplatz aufstand, wirkte Kagome verunsichert.

"Was ist los? Was habt Ihr?", fragte sie den Youkai, dessen Gesichtsausdruck nunmehr wieder ernst geworden war. Er schien auf irgendetwas hinter Kagome zu schauen, also drehte sich das Mädchen dementsprechend um. Da erkannte sie, was oder besser gesagt wen Subaru entdeckt hatte: nämlich seinen älteren Bruder, der mit dem Rücken an der Mauer lehnte und die beiden scheinbar beobachtete. Wie lange er jedoch eventuell schon dastand, vermochte Kagome nicht zu sagen.

"Wie süß! Mein kleiner Bruder pendelt bei einem Menschenmädchen an. Hast du etwa vor, Inu Taishou-samas und Sesshoumaru-samas Beispiel zu folgen?", fragte Seshiru seinen jüngeren Bruder sogleich, nachdem er mitbekommen hatte, dass er von diesem entdeckt worden war. Doch Subaru antwortete nicht auf die Frage, sondern bedachte den Älteren nur mit einem kühlen Blick. Seshiru zog prüfend eine Augenbraue hoch.

"Was soll denn dieser Blick?", fragte er unschuldig und näherte sich nun Subaru und Kagome, wobei er das Wort jedoch weiterhin an Subaru richtete: "Sollten wir nicht etwas freundlicher miteinander umgehen? Wir sind doch schließlich eine Familie."

Abrupt entwich Subaru ein leises Knurren.

"Tu nicht so, als würdest du plötzlich Wert auf Familiensinn legen, Seshiru!", erwiderte er mit scharfer Stimme, dass es sogar Kagome kurzzeitig etwas kalt den Rücken runter lief. Als sich Seshiru ihr und Subaru schließlich auf gerade mal zwei Meter genähert hatte, trat das Mädchen ein wenig zurück und stellte sich direkt neben Subaru. Dies tat sie wahrscheinlich auch irgendwie automatisch, hatte sie in brenzligen Situationen auch schon des Öfteren die Nähe von Inu Yasha gesucht. Zwar beobachtete Seshiru Kagome einen Moment lang ganz genau, widmete sich aber gleich wieder seinem jüngeren Bruder.

"So jung und schon so verbittert", entgegnete er auf dessen zuvor gemachte Aussage mit gespielten Bedauern. "Das hast du nicht von unserer Mutter, das steht fest. Obwohl du ihr ansonsten in vielerlei Hinsicht ähnelst."

Und kaum, dass er das gesagt hatte, wurde der Ausdruck in seinen Augen ein wenig merkwürdig und hatte schon beinahe etwas hinterhältiges an sich. Es war unheimlich und beunruhigte Kagome zugegebenermaßen schon irgendwie. Dieses Gefühl wurde insbesondere dadurch nicht besser, als Seshiru erneut das Wort an Subaru richtete: "Finde dich besser damit ab, Subaru. Du kannst nicht ewig vor den Tatsachen davonlaufen. Wir beide sind und bleiben Brüder. Gewöhn dich an den Gedanken, auch, wenn dir das nicht passt. Du bist immerhin kein kleines Kind mehr. Es wird allmählich Zeit, dass du diese rebellische Art endlich an den Nagel hängst."

"Das sagt der Richtige", entgegnete Subaru sarkastisch. "Ich bin es schließlich nicht gewesen, der damals von hier verbannt worden war."

Doch darauf erwiderte Seshiru zu Kagomes Überraschung nichts. Stattdessen setzte er nur dieses undefinierbare Lächeln auf, ehe er auch schon völlig überraschend kehrt machte und genauso schnell wieder von der Bildfläche verschwand, wie er zuvor aufgetaucht war. Doch Subarus Blick ruhte noch lange auf der kleinen Tür an der Mauer, durch die sein Bruder schlussendlich gegangen war.

"Subaru-san? Ist... alles in Ordnung?", sprach Kagome den Youkai schließlich vorsichtig an. Dieser schien daraufhin abrupt aus seinen Gedanken gerissen worden zu sein, doch nickte er auf die Frage des Mädchens hin und antwortete ruhig: "Sicher. Es ist nicht das erste Mal gewesen, dass er mit so einer Ansprach angekommen ist. Ignorier ihn am besten einfach."

Kagome nickte leicht. Scheinbar war dies wirklich das beste, was sie und auch ihre Freunde hinsichtlich Seshiru machen konnten. Am besten wäre es wohl auch, sie gingen im gänzlich aus dem Weg.

"Kagome, was machst du denn hier?"

Als Kagome ihren Namen gehört hatte, hatte sie sich sofort umgewandt und entdeckte nun Inu Yasha auf der Mauer hockend und zu ihr und Subaru rüberschauend. Doch kaum, dass der Hanyou den Youkai ebenfalls ins Auge gefasst hatte, nahm sein Gesicht einen merkwürdig skeptischen Ausdruck an, der auch Kagome kurzzeitig traf. Diese jedoch grüßte Inu Yasha fröhlich: "Oh! Hallo, Inu Yasha. Ich habe mich nur ein wenig mit Subaru-san unterhalten."

"So? Schon wieder?", fragte Inu Yasha äußerst prüfend, sprang von der Mauer und kam auf die beiden zu. Subaru schien irgendwie zu ahnen, dass er im Moment wohl irgendwie überflüssig war, zumal Inu Yasha ihm ohnehin nicht sonderlich freundlich gesonnen zu sein schien.

"Nun gut, ich werde mich dann erstmal wieder zurückziehen", sagte Subaru daher an Kagome gerichtet, wandte sich im Weggehen aber noch mal sowohl an sie als auch an Inu Yasha: "Ich wünsche euch beiden noch eine erholsame Nacht."

"Wünsche ich Euch auch. Bis dann!", entgegnete Kagome mit einem freundlichen Lächeln und folgte Subaru noch eine Weile mit ihrem Blick, ehe er aus der Tür an der Mauer getreten und aus ihrer Sicht verschwunden war. Doch kaum war der Youkai weg gewesen, nahm Inu Yasha das Mädchen regelrecht ins Kreuzverhör.

"Wie kannst du dich nur so völlig bedenkenlos mit diesem Kerl unterhalten, Kagome?", fragte er schon beinahe vorwurfsvoll, doch Kagome winkte sofort ab.

"Jetzt stell dich doch nicht so an!", entgegnete sie. "Du tust ja gerade so, als hätte ich mich mit sonst wem unterhalten. Außerdem war Subaru-san sehr freundlich. Ich habe dir und den anderen doch gesagt, dass er kein so übler Kerl ist."

"Ich glaub 's einfach nicht! Kaum, dass er dir mal geholfen hat, setzt du ihm gleich einen Heiligenschein auf den Kopf!?"

Inu Yasha war wirklich fassungslos gewesen, zumal er sich noch sehr gut an Subarus Äußerungen den Freunden gegenüber erinnern konnte. Doch in seinen Augen schien dies für Kagome scheinbar keinerlei Rolle mehr zu spielen und gerade das wollte ihm partout nicht in den Kopf. Allerdings war dies eventuell nicht der Hauptgrund für Inu Yashas entrüstete Haltung gewesen. Zu diesem Verdacht kam auch Kagome recht schnell und fragte den Hanyou daher prüfend: "Was ist denn los mit dir? Hat Miroku-sama etwa doch Recht und du bist tatsächlich ein wenig eifersüchtig?"

Für einen kurzen Moment starrte Inu Yasha zwar etwas perplex drein, stritt aber sogleich energisch ab: "Ich und eifersüchtig?! Tse! Und wovon träumst du nachts?!"

Doch trotz dieser Äußerung glaubte Kagome, nun einen leichten roten Schleier auf dem Gesicht des Hanyou zu erkennen. Vergnügt lächelte sie, ehe sie wieder das Wort ergriff: "Apropos Nacht! Es wird so langsam dunkel. Gehen wir in unsere Zimmer, okay?"

Und damit schritt das Mädchen schon an Inu Yasha vorbei, aber so einfach wollte er sich von ihr nicht abservieren lassen. Also folgte er ihr sofort und löcherte sie weiter mit seinen Fragen: "Hey! Einfach so abhauen gilt nicht, Kagome! Ich will jetzt wissen, was da zwischen euch abgelaufen ist! Was war zwischen dir und diesem Kerl?"

"Was soll denn bitte gewesen sein? Wir haben uns nur unterhalten. Das habe ich dir doch eben schon gesagt", antwortete Kagome wahrheitsgetreu, doch um Inu Yasha zu überzeugen reichte es wohl noch nicht. Er wollte wohl alles ganz genau wissen und ließ es daher nicht nehmen weiterzufragen: "Und worüber habt ihr geredet? Sag schon! Jetzt lass dir doch nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen! Spuck 's endlich aus!"

So langsam wurde es auch Kagome ein wenig zu bunt. Inu Yasha war mal wieder dabei gewesen, maßlos zu übertreiben. Und um diesem Gezeter endlich einen Riegel vorzuschieben, tat sie einfach das, was sie in solchen Situationen meistens tat. Also blieb sie kurz stehen, drehte sich zu Inu Yasha um und sagte völlig ungeniert: "Osuwari!"

Und damit war das lästige Verhör erstmal beendet gewesen.
 

"Das war ja mal wieder ein Tag... Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes hundemüde", meinte Ashitaka und streckte einmal seine Arme in die Höhe. Zusammen mit Tôya befand er sich in Tôyas Zimmer und die beiden pflegten wie so oft vor der Nachtruhe noch ein kleines Plauderstündchen zu halten.

"Dann warte erstmal ab", entgegnete Tôya ein wenig amüsiert über den müden Anblick, den Ashitaka ihm gerade bot. "Denn mit Sicherheit wird es in Zukunft noch des Öfteren so ablaufen wie heute."

"Ja, mag schon sein, aber dann hoffentlich mit weniger Blessuren", erwiderte Ashitaka, wobei er das Thema indirekt auch auf Tôyas Verletzung gelenkt hatte. Prüfend steckte Tôya daraufhin seine rechte Hand unter seinen Kimono und befühlte vorsichtig den Verband an seiner linken Schulter.

"Ich schätze, in gut zwei Tagen müsste die Wunde zu einem großen Teil wieder verheilt sein", meinte Ashitaka optimistisch. "Gut, dass so was bei uns Dämonen grundsätzlich nicht lange dauert. Ich glaube, die längste Zeit, die du mal wirklich außer Gefecht gesetzt warst, lag bei drei Tagen, oder?"

Tôya nickte. "Stimmt. Das lag aber auch nur daran, dass ich damals nicht richtig aufgepasst habe."

In Bezug auf dessen wirkte Ashitaka plötzlich etwas nachdenklich, während Tôya sich nun seiner beiden Kimono-Oberteile entledigte und Ashitakas Blick dabei automatisch auf den Rücken seines Kameraden gelenkt wurde. Die Bisswunde an der Schulter wurde zwar durch den Verband abgedeckt, doch einige kleinere Wunden, die schon ein wenig verheilt waren, lagen frei. Es waren die Verletzungen, die die Krallen der feindlichen Dämonen verursachte hatten, als sie sich auf Tôya gestürzt und ihn auf dem Boden festgehalten hatten.

"Das hätte diesmal aber wirklich ganz schön böse enden können, Tôya. Viel hätte sicher nicht mehr gefehlt", sagte Ashitaka nach einem Moment, wobei seine Stimme einen, für Ashitaka eher ungewohnten Unterton von Ernsthaftigkeit angenommen hatte.

"Keine Sorge", entgegnete Tôya beruhigend. "So schnell werden du und die anderen mich schon

nicht los. Eigentlich müsste ich mir doch mehr Sorgen um dich machen."

Verblüfft zog Ashitaka daraufhin eine Augenbraue hoch. "Wie jetzt?"

"Na, du warst es doch selbst, der mir mal erzählt hat, wie Sesshoumaru-sama dich einmal mit Tenseiga wiederbelebt hat, nachdem du in einem Kampf den kürzeren gezogen hattest", antwortete Tôya, während er seine Kimono-Oberteile zur Seite gelegt hatte. Seine Aussage hatte in Ashitaka sofort wieder eine recht unangenehme Erinnerung geweckt; die Erinnerung an seinen, schon seit gut einem Jahr zurückliegenden Kampf gegen Narakus Abkömmling Kuromaru, in welchem Ashitaka von diesem getötet worden war. Glücklicherweise hatte Sesshoumaru seinen Cousin jedoch gerettet (siehe "Abenteuer im Mittelalter", Kapitel 24 & 25). Aber der doch etwas schelmische Blick von Tôya ließ Ashitaka nun doch etwas beleidigt eine Schnute ziehen.

"Das wirst du mir noch ewig vorhalten, oder?", fragte der Jüngere, doch sein Kamerad lachte nur einmal kurz auf, ehe er schließlich mit ruhiger Stimme weiter sprach: "Übrigens, danke, dass du Miyuki heute gerettet hast."

Dass Tôya sich bei ihm bedankte, kam für Ashitaka zugegebenermaßen doch ein wenig überraschend.

"Du musst dich deswegen doch nicht bei mir bedanken. Das war doch selbstverständlich", entgegnete er abwinkend. Aber kaum, dass er das gesagt hatte, nahm Tôyas Gesicht mit einem Mal einen merkwürdig nachdenklichen Ausdruck an. Nicht nur während dieses Gesprächs, auch schon zuvor war Ashitaka ab und zu aufgefallen, dass seinen Kameraden schon eine Weile etwas beschäftigen musste. Jetzt sprach er ihn auch endlich darauf an: "Tôya, seit einiger Zeit, werde ich das Gefühl nicht los, dass du mit deinen Gedanken hin und wieder ganz woanders bist. Genauer gesagt, seit wir wieder hier sind, wie zum Beispiel gestern Abend. Aber auch schon während unseres Weges hierher hast du dich auch mal etwas merkwürdig benommen. Ich meine damit die eine Frage, die du mir während der einen Nacht gestellt hast. Ich habe zwar eine Vermutung, dass die Gründe für dein Verhalten darin liegen, doch möchte ich nach Möglichkeit doch gerne von dir selbst hören, ob ich richtig liege."

Zuerst wirkte Tôya zwar ein wenig überrascht über diese direkte Ansprache und die klare Verdachtsäußerung seitens Ashitaka, aber so war der Jüngere nun mal. Immer direkt und ohne Scheu sagte er stets das, was ihm im Kopf herumspukte. Tôya senkte nun ein wenig den Blick.

"Hm! Dir was vormachen zu wollen, wäre wohl reine Zeitverschwendung, was?", fragte er Ashitaka, der wie selbstverständlich erwiderte: "Was erwartest du? Du bist mein bester Freund. Es wäre daher nur angebracht, wenn ich bemerke, dass dich etwas beschäftigt."

Tôya entgegnete zunächst nichts darauf, sondern schritt stattdessen zu der Schiebetür, die auf die Veranda hinausführte und öffnete sie ein wenig. Die klare Nachtluft drang nun in das Zimmer hinein.

"Sag mal Ashitaka, was hältst du eigentlich von dieser ganzen Sache?", sagte Tôya schließlich. "Ich meine das mit Sesshoumaru-sama. Er hatte doch eigentlich noch nie viel für Menschen übrig, jedenfalls nicht, solange ich ihn kenne. Als du mir erzählt hast, dass er sich um ein kleines Mädchen kümmert, war ich schon ziemlich erstaunt. Aber jetzt..."

Er machte eine kurze Pause, in der er sich wieder zu Ashitaka umwandte und dann weiter sprach: "Du hast in dem letzten Jahr, seit du wieder hier bist, nie erwähnt, dass er in der Zwischenzeit ein sterbliches Menschenmädchen zu seiner Gefährtin genommen hat."

Das war genau das gewesen, was Ashitaka vermutet hatte. In gewisser Weise war ihm zwar schon ein wenig unwohl dabei, sich jetzt über dieses Thema auszulassen, aber totschweigen konnte man es zum gegebenen Zeitpunkt auch nicht mehr.

"Das ist ja eigentlich auch eine Sache, die lediglich Sesshoumaru und Kimie-chan etwas angeht", antwortete der Jüngere nach einem Moment. "Im Grunde wollte ich es dir oder den anderen auch nicht sagen und stattdessen warten, dass Sesshoumaru von sich heraus etwas gesagt hätte, wäre er in naher Zukunft von sich heraus wieder hierher zurückgekommen. Aber das hat sich ja jetzt von selbst erledigt und bald dürfte wohl jeder hier Bescheid wissen."

"Glaubst du, das geht gut?", fragte Tôya sogleich, woraufhin Ashitaka doch ein wenig unschlüssig dreinschaute. Er schien sich aber nicht so recht dazu äußern zu wollen. Nichts desto trotz, sprach Tôya schließlich weiter: "Ashitaka, du weißt, ich hatte und habe nichts gegen Menschen, aber was diese Sache angeht, mache ich mir doch so meine Gedanken. Dieses Mädchen ist sterblich, wie schon gesagt."

Ashitakas Blick wurde ernster. Natürlich wusste er ganz genau, worauf Tôya hinaus wollte und um ehrlich zu sein, behagte es ihm nicht gerade, darüber nachzudenken. Zwar schien das auf eine gewisse Art und Weise auch auf Tôya zuzutreffen, doch hinderte es diesen nicht daran, sich weiter zu dem Thema zu äußern: "Diese Geschichte hat keine Zukunft, Ashitaka, das weißt du genauso gut wie ich und sicherlich weiß das auch Sesshoumaru-sama. Umso mehr verwundert mich sein Verhalten. Dieses Mädchen... Auf die Dauer wird sie nicht an seiner Seite bleiben. Genau wie alle Menschen wird auch sie sich irgendwann ihrem Los der Sterblichkeit beugen müssen, daran führt nun mal kein Weg vorbei. Und Inu Yasha... Er hat eine solche Erfahrung doch schon mit seiner sterblichen Mutter gemacht. Er war doch sicher praktisch noch ein Kind, als sie starb. Inu no Taishou muss doch gewusst haben, dass es so kommen würde, und dennoch..."

Wieder entstand eine kurze Pause, in der keiner der beiden Youkai etwas sagte, sondern sich nur schweigend gegenüberstanden. Eine bedrückende Stille lag in der Luft, bis schließlich Ashitaka wieder das Wort ergriff: "Es ist ja aber schließlich nicht so, dass sowohl Sesshoumaru als auch Inu no Taishou es sich so ausgesucht hätten. Es ist eben passiert. Was soll man dagegen machen? Außerdem konnte keiner ahnen, dass Inu no Taishou so früh sterben würde. Es war eine Verkettung von unglücklichen Ereignissen, die zu diesem Ergebnis geführt haben. Ansonsten hätte er sich nach dem Tod seiner menschlichen Gemahlin garantiert um Inu Yasha gekümmert."

Tôya senkte ein wenig den Blick, ehe er kurz darauf durch die geöffnete Schiebetür zum nachtblauen Sternenhimmel hinauf sah.

"Das bestreite ich auch nicht, aber Menschen und Dämonen können trotzdem nicht zusammen sein", sprach er weiter. "Jedenfalls nicht für lange. Es ist eine vergleichbar lächerlich kurze Zeit, die eine solche Verbindung halten wird, wenn sie denn überhaupt zustande kommt. Warum Sesshoumaru-sama unter diesen Umständen dennoch den selben Weg gehen will, wie schon Inu no Taishou, will mir nicht in den Kopf."

"Aber auch wir als Dämonen sind nicht unsterblich", warf Ashitaka daraufhin ein. "Genauso wie so ziemlich jeder andere, können auch wir beispielsweise im Kampf getötet werden und andernfalls sterben auch wir irgendwann im hohen Alter. Wir sind nicht unverwundbar. Und diese Erfahrung durften inzwischen immerhin sowohl du als auch ich bereits machen."

In der Hinsicht hatte Ashitaka zweifellos Recht, das musste auch Tôya zugeben. Dennoch schien es so zu sein, dass ihn diese Geschichte einfach nicht loslassen wollte.

Ein leises Seufzen war schließlich von Ashitaka zu hören gewesen, ehe er wieder das Wort an seinen Kameraden richtete: "Du kanntest Sesshoumaru schon, da war ich noch gar nicht auf der Welt und wahrscheinlich ist es auch unnötig von mir, dir diesen Rat zu geben, aber... Das, was du mir eben erzählt hast, wiederhole das besser nicht noch mal insbesondere in der Gegenwart von Sesshoumaru. Diesen Rat gebe ich dir nicht, um dich vielleicht zurechtzuweisen, sondern, weil ich dein Freund bin, Tôya."

Und nachdem er Tôya diesen Rat gegeben hatte, schritt Ashitaka zur Tür und verließ das Zimmer, ohne eventuell eine Reaktion seitens seines Kameraden, der dem Jüngeren stumm mit seinem Blick gefolgt war, abgewartet zu haben.
 

Draußen auf dem Gang ging Ashitaka unterdessen das Gespräch mit Tôya noch mal gedanklich durch. Tôya war kein Verräter, das wusste Ashitaka ganz genau, doch seit dem Tod von Inu no Taishou schien er in so mancher Hinsicht kritischer geworden zu sein. Die Beziehung Inu no Taishous zu Izayoi, Inu Yashas Mutter, war in der Vergangenheit unter den verschiedenen Clan-Mitgliedern immer wieder ein Gesprächsthema gewesen. Der Großteil stand dem ganzen nach wie vor skeptisch gegenüber, hatte es im Nachhinein jedoch scheinbar akzeptiert. Aber der eine oder andere konnte mit alldem immer noch nicht wirklich etwas anfangen und vielleicht betraf das sogar den Großteil des Clans. Das hatte Ashitaka an diesem Tag auch wieder ab und zu mitbekommen, als er mal den einen oder anderen Youkai mit anderen Clan-Mitgliedern hatte reden hören, natürlich in Abwesenheit von Sesshoumaru. Es wurde getuschelt und auch die eine oder andere abfällige Bemerkung hatte er aufschnappen können, es jedoch erst mal unterlassen, Sesshoumaru eventuell davon zu berichten. Ärger in den eigenen Reihen war momentan echt das Letzte gewesen, was sie alle hatten gebrauchen können.

Während er sich auf dem Weg zu seinem Zimmer machte, dachte Ashitaka sehr intensiv über Inu no Taishou nach. Wie wäre es wohl gelaufen, wenn er nicht so früh gestorben wäre? Was hätte sich anders entwickelt und wie hätte es unter diesen Umständen heute ausgesehen? Zwar war Ashitaka selbst nicht mit dabei gewesen, doch hatte er davon gehört, wie Inu no Taishou gestorben war. Obwohl er bereits durch seinen Kampf gegen den Dämon Ryuukotsusei schwer verletzt worden war, musste er direkt danach erneut in den Kampf ziehen, um die Frau zu retten, die er geliebt hatte und welche seinen Sohn Inu Yasha auf die Welt gebracht hatte. Inu no Taishou starb im Kampf gegen einen Menschen und fand zusammen mit diesem den Flammentod, während Izayoi und Inu Yasha überlebten.

Abrupt schoss Ashitaka dieser Gedanke durch den Kopf. Noch war davon

zwar nichts eingetreten, doch zog er es durchaus in Erwägung, dass eben genau Inu Yasha schon sehr bald der Missgunst des einen oder anderen Inu-Youkai ausgesetzt werden könnte. Denn die Vermutung lag nicht fern, dass einige in dem Hanyou einen bedeutenden Faktor für den Tod ihres ehemaligen Herrn sehen würden und es eventuell sogar schon taten.
 

Aber auch ohne die Kenntnis über diese Vermutungen war insbesondere diese Nacht für Inu Yasha alles andere als ruhig und erholsam gewesen, denn er hatte einen merkwürdigen Traum, der eigentlich schon einem Albtraum gleichkam. Zwar war in diesem nichts besonderes zu erkennen gewesen, aber alles war in ein eigenartiges rotes Licht getaucht. Das war aber nicht alles gewesen. Wie ein stiller Beobachter, der nicht aktiv am Geschehen beteiligt war, schien Inu Yasha alles ganz genau mitzubekommen. Mitten in dieser erdrückenden Atmosphäre glaubte er nach einem Moment jedoch etwas zu sehen. Es war allerdings nur sehr schwer zu erkennen gewesen und sah lediglich aus wie ein schwacher Schatten. Plötzlich war da nur noch dieser ohrenbetäubende Lärm, als würde irgendetwas großes in sich zusammenfallen und mit diesem Lärm verschwand abrupt das Bild vor Inu Yashas Augen. Genau in diesem Moment wachte er auf.

"Was...?!"

Inu Yasha schlug die Augen auf. Hastig sah er sich um, doch er befand sich nach wie vor in seinem Zimmer in Sesshoumarus Schloss. Mit dem Rücken an der Wand lehnend saß er auf dem Boden, Tessaiga dabei wie üblich in seiner Hand haltend.

"Ein Traum... Es war nur ein Traum. Aber..."

Es war merkwürdig gewesen, aber Inu Yasha hatte das Gefühl, als wäre er soeben aus einem Flammenmeer herausgekommen. Was genau dieser eigenartige Traum zu bedeuten gehabt hatte, konnte er sich beim besten Willen nicht erklären. Das erneute Einschlafen fiel ihm auch nicht gerade leicht, doch zumindest wiederholte sich dieser Traum nicht, nachdem er endlich wieder eingeschlafen war. Dennoch blieb dieses merkwürdige Gefühl und wich auch so schnell nicht wieder von ihm.
 

Einige Stunden später kündigte sich allmählich der nächste Morgen an. Kimie staunte in gewisser Hinsicht ein wenig über sich selbst, dass sie bereits vor Morgengrauen wach und sogar ziemlich munter gewesen war. Nach dem Kampf vom Vortag hatte sie eigentlich erwartet, dass sie mindestens bis zum Mittag wie ein Stein durchschlafen würde. Auch Inuki war schon wach gewesen.

"Die Sonne ist noch nicht mal aufgegangen", bemerkte Kimie, als sie die Schiebetür, die zur Veranda hinausführte einen Spalt weit geöffnet hatte. Zwar erkannte man an der Farbe des Himmels, dass es so langsam hell wurde, doch die Sonne selbst war noch nicht zu sehen gewesen. Dennoch war es hell genug, dass man durchaus schon aufstehen konnte, obwohl es im Schloss noch mucksmäuschenstill gewesen war. Nichts desto trotz zog sich Kimie nun um, kämmte ihre Haare durch und machte sich ein wenig frisch. Anschließend verließ sie zusammen mit Inuki ihr Zimmer und wollte ein wenig nach draußen gehen, um die frische Morgenluft zu genießen. Allerdings schaute sie vorher noch einmal in Rins Zimmer vorbei. Ein kleiner Blick durch den Türspalt zeigte Kimie, dass das kleine Mädchen allerdings noch tief und fest schlief. Also schloss sie die Tür sogleich wieder und setzte mit Inuki ihren Weg fort. Möglichst leise ging sie die Gänge entlang, um nicht eventuell jemanden zu stören, bis sie schließlich an der Eingangstür angekommen war. Zu ihrer großen Überraschung hörte sie von draußen jedoch Stimmen. Neugierig und verblüfft zugleich öffnete Kimie daraufhin die Tür und staunte nicht schlecht, als sie Inu Yasha, Kagome und die anderen auf der Veranda an der Eingangstreppe stehen sah.

"Nanu? Ihr seid auch schon alle wach?", fragte Kimie verwundert, woraufhin auch die Gruppe auf das Mädchen aufmerksam wurde.

"Ah! Guten Morgen, Kimie!", grüßte Kagome ihre Cousine erfreut. "Na ja, irgendwie schien keiner von uns diesmal sonderlich lange schlafen zu können. Und eigentlich ist es doch bereits ein schöner Morgen."

Allerdings schien außer der kleinen Gruppe noch kein anderer wach gewesen zu sein, oder aber die anderen kamen einfach noch nicht aus ihren Zimmern.

"Aber ist euch das aufgefallen?", fragte Sango plötzlich prüfend. "Die Luft ist irgendwie so merkwürdig. Als hätte es geregnet."

Und tatsächlich mussten die anderen der Dämonenjägerin in der Hinsicht zustimmen.

"Eigenartig ist das schon", meinte Miroku nachdenklich. "Dabei hat es doch gar nicht geregnet."

"Vielleicht liegt das am Morgentau?", vermutete Kimie, obwohl sie sich das ehrlich gesagt selbst nicht so recht vorstellen konnte, während sie nun die Stufen der Eingangstreppe hinunterging. Die anderen folgten ihr in einem gewissen Abstand. Doch kaum war Kimie unten angekommen, entwich ihr abrupt ein kurzer Aufschrei, der auch sofort die Aufmerksamkeit der anderen erregte. Zuerst waren sie gleich in höchster Alarmbereitschaft, allerdings legte sich die Aufregung sofort wieder, als klar wurde, was das Mädchen so erschreckt zu haben schien.

"Mist! Wo kommt denn die Pfütze her?!", fluchte Kimie entnervt, während sie auf ihr linkes, im unteren Bereich vollkommen nasses Hosenbein schaute. Zumindest waren die anderen nun vorgewarnt und machten einen entsprechenden Bogen um die Pfütze, die sich direkt unterhalb der Eingangstreppe befand. Sie war zudem verhältnismäßig groß.

"Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Hat es heute Nacht vielleicht doch geregnet und wir haben nur nichts davon mitbekommen?", fragte sich Kagome nachdenklich und sprach damit genau das aus, was jeder im Moment wohl dachte. Aber eigentlich war das sehr abwegig gewesen, zumal es nirgendwo nass gewesen war, außer eben genau unterhalb der Treppe. Und während die kleine Gruppe noch etwas ratlos neben der scheinbar wie von Geisterhand aufgetauchten Pfütze stand, wagte sich Shippou nach einem Moment etwas näher an diese heran. Er riskierte einen kurzen, vorsichtigen Blick in das Wasser, sprang aber sofort völlig erschrocken wieder zurück und schrie auf: "Uaah!!"

Die anderen hatten sofort aufgehorcht.

"Was ist los mit dir, Shippou-chan?", fragte Kagome den kleinen Kitsune besorgt, der sich eiligst in die Arme des Mädchens flüchtete. Am ganzen Körper zitternd und mit wimmernder Stimme versuchte er zu sprechen: "Das ist... Das ist... Ich habe kein Spiegelbild mehr, Kagome! Bin ich gestern etwa doch gestorben und jetzt ein Geist?!"

Doch anstatt ihrem kleinen Freund darauf eine Antwort zu geben, starrten sich die anderen nur ziemlich ratlos an. So ganz wurden sie aus dem, was Shippou eben gesagt hatte nicht schlau.

"Was redest du denn da für einen Unsinn, Shippou?", fragte Inu Yasha schließlich etwas patzig und näherte sich nun seinerseits der Pfütze, um selbst mal in diese hineinzusehen. "Kein Spiegelbild... So ein Quatsch! Das ist doch... Hm?"

Doch der Hanyou brach abrupt mitten im Satz ab. Und anstatt eventuell doch noch weiter zu sprechen, blickte er momentan nur ziemlich verwirrt in das Wasser.

Kagome trat schließlich vorsichtig einen Schritt näher und fragte ihn: "Was ist los mit dir, Inu Yasha? Sag doch etwas! Was ist passiert?"

Soeben drehte sich Inu Yasha wieder zu dem Mädchen und seinen anderen Freunden um, aber zum sprechen kam er nicht mehr. Denn kaum, dass Inu Yasha der Pfütze den Rücken zugedreht hatte, schoss deren Wasser wie eine gewaltige Fontäne geradewegs in die Höhe. Die Umherstehenden sprangen sofort reflexartig zurück.

"Du meine Güte! Was ist denn das jetzt wieder?!", rief Kimie nicht minder erschrocken aus, als die anderen. Wenngleich sie zwar schon bei ihrem ersten Besuch in der Sengoku-Ära einiges gesehen hatte, das war dann doch wieder eine ganz neue Erfahrung gewesen. Ihre Verwirrung stieg zudem, als sie spürte, wie Raidon mit einem Mal wieder so merkwürdig pulsierte, wie es schon mal der Fall gewesen war. Doch was sollte das bedeuten? Und erst recht waren alle ziemlich sprachlos, als die Wasserfontäne nun ihre Gestalt zu verändern schien und sich langsam aber in eine Art Wasserdrachen verwandelte.

"Aah! Oje, ist der etwa echt?!", fragte Shippou ängstlich.

"Nein, ich denke, das ist nur eine Illusion! Eine Art Wasserzaubertrick!", meinte Miroku. "Aber ohne Zweifel muss sich derjenige, der dafür verantwortlich ist, irgendwo hier aufhalten."

Doch um diesen ominösen Jemand zu suchen, blieb nicht wirklich die entsprechende Zeit. Denn der Wasserdrache schien die kleine Gruppe vor sich ganz genau ins Auge gefasst zu haben, nur darauf wartend, dass einer von ihnen eventuell einen Angriff auf ihn starten würde. Seine Aufmerksamkeit richtete sich kurz darauf aber auch auf eines der Zimmer im Schloss, wo gerade eine der Schiebetüren, die zur Veranda hinausführten, geöffnet wurde.

"Meine Güte! Was ist das da draußen denn für ein Radau?", fragte Karan ein wenig mürrisch, als auch ihr abrupt der Wasserdrache ins Auge fiel. Sofort war sie hellwach gewesen und fragte verdutzt: "Was zur Hölle ist das denn für ein Ding?!"

Und kaum, dass sie diese Frage gestellt hatte, schoss der Wasserdrache aus seinem Maul eine Wasserfontäne direkt auf die Dämonin ab, die jedoch mit einem gekonnten Sprung ausweichen konnte und auf dem Innenhof landete. Doch spätestens jetzt wusste wohl so ziemlich jeder, dass etwas nicht stimmte, denn die Attacke des Wasserdrachen war nicht gerade lautlos von statten gegangen.
 

"Wie kann das sein? Wo kommt der her?", fragte sich Ashitaka, der sogleich auf die Veranda vor seinem Zimmer hinausgetreten war, irritiert, als er zudem mitbekam, wie ihn nun jemand von unten rief: "Ashitaka!"

Als der Youkai seinen Blick auf die Veranda unter sich lenkte, sah er Tôya auf dieser stehen. Mit einem Sprung gesellte sich der Jüngere zu ihm, während Tôya ihn fragte: "Ashitaka, weißt du, was das zu bedeuten hat? Hat vielleicht irgendjemand deinen Bannkreis von außen durchdrungen?"

Doch Ashitaka schüttelte nur den Kopf. "Nein! Ich habe nichts dergleichen gespürt. Der Bannkreis war die ganze Zeit intakt."

Aber wie war es dann möglich gewesen, dass sich ein Feind im Schloss aufhielt?

"Nii-sama! Ashitaka!", hörten die beiden Inu-Youkai nun auch Miyuki nach ihnen rufen, die gerade über die Veranda auf sie zugelaufen kam. Auch das Dämonenmädchen war von dem plötzlich aufgekommenen Lärm aufgeschreckt worden.

"Was hat das zu bedeuten? Was ist das da?", fragte sie Ashitaka und ihren Bruder verunsichert und deutete auf den Wasserdrachen. Doch mal abgesehen davon, dass keiner der beiden Miyuki darauf eine Antwort geben konnte, wurden sie nunmehr durch einen Schrei aufgeschreckt, als der Wasserdrache nämlich zu einem weiteren Angriff übergegangen war, wobei seine Gestalt vollkommen verschwamm und er nur noch eine Art große Welle erinnerte, die sich seinen Weg über den Innenhof bahnte. Und von eben genau dieser Welle wurden Inu Yasha und die anderen genau erfasst. Doch war dies vielleicht nur für wenige Sekunden der Fall gewesen, denn ebenso schnell, wie die Welle aufgetaucht war, hatte sie sich auch schon wieder zurückgezogen und bildete stattdessen eine Art Wasserkugel, die in der Luft schwebte. Doch genau in dieser Kugel war Kimie nun gefangen.

"Kimie!", rief Kagome ihre Cousine entsetzt beim Namen, doch konnte diese die Jüngere nicht hören. Kimie sah um sich herum nur noch Wasser. Automatisch hatte sie sofort die Luft angehalten und die Augen zugekniffen. Was genau im Moment mit ihr passierte, konnte sie nicht erahnen, doch sie hatte das Gefühl, gehörig herumgewirbelt zu werden. Schlussendlich verschwamm ihr Bewusstsein immer mehr, bis sie schließlich gar nichts mehr mitbekam.

Unterdessen wurden Inu Yasha und auch die anderen Anwesenden Zeugen eines weiteren merkwürdigen Schauspiels. Denn die Wasserkugel, die Kimie nach wie vor gefangen hielt, veränderte plötzlich ihre Form. Und erst recht staunten die Anwesenden echte Bauklötze, als sich aus dem gesammelten Wasser plötzlich eine Gestalt zu bilden schien. Schlussendlich verschwand das Wasser sogar gänzlich und kaum einen Moment später schwebte direkt vor der Gruppe ein junger Mann über dem Boden und er trug die bewusstlose Kimie auf den Armen. Sein langes schwarzblaues Haar hatte er nach hinten mit einem roten Band zu einem Zopf zusammengebunden, ähnlich wie Tôya. Große schwarze Schwingen waren auf seinem Rücken platziert und sein niederträchtiger, durchdringender Blick und dazu das selbstsichere Lächeln ließ so manchem einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Seine Kleidung unterschied sich jedoch sehr von denen der meisten anderen. Er trug nämlich keinen Kimono, sondern seine Kleidung erinnerte mehr an einen chinesischen Stil. Besonders auffällig war das Symbol von Yin und Yang auf seiner Brust. Ebenso auffällig war sein Stirnschmuck, bestehend aus einem ebenfalls rotem Band, an welchem insgesamt drei Schmucksteine befestigt waren. Die beiden äußeren waren kleiner als der mittlere und im Gegensatz zu diesem glichen sie eher kleinen Kugeln, während der mittlere Stein die Form einer Scheibe hatte und in der Mitte ein kleines Loch aufwies, durch welches das rote Band verlief. Im Allgemeinen machte der Fremde einen durchaus ansehnlichen Eindruck, doch es lag klar auf der Hand, dass er nicht als Freund im Schloss erschienen war.

"W-Wer ist das?", fragte sich Shippou ängstlich und klammerte sich so fest er konnte an Kagome, die ihn noch auf den Armen trug. Aber nicht nur diese Frage beschäftigte die Anwesenden im Moment. Denn allen war vollkommen unklar gewesen, wie der Unbekannte ins Schloss hatte kommen können und vor allem, was er eigentlich wollte.

Es war nur ein sehr kurzer Moment der Ohnmacht gewesen, denn recht schnell kam Kimie wieder zu sich. Sie spürte, dass sie jemand trug, doch wer dieser jemand war, vermochte sie zuerst nicht zu erahnen und war dazu zunächst auch noch etwas zu benommen. Erst, als sie ihre Augen nun wieder öffnete und in dieses, ihr völlig unbekannte Gesicht schaute, schien sie wieder hellwach gewesen zu sein.

"Wer...?"

"Na? So schnell wieder munter, mein holdes Mädchen?", fragte der Fremde Kimie, die ihm gegenüber jedoch von vornherein misstrauisch war.

"Wer bist du? Und was hast du mit mir vor?!", fragte sie ihn bissig, doch ließ er sich davon kein bisschen verunsichern.

"Wer wird denn gleich so misstrauisch sein, meine Kleine?", fragte er das Mädchen gespielt unschuldig, ehe er mit einem hinterhältigen Lächeln fortfuhr: "Wie dem auch sei. Ich hoffe du und deine Freunde hattet eure Freude an meinem kleinen Wasserkunststück."

"Quatsch nicht so viel dummes Zeug! Rück lieber raus mit der Sprache! Wer bist du eigentlich?!", mischte sich Inu Yasha nun ein, der Tessaiga mittlerweile gezogen hatte und es kampfbereit vor seinem Körper hielt, während er den Fremden dabei genau ins Auge gefasst hatte. Auch die anderen beäugten ihn ganz genau, doch besonders seine Schwingen erregten hierbei ihre Aufmerksamkeit.

"Diese Schwingen...", murmelte Miroku nachdenklich, als es ihm im selben Moment förmlich wie Schuppen von den Augen fiel. "Moment mal! Gehört der Kerl etwa zu diesen Dämonen, die gestern schon hier waren?!"

Auch den anderen schien nun der offenbare Zusammenhang zwischen dem Fremden und den feindlichen fliegenden Dämonen so richtig aufzufallen. Die Schwingen ähnelten sich in der Tat sehr.

Unterdessen ließ der Fremde, Kimie noch immer auf den Armen tragend, seinen Blick schweifen. Sein Auftauchen war ganz offensichtlich wirklich nicht unbemerkt geblieben, denn mittlerweile war die kleine Gruppe um Inu Yasha nicht mehr die einzige gewesen, die ihn entdeckt hatte. Der Fremde erkannte nun auch einige, ihm durchaus bekannte Gesichter, aber mehrere Anwesende waren ihm auch fremd. Nichts desto trotz behielt er seine selbstbewusste Haltung. Schließlich fiel sein Blick auf jemanden, den er sehr gut zu kennen schien.

"Oh! Wenn das mal nicht der gute Kakeru ist. Es ist schon eine Weile her", sprach er den Inu-Youkai an, der schon vorher auf die Veranda vor seinem Zimmer herausgetreten war. Sofort hatten sich einige der anderen zu Kakeru umgewandt. Ihre Blicke reichten von überrascht bis irritiert. Kakeru selbst schien äußerlich ruhig zu bleiben, doch an seiner Stimme konnte man heraushören, dass ihn das Auftauchen des Fremden, den auch er durchaus zu kennen schien, schon sehr zu beunruhigen schien.

"Du bist es also wirklich... Toba", sprach er schließlich den Namen des Fremden aus, wobei man aber durchaus den erschütterten Unterton in seiner Stimme hatte hören können, als könnte er das Auftauchen von Toba noch immer nicht ganz begreifen.

Toba selbst blieb hingegen vollkommen ruhig, wenngleich er sich aus seiner Sicht eigentlich genau im Wespennest befand, denn er war genau genommen regelrecht umzingelt. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, noch etwas auf Kakerus Worte zu erwidern: "Sieh an! Obwohl du mittlerweile ein wenig... Sagen wir mal, 'beeinträchtig' bist, hast du mich wieder erkannt. Wie lange leben wir denn schon im Dunkeln?"

"Ey, halt bloß deine blöde Klappe! Solche Kommentare kannst du dir echt in die Haare schmieren!", keifte Kimie nun aufgebracht und versuchte, sich von Toba loszureißen. Dass sie sich mit gerade in einigen Metern Höhe mitten in der Luft befand, interessierte sie momentan eher wenig. Stattdessen drohte sie ihm jetzt sogar noch: "Jetzt nimm endlich deine dreckigen Flossen von mir, sonst breche ich dir Finger!"

Als Toba aber noch immer keine Anstalten machte, Kimies Aufforderung nachzukommen, sondern sie stattdessen nur frech ansah, holte sie mit ihrer rechten Hand aus, um ihm eine zu scheuern. Doch bevor sie dieses Vorhaben überhaupt ansatzweise in die Tat umsetzen konnte, schoss Toba plötzlich mitsamt dem Mädchen nach oben, dass sich Kimie doch reflexartig an ihn klammerte. Jedoch ließ sie ihn sofort wieder los, nachdem er kurz darauf wieder ruhig in der Luft schwebte. Allerdings galt Tobas Aufmerksamkeit nicht mehr seiner unfreiwilligen Begleitung, sondern dem Fremden, der nun mit gezogenem Schwert auf der Schlossmauer stand und zuvor einen Angriff mit seiner Waffe auf ihn gestartet hatte, der Toba zum Ausweichen gezwungen hatte.

"Angriffe von hinten sind nicht sonderlich fair, mein Freund!", sagte er nun an den Unbekannten gewandt. Kimies Blick folgte dem von Toba, doch sie erkannte den neu hinzugekommenen Kämpfer sofort.

"Sesshoumaru!"

Toba hatte sofort aufgehorcht. Zeitgleich erschien jedoch wieder dieses selbstsichere Lächeln auf seinem Gesicht und er wandte sich erneut an Sesshoumaru: "Ach! Du bist also der ältere Sohn des großen Inu no Taishou. Ich habe mich schon immer gefragt, was du wohl für ein Typ bist. Schließlich hatten wir beide noch nicht das Vergnügen."

"Es ist mir auch vollkommen egal, wer du bist!", entgegnete Sesshoumaru aber nur eiskalt. "Lass lieber das Mädchen wieder los, wenn dir an deiner erbärmlichen Existenz nur irgendetwas liegen mag!"

Doch Toba ließ sich keinesfalls einschüchtern. Eher im Gegenteil, er schien seinen Gegenüber gar noch provozieren zu wollen. "Oh! Das Schätzchen hier gehört wohl dir, was?", fragte er mit herausforderndem Blick und deutete mit einem Nicken auf Kimie, die aber weiterhin wenig kooperativ Toba gegenüber war.

"Schätzchen?! Du spinnst wohl! Ich bin nicht dein Schätzchen!", protestierte sie heftig und mittlerweile schien es ihr auch schon gänzlich egal gewesen zu sein, wie sie wieder von ihm wegkam, Hauptsache, sie kam bald überhaupt mal wieder von ihm weg. Von daher versuchte sie es weiterhin mit heftigem Zappeln und wütenden Beschimpfungen: "Jetzt lass mich gefälligst wieder los, du arroganter Mistkerl! Bist du vielleicht schwerhörig oder einfach nur blöd?! Du sollst mich losla...!" Doch weiter kam Kimie nicht mehr, denn ehe sie sich versah, hatte ihr Toba schon das Wort im Ansatz abgeschnitten, indem er ihr einfach auf total dreiste Art und Weise einen Kuss auf den Mund gedrückt hatte. Erschrocken hatte Kimie sofort die Augen weit aufgerissen. Es waren vielleicht gerade mal zwei Sekunden gewesen, bis sich Toba wieder von ihr löste, aber trotzdem befand sich Kimie im ersten Moment scheinbar noch wie in einer Art Schockzustand.

"Du bist zwar etwas zickig und obendrein ein Mensch, aber irgendwie macht dich das auch interessant, muss ich zugeben. Wie wär's? Wiederholen wir das vielleicht gleich noch mal?", fragte Toba sogleich frech und jetzt war Kimie wieder voll da gewesen. Wutentbrannt beschimpfte sie ihn erneut: "Sag mal, du hast doch wohl echt ein Ei am Wandern!? Wenn du das noch einmal wagen solltest, beiß ich dir in die Zunge! Mir scheint, deine Mutter hat dich mit dem Klammerbeutel gepudert!? Jetzt lass mich endlich los, du verfluchter Dreckstyp!"

Jetzt zog Toba aber doch etwas skeptisch eine Augenbraue hoch.

"Sag mal, aus welchem Winkel des Landes stammen diese volkstümlichen Redensarten?", fragte er das Mädchen nach einem Moment, doch Kimie war keinesfalls gewillt, ihm auch nur ansatzweise irgendeine Erklärung für ihre Ausdrucksweise abzuliefern, sondern legte stattdessen nur noch einen drauf: "Ey, du kannst mich mal!"

Doch dummerweise schien Toba diesen Satz sehr genau verstanden zu haben.

"Ist dies wirklich dein Wunsch?", fragte er Kimie mit prüfendem Blick, dass sie zu keiner Gegenantwort fähig gewesen war, sondern sich stattdessen wünschte, sich sofort an Ort und Stelle in Luft aufzulösen.

"Weia... Der geht ja vielleicht ran. Der ist ja schlimmer als Miroku...", murmelte Shippou völlig entgeistert in sich hinein, während er und die anderen das Geschehen vom Erdboden aus beobachtet hatten. Allerdings stieß die Aussage des kleinen Kitsune bei Miroku auf eher wenig Befürwortung.

"Hey! Vergleiche mich nicht mit diesem Schwerenöter!", verteidigte sich der Mönch sofort. Doch viel aufgebrachter als er schien hingegen jemand anders gewesen zu sein. Nachdem seine erste Drohung Toba scheinbar eher kalt gelassen hatte, deutete Sesshoumaru nun mit Toukijins Klinge genau auf seinen Gegner und sprach ihn mit durchdringender und erboster Stimme an: "Hör zu! Du lässt sofort das Mädchen wieder frei, dann lasse ich mich vielleicht noch dazu hinreißen, dein Ende kurz gestalten! Zudem ist mir dein Anblick eindeutig zu wider!"

Obwohl Sesshoumaru von außen hin noch einen durchaus gefassten Eindruck machte, wollte wohl keiner momentan so wirklich wissen, was er gerade dachte. Denn allein schon sein Blick hätte einem das Blut in den Adern gefrieren lassen können und wenn Blicke töten könnten, wäre Toba wahrscheinlich sofort wie eine abgeschossen Taube vom Himmel gefallen. Aber der Kerl hatte die Ruhe und das Selbstbewusstsein scheinbar mit Löffeln gefressen. Denn anstatt Kimie nun wieder freizulassen, schien er Sesshoumaru nur noch weiter zu verhöhnen, wie es am Tonfall seiner Stimme auffiel, als er entgegnete: "Oho! Das ist wohl jemand etwas schlecht gelaunt, wie mir scheint. Sind wir wohlmöglich ein wenig eifersüchtig? Und was willst du tun, wenn ich deiner überaus netten Aufforderung nicht nachkomme?"

"Als ob ich das nicht schon ohnehin vor und eben bereits angedeutet hätte, würde ich dich unter diesen Umständen töten!", entgegnete Sesshoumaru kühl. Toba gab nun vor, als würde er ziemlich angestrengt nachdenken. "Hmm... Also, wenn ich deiner 'Bitte' nachkomme, bringst du mich um. Und wenn ich es nicht tue, bringst du mich ebenfalls um. Nicht gerade eine reizende Auswahl, wenn du mich fragst."

Ein Knurren drang aus Sesshoumarus Kehle. So langsam aber sicher verlor er die Geduld mit diesem unverschämten Kerl.

"Ich frage dich aber nicht. Und jetzt lass sie los!", befahl er nunmehr derart durchdringend, dass dem einen oder anderen ein leichter Schauer über den Rücken lief. Toba jedoch ging mit Kimie nunmehr so um, als wäre sie ein Gepäckstück, als er sich nun unter seinen rechten Arm klemmte.

"Hey! Ich bin doch kein Stück Schlachtvieh!", protestierte sie noch, doch scheinbar schenkte Toba ihr keinerlei Aufmerksamkeit mehr. Sein Blick ruhte nur auf Sesshoumaru.

"Du willst also dieses Mädchen", sagte Toba an seinen Gegenüber gerichtet, ehe dieser hinterhältige Ausdruck in seinen Augen noch stärker zu werden schien.

"Na gut! Sie gehört dir!"

Und mit diesen Worten drehte er sich einmal um die eigene Achse, als ob er ordentlich Schwung holen wollte, ehe er Kimie abrupt losließ, die entsetzt aufschrie: "Uaah! Hilfe!!"

Toba schleuderte sie Sesshoumaru, der noch auf der Schlossmauer stand, regelrecht entgegen, genauer gesagt, genau auf die nach vorne gerichtete Klinge seines Schwertes zu. Sesshoumaru hatte keine andere Wahl, als Toukijin sofort loszulassen, wollte er Kimie nicht eventuell damit verletzen. Kaum hatte er das getan, prallte sie auch schon mit voller Wucht gegen seinen Körper, doch konnte Sesshoumaru sie trotzdem noch sicher auffangen. Dennoch war der etwas heftige Aufprall für Kimie im ersten Moment noch etwas zu viel gewesen. Dementsprechend benommen war sie zunächst.

"Auaa... Mein Kopf...", murmelte sie gequält in sich hinein. Aber Zeit zum Erholen blieb ihr nicht, denn kaum, dass Sesshoumaru sein Schwert hatte fallen lassen und Kimie aufgefangen hatte, hatte Toba schon seinerseits einen Angriff auf die beiden gestartet. Er hatte sofort, nachdem er Kimie Sesshoumaru entgegengeschleudert hatte, damit begonnen, sich auf eine Attacke vorzubereiten und griff die beiden nun mit einer Art Wasserpeitsche an. Sesshoumaru wich dem Angriff jedoch noch rechtzeitig aus. Er sprang zusammen mit Kimie von der Schlossmauer und landete anschließend sicher auf dem Innenhof.

"Nettes Ausweichmanöver, aber auf die Dauer bringt euch das auch nichts!", sagte Toba belustigt.

"Halt dein Maul!", entgegnete Inu Yasha daraufhin äußerst wütend, während er mit der Klinge von Tessaiga auf den Feind deutete. "An deiner Stelle würde ich nicht so große Töne spucken! Du bist schließlich allein. Aber wir sind aber als Gruppe hier!"

Doch für diese Bemerkung hatte Toba nur ein spöttisches Lächeln übrig. "Glaub mir, mein kleines Hündchen, eure Überzahl ist nicht wirklich ein Problem für mich. Wenn ich mit euch fertig bin, wird von euch nicht mehr allzu viel übrig sein."

"Ach ja? Das werden wir ja gleich sehen!", meinte Inu Yasha und sprang nun genau auf Toba zu. "Hier! Koste mal davon! Tessaiga!!"

Mit emporgehobener Schwertklinge wollte Inu Yasha dem Youkai mit einem Streich den gar ausmachen, doch wich Toba dem Schlag scheinbar mühelos aus und platzierte sich nun genau hinter den Hanyou.

"Wie jetzt? Das war dein ach so toller Angriff?", fragte Toba herablassend. Gerade, als Inu Yasha sich umdrehte, sah er, wie Toba seinerseits zu einem Gegenangriff ausholte, doch konnte der Hanyou nicht mehr rechtzeitig reagieren, um diesem noch auszuweichen. So kassierte er von seinem Gegner einen heftigen Tritt in die Magengegend, der ihn zugleich noch mit voller Wucht zurückwarf, so dass er mit dem Rücken genau auf die Treppen vor dem Eingang des Schlosses fiel. Erschrocken hatte sich Kagome sofort entsprechend zu dem Hanyou umgedreht.

"Inu Yasha! Bist du verletzt?", fragte sie besorgt, lief auf ihn zu und kniete sich zu ihm auf die Treppenstufen. Inu Yasha konnte aber zunächst nur einen etwas gequälten Laut von sich zu geben, während er sich wieder aufsetzte.

"Scheiße...!", fluchte er schließlich leise in sich hinein.

Unterdessen hatte Toba, kaum dass Kagome den Namen des Hanyou ausgesprochen hatte, prüfend eine Augenbraue hochgezogen.

"Ach! Interessant, du bist also dieser Inu Yasha", sagte er. "Ich hatte mich schon gewundert. Du bist ein Hanyou, nicht wahr?"

Mit einem wütenden Knurren schaute Inu Yasha daraufhin wieder zu Toba hoch.

"Was geht dich das überhaupt an? Und woher kennst du mich eigentlich?!", fragte er. Allmählich hatte es Inu Yasha wirklich satt. Jeder schien ihn irgendwie zu kennen. Bei den Inu-Youkai war das vielleicht nicht allzu verwunderlich gewesen, aber dass sogar Toba ihn zu kennen schien, das konnte sich der Hanyou beim besten Willen nicht erklären. Doch Tobas simple Antwort auf die zuvor gestellte Frage war nur: "Ich habe meine Quellen. Aber auch so fällt es mir nicht sonderlich schwer, den Menschen in dir zu riechen. Der Geruch ist schließlich unverkennbar."

Und wieder knurrte Inu Yasha wütend angesichts dieser selbstgefälligen Antwort.

Aber wie Toba Inu Yasha eben überwältigt hatte, hatte schon was von einem geübten Kampfsportler gehabt, wie Kagome fand und mit dieser Meinung stand sie sicherlich nicht allein da. Demnach beherrschte Toba nicht nur Wasser-Magie und auch den Umgang mit dem Schwert, wie das Katana an seinem Gürtel es vermuten ließ, sondern war ebenso im waffenlosen Nahkampf kein zu unterschätzender Gegner gewesen.

>Er ist zwar allein, aber trotzdem scheint er sich praktisch problemlos behaupten zu können.<, dachte Kagome, während ihr Blick auf Toba ruhte. >Irgendwie muss man ihm doch aber Einhalt gebieten können! Allerdings können wir auch nicht vollkommen unorganisiert alle auf einmal auf ihn losgehen. Das würde vermutlich nur ein heilloses Chaos verursachen.<

Doch Kagome selbst konnte zum gegebenen Zeitpunkt keinen Gegenangriff starten, da sie ihre Pfeile und ihren Bogen in ihrem Zimmer gelassen hatte.

Über alldem ließ Toba unterdessen seinen selbstgefälligen Blick schweifen. Er ließ sich weder durch die Anzahl seiner Widersache in irgendeiner Form beeindrucken, noch von der Tatsache, dass er ihnen eigentlich ganz allein gegenüberstand. Eher im Gegenteil, er schien sich über jeden einzelnen der Anwesenden insgeheim lustig zu machen.

"Schluss! Mir reicht 's jetzt!", rief Sango plötzlich aus und erhob ihren Bumerang. "Ich sehe nicht mehr länger tatenlos zu!"

Und damit schleuderte sie ihren Bumerang genau auf Toba zu. Als dieser die Waffe auf sich zufliegen sah, versuchte er jedoch nicht etwa, auszuweichen, sondern hob nur die linke Hand waagerecht in die Höhe und baute um sich herum eine Art Schutzwall aus Wasser auf. Sangos Bumerang prallte an diesem ab und fiel zu Boden. Und kaum, dass er den Angriff abgewehrt hatte, griff Toba seinerseits gezielt die Dämonenjägerin an. "Eigentlich liegt es mir fern, Frauen anzugreifen, aber ich denke, ich mache heute mal eine Ausnahme."

Aus Tobas Wasserwand schoss nun ein kräftiger Wasserstrahl heraus und steuerte genau auf Sango zu.

"Sango! Pass auf!", rief Miroku sofort aus und stellte sich ohne zu zögern vor Sango. Und diese Aktion kam keine Sekunde zu spät, denn schon hatte das Wasser sein Ziel erreicht, nur wurde nicht Sango, sondern eben Miroku von dem gegnerischen Schlag getroffen. Von der gewaltigen Kraft des Wassers wurden jedoch beide regelrecht zurückgeschleudert und landeten mehrere Meter entfernt recht unsanft auf den Boden. Erschrocken war Kagome den beiden mit ihrem Blick gefolgt. "Sango-chan! Miroku-sama!"

Sango war im ersten Moment zwar noch etwas benommen gewesen, doch rappelte sie sich recht schnell wieder auf. Miroku hingegen, der direkt neben ihr lag, hatte es scheinbar schlimmer erwischt.

"Miroku!" Sango drehte den Mönch vorsichtig auf den Rücken. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und er hielt beide Arme über den Bauch.

"Miroku! Miroku, ist alles in Ordnung?", fragte Sango sichtlich besorgt. Mühsam öffnete Miroku daraufhin seine Augen. Der Wasserstoß hatte sich angefühlt, wie ein übernatürlich und für menschliche Verhältnisse unsagbar kräftiger Faustschlag in den Magen und so konnte der Mönch auch nur leise und unter großer Anstrengung antworten: "Es... ist zwar nur Wasser, aber trotzdem... Es hat eine ungeheure Kraft. Aber mach dir keine Sorgen, Sango... Das... wird schon wieder."

"Ruhig! Sprich nicht zu viel, Miroku!", mahnte Sango ihn sofort.

Sich das Geschehen so ansehend, entwich Toba nun ein leises Lachen.

"Wie herzzerreißend!", meinte er belustigt. "Wenn das mal kein selbstloses Opfer war. Das rührt mich ja fast schon zu Tränen."

"Sei endlich still!", schrie Kagome den Youkai nunmehr aufgebracht an und trat auf ihn zu. Während Toba von oben auf das Mädchen herabsah, sprach dieses unverzüglich weiter: "Was bildest du dir eigentlich ein, wer du bist?! Du tauchst hier auf und greifst uns an und dann erlaubst du dir auch noch, solche Sprüche abzulassen! Du bist so ein verdammter Mistkerl! Du widerst mich echt an!"

"Kagome! Bist du bescheuert?! Was soll das werden?!", fragte Inu Yasha das Mädchen sofort entrüstet. Er war sich im Moment nicht sicher, ob Kagome überhaupt wusste, dass sie gerade dabei war, sich ihr eigenes Grab zu schaufeln. Doch zunächst blieb Toba erstaunlich ruhig.

"Weißt du, Kleine, du bist ja eigentlich ganz süß, aber meckernde Weiber sind mir doch ein wenig zu anstrengend", meinte er schließlich nur und sammelte nun Wasser in seiner rechten Hand. "Von daher bringe ich dich besser mal zum Schweigen!"

Und mit diesen Worten startete er einen Angriff auf Kagome, die erschrocken einen Schritt zurückwich. Inu Yasha war sogleich aufgesprungen, um ihr zur Hilfe zu eilen, doch ahnte er, dass er sie nicht mehr rechtzeitig erreichen würde. Schon das Schlimmste vermutend, kam jedoch jemand anders Kagome im letzten Moment zur Hilfe. Denn Tobas magischer Wasserstrahl wurde abrupt zerstört und das versprengte Wasser verteilte sich nun wie bei einem kurzzeitigen leichten Regen über das Gelände. Kagome hatte die Augen reflexartig zusammengekniffen, doch als sie diese nun wieder öffnete, sah sie genau vor sich einen Pfeil im Boden stecken.

"Aber... Subaru-san...?", vermutete sie sofort.

Zugegeben doch überrascht von dieser Einmischung lenkte Toba seinen Blick nun auf das Dach des Schlosses, wo er auch gleich denjenigen entdeckte, der ihn bei seinem Vorhaben gestört hatte. Und wie Kagome es schon vermutet hatte, war es Subaru gewesen.

"Sieh an! Da will wohl noch jemand mitspielen, wie mir scheint", sagte Toba mit leicht hochgezogener Augenbraue. Doch obwohl eben genau Subarus rechtzeitiger Einsatz Kagome noch gerettet hatte, wirkte Inu Yasha im Nachhinein irgendwie missmutig, als er nun zu dem Youkai hoch schaute. Doch mindestens ebenso sehr beschäftigte es den Hanyou, wie man am besten gegen diesen Toba vorgehen konnte. Zumal war er wohl zumindest einigen der Inu-Youkai bekannt, demnach hatten sie zweifellos schon mal mit ihm zu tun gehabt. Aber in welchem Zusammenhang mochte das gewesen sein? Und wer oder was genau war Toba eigentlich?
 

* ~ * ~ * ~ * ~ *
 

Ein dichter Wolkenschleier legte sich um die Spitzen der Berge im nördlichen Gebirge. Umringt von den in die Höhe strebenden Gebilden befand ich ein dunkles Schloss, dessen großer Hauptturm wie ein weiterer Berg in den Himmel emporzuragen schien. Um den Hauptturm kreisten hin und wieder einige drachenähnlichen Dämonen, wobei die Schläge ihrer mächtigen Schwingen in diesem bergigen Gebiet des Öfteren fast schon wie ein stetig aufeinander folgendes Grollen widerhallte. Doch die Gewohnheit war verantwortlich dafür, dass sich keiner hier daran störte. Es gab so ziemlich keinen Berg in unmittelbarer Nähe des Schlosses, an dem sich nicht mindestens vier oder fünf dieser Dämonen aufhielten. Manchmal stritten sie auch mit lautem Fauchen um die Plätze auf den Bergspitzen. Doch wagte keiner von ihnen, Takeshi von seinem momentanen Standort zu verjagen. Der Youkai saß auf einem Vorsprung von einem der Berge, in unmittelbarer Nähe der Bergspitze und beobachtete hin und wieder den einen oder anderen vorüber fliegenden Dämon.

"Takeshi-sama."

Als er seinen Namen hörte, drehte sich Takeshi entsprechend um und erblickte in etwa zwei Metern Entfernung neben sich einen seiner Kameraden, der mit Hilfe seiner Flügel mühelos in der Luft schwebte. Es sah aus, als würde er auf einem unsichtbaren Untergrund stehen.

"Renhou. Was ist los?", fragte Takeshi, wobei es aber auch ein wenig gleichgültig klang. Zwar entging Renhou das nicht, doch woran das lag, konnte er sich im Moment auch nicht erklären. Aber fragen wollte er Takeshi nicht danach, sondern antwortete ihm stattdessen auf seine Frage: "Es ist eigentlich nichts. Aber ich sehe Euch an, dass Ihr Euch über irgendetwas sehr viele Gedanken macht. Eurem Bruder ist dies übrigens auch nicht entgangen und ehrlich gesagt, hat er mich zu Euch geschickt."

"So? Warum kommt er denn nicht selbst?", fragte Takeshi zurück, woraufhin sein Gegenüber mit einem etwas eigenartigen Unterton entgegnete: "Weil er sich gerade wieder mit 'ihm' unterhält."

Sofort hatte Takeshi aufgehorcht. Er wusste gleich, wen Renhou mit "ihm" gemeint hatte. Unwillkürlich entwich dem Jüngeren ein leises Seufzen.

"Fühlt Ihr Euch nicht gut?", fragte Renhou daraufhin, doch Takeshi winkte ab.

"Nein. es ist alles in Ordnung", entgegnete er monoton und stand von seinem Sitzplatz auf. Sein Blick schweifte in die Ferne, doch außer von Wolken- und Nebelschleiern bedeckten Bergspitzen war momentan nicht zu sehen gewesen.

"Mir scheint, ziemlich bald dürfte es losgehen", meinte Renhou plötzlich, woraufhin Takeshi sich zu ihm umwandte.

"Was meinst du damit?", fragte er den Älteren.

Renhou legte nun seine linke Hand behutsam an einen Felsen, ehe er mit ruhiger Stimme antwortete: "Noch ist es eher schwach, aber ich spüre es ganz genau. Die Erde ist unruhig. Sogar bis hier oben ins Gebirge kann ich das spüren."

Takeshi musste sich eingestehen, auch er hatte ein merkwürdiges Gefühl. Ihm war so, als läge eine merkwürdige Anspannung in der Luft und das schon seit längerer Zeit.

"Und was sagen die anderen?", fragte Takeshi seinen Kameraden nach einem Moment, der antwortete: "Sie denken ähnlich darüber, allerdings weiß ich nicht, wie das bei Toba und Rokou der Fall ist."

"Inwiefern?"

"Nun, Toba ist seit gestern verschwunden und Rokou ebenso. Bisher konnte mir auch noch niemand sagen, wohin sie eventuell gegangen sind."

Takeshi wirkte nun doch ein wenig irritiert. Zwar waren Toba und Rokou zwar schon immer ein wenig eigenwillig gewesen, aber einfach sang- und klanglos zu verschwinden, passte doch wieder nicht so ganz zu ihnen. Zumindest Akuma musste wissen, wo sich die beiden gerade aufhielten. Takeshi entschloss sich daher, seinen Bruder ganz einfach direkt nach dem Aufenthaltsort der beiden zu fragen. Und so verließ er schließlich seinen Aufenthaltsort und flog in die Richtung des Schlosses. Renhou folgte dem Jüngeren noch eine Weile mit seinem Blick, blieb aber selbst dort, wo er war. Ihm war nicht entgangen, dass sich Takeshi in der letzten Zeit scheinbar sehr viele Gedanken um etwas machte und irgendwie ahnte Renhou auch, worüber er nachdachte. Da war Takeshi aber nicht der einzige gewesen, sollte Renhou mit seiner Vermutung richtig liegen. Eigentlich hatte das alles zu dem Zeitpunkt angefangen, seit dieser unbekannte Kerl hier aufgetaucht war. Woher er kam, wusste keiner und auch er selbst hatte sich nicht dazu geäußert. Doch allein schon sein Auftreten war Renhou gleich irgendwie merkwürdig vorgekommen. Er war in Begleitung von einer jungen Frau, einem kleinen Mädchen und eines menschlichen Jungen gewesen, als er bei Akuma und seinen Leuten vorgesprochen hatte. Über seinem Körper trug er ein weißes Pavianfell, dazu eine entsprechende Maske und hatte sich selbst mit dem Namen "Naraku" vorgestellt.

Eigentlich lag es Akuma fern, mit Fremdem zu kooperieren, doch hatte dieser Naraku ihm ein durchaus verlockendes Angebot gemacht. So bot er ihm etwa mehrere Splitter des so sehr begehrten Shikon no Tama an. Im Gegenzug sollte Akuma zusammen mit seinen Leuten lediglich dafür sorgen, dass Narakus alte Widersache ihm nicht mehr in die Quere kommen würden. Akuma war zwar nach einiger Überlegung auf diesen Handel eingegangen, doch Renhou war nach wie vor sehr skeptisch, was Narakus Vertrauensseligkeit anbelangte. Zudem war dieser Kerl lediglich ein Hanyou, das hatte so ziemlich jeder hier recht schnell bemerkt. Man hatte den Menschen in ihm durchaus wahrnehmen können, doch war er anders als die anderen Halbdämonen. Es gab etwas, was ihn von diesen unterschied, aber was genau das war, vermochte Renhou noch nicht zu sagen. Naraku war beim besten Willen ihm nicht ganz geheuer und so würde Renhou auch weiterhin ein wachsames und prüfendes Auge auf ihn haben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (26)
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Von:  Schalmali
2007-04-07T10:51:05+00:00 07.04.2007 12:51
Eine ganze Menge passiert... aber dieser Wasserdrache scheint ja ein hartnäckiger Gegner zu sein oder ist zumindest sehr schnell. Na man wird ja sehen. Dass Naraku wirklich etwas dahinter steckt, vermutete ich stark ab dem Moment, wo von einem seltsamen Fremden die Rede war ^^
Von:  Galax
2006-12-02T09:38:08+00:00 02.12.2006 10:38
super gelungen^^
wider einmal mir halt alles gefalen nur zum schluss kam mir sessy doch etwas zu impulsif vor aber ich hab noch nie gesehen wie er reagirt wenn man ihm etwas wegnimt was eindeutig ihm gehört^^
auch lustig fand ich das Bettgeflüster
ob Kimie mit ihrer vermutung nicht ganz falsch lag?
naja zu mindest etwas war daran wohl war wiso solte ausgerechnte jetzt der enschlus bei an dem tag sein wo die bombe geplatzt war^^
also Tschüß
Von: firelady
2006-11-29T09:21:07+00:00 29.11.2006 10:21
Zuerst einmal muss ich dir zustimmen nivana. Gute Frage, warum er es auf einmal sooooooooo eilig hatte, aber eine Sache ist da noch...

Ihr wisst doch bestimmt alle noch wie Kimie Ashitaka mal gefragt hat (Abenteuer im Mittelalter) ob Sesshomaru mal was mit anderen Frauen gehabt hatte...

Tja ich denke, diese Frage und die darauf folgende Antwort hat sich erledigt.

(Für mich ist Sesshomaru sowie so schon der absolute *hust* Sexgott)
Von:  Lillymaus89
2006-06-10T16:35:31+00:00 10.06.2006 18:35
Wahhh, war das mal wieder toll. Besonders die Sezene wo Sessy auf ihr halb lag fand ich total komisch. Aber auch niedlich wie sie sich so geniert hat und Inuki so richtig schön mir zu gesehen hat.Ich mag das Pairing Sessy und Kimi total gerne und hoffe das sie sich bald auch ein bisschen näher kommen.
Von: abgemeldet
2006-05-28T19:41:21+00:00 28.05.2006 21:41
Das war ein super Kapitel!

Die Szene mit Kimie und Sesshoumaru war echt super, die Frage wäre nur, was bezweckt er damit?
Ich hoffe, dass Inu nicht all zu dolle Probleme mit den anderen Inu Youkai bekommt!
War ja klar, dass Naraku ab einem gewissen Zeitpunkt auch seine Finger im Spiel haben würde!
Bin ja mal gespannt, was mit diesem Toha, oder so ähnlich, noch so passiert!

Schreib mir bitte wieder ne ENS, wenn es weiter geht!

babsy
Von:  Tigerin
2006-05-28T17:57:21+00:00 28.05.2006 19:57
Wow, schönes Kapitel!^^

Es war wirklich lang. Und total klasse. Ich liebe solche Kapitel. Mir hat die Szene mit Sess und Kimie gut gefallen.
Allerdings nimmt sich dieser Toba ziemlich viel heraus einfach Kimie zu küssen. Dieser Kampf war wieder mal super beschrieben...^^
Tôya hatte Recht mit dem was er gesagt hat. Sesshoumaru und Kimie können gar nicht für immer zusammen sein. Sie sollte versuchen ein Mittel zu finden, dass sie genauso alt werden kann, wie Sess...
Irgendwie macht mich das gleich ein bisschen traurig. Aber vll findest du ja was...
Schreib bitte schnell weiter und schick mir ne Ens!^^

Bye Tigerin
Von: abgemeldet
2006-05-28T17:12:01+00:00 28.05.2006 19:12
hallo^^

tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde, aber ich war über himmelfahrt in der pampa ohne internet-.-'

jaa...sehr langes kapitel. gut, man hätte es vllt teilen können, allerdings hatte ich so mehr spaß XDDD
denn das war durchaus ein abwechslungsreiches kapitel. wie immer hast du gut einzelne szenenausschnitte erzählt und dabei die möglichkeit geschaffen, die charas und ihre beziehungen zueinander besser kennenzulernen.
ganz toll fand ich daher diesmal den abschnitt kagome-subaru. ich denke, man versteht langsam den youkai besser und auch seine einstellung gegenüber seines clans und den menschen wird immer mehr deutlich. dis war eindeutig der einfühlsame part dieses kapitels. eine wirklich toll erzählte szene.
auch sehr schön fand ich die momente tôya-ashitaka. von diesem abschnitt hat man etwas über ihre freundschaft erfahren, aber auch über die vergangenheit ihres clans, ihre eigene vergangenheit und natürlich über die situation im moment, wie es die inu-youkai so sehen.

natürlich wie immer legendär war der einzigartige humor, den du verwendest. herrliche mischung, wie immer, fand ich absolut phantastisch.
und natürlich die nette stelle kimie-sesshoumaru. dazu kann ich nur sagen, dass ich es auch unpassend fänd, wenn mein hund mit im raum wär-.-' *gg* war auf jeden fall absolut genial in szene gesetzt und hinreißend komisch, wobei man natürlich auch die ganze szene nicht nur lustig finden sollte. ich fand sie sehr ansprechend, weil sie auch die eindrücke vermittelt hat, welche die beiden haben: seis übereinander oder über die beziehung. gerade die frage, ob die meinungen anderer von wert sind, ist in dieser schwierigen beziehung nicht leicht zu klären. auch kimies "zweifel" (ich find grad kein anderes wort) sind doch navollziehbar. ich denke, jedem würde es schwerfallen, sich vorzustellen, aus welchen gründen sesshoumaru jemanden derart akzeptiert.
diese ängste und konflikte hast du wunderbar verpackt und absolut bezaubernd vermittelt, aber eben, ohne nie den humor und die einfühlsamkeit des moments zu vergessen.
fand ich sehr schön^^

was ich über toba und seshiru denken soll, ist mir noch nicht ganz klar. klar hat toba absolut zu meiner belustigung beigetragen, gerade, weil er sess so auf die palme gebracht hat und doch so charmant irgendwo war XDDD allerdings interessiert mich viel mehr, was es genau mit seinem besuch auf sich hat usw.
über seshiru hab ich noch keine genaue meinung, auch wenn ich den konflikt mit seinem bruder durchaus sehr ansprechend finde.

ansonsten ist mir noch eins aufgefallen: gerade am schluss merkte man doch deutlich, wie wichtig kimie für sesshoumaru geworden ist. denn er ist nun echt absolut wütend, das war er schon öfter, aber er hat auch sein schwert glatt weggeworfen um sie heile aufzufangen. ich denke, dass war nochmal son kleines eingeschobenes zeichen, dass es ihm wirklich ernst ist und wie weit diese 'liebe' geht.

ich freu mich dann schon auf das nächste pitel^^

liebe grüße,
-phoenixfeder-
Von: abgemeldet
2006-05-28T09:19:00+00:00 28.05.2006 11:19
*sprachlos sei*
Hab überhaupt keine Kritik - nur Lob *g*
Schreib bitte schnell weiter !!!!!
Wölfchen
Von: abgemeldet
2006-05-27T20:21:58+00:00 27.05.2006 22:21
Wow, das kapi war klasse! Dieser Toba nimmt sich aber viel raus.
Kimie versteh ich nicht ganz, sie ist doch in Sessy verliebt, warum dann so verklemmt? Ist ja nicht so als ob es erst ihr erstes Date oder so wäre.
Auf jedenfall hoffe ich, dass du bald weiter schreibst und mich wieder per ENS benachrichtigst, wenn das neue Kapitel on ist.

P.S. Der Kommi den ich dir im letzten Kapitel geschrieben habe, war eigentlich für das Kapitel vor diesem Kapitel (ich mach mal wieder viel Sinn, was?). Ich habe leider erst zu spät bemerkt, dass du schon ein neues Kapitel hochgeladen hast. Also, das letzte Kapitel war auch super, vorallem der Kampf war toll beschreiben.
Von:  Winifred
2006-05-27T08:22:37+00:00 27.05.2006 10:22
Wow, wenn das mal nicht lang war...
War aber echt super. So auf seite 8 und 9 hab ich mich so totgelacht.
das war ja auch echt lustig, die Szene zwischen Sess und Kimie *g*

Freu mich schon auf das nächste Kapitel...
mfg

goth_lady


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