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Sengoku-Jidai Chronicles

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli hallo, alle miteinander!
Wow, mittlerweile sind's bereits über 300 Kommis! Danke, Leute! Ihr seid echt klasse! ^_____^
*sich verbeugt*
Zwar sagte ich das schon mal, aber mit so viel positiven Reaktionen macht das Schreiben gleich noch mehr Spaß! Und zur Zeit habe ich wegen meiner Semesterferien auch weitaus mehr Zeit dazu und komme momentan auch sonst recht gut voran. Dabei fällt mir ein, dass ich bereits vor einiger Zeit mal gefragt worden bin, ob ich denn die Bedeutung der Namen meiner Charaktere wüsste. Ich muss jedoch gestehen, ich habe keinen Schimmer. XD
Die Namensvergabe ergab sich praktisch aus Jux und Laune heraus, allerdings habe ich mal irgendwo gelesen, dass "Tôya" soviel wie "zehnte Nacht" bedeuten soll. "Akuma" heißt schlichtweg "Teufel", "Sakura" bezeichnet eine "Zierkirsche" und das "yuki" in Miyukis Namen bedeutet "Schnee". Und "Inuki" bedeutet in etwa "Hundegeist", aber weiter reicht mein Kenntnisstand auch nicht. ^^'
Übrigens lese ich seit einiger Zeit auch den Manga zu "Inu Yasha". Angefangen habe ich allerdings bei Band 23 und bin bisher auch bis Band 40 gekommen. Demnächst hole ich mir noch die anderen Bände.
So! Aber das soll's erst mal wieder an Vorreden gewesen sein. Viel Spaß nun mit dem neuen Kapitel! ^-^
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Rokou gegen Inu Yasha

>Was macht Kikyou in dieser Gegend? Ob sie hier nach Naraku sucht?<

Zwar sagte zunächst keiner der beiden Anwesenden etwas, zumal Kimie auch nicht wusste, wie genau sie Kikyou überhaupt einschätzen sollte. Der kurze Eindruck, den sie im letzten Jahr von ihr gewinnen konnte, konnte schließlich nicht viel über sie sagen. Aber da Kikyou ihr nicht feindselig gegenüberzustehen schien, trat Kimie schließlich hinter den Büschen hervor, ebenso wie Ah-Un, den sie an den Zügeln führte. Die Miko musterte das Mädchen aus der Neuzeit genauestens, ebenso wie umgekehrt.

"Deinem Blick entnehme ich, dass du dich an mich zu erinnern scheinst", ergriff Kikyou nun als Erste das Wort.

Kimie nickte einmal. "Ja, das tue ich. Du bist Kikyou."

"Das ist richtig. Und dein Name dürfte Kimie sein."

Entgegen Kikyous ruhiger Art zu sprechen, fragte Kimie hingegen nun doch etwas irritiert: "Woher weißt du, wie ich heiße?"

"Als ich dich zum ersten Mal sah, rief dich Inu Yasha bei deinem Namen (siehe "Abenteuer im Mittelalter", Kapitel 11)", antwortete Kikyou üblich ruhig und dabei auch sehr seriös. Kimie erinnerte sich auch gleich wieder an die Situation, auf die die Miko eben kurz zu sprechen gekommen war.

Auf Kimie machte Kikyou einen sehr geheimnisvollen Eindruck, nicht zuletzt auch durch die vielen Seelenfänger, die sie immer wieder geisterhaft umkreisten. Sie konnte sie auch jetzt irgendwie nicht so richtig einschätzen.

"Sind Inu Yasha und die anderen nicht bei dir?", fragte Kikyou plötzlich weiter.

Kimie schreckte kurz aus ihren Gedanken hoch, schüttelte dann aber den Kopf. "Nein. Ich bin mit Inu Yashas älterem Bruder Sesshoumaru unterwegs."

"Und was führt euch in diese Gegend?"

"Eigentlich ein Zwangsstopp", erklärte Kimie. Es war fast schon so, als antwortete sie völlig automatisch auf diese Fragen. "Sesshoumaru hat ein paar feindliche Dämonen bemerkt und ist vorhin fort gegangen, um sie von hier wegzulocken. Bisher ist er aber nicht wieder zurückgekommen."

Kikyou erwiderte nichts darauf, aber es schien, als ahnte sie etwas, was Kimie nun doch irgendwie unangenehm war. Anstatt aber bei diesem Thema zu bleiben, kam die Miko nun wieder auf Inu Yasha zu sprechen: "Du weißt doch sicherlich, wo sich Inu Yasha und seine Freunde momentan aufhalten, nicht wahr?"

Doch diesmal zögerte Kimie mit der Antwort. Sie war sich nicht sicher, was sie jetzt sagen sollte. Aber selbst, wenn sie leugnen würde, sicherlich würde Kikyou das merken, also antwortete das Mädchen wahrheitsgemäß: "Sie befinden sich im Moment alle in Sesshoumarus Schloss in den westlichen Ländern."

Kikyou wirkte nun doch etwas überrascht, wenngleich sie es doch sehr gut hinter ihrer einerseits kühlen und andererseits ruhigen Miene verbarg. "Seltsam. Ich dachte eigentlich immer, Inu Yasha könne seinen Bruder nicht leiden, ebenso wie umgekehrt. Verbindet sie etwa ein gemeinsamer Feind? Vielleicht Naraku?"

"Ob Naraku etwas damit zu tun hat, wissen wir im Moment selbst noch nicht, aber Sesshoumarus Clan steht schon lange in einem alten Konflikt mit den Ryû-Youkai aus den nördlichen Gebirgen", antwortete Kimie, kam sich so langsam aber ein wenig so vor, als stünde sie vor einer Art Gericht. Warum Kikyou ihr überhaupt so viele Fragen stellte, vermochte sie im Moment ebenfalls nicht zu erahnen. Vielleicht erhoffte sich die Miko, so einen Hinweis auf Narakus momentanen Aufenthaltsort zu finden.

"Im nördlichen Gebirge also...", wiederholte Kikyou nach einem Augenblick der Stille nachdenklich. Es schien, als würde sie es wirklich in Erwägung ziehen, dass sich Naraku dort aufhalten könnte. Soeben wollte Kimie ihrerseits etwas sagen, da hatte sich Kikyous Blick plötzlich zur Seite umgewandt. Als Kimie es ihr gleich tat, entdeckte sie Sesshoumaru, der soeben auf die beiden jungen Frauen zukam.

"Inu Yashas älterer Bruder", erkannte Kikyou den Youkai gleich mit ruhiger Stimme, was Kimie ein weiteres Mal etwas irritierte.

"Hm? Kennt ihr euch etwa?"

"Wir sind uns schon mal begegnet", antwortete Sesshoumaru knapp, als er bei ihnen angekommen war. Den Geruch von Kikyou hatte er schon wahrgenommen, lange bevor er wieder zurückgekommen war. Dieser Geruch war unverkennbar gewesen. Denn an Kikyou, die als Untote schon so lange durch das Land zog, haftete nach wie vor der Geruch von Knochen und Graberde.

"Wir gehen", wies Sesshoumaru Kimie plötzlich vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen an und schritt schon an ihr vorbei. Kimie stand zunächst aber noch etwas unschlüssig auf der Stelle, ehe sie dem Youkai mit Ah-Un im Schlepptau folgte. Ein paar Mal drehte sie sich noch zu Kikyou um, die den beiden ihrerseits wortlos nachsah, bis sie aus ihrer Sicht verschwunden waren.

Zunächst sagte noch keiner der beiden etwas, ehe Kimie schließlich an Sesshoumarus Seite trat und ihn fragte: "Hey! Wo warst du denn eigentlich so lange bis eben? Ich habe mir Sorgen um dich gemacht! Warum hast du so lange gebraucht?"

"Diese Dämonen hatten offensichtlich den dringenden Wunsch, mit mir zu kämpfen", antwortete Sesshoumaru ungerührt. "Ich habe ihnen diesen Wunsch erfüllt, aber ob sie glücklich darüber sind, können sie jetzt auch keinem mehr verraten. Ich lockte sie erst weit genug fort, deshalb hat es etwas gedauert, bis ich zurückkommen konnte."

"Aber... passiert ist dir nichts?", fragte Kimie verunsichert, beinahe schon vorsichtig, doch Sesshoumaru verzog keine Miene, als er erwiderte: "Ich bin nicht verletzt, falls du darauf hinaus willst. Es ist schon etwas mehr nötig, als zwei niedere Dämonen, um mir in irgendeiner Form Schaden zuzufügen."

War ja klar, dass er mal wieder einen auf obercool machte. Aber Kimie störte sich nicht daran, vielmehr war sie erleichtert darüber gewesen, dass ihre Sorgen unbegründet gewesen waren und es Sesshoumaru gut ging. Aber sie beschäftigte noch etwas anderes, also fragte sie nach einem Augenblick sogleich weiter: "Aber sag mal, woher kennst du eigentlich Kikyou?"

"Ich kenne sie nicht", antwortete Sesshoumaru monoton. "Wie gesagt, wir sind uns schon mal begegnet, aber mehr auch nicht."

"Hmm..."

Nachdem sie noch ein Stück des Weges zu Fuß zurückgelegt hatten, stiegen die beiden wieder auf Ah-Uns Rücken und der Drache erhob sich erneut in die Lüfte.
 

Kikyou hatte ihren Blick erst wieder abgewendet, nachdem Kimie und Sesshoumaru aus ihrer Sicht verschwunden waren. Das, was Kimie ihr erzählt hatte, war zwar keine Gewissheit aber dennoch eine Spur gewesen. Vielleicht würde die Miko nun endlich einen Hinweis auf Naraku finden. Also setzte Kikyou ihren Weg schließlich fort und steuerte in Begleitung ihrer Seelenfänger den langen Fußweg in die nördlichen Gebirge an.
 

* ~ * ~ * ~ * ~ *
 

Schon kurz nach der Rückkehr der Ryû-Youkai in deren Schloss hatte Naraku Akuma aufgesucht, um sich bei diesem nach dem Geschehen während der Konfrontation mit Sesshoumaru und seinem Clan zu erkundigen.

"Und, Akuma?", fragte Naraku geheimnisvoll. "Wie war dein erster Eindruck?"

Während der Hanyou wie so oft in sein Pavianfell gehüllt, jedoch ohne dabei die entsprechende Maske zu tragen, abwartend vor ihm stand, saß Akuma in gelassener Haltung auf dem Fenstersims von einem geöffneten Fenster seiner Privaträume und beobachtete ein wenig, was draußen vor sich ging, als er antwortete: "Nun, wenngleich ich persönlich den Inu-Youkai heute zum ersten Mal seit langer Zeit wieder begegnet bin, scheint mir dieser Sesshoumaru entschlossen zu sein, nicht einfach so klein beizugeben. Aber das soll mir recht sein, dann ist der Spaß größer." Akuma wandte sich zu Naraku um. "Was ist aber mit dir? Was hast du davon, wenn sich mein Clan mit dem von Sesshoumaru anlegt, Naraku?"

Auf Narakus Gesicht erschien ein leichtes Lächeln. "Wie schon gesagt: Es geht mir lediglich darum, dass du und deine Leute Sesshoumaru, Inu Yasha und die, die mit ihnen zu tun haben, beseitigen. Damit bin ich schon zufrieden."

"Und nur für so einen kleinen Gefallen würdest du uns sogar Splitter des Shikon no Tama überlassen?"

"Ich habe sie dir doch schließlich zugesagt."

In der Tat, so war die Abmachung gewesen. Als Gegenleistung dafür, dass Akuma und sein Clan gegen die Inu-Youkai und ihre Verbündeten kämpften und sie auch beseitigten, sollten sie einen Teil der so sehr umkämpften und begehrten Splitter des Shikon no Tama erhalten. Und eigentlich war es auch im eigenen Interesse der Ryû-Youkai, ihre Erzfeinde endlich aus dem Weg zu räumen, von daher konnte man nicht unbedingt davon sprechen, dass Naraku Akuma und seine Leute für seine Zwecke benutzte. Allerdings gab es eine Sache, die Akuma doch in einem gewissen Sinne interessierte, also fragte er seinen Gegenüber nach einem Moment weiter: "Eine Frage noch, Naraku: Wo steckt eigentlich dieser kleine Bengel, der ebenfalls bei dir war, als du das erste Mal hier aufgetaucht bist?"

"Du sprichst von Kohaku?", fragte Naraku zurück, obwohl die Antwort darauf ihm schon längst klar gewesen war.

Akuma nickte. "Ja, kann sein, dass er so heißt. Also, wo ist er? Ich habe ihn seither nicht mehr gesehen. Was hast du überhaupt mit einem Menschenjungen zu schaffen?"

"Er gehört zu meinen Untergebenen", erklärte Naraku ruhig. "Mach dir keine Sorgen, er wird keine Probleme machen. Ich habe ihn entsandt, ein paar Kleinigkeiten für mich zu erledigen."

Akuma nahm diese Antwort hin. Im Grunde konnte es ihm zwar egal gewesen sein, wer dieser Menschenjunge war, aber schlichtweg aus Prinzip hatte er doch genaueres wissen wollen. Aber jetzt schien diese Sache ja auch geklärt gewesen zu sein.

Plötzlich öffnete sich die Schiebetür des Raumes und einer von Akumas Gefolgsleuten trat ein. Er verneigte sich leicht vor seinem Herrn. "Akuma-sama. Verzeiht die Störung, aber es gibt Neuigkeiten. Allerdings keine guten, denn die zwei Kundschafter, die wir ausgeschickt haben, die Grenzen zu den westlichen Ländern zu beobachten, sind nicht wieder zurückgekehrt."

"Ach! Ist das so, ja?" Akuma wirkte erstaunlich ruhig. Es schien, als vermutete er schon, was mit seinen Leuten geschehen war, doch er sollte gleich die Gewissheit haben.

In diesem Moment kamen nämlich drei von Narakus Saimyousho durch das geöffnete Fenster von draußen in den Raum herein geflogen und sammelten sich um ihren Meister. Sie schienen ihm irgendetwas mitzuteilen. Schließlich wandte sich Naraku an Akuma: "Sieht so aus, als hätte Sesshoumaru deine Leute erledigt, Akuma."

"Hm!"

So was in der Art hatte sich Akuma schon gedacht, von daher war er auch nicht wirklich überrascht gewesen. Sonderlich betroffen schien er aber auch nicht zu sein, als er seinen Untergebenen anwies, nun wieder das Zimmer zu verlassen, was dieser auch sofort tat.

"Dieser Sesshoumaru...", sprach Akuma schließlich weiter. "Der wird mir langsam doch etwas lästig. Wenn das so weitergeht, verlieren wir immer mehr unserer Leute und unserer Drachen."

"Aber ihre Anzahl ist doch immer noch groß genug, dass auf einen Inu-Youkai drei von ihnen kommen", bemerkte Naraku, woraufhin Akuma nickte.

"Das mag ja alles sein, aber trotzdem stört es mich. Der Kerl nimmt sich für meinen Geschmack etwas zu viel heraus."

"Und was willst du nun tun?"

"Immer mit der Ruhe. Mir fällt schon was Passendes ein."

Und insgeheim schien Akuma schon einen Plan im Kopf zu haben.
 

* ~ * ~ * ~ * ~ *
 

Der weitere Rückweg verlief ohne besondere Vorkommnisse. Es war inzwischen früher Nachmittag und so langsam näherten sich Sesshoumaru und Kimie wieder dem Schloss. Dass die beiden fort gewesen waren, war sicherlich nicht unbemerkt geblieben und gedanklich bastelte sich Kimie schon alle möglichen potenziellen Fragen zusammen, die Kagome und die anderen ihr wohl stellen konnten. Vermutlich würde besonders Inu Yasha mal wieder ordentlich seinen Senf zu diesem Thema abliefern. Es gab aber auch etwas anderes, dass sie beschäftigte und worauf sie nicht zuletzt wegen der unerwarteten Begegnung mit diesen beiden Ryû-Youkai gekommen war.

"Sag mal, Sesshoumaru, woher wusste Bokusenou eigentlich so viel über die Ryû-Youkai?", fragte Kimie Sesshoumaru daher schließlich neugierig. "Ich meine, er wird ja wohl kaum zu ihnen hingegangen sein und selbst einen Blick auf die Lage geworfen haben."

"Bokusenou weiß über viele Dinge erstaunlich gut Bescheid", antwortete Sesshoumaru. "Woher genau er sein Wissen bezieht, weiß selbst ich nicht. Aber das kann mir auch egal sein, solange ich die nötigen Informationen bekomme, die ich auch brauche."

"Hm... Und woher kannte dein Vater ihn?"

"Die Schwertscheiden von Tessaiga und Tenseiga wurden aus Bokusenous Ästen angefertigt. Das ist einer der Gründe, weshalb er unserem Clan schon seit einer Weile bekannt ist."

"Die Schwertscheiden?", wiederholte Kimie wie zu sich selbst und mit nachdenklich gesenktem den Blick. Wenn das stimmte, besaßen die Schwertscheiden der beiden Schwerter sicherlich auch gewisse Kräfte. Bisher war Kimie etwas derartiges aber noch gar nicht aufgefallen. Vielleicht würde sie bei Gelegenheit Kagome oder gleich Inu Yasha danach fragen.
 

Der Flug ging noch eine Weile so von statten und endlich konnte man in der Ferne das Schloss erkennen, welchem sich Ah-Un rasch näherte. Keine fünf Minuten später machte sich der Drache auch schon zum Landeanflug auf den Hof bereit. Noch in der Luft konnte Kimie die Gruppe um Kagome und Inu Yasha vor dem Eingang auf der Treppe sitzen sehen. Auch Rin, Jaken und Inuki, sowie Kakeru waren bei ihnen und außerdem noch ein alter Bekannter, den Kimie sofort wieder erkannte. "Huch! Aber das ist doch...!"

Ah-Un war noch gar nicht auf dem Boden gelandet, da grüßte Kimie die Anwesenden schon fröhlich, ebenso wie den neu hinzugekommenen Besucher: "Hallo, Leute! Hey, Toutousai!"

Der alte Schmied richtete den Blick nach oben. Er hatte genauso wie die anderen Sesshoumaru und Kimie schon von weitem kommen sehen. Als Ah-Un schließlich gelandet war und Kimie auf ihn zukam, erwiderte Toutousai auf die Begrüßung: "Oh! Wenn das mal nicht Kagomes Cousine Kimie ist. Ich hörte schon, dass du seit einer Weile wieder hier bist."

Als sein Blick jedoch auf Sesshoumaru, der soeben von Ah-Uns Rücken abstieg, fiel, versuchte Toutousai sofort wieder, sich ein wenig hinter Inu Yasha zu verstecken. Allerdings schien Sesshoumaru kein Interesse daran zu haben, dem alten Mann nach dem Leben zu trachten.

Ganz anders als Toutousai reagierte wiederum Rin auf Sesshoumarus Rückkehr. Erfreut lief sie sogleich auf den Youkai zu. "Sesshoumaru-sama! Schön, dass Ihr zurück seid!"

Auch Jaken ließ es sich nicht nehmen, seinen Herrn sofort mit mehreren Verbeugungen zu begrüßen. Dieser schenkte Rin momentan jedoch weitaus mehr Beachtung, ehe er Jaken anwies, Ah-Un zu seinem Unterstand zurückzubringen und kurz darauf Kakeru zu sich bat.

Während Sesshoumaru mit ihm nun kurz etwas abseits von den anderen ein paar Worte wechselte, wandte sich Kimie, die Inuki, der sie zuvor ebenfalls freudig begrüßt hatte, streichelte, neugierig an Toutousai: "Hey! Sag mal, Toutousai, was genau führt dich überhaupt hierher? Myouga erwähnte uns gegenüber, du wolltest eigentlich gar nicht hier herkommen."

Toutousai kratzte sich leicht am Kopf. "Na ja, nachdem Myouga gegangen ist, um die Inu-Youkai zu warnen, bin ich erstmal noch allein in meiner Höhle geblieben. Allerdings..."

"Allerdings hast du Schiss bekommen, dass wieder eine dieser Lederhäute bei dir aufkreuzt und deshalb willst du jetzt ebenfalls Schutz im Schloss suchen, oder?", vermutete Inu Yasha sofort und mit einem prüfenden Blick auf den alten Schmied gerichtet.

Dieser schien nicht mal wirklich leugnen zu wollen, ihn schien vielmehr etwas anderes beschäftigt zu haben oder sogar noch immer zu beschäftigen. So entgegnete Toutousai auf Inu Yashas Aussage: "Wobei ich mich ja schon gefragt habe, wo ich momentan wohl gefährdeter wäre; bei mir zu Hause oder doch eher bei euch... Und ehrlich gesagt wollte ich auf dem Weg hierher schon öfters wieder umkehren..."

Toutousais Blick wanderte zu Sesshoumaru, der seine Unterredung mit Kakeru soeben beendet zu haben schien. Allerdings gab es jetzt noch einiges zu tun, also wies Sesshoumaru Kakeru an, einige Inu-Youkai darüber zu informieren, dass sie sich in einer Stunde im großen Versammlungsraum im Schloss einfinden sollten. Kakeru kam der Anweisung seines Herrn sogleich nach und ging zunächst zurück in das Schloss, um diejenigen Inu-Youkai, die sich in ihren Privaträumen aufhielten, über Sesshoumarus Anliegen in Kenntnis zu setzen. Kimie konnte sich schon denken, was Sesshoumaru mit seinen Leuten zu bereden hatte. Allerdings war sie sehr überrascht darüber, dass er ihr jetzt mit einer Handbewegung verdeutlichte, dass sie ihm ins Schloss folgen sollte. Ohne überhaupt so wirklich ein paar Worte mit Kagome und den anderen gewechselt zu haben, folgte Kimie ihm dennoch in das Schloss.

Kaum, dass Sesshoumaru die Türen hinter sich geschlossen hatte, wandte er sich an das Mädchen: "Ich überlasse es dir, ob du gleich bei der Unterredung mit meinen Leuten dabei sein möchtest."

Kimie zog verblüfft eine Augenbraue hoch. "Wie? Ich soll dabei sein?"

"Du kannst, musst es aber nicht", stellte Sesshoumaru klar. "Ich dachte mir allerdings, dass es gut für dich wäre, wenn du dich für die Zukunft an die ständige Anwesenheit meiner Leute gewöhnen würdest. Ob du heute damit beginnen möchtest, überlasse ich jedoch wie gesagt dir."

"Hmm..." Kimie überlegte. Sesshoumaru hatte schon Recht gehabt. Wenn sie in Zukunft bei ihm bleiben wollte, schloss das immerhin auch mit ein, dass sie sich irgendwann auch an seine Leute gewöhnen musste und umgekehrt musste wohl ähnliches gelten.

Zuerst wirkte sie zwar noch etwas unentschlossen und hatte zugegebenermaßen auch ein etwas mulmiges Gefühl bei dieser Sache, dann sagte Kimie jedoch trotzdem zu.
 

Später wünschte sie sich allerdings, sie hätte das mit ihrer Integration nicht so überstürzt. Kimie fühlte sich momentan nämlich wirklich nur wie auf dem Präsentierteller. Sesshoumaru hatte ihr zwar die freie Wahl gelassen, ob sie wirklich bei diesem Treffen dabei sein wollte, doch im Nachhinein entstand bei Kimie der Eindruck, es wäre besser gewesen, sie hätte mit so was wirklich noch gewartet. Aber jetzt saß sie zusammen mit Sesshoumaru in einem Raum im Beisein verschiedener anderer und zumeist ranghöherer Inu-Youkai und auch Touran, die als Sprecherin für sich und ihre Geschwister anwesend war. Es wurde beredet, wie das weitere Vorgehen auszusehen hatte und was sowohl für die Verteidigung des Schlosses zu tun gewesen war, als auch die Strategie für den weiteren Verlauf des Kampfes. Nur Kimie hörte dem ganzen eher wie nebenbei zu. Sie hatte genug mit ihren eigenen Gedanken zu tun.

>Was zum Teufel soll ich denn hier? Was habe ich mir nur dabei gedacht?! Ich habe das blöde Gefühl, alle starren mich die ganze Zeit an! Ich fühle mich echt wie ein kompletter Vollidiot...<

Eigentlich schaute sie andauernd mehr in Richtung Boden. Nur ab und zu huschte ihr Blick kurz nach vorne, doch dann schaute sie lediglich Sesshoumarus Rücken an. Inuki, der neben seiner Herrin saß, wirkte hingegen ganz entspannt. Doch die Nervosität von Kimie entging ihm deswegen nicht. Sanft stupste er sie daher manchmal leicht mit der Nase an, woraufhin Kimie ihm dann meist etwas den Kopf streichelte. Auch jetzt tat sie das gerade wieder, als sie Kakerus Stimme wieder auf das eigentliche Geschehen aufmerksam machte: "Wir hatten Glück. Es gab von unserer Seite her noch keine Verluste und Ashitaka-dono geht es inzwischen auch wieder besser. Aber das muss nichts heißen. Akuma und sein Clan werden in kommenden Begegnungen sicherlich nicht mehr so zurückhaltend sein. Die gestrige Konfrontation diente vermutlich nur dem Versuch, uns bereits im Vorfeld etwas einzuschüchtern. Und so wie ich die Sache sehe, müssen wir in Zukunft noch mehr aufpassen."

"Ja, und wohl nicht nur auf Angriffe von außerhalb", warf Seshiru ein und richtete seinen prüfenden Blick auf Tôya, während zugleich dieses heimtückische Lächeln seine Lippen umspielte. "Oder wie siehst du das, Tôya?"

Der Angesprochene, aber auch der Rest der Anwesenden wussten sofort, auf was Seshiru eben angespielt hatte. Tôya sah man den Missmut deutlich an. Er selbst machte sich innerlich ja immer noch in gewisser Weise Vorwürfe, dass er Ashitaka angegriffen hatte, obwohl dieser ihm schon längst verziehen hatte und Tôya bekanntlich keine Schuld an alldem traf.

Bevor Tôya aber etwas auf Seshirus Worte erwidern konnte, schaltete sich Subaru erbost ein: "Seshiru! Halte dich gefälligst zurück und mach nicht schon wieder nur Ärger!"

Doch Seshiru verschränkte nur desinteressiert die Arme vor der Brust. "Wieso? Es stimmt doch! Und du musstest schließlich auch selbst gegen ihn kämpfen, Subaru. Ich würde dir raten, das nicht aus den Augen zu verlieren, Brüderchen."

"Und dir würde ich raten, mal die Klappe zu halten! Oder du kriegst 'nen Maulkorb!"

Sofort war alle Aufmerksamkeit auf Kimie gerichtet, die diesen letzten Kommentar vom Stapel gelassen hatte, und sogar Sesshoumaru drehte sich zu ihr um. Es war eigentlich mehr wie eine Art Reflex gewesen, aber jetzt, wo sie alle anstarrten, senkte Kimie beschämt wieder den Blick.

"Entschuldigung. Ist mir so rausgerutscht...", entschuldigte sie sich leise.

Sesshoumaru war der Erste, der sich danach wieder dem Gespräch mit seinen Leuten widmete, wobei er zu allererst Seshiru ansprach: "Seshiru! Wenn ich von dir irgendetwas hören will, dann werde ich dich selbst darauf ansprechen. Ansonsten hast du zu schweigen! Dass du hier anwesend sein darfst, bedeutet nicht, dass du auch tun kannst, was du willst. Das sagte ich dir bereits bei unserem ersten Gespräch. Vergiss das nicht, in deinem eigenen Interesse!"

Zuerst antwortete Seshiru nicht darauf. Die Blicke die er und Sesshoumaru sich gerade zuwarfen, ließen aber auf jeden Fall nichts gutes erahnen. Da konnte man förmlich die gegenseitige Abneigung in ihren Augen sehen. Aber schließlich war es Seshiru, der zuerst seinen Blick wieder abwandte. "Wie Ihr wünscht, Sesshoumaru-sama."

Es hatte zwar teils etwas höhnisch geklungen, aber zumindest schwieg Seshiru jetzt wirklich. Also lenkte Sesshoumaru das Gespräch wieder auf das eigentliche Thema zurück. Ein wichtiger Bestandteil war dabei natürlich auch, die anderen insbesondere über die besonderen Fähigkeiten von Akuma, Takeshi und den fünf Hütern aufzuklären. Sesshoumaru griff dabei auf die Informationen zurück, die er von Bokusenou erhalten hatte. Besonders interessant war dabei die Tatsache, dass die Hüter ihre besonderen Kräfte so lange nicht einsetzen konnten, wie sie sich in ihrer wahren Form befanden. Im Falle einer Konfrontation wäre es von daher also offensichtlich das beste, Akumas beste Krieger auf irgendeine Weise in ihre wahre Form zu zwingen. Sesshoumaru stellte aber zugleich von vornherein klar, dass sich keiner auf eigene Faust Akuma entgegenstellen würde. Diesen wollte Sesshoumaru selbst im Kampf bezwingen.

Ein weiterer Punkt, den es zu besprechen galt, war das weitere Vorgehen hinsichtlich des Kampfes, insbesondere was die Verteidigung des Schlosses und der eigenen Ländereien anbelangte. Die Inu Youkai waren nicht so zahlreich wie die Ryû-Youkai, von daher musste man etwas strategischer an die Sache rangehen. Die Bewachung des Schlosses durfte nicht darunter leiden, dass zugleich auch die umliegenden Wälder in einem gewissen Maße überwacht werden mussten. Schließlich einigte man sich darauf, sich hauptsächlich auf die Verteidigung des Schlosses zu konzentrieren, aber trotzdem einige Inu-Youkai ausgesandt werden würden, die nähere Umgebung im Auge zu behalten. Zu entsprechenden Zeitpunkten würden dann einige der Youkai aus dem Schloss ihre Kameraden, die sich außerhalb von diesem befanden, ablösen. Mehr konnte man im Moment wohl auch nicht tun. Und endlich, nach einer schier endlosen Zeit, war dieser Kriegsrat auch wieder zu Ende gewesen. Länger hätte Kimie das auch nicht mehr mitmachen können und atmete innerlich erleichtert auf. Nach und nach verließen die anwesenden Inu-Youkai den Versammlungsraum nun wieder, bis schließlich nur noch Sesshoumaru selbst, sowie Kakeru, Touran und Kimie mit Inuki übrig gewesen waren. Aber auch Kakeru verabschiedete schon sehr bald, denn er wollte noch mal nach Ashitaka sehen. Auch Touran schien sich wieder so langsam auf den Weg machen zu wollen.

>Herrschaftszeiten! Einmal und nie wieder!<, dachte Kimie unterdessen, wobei ihr aber insbesondere ihr unaufgeforderter Einruf von vorhin noch immer recht peinlich gewesen war. Glücklicherweise schien Sesshoumaru ihr das jedoch nicht übel zu nehmen, sondern ließ das Mädchen erstmal wieder zu den anderen gehen. Vielleicht würde es ihr gut tun, wenn sie ein wenig Zeit mit ihnen verbringen würde. Also verließ Kimie zusammen mit Inuki nun ebenfalls das Zimmer. Zurück blieben schlussendlich noch Touran und Sesshoumaru.

"Du verblüffst mich wirklich immer wieder, Sesshoumaru", ergriff Touran plötzlich das Wort. "Dass du deine Gefährtin an dieser Versammlung hast teilnehmen lassen, hätte ich vorher nicht erwartet. Bisher hast du sie du es ja eigentlich noch nicht so deutlich gezeigt, dass sie zu dir gehört, wenn ich es mal so ausdrücke."

Sesshoumaru schaute aus dem Seitenwinkel zu der Panther-Dämonin rüber. "Was interessiert dich das, Touran?"

"Ich bin nur überrascht", entgegnete Touran. "Überrascht darüber, wie sehr du dich verändert hast. Ich kann mich noch an eine Zeit erinnern, da hättest du alles, was auch nur irgendwie was Menschliches an sich hat, auf der Stelle ausgelöscht. Stattdessen warst du aber offensichtlich schon seit längerer Zeit mit einem Menschenkind unterwegs und hast nun sogar eine Gefährtin menschlichen Ursprungs an deiner Seite. Ist das vielleicht dein väterliches Erbe?"

Sesshoumarus Blick hatte einen sehr prüfenden Ausdruck angenommen, als er sich nun zu Touran umwandte. "Wir haben bisher zwar nicht viel miteinander gesprochen, seit du mit deinen Geschwistern hergekommen bist, aber wenn wir beide unter uns sind, kommst du irgendwie immer auf das gleiche Thema zu sprechen. Gibt es dafür einen bestimmten Grund, Touran?"

In der Tat hatte Touran Sesshoumaru stets immer nur auf Kimie angesprochen, ob nun direkt oder indirekt. Dabei ging sie das alles eigentlich überhaupt nichts an und streng genommen hätte Sesshoumaru ihre Andeutungen auch einfach ignorieren können. Doch in einem gewissen Sinne interessierte es ihn schon, was genau die Panther-Dämonin eigentlich damit bezweckte. Diese ließ sich jetzt aber nicht mehr in die Karten schauen, sondern entgegnete nur: "Kommt darauf an, was du als bestimmten Grund verstehst, Sesshoumaru. Nimm es mir nicht übel, aber ich enthalte dir die Antwort auf deine Frage erstmal noch vor. So wie ich dich kenne, müsstest du früher oder später auch selbst darauf kommen können. Mach's gut!"

Und mit diesen Worten verließ nun auch Touran das Zimmer. Sesshoumaru war dieser Auftritt schon recht merkwürdig vorgekommen, wenngleich er es von außen her wie üblich nicht gezeigt hatte. Außerdem, warum sollte er sich die Mühe machen, die Antwort auf seine Frage selbst zu finden? So wichtig war ihm diese schließlich auch wieder nicht gewesen. Er würde dieses Thema von daher wohl auf sich beruhen lassen. Zumindest erstmal.
 

Auf dem Weg zu den anderen war Kimie zunächst gemeinsam mit Kakeru unterwegs gewesen. Hinsichtlich ihrer ersten Eindrücke versuchte er sie sogleich wieder etwas aufzubauen und sie damit zu trösten, dass sie sich schon noch daran gewöhnen würde. Vermutlich war das auch so, aber Kimie hoffte dennoch, dass sich so was in naher Zukunft erstmal nicht zu sehr häufen würde.

Als sie schließlich bei Ashitakas Zimmer angekommen waren und sich Kimie so gesehen wieder von Kakeru verabschieden wollte, um zu den anderen zu gehen, konnte sie sich diesen Weg jedoch ersparen, denn die versammelte Mannschaft um Kagome und Inu Yasha befand sich zusammen mit Ashitaka, Miyuki und auch Tôya, der kurz zuvor hergekommen war, in ein und demselben Raum. Sogar Toutousai war anwesend gewesen. Das konnte Kimie aber auch recht sein und nachdem sie sich bei Ashitaka nach dessen Befinden erkundigt hatte, gesellte sie sich mit Inuki zu den anderen.

"Und, Kimie?", fragte Kagome, die ebenso wie die anderen bereits im Vorfeld erfahren hatte, dass Kimie bei der Versammlung dabei gewesen war, neugierig. "Wie war's gerade eben?"

"Anstrengend...", seufzte Kimie müde. "Obwohl eigentlich nur geredet wurde."

"Und sonst?", fragte Shippou plötzlich, doch Kimie wurde aus dieser Frage nicht ganz schlau.

"Wie? Was meinst du damit, Shippou?", fragte sie von daher nur zurück, woraufhin sich Miroku einschaltete: "Ach, das muss dir doch nicht peinlich sein, Kimie! Du warst ja wohl dem Anschein nach die ganze Nacht mit Sesshoumaru unterwegs. Seid ihr euch denn näher gekommen?"

"Hä?!" Kimie starrte den Mönch nur mit großen Augen und einem leichten Hauch von Röte auf den Wangen an. Dass er sie aber auch so direkt danach fragen musste, war ja mal wieder typisch!

"Selbst... selbst wenn, das wäre ja dann wohl eine Sache, die nur mich und Sesshoumaru etwas angehen würde, oder?", versuchte Kimie sich wieder aus der Affäre zu ziehen, aber obwohl überhaupt nichts passiert war, bot eben genau diese Antwort genügend Zündstoff für weitschweifige Spekulationen.

"Du willst nicht darüber reden. Dann war da also wirklich etwas!", stellte Miroku für sich schon mal fest.

Und während sich Sango, Kagome und Shippou zu diesem Thema etwas zurückhielten, hatte Inu Yasha wieder seinen ganz eigene Kommentare auf Lager gehabt: "Au Mann! Was für ein Gedanke... Vielleicht sollten wir doch besser wieder das Thema wechseln."

"Jetzt hört doch mal auf! Was spinnt ihr euch denn da bitte wieder für einen Schrott zusammen?!", rief Kimie aufgebracht in die Runde. Dass so was in der Art auf sie zukommen könnte, hatte sie zwar geahnt, aber doch nicht so...

"Tja, und Sesshoumaru dürfte sich dazu wohl auch eher ausschweigen", vermutete Ashitaka, während er zusammen mit den anderen Inu-Youkai dem Gespräch der Gruppe bis dahin schweigend beigewohnt hatte. Jetzt kümmerte sich Kakeru aber erstmal um dessen Verletzung. Besonders Miyuki beobachtete Kakeru äußerst aufmerksam dabei, wie dieser nun den Verband um Ashitakas Oberkörper entfernte, um einen Blick auf die Wunde werfen zu können. Auf dem Rücken des jungen Inu-Youkai konnte man noch ganz deutlich die große Stichwunde von Takeshis Naginata erkennen, das mit der Spitze sogar durch die Brust wieder herausgetreten war. Die Wunde auf dem Rücken war aber weitaus größer gewesen, wohingegen die kleinere Verletzung im Bereich der Brust schon gut verheilt war.

"Dafür, dass die Attacke auf dich noch gar nicht so lange her ist, sieht deine Verletzung schon wesentlich besser aus, Ashitaka-kun", meinte Kagome dennoch optimistisch, während Ashitaka mit dem Bauch auf seinem Schlaflager lag und Kakeru gerade dabei war, eine Art Kräutermixtur für die Wunde vorzubereiten.

Auf das was ihre Cousine eben angedeutet hat, fügte Kimie nunmehr hinzu: "Das nennt man wohl den Youkai-Bonus, oder so. Schließlich hätte jeder Normalsterbliche nach so einer Attacke nicht mal mehr 'nen Pieps-Ton von sich gegeben."

"Tja, viel hat aber auch bei mir diesmal nicht gefehlt", meinte Ashitaka, wenngleich mit gewohnt guter Laune, aber durchaus in dem Bewusstsein, dass diesmal wirklich nicht viel gefehlt hatte. Hätte ihn Takeshi mit seinem Naginata nur etwas weiter neben der eigentlichen Wunde getroffen, hätte er Ashitakas Herz durchstoßen und dann wäre auch für ihn alles aus gewesen. Aber so gesehen hatte er eben noch mal Glück im Unglück gehabt.

Während Kakeru nun die vorbereitete Kräutertinktur auf Ashitakas Wunde verteilte, was sowohl von Miyuki als auch insbesondere von Kagome äußerst aufmerksam mitverfolgt wurde, wobei Letztere dem Inu-Youkai noch die eine oder andere Frage hinsichtlich der genauen Zusammensetzung dieser Medizin stellte, stellte sich Kimie insgeheim eine Frage, die ihr in der letzten Zeit schon ein paar Mal in den Sinn gekommen war, und ihre Frage konnte wiederum wohl nur Toutousai beantworten. Also wandte sie sich nun an den alten Waffenschmied: "Ach, Toutousai? Da gibt es übrigens etwas, was ich dich gerne mal fragen würde. Und zwar geht es um Raidon."

"Was ist denn? Stimmt etwas nicht damit?", fragte Toutousai sogleich, woraufhin Kimie ihm ihr Schwert aushändigte. Unschlüssig kratzte sich das Mädchen am Kopf. "Na ja... Ich weiß auch nicht so genau, aber es scheint irgendwie auf die Ryû-Yokai zu reagieren oder so, denn immer, wenn sie oder auch ihre Flugdrachen in der Nähe zu sein scheinen, pulsiert das Schwert. Zumindest ist das schon ein paar Mal in der Form vorgekommen und als die Ryû-Youkai gestern erst hier waren, flog es mir sogar praktisch von selbst von meinem Zimmer aus direkt in die Hand."

Nachdem Kimie Toutousai den genaueren Ablauf dieses Ereignisses während des Kampfes geschildert hatte, legte sich der Schmied nachdenklich eine Hand ans Kinn, während er Raidon weiterhin genauestens in Augenschein nahm. Das Schwert machte einen guten Eindruck. Es war gut gepflegt worden und die Klinge war immer noch scharf. Etwas Fehlerhaftes konnte Toutousai so gesehen nicht entdecken. Schließlich schien er aber doch eine Lösung für das merkwürdige Phänomen hinsichtlich Raidons Reaktionen auf die Ryû-Youkai zu haben: "Das mag eventuell mit den Drachenzähnen zusammenhängen, aus denen das Schwert gefertigt wurde. Wahrscheinlich reagiert es daher auf die dämonische Aura der Ryû-Youkai. Zugegeben, sie und auch diese Flugdrachen mögen keine echten Drachen sein, aber etwas Drachenhaftes steckt eben doch in ihnen. Das ist zumindest meine Theorie dazu."

Damit gab Toutousai Kimie ihr Schwert wieder zurück. Prüfend ließ sie ihren Blick einmal die Klinge hinauf- und wieder hinunter gleiten.

"Also eine Art Frühwarnsystem?", fragte sie schließlich, wenngleich mehr zu selbst, woraufhin Kagome, die das Gespräch ihrer Cousine mit dem alten Schmied gegen Ende hin mitverfolgt hatte, dennoch belustigt hinzufügte: "Na ja, vielleicht ist das in dieser Zeit ja wirklich so was wie die Geburt der modernen Alarmanlage."

Diesen Witz schienen allerdings nur Kimie und Kagome verstanden zu haben, die sich nun auch köstlich darüber zu amüsieren schienen, aber der Rest der Anwesenden schaute eher fragend und stellenweise auch verständnislos drein.
 

Die Gruppe verbrachte noch eine ganze Weile so zusammen. Man unterhielt sich über verschiedene Dinge und so erzählte Kimie auch Einzelheiten über das, was Bokusenou über die Ryû-Youkai zu berichten gehabt hatte. Inu Yasha und die anderen hörten da äußerst aufmerksam und auch interessiert zu, ebenso wie Ashitaka und Miyuki, die ja ebenfalls nicht bei der Versammlung mit dabei gewesen waren.

Nachdem Kimie geendet hatte, legte sich Sango nachdenklich eine Hand ans Kinn. "Das klingt wirklich so, als wären die Ryû-Youkai in der Tat harte Gegner. Mal abgesehen von Naraku scheinen sie mitunter zu den schwersten Gegnern zu gehören, mit denen wir es bisher zu tun gehabt haben."

"Keh! Aber keiner ist unbesiegbar!", warf Inu Yasha ein. "Ihr habt es doch gehört: Auch diese großkotzigen Flattertypen haben ihre Schwachstellen, also kann man sie auch besiegen. So einfach ist das!"

"Von wegen einfach!", entgegnete Shippou ernst. "Du hast es doch selbst erlebt, Inu Yasha! Akuma und seine Leute haben immerhin Sachen drauf, da sträubt sich einem glatt das Fell! Sogar Mirokus Kazaana haben die blockiert!"

Doch Inu Yasha ließ sich davon eher wenig beeindrucken. "Pah! Das allein bedeutet doch gar nichts! Diese Ryû-Youkai bestehen auch nur aus Fleisch und Blut und sie sind genauso verwundbar wie wir alle. Wir müssen eben einfach nur schneller sein als sie und sie in ihre Schranken weisen, bevor sie gleiches bei uns tun können."

"Na, du musst es ja wissen, du Großmaul...", meinte Shippou leise, trotzdem hatte Inu Yasha diese Bemerkung mitbekommen und verpasste dem kleinen Kitsune gleich eine deftige Kopfnuss.

"Auaaa!! Wie gemeeeeiiiin!", jammerte Shippou sofort, woraufhin sich Inu Yasha gleich einen bitterbösen Blick von Kagome einfing.

"Inu Yasha! Osuwari!"

Sogleich lag der Hanyou mit der Nase auf dem Boden. "Ungh... So eine Gemeinheit! Was habe ich denn jetzt schon wieder so Schlimmes gemacht...?"

"Tu nicht so! Das weißt du genau!", schimpfte Kagome, während sie Shippou auf den Arm genommen hatte, um ihn etwas zu trösten. Mürrisch grummelte Inu Yasha irgendetwas in sich hinein, was man akustisch jedoch nicht verstehen konnte. Shippou hingegen schien nunmehr wieder gut gelaunt zu sein, darauf ließ zumindest der triumphierende Blick schließen, den er dem Hanyou gerade zuwarf.

Nach diesem kleinen Zwischenfall überkam Kimie hingegen mit einem Mal das Bedürfnis, mal bei Sesshoumaru vorbeizuschauen. Einen Moment überlegte sie noch, doch dann stand sie auf und ging in Richtung Tür.

"Wohin gehst du, Kimie-chan?", fragte Sango das Mädchen, das antwortete: "Ach! Ich schau nur noch mal kurz bei Sesshoumaru vorbei. Also, bis nachher, Leute! Komm, Inuki!"

Sofort war der Hund seiner Herrin auf den Fersen gewesen und so verließ Kimie zusammen mit Inuki nun das Zimmer. Kaum waren die beiden weg gewesen, grübelte Miroku schon ernsthaft nach. "Hmm... Ich frage mich, ob da wirklich was gewesen sein könnte."

"Selbst wenn! Kimie-chan hat schon Recht, wenn sie sagt, dass uns das nichts angeht", warf Sango energisch ein.

Miroku warf ihr daraufhin einen geheimnisvollen Blick zu. Sango kam dieser zwar schon sehr suspekt vor, doch so richtig auf die Palme brachte sie erst folgende Frage des Mönchs: "Sango. Wir beide haben uns nun schon vor einer ganzen Weile unsere Gefühle gestanden. Nun denn, wäre es nicht allmählich an der Zeit, unsere Bindung zu festigen? Heute Nacht zum Beispiel könnten wir doch..."

Doch weiter kam er gar nicht mehr, denn Sango hatte ihm kräftig eins mit dem Bumerang übergezogen.

"Auf keinen Fall! So nicht! Das kannst du voll vergessen, du notgeiler Houshi!", keifte die Dämonenjägerin aufgebracht und spürbar peinlich berührt, dass Miroku vor allen anderen mit so was angekommen war. Während ein derartiges Schauspiel Inu Yasha, Kagome und Shippou schon relativ vertraut gewesen war, wohnten Ashitaka und seine Kameraden, ebenso wie Toutousai dem ganzen eher unschlüssig bei.

"Ist so etwas normal, wenn man mit jemanden zusammen ist? Oder ist das mehr eine menschliche Eigenschaft?", fragte sich Miyuki ungläubig, konnte es aber eigentlich genauso wenig wie die anderen glauben, dass das wirklich so gewesen sein könnte. Aber eventuell nachzufragen, das wagte im Moment keiner so wirklich.
 

Von dem nachfolgenden Geschehen nichts mehr mitbekommend, war Kimie unterdessen wieder im obersten Stockwerk des Schlosses angekommen und ging zusammen mit Inuki den Gang entlang. Mittlerweile kannte sie den Weg zu Sesshoumaru Zimmer praktisch im Schlaf. Jetzt musste er nur noch da sein. An ihrem Ziel angekommen, wollte Kimie auch gleich direkt zu Sesshoumarus Zimmertür gehen, als ihr jedoch auffiel, dass beim Zimmer direkt gegenüber die Tür einen Spalt weit offen stand. Zuerst war sie noch etwas gehemmt, dann siegte aber Kimies Neugier und sie wagte einen Blick in das Zimmer zu werfen. Durch den geöffneten Türspalt entdeckte sie überraschenderweise Sesshoumaru mitten in dem Zimmer auf dem Boden sitzen. Er hatte den Rücken zur ihr gewandt.

>Was macht er denn da? Meditieren?<, dachte sie mit einer Spur Sarkasmus, bemerkte dann aber doch, dass durchaus mehr hinter Sesshoumarus Aufenthalt in diesem Zimmer liegen musste. Sie konnte es sich nicht so recht erklären, aber irgendetwas war anders an ihm.

"Du musst da nicht stehen bleiben", sagte Sesshoumaru plötzlich, dass Kimie im ersten Moment leicht erschrocken hochgefahren war. Dann öffnete sie die Zimmertür jedoch etwas weiter.

"Entschuldigung. Ich wollte dich nicht stören oder so was", sagte sie ein wenig verlegen und betrat schließlich zusammen mit Inuki das Zimmer, nachdem Sesshoumaru sie nochmals darauf aufmerksam gemacht hatte, dass sie nicht draußen stehen bleiben musste. Doch während er sie die beiden Male angesprochen hatte, hatte sich der Youkai nicht einmal zu dem Mädchen umgedreht. Ungeachtet dessen ließ Kimie nun ein wenig ihren Blick durch den Raum schweifen. Es gab links und rechts von diesem noch weitere Türen, die in weitere Räumlichkeiten führten. Viele der Zimmer im Schloss, die vorwiegend von den höher gestellten Inu-Youkai bewohnt wurden, wiesen diese Besonderheit auf. Aber etwas war merkwürdig. Kimie hatte ein komisches Gefühl, seit sie das Zimmer betreten hatte, und sogar Inuki schien etwas zu spüren. Denn er hatte schon zu Anfang diese leisen winselnden Laute von sich gegeben, wenngleich es nicht den Eindruck machte, als hätte er Angst. Vielmehr schien es so, als suchte er nach dem Grund für dieses eigenartige Gefühl.

"Was sind das für Räume?", fragte Kimie schließlich, während sie sich noch etwas umsah.

"Dies sind die Privaträume meine Vaters", antwortete Sesshoumaru ruhig. "Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass ich mich hier wieder aufhalte."

"Oh..." Kimie beobachtete Sesshoumaru schweigend. Die Art, wie er eben gesprochen hatte, hatte irgendwie etwas befremdliches an sich gehabt. Die so gewohnte Kühle in seiner Stimme war nicht vorhanden gewesen. Vielmehr wirkte er sehr nachdenklich, als beschäftigte ihn irgendetwas stark. Aber warum genau befand er sich überhaupt in den Privaträumen seines Vaters? Was bezweckte er damit? Fühlte er sich seinem Vater dadurch eventuell näher? Menschen hatten ja öfters irgendwelche Gegenstände einer verstorbenen Person, der sie sehr nahe standen, als Erinnerungsstücke bei sich und fühlten sich mit ihr dadurch wieder ein Stück mehr verbunden. Ob das im vorliegenden Fall ähnlich war?

>Irgendwie seltsam. Es ist ungewohnt, ihn so zu sehen<, dachte Kimie. Sesshoumaru schien in der Tat sehr nachdenklich gewesen zu sein. Bestimmt dachte er über die Ryû-Youkai und den Kampf nach. Ob er sich insgeheim vielleicht nach einem Ratschlag von seinem Vater sehnte, wenn er ihn fragen könnte? Offen zugeben würde Sesshoumaru das allerdings wohl kaum. Das ließ sein Stolz ganz bestimmt nicht zu. Nichts desto trotz wagte es Kimie nach einem Moment der Stille das Wort zu ergreifen: "Du hättest deinen Vater bestimmt gerne um Rat gefragt, oder?"

Doch auf diese Frage würde Sesshoumaru nicht antworten. Das war auch Kimie recht schnell klar.

"Sorry. Ich weiß ja, solche Themen fallen nicht unbedingt in deinen bevorzugten Bereich was Kommunikation anbelangt." Damit wollte Kimie es auch erstmal wieder auf sich beruhen lassen. Eigentlich hätte sie Sesshoumaru in dem Zusammenhang ja gerne noch zu seiner Mutter befragt, aber das ließ sie jetzt doch besser bleiben. Von Ashitaka hatte sie zwar schon mal gehört, dass Sesshoumarus Mutter noch am Leben wäre (siehe "Abenteuer im Mittelalter", Kapitel 31), aber umso mehr beschäftigte das Mädchen daher die Frage, warum sie dann nicht wie die anderen Inu-Youkai hier im Schloss lebte? Hatte das vielleicht was damit zu tun, dass Inu no Taishou in Inu Yashas Mutter Izayoi eine neue Liebe gefunden hatte, oder hatte das am Ende sogar gar nichts damit zu tun gehabt? Und wo mochte sie sich momentan überhaupt befinden? Kimie fragte sich zudem, wie sie vom Charakter her wohl so war und wie sie überhaupt aussah. Aber sie vermutete schon, dass es sich bei Sesshoumarus Mutter sicherlich um eine wunderschöne Frau handeln musste. Vielleicht würde Kimie versuchen, Sesshoumaru irgendwann mal auf dieses Thema anzusprechen, aber im Moment war das eher schlecht.

Was Sesshoumaru anbelangte, so dachte er in der Tat insbesondere über die Ryû-Youkai und den Kampf nach. Zuvor hatte er es zwar nicht gezeigt, aber als Myouga nach dem ersten Erscheinen von Akuma und seinem Clan plötzlich damit angefangen hatte, von Inu no Taishou zu sprechen, hatte auch Sesshoumaru insgeheim darüber nachgedacht, wie sein Vater wohl in dieser Situation gehandelt hätte. Aber fragen konnte er ihn ja danach nicht mehr...

Plötzlich spürte Sesshoumaru, wie sich eine Hand vorsichtig auf seine linke Schulter legte. Kimie befand sich nun direkt hinter ihm und hatte sich zu ihm auf den Boden gehockt.

"Dein Vater... Ich kann mir vorstellen, dass er dir in manchen Situationen doch sehr fehlt, nicht wahr?", fragte sie leise. Neben ihrer Hand auf seiner Schulter, spürte Sesshoumaru zudem, dass Kimie ihren Kopf leicht gegen seinen Rücken angelehnt hatte. Er antwortete wiederum nicht auf ihre Frage, aber auf eine Antwort hatte sie auch eigentlich nicht wirklich gewartet. Sesshoumaru schien es so, als hätte Kimie diese ohnehin schon für sich selbst gefunden. Aber spürte er wirklich so was wie Sehnsucht nach seinem Vater? Fehlte er ihm? In der Tat gab es da schon dieses Gefühl, aber war es auch wirklich das, was Kimie damit gemeint hatte?

Sesshoumaru legte schließlich seine rechte Hand auf Kimies Hand, die noch auf seiner Schulter ruhte. Kimie hatte sogleich aufgeschaut, aber nach wie vor war Sesshoumarus Blick nach vorne gerichtet. Früher hätte sie so was bestimmt nicht mal im Traum gedacht, aber sogar bei einem Typen wie Sesshoumaru, der immer so seriös und dabei sehr kühl und auch abweisend auftrat, schien die Fassade manchmal leicht zu bröckeln und dabei gewisse Seiten preiszugeben, die sonst niemand zu sehen bekommen würde. Zwar zeigte Sesshoumaru auch jetzt keine sonderliche Gefühlsregung, aber etwas war da doch gewesen. Es schien nun doch ganz klar gewesen zu sein: Jeder hatte eine Schwäche, wenn er sie auch gut verbarg, und niemand war perfekt. Auch ein Youkai nicht.

"Sag mir, fürchtest du dich?", fragte Sesshoumaru plötzlich an Kimie gerichtet, die überrascht aufhorchte. Was genau hatte er damit gemeint?

"Du meinst, wegen dem Kampf?", fragte sie daher zurück und als Sesshoumaru dies bejahte, antwortete sie nach kurzem Zögern: "Nun... Klar habe ich auf eine gewisse Weise Angst und bin auch verunsichert, aber das ist wohl normal. Doch eigentlich fühle ich mich hier sehr sicher."

Daraufhin drehte sich Sesshoumaru nun doch zu Kimie um. Sie schenkte ihm ein leichtes Lächeln, als wollte sie sagen: "Keine Sorge! Es wird schon alles gut gehen."

"So! Ich glaube, ich lass dich jetzt erstmal wieder etwas in Ruhe", meinte das Mädchen nach einem Moment und stand wieder auf.

Doch gerade, als Kimie zusammen mit Inuki zurück zur Tür gehen wollte, hörte sie Sesshoumaru fragen: "Woher kommt dein Gefühl der Sicherheit?"

Als Kimie sich auf diese Frage hin wieder zu ihm umgedreht hatte, traf ihr Blick mit dem von Sesshoumaru zusammen. Zuerst erschien sie etwas überrascht über diese Frage gewesen zu sein, doch dann meinte sie lächelnd: "Weil du da bist, Sesshoumaru. Und ich vertraue dir."

Letztendlich verließ sie zusammen mit Inuki nun wieder das Zimmer. Sesshoumaru beobachtete noch, wie Kimie die Schiebetür hinter sich schloss und hörte anschließend, wie sie sich allmählich wieder von dem Zimmer entfernte.

Vertrauen... War es unter anderem das gewesen, was den Menschen so oft den nötigen Beistand gab? Insgeheim stellte sich Sesshoumaru diese Frage schon seit einer gewissen Zeit. Ihm war nicht entgangen, dass auch unter Inu Yasha und seinen Freunden eben jener Begriff des Vertrauens eine zentrale Rolle spielte. Aber konnte er selbst auch etwas damit anfangen?
 

Aber nicht nur Sesshoumaru schien sich im Moment so seine Gedanken zu machen. Auch Inu Yasha hatte etwas, was ihn schon seit längerer Zeit beschäftigte. Genauer gesagt, seit er mit seinen Freunden hier im Schloss angekommen war. Dass der Hanyou sich mit seinen Gedanken ab und zu ganz woanders aufzuhalten schien, so auch jetzt, blieb schlussendlich auch Kagome nicht mehr verborgen.

Nachdem sie noch einen Moment mit den anderen verbracht hatten, waren die beiden schließlich auch gegangen und hatten sich in Inu Yashas Zimmer zusammengesetzt. Kaum waren sie jedoch hier unter sich gewesen, hatte Inu Yasha mit einem Mal diese nachdenkliche Miene aufgewiesen. Kagome beschloss nun, den Hanyou hinsichtlich seines Verhaltens nun einfach mal ganz direkt zu fragen: "Sag mal, was ist los mit dir, Inu Yasha? Du wirkst irgendwie so nachdenklich und das nicht nur heute. In der letzten Zeit hast du schon öfters mal so dreingeschaut."

"Wie?" Zuerst schien Inu Yasha zu dem Thema allerdings nicht wirklich was sagen zu wollen. In der Tat gab es zwar etwas, das ihn beschäftigte, aber erzählt hatte er es bisher keinem. Auch nicht Kagome. Nachdem diese aber ohne eventuell allzu aufdringlich zu erscheinen noch mal nachgefragt hatte, antwortete Inu Yasha schließlich, wenngleich anfangs etwas zögerlich: "Nun ja... Weißt du, das ist eigentlich so, Kagome: Ich kann es mir selbst nicht erklären, aber seit wir hier sind, habe ich Nacht für Nacht immer ein und den selben Traum. Und jedes Mal sehe ich mehr darin. Zuerst war alles nur irgendwie in Rot getaucht, doch nach und nach erkannte ich auch Flammen. Da war ein Feuer und letzte Nacht konnte ich darin auch eine Silhouette erkennen. Da war jemand."

"Was? Aber wer?", fragte Kagome interessiert und zugleich verblüfft von Inu Yashas eigenartigen Traum, doch der Hanyou konnte auf diese Frage nur den Kopf schütteln.

"Keine Ahnung. Gerade als ich dabei war, mehr zu erkennen, bin ich wieder aufgewacht. Aber irgendwie kommt mir das alles merkwürdig bekannt vor. Als wäre es eine verschwommene und schon lange zurückliegende Erinnerung..."

Nur konnte sich Inu Yasha an kein einschneidendes Ereignis seiner Vergangenheit erinnern, in dem Feuer eine zentrale Rolle gespielt hätte. Zwar hatte er schon ab und zu gegen Dämonen gekämpft, die unter anderem Feuerkräfte besaßen, aber damit hatte sein Traum sicherlich nichts zu tun gehabt. Davon war auch er überzeugt.

Ein Klopfen an der Tür erregte mit einem Mal die Aufmerksamkeit von Inu Yasha und Kagome. Letztere bat den Besucher herein.

"Hi! Störe ich?", fragte Kimie, nachdem sie die Schiebetür geöffnet hatte, doch sowohl ihre Cousine als auch Inu Yasha verneinten die Frage, woraufhin Kimie zusammen mit Inuki das Zimmer betrat.

"Wo kommt ihr denn jetzt her? Warst du wirklich bei Sesshoumaru, Kimie?", fragte Inu Yasha das Mädchen, dass sich zu den beiden auf den Boden setzte.

"Ja, wir waren bei ihm", antwortete Kimie auf die Frage. "Er wirkte aber sehr nachdenklich. Ich wollte ihn nicht eventuell stören, also bin ich nach einer Weile wieder gegangen."

"Keh! Er steckt wohl in einer Krise, weil er keinen Plan hat, was er wegen Akuma und seinem Haufen von Fledermausabklatschen unternehmen soll", vermutete Inu Yasha belustigt, bekam von Kagome aber sofort einen leichten Stoß mit dem Ellenbogen in die Seite.

"Inu Yasha! Jetzt benimm dich doch bitte mal und fang nicht schon wieder an, so rumzustänkern!"

"Ja, ja! Schon gut!", murrte der Hanyou gelangweilt, unterließ aber jede weitere eventuelle Bemerkung zu diesem Thema. Aber eine Frage brannte ihm doch noch auf der Zunge, also wandte er sich nach einem Augenblick wieder an Kimie: "Hey! Sag mal, was genau haben du und Sesshoumaru jetzt eigentlich wirklich getrieben, als ihr allein unterwegs gewesen seid?"

"Hm?" Was genau diese Frage jetzt eigentlich sollte, wusste Kimie zwar nicht, aber sie ahnte, worauf Inu Yasha eventuell hinaus wollte. Zumindest ließ sein prüfender Blick darauf schließen.

"Ach, da gab es eigentlich nichts Weltbewegendes", antwortete sie jedoch schließlich locker. "Das Aufregendste war ja noch, dass Sesshoumaru auf dem Rückweg auf einmal diese zwei Ryû-Youkai bemerkt hatte und wir deshalb einen Zwangsstopp einlegen mussten. Sesshoumaru lockte sie weg, während ich mit Ah-Un auf ihn gewartet habe. Richtig schräg wurde es aber eigentlich erst, als Kikyou auch noch so wie aus dem Nichts aufgetaucht ist. Ich war doch sehr überrascht, dass sie und Sesshoumaru sich zu kennen schienen und... Uah!"

Dieser überraschte Aufschrei war darin begründet gewesen, dass Inu Yasha urplötzlich auf das Mädchen zugesprungen war und es an den Schultern ergriffen hatte. Eindringlich sah er ihr in die Augen, während er sofort losfragte: "Was?! Du hast Kikyou getroffen? Und warum hast du das nicht schon vorhin gesagt, Kimie?!"

Abwehrend hob Kimie die Hände soweit ihr das möglich war. "Hey! Immer mit der Ruhe, Inu Yasha, okay? Ich habe eben nicht daran gedacht. Sorry!"

"Und was hat sie gesagt? Wo genau hast du sie getroffen?", hakte Inu Yasha hartnäckig nach, ohne eigentlich so wirklich auf die Erwiderung des Mädchens eingegangen zu sein.

Kimie zuckte unschlüssig mit den Schultern. "Wo genau das war, weiß ich auch nicht. Irgendwo an der Grenze zu den westlichen Ländern. Aber Kikyou fragte mich danach, wo du und die anderen momentan sind. Ich sagte, ihr wärt hier, aber sie schien sich trotzdem mehr für die nördlichen Gebirge zu interessieren."

"Und wieso das?"

"Ich habe ihr erzählt, dass Sesshoumaru und seine Leute gegen die Ryû-Youkai kämpfen und dass die nördlichen Gebirge ihr Zufluchtsort sind. Wir haben auch etwas über Naraku geredet. Vielleicht denkt sie, sie könnte ihn dort finden und... Hey! Inu Yasha, warte!"

Doch Inu Yasha hörte Kimie gar nicht mehr zu und hatte sie auch nicht zu Ende sprechen lassen, denn schon war er durch die offene Schiebetür zur Veranda aus dem Zimmer gerauscht und eilte Hals über Kopf vom Schlossgelände. Reichlich irritiert sah das Mädchen dem Hanyou nach.

"Was sollte denn die Nummer? Welche Tarantel hat den denn jetzt gestochen?"

"Er sucht jetzt ganz bestimmt nach Kikyou...", sagte Kagome plötzlich leise und mit einem Unterton von Trauer in der Stimme.

Kimie hatte sofort aufgehorcht. Da sie in der Vergangenheit gelegentlich von Kagome erzählt bekommen hatte, wie die Sache zwischen Inu Yasha und Kikyou genauer aussah, war Kimie im Nachhinein schnell klar, dass sie Inu Yasha mit ihrem Bericht wohl zu dieser übereilten Suchaktion verleitet hatte. Das schlechte Gewissen plagte sie, als sie Kagome jetzt so sah. "Tut mir Leid, Kagome. Ich..."

Doch Kagome schüttelte den Kopf. "Schon gut. Ich weiß ja, was mit den beiden ist. Es ist in Ordnung. Wirklich..."

Aber so ganz einverstanden war Kagome mit Inu Yashas Verhalten doch wieder nicht gewesen. Das sah man ihr an.
 

* ~ * ~ * ~ * ~ *
 

Es war bereits dunkel. Die Nacht hatte seit geraumer Zeit Einzug gehalten und dies war insbesondere für so manche niederen Dämonen der Zeitpunkt gewesen, sich aus ihren Verstecken hervorzutrauen und auf Beutezug zu gehen. Aber auch einige der Ryû-Youkai und so mancher der Flugdrachen nutzten die Nacht für nächtliche Raubzüge. Doch war diese Nacht nicht gerade behaglich gewesen, denn der Sturm, der erst letztens über die westlichen Länder hinweg gezogen war, schien nunmehr die nördlichen Gebirge heimzusuchen. Allerdings war er mittlerweile lediglich nicht mehr als ein etwas kräftigerer Regenschauer.

Reichlich desinteressiert schien jedoch Kagura von alldem gewesen zu sein. Wie so oft saß sie allein auf einem der hohen Felsen in der Nähe von Akumas Schloss und schaute Gedanken versunken in die Ferne. Sie legte weder Wert auf die Gesellschaft von Naraku noch auf die der Ryû-Youkai. Sogar der Regen konnte Kagura nicht von ihrem momentanen Aufenthaltsort vertreiben, denn nur hier schien sie sich im Augenblick irgendwie wohl zu fühlen; abseits von Naraku und dem ständigen Gerede von Akuma und seinen Leuten über diesen Kampf gegen die Inu-Youkai. Kagura ging das alles mittlerweile nur noch auf die Nerven. Sie kam sich jetzt nur noch mehr vor wie eine Gefangene, denn Naraku gestattete es ihr nicht, sich allzu weit von dem Schloss zu entfernen. Warum, das wusste sie nicht und er hatte es ihr auch nicht gesagt. Vermutlich sollte dadurch lediglich verhindert werden, dass es irgendwie zu Sesshoumaru, Inu Yasha oder einem der anderen vordringen könnte, dass Naraku in diesem Kampf zu einem gewissen Teil seine Finger mit im Spiel gehabt hatte. Er durfte nicht riskieren, von seinen Feinden eventuell entdeckt zu werden. Zwar hatte Naraku vereinzelt seine Saimyousho in die westlichen Länder entsandt, um das Schloss und das Tun der Inu-Youkai und Inu Yasha und seinen Freunden unter Beobachtung zu halten, aber so ein paar vereinzelte Insekten erregten eben nicht so viel potenzielles Aufsehen wie, wenn Kagura vielleicht auf ihrer Feder durch die Lüfte fliegen würde.

"Dieser elende Naraku!", fluchte Kagura schließlich leise, aber spürbar verbittert. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und ihr ganzer Körper erzitterte kurzzeitig unter ihrer unterdrückten Wut. Mittlerweile wusste sie sich keinen Rat mehr. Es schien, als wäre sie wirklich dazu verdammt gewesen, für immer nach Narakus Pfeife zu tanzen, und offenbar konnte und wollte ihr auch keiner aus ihrer Lage heraushelfen.

Plötzlich bemerkte Kagura jedoch, wie der Regen sie mit einem Mal nicht mehr erreichte. Als die junge Frau daraufhin ihren Blick hob, entdeckte sie einen alten Bekannten rechts neben sich stehen.

"Eine Frau sollte nicht allein herumsitzen und schon gar nicht im Regen", meinte Toba mit einem freundlichen Lächeln an Kagura gewandt. Er hatte seinen linken Flügel wie einen Regenschutz über sie ausgebreitet, so dass sie nunmehr vor dem Regen geschützt war. Kagura hatte Toba zuvor überhaupt nicht bemerkt und stellte sich daher die Frage, ob er sie eventuell schon eine Weile heimlich beobachtet hatte.

"Hm! Hast du mir etwa schon wieder aufgelauert?", fragte Kagura plötzlich schroff, doch Tobas Selbstsicherheit tat dies keinen Abbruch.

"So würde ich das nicht bezeichnen wollen", entgegnete er nur. "Ich finde Euch eben sehr interessant und würde Euch, wie schon mal erwähnt, deshalb gerne näher kennen lernen, Kagura-dono."

"Erzähl' nicht so einen Unsinn!", erwiderte Kagura nicht viel freundlicher als zuvor. "Ich hörte davon, dass du im Bezug auf Frauen nichts anbrennen lässt. Also tu nicht so, als könnte dich kein Wässerchen trüben!"

"Nun, ich gebe zu, ich hatte schon einige Bekanntschaften", gestand Toba. "Allerdings muss ich dazu sagen, dass Ihr mich besonders fasziniert, Kagura-dono. Und nicht nur wegen Eurer Schönheit. Schon als ich Euch das erste Mal sah, habt Ihr mich beeindruckt. Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als Naraku vor den Toren unseres Schlosses stand. Ungeachtet von seiner Anwesenheit war mein Blick sofort auf Euch fixiert. Ihr habt dieses gewisse Etwas, wenn Ihr versteht. Etwas Kämpferisches und zugleich auch Anmutiges."

Kagura schien nun doch etwas verblüfft zu sein. So was hatte sie bisher niemanden über sie sagen hören. In gewisser Weise schien sie auch geschmeichelt zu sein, wenngleich sie es gut verbarg als sie entgegnete: "Eines muss man dir lassen, du redest nicht um den heißen Brei herum."

Kaguras Blick fiel nun mehr durch Zufall auf ihre rechte Hand, in welcher sie wie so oft ihren Fächer hielt. Mit einem Mal war ihr so, als spürte sie wieder den leichten Kuss, den Toba ihr zuletzt auf den Handrücken gegeben hatte. Sie ertappte sich dabei, wie sie mit ihren Gedanken abzuschweifen drohte und riss sich selbst sofort wieder in die Realität zurück. Stattdessen schaute sie nun zum bewölkten Himmel hinauf. Noch immer regnete es, aber Kagura wurde nach wie vor von Tobas Flügel geschützt. Er selbst stand völlig gelassen im Regen.

"Macht dir der Regen gar nichts aus?", fragte sie ihn schließlich, wenngleich es noch immer etwas kühl klang. Daraufhin umspielte ein leichtes Lächeln Tobas Lippen, ehe er seinen rechten Arm nach vorne ausstreckte, um welchen sich sofort das Wasser des in unmittelbarer Nähe fallenden Regens sammelte und ihn spiralförmig umkreiste.

"Das Wasser ist immerhin mein Element", antwortete der Ryû-Youkai nun auf Kaguras Frage. "Es wäre eine Beleidigung ihm gegenüber, würde ich versuchen, es zu meiden."

Kagura zog zunächst zwar etwas verunsichert eine Augenbraue hoch, doch konnte sie das von Toba Gesagte doch gut nachvollziehen. Ihr ging es schließlich ähnlich im Bezug auf den Wind, den sie als Windherrscherin kontrollierte.

Noch eine Weile blieben die beiden hier an ihrem momentanen Aufenthaltsort, bis sich der Himmel wieder zu lichten begann und auch der Regen allmählich nachließ. So schnell wie er zuvor gekommen war, war er jetzt auch schon wieder vorbei gewesen. Toba entfernte sich nun einige Schritte von Kagura und schlug ein paar Mal mit seinen Schwingen, um die restlichen Regentropfen von diesen abzuschütteln. Anschließend faltete er sie über seinen Schultern zusammen, dass sie ihn nunmehr wie einen Umhang einhüllten. Hatte Kagura bisher auf den Felsen gesessen, so stand sie jetzt wieder auf und richtete ihren Kimono etwas. Ihre Aufmerksamkeit war erst wieder so wirklich auf Toba gerichtet, als er sie plötzlich wieder ansprach: "Ich mag zwar neugierig erscheinen, aber sagt mir bitte, Kagura-dono, was Ihr Euch am sehnlichsten wünscht. Ich kann es praktisch in Euren Augen ablesen. Ihr sehnt Euch nach etwas."

"Wie?" Zuerst wirkte Kagura sogar etwas erschrocken darüber, dass Toba sie scheinbar auf gewisse Weise durchschaut hatte, aber im Nachhinein wirkte sie nachdenklich. Sie zögerte, ob sie sich ihm gegenüber wirklich dazu äußern sollte, aber irgendwie hatte sie das merkwürdige Gefühl, sie könnte sich ihm zumindest ein wenig anvertrauen.

Schließlich antwortete Kagura: "Es gibt nur eine Sache, nach der ich mich sehne." Sie öffnete ihren Fächer und deutete mit einer weitschweifige Handbewegung in die Ferne. "Und das ist die Freiheit. Frei zu sein wie der Wind, das ist mein einziger Wunsch."

Toba war mit seinem Blick Kaguras Deutung in die Ferne gefolgt. Jetzt, wo sich der Himmel wieder gelichtet hatte und vereinzelt das Licht des Mondes durch die Wolkendecke brach, wirkte sogar dieser unwirkliche Teil der Berge auf eine gewisse Weise angenehm.

"Für wahr, ein nachvollziehbarer Wunsch", meinte Toba nach einem Moment. "Doch was ist es, das Euch an der Freiheit hindert?"

Auf diese Frage antwortete Kagura diesmal jedoch nicht. Sie schaute nur stumm zur Seite, abgewandt von Toba.

"Ihr müsst mir darauf nicht antworten", bemerkte er, nachdem er etwas auf eine Reaktion ihrerseits gewartet, aber schnell erkannt hatte, dass er diese diesmal nicht bekommen würde. Überhaupt erachtete es Toba momentan als besser, Kagura erstmal wieder etwas für sich allein zu lassen. "Nun denn, wenn Ihr es gestattet, werde ich mich erstmal wieder zurückziehen. Es war mir eine Freude, mich mit Euch zu unterhalten, Kagura-dono. Ich hoffe doch sehr, es war nicht das letzte Mal. Bis dann!"

Toba entfaltete seine Flügel und erhob sich in die Lüfte. Doch er war kaum einige Meter weit gekommen, da hörte er Kagura ihm nachrufen: "Hey! Warte mal!"

Zwar hatte das mehr wie ein Befehl geklungen, aber nichts desto trotz verharrte Toba in der Luft und drehte sich noch mal zu der jungen Frau um. Diese sah ihn mit einem etwas undurchschaubaren Blick an, als sie noch ein knappes "Danke" an den Ryû-Youkai richtete, ehe sie sich wieder umdrehte. Toba nahm dies trotzdem mit einem positiven Eindruck zur Kenntnis, ehe er seinen Weg fortsetzte.

Wieder beim Schloss angekommen, entdeckte er als erstes seinen Zwillingsbruder Rokou abwartend auf der Schlossmauer sitzen. Dieser hatte den rechten Ellenbogen auf dem rechten, angewinkelten Knie abgestützt und leicht den Kopf gegen seine Hand gelehnt. Kaum war Toba bei ihm angekommen, fragte Rokou sogleich: "Sag mal, Bruderherz, du hängst dich ja diesmal ganz schön rein, wie mir scheint. Ist es dir diesmal etwa wirklich ernst?"

Rokou hatte ihn und Kagura also aus sicherer Entfernung beobachtet, wie Toba erkennen musste, aber dies störte ihn im Grunde gar nicht. Also antwortete er auch auf die gestellte Frage äußerst gelassen, ohne aber wirklich etwas preis zu geben: "Nun, mal sehen, was sich ergibt, Rokou."

Das war auch schon alles gewesen, was Toba dazu zu sagen hatte, ehe er an seinem Bruder vorbei weiter zum Schloss flog. Typisch! Toba würde wohl nichts genaueres mehr dazu sagen, also ersparte sich Rokou auch eventuelle weitere Nachfragen. Das förderte allerdings nur sein aktuelles Gefühl von extremer Langeweile. Ihm war der Sinn, nach etwas Abwechslung, aber was sollte er momentan schon groß machen können? Er selbst hätte sich ja gewünscht, dass bei der Konfrontation mit den Inu-Youkai etwas mehr herausgekommen wäre, als dieser kleine Schlagabtausch, aber Akuma wollte bei diesem ersten Treffen nach 1000 Jahren eben nur hauptsächlich die zahlenmäßige Überlegenheit der Ryû-Youkai demonstrieren. Irgendwann würde es sicherlich zum eigentlichen Kampf kommen, aber wann dieser Zeitpunkt eintreffen würde, stand noch buchstäblich in den Sternen.

Während Rokou noch so darüber nachdachte, bekam er mit, wie sich ihm jemand von hinten näherte. Als Rokou sich umdrehte und von seinem erhöhten Sitzplatz auf der Mauer nach unten sah, entdeckte er Kanna direkt unterhalb der Mauer stehen. Sie schaute mit ihrer üblich ausdruckslosen Miene zu dem Ryû-Youkai hoch.

"Hey, Kleine! Hast du dich verlaufen, oder was?", fragte Rokou mit einem leichten Unterton von Hohn in der Stimme, doch Kanna reagierte nicht darauf. Stattdessen drehte sie nur wortlos ihren Spiegel zu ihm. Zuerst war nichts darin zu erkennen gewesen, von daher war auch Rokou der Sinn von Kannas Handeln irgendwie nicht ganz klar gewesen, bis in dem Spiegel allmählich etwas zu sehen gewesen war. Rokou schaute genauer hin und erkannte schließlich Inu Yasha, der in einem Affenzahn durch die Wälder in den westlichen Ländern rauschte. Er schien nach etwas zu suchen.

"Ach! Der Hanyou scheint eine Vorliebe für nächtliche sportliche Aktivitäten zu haben", meinte Rokou spöttisch, zugleich kam ihm aber auch eine zündende Idee, wie er sich seine Langeweile etwas erträglicher machen könnte. "Tja, in Gesellschaft soll so was ja bekanntlich mehr Spaß machen."

Und ohne noch weiter groß zu zögern, verließ Rokou nun seinen Sitzplatz auf der Mauer und flog davon. Für Kanna gab es hier nun nichts mehr zu tun. Sie hatte ihren Auftrag erfüllt und kehrte von daher wieder ins Schloss zurück.
 

* ~ * ~ * ~ * ~ *
 

"Es ist schon dunkel und Inu Yasha ist immer noch nicht zurück."

Kagome lief nervös vor Inu Yashas Zimmer auf der Veranda hin und her. Neben Kimie hatten sich nach einer Weile auch Sango, Miroku und Shippou zu den Mädchen gesellt und somit auch erfahren, warum Inu Yasha nicht da gewesen war. Die Meinungen über das Verhalten des Hanyou waren dabei mal wieder etwas auseinander gegangen. Während Shippou mal wieder sauer auf Inu Yasha war, weil er Kagome einfach so hatte links liegen lassen, hielten sich Sango und Miroku aus dieser Diskussion besser heraus. In gewisser Weise verstanden sie Inu Yasha natürlich, aber trotzdem war sein Verhalten Kagome gegenüber etwas unfair.

Mittlerweile war es bereits Nacht und es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass der Hanyou so bald wieder zurückkommen würde. Eigentlich würden sich die anderen unter solchen Umständen eher weniger Sorgen machen, da Inu Yasha auch sehr gut allein zurechtkam, aber irgendetwas schien Kagome zu spüren. Es war, als ahnte sie, dass Inu Yasha eventuell in Schwierigkeiten stecken könnte. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus und verkündete vor versammelter Mannschaft: "Es reicht! Ich gehe ihn suchen!"

"Kagome-chan!" Sango war sofort aufgesprungen. "Aber wo willst du ihn denn suchen? Wir wissen doch gar nicht, in welche Richtung er gegangen ist."

"Ich weiß, Sango-chan, aber irgendetwas muss ich tun!", entgegnete Kagome und senkte den Blick. "Ich habe ein ungutes Gefühl... Vielleicht braucht Inu Yasha Hilfe."

Die Blicke der anderen kreuzten sich. Vielleicht hatte Kagome ja Recht. Und in diesen, der Gruppe gänzlich unbekannten Ländereien konnte man schließlich nicht wissen, was den Einzelnen eventuell erwartete.

"Wir begleiten Euch, Kagome-sama", stellte Miroku daher sogleich klar, als hätte er die Gedanken der anderen gelesen und genau gewusst, dass sie genau das selbe im Sinn hatten.

Kagome schaute ihre Freunde und auch Kimie an und lächelte dankbar. "Danke, Leute! Auf euch kann man sich wirklich verlassen."

"Schön. Dann lasst uns gehen", schlug Kimie vor und schwang sich über das Geländer der Veranda auf den Hof. "Ich gehe Ah-Un holen, okay? Kirara kann uns ja schlecht alle tragen."

Und schon lief Kimie über den Hof, während sich die anderen aufbruchbereit machten. Lediglich Shippou würde die Gruppe wohl aber nicht begleiten, denn er war schon vor einer ganzen Weile ins Reich der Träume eingetreten. Auch Inuki würde wohl im Schloss bleiben.

Gerade, als Kagome, Sango und Miroku auf den Hof hinaustraten, kam Kimie mit Ah-Un an den Zügeln wieder zurück. Sie und Kagome würden auf dem Drachen fliegen, während Sango und Miroku wie so häufig gemeinsam auf Kirara reiten würden. Kaum waren sie alle entsprechend aufgestiegen, flogen Kirara und Ah-Un auch schon los. Kagome und die anderen hatten zwar nicht wirklich eine Ahnung davon, wo genau sie nach Inu Yasha suchen sollten, aber irgendetwas mussten sie tun. Sie schlugen die Richtung ein, in welche Inu Yasha zuvor gelaufen war, als er das Schloss verlassen hatte.
 

Wie weit er sich inzwischen von dem Schloss entfernt hatte, vermochte Inu Yasha nicht zu sagen. Auch wusste er eigentlich gar nicht, wohin genau er überhaupt gehen sollte, lediglich die wage Vermutung, Kikyou könnte sich auf den Weg in den Norden gemacht haben, bestimmte seine Richtung.

Mittlerweile war Inu Yasha schon tief irgendwo mitten in den Wäldern der westlichen Länder. Um sich zu orientieren, blieb er schließlich stehen und sah sich um. Er hielt seine Nase in die Luft, konnte aber keinen bekannten Geruch herausfiltern. Zudem vereinfachte die längst hereingebrochene Nacht seine Suche nicht unbedingt. Eigentlich suchte er ja die Nadel im Heuhaufen, das schien Inu Yasha auch so langsam selbst zu erkennen.

"Das war wohl doch etwas zu voreilig. Kikyou ist bestimmt noch ganz weit weg. Und ich habe nicht mal einen genauen Plan, wie ich sie finden soll, geschweige denn irgendeine Spur."

Während er jedoch so darüber nachdachte, erschien in Inu Yashas Gedanken plötzlich ein Bild von Kagome. Irritiert schüttelte der Hanyou den Kopf. Urplötzlich bekam Inu Yasha ein schlechtes Gewissen, wie so häufig, wenn er mal wieder zwischen Kikyou und Kagome hin- und hergerissen war.

"Ach, so 'n Dreck!", knurrte er schließlich. Er wusste beim besten Willen nicht, was er jetzt tun sollte. Falls Kikyou wirklich auf dem Weg in die nördlichen Gebirge war, würde sie eventuell den Ryû-Youkai begegnen und dadurch unweigerlich in große Gefahr geraten. Aber andererseits konnten diese auch jederzeit wieder zum Schloss der Inu-Youkai zurückkehren und dann wäre Kagome wiederum diejenige, die in großer Gefahr schweben würde. Mal abgesehen davon traute Inu Yasha vielen der Gefolgsleute seines Bruders noch immer nicht über den Weg. Und sicherlich war Kagome auch nicht gerade begeistert davon, dass sich Inu Yasha mal wieder so Hals über Kopf auf die Suche nach Kikyou gemacht hatte, wenngleich sie es meist verbarg.

Der Hanyou war offensichtlich vollkommen überfordert und dementsprechend unschlüssig lief er momentan nur von links nach rechts, als ihm jedoch dieser verdächtige Geruch in die Nase stieg. Kaum hatte sich Inu Yasha umgedreht, sah er zwischen den Baumkronen einen Feuerstrahl direkt auf sich zukommen. Mit einem Satz wich er noch rechtzeitig aus, als danach von oben eine belustigte Stimme rief: "Hey, Hanyou! Heute mal ganz allein unterwegs?"

Kurz darauf entdeckte Inu Yasha den Ryû-Youkai Rokou auf einem der Bäume sitzen. Die Begeisterung des Hanyou über dieses rasche Wiedersehen hielt sich allerdings in Grenzen. "Du schon wieder? Meine Güte, dir muss ja ganz schön langweilig sein, wenn du so schnell wieder hier auftauchst. Hey! Wo sind denn deine Flugkollegen abgeblieben?"

"Ich bin allein hier, falls du darauf anspielen solltest", antwortete Rokou mit einem hinterhältigen Lächeln.

Inu Yasha konterte diesem nunmehr mit einem sehr kämpferischen Gesichtsausdruck, während er Tessaiga zog. "Keh! Du bist ja sehr mutig, dich allein hierher zu trauen. Ich nehme jedoch nicht an, dass du zum Plaudern hier bist."

"Schlaues Hündchen! Damit liegst du gar nicht mal so falsch", antwortete Rokou mit einer Spur Hohn in der Stimme, wovon sich Inu Yasha jedoch gar nicht beirren ließ.

Entschlossen erwiderte er: "Na dann! Komm nur her, wenn du dich traust, du schuppige Flugechse!"

Das ließ sich Rokou nicht zweimal sagen, also zückte er nun seinerseits sein Naginata und flog von seinem momentanen Sitzplatz geradewegs auf den Hanyou zu. Die Klingen der Waffen beider Kontrahenten trafen laut klirrend aufeinander, doch war Inu Yasha schon nach diesem ersten Schlagabtausch gezwungen, eiligst einen Satz nach hinten zu springen, denn aus Rokous Naginata schlugen sofort beim ersten Kontakt mit Tessaiga mehrere Flammen heraus.

"Scheiße!", fluchte Inu Yasha, dessen lange Haare beinahe Feuer gefangen hätten.

Rokou hingegen schien äußerst belustigt zu sein. "Ich hoffe, du magst es auch etwas heißer, Hanyou. Oder war dir das etwa schon zu viel?"

"Ach! Halt doch die Schnauze! Dir zeig ich's schon noch!", knurrte Inu Yasha wütend und sprang mit einem Satz wieder auf Rokou zu. "Nimm das! Tessaiga!!"

Wieder prallten die Waffen aufeinander und wieder war es das selbe Spiel: Aus Rokous Naginata schlugen Flammen, doch diesmal ließ sich Inu Yasha davon nicht vertreiben. Stattdessen nahm er seine ganze Kraft zusammen und stieß seinen Kontrahenten mit einem kräftigen Schlag seines Schwertes zurück. Bevor Inu Yasha aber eventuell noch einmal zuschlagen konnte, sprang Rokou mit einem Satz mehrere Meter nach hinten. "Hm! Gar nicht mal so schlecht, für eine Promenadenmischung wie dich!"

Ein Knurren drang aus Inu Yashas Kehle. Zu gerne hätte er diesem arroganten Ryû-Youkai den Kopf von den Schultern geschlagen, aber plötzlich fiel ihm etwas ein. Eine Sache, die ihn schon lange interessierte und so schien der Kampf für einen kurzen Augenblick unterbrochen zu sein, als Inu Yasha sich an Rokou wandte: "Hey, du! Eine Frage hätte ich aber doch noch an dich."

Rokou schien überrascht zu sein. Er wusste zwar nicht, was dieser Hanyou von ihm gewollt haben könnte, aber ihm würde wohl kein Zacken aus der Krone brechen, wenn er sich mal anhören würde, was Inu Yasha zu sagen gehabt hatte. Also erwiderte Rokou mit einem Schulterzucken. "Klingt ja spannend. Dann lass mal hören! Ich bin ganz Ohr. Du sollst ja schließlich nicht dumm sterben, wenn sich das vermeiden lässt."

Ungeachtet der letzten Bemerkung fragte Inu Yasha sogleich äußerst prüfend: "Du und dein Clan, macht ihr gemeinsame Sache mit einem Kerl, der Naraku heißt?"

"Naraku?" Rokou schien einen Moment zu überlegen, doch dann antwortete er, als könnte ihn kein Wässerchen trüben: "Nein, tut mir Leid. Nie gehört den Namen."

Aber Inu Yasha wirkte misstrauisch. "Es mag ja schlicht und einfach daran liegen, dass ich dich ohnehin nicht ausstehen kann, aber irgendetwas sagt mir, dass du lügst."

"Das ist dein Problem, Hanyou", erwiderte Rokou desinteressiert. Es stand natürlich außer Frage, dass er Naraku kannte, aber das brauchte dieser Hanyou ja nicht unbedingt zu wissen. Zwar hätte Rokou die Karten auch offen auf den Tisch legen können, aber ihm schien, als wäre es auch nicht unbedingt in Akumas Interesse gewesen, wenn Rokou das ausgeplaudert hätte. Also schwieg er und brachte das Geschehen nun wieder auf den eigentlichen Punkt zurück: "Und wo wir schon dabei sind: Wolltest du nicht eigentlich kämpfen, anstatt zu plaudern?"

Als Rokou wieder so kampfbereit vor ihm posierte, stieg Inu Yashas Wut erneut.

"Du regst mich echt auf! Ich habe genug von dir!", rief er seinem Widersacher entgegen, während er Tessaiga erhob. "Jetzt ist Schluss! Nimm das! Kaze no Kizu!!"

Mit voller Kraft schwang Inu Yasha sein Schwert und ließ die Klinge auf den Boden aufschlagen. Sofort bahnte sich die Windwunde ihren Weg Richtung Ziel. Doch anstatt dem Angriff eventuell auszuweichen, schlug Rokou seinerseits nur mit seiner eigenen Waffe zu und zwar direkt gegen die herannahende Windwunde. Die Attacke prallte ab und verstreute sich stattdessen nach links und rechts in den Wald hinein. Es gab mehrere laute Explosionen begleitet von einer Menge aufsteigendem Rauch, bis sich alles wieder einigermaßen beruhigt hatte und sich der Rauch wieder langsam lichtete. Standen zuvor noch zahlreiche Bäume im näheren Umfeld der beiden Kontrahenten, so hatten sie sich jetzt jedoch ein etwas größeres, freies Kampffeld geschaffen. Rokou schaute sich kurz um.

"Na, na! Was würde denn dein lieber Bruder dazu sagen, wenn er erfahren würde, dass du seine Ländereien in Schutt und Asche legst?", fragte er Inu Yasha herablassend, der sich davon aber nicht beirren ließ.

"Keh! Lenk nicht ab! Auf Sesshoumarus Meinung habe ich ohnehin schon immer gepfiffen!"

"Ein wirklich liebenswürdiges Bruderverhältnis, das ihr da habt", entgegnete Rokou trocken.

Inu Yasha ging dieses Gerede mittlerweile aber wirklich nur noch auf die Nerven. "Jetzt halt doch endlich mal die Klappe! Unsere Familienangelegenheiten haben dich ja wohl einen feuchten Dreck zu interessieren! Kämpfe lieber, du Feigling!" Und damit stürzte sich Inu Yasha entschlossen erneut auf seinen Kontrahenten.

"Hm! Wie du willst, Hanyou!", erwiderte Rokou auf die letzte Aufforderung seines Gegners, dessen Angriff der Ryû-Youkai jedoch sehr gelassen entgegensah. Während Inu Yasha mit kampfbereit erhobenem Schwert auf Rokou zustürmte, errichtete dieser um sich herum eine Art Feuerspirale. Und je weiter sich Inu Yasha näherte, umso stärker schien diese Feuerspirale zu werden. Als nur noch gut vier Meter die beiden Gegner trennten, schlug Rokou zu und konzentrierte das gesamte Feuer direkt auf Inu Yasha.

"Ah! Was zum...?!" Die Feuerattacke schoss nun genau auf den Hanyou zu, der seinen Angriff abrupt abgebrochen hatte. Aber ausweichen konnte er nicht mehr und so wurde Inu Yasha von der geballten Feuerkraft von Rokou erwischt. Dieser wartete nunmehr geduldig ab, ob sich der Hanyou irgendwie wieder aus dieser Lage befreien konnte. Tatsächlich schaffte es Inu Yasha nach einigen Sekunden endlich, sich mit einem Satz aus dieser Flammenhölle zu retten, aber er war nicht ohne Blessuren davongekommen. Inu Yasha hatte bei dieser letzten Aktion seines Gegners nämlich eine schwere Brandwunde an seinem rechten Arm einbüßen müssen. Sein Gewand aus dem Fell der Feuerratte hatte ihn zwar auf gewisse Weise geschützt und ihm auch das Leben gerettet, aber es schien, als wären Rokous Angriffe sogar für den Hanyou ab einem gewissen Grad zu viel gewesen. Bis zur Hälfte war der rechte Ärmel seines Kimonos regelrecht zerfetzt worden und um Tessaiga überhaupt noch irgendwie führen zu können, musste er es ab jetzt wohl oder übel lediglich mit der linken Hand versuchen.

"Dreck, verdammter!", fluchte Inu Yasha schwer atmend. Und nicht nur er hatte etwas abbekommen, sondern auch einige der Bäume hatten die Kraft von Rokous Feuer zu spüren bekommen. Jetzt brannte es sogar in unmittelbarer Umgebung der beiden. Der dadurch entstandene drastische Temperaturanstieg sorgte nicht unbedingt für besser Kampfbedingungen, doch Rokou schien das alles überhaupt nichts auszumachen.

"Wie überaus praktisch!", meinte er nur. "Du solltest dich auch freuen, Hanyou, denn so hast du schon mal die besten Voraussetzungen für eine Feuerbestattung. Schade nur, dass keiner von deinen Freunden hier ist, um der Verstreuung deiner Asche beizuwohnen und dir die letzte Ehre zu erweisen."

"Laber' doch keinen Müll!", erwiderte Inu Yasha. "Der Einzige, der hier sein Grab finden wird, bist ganz allein du!"

Doch Rokou hatte dafür nur Hohn und Spott übrig. "Hm! Na gut, ich will dir zumindest noch deine Wunschvorstellungen lassen. Was anderes hast du ja schließlich nicht mehr, worauf du dich stützen könntest. Ich will mal gnädig sein und dich nicht allzu lange leiden lassen, Hündchen."

Rokou erhob sein Naginata und ließ die Klinge einige Male über seinem Kopf kreisen. Um die Klinge bildete sich ein Feuerwirbel, der mit jeder Umdrehung stärker wurde, und genau diesen Feuerwirbel schickte Rokou nun genau in Inu Yashas Richtung, als er die Waffe kraftvoll auf den Boden aufschlagen ließ.

"Sprich dein letztes Gebet, Hanyou!"

Doch Inu Yasha hatte ganz andere Pläne und erhob kampfbereit Tessaiga, nur um es gleich wieder niedersausen zu lassen. "Ha! Genau darauf habe ich gewartet! Bakuryuuha!!"

Die Attacken beider Kontrahenten steuerten direkt aufeinander zu. Eigentlich sollte Rokous Angriff nun auf ihn selbst zurückgeworfen werden, doch war es Inu Yasha nicht gelungen, allein mit dem Einsatz seines linken Armes Tessaiga entsprechend zu führen und so erzielte sein Gegenangriff nicht das erhoffte Ergebnis. Es kam sogar noch schlimmer für den Hanyou, denn Rokous Feuerattacke schien einen Teil von Inu Yashas fehlgeschlagenem Bakuryuuha in sich aufzunehmen, nur um noch weitaus stärker weiterhin direkt auf ihn zuzusteuern.

"Was zum...?! So eine Scheiße! Ich hab's verbockt!" Und kaum, dass Inu Yasha das erkannt hatte, wurde er schon von der geballten Kraft des Angriffs erwischt. Es gab eine gewaltige Explosion und es sah nicht so aus, als würde der Hanyou da wieder lebend herauskommen. Dessen schien sich auch Rokou sehr sicher gewesen zu sein, der das Geschehen genauestens beobachtete.

"Wie tragisch! Ich hatte mir eigentlich mehr von dir versprochen. Aber ein Hanyou ist wohl doch kein ernstzunehmender Gegner. Da spielt es auch keine Rolle, wer dein Vater war, Inu Yasha."
 

"Was ist denn da hinten los?", fragte sich Sango, als sie in der Ferne diese merkwürdigen Rauchsäulen entdeckte. "Seht mal, der Rauch! Da hinten brennt es!"

Kaum hatten auch die anderen in die entsprechende Richtung geschaut, erregte eine gewaltige Explosion zusätzlich die Aufmerksamkeit der Gruppe.

"Da wird gekämpft!", erkannte Miroku erschrocken und in Kagome kam sofort dieser Verdacht hoch.

>Ist das etwa Inu Yasha?!<

Die Aufmerksamkeit des Mädchen richtete sich aber sogleich auf ihre Cousine, die plötzlich leicht zusammengezuckt war. "Was ist los, Kimie?"

"Raidon reagiert schon wieder!", erklärte Kimie rasch und zog das Schwert etwas aus der Scheide heraus. "Einer von den Ryû-Youkai oder dieser Flugdrachen muss hier in der Nähe sein!"

Die Vermutung lag nahe, dass genau dort, wo der Rauch in den nächtlichen Himmel emporstieg, die Übeltäter zu finden gewesen sein mussten. Sango drängte daher zur Eile: "Schnell! Beeilen wir uns!"

Kirara und Ah-Un flogen nunmehr mit erhöhtem Tempo auf den Ort des Geschehens zu. Kagome hielt diese innerliche Anspannung kaum noch aus und krallte ihre Finger krampfhaft in Kimies Jacke. >Inu Yasha!<

"Keine Sorge, Kagome!", versuchte Kimie ihre Cousine, deren Anspannung sie genau spürte, wieder zu beruhigen. "Egal, was da auch passiert ist, ich bin mir sicher, Inu Yasha geht es gut."

Ein zögerliches Nicken kam von Kagome zurück. Sie hoffte so sehr, dass Kimie Recht behielt.
 

Der Rauch von der Explosion des fehlgeschlagenen Bakuryuuha und Rokous Feuerwirbel legte sich schließlich wieder etwas. Rokou konnte nun auch in mehreren Metern Entfernung Inu Yasha auf dem Boden liegen sehen. Er hielt zwar noch immer sein Schwert mit der linken Hand fest umklammert, aber wirklich viel war mit ihm wohl nicht mehr anzufangen gewesen. Mit gemächlichen Schritten näherte sich Rokou seinem Gegner. Bei diesem angekommen, erkannte der Ryû-Youkai, dass Inu Yasha zu seinem Erstaunen aber noch am Leben war, obwohl er reichlich mitgenommen zu sein schien. Dem Anschein nach war er außerdem bewusstlos, aber das konnte Rokou auf den ersten Blick nicht erkennen, da Inu Yasha mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden lag. Wie zur Kontrolle stieß Rokou den Hanyou einmal mit dem Ende des Griffs seines Naginatas an, aber Inu Yasha rührte sich nicht.

"Schade. Ich dachte, es würde doch noch etwas von dir kommen", meinte der Ryû-Youkai gespielt betroffen. "Na gut. Aber anstatt dich hier so herumliegen zu lassen, beschere ich dir besser mal doch noch eine schöne Feuerbestattung. Ruhe in Frieden!"

Rokou trat ein paar Schritte zurück, um Inu Yasha den Rest zu geben. Aber er hatte sich noch gar nicht so wirklich vorbereitet, da hob der Hanyou plötzlich seinen Blick. "Sei dir da mal nicht so sicher, du Klugscheißer!"

"Aber was...?!" Rokou war so perplex, dass er im Moment regelrecht handlungsunfähig erschien. Dies nutzte Inu Yasha nunmehr für sich aus. Mit letzter Kraft erhob er sich und schwang Tessaiga in die Richtung des Ryû-Youkai.

"Ha! Jetzt kriegst du dein Fett weg! Kaze no Kizu!!"

Die Windwunde bahnte sich sofort ihren Weg Richtung Ziel. Dieser Angriff kam für Rokou völlig überraschend, hatte er schließlich schon gedacht, er hätte Inu Yasha so gut wie erledigt. Aber so konnte der Ryû-Youkai der Attacke des Hanyou nicht mehr rechtzeitig ausweichen und wurde von der gesamten Kraft der Windwunde getroffen. Eine lauter Knall hallte über den Kampfschauplatz hinweg und alles war hell erleuchtet von Inu Yashas Angriff.

Schließlich verschwand die Energie der Windwunde wieder und es kehrte wieder Ruhe ein. Der Feind schien besiegt zu sein, zumindest war von Rokou nichts mehr zu sehen gewesen. Nun doch spürbar erschöpft ließ sich Inu Yasha auf die Knie niedersinken, wobei er sich an Tessaiga abstützte.

"Endlich! Es scheint vorbei zu sein. Länger hätte ich das auch nicht mehr durchgehalten..." Schwer atmend blieb er zunächst nur so auf der Stelle sitzen. Ihm war klar, dass er es nur Tessaigas Schwertscheide zu verdanken hatte, dass er überhaupt noch lebte. Sie hatte ihn mal wieder gerettet.

"Tja... Wer hätte das gedacht?", sagte Inu Yasha schließlich weiter, wobei ein leichtes Grinsen auf seinem Gesicht erschien. "Ich bin ja eigentlich nicht der typische Stratege, aber diesmal hat sich das wohl doch gelohnt."

Die Idee, so zu tun als wäre er bewusstlos, war Inu Yasha völlig spontan gekommen. Eigentlich lag ihm so was ja fern, aber diesmal war ihm das als die beste Lösung erschienen und sie hatte sich in der Tat bewährt.

"Inu Yasha!", hörte der Hanyou plötzlich die wohlbekannte Stimme von Kagome ihn rufen. Als er sich umdrehte, sah er diese zusammen mit Kimie und den Freunden direkt auf sich zufliegen. Kurz darauf landeten Kirara und Ah-Un neben Inu Yasha, wobei Kagome noch bevor Ah-Un überhaupt so richtig den Boden berührt hatte von diesem abgesprungen und zu dem Hanyou geeilt war. "Inu Yasha! Was ist hier passiert? Du bist ja verletzt!"

"Keine Sorge, Kagome. Ich hatte nur eine kleine Auseinandersetzung mit diesem Rokou", erklärte Inu Yasha dem Mädchen, das insbesondere einen besorgten Blick auf seinen rechten Arm geworfen hatte. Aber wegen des Kampfes mit Rokou hatte Inu Yasha seinen Freunden nun wohl einiges zu berichten.
 

Im Schloss der Ryû-Youkai war Rokous Abwesenheit unterdessen nicht weiter unbemerkt geblieben.

"Und du hast auch keine Ahnung, wo Rokou stecken könnte, Toba?"

Auf diese Frage von Renhou schüttelte Toba den Kopf. "Nein. Als wir zuletzt miteinander sprachen, hat er keinerlei Andeutungen gemacht, dass er eventuell weggehen wollte und..."

Plötzlich brach Toba mitten im Satz ab. Er hatte etwas gespürt. Es war, als durchzuckte ihn innerlich so was wie ein Blitz.

"Hm? Was ist, Toba?" Renhou versuchte, mit seinem Kameraden zu sprechen, doch dieser schien ihm im Moment überhaupt nicht zuzuhören. Stattdessen ließ Toba die anderen plötzlich völlig unvorhergesehen stehen, preschte durch die geöffnete Tür zur Veranda aus dem Zimmer und flog davon.

"Hey! Toba, warte!", rief Renhou ihm nach, aber Toba reagierte nicht auf diese Rufe.

Renhou verstand den Sinn dieser Aktion im ersten Moment überhaupt nicht, bis Yu das Wort ergriff: "Es ist Rokou."

Jin, der dem Ganzen bisher eher gleichgültig beigewohnt hatte, zog jetzt doch fragend eine Augenbraue hoch. "Was meinst du damit, Yu?"

"Rokous Chi...", antwortete Yu ruhig. "Es ist fast erloschen."
 

* ~ * ~ * ~ * ~ *
 

Zurück im Schloss der Inu-Youkai machte das Geschehen um den Kampf zwischen Inu Yasha und Rokou rasch die Runde. Denn die Rückkehr der kleinen Gruppe, die losgezogen war, um Inu Yasha zu suchen, war nicht unbemerkt geblieben. Besonders auch deswegen nicht, weil Sesshoumaru kurz zuvor Wind davon bekommen hatte, dass Kimie so plötzlich verschwunden war und so wollte er schon auch einen Großteil seiner Leute damit beauftragen, das Mädchen zu suchen und wieder zurückzubringen. Dazu kam es jedoch nicht mehr, weil Kimie und die anderen zu diesem Zeitpunkt schon von selbst wieder ins Schloss zurückgekehrt waren. Die Aufregung hinsichtlich des Verbleibs der "Verschollenen" hatte sich von daher schnell wieder gelegt, doch spätestens beim Anblick Inu Yashas, der durch den Kampf mit Rokou zahlreiche Wunden davongetragen hatte, hatten sich neue Fragen aufgetan. Auch im Nachhinein gab es insbesondere eine Frage, die viele beschäftigte.

"Soll das etwa heißen, dass Rokou nicht mehr lebt?", fragte Shippou teils neugierig und teils erstaunt, nachdem er von seinen Freunden alles erfahren hatte. Zusammen mit ihnen, aber auch im Beisein von Sesshoumaru und Kakeru, saß der kleine Kitsune in Inu Yashas Zimmer, in welchem der Hanyou gerade von Kagome versorgt wurde.

Miroku senkte auf Shippous Frage hin nachdenklich den Blick. "Wahrscheinlich nicht. Wenn er wirklich frontal von der Windwunde getroffen wurde, konnte er unmöglich heil wieder aus dieser Sache herauskommen."

"Aber seine Leiche habt ihr nicht gefunden, oder?", fragte Kakeru, was zwar verneint wurde, aber Inu Yasha hatte dafür seine ganz eigene Erklärung gehabt: "Keh! Vermutlich habe ich diesen Idioten vollkommen pulverisiert. Kein Wunder, wenn man dann nichts mehr findet."

Es schien, als ginge es dem Hanyou erstaunlicherweise schon wieder besser. Zumindest so gut, dass er wieder große Sprüche klopfen konnte, während Kagome weiterhin seine Wunden versorgte. Doch anscheinend hatte zumindest Sesshoumaru bereits genug gehört. Wortlos machte er nun kehrt und verließ den Raum. Als Kimie dies bemerkte, folgte sie ihm sofort.

"Sesshoumaru, warte!", rief sie ihm draußen auf dem Gang nach, woraufhin er stehen blieb. Bei ihm angekommen, fragte Kimie weiter: "Was ist los mit dir? Stimmt etwas nicht?"

"Es ist egal, was letztendlich aus Rokou geworden ist", antwortete Sesshoumaru ernst. "Allein schon durch die Tatsache, dass er gegen Inu Yasha unterlag..."

Er stoppte, ohne weiter zu sprechen. Kimie sah ihn fragend an. "Was ist damit?"

Sesshoumarus Blick richtete sich nun genau auf das Mädchen. "Was glaubst du, was das bedeutet?"

"Hm?" Zuerst war Kimie überhaupt nicht klar, was Sesshoumaru damit gemeint hatte, aber da fiel es ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen. Natürlich! Die Ryû-Youkai würden sich vermutlich rächen. Allen voran wohl Toba, Rokous Zwillingsbruder. Ob Rokou nun tot war oder ob er noch lebte und schwer verletzt war, eine baldige erneute Konfrontation mit den Gegnern schien vorprogrammiert und diesmal würden die Ryû-Youkai wohl mit geballter Kraft zurückschlagen und keine eventuelle Rücksicht mehr nehmen.

"Und was ist eigentlich mit dir?", fragte Sesshoumaru plötzlich weiter und riss Kimie somit wieder aus ihren Gedanken.

"Was meinst du?", fragte sie zurück, woraufhin er antwortete: "Du hast das Schloss verlassen, ohne mir etwas davon zu sagen. Zum wiederholten Mal."

"Oh..." Kimie machte irgendwie einen ertappten Eindruck. Stimmt, sie hatte sich ohne Sesshoumarus Wissen vom Schloss entfernt und sogar Ah-Un "gekidnappt".

"Entschuldige, aber es musste wirklich schnell gehen!", versuchte sie schließlich zu erklären. "Kagome hat sich solche Sorgen um Inu Yasha gemacht, nachdem er so Hals über Kopf das Schloss verlassen hat und von selbst nicht zurückgekommen ist, und die anderen und ich wollten ihr nur beim Suchen helfen. Tut mir echt Leid, dass ich dir nichts gesagt habe. Das war wirklich keine Absicht."

Sesshoumaru hatte sich die Erklärungen des Mädchen aufmerksam angehört. Es ging ihm ja nicht eventuell darum, Kimie zu kontrollieren, aber nur wenn er wusste, wo sie sich befand, konnte er besser auf sie achten.

"Versuch, so was in Zukunft zu unterlassen", sagte Sesshoumaru schließlich. "Und sag mir Bescheid, wenn du irgendwo hingehst."

Kimie nickte einverstanden. "In Ordnung. Ist gut."

Danach schickte er sie erstmal wieder zurück in ihr Zimmer. Sie sollte sich etwas ausruhen, zudem würde bald der Morgen anbrechen. Und dann würde es immerhin vermutlich wieder genug zu erledigen geben.
 

* ~ * ~ * ~ * ~ *
 

Die Nacht hatte sich bereits ihrem Ende entgegengeneigt, als Toba und seine Kameraden von ihrer Suche nach Rokou wieder zu ihrem Schloss zurückgekehrt waren. Und sie hatten ihn tatsächlich gefunden.

"Es hat ihn sehr schwer erwischt", erklärte Yu gegenüber Takeshi die Lage. "Wir wissen noch nicht, ob er durchkommt. Toba kümmert sich um ihn. Aber mir scheint, wie haben unsere Gegner unterschätzt."

Während Jin sich zu diesem Thema ausschwieg, wirkte Takeshi sehr nachdenklich. Sein Bruder dürfte über diese Neuigkeit sicherlich nicht begeistert sein. Und als wäre dies sein Stichpunkt gewesen, näherte sich Akuma nun zusammen mit Renhou der kleinen Gruppe, die vor einem der Räumlichkeiten des Schlosses zusammenstand.

Bevor eventuell irgendjemand etwas sagen konnte, ergriff Akuma selbst das Wort: "Ich hörte es bereits von Renhou. Rokou hat sich eigenmächtig in den westlichen Ländern herumgetrieben und muss jetzt die Konsequenzen für sein Handeln tragen."

"Pah! Ich wusste ja schon immer, dass dieser Idiot mit seinen Eskapaden irgendwann noch auf die Schnauze fallen würde!", meinte Jin kaltschnäuzig, was sofort Renhou auf den Plan rief.

"Schweig, Jin! Das gehört jetzt wirklich nicht hierher!"

Mit einem missmutigen Grummeln beugte sich Jin Renhous Anweisung ohne noch etwas gesagt zu haben. Das aber auch nur, weil Akuma zudem anwesend gewesen war. Aber im Moment konnte keiner der anderen irgendetwas machen. Es lag nun allein in der Hand von Toba, ob sein Bruder überleben würde oder nicht.
 

Mit der Hilfe von Yus Gabe, die Lebensenergie eines jeden Ryû-Youkai ganz genau spüren und somit deren Aufenthaltsort jederzeit bestimmen zu können, hatten Toba und seine drei Kampfgefährten Rokou schließlich an den Grenzen zu den westlichen Ländern gefunden. Bis dahin hatte er sich scheinbar noch aus eigener Kraft schleppen können, aber dann hatten ihn auch noch seine letzten Kräfte verlassen und er war bewusstlos zusammengebrochen. Sein ganzer Körper war mit Wunden übersäht gewesen; Schnitte und andere offene und blutende Wunden. Besonders schwer hatte es jedoch seinen linken Flügel erwischt, denn dieser wies große Risse in der doch sehr empfindlichen Haut auf und machte ihn praktisch komplett untauglich für den Flug. Zu diesem Zeitpunkt war Rokou dem Tod weitaus näher gewesen als dem Leben und auch jetzt stand es nicht gerade gut um ihn. Umso größer war daher auch Tobas Wut auf den noch unbekannten Übeltäter, der seinen Bruder so übel zugerichtet hatte. Mit dem bewusstlosen Rokou auf dem Boden seines Zimmers sitzend, hielt Toba ihn behutsam fest, während Rokou mit dem Kopf an der Brust des Älteren lehnte. Beide waren von Tobas Chi umgeben, das in einem bläulichen Licht schimmerte. Um Rokous Überleben zu sichern, versorgte Toba ihn mit seiner eigenen Lebensenergie. Noch wusste er zwar nicht, wer genau für diese Tat verantwortlich war, aber nicht nur für Toba stand ganz klar fest, dass Sesshoumaru Clan seine Finger mit ihm Spiel gehabt haben musste.

>Rokou... Für das, was sie dir angetan habe, werden diese Hunde bluten! Sie sollen meine ganze Rache zu spüren kriegen!<

"Das war Inu Yasha", hörte Toba plötzlich die leise Stimme eines Mädchens sagen. Als er seinen Blick zur Seite umwandte, entdeckte er die komplett in weiß gekleidete Kanna. Wie sie so unbemerkt in das Zimmer hatte kommen können, wusste der Ryû-Youkai zwar nicht, aber ihm und auch den anderen war ohnehin schon von Anfang an aufgefallen, dass Kanna keine dämonische Aura oder sonst was besaß. Sie kam und ging stets vollkommen unbemerkt, wenn sie nicht gerade wie jetzt auch auf sich aufmerksam machte.

"Was willst du?", fragte Toba das Mädchen prüfend, das nun näher an ihn und Rokou herantrat. Ihr ausdrucksloser Blick ruhte einen Moment auf dem verletzten Youkai.

"Er steht an der Schwelle zum Tod", erkannte Kanna schließlich, wenngleich es wieder genauso tonlos klang wie alles, was sie sagte.

Toba richtete sein Augenmerk nun wieder auf seinen Bruder. "Er ist sehr schwach, deshalb übertrage ich ihm so viel wie möglich von meiner eigenen Lebensenergie. Aber sag mal, Kleine, du sagtest eben, Inu Yasha hätte das zu verantworten. Wie kommst du darauf?"

Tobas Stimme hatte zum Ende hin einen sehr eigenartigen Unterton angenommen, als wollte er Kanna indirekt warnen, ihn bloß nicht anzulügen oder dergleichen. Aber das hatte Kanna ohnehin nicht vorgehabt. Stattdessen antwortete sie: "Diese Verletzungen... Sie stammen ganz eindeutig von Inu Yashas Kaze no Kizu. Eine der Attacken, die er mit seinem Schwert Tessaiga einsetzen kann."

Dann drehte sie ihren Spiegel genau so zu Toba, dass er in diesen hineinsehen konnte. Es dauerte einen kurzen Augenblick, aber dann wurde ein Bild sichtbar und zu sehen war Inu Yasha mit seinen Freunden. Sie saßen zusammen auf der Veranda vor seinem Zimmer und er wirkte sehr selbstbewusst, als prahlte er gerade mit irgendetwas. Aber viel mehr Aufmerksamkeit erregte bei Toba insbesondere eine einzelne Wunde von Inu Yasha und zwar eine schwerere Brandverletzung an seinem rechten Arm. Dieser war nämlich noch nicht verbunden worden, das nahm Kagome gerade in die Hand, wie man es im Spiegel sehen konnte, und so war für Toba schnell klar gewesen, dass es wirklich Inu Yasha gewesen sein musste, der Rokou so zugerichtet hatte.

"Inu Yasha also...", wiederholte Toba den Namen des Hanyou wie zu sich selbst, klang dabei aber äußerst bedrohlich. Es entstand eine kurze Pause, dann sprach er entschlossen weiter: "Nun gut! Sobald ich Rokou außer Lebensgefahr weiß, werde ich diesen dreckigen Hanyou-Abschaum aufsuchen. Ich werde meinen Bruder rächen!" Tobas Augen glühten plötzlich blutrot auf. Man spürte praktisch seinen Zorn, der in der Luft lag, als er mit einem Knurren weiter sprach: "Und den Kopf von diesem verfluchten Inu Yasha werde ich anschließend seinen Freunden vor die Füße werfen!"

Für Kanna gab es hier nun nichts mehr zu tun, also zog sie sich nun wieder zurück und verschwand genauso geheimnisvoll, wie sie zuvor erschienen war. Es war ganz klar: Toba würde nicht eher ruhen, bis er Inu Yasha zur Verantwortung gezogen hatte. Das wusste auch Naraku, der sich irgendwo im Schloss der Ryû-Youkai in einem anderen Zimmer aufhielt. Ein niederträchtiges Lächeln umspielte seine Lippen, als Kanna wieder zu ihm zurückkehrte.

"Na, also! Toba hat angebissen", erkannte Naraku. Somit war also der nächste Schritt getan.



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Kommentare zu diesem Kapitel (27)
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Von:  Schalmali
2007-04-07T18:35:58+00:00 07.04.2007 20:35
Na mal schauen ob Rokou das überlebt aber wahrscheinlich schon, hat er doch nette Lebenenergieunterstützung seines Bruders Toran. Inuyasha prahlt manchmal doch etwas zuviel schließlich hat er doch auch noch bisschen Glück gehabt dass sein Trick funktioniert hat ansonsten wäre der Kampf vermutlich noch nicht um gewesen. Naja man muss alle Chancen nutzen zu überleben, das weiß unser Hanyou sicher am besten von allen. Jedenfalls zieht Naraku wieder mal sehr geschickt die Fäden. Dirigiert Rokou zu Inuyasha da ersterer sowieso den Kampf sucht und wo das nicht klappt um den verhassten Hanyou umzubringen, stachtelt er dessen rachsüchtigen Bruder Toran auf... nett nett ^^
Von:  sastar
2006-10-03T13:08:41+00:00 03.10.2006 15:08
Boa der hammer, weiter so...
Von: abgemeldet
2006-09-30T10:25:59+00:00 30.09.2006 12:25
ich finde dise geschichte auch super geil schreib bitttttttttteeee weiter
Von: abgemeldet
2006-09-24T09:07:33+00:00 24.09.2006 11:07
hi die story ist einfach nur geil und ich freu mich schon auf ein nöächstes kap
Von: abgemeldet
2006-09-23T12:55:58+00:00 23.09.2006 14:55
Echt tolle Geschichte, ich hab sie bis hierhin echt verschlungen. Ich finde ,das ist die beste fanfic, die ich bis jetzt gelesen habe. Meine Mutter war echt sauer, weil ich so lang am Computer war und deine Geschichte gelesen hab...Ich hoffe, dass du schnell weiterschreibst. Bin schon total gespannt, wie es weitergeht.Mach weiter so!
Sayonara

P.S. Könntest du mir bitte Bescheid geben, wenn du ein neues Kapitel Online stellst? Wäre echt lieb von dir!
Von: abgemeldet
2006-09-17T19:51:34+00:00 17.09.2006 21:51
oh nein! arme inu da kommt was auf ihn zu!
tja außerdem hat er durch zufall rokou besiegt!

und die stelle wo diese satz bei der versammlung Kimie "raus gerutscht" ist war ech zum tot lachen!
kompliment deine geschichte ist echt unterhaltsam!

byeeeeee

Ake^^
Von: abgemeldet
2006-09-17T19:08:41+00:00 17.09.2006 21:08
schönen Abend^^

Sorry, dass es so lange gendeauert hat mit meinem Kommi, aber mein PC war die ganze Woche kaputt.

Wie immer hast du eine gute Mischung von allerlei möglichen Emotionen in mir auslösen können. Sehr spannend einerseits, aber auch wiedermal herrlich komisch. Der Humor ist fantastisch undich kann einfach nicht glauben, wie gut du den triffst.
Auch ist mir mal wieder aufgefallen, wie du Kleinigkeiten aus vorangegangen Kapiteln wieder aufnimmst, die schon fast vergessen waren. So hier zum Beispiel die Sache mit Thundragon. Das macht auch einen guten Schreibstil aus und erhöht die Spannung.

Sehr gut fand ich den Teil mit Kagura und Toba. Du kümmerst dich auch um feindliche Figuren und baust sie aus, zeigst ihren Charakter und machst ihn verständlich auf sehr sympathische Weise. Kagura war super getroffen und auf ihre Art sogar ein wenig menschlich, auch wenns dumm klingt.

Der Kampf war toll inzeniert, brauch ich, glaub ich, nichts weiter zu sagen^^

Ansonsten interessierts mich mal, was Naraku da plant und wie nun Tobas Gegenschlag aussieht.

Liebe Grüße

-phoenixfeder-
Von:  Tigerin
2006-09-15T12:33:33+00:00 15.09.2006 14:33
Schönes Kapitel!^^

So, nach dem ich schon zum Dojinshi meinen Senf hintugeben musste, will ich mich jetzt auch hierzu was sagen...^^

Naraku hat doch irgendwas vor. Erst hat er Rokou nun ja, eigentlich in eine Falle gelockt, jetzt ist Toba fast davor in eine zu Laufen. Es ist aber auch klar, er will nun mal rache für seinen Bruder.
Inu Yasha war wieder mal voll typisch, dass er so überstüzt Kikyou hinter her gerannt ist.
Die Stellen zwischen Sess und Kimie haben mir sehr gut gefallen, aber ich muss Hrafna zustimmen, sie könnten sich wirklich noch etwas näher kommen...^^ Auch gerade Miyuki und Ashitaka...^^

So, dann schreib mal schnell weiter, und schick mir ne Ens, wenns weiter geht!^^

Bye Tigerin
Von: abgemeldet
2006-09-14T08:07:51+00:00 14.09.2006 10:07
wiedermal ein spannendes kp^^
arme kimi war bestimmt ziemlich langweilig da im Raum und dann ihr Komentar mit dem Maulkorb *gg* Wenn die wüssten was das währe hihi
Nya auch der Kampf zwischen Rokou und Inu Yasha war ziemlich gut, war ja klar das Naraku seine Finger da mit ihm Spiel hatte, hoffe nur Inu Yasha ist bald wieder auf den Beinen, Toba lässt bestimmt nicht lange mit seinem Rachefeldzug warten. Und was wird jetzt eigentlich mit Kikyou? Taucht sie auch noch mal im nächsten Kp auf und wenn ja trifft sie auf Naraku?
Bin echt gespannt wie es weiter geht, hoffe es geht bald weiter
gruß
engelchendiemaus
Von:  Lillymaus89
2006-09-13T18:05:01+00:00 13.09.2006 20:05
Super tolles Kapi. Ich freu mich schon mega wie es weitergeht. Ich hoffe auch das Sessy mal ein wenig mehr zärtlichkeiten mit Kimi austauschen könnte.
Aber ich bin auch gespannt wie es mit ashitaka und Mitsuki weiter geht. Bitte bitte schreib schnell weiter


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