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Sengoku-Jidai Chronicles

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi, alle miteinander! ^^
So, endlich habe ich es geschafft und kann euch das neue Kapitel präsentieren. Zunächst möchte ich mich jedoch noch dafür entschuldigen, dass es diesmal wirklich lange gedauert hat... *sich verbeugt*
Ich will auch gar nicht groß rumquatschen, warum und wieso es so lange gedauert hat, es ist ja eh wurscht. XD
Obwohl, ich persönlich bin von einigen Stellen nicht so wirklich überzeugt... ^^'
Irgendwie war ich fast die ganze Zeit über ziemlich angespannt und leicht genervt von allem möglichen. Aber so etwas hat wohl jeder mal.
Wie auch immer, ich hoffe, ihr seid mir indes nicht vor lauter Frust weggelaufen und habt Spaß mit dem neuen Kapitel! ;)
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Der Kampf gegen Renhou - Sesshoumaru in Bedrängnis

Der Mond stand schon seit geraumer Zeit am Himmel und die Dunkelheit der Nacht ließ die spitzen Berge im Norden wie geisterhafte, bedrohliche Schatten wirken. Es herrschte eine gespenstische Stille, nur das Schlagen der Flügel einiger Flugdrachen störte diese Stille hin und wieder. Nur einige wenige hielten sich noch in unmittelbarer Nähe des Schlosses auf. Die meisten waren zur nächtlichen Jagd aufgebrochen.

Kaum, dass sie wieder zu ihrem Schloss zurückgekehrt waren, nahm sich Renhou Toba wegen dessen alleingängerischer Aktion sofort zur Brust, in Form eines kräftigen und ernüchternden Schlages mit der Faust.

"Toba, du verdammter Idiot! Was hast du dir dabei gedacht?!", brüllte Renhou seinen auf dem Boden liegenden Kameraden schon beinahe an. "Verflucht noch mal! Ich hatte dich eigentlich für klüger gehalten! Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, was noch hätte passieren können?!"

"Renhou! Reg dich doch bitte nicht so auf!", versuchte Yu die Situation wieder etwas zu entschärfen, aber ungeachtet dessen packte Renhou Toba nun auch noch am Kragen und zog ihn wieder auf die Beine.

"Du bist wirklich ein Vollidiot!", wetterte er weiter. "Ich habe dir doch ausdrücklich gesagt, dass du nichts auf eigene Faust unternehmen sollst! Und trotzdem kommst du mit so einer bescheuerten Aktion um die Ecke!"

Toba, dem man den Missmut über Renhous Äußerungen mittlerweile deutlich ansah, riss sich grob vom Griff des anderen los. "Tse! Hätte ich etwa warten sollen, bis sich dieser Inu Yasha wieder von seinem Kampf gegen Rokou erholt hätte?"

"Darum geht es nicht!", entgegnete Renhou. "Aber solche Entscheidungen, ob und wann wir gegen wen kämpfen, trifft nur Akuma-sama, sofern es sich nicht um spontane und unvorhergesehene Konfrontationen handelt!"

"Ach! Wenn sich diese anderen Typen nicht eingemischt hätten, hätte ich sowohl Inu Yasha als auch dieses Weib erledigt!"

"Du kannst vom Glück sagen, dass du so gesehen noch heil davongekommen bist! Denn gegen Sesshoumaru hättest du garantiert verloren!"

"Wenn du dir so große Sorgen um meine Sicherheit machst, warum warst du dann damit einverstanden, dass man mich neulich allein zum Schloss der Inu-Youkai geschickt hat?"

"Das war etwas anderes! Da war genau festgelegt, dass du dich auf keinen ernsthaften Kampf einlassen solltest, außerdem hatten wir im Vorfeld alles genau durchdacht!"

"Ich habe diesmal auch alles genau durchdacht und ich hätte damit auch Erfolg haben können!"

"Aber das hast du nicht, zum Teufel!" Allmählich war Renhou mit seiner Geduld wirklich am Ende angelangt. Er hatte das Gefühl, als redete er gegen eine Wand. So wie es zur Zeit um Tobas Einstellung bestellt war, hätte er in allzu naher Zukunft wohl nicht an sein logisches Denken appellieren können, also ließ es Renhou erst mal gut sein und wandte sich zum Gehen um. "Also ehrlich, das ist doch wirklich nicht zu fassen!", fluchte er noch im Weggehen. Zurück blieben Toba und Yu. Letzterer nahm die andauernde Verärgerung seines Kameraden noch immer ganz genau war.

"Nimm es ihm bitte nicht zu übel, Toba. Renhou hat sich deinetwegen wirklich Sorgen gemacht und wollte dir lediglich helfen", versuchte Yu zu erklären, doch Toba wirkte wenig einsichtig.

"Pah! Hält der sich etwa für meine Mutter? Ich brauche keinen Aufpasser! Den habe ich nie gebraucht!" Und damit kehrte er Yu den Rücken zu und verschwand in die entgegen gesetzte Richtung, wie zuvor Renhou.

Yu kam um ein Seufzen nicht mehr herum. Alles schien mittlerweile wirklich nur noch außer Kontrolle zu geraten. Wohin sollte das letztendlich noch führen?
 

Von dem momentanen Ärger seines Bruder hatte Rokou bisher noch nichts mitbekommen. Stattdessen vertrieb er sich im Augenblick seine Zeit damit, ungestört auf einem der Hinterhöfe seine Kampftechniken zu trainieren. Die Zeit, die er wegen des Kampfes mit Inu Yasha hatte aussetzen müssen, war ihm wie eine halbe Ewigkeit vorgekommen, aber er konnte es sich nicht leisten, noch länger sinnlos herumzusitzen. Rokou fing klein an mit dem Beschwören eines Feuerwirbels, der seinen Körper umkreiste. Er spürte es selbst, die Kraft war schwächer, als es für gewöhnlich der Fall gewesen war. Auch fiel es ihm schwerer, die Beschwörung eine längere Zeit aufrecht zu erhalten, was ihm sonst immer spielend gelang. Schließlich musste Rokou wohl oder übel abbrechen und abrupt verschwand das Feuer wieder.

"Mist!", fluchte er verärgert. "Ich bin wohl immer noch nicht wieder ganz fit."

"Was erwartest du? Du hast schließlich einiges einstecken müssen."

Kaum, dass er diese Stimme vernommen hatte, hatte sich Rokou umgedreht. Genau hinter ihm stand keine fünf Meter entfernt sein Bruder Toba. Es schien, als hätte er schon etwas länger dort gestanden.

"Übertreib es nicht, Rokou. Es ist nicht verwunderlich, dass du noch nicht wieder ganz auf der Höhe bist. Also zwing dich nicht jetzt schon wieder zu Höchstleistungen."

"Mag schon sein, aber ich kann schließlich nicht nur herumsitzen", entgegnete Rokou auf die Worte seines Bruders. "Außerdem geht es mir schon wieder ganz gut. Ich bin nur noch etwas schlapp, das ist alles." In diesem Augenblick fiel Rokou jedoch etwas an Toba auf. "Was ist denn mit deinem Gesicht passiert?"

Toba schaute zuerst ziemlich überrascht drein, wusste dann aber gleich, was Rokou gemeint hatte und legte sich kurz die Hand an die rechte Wange, an welcher noch die Spuren von Renhous Schlag zu sehen gewesen waren. "Ach, du meinst das? Das ist nichts. Nur ein kleiner Denkzettel von Renhou."

Nun war es Rokou gewesen, der überrascht war. "Was ist denn passiert?"

Doch Toba schüttelte nur den Kopf. "Das erzähle ich dir bei Gelegenheit in aller Ruhe. Aber mal was anderes, geht es dir wirklich wieder besser?"

"Ja, es ist wirklich alles wieder so weit in Ordnung. Dank deiner Hilfe." Denn ohne die Lebensenergie, die Toba von sich auf Rokou übertragen hatte, hätte Rokou nicht mal die erste Nacht nach dem Kampf gegen Inu Yasha überstanden. Und dafür war Rokou seinem Bruder auch wirklich mehr als dankbar gewesen.

"Und dein Flügel?", fragte Toba schließlich weiter. Rokou warf daraufhin eine prüfenden Blick auf seinen linken Flügel. Die Spuren des Kampfes waren deutlich sichtbar gewesen und würden wohl auch nicht wieder verschwinden. Die dünne Flughaut wies an mehreren Stellen Beschädigungen in Form von Rissen auf. Auch waren manche Wunden noch nicht gänzlich verheilt. "Kannst du damit überhaupt fliegen?", fragte Toba vorsichtig weiter.

Rokou wirkte selbst ein wenig unsicher. "Das bleibt abzuwarten. Ich habe es noch nicht ausprobiert."

Allerdings würde Rokou für die nahe Zukunft was das Fliegen anbelangte den anderen Ryû-Youkai gegenüber klar benachteiligt sein. Damit lief er aber zugleich Gefahr, der Willkür seiner Artgenossen ausgesetzt zu werden. Wies nämlich irgendein Mitglied der Ryû-Youkai in irgendeiner Form körperliche Schwäche auf, war es nicht unüblich gewesen, dass die anderen genau diesen in die Mangel nahmen. Körperliche Stärke und Unversehrtheit waren praktisch unerlässlich, wenn man innerhalb des Clans bestehen wollte. Das wusste auch Toba, doch er würde den Teufel tun es einfach so zuzulassen, dass jemand versuchte Rokou zu schaden. Mit der Rückendeckung, die er von seinem Bruder zweifellos erhalten würde, hatte Rokou noch immer relativ gute Karten, obwohl er es eigentlich hasste, in gewisser Form von anderen abhängig zu sein. Von daher hoffte er für sich selbst, dass seine übrigen Wunden rasch verheilen würden.

Als Rokou nun versuchte, einmal kräftig insbesondere mit dem linken Flügel zu schlagen, musste er das jedoch gleich wieder abbrechen. Ein stechender Schmerz hatte sich sofort über seine Schulter bis zu seinem Rücken durchgezogen. Unweigerlich zuckte Rokou in sich zusammen und sank auf die Knie.

"Rokou! Bist du okay?" Toba war gleich an die Seite seines Bruders geeilt, um ihn zu stützen.

Auf die Frage nickte Rokou kaum merklich. "Ja, alles klar. Es wird aber wohl doch noch etwas dauern, bis ich wieder voll einsatzfähig bin."

Es schien, als versuchte er seine Situation mit einem Funken Selbstironie zu sehen, doch Toba senkte reumütig den Blick. "Tut mir Leid..."

"Was meinst du damit?" Rokou verstand nicht, worauf sein Bruder mit dieser Entschuldigung hinaus wollte.

Erst als Toba weiter sprach, wurde es ihm klar: "Ich hätte da sein und dir zur Seite stehen müssen. Aber ich war es nicht. Wäre ich dort gewesen, dann wärst du wahrscheinlich nicht so schwer verletzt worden."

"Toba..." Das hatte in Rokous Ohren gerade so geklungen, als machte sich Toba ganz allein für das verantwortlich, was mit ihm passiert war. Diesen Zahn wollte Rokou ihm ganz schnell wieder ziehen. "Jetzt hör aber mal auf! Wenn man dich so reden hört, könnte man ja den Eindruck bekommen, du müsstest mich bemuttern. Aber trotz dieses Zwischenfalls kann ich auch ganz gut auf mich selbst aufpassen."

Und trotzdem fühlte sich Toba noch immer für Rokou verantwortlich.

"Hör mal, lass es besser für heute gut sein und ruh dich lieber noch etwas aus", schlug er ihm vor. Rokou widersprach dem auch nicht, sondern nickte einverstanden. Er hätte schließlich selbst nichts davon gehabt, wenn er sich durch Unvorsicht eventuell nur noch selbst weiter schaden würde.
 

"Bilde ich mir das nur ein oder ist es hier in letzter Zeit recht unruhig geworden?", fragte sich Akuma sarkastisch, während er eine Hälfte seines Spiegelbildes in der Klinge seines Schwertes beäugte. Mit ihm im Raum befand sich Takeshi, der fast zeitgleich wie Renhou, Yu und Toba von seinem geheimen Ausflug zu Sesshoumarus Schloss wieder hierher zurückgekehrt war. Anscheinend hatte Akuma gar nicht bemerkt, dass sich sein jüngerer Bruder für eine gewisse Zeit rar gemacht hatte.

Plötzlich schreckte Takeshi hoch, als er ein dumpfes Geräusch wahrnahm. Akuma hatte die Klinge seines Schwertes in den hölzernen Fußboden gerammt. Als wäre dieser lediglich aus Butter gewesen, hatte er dem Klingenstoß nachgeben müssen, und als Akuma das Schwert wieder herauszog, hinterließ dieses im Holz eine deutlich sichtbare Kerbe.

"Um ehrlich zu sein, ich hätte nichts dagegen einzuwenden, sofort und auf der Stelle bei Sesshoumaru einzumarschieren", meinte er mit einem hinterhältigen Lächeln.

"Akuma! Hältst du das alles wirklich für eine gute Idee?", fragte Takeshi jedoch vorsichtig. "Ich meine, die Zusammenarbeit mit Naraku... Ich traue ihm nicht. Irgendetwas an diesem Kerl ist faul!"

Für die Einwände seines Bruder hatte Akuma nur einen desinteressierten Blick übrig. "Willst du mir wieder mit deinem Gerede über Frieden mit Sesshoumarus Clan ankommen?"

"Nein, das hat damit überhaupt nichts zu tun! Aber versteh mich doch bitte! Ich mache mir Sorgen!"

Diesmal war Takeshi in seiner Aussprache deutlicher und auch entschiedener gewesen. Als versuchte er mit aller Kraft, Akuma von seinem Vorhaben abzubringen. Doch da stieß er bei diesem auf taube Ohren. Akuma hatte weder Gehör für Takeshis Bedenken noch für andere Dinge, die seine Vorgehensweise oder gar sein angestrebtes Ziel in Frage stellten. Von daher schwieg er sich zu Takeshis letzter Äußerung nur aus. Er wollte über dieses Thema nicht mehr diskutieren, er war es leid. Auch Takeshi wusste nun nicht mehr, was er noch hätte sagen können. Außerdem wollte er mit etwaigen weiteren Bemerkungen nicht eventuell die Missgunst seines Bruders auf sich ziehen.

Doch schließlich war es Akuma, der plötzlich wieder das Wort ergriff: "Übrigens, Takeshi. Wo hast du dich eigentlich rumgetrieben? Du warst doch vorhin weg, oder?"

Takeshi erschrak. Zwar hatte er sich zuvor auf eine derartige Frage vorbereitet, doch nachdem Akuma bisher kein einziges Wort bezüglich dessen verloren hatte, hatte er dieses Thema schon wieder abgehakt. Jetzt musste sich Takeshi aber doch noch irgendwie herausreden.

"Ich brauchte nur mal etwas Zeit für mich. Es war nichts Besonderes", antwortete er von daher, spürte aber ganz genau Akumas prüfenden Blick auf sich ruhen. Auf keinen Fall durfte er sich seine aufkommende Unsicherheit jedoch anmerken lassen. Es grenzte schon ein wenig an Ironie, dass ausgerechnet das unerwartete Auftauchen Narakus Akumas Aufmerksamkeit wieder von Takeshi ablenkte.

"Ich hoffe doch, ich störe nicht?", fragte Naraku, nachdem er das Zimmer betreten hatte. Er war wie üblich mit seinem weißen Pavianfell bekleidet, trug jedoch die dazugehörige Maske nicht. Akuma verneinte seine Frage zwar, wollte aber sogleich den Grund für Narakus Erscheinen erfahren.

Takeshi hingegen nutzte die Gelegenheit und verließ die Privaträume seines Bruder fürs Erste wieder. Aus dem Seitenwinkel warf er zwar einen flüchtigen Blick auf Naraku, verschwand direkt danach aber durch die Tür.

"Mir scheint, euer Verhältnis ist gerade ein wenig angespannt", wagte Naraku zu behaupten, kaum, dass Takeshi gegangen war.

Akuma winkte jedoch ab. "Das ist nichts, was dich in irgendeiner Form zu interessieren hat. Sag schon! Was möchtest du?"

"Oh, eigentlich nichts, was von großer Bedeutung wäre", antwortete Naraku, wenngleich es ein wenig geheimnisvoll klang. "Ich wollte dir bezüglich des Problems mit den Inu-Youkai nur einen kleinen Vorschlag machen. Vielleicht sollten wir eine andere Taktik anwenden."

Akuma horchte auf. "Ach? Und was genau soll das bitte für eine Taktik sein?"

Mit einem geheimnisvollen Lächeln drehte sich Naraku in Richtung Tür um. "Komm herein, Kohaku."

Die Tür öffnete sich und herein trat ein Junge, der wie ein Dämonenjäger gekleidet war. Akuma erkannte in Kohaku sofort jenen Jungen wieder, der schon bei Naraku gewesen war, als dieser das erste Mal hier im Schloss aufgetaucht war. Seither war Kohaku aber nicht mehr aufgetaucht. Bis jetzt...

"Das ist der jüngere Bruder der Dämonenjägerin Sango", sprach Naraku weiter. "Sie würde lieber sterben, anstatt ihm irgendetwas anzutun, egal wie sehr er sich auch gegen sie und ihre Freunde stellen wird."

Akuma trat auf Kohaku zu und musterte ihn genau. "Und du glaubst, der Junge wird uns eine Hilfe sein?"

Naraku lächelte heimtückisch. "Glaub mir, Akuma. Wenn wir Kohaku mit ins Spiel bringen, dürfte diese Sache zumindest sehr unterhaltsam werden."

Als wollte er ihn genauer abschätzen, umkreiste Akuma den Jungen einmal. Kohaku zeigte dabei keinerlei Reaktionen. Er stand einfach nur da, als wäre er bloß eine Puppe. Schließlich blieb Akuma wieder stehen. Er hob Kohakus Kinn ein wenig an, um ihn besser ansehen zu können. Auch der Blick des Jungen kam dem Ryû-Youkai merkwürdig vor. Er war vollkommen leer, als existierte keinerlei Leben darin. Auch war nicht ersichtlich gewesen, was genau gerade in Kohaku vorging. Denn er zeigte weder Angst, noch Unsicherheit oder etwas anderes. Aber das gab es eigentlich nicht! Jeder Mensch hatte schließlich irgendwelche Gefühlsregungen.

Akuma ließ wieder von ihm ab. "Dieser Junge ist bereits tot. So ist es doch, oder?"

"Du hast es also gemerkt." Naraku nickte einmal. "Ja, du hast Recht, er ist tot, allerdings hält ihn ein Splitter des Shikon no Tama nach wie vor am Leben. Entfernt man den Splitter jedoch, stirbt er endgültig."

In diesem Augenblick glaubte Akuma, in Kohakus Rücken etwas leicht aufleuchten zu sehen. So schnell wie es kam, verschwand dieses Leuchten jedoch auch wieder. Das musste der Splitter gewesen sein, von dem Naraku gesprochen hatte.

"In Ordnung", sagte Akuma schließlich. "Dann soll der Junge ruhig in die westlichen Länder gehen."

Naraku verneigte sich leicht. "Wie du es wünschst."

Gemeinsam mit Kohaku verließ er das Zimmer nun wieder.

Akuma hatte seinerseits noch eine Weile den Blick nachdenklich auf die geschlossene Tür gerichtet. Zwar hatte er sein Einverständnis für Narakus Vorschlag gegeben, aber so ganz wollte er dem Hanyou doch nicht die Zügel in diesem Fall überlassen. Akuma rief einen seiner Gefolgsleute zu sich. Als dieser eintraf, kniete er gleich vor seinem Herrn nieder. "Was wünscht Ihr, Akuma-sama?"

"Schicke Renhou zu mir. Ich habe einen Auftrag für ihn."
 

Am Fuße der Berge hielt sich indes eine junge Miko im nahe gelegenen Wald versteckt. Geisterhaft wurde sie von ihren Seelenfängern umkreist. Doch verschwanden sie eiligst außer Sicht, als das dumpfe Schlagen von mächtigen Schwingen hörbar wurde. Ein lautes Brüllen hallte durch die Luft.

Kikyou schaute nach oben. Riesige Dämonen mit schwarzen Schwingen zogen ihre Bahnen an den Berghängen. Ihr drachenähnliches Aussehen ließ den Schluss zu, dass sie mit den Ryû-Youkai, von denen Kikyou durch Kimie erfahren hatte, zu tun hatten.

>Irgendwo da oben müssen sie sein. Aber ich kann hier nicht weiter. Selbst, wenn es mir gelingen würde, weiter ins Gebirge vorzudringen, ich weiß zu wenig über diese Ryû-Youkai, als dass ich es riskieren könnte, ihnen im Kampf zu begegnen.<

Außerdem spürte Kikyou Narakus bösartige Aura nicht. Ob es aber nun daran lag, dass er sich vermutlich gar nicht hier aufhielt oder ob seine Aura schlichtweg in der der Ryû-Youkai unterging, konnte sie nicht erahnen. Um sicher zu gehen, ob Naraku hier war, schickte Kikyou zwei ihrer Seelenfänger ins Gebirge, damit sie sich etwas umsahen. Dann hieß es zunächst abwarten...
 

* ~ * ~ * ~ * ~ *
 

In der Zwischenzeit trieben sich an den Grenzen der westlichen Länder ein paar alte Bekannte am Ufer eines Flusses herum.

"Hä? Drachen sagt ihr?" Kouga sah seine beiden Kameraden Ginta und Hakkaku fragend an, die gerade von einer Erkundung zurückgekommen waren.

"Ja, wir haben vorhin welche gesehen", antwortete Ginta auf Kougas Frage. "Das waren ganz schön große Viecher und sie flogen Richtung Norden in die Berge."

Kouga zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Er hatte zwar schon vieles gesehen, aber so was wie Drachen war auch er bisher noch nicht über den Weg gelaufen.

"Großvater hat auch mal etwas in der Art erwähnt", warf Ayame auf Gintas Aussage hin ein. "Im Norden scheint es schon seit längerer Zeit nicht mehr sicher zu sein. Aber man erzählt sich sowieso schon seit geraumer Zeit, dass dort irgendetwas haust, was jetzt wieder aktiv geworden ist."

"Vielleicht ein Youkai-Stamm?", fragte sich Hakkaku.

Kouga verschränkte mir ernster Miene die Arme vor der Brust. "Möglich. Aber vielleicht hat ja auch Naraku etwas damit zu tun. Der Kerl hat ja schließlich fast überall seine Finger im Spiel. Es würde mich nicht wundern, wenn er auch hier wieder mitmischt."

"Und was schlägst du nun vor, Kouga?", fragte Ayame, die sich in letzter Zeit öfters bei dem Wolfsdämon und dessen Kameraden aufhielt, wenn sich ihre Wege mal wieder kreuzten, so wie auch diesmal. Allerdings war es in diesem Fall schon ein großer Zufall gewesen, dass Ayame den anderen Wolfsdämonen über den Weg gelaufen war. Denn anders als Kouga und seine Freunde, die ja nach wie vor auf der Suche nach Naraku waren, zog Ayame nicht ständig mit ihrem Rudel von einem Ort zum anderen. Sie war nur allein etwas in der Gegend unterwegs gewesen und hatte dabei Kouga und die anderen getroffen. Auf ihre Frage schien dieser aber gleich zu wissen, was er als nächstes tun würde.

"Wir gehen nach Norden und sehen uns die Sache mal an", meine Kouga entschlossen. Er wollte jedem möglichen Hinweis nachgehen, der ihn zu Naraku führen könnte. Sein Vorschlag wurde von Ginta und Hakkaku mit erschöpften Seufzern aufgenommen.

"Oh je... Das heißt also, wir rennen wieder quer durch die Gegend?", fragte Hakkaku, als hätte er gerade eben schon einen Kilometer-Sprint hinter sich gebracht, und Ginta fügte ebenso hinzu: "Außerdem wissen wir doch nur, dass diese Drachen oder was auch immer die genau sind, nach Norden geflogen sind. Ich meine, wer weiß, vielleicht haben sie in der Zwischenzeit schon wieder eine ganz andere Richtung eingeschlagen."

"Das werden wir ja dann wohl noch erfahren", meinte Kouga aber nur unbeirrt und Ginta und Hakkaku war gleich klar, sie würden ihren Anführer nicht umstimmen können. Aber eines war ihnen allen klar: Der Weg nach Norden dürfte ein anstrengendes Unterfangen werden.

"Ich kenne einen Weg, der zumindest zu Anfang nicht so anstrengend ist", bemerkte Ayame mit einem Mal und deutete in eine Richtung. "Dieses Gebiet dort drüben ist nicht so dicht bewaldet. Sprich, ihr würdet sehr schnell vorwärts kommen und feindliche Dämonen halten sich da auch nicht auf, da sie ja meist die Wälder bevorzugen."

Kouga nickte einverstanden. "Gut! Dann nehmen wir diesen Weg."

Gesagt, getan! Und schon machten sich die Wolfsdämonen in Begleitung ihres Wolfsrudels auf den Weg. Ayame begleitete die Gruppe erst mal noch etwas, da deren Weg sich teilweise auch mit ihrem, der sie zurück zu ihrem Rudel führen würde, deckte. Zuerst ging es jedoch noch durch etwas bewaldetes Gebiet, und zwar durch ein sehr dicht bewaldetes, weshalb die Gruppe zunächst nur im Schritttempo vorwärts kam.

"Wir sollten hier noch etwas vorsichtig sein", meinte Ayame leise. "Dieser Wald markiert die Grenze zu den westlichen Ländern und so weit ich es von meinem Großvater gehört habe, befindet sich hier das Territorium der Inu-Youkai."

Kouga hatte sofort aufgehorcht. "Die Inu-Youkai? Du meinst so ein paar Hunde wie dieser Köter Inu Yasha?"

Ayame schaute angesichts von Kougas doch recht abfällig klingender Bemerkung reichlich perplex drein. "Sag bloß, das weißt du nicht Kouga!?", tadelte sie ihn schon fast. "Die Inu-Youkai kontrollieren immerhin den gesamten Westen des Landes! Außerdem gehört ihre Rasse zu den mächtigsten Youkai überhaupt."

Ginta und Hakkaku wurden sofort kreidebleich.

"Äh... Vielleicht nehmen wir doch lieber einen anderen Weg...", schlug Hakkaku eiligst vor, doch Kouga winkte ab.

"Ach, was! Diesen Wald haben wir ohnehin schnell durchquert und dann ist die Sache auch erledigt. Mal abgesehen davon, dass ich nicht vor ein paar kläffenden Kötern weglaufe, glaube ich nicht, dass sie sich ausgerechnet jetzt alle an der Grenze zu ihrem Territorium aufhalten. Also macht euch nicht ins Hemd!"

Wenn ihr Anführer etwas sagte, dann galt dies auch, da halfen keine Widerrede. Also gaben Ginta und Hakkaku ihren Widerstand auf.

Die kleine Gruppe der Wolfsdämonen und ihre Wölfe schritt noch eine Weile durch den Wald, als man in der Luft auf einmal diese merkwürdigen Geräusche wahrnehmen konnte. Es klang irgendwie wie ein Donnern, war aber keines. Kouga richtete seinen Blick durch das Blätterdach der Bäume zum Himmel hinauf. Was auch immer dort war, es kam immer näher...

Plötzlich flogen drei große Schatten über den Wald, begleitet von ohrenbetäubendem Gebrüll.

"Geht in Deckung! Das sind diese Drachen!", rief Hakkaku panisch aus und duckte sich eiligst. Die Flugdrachen flogen so dicht über den Bäumen, dass ihre peitschenartigen Schwänze die obersten Äste abschlugen. Einigen größeren Ästen mussten Kouga und seine Begleiter ausweichen.

"Wir hätten doch einen anderen Weg nehmen sollen!", jammerte Ginta.

Kouga verdrehte genervt die Augen. "Meine Güte! Jetzt hört endlich mit diesem Geheule auf!"

Da bemerkte er, wie die drei Flugdrachen mit einem Mal im Sturzflug zu Boden schossen. Unweit der Wolfsdämonen verschwand der Erste von ihnen in den Bäumen. Lautes Gebrüll hallte durch den Wald, als sich aus diesem mit einem mal die Gestalt einen riesigen Hundes erhob. Er hielt das fliegende Ungetüm mit seinen scharfen Zähnen am Hals fest. Die rot glühenden Augen erfassten sogleich die beiden übrigen Flugdrachen. Diese erhoben sich unter heftigen Flügelschlägen wieder in die Lüfte, doch ihre versuchte Flucht fand ein jähes Ende, als zwei weitere Hunde aus dem Wald sprangen und die Ungetüme vom Himmel holten. Man hörte nur noch die Geräusche von dem, was sich nun abspielte. Nur der erste der drei Hunde war noch im Blickfeld von Kouga und den anderen. Er schien die Wolfsdämonen jedoch noch nicht bemerkt zu haben.

"Erst Drachen und jetzt auch noch riesige Hunde! Was ist denn heute bloß los?", fragte sich Ginta fassungslos.

Hakkaku hingegen seufzte auf. "Uff! Zumindest diese Drachen wären schon mal erledigt..."

Als sie alle jedoch dieses bedrohliche Knurren hörten, verschwand seine Erleichterung rasch wieder. Ein dunkler Schatten legte sich über die Gruppe.

Hakkaku schaute auf und schluckte. Die drei Dämonenhunde waren auf die Fremden aufmerksam geworden und hatte sie eingekesselt.

"Aber irgendwie habe ich trotzdem nicht das Gefühl, dass sich unsere Lage groß gebessert hätte..."
 

* ~ * ~ * ~ * ~ *
 

Kikyou spürte, dass ihre Seelenfänger von ihrem Erkundungsflug zurückkehrten, aber im Nachhinein erkannte sie, dass es lediglich noch einer war, der zu ihr flog. Sie ließ ihn auf ihrer Hand landen.

"So ist das also. Trotzdem danke für eure Mühen."

Ihre Seelenfänger hatten gar nicht wirklich tief ins Gebirge vordringen können, denn Außenposten der Ryû-Youkai hatten die fliegenden Wesen sofort angegriffen, kaum dass diese in den Luftraum der Youkai eingedrungen waren. Einer der Seelenfänger war getötet worden, während der andere noch hatte fliehen können. Anscheinend ließen die Ryû-Youkai keinen fremden Dämonen oder anderen Wesen irgendeine Chance, ihr Territorium zu betreten.

Im Moment war es hier nicht mehr sicher. Vielleicht würden die Ryû-Youkai nach diesem Zwischenfall auch die nähere Umgebung genauer in Augenschein nehmen. Deshalb entschloss sich Kikyou dazu, sich erst mal wieder zurückzuziehen. Vielleicht würde sich in naher Zukunft noch eine Gelegenheit ergeben, sich hier etwas genauer umzusehen. Doch gerade als sie sich zum gehen umwandte, verharrte sie wieder auf der Stelle, denn jemand versperrte ihr den Weg.

"Was sucht eine Miko so weit abseits jeglicher menschlichen Siedlung?", fragte Renhou äußerst prüfend. Kikyou jedoch blieb ruhig, während sie nun einen Pfeil aus ihrem Köcher entnahm. Aber auch, als sie damit direkt auf ihn zielte, blieb Renhou unbeeindruckt an Ort und Stelle stehen.

"Antworte mir! Arbeitet ihr mit einem Hanyou zusammen, der sich Naraku nennt?"

Renhou horchte auf, ließ sich äußerlich aber nichts anmerken. "Ich glaube nicht, dass ich mich von einer Frau bedroht fühlen sollte, die bereits tot ist. Auch, wenn sie über gewisse spirituelle Kräfte verfügen mag. Oder legst du es darauf an, noch einmal zu sterben?"

Kikyou ließ Pfeil und Bogen wieder sinken, aber keinesfalls aus Furcht oder dergleichen. Zwar würde ihr dieser Youkai keine Antworten auf ihre Fragen geben, aber ebenso wenig schien er es im Grunde darauf abgezielt zu haben, sie anzugreifen. Eine Bedrohung im eigentlichen Sinne war er so gesehen offensichtlich nicht. Auch machte er soeben ohnehin Anstalten, wieder zu gehen.

"Ich habe keine Zeit, mich noch länger mit dir zu beschäftigen. Aber in deinem eigenen Interesse gebe ich dir den gut gemeinten Rat, dass du möglichst schnell wieder von hier verschwindest. Uneingeladene Besucher schätzen wir im Grunde nämlich nicht sonderlich. Schon gar nicht, wenn sie uns auszuspionieren versuchen." Renhou deutete auf Kikyous Seelenfänger, die sie umkreisten.

Kikyou brauchte nicht lange, um für sich selbst festzustellen, dass Renhou derjenige gewesen sein musste, der einen ihrer Seelenfänger auf dessen Erkundungsflug getötet hatte. Offenbar hatte er sich danach von dem anderen praktisch zu ihr führen lassen, ohne, dass sie es bemerkt hatte.

"Hör besser auf das, was ich dir eben gesagt habe und geh", riet Renhou ihr noch schlussendlich, ehe er sich mit einem Flügelschlag in die Lüfte erhob, ohne Kikyou noch mal eines Blickes zu würdigen.

Kikyou schaute ihm noch eine ganze Weile hinterher. Dieser Youkai hätte sie eigentlich töten können, wenn er es wirklich gewollt hätte. Irgendetwas Merkwürdiges war ganz offensichtlich im Gange gewesen. Kikyou beschlich immer mehr der Verdacht, dass das alles etwas mit Naraku zu tun hatte. Aber so wie die Dinge momentan standen, konnte sie nicht viel ausrichten. Denn sollte Naraku wirklich mit diesem Dämonenclan unter einer Decke stecken, konnte sie allein wohl nicht bestehen...

Renhou hingegen machte sich schon sehr bald keine Gedanken mehr um Kikyou, aber dafür um etwas anderes in dem Zusammenhang.

>Naraku scheint in der Vergangenheit ja schon so manchen Groll auf sich gezogen zu haben. Merkwürdig... Wer ist der Kerl wirklich und was führt er eigentlich im Schilde?<
 

* ~ * ~ * ~ * ~ *
 

Unbekümmert ging Miyuki an diesem Morgen durch die Gänge des Schlosses. Sie hatte ein klares Ziel und zwar Ashitakas Zimmer. Mittlerweile hatte er sich von Takeshis Attacke wieder ganz gut erholt, trotzdem wollte sie auch heute wieder nach ihm sehen, nachdem sie seit ihrem ersten Besuch praktisch nicht mehr von seiner Seite gewichen war. Nur, um sich selbst ein wenig schlafen zu legen, war sie für die Nacht wieder in ihr eigenes Zimmer zurückgegangen, obwohl sie zugegebenermaßen auch gerne bei Ashitaka geblieben wäre. Umso fröhlicher war sie, als sie jetzt wieder vor seinem Zimmer stand und anklopfte. "Ashitaka! Ich bin's!"

"Komm rein, Miyuki-chan!"

Nichts Böses ahnend öffnete Miyuki nach dieser Aufforderung die Schiebetür. "Hallo! Ich wollte nachschauen, wie's dir heute Morgen so... Eh?!"

Abrupt brach sie mitten im Satz ab und starrte nur noch wie gebannt in den Raum. Ashitaka stand mit entblößtem Oberkörper vor ihr, den weißen Haori, den er stets unter seinem blauen trug, noch in den Händen haltend. Miyukis Gesicht wurde bei diesem Anblick mindestens genau so rot wie ihr eigener Kimono es war.

"Ist was?", fragte Ashitaka angesichts von Miyukis eigenartigem Gesichtsausdruck ein wenig irritiert.

Miyuki selbst war noch immer wie vor den Kopf gestoßen, bis es aus ihr heraus brach: "Ashitaka! Zieh dir auf der Stelle was an! Du hättest mich doch wenigstens vorwarnen können!"

Verwundert schaute Ashitaka an sich herunter. "Was redest du denn da? Sag bloß, du wirst wegen so einer Kleinigkeit verlegen?"

Er verstand die Welt nicht mehr. Schließlich sah Miyuki ihn so nicht zum ersten Mal so. Aber in der Hinsicht benahm sie sich schon seit einiger Zeit hin und wieder recht seltsam. Allerdings nahm Ashitaka Miyukis Verhalten gleich zum Anlass, sich mit einem frechen Grinsen zu einer gewagten Frage hinreißen zu lassen: "Sag mal, darf ich deine Verlegenheit etwa so interpretieren, dass du Interesse an mir hast?"

Augenblicklich lief Miyuki wie eine überreife Tomate knallrot an. "WAS?! Du... du spinnst ja wohl! So weit kommt's noch!"

Ashitaka lachte auf. "Ganz ruhig! Das war doch nur ein Scherz!"

Im ersten Moment noch ein wenig wie vor den Kopf gestoßen, zog Miyuki nun ziemlich beleidigt einen Schmollmund. >Blödmann! Macht er das vielleicht mit Absicht?<

Und dabei schien Ashitaka nicht einmal zu ahnen, wie Recht er in Wahrheit gehabt hatte. Aber allmählich war sich Miyuki wirklich nicht mehr sicher, ob er wirklich vollkommen ahnungslos war oder ob er sie lediglich zum Narren hielt. Eventuell ahnte er ja doch bereits, dass sie in ihn verliebt war, aber wenn das stimmte, warum sprach er sie nicht einfach direkt und ohne dabei solche Witze zu reißen darauf an? Ob er sie auf diese Weise aus der Reserve locken wollte?

Miyukis Gedankengänge wurden letztendlich wieder von Ashitaka, der sich inzwischen fertig angezogen hatte, unterbrochen: "Weißt du, ich wollte gerade etwas in den Garten. Möchtest nicht vielleicht mitkommen?"

Zunächst hatte Miyuki diesen noch etwas beleidigten Gesichtsausdruck aufgesetzt, doch dann nickte sie mit einem leichten Lächeln. "Gerne!"

Also machten sich die beiden auf den Weg. Nach einem Moment fragte Miyuki: "Und es geht dir wirklich wieder gut?"

"Ja, alles wieder bestens!"

"Schön! Das freut mich wirklich." Sie kicherte vergnügt. Wenn die beiden jetzt jemanden über den Weg laufen würden, hätte glatt der Eindruck entstehen können, da wäre mehr zwischen ihnen gewesen. Der bloße Gedanke daran ließ Miyuki aufquietschen.

Ashitaka schaute fragend in ihre Richtung. "Und mit dir ist wirklich alles in Ordnung?"

"Was? Eh... Ja, ja!", entgegnete sie hastig und räusperte sich. Den restlichen Weg bemühte sie sich darum, dass ihr ein solcher "Ausrutscher" nicht noch einmal passierte.

Im Garten angekommen gingen die beiden direkt zum Gartenteich. Miyuki hockte sich auf den Boden und beobachtete die Fische, die ruhig im Wasser ihre Kreise zogen.

"Sag mal, wo ist Tôya überhaupt?", fragte Ashitaka nach einem Augenblick.

Miyuki schaute zu ihm hoch. "Ich weiß es nicht. Ich habe ihn heute noch nicht gesehen."

Ashitaka hob eine Augenbraue. "Das ist ja mal was ganze Neues. Ich dachte eigentlich, ihr zwei wüsstet stets alles voneinander." Diese Aussage war eher schelmisch gemeint gewesen. Dessen war sich auch Miyuki bewusst, weshalb sie sich nun wieder den Fischen zuwandte. Ashitaka ließ indes ein wenig seinen Blick im Garten schweifen. Dabei entdeckte er recht schnell etwas. Er erhaschte noch einen kurzen flüchtigen Blick auf Miyuki, ehe er sich unbemerkt von ihr ein wenig entfernte. Es dauerte im Grunde nur wenige Sekunden, dann war er wieder bei ihr. "Miyuki-chan?"

"Hm?" Als Miyuki erneut aufschaute, war sie dieses Mal mehr als verblüfft gewesen, als Ashitaka sich neben sie hockte und ihr eine rote Blume entgegenhielt. "Was...?"

"Nur eine kleine Aufmerksamkeit meinerseits. Weil du dich so fürsorglich um mich gekümmert hast." Er lächelte sie an und sie nahm die Blume an sich. Je länger sie die roten Blütenblätter betrachtete, desto röter schien allerdings auch ihr Gesicht zu werden. Zumindest spürte Miyuki ganz deutlich, wie ihr das Blut in die Wangen schoss.

Ashitaka beäugte sie prüfend. "Stimmt etwas nicht? Dein Gesicht ist schon wieder so rot."

Doch Miyuki antwortete ihm diesmal nicht. Stattdessen schaute sie nur reichliche verlegen in seine Richtung.

Ashitaka hatte wieder diesen schelmischen Ausdruck in seinem Gesicht. "Diesen Blick kenne ich irgendwoher. Sei ehrlich, bist du verknallt, Miyuki-chan? Etwa doch in mich?"

"WAS?!" Wie von der Tarantel gestochen sprang Miyuki urplötzlich auf und entfernte sich mehrere Schritte von Ashitaka, als stünde sie einem Feind gegenüber.

Ashitaka jedoch lachte nur amüsiert, während er sich ebenfalls wieder aufrichtete. "Ha, ha! Ich habe dich wieder erwischt! Das war doch nur ein Scherz. Beruhige dich wieder." Er bemerkte diesen verdrossenen Blick, den Miyuki ihm im Augenblick zuwarf. "Vielleicht wäre es besser für meine Gesundheit, wenn ich dich für eine Weile allein lasse", meinte er scherzhaft und wandte ihr den Rücken zu.

"Du..." Miyuki wollte schon wieder irgendwelche Flüche vom Stapel lassen, aber im letzten Moment besann sie sich eines besseren und rief Ashitaka stattdessen zu: "Moment! Warte bitte, Ashitaka! Du... du hattest Recht!"

"Hm?"

Kaum, dass er stehen geblieben war und sich noch einmal zu ihr umgedreht hatte, sprach Miyuki weiter: "Ich meine... Ich... ich liebe dich!"

Diesmal war es ganz klar Ashitaka, der wie vor den Kopf gestoßen zu sein schien. Er schien mit einer derartigen Ansage überhaupt nicht gerechnet zu haben. "Miyuki-chan...?"

Als er noch in seinem Zustand leichter Verwirrung einen unbedachten Schritt zur Seite machte, verfehlte er nur um Haaresbreite den Boden. Dies allein reichte jedoch aus, dass Ashitaka den Halt verlor und geradewegs in den Gartenteich fiel. Als hätten sie das drohende Unheil kommen sehen, hatten sich die darin befindlichen Fische schon eiligst in Sicherheit gebracht.

"Ashitaka!" Miyuki kniete sich an den Rand des Teiches.

Ashitaka saß bis zur Brust im Wasser. Auf seinem Kopf thronte ein Seerosenblatt mit einer pinkfarbenen Blüte. Unschlüssig schaute er das Dämonenmädchen an. "Das war... jetzt aber sehr direkt, Miyuki-chan... Ehrlich gesagt... ich weiß nicht ganz, was ich dazu..."

"Bääh!", machte Miyuki plötzlich und streckte ihm frech die Zunge raus. Voller Schadenfreude deutete sie mit dem Finger auf Ashitaka: "Ha! Reingefallen, reingefallen! Ich soll mich in dich verknallen? Das hättest du wohl gerne, was? Wie du mir, so ich dir!"

Im ersten Moment noch etwas perplex, seufzte Ashitaka im Nachhinein auf. "Also wirklich... Und du versuchst Tôya und mir immer wieder einzutrichtern, du wärst kein Kind mehr?"

"Wieso? Du machst solche Scherze doch auch!", versuchte Miyuki sich zu rechtfertigen.

Ashitaka, nach wie vor im Gartenteich sitzend, hob belehrend den rechten Zeigefinger. "Mag ja sein, aber ich strecke anderen wenigstens nicht die Zunge entgegen. Denn DAS machen wirklich nur kleine Kinder."

Miyuki murrte leise. Scheinbar musste Ashitaka immer das letzte Wort haben. Allerdings waren beide gleichermaßen überrascht, als sie die wohlbekannten Stimmen von Tôya und Sakura vernahmen. Die beiden kamen genau auf sie zu.

"Also wirklich, Ashitaka!", lachte Tôya beim Anblick seines Freundes amüsiert auf. "Kaum, dass du mal ein bis zwei Tage bettlägerig bist, ist dein Sinn für Gleichgewicht und all das schon flöten gegangen."

"Aber zumindest scheint ihr zwei ja wirklich viel Spaß zusammen zu haben", fügte Sakura schmunzelnd hinzu.

Ashitaka machte sich nun doch zumindest die Mühe, die Seerose von seinem Kopf zu entfernen. "So wie du das sagst, klingt es so, als hättest du zwei kleine Kinder beim Spielen erwischt, Mutter."

"Nun, was soll ich davon halten, wenn mein Sohn, den ich eigentlich schon für erwachsen gehalten habe, wie ein kleines Kind im Gartenteich herumplanscht? Du verschreckst ja die Fische."

"Das war ein Unfall...", rechtfertigte sich Ashitaka, während ihm Tôya wieder aus dem Teich heraushalf. Der Begriff "begossener Pudel" bekam bei Ashitakas Anblick gleich ein ganz neues Gesicht als er aus dem Wasser herauswatete. Seltsam, immer, wenn er in Miyukis Nähe war, schien ihm aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen etwas zuzustoßen. Er spielte schon mit dem Gedanken, ihr das spaßeshalber zu sagen, entschied sich dann aber dagegen. Am Ende bekam sie das sonst vielleicht noch in den falschen Hals und würde sich beleidigt oder gar verletzt fühlen.

"Ich geh mich mal umziehen", sagte er stattdessen nur und verließ in Begleitung von Tôya den Garten wieder. Zurück blieben Miyuki und Sakura.

Letztere hörte das Dämonenmädchen plötzlich leise aufseufzen, ehe ihr Blick auf die rote Blume fiel. Ein Lächeln umspielte Sakuras Lippen. "Mach dir keine Sorgen, Miyuki. Ich bin mir sicher, deine Gefühle erreichen ihn bestimmt."

Erschrocken schaute Miyuki wieder auf. "A-Aber Sakura-sama! Ich..."

Doch Sakura schüttelte den Kopf. "Du brauchst es nicht zu verheimlichen. Ich weiß es schon lange. Ich habe dich nämlich beobachtet."

"Ach, ja?" Miyuki trat verunsichert auf der Stelle. "Und warum merkt Ashitaka es dann nicht?"

"Woher willst du wissen, dass er es nicht gemerkt hat? Immerhin mag er dich wirklich sehr, das ist nicht zu übersehen."

"Aber er sieht mich immer noch als Kind..."

"Nun, er kennt dich ja schließlich von klein auf. Aber soll ich dir mal ein Geheimnis verraten?" Und als ob es jemanden in unmittelbarer Umgebung gegeben hätte, der sie hätte belauschen können, flüsterte Sakura Miyuki den Rest hinter vorgehaltener Hand zu: "Als Ashitaka noch kleiner und du ein Baby warst, war er gleich von dir angetan. Zu der Zeit hat er mir gegenüber immer wieder betont, er wolle dich später mal heiraten."

"WAS?!" Miyuki lief nun wirklich knallrot an wie eine überreife Tomate. So was hatte sie gerade zum allerersten Mal gehört. Und das sollte Ashitaka wirklich gesagt haben?

"Aber... das sind doch nur Kinderträume gewesen, sonst nichts...", meinte sie schließlich leise, aber Sakura zwinkerte ihr aufmunternd zu.

"Warte es ab, Miyuki. Jeder Topf hat einen Deckel."

Dieser Spruch sagte dem Dämonenmädchen jedoch überhaupt nichts. Dementsprechend verwirrt schaute sie im Moment auch drein. "Was soll denn das bedeuten?"

"Kimie-dono, die Gefährtin von Sesshoumaru-sama, und ihre Cousine Kagome-dono haben sich mal darüber unterhalten. Es heißt wohl so viel wie, dass jeder irgendwann seiner großen Liebe begegnen wird."

"Aha... Trotzdem klingt das irgendwie komisch. Warum sprechen sie es nicht direkt aus, anstatt auf solchen... Umwegen?", fragte sich Miyuki. Sie hatte sich an den neuzeitlichen Sprachgebrauch von Kagome und Kimie noch immer nicht so ganz gewöhnen können.
 

Was Kimie anging, so befand sie sich gerade auf den Weg zu Sesshoumaru. Bis eben war sie nicht bei den anderen gewesen, die sich in Inu Yashas Zimmer versammelt hatten. Dem Hanyou ging es den Umständen entsprechend eigentlich ganz gut, aber er war noch immer vollkommen erschöpft. Diesmal würde er wohl eine längere Zeit das Bett hüten müssen, ehe er wieder voll einsatzfähig sein würde. Kagome war keinen Moment lang von seiner Seite gewichen und verblieb auch jetzt noch bei ihm.

Indes hatte Kimie Sesshoumarus Zimmer erreicht. Diesmal war sie allein und ohne Inuki, der ihrem Kenntnisstand nach irgendwo mit Rin auf dem Schlossgelände spielte, hergekommen. Sie klopfte an die Tür und nachdem sie genau hatte hören können, dass Sesshoumaru sie herein bat, öffnete Kimie die Tür und spähte in das Zimmer hinein. "Hallo! Guten Morgen. Störe ich?"

"Nein, komm ruhig rein."

Kimie tat wie ihr geheißen. Der Anblick, der sich ihr bot, war allerdings etwas befremdlich gewesen. Denn Sesshoumaru saß inmitten von verschiedenen Büchern und Schriftrollen und direkt vor ihm auf einem Tisch lag eine ausgebreitete Landkarte. Da er gerade auch sehr intensiv über diese nachzugrübeln schien, hatte er auch gar nicht aufgeschaut, als er sie hereingebeten hatte.

"Wo kommt denn der ganze Papierkram her? Versuchst du dich in Geographie, oder was soll das werden?", fragte Kimie nach einem Augenblick, bis sie sich durch das Papierlabyrinth zu Sesshoumaru durchgewühlt hatte und einen prüfenden Blick über seine Schulter warf. Auf ihre Frage antwortete er, jedoch ohne dabei von der Karte aufzusehen: "Ich habe mir diese Schriften bringen lassen, weil sie den Kampfverlauf des letzten Krieges meines Clans mit den Ryû-Youkai beschreiben. Der Ort, an dem der Kampf ausgetragen wurde befand sich laut der Aufzeichnungen hier. Eine freie Ebene, nahe an den Grenzen des Westens an den Norden."

Indirekt sollte das wohl heißen, die bevorstehende Entscheidungsschlacht sollte an genau dem selben Ort ausgetragen werden.

>Wie es wohl diesmal ausgehen wird...?<, dachte Kimie und nahm die nächst beste Schriftrolle in ihrer Nähe zur Hand, die sie auch gleich vorsichtig aufrollte. Dabei wurde sie aus dem Seitenwinkel genauestens von Sesshoumaru beäugt.

"Kannst du das denn lesen?" Bei dieser schon ein wenig amüsiert anmutenden Frage hätte Kimie fast die Schriftrolle wieder fallen gelassen.

"Ich weiß ja nicht genau, was du für ein Weltbild hast, aber zufälligerweise lernen so ziemlich alle Menschen in meiner Welt und auch die Mädchen lesen und schreiben, sofern ihnen das ermöglicht wird. Du könntest mir ruhig ein bisschen mehr zutrauen!", gab sie Sesshoumaru ein wenig neunmalklug zu verstehen und begann schon beinahe wie aus einem leichten Trotz heraus zu lesen. Auch Sesshoumaru wandte sich nun wieder seiner Landkarte und einigen Schriften zu.

"In deiner Welt ist vieles anders. Davon konnte ich mich ja bereits überzeugen."

Kimie schielte aus dem Seitenwinkel zu ihm rüber und ließ ihre Schriftrolle wieder sinken. Sie zögerte, ergriff dann aber doch wieder das Wort: "Sesshoumaru? Ich... wollte mich gerne noch mal für gestern bei dir bedanken. Dass du mitgekommen bist, um Kagome und Inu Yasha zu helfen."

Ein abrupter Themenwechsel. Sesshoumaru trat mit Kimie wieder in Augenkontakt. "Du brauchst mir dafür nicht zu danken. Andernfalls hätte ich mir von dir nämlich sicherlich nur Vorwürfe anhören dürfen, falls den beiden etwas zugestoßen wäre."

Kimie hob eine Augenbraue. "Hätte dich das etwa gestört, wenn ich dir Vorwürfe gemacht hätte? Dir ist doch sonst auch alles egal, was andere denken. Zumindest dachte ich das."

"Im Grunde stimmt das." Das war alles, was er dazu entgegnete. Keine näheren Erläuterungen, kein gar nichts. Kimie bedachte ihn mit einem prüfenden Blick. Sie schien gerade zu einer Aussage ansetzen zu wollen, da klopfte es abermals an der Tür. Als Sesshoumaru den neuen Besucher den Zutritt gewährte und sich die Tür öffnete, stand einer seiner Leute im Flur. Zunächst schien er durch Kimies Gegenwart ein wenig unschlüssig, verneigte sich dann aber respektvoll.

"Verzeiht bitte die Störung, Sesshoumaru-sama, aber unsere Kundschafter sind soeben zurückgekehrt und sie haben fremde Youkai an den Grenzen unserer Ländereien aufgegriffen."

Sesshoumaru nickte. "In Ordnung. Ich nehme mich dieser Sache gleich an."

>Fremde Youkai?<, überlegte Kimie, und ehe Sesshoumarus Gefolgsmann wieder ging, rief sie ihm noch hastig hinterher: "Ach, Entschuldigung bitte! Was sind das denn für Youkai?"

Der Inu-Youkai verharrte in seiner Bewegung, die Tür des Zimmer wieder zu schließen. Im ersten Moment wäre Kimie ja am liebsten dafür im Boden versunken, dass sie ihn einfach so von der Seite praktisch angequatscht hatte, aber zu ihrer Überraschung antwortete der Inu-Youkai in einem genau so respektvollen Tonfall wie bei Sesshoumaru: "Sie gehören ganz offensichtlich zum Stamm der Wölfe."

"Wölfe?" Kimie wurde nachdenklich. Irgendwie beschlich sie der leise Verdacht, dass es keine Unbekannten waren, die die Inu-Youkai da aufgegabelt hatten.

Sesshoumaru gab seinem Untergebenen währenddessen mit einer Geste zu verstehen, dass er wieder gehen konnte, was dieser dann auch tat. Irgendwann fiel Kimie der auf ihr ruhende beobachtende Blick des Youkai auf. Fragend drehte sie den Kopf zu ihm. "Was ist denn? Warum guckst du mich so an?"

"Du brauchst nicht so zu tun, als müsstest du erst um Erlaubnis fragen, wenn du jemanden ansprechen willst. Sprich einfach, deine Position an meiner Seite gestattet es dir."

Zuerst musste Kimie kurz überlegen, doch dann fiel ihr ein, was Sesshoumaru offensichtlich gemeint hatte, und winkte ab. "Sorry, aber das ist die Macht der Gewohnheit." Sie beobachtete, wie Sesshoumaru einen Teil der Schriftrollen zur Seite räumte. "Aber sag mal, ist es dir eigentlich auch aufgefallen?"

Er hielt inne und schaute zu ihr.

"Na ja, ich meine, immer, wenn wir beide allein sind, kommt irgendjemand und will was von dir. Man könnte ja glatt den Eindruck bekommen, hier wären überall Kameras installiert und wir würden ständig unter Beobachtung stehen." Sie schaute in seine Richtung, als erwartete sie, dass er sie darin bestätigen würde.

"In einem Punkt magst du in gewisser Hinsicht Recht haben", entgegnete Sesshoumaru nach einem Augenblick und stand auf. "Man beobachtet uns in der Tat, aber das ist nicht verwunderlich. Meine Leute interessiert es natürlich, ob du meiner würdig bist."

Kimie schaute ein wenig beleidigt drein und seufzte. "Ist ja toll... Big Brother is watching you..."

Nichts desto trotz machte sie sich nun mit Sesshoumaru auf den Weg.
 

Wie genau sie überhaupt in diese Lage gekommen waren, wussten Kouga und seine Begleiter im Nachhinein selbst nicht mehr so recht, aber jedenfalls fanden sie sich zum gegebenen Zeitpunkt gefesselt auf dem großen Hof vor Sesshoumarus Schloss nebeneinander sitzend wieder. Die Wölfe, die ihrem Anführer gefolgt waren, hörte man schon seit einer ganzen Weile aufgeregt vor den Toren der Mauer, die das Gelände um das Schloss herum umfasste, bellende und jaulende Geräusche von sich geben.

"Meine Güte! Dieser Krach ist ja nicht zum Aushalten! Einer sollte diesen blöden Viechern endlich mal das Maul stopfen!"

Diese und andere Aussagen hatten Kouga und seine Kameraden schon mehrmals zu hören bekommen, aber allmählich reichte es dem Wolfsdämon.

"Hey! Kommt ja nicht auf die Idee, meinen Wölfen etwas zu tun, sonst werdet ihr mich kennen lernen, kapiert?!", drohte er, bekam von Ayame aber gleich einen leichten Stoß mit ihrem Ellenbogen in die Seite, sofern ihr das in ihrem gefesselten Zustand gerade möglich gewesen war.

"Halte dich lieber zurück, Kouga!", mahnte sie ihn flüsternd. "Das sind Inu-Youkai und mit denen ist nicht gut Kirschen essen! Wir sollten uns besser ruhig verhalten."

Ein missmutiges Knurren drang aus Kougas Kehle. Natürlich hatte auch er schon längst erkannt, dass er und seine Freunde gerade Gefangene der Inu-Youkai waren. Der typische Hundegeruch, den er schon von Inu Yasha her kannte, war ihm schon von Anfang an aufgefallen. Ginta und Hakkaku plagten indessen ganz andere Sorgen, wie etwa die um die eigene Existenz und Selbsterhaltung.

"Fresst uns nicht! Bitte!", flehte Ginta die umherstehenden Inu-Youkai an, dabei immer tatkräftig unterstützt von seinem Kameraden. Allerdings trugen sie mit diesem Gebettel um Verschonung nicht unbedingt dazu bei, auch das gewünschte Ergebnis zu erzielen, denn dass die Inu-Youkai so langsam mächtig abgenervt waren, sah man ihnen allmählich deutlich an.

"Jetzt hört schon endlich mit diesem elenden Gewinsel auf, ihr Weicheier!", knurrte einer von ihnen von daher schließlich bedrohlich, was die beiden Wolfsdämonen sofort verstummen ließ.

"Die machen uns fertig... Wir sind so gut wie tot!", murmelte Hakkaku in sich hinein.

Kouga hingegen hatte eher weniger Angst, vielmehr war er äußerst angefressen. "Argh! Ist ja ekelhaft! Überall nur räudige Köter und allein schon dieser Hundegestank reicht mir schon!"

"Ruhe jetzt! Halt den Mund!", befahl einer der Inu-Youkai ihm scharf, doch Kouga knurrte nur missmutig. "Du hast mir überhaupt nichts zu sagen, Hundefresse!"

Für diese Bemerkung bekam der Wolfsdämon aber gleich die Quittung und zwar in Form eines kräftigten Schlages mit dem Ende eines Naginatas gegen den Hinterkopf, wodurch er zu Boden gestoßen wurde. Ayame schaute erschrocken auf. "Kouga!"

"Hey, Mann! Jetzt übertreibt doch nicht so! Wir haben euch doch schließlich überhaupt nichts getan!", warf Ginta hastig ein, als versuchte er damit, die Situation wieder etwas zu entschärfen, und Ayame fügte sogleich noch bekräftigend hinzu: "Genau! Und wir hatten auch nie irgendwelche schlechten Absichten! Was habt ihr jetzt eigentlich mit uns vor?"

"Was mit euch passieren wird, entscheidet unser Herr", antwortete ein anderer Inu-Youkai ungerührt.

Kouga schaffte es unterdessen, sich wieder aufzusetzen. Spöttisch fragte er: "Ach! Und wer soll das bitteschön sein?"

Wie auf Kommando öffneten sich in diesem Moment die Eingangstüren des Schlosses und heraus trat Jemand, den Kouga und seine beiden Gefährten durchaus kannten. Ginta und Hakkaku mussten jedoch zunächst ein paar mal blinzeln, ehe sie sich hundertprozentig sicher gewesen waren. Schließlich war es Ginta, der zuerst sprach, nachdem die erste Überraschung wieder von ihm gewichen war: "Hä? Moment mal! Das ist doch...!?"

"Inu Yashas älterer Bruder!?", beendete Hakkaku den Satz. "Er ist hier der Boss? Ist ja..."

"...voll heftig!"

Auch Kouga blickte ungewollt ein wenig perplex drein. Nur Ayame wusste nicht so ganz etwas mit der Verwirrung der anderen anzufangen. Doch noch bevor die ersten Worte gewechselt werden konnten, hob Kouga seine Nase. "Nanu? Dieser Geruch..."

Kein Zweifel, es war menschlicher Geruch. Und ein bekannter noch dazu. Und Kougas Vermutung wurde prompt bestätigt, als Kimie vorsichtig hinter Sesshoumaru hervorlugte. Sie staunte regelrechte Bauklötze, als sie die Wolfsdämonen sah. "Ach, du Schreck! Aber das sind doch...!?"

"Du bist doch Kagomes Cousine!", erkannte Kouga das Mädchen sofort wieder. "Aber... deine Haare sind anders." Er war mindestens so verblüfft wie Ginta und Hakkaku gewesen, die Kimie ebenfalls wieder erkannt hatten. Lediglich Ayame kannte sie nicht und schaute dementsprechend fragend von einer Person zur anderen.

"Du solltest wohl besser deine Freunde holen", meinte Sesshoumaru indes an Kimie gerichtet. Diese nickte nach einem Moment einverstanden und verschwand wieder im Inneren des Schlosses. Unter den Inu-Youkai machte ein Raunen die Runde.

"Die scheinen sich alle irgendwie zu kennen. Was meinst du?", fragte einer seinen Kameraden direkt neben sich.

Dieser zuckte wie beiläufig mit den Schultern. "Zumindest scheinen diese Wölfe in der Tat keine Feinde zu sein."
 

Die Überraschung, die Kimies Neuigkeiten hinsichtlich des Auftauchens von Kouga und seinen Gefährten bei Inu Yasha und den anderen verursachte, war nicht gerade klein gewesen. Lediglich bei Inu Yasha überwog der Ärger gegenüber der Überraschung. Er hatte schon aufspringen und Kouga ordentlich in die Mangel nehmen wollen, doch Kagome hatte dem Hanyou strikte Bettruhe verordnet. So konnte Inu Yasha zunächst nur zusehen, wie sie alle aus dem Zimmer verschwanden, um sich von Kimies Neuigkeiten mit eigenen Augen zu überzeugen. Als sie alle beim Ort des Geschehens angekommen waren, befanden sich die Wolfsdämonen jedoch noch im gefesselten Zustand. Genauer gesagt, war man gerade dabei gewesen, sie von diesem wieder zu erlösen. Auch die Wölfe hatte man inzwischen auf den Hof gelassen.

Kaum, dass man Kouga und seine Begleiter wieder von ihren Fesseln befreit hatte, lag Kougas erste Handlung darin, zu Kagome zu eilen und ihre Hände zu ergreifen. "Hallo, Kagome! Ich hoffe, es geht dir gut."

"Ähm... Ja, kann nicht klagen", antwortete Kagome, wenn auch mit einem ein wenig erzwungen wirkenden Lächeln. Ihr war die ganze Situation im Augenblick ein wenig peinlich, zumal zahlreiche Zaungäste anwesend waren.

"Hey! Finger weg von Kagome, du Mondanheuler!", drang plötzlich die Stimme von Inu Yasha zu allen vor. Kagome glaube zuerst, sie hätte sich verhört, doch als sie sich umdrehte, sah sie den Hanyou sich mühsam am Türrahmen abstützen. Aber sogar das kostete ihn schon zu viel Kraft und er sank auf die Knie.

"Inu Yasha!" Kagome war sofort zu ihm geeilt, um ihn zu stützen. "Überstürze nichts, Inu Yasha. Was du jetzt vor allem brauchst, ist Ruhe, damit deine Wunden verheilen können."

"Ach was! Das sind doch nur Schrammen...", versuchte Inu Yasha die Situation herunter zu spielen, obwohl man ihm die Erschöpfung deutlich ansah.

Kouga beobachtete das alles ein wenig unschlüssig. "Nanu? Was ist denn mit dir passiert, Hundejunge?"

Inu Yasha knurrte leise.

Kagome wandte sich wieder zu Kouga um. "Bitte, Kouga-kun! Das ist nicht komisch. Inu Yasha geht es wirklich nicht gut."

"Aber wieso?", fragte Ginta nun. "Was ist hier eigentlich los?"

"Das würde ich auch mal gerne wissen", pflichtete Ayame dem bei. Es führte wohl kein Weg mehr daran vorbei, und so erzählte Kagome den Wolfsdämonen knapp, in was für einer Lage sie sich alle im Augenblick befanden. Sie berichtete von den Ryû-Youkai und den Kämpfen, die bisher stattgefunden hatten. Auch den Verdacht, dass Naraku eventuell in die ganze Sache involviert war, verschwieg sie nicht. Die Überraschung und eine Prise Verwirrung stand Kouga und seinen Begleitern in den Gesichtern geschrieben, nachdem Kagome ihren Bericht zu ende gebracht hatte.

Nachdem der Informationsaustausch so weit über die Bühne gegangen war, ergriff Sesshoumaru, der bis dahin geschwiegen hatte, wieder das Wort und wandte sich an die Wolfsdämonen: "Offenbar hat es ein Missverständnis gegeben. Unter diesen Umständen gestatte ich es euch, das Schloss und diese Ländereien wieder zu verlassen. Also verschwindet von hier!"

Kimie zuckte bei dem letzten Satz kurz in sich zusammen. Da war er wieder gewesen... Dieser Unterton, der sogar Toten durch Mark und Bein gehen würde.

Aber Kouga wirkte wenig eingeschüchtert. Stattdessen stemmte er entschieden die Hände in die Hüften und entgegnete: "Auf keinen Fall! Wenn Naraku möglicherweise seine Finger mit im Spiel hat, dann wollen wir gefälligst mehr darüber erfahren, klar? Schließlich habe ich noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen!"

"Du scheinst unseren Herrn nicht richtig verstanden zu haben!?", knurrte einer der Inu-Youkai bedrohlich. "Du und dein Wolfspack, ihr macht auf der Stelle, dass ihr von hier wegkommt, bevor wir es uns noch mal anders überlegen und euch in den Kerker sperren!"

"Vergiss den Kerker! Machen wir sie direkt fertig!", mischte sich ein Zweiter ein.

Kouga setzte ein kämpferisches Lächeln auf. "Dann kommt doch her und versucht 's nur, ihr Köter!"

"Lass es sein, Kouga-kun!", bat Kagome den Wolfsdämon und auch Kimie versuchte die Situation zu schlichten.

"Hey! Jetzt kommt doch mal wieder runter, Leute! Wir können doch auch vernünftig miteinander reden, oder?", versuchte sie die Gemüter wieder ein wenig zu beruhigen, hatte aber eher mäßigen Erfolg dabei. Hilfe suchend wollte sie sich schon zu Sesshoumaru umdrehen, als dieser dem Streit jedoch bereits von sich heraus ein Ende setzte.

"Aufhören!", befahl er im scharfen Ton, dass jeder abrupt wie erstarrt auf der Stelle stehen blieb. Sogar Kouga war nun doch ein wenig vorsichtiger. Insbesondere, als Sesshoumaru das Wort nun wieder an ihn richtete: "Ich gebe dir und deinen Leuten jetzt einen guten Rat: Wenn ihr meine Geduld nicht überstrapazieren wollt, dann seid ihr spätestens morgen wieder von hier verschwunden. Andernfalls ist es mir auch egal, was aus euch wird." Damit machte er kehrt und verschwand wieder im Inneren des Schlosses.

Kimie atmete erleichtert aus. Und zumindest hatte Sesshoumaru den Wolfsdämonen noch eine Frist gesetzt, bis wann sie wieder verschwunden sein mussten. Hoffentlich würde es bis dahin friedlich bleiben...

"Gehen wir lieber rein", schlug Kagome vor, während sie Inu Yasha beim Aufstehen half. "Drinnen können wir uns besser unterhalten."

"In Ordnung", willigte Kouga bereitwillig ein, ließ es sich aber nicht nehmen, den umherstehenden Inu-Youkai noch einen überlegenen Blick zuzuwerfen. Doch dann folgte er Kagome und ihren Freunden in das Schloss. Ginta und Hakkaku bildeten das Schlusslicht. Als sie allerdings noch einmal in die nicht gerade freundlichen Gesichter ihrer "Gastgeber" blickten, flitzten sie in aller Eile hinter den anderen her.

"Hey, Kouga! Warte auf uns!"
 

Das hatte Sesshoumaru wirklich gerade noch gefehlt! Uneingeladene Besucher, die sich ihm aufdrängten, konnte er im Augenblick beim besten Willen nicht gebrauchen. Hoffentlich würden sich die Wolfsdämonen bis zum nächsten Tag wirklich wieder aus dem Staub gemacht haben, ansonsten würde er sich ihrer lästigen Anwesenheit auf eine andere Art und Weise entledigen müssen. Darum wollte sich Sesshoumaru jedoch erst kümmern, wenn es so weit wäre.

Seit die Wolfsdämonen zum Schloss gebracht worden waren, war inzwischen eine gute Stunde vergangen. Sesshoumaru hatte sich gleich wieder in seine Privaträume zurückgezogen und wälzte noch immer so manche alte Schriftrolle durch. Bisher hatte er sich noch nie derart mit diesen Aufzeichnungen beschäftigt, schließlich hatte es auch nie wirklich nötig gehabt. Gut, er hatte seinen Vater hin und wieder mal dabei beobachtet und auch mal mitgeredet, aber diesmal war es schließlich anders gewesen.

Als Sesshoumaru die Anwesenheit einer Person, die vor seiner Zimmertür stand, wahrnahm, schaute er prüfend von seiner Schriftrolle auf. "Ich mag es nicht, wenn man mich heimlich beobachtet. Wenn du etwas von mir willst, dann komm rein."

Tatsächlich öffnete sich daraufhin hin die Tür, und Touran betrat den Raum. Ihr Gesicht zierte ein selbstbewusstes Lächeln, als sie auf ihn zutrat. "Es lag nicht in meiner Absicht, dich eventuell zu stören. Ich hörte nur davon, dass die Wolfsdämonen, mit denen auch meine Geschwister und ich schon Bekanntschaft machen durften, hier sind, und wollte dich diesbezüglich fragen, ob das der Wahrheit entspricht."

Sesshoumaru kam dieser Grund fadenscheinig vor, trotzdem entgegnete er wahrheitsgemäß: "Das ist richtig, aber sie werden nicht lange bleiben. Sonst noch etwas?"

"Eigentlich schon." Aber anstatt, dass sie sich gleich näher dazu äußerte, setzte sich Touran neben Sesshoumaru auf den Boden und begutachtete die ausgebreitete Karte auf dem Tisch. "Es ist in der Tat nicht einfach, für einen ganzen Clan die Verantwortung zu tragen, nicht wahr? Schon gar nicht in solch unruhigen Zeiten."

Sesshoumaru legte seine Schriftrolle zur Seite. "Das gehört eben dazu. Und was Kriege angeht, haben wir beide schließlich schon unsere Erfahrungen damit gemacht."

Der gewohnt kühle Unterton in seiner Stimme schreckte Touran nicht ab. "In der Tat, immerhin standen wir uns genau genommen bereits in drei Auseinandersetzungen gegenüber. Wobei ich von unserer letzten Begegnung guten Gewissens behaupten kann, dass ich sie nicht bereue." Sie legte ihre Hand auf seine, die auf dem Tisch ruhte. "Ich habe es zwar schon erwähnt, aber trotzdem möchte ich dir gerne noch einmal meinen Dank dafür aussprechen, dass du meine Geschwister vor dem Tod gerettet hast. Nachdem du nach unserem letzten Kampf einfach wieder verschwunden warst, hatte ich stets gehofft, dir das irgendwann persönlich sagen zu können."

"Nun, das hast du jetzt ja getan", entgegnete Sesshoumaru und machte Anstalten, seine Hand wegzuziehen, aber Touran übte ihrerseits mit ihrer Hand leichten Druck auf seine aus, was ein stummer Aufruf dazu gewesen war, dass er sich nicht entziehen sollte.

"Versteh mich bitte nicht falsch. Es liegt nicht in meiner Absicht, dich etwa zu bedrängen oder gar zu belästigen. Es ist nur..." Sie brach ab.

Sesshoumaru war verwundert, denn eigentlich kannte er Touran stets als unerschrocken und direkt. Sogar während ihres Aufenthaltes in seinem Schloss hatte sie nie verunsichert gewirkt. Diesmal jedoch war es anders, ebenso wie der Blick, mit dem sie ihn ansah. Gerade öffnete sie den Mund, um erneut etwas zu sagen, doch da hörten die beiden, wie sich die Zimmertür öffnete und wandten ihre Blicke um. Im Türrahmen stand Kimie, und diese schaute ein wenig verdutzt in den Raum.

"Ups! Sorry, ich wollte nicht stören. Ich komme später noch mal wieder." Sie winkte und hatte die Tür fast wieder geschlossen, als sie jedoch inne hielt und sie wieder öffnete. Ihr nunmehr stechender Blick war genau auf die Hände von Sesshoumaru und Touran gerichtet. "Moment mal! Habe ich gerade vielleicht bei etwas gestört?" Der Zynismus in ihrer Stimme war unüberhörbar gewesen.

Touran ließ Sesshoumarus Hand nun wieder los. "Drücken wir es so aus: Du hättest nicht unbedingt vorbeikommen müssen."

"Ach! Ist das so, ja?" Kimie stand nach wie vor im Türrahmen, an welchen sie sich nun anlehnte. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. "Habe ich etwa bei irgendwelchen strategischen Diskussionen gestört oder bei der Entwicklung einer Taktik für den Kampf?" Denn das war es gewesen, was sie zunächst vermutet hatte, bevor sie die Nähe von Sesshoumaru und Touran zueinander registriert hatte.

Anstatt, dass ihr jedoch auf ihre Fragen geantwortet wurde, stand Touran nun wieder vom Boden auf und schritt auf Kimie zu. Ohne aber etwas zu sagen, ging die Panther-Dämonin an dem Mädchen vorbei, richtete noch ein letztes Wort des Abschieds an Sesshoumaru und verschwand anschließend wieder den gang entlang.

Kaum, dass Touran das Zimmer verlassen hatte, drehte sich Kimie zu Sesshoumaru um. "Was war denn das gerade?"

Sesshoumaru war zugegebenermaßen ein klein wenig verdutzt. Kimie starrte ihn im Augenblick an, als hätte er sonst was verbrochen. Ihr Blick glich dem von Sango, wenn diese Miroku bei einem seiner unanständigen Spielchen erwischt hatte.

"Da war nichts, worüber du dir Gedanken machen müsstest", antwortete er ihr schließlich.

Kimie schaute verstohlen den Flur entlang, den Touran zuvor noch durchschritten hatte. "Wenn eine Frau Interesse an dir zu haben scheint, dann macht mich das aber trotzdem nachdenklich. Und Touran ist immerhin..."

Nun, Touran besaß erstens mal genau wie Sesshoumaru eine dämonische Herkunft. Außerdem war sie sehr kampferprobt und obwohl Kimie dabei ein wenig missmutig mit den Zähnen knirschte, so musste sie für sich selbst zugeben, schlecht aussehen tat die Panther-Dämonin auch nicht gerade.

Je länger sie so darüber nachdachte, umso klarer wurde es Kimie auf einmal: Sie war eifersüchtig!

>Schreck lass nach! Jetzt fange ich schon mit so etwas an! Das kann doch alles nicht wahr sein!?< Kimie konnte es nicht fassen. Wie oft hatte sie sich in der Vergangenheit über eifersüchtige Leute lustig gemacht und stets gemeint, sie sollten von ihren Partnern doch einfach auf nimmer Wiedersehen in die Wüste geschickt werden. Schließlich konnte so etwas auch krankhafte Ausmaße annehmen und der noch so kleinste Anlass würde genügen, um das Fass zum Überlaufen zu bringen.

Als ob sie ihre wirren Gedanken auf diese Weise wieder los werden wollte, schüttelte Kimie den Kopf. Nein! Auf keinen Fall würde auch sie derartig tief sinken! Schließlich hatte sie doch keinen Grund zur Eifersucht. Oder...?

"Was... ist denn genau zwischen dir und Touran gewesen?", fragte sie Sesshoumaru nach einem Moment, klang diesmal jedoch wieder etwas ruhiger, wenngleich auch ein wenig irritiert.

Sesshoumaru behielt seine Ruhe, als er antwortete: "Wie auch immer du 'gewesen' interpretieren möchtest, kann ich von meiner Seite behaupten, dass etwaige Befürchtungen deinerseits unbegründet sind."

Etwaige Befürchtungen? Er hatte sie offenbar ertappt... Kimie räusperte sich verlegen. "Also... Denke nicht, ich wäre beunruhigt oder dergleichen. Ich fand nur die Situation ein wenig... befremdlich."

"Sie wollte sich bei mir dafür bedanken, dass ich ihren Geschwistern mal das Leben gerettet habe. Das ist alles."

Kimie horchte auf. Sie erinnerte sich daran. Davon hatte sie schon gehört, als Kagome und die anderen ihr von der Konfrontation mit den Panther-Dämonen berichtet hatten. Sie wollte Sesshoumaru auch eigentlich nicht länger mit ihren Fragen nerven und das Thema erst mal wieder auf sich beruhen lassen. Trotzdem konnte sie es nicht vermeiden, dass sie noch immer an das denken musste, was sie gesehen hatte. Denn auch, wenn von Sesshoumarus Seite die Sache klar gewesen zu sein schien, wie sah es hingegen bei Touran aus?
 

Indes saßen die anderen aus der Gruppe mit Kouga und seinen Kameraden zusammen. Auch Rin hatte sich mittlerweile zu ihnen gesellt, während Inuki sich mit den Wölfen aus Kougas Rudel auf dem Hof aufhielt und Jaken sich frühzeitig verabschiedet und wie so oft in seinen Schmollwinkel zurückgezogen hatte.

Inu Yasha kam fast die Galle hoch. Er lag wie ein hilfloses Kind unter einer Decke und konnte förmlich diese Blicke von Kouga auf sich spüren. Sicherlich lachte sich dieser Wolf in seinem Inneren halb kaputt über den angeschlagenen und hilflosen Zustand des Hanyou. Glücklicherweise verkniff er sich jedoch etwaige Kommentare dazu. Kagomes mahnende Worte von vorhin schienen noch immer nachhaltig zu wirken.

"Und ihr haltet euch schon die ganze Zeit hier auf?", fragte Ayame in die Runde. So ganz konnte sie es immer noch nicht fassen, dass Kagome und ihre Freunde sich in diesen Kampf gegen die Ryû-Youkai eingemischt hatten.

Auf die Frage des Wolfsdämonenmädchens hin nickte Kagome bejahend. "Ja. Zugegeben, anfangs war es ab und zu ein wenig schwierig mit Sesshoumarus Leuten klarzukommen. Aber mittlerweile geht es. Die meisten von ihnen meiden den direkten Kontakt zu uns, deshalb geraten wir auch nicht aneinander."

"Hat einer von diesen Hundefressen dir etwa was getan, Kagome?", fragte Kouga sofort und ergriff abermals die Hände seiner Angebeteten.

Noch bevor Kagome darauf hatte antworten können, hörte sie schon Inu Yasha erbost rufen: "Jetzt reicht 's mir aber! Lass endlich deine Griffel von Kagome, du räudiger Wolf!" Inu Yasha wollte aufstehen, doch er hatte den Oberkörper kaum erhoben, da sank er schon wieder auf den Boden zurück.

"Inu Yasha!" Kagome riss sich von Kouga los und kniete sich an die Seite des Hanyou. "Du sollst dich doch nicht bewegen! Denk an deine Wunden!"

Kouga gab ein leichtes Grummeln von sich, als er so beobachtete, wie sich Kagome um Inu Yasha sorgte. Aber just in diesem Moment warf ihm der Hanyou aus dem Seitenwinkel diesen triumphierenden Blick zu, als wollte er sagen: "Ätsch! Ich habe immer noch die besseren Karten, du Depp!"

Kouga musste es tunlichst vermeiden, ein erbostes Schnaufen von sich zu geben, was ihm wahrlich nicht leicht fiel. Da fiel ihm zugleich dieser stechende Blick von Ayame auf. Er wich ein wenig vor ihr zurück. "Was? Warum guckst du mich so an, Ayame?"

"Pah! Tu doch nicht so! Das weißt du genau!", entgegnete sie und wandte eingeschnappt den Blick von ihm ab, dass ihr ihre beiden Zöpfe kurzzeitig wild um den Kopf flogen. Sich aber schon bald nicht mehr um den Frust des Wolfsdämonenmädchens kümmernd, richtete Kouga seinen Blick stattdessen wieder auf Kagome und Inu Yasha. Noch immer wurde der Hanyou von ihr bemuttert.

Diejenige, die mit dem ganzen Trubel wohl am wenigsten anfangen konnte, war Kirara gewesen. Sie lag eingerollt und friedlich dösend auf dem Schoß von Sango. Auf einmal schlug sie jedoch vollkommen unvorhergesehen die Augen auf und sprang von Sangos Schoß herunter.

"Hm? Was ist mit dir, Kirara?"

Nun fing Kirara damit an, an Sangos Kimono zu zerren. Dann lief sie zur Tür, die auf die Veranda hinausführte und kratzte nervös an dieser herum. Zusätzlich maunzte sie ganz aufgeregt. Zunächst konnte sich noch keiner einen Reim darauf machen, doch Sango beschlich dieser eigenartige Verdacht. Konnte das sein...?

Als Kagome auf einmal hoch schreckte, schien sich Sangos Vermutung zu bestätigen. "Ich spüre einen Juwelensplitter!", sagte Kagome. "Es ist zwar eher schwach, aber ich bin mir absolut sicher!"

Sofort war Sango aufgesprungen. Kiraras Verhalten und Kagomes Worte waren für sie Beweis genug gewesen. Sie schnappte sich ihren Bumerang, eilte zur Tür und öffnete diese. Kirara sprang auf den Hof hinaus und verwandelte sich. Sie ließ Sango auf ihren Rücken springen, dann sprang die Dämonenkatze mit einem Satz nach oben und flog davon.

"Warte, Sango!" Miroku heftete sich sogleich an die Fersen der Dämonenjägerin. Von den umherstehenden Inu-Youkai gab es jedoch nur irritierte Blicke, als der Mönch so an ihnen vorbeirauschte.

"Was ist denn plötzlich in die zwei gefahren?", fragte sich Kouga verwirrt, aber auch Kagome schien nun Anstalten zu machen, sich ihren Freunden anzuschließen. Sie griff sich ihren Köcher und ihren Bogen.

"Irgendwo da draußen muss Kohaku-kun sein!", sagte sie. "Deshalb ist Sango-chan so überstürzt aufgebrochen. Ich werde ihr und Miroku-sama folgen!"

"Warte, Kagome! Ich komme auch mit!", meinte Inu Yasha, doch Kagome schüttelte den Kopf.

"Lass es lieber, Inu Yasha! Du kannst ja nicht mal alleine aufrecht stehen, wie willst du dann mitkommen? Bleib besser hier."

"Aber ich kann dich doch nicht allein..."

"Ich werde mich schon um deine Sicherheit kümmern, Kagome", verkündete Kouga. "Vertrau mir! Mit mir an deiner Seite kann dir nichts geschehen."

Für eventuelle Diskussionen war im Moment keine Zeit gewesen, also stimmte Kagome seinem Vorschlag zu. "Gut, aber wir müssen uns beeilen!"

Kouga wies seine Freunde an, dass sie hier im Schloss auf ihn warten sollten. Dann schnappte er sich Kagome und verließ mit ihr auf den Armen den Raum und das Schlossgelände.

Inu Yasha warf ihm wütende Flüche hinterher: "Du verfluchter Mondanheuler! Wage es ja nicht, dich wieder an Kagome ranmachen zu wollen! Hast du mich gehört, du Penner?! Sonst mache ich dich bei der nächsten Gelegenheit platt! Ich bring dich um, hörst du?!"

"Also, dieser Kouga ist wirklich unmöglich!", schnaufte Ayame. Sie wusste ja, dass Kagome kein Interesse an dem Wolfsdämon hatte, doch dieser wollte einfach nicht aufgeben und rechnete sich scheinbar immer noch irgendwelche Chancen bei ihr aus.

Rin hingegen hatte das ganze Geschehen eher verunsichert mitverfolgt. Kohaku war also in der Nähe? Aber was machte er in dieser Gegend? Das waren die Fragen, die ihr im Moment im Kopf herumspukten. Schließlich stand sie auf und verließ durch die Eingangstür das Zimmer. Lediglich Shippou hatte bemerkt, wie das kleine Mädchen gegangen war. Rins Weg führte sie geradewegs zum Zimmer von Sesshoumaru. Dort angekommen, öffnete sie sogleich die Tür und rief aufgeregt: "Sesshoumaru-sama! Kagome-sama ist zusammen mit den anderen weggegangen. Sie sagt, Kohaku wäre in der Nähe."

Sesshoumaru und Kimie hatten sich sofort zu Rin umgewandt.

"Wann sind sie gegangen?", fragte Sesshoumaru.

"Gerade eben", antwortete Rin.

Wie aufs Stichwort machte Kimie schon Anstalten, das Zimmer zu verlassen, als wollte sie anschließend die Verfolgung ihrer Cousine und der anderen aufnehmen, doch Sesshoumaru hielt sie zurück. Bevor er jedoch das Wort an sie richtete, sprach er noch einmal mit Rin: "Rin, du wirst hier bleiben und warten. Verstanden?"

Rin nickte, dann wandte sich Sesshoumaru an Kimie: "Ich werde veranlassen, dass man Ah-Un bereit hält. Ich begleite dich. Wir werden sie rasch eingeholt haben."

Er schien in der Tat ihre Gedanken lesen zu können. Dankbar nickte Kimie.
 

Nachdem sie mitbekommen hatte, dass Miroku ihr gefolgt war, hatte Sango ihn hinter sich auf Kirara aufsteigen lassen. Auch Kouga und Kagome waren mittlerweile zu ihnen gestoßen. Während Kirara nach wie vor am Himmel dicht über die Bäume hinweg flog, folgte Kouga ihnen mit Kagome auf den Armen auf dem Boden.

"Kagome-chan! Wie weit ist es noch?", rief Sango ihrer Freundin zu.

"Nicht mehr allzu weit! Wir müssten gleich da sein."

Sango spürte die Nervosität in sich aufsteigen. Was hatte Kohaku in den westlichen Ländern verloren? Und wenn er hier war, war Naraku dann vermutlich auch in der Nähe?

Auch Kirara wurde spürbar unruhiger. Sie hatte den Geruch von Kohaku nach wie vor in der Nase.

Schließlich wurde in der Ferne ein kleiner Fleck sichtbar, der völlig frei von Bäumen gewesen war. Und wenn man genauer hinsah, dann konnte man genau dort eine Person stehen sehen. Sango brauchte keine Bestätigung von anderen Seiten, um für sich selbst festzustellen, dass es wirklich Kohaku war, der dort stand. Er war mit seiner Jägeruniform bekleidet.

Kirara setzte zur Landung an.
 

Kohaku sah diese Leute ganz genau auf sich zukommen, doch machte er keine Anstalten wegzulaufen. Er blieb einfach stehen und wartete ab, bis sie beim ihm angekommen waren. Die große fliegende Dämonenkatze landete in seiner Nähe auf dem Boden und ließ ihre Reiter - einen Mönch und eine junge Frau - absteigen. Dann kamen auch dieser Wolfsdämon und dieses andere Mädchen bei ihm an.

"Kohaku..." Sango musste sich sehr zusammenreißen, ihrem Bruder nicht übereilt um den Hals zu fallen. Schließlich wusste sie nicht, ob er im Augenblick unter Narakus Kontrolle stand oder ob er eigene Gewalt über sein Handeln hatte.

"Was wollt ihr von mir?", fragte Kohaku, als stünde er vollkommen fremden Menschen gegenüber. Für Sango war dies wie ein Stich ins Herz. Ihr Bruder konnte sich also noch immer nicht an sie erinnern. Andererseits war sie aber auch irgendwie froh darüber gewesen, denn das hieß immerhin, dass er sich auch nicht an seine Gräueltat erinnern konnte. Dass er seinen und ihren Vater, sowie zwei ihrer Kampfgefährten getötet hatte. Trotzdem... Dass ihr eigener Bruder sie wie eine Fremde behandelte...

Als sie die stützende Hand von Miroku auf ihrem Rücken spürte, fühlte sich Sango wieder ein wenig gefasster. Richtig, sie war nicht allein.

Kohaku beobachtete diese Leute vor sich währenddessen mit vorsichtigem Argwohn. Er hatte keine genauen Anweisungen erhalten, warum er eigentlich hierher kommen sollte. Sollte er etwa einfach nur abwarten und beobachten, was passieren würde? Allerdings war ihm während seines Weges in diese Ländereien irgendwie so komisch zumute gewesen. Als hätte ihn etwas oder jemand verfolgt... Und nun hatte er zudem erneut dieses Gefühl, als wäre ihm insbesondere die junge Frau mit dem Bumerang sehr vertraut gewesen. Kannte er sie vielleicht?

Auf einmal richtete sich seine und auch die Aufmerksamkeit der anderen zum Himmel hinauf. Da kam etwas direkt auf sie zugeflogen. Kagome kniff die Augen leicht zusammen, um besser erkennen zu können, was sich da näherte. "Das ist Ah-Un!"

Nur wenige Augenblicke später landete der zweiköpfige Drache bei der Gruppe. Kimie war sofort abgesprungen, während Sesshoumaru noch einen Moment im Sattel sitzen blieb.

"Typisch! Kaum lässt man dich mal aus den Augen, schon turnst du wieder in der Weltgeschichte herum, Cousinchen!", tadelte Kimie Kagome gespielt sauer, wurde aber gleich wieder ernster, als sie den fremden Jungen entdeckte. "Ist das... Sangos Bruder? Kohaku?"

Kagome nickte stumm.

Sesshoumaru stieg von Ah-Uns Rücken. Auch er konnte sich noch gut an Kohaku erinnern. Narakus Laufbursche, der einmal beinahe Rin getötet hätte. Könnte das unter Umständen bedeuten, dass Naraku auch nicht weit gewesen war? Allerdings konnte Sesshoumaru die Anwesenheit des Halbdämons nicht wahrnehmen.

Nachdem Sango noch einmal tief durchgeatmet hatte, machte sie einen behutsamen Schritt auf ihren Bruder zu. "Warum bist du hier, Kohaku? Hat es etwa schon wieder etwas mit Naraku zu tun? Oder vielleicht mit den Ryû-Youkai?"

"Ryû-Youkai...?" Kohaku schien überrascht gewesen zu sein.

Kagome wagte nun ebenfalls zu sprechen: "Sagen die dir etwa was, Kohaku-kun?"

Der Junge machte einen verunsicherten Eindruck. Als wüsste er im Augenblick überhaupt nicht wirklich, was eigentlich los war. Kohaku kreisten auf einmal so merkwürdige Bilder im Kopf herum. Er sah Gestalten, die er im Grunde überhaupt nicht kannte, aber sie schienen mit ihm in irgendeiner Form in Verbindung zu stehen. Er sah ein Schloss inmitten hoher, spitzer Berge. Gewaltige drachenähnliche Dämonen, die wie Geier ihre Kreise am verdunkelten Himmel zogen. Waren das Erinnerungen? Oder spielte ihm sein Gedächtnis einen Streich? Es wäre schließlich nicht das erste Mal gewesen, dass er geglaubt hatte, etwas zu kennen, ohne es eigentlich in seinen Kopf einordnen zu können. So wie bei dieser Frau, die nun direkt vor ihm stand...

Plötzlich durchfuhr es Sango wie einen Blitz und sie schaute nach oben. "Pass auf, Kohaku!"

Mit einem gewagten Sprung stieß sie ihren Bruder nach hinten, spürte zeitgleich mit dem Aufprall auf den Boden jedoch diesen brennenden Schmerz an ihrer linken Schulter. Nachdem sie sich kurz vergewissert hatte, dass Kohaku nichts geschehen war, schaute sie hinter sich.

"Schnelle Reflexe für einen Menschen", bemerkte Renhou, der keine zwei Meter von den Geschwistern entfernt die Spitze seiner Lanze in den Boden gerammt hatte. An der Spitze der Waffe hing noch der kleine Stofffetzen von Sangos Kimono.

"Sango!" Miroku lief eiligst zu der Dämonenjägerin, und wurde zu seinem eigenen Erstaunen, aber auch zur Überraschung der anderen nicht von Renhou daran gehindert. Der Mönch kniete sich neben Sango, die den Ryû-Youkai wütend anschrie: "Was willst du hier? Bist du etwa hier, um Kohakus Juwelensplitter zu stehlen?!"

Renhous undurchschaubarer Blick ruhte auf der jungen Frau. Ihre Frage erinnerte ihn an das, was Akuma ihm zuvor aufgetragen hatte:
 

//Renhou, du wirst dich an die Fersen dieses Jungen heften, aber halte dich im Hintergrund. Es soll nicht erkennbar sein, dass er mit uns in Verbindung steht. Wenn jedoch die Gefahr besteht, dass es aus irgendwelchen Gründen dennoch rauskommt, dann tötest du ihn und eignest dir seinen Juwelensplitter an!//
 

Das hatte Akuma ihm befohlen. Kohaku zu töten, falls es möglich gewesen wäre, dass seine Verbindung zu den Ryû-Youkai auffliegen würde. Renhou sollte Kohaku im Auge behalten, um zu überprüfen, ob dieser genau das tun würde, was Naraku ihm aufgetragen hatte. Der Juwelensplitter im Rücken des Jungen machte ihn zu einer Marionette des Halbdämons. Aber Renhou hatte das merkwürdige Gefühl, als könnte Kohaku sich in gewisser Weise gegen diese Kontrolle zur Wehr setzen. Hing das vielleicht mit seiner Schwester, dieser Dämonenjägerin, zusammen?

"Antworte endlich! Was willst du?!", schrie Sango ihn indes erneut an.

"Das geht euch nichts an!", entgegnete Renhou jedoch nur kühl. "Haltet mich nicht auf und verschwindet, wenn euch euer Leben lieb ist!"

Soeben wollte Sango etwas darauf erwidern, als sie jedoch bemerkte, wie Kohaku sich der Situation mit einem Mal entzog und in den Wald hineinlief. Sie wollte ihm sofort hinterher. "Kohaku!"

Ein Windstoß von hinten ließ sie kurz in sich zusammenzucken. Als Sango wieder aufschaute, sah sie, wie Renhou über den Luftweg die Verfolgung ihres Bruders aufgenommen hatte.

"Nein! Du wirst ihn nicht verfolgen!" In aller Eile hob sie ihren Bumerang vom Boden auf, den sie bei der Rettung von Kohaku verloren hatte, und schleuderte die Waffe dem Ryû-Youkai hinterher. "Hiraikotsu!"

Renhou hörte den Bumerang auf sich zufliegen. Ein Schlag mit seinen Schwingen genügte jedoch, um sich einem Treffer zu entziehen. Er beobachtete noch, wie Sango ihre Waffe wieder auffing, dann landete er erneut vor der Gruppe auf dem Boden. "Es ist nicht Bestandteil meines Auftrages, dass ich gegen euch kämpfe. Aber wenn ihr es darauf anlegt..."

"Dann kämpfst du zuerst gegen mich!", verkündete Kouga kämpferisch.

Kagome warf ihm einen besorgten Blick zu. "Aber Kouga-kun!"

"Überlass den ruhig mir", meinte der Wolfsdämon beruhigend an das Mädchen gerichtet. "Den schaffe ich auch ganz locker allein."

"Nein! Nicht, Kouga-kun!"

Aber da war Kouga schon losgeprescht und wollte Renhou attackieren. Er erhob die rechte Faust und war gerade dabei zuzuschlagen, als sie sein Gegner der Attacke jedoch entzog und dem Wolfsdämon seinerseits einen kräftigen Schlag verpasste. Kouga wurde zurückgeworfen, landete aber sicher auf seinen Beinen. >Er ist schnell... Vielleicht sogar schneller als ich.<

Renhou warf ihm einen finsteren Blick zu. "Wolf, du solltest dich besser aus dieser Angelegenheit heraushalten. Das geht dich nämlich überhaupt nichts an!"

Kouga schnaubte verächtlich. "Pah! Das ist deine Meinung, aber wenn du Kagome bedrohst, geht mich das alles sehr wohl etwas an!"

Renhou hob eine Augenbraue. Er konnte sich zwar nicht daran erinnern, diese Miko direkt angegriffen zu haben, aber offenbar sah dieser Wolfsdämon allein in seiner Anwesenheit eine Gefahr für sie.

"Wie du willst. Ich habe dich gewarnt", meinte Renhou, während er langsam seinen rechten Arm erhob. Kaum, dass er das getan hatte, formte sich aus einem Schatten heraus eine Kreatur, die sich auf seinem Arm niederließ. Das Wesen sah aus, wie ein kleiner schwarzer Drache dessen rot glühende Augen sofort auf Kouga gerichtet waren.

"Passt auf!", rief Miroku den anderen warnend zu. "Der Typ bedient sich eines Beschwörungszaubers!"

"Tse! Glaubst du etwa, diese kleine Flugechse macht mir Angst?", entgegnete Kouga jedoch nur.

Renhou ließ den Drachen indes mit einem Flügelschlagen emporsteigen und befahl sogleich den Angriff. Fauchend flog das kleine Biest Kouga genau entgegen. Dieser wollte den Drachen mit einem Fausthieb vom Himmel holen, doch der Schlag ging im wahrsten Sinne des Wortes ins Leere. Verdutzt schaute sich Kouga um. Ihm war, als hätte sich der Drache auf einmal regelrecht in Luft aufgelöst. "Verdammt! Wo ist es hin?!"

War das alles vielleicht nur ein Trick gewesen? Ein Täuschungszauber?

"Achtung, Kouga! Hinter dir!", hörte Kouga Kimie auf einmal aufgeregt rufen und drehte sich um. Über ihm sammelten sich plötzlich Schatten, die nun wieder die Gestalt des kleinen Drachen annahm. Doch noch während sich der Drache praktisch in seiner "Verwandlungsphase" befand, feuerte er einen kraftvollen Feuerstrahl auf Kouga ab. Dieser hatte dem Angriff gerade so ausweichen können.

"Kouga-kun!" Reflexartig war Kagome losgelaufen. Da richtete sich die Aufmerksamkeit des Drachen auf das Mädchen. Der nächste Angriff galt ihr!

Zu spät bemerkte Kagome, dass sie das neue Ziel gewesen war. Erschrocken starrte sie nur in die glühend roten Augen des Drachen, als dieser sie mit einem Feuerstrahl angriff.

"Kagome!" Kouga wollte ihr helfen, doch er kam zu spät. Das Feuer hatte Kagome lange vor ihm erreicht und war kaum, dass es auf den Boden getroffen war, zu einem Feuerball mutiert. Alle waren geschockt.

"Oh nein! Kagome!" Kimie wollte loslaufen, doch da ergriff Sesshoumaru sie bei der Schulter und hielt sie zurück.

"Bleib hier! Du kannst sowieso nichts tun."

"Was redest du da?! Lass mich los!" Kimie war den Tränen nahe. Wie konnte Sesshoumaru jetzt nur so eiskalt ruhig bleiben? Ihm konnte doch nicht alles egal gewesen sein!?

"Schau hin", forderte er sie plötzlich auf. Kimie verstand zuerst nicht ganz, tat dann aber trotzdem das, was er ihr gesagt hatte. Allmählich wurde das Feuer kleiner und verschwand schließlich wieder. An der Stelle, wo Kagome bis eben noch gestanden hatte, war nur noch ein schwarzer Fleck auf dem Boden. Kouga und die anderen befürchteten schon das Schlimmste, doch da entdeckte sie auf dem Ast eines Baumes einen Inu-Youkai, der Kagome auf seinen Armen trug. Woher dieser so plötzlich gekommen war, war dem Wolfsdämon vollkommen schleierhaft.

Kagome hingegen hatte zunächst vor lauter Schreck die Augen zugekniffen. Als sie jedoch bemerkte, dass ihr nichts geschehen war, öffnete sie sie wieder und war mehr als überrascht. "Eh? Subaru-san!?"

Tatsächlich! Es war Subaru gewesen, der sie gerettet hatte. "Hm! Kaum muss der Hanyou mal für eine Weile aussetzen, kommst du auch prompt in die nächsten Schwierigkeiten. Du brauchst wirklich einen dauerhaften Leibwächter, wie mir scheint."

"Hey, du Töle! Finger weg von meiner Frau, hast du gehört?!"

Das Gemecker von Kouga richtete Subarus Aufmerksamkeit auf den Wolfsdämon, und er sprang mit Kagome auf den Armen wieder von dem Ast herunter. Behutsam setzte er das Mädchen auf den Boden ab.

"Kagome, bist du verletzt?", fragte Kouga sofort und ergriff Kagomes Hände.

Kagome schüttelte den Kopf. "Nein, es geht mir gut. Wirklich."

"Nun gut..." Kouga schaute wieder zu Subaru, ehe er seinen Arm um Kagomes Schulter legte. Er räusperte sich. "In Anbetracht der Tatsache, dass du meine Frau gerettet hast, sehe ich mal ausnahmsweise darüber hinweg, dass du es gewagt hast, Hand an sie zu legen."

"Kouga-kun! Was soll denn das jetzt?!" Kagome starrte den Wolfsdämon fassungslos an, ehe ihr Blick zu Subaru wanderte. Dieser schien sich von Kougas Worten jedoch nicht gerade groß irritieren zu lassen. Zudem sah es nicht so aus, als ob er etwas darauf erwidern wollte, dafür sprach zumindest sein etwas desinteressierter Blick. Allerdings blieb auch keine große Zeit für weitere große Wortwechsel, denn unter dem Kragen von Subarus Kimono kam auf einmal der Flohgeist Myouga hervor gekrochen und platzierte sich auf der linken Schulter des Inu-Youkai.

"Schluss jetzt mit diesem unnützen Gerede! Dafür ist jetzt nun wirklich keine Zeit!"

Subaru blickte auf seine Schulter. "Ich bin ehrlich gesagt ziemlich überrascht, Myouga-jii. Dass Ihr mich extra darum gebeten habt, Euch herzubringen... Das passt eigentlich gar nicht zu Euch."

"So ungern ich das auch getan habe, irgendeiner muss hier doch sagen, was Sache ist, wenn es gegen einen Ryû-Youkai in den Kampf geht. Ich hatte gleich so ein komisches Gefühl!" Damit lenkte Myouga gleichzeitig die Aufmerksamkeit aller wieder zurück auf Renhou. Dessen schwarzer Dämonendrache hatte sich in der Zwischenzeit auf seinem rechten Arm niedergelassen.

Sesshoumaru trat nun einen Schritt vor. "Ich werde es übernehmen, gegen ihn zu kämpfen. Ihr anderen haltet euch zurück!"

"Sei aber vorsichtig", bat Kimie ihn noch, ehe er auf Renhou zuging.

Indes richtete Sango ihren Blick in den Wald hinein. Genau in die Richtung, in die Kohaku zuvor verschwunden war. Dann spürte sie Mirokus Hand auf ihrer Schulter. "Sango! Folgen wir Kohaku! Wenn wir uns beeilen, dann holen wir ihn bestimmt noch ein."

Die Dämonenjägerin brauchte nicht lange, um diesem Vorschlag zuzustimmen. Sie rief Kirara zu sich, die ihre Herrin und den Mönch auf ihren Rücken steigen ließ, und flog anschließend in den Himmel empor. Dabei kamen sie auch an Renhou vorbei, doch dieser hatte nicht vor, sie aufzuhalten. Denn im Moment gab es einen anderen Gegner, dem er sich zuwenden musste.

Nachdem Sesshoumaru sich Renhou gegenübergestellt hatte, schaute er sich einen Moment lang genauestens um und lauschte auf jedes noch so kleine Geräusch. "Eigentlich wäre mir dein Anführer als Gegner lieber, aber einer muss dich ja schließlich ausschalten. Du bist allein hier, wenn ich das richtig sehe."

"Fürchtest du etwa Angriffe aus dem Hinterhalt auf deine Begleiter? Da kann ich dich beruhigen. Ich halte nichts von faulen Tricks."

Renhou ließ nun einerseits den kleinen Drachen wieder verschwinden, anschließend schleuderte er seine Lanze in den Stamm eines Baumes, aus welchem sie im nächsten Augenblick ebenfalls wie von Geisterhand verschwand. Sie hatte demnach aus reiner dämonischer Energie bestanden, und nicht etwa aus einem beständigen Material. Bei Renhous Schwert, welches dieser bei sich trug, sah die Sache schon wieder anders aus...

Anstatt, dass er nun jedoch sein Schwert zog und damit den Kampf eröffnete, ging Renhou anders vor. Er machte mit dem linken Fuß einen Schritt nach hinten und hielt mit der linken Hand die Schwertscheide fest, während die rechte ziehbereit knapp über dem Griff der Waffe verharrte. Den Blick hatte er dabei die ganze Zeit aufmerksam auf Sesshoumaru gerichtet. Diesem war schnell klar, was Renhou ganz offensichtlich vorhatte. Er wartete darauf, dass Sesshoumaru als Erster zum Angriff übergehen würde, um praktisch im letzten Moment blitzschnell seinerseits sein Schwert zu ziehen. Bei diesem Manöver würde sich die Angriffskraft des Gegenschlages deutlich verstärken. Dem Gegner bliebe für gewöhnlich so keine Zeit mehr, zu parieren, und der Angriff würde tödlich enden. Renhou wollte Sesshoumaru so gesehen ins offene Messer laufen lassen.

"Ich weiß genau, was du vor hast", sagte er überlegen an den Ryû-Youkai gewandt. "Auf den Überraschungseffekt kannst du also nicht vertrauen."

"Ich vertraue nicht auf Überraschungen, sondern auf mein eigenes Können. Wenn du bereits so gut Bescheid weißt, dann musst du dir ja wohl keine Sorgen wegen meines Angriffs machen."

"Das hatte ich ohnehin nicht vor." Sesshoumaru zog Toukijin aus seinem Gürtel und griff an. In dem Moment, als er in seine Reichweite gekommen war, zog Renhou seinerseits mit ungeheurer Geschwindigkeit sein Schwert. Doch Sesshoumaru war darauf ja bereits vorbereitet gewesen und so schaffte er es, den Angriff abzuwehren. Die Klingen der Schwerter verkeilten sich laut klirrend ineinander. Doch obwohl sein Manöver ergebnislos geblieben war, behielt Renhou seine eiskalte Ruhe.

"Nicht schlecht. Du hast genau so schnell pariert, wie ich angegriffen habe. Aber hast du auch eine Antwort auf das hier?"

Er hatte das kaum gesagt, das spürte Sesshoumaru auch schon diesen gemeinen Tritt gegen seinen Oberkörper, der ihn leicht nach hinten warf. Einer weiteren Attacke von Renhou war er gezwungen mit einem Sprung auszuweichen. Doch obwohl Sesshoumaru selbst anscheinend ohne irgendwelche Blessuren davongekommen war, sah das bei seiner Rüstung ein wenig anders aus. Denn genau an der Stelle, wo Renhou ihn erwischt hatte - auf der linken Seite - war nun eine Bruchstelle zu verzeichnen gewesen. Kein Zweifel, auch ohne eine Waffe verfügte Renhou über eine gefährliche Kraft. Ohne seine Rüstung hätte Sesshoumaru jetzt bestimmt einige Rippenbrüche auf seinem Konto zu verbuchen gehabt und ein normalsterblicher Mensch wäre nach so einer Attacke sicherlich hinüber gewesen.

Allerdings stellte sich im Nachhinein heraus, dass Sesshoumaru doch nicht so unversehrt davongekommen war, wie zunächst gedacht. Irgendetwas war eigenartig gewesen. Sesshoumaru wusste ganz genau, dass Renhou ihn mit seinem Schwert zwar nicht getroffen hatte, aber trotzdem war da dieses merkwürdige Gefühl, als hätte er trotzdem was abbekommen. Einen Augenblick später roch Sesshoumaru Blut; sein Blut! Äußerlich ließ er sich zunächst nichts anmerken und schaute mit üblich kühler Miene hinunter auf seine rechte Hand, mit der er Toukijin festhielt. Vom Griff des Schwertes fiel soeben der erste Tropfen Blut auf die Erde hinab. Sesshoumaru nahm Toukijin in die linke Hand und warf einen Blick auf seine Handfläche. Dort war eine Schnittwunde, als hätte ihn eine scharfe Klinge erwischt. Eine Spur von überraschter Irritation wurde auf seinem Gesicht sichtbar, und nicht nur bei ihm.

"Er ist verletzt!? Aber wie ist das passiert?" Kagome verstand die Welt nicht mehr. Sie und die anderen hatten alles ganz genau mitverfolgt, aber Renhou hatte Sesshoumaru garantiert auf keinen Fall mit seinem Schwert erwischt und schon gar nicht an der rechten Handfläche.

"Das ist eine geheime Technik, die nur die besten Krieger des Clans der Ryû-Youkai beherrschen", gab Myouga nunmehr als Erklärung ab. "Auch, wenn sie ihren Gegner mit ihren Waffen nicht direkt treffen, so können durch die Übertragung von Energie oder durch die Luft trotzdem Verletzungen auftreten. In diesem Fall hat Renhou die Energie, die beim Aufeinandertreffen der beiden Schwerter entstand, über Toukijin direkt an Sesshoumaru-samas Hand weitergegeben."

"Es wäre sehr schön gewesen, wenn du damit früher rausgerückt wärst!", tadelte Kimie den Flohgeist aufgebracht und musste sich sehr zusammenreißen, den kleinen Kerl nicht zwischen Daumen und Zeigefinger zu zerquetschen.

Indes ließ sich Sesshoumaru nicht länger von diesem Zwischenfall irritieren. "Zugegeben, das war ein netter Trick. Aber du wirst einiges mehr brauchen, um mich zu besiegen."

Genau wie Sesshoumaru, so behielt auch Renhou seine Ruhe. "Dessen bin ich mir bewusst. Keine Sorge, das war längst nicht alles." Der Ryû-Youkai brachte sich erneut in Position, diesmal jedoch nahm er eine andere Haltung ein.

"Was hat er jetzt vor?", fragte sich Kagome nervös.

Kimie beobachtete Renhou ganz genau. "Sieht wie eine der fünf Grundstellungen beim Schwertkampf aus, aber... irgendwie auch wieder nicht."

Im Grunde schien Renhou schon wieder auf einen Angriff seitens Sesshoumaru zu warten, denn die Haltung, die er angenommen hatte, war eine Verteidigungsstellung gewesen. Dabei hielt er sein Schwert waagerecht nach vorne und zielte genau zwischen die Augen des Gegners. So war es ihm möglich, jeden Schlag parieren zu können.

Kouga beobachtete das ganze äußerst abfällig. "Keh! Was für eine armselige Masche! Er sitzt die Sache aus und wartet darauf, dass er zuerst angegriffen wird. Mit dieser Taktik steht der Typ nicht mehr lange."

"Sei nicht zu vorschnell in deiner Urteilsfindung", mahnte Subaru den Wolfsdämon. "Der erste Eindruck kann täuschen. Und immerhin hattest du auch so deine Probleme, gegen ihn anzukommen, obwohl du noch nicht einmal direkt gegen ihn gekämpft hast."

Ein Knurren drang aus Kougas Kehle, doch er ersparte sich einen eventuellen Kommentar zu Subarus Aussage.

Kimie hatte dem Gespräch eher beiläufig zugehört. Stattdessen versuchte sie irgendwie hinter Renhous Strategie zu kommen, was ihr jedoch nicht gelingen wollte. Überhaupt hatte sie bis auf Sesshoumaru noch nie einen Schwertkämpfer gesehen, der eine solche Ruhe und Selbstbeherrschung ausstrahlte, dass es beinahe schon unheimlich war. Jeder Schritt und jede Handlung wirkte bis in alle Einzelheiten durchdacht, als wüssten beide stets, wie der jeweils andere reagieren würde.

Sesshoumaru machte auch gar nicht den Eindruck, als wollte er einem erneuten Angriff auf Renhou etwa aus dem Weg gehen. Im Gegenteil, er schien seinem Gegner seinen Wunsch erfüllen zu wollen. "Nicht, dass es mich groß interessieren würde, aber kannst du nichts anderes, außer dich verteidigen?"

"Das kannst du herausfinden, indem du den Kampf wieder aufnimmst", entgegnete Renhou. "Und? Was willst du tun?"

Sesshoumarus Gesicht verriet keine Mimik. Die Antwort auf Renhous Frage erübrigte sich zudem, als er erneut einen Angriff startete. Und wie es bereits zu erwarten gewesen war, parierte der Ryû-Youkai den gegnerischen Schlag, doch nun verkeilten sich die Schwerter ineinander. Aus beiden Klingen schlugen Blitze und Energieströme, doch keiner der beiden Kontrahenten gab dem anderen nach.

"Wir dürften genug gespielt haben", meinte Renhou. "Es wird Zeit, mit Ernst an diese Sache ranzugehen!"

Plötzlich schien sich die Kraft, die aus seinem Schwert strömte, um ein Vielfaches zu verstärken. Sesshoumarus Blick wanderte zu Toukijins Klinge. Kurzzeitig sah man einen erschrockenen Ausdruck in seinem Gesicht. Genau dort, wo Renhous Schwert auf Toukijin getroffen war, hatte sich ein Riss in der Klinge gebildet. Und je länger Toukijin der gegnerischen Kraft ausgesetzt war, umso tiefer wurde der Riss. Sesshoumaru hatte keine Zeit mehr. Wenn er sich nicht schnellstens aus dieser Packsituation befreite, würde sein Schwert zerbrechen. Er richtete den Blick wieder auf Renhou. "Souryuuha!"

Von Toukijin ging eine leuchtend blaue Energiewelle aus. Sesshoumaru bekam mit, wie Renhou die verfahrene Situation auflöste und sich der Attacke zu entziehen versuchte. Es folgte eine helle Explosion, die jedem kurzzeitig die Sicht nahm. Alle hatten ihre Augen geschlossen und zusätzlich ihre Arme schützend erhoben, um sich vor dem Licht zu schützen.

Schließlich verblasste das Licht wieder. Als alle ihre Augen wieder öffneten, sahen sie, wie ein großer Teil des Waldes nun in Schutt und Asche lag. An vereinzelten Stellen stiegen noch kleine Rauchsäulen in den Himmel empor, doch Sesshoumaru stand noch genau auf der selben Stelle. Und wo war Renhou?

"Nicht schlecht. Ich gebe zu, ich bin beeindruckt."

Sesshoumaru schaute nach oben. Dort schwebte Renhou. Zuerst sah es so aus, als wäre er gänzlich ohne einen Schaden davongekommen, doch der Angriff hatte ihn doch zumindest leicht erwischt. Besonders erkennbar war dies an seiner Kleidung gewesen, Vor allem der Mantel hatte einiges einstecken müssen. Ansonsten wies Renhou außer kleinerer Blessuren keine Verletzungen auf.

Sesshoumarus Augen verengten sich zu Schlitzen. >Er hat meinen Angriff fast unbeschadet überstanden...<

Während Renhou wieder auf dem Boden landete, fiel Sesshoumarus Blick kurzzeitig auf Toukijin. Die Klinge rauchte noch durch den vorangegangenen Angriff und der Riss war nun deutlich erkennbar gewesen. Er zog sich sogar bis zur Mitte durch. Würde er Toukijin nur noch einmal benutzen, würde die Klinge garantiert brechen. Abfällig ruhte Sesshoumarus Augenmerk auf dem Schwert.

"Das ist nur der Reißzahn eines Oni." Er steckte das Schwert wieder in seinen Gürtel. Es hatte keinen Sinn mit einem Schwert zu kämpfen, dessen Klinge jeden Augenblick brechen könnte. Aber die Überraschung war bei jedem groß, als nun auch Renhou seinerseits sein Schwert wieder in die Schwertscheide zurückschob. Anders, als zunächst von den anderen gedacht, wollte er jedoch nicht etwa wieder die selbe Technik wie zu Anfang des Kampfes anwenden, sondern ließ sein Schwert in der Scheide ruhen.

Sesshoumaru bedachte den Ryû-Youkai mit einem prüfenden Blick. "Du legst deine Waffe aus der Hand?"

"Du hast dein Schwert wieder eingesteckt", entgegnete Renhou ruhig. "Es ist von daher nur fair, wenn auch ich nun auf eine Handwaffe verzichte, denn dein zweites Schwert ist keine Waffe."

"Hm! Wie überaus löblich. Sofern du dir mit dieser Entscheidung selbst keinen Nachteil verschaffst."

"Nur keine Sorge. Ich kenne mein Können und meine Grenzen."

Doch die anderen waren verunsichert. Konnte man Renhou in der Hinsicht überhaupt vertrauen? War es nicht viel wahrscheinlicher, dass er Sesshoumaru in eine Falle locken wollte und sein Schwert in einem günstigen Moment doch einsetzen würde? Viel Zeit, um sich weiter darüber den Kopf zu zerbrechen, hatten sie jedoch nicht, denn der Kampf ging nun in seine nächste Runde. Diesmal war es Renhou gewesen, der den ersten Angriff startete, und was nun folgte war ein Kampf ohne jegliche Waffen. An Schnelligkeit stand Renhou Sesshoumaru in nichts nach, doch hatte der Ryû-Youkai einen Vorteil: Und zwar beherrschte er auch den waffenlosen Nahkampf. Die Schläge und Tritte, die er austeilte, hätten in jedem Fall ihre entsprechende Wirkung hinterlassen, aber bisher konnte Sesshoumaru jedem Angriff ausweichen. Allerdings wurde er dabei auch sehr von Renhou in die Enge getrieben.

Kimie war mittlerweile ein einziges Nervenbündel. "Er kann nur ausweichen, aber selbst nicht angreifen!"

"Dazu hat er auch gar keine Chance", sagte Myouga. "Renhou startet den nächsten Angriff, kaum, dass der vorherige beendet ist."

"Dieser Renhou... Hat der überhaupt einen schwachen Punkt? Ich habe bisher noch keinen entdecken können."

"Die Ryû-Youkai sind bekannt dafür, dass sie auch ohne Handwaffen ganz hervorragende Kämpfer sind. Und genau das macht sie so gefährlich."

"Und woher können die das bitte? Ziehen die sich in ihrer Freizeit etwa immer irgendwelche Martial Arts-Filme rein, oder was?" Auf diese Fragen erwartete Kimie eigentlich gar keine Antwort, zumal bis auf Kagome ohnehin keiner der anderen etwas mit ihnen hatte anfangen können. Während sie den Kampf weiter mitverfolgte, fiel es Kimie immer schwerer, sich nicht doch in irgendeiner Form in diesen einzumischen. Aber endlich fand Sesshoumaru die passende Gelegenheit seinerseits einen Angriff zu starten. Er setzte seine Lichtpeitsche ein und erwischte Renhou an der linken Wange. Ein blutiger Einschnitt blieb zurück. Nach dieser Attacke zog sich Renhou zunächst wieder aus Sesshoumarus Reichweite zurück. Allerdings nur, um sogleich einen Gegenangriff zu starten. Er hob die Hände, sodass die Handflächen sich gegenüberlagen und konzentrierte seine dämonische Energie in dem entstandenen Zwischenraum. Es entstand eine Art Energiekugel, die er auf Sesshoumaru abfeuerte. Zwar gelang es ihm, dem Angriff zunächst auszuweichen, doch als Renhou mit seiner rechten Hand einen Halbkreis formte, machte die Energiekugel kehrt und flog wieder zurück. Diesmal konnte Sesshoumaru nicht mehr rechtzeitig reagieren und wurde getroffen. Die Wucht warf ihn nach hinten und ließ ihn zu Boden gehen.

"Sesshoumaru!" Erschrocken war Kimie reflexartig losgelaufen, die rechte Hand schon griffbereit an den Griff ihres Schwertes gelegt. Doch da setzte sich Sesshoumaru wieder auf und rief ihr betont zu: "Bleib sofort stehen!"

Kimie stoppte abrupt. Ihr Blick zeugte deutlich von Irritation.

Sesshoumaru kam indes wieder auf die Beine. "Misch dich nicht ein! Ich dulde kein Eingreifen von eurer Seite!"

Kimie stieß ein erbostes Seufzen aus. "Meine Güte! Sag mal, kannst du auch nur einmal in deinem Leben deinen Stolz vergessen, Sesshoumaru?!"

Warum zum Kuckuck wollte er sich nicht helfen lassen? Das wollte ihr partout nicht in den Kopf. Plötzlich spürte sie, wie sie jemand an der rechten Schulter ergriff, und fuhr herum. Hinter ihr stand Renhou! Alle waren sofort in Alarmbereitschaft gewesen. Doch entgegen der allgemeinen Befürchtungen hatte Renhou ganz offensichtlich nicht vor, das Mädchen etwa zu seinem eigenen Vorteil als Druckmittel gegen Sesshoumaru einzusetzen. Stattdessen schob er sie nur beinahe schon vorsichtig zur Seite. "Tritt besser zur Seite, Mädchen. Du bist im Weg."

Kimie war verwirrt. Renhou hätte sie in der Tat ganz locker in seine Gewalt bringen oder gar auf der Stelle töten können, doch er schien keinerlei Absichten in dieser Richtung gehabt zu haben. Sein Blick war zwar unnahbar und kühl, aber merkwürdigerweise war nichts Hinterhältiges in seinen Augen zu sehen gewesen. Kimie war noch immer so irritiert, dass sie sich schon praktisch widerstandslos von Renhou wegschieben ließ. Aber nicht nur sie war verwirrt.

"Was ist denn das für einer?", fragte sich Kouga. "Er hätte sie doch ganz locker als Geisel nehmen können, oder sonst was."

"Ich bediene mich keiner derartigen Mittel, Wolf", entgegnete Renhou. "Wenn ich in einem Zweikampf gegen jemanden antrete, dann soll es auch bei einem Zweikampf bleiben. Dritte haben dabei nichts verloren."

Sesshoumaru beobachtete ihn prüfend. "Eine Frage der Ehre, was? Zugegeben, das spricht für dich."

Zunächst erwiderte Renhou nichts darauf, als schien er auf etwas zu warten. Aber dann wandte er sich wieder seinem Gegner zu. "Bevor das jedoch noch die nächsten Stunden so weitergeht, werde ich die Sache jetzt am besten beenden. Deinen Freunden rate ich, dass sie sich jetzt besser aus dem Staub machen, wenn sie da nicht mit hineingezogen werden wollen." Er legte seine Hände aneinander und formte anschließend mit seinen Fingern in rascher Abfolge nun mehrere Zeichen. "Rin, Hyo, Tou, Sha..."

"Was macht er jetzt?", fragte sich Kagome. Sie und Kimie kannten diese Art von Fingerzeichen hauptsächlich aus irgendwelchen Filmen oder aus dem esoterischen Bereich. Dabei hatte es sich stets um Beschwörungsformeln oder dergleichen gehandelt und besonders Kagome kannte so was von ihrem Großvater. Nur waren seine Beschwörungen meist lediglich Schall und Rauch gewesen. Stellte sich nur die Frage, was Renhou wiederum vor hatte. Im Grunde konnte jetzt alles Mögliche passieren.

"Ich kann mir nicht helfen, aber ich habe ein echt mieses Gefühl...", meinte Kimie beunruhigt.

Insgesamt waren es zehn Zeichen, die Renhou letztendlich geformt hatte. Das zehnte und letzte gab zugleich den Startschuss für seinen Angriff. Sein Blick traf genau mit dem von Sesshoumaru zusammen, ehe Renhou seinen rechten Arm in die Richtung seines Gegners ausstreckte.

"Jishin!"

Kagome horchte auf. "Ji...? Oh, mein Gott! Der will doch nicht etwa...?!"

"Doch! Er wird ein Erdbeben heraufbeschwören!", rief Myouga panisch und sprang von Subarus Schulter auf die des Mädchens. "Wir müssen nach oben fliehen! Schnell! Wenn wir hier bleiben, sind wir erledigt!"

"Aber was ist mit Sesshoumaru?", fragte Kimie.

"Der kommt schon klar! Denken wir zunächst an uns!"

Nur widerwillig akzeptierte Kimie, dass Myouga offenbar Recht hatte. Sie mussten weg von hier, sonst sah es übel aus. Und Sesshoumaru hätte einer Flucht von seiner Seite wohl auch niemals zugestimmt. Also lief Kimie zu Ah-Un. Mit ihm würde es kein Problem sein, dem drohenden Erdbeben zu entgehen. Aber was war mit den anderen?

"Wolf, du gehst besser zu dem anderen Mädchen", meinte Subaru an Kouga gerichtet, während er selbst Kagome wieder auf die Arme nahm. Der Wolfsdämon wollte schon heftige Proteste vom Stapel lassen, doch da schwebte Subaru bereits mit Kagome nach oben. Kouga war zunächst vollkommen perplex. Dieser Typ konnte fliegen? Ehe er überhaupt etwas sagen konnte, spürte er schon den ersten leichten Erdstoß unter seinen Füßen.

"Kouga!" Kimie packte Kouga am linken Handgelenk und zog ihn hinter sich auf Ah-Uns Rücken. Keine Sekunde zu spät, denn schon brach die Erde unter lautem Donner und Getöse auf. Man verlor komplett den Überblick über die Situation, zumal jetzt auch noch Unmengen von Staub aufgewirbelt wurden.

"Mist! Man kann überhaupt nichts sehen." Angestrengt versuchte Kimie etwas zu erkennen. Währenddessen schweifte Kougas Blick zu Kagome und Subaru. Der Inu-Youkai schien praktisch durch sein Fell in der Luft gehalten zu werden. Der Wolfsdämon gab es zwar nicht gerne zu, aber er war schon irgendwie beeindruckt gewesen. Ob alle Inu-Youkai diese Gabe beherrschten? Aber der Anblick, wie dieser Kerl Kagome auf den Armen trug... Kouga musste sich schon sehr anstrengen, um nicht irgendeinen giftigen Kommentar zum besten zu geben.

Das Erdbeben war indes noch immer in Aktion. Fassungslos schüttelte Kagome den Kopf. "Ich glaube, ich spinne! Das ist ja vollkommen verrückt!"

Myouga krabbelte langsam unter ihren Haaren hervor. "Nun, Renhou ist immerhin der Elementardrache, der über die Erde gebietet. Kein Wunder, dass er so eine Kraft besitzt."

"Also... wenn Greenpeace davon Wind bekommt...", murmelte Kimie trocken. Eigentlich versuchte sie damit nur ihre Sorgen um Sesshoumaru ein wenig zu überspielen, doch gelingen wollte ihr das nicht so wirklich.

Endlich schien sich die Erde wieder zu beruhigen und auch der Staub legte sich so langsam wieder. Man konnte auch wieder den Boden erkennen. Überall gab es Risse, Bäume waren umgestürzt, die ganze Gegend hatte ein vollkommen anderes Gesicht bekommen. Aber wo war Sesshoumaru?

Kimie bemühte sich angestrengt darum, ihn inmitten dieses heillosen Chaos ausfindig zu machen. Sie ließ Ah-Un sogar wieder näher zum Boden fliegen. Da glaubte sie, etwas zu erkennen. "Hm?"

An einer Stelle hatte sich der Staub größtenteils noch nicht gelegt, aber Kimie bildete sich ein, die Konturen einer Person zu erkennen. War das Sesshoumaru? Oder eher Renhou? Es dauerte noch einen Augenblick, dann erkannte sie tatsächlich Sesshoumaru. Er hielt ein Schwert in seiner Hand, aber es war nicht Toukijin gewesen, sondern Tenseiga. Dessen Bannkreis hatte ihn beschützt, weshalb er ohne einen Schaden erlitten zu haben davon gekommen war. Kimie atmete erleichtert aus.

"Ich werde das Gefühl nicht los, dass das noch den ganzen Tag so weitergehen könnte", drang auf einmal die Stimme von Renhou zu allen vor. Der Ryû-Youkai tauchte inmitten einiger umgestürzter Bäume auf und schien das Erdbeben ebenfalls ohne Verletzungen überstanden zu haben. Aber wen wunderte das? Schließlich konnte man wohl davon ausgehen, dass er seine eigenen Kräfte zu kontrollieren wusste, ohne sich selbst zu schaden. Erneut stellte er sich Sesshoumaru gegenüber. "Wir könnten natürlich sofort weitermachen, aber ich schlage vor, wir vertagen die Angelegenheit auf ein anderes Mal."

Kimie glaubte zuerst, sich verhört zu haben.

"Moment mal! Du gehst? Einfach so?", rief sie von oben auf Renhou herab.

Er wandte seinen Blick kurz zu dem Mädchen um, ehe er das Wort wieder an Sesshoumaru richtete: "Wir setzen den Kampf fort, wenn du dir eine neue Waffe besorgt hast. Ohne einen entsprechenden Befehl kämpfe ich nicht gegen jemanden, der nicht mit aller Kraft dazu in der Lage ist, sich zu wehren."

Sesshoumarus Augen funkelten Renhou bedrohlich an, trotzdem schwieg er, während er Tenseiga wieder zurück in die Schwertscheide schob. Für Renhou war diese Gestik genug und er erhob sich mit einem Flügelschlag in die Lüfte und flog Richtung Norden davon. Dabei kam er auch an Kouga und Kimie auf Ah-Un vorbei.

"Hey, warte!", rief sie ihm hinterher, doch Renhou ignorierte das Mädchen einfach und war schon bald aus ihrer und der Sicht der anderen verschwunden. Kimie ließ Ah-Un wieder auf dem Boden landen und auch Subaru setzte Kagome wieder wohlbehalten ab.

"Bist du okay, Sesshoumaru?", fragte Kimie besorgt. Zuvor war ihr das noch gar nicht so wirklich aufgefallen, aber Sesshoumaru hatte mehrere kleinerer Verletzungen. Außerdem blutete seine Hand noch immer.

"Es geht mir gut", war seine monotone Antwort auf ihre Frage.

Kimie hatte das Gefühl, als würde sie ihn mit eventuellen weiteren Fragen nur bedrängen, also ließ sie es bleiben. Stattdessen schaute sie nun wieder in die Richtung, die Renhou zuvor verschwunden war.

"Was ist denn das für ein Typ?", fragte sie sich. "Der tickt irgendwie ganz anders, als Akuma oder die anderen aus seinem Clan..."

"Eigentlich bedauerlich, dass so jemand auf der gegnerischen Seite steht.", hörte man Myouga mit einer Spur von Enttäuschung aufseufzen. "Renhou war schon immer ein sehr aufrichtiger und fairer Kämpfer. Es ist wirklich schade..."

Eine merkwürdige Stille breitete sich aus. Inmitten dieses von dem Erdbeben verursachten Trümmerfeldes wirkten die Umherstehenden wie verlorene Seelen in einer Zwischenwelt.

Plötzlich brach es aus Kagome heraus: "Moment! Wir müssen doch noch Sango-chan und Miroku-sama suchen!"
 

Noch immer suchten Sango und Miroku nach Kohaku. Dabei konnten sie nur auf Kirara und ihren Geruchssinn vertrauen. Und bisher hatte sie die beiden auch sehr zuverlässig geführt.

"Kohaku!", rief Sango ihren Bruder immer wieder beim Namen. "Kohaku! Bitte antworte mir! Wo bist du?"

"Sango! Da vorne!" Miroku deutete zwischen die Bäume. Da war ein Schatten zu erkennen gewesen. Sango trieb Kirara zur Eile an. Die Dämonenkatze beschleunigte ihr Tempo, und nachdem sich erfolgreich durch ein Gebüsch geschlagen hatte, wurde Kohaku sichtbar.

"Kohaku, warte!", rief Sango flehend. Da drehte Kohaku sich um und warf seine Kettensichel genau in ihre Richtung. Nur, weil Sango noch rechtzeitig ihren Bumerang hochgerissen hatte, verfehlte sie die Waffe haarscharf. Kirara blieb sofort stehen. Auch Kohaku hatte kurzzeitig seine Flucht unterbrochen. In seinen Augen konnte man nicht die kleinste Regung erkennen.

"Kohaku..." Sango stieg von Kiraras Rücken und machte einen Schritt auf ihren Bruder zu. Als er abermals Anstalten machte, sie anzugreifen, blieb sie stehen. Sie war den Tränen nahe. Was sollte sie nur tun?

Plötzlich drehte sich Kohaku wieder um und lief weiter. Kirara schaute fragend den Blick zu Sango, als wollte sie von ihr wissen, ob sie den Jungen wieder verfolgen sollten, doch Sango rührte sich nichts und sagte auch nichts. Sie stand einfach nur da und schaute zu Boden.

"Sango..." Miroku kam auf sie zu und legte ihr behutsam eine Hand auf die Schulter.

"Wie kann ich ihm nur helfen?", flüsterte die sie kaum hörbar. "Warum...? Warum muss Kohaku das alles durchmachen?"

Mittlerweile war Sango an einem Punkt angelangt, an dem sich ihre Trauer und Verzweiflung vor den Augen aller deutlich offenbarte. Unter Tränen fiel sie Miroku in die Arme und weinte nur noch. Die sonst so starke und selbstbewusste Dämonenjägerin war im Augenblick einfach nur eine verzweifelte junge Frau, die schon so lange um das Leben ihres jüngeren Bruders bangte. Behutsam hielt Miroku sie in den Armen. Er versuchte, ihr gut zuzureden: "Schon gut, Sango. Es wird alles wieder gut." Aber Miroku musste sich selbst eingestehen, dass er seinen eigenen Worten im Augenblick keinen uneingeschränkten Glauben schenken konnte.
 

Kohaku lief noch eine ganze Weile durch den Wald. Zwar wurde er nicht verfolgt, doch hatte er trotzdem das Gefühl, dass es noch zu früh war, um sich in Sicherheit zu wiegen und anzuhalten.

"Bleib stehen, Junge!"

Erschrocken stoppte Kohaku. Diese Stimme war von oben gekommen. Er schaute hoch und entdeckte Renhou auf dem Ast eines Baumes. Offenbar hatte er gegen die anderen gekämpft, dafür sprach zumindest seine äußere Erscheinung. Der Junge sprang mit einem Satz zurück, als der Ryû-Youkai vor ihm landete, und holte seine Kettensichel hervor.

"Reg dich nicht auf, Kleiner", sagte Renhou. "Es ist nicht nötig, dass du dich gegen mich zu Wehr setzen musst. Ich möchte dich lediglich etwas fragen." Zwar erwiderte Kohaku nichts darauf, hörte aber trotzdem aufmerksam zu, als sein Gegenüber weiter sprach: "Was hat Naraku vor? Du gehörst doch zu ihm, oder? Weißt du also mehr über seine wahren Pläne?"

Aber Kohaku schwieg. Renhou wurde skeptisch. Irgendetwas stimmte hier nicht. Es lag an dem Ausdruck in Kohakus Augen. Er hatte sich verändert. Vorhin schien er noch irgendwie lebendig gewirkt zu haben, aber jetzt hatten seine Augen nur noch diesen glasigen Ausdruck, als wäre er gar nicht wirklich bei sich oder sogar... nicht lebendig.

Renhou bemerkte schnell, es hatte offenbar keinen Sinn, wenn er versuchen würde, irgendwelche Antworten aus Kohaku herauszubekommen. Er war sich sogar ziemlich sicher, dass Naraku da mal wieder seine Finger im Spiel gehabt hatte.

Der Ryû-Youkai horchte auf, als er es im nahen Gebüsch rascheln hörte. Dann tauchte zwischen den Bäumen ein Dämon auf, der von seiner Gestalt her an einen einäugigen Wurm erinnerte. Unbeirrt ging Kohaku auf ihn zu und stieg auf seinen Rücken. Für Renhou war dies Hinweis genug dafür gewesen, dass dieser Dämon offensichtlich von Naraku geschickt worden war, um den Jungen zu holen. Ohne die beiden aufzuhalten, ließ er Kohaku ziehen, als der Dämon sich in die Lüfte erhob und mit unbekanntem Ziel davonflog. Sicherlich würde Naraku den Jungen zunächst wieder an einem unbekannten Ort verstecken, ehe er ihn vielleicht wieder brauchen könnte.

Auch Renhou machte sich wieder auf den Weg, nachdem Kohaku und der Dämon aus seiner Sicht verschwunden waren. Er beeilte sich, auf dem schnellsten Wege wieder zurück zum Schloss zu kommen. Denn er hatte dringend etwas mit jemanden zu "besprechen".
 

* ~ * ~ * ~ * ~ *
 

Aufgeregt schlugen die Flugdrachen mit ihren mächtigen Schwingen und ihr Gebrüll hallte wie ohrenbetäubender Donner an den Hängen der Berge entlang. Es wurde Abend. Bald würde die Zeit der nächtlichen Jagd anbrechen.

"Akumas Tierchen scheinen schon großen Hunger zu haben", bemerkte Naraku, während er von einem der Gänge des Schlosses aus durch eine Fensteröffnung einen Blick nach draußen erhaschte. Schon seit einigen Stunden war dieses Schauspiel bereits im Gange gewesen. Jeder andere hätte sich schon mehr als einmal vor lauter Angst in den hintersten Winkel des dunkelsten Zimmers verkrochen, aber nicht Naraku! Angst war für ihn ein absolutes Fremdwort. Denn wenn er es gewollt hätte, hätte er sich nach und nach jeden einzelnen dieser Flugdrachen einverleiben können. Aber warum sollte er das tun? Sie hätten seine Kräfte nur um ein Minimum verstärkt. Wollte er wirklich mehr Macht erlangen, dann brauchte er die Kräfte von starken Youkai. Doch warum sollte man jene Youkai nicht noch vorher für seine ganz eigenen Ziele arbeiten lassen?

Irgendwann verließ Naraku seinen Standort und zog sich erst mal wieder zurück. Doch hatte er nicht damit gerechnet, dass ihn in dem Raum, der ihm während seines Aufenthaltes im Schloss zur Verfügung gestellt worden war, bereits jemand erwartete. Als er die Tür öffnete, sah er sich überraschenderweise Renhou gegenüberstehen und dieser sah nicht gerade gut gelaunt aus. Naraku jedoch blieb gelassen, als er ihn ansprach: "Renhou! Was für eine Überraschung. Dass du mir mal einen Besuch abstatten würdest, hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet."

Sein Blick schweifte einmal an dem Ryû-Youkai rauf und runter. Dass Renhou gerade einen Kampf hinter sich gebracht hatte, war unübersehbar gewesen. Sein Mantel wies unübersehbare Beschädigungen in Form von großen Rissen auf. Stellenweise fehlten sogar ganze Stoffteile. Auch die Schnittwunde auf seiner linken Wange war unübersehbar gewesen.

"Du hattest wohl eine kleine Auseinandersetzung, wie mir scheint", meinte Naraku. "Aber offensichtlich scheinst du noch mit relativ heiler Haut davongekommen zu sein. Das ist beruhigend."

"Erspare mir und dir bitte dieses scheinheilige, freundliche Getue, Naraku!", erwiderte Renhou äußerst ernst. "Mal abgesehen davon, dass ich keinen Wert auf deine gespielte Anteilnahme lege, mache ich keinen Hehl daraus, dass ich weder dir noch deinen Untergebenen in irgendeiner Form Vertrauen schenke. Und eigentlich bin ich auch nur hier, um dich zu warnen."

Naraku tat überrascht. "Woher diese Feindseligkeit? Ich habe nichts getan, was dies begründen würde."

Ohne zunächst etwas darauf entgegnet zu haben, trat Renhou nun näher an den Hanyou heran. Keiner wich dem Blick des jeweils anderen aus. Während man in Narakus Augen nur die gewohnte Ruhe sehen konnte, brodelte in Renhou spürbare Wut, die er jedoch im Zaum zu halten wusste. Auch als er wieder das Wort ergriff, behielt seine Stimme einen beherrschten Ton: "Wenn du Akuma-sama von der Wahrheit deiner Worte überzeugen konntest, ist das eine Sache. Aber es gibt hier auch Youkai, die dir weniger wohlgesonnen gegenüberstehen. Es ist sicher überflüssig zu erwähnen, dass ich ebenfalls dazugehöre."

Naraku entwich ein leises Lachen. "Renhou, ich bitte dich. Das klingt ja so, als würdest du mir zutrauen, dass ich ein Spiel mit euch spiele. Da kann ich dich aber beruhigen. Meine Absichten sind ganz bestimmt ungeprägt von irgendwelchen Hintergedanken."

Kaum, dass er den letzten Satz ausgesprochen hatte, hörte Naraku es neben seinem linken Ohr laut krachen. Er zuckte zwar nicht mal mit der Wimper, doch war dieser Angriff für ihn doch recht überraschend gekommen. Renhou hatte nämlich seine rechte Hand mit voller Kraft in die hölzerne Wand geschlagen und Narakus Gesicht dabei nur um Haaresbreite verfehlt. Absichtlich wohl bemerkt.

"Ich weiß zwar nicht genau, was für eine Rolle du bei den Vorfällen mit Rokou und Toba gespielt oder was du wirklich damit bezweckt hast... Aber lass es dir gesagt sein: Bilde dir nicht ein, du könntest uneingeschränkt deine Finger überall mit im Spiel haben! Und wage es nicht, mich für dumm verkaufen zu wollen! Sonst muss ich dir die Eingeweide einzeln aus deinem elenden Körper herausreißen! Hast du mich verstanden?"

Zu gerne hätte Renhou Naraku hier und jetzt den Garaus gemacht, doch das hätte höchstwahrscheinlich nur Probleme gegeben. Sogar dieser Angriff hatte eigentlich seine Kompetenz überschritten, doch Narakus Worte, die so voll mit verstecktem Hohn gewesen waren, hatten bei Renhou das Fass letztendlich zum Überlaufen gebracht. Ob seine Drohung angekommen war, vermochte er so noch nicht zu sagen, aber zumindest schien er sich akustisch und auch inhaltlich klar und deutlich ausgedrückt zu haben.

"War ja unmissverständlich", entgegnete Naraku auf die Worte des Ryû-Youkai, der seine Hand nun wieder aus der Wand hinauszog, wobei mehrere größere Holzsplitter auf den Boden fielen. Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen, sondern nur mit einem mahnenden eiskalten Blick, den er auf seinen gegenüber gerichtet hatte, verließ Renhou das Zimmer schließlich wieder. Da er die Tür nicht hinter sich schloss, hörte Naraku seine Schritte noch eine längere Zeit später im langen Gang widerhallen bis sie letztendlich verstummten.

"Hm! Zumindest ist er sehr direkt." Und entgegen jeglicher etwaiger Erwartungen stahl sich nun wieder dieses heimtückische Lächeln auf Narakus Gesicht.
 

Renhou war wütend. Dabei ärgerte es ihn im Grunde mehr, dass er sich von Naraku zu dieser übereilten Handlung hatte hinreißen lassen, als viel mehr die ziemlich sicherer Gewissheit, dass dieser Halbdämonen etwas im Schilde führte. Er trieb ein doppeltes Spiel, doch es gab dafür keinerlei handfeste Beweise! Über seine Wut vergaß Renhou dabei vollends seine eigene Erschöpfung. Er war gerade mal seit ein paar Minuten wieder im Schloss, doch sein erster Gang hatte ihn anstatt zu Akuma zu Naraku geführt.

In seinen Privaträumen brauchte Renhou zunächst einen weiteren Moment, um sich wieder zu beruhigen. Nachdem er sein Schwert abgelegt hatte, ließ ihn ein Klopfen an der Tür letztendlich wieder aus seinen Gedanken in die Gegenwart zurückkehren.

"Wer ist da?"

"Ich bin's", hörte Renhou die Stimme von Takeshi ihm antworten. "Störe ich?"

"Nein, kommt rein."

Als Takeshi den Raum betrat, fiel ihm sofort auf, dass mit Renhou etwas nicht stimmte. Zunächst jedoch nur äußerlich und auch anhand seiner Kleidung. "Renhou! Was ist denn mit dir passiert?"

"Nichts. Nur eine kleine Auseinandersetzung mit Sesshoumaru", antwortete Renhou möglichst ruhig, aber Takeshi wirkte trotzdem leicht erschrocken.

"Sesshoumaru? Bist du verletzt?"

"Nein, es geht mir gut", antwortete Renhou ungeachtet seiner kleineren sichtbaren Blessuren, während er sich seines ziemlich lädierten Mantels entledigte. Unter diesem kam nun zu Renhous schwarzer Hose ein dunkelviolettfarbenes ärmelloses Oberteil zum Vorschein. Ebenso sichtbar waren nun auch die Schoner an seinen Handgelenken. Dass Renhou jedoch trotz seiner Aussagen etwas beschäftigte, entging Takeshi nicht.

"Was ist mit dir? Du wirkst so aufgebracht."

"Eigentlich ist nichts", antwortete Renhou zunächst, hielt dann jedoch in sämtlichen Bewegungen inne. "Es ist nur... Es ist wegen diesem Naraku." Er wandte sich zu Takeshi um. "Takeshi-sama, Ihr habt es doch auch mitbekommen, nicht wahr?"

Takeshi schaute zunächst leicht erschrocken. Wusste Renhou etwa, dass er Naraku nicht traute? Dass er gar schon Akuma darauf angesprochen hatte? Auch im Nachhinein antwortete Takeshi nicht auf die Frage. Stattdessen schien er nach einer ausweichenden Antwort zu suchen, die er Renhou darbieten konnte. Doch dieser ergriff noch vor Takeshi wieder das Wort: "Ihr braucht es nicht vor mir zu verheimlichen. Ich traue Naraku nämlich auch nicht über den Weg."

Takeshi schaute auf. "Du also auch, Renhou?"

"Nicht nur ich. Auch Yu sieht die Sache ähnlich. Ich habe ihn damit beauftragt, diesen Kerl etwas im Auge zu behalten. Es scheint, als hätte er bei den Zwischenfällen mit Rokou und Toba keine allzu unbedeutende Rolle gespielt."

"Aber... dann muss Akuma doch davon erfahren!", rief Takeshi aus, doch Renhou schüttelte den Kopf.

"Ich glaube nicht, dass das unter den gegebenen Umständen Sinn machen würde, ansonsten hätte ich das schon längst getan."

Takeshi senkte den Blick. Warum nur musste alles so verflucht kompliziert sein? Wie war es überhaupt erst dazu gekommen? Er hatte den Überblick verloren. Ihm war so, als wäre alles Schlag auf Schlag passiert, ohne, dass jemand dem Ganzen hatte Einhalt gebieten können. Erst, als Takeshi die Hand von Renhou auf seiner Schulter spürte, kehrte er wieder aus seinen Gedanken zurück.

"Euer Bruder ist nicht dumm, Takeshi-sama", sprach Renhou mit beruhigender Stimme weiter, klang im Nachhinein jedoch auch ein wenig bedrückt. "Das Problem diesmal ist nur, dass ihn das Verlangen nach den Juwelensplittern und seine Rachegedanken gegen die Inu-Youkai völlig blind machen für alles andere. Naraku scheint ein ungeahntes Talent dafür zu haben, andere für sich zu gewinnen. Sogar Akuma-sama..."

Auch Takeshi blickte zu Boden. "Einem Anführer sollte so was eigentlich nicht passieren..."

Auf Renhous Gesicht erschien ein leichtes Lächeln. "Wer weiß? Vielleicht ist das ja einfach nur das väterliche Erbe. Ihr wisst es vielleicht nicht, aber Euer Vater war in solchen Dingen auch immer sehr stur und ließ keine Argumente gelten."

"Was mitunter wohl ein Grund dafür gewesen sein mochte, dass er vor 1000 Jahren gegen Inu no Taishou unterlag...", wagte Takeshi zu behaupten. Dazu schwieg Renhou jedoch. Ob es Takeshis Bruder am Ende wohl genau so ergehen würde? Würde auch er den Clan in eine bittere Niederlage führen?
 

Nachdem eine Stunde später die Nacht hereingebrochen war und Akumas Flugdrachen sich auf ihren nächtliche Beutezug begeben hatten, dachte Akuma selbst noch eine Weile über das nach, was Renhou kurz nach seiner Rückkehr ins Schloss berichtet hatte. Es waren zugegeben auch Informationen dabei gewesen, mit denen Akuma anfangs nicht gerechnet oder von denen er zumindest nicht gedacht hatte, dass sie ihm wirklich mal nützlich sein könnten. Auch Sangos Sorgen um ihren Bruder Kohaku spielten dabei keine unwesentliche Rolle. Aber im Grunde schien die Aktion mit dem Jungen keine wirklichen Fortschritte gebracht zu haben. Was also hatte sich Naraku dabei gedacht? Hatte er nur ein Spiel mit seinen Feinden spielen wollen?

"Kummer, Angst, Verzweiflung... Liebe. Die Menschen weisen wirklich viele merkwürdige Gefühlsregungen auf. Zugleich sind das aber auch ihre größten Schwächen."

Akuma trat an eines der Fenster und schob es auf. Der kühle Nachtwind wehte in den Raum hinein. Den Blick nach Westen gewandt, legte er sich nachdenklich eine Hand ans Kinn. "Liebe... und Zuneigung. Ist das vielleicht der Schlüssel?"

Keinen Augenblick später umspielte ein heimtückisches Lächeln seine Lippen. "Wer weiß? Vielleicht war diese Aktion doch nicht vollkommen nutzlos. Ich glaube, ich weiß jetzt, was ich als Nächstes tun werde."

Ein einziger Befehl genügte und keine fünf Sekunden später betrat einer seiner Wächter die Privaträume seines Herrn. Respektvoll verneigte er sich. "Ihr habt gerufen, Akuma-sama?"

Akuma drehte sich zu seinem Gefolgsmann um. "Schicke Renhou und die anderen Hüter zu mir! Sie sollen eine Kleinigkeit für mich erledigen."

"Alle Hüter, Herr?"

"Genau. Rokou müsste sich inzwischen ja wieder so weit erholt haben, dass er wieder einsatzfähig ist."

"Sehr wohl." Der Wächter verließ das Zimmer wieder. Den heimtückischen Ausdruck in seinem Gesicht beibehaltend, wandte Akuma seinen Blick wieder nach draußen in Richtung Westen.

"Sesshoumaru... Ich weiß, du selbst bist der festen Überzeugung davon, dass du keinerlei Schwächen besitzt. Aber da unterliegst du einem fatalen Irrtum, mein Freund. Denn du hast sehr wohl eine Schwäche. Eine gravierende sogar..."



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Kommentare zu diesem Kapitel (28)
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Von:  Schalmali
2007-04-07T21:14:50+00:00 07.04.2007 23:14
Langes Kapitel puh ^^ Alles wie immer gut geschrieben. Aber das Kouga jetzt auch noch mit Anhang auftaucht... langsam ist es ein Zirkus xD Naja der soll ja laut Sesshoumaru wieder verschwinden. Akuma scheint leider sehr wenig von Fairniss zu halten, das lassen zumindest seine letzten Aktionen und Gedanken vermuten...
Von: abgemeldet
2007-03-21T10:47:10+00:00 21.03.2007 11:47
Endlich geht's weiter.
Ich hab dir ja glaub ich schon mal ein Kommi geschrieben.
Deine FF ist wirklich großartig.
Aber will Akuma etwa Kime gefangennehmen?
Naja, ich les dann mal weiter.
SLG,

Shalyn
Von: abgemeldet
2007-02-17T17:18:36+00:00 17.02.2007 18:18
Hey^^

Erstmal ein dickes Sorry das ich erst jetzt dieses Kapitel kommentiere. Ich habe nur total den Überblick verloren und ich werde so schnell wie möglich auch alle weiteren nachfolgenden Kapitel lesen und selbstverständlich kommentieren, die du bereits freigeschaltet hast.

Zum Kapitel:

Wie immer herrschte eine großzügige Vielfalt. Sowohl aus den Reihen der Ryû-Youkai, als auch der Inu-Youkai hat man wieder vieles erfahren. Der Standpunkt der einzelnen Elementardrachen zu Naraku und den Gegnern wird zunehmend deutlich. In dem Fall besonders Renhou. Ich finde, er ist ein toller Chara. Das zeigt, dass du die Ryû-Youkai nicht nur als gnadenlose Feinde darstellst. Er ist ein gerechter Typ und seine Kräfte beeindruckend. Da fragt man sich schon, wie du den entscheidenen Kapmf darstellen willst, denn gegen ihn und die restlichen Elementardrachen zu bestehen dürfte wohl sehr schwer werden. Zumal immer mehr klar wird, dass die Ryû-Youkai ganz klar von Naraku ausgenutzt werden. Ich hoffe ja noch auf eine Lösung, die auch für die Drachen gut ausgeht. In dem Punkt bin ich sehr gespannt und großes Lob für Renhou, er ist wirklich super.^^

Was Kouga und Co. angeht, so finde ich es cool, dass sie wieder mal aufgetaucht sind und das ganze noch mit Ayame im Gefolge. Du hast Kouga sehr gut getroffen und seine Streitigkeiten mit Inu Yasha mangareif dargestellt. Auch sein Verhalten gegenüber Kagome ist gut eingefangen, das zeigt, dass du dich auch phantastisch mit den Nebencharas in Inu Yasha auskennst, aber das sage ich ja auch nicht zum ersten mal.^^

Miyuki und Ashitaka waren wiedermal sehr süß und unterhaltsam. Eine kleine Auflockerung zu Beginn. Sehr niedlich war die Idee mit dem Teich. Ich musste echt lachen.

Auch schön fand ich die Szene mit Sesshoumaru und Touran. Ihre Absichten werden immer deutlicher und Kimies Einstellung dazu war recht amüsant. Da bin ich noch gespannt, was noch für Konflikte entstehen.

Sehr gut gefallen hat mir auch die Rolle von Kohaku. Ich finde es schön, dass du auch ihn einbaust, denn dadurch bezieht sich die Geschichte auch auf Sango. Ihre Angst um ihren Bruder war authentisch inzeniert und ich hab da nichts zu bemängeln. Ihre starke Persönlichkeit hat auf keinen Fall gelitten und das war gut so.

Subarus kurze Rolle war recht amüsant. Ich bin mir noch immer nicht ganz sicher was du damit bezweckst ihn in so engen Kontakt mit >Kagome zu stellen. Ich glaube nan keine romantischen Hintergründe, aber ich finde es ist durchaus eine interessante Fassette seines Charakters. Denn er ist doch recht rauh und zurückhaltend, stellenweise sehr kühl und grob. Eben ein Einzelgänger. Ich finde es fazinierend, wie er gerade in der Gegenwart von Kagome doch eine starke Wandlung durchmacht, Ist ein bisschen wie bei Inu Yasha. XDDD

Nun zum spannensten: Der Kampf war spannend, ganz klar. Sesshoumaru schien klar unterlegen und was mit Tokijin passiert ist, interessiert mich brennend. So unterlegen war er bisher wohl nie.
Auf jeden Fall hat Renhou starke Attacken drauf und hat sie dennoch fair eingesetzt. Bin schon gespannt auf seine weiteren Kampfkünste.

Ansonsten tolles Kapitel und ich lese schnellst möglich das nächste und die darauf.

Bis dann und liebe liebe Grüße

sunses_morning
(-phoenixfeder9
Von:  Akira4ka
2007-01-22T17:51:21+00:00 22.01.2007 18:51
SUPER story!!
du bist einfach fantastisch, wie kann man so gut schreiben, dass man sich so vor kommt als wäre man höhst persönlich dabei, mir fehlen die worte:WOW!!
ich möchte so schnell es geht weiter lesen!
dazu hätte ich eine bitte*verlegen lächeln*
könntest du mir eine ens schreiben wenn du ein neues kapi hochladest ich wäre dir über aus dankbar*danken verbeugen*

byebye

LG

Kristina
Von: firelady
2007-01-22T08:04:34+00:00 22.01.2007 09:04
Wau! wieder einmal super! Erste Sahne! Ich habe da auch eine böse Vorahnung, was Akumas Plan angeht und ich habe das ungute Gefühl, dass Kimie eine entscheidene Rolle dabei spielt.

Wenn es richtig böse kommt, dann kommt Akuma noch auf die Idee Kimie zu entführen und sie dann zu... Oh nein! daran will ich nicht mal denken.

Aber ansonsten finde ich dieses Kapitel einfach super! das war aber mal wieder typisch Sesshomaru! Bloß weil er zu stolz ist, Kimies Hilfe anzunehmen... Dieser Baka von einem Yokai! Normaler weise rede ich nie so schlecht über Sesshomaru, aber dieses mal mache ich ne Ausnahme und was die Sache mit dieser Panther- Dämonin angeht... Menschenfrauen haben in solchen Angelegenheiten irgend wie immer einen 7. Sinn. wenn ich Kimie gewesen wäre und Sesshomaru bei so etwas erwischt hätte... Na ja...
Von:  nami-girl85
2007-01-20T15:54:04+00:00 20.01.2007 16:54
halli hallo^^
ey ich muss einfach sagen hammageil!!!!!ich hät ja zu jedem kapi was geschrieben aba die sind imma so lang das ich manchma gar net mehr so weiß was jezze genau passiert is XXD
aba ey geil kann ich nur sagen *daumen hoch* *g*
ohje was Akuma jezze vor hat?!diesa gemeine schuft!!XXD
ich find ja es könnt ma wieda ne schöne romantsihe szene von Sesshoumaru un Kimie vorkommen *hehe* mag das nämlich^^°
yoa was noch?!!!ich könnt noch 1000000 ma sagen wie geils is aba sonst^^
ahja schick mir büüüdde ne Ens wenns nächste kapi kommt *blume hinhalt*^^
hal.. nami^^
Von: abgemeldet
2007-01-20T12:47:58+00:00 20.01.2007 13:47
Hey!

Ein tolles Kapitel! Aber das ist ja auch nichts Neues für dich. *lach*
Die Szene mit Miyuki und Ashitaka's Mutter war ja zu süß!
"Ashitaka wollte dich später mal heiraten..." ^///^
Damit könnte sie ihn ja eigentlich total aufziehen! XD

Zu Touran und Sesshoumaru. Die Panther-Dämonin lernt es wohl nie. Er ist vergeben! :P

Renhou ist wirklich cool. Kein Wunder, dass er der Anführer der Elementar-Drachen ist. Außerdem war es doch auch mal eine Abwechslung zu lesen, dass Sesshoumaru einem Gegner fast unterliegt. *g* Bin mal gespannt, wie das nächste Zusammentreffen wird und was Sesshoumaru dann für eine Waffe hat.

Und was Akuma betrifft... hm... joah, ne?^^ Ich frage mich, was der jetzt genau vorhat. Wobei, eigentlich kann ich es mir schon denken. *g*

Hoffe, das nächste Kapitel kommt bald!
LG Krizia
Von:  mangaalarm
2007-01-17T17:10:57+00:00 17.01.2007 18:10
Tolles kapi!
na endlich,
ich dachte schon ich muss jahre warten, hoffe bloß akuma meint nicht kimie zu entführen. Wäre schrecklich! Das kapi war auch schön lang, super!
Von: abgemeldet
2007-01-16T19:12:58+00:00 16.01.2007 20:12
wie schon in deiner ersten ff angekündig kommt ein kommi für dich von mir, denn hast du dir zu recht verdiennt, wenn man so unglaublich spannen und mitziehende ffs schreibt *nochmals daumen hoch*
ich finde es spitze so viele neue gesichter zu sehen/bzw.lesen (war zwar anstrengend sie zuzuorden aber spätestens jetzt habe ich sie drauf/gg) ich hoffe das kagome und inu yasha sich auch bald näher kommen!? also alles liebe nochmal und
DU BIST SUPPPER mach weiter so

Grüße

Kristina
Von:  Animegirl87
2007-01-15T13:29:40+00:00 15.01.2007 14:29
Oha, das riecht nach ärger!!!!-.-

War wieder mal, ein klasse Kapitel, du übertriffst dich, jedes Mal selbst!!!!^^ Ich bin der Meinung, dass es trotz der vielen Absätze über die Drachen, ein gelungenes Kapi iss, ich meine, es war nichts desto trotz, spannend, interressant und vor allem sehr amüsant!! Wenn ich mir den Absatz mit Toran in erinnerung rufe, war wirklich sehr witzig, ich dachte erst das gibt richtig Stress, aber da Sesshoumaru dieses unmissverständliche Talent hat, jeden zu beruhigen, ist diese Sache ja nicht eskaliert!!! Kimie und eifersüchtig, natürlich warum auch nicht!!! *lach*
Und nicht zu vergessen, den Absatz mit Ashitaka und Miyuki, ich wäre fast vom Sessel gefallen vor lachen, ich konnte es mir bildlich vorstellen, als Ashitaka, nach Miyukis Aussage, im Teich saß und die Seerose in den Haaren hatte, wirklich sehr lustig!!!^^

Hmm, wie oben schon gesagt, könnte es noch ärger geben, aber ich bin auch der Überzeugung, dass Liebe und Zuneigung, auch gerade eben wegen den Gefühlen, eine sehr große Stärke sein kann!!!^^
Was wohl jetzt noch passiert??^^ Ich bin gespannt!
Was ich noch sagen wollte, der Kampf war mal wieder, wirklich hervorragend beschrieben!!!^///^

Mach so schnell weitaaaaaaaa, wie du kannst, ich freu mich schon riesig und bin gespannt, was nun auf Sesshoumaru zukommt und was genau Akuma vorhat!!!!^^

*knuddel*
die Ani!^^


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