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Life is a Gamble

Jounouchi/Kaiba
von

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Kapitel 10

Die Karten, die er von Bakura geschenkt bekommen hatte, waren seine Rettung. 200 Stück an der Zahl. Jonouchi staunte nicht schlecht, als er mit dem Zählen durch war und immer noch nicht glauben konnte, dass Bakura ihm so ein großartiges Geschenk gemacht hatte. Nicht nur Bakura. Auch Yuugi, der extra eine Feier für ihn geplant hatte. Shizuka, die extra für ihn hergekommen war und ihm Hoffnung und neuen Mut schenkte und Honda, der ihm ein eigenes Handy schenkte. Komischerweise hatte das Ding in der Nacht immer wieder geklingelt. Da er noch nie ein Handy besessen hatte, vor allem kein teures Smartphone, war er etwas überfordert mit der Handhabung dieses Geräts.
 

Und es klingelte wieder. Jounouchi zuckte nur kurz zusammen, entschloss sich dann aber, das Teil zu ignorieren und nochmal seine Karten durchzugehen. Kaiba zu überzeugen würde schwierig werden. Worte waren keine Waffe, die ihn erreichen würden. Mal davon abgesehen, dass Jounouchi bei einem ernsten Gespräch mit diesem Mann im Nachteil war. Der Kerl genoss es mit seinem tollen Wortschatz anzugeben. Jounouchi erinnerte sich an ihre letzten Schultage. Kaiba war selten da gewesen, schrieb lediglich die Prüfungen und hielt zwei Referate. Seine Wortwahl und seine Präsentation waren absolut phantastisch, aber auch sehr hochgestochen, so dass Jounouchi und auch andere Schüler, immer wieder nachfragen mussten, um sich einzelne Wörter erklären zu lassen. Dass Kaiba nicht nur reich war, sondern auch hochintelligent, war für Jounouchi aber kein Grund aufzugeben. Um diesen Mann zum Zuhören zu bewegen, mussten andere Mittel her.
 

Und das ging am besten über ein gutes, altes Kartenspiel!
 

Er hatte recht viele, neue Karten, die er von Bakura bekommen hatte, in sein Deck gepackt. Starke Monster brachten ihm rein gar nichts, wenn er nicht genügend Monster zum Opfern auf dem Feld hatte. Also hatte er ein paar Monster rein genommen, die nur vier Sterne hatten und dennoch einen relativ hohen Angriffs- und Verteidigungswert. Jounouchi mochte starke Monster, insbesondere die Schwertkämpfer hatte er ins Herz geschlossen, aber er wusste, dass er sich nicht mehr auf eine einzelne Strategie verlassen konnte. Insbesondere da Kaiba kein Idiot war und sicher die Decks und Strategien sämtlicher Gegner auswendig gelernt hatte.
 

Er verließ sein Zimmer. Sofort begrüßte ihn das laute Schnarchen seines Vaters, der beim Fernsehgucken eingeschlafen war und nun auf der Coach lag. Der Blonde murrte etwas genervt, schaltete den Fernseher aus und räumte den Tisch ab. Schrecklich. Immer diese ganzen leeren Bierdosen und Flaschen. Ein purer Saustall. Überhaupt nicht zu vergleichen mit dem schönen Haus von Honda oder mit dem Haus der Mutous.
 

„Paps, ich bin dann weg!“, rief er ihm entgegen.
 

„Halt die Fresse, ich will schlafen!“, bekam er als Antwort. Die Stimme seines Vaters war rau und es war ihm anzuhören, dass er nicht gestört werden wollte. Jounouchi tippte darauf, dass sein alter Herr einen Kater hatte, was bei der Menge, die er letzte Nacht in sich rein gekippt hatte, absolut kein Wunder war. Vermutlich würde er wieder den ganzen Tag verschlafen und nachts wieder aktiv werden.
 

Jounouchi verdrehte die Augen und verließ das Haus, stellte sicher, dass die Tür geschlossen war.
 

In der Innenstadt von Domino war einiges los. Überall auf den Straßen waren Duellanten zu sehen und sie fochten ihre Duelle. Lauter Jubel war zu vernehmen. Jounouchi atmete tief ein. Die frische Winterluft tat ihm unheimlich gut. Zum Glück hatten beide seiner Chefs ihn frei gegeben, also konnte er sich voll und ganz auf seine bevorstehenden Duelle konzentrieren. Hashimoto hatte ihm sogar viel Glück gewünscht und sagte, er würde ihn beim Finale anfeuern kommen. Jounouchi lief umher, ignorierte jedoch die meisten Duellanten, da er nur ein einziges Ziel vor Augen hatte. Wenn er es richtig verstanden hatte, dann gab es bei diesem Turnier ein Punkte System, das direkt vom Netzwerk aufgenommen und gespeichert wurde. Wer zwei Duelle verlor, war automatisch raus. Um weiter zu kommen, musste man fünf Duellanten geschlagen haben. Jonouchi hatte also fünf Versuche und zwei Tage Zeit, um das Finale zu erreichen. Ein Klacks!
 

Im Moment hatte er aber nur Augen für einen. Für den großkotzigen Firmenleiter der Kaiba Corporation mit dem er den Boden wischen wollte, um ihn sein unverschämtes Verhalten ihm und Yuugi gegenüber heraus zu prügeln – verbal natürlich. Also machte er sich direkt auf den Weg zum Firmengelände, wo er den Brünetten am ehesten vermutete. Der Eingang war mit zwei Security Männern bewacht. Beide im schwarzen Anzug, weißen Hemd und schwarzer Krawatte, auch die modische Sonnenbrille durfte nicht fehlen. Davon ließ er sich aber nicht einschüchtern und stieg die Treppen gelassen herauf. Solange er keinen Ärger machte, würden sie ihm nichts tun.
 

Auch als er die große Glastür erreichte, bewegten sich die beiden keinen Millimeter. Sie grüßten ihn nicht. Viel eher waren sie Teil der Deko. Andere würden sich Pflanzen vor die Eingangstür stellen, Kaiba gefährlich aussehende Hünen. Er hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache, als er im Eingangsbereich der Firma reinkam und ihn sofort das helle und gut klimatisierte Flair auffiel.
 

Es war angenehm warm hier drin, überall prangerte das Logo der KC an den Wänden und er glaubte, zu erkennen, dass der Boden aus edlem Marmor gefliest worden war. Selbst die Wände sahen unheimlich edel aus, eine schicke Kombination aus Weiß und Schwarz, einzelne Rahmen in einem dunklen Braun. Viel mehr hatte er das Gefühl, sich einem sehr teuren Restaurant oder gar ein Fünfsternehotel aufzuhalten. Vom Eingang konnte er bereits ein Schild erkennen, auf dem das Wort „Mensa“ geschrieben stand. Als er den Infoschalter erreichte, bemerkte ihn die junge Frau zwar, schien ihn aber zu ignorieren.
 

Sie hob nur ganz kurz ihren Blick, ehe sie wieder ihre Aufmerksamkeit dem Bildschirm vor sich wendete. Jounouchi räusperte sich. Keine Reaktion. Sein Auge zuckte gefährlich. Bloß nicht provozieren lassen. Das tat sie doch mit Absicht!
 

„Verzeihung. Mein Name ist Jounouchi Katsuya und ich möchte gerne mit Kaiba sprechen“, begann er dann und wartete ungeduldig auf eine Antwort.
 

Sie reagierte immer noch nicht. Scharf sog der Blonde die Luft ein und versuchte sich seine Wut nicht ansehen zulassen. Ob Kaiba sie dazu angewiesen hatte so zu reagieren? Oder war das schlicht und ergreifend die Art von seinen Angestellten? Vielleicht war es hier ja ganz normal Gäste zu ignorieren.
 

„Verzeihung“, begann er etwas lauter, so dass sie den Kopf hob.
 

„Ich bin nicht taub. Ich habe Sie wohl gehört. Haben Sie einen Termin vereinbart?“, fragte sie dann mehr nebenbei. Es schien sie aber nicht wirklich zu interessieren.
 

„Einen Termin?“, wiederholte er perplex.
 

Wozu? Für ein Duell brauchte er doch keinen Termin! Oder doch?
 

„Kaiba-sama empfängt keine Besucher. Wenn Sie keinen Termin mit ihm haben, muss ich Sie darum bitten, wieder zu gehen. Das hier ist ein privates Firmengelände und kein Spielplatz.“
 

„Ich bin aber ein Duellant! Ich bin hier, um ihn herauszufordern und zu besiegen.“
 

„Hören Sie, Jounouchi-san, das hier ist kein Spielplatz. Duellieren können Sie sich mit den Duellanten draußen. In diesem Gebäude befinden sich Leute, die arbeiten müssen und wir haben einen festen, geregelten Arbeitsplan. Wenn Sie keinen Termin vereinbart haben, werden Sie jetzt gehen.“
 

„Kaiba macht doch auch bei dem Turnier mit, oder nicht? Dann sollte er sich wie alle anderen fair duellieren und sich seinen Platz erkämpfen. Stattdessen verkriecht er sich hier drin?!“
 

Sie seufzte. Verärgert zog sie die Augenbrauen runter und ließ nun ab von ihrer Arbeit, widmete sich nun dem ungebetenen Gast. Mittlerweile waren einige Angestellte, die vermutlich auf den Weg zu ihrem Arbeitsplatz waren oder gerade zur Mittagspause eilten, auf ihr Gespräch aufmerksam geworden und blieben wie gebannt stehen, um das Ergebnis mitzubekommen. Einige tuschelten bereits und Jounouchi fühlte sich zunehmend unwohler.
 

„Kaiba-sama ist ein vielbeschäftigter Mann. Natürlich nimmt er am Turnier teil, doch er muss auch seine Termine einhalten. Wenn Sie sich unbedingt gegen ihn duellieren wollen, müssen Sie ihn außerhalb der Geschäftszeiten aufsuchen und das privat mit ihm klären. Ich bin nur eine Angestellte und mache hier nur meinen Job.“
 

Ihre Stimme war relativ ruhig, doch der Ärger war ihr anzusehen. Dass sie ihre kostbare Zeit mit einem dahergelaufenen Duellanten verschwenden musste, gefiel ihr gar nicht. Sie wurde fürs Arbeiten bezahlt und hatte keine Lust gefeuert zu werden, nur weil irgendein Jugendlicher meinte, er müsse sie vom Arbeiten abhalten und hier ein großes Theater veranstalten.
 

„Aber, das ist sehr wichtig! Es geht hier nicht nur um mich“, bevor er überhaupt aussprechen konnte, spürte er die Präsenz von zwei Unbekannten, die sich an ihn angeschlichen hatten und nun mahnend ihre Hände auf seine Schultern legten. Links und rechts von ihm waren die Security Männer von draußen, die nun herangekommen waren, weil sie hier Gefahr witterten. Mist, die waren doch keine Deko.
 

„Gehen Sie nun. Draußen warten sicher genügend Kontrahenten, gegen die sie sich duellieren können. Angenehmen Tag noch“, meinte sie dann und warf wieder einen Blick auf ihren Bildschirm und begann konzentriert auf die Tasten zu hämmern. Bevor Jounouchi noch etwas erwidern konnte, wurde er von den beiden Männern „freundlich“ heraus begleitet.
 

Widerwillig entfernte er sich vom Firmengelände und murmelte wütend etwas vor sich hin. Was glaubte dieser Kaiba eigentlich wer er war?! Er hatte doch selbst das Turnier ins Leben gerufen und drückte sich vor den Vorrunden? Jounouchi war so erbost über Kaibas Verhalten, dass ihm die Gründe absolut egal waren. Sicher manipulierte er sogar noch das Netzwerk und hatte sich selbst bereits fünf Siege angerechnet, um bloß in die finalen Runden zu kommen. Er hatte immer geglaubt, dass Kaiba ein ehrenhafter Mann war. Ein arrogantes Arschloch, ja, das es genoss andere zu demütigen, aber niemand der sich vor einem Duell drückte und sich feige hinter seinem Schreibtisch verkroch. Noch einmal warf er einen Blick auf das riesige Gebäude und überlegte, wie er Kaiba doch noch zur Verantwortung ziehen konnte. Ihn zu besiegen war alles, was ihm nun wichtig war.
 

Alles andere war nebensächlich. Da draußen warteten eine Menge Duellanten, also war die Reihenfolge vollkommen egal. Sich gegen Kaiba zu duellieren und ihm ordentlich die Meinung zu sagen, das war alles, was zählte. Ein stolzer Samurai wie es Jounouchi war, gab nicht einfach auf und fand immer einen Weg. Schnellen Schrittes lief er um das Gebäude herum. Allzu gut war die Bewachung nicht. Die beiden Typen am Eingang war alles, was er hier draußen erkennen konnte. Er schlich auf dem Gelände herum und suchte nach einem Weg hereinzukommen. Ein bisschen eigenartig fand er die mangelnde Bewachung schon, aber beschweren wollte er sich nun auch wieder nicht.
 

Die gläserne Fassade in den oberen Stockwerken spiegelte den Himmel wieder, so dass er nicht allzu viel erkennen konnte. Der untere Bereich des Gebäudes jedoch war ganz normal mit Beton gebaut, also konnte ihn keiner von drinnen sehen. Er näherte sich dem Gebäude und fand eine Tür. „Nur für Mitarbeiter“, stand auf dieser. Neugierig drückte er die Klinke runter. Als die Tür sich tatsächlich öffnete, riss er aufgeregt die Augen auf. Bereits jetzt fühlte sich der junge Mann so, als hätte er einen großen Sieg errungen. Eigentlich war Jounouchi niemand, der seinen Gegner von hinten angriff, aber wenn ein direkter Angriff auf Kaiba nicht möglich war, musste er eben einen anderen Weg finden. Ein Überraschungsangriff war seine beste Option.
 

Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Gerade Mittagszeit. Die Gänge und einzelnen Stockwerke waren relativ leer, so dass er sich frei bewegen konnte. Die wenigen Mitarbeiter, die seinen Weg kreuzten, sagten auch nichts und machten keinerlei Anstalten ihn aufzuhalten. Entweder war es ihnen egal oder aber sie trauten sich nicht, die Anwesenheit des Fremden zu hinterfragen und weitere Schritte einzulenken. Einige von ihnen trugen sogar den neuen Dueldisk am Arm, was Jounouchi es umso leichter machte, unter den Leuten unterzutauchen und nicht aufzufallen. Warum trugen Kaibas Angestellte die Dueldisk? Ob es sich hierbei um ein langfristiges Experiment hielt, um weitere Daten abfangen zu können oder gewisse Forschungsergebnisse zu erhalten? Er konnte nur mutmaßen. Hastig schüttelte er den Kopf. Bloß nicht ablenken lassen!
 

Als er den Fahrstuhl erreichte, linste er noch einmal nach links und rechts, um sicher zu stellen, dass ihn niemand folgte. Es war viel zu einfach. So einfach, dass Jounouchi langsam Bedenken kamen, ob er hier nicht blindlings in eine Falle lief.
 

Als die Tür zum Fahrstuhl sich öffnete und ihm sofort die beruhige Musik entgegen kam, hüpfte er hinein und warf einen fragenden Blick auf die Etagenauswahl. Er staunte nicht schlecht, als ihm bewusst wurde, wie viele Etagen dieses Gebäude hatte. Es sah ja bereits von draußen gigantisch aus und auch von weiter weg konnte man das Gebäude aus der Stadt herausragen sehen, aber dass es tatsächlich so viele Etagen hatte, ließ ihn hart schlucken.
 

In den Videospielen, die er mit Yuugi gemeinsam spielte, war der Boss immer ganz oben, also vermutete er, dass der Endboss hier sich ebenfalls auf der höchsten Etage befand. Für einen Moment zögerte er und er ließ seinen Finger auf der Taste. Nochmal tief durchatmen. Schade, dass das kein Videospiel war, ansonsten hätte er jetzt seinen Spielstand einfach abgespeichert und hätte sicher gehen können, nicht Game Over zu gehen. In der Realität ging das nicht. Dann drückte er den Knopf.
 

Ihm lief der Schweiß die Stirn herunter. Er wurde regelrecht panisch. Er spürte, wie sich der Fahrstuhl auf den Weg nach oben befand. Innerlich sprach er sich selbst Mut zu. Er war ein Mann. Ein stolzer japanischer Samurai und jetzt zu kneifen kam keinesfalls mehr in Frage. Dafür war er viel zu weit gekommen. Er erinnerte sich an die Worte seiner Freunde vom Vorabend. Er war kein Feigling. Hier ging es um seine Ehre. Und darum, Yuugi zu helfen. Ob das einen Einbruch in die Kaiba Corporation rechtfertigte, konnte er nicht mit Gewissheit sagen, aber eine andere Möglichkeit sah er nun mal nicht. Kaiba sollte bloß nicht glauben, dass er sich alles erlauben konnte.
 

Pling!, ertönte es und Jounouchi schreckte kurz auf.
 

Endlich oben angekommen. Langsam öffnete sich die Tür vor ihm und er warf einen verstohlenen Blick in den Flur. Mit weit aufgerissenen Augen trat er heraus und staunte nicht schlecht über die Einrichtung. Die Wände waren in einem schimmernden Himmelblau gehalten in Kombination mit einem edlen Schwarz. Das Logo der KC, das an den Wänden als Teil des Tapetenmusters angebracht war, war in einem edlen Gold gehalten. Das musste die Chefetage sein. Hier befand sich der Endboss.
 

Der gesamte Flur war wie leergefegt. Was war hier los? Roch verdammt nach einem Hinterhalt. Er versuchte sich damit zu beschwichtigen, dass die ganzen Angestellten bestimmt gerade in der Mittagspause und somit im Erdgeschoss in der Mensa waren. Und jetzt, wo er so weit gekommen war, würde sicher keiner mehr nachfragen, was er hier zu suchen hatte. Normalerweise würde hier niemand reinkommen. Normalerweise. Er durfte jetzt bloß nicht seine Deckung vernachlässigen und unvorsichtig werden.
 

„Junger Mann, was tun Sie hier?“
 

Heilige Scheiße! Erwischt! Es lief ihm eiskalt den Rücken runter. Jounouchi schreckte auf und drehte sich ganz langsam um.
 

„Sind Sie Yamamoto-san? Unsere Küchenhilfe hat sich krankgemeldet und wir warten schon lange auf Sie. Kaiba-sama wartet bereits auf seinen Mocca Kaffee und der Automat funktioniert nicht. Sie müssen mir helfen.“
 

Jounouchi grinste breit, rieb sich verlegen den Hinterkopf und entschloss einfach mal mitzuspielen.
 

„Genau. Der bin ich. Ich werde mir das mal anschauen“, sagte Jounouchi mit so einer Selbstsicherheit in der Stimme, dass er selbst darüber staunte, wie unglaublich glaubhaft er diese Worte ausgesprochen hatte. Sein Gegenüber schien auch keinerlei Verdacht zu schöpfen und gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Mist, für diese Darbietung hätte er einen Oskar verdient. Während er hinter dem Mann hinterherging, bildete er mit einer Hand eine Faust, verzog seine Gesichtsmuskeln und gab seine übliche Siegespose zum Besten. Jetzt gab es wirklich nichts mehr, das ihn aufhalten konnte.
 

„Der Automat funktioniert nicht und ich selbst kenne mich damit nicht aus“, erklärte sein Gegenüber und wies auf das Gerät. Jounouchi staunte nicht schlecht. In dem Café in dem er arbeitete, befand sich ein ähnliches Gerät, das auch manchmal herumspann. Meistens half es den Ausschalter zu betätigen, das Teil aufzuschrauben und zu reinigen. Es kam schon mal vor, dass das Gerät durch zu viel Wasser verkalkte oder etwas verstopft war. Ohne weiter darüber nachzudenken, nahm er das Gerät vom Strom und tat das, was er immer tat.
 

Zu seinem Erstaunen war tatsächlich nur der Ausfluss verstopft. Dadurch dass der Kaffee nicht durchlaufen konnte, war das Wasser übergelaufen und das Gerät hatte sich vorsichtshalber selbst ausgeschaltet, um keinen Kurzschluss zu verursachen. Der Blonde staunte darüber, dass ausgerechnet in einer Firma, die sich hauptsächlich mit Technologie, Informatik und Programmieren beschäftigte, ein kleiner automatischer Kaffeeautomat eine Herausforderung darstellte.
 

„So, jetzt nochmal abtrocknen und anschließen...“, murmelte Jounouchi und verband das Gerät mit dem Strom. Zum Erstaunen seines Gegenübers lief es wieder einwandfrei.
 

„So ein Automat muss regelmäßig gereinigt werden, ansonsten verstopft es und das Wasser kommt nicht durch. Zum Glück kam nichts in die Elektronik. In Zukunft müssen Sie da besser aufpassen, sagen Sie das auch Ihrer Küchenhilfe.“
 

„Selbstverständlich, Yamamoto-san. Ich danke Ihnen! Kaiba-sama wird unausstehlich, wenn er seinen Kaffee nicht bekommt. Er hasst es warten zu müssen.“
 

„Ja, hier ist das Einhalten von Terminen und Plänen wichtig“, sagte Jounouchi und wollte sich gerade zum Gehen abwenden, um seinen eigentlichen Plan in die Tat umzusetzen.
 

„Kaiba-sama ist bestimmt schon schlechtgelaunt... Würden Sie eventuell gehen und ihm seinen Mocca bringen? Ich fürchte, dass er mich sonst feuert.“
 

Das lief einfach zu gut. Wo war der Haken an der Sache?
 

„Das mache ich doch gerne. Keine Sorge. Ich werde Sie nicht verpetzen. Aber wo befindet er sich denn? In seinem Büro?“, fragte er mit einem zuckersüßen Lächeln nach.
 

Der Mann schüttele kurz den Knopf, schaltete das Gerät ein, achtete darauf, dass die Flüssigkeit ordnungsgemäß herauskam und nichts kleckerte, ehe er dann wieder zum Blonden herüberschaute.
 

„Ach, stimmt. Sie sind zum ersten mal hier. Kaiba-sama macht seine Mittagspausen im Himmelsgarten auf dem Dach. Normalerweise hat da niemand Zutritt und es gibt auch keine Kommunikationsmöglichkeiten dort, da Kaiba-sama keinesfalls gestört werden möchte. Nur das Küchenpersonal und Mokuba-sama dürfen dort hin. Ich gebe Ihnen den Schlüssel.“
 

Er kramte in seiner Hosentasche und gab ihn einen kleinen, goldenen Schlüssel. Der Griff war geformt wie der Kopf des Weißen Drachens. Mann, der Kerl liebte diesen Drachen wirklich. Manchmal fragte sich Jounouchi, ob das eine platonische Liebe war oder da nicht doch noch mehr hinter steckte. Wie konnte ein Mensch so krass vernarrt in eine Duel Monsters Karte sein? Na ja, sollte ihn jetzt nichts angehen. Wenn er genau darüber nachdachte, hatte er seinen Rotäugigen Drachen auch schon den ein oder andere Kuss gegeben, weil sie ihm bereits mehrmals den Arsch gerettet hatte.
 

Er drehte sich bereits zum Gehen um und stand bereits unter der Türschwelle.
 

„Ehm, Yamamoto-san? Was ist mit dem Mocca?“, fragte der Mann und hob skeptisch eine Augenbraue.
 

„Oh!“, platzte es aus ihm heraus. „Natürlich, der Kaffee für Kaiba-sama. Ich bin etwas aufgeregt. Ich habe diesen großartigen Mann noch nie persönlich gesehen.“
 

Gott, Jounouchi hätte kotzen können. Aber er durfte keinesfalls aus seiner Rolle fallen, ansonsten machte er sich nur verdächtig. Wenn er Kaiba besiegt hatte und hier raus war, musste er sich einmal den Mund waschen. Und mit Mundwaschen meinte er viel mehr, Kaiba auf Übelste zu beschimpfen und niederzumachen, um das, was er gerade eben gesagt hatte, wieder auszugleichen.
 

„Er ist manchmal etwas forsch, aber im Grunde ein guter Mann. Nur wenn er schlechtgelaunt ist, sollte man wirklich einen großen Bogen um ihn machen“, lachte sein Gegenüber und Jounouchi stimmte mit ein. Hastig erklärte ihm der Küchenangestellte noch, welchen Weg er nehmen musste.
 

Als er den Kaffee nahm und den Gang entlang wanderte, staunte er immer noch über die edle Einrichtung und die schönen Tapeten. Dieser doofe Kaiba... wenn er doch so viel Geld hatte, sollte er doch besser für gute Zwecke spenden und anderen Menschen helfen, anstatt hier so viel zu verschwenden und sein Ego mit Gold zu befriedigen.
 

Er eilte die Treppen hinauf, achtete dabei genau darauf, nichts zu verschütten. Irgendwie war ihm der Job als Kellner in Fleisch und Blut übergegangen. Es gab gar keine Notwendigkeit für ihn, auf das heiße Getränk aufzupassen oder es tatsächlich gar dem Firmenchef zu übergeben, trotzdem passte er auf, nichts zu verschütten. Sein Job als Kellner hatte ihm hier echt den Allerwertesten gerettet.
 

Vor der Tür zum Dach blieb er stehen. Bereits jetzt zeichnete sich ein breites, siegreiches Grinsen auf seinen Lippen ab und er konnte gar nicht mehr abwarten, Kaibas Visage zu sehen, wenn anstatt Yamamoto-san ein Weltklasse Duellant wie er vor ihm stand. Komisch war es aber schon. Niemand hatte etwas gegen den Dueldisk an seinem Arm gesagt. Und kaum Bewachung. Lag es daran, dass der Dueldisk von der KC vertrieben wurde und das Topprodukt schlechthin war? Wenn er genau darüber nachdachte... in der Küche hatte auch ein Dueldisk gelegen. Mitten auf dem Tisch. Kaiba dieser Mistkerl. Hier warfen sie mit den Dingern rum und er musste mit seinem alten, kaputten Gerät rumlaufen. Da hätte er doch locker welche verschenken können.
 

Zu seiner Überraschung war die Tür geöffnet. Langsam schlich er sich hinein. Überall Pflanzen und Blumen. Saftiges Grün. Frische Luft, aber nicht kalt. Eigenartig, dass im Winter die Luft hier oben so warm war. Lag vermutlich an der Glaskuppel, die sich über dem Dach befand. Wieder draußen zu sein, weg von den übertrieben verzierten Wänden, erfrischte ihn nicht nur, sondern gab ihm wieder das Gefühl von Freiheit. Da drinnen hatte er etwas eingeengt gefühlt. Das war also der Himmelsgarten und irgendwo hier befand sich Kaiba, der auf seinen Kaffee wartete und vermutlich aus allen Wolken fallen würde, wenn er seinen Besucher empfand. Schnell verschloss Jounouchi die Tür, damit der reiche Snob bloß nicht kneifen konnte. Den Schlüssel verstaute er in seiner Hosentasche.
 

»Dich mache ich platt...!«, dachte er und grinste von seinem Ohr zum anderen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Yui_du_Ma
2023-05-14T19:44:49+00:00 14.05.2023 21:44
Da bin ich mal gespannt, was jetzt passiert, wenn Joey vor Kaiba steht.
Echt spannend.

Von:  Onlyknow3
2018-10-09T14:23:37+00:00 09.10.2018 16:23
Habe die FF auch erst jetzt angefangen zu lesen.
Mir gefällt sie aber sehr gut.
Weiter so, bin doch mal gespannt wie weit Joey kommt mit seinem Plan.

LG
Onlyknow3
Von:  Dragon1
2017-11-30T06:15:29+00:00 30.11.2017 07:15
Dickes Sorry, dass ich erst jetzt einen Kommentar los werde, obwohl deine FF schon sehr lange auf meiner Favou-Liste liegt.
Das liegt leider daran, dass ich mir FFs, welche interessant klingen erstmal dort speichere und irgendwann mal lese :-)
Deine FF habe ich mir nun diese Woche zu Gemüte geführt.
Also ich muss sagen, dass mir dein Schreibstil sehr gefällt. Der Aufbau ist flüssig und die Ff lässt sich sehr gut lesen.
Ich persönlich bin auch ein Fan von JxS, aber genauso finde ich FFs lesenswert, welche nur auf Freundschaft aufgebaut sind bzw. das "wahre Leben" thematisieren.
Hirnlose "Seto-Joey-Fick-FFs" sind mir zuwider, da es auch leider zu viele davon gibt.

Ich finde deine FF sehr spannend und gelungen, gerade weil du mal eine andere Schiene fährst als so viele andere „Autoren“ (bewusst in Anführungszeichen :P)
Es ist schade, dass viele Leser nur auf die typischen Pairings aus sind und selten offen sind für reine Geschichten vom Leben.
Ich hoffe du lässt dich dadurch nicht zu sehr entmutigen, denn ich ich persönlich bin sehr gespannt welche Irrungen und Wirrungen du noch in unsere Lieblins-Charas einfließen lässt.
Ich zum Beispiel würde mir vielleicht ein paar Gedanken zu Setos Kindheit wünschen, da diese ja auch alles andere als rosig war und gerade Gozaburo ja eine sher zentrale Rolle gespielt hat unseren Seto so werden zu lassen, wie er eben ist.
Vielleicht magst du dazu ja noch ein bisschan was einbauen. Würde mich zumindest sehr freuen 

Ich bin sehr gespannt auf eine Fortsetzungen und ärgere dich wie gesagt nicht über allzu Puppyship-Verrückte ;)

Liebe Grüße
Dragon1





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