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Zwischen Hölle und Hölle

von

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| eins |
 

In der Bahnhofshalle war es kühl, nichts war von dem warmen Spätsommer dort draußen zu spüren. Viele Menschen hasteten umher, mehr, als ich jemals auf einmal gesehen hatte. Schluckend packte ich meine Tasche fester, ließ meine Augen über die Aushänge gleiten.

Erst vor wenigen Minuten war mein Zug aus Shima angekommen, hatte mich ausgespuckt in diese fremde, große Stadt. Noch nie zuvor war ich in Tokyo gewesen, und jetzt musste ich für die nächsten Jahre hierbleiben. Oder zumindest die nächsten Wochen, denn genug Geld für die Rückfahrt hatte ich nicht mehr. Das hatte man von spontanen Fluchtaktionen. Vielleicht war das doch keine so gute Idee gewesen.

Meine Augen blieben an einem langen Zettel hängen. Nun ja, eher an mehreren Zetteln, die unordentlich mit Klebestreifen zusammengeklebt waren. Es war eine WG-Ausschreibung, genau so etwas hatte ich gesucht. Stirnrunzelnd las ich die krakelige Schrift.
 

So, du suchst eine Wohnung. Wir haben eine. Wenn du absolut männlich bist, kannst du hier wohnen.
 

Seid gegrüßt, werter Leser. Wir sind im Besitz einer größeren Wohnmöglichkeit und suchen einen weiteren Bewohner, der den letzten, freien Raum bewohnt. Wir würden uns wirklich sehr freuen, wenn der neue Mitbewohner höflich und intelligent ist.

Und verdammte Scheiße, niemals einen beschissenen Hundeallergiker oder neugierigen Neurotiker, kapiert?! Die kann ich nicht leiden!

Ansonsten sind alle sehr herzlich willkommen, wir würden uns wahnsinnig freuen, auch dich bald in unserer Mitte begrüßen zu dürfen. Hochachtungsvolle Grüße erreichen dich in diesem Moment.
 

Reita, deine Socken stecken in der blöden Waschmaschine fest. Und vergiss nicht, dass du diesmal mit dem Einkauf dran bist! Heute noch! Und bring Nagellackentferner, Kaffee und diesen komischen, stinkenden Käse mit. Und Klopapier. Ruki hat wieder alles aufgebraucht.
 

Hab ich gar nicht, du dämliche Diva!
 

Inkontinenter Choleriker!
 

Schnauze!
 

Hallo! Wir sind eine nette, fröhliche und harmonische Vierer-WG und würden gerne noch jemanden bei uns aufnehmen. Küche, Bad und Wohnbereich werden zusammen genutzt. Wenn du ebenfalls nett und fröhlich bist und in einer wundervollen WG wohnen möchtest, kannst du dich bei uns melden. Wir nehmen auch kurzfristig Mitbewohner auf.
 

Darunter stand viermal dieselbe Adresse, jedes Mal in einer anderen Schrift. Offenbar hatte jeder seinen Senf dazu abgegeben. Die schienen sich ja richtig gern zu haben.

Verzweifelt suchte ich nach weiteren Ausschreibungen, aber das war die einzige. Tief durchatmend schrieb ich mir die Adresse ab. Ich brauchte am besten heute schon einen Platz, und so schlimm klangen die vier auch wieder nicht.

Zumindest nicht alle.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Akikou_Tsukishima
2013-05-09T09:40:09+00:00 09.05.2013 11:40
Der Aushang is ja schon mal zum lachen^^


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