Zum Inhalt der Seite

Dunkle Lieder

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Zehntage waren vergangen seit Ilmryn bei der Königin gewesen war.

Die junge Menschenfrau war den schweren Verletzungen durch die Auspeitschung erlegen. Ilmryn hatte zunächst gehofft ihr helfen zu können aber das Fieber das ihn ihr gewütet hatte war mächtiger gewesen und hatte der geschwächten Frau zwei Tage nach dem Vorfall das Leben genommen. Ihre kleine Tochter sprach seit dem Tod ihrer Mutter kein Wort mehr und verweigerte das Essen. Ilmryn hatte nur mit größter Mühe geschafft das Vertrauen des Kindes zu gewinnen um sie auch letztendlich wenigstens zum essen zu bewegen.

Kaya, so hatte die Mutter ihre Tochter genannt bevor sie gestorben war, wurde Ilmryns Zimmermädchen.

Er ließ sie kleine leichte Aufgaben verrichten und bemühte sich das schwer erarbeitete Vertrauen weiterhin auszubauen. Sie schlief sogar in seinen Gemächern um sie vor seinen Verwandten zu schützen.

Ihm tat das Mädchen leid und er wußte das sein Mitgefühl ihn noch in große Schwierigkeiten bringen würde. Diesen Gedanken sprach Sarúl laut aus.

„Du solltest dich Vorsehen. Du weißt das es hier im Unterreich keinen Platz für Mitgefühl gibt.“

„Ja ich weiß es. Verdammt aber es ist doch ein Kind! Sie sollte nicht hier sein.“
 

Ilmryn dachte an seine eigene Kindheit zurück, die wenig erfreulich war.

Er war bei seiner Tante, Aloks Mutter, aufgewachsen bis er Zehn Zeiten zählte. Danach wurde er, wie alle Kinder seines Standes, von einem Privatlehrer in dessen Haus ausgebildet.

Mit seiner Mutter hatte er kaum etwas zu tun und wenn sie sich mal sahen, hatte Alauniira selten ein gutes Wort an ihn zu verlieren. Sie verachtete ihren Sohn und ließ ihn das jede Sekunde spüren.

Er stieg etwas in ihrer Beachtung als er mit Fünfzehn Zeiten schon der beste seines Alters im Kampf mit dem Schwert war. Und sie erweckte den Eindruck das sie so etwas wie Stolz für Ilmryn empfand aber das änderte sich schnell wieder bis zu seinem hundertsten Lebensjahr.

Ab diesem Zeitpunkt fürchtete sie ihren Sohn als Konkurrenten um den Titel der Obersten Klinge und ihre Angst bestätigte sich. Die Königin schien einen Narren an ihm gefressen zu haben und war nicht abgeneigt dem jungen Elfen die Position zu geben.

Bisher konnte Alauniira sich aber behaupten und sich ihre Machtstellung vorläufig sichern. Zum Glück hatte sie einige treue Priesterinnen auf ihrer Seite, die keinen Mann in dieser Position duldeten.
 

Lautes Weinen erregte Ilmryns Aufmerksamkeit und er sah aus dem Fenster um die Ursache dafür heraus zu finden. Was er sah ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.

Alok hatte das kleine Mädchen Kaya am Arm gepackt und schlug sie brutal ins Gesicht.

Eilig rannte er die Treppe nach unten und hinaus in den Hof.

„ALOK! Laß sie los, SOFORT!“ brüllte er seinen Vetter an. Dieser grinste böse und ließ seine erhobene Hand sinken. Herausfordernd starrte er ihn an.

„Was willst du tun? Mich würgen so wie du es mit Furrae getan hast? Das Balg ist nichts weiter als eine Sklavin und eine Unfähige dazu.“ Er deutete auf den zerbrochenen Wasserkrug zu ihren Füßen.

„Es ist meine Sklavin und ICH bestimme ihre Bestrafung.“

Alok schnalzte abfällig

„Wir wissen beide das du dem Mädchen nichts tust. Vielleicht liegt es auch daran das du selbst der Sohn eines Sklaven bist.“

Zornig ballte Ilmryn die Fäuste

„Hab ich recht?“ um seinen Worten Nachdruck zu verleihen und Ilmryn noch mehr zu reizen, schlug Alok das Mädchen abermals.

„Ich warne dich ´Vetter´,“ er spie das Wort regelrecht aus „treib es nicht zu weit.“ drohend trat er näher an ihn und das Mädchen heran.

Für einen Moment blitzte Angst in Aloks roten Augen auf, doch er fing sich gleich wieder. Mit der freien Hand griff er nach seinem Dolch an seinem Gürtel und hielt ihn dem Mädchen an den zarten Hals.

„Sklaven müssen getötet werden wenn sie sich ihren Herren widersetzen.“ Der Elf lachte irrsinnig auf und durchschnitt dem weinenden Kind die Kehle. Der kleine Kopf sackte auf die Brust und aus dem Mädchen wich mit jeden Herzschlag jegliches Leben.

Achtlos stieß Alok das tote Kind von sich. Selbstsicher grinsend verschränkte er die Arme und fixierte seinen verhaßten Verwandten. Er war sich sicher das Ilmryn ihm nichts tun würde, immerhin standen um sie einige Zeugen und so dumm konnte sein Vetter nicht sein.

Sein dümmliches Grinsen gefror als Ilmryn mit einem Wutschrei auf ihn stürzte.

In blinder Wut hieb er auf den unter sich Liegenden ein. Rasend vor Zorn schlug er immer weiter auf ihn ein, Knochen und Zähne zerbrachen unter den Faustschlägen. Alok wehrte sich heftig und verletzte Ilmryn mehrfach mit seinem Dolch, doch gegen den rasenden Elfen hatte er keine Chance. Die Angriffe von Alok wurden immer schwächer, bis er sich schließlich gar nicht mehr bewegte.

Erst der schmerzhafte Griff an den Schultern, brachten den in Raserei verfallenen Elfen in die Realität zurück. Nur langsam verblasste der rote Zornesnebel vor Ilmryns Augen. Orientierungslos sah sich der junge Elf um.

Zehn Klingen umkreisten, drei weitere zerrten ihn von Aloks Leichnam.

Seine Mutter stand vor ihm und starrte ihn an. Ihr Gesicht war zu einer undurchsichtigen Maske versteinert. Stumm schlug sie ihm mit der flachen Hand ins Gesicht

„Ich wußte das du mir nur Ärger machen würdest.“ Zischte sie gefährlich.

„Aber deine Strafe wird die Königin entscheiden.“ Sie gab zwei Kriegerinnen ein Zeichen und diese setzten sich mit dem Gefangenen in Bewegung.
 

Eisige Stille beherrschte die Atmosphäre des Thronsaals. Niemand wagte zu sprechen und die Königin war in ein undurchschaubares Schweigen verfallen. Stumm fixierte sie den jungen Elfen vor sich. Er hätte Großes erreichen können. Doch seine Milde den Sklaven gegenüber war fast ebenso unverzeihlich wie der Mord an einem Familienmitglied. Nicht das es des öfteren „Unfälle“ innerhalb der Häuser gab aber offener Mord vor Publikum war etwas anderes. Zumal der Streitpunkt auch noch wegen eines minderwertigen Sklaven war.
 

Finster lächelnd sah Ilmryn auf seine zerschundenen Hände, die er sich in seinem Zorn blutig geschlagen hatte. Er bereute nichts. Alok dieser Mistkerl hatte es nicht anders verdient. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen.

Ilmryn bedauerte es das er dem kleinen Mädchen nicht hatte helfen können. Gerne hätte er ihr ein solch trauriges Schicksal erspart aber vielleicht war es auch besser das sie tot war. Wer ahnte schon was das Mädchen sonst noch erwartet hätte.

Der Krieger wußte das er an dem öffentlichen Mord an Alok sein Todesurteil unterzeichnet hatte. Wenn er schon sterben sollte, wollte er es hoch erhobenen Hauptes tun.

Stolz sah er Dilynrae in die Augen.

Ein nervöses Raunen machte sich bei den anwesenden Adligen breit. Solch ein ungebührliches Verhalten ihrer Königin gegenüber war mehr als nur anmaßend und respektlos.

Eine Zeitlang sahen sich die beiden Elfen unverwandt an, dann erhob Dilynrae ihre Stimme.

„Der Dunkelelf Ilmryn Xilystin wird wegen Mordes an Alok Xilystin verurteilt. Seine Strafe werden 150 Schläge mit der Peitsche sein.“ Sie machte eine bedeutungsvolle Pause.

„Zudem folgt die Verbannung aus dem Unterreich an die Oberfläche.“ um das Urteil zu bekräftigen schlug sie mit ihrem spinnenartigen Zepter auf den Steinboden. Als das Echo verhallt war, fuhr sie fort.

„Bringt den Verurteilten zum Tempelplatz.“
 

Die Prozession führte durch einige Straßen bis sie vor dem beeindruckendem Tempel ankamen. Das Gebäude gehörte zu den wenigen die nicht in einen Tropfstein geformt war. Die dunkelelfischen Erbauer hatten dem Tempel die Form einer gigantischen Spinne gegeben, deren acht lange Beine in jede Himmelrichtung zeigten. Der Tempelhof war im inneren des „Körpers“ und gab den Blick an den mit Leuchtmoos bewachsenen Höhlenhimmel frei was den Eindruck eines klaren Sternenhimmels der Oberwelt erzeugte.
 

Seine eigene Mutter fesselte ihn zwischen die mit Spinnennetzen verzierten Säulen. In ihrem schönen Gesicht gab es kein Mitleid, nur Haß, Abscheu und Genugtuung war in den roten Augen zu sehen.

Ilmryn hörte hinter sich das entrollen der Peitsche und das typische aufklatschen auf dem steinernen Boden. Er schloß die Augen, preßte die Zähne fest aufeinander und erwartete den ersten Schlag. Kein Laut kam über seine Lippen, nur das stoßweise Ausatmen verrieten die Schmerzen. Irgendwann erlöste ihn die Gnade der Ohnmacht von den unsäglichen Qualen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück