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Wege des Schicksals

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Schicksalsschläge

Wege des Schicksals
 

"Eine ganze Woche Ferien!", jubelte Mia. "Was kann es schöneres geben?", stimmte Jessy zu. "Das man in dieser Zeit Geburtstag hat!", grinste Mia. "Ach du hast Geburtstag?", fragte Jessy erstaunt. Mia knuffte ihr in die Rippen: "Das weißt du doch genau!" "Stimmt mir war so als hätten wir vor kurzem darüber geredet!", erinnerte sich Jessy und lachte. "Kommst du am Wochenende zu uns? Dann feiern wir ordentlich deinen Geburtstag!" "Geht leider nicht! Meine Eltern wollen mich auf eine Reise mitnehmen!", meinte Mia enttäuscht.
 

Jessy war darüber ebenfalls nicht sehr glücklich. "Aber wir feiern doch nach, wenn du zurück bist, oder?", fragte Jessy ihre Freundin. "Klar! Ich komme gleich wenn wir wieder da sind zu dir! Backt deine Mutter wieder diese leckeren Kekse?", fragte Mia hoffnungsvoll. "Ich werde ihr sagen das sie extra viele backen soll! Du frißt ja für drei!", neckte Jessy.
 

"Hey, das stimmt doch gar nicht!", meinte Mia gespielt beleidigt. "Und wenn schon! Meine Mutter freut sich wenn sie sieht das es dir schmeckt!", gestand Jessy. "Gut, ich melde mich wenn ich zurück bin! Langweile dich nicht zu sehr!", verabschiedete sich Mia. Die beiden umarmten sich und gingen in verschiedene Richtungen davon. Mia und Jessy kannten sich seit dem Kindergarten. Die beiden waren seit jeher unzertrennlich gewesen.
 

Mia kam aus gutem Hause und hatte steinreiche Eltern. Ihr voller Vorname war Maria Ilia Amanda. Aber alle nannten sie nur kurz Mia. Jessy ihr Vater war bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommen als diese noch ein Baby war und ihre Mutter hatte eine schwache Gesundheit. Sie lebten nicht grade im Luxus, aber es reichte ihnen was sie hatten. Ihre Mutter mochte Mia sehr gerne und bezeichnete sie manchmal als ihre zweite Tochter. Mia`s Eltern konnten Jessy ebenfalls gut leiden und sie war ein gern gesehener Gast in ihrem Haus. Die beiden Mädchen war immer gemeinsam durch dick und dünn gegangen und hatten sich geschworen das nichts und niemand sie trennen konnte.
 

Jessy versuchte die Woche ohne ihre Freundin so gut es ging herum zu bringen. Sie freute sich auf den Montag an dem sie Mia wieder in der Schule traf. Mia hatte sich nicht mehr gemeldet. Jessy nahm an das sie erst sehr spät zurück gekommen war. Sie hatte immer noch das Geburtstagsgeschenk für Mia und wollte es ihr in der Schule geben. Jessy wartete auf dem Schulhof. Mia würde wahrscheinlich mal wieder in letzter Minute eintrudeln.
 

Endlich sah Jessy ihre Freundin und winkte ihr zu. Mia reagierte überhaupt nicht darauf. Jessy wunderte sich und lief zu ihr hinüber. Beim näher kommen stellte sie fest das Mia nicht allein war. Sie unterhielt sich mit Corinna, der eingebildetsten und verlogensten Person der Schule. Das machte Jessy jetzt wirklich stutzig. Mia und Corinna konnten sich nicht ausstehen und waren fast schon Intimfeinde. "Hey, wie war die Reise?", rief Jessy Mia zu. Mia drehte sich zu ihr um und sah sie kalt an.
 

Jessy erschrak. Diesen Gesichtsausdruck, so voller Abneigung und Haß, hatte sie bei Mia noch nie gesehen. "Was geht dich das an?", schnauzte sie Jessy an. Die bekam große Augen: "Was ist dir denn über die Leber gelaufen?" "Nichts, was jemanden wie dich was angeht! Verschwinde!", zischte Mia böse. "Hab ich was nicht mitgekriegt?", fragte Jessy perplex. Mia packte Jessy am Kragen und brüllte sie an: "Hast du nicht verstanden was ich gesagt habe! Du sollst dich verziehen!" Sie stieß Jessy von sich weg und ging einfach davon.
 

Jessy stand da wie ein begossener Pudel. Sie war sich nicht sicher ob sie das eben nicht nur geträumt hatte. Sie versuchte den ganzen Tag über mit Mia ins Gespräch zu kommen, aber die wies sie immer ziemlich rüde ab. Beim Sport spielten sie zum ersten Mal in verschiedenen Mannschaften. Mia ging sehr hart mit Jessy um, so das diese hinterher viele blaue Flecken hatte. Was war bloß mit Mia los? Nach der Schule fing Jessy Mia auf dem Heimweg ab.
 

"Ich weiß zwar nicht was ich dir getan habe oder womit ich dich verletzt habe, aber es tut mir Leid!", sagte Jessy traurig. Mia sah sie nur abwertend an. Sie griff nach der Hand die Jessy ihr entgegenstreckte. Mit einer schnellen Bewegung hatte sie den Arm von Jessy auf deren Rücken gedreht. Jessy schrie vor Schmerzen. "Ich sage es dir jetzt zum allerletzten Mal! Verzieh dich! Ich will dich nicht mehr sehen! Ich habe kein Interesse daran mit einer primitiven Unterschichtlerin angetroffen zu werden! Wenn du dein Leben noch ein wenig behalten willst, dann geh mir aus dem Weg!", keifte Mia.
 

Sie ließ den Arm los und stieß Jessy hart zu Boden, wo sie sich das Knie aufschlug. Ohne sich umzudrehen stolzierte Mia einfach davon und ließ die geschockte Jessy zurück. Jessy verstand die Welt nicht mehr. Langsam hinkte sie nach Hause. Was hatte sie Mia denn getan, das diese sie auf einmal so verachtete. Ihre Mutter öffnete ihr die Tür und fragte erschrocken, was mit ihr passiert sein. Jessy antwortete nicht und ging schweigend in ihr Zimmer. Sie hoffte immer noch, das dies alles nur ein böser Traum war.
 

Leider änderte sich an Mia`s Verhalten gar nichts. Nach einer Woche war Jessy am Boden zerstört. Sie ging nach Mia`s Zuhause um mit ihren Eltern zu sprechen. Vielleicht wußten die was vorgefallen war. Das erste mal seit Jessy Mia und ihre Familie kannte durfte sie nicht in das Haus. Ihre Mutter meinte nur kalt, das Mia eine schwere Phase durchmachte und es wirklich besser sei, wenn Jessy sie nicht mehr belästigen würde. Dann schlug sie ihr einfach die Tür vor der Nase zu.
 

Das war mehr als Jessy ertragen konnte. Sie rannte nach Hause und warf sich heulend auf ihr Bett. Ihre Mutter kam herein und wollte wissen was sie hatte. Unter Tränen erzählte sie ihrer Mutter alles. Diese machte nur ein trauriges Gesicht. "Ich habe befürchtet, das dies früher oder später geschehen würde! Wir sind nun einmal keine reichen Leute! Für Personen wie Mia`s Eltern sind wir nur Menschen zweiter Wahl und nicht gut genug! Wahrscheinlich hat Mia diese Erkenntnis nun auch verinnerlicht!"
 

"Aber das wir nur wenig Geld haben, hat bisher weder Mia noch ihre Eltern gestört! Wir sind doch immer prima miteinander ausgekommen!", erwiderte Jessy. "Leider ändern sich die Dinge manchmal, mein Kind!", seufzte die Mutter. Aber wie konnten sich die Dinge so schnell verändert haben? Sie hatte das Geburtstagsgeschenk für Mia auf ihren Schreibtisch gelegt und sah es traurig an. Warum nur?
 

In den nächsten Monaten ging Jessy durch die Hölle. Mia ließ keine Gelegenheit aus um ihr zu zeigen wie sehr sie Jessy verachtete. Dann kam der nächste Schicksalsschlag. Jessy`s Mutter wurde schwer krank. Wochenlang saß Jessy an ihrem Bett und hoffte. Sie sah mit an wie ihre Mutter immer schwächer wurde. Dann verlor sie den Kampf und starb.
 

Jessy war wie betäubt. Mit einem Mal stand sie ganz alleine da. Da sie noch nicht volljährig war, mußte sie in ein Waisenhaus gehen. Nur einen Tag später brannte das Haus in dem sie gelebt hatte völlig nieder! Keiner der Bewohner hatte sich retten können. Sie mußte auch die Schule wechseln. Alles was ihr vertraut war, hatte sie mit einem Schlag verloren. Früher hätte sie sich an Mia wenden können und von ihr Trost erhalten, doch selbst das war ihr nicht mehr vergönnt. Zudem fühlte Jessy sich immer mehr beobachtet. Oft wenn sie sich umdrehte, glaubte sie einen Schatten irgendwo verschwinden zu sehen.
 

Im Waisenhaus begann der Ärger für Jessy erst richtig! Sie kam einfach mit den anderen Jugendlichen nicht klar und hatte ständig Streit und wurde geschlagen. Die Erzieher waren mehr Sklaventreiber als Aufsichtspersonen. Zwei Monate hielt Jessy es dort aus, dann haute sie Nachts einfach ab. Ziellos streifte sie durch die Straßen der Stadt. Wo sollte sie jetzt hingehen? Sie hatte niemanden mehr! Sie machte sich auf den Weg zum Friedhof! Sie hatte einen Entschluß gefaßt und wollte noch einmal zum Grab ihrer Mutter.
 

Sie kniete vor ihrem Grab und erzählte ihr, von ihrem Plan dem Elend zu entfliehen und bat sie um Vergebung. Es war nach Mitternacht als sie sich zu ihrer letzten Stadion aufmachte. Der Wind pfiff kalt als sie auf der Brücke stand. Tief unter ihr konnte sie die reißende Flut des Stromes hören. Sie kletterte auf das Geländer. Nur noch ein kleiner Schritt und ein Fall aus 30 Meter Höhe und alles wäre vorbei! Jessy hatte Tränen in den Augen.
 

Das war der einzige Weg den sie noch gehen konnte. Sie holte tief Luft und trat vor. Für einen Augenblick fühlte sie die Schwerelosigkeit des freien Falles. Der Wind der um sie herum tanzte und die endlose Schwärze in die sie hinein fiel. Dann verlor sie das Bewußtsein noch bevor sie auf dem Wasser aufschlug. Nun war es endlich vorbei!



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