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Wege des Schicksals

von

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Altes Leben - Neues Leben

Altes Leben - Neues Leben
 

"Was willst du wissen?, fragte Mia. "Die Wahrheit!", meinte Jessy knapp. "So wie wir es uns versprochen haben!" "Na gut, wenn du es unbedingt wissen willst! Es steht Ärger ins Haus! Es sind Werwölfe in die Stadt gekommen!", erzählte Mia. "Werwölfe?", stammelte Jessy fassungslos. Sie ließ sich auf eine Bank sinken. "Ja! Werwölfe sind die erklärten Todfeinde der Vampire! Sie sind grausam und töten alles was sich ihnen in den Weg stellt! Sie haben uns den Kampf erklärt!", fuhr Mia fort.
 

"Es gibt recht wenige Vampire aber viele Werwölfe, nur wir sind mächtiger! Aber wenn es zum Kampf kommt werden Tausende Menschen Sterben. Die sind uns eigentlich völlig egal, aber das wird ihre Aufmerksamkeit auf uns lenken und dann machen sie jagt auf uns. Wir wären nirgendwo mehr sicher! Und du würdest in die Schußlinie geraten und in Gefahr sein!"
 

"Na ich bin vielleicht ein Glückspilz! Zuerst Vampire und jetzt Werwölfe! Was kommt als nächstes? Marsmenschen?", meinte Jessy ängstlich. "Keine Angst! Meine Eltern und ich werden dich immer beschützen, aber bringe dich nicht absichtlich in Gefahr!", flehte Mia. "OK ich verspreche es dir! Aber nur wenn du dich auch nicht unnötig gefährdest!", forderte Jessy. "Keine Sorge! Ich habe schon noch vor ein paar Jahrhunderte zu leben!", grinste Mia.
 

Die nächste Vollmondnacht stand bevor und Mia war den ganzen Tag über schon nervös und gereizt gewesen. Ständig fauchte und zischte sie, wenn sie was ärgerte. Jessy kannte das inzwischen und hielt sich zurück, wenn sich der Blutdurst ihrer Freundin bemerkbar machte. Die Vampire verließen das Haus als es dunkel wurde und Jessy blieb allein zurück. Sie hatte es sich vor dem Fernseher gemütlich gemacht und schaute sich einen Horrorfilm an. Mia hatte wie immer Darky bei ihr gelassen. Jessy horchte auf als sie Glas zerbrechen hörte.
 

"Einbrecher!", dachte sie und löschte schnell das Licht und schaltete den Fernseher aus. Was sollte sie jetzt nur tun. Das beste wäre wenn sie Darky losschicken würde um Hilfe zu holen. Die Fledermaus hatte sich aber längst aus dem Staub gemacht. "Verdammter Feigling!", fluchte Jessy. Sie hörte wie mehrere Personen in das Haus eindrangen. Knurren und bellen war zu hören.
 

"Was für Einbrecher nehmen ihre Hunde mit auf Diebestour?" fragte sie sich. Jessy war klar das sie so schnell es ging verschwinden mußte. Leise schlich sie zum Fenster und öffnete es. Sie hörte sie die Eindringlinge begannen das Haus zu verwüsten. Sie sprang in den Garten und rannte davon. Sie hörte das einer der Hunde sie bemerkt hatte und sie verfolgte. Zum Glück kannte Jessy die Gegend wie ihre Westentasche und so konnte sie durch geschicktes Haken schlagen den Hund auf Distanz halten.
 

Dann holte das Tier jedoch auf und sprang ihr ins Kreuz. Jessy schlug hin und rutschte über den Gehweg. Der Hund hatte sich wieder aufgerappelt und kam auf sie zu. "Verschwinde!", schrie Jessy und warf einen Stein nach ihn. Der Hund sprang mit aufgerissenen Maul auf sie zu. Jessy hob schützend die Arme vor das Gesicht. Sie hörte einen Schrei und das schmerzvolle Jaulen des Hundes. Sie hob den Blick und sah Mia blutüberströmt vor der Leiche des Hundes stehen. Sie hatte ihn mit ihrem Klauen einfach zerrissen.
 

"Was machst du denn hier draußen?", fauchte sie Jessy an. Jessy preßte atemlos :"Einbrecher..... im Haus.... mußte abhauen!" heraus. Mia sah sie erschrocken an und reichte ihr die Hand um ihr aufzuhelfen. "Warum hast du Darky nicht geschickt?", wollte Mia wissen. Jessy lachte kurz kalt auf: "Weil die beim ersten Anzeichen von Gefahr abgehauen ist!" "Das kann doch nicht sein! Eine Vampirfledermaus haut nicht einfach ab! Die haben vor nichts Angst außer..!", sagte sie und stockte. "Hat dich der Hund seit Zuhause gejagt oder ist er dir erst unterwegs begegnet?" "Der gehört zu der Einbrecherbande, die eingedrungen sind!", erklärte Jessy.
 

Mia wurde blaß. "Oh, mein Gott!", stammelte sie und stieß einen lauten schrillen Schrei aus. Ein knurren ließ die beiden Mädchen herum fahren. Vier weitere Hunde waren gekommen und griffen sie nun an. Mia stürzte sich auf sie und kämpfte. Einen Hund konnte sie nicht abwehren und der jagte jetzt Jessy. Die rannte voller Panik davon. Leider achtete sie nicht wo sie hin rannte und so sah und hörte sie das Auto nicht das sie voll erwischte. Alles wurde dunkel um sie herum.
 

Jessy fühlte sich Elend als sie erwachte. Sie war so schwach das sie kaum die Augen öffnen konnte. "Wo bin ich?", flüsterte sie. Mia stand neben ihr und sie weinte. "Ganz ruhig, Jessy! Es wird alles wieder gut! Du hattest einen schweren Unfall und bist im Krankenhaus!", erklärte Mia. "Die Hunde?", murmelte Jessy. "Die sind erledigt!", erwiderte Mia. Jessy wurde schwindelig. Sie ahnte das es ihr sehr schlecht ging. "Muß ich sterben?", fragte sie. Das Schweigen von Mia reichte ihr als Antwort. "Ich habe Angst! Bitte bleib bei mir, Mia!", flehte sie leise als sie wieder das Bewußtsein verlor.
 

Etwas später öffnete sich die Tür und ein Arzt kam mit Mia`s Eltern herein. "Sie wird es nicht schaffen! Ihre inneren Organe sind zu schwer verletzt!", erklärte der Arzt. "Aber sie war doch eben wieder wach!", schrie Mia entsetzt. "Ein letztes Aufbäumen! Es ist eh schon ein Wunder das sie noch lebt! Ich denke sie wird den Tag nicht überstehen!", antwortete der Doktor und verließ das Zimmer wieder.
 

"Das ist alles meine Schuld!", weinte Mia. "Du hast getan was du konntest! Es war ein Unfall!", tröstete sie ihre Mutter. "Ich habe ihr versprochen, das wir sie beschützen! Ich habe schon wieder mein Versprechen gebrochen! Ich habe versagt!" schluchzte Mia. Ihre Eltern wußten nichts darauf zu antworten.
 

Mia fühlte sich wie eine gemeine Verräterin. So hatte sie schon einmal gefühlt. Es war einen Tag nach ihrer Weihe gewesen. Sie kämpfte noch mit ihrer Situation und saß allein in ihrem Zimmer und hatte ihr Fotoalbum herausgesucht. Wehmütig besah sie ein altes Foto von sich und Jessy. Sie waren grade 6 Jahre alt und zum Fasching kostümiert. Sie standen Hand in Hand da als Zwillinge zurecht gemacht. Jessy`s Mutter hatte die Kleider selber genäht. Ihre Eltern kamen herein und sahen sorgenvoll auf ihre Tochter.
 

"Wie aus einem anderen Leben!", meinte die Mutter als sie das Bild sah. "Wie soll ich Jessy erklären was ich bin?", fragte Mia. "Am besten du sagst es ihr gar nicht!", meinte der Vater. "Ich soll es ihr verheimlichen?", fragte Mia. "Mia, das beste wäre wenn du dich überhaupt nicht mehr mit Jessy triffst!", sagte die Mutter. Mia sah sie entsetzt an: "Wieso? Sie ist doch meine beste Freundin?" "Grade deswegen solltest du jeden Kontakt mit ihr meiden! Jessy würde es nicht verstehen!", erklärte die Mutter.
 

"Schatz, du weißt das wir Jessy mögen, aber es ist das Beste für sie und dich! Stell dir vor du sagst es ihr, wie würde sie reagieren. Sie wird fürchterliche Angst vor dir bekommen! Willst du das Jessy sich ein Leben lang vor dir verstecken muß? Oder noch schlimmer sie deswegen dein Feind wird? Wenn sie öffentlich macht was du... was wir sind, was wird passieren? Die meisten werden sie für verrückt halten. Aber es wird auch welche geben die ihr glauben werden und dann jagt auf uns machen.
 

Wir werden keine andere Wahl haben, als die Bedrohung auszuschalten. Du selber müßtest Jessy töten! Könntest du damit leben? Wir haben es selber erlebt! Alle Menschen mit denen wir befreundet waren und erst später erfahren haben was wir sind, haben sich von uns abgewendet! Sie können uns nicht verstehen!", sagte der Vater. "Können Menschen und Vampire keine Freunde sein?", wollte Mia traurig wissen. "Es gibt ganz seltene Ausnahmen, aber da wußten die Mensch immer von Anfang an was wir waren!", gab der Vater zu.
 

"Und wenn ich sie zu einem Vampir mache?", meinte Mia. Die Eltern lachten kurz auf. "Kind, das sind alles Ammenmärchen, das Vampire Menschen zu ihresgleichen machen können. Es ist nur eine alberne Legende. Angeblich hat der erste Vampir es geschafft einen Menschen in einen Vampir zu verwandeln, aber das soll vor über 10000 Jahren gewesen sein! Viele haben es versucht, aber keiner hat es geschafft!", erwiderte die Mutter. "Und selbst wenn, würdest du das Jessy wirklich antun wollen?", fügte der Vater hinzu.
 

"Nein, das hätte sie nicht verdient!", gab Mia geknickt zu. "Es ist wohl wirklich das Beste wenn ich mich von ihr fern halte. Wenigstens kann ich sie so beschützen!" So war es damals gewesen. Trotz ihrer logischen Entscheidung hatte Mia sich gemein und hinterhältig gefühlt. Aber sie wollte Jessy lieber vergraulen, als ihr was antun zu müssen und sie dann endgültig zu verlieren. Nach einigen Minuten meinte Mia entschlossen: "Ich lasse es nicht zu das sie stirbt!" "Was willst du tun?", fragte ihr Vater. "Ich werde sie beißen!", beschloß Mia.
 

"Mia, überlege was du da vorhast! Jessy würde sterben. Sie würde ihre Persönlichkeit und ihre Seele verlieren! Alles was zurückbliebe wäre eine leere Hülle! Wir hätten sie trotzdem verloren! Die Alternative dazu kennst du auch!", warnte der Vater. "Es gibt noch eine Möglichkeit! Sie kann ein Vampir werden!", widersprach Mia. "Das ist ein Mythos! Viele haben es versucht einen Menschen in einen echten Vampir zu verwandeln! Nur wenige haben das überhaupt überstanden und alle sind zu bösen Halbvampiren geworden! Es besteht die Gefahr das auch Jessy Wahnsinnig wird und dann von uns aufgehalten werden muß!", erzählte die Mutter.
 

"Nur mächtige Vampire sollen in der Lage sein die Verwandlung hinzu bekommen! Dazu muß man ein schwieriges Ritual vollziehen! Und der Mensch muß einen sehr starken Willen haben!", ergänzte der Vater. "Aber Jessy hat einen starken Willen und ihr seid doch mächtige Vampire! Dieses blöde Ritual kennt ihr doch bestimmt auch!", hielt Mia dagegen. "Aber Jessy ist dein Eigentum! Wir dürften sie nicht anrühren! Und selbst wenn nicht, dann wollten wir ihr das nicht antun!", sagte der Vater. "Dann lassen wir sie einfach sterben?", fragte Mia zornig.
 

"Wir können es versuchen, aber nur alle zusammen haben wir eine Chance! Mia, du mußt entscheiden! Wenn dir wirklich was an Jessy liegt, dann mußt du wissen was sie wollte und nicht was du willst!", meinte die Mutter. Mia sah Jessy eine Weile schweigend an. Was würde Jessy jetzt wohl sagen? "Wir tun es!", beschloß sie. "Gut Mia, wir werden sie der Reihe nach beißen. Das wird unsere Kraft vereinen und die Chancen erhöhen!! Aber du mußt den Anfang machen! Wir sagen dir alles Schritt für Schritt", erklärte ihr Vater.
 

Mia verwandelte sich und beugte sich zu Jessy hinunter. "Verzeih mir bitte!", flüsterte sie ihr ins Ohr und biß zu. Nachdem ihr Vater und ihre Mutter von Jessy getrunken hatten und das Ritual vollzogen, sahen sie auf dem Monitor, wie das Herz des Mädchens fast aufhörte zu schlagen. Sie konnten sich grade noch in Menschen verwandeln, als schon eine Schwester herein gerannt kam und die bat zu gehen. Draußen auf den Flur konnten sie hören wie die Ärzte um Jessy kämpfen.
 

Nach einer quälend langen Stunde kamen sie heraus. Für die Mediziner war es ein Wunder das Jessy immer noch nicht aufgegeben hatte. Die drei Vampire durften noch einen kurzen Blick auf Jessy werfen bevor sie gingen. Sie sahen das die Bißmale am Hals bereits verschwunden waren. Es hatte sich also schon etwas bei dem Mädchen verändert.
 

Jessy lag eine Woche im Koma. Keiner konnte sich erklären wie sie das geschafft hatte. Langsam kam das Mädchen wieder zu sich. "Wie fühlst du dich?", fragte Mia, als Jessy die Augen aufschlug. "Scheußlich!", hauchte sie. "Was ist passiert?" "Erinnerst du dich nicht? Du bist vor Einbrechern geflohen! Die Hunde haben dich gejagt und du bist vor ein Auto gelaufen!", erzählte Mia. Jessy konnte sich an den Unfall nicht erinnern. Drei Tage blieb sie im Bett, dann durfte sie nach Hause zurückkehren. Die Ärzte waren dagegen, weil sie nicht glaubten das Jessy schon so weit war, aber ihre Wunden heilten in Rekordzeit.
 

Erschöpft ließ sie sich auf das Sofa im Salon sinken. Sie sah sich um und ihr fiel auf das viele neue Möbel herumstanden. "Die Einbrecher habe wie wild gewütet!", sagte Mia`s Mutter, die ihre Gedanken gelesen hatte. "Du hast richtig gehandelt, das du fortgelaufen bist!", ergänzte der Vater. "Das waren keine gewöhnlichen Einbrecher , oder?" fragte Jessy. Sie hatte die letzten Tage versucht ihre Erinnerungen aufzufrischen.
 

Sie konnte sich noch genau besinnen wie Mia reagiert hatte. "Nein, es waren Werwölfe die hier eingedrungen sind! Sie hätten dich sofort getötet, wenn sie dich erwischt hätten!", gestand die Mutter. "Ist ja noch mal gut gegangen!", meinte Jessy und lehnte sich zurück. Sie blickte in die betretenen Gesichter der drei. "Oder ist da noch etwas, das ich besser wissen sollte?", fragte sie argwöhnisch. "Das gibt es tatsächlich noch etwas!", gab der Vater zu.
 

"Es tut uns so Leid, das wir dir das antun mußten, aber wir hatten keine andere Wahl!", begann die Mutter. Jessy`s Augen verengten sich. "Was?" "Du lagst im sterben! Die Ärzte hatten dich schon aufgegeben! Ich wollte dich nicht verlieren und da haben wir,..., haben wir!", sagte Mia und hing fest. "Habt ihr was?", fuhr Jessy auf. "Dich gebissen!", meinte Mia beschämt. "WAAASSS?", schrie Jessy panisch. "Soll das heißen ich bin tot?" "Nein, das bist du nicht! Es war ein hohes Risiko, aber du hast gekämpft und durch den Biß überlebt! Nur bist du dadurch jetzt kein Mensch mehr! Du bist auch ein echter Vampir geworden!", erläuterte Mia`s Vater das geschehene.
 

Jessy hatte es die Sprache verschlagen. Das konnte, nein das durfte, nicht wahr sein. Minutenlang saß sie wie erstarrt da. Dann fing sie sich wieder etwas. "Das habt ihr nicht wirklich getan! Bitte sagt mir das es nur ein Scherz war!", flehte sie mit tränen erstickter Stimme. Die drei schüttelten nur stumm den Kopf. Jessy brach in Tränen aus. Mia streckte die Hand nach ihr aus oder Jessy schlug sie weg und lief hinaus. "Was habe ich getan?", flüsterte Mia niedergeschlagen.
 

"Es war vorauszusehen das Jessy geschockt sein würde! Sie muß sich erst mal beruhigen, dann wird es sich klären!", sagte der Vater tröstend. "Denk dran, du warst auch nicht begeistert, als wir dir die Wahrheit am Tag deiner Weihe offenbarten, aber du hast es akzeptiert!" "Aber ich war von Geburt an ein Vampir! Jessy wurde zu einem gemacht, ob sie es auch akzeptieren kann?", fragte sich Mia. "Wir können ihr nur helfen, wenn sie uns läßt! Es war eh schon ein Wunder das sie die Verwandlung überhaupt geschafft hat und dann noch ohne von Grund auf böse zu werden!", sagte die Mutter. "Ich hätte das auch nicht für möglich gehalten! Sie ist was ganz besonderes! Daran gibt es keinen Zweifel! Es ist etwas in ihr was sie anders macht!", stimmte der Vater zu.
 

Jessy hatte keine Ahnung wo sie hin lief! Sie wollte nur schnell weg von diesem Alptraum! Stunden war sie gelaufen. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie wußte nicht einmal ob sie noch sie war. Jessy Wagner war der Name eines Menschen, aber sie war keiner mehr. Von ihrem alten Leben war ihr nichts mehr geblieben! Wo sollte sie jetzt hin gehen? Wo gab es einen Ort an den sie Frieden fand? Kein Zuhause, keine Familie, keine Freunde und kein Leben!
 

Sie ließ sich ins Gras sinken und schaute in den Himmel hinauf. Warum tat man ihr das alles an? Was hatte sie getan, das der Himmel sie so strafte? Sie schrie ihre Fragen dem Himmelszelt entgegen, aber bekam keine Antwort. Es begann zu dämmern, als sie sich wieder auf den Weg machte. Ihr war ein Ort eingefallen, wo sie hingehen konnte. Den einzigen zu dem sie noch so etwas wie eine Verbindung hatte. In der Nacht kam sie am Grab ihrer Mutter an. Sie setzte sich vor den Stein und begann mit ihr zu reden. Sie wollte sie um einen Rat bitten. Was sollte sie jetzt tun?
 

Sie hatte viele Stunden da gesessen und pausenlos geredet. Das hatte ihr gut getan, auch wenn sie immer noch nicht weiter wußte. Der Tag brach an und Jessy wollte nicht gesehen werden. Als sie sich erhob blies ihr ein warmer Wind entgegen. Sie sah Blätter am Boden die tanzten. Sie türmten sich an einer Steinplatte und ließen die Worte "geh zurück" frei. Jessy sah verwundert hin. Ein erneuter Wind kam auf und die Blätter entblößten die Worte "Ich liebe dich!"
 

Jessy schimmerten Tränen in den Augen. Sie war sich sicher, das ihre Mutter ihr ein Zeichen gesandt hatte. Sie wollte das Jessy ihr Leben wieder in die Hand nahm und das beste daraus machte. Am frühen morgen stand sie vor Mia`s Haustür. Sie zögerte zu klingeln. Was würden die anderen wohl wegen ihres Auftretens gestern sagen? Jessy nahm ihren Mut zusammen und drückte den Knopf. Sie hörte eilige Schritte die Treppe herunter kommen. Mia öffnete und hing ihr sofort weinend am Hals.
 

"Jessy! Oh es tut mir so Leid! Bitte verzeih mir!", schluchzte sie. Jessy tätschelte ihr den Rücken: "Ist schon verziehen! Du wolltest mir ja nur helfen! Ich muß mich bei dir entschuldigen! Das war gestern einfach zuviel für mich!" "Du bist uns nicht mehr böse?", fragte Mia schniefend. "Hab ich doch gesagt! Du hast es getan um mich zu retten, da kann ich dir nicht böse sein!", versicherte Jessy. "Freut uns, das du es so siehst!", sagte Mia`s Mutter die mit ihrem Mann ebenfalls an die Tür gekommen war. Beide nahmen Jessy in den Arm und brachten sie ins Haus.
 

Sie setzten sich zum Frühstück hin. Jessy, die seit über einen Tag nichts gegessen hatte langte ordentlich zu. "Du hast jetzt sicher viele Fragen über dein zukünftiges Leben!", fing der Vater an. Jessy sah wieder etwas beklommen aus: "Ich weiß nicht was mich erwartet!" "Damit du deine neuen Kräfte nutzen kannst, mußt du beim nächsten Vollmond die Weihe erhalten! Dann bist du ein vollwertiger Vampir! Wie wir wirst du dann einmal im Monat einen Menschen aussaugen müssen! Das können wir dir leider nicht ersparen!", erklärte die Mutter.
 

"Aber du wirst fliegen können und dich in ein Tier verwandeln! Außerdem bekommst du noch eine besondere Fähigkeit, die sich erst nach der Weihe zeigen wird und wirst sehr lange Leben!", zählte Mia schnell die Vorteile auf. "Wir können sehr lange zusammen bleiben!" "Wie soll ich sie eigentlich ansprechen? Majestät?", fragte Jessy den Vater. Immerhin war er der Herrscher der Vampire.
 

"Nein das mußt du nicht! Wenn man es genau nimmt sind wir jetzt deine Eltern, weil wir dich mit erschaffen haben! Du gehörst zur Herrscherfamilie als unsere Tochter! Also kannst du uns Vater und Mutter nennen!", schlug er vor. Traurigkeit flackerte in Jessy`s Augen auf. "Du mußt es aber nicht tun!", sagte Mia`s Mutter die ihre Gedanken gelesen hatte. "Es ist nur ein Vorschlag gewesen! Ich weiß du hattest eine wunderbare Frau als Mutter und willst sie nicht verraten in dem du uns als Eltern annimmst! Sie wird immer deine Mutter bleiben! Wir können sie nicht ersetzten und das wollen wir auch nicht! Aber wir würden uns freuen wenn du uns als etwas ähnliches annimmst! Wie wäre es mit Onkel und Tante?"
 

"Ich werde es mir überlegen!", versprach Jessy. "Dann bin ich ja deine Cousine! Nein noch besser deine Schwester!", freute sich Mia. Die Tage bis zum nächsten Vollmond verbrachte Mia damit Jessy auf ihr neues Dasein vorzubereiten. Immer wieder betonte sie wie toll es eigentlich war ein Vampir zu sein. "Du hast es sogar besser als ich! Du kannst dich auf die Weihe vorbereiten! Ich hatte nur ein paar Stunden um das alles zu schlucken!", meinte Mia. Jessy nickte nur. Sie hatte ihr Schicksal akzeptiert und würde es mit Fassung ertragen.
 

Der Abend war gekommen. Mia und ihre Eltern waren mit Jessy in den Wald gefahren. Auf einer Lichtung sollte die Weihe abgehalten werden. Bei Einbruch der Dämmerung waren viele andere Vampire erschienen. Jessy hatte einen großen Käfig entdeckt in dem drei Dutzend Menschen gefangen waren. "Die werden wohl das Galabüfett sein!", dachte Jessy. Ihr fiel auf das ihr die Leute gar nicht Leid taten. Das lag wohl schon an ihrem neuen Wesen.
 

Ein großes Feuer wurde entzündet. Alle Anwesenden hatten schwarze Gewänder an. Mia`s Eltern saßen auf einem Thron im Schein des Feuers. Mia saß daneben. Jessy trug ein weißes Kleid und mußte vor den Herrscher treten. Die Vampire verstummten. Mia`s Vater erhob sich: "Jessy, du bist heute hier um deine Weihe zu empfangen! Damit wirst du ein Mitglied des Volkes der Nacht! Du wirst ihm dienen und es verteidigen gegen alle seine Feinde! Bist du bereit?"
 

Jessy steckte ein Kloß im Hals und so nickte sie nur. Sie bekam einen magischen Trank den sie völlig austrinken mußte. Plötzlich wurde ihr schwindelig. Sie merkte wie sie zu taumeln begann. Davon hatte ihr aber niemand was gesagt. Ihr Körper fühlte sich an als würde er von innen heraus explodieren. Jessy schrie auf und sank auf die Knie. Sie schlug ihre Hände vors Gesicht. Doch beides hatte sich verändert! Ihre Hände waren Klauen und ihre Zähne waren gewaschen. So schnell wie der Schmerz gekommen war, so schnell verschwand er auch wieder.
 

Mia`s Vater trat auf sie zu und half ihr aufzustehen! "Es ist geschehen! Du bist nun ein vollwertiger Vampir! Von heute an soll dein Vampirname Sarkirna sein! Nur anderen Vampiren darfst du ihn offenbaren! Und von heute an hast du den Status einer Vampirprinzessin und als meine Tochter!" Mia`s Mutter kam jetzt und legte ihr ein schwarzes Gewand an. "Herzlichen Glückwunsch, Sarkirna!", gratulierte sie. "Danke!"; murmelte Jessy immer noch verwirrt. Mia umarmte sie: " Jetzt sind wir wirklich eine Familie! Ich freue mich so für dich, Sarkirna!" "Ist ja gut! Deswegen mußt du mich nicht gleich erwürgen! Wie ist eigentlich dein Name?", keuchte Jessy.
 

"Ich habe den Namen Gerlissa bekommen! Ich hätte es dir ja schon früher gesagt, aber du hast ja gehört das man das nicht darf!", entschuldigte sich Mia. Sie zog Jessy zum Käfig hin. Die Menschen sahen sie verängstigt an. "Such dir einen aus!", forderte Mia. "Normalerweise ist der erste den man beißt jemanden den man absolut nicht leiden kann, aber bei dir haben wir niemanden gefunden. Nun muß einer von denen als erstes Opfer reichen!"
 

Jessy blickte die Gefangenen prüfend an, dann zeigte sie auf einen jungen Mann. "Sarkirna hat ihr Opfer gewählt! Holt es heraus um die Zeremonie abzuschließen!", rief der Vater von Mia. Zwei Vampire holten den sich heftig wehrenden Mann aus dem Käfig. Sie stießen ihn vor Jessy auf die Knie. "Dann labe dich an seinem Blut und mache ihn zu deinem Diener mein Kind!", ermutigte sie die Mutter.
 

Jessy trat an den Mann heran und beugte sich zu ihm. Sie wußte zwar das es falsch war was sie tun wollte, aber es störte sie nicht. Ohne das es ihr jemand erklären mußte wußte sie was sie tun mußte. Kraftvoll schlug sie ihre Zähne in den Hals des Mannes und sog mit Genuß das warme Blut aus seinen Adern. Sie spürte wie dem Mann die Kraft verließ und er immer schwächer wurde. Sie hörte wie sein Herz immer langsamer wurde und schließlich zum stillstand kam. Nun hatte sie es getan. Sie hatte ihren ersten Menschen getötet. Sie öffnete seinen Mund und blies ihren Atem hinein.
 

Die Vampire applaudierten, als sie sich erhob und sich das Blut aus dem Gesicht wischte! "Und nun ist das Mahl eröffnet!", verkündete der Herrscher. Alle Vampire holten sich einen Menschen aus dem Käfig und bissen sie. Jessy sah zu wie Mia einen Jungen tötete. Nach dem Mahl geschah etwas mit dem Jessy nicht gerechnet hatte. Die Leichen der Menschen veränderten sich. Erst schien es als ob sie schrumpften, dann sah sie das sie sich in Fledermäuse verwandelten. Nur ihre Kleidung blieb am Boden zurück. Jede Fledermaus umkreiste den Vampir, der sie gebissen hatte.
 

Mia kam mit ihrer zu Jessy. "Die ist für dich! Als ich meine Weihe hatte, hat mein Vater mir Darky geschenkt! Nun möchte ich das du die hier nimmst!" "Darky war mal ein Mensch?", fragte Jessy überrascht. "Ja, sie war eine junge Frau, die mein Vater auf meiner Weihe gebissen hatte! Aber jetzt erinnert sie sich nicht mehr dran, das sie mal ein Mensch war. Alle vergessen es wenn sie als Vampirfledermäuse neu geboren werden. Aber keine Angst sie ist glücklich in ihrem neuen dasein!", erklärte Mia.
 

Jessy nahm die Fledermaus an sich. "Du mußt ihr etwas von deinem Blut geben, dann wird sie dir gehorchen!", meinte Mia. Jessy ritzte mit ihren Zähnen ihre Hand an und hielt es der Fledermaus hin. Die leckte das Blut sofort auf. "Nun gehört er dir! Wie willst du ihn nennen, Sarkirna?", wollte Mia wissen. Jessy überlegte: "Was hältst du von Igor, Mia äh ich meine Gerlissa?" "Klingt gut!", stimmte Mia zu. "Übrigens ich glaube dein Diener kommt grade wieder zu sich!"
 

Jessy drehte sich um und sah das der Mann sich erhoben hatte und auf sie zutrat. "Habt ihr einen Wunsch, Herrin?", fragte er tonlos. "Nein, im Moment nicht, aber wie ist dein Name?", wollte Jessy wissen. "Charles!", meinte der Mann. "Gut Charles, du kannst erst mal gehen! Ich rufe dich wenn ich mal was brauche!", sagte Jessy. Der Mann verneigte sich und verschwand im Rauch, so wie Jessy es schon oft bei Corinna gesehen hatte. Das Fest dauerte noch eine Weile, dann kamen die Eltern zu den beiden.
 

"Wir wollen nach Hause, Mädchen! Macht euch bereit!", sagte die Mutter und ließ sich ihre Flügel wachsen. Mia und ihr Vater taten es ihr gleich. "Konzentriere dich!", empfahl die Mutter lächelnd als Jessy ziemlich ratlos herumstand. Sie schloß die Augen und stellte sich vor das sie Flügel hatte. Sie spürte wie die Schwingen aus ihren Schulterblättern hervor brachen. Sie versuchte sie zu bewegen und hob sofort einen Meter vom Boden ab und schwebte. "Ist ja abgefahren!", staunte sie. "Warte erst mal ab was du jetzt noch alles kannst!", grinste Mia und flog los.
 

Fliegend brachten sie die Strecke nach Hause in unglaublich kurzer Zeit hinter sich. Jessy war müde und wollte nur noch ins Bett. Sie verabschiedete sich von Mia und schloß die Tür. Igor flatterte in ihrem Zimmer herum. "Hänge dich schlafen!", murrte Jessy und schaltete das Licht aus.



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