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Der Fall Caitlin: Gefährliche Leidenschaften

Eine Navy CIS-FF [letztes Kap&Epilog lädt]
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Geheime Pläne und eine Naschorgie

~You only waited up for hours

Just to spend a little time alone with me

And I can say I've never bought you flowers

I can't work out what they mean
 

I never thought that I'd love someone

That was someone else's dream~

(James Morrison, “You give me something”)
 

„Also ’nichts’ würde ich nicht sagen!“, warf Abby in die Runde, die sah, dass nun ihre Zeit gekommen war. „Wir haben zumindest den Anhaltspunkt, dass nicht noch irgendeine Leiche irgendwo herum liegt.“

Ohne vom Stuhl aufzustehen, stieß sie sich mit den Zehen ab und ließ sich näher zu dem Monitor rollen, den sie normalerweise für solche Fälle benutzten. Die Forensikerin schnappte sich die Fernbedienung und schaltete das erste Bild ein. Es war der Schriftzug an der Wand. „Genau wie die Flecken auf dem Fußboden ist das kein menschliches Blut, sondern Schweineblut. Leider hat die Täterin wohl auch dabei Handschuhe getragen, es gab nicht einmal einen verwischten Teilabdruck. Und zuviel Küchenpersonal, als dass wir die Möglichkeit hätten, sämtliche Gummihandschuhe aus dem Müll zu untersuchen, schon weil wir gar nicht wissen, ob sie überhaupt auf dem Gelände entsorgt wurden.“

„Das klingt nicht gerade sehr optimistisch, Abbs!“, bemerkte Gibbs.

„Ich weiß, aber jetzt kommt noch das Beste!“

Ein kurzes Klicken, dann entstand ein weiteres Bild. Die Fernbedienung für die Kühlraumtür, sowie ein weißerer Hintergrund auf dem auffällig geformte schwarze Bögen zu sehen waren: Fingerabdrücke. Diese nahmen zwei verschiedene Farben an und wurden dann auf unterschiedliche Hintergründe verteilt. „Auf dem Türöffner waren nur zwei verschiedene Daumenabdrücke, der eine ist vom Hausmeister, der andere von der Veranstalterin. Mit der Tür selbst haben wir noch mehr Glück, da sind ganze Handabdrücke zu finden allerdings von so vielen unterschiedlichen Personen, dass es eine Weile dauern wird, bis wir das alles bearbeitet haben. Dafür klemmte ein glattes brünett gefärbtes Haar zwischen dem Gehäuse der Druckfernbedienung und da war sogar noch eine Wurzel dran. Ich habe sie vorsichtig analysiert, das Erbgut war so gut wie unversehrt also muss das Haar relativ frisch sein. Weiblich, kein Treffer in der Militärdatenbank, aber es gab eine Übereinstimmung mit einer DNS, die ich selbst zusammengestellt habe.“

„Was meinen Sie mit ’selbst zusammengestellt’?“, fragte die Direktorin höflich, weil diese Ausdrucksweise nur schlecht auf etwas hinaus laufen konnte, das im legalen Bereich lief.

„Ich hatte vor ein paar Tagen zwei DNS-Sätze miteinander verglichen, um herauszufinden, ob Person A der Vater von Person C ist. Dann habe ich all die Allele, die mit den väterlichen übereinstimmten vom Computer subtrahieren lassen und die restlichen Informationen über das Erbgut separat gespeichert. Die dort vorhandenen Allele stimmen zu 99,99 Prozent mit der DNS in dem Haar überein. Ladies und Gentlemen... Dieses Haar stammt von der Mutter von Dorothea Caitlin Smith.“
 

~*+*~

Maria Santangelo war in den etlichen Jahren ihrer Dienstzeit als Krankenschwester zu verschiedenen Schlüssen gekommen. A) Dieser Job wurde einfach zu mies bezahlt um all das wieder gut zu machen, was man auf sich nehmen musste. Denn B) gab es nur zwei Arten von Patienten: die zuvorkommenden, mit denen man sich nett unterhalten konnte, die sich an ärztliche Anweisungen hielten und nichts ausgeflipptes anstellen. Und dann gab es noch die zweite Art Patient, die ihre Pfleger hassten und sich ständig ungerecht behandelt fühlten, was auf Gegenseitigkeit beruhte. Zu dieser zweiten Gruppe zählten die Hypochonder, die Hysteriker, die Phobiker, die „Ich will einfach nur nach Hause“-Menschen und auch jene, denen man ganz unvermittelt gesagt hatte, dass sie sterben würden. Schwester Santangelo wusste auch, dass Menschen, die dem Tod von der Schippe gesprungen waren, eher zu der ersten Gruppe gehörten.
 

Aber noch nie war ihr ein Patient wie Ziva David untergekommen. Es war nahezu ein Wunder, dass diese Frau um eine OP herum gekommen war und nur mit leichtem Fieber davon kam. Man brauchte schon einen mörderischen Überlebenswillen dazu und es schien, dass sie von diesem Willen immer noch nicht los ließ.
 

Ziva David sprach nicht und sie aß nicht.

Seit sie das Bewusstsein wieder erlangt hatte, hatte sie sich lediglich so weit aufgerichtet, dass sie nun gerade in ihrem Bett saß (sogar die mobile Rückenlehne ihres Bettes war darauf ausgerichtet worden) und unerbittlich die Fensterscheibe anstarrte. Hätte diese Scheibe Gefühle, hätte sie schon längst Selbstmord begangen, denn niemand hielt einem solchem Blick länger stand.

Niemand traute sich wirklich in ihre Nähe, obwohl die Patientin sich nicht wehrte, wenn man ihr Blut abnahm, oder die Infusion austauschte. Sie bekam keine Kochsalzlösung mehr, sondern Nährstofflösung, weil sie das Essen, was man ihr brachte, nicht anrührte.

Mit anderen Worten, sie war eine lebende Leiche, aufgerichtet von inneren Groll.

Deshalb fragte Maria Santangelo sich auch, warum sie noch Mitleid mit dieser Person empfinden konnte, die so umgänglich wie ein Mensch im Wachkoma war. Sie hatte schon versucht Unterhaltungen anzufangen und nur einmal traf sie dabei der Blick ihrer Patientin. Der Ausdruck in den schwarzen Augen hatte ihr einen solchen Schreck eingejagt, dass Maria es seitdem gelassen hatte.

Vielleicht hätte ja jemand der dieser Frau nahe stand, etwas daran ändern können, aber es gab keinen Besuch bis jetzt, weder ihr Mann noch das kleine Mädchen, das so sehnsüchtig an ihrem Bett gewacht hatte, bis sie von ihrer Mutter abgeholt worden war.
 

Was Schwester Santangelo nicht erwartet hatte war, dass die Veränderungen noch in ihrer Schicht eintreten würden, und das mit einem Auslöser, den wohl niemand außer Mrs. David selbst verstand.
 

Sie war wütend auf sich selbst, nun, da es überstanden war. Wütend auf ihre eigene Dummheit. Wütend darauf, dass sie den letzten Hinweis nicht ganz zu entschlüsseln vermochte. Sie wusste, dass sie wusste, was es mit „ROSA“ auf sich hatte, aber sie konnte sich nicht daran erinnern. Wahrscheinlich weil sie sich ständig an andere Dinge erinnerte, die aber scheinbar bedeutungslos waren... Oder nicht?

Joshua..

Ari und sie als das explosive Duo.

Und dann noch dieser eine Satz...
 

Ziva hatte in ihrem ganzen Leben stets vermieden, sich zu viele Freundinnen zu machen. Denn Vertrauen war etwas, das sie sich nicht leisten konnte.

Aber eine Frau hatte sich trotzdem einfach in Zivas Leben gedrängt oder eher war gedrängt worden, mit den Worten ’Sie gehört ja jetzt zur Familie’. „Koala“ war nervig, redete eine Menge und war viel zu arglos um nicht schutzlos zu sein, aber ihre chaotischen Wesenszüge machten sie ungeheuer sympathisch. Und sie war zu durchschnittlich, um Ärger auf sich zu ziehen. Sie war es auch, die den Spruch pflegte: „Wenn irgendwas schief geht, gibt es nur eine Sache, auf die man sich verlassen kann: Zucker. Lass dir von der Süßstofflobby“ – deren Existenz mehr als fragwürdig war – „nichts anderes einreden. Nur Zucker ist das wahre!“ Und wenn der wahrscheinlich einzige Mensch, der 100g puren Kakao essen konnte ohne an einer Theobromin-Überdosis zu sterben [1] so etwas sagte, dann musste es auch stimmen.

Beim Gedanken daran musste Ziva schmunzeln, zum ersten Mal seit Stunden. Sie rief die Schwester. Wechselte ein paar Worte mit der offenkundig überraschten Frau. Und fünf Minuten später ließ man sie allein, das Krankentablett vollgestellt mit jeder Art von Nachtisch, die sie gerade vorrätig hatten. Und während die Verbindungsagentin anfing, das Keks-Eis von Ben und Jerry’s zu genießen, zückte sie ihr das Krankenhaustelefon und wählte die Vorwahl von Israel, dann die von Tel Aviv und letztlich die Nummer, die in ihrem Mobiltelefon mit dem Icon eines Koalabären abgespeichert war.

Tausende Kilometer und einen Ozean entfernt klingelte es.
 

„Ja, hallo? Hier ßukar.“ [2]

Eine männliche Stimme meldete sich auf englisch (wegen der amerikanischen Vorwahl ihres Telefons), mit starkem hebräischen Akzent. Im Hintergrund konnte man deutlich hören, wie „Big Girls“ von Mika mit beträchtlicher Lautstärke abgespielt wurde und die Israeli fragte sich ernsthaft, was wohl die konservativen Nachbarn von der Musik dieses aus dem Libanon stammenden Sängers halten mochten.

„Joshua? Ich bin’s Ziva.“

„Hallo, Cousine. Sieht aus, als hättest du die Nase noch nicht voll von den Amerikanern.“

„Nein, wohl offensichtlich nicht. Wärst du so nett, mir deine Frau an den Apparat zu geben?“

Joshua schien etwas gekränkt, gab aber widerstandslos nach. Kurz darauf meldete sich eine Frau, das Englisch weitgehend klar, leichter deutscher Akzent.

„Und, wie schmeckt die Karamell Panna Cotta?“

Ziva sah den weißen Sahnepudding an, in dem ihr Löffel gerade erst versunken war. Verdammt, was Nachtisch anging, schien diese Frau wirklich ein Esper zu sein.

„Bin noch nicht zum kosten gekommen. Hör zu, es gibt da etwas, was ich dringend brauche. Wie schnell kannst du liefern?“

„Sag mir, was du willst und wo du bist und ich finde den dir nächsten Anbieter. Ich lass die Rechnung dem Institut zukommen.“

Die Mossad-Offizierin lächelte und ihr Blick entsprach dem eines Scharfschützen, der sein Zielobjekt erfasst hatte. Auf „Koala“ konnte man sich eben verlassen.
 

~*+*~

Sieben Uhr morgens. Er hatte die Nacht kaum ein Auge zu gemacht auch ohne Kaffee – den er übrigens seit dem vorigen Abend nicht einmal anrühren wollte – und saß nun hinter dem Steuer, auf dem Weg zu dem Ort, der alles kaputt gemacht hatte. Egal, wie sehr Gibbs sich einredete, dass es ihm gut ging und dass sein abwesender Zustand im Moment kein Gefahr für den Straßenverkehr war (sein Reaktionsvermögen hatte ihn an diesem Morgen schon vor drei Unfällen bewahrt), die Fragen, die er sich gestern gestellt hatte fraßen ihn regelrecht von innen auf. Und zu ihnen gesellte sich noch das, was er von Abby erfahren hatte.

Es machte zwar irgendwie Sinn, dass Kates Mutter verantwortlich für die vielen Leichen in seiner Autopsiehalle war, schließlich würde sie definitiv die Gewohnheiten von Col. Smith kennen, aber welches Motiv hätte diese Frau?

Es ging sicherlich nicht um Kate, schließlich hat sie auf ihr Sorgerecht verzichtet UND darauf bestanden, nicht in der Geburtsurkunde des Mädchens verzeichnet zu werden. Was für eine Art Mutter wies die eigene Tochter von sich und brachte deren Vater um, sowie seine schwangere Ex-Freundin? Das klang verdächtig nach Eifersucht, aber dazu war das Vorgehen zu methodisch.

Rache?

Das schien das wohl einzig logische.
 

Das Problem an ihren Ermittlungen war, dass es keine Ermittlungen mehr gab. Keine neuen Ansätze. Sie konnten nur noch die einzelnen Hinweise durchgehen, die sie schon gesammelt hatten.

Das war nicht Gibbs’ Aufgabe und so sah er sich einer Herausforderung gegenüber, vor der er sich schon zu lange gedrückt hatte.
 

Es musste schon einiges passieren, damit Leroy Jethro Gibbs verunsichert war und dieser Moment war einer von denen. Er hatte keine Ahnung, was er ihr sagen sollte, geschweige denn, was sie als Antwort akzeptieren würde. Ziva war nicht unbedingt eine einfache Person, wenn sie auch nicht anspruchsvoll war. Aber er hatte keine Ahnung, wie er ihr erklären sollte, dass er seine Gründe dafür hatte, sie nicht besucht zu haben. Oder ob sie einer Erklärung überhaupt zuhören würde. Frauen waren da manchmal sehr eigen. Blieb nur die geringe Hoffnung, dass keine Erklärung vonnöten war. Immerhin waren sie beide Profis, wer könnte besser verstehen als sie, dass er erst der Arbeit den vorrang geben würde?

Schwaches Argument, wirklich schwach.

Manchmal hasste er sein Pflichtbewusstsein. Manchmal hasste er seinen Job. Der einzige Vorteil war, dass seine Dienstmarke ihm mühelosen Eintritt in das Krankenzimmer gewährte, egal, ob Besuchszeit war oder nicht.
 

Männer mochten es vorbereitet zu sein. Und besonders Jethro hasste Überraschungen. Deshalb hatte er in dem Moment, in dem er die Tür zu Zivas Zimmer öffnete auch schon einige Antworten im Kopf für die Fragen, die ihn erwarten mochten.

Anstatt Fragen empfing ihn ein kühler Luftzug.

Das Fenster stand weit offen, das Krankenzimmer schien verlassen, bis auf einige leere Packungen und Schüsseln mit Süßkram. Ziva war eindeutig eine Frau, die einen unangenehme Überraschungen bereitete, ob man nun wollte oder nicht. Gibbs unterdrückte das Bedürfnis zu fluchen, und zückte schon fast unbewusst sein Handy, wählte über den Kurzwahlspeicher Zivas Nummer.

Freizeichen. Gut, das bedeutete, sie hatte ihr Handy nicht aus...
 

“~Can you feel it?

Coming over us now.

‘Cause I can breathe it

And it’s tutrning everything around…~”
 

Was zum...

Gibbs kannte den Song nicht – wie auch? Stammte er doch von einer deutschen Band, die sich in Israel größter Beliebtheit erfreute, eine Liebe, die von den Söhnen Mannheims erwidert wurde – aber die Qualität der Wiedergabe ließ auf einen Klingelton schließen. Und er war überrascht von dem Musikgeschmack der Israeli.

Die Quelle war unter der Decke des Krankenbetts, wo das Handydisplay weiß aufleuchtete und erst wieder erstarb als er auflegte. Die Aufschrift verkündigte ’Missed Call: Jethro’.

Missing Person wäre wohl treffender gewesen.

Sie war weg. Einfach so.

Sie würde nie während einer laufenden (in diesem Falle eher kreuchenden) Ermittlung einfach das Weite suchen...

Dann erst hörte er das Geräusch der Dusche. Ein beliebtes Ablenkungsmanöver um zu flüchten, aber Gibbs musste einfach sicher gehen. Hoffte insgeheim, sich nicht in ihr getäuscht zu haben. Ein tief dunkelbraunes Augenpaar fixierte ihn halb interessiert, so wie er die Badtür aufgerissen hatte.

„Was. Zum Teufel. Tust du. Da!“ Der Special Agent brachte seine Worte nur stoßweise heraus, bei dem merkwürdigen Anblick, der sich ihm bot. Ziva saß in der Bodenwanne der Dusche, komplett bekleidet und nass bis auf die Knochen.

„Ich denke nach.“

„Hier?“ Seine Stimme zeugte von halbem Entsetzen, dabei verlor er so gut wie nie die Beherrschung.

„Es ist der einzige Ort, an dem es nicht so steril riecht. Ich habe versucht, das Fenster auf zu machen, aber das hat auch nichts geholfen.“

„Du holst dir noch den Tod!“

„Siehst du, genau das verstehe ich nicht. Müsste es nicht heißen, ’dich holt noch der Tod’? Bei all den Märchen über den Sensenmann ist es doch unwahrscheinlich, dass man selbst zu ihm geht und ihn mitnimmt.“

Er konnte es nicht fassen. Nach allem, was passiert war, das sie durchmachen musste, hatte sie nichts besseres zu tun, als sich mit ihm über GRAMMATIK zu streiten? Gibbs hatte große Lust, ihr genau das an den Kopf zu schleudern, aber ihr plötzliches Lächeln hielt ihn ab. Sie lehnte sich zurück, ließ die zu einem sanften Prasseln gedrosselten Wassermengen auf sich herab rieseln.

„Man hat fast das Gefühl, als würde es regnen. Ich mochte den Regen schon immer, seit ich klein war. Er hinterließ die Luft immer so ungewohnt frisch, fast als wäre einem eine ganz neue Welt geschenkt worden. Der Geruch von Regen ist der Geruch von Veränderung.“

Ohne noch einmal drüber nach zu denken, legte er seine Uhr und sein Handy ab, auf den Rand des Waschbecken, schlüpfte aus seinen Schuhen und setzte sich neben Sie. Sie hatte Recht. Es beruhigte ungemein, wenn man einmal die erste Unbehaglichkeit wegen der Nässe überwunden hatte.

„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“

Nachsichtig strich der Ältere ihr eine Strähne aus der Stirn, die dort hartnäckig klebte.

„Ich weiß. Das war nicht meine Absicht, glaub mir. Ich musste an dich denken... da drin.“

Ihm fiel auf, dass die Israeli die Worte ’es tut mir Leid’ zu vermeiden versuchte. Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, dass sie das nur tat, wegen dem was er ständig predigte und nicht weil sie es auch so meinte. Deshalb war er es, der die Worte zuerst benutzte.

„Es tut mir Leid. Ich hätte es früher bemerken sollen.“

Das war schon die zweite Entschuldigung von ihm innerhalb von 36 Stunden und Ziva begann sich langsam zu fragen, womit Sie das verdient hatte, dass er ihr so vertraute und offen seine Schwäche zeigte. Es ehrte sie, aber es war auch ungewohnt. Beschämt von dieser Ehre, winkte die Israeli ab: „Nein, das war mein Fehler. Ich hätte dir Bescheid sagen sollen, dass ich etwas verdächtiges gefunden hatte, sobald ich die Spuren auf dem Fußboden sah. Das war unprofessionell.“ Jetzt erst hörte man die Frustration und die Wut auf sich selbst heraus, die sie schon die ganze Zeit beschäftigte.

„Du musstest sicher gehen. Ziva, du hast absolut richtig gehandelt, dir kann man keinen Vorwurf machen.“

Sie blickte ihren Boss wenig überzeugt an. Durch die Nässe war sein Haar wieder dunkler und ließ ungefähr den Farbton erahnen, den es gehabt haben mochte, bevor er zum NCIS ging. Trotzdem wirkte er kaum jünger, aber das war Ziva egal. Sein Alter stand ihm. Umso härter war es, dass sie ihn angelogen hatte, ihn, der normalerweise jede Lüge durchschaute und Schuld auf einer Entfernung von zehn Meilen riechen konnte. Ihr war regelrecht schlecht deswegen... was wohl auch an dem Sprint über das gesamte Gelände und um zwei Häuserblocks mit vollem Magen und einer gehörigen Menge Zucker im Blut lag, ganz zu schweigen von dem Wiedereinstieg durch das offene Fenster, das für das Erdgeschoss ziemlich hoch hing. Den Blutzucker hatte sie weitgehend durch das Rennen abgebaut und das Wasser auf ihrer Haut beruhigte und dämpfte die Übelkeit.

Wenigstens hatte sie jetzt das Päckchen.

Vielleicht würde sie es nicht brauchen, aber für den Fall, dass doch...
 

„Jethro?“

„Hm.“

„Lass uns durchbrennen.“

Er dachte, er hatte sich verhört. Aber ihre bittenden Augen ließen keinen Zweifel an der Bedeutung der Worte. Sie bat nie um etwas, außer, wenn sie mit zuckersüßer Miene McGee für ihre Zwecke einspannen wollte. Das hier war etwas anderes. Es war ihr ernst.

„Du meinst mit Vegas und allem?“

Er war sich nicht ganz sicher, ob er schon eine fünfte Ehe riskieren wollte, selbst mit ihr. Andererseits, die Ringe hatten Sie ja schon.

„Vegas? Was willst du denn im Casino? Ich spreche davon, die Undercover-Sache abzubrechen. Wahrscheinlich bin ich ohnehin schon aufgeflogen, also lass und weg hier und Urlaub einlegen. Die Toskana soll in dieser Jahreszeit sehr schön sein.“

/Klar. Sie hat nicht im geringsten ans heiraten gedacht. So wie es aussieht, weiß sie nicht mal, dass Las Vegas für seine Drive-In- Ehen bekannt ist./, schalt der Agent sich selbst.
 

„Sicher. Ich hatte auch schon daran gedacht, dich von der Sache abzuziehen. Ich werde Evelyn in unsere bisherige Ermittlung einweihen, dann wird sie vielleicht etwas kooperativer.“

Gibbs wollte schon aufstehen, wurde aber von seiner Agentin zurück gehalten.

„Und wie wirst du ihr erklären, warum du pitschnass bist? Du solltest wenigsten deine Sachen vorher trocknen lassen.“

„Ich habe noch Wechselsachen in unserem Zimmer.“

Ziva rollte mit den Augen, als er aufstand und das Wasser ausmachte. Männer. Konnten einfach nicht zwischen den Zeilen lesen.
 

Wenige Minuten und etliche nasse Fußspuren auf dem Gang später schlichen sie sich in ebendiese Räumlichkeiten. Natürlich hatte Ziva noch einen Zettel hinterlassen, auf dem sie mit höflichen Worten Gründe für ihre Selbstentlassung aus ärztlicher Obhut aufzählte, wenn sie dabei auch ein missmutiges Gesicht gemacht hatte, obwohl Jethro die Gründe für ihren Missmut nicht verstanden hatte. Und natürlich wich sie aus, wenn man sie danach fragte. Frauen!

Und hinzu kam, dass sie völlig unerklärlicherweise hinter ihnen abschloss und dabei fragte: „Meinst du, die haben hier noch genügend warmes Wasser?“

„Warum? Du kommst doch gerade erst aus der Dusche.“

Die Israeli hob bedeutungsvoll eine Augenbraue.

Und plötzlich dämmerte es ihm.
 

Gibbs erwiderte das verschwörerische Grinsen, blickte in Richtung Bad: „Wir müssen ohnehin dringend aus den nassen Klamotten.“

„Ganz dringend!“, pflichtete Ziva ihm bei.
 

Die nächste halbe Stunde würde keiner von ihnen ans Handy gehen.

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[1] Theobromin ist das Coffein des Kakaos... und das, was man als „Tein“ (Das Coffein des Tees...) bezeichnet ist übrigens Theophyllin, das in geringen Mengen in den Blättern von schwarzem und grünem Tee vorkommt. Ich sage das, weil so was kein Mensch wissen kann, das aber notwendig ist, wenn man z.B. Antibiotika nimmt. Also passt auf, bei den Nebenwirkungen mit anderen chemischen Substanzen, kann da schon mal Theophyllin stehen, da alle drei Alkaloide aber eine ähnliche Wirkung besitzen, würde ich auch die Finger von Kaffee, Cola und Kakao lassen.

[2] Nachname. Leider gibt es keinen Großbuchstaben von ß. ßukar = Zucker *g*



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-06-07T22:54:36+00:00 08.06.2008 00:54
Ich weiß ned was in meinem Kopf abgeht, aber ich bin mir 100%ig sicher das Kapitel schon gelesen zu haben, aber irgendwie ist mein Kommentar dazu...ausgeblieben. Also ich kann nudellsuppenfreak (cooler Name übrigens^^) nur zustimmen, klasse Kapitel.
ich wusste auch worauf Ziva am Ende hinauswollte, das Gibbs so lange gebraucht hat...tststsxD
ALso ich geh weiter lesen bis zum Schluss
Dein keks
Von:  jozu
2008-04-28T15:24:09+00:00 28.04.2008 17:24
war mal wieder ein klasse Kap^^
und desto mehr mögliche verdächtige auftauchen, desto mehr verwirrt mich der fall -.-''''
hoffe die lösung ist bald soweit xD
obwohl nein! Dann ist ja die ff zu ende -.-
^^' kann also noch etwas dauern^^
(wirklich voll doof, das ryan geflogen ist *sich auf keks' letzten kommi bezieh*)
freu mich aufjedenfall aufs neue kap
nuddelsuppenfreak


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