Zum Inhalt der Seite

Snowdrops and Chocolate

Die Fortsetzung des gleichnamigen Doujinshi
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Verlass mich nicht

"Verlass mich nicht"
 

Die Sonne streckte ihre ersten Strahlen langsam über den Horizont. Der Himmel tauschte sein Nachtschwarz gegen ein dunkles Taubenblau, das von frischem, morgendlichem Rot durchzogen war. Vögel besangen den neuen Tag. Eine Amsel saß anscheinend auf der Dachrinne direkt über Yukis Fenster und wollte den Morgen am lautesten begrüßen.

Zumindest vermutete Kei, dass es eine Amsel war. Die Jalousien waren noch geschlossen und ließen nur dünne Streifen Sonnenlicht herein. Kein Wunder, denn die Zeiger auf Yukis Wecker näherten sich erst der Fünf. So viel konnte Kei im Halbdunkel von Yukis Zimmer erkennen.

Regungslos verharrte er und hasste sich selbst dafür. Sein Kopf ruhte auf Yukis Schulter. Ein Wort von Atari hatte genügt, ihn seine Zalei-Ausbildung und den Kontakt zu Yuki abbrechen wollen zu lassen. Und nun hatte nur ein Wort von Yuki gereicht, um ihn seinen Entschluss wieder vergessen zu lassen.

War er denn so leicht zu beeinflussen? Hatte er denn keinen eigenen Willen?

Ganz ehrlich… Im Moment konnte sich Kei diese Frage nicht beantworten. Auf das, was er sich selbst tatsächlich wünschte, konnte er sich einfach nicht konzentrieren. Er fühlte an seiner Schulter wie sich Yukis Brust hob und senkte, spürte dessen Atem warm an seiner Schläfe. Dieser sanfte Hauch, der ein paar von Keis Strähnen in sein Gesicht fallen ließ. Und Yukis Herzschlag, der dazu den Takt schlug. Keis Wangen glühten. Sein Herz schien mit seinen schnellen, lauten Schlägen sogar die Amsel auf der Dachrinne übertönen zu wollen. Er wagte nicht, sich zu bewegen. Was wenn Yuki merken würde, was gerade in ihm vorging? Aber würde er sich nicht noch viel mehr in seiner Zuneigung bestätigt fühlen, wenn er blieb? Andererseits… würde Kei die Kraft haben, Yuki von sich zu stoßen und ihm ins Gesicht zu sagen, ihre Umarmung – inzwischen immerhin schon mehrere Minuten lang – hätte nichts zu bedeuten? Hätte sie das tatsächlich nicht? Würde Keis Herz denn so schlagen, wenn sie das nicht hätte? Wäre da dennoch dieses seltsame Gefühl in der Magengegend?

Yukis Arm lag noch immer auf Keis Schulter. Keinen Millimeter hatte sie sich bewegt, seit sie Kei mit einem sanften Ruck in Yukis Arm befördert hatte. Der Grund für ihr Ausharren war wohl vor allem Yukis Angst, diesen flüchtigen Moment zu zerstören, in dem Kei sich – sei es aus Müdigkeit, Verzweiflung oder Erleichterung – nicht gegen seine Umarmung wehrte. Er war sich bewusst, dass Kei diese Nähe normalerweise niemals zugelassen hätte. Aber jetzt konnte er nicht anders, als sie einfach zu genießen und jede Bewegung zu vermeiden, die diese magische Stimmung hätte vertreiben können. Auch wenn Yuki noch so gern Keis Kinn angehoben hätte, sich in diese smaragdgrünen Augen verloren, diese feinen rotbraunen Strähnen durch seine Finger gleiten lassen, diese weiche Haut auf der seinen gespürt, und diesen sanften Lippen einen zweiten Kuss gestohlen hätte…

Kei hasste sich dafür, dass er sich nicht wehren konnte. Und noch viel mehr dafür, dass er es auch nicht wollte.
 

Es war 08:48 Uhr, als die Türklingel zum ersten Mal einen Besucher ankündigte. Niemand öffnete. Womöglich befanden sich noch alle – bis auf Kiku, die schon brav in der Schule saß – in ihrer Tiefschlafphase und nahmen das Klingeln nur als grellen Vogelschrei in ihren Träumen war. Möglicherweise waren sie aber auch nur zu faul aufzustehen. Um 08:52 Uhr klingelte der morgendliche Besucher zum zweiten, um 08:54 Uhr zum dritten und um 08:54 ein halb Uhr zum vierten Mal. Um 08:55 Uhr klingelte dann Ryus Handy auf dem Nachttisch.

Erst jetzt warf Ryu murrend seine Bettdecke zurück, stieg in seine Jeans, griff sich auf dem Weg zur Tür noch ein T-Shirt und machte sich herzhaft gähnend auf den Weg nach unten. Es war Donnerstag, der 30. Juni. Ausnahmsweise hatte er an diesem Vormittag keine Vorlesungen und musste auch nicht in Pierres Praxis aushelfen. Eigentlich hatte er sich aufs Ausschlafen gefreut und hätte diesen Störenfried nur zu gerne ignoriert. Aber leider wusste Ryu, für welchen Anrufer er diesen Klingelton eingestellt hatte und dass es leider wichtig sein musste, wenn dieser Anrufer ihn unbedingt erreichen wollte.

„Ich hab schon dreimal geklingelt.“ Grinste Lan.

„Viermal. Dir auch einen guten Morgen.“

Lan trat gleich ein, kaum dass Ryu die Haustür geöffnet hatte und er schloss sie sofort hinter sich. Er trug zerrissene Jeans, Nietengürtel und -armbänder, wie fast immer in seiner Freizeit. Das ließ vermuten, dass er nicht vom Ratsgebäude oder der Arbeit kam.

Ryu durchquerte das Esszimmer und ging direkt in die Küche, wo er Kaffeewasser kochte.

„Wir haben ein Problem.“ stellte Lan nüchtern fest. Dennoch konnte Ryu die Anspannung in seinem Gesicht sofort erkennen.

„Ist dein ‚wir‘ ein ‚wir‘ im Sinne von ‚wir‘ oder ‚ihr‘ oder ‚du‘?“ antwortete Ryu unterkühlt und goss das heiße Wasser in zwei Tassen. Er bedeutete Lan, sich an den Esstisch zu setzen, auf dem er die beiden Kaffeetassen abstellte.

„Eigentlich ‚ich‘. Aber irgendwie auch ‚wir‘, es sei denn du hast die Grabrede für deinen besten Freund schon fertig.“

Ryu holte sich einen Schokoriegel aus dem Hängeschrank rechts vom Kühlschrank und setzte sich Lan gegenüber.

„Kaffee und Schokoriegel zum Frühstück…?“

„Ja, mir wird schlecht, wenn ich so früh schon was Gescheites esse… Also, schieß los.“

„Hast du nochmal mit Pierre geredet?“

„Ja, er will dich nicht sehen, wie erwartet. Ich schätze, in dieser Beziehung bleibt er stur.“

„Das hab ich befürchtet. Dann muss ich mir wohl was einfallen lassen. Solche emotionalen Typen sind echt unpraktisch, wenn man eine Verschwörung plant. Kein Platz für Gefühle.“

„Und was ist jetzt tatsächlich ‚unser‘ Problem?“

Lan atmete laut aus und ließ seinen Blick über Tisch, Schränke, Fenster, Herd und noch mehr Schränke einmal durch den ganzen Raum wandern, während er überlegte, wo er am besten anfangen sollte. Ryu nahm währenddessen einen Schluck Kaffee. Als Lans Blick seine Tour durch die Küche beendet hatte, fuhr sich Lan mit beiden Händen durchs Haar, kratzte sich in der gleichen Bewegung am Hinterkopf und sah seinen Gegenüber dann ernst an.

„Also… Du weißt ja, ich hab da diese lästige Angewohnheit, immer überall meine Augen und Ohren offen zu halten…“

„Du hast mal wieder rumgeschnüffelt.“ Stellte Ryu fest.

„Genau.“ Lachte Lan. Ryu konnte er nichts vormachen.

„Hast du wieder irgendwelche filmreifen Stunts hingelegt und irgendwer hat dich erwischt?“

„Nein, diesmal nicht.“ Lan wurde wieder ernst. „Aber ich hab etwas gehört, was mir sehr zu denken gibt. Und nicht nur das. Wenn irgendwer erfährt, dass ich das weiß… Dagegen ist die Sache mit dem Brief an K.R.O.S.S. gar nichts.“

„Kannst du´s mir erzählen? Wir hängen da immerhin beide mit drin.“ Zu Ryus Erstaunen schüttelte Lan den Kopf.

„Ich behalt das erstmal für mich. Adoy und der Rat wissen inzwischen, dass ich wieder irgendwas plane. Sie sind nicht so bescheuert, dass sie das nicht merken würden. Aber sie können noch nicht abschätzen, ob ich allein bin, gegebenenfalls wessen Hilfe ich habe und wie viel ich schon weiß. So lange sie das nicht wissen, und keiner das weiß, was ich jetzt weiß, besteht eigentlich für keinen außer mir Gefahr. Sie können das Risiko nicht eingehen, jetzt offen etwas zu unternehmen. Sonst würden sie unter Umständen die Büchse der Pandora öffnen… Verstehst du?“

„Nein. Und vor allem versteh ich nicht, warum du mich dafür aus dem Bett geholt hast.“

Lan atmete laut aus, lehnte sich zurück und umgriff in der gleichen Bewegung mit beiden Händen seine Tasse. Fast als wollte er seine Hände an dem heißen Kaffee wärmen. Den Blick hatte er ebenfalls auf das Porzellan gesenkt. Einen Moment herrschte Stille.

„Weil…“ noch einmal atmete Lan tief durch. „Ich glaube, Adoy bereut schon sehr, dass er dieses Ärgernis nicht schon vor Jahren aus der Welt geschafft hat. Als es noch einfach gewesen wäre…. Ich kann dir beim besten Willen nicht erzählen, was ich da letzte Nacht gehört habe. Aber ich hab jetzt wirklich Angst.“

Mit einem festen Blick sah Lan Ryu direkt in die Augen. Einem Blick, der sowohl bestätigte, dass er die Wahrheit sagte, als auch gleichzeitig wie ernst es ihm war. Lan hatte wirklich Angst. Was auch immer er von wem auch immer gehört hatte. Ryu blieb zwar unterkühlt wie immer, er konnte aber nicht leugnen, dass ihm langsam auch etwas mulmig wurde.

Aber hatte er nicht von Anfang an gewusst, wie ernst es werden konnte?

Lan und er hatten beide beim gleichen Zalei-Meister gelernt, bei Meister Adoy persönlich. Sie waren beste Freunde geworden und hatten einander alles anvertrauen können, ob es nun um Alltägliches ging oder das System der Zalei. Dennoch war Ryu natürlich schockiert gewesen, als Lan ihm vor etwa zwei oder drei Jahren zum ersten Mal erwähnt hatte, dass in ihrer Zalei-Gemeinde wohl nicht alles so optimal lief wie es sie der Rat glauben lassen wollte. Dieser Verdacht hatte sich bestätigt, als Lan in den Rat gewählt wurde und in dessen Arbeit Einblick hatte. Vor allem mit einer Organisation, die sich K.R.O.S.S. nannte, gab es immer wieder Probleme. Immer wieder erschreckte K.R.O.S.S. die Zalei mit ihren Zielen, Methoden und Wissen um eigentlich geheime Vorgänge. Es schien, dass der Rat dieser Organisation nicht Herr werden konnte. Und so beschloss Lan einfach, seine eigenen Ermittlungen durchzuführen. Leider stand an deren Ende nicht nur ein großes Fragezeichen, sondern auch jede Menge Ärger mit dem Rat. Lan hatte wenig bis überhaupt keinen Respekt vor Vorschriften oder Vorgesetzten und verfolgte seine Ziele meist ohne Rücksicht auf Verluste. So war früher oder später ein Konflikt mit dem Rat unumgänglich, der nun eben seine Struktur aus Vorschriften und Hierarchie ohne Rücksicht auf Verluste zu wahren versuchte.

Lan hatte Ryu nie erzählt, wie der Rat seinem Alleingang damals ein Ende gesetzt hatte. Aber Ryu wusste, dass seine Meinung von Meister Adoy seitdem nicht die beste war. Lan war der einzige Zalei, der Meister Adoy, den Vorsitzenden des Zalei-Rats ihres Landes, nicht ehrfürchtig mit ‚Meister‘ ansprach.

Und von seinem Alleingang hatte der Streit Lan ohnehin nur insoweit abgebracht, als er sich inzwischen einige wenige Verbündete gesucht hatte. Er war K.R.O.S.S. noch immer genauso auf der Spur wie damals. Ryu hatte sogar eher das Gefühl, dass Lan die Sache seit dem Ärger mit dem Rat allein schon aus persönlicher Rache noch ehrgeiziger verfolgte.

Warum er selbst sich beteiligte, konnte er gar nicht sagen. Hätte man ihn gefragt, hätte er vermutlich geantwortet ‚weil ich weiß, dass da irgendwas nicht stimmt‘. Vielleicht war er einfach nur auf der Suche nach der ganzen Wahrheit. Es gab so viele Ungereimtheiten in Bezug auf K.R.O.S.S., in Bezug auf den Rat und in Bezug auf die gesamte Tradition der Zalei. Ryu wollte vielleicht einfach nur die ganze Wahrheit, nicht mehr. Aber die wollte er so unbedingt, dass er sich auf Lans Spiel eingelassen hatte, und die Gefahr in Kauf nahm.
 

„Kannst du mir auch nicht verraten, wovor du Angst hast? Oder wie ich dir helfen könnte?“

Lan überlegte einen Moment.

„Wovor ich Angst habe, ist im Grunde… ich weiß, dass etwas passieren wird, aber ich kann überhaupt nicht abschätzen was. Ich weiß nur, dass mir entweder K.R.O.S.S. oder Adoy kräftig auf die Finger hauen will. Ich glaub nicht, dass du mir da helfen könntest… Aber keine Sorge, ich hau zurück.“ Lachte er.

Ryu wusste nicht recht, ob er mitlachen sollte. Wie er Lan kannte, würde er selbstverständlich zurückhauen. Aber vermutlich würde er damit die ganze Sache nur noch schlimmer machen. Genau wie damals.

Ganz diplomatisch sagte Ryu deshalb gar nichts mehr, sondern trank einen Schluck.

„Noch was anderes.“ Wechselte Lan das Thema. „Wie machen sich denn eure Schüler?“

„Du kennst ja Kiku. Sie ist gut und lernt fleißig. Wenn es so weit ist, legt sie bestimmt mal eine gute Prüfung hin. Was Kei angeht, solltest du aufpassen. Der wird noch deinen Rekord brechen, wenn er so weitermacht.“

„Oh, bloß nicht.“ Lan rollte mit den Augen und setzte ein gequältes Lächeln auf. Seit er die Prüfung bestanden hatte, wurde er bewundert. Er hatte nämlich als erster und bisher einziger Zalei die Prüfung weniger als ein Jahr nach dem Ausbildungsbeginn bestanden. Ein trauriger Rekord. Man hatte ihm immer wieder gesagt, wie stark doch das Zalei-Talent bei ihm ausgeprägt sei. Deshalb sei er ja auch sofort in den 3. Rang eingestuft worden, nur eine Stufe unter Meister Adoy selbst und eine Stufe, die er landesweit mit nur drei weiteren Zalei teilte. Und nicht zuletzt deshalb konnte er überhaupt in den Rat gewählt werden.

„Und was ist mit deinem Schüler?“

„Ceersh? Wir haben viel Spaß und ich geb mir alle Mühe, ihm viel Blödsinn beizubringen. Adoy kontrolliert die monatlichen Berichtsbögen schon höchst persönlich. Letzten Monat hat er mich zur Schnecke gemacht, weil ich als Beispiel ‚kostenfreier Kinobesuch in Carnform‘ aufgeschrieben hab, den Monat davor ‚Passantenbefragung „Verstehen Sie Spaß?“ mit Überprüfung in der Praxis‘. Diesen Monat hab ich den Bogen noch gar nicht ausgefüllt.“

„Wenn du so weitermachst, setzt Meister Adoy irgendwann wirklich noch einen Auftragskiller auf dich an.“

Im Grunde war Lan wohl nur gekommen, weil er tatsächlich Angst gehabt hatte. Er hätte es vermutlich nie zugegebenen, aber er wollte wohl einfach nur mit jemandem sprechen, dem er vertraute. Einfach nur eine Bestätigung, dass er nicht allein war.

Und daneben noch ein bisschen über Meister Adoy schimpfen.

Gegen späteren Vormittag, als Kei und Yuki auch endlich aufstanden, hatte Lan schon wieder ganz normal gute Laune. Die beiden konnten daher nicht einmal auf den Gedanken kommen, dass irgendetwas mit Lan nicht in Ordnung sein könnte. Er unterhielt sich ganz normal über ganz normale Themen mit ihnen und verabschiedete sich schließlich auch wie immer. Anscheinend.

Nur Ryu und Lan hatten dieses merkwürdige Gefühl, dass irgendetwas anders war, als Lan mit den Worten „Bleibt brav und bis bald“ durch die Tür nach draußen trat. Aber beide waren sich sicher, dass dieses trügerische Gefühl lediglich das Ergebnis ihres Gesprächs sein musste.
 

Kei saß im Wohnzimmer. Das Radio spielte Musik, unterbrochen von Nachrichtenmeldungen, die er gar nicht registrierte. Auf dem Tisch vor ihm stand eine Tasse Tee, von dem er noch nicht getrunken hatte. Kei war tief in Gedanken versunken.

Seit er aufgewacht war, waren da noch mehr Gedanken, die ihm keine Ruhe ließen. Nicht mehr nur die quälende Frage, ob er Zalei werden sollte oder nicht.

An diesem Morgen war sein Blick zuerst auf eine lange Schrankwand aus Buchenholz gefallen, die über und über mit Büchern und DVDs vollgestopft war. Schon im Halbschlaf, Momente bevor er seine Sinne gesammelt hatte, hatte er gewusst, dass diese Schrankwand gestern definitiv nicht gegenüber von seinem Bett gestanden hatte. Dann war sein Blick auf den blauen Teppich gefallen. Nein, der hatte auch nicht in seinem Zimmer gelegen, da war sich Kei auch im Halbschlaf sicher gewesen. Er hatte die Augen geschlossen. Vielleicht waren seine Augen ja auch noch im Land der Träume. Aber seine Nase gab seinen Augen recht. Dieses Kopfkissen hatte irgendwie anders gerochen als das, auf dem er sonst schlief. Aber diesen Geruch kannte er gut. Und was lag da eigentlich so schwer auf seiner Taille?

‚Oh nein!‘ hatte er nur gedacht und die Augen wieder aufgerissen. Im selben Moment, in dem ihm bewusst geworden war, wo er sich befand, war er auch schon hochgeschreckt, dass er beinahe aus dem Bett gefallen wäre.

Kei konnte sich nicht erinnern warum, wie es dazu gekommen war und wann er überhaupt eingeschlafen war… aber offensichtlich hatte er die Nacht nicht nur in Yukis Bett, sondern auch in dessen Arm verbracht. Da war auch nur ein schwacher Trost, dass er noch dieselbe Jeans und dasselbe Shirt trug wie am vorigen Abend.

Er war aufgesprungen und ohne ein Wort aus dem Zimmer gerannt. Seitdem hatte er Yuki gemieden. Eigentlich wollte er Yuki noch sagen, dass das alles nichts zu bedeuten hatte, er nicht gewusst hatte was er tat, ihm das Versprechen abnehmen, nichts zu verraten… Aber er konnte ihm nicht einmal gegenüber treten. Wenn er Yuki nur am anderen Ende des Gangs sah, spürte er die Röte, die sich auf seine Wangen legte, ein merkwürdiges Kribbeln im Bauch und den größten Frosch, den er jemals im Hals gehabt hatte.

Es hatte ihn unendlich viel Überwindung gekostet, sich auch nur ein paar Minuten im selben Raum aufzuhalten wie Yuki. Aber Ryu und Lan gegenüber wollte er sich schließlich nichts anmerken lassen. So hatte er Yuki zumindest nach seinem Bein gefragt, um irgendetwas gesagt zu haben. Ein etwas problematisches Thema, schien Kei. Denn er vermutete, dass er bei seiner Flucht Hals über Kopf versehentlich gegen Yukis verletztes Knie gestoßen war. Yuki schwieg aber darüber.

Überhaupt verhielt er sich heute ungewohnt wortkarg seinem Schüler gegenüber. Der Grund war natürlich, dass Yuki ebenso wenig wie Kei wusste, wie er ihm begegnen sollte. Ihm war bewusst, dass merkwürdige Umstände zu den Ereignissen der letzten Nacht geführt hatten und Kei sich zwar nicht dagegen gewehrt, sich aber auch nicht wohl gefühlt hatte. Yuki wusste, dass sich Kei nicht verzeihen würde, diese Nähe zugelassen zu haben. Und auch, dass es ein einmaliges Ereignis bleiben würde, so sehr er sich auch wünschte, sich in diesem Punkt zu irren.
 

Was wollte tatsächlich? Er selbst? Kei versuchte krampfhaft, die Ataris und Yukis von sich zu schütteln, die in Engelchen- und Teufelchenkostümen auf seinen Schultern saßen und ihm immer wieder „Tu es!“ – „Tu es nicht!“ ins Ohr flüsterten.

Was würde es für ihn bedeuten, wenn er seine Ausbildung abbrach… Er würde wieder als ganz gewöhnlicher Mensch leben. So lange leben wie ein gewöhnlicher Mensch und als alter Mann sterben. Wie ihm wohl weißes Haar stehen würde…?

Er würde die WG verlassen. Robin würde er freilassen, keine Kratz- und Beisskämpfe mehr, keine zerbissene Habseligkeiten. Sicher wäre ihm Robin dankbar, wieder ein ganz normales Fuchsleben in Wäldern und auf Feldern führen zu können. Obwohl ihm das garantierte Frühstück wahrscheinlich ein wenig fehlen würde. Und die Flöhe vermisste er sicher auch nicht sonderlich.

Kei würde ab nächstem Semester studieren. Einen Berufswunsch hatte er zwar noch immer ebenso wenig wie eine Idee, welches Studienfach er belegen sollte, aber studieren würde er wohl. Jedenfalls besser als für den Rest seiner Tage als Clown im Fairy Tales-Park aufzutreten. Obwohl Lan in der Rittershow und Ryami als Seiltänzerin schon einen ziemlich coolen Eindruck gemacht hatten.

In ein paar Jahren würde er dann seinen Lebensunterhalt alleine bestreiten können. Er würde eine Familie gründen, heiraten… möglicherweise…

Er würde Yuki, Ryu und Kiku verlassen. Gemeinsamkeiten hatten sie, abgesehen von ihrem Dasein als Zalei, nicht. Vielleicht würde er sich hin und wieder noch mit Yuki treffen, immerhin hatten Sie seit Wochen und Monaten jeden Tag mit einander verbracht und waren Freunde geworden – Freunde, über das ‚oder doch mehr?‘ bestand kein Diskussionsbedarf. Aber dass Yuki verletzt sein würde, war ihm nur allzu bewusst. So wie es jetzt war, konnte ihr Verhältnis kaum bleiben. Ryu und Kiku würde er vermutlich nie wieder sehen.

All diese Gedanken gingen Kei durch den Kopf, während er in seinem Tee rührte, dessen Temperatur sich langsam der eines Eiswürfels anglich.
 

„Warum heulst du denn in deinen Tee?“ holte Kikus Stimme ihn endlich aus seinen Gedanken.

Kei antwortete nicht. Er sah sie nur verwundert an und überlegte angestrengt, seit wann sie dort saß. Als er sich seinen Tee – vor etwa zwei Stunden – aus der Küche geholt und sich ins Wohnzimmer gesessen hatte, war er noch allein gewesen. Aber jetzt saß Kiku auf der Couch rechts von ihm, als wären ihre Beine schon seit Stunden eingeschlafen. Andererseits konnte sie noch gar nicht so lange von der Schule zurück sein.

„Ist irgendwas passiert, über das du so grübeln müsstest?“ fragte eine andere, wohl bekannte Stimme von der Couch zu Keis linker Seite. Sie gehörte Taki.

„Hmh.“ Gab Kei zurück, angestrengt, sich seine Überraschung nicht ganz so sehr anmerken zu lassen, und nahm einen Schluck Tee. Kalt.

„Lass dir doch von deiner Sempai helfen.“ Kiku sah ihn ganz ernst an, mit ihren großen, wasserblauen Augen. Kei erwiderte ihren Blick fragend. Meinte sie es ernst? Wollte sie ihm etwa ernsthaft helfen? Ohne sich über ihn lustig zu machen?

„Und wie willst du mir bitte helfen?“ Kei war ganz und gar nicht überzeugt.

Kiku grinste breit. Sie beugte sich zur Seite, bis über die Armlehne der Couch, griff nach etwas, das auf dem Boden dahinter lag und zog es hervor. Dieses etwas schien schwer zu sein, denn Kiku beförderte es in einem Kraftakt im großen Bogen auf ihren Schoß. Dann nahm sie es mit beiden Händen und hielt es Kei stolz unter die Nase. Sein Blick fiel auf ‚Dr. Legrands großes Lexikon der Säugetiere aus aller Welt ‘.

Schweigen.

Kiku wollte ihm tatsächlich helfen…. Oder?

„Als meine große Schwester Zalei geworden ist, hat sie auch wochenlang Bücher über Katzen gewälzt. Obwohl sie das eigentlich gar nicht nötig hatte. Unsere Familie hat schon immer Katzen gehalten.“ Lächelte Taki. „Aber dafür ist Ryami jetzt wirklich eine tolle Katzenexpertin und kann sich in Auroras Körper ganz genauso bewegen wie eine Katze. Niemand käme auf die Idee, dass in dem Körper ein Mensch steckt.“

„Genau. Und aus Kei machen wir jetzt einen richtigen Fuchs.“ Schloss Kiku.

Sie stand auf, tänzelte in kleinen Schritten um den Wohnzimmertisch und sank direkt neben Kei auf die Couch. Taki tat es ihr gleich. Das schwere Lexikon legte Kiku auf ihre Knie und fing an zu blättern. Fast als hätte sie die Seiten nicht zum ersten Mal gesucht, fand Sie den ‚Vulpes vulpes‘, den Rotfuchs.

Kei wusste nicht ganz, was sie sich erhoffte, aber wenn es sein völlig verdutztes Gesicht war, wurde sie nicht enttäuscht. Er wartete immer darauf, dass der Mann mit dem Mikrofon hinter der Tür hervortrat und ihm zeigte, wo die Kamera versteckt war. Ausgerechnet Kiku, die ihn vom ersten Tag an immer nur aufgezogen hatte, saß gerade neben ihm und wollte ihm Nachhilfe geben.

Und sie meinte es ernst. Fünf Seiten des Tierlexikons befassten sich mit Füchsen. Fünf Seiten, die Kei, Taki und Kiku Absatz für Absatz durchgingen. Etwa beim vierten Absatz auf Seite zwei – eine Ausführung über das Jagdverhalten – holte Kiku dann Robin als Anschauungsmaterial. Mit einem Kugelschreiber als Beute führte ihnen Robin eindrucksvoll den Sprung vor, mit dem sich ein Fuchs auf eine Maus stürzte. Er beschrieb haargenau den Bogen, der in Dr. Legrands Buch abgebildet war.

Fast drei Stunden saßen sie neben einander im Wohnzimmer, in das Lexikon vertieft. Danach zogen Sie um in Keis Zimmer, wo er sich noch detailliertere Informationen im Internet suchen wollte. Auf diesen fünf Seiten hatte Dr. Legrand noch längst nicht sein ganzes Wissen unterbringen können, wie sich herausstellte.

„Aha! Füchse lassen also die Überreste ihrer Beute einfach liegen und verfaulen. Deswegen stinkt ein Fuchsbau immer so… Kein Wunder, dass Robins Ecke immer aussieht als hätte eine Bombe eingeschlagen.“

„Da siehst du´s. Du hast ihn immer ganz zu Unrecht geschimpft.“ Nickte Kiku.

„Na, das lassen wir mal dahingestellt. Aber zumindest versteh ich jetzt ein bisschen, warum er auf seinen Saustall besteht.“

„Den anderen verstehen lernen ist der beste Schritt, sich ihm anzunähern und sein Freund zu werden. Das hat meine Schwester auch immer gesagt. Aurora und sie verbindet eine enge Freundschaft und tiefes Verständnis.“

„Klingt als wäre deine Schwester eine gute Zalei.“

„Das ist sie. Eine der Besten, und wahrscheinlich die mit der besten Bindung zu ihrem Carn.“

„Ich hab sie letzte Woche übrigens gesehen, im Fairy Tales Park. Bei der Eisrevue im Schloss der Schneekönigin, dann beim Ballett im Feenwald und am Abend euch beide bei der Parade. Ihr habt ja ganz schön was drauf als Showgirls.“ Staunte Kei.

„Danke.“ Hauchte Taki, etwas verlegen.

„Ach was. Du hast doch eh nur die knappen Outfits bewundert, gib´s zu.“ Mischte sich Kiku lachend ein.

„Stimmt, die waren auch nicht zu verachten… Aber in erster Linie war ich total sprachlos, wie perfekt da jede Bewegung saß, auch nach so einem Vorstellungs-Marathon. Ich will gar nicht wissen wie lange ihr immer trainieren müsst.“

„Das sagt Kiku auch immer. Aber das Training macht mir Spaß, deswegen tu ich es gern.“

„Apropos ‚Training‘: weitermachen!“ rief Kiku zur Ordnung.

Als die Sonne sich den Dächern der gegenüberliegenden Häuserzeile näherte, war Kei nicht nur zu einem Fuchsexperten geworden, sondern Kiku und er auch Freunde. Zumindest war Kei nach diesem Nachmittag zu der Erkenntnis gekommen, dass Kiku tatsächlich so süß sein konnte wie ihr Lächeln auf diesem Foto… wenn sie nur wollte.

Kiku und Taki standen auf. Sie wollten sich in Kikus Zimmer zurückziehen. Mit Kei nebenan hatten sie noch nicht genug Gelegenheit gehabt, über die neusten Gerüchte, Trends und Skandale zu diskutieren. Damit würden sie vermutlich den restlichen Abend verbringen.

„Danke für eure Hilfe. Das war echt nett von euch.“

„Gern geschehen.“ Lächlte Kiku. “Hauptsache, du denkst nie wieder so laut drüber nach, uns zu verlassen.“

„Wie…? – Hat Yuki etwa was gesagt…?“

„Nein, nur dein Tee.“ Grinste Kiku, schloss die Tür hinter sich und ließ Kei mit seiner Verwunderung allein.

Tatsächlich war er ja gar nicht allein. Robin lag unter dem Schreibtisch und kaute auf dem Riemen von Keis Rucksack herum. Kei machte einen Schritt auf ihn zu und kniete sich vor den Schreibtisch hin. Eine ganze Weile betrachtete er Robin einfach nur, ohne ein Wort zu sagen.

Er beobachtete die Art wie Robin den Kopf leicht schief legte, mit jedem Biss ein bisschen schiefer. Wie er dabei die Augen zusammenkniff und wieder öffnete. Das Goldbraun seiner Iris, das die Pupillenschlitze säumte. Wie seine Pfote sich auf den Rucksack legte und die Zehen spreizte, in dem Moment, als Robin seinen Ellenbogen streckte. Wie Robins rotes Fell im Licht der untergehenden Sonne die Farbe wechselte, als sich sein Schulterblatt darunter bewegte.

Das war Kei vorher nie bewusst aufgefallen. Er hatte Robin immer nur gesehen als ‚Fuchs‘, aber sich nie Gedanken gemacht, was für ein wunderschönes Geschöpf so ein Fuchs eigentlich war.
 

Kei würde Zalei werden. Er konnte nicht genau sagen, wann er diesen Entschluss gefasst hatte, aber gefasst hatte er ihn. Er würde bei Yuki, Kiku und Ryu bleiben, sich mit Robin anfreunden, seine Ausbildung beenden und ein Zalei werden.

Aber was Atari anging, quälte ihn dennoch sein schlechtes Gewissen.
 

Weitgehend hatte sich sein mieses Gefühl verflüchtigt. Lan rechnete jedoch nach wie vor mit einer bösen Überraschung, wenn er im Ratsgebäude ankommen würde. Es dämmerte bereits, als ihn sein Weg durch das unheimliche Waldstück hinaus aus der Stadt führte. Onyx führte er locker am Zügel neben sich her. Das Zwielicht und das Blutrot, mit dem die Sonne langsam versank, tauchten Laub, Geäst und Steine in eine schaurige Stimmung. Schreie von Vögeln, Raubtieren und anderen exotischen Tieren begleiteten Lan auf seinem Weg. Immer lauter wurden sie, je mehr er sich dem abgelegenen Sitz des Rates näherte.

Lan hatte die Mauer und den Vorgarten hinter sich gelassen und das alte Gebäude durch das große, schwere Tor betreten. Schon in der Eingangshalle endete sein Weg. Im Halbdunkel der Eingangshalle erwarteten ihn Adoy, mit seiner Schildkröte auf dem Arm, und Ryami Hisui, neben der ihre schwarze Katze Aurora saß. Zahlreiche Kerzen und Fackeln erhellten den Raum, konnten jedoch die Schatten auf ihren Gesichtern nicht vollständig vertreiben. Vor allem die Augen des alten Meisters lagen im Dunkeln, sodass Lan den Glanz in ihnen erst sehen konnte, als er schon fast direkt vor Adoy stand. Die letzten Sonnenstrahlen, die durch die hohen Fenster drangen, tauchten die Halle in weiches Rot.

Lan war nicht überrascht, dass Adoy ihn schon in der Halle abfing. Dennoch gab er sich alle Mühe, so zu wirken.

„Ihr seid hier? Wurde denn die Sitzung abgesagt?“

„Nicht abgesagt sie wurde. Jedoch eine wichtige Angelegenheit müsst ihr erledigen, sehr wichtig. Nur Zalei von hohem Rang erledigen sie können.“

„Was könnte denn so wichtig sein, dass nur zwei Zalei vom 2. und 3. Rang es erledigen könnten? Noch dazu, wo doch eine Vollversammlung ansteht?“

„In den kleinen Saal ihr mir folgt.“ Diktierte Meister Adoy und wandte sich zur Treppe zentral am Ende der Eingangshalle, die in den ersten Stock führte. Der kleine Saal wurde seinem Namen kaum gerecht. Besonders klein war er nicht, jedoch nur etwa halb so groß wie der große Sitzungssaal, in dem der Rat tagte. Der kleine Saal wurde vor allem für Besprechungen mit einer geringeren Zahl von Teilnehmern oder für inoffizielle Gespräche genutzt.

Meister Adoy schritt voran und nahm im großen Sessel Platz, der sich in der kreisrunden Bestuhlung gegenüber der Eingangstür befand. Lan und Ryami folgten ihm und schlossen die Tür hinter sich.

„Weißt du um was es geht?“ flüsterte Lan Ryami zu.

„Er hat mir auch nichts gesagt.“

Ryami setzte sich in den Sessel zu Meister Adoys linker Seite. Lan blieb gleich hinter dem Sessel stehen, der sich am nächsten zu Tür befand. Meister Adoy schwieg und sah seine beiden Gegenüber an. Nur mit einem Blick bedeutete er Lan, sich zu setzten, da er erst dann das Wort ergreifen würde. Lan atmete laut aus. Er gehorchte und setzte sich, widerwillig.
 

Der wichtige Auftrag, mit dem Meister Adoy Ryami und Lan betrauen wollte, war schnell erklärt. Im Restaurant ‚San Gabriela‘ würde sich an diesem Abend ein Stadtratsmitglied mit einer unbekannten Person treffen, die vermutlich einer kriminellen Organisation angehörte. Lan und Ryami sollten die beiden belauschen, die beiden Personen, sowie nach Möglichkeit die ‚Ware‘ fotografieren und so das Treffen dokumentieren. Der Auftrag stammte wohl von einem konkurrierenden Stadtratsmitglied, vermutete Lan. Im nächsten Jahr standen die Kommunalwahlen an, sodass jeder bestrebt war, die Leichen im Keller seiner Konkurrenten zu entdecken. Wo aber die Schwierigkeit lag, die den Einsatz zweier der hochrangigsten Zalei erforderte, wusste er nicht. Meister Adoy beantwortete Lans Nachfrage auch nicht. Er solle sich lieber freuen, so einen ‚leichten‘ Auftrag erledigen zu dürfen, wenn er ihn dafür hielt.

Im Vorgarten wartete Onyx ruhig auf die Rückkehr seines Herren. Nach einer kurzen Begrüßung schwang sich Lan auf den Rücken seines Pferdes. Ryami nahm Aurora auf den Arm und saß hinter ihm auf. Langsam trabte Onyx die Wege entlang zum Tor, durch das sie das Anwesen des Rates verließen. Etwa nach zehn Minuten hatten sie den kleinen Wald hinter sich gelassen und befanden sich auf ihrem Weg über schmale Straßen zum Restaurant ‚San Gabriela‘. Entlang der großen Landstraße hätten sie das Restaurant zwar auf viel schnellerem und bequemerem Weg erreicht, jedoch konnten sie sich hier unauffälliger bewegen. Die wenigen Passanten starrten sie ohnehin schon verwundert genug an.

„Was denkst du über diesen Auftrag?“ fragte Ryami schließlich, um das Schweigen zu beenden, in dem sie sich seit ihrem Aufbruch befunden hatten.

Lan war in Gedanken versunken. Er überlegte, wieso Adoy ausgerechnet ihnen beiden diesen Auftrag überlassen hatte. Seit dieser Geschichte vor zwei Jahren hatte Adoy kein bedingungsloses Vertrauen mehr in seinen ehemaligen Schüler. Er konnte jedoch nicht leugnen, dass er einer der Besten war. Deswegen konnte er auf Lans Hilfe nicht verzichten und ihn nicht ‚verbannen‘ wie er es mit unliebsamen Zalei schon früher getan hatte. Mit Ryami verhielt sich das ganz anders. Sie war schon immer ein Liebling von Adoy gewesen und hatte ihm noch nie Grund gegeben, ihr böse zu sein. Adoy verließ sich auf sie. Wollte Adoy etwa mit ihrer Hilfe Lans Loyalität auf die Probe stellen? Lan kannte Ryami schon lange und verstand sich sehr gut mit ihr. Aber er konnte nicht sagen, ob sie einen solchen Auftrag von Adoy nicht dennoch ohne Zögern angenommen hätte.

„Ich glaube, dass hinter dem Auftrag mehr steckt als nur eine Beschattung.“

„Das denke ich auch. Meister Adoy verheimlicht uns irgendwas.“ Nickte Ryami zu Lans Erstaunen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie an Adoys Wort zweifeln würde. Ryami hatte jedoch auch keine Idee, was tatsächlich auf sie zukommen könnte. Beide einigten sich darauf, in jedem Fall die Augen offen zu halten und vorsichtig zu sein. Zumindest sollten sie darauf gefasst sein, dass nicht alles nach Plan verlaufen würde.
 

Als sie in die Straße einbogen, in deren Mitte sich das ‚San Gabriela‘ befand, stiegen Lan und Ryami ab. Onyx‘ Hufe hallten zwischen den Häusern laut wider, sodass Lan ihn ganz langsam führte. Beim Restaurant angekommen, bedeutete Lan Onyx, hinten am Ende der Einfahrt zu warten. Er selbst schlich mit Ryami einmal um das Gebäude herum, um sich umzusehen. Das Restaurant war geschlossen. Die Türen waren verschlossen, am Eingang ebenso wie der Hinterausgang in der Küche. Es brannte nur im hinteren Teil des Restaurants Licht, der von der Straße aus nicht einsehbar war. Hier saßen die beiden Personen an einem Tisch und unterhielten sich. Ryami und Lan konnten zwei Stimmen hören, jedoch von außen nicht verstehen was sie sagten. Fotografieren konnten sie ihre Zielpersonen ebenfalls nicht von außen, es sei denn sie hätten sich unmittelbar vor die verglaste Front gestellt. Da sie sich aber nicht entdecken lassen durften, schied diese Möglichkeit aus.

Hinten in der Küche war ein Fenster an der Rückseite des Gebäudes gekippt. Das war vermutlich die einzige Stelle, an der ein Einbruch möglich war. Lan führte Onyx unter das Fenster und stieg auf seinen Rücken. Bevor die Mission offiziell begann, steckten sich Lan und Ryami kleine Hörer ins Ohr und brachten kleine Mikrofone an ihren Kragen an. Nachdem sie sich vergewissert hatten, dass die Geräte funktionierten, reichte Ryami Lan ihre Katze auf Onyx‘ Rücken. Lan hob sie hoch, sodass Aurora am oberen Rand des Fensters durch den Schlitz ins Innere der Küche schlüpfen konnte. Dort landeten ihre Katzenpfoten sicher und leise auf dem Tresen unter dem Fenster. Ein prüfender Blick, dann griff Lan nach Ryamis Oberarm, die im nächsten Moment schon leblos in seinen Arm sank. Er hob sie auf Onyx und legte sie über dessen Hals, sodass sie nicht herunterfallen konnte.

Aurora öffnete inzwischen geschickt das Fenster. Lan kletterte hinein. Es war stockdunkel in der Küche. Nur indirekt drang etwas Licht von den Straßenlaternen hinter das Haus und durch die Fenster. Unter der Tür ganz links, die von der Küche ins Restaurant führte, blitzte ein schmaler Streifen Licht. Die beiden Personen mussten fast direkt vor der Tür sitzen. Vorsichtig und auf Zehenspitzen schlich Lan dort hin. Ein kleines Fenster in der Tür erlaubte dem Küchenpersonal einen Blick auf die Gäste. Lan wagte einen Blick und musste leider feststellen, dass die beiden Personen, zwei Männer, nur etwa drei bis vier Meter von der Tür entfernt Platz genommen hatten. Er konnte also unmöglich unbemerkt durch die Tür ins Restaurant gelangen.

Mit dem Rücken zu ihm saß der Mann mittleren Alters, der wohl das Stadtratsmitglied war. Er hatte lichtes, graues Haar und trug einen schwarzen Anzug. Der Mann ihm gegenüber war deutlich jünger, vermutlich Mitte 20. Er hatte schwarzes Haar, das er im Nacken zu einem kleinen Zopf gebunden hatte. Sein rechtes Auge war blind.

„Denkst du, wir könnten die Tür weit genug öffnen, dass Aurora durch passt?“ hörte er Ryamis Stimme leise in seinem Ohr. Offenbar war sie wieder in ihren Körper zurückgekehrt, um mit ihm sprechen zu können.

„Nein, der eine sitzt direkt gegenüber von der Tür. Er würde sogar sehen, wenn sich nur die Klinke bewegt. Das scheidet aus. Außerdem könnte Aurora keine Fotos machen.“ Flüsterte Lan zurück.

„Alternative?“

„Ich schau mich um.“

Daraufhin entfernte sich Lan wieder von der Tür und schlich einmal im Kreis durch die Küche, immer gefolgt von Aurora. In der Mitte befand sich eine hufeisenförmige Kochinsel, deren Öffnung zur Rückseite des Gebäudes zeigte. Eine Tür hinten im Gebäude gab den Blick in den Lagerraum frei. Ganz rechts führte eine Tür zur Personaltoilette. Das war vielleicht der einzige Weg ins Restaurant, denn sie wies zur Vorderseite des Gebäudes hin und Lan wusste von einem früheren Restaurantbesuch, dass sich die Gästetoiletten ebenfalls auf dieser Seite des Gebäudes befanden. Vielleicht gab es eine Verbindung. Die Tür war verschlossen, sodass Lan zunächst sein Einbrechergeschick mit einem verbogenen Draht beweisen musste. Nach ein paar kurzen Umdrehungen mit dem Draht sprang die Tür sofort auf und Lan trat ein. Ein Blick nach links und rechts brachte eine erste Enttäuschung. Kein zweiter Eingang und damit auch kein möglicher Weg zu den Gästetoiletten. Dann blickte Lan jedoch nach oben. Sehr schön. Die Wand war nicht bis ganz nach oben gemauert.

Er hob Aurora auf seine Schulter, stieg auf den Toilettendeckel, den Spülkasten und zog sich mit beiden Armen hoch. Aurora sprang gleich auf die Mauer. Etwa fünfzig Zentimeter waren frei bis zur Decke. Lan schwang sich über die Wand und kletterte auf der anderen Seite beinahe völlig lautlos wieder hinunter. Aurora landete sicher auf seiner Schulter. Einen Moment hielt Lan noch inne und vergewisserte sich, dass er ganz allein war. Dann trat er aus der Kabine, an den Waschbecken vorbei und verließ die Toilette schließlich.

„Das war die Damentoilette, du Spanner.“ Hörte er durch den Ohrhörer.

„Sorry. Aber du weißt ja selber, dass das noch eine meiner wirklich kleinen Sünden ist.“

Ryamis großes Talent war es, extrem schnell zwischen dem Körper ihres Carn und ihres eigenen hin und her wechseln zu können. Es war nicht selbstverständlich, dass ein Carn sich das gefallen ließ, vor allem wenn der Zalei die ganze Zeit über immer wieder hin und her tauschte. Das machte Ryami zu einer sehr großen Hilfe bei Missionen dieser Art. Sie konnte im Restaurant selbst helfen, und gleichzeitig draußen Wache stehen.
 

Auf leisen Sohlen schlich Lan den kurzen Gang entlang, der ins eigentliche Restaurant führte. An dessen Ende ging er vorsichtshalber gleich in die Knie. Das ‚San Gabriela‘ war leer, bis auf den Tisch auf der anderen Seite, an dem die beiden Herren saßen. Aber Lan war sich nicht sicher, ob man ihn nicht durch die verglaste Front von der Straße aus sehen konnte. Auf den Tisch seiner Zielpersonen hatte er keinen direkten Blick. Die L-förmige Theke befand sich dazwischen. Da sich der besagte Tisch jedoch genau am Fuß des Ls befand, konnte Lan sich wunderbar hinter der Theke verstecken und von dort aus, zwischen den darauf stehenden Flaschen hindurch, seine Beweisfotos aufnehmen.

Ohne sich wieder zu erheben, huschte er die etwa zwei- drei Meter bis hinter die Theke. Aurora folgte ihm. Zunächst wagte Lan noch nicht, über den Tresen zu blicken. Er belauschte die beiden Männer nur und versuchte sich auftragsgemäß so viel wie möglich zu merken. Aurora neben ihm, beziehungsweise Ryami in deren Körper, tat es ihm gleich.

„Haben Sie mit der Baubehörde gesprochen wegen der geplanten Erweiterung von Trakt 2 unserer Anlage?“ fragte der Mann, der mit dem Rücken zur Eingangstür saß.

„Nun ja… Das ist nicht so einfach. Der Bebauungsplan sieht keine so großen Gebäude vor. Er müsste zuerst geändert werden, und das geht wiederum erst, wenn der Flächennutzungsplan angepasst wurde.“ Stammelte der andere Mann, vermutlich das Stadtratsmitglied, wegen dem Lan hier war, hörbar nervös.

„Dann passen Sie ihn bitte an. Wir müssen die Deckenhöhe der Halle in Trakt 2 auf zehn Meter erhöhen, wenn wir wie geplant unsere neuen Maschinen aufbauen wollen.“

„Könnten sie dann nicht die darüber liegenden Etagen in einen anderen Trakt verlegen? Ein Bebauungsplan ist nicht so einfach zu ändern. Nächstes Jahr sind Wahlen. So einen merkwürdigen Antrag meinerseits würde die Opposition sofort…“

„Wir brauchen die Messinstrumente nach wie vor über der Halle, ebenso die Auswertungsabteilung. Es müssten also alle Stockwerke um etwa fünf Meter nach oben weichen. Die Miss hat schon alle Varianten durchgespielt und ist zum Schluss gekommen, das sei die kostengünstigste.“

‚Miss?‘ Lan schreckte zusammen. Diesen Decknamen gab sich die Chefin von K.R.O.S.S.. Also gehörte der jüngere Mann zu dieser Organisation. Die Wortfetzen über den geplanten Umbau, die Lan aufgeschnappt hatte, passen ebenfalls auf das Zentrum, das K.R.O.S.S. ein paar Kilometer außerhalb der Stadt errichtet hatte. Warum immer wieder K.R.O.S.S.? Hatten die denn überall ihre Finger mit im Spiel?

„Ich werde sehen was ich tun kann. Auf Ihre Wahlkampfunterstützung kann ich nicht verzichten.“ Resignierte der Ältere schließlich.

„Ganz recht.“ Lan hörte förmlich das Grinsen in der Stimme des anderen. „Dann wäre da noch etwas. Wie sieht es mit der Fragebogenaktion aus?“

„Äh…“ versuchte der Ältere, etwas Zeit zum Überlegen zu gewinnen. „Fragebogen?“

„Wir hatten Sie gefragt, ob es möglich wäre, einen Fragebogen an den örtlichen Schulen zu verteilen. Die Schüler sollten einige Fragen zu parapsychologischen Erfahrungen beantworten. Völlig anonym, versteht sich.“

Jetzt riskierte Lan doch einen Blick. Ganz langsam schob er sich so weit hoch, dass er gerade zwischen zwei Flaschen hindurch auf die beiden Männer sehen konnte. Das Gesicht des linken kannte er von Wahlkampfplakaten. Den anderen hatte er noch nie gesehen. Nun erkannte Lan, dass vor den beiden zahlreiche Skizzen, Tabellen und Schriftstücke auf dem Tisch ausgebreitet lagen. Das also war die ‚Ware‘, die er fotografieren sollte.

„Nun ja. Das ist nun wirklich sehr kompliziert.“ Stammelte der Stadtrat.

Vorsichtig, um ja kein noch so kleines Geräusch zu verursachen, zog Lan die Kamera aus seiner Jackentasche. Wie in Zeitlupe hob er sie bis vor sein Gesicht, visierte die beiden Männer an. Mist, die Flaschen standen zu dicht. Einer von beiden Männern war immer verdeckt, egal wie er die Kamera hielt.

„Was ist so kompliziert?“

„Na ja, das Kultusministerium muss die Aktion genehmigen. Und da sehe ich schwarz. Sie werden Fragen stellen.“

Lan griff nach einer der Flaschen und schob sie so vorsichtig zur Seite, als könne sie jederzeit in tausend Scherben zerspringen. Dann konnte er endlich einige Fotos von dem Stadtratsmitglied zusammen mit dem jungen Mann von K.R.O.S.S. aufnehmen. Damit war Teil eins des Auftrags erfolgreich erledigt.

„Hast du die beiden?“ flüsterte Ryami in seinem Ohr. „Dann nichts wie raus da.“

„Noch nicht. Die Pläne will ich auch noch knipsen. Bis jetzt haben sie uns noch nicht bemerkt.“

Als hätte Lan mit dieser Aussage das Unglück heraufbeschworen. Er hatte die Kamera gerade wieder in seiner Jackentasche verstaut und die Flasche an ihren angestammten Platz geschoben – wegen dem Abdruck im Staub wollte er sie lieber zurückstellen – da geschah das Unglück.

„Was das Kultusministerium dazu sagt, ist ihr Problem. Ich finde es ja ohnehin einen feinen Zug von der Miss, die Behörden vorab zu informieren. – Ach ja. Sind die Getränke eigentlich nur zur Zierde oder wollen Sie Ihrem Gast kein Glas anbieten?“

„Oh, äh… Das Restaurant gehört meinem Cousin. Er hat bestimmt nichts dagegen, wenn wir uns eine Flasche nehmen.“

Lan hörte, wie einer der Stühle zurückgeschoben wurde und kurz darauf Schritte, die auf die Theke zukamen. Er ging wieder in die Knie, drückte sich so nah an die Rückseite der Theke wie er konnte. Leider war dort kein leerer Schrank oder eine Nische, in der er sich hätte verstecken können. In diesem Moment hoffte er einfach nur, dass sich der Mann zwei Gläser und eine Flasche von oben nehmen und sich wieder setzen würde. Leider wurde er enttäuscht.

„Warten Sie einen Moment.“ Rief der Stadtrat vom Tisch aus. Also war es der junge Mann von K.R.O.S.S., der aufgestanden war. Nun erhob sich jedoch auch der andere und kam näher.

„Die Flaschen da oben lässt mein Cousin immer draußen stehen, weil die Etiketten schön sind. Die Weine schmecken jedoch ganz furchtbar. Warten Sie einen Moment, ich hole eine Flasche aus dem Schrank.“

Der Mann von K.R.O.S.S. blieb vor der Theke stehen. Der andere jedoch wollte wohl um den unteren Balken vom L herum, hinter die Theke gehen. In diesem Fall hätte er Lan sofort entdeckt. Ihm blieb also keine andere Wahl, als sein Versteck hinter der Theke so schnell wie möglich zu verlassen. Auch auf die Gefahr hin, dass der Mann von K.R.O.S.S. ihn womöglich sehen würde.

Zum Glück beobachtete der aber wohl den Älteren, als er seinen Weg hinter die Theke nahm. Lan konnte unbemerkt wieder in den kleinen Gang verschwinden, der zu den Toiletten führte. Dort atmete er erleichtert durch, während er schon das Klimpern von Flaschen hinter sich hörte. Aurora folgte ihm auf leisen Pfoten.

„Moment! Was war das da hinten?“ rief der Mann von K.R.O.S.S. erschrocken aus.

„Was denn?“

„Keine Ahnung. Was kleines, dunkles mit Fell… Eine Ratte vielleicht?“

„Eine Ratte? Das kann nicht sein. Mein Cousin hat mir Stein und Bein geschworen, nach der letzten Inspektion…“

„Entweder eine Ratte, oder ein ungebetener Gast.“ Stellte der Jüngere fest.

Lan hörte nicht nur Schritte, die auf ihn zukamen, sondern auch ein leise knackendes Geräusch, das er vor allem aus Actionfilmen kannte. Hatte der Mann eine Waffe?

Vorsichtig riskierte er einen Blick um die Ecke. Negative Nachricht: er hatte tatsächlich eine Pistole gezogen und hielt sie auf die Decke gerichtet, als er sich langsam der Stelle näherte, an der er die ‚Ratte‘ gesehen hatte. Positive Nachricht: beide Männer kamen hinter der Theke durch auf ihn zu. Wenn sie also noch auf der kurzen Seite des Ls waren, versperrte eine Reihe Hängeschränke den Blick auf Lan. Diesen Moment nutzte er und sprang blitzschnell an der offenen Seite der Theke vorbei hinter den langen Scheitel des Ls. Hier presste er sich mit angehaltenem Atem so fest an die Wand hinter sich, als die beiden Männer hinter ihm Richtung Toiletten gingen.

„Da war bestimmt nichts. Sie müssen sich geirrt haben.“ Versicherte der Ältere.

„Nein, ich bin ganz sicher.“ Stellte der Jüngere fest und war offenbar entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen. Mit erhobener Waffe wagte er sich langsam hinter dem Tresen vor, zum Gang hinüber, der zu den Toiletten führte. Vielleicht war er auch zum Schluss gekommen, dass – was auch immer er gesehen hatte – von dort gekommen war.

‚Such du ruhig.‘ dachte Lan bei sich.

Er tastete sich vorsichtig an der langen Seite der Theke entlang, bis zum Tisch vor, an dem die beiden Männer gesessen hatten. Aurora folgte ihm bis zum Ende der Theke, wagte sich jedoch lieber nicht weiter vor. Lan sah sich ein letztes Mal nach den beiden Männern um. Beide suchten wohl noch jede Fließe in den Toilettenräumen einzeln ab. Dann gab Lan den Schutz des Tresens auf und schlich direkt zum Tisch. Blitzschnell breitete er die über einander liegenden Blätter aus, fotografierte jedes einzelne von ihnen und schob sie sofort wieder über einander, ohne auch nur eine Skizze bewusst betrachtet zu haben. Perfektes Timing, denn gerade als er die Kamera wieder in seine Jackentasche gesteckt hatte, hörte er die Stimmen der beiden Männer, die sich wieder dem eigentlichen Restaurant näherten.

Mit einer Handbewegung bedeutete er Aurora, zu ihm zu kommen. Sie sah sich kurz um und sprang dann in seinen Arm. Im selben Moment, in dem die beiden Männer wieder aus dem Gang um die Ecke traten, verschwanden Lan und Aurora durch die Tür in die Küche.

„Ich habe Ihnen ja gesagt, mein Cousin hat nach der letzten Inspektion extra Fallen aufgestellt. Er hat mir versichert, es gäbe hier keine Ratten mehr.“

‚Klack‘ fiel die Tür ins Schloss.

„Da!“ rief der Mann von K.R.O.S.S. aus und rannte sofort um die Theke herum, an ihrem Tisch vorbei in die Küche. In einer raschen Bewegung schlug er auf den Lichtschalter neben der Tür. Seine Augen, beziehungsweise sein linkes Auge war von der plötzlichen Helligkeit geblendet, sodass er zunächst nur undeutlich erkannte, wie irgendjemand auf das geöffnete Fenster hinten zulief. Aurora sprang in einem Satz vom Boden hindurch und landete auf Onyx‘ Rücken.

„Bleib stehen oder ich schieße!“ rief der Mann von K.R.O.S.S., als Lan ohne sich umzusehen ebenfalls zum Fenster rannte. Die Warnung des Mannes kam allerdings ohnehin zu spät, um ein wirklicher Anreiz sein zu können. Ein paar Kugeln hatten schon rechts und links von Lan in die Küchenschränke eingeschlagen. Er konnte also sicher sein, dass er auch nicht unverletzt bleiben würde, wenn er stehenblieb. Also sprang er, stieß sich mit dem rechten Fuß noch einmal am Tresen ab, der unter dem Fenster verlief und dann durch das Fenster ins Freie. Leider klappte seine Punktlandung auf Onyx‘ Rücken nicht so perfekt wie er es geplant hatte. Genau in dem Moment, als er zum Sprung angesetzt hatte, hatte ihn eine Kugel in die rechte Schulter getroffen.

„Alles klar bei dir?“ fragte Ryami besorgt.

„Alles klar. Nichts wie weg.“ Nickte Lan knapp und zog an Onyx‘ Zügeln. Er fühlte wie das Blut warm seinen Rücken und seine Brust herunterlief. Der Schmerz ließ ihn kaum atmen, aber er musste um jeden Preis weg hier. Lan lenkte Onyx die Einfahrt entlang, hinaus auf die offene Straße.

Hinter sich hörte er wie sein Verfolger ebenfalls durch das Fenster gesprungen war. Seine Schritte brachten den kiesigen Boden zum Knirschen. Dann fiel wieder ein Schuss. Zum Glück verfehlte er sein Ziel. Lan fragte sich ohnehin wie es dem Mann mit nur einem Auge möglich gewesen war, ihn zu treffen. Dann bog Onyx auch schon um die Ecke und verschwand zunächst aus der Schusslinie. Der Mann rannte zwar die Einfahrt hinunter und schoss noch ein paarmal hinter ihnen her, traf jedoch nicht mehr. Bald hatten sie sich auch so weit entfernt, dass sie sicher sein konnten, keine Kugel mehr abzubekommen.

„Ich habe die Polizei gerufen! Sie sind in ein paar Minuten hier!“ rief das Stadtratsmitglied dem anderen zu.

„Die Polizei?! Wie dämlich sind Sie eigentlich?“ rief der andere wütend zurück.

Zwei Straßen weiter ließ die erste Anspannung nach. Lan war sicher, den Mann abgehängt zu haben. Sie hatten denselben Weg durch kleine, verwinkelte Straßen zurück genommen, auf dem sie gekommen waren. Hier würde ihnen der Mann von K.R.O.S.S. kaum folgen. Entfernt hörten sie das Lalülala der herannahenden Polizeiwagen, die der ältere Mann gerufen hatte.

So wie die Anspannung nachließ, so wuchs allerdings der Schmerz in Lans Schulter. Das Atmen fiel ihm merklich schwerer und er spürte nun auch wie sein Hemd vor warmem Blut an seinem Rücken und seiner Brust klebte. Er zog ein wenig an Onyx‘ Zügeln, um dessen Schritt etwas zu bremsen. Womöglich würde er das Bewusstsein verlieren und dann vom Pferd fallen.

Das Martinshorn der Polizeiwagen wurde lauter.

Ryami drehte sich fragend zu ihm um. Erst jetzt bemerkte sie den schmerzverzerrten Ausdruck auf Lans Gesicht. Sofort wusste sie was los war und lenkte Onyx in eine kleine Gasse, wo sie ihn zum Stehen brachte. Ryami stieg ab und half auch Lan vom Pferd. Er hielt sich die Schulter und sackte sofort kraftlos auf dem Boden zusammen. Unter seiner Jacke erkannte Ryami die dunklen Blutspuren auf seinem Hemd.

„Warum hast du denn nichts gesagt? Ich hab doch noch gefragt, ob… Oh, Mann…“

Vorsichtig schälte sie ihn aus seiner Jacke, um einen Blick auf die Schusswunde zu werfen.

„Das wird schon wieder. War nicht das erste Mal…“ versuchte er zu lächeln.

„Du musst sofort ins Krankenhaus.“

„Wenn du inzwischen die Kamera zu Adoy bringst.“ Lan hielt ihr die Kamera hin, die er aus seiner Jackentasche gezogen hatte. Sie baumelte an der Armschlinge direkt vor ihrem Gesicht wie das Pendel eines Hypnotiseurs.

„Der Meister wird verstehen, dass wir ihn etwas warten lassen.“

„Nicht, wenn es um mich geht.“ Grinste Lan gequält und streckte sich zu Onyx. Das Pferd kam gehorsam näher und senkte seinen Kopf zu ihm. Lan hielt ihm die Schlaufe der Kamera hin und Onyx nahm sie mit dem Maul auf.

„Bring das bitte zu Adoy.“ Onyx rührte sich zunächst nicht vom Fleck.

„Mach schon!“ Mit aller Anstrengung streckte sich Lan hoch und schlug ihm zweimal auf die Flanken. Das war das Zeichen für Onyx, zum Rat zu laufen. Er schnaubte zwar missmutig, lief jedoch sofort los. Er ließ sich auch nicht von Ryami aufhalten.

„Na toll. Und wie soll ich dich jetzt ins Krankenhaus bringen?“

„Gar nicht.“ Beantwortete eine dunkle Stimme hinter ihr die Frage.

Erschrocken fuhr Ryami herum und blickte direkt in die Mündung einer Pistole. Der Mann von K.R.O.S.S. hatte sie tatsächlich gefunden. Ryamis Augen waren vor Schreck geweitet. Ihre Lippen zitterten, unfähig ein Wort zu sprechen. Würde er jetzt die Kamera haben wollen? Was, wenn sie sie ihm nicht geben konnten?

„Schnapp dir Aurora und hau ab.“ Flüsterte Lan ihr zu.

Ryami konnte nicht antworten. Wie angewurzelt blieb sie hocken, zwischen Lan und dem Mann von K.R.O.S.S.. Für sie war ganz klar, dass sie Lan nicht zurücklassen würde, und nicht nur, weil sie sich nicht bewegen konnte. Lan war seit Jahren ein guter Freund. Seine jetzige Verletzung war schon sehr schwer, da würde er diese Begegnung mit dem Mann von K.R.O.S.S. sicher nicht überleben.

„Was wollen Sie von uns? Uns über Ihr kleines Treffen zum Schweigen bringen?“ fragte Lan mutig.

„Nein, das Treffen ist mir egal. Dem Herrn Stadtrat wird das vielleicht nicht passen, aber von mir aus könnt ihr eurer Wissen behalten... oder auch an die Lokalpresse verkaufen.“ Grinste er und spannte den Hahn seiner Pistole.

„Was willst du dann von uns?“

„Nur dein Leben, Lan Sekiei.“

Im nächsten Moment fielen vier Schüsse. Der erste verfehlte sein Ziel und hinterließ ein schwarzes Loch auf dem Straßenpflaster. Der zweite traf Lans Schulter. Die Wucht der Kugel warf ihn beinahe nach hinten um, er konnte sich jedoch fangen und fiel vor Schmerz gekrümmt vorne über. Seine Haarsträhnen berührten beinahe den Boden vor ihm. Lans Hand krallte sich in die Schulter, als könnte er den Schmerz mit ihr herausreißen.

Wo die beiden anderen Schüsse einschlugen, konnte Lan zunächst nicht sehen. Er fühlte keinen neuen Schmerz, also mussten sie ihn verfehlt haben. Einen Moment herrschte Stille. Er hörte jedoch die Sirenen der Polizeiwagen, die sich offenbar sehr schnell der Stelle näherten, wo die Schüsse gefallen waren. Der Mann von K.R.O.S.S. fluchte laut, machte dann aber auf dem Absatz kehrt und lief so schnell er konnte davon.

In der Überzeugung, dass der Mann weg war, hob Lan langsam den Kopf. Sofort weiteten sich seine Augen vor Entsetzen.

„Nein!“ rief er und machte, so weit es seine Verletzung zuließ, einen Satz nach vorne. Die Kugeln, die für ihn bestimmt waren, hatten Ryami genau in die Brust getroffen. Offenbar hatte sie sich schützend vor ihn gestellt. Vielleicht in der Hoffnung, der Mann würde nur auf Lan schießen, den er zuvor als sein Ziel benannt hatte. Vielleicht aber auch tatsächlich, um die Kugeln abzufangen.

Lan erschien der Augenblick wie eine Ewigkeit, als Ryami die Arme kraftlos sinken ließ, den Kopf in den Nacken legte und langsam nach hinten fiel. Ihr langes, schwarzes Haar folgte ihrer Bewegung wie ein seidener Schleier. Ein stechender Schmerz breitete sich in Lans Körper aus und ließ ihn kaum atmen, als er Ryami mit beiden Armen auffing. Tränen sammelten sich in seinen Augen.

„Wa-... Warum hast du das getan? Warum?“

Ryamis sonst ohnehin recht blasse Haut schien im fahlen Licht der Laternen schneeweiß. Die dichten, schwarzen Wimpernkränze um ihre Augen zuckten entkräftet, als sie Lan ansehen wollte.

„Warum?... Er wollte doch nur… mich.“ Flüsterte Lan erstickt. Träne um Träne fand ihren Weg über seine Wangen.

„Meister Adoy weiß,… dass du wieder… er weiß nicht was oder warum… Aber du planst etwas, das weiß er...“ Ryami wandte all ihre Kraft auf, um sprechen zu können. „Du hast recht… Du hattest schon damals recht…“

„Ryami… was erzählst du denn da?…“ Lan konnte sich keinen rechten Reim darauf machen, was Ryami ihm erzählen wollte. Sie hatte doch immer treu auf Adoys Seite gestanden… oder?

Zögerlich hob sie ihre Hand und tastete im Nichts. Das Bild verschwamm langsam vor ihren Augen. Lan fing ihre Hand auf und hielt sie ganz fest. Ryami versuchte, seinen Händedruck zu erwidern.

„Lass dich… nicht einschüchtern, mach bitte weiter… Ich wünschte, ich könnte dir noch helfen…“

Lan fühlte, wie die Kraft langsam aus ihrer Hand wich.

„Es tut mir so leid, Aurora…“ eine Träne stahl sich aus Ryamis Augenwinkel. Sie schloss die Augen ganz langsam, als ginge ihr erst nach und nach die Kraft aus, sie geöffnet zu halten.

„Ryami! Hey! Sprich mit mir. Bitte! Red weiter!“ flehte Lan verzweifelt.

„Bitte kümmer dich um Taki… Sag ihr, dass ich sie lieb…“ hauchte Ryami mit letzter Kraft. Ihre Lippen bewegten sich noch, als schon kein Ton mehr über sie kam.

Für einige Minuten legte sich absolutes Schweigen über sie. Nur Lans ersticktes Schluchzen störte hin und wieder die Stille. Die Polizeiwagen waren inzwischen angekommen und hatten ihr Martinshorn ausgeschaltet. Hinter ihnen parkte sogar ein Krankenwagen.

Ryami würde er jedoch nicht mehr helfen können. Jede Kraft wich mit einem Mal aus ihrem Körper. Ihre Hand rutschte aus Lans Griff und sank leblos in ihren Schoß. Im selben Moment hörte Lan neben sich ein leises ‚Miah‘ und wie Auroras kleiner Körper auf das Straßenpflaster sank.
 


 

~~~

Hallo und vielen, vielen Dank fürs Lesen! *verbeug*
 

Irgendwie hab ich das Gefühl, dass die Kapitel immer länger werden... ^^° Aber vermutlich hat da keiner was dagegen.

Wie ihr sicher festgestellt habt, nähern wir uns in Hühnertapperln dem großen Finale. Ryamis Tod war zwar von Anfang an geplant, aber irgendwie tut sie mir doch leid. Ich hab sie aus einer ganz alten Fantasy-Geschichte geklaut, genau wie auch Lan, Aurora und Lans Schüler. In der alten Geschichte war die Szene genau umgekehrt. Lan hat Ryami vor einem Fluch bewahrt und ist dann in ihrem Arm gestorben (nein, sie waren kein Paar, ganz im Gegenteil... XD). Jedenfalls war Ryami einer meiner allerältesten Charas und ich mag sie bis heute sehr gern. *snief*

Im nächsten Kapitel darf sich sich der alte Adoy auf jeden Fall ganz schön warm anziehen... XD

Ach ja. Taoya hab ich´s ja gestern schon angekündigt. Was das Shonen-ai angeht, geb ich mich endgültig geschlagen. ;__; Auf mich hört ja eh keiner mehr... *seufz*
 

Bis (hoffentlich) bald,

eure Pete



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (8)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sakura_Kuromi
2014-09-30T11:07:10+00:00 30.09.2014 13:07
xD
Egal wie oft ich die Stelle mit Ryami lese, ein paar Tränchen stehlen sich immer über mein Gesicht T_T
Arme Ryami
Von:  Sakura_Kuromi
2013-12-23T01:06:03+00:00 23.12.2013 02:06
...All diese Gedanken gingen Kei durch den Kopf, während er in seinem Tee rührte, dessen Temperatur sich langsam der eines Eiswürfels anglich...

*Schaut zur Seite*
*nimmt ihre Tasse und trinkt den Eiskalten Tee*
Habe ich ja vor lauter lesen komplett vergessen...
Yay~... Jetzt habe ich eine ganze Kanne voll kaltem Tee ^^° Eigentlich war mir kalt und ich hab mit den darum gemacht... jaja xD
Von:  _Nyoko_
2009-04-15T12:54:16+00:00 15.04.2009 14:54
Das Kapitel ist toll!!! =)))
Warum ist Ryami gestorben? *heul*
Naja, aber ich bin froh, dass sie gestorben ist, und nicht Lan, auch wenn dass jetzt fies klingt. Aber die Szene ist ein total guter Abschluss für das Kapitel, der Titel klingt schon so trauig.
Ich finds richtig toll, dass Lan in dem Kapitel so viel vorkommt, ich hoffe das bleibt so.
Von:  Novaeanglia
2008-02-19T03:50:35+00:00 19.02.2008 04:50
hihi, die gleiche Entdeckung die Kei macht, hab ich auch gemacht. denn hier in den usa gibt es tatsächlich noch wilde füchse!
so niedlich. und immer furchtbar traurig, wenn man die zermatscht auf der strasse sieht...

und da gibt es ein gemälde von einem deutsch künstler! das überzeugt einfach jeden, dass füchse genial sind. fast so genial wie wale XDD

achja, thx for writing
Von:  scorpion05
2007-12-13T16:26:18+00:00 13.12.2007 17:26
na ich bin ja schwer gespannt ob da jetzt was geht zwishcen yuki und kei... ich muss nämlich gestehen, dass ich da zur zeit überhaupt nimma durchblick
total herzig fand ich es, dass sich kiku und taki kei mit seinem carn helfen. es macht doch gleich viel mehr spaß wenn man das nicht alles allein erledigen muss. würd überhaupt gerne mehr über kiku lesen (ich find das mädel einfach total genial)
die szene mit ryu und lan... ein wahnsinn. hab mich einfach nur weggelacht (ja, manche menschen können morgens einfach nicht ohne ihren kaffee - zum glück gehör ich nicht zu der sorte mensch!)
ryamis tod kam echt ziemlich überraschend - wie gemein! ich frag mich, wie er das den andren (besonders taki) beibringen wird...
was is eigentlich zwischen ihm und pierre passiert (weiß man das generell nicht oder hab da nur ich irgendwas nicht mitbekommen?!)
bin gespannt was du dir noch so alles ausgedacht hast. - freu mich schon drauf!
Von:  Yuri-Li-Tsai
2007-12-07T22:26:03+00:00 07.12.2007 23:26
wow... ich hab erst gedacht... "oh man, 6 seiten, da hast du was vor zu lesen"... aber dann, ab den auftrag von Lan und Ryami... waren plötzlich die seiten zu ende und mir kamen die Tränen...
schade, dass sie sterben musste... aber wenn du es schon geplant hattest... nun denn, ich freue mich auf das nächste Kapitel

Yuri *mauz*
Von:  Yujianlong
2007-12-03T18:40:48+00:00 03.12.2007 19:40
Arme Ryami.. TT.TT
Lan tut mir auch total leid.. Der hat jetzt sicher totale Schuldgefühle. ó.ò
Die Szene mit Kei und Yuki ist süss. Aber auch der Teil in dem Kiku und Taki Kei ein bisschen nachhelfen. Aber i-wie hat das im Nachhinein einen bitteren Nachgeschmack. Ich meine, sie reden da noch über Ryami und darüber, dass sie so eine gute Zalei ist... Und kurze Zeit später stirbt sie.. *heul*
Was Lan da wohl austüftelt.. Und Ryu...
Nya, freu mich auf jeden Fall schon auf das nächste Kap!! ^.^
Grüsschen
Yuji
Von: abgemeldet
2007-10-23T16:26:15+00:00 23.10.2007 18:26
Wow, das Kapitel ist echt genial *___*
Ich mag das mit Kei und Yuki am Anfang ^^
Aber warum musste Ryami sterben ;.; ?
Ich mochte sie voll V.V
Nun ja, ich freu mich auf das nächste Kapitel~



Zurück