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Hyliar

Und morgen geht die Sonne wieder auf
von

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Fragen über Fragen

Dass es sich bei den Fremden weder im Liaen, noch um den zuständigen Arzt des Teams handelte, war jeden sofort klar, nur dass die beiden Mädchen mit zum Teil sehr verwirrten Blick sich im Zimmer umsahen. Der Blondschopf schien der Einzige zu sein, der wusste, wem diese Stimme gehörte. Und auch wenn er es nur ahnte und nicht wusste, lag er mit seinem Gefühl richtig.

Aus dem Wohnbereich der Suite trat der Besitzer der Stimme ins Licht des Fensters und begrüßte mit einen kaum merklichen Nicken den Amerikaner.

„Auf die ein oder andere Art und Weise, haben wir uns alle schon ein Mal getroffen, ich erwarte jedoch nicht, dass ihr mich erkennt“, sprach der Mann freundlich und sah die beiden Mädchen mit einem gütigen Lächeln an. Im Schein der Sonne hatte sein langes, taubenblaues Haar, einen leicht gräulichen Ton angenommen, der passend zu seinen samtartigen Gewändern war. Auf beiden Seiten an seinen Kopf, ragten unter einer geflochtenen Strähne Spitze Ohren hervor, die ein wenig an Elfenohren aus den vielen Geschichten und Sagen erinnerten. Die Farbe seiner Haut war hell und seltsamerweise hatte es genau den gleichen Farbton wie der Sand der großen Pflanze im Hotelzimmer.

Jennifer wirkte beunruhigt und sah sich mit einem flüchtigen Blick hastig im Zimmer um, sie suchte nach einem Fluchtweg. Einzig und allein die Ruhe ihrer Wegbegleiterin brachte die junge Dame dazu, stehen zu bleiben und abzuwarten. Dass Cheyenne keineswegs beunruhigt wirkte überraschte sie kaum, die Spanierin hatte bisher kaum Anzeichen von Angst oder Sorgen gezeigt. Entweder wusste sie diese Gefühle gut zu verbergen oder, wie Jenni sich eher dachte, war sie einfach nur zu naiv um die Gefahr richtig einzuschätzen.

„Es freut mich zu sehen, dass es dir wieder besser zu gehen scheint, Wassermarder“, sprach Lanson und richtete seine undefinierbaren, grau – braunen Augen auf den Angesprochenen.

„Moment Mal“, ertönte die hohe Stimme der Blondine laut, ehe Aven noch etwas zu Lansons Aussage erwidern konnte. „Du kennst diesen Verrückten auch noch? Was für ein Freak ist das denn jetzt, gibt es hier eigentlich irgendein Nest von denen?“.

Der Blondschopf zog scharf die Luft ein als die Amerikanerin diese harte und ungerechte Kritik über den Wächter der Erde austeilte. Doch ihm schien dies überhaupt nicht zu stören, er zuckte nicht ein Mal mit der Wimper.

„Meine Liebe, du hattest und wirst immer die Seele einer Rose behalten. Eine Schönheit, an der man sich aber leicht verletzen kann. Würdest du unseren Feinden zufallen, hätten wir die Schlange im Paradies vor uns. Verlockend und gefährlich zugleich“. Lansons Stimme klang sanft, aber der wehmütige Unterton war für aufmerksame Geister nicht zu überhören. Es lag zwar nicht an der Person direkt, der Wächter kannte das Mädchen nicht und auch ihr jahrtausende alter Geist hatte wenig Kontakt zu ihm gepflegt. Es war vielmehr das Element, welches sie verkörperte und das ihn immer sehnsuchtsvolle Momente in seinen Erinnerungen weckte.

„Sie haben Aven gerade Wassermarder genannt“, stellte Cheyenne fest und brach somit ihr Schweigen. „Wieso? Und auch gerade der Satz zu Jenni und die Bemerkung, dass wir Sie alle irgendwie kennen. Woher kennen sie uns?“.

Die Frage der jungen Spanierin weckte Überraschung bei beiden Jugendlichen aus, die solch eine Ernsthaftigkeit ihr niemals zugetraut hätten.

„Wenn ihr mir die Möglichkeit gebt das zu erklären, werde ich es gerne tun, schließlich habe ich Anubis“, er deutete mit einen seiner blassen und rau wirkenden Händen zu den Wegbegleiter. „Nicht umsonst gebeten euch gemeinsam auf ein Zimmer zu bringen. Meine Erscheinung hätte im Restaurant nur zu viel Aufsehen erregt und das muss nun wirklich nicht sein“.
 

Die Straßen New Yorks waren überfüllt, wie an jedem Tag in der Woche. Kaum etwas ließ noch darauf schließen, was gestern vorgefallen war. Jeder ging seinem üblichen Tagesablauf nach.

Zebras und Antilopen liefen mit Taschen über den Rücken um die Essenslieferungen abzugeben, Kondore und Pelikane flogen von Haus zu Haus um die Post abzuliefern und an einer Kreuzung stand ein Affe, der Zeitungen verkaufte.

Wer jedoch genau aufpasste und die Dinge nicht nur oberflächlich betrachtete, der sah an jeder Ecke Hunde, Hamsterratten und katzenähnliche Wesen, die mit ihren Menschen suchend durch die Straße liefen um nach den Ursachen des gestrigen Erdbebens zu suchen. Auch der Zeitungsaffe verkündete mit lauter Stimme die Schlagzeile des Tages:
 

Mephisto Salvatore spendet Menschen in schwerster Stunde Not – Große Geldspende an Rettungseinheiten, seelischen Beistand für Opfer
 

Kai rümpfte angewidert die Nase und wandte seinen Blick ab. Nur weil ein Mensch genügend Geld hatte um einen Teil zu spenden, feierten sie ihn gleich wieder als Helden. Dabei war dieser ganze Presserummel nur lohnenswert für solche Menschen. Sie wurden noch berühmter, genossen ein höheres Ansehen und bekamen noch mehr Geld zugeschoben. Spenden waren für sie nichts weiter als Geldanlagen, schnell bekamen sie den doppelten oder gar den fünffachen Preis dessen, was sie gespendet hatten, in wenigen Wochen wieder zurück. Aber für den Sektenanführer hatte das ganze noch einen anderen, gern gesehen, Vorteil. Die wiedergeborenen standen nun in einem guten Licht, wenn selbst schon ein hoher Kardinal aus dem Vatikan sich zu einem Besuch herabließ. Dabei war die Meinung über Sekten in der katholischen Kirche alles andere als positiv und trotzdem fand nun solch ein Besuch statt.

Die heutige Schlagzeile war erst die Spitze des Eisberges, was der Sekte noch erwartete.
 

Der Schwarzhaarige blieb vor einem großen Parkhaus stehen und hob seinen Blick. Irgendwo in der Ferne wurde eine Flagge gehisst, eine Flagge, die seit einigen Stunden seltsamerweise so beruhigend auf die Menschen wirkte. Dabei war das Symbol wohl eher beunruhigend. Eine blutrote Sonne hinter einem schwarzen Grabstein auf weißen Grund.
 

Rot – schwarz – weiß.
 

Verderben – Tod – das Ende
 

Oder, wie es nicht die Sektengegner, sondern die Mitglieder selber sagte:
 

Das Leben – der Übergang – die Auferstehung.
 

Zwei Polizisten in ihrer Dienstkleidung und mit einem Wegbegleiter, der entfernt wie eine Mischung aus einem Hasen und einer Antilope aussah, kamen direkt um die Kurve und blieben stehen als sie den jungen Mann mit schwarzen Haaren und in zerfetzter, ebenfalls schwarzer Kleidung, erkannten. Ein Raunen, das zu laut für einen Überraschungsangriff war, ging von den beiden Polizisten aus, die sofort Kais Aufmerksamkeit erweckten. Prüfend ließ er seinen Blick über die beiden Männer schweifen und identifizierte die zwei sofort als alte, unfreiwillige, Bekannte. Schon des öfteren war Kai ein Diebstahl nicht so ganz gelungen wie er es sich gewünscht hatte und immer war er diesen beiden Polizisten über den Weg gelaufen und auch deren Wegbegleiter. Er hatte schon üble Bekanntschaft mit den Krallen und der Geschwindigkeit des Tieres Erfahren machen müssen.

„Stehen bleiben du Dieb“, rief schließlich der jüngere der beiden Polizisten und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf Kai. Die Passanten in der Nähe drehten sich um und folgten mit ihrem Blick die angedeutete Richtung des Gesetzeshüters.

’Verfluchte Bullen’, maulte er in Gedanken und rannte sofort vom Parkhaus weg.

Ein schrilles Pfeifen und ein Ruf kündigten die Verfolgung an, die die beiden Polizisten sofort aufnahmen. Unter den gewaltigen Schritten des Wegbegleiters meinte Kai, den Boden vibrieren zu spüren, während ihn seine schnellen Beine über den Bürgersteig und an den Passanten vorbei führten. Er rannte so schnell ihn seine Füße tragen konnten und versuchte den Menschen auszuweichen, die sich ihm in den Weg stellten. Nicht aus Sorge der anderen, sondern um Sorge, dass er durch einen Zusammenstoß an Geschwindigkeit verlieren konnte.

Ein Fahrradfahrer fuhr ihn wütend klingelnd entgegen und kam ins schlittern als er sein Lenkrad herumriss. Er schreite empört auf und fuhr mit seinen Rad gegen einen Laternenpfahl.

„Du verdammter Idiot“, hörte er die Stimme des Mannes hinter sich.

Ein Zebrastreifen am anderen Ende der Straße kam gefährlich nah und der Verkehr war dicht. Trotzdem hinderte es den Schwarzhaarigen nicht daran langsam zu werden, im Gegenteil, er rannte nun so schnell er konnte und sprang mit einem Satz auf die Straße.
 

Die Autofahrer warfen sich beinahe schon in die Bremsen und hupten.
 

Als wäre es nichts weiter als Spielzeuge, wich Kai ihnen aus und warf sich mit einer Judorolle über die Motorhaube eines gelben Taxis.
 

Ein pochender Schmerz zog von seinem linken Schulterblatt über seinen Rücken, doch er versuchte das Gefühl soweit es ging zu ignorieren.
 

Hinter ihm hörte man die Menschen erschrocken aufschreien, während der Wegbegleiter der Polizisten immer weiter aufholte. Es waren zu viele Hindernisse, als das er hätte seine ganze Geschwindigkeit benutzten können. Aufgrund seiner Größe war das Tier auch nicht wendig genug. Zwar konnte er mit seinen hasenähnlichen Läufen gute Hacken schlagen, aber was nützte es ihm, wenn überall Menschen waren, die er so in Gefahr bringen würde?
 

Zu Kais Nachteil hatte er einen Weg gewählt, der genau auf einen offenen Platz hinaus lief. Etliche Meter weiter lag der Park und zwischen den Bäumen dürfte er das Tier abschütteln können, aber diese vielen Meter bis zum Park, waren lang, zu lang wenn man bedachte wie schnell der Wegbegleiter beschleunigen konnte. Allein der Adrenalinschub verhinderte, dass die Milchsäure nicht seine Muskeln lähmte und Kai zum aufgeben zwangen.
 

Ein metallisches Kratzen, welches immer näher zu kommen schien, weckte Kais Aufmerksamkeit. Nur mit Mühe hielt er sich zurück um nicht über seine Schultern zu sehen um nachzuprüfen, wie dicht der Wegbegleiter hinter ihm war. Seine langen Krallen schlugen kraftvoll in den grauen Asphalt des freien Platzes und gaben ihm so genügend halt.
 

Es waren nur noch wenige Meter bei dem der junge Mann glaubte, den heißen und übel riechenden Atem des Tieres in seinen Nacken zu spüren.
 

Seine Härchen richteten sich auf und ein kalter Schauer lief über seinen Rücken.
 

Wild hämmerte sein Herz gegen seine Brust und drohte fast jeden Moment heraus zu springen.
 

Seine rubinroten Augen waren starr auf den Park gerichtet, er nahm sein Umfeld nur noch in einen Tunnelblick war. Abrupt senkte er seinen Blick auf eine Schar von gurrenden Tauben, die mitten in seinem weg standen und suchend auf den Boden pickten.

Kai verfluchte diese Tiere in seinen Gedanken und rannte ohne Rücksicht auf sie zu.
 

Zu seiner Überraschung blieben sie trotz seiner Hektik und der Tatsache, dass ein Mensch durch eine Schar von Fluchttieren rannte, ruhig auf den Boden und gurrten sogar weiter. Es schien, als hätten sie überhaupt keine Angst vor ihm, als würden sie einen Menschen vertrauen, dass er ihnen schon nichts tun würde.

Auch wenn es bekannt war, dass Stadttauben friedlich und vor allem anhänglicher gegenüber Menschen waren und sich nur schwer fortscheuchen ließen, waren sie immer noch Fluchttiere. Die nackte Panik und die Hektik, hätte ihren Instinkt wecken und sie zur Flucht bewegen müssen.
 

Doch nichts der gleichen geschah.
 

Der Wegbegleiter näherte sich ebenfalls der Taubenschar und war nur zwölf Meter von ihnen entfernt, als sich hundert von Flügeln erhoben und wild auf und ab schlugen. Die Tauben hoben von dem Boden ab und flogen direkt auf den Wegbegleiter zu. Der ganze Schwarm versammelte sich und bildete dadurch eine lückenlose Wand aus gefiederten Leibern. Das Schwingen der Flügel und ihre lauten, protestierenden Rufe, bildeten eine zu große Geräuschekulisse um andere Laute wahr zu nehmen.

Gezwungener Weise musste der Wegbegleiter stehen bleiben und warten. Erst als die Tauben weg waren und noch nur einen großen Punkt am Himmel bildeten, war es dem Tier wieder möglich etwas zu sehen.
 

Und was er sah, gefiel ihm ganz und gar nicht.
 

„Also schön“, begann Lanson, der sich in den Sessel der Sitzreihe aus cremefarbenen Ledermöbeln niedergelassen hatte. „Womit soll ich beginnen?“.

„Am besten damit woher sie uns kennen“, warf Jennifer sofort vorlaut ein und sah den Mann abwartend an. Ihre Körperhaltung war keinesfalls abweisend, aber auch nicht freundlich gesinnt, sie war dem Fremden gegenüber skeptisch und das gefiel Lanson. Würde sie jeden Fremden offenherzig empfangen, würde er sich Gedanken machen.

„Kurz gesagt, ich beobachtete euch schon seit einiger Zeit. Aber erst einige Wochen bevor die Meisterschaften anfingen. Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet ihr in diesem Team seid, aber das hat jetzt noch keine Bedeutung. Ich kann euch nur soviel sagen wie, alles was jetzt passiert ist kein Zufall, sondern Schicksal. Eure Wege werden gelenkt und dass ihr jetzt eure Magie entdeckt ist Teil dieses Weges. Aven hat es bereits erfahren als er im Finale gegen Kai das Wasser beherrscht hat. Dieser angebliche Wasserrohrbruch war inszeniert, wir wollten ihn testen und helfen. Kai kann das Feuer beherrschen wie ihr gemerkt habt und du Jenni, du bist in der Lage, dass sich deine Wegbegleiterin von einen kleinen Schmetterling in einen großen verwandeln kann. Jeder von euch ist bereits auf dem weg, den wir für euch vorgesehen haben. Aber es ist Vorsicht geboten, denn dieser Weg beinhaltet leider den Nachteil, dass euch andere als… nun, nennen wir es… bestimmte… Menschen erkennen“, begann der Wächter vorsichtig seine Erklärung und stockte mitten im Satz immer wieder um die richtigen Worte zu finden. Er durfte auf keinen Fall schon zu fiel verraten, er musste ihnen schonend jede Einzelheit klar machen und erklären.

„Was für ein Weg?“, fragte die Blondine und konnte nun ihre Neugier, die sie im Laufe von Lansons Vortrag sammelte, nicht zurückhalten.

„Der Weg der Magie. Was ihr jetzt könnt, ist erst der Anfang. Es ist bekannt, dass Wegbegleiter hin und wieder in der Lage sind, Magie anzuwenden, dies wird heutzutage als Wunder verschrien, obwohl es dieses nicht ist. Jeder Wegbegleiter kann Magie, aber sie wenden es nicht an“.

Aven sah seinen Marder an und stutzte.

„Warum hast du das dann noch nie gemacht?“, fragte er das weiße Geschöpf und blickte in dessen großen Knopfaugen.

„Du hast nie was davon gesagt“, antwortete das Tier unschuldig.

„Das ist nur einer der Gründe, der Wichtigste ist wohl, dass es ihnen verboten wurde. Immer wieder hat die Menschheit gezeigt, dass sie einfach nicht mit dieser Macht umgehen konnten. Es entstanden Kriege, Attentate wurden verübt und es wurde betrogen wo es nur ging. Aus diesem Grund beschlossen wir, die Wächter, die Magie für die Menschen zu sperren. Ein Prophet hatte uns vorgewarnt, aber wir wollten nicht hören, wir haben seine Visionen nicht beachtet und unseren Plan durchgeführt. Schließlich kam es zu einem Ereignis, vor dem uns der Prophet gewarnt hatte. Aber wir Wächter hielten uns für Götter und glaubten alles besser zu können. Es war mein Fehler der dazu führte, dass alles schief lief, dass die eigentliche Sperre der Magie missglückte. Unsere Feinde haben diese Lücke ausgenutzt um uns anzugreifen und die Kontrolle über die Magie zu behalten“. Es war gewiss nur eine grobe Zusammenfassung dessen, was sich wirklich ereignet hatte, aber der Wächter wollte weder Hyliar erwähnen, noch die Sekte, die Fragmente der Macht oder den Umbruch. So wie er es jetzt formuliert hatte, klang es am logischsten und sie würden nicht mehr zu viele Fragen stellen.

„Und was hat das jetzt alles mit uns zu tun? Warum beobachten sie uns deswegen?“, fragte Jennifer weiter. Das Stirnrunzeln zeigte deutlich, dass ihre Neugier weg war und sich stattdessen die Verwirrung und die Zweifel in ihren Gedanken breit machten.

„Dass ich euch beobachte, hat etwas damit zu tun, was ich euch gesagt hatte, nämlich, dass wir die Prophezeiungen zu spät ernst nahmen. Die letzte handelte von zwölf Kriegern, die trotz unseres Scheiterns in der Lage seien Magie anzuwenden, wie sie früher war. Es ist nicht die eingeschränkte Magie, mit die die Wegbegleiter heute umgehen können, sondern die reine, die Ursprungsmagie. Oder auch Schöpfungsmagie. Dies ist die Magie, die am stärksten ist, denn sie ist in ihrer einzigartigen Form, wie es sie damals gab. Diese Magie kann nur direkt aus der Quelle hervorgerufen werden. Genau diese sind die Begierde unserer Feinde. Einst besaßen wir die Quellen, es gab für jede Magie eine, doch seit unserem Scheitern sind die Quellen hier auf der Erde verteilt. Sie sind so machtvoll, dass schon ein kleiner Splitter von dessen ausreicht um etwas Außergewöhnliches zu erschaffen. Zum Beispiel das System der WWM. Was glaubt ihr wohl, warum es möglich ist mit der Technik Mensch und Wegbegleiter gedanklich verschmelzen zu lassen, sodass sie dieselben Bewegungen ausführen?“.
 

Ein Klopfen an der Tür ließ Lanson verstummen, er hob rasch seinen Kopf und sah mit einem nervösen Blick zur Tür.
 

„Bevor ich jetzt gehe, will ich euch noch eins sagen. Passt auf. Es gibt Menschen, die wollen euch auf ihre Seite haben, vertraut niemanden bei dem ihr nicht ganz sicher Seid. Es wird sehr viele Fallen und Versuchungen geben, eure Feinde geben sich als eure Freunde aus, achtet immer auf die Zeichen der Elemente“.
 

„Aven?“, rief Liaen hinter der Tür und klopfte erneut an.
 

„Ich bin im Notfall bei euch, ich lasse nicht noch Mal jemanden in stich“.
 

Noch ehe einer der Jugendlichen darauf etwas sagen konnte, öffnete der Trainer die Tür und trat ins Zimmer. Überrascht blickte er zu der Sitzecke.

„Nanu, was ist denn das?“, fragte er und trat auf den Sessel zu.

„Liaen… wir… also… das können wir… erklären“, sprach Aven sofort hastig und stockend, hob dabei schuldig seine Hände. Doch als er zum Sessel sah und statt einem Wächter nur noch hellen Sand dort erblickte, wich jegliche Nervosität aus ihm und seine Nerven beruhigten sich.

„Habt ihr etwa mit Erde gespielt oder hat sich von euch vorher jemand im Sandkasten vergnügt?“. Die Stimme des Engels war wie immer, freundlich und sanft, genauso wie sein Lächeln. „Also kein Grund zur Panik, ich fege die… Erde… wieder weg“.

Bei dem Wort “Erde“ beschlich ein seltsamer Unterton die liebliche Stimme des Engels, auch seine Mimik veränderte sich für einen Sekundenbruchteil ins düstere, was anscheinend niemand außer Jenni bemerkte.
 

Kai Tares stand mit wild klopfenden Herzen an einen Baum gelehnt und blickte zur Baumkrone hinauf. Das dichte Blätterwerk ließ nur hin und wieder die Sonnenstrahlen hindurch und ließ die hellgrünen Blätter lebendig erscheinen. Die raue Rinde drückte gegen die kalte Haut des jungen Mannes, dass er durch das dünne Shirt spüren konnte. Um keinen Laut von sich zu geben, stand er steif und starr da, selbst das Atem stellte er immer wieder ein, indem er die Luft anhielt und lauschte. Er wusste, dass der Wegbegleiter noch da stand, aber er wusste nicht, wie er es geschafft hatte ihn auf einen offenen Platz abzuschütteln. Klar, da waren noch diese Tauben aber dies hielt der Schwarzhaarige für sehr unwahrscheinlich.
 

Der leichte Frühlingswind trieb den körpereigenen Geruch des Jungen haargenau in die Richtung des Tieres, es wäre ein leichtes gewesen den Schweiß der Anspannung und der Anstrengung zu wittern, läge der strenge Geruch der vielen Tauben nicht so stark in der Luft. Die Nase des Wesens war ungewöhnlich fein und die vielen Tauben, die lange auf den Platz gerastet hatten, hinterließen einen deutlichen und beißenden Geruch.

Auf leisen Pfoten drehte sich der Wegbegleiter um und hob noch ein Mal seinen Antilopenkopf mit den langen Hasenohren um zu schnuppern. Angewidert schnaubte es und verschwand mit hüpfenden Bewegungen.
 

’Es ist weg’, rief Kais Wegbegleiterin in seinen Gedanken und ließ den Jungen die Augen schließen. Erleichtert stieß er die angehaltene Luft aus und entspannte sich langsam. Das feuchte Moos auf der Rinde des Baumes tränkte seine Kleidung und jagte ihm einen Schauer über den Rücken.

„Warum zur Hölle hast du nicht schon eher was gemacht? Weißt du wie knapp das war? Du hättest diesen Vögeln ruhig eher was sagen können“, klagte er seine Wegbegleiterin an und hob dabei die Augenlieder. Als er jedoch sah, wie Athena nur verwirrt mit den Augen blinzelte und den Kopf leicht neigte, krampfte sich etwas in seinen Magen zusammen, ein ungutes Gefühl, dass er seit dem Tag auf den Schrottplatz schon öfters hatte, das Gefühl, welches sich leider immer bewahrheitete.

’Ich habe überhaupt nichts gemacht und die Tauben, haben es von ganz alleine getan. Ich glaub das weißt du auch’.

Kai biss sich auf die blasse Unterlippe und sah um den Stamm herum zurück zum Platz. Die Tauben hatten sich wieder dort niedergelassen und hüpften um einen Brunnen herum, der aus Granit angefertigt war. Eine Meisterleistung des Künstlers. Auch wenn dieses Material sehr beständig war, konnte man es nur sehr schwer verarbeiten.

„Wahrscheinlich haben sie mich einfach nicht wahrgenommen, das wird es sein, genau das“, versuchte er sich einzureden, was ihm jedoch nicht wirklich gelang. Athena wusste dies und hüpfte von ihrem Ast auf Kais Schulter und schwieg. Es war nicht an der Zeit etwas zu sagen, es war im Moment nur wichtig, bei ihren Menschen zu sein. Sie wusste nicht genau was mit den Schwarzhaarigen los war, aber ihr Instinkt als eines der ältesten Wegbegleiter überhaupt, ließen gewisse Vermutungen durch ihre Gedanken kreisen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  SUCy
2007-12-14T18:20:52+00:00 14.12.2007 19:20
Sooo hab doch heute schon Zeit X3

Oh das Erdmännchen is wieder da XD
Das was er über jenni gesagt hat war schön formuliert X3

Ui Kai is flott ^^
Wenn ich mich da bei so einer Verfolgungsjagdt vorstelle ......
Ok XD ich ware meine würde und behalte Stillschweigen
Ich find das interessant warum die Tauben sitzen geblieben sind, das ist ja nun wirklich sehr ungewöhnlich.... *neugier weiter les*

Haa das alles so spannend >< ich hätt den Kerl mit Fragenn gelöchert XD
Hmmm das is aber komisch, der Trainer scheint ja zu wissen wer da gewesen ist, und aber darüber nicht sehr glücklich. Dabei dachte ich, da er ja ein Engel ist, und die Wächter ja "gut" sind, das er sie mag. Oder er weis was damals schief gegangen ist, und hat deswegen Bedenken? Die Engel werden ja wohl nicht der Feind sein von dem das Erdmännchen gesprochen hat.. oder doch? XD

Ah Kai ht bestimmt wieder Magie verwendet oder so ähnelich <.<
nyo ich schländer ma zum nächsten kapitel^^

Von:  Kushiel
2007-12-07T15:52:07+00:00 07.12.2007 16:52
Wow gutbeschrieben, diese Flucht von Kai.
Bin ja gespannt was sich noch so zusammen braut.
Von:  Melodya
2007-12-05T16:09:33+00:00 05.12.2007 17:09
dafür, dass du meintest, dass die kapis nun kürzer werden, ist die aber ganz schön lang geworden...XD...
ich fand es mal wieder echt toll...
freu mich schon aufs nächste^^...

grüssle
angel
Von:  StellaIanua
2007-12-04T18:30:02+00:00 04.12.2007 19:30
*augenbrauen und alles andere zuck*
Schnell o.o WEITERSCHREIMMMMM *rumflizzz*
Schnell, schnell mach weiter...
wie heißt das nächste Kapi???
Antworten über Antworten? XDD
Kiss
Stella


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