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Chronik des Feuers

von

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In den Armen der Hölle

Ohne Licht, gibt es keinen Schatten…

Und ohne Schatten, könnte man das Licht nicht erkennen…

Zwei Seiten einer Medaille, der Welt – und der Seelen der darauf lebenden Wesen.

Untrennbar auf ewig miteinander verbunden.

Und doch gibt es manchmal Momente im Leben, in denen man am liebsten einfach nur blind wäre…
 

Largon, der Herr der tausend Gestalten, der Mann ohne Gesicht, ein Wesen, dessen Alter vor Urzeiten vergessen wurde und das sich doch in jedem Moment neu erfand.

Ausgestattet mit magischen Kräften vergangener Epochen und einem Wissen, das nicht länger aus dieser Welt stammte, hatte er lange Zeit unter der Erde geruht, mitsamt seinen mächtigsten Dienern. Viele der Hügelgräber waren seiner Macht zum Opfer gefallen und seine Augen und Ohren zur Außenwelt geworden. Dort, wo die Menschen und andere Kreaturen früher ihre Helden und Könige begraben hatten, zog er nun seine Diener heran und schickte sie von dort aus in die Gefilde der Völker der Oberwelt.

Doch auch für ihn und seine Macht gab es Grenzen und Wesen, die selbst er weder beherrschen, noch zähmen, noch kaufen konnte…

Wie die Balrogs, die flammenden Herren des Erdinneren, die zu seiner Jugend, die nur noch in Legenden existierte, die Welt wie eine Geißel beherrscht und gequält hatten. Später waren sie verschwunden und hatten sich in die tausend Reihen mythologischer Gestalten eingereiht. Sie hatten sich von der Oberwelt abgewendet und waren so tief in den Erdkern verschwunden, dass niemand ihnen hatte folgen können – wenn man es gewollt hätte…
 

Doch nun hatte er ein Kind dieser uralten Rasse in seine Gewalt gebracht. Einen Jungen, der nichts über sich und seine wahre Kraft wusste – und der verletzbar und kontrollierbar war ohne ihn sofort töten zu müssen.

Das kam seinen Plänen sehr gelegen…
 

Largon führte seinen neuesten Diener tief in die Unterwelt, in das Höhlensystem, das von einem Hügelgrab zum nächsten führte.

Lange Treppen musste sie hinabsteigen, geführt vom schwachen Schein der blauen Fackel. Und um sie herum, nichts als Dunkelheit und die ewige Stille des Todes.

Roike wagte es nicht etwas zu sagen oder einen Schritt von der Seite Largons zu machen. Die ganze Atmosphäre schüchterte ihn beinah noch mehr ein als der Mann selbst und all seine Drohungen. Ihm war kalt, kälter als jemals zuvor in seinem Leben und er wusste, dass selbst sein Feuer diese Dunkelheit nicht würden erhellen können.

Doch irgendwann endeten selbst diese Treppen und beide Wesen traten in eine große Halle. Roike spürte sofort, wie ihm wieder wärmer wurde und schüttelte sich reflexartig, um die letzte Kälte aus seinen Gliedern zu vertreiben.

„Manchmal muss man durch den Tod gehen, um den nächsten Abschnitt seines Weges zu erreichen…“, säuselte Largon nahe an seinem Ohr.

Durch den Tod?

Roike wollte sich umdrehen, einen letzten Blick zurückwerfen – doch sein neuer Herr fasste blitzschnell nach seinem Kinn und hielt es eisern fest. „Wer dem Tod einmal entkommen ist, darf nicht mehr zurückblicken… Der Tod wird dir schon früh genug wieder begegnen, da musst du ihn nicht noch herausfordern“, dieses Mal war die Stimme schneidend kalt und zischend. Roike starrte ihn an, die grünen Augen weit aufgerissen, dann nickte er zaghaft und Largon lockerte seinen Griff.

„Komm…“, der Magier ging weiter und Roike folgte ihm und sah sich um. Große Säulen stützten die Decke dieser Halle, nur zu erahnen im Schein der blauen Fackel. Nach einigen Minuten der Wanderung durch die Schatten, beschwor Roike eine Feuerkugel und hob sie hoch über seinen Kopf. Endlich konnte er die Säulen sehen, die vollkommen schwarz, aber glatt und schmucklos in die Höhe ragten. Unter seinen Füßen lag eine Staubschicht aus tausenden von Jahren auf dunklen Fliesen.

Der helle, rote Schein seiner winzig anmutenden Feuerkugel neben diesen uralten Riesen, breitete sich immer weiter aus und erfüllte den Saal mit der Anmut und der Erinnerung längst vergessener Tage. Halbdurchsichtige, farblose Gestalten ohne Gesichter begannen zwischen den Säulen zu tanzen, gehüllt in blasse, einstmals kostbare Gewänder. Die Flammen weckten die Geister längst vergessener Feste zum Leben, die unter dieser gewaltigen Steinkuppel ihren letzten Tanz getanzt hatten. Roike sah Königreiche, die sich aus Staub und Stein erhoben, Kriege, die zwischen Wesen geführt wurden, deren Aussehen jeder vergessen hatte, Städte, die in Asche zerfallen und im Meer verschwunden waren und Kinder, die lachten obwohl ihre Welt in Trümmer fiel…

Und all diese Erinnerungen sammelten sich hier, in der dunklen Halle, in die ein kleiner, junger Balrog seit tausenden von Jahren das erste Mal wieder Licht gebracht hatte.

Still wanderte Roike durch die Halle, die Hand mit dem enthüllenden Licht hoch erhoben, den neugierigen Blick auf den immer neuen Erinnerungen ruhend, die an ihm vorbeizogen.

Er würde niemals sagen können, wie lange er in der steinernen Halle hinter Largon her gegangen war, so gebannt war er von den Geschehnissen vergangener Epochen.

Doch irgendwann traten sie in einen dunklen Gang und die nun wieder dunkle, leere Halle blieb hinter ihnen zurück. Roike sollte sie nie wieder zu Gesicht bekommen…
 

Der junge Balrog versuchte die Gänge zu zählen, durch die Largon ihn führte, doch immer wieder verhaspelte er sich oder hatte das Gefühl eine Abzweigung mehrere Male zu passieren. Schließlich säumten immer mehr Fackeln den Weg und leise Geräusche schwebten ihnen entgegen: Stimmengewirr, das ehrfürchtig verstummte, als Largon in eine etwas kleinere Halle trat.

Eingeschüchtert starrte Roike auf die unterschiedlichen Wesen, die sich um eine Art Thron versammelt hatten. Sie alle verneigten sich vor Largon und das leise Rascheln vielfältiger Stoffe und Federn wehte durch den Raum.

Largon ging durch die Reihen, die sich respektvoll vor ihm teilten und nahm auf dem Thron aus dunklem Holz Platz. Der Stuhl wirkte auf den ersten Blick schlicht und leblos, doch die rückwärtige Lehne zierte ein großes, geschlossenes Auge, das sich in Gegenwart seines Herrn öffnete und bläulich glühend und pupillenlos nach hinten starrte um dessen Rücken zu sichern.

Roike blieb unsicher vor dem Gang, durch den sie gekommen waren, stehen und starrte zu Largon hinauf, der mit einem Nicken alle im Saal dazu brachte, sich wieder aufzurichten. Das alles hier war ihm mehr als unheimlich.

Es gab vogelähnliche Wesen mit bunten Federn und langen Schnäbeln, Menschen in fremdartigen Gewändern, aufrecht gehende Wölfe, Orks in schäbigen Lumpen und vor Waffen starrend, Schlangen mit einem menschlichen Oberkörper, halb durchsichtige Frauen mit schönen, aber leidvollen Gesichtern und dunklen Augen, winzige Lichtkugeln, die in einem seltsamen Muster durch die Luft tanzten und Soldaten, überall Soldaten.

Männer und Frauen in schimmerndem Metall, mit Lanzen und Speeren, die sie um mehr als einen Kopf überragten, mit Schwertern verschiedenster Machart und Dolchen, die tödlich im Fackelschein glitzerten.

Und doch hatten all diese Wesen etwas gemeinsam: Sie wirkten nicht wirklich lebendig. Sie atmeten, zwinkerten, bewegten sich, hatten zuvor sogar noch miteinander geredet – und doch wirkten sie wie von einem feinen, grauen Nebel oder Schleier bedeckt und marionettenhaft.

Roike sah auf seine eigenen Hände herab und bemerkte erleichtert, dass sie noch ihre normale Farbe aufwiesen. Auch Largon schien von diesem seltsamen Schauspiel verschont zu werden, denn er saß hell schimmernd auf seinem Thron und musterte Roike mit einem belustigten Lächeln.

Er winkte ihn heran und der Junge folgte der Aufforderung zögernd. Ihm war als ginge er durch ein Meer aus Schatten ohne wirkliche Gesichter um das einzige andere, lebendige Wesen in diesem Raum zu treffen. Vor dem Thron aus schwarzem Holz sank er zu Boden und kniete nieder, das Haupt demütig gesenkt und begab sich vollends in die Hände seines neuen Herrn…
 

Roike wankte in die Kammer, die man ihm damals, bei seiner Ankunft, zugewiesen hatte und ließ sich auf sein Bett fallen.

Wie lange war das schon her?

Stunden? Tage? Monate? Jahre…?

Hier unten, in der ewig scheinenden Finsternis, die er seit jenem schicksalhaften Tag seine Heimat nannte, gab es so etwas wie Zeit nicht. Sie verlor an Bedeutung und schrumpfte zu einer unnützen Größe zusammen.

Doch seitdem er hier war und Largon seine Treue geschworen hatte um Keetanns und Arlas Leben zu retten, musste er trainieren.

Schwertkampf, Speerkampf, Axtkampf, Dolchkampf, Bogenschießen, Armbrustschießen, unbewaffneter Nahkampf, Strategie…

Für seine Lehrmeister, alte Veteranen mit zerfurchten Gesichtern und leeren Augen, schienen solche Begriffe wie Gnade, Müdigkeit und Schmerzen nicht zu existieren. Und egal wie oft er auch trainierte, immer fanden sie Fehler, kannten sie neue Tricks und Manöver, waren sie schneller als er…

Nur Largon zeigte Ansätze von Zufriedenheit, doch Roike glaubte in seinen Augen, diesen Kristallen ohne Wärme, erkennen zu können, dass er auf etwas ganz Bestimmtes wartete.
 

Ein leises, lebendiges Geräusch in dieser Welt aus Stein, Metall und Dunkelheit, ließ ihn aus seinen Gedanken erwachen und er richtete sich mit schmerzenden Knochen auf.

Neben dem Kopfende seines Bettes hing ein kleiner Käfig aus Draht und dünnen Eisenstangen. Ein winziger, gelber Vogel saß darin auf einer hölzernen Stange und tschilpte leise.

Am Boden des Käfigs stand ein Schälchen mit Körnern und Nussstückchen, daneben eine kleiner Wasserschale. Zwischen den Stäben klemmte ein Stück Apfel.

Der Vogel tschilpte noch einmal, legte den Kopf schief und sah Roike aus flinken, klugen Knopfaugen an, was den Jungen zum Lächeln brachte. Selbst in tiefster Dunkelheit gab es noch einen Lichtschimmer…

Und wenn er so klein war, wie dieser Piepmatz, der ein Geschenk eines südländischen Stammesfürsten an Largon gewesen war, bevor Roikes Herr ihn an seinen Diener weitergeben hatte.

Roike streckte einen Finger zwischen das Drahtgeflecht und der Vogel schmiegte sich an ihn und ließ sich sanft übers Gefieder streichen. In dieser so lebensfeindlichen Welt waren sie einander die einzigen Freunde, die sie hatten und erinnerten einander an das, was auf der Oberwelt alltäglich war. „Bitte sing“, flüsterte Roike und lehnte seinen Kopf an das kühle Metall.

Der kleine gelbe Vogel zwitscherte leise, dann erhob er eine Stimme, zart und weich wie ein Sonnenstrahl, die den ganzen Raum zu erhellen schien. Die Finsternis wich furchtsam zurück und sammelte sich zitternd in den entferntesten Ecken, während Roike verzückt der klaren Stimme lauschte, die ihn an früher erinnerte und sein jetziges Leben zumindest etwas erleichterte. Er war überglücklich, dass Largon ihm erlaubt hatte, dieses winzige Wesen zu behalten. Warum, war ihm immer noch ein Rätsel.

Er lächelte schwach und schloss die Augen um sich für einen Moment ganz in den leisen Tönen zu verlieren. Helle, glühend heiße Tränen fielen wie kleine Sterne strahlend zu Boden und brannten sich tief in den Stein, der schon tausende solcher Spuren aufwies.

Wie sehr er sich doch zurück wünschte…

Ins Lager der Zigeuner, während die Hunde fröhlich kläfften und Zarik pfeifend Holz schlug. Mirja würde am Fluss Wäsche waschen und Enna den Kindern Geschichten erzählen. Er konnte Keetanns und Arlas staunende Gesichter förmlich vor sich sehen, ihre dunklen Haare, die Augen weit vor Verwunderung aufgerissen…

„Ich will wieder zurück“, wisperte er dem Vogel leise zu. „Ich will sie wieder sehen…“

Der Vogel verstummte und sah ihn aus seinen dunklen Augen an. Dann flog er auf den Boden seines Käfigs und pickte ein paar Körner auf. Roike seufzte und ein paar letzte Tränen fielen zu Boden, dann straffte sich seine Gestalt wieder und er wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.

Wenigstens waren seine Geschwister noch am Leben.

Und wenn er sie nie wieder sehen sollte…
 

Eine weitere Trainingseinheit in den Tiefen der Erde…

„Monate“ nachdem Roike von seinem Herrn hierher geführt worden war.

Oder „Jahre“?

Wie schon unzählige Male zuvor trainierte Roike mit einem seiner Lehrer den Schwertkampf. Immer wieder sausten die Schwerter aufeinander zu, durchschnitten mit einem singenden Ton die Luft, trafen klirrend aufeinander und verkeilten sich schließlich mit einem hässlichen Knirschen, nur um gleich darauf wieder voneinander gelöst zu werden.

Es war immer das Gleiche: Parade, Angriff, Verteidigung, Angriff, Konter, Parade…

Roike spürte das Gewicht des Schwertes, das inzwischen wie eine Verlängerung sowohl seines rechten als auch seines linken Armes geworden war, kaum noch und reagierte wie in Trance auf alles, was sein Lehrer tat.

Er bemerkte nicht wie sein Herr an den Rand des Übungsplatzes trat und eine Hand hob, die Finger zur Faust geballt. Er sah lächelnd zu Roike und seine Züge veränderten sich. Das Gesicht des Jünglings verschwand und machte den scharf geschnittenen Zügen eines kahlköpfigen Mannes Platz, dessen Augen pechschwarz waren. Mit dem jugendlichen Aussehen, verschwand auch das Lächeln, stattdessen zog sich eine ölig schimmernde Tätowierung über die rechte Gesichtshälfte.

Largon sah zu seiner Faust und flüsterte tonlos einige Worte, dann öffnete er sie und etwas dunkles, unvorstellbar Hässliches wuchs heran. Bald überragte es den Mann um mehrere Köpfe.

Erst als sein Herr die Hand wieder herunter nahm, begann es sich zu regen. Blinde Augen schienen sich direkt auf den feurigen Schopf des jungen Balrogs zu richten und eine Art zackiger Schnabel öffnete sich zu einem leisen, drohenden Schnarren, dann wankte das nackte, faltige Wesen ein paar Schritte vor. Überlange Klauen mit dreckigen Krallen öffneten und schlossen sich ohne Unterlass, während ein langer, schuppiger Schwanz beinahe lautlos über den Boden schleifte und eine dunkle Spur hinterließ.

Selbst als sich das Wesen hinter Roike aufbaute und sich eine Art Kamm aus armlangen Stacheln auf seinem Kopf rasselnd aufstellte, bemerkte der Junge die Gefahr nicht. Zu versunken war er in den immer gleich erscheinenden Ablauf des Kampfes.

Sein Lehrer achtete wesentlich besser auf seine Umgebung. Mit einem schnellen Blick erfasste er die Situation und auch seinen Herrn am Rand des Platzes und wich dann zurück.

Das Wesen zischte und Roike fuhr endlich herum. Sein Gesicht verzerrte sich vor Grauen und er wich stolpernd einige Schritte zurück.

Seine Schwerthand fühlte sich plötzlich taub an und die Finger schlangen sich so fest um den Griff, dass die Knöchel weiß hervortraten.

Das Wesen zischte noch einmal, dann riss es den gewaltigen Schnabel auf und enthüllte eine hornige, mehrfach gespaltene Zunge. Mit einer Schnelligkeit, die niemand diesem massigen Koloss zugetraut hätte, schoss es auf den Jungen zu und schnappte nach ihm.

Roike fiel nach hinten und konnte so gerade noch ausweichen. Über ihm schloss sich der Schnabel mit dem Geräusch einer Stahltür und Geifer tropfte auf ihn herab. Blindlings schlug er mit dem Schwert nach dem Wesen, doch er verfehlte es, als es den Hals schnell zurückzog und mit einer Klaue nach ihm schlug. Die Krallen rissen seine Seite auf und brennendes Blut spritzte über den Boden. Rauchend begannen sich die Steine zu zersetzen und das Wesen wich mit einem klagenden Schrei zurück, nur um dann noch wütender und wilder anzugreifen.

Der junge Balrog schaffte es irgendwie unter dem Ansturm von Klauen und Schnabel wieder auf die Füße zu kommen und die Attacken halbwegs abzuwehren, doch die Wunde in seiner Seite schmerzte höllisch und behinderte ihn.

Ihm kam eine Idee und bei der nächsten Attacke des Biestes wich er nur ein kleines Stück zurück, presste dann seine Hand erst auf die Wunde und dann auf den Kopf des Wesens.

Ein grauenvoller Schrei erfüllte die Höhle als das feurige, säureartige Blut sich tief in den Schädel der Bestie fraß und einen erstickenden Gestank freisetzte.

Der riesige Koloss stürzte in sich zusammen und begrub den jungen Balrog halb unter sich, was Roike zum Aufschreien brachte. Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung gelang es ihm, sich unter dem Wesen hervor zu arbeiten und wieder aufzustehen, das Schwert wachsam erhoben.

Doch die Bestie, von deren Kopf noch immer Rauch aufstieg, rührte sich nicht mehr. Nur ihr Körper erzitterte bei jedem Atemzug etwas.

„Töte sie!“, verlangte der Lehrer des Jungen. Roike hob sein Schwert und wollte diese Gefahr für immer ausschalten. Es war vollkommen logisch es zu tun, schließlich könnte sich das Wesen immer noch ein letztes Mal erheben und ihn angreifen…

Aber…

Er konnte es einfach nicht.

Egal wie sehr diese hässliche, mörderische Bestie ihm auch Furcht einflößte, egal wie sehr sein Verstand nach dem Tod verlangte – sein Herz sträubte sich dagegen.

Zögernd ließ er das Schwert wieder sinken und wandte sich wie betäubt ab.

Sein Lehrer sah ihn wütend an, dann weiteten sich seine Augen und er zog den Jungen schnell zu sich, so dass Roike nach vorne stolperte. Noch während er fiel hörte der Balrog hinter sich einen markerschütternden Schrei.

Als er sich wieder aufrappelte und umdrehte, zog sein Lehrmeister gerade das Schwert aus dem Kadaver der Bestie, die sich noch kurz vor dem Tod wieder halb aufgerichtet und nach Roike geschnappt hatte.

Noch während der letzte Funken Leben aus dem stinkenden Leib des Scheusals wich, wurde es immer kleiner und zierlicher. Klauen wurden zu Flügeln, die blinden Augen wurden klein und mattschwarz, der nackte Körper bedeckte sich mit hellgelben Federn und der Schwanz schrumpfte zusammen.

Zurück blieb nur ein winziger, gelber Vogel, der nie wieder für Roike singen würde.

Der junge Balrog starrte eine für ihn ewig erscheinende Zeit auf den Leichnam, dann spürte er, wie eine Flamme tief in seinem Inneren entstand und an die Oberfläche drängte. Sie schien sein Fleisch zu zerfetzen und seine Eingeweide zu quälen und nach Blut und Rache zu verlangen.

Ohne wirklich zu wissen, was er da tat, streckte er seine Hand aus und formte eine Kugel aus Feuer, deren Flammen sich über seine Arme und Schultern ausbreiteten, während seine Augen zu lodern schienen.

Eine werfende Bewegung und der Lehrmeister, der nichts ahnend neben dem toten Vogel stand, ging mit einem grässlichen Schrei in Flammen auf und zerfiel innerhalb von Sekunden zu Asche.

Zurück blieb ein kleiner Junge, der sich so kalt und leer fühlte wie noch nie zuvor in seinem Leben und ein Magier, der vollends zufrieden in sich hinein lächelte…

Roike, auch wenn er noch kaum verstand, was geschehen war – was er getan hatte – hatte seine Lektion gelernt…
 


 


 

Ich hoffe, ihr versteht welche Lektion ich meine...
 

Wir sehen und im nächsten Kapitel "Die rote Garde"



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  shinu
2007-01-26T17:56:54+00:00 26.01.2007 18:56
Einfach toll geschriebne *das wohl schon sehr offt erwöhnt hat* aber ich kann einfach nicht anders^^ die sache mit dme vogel fand ich so traurig..udn largon richtig mies -.- muss er wohl...ich freue mich schon riesig auf das nächste kapitel *hibbelig ist*
Von:  leesa
2007-01-20T13:43:42+00:00 20.01.2007 14:43
wow supper mach weiter so!!

könntest du mich bitte auch auf die ens lieste setzen?
danke leesa
Von:  heilig
2007-01-08T17:52:07+00:00 08.01.2007 18:52
ist wieder mal ein klasse kapitel geworde
*lob*
^^
Von: abgemeldet
2007-01-05T22:17:37+00:00 05.01.2007 23:17
Wow~
Largon erscheint mir immer gefährlicher irgendwie~
O.o
Krass~ Da hat Roike ja echt schwer zu tun, aber der junge maustert sich. *nick*
Auch die Situationen waren wieder super beschrieben~ Di hast echt so nen geilen stil, aber das weißt du ja eh schon~
+smile*
Das war echt ein geniales und vor allem spannendes Kap~
Schreib schnell weiter~

gruß jenki
Von: abgemeldet
2007-01-05T16:24:17+00:00 05.01.2007 17:24
hoffentlich lädst du bald das nächste Kapitel hoch!!
wie lange Roike sich wohl noch quälen muss... er tut mir richtig leid!^^
Ob ersich wohl irgendwann auflehnen wird?-Irgendwann ist er noch da unten und seine Geschwister hat schon längst das Zeitliche gesegnet ;P
Von:  Tomasu
2007-01-05T04:31:43+00:00 05.01.2007 05:31
ein weiterer Geniestreich
Von:  Callisto
2007-01-04T22:57:11+00:00 04.01.2007 23:57
Wow das Kapitel war richtig spannend.
Die Schilderung des Saals und der einzelnen Diener von Largon war detailreich und ich konnte mir die Szenen gut vorstellen.
Das mit dem Vogel hat mich etwas überrascht, obwohl eigentlich hätte mir klar sein müssen das Largon ein Geschenk nicht umsonst macht...
Ich bin schon sehr gespannt auf das nächste Kapitel.

Ach ja der Titel passt, Abstimmung hin oder her XD

Calli


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