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Die Bestimmung des Schicksals

Die Erben der Elemente
von

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Traum

Es war mitten in der Nacht und Anna wachte gerade schweißgebadet von einem Traum auf und musste sich von dem ausgelösten Schock erholen. Irgendwer hatte ein Schwert in sie hineingebohrt, worauf das Mädchen dann blutend zu Boden ging. Der Mörder stand genau vor dem im Blut liegenden Mädchen und schien Tränen zu vergießen. Das Schwert, das er vorher wieder aus ihrem Körper gezogen hatte, ließ er fallen und kehrte der Sterbenden den Rücken zu, da er anscheinend nicht mit ansehen konnte, wie sein Opfer dahinschied.

Anna fragte sich, ob das wirklich sie selbst gewesen war, die ermordet wurde und um wen es sich eigentlich bei dem Kerl handelte. Sein Gesicht hatte sie zumindest nicht erkennen können. Auch wenn es nicht das erste Mal war, dass sie diesen Traum hatte, stellte sich das Mädchen wieder diese Fragen. Doch da es seit etwa einem Jahr nicht mehr passiert war, dachte Anna, sie könnte endlich diese furchtbare Szene vergessen. Als sie noch einen Moment darüber nachdachte, kam ihr plötzlich Sakiros in den Sinn, der dem Mädchen das mit ihrer Vergangenheit erzählt hatte. Diese stand zwar irgendwie in Verbindung mit den Elementarkarten, aber vielleicht gehörte das Ereignis aus ihrem Traum auch dazu. Bevor Anna aus ihrem Bett stieg, wusch das Mädchen sich den Schweiß von der Stirn und beschloss, für einen Augeblick auf ihren Balkon zu gehen, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Nachdem sie die Tür geöffnet hatte und ein paar Schritte nach draußen lief, entdeckte sie plötzlich Ayashi, der auf dem Geländer saß und sich gegen die Hauswand lehnte. Da er das Mädchen schon durch ihre Schritte bemerkt hatte, drehte der Grauhaarige seinen Kopf in ihre Richtung und hob verwundert seine Augenbrauen. „Du bist noch wach?”, fragte Anna. Der Grauhaarige war ein wenig erstaunt über die Frage, denn Anna war um diese Uhrzeit schließlich auch noch wach. „Ist normal bei mir, dass ich solange auf bleibe. Bin ich nicht anders gewohnt. In meinem Beruf kann ich es mir nicht leisten, viel zu schlafen. Man muss stets auf der Hut sein”, kam es von Ayashi, der daraufhin in die Ferne schaute,„Ceisa ist sicher auch noch wach, so wie ich sie kenne. Hab aber schon seit ein paar Tagen nichts mehr von ihr gehört.” Ayashi hatte recht damit, denn das andere Mädchen hatte sich wirklich seit ein paar Tagen nicht mehr gemeldet. Da Anna nicht wirklich Ahnung davon hatte, was eigentlich die genauen Aufgaben von Ceisa waren, fragte sie den Grauhaarigen danach, welcher dem Mädchen auch prompt eine Antwort darauf gab. „Ganz einfach. Sie muss die Stadt und die Umgebung überwachen. Und das fast Tag und Nacht. Falls sich irgendwelche Wesen hier unbefugt aufhalten, muss sie diese zurückschicken oder gegebenenfalls töten. Das kommt aber äußerst selten vor. Kämpfe lassen sich da trotzdem kaum vermeiden”, erklärte Ayashi mit Gelassenheit. Töten schien ihm anscheinend nicht viel auszumachen, sowie das Wort aus seinem Mund klang. Da war noch etwas, das dem Mädchen auf der Zunge brannte und den anderen unbedingt fragen wollte. „Du, Ayashi?”, kam es von Anna, worauf der Grauhaarige seinen Blick schnell zu dem Mädchen wandern ließ,„Ist es möglich, von einem früheren Leben zu träumen?” Der Grauhaarige schien mehr als überrascht über diese Frage zu sein, was man an seinem Gesichtsausdruck feststellen konnte. Zunächst ließ er das Mädchen ein längere Zeit warten, bis der Mann endlich eine Antwort von sich gab. „Ja, so etwas ist tatsächlich möglich. Zumindest habe ich des Öfteren in meiner Welt davon gehört. Aber ich bezweifle, dass so etwas auch hier vorkommt. Dazu hat diese Welt zu wenig Magisches an sich, was auch zu Folge hat, dass die Menschen an Übernatürliches nicht glauben. Doch das meiste davon ist in meiner Welt völlig normal”, erklärte Ayashi. Dieser Akt aus Annas Traum konnte sich also tatsächlich um ein Stück ihrer Vergangenheit handeln; sie lebte zwar nicht in der anderen Welt, besaß aber irgendeine Verbindung zu dieser. Das schloss sie aus den seltsam Ereignissen, die ihr die letzten Tage widerfahren waren und aus der Tatsache, dass sie magische Wesen sehen konnte. „Wieso fragst du eigentlich? Hattest du einen solchen Traum?”, fragte Ayashi plötzlich.

„Eh... nein. Ich hatte nur letztens eine Sendung im Fernsehen gesehen und musste aus irgendeinem Grund wieder daran denken.” Das sie den Traum erst einmal Geheim halten wollte, leugnete die Jüngere diesen zunächst. Sie beschloss, keinem davon zu erzählen, bis sie irgendwann mehr herausfinden sollte. Der einzige, dem sie ihr Geheimnis anvertrauen konnte, war wohl nur Sakiros, da dieser anscheinend mehr über das Mädchen und ihre Vergangenheit wusste.

Ayashi fragte sich derweil, was das Mädchen mit dieser Sendung gemeint hatte, da er von solchen Dingen kaum etwas verstand, auch wenn der Grauhaarige auf Grund seines Berufes viel Zeit hier verbrachte. „Ich verstehe”, kam es noch kurz von ihm.

Durch die Kälte bekam Anna mittlerweile schon eine leichte Gänsehaut, weswegen das Mädchen sich dazu entschloss, wieder in ihr Zimmer zurück zu gehen. Nachdem sich Anna von ihrem Freund verabschiedet hatte, verschwand sie wieder in ihrem Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Der Grauhaarige blieb alleine zurück, was ihn jedoch wenig störte, da er die Ruhe genoss.
 

Ceisa befand sich gerade in einem Wald, der sich in der Nähe von St. Verdain befand und sprang dort von Baum zu Baum. Dabei schaute sie bei jedem Sprung nach rechts und links, auch wenn sie durch das Dunkel der Nacht nicht all zu viel erkennen konnte. Das Mädchen hatte magische Energien spüren können, die scheinbar aus dieser Umgebung kamen. Aber es war nicht feststellbar, wer diese ausstrahlte. Plötzlich blieb sie auf einem Baum stehen und holte erst einmal tief Luft, bevor sie sich anschließend auf einen Ast setzte. Da das Mädchen schon seit etwa 12 Stunden unterwegs war, hatte sie eine Pause wirklich nötig, auch wenn sie sich diese jetzt nicht unbedingt leisten konnte. Schließlich musste Ceisa das magische Wesen ausfindig machen. So wie es aussah, schien es gar nicht mehr all zu weit entfernt zu sein, denn die Energie wurde immer stärker. Als plötzlich ein weißes Licht aufblitzte, riss Ceisa vor Schreck ihre Augen weit auf. //Was ist das?//, fragte sie sich. Genau in dieser Richtung hatte sie auch das Wesen spüren können und von der Entfernung stimmte es auch ungefähr. Erneut erblickte das Mädchen aufblitzende Lichter, worauf sie sich sofort erhob, um der Sache nachzugehen. Gleich sprang sie auf die nächsten Bäume und kam dem Wesen mit jedem Sprung ein Stück näher. Da die Dunkelheit ihre Sicht ein wenig einschränkte, fiel es ihr manchmal schwer, genau auf einem Ast zu landen. Außerdem wurde sie von den Geräuschen des Waldes irritiert, die das Mädchen dazu brachten, sich ständig nach allen Richtungen umzuschauen. Nach wenigen Minuten stand sie schließlich nur ein paar Meter vor einer fremden Person, die sie nicht genau erkennen konnte, aber deren Statur eindeutig männlich war. Ceisa sprang fast lautlos von dem Baum, auf dem sie eben noch gestanden hatte und legte eine sanfte Landung hin. Langsam ließ sie ihre rechte Hand zu dem Griff ihres Schwerts wandern, da sie nicht wusste, ob der Unbekannte das Mädchen schon bemerkt hatte und sie eventuell attackieren würde. Seinen Kopf hatte er jedenfalls nicht in ihre Richtung gewandt, worüber sie etwas erleichtert war. Trotzdem blieb die Möglichkeit nicht aus, dass auch er die Fähigkeit besaß, magische Wesen anhand ihrer Energien zu lokalisieren. Als der Mann seine Hände hob, erkannte Ceisa einen Bogen und einen Pfeil, den der Fremde anscheinend jeden Moment abschießen wollte. Das Mädchen drehte gleiche ihren Kopf in die Richtung, in die der Unbekannte seinen Pfeil richtete. Doch dort schien nichts zu sein, das Ceisa als mögliches Ziel identifizieren konnte. Als der Fremde geschossen hatte, bildete sich eine Art helle Lichtkugel an einem Baum, den der Typ eben getroffen hatte. Das Leuchten machte es Ceisa endlich möglich, den anderen zu erkennen. Er hatte blonde, kurze Haare und ein Stirn auf dem Kopf. Seine Kleidung ähnelte stark derer, die sie aus ihrer Welt kannte, was wohl daran lag, dass der Typ aus dieser stammte. In dieser Welt würde man den Kerl wahrscheinlich auf Mitte dreißig schätzen, doch in der anderen war eine Feststellung des Alters am Aussehen so gut wie unmöglich. Der Blick des Mädchen schien wieder auf die Kugel gerichtet zu sein, die sich genau an der Pfeilspitze gebildet hatte. Nachdem der Blonde auf den Baum zugegangen war, zog er den Pfeil aus dem Stamm und hielt den Pfeil genau über seine Handfläche, worauf die Kugel in dieser landete. Er betrachtete diese kurz und sagte dann in einem gelassenen Ton: „Den Versuch, deine Aura zu unterdrücken, hättest du dir sparen können. Sie ist zwar schwach, aber trotzdem spürbar.“ Diese Worte galten eindeutig Ceisa, die anscheinend schon längst von dem Unbekannte entdecken worden war. Erschrocken zuckte sie etwas zusammen, während der Blonde seine Worte sprach. Sie fragte sich in diesem Moment, wie lang der Fremde schon von ihrer Anwesenheit wusste. Aber da das Mädchen schon anfangs ihre Aura nicht richtig unterdrücken konnte, nahm Ceisa an, dass der Mann sie schon vor einer ganzen Weile entdeckt hatte.

„Du hast mich also schon bemerkt. Aber auch kein Wunder. Ich war nie wirklich gut im Unterdrücken meiner Aura”, kam es von Ceisa, deren Blick nicht auf den Mann, sondern auf die Kugel in seiner Hand gerichtet war, da das Objekt die Neugier des Mädchens geweckt hatte. Ceisa verstand nicht, was da eben vor sich gegangen war, da sie so etwas noch nie im Leben gesehen hatte.

„Das ist die Seele des Baums....”, erklärte der Mann, da sich das Mädchen anscheinend für die seltsame Kugel interessierte.

Als das “Wort” Seele aus dem Munde des Fremden schalte, riss Ceisa ihre Augen auf. Es gab keinen Zweifel, um wen es sich bei dem Unbekannten handelte, denn er vermutlich der letzte seiner Art. Doch das Mädchen kannte weder den Namen, noch das Aussehen, da keins der beiden jemals vor ihr verhüllt wurde.

„Sie sind ein Seelenfänger, nicht? Hab ich Recht?”, fragte das Mädchen in ernstem Ton und ließ ihren Blick zu dem Blonden wandern. Sie konnte zwar sein Gesicht kaum erkennen, aber bemerkte, dass er ein Lächeln über seine Lippen huschen ließ.

„In der Tat, es stimmt. Mein Name ist Sakiros Pihasre, falls es dich interessiert. Doch nur wenige wissen von meiner Existenz”, kam es mit eicht ironischem Unterton von Sakiros.

Das Mädchen verstand nicht so Recht, wieso der Blonde so ein Geheimnis um seine Identität machte. Hatte er denn irgendetwas zu verbergen oder besaß er irgendwelche Feinde, die ihm nach dem Leben trachteten? Eigentlich war es auch nur Zufall gewesen, dass Ceisa damals etwas über Sakiros erfuhr, da er vor längerer Zeit ihrem Chef Verdain einen Besucht abgestattet hatte. Angeblich waren die beiden verschwägert, doch keiner von Verdains Angestellten konnte auch nur den kleinsten Beweiß dafür erbringen. Manche zweifelten sogar daran, dass dieser Seelenfänger überhaupt existierte, da auch sein Name im Verborgenen blieb.

Doch nun stand der Mann direkt vor ihr, doch irgendwie bekam sie ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, doch warum dies geschah, konnte das Mädchen sich selbst nicht beantworten. Ceisa fiel plötzlich ein, dass sie den Namen Sakiros schon einmal irgendwo gehört hatte und versuchte sich zurück zu erinnern.

//Ich weiß es glaub ich wieder.... Ayashi hatte doch neulich etwas erwähnt. Dieser Junge war doch so einem Typ begegnet. Hieß der nicht Sakiros...?//, fragte sich das Mädchen, doch dank ihres leichten Gedächtnisverlusts, blieb ihr nichts anderes übrig, als den anderen darüber auszulöchern.

„Kennen Sie zufällig jemanden namens Marc?“, fragte das Mädchen.

Nachdem der Blonde mit den Schultern gezuckt hatte, bejahte er die eben gestellte Frage und hüllte sich anschließend im Mantel des Schweigens, obwohl das Mädchen noch einige weitere Informationen erwartete.

„Sie wissen sicher auch etwas über diese seltsamen Dämonen und was sie von dem Jungen wollen, nicht wahr?”, fragte Ceisa.

„Kann schon sein.....”, sagte Sakiros und zuckte erneut mit seinen Schultern.

Aus dem Kerl eine klare Antwort herauszubekommen, schien wohl fast unmöglich zu sein, wie das Mädchen feststellen musste, weswegen die Wut langsam in ihr hoch kam. Doch sie versuchte nicht zu zeigen, wie sehr sie sich gerade über den Typ aufregte. Mit Sicherheit wusste der Blonde mehr, als er zugeben wollte, aber schließlich konnte sie die Informationen nicht einfach aus ihm herausprügeln, obwohl sie dies zunächst in Erwägung zog.

„Ich hau dann mal ab....”, kam es plötzlich von Sakiros.

Ceisa konnte es nicht fassen, jetzt wollte der Typ einfach gehen und all ihre Fragen unbeantwortet lassen.

„Warte! Sag mir erst, was diese Dämonen wollen”, brüllte das Mädchen.

Daraufhin spannte der Seelenfänger einen Pfeil in seinen Bogen und visierte ohne zu zögern das Mädchen an, das aus diesem Grund ziemlich erschrocken wirkte und leicht zu zittern anfing. Sie fragte sich, wieso der Kerl sie plötzlich attackieren wollte, schließlich hatte sie ihm nur eine Frage gestellt.

„Meinst du nicht, du hast Wichtigeres zutun?”, kam es plötzlich von Sakiros, der in diesem Moment einen Pfeil abschoss, welcher ca. 1cm über Ceisas Kopf hinweg flog und daraufhin irgendwo mitten im Wald landete. Anschließend folgten zwei weitere Pfeile, die jedoch nur Ceisas beide Wangen streiften. Das Mädchen riss gleich erschrocken ihre Augen weit auf und schaute den Blonden mit entsetztem Blick an, da sie vorher nicht erwartet hatte, dass der Seelenfänger wirklich schießen würde. Doch Sakiros grinste nur wieder, als ob für ihn die Sache nur ein Scherz gewesen wäre.

„Du hast Glück, dass ich dich nicht treffen wollte, denn ich verfehle für gewöhnlich nie ein Ziel“, kam es eiskalt von Sakiros.

Als Ceisa ihn daraufhin nur stumm anblickte, verstand der Seelenfänger plötzlich im Nichts, nur seine zuvor gefangenen Seelen kehrten wieder an ihren rechtmäßigen Platz zurück.

Reaktionsartig schaute sich das Mädchen in alle Richtungen um, doch sie konnte keine Spur von dem Typ entdecken.

„Verdammt noch mal! Was will dieser Kerl?!“, fragte sich Ceisa in Gedanken, doch eine Antwort auf diese Frage würde sie sobald wohl nicht bekommen.
 


 

Ayashi lag in diesem Moment nur faul auf der Couch und wartete darauf, dass er endlich von Anna zu dem versprochenen Mittagessen gerufen wurde, doch das Mädchen schien sich damit anscheinend Zeit zu lassen. Ungeduldig schaltete der Grauhaarige durch das Mittagsprogramm, ohne überhaupt darauf zu achten, welche Sendung ihn eventuell interessieren könnte. Mehr als Mittagessen hatte er gerade sowieso nicht im Kopf, weswegen es ihm auch schwer fiel, sich auf andere Sachen zu konzentrieren. Da ihm plötzlich ein herrlicher Duft aus der Küche in die Nase stieg, fing er gleich an, sich das Essen bildlich vorzustellen, auch wenn ihm Anna vorher das Gericht nicht verraten hatte. Der Mann hoffte, dass das Mädchen gleich mit der Zubereitung fertig war und den Grauhaarigen endlich zum Mittagessen rief, denn das Loch in seinem Magen schien allmählich immer weiter zu wachsen.

Unerwartet klingelte auf einmal das neben ihm liegende Telefon, doch Anna schien nicht daran interessiert zu sein, den Anruf entgegen zu nehmen, weswegen sich Ayashi kurzerhand dazu entschloss. „Hallo...mit wem......?“, doch weiter kam der Grauhaarige nicht, da Anna ihm in diesem Moment den Hörer aus der Hand riss. Wütend blickt sie auf den Grauhaarigen herab und erklärte dem Anrufer, dass sich eben ein Freund von ihr gemeldet hatte. Als der Mann neugierig das Gespräch verfolgte, bekam er etwas davon mit, dass Annas Eltern anscheinend an diesem Tag nach St. Verdain zurückkehren würden. Während Anna mit ihren Eltern sprach, fiel Ayashi ein, dass das Mädchen noch nie wirklich über ihre Eltern gesprochen hatte und der Grauhaarige demnach nichts über diese wusste.

Endlich legte das Mädchen den Hörer beiseite und schaute den Grauhaarigen mit wütender Mine ins Gesicht. Sofort zuckte der Grauhaarige aus Angst zusammen, da er schon ahnte, was ihm gleich blühte.

„Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht ans Telefon gehen! Meine Eltern haben es nicht gern, wenn ich irgendwelche Fremden mit ins Haus nehme. Lass es das nächste mal einfach klingeln!“, ermahnte Anna den Grauhaarigen, der daraufhin nur kurz nickt, womit sich das Mädchen erst einmal zufrieden gab.

„Ach übrigens, das Essen ist fertig“, sagte Anna und zeigte dabei mit ihrem Daumen in Richtung Küche.

Ayashi zuckte nach dieser Aussage nur kurz mit seinen Schulter und erhob sich dann von der Couch, um dem Mädchen anschließend in die Küche zu folgen. Anna nahm als erstes am Küchentisch Platz, doch aus irgendeine Grund zögerte Ayashi erst, bevor er sich dem ihr gegenüber setzte. Nachdem er Anna kurz angeblickt hatte, lies er den Blick zu seinem Teller wandern.

„Und das ist....?“, fragte Ayashi neugierig.

„Das sind Spaghetti!“

„Eh....?“

„Nudeln...?“

„Öhmm.....“

Doch Ayashi blieb genauso schlau wie vorher, denn er hatte weder das eine, noch das andere, jemals gegessen, weswegen er Anna nur fragend anstarrte. Auch wenn das Mädchen wusste, dass man dem Grauhaarigen noch einiges über diese Welt erklären musste, machte sie diese ganze Fragerei langsam etwas aggressiv.

„Probier’s einfach..... Schmeckt dir sicher“, kam es leicht genervt von Anna.

Doch da es dem Grauhaarigen trotzdem noch etwas suspekt war, stocherte er noch etwas in dem Essen herum, bevor er schließlich einen Happen zu sich nahm.

Auch wenn Ayashi sich nicht dazu äußerte, wusste Anna, dass ihm das gekochte schmeckte, denn man konnte es leicht an seinem Gesichtsausdruck erkennen.

„Deine Eltern kommen heute wieder, oder?“, fragte Ayashi plötzlich und schob dabei seinen leeren Teller zur Seite.

„Das stimmt...... Hast du wohl eben mitbekommen. Aber kommen wohl erst abends.“, erklärte das Mädchen und fing dabei an, das Geschirr vom Tisch zu räumen.

„Verstehe..... Ich wollte heute übrigens von hier verschwinden“, kündigte der Grauhaarige plötzlich an und senkte dabei leicht den Kopf,„Hat nichts mit dir oder deinen Eltern zutun. Ich fühl mich hier nur nicht so richtig wohl.“

Anna war etwas überrascht darüber, da der Grauhaarige nie den Anschein machte, dass es ihm in dieser Umgebung nicht gefiel, da er den gebotenen Service regelrecht ausnutzte. Weil das Mädchen selten Besuch bekam, genoss sie jedoch die Anwesenheit des Grauhaarigen.

„Ist schon okay....“, kam es von Anna, die dabei bedrückt dreinschaute

Sie wollte eigentlich nicht, dass der Mann schon abreiste, doch konnte den Grauhaarigen schlecht dazu zwingen, noch weitere Tage hier zu verbringen. Dies merkte Ayashi dem Mädchen sofort an, doch äußerte sich nicht weiter darüber. Er wollte ihr einfach keine weiteren Umstände mehr bereiten. Aber bevor Ayashi seine Sachen zusammenpackte, half er dem Mädchen noch beim Aufräumen und bedankte sich für die Gastfreundschaft.
 

Nun standen die beiden gemeinsam an der Haustüre, um sich dort noch kurz zu verabschieden. „Werden uns sowieso wiedersehen.... Diese Dämonen sind schließlich immer noch hinter Marc her. Ich nehme an, du bist ebenfalls darin verwickelt,“ sagte der Grauhaarige.

Anna musste schlucken, als Ayashi die Dämonen erwähnte, denn sie stellte sich diese so grässlich vor, wie das Monster, das den Grauhaarigen damals attackiert hatte. Doch sie beschloss ihren Freund mit allen Mitteln zu unterstützen.

Mit dem schweren Schwert auf dem Rücken verlies Ayashi das Haus und hielte Ausschau nach einem geeignete Ort zum Übernachten. Er sehnte sich nach einem Platz in der freien Natur, doch danach konnte er wohl in der Stadt lange suchen.

Er schlenderte deswegen einfach ein wenig durch die Straßen der Stadt, in der Hoffnung, dass er ein Plätzchen finden würde, an dem er wenigsten seine Ruhe haben konnte. Tatsächlich fand er sich nach kurzer Zeit in einer ziemlich stillen Wohnsiedlung wieder, in der Ayashi jedoch keine Menschenseele entdecken konnte. Stattdessen spürte der Mann plötzlich zwei Auren, von denen eine mit ziemliche Sicherheit Ceisa gehörte. Der Grauhaarige vermutete, dass seine Freundin gerade in einen Kampf verwickelt war und rannte aus diesem Grund so schnell er konnte los, um ihr im Notfall helfen zu können. Doch ständig wurde er von irgendwelchen Hindernissen wie Mauern oder parkenden Autos gebremst. Als er Ceisa entdeckte, blieb er kurzerhand stehen und beobachte das Mädchen dabei, wie sie gerade einen sehr menschenähnlichen Dämon mit ihrem Schwert durchbohrte. Blutend ging dieser zu Boden, zuckte noch mal kurz und löste sich plötzlich wie im Nichts auf. Um das blutverschmierte Schwert zu säubern, holte sie ein Tuch aus ihrer Tasche und ließ dies über die Waffe gleiten.

Langsam lief Ayashi auf seine Freundin zu und blickte dann erstaunt auf die Stelle, wo der Dämon eben noch gelegen hatte. „Kaum von einem Menschen zu unterscheiden....“, kam es von dem Grauhaarigen.

Als Ceisa daraufhin ihren Kopf erhob und Ayashi anblickte, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Das Mädchen freute sich darüber, ihrem Freund hier zu begegnen, da sie sowieso auf der Suche nach ihm war, jedoch von dem Dämon aufgehalten wurde.

„Da hast du Recht. Er schien auch ein ziemlich normales Leben hier geführt zu haben. Aber muss halt tun, was das Gesetz verlangt. Und da er partout nicht zurückgehen wollte, musste ich halt andere Seite aufziehen. Und das war halt das Ergebnis, wie du siehst“, erklärte Ceisa in einem ziemlich gleichgültigen Ton.

Ayashi nickte nur zustimmend, auch wenn ihm der Dämon nach dieser Erzählung irgendwie leid tat.

Unerwartet nahm das Mädchen plötzlich seine Hand und zerrte ihren Freund mit zu einer Bank, da sie ihm von etwas Wichtigem berichten wollte. Auch wenn der Grauhaarige nicht wusste, was jetzt auf ihn zukommen würde, setzte er sich schweigend neben das Mädchen, die gleich damit anfing, Ayashi von dem Vorfall mit Sakiros zu erzählen.

„Anscheinend weiß er eine ganze Menge. Aber keine Ahnung, was ich von ihm halten soll. Könnte auch gut unser Feind sein. Nur dass er ein Seelenfänger ist, find ich interessant.“, äußerte sich Ayashi dazu.

Ceisa stimmte ihrem Freund in diesem Fall vollkommen zu, aber momentan war es noch zu früh, um voreilige Schlüsse zu ziehen. Ceisa zog schon in Betracht, ihren Chef nach Informationen über diesen Seelenfänger zu fragen, doch sie bezweifelte, dass Verdain ihr etwas verriet.

„Ich schlag vor, dass wir mal Marc aufsuchen. Deine Geschichte ist für ihn sicher auch von Interesse“, kam es von Ayashi.

Seine Freundin zeigte sich damit einverstanden, jedoch kannte weder sie, noch der Grauhaarige Marcs Adresse. Ihnen blieb eigentlich nur die Möglichkeit, sich deswegen mit Anna in Verbindung zu setzen, wozu sich der Grauhaarige allerdings weigerte. Den Grund dafür verheimlichte er aber vor Ceisa.

„So werden wir ihn nie finden, Ayashi! Er könnte überall wohnen“, kam es verzweifelt von Ceisa.

„Ich weiß ja, aber....“, weiter kam Ayashi nicht, denn in diesem Moment blickte er erstaunt nach rechts und entdeckte dort, den auf sie zukommenden Marc.

„Guck mal, wer da ist...“, sagte der Grauhaarige und zerrte leicht an Ceisas Ärmel.

Als sie daraufhin in die selbe Richtung schaute, setzte sie einen verdutzten Blick auf, denn sie hatte damit wirklich nicht gerechnet.

„Zufälle gibt’s....“, kam es nur von Ceisa.

Doch statt die beiden zu begrüßen, fing der Junge mit der Frage an, wieso seine Freunde sich hier aufhielten. Ceisa erzählte dem Jungen daraufhin gleich von dem sich eben ereigneten Zwischenfall und dass sie Ayashi dabei zufällig begegnet war. Marc schaute verdutzt, als das Mädchen den Dämon erwähnte, denn er konnte nicht fassen, dass auch unter den Menschen solche Wesen lebten.

„Wir haben gerade über dich geredet. Wollten nämlich mit dir über was sprechen, doch hatten leider keinen Plan, wo du überhaupt wohnst“, erklärte Ceisa.

Marc fing gleich nach dieser Aussage an zu grinsen, zeigte dann auf das Haus hinter seinen Freunden und sagte anschließend: „Ich wohn genau da!“

„Zufälle gibt’s.....“, sagte Ayashi darauf, denn dies war das einzige, was ihm dazu einfiel.

Die beiden beschlossen daraufhin, ihre Unterhaltung mit Marc in dessen Zimmer fortzuführen und folgten dem Jungen aus diesem Grund. Doch als der Schwarzhaarige die Haustüre öffnen wollte, bemerkte er verwundert, dass diese schon einen Spalt offen stand.

In diesem Moment fragte sich der Junge, ob er die Türe am Morgen nicht richtig geschlossen hatte oder ob es sich dabei um einen Einbruch handelt, denn sein Vater befand sich zur Zeit noch auf der Arbeit.

„Ich glaub hier ist irgendwer...“, sagte der Junge, während er zögerlich das Haus betrat.

Doch als er sich nun umschaute, konnte er keine Spur eines Einbruchs entdecken.

„Glaub ich nicht. Kann zumindest niemanden spüren“, kam es von Ceisa, die in diesem Punkt ziemlich sicher schien.

Aber auch Ayashi stimmte seiner Freundin gleich zu, denn er besaß schließlich dieselbe Fähigkeit wie das Mädchen. Zwar vertraute er seinen beiden Freunden, wollte aber trotzdem ganz sicher gehen, dass sich niemand Fremdes im Haus befand und fing deswegen an, jedes einzelne Zimmer zu kontrollieren, doch nirgends fand er irgendwelche Veränderungen auf. Erleichtert lief er darauf in sein Zimmer, das sich im zweiten Stock befand. Gleich nahm der Junge auf dem Bett Platz neben seinen beiden Freunden, die es sich hier schon längst gemütlich gemacht hatten.

„Du hast nichts gefunden, oder?“, fragte das Mädchen,„Du solltest aufhören, an unseren Fähigkeiten zu zweifeln...“

„Tu ich doch gar nicht! Es kam mir nur etwas merkwürdig vor. Das ist alles.“

„Ah ja.....“, kam es seufzend von Ceisa,„Wie auch immer. Eigentlich wollte ich dir sagen, dass ich diesen Sakiros letzte Nacht getroffen habe. Ist ein ziemlich merkwürdiger Typ. Auf jeden Fall weiß ich jetzt, dass er ein Seelenfänger ist. Aber mehr Informationen konnte ich ihm leider nicht entlocken.“

„Seelenfänger?! Was soll das bitteschön sein?“, fragte der Junge neugierig.

Ayashi erklärte dem Jungen darauf, dass ein Seelenfänger mit Hilfe von Pfeilen die Seelen von fast jedem Wesen einfangen kann. Vor langer Zeit galt dies auch als Beruf in der anderen Welt, doch schon seit Ewigkeiten hatte keiner mehr dieses Handwerk erlernt, weswegen Ayashi und Ceisa auch annahmen, dass Sakiros der letzte Seelenfänger sei. Doch noch immer wusste Marc nicht, um was es sich eigentlich bei dem eigentlichen Motiv des Mannes handelte. Doch wie es den Anschein machte, war er zumindest nicht an seiner Seele interessiert.

„Meinst du, er ist gefährlich?“, fragte Marc und schaute dabei Ceisa ins Gesicht.

Diese zuckte zunächst mit den Schultern und gab dann als Antwort: „Wer weiß.... Auf jeden Fall solltest du dich vor ihm in Acht nehmen!“

Als das Mädchen plötzlich ihre Augen aufriss, sprang sie mit einem Satz von der Couch und rannte so schnell sie konnte aus dem Zimmer. Auch Ayashi stand auf, um seiner Freundin anschließend nachzulaufen.

„Anscheinend hast du doch Besuch.... Fragt sich nur von wem“, sprach Ayashi mit ernster Mine. Marc wollte darauf zwar noch Näheres erfahren, doch dazu kam er nicht, denn der Grauhaarige war schon aus der Zimmer verschwunden. Als Ceisa in diesem Augenblick das Zuschlagen der Korridortür vernahm, blieb sie ein wenig erschrocken vor der Treppe stehen. Auch Ayashi, der sich nur ein paar Meter entfernt von ihr entfernt befand, hatte das Geräusch gehört.

„Keine Sorge, ich übernehme das! Der entkommt mir nicht“, sagte das Mädchen mit Entschlossenheit. Ayashi versuchte zwar, seine Freundin noch aufzuhalten, doch diese lief schon so schnell sie nur konnte aus dem Gebäude. Seufzend ging der Grauhaarige zurück in Marcs Zimmer, in dem der Junge immer noch auf der Couch saß und seinen Gegenüber erwartungsvoll anblickte.

„Ich hatte also doch recht....“, sagte Marc.

Der Junge bekam zunächst nur einen Nicken als Antwort, doch anschließend erzählte Ayashi seinem Freund noch, dass Ceisa die Verfolgung des Fremden aufgenommen hatte. Es handelte sich dabei mit ziemlicher Sicherheit, um ein magisches Wesen, doch die Rasse hatte er nicht identifizieren können. Marc hoffte, dass es sich bei den Einbrechern nicht um diese beiden Dämon handelte oder andere Wesen, die auch hinter ihm her waren. Es stellte sich nur die Frage, wieso diese Kreaturen nicht angegriffen hatten.

„Willst du Ceisa nicht folgen? Vielleicht passiert ihr noch was...“, kam es besorgt von Marc.

„Ich kenn sie ziemlich gut und die meisten Gegner machen ihr eigentlich keine Probleme. Ich würde ihr mit meinem noch geschwächten Körper wahrscheinlich nur im Weg stehen.“

Der Junge bekam langsam das Gefühl, dass sich Ayashi eher vor dem Kämpfen drückte, da er eigentlich einen relativ gesunden Eindruck machte. Trotzdem schlug der Junge vor, dass sich der Grauhaarige noch ein wenig bei Anna ausruhte, damit sich sein Freund komplett erholen konnte. Doch Ayashi konnte schlecht wieder zu dem Mädchen zurückkehren, schließlich war er erst kurzem bei ihr ausgezogen, was Marc jedoch noch nicht wusste. Deswegen fing der Grauhaarige damit an, seinem Freund die ganze Sache zu erklären.

„Na toll.... Als hast du jetzt keinen Platz zum Übernachten“, äußerte sich der Junge dazu,„D u sagtest doch, dass du Ruhe und Natur magst. Wenn du willst, kannst du in unserem Garten übernachten. Der sollte so einigermaßen deinen Vorstellungen entsprechen. Was besseres fällt mir auch nicht ein.“

Als er daraufhin zum Fenster lief und den Garten überblickte, fiel ihm der große Baum gleich ins Auge, der wahrscheinlich eine gute Gelegenheit zum Übernachten bat. Nach kurzer Zeit der Überlegung entschloss er sich dazu, Marcs freundliches

Angebot anzunehmen.



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