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Die Bestimmung des Schicksals

Die Erben der Elemente
von

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Bruder

Ayashi saß in diesem Moment auf Marcs Schreibtischstuhl, nagte an einem Croissant und schaute dem Jungen gelangweilt dabei zu, wie sich dieser für die Schule fertig machte.

„Du kannst gern schon gehen, wenn du willst. Gehen ja sowieso verschiedene Wege“, sagte der Schwarzhaarige, als er damit anfing, seine Schultasche zu packen.

Doch der Grauhaarige hatte es anscheinend nicht eilig, er äußerte sich nur mit einem Schulterzucken dazu. Eigentlich wollte er an diesem Tag unbedingt nach Ceisa suchen, da er schon seit dem Tag, an dem das Mädchen dem Unbekannten gefolgt war, nichts mehr von ihr gehört hatte. Auch ihre Aura konnte er nirgendwo mehr spüren, was dem Grauhaarigen noch größere Sorgen bereitete. Ihm blieb nur zu hoffen, dass seiner Freundin nichts zugestoßen war. Auch wenn er dies keineswegs ausschließen konnte.

„Ich hab ehrlich gesagt, keine Ahnung, wo ich anfangen soll, zu suchen.... Sie könnte theoretisch überall sein“, meinte Ayashi, der dabei aus dem Fenster schaute.

Marc wollte seinem Freund helfen, doch leider besaß er keine besonderen Kräfte, um das Mädchen orten zu können. Doch was das anbelangt, versagte sogar Ayashi, obwohl dieser über solche Fähigkeiten verfügte.

Der Junge zog sich in diesem Moment seinen Schulrucksack über und verließ anschließend mit Ayashi das Haus, doch ab diesem Zeitpunkt trennten sich ihre Wege. Während Marc in Richtung Schule lief, irrte der Grauhaarige zunächst ziellos durch die Gegend, um nach irgendwelchen Anhaltspunkten zu suchen.
 

„Morgen...“ rief der Junge, als er gerade Anna erblickte, die neben dem Schultor herumlungerte. Als das Mädchen Marcs Stimme vernahm, wandte sie ihren Kopf in seine Richtung und begrüßte ihren Freund mit einem Lächeln im Gesicht. Irgendwie schien sie wohl ziemlich gut gelaunt zu sein, doch woran dies lag, konnte der Junge nicht ausmachen. Er hoffte, dass Annas Laune etwas auf ihn abfärbte, denn seine Stimmung befand sich momentan eher im Keller, da er momentan kaum Nerven für die Schule besaß. Die ganzen Ereignisse der letzten Tage machten ihm ein wenig zu schaffen, denn er wusste nicht genau, wie er damit umgehen sollte, dass er plötzlich von irgendwelchen seltsamen Dämonen gejagt wurde, dessen Absichten dazu noch im Dunkeln lagen. Zum Glück hatten seine Feinde sich seit geraumer Zeit nicht mehr blicken lassen, worüber der Junge mehr als erleichtert war. Zur Zeit konnte ihn nämlich niemand so richtig beschützen, außer vielleicht Ayashi, der jedoch noch etwas geschwächt und zudem noch mit der Suche nach Ceisa beschäftigt war.

„Wie geht’s Ayashi eigentlich? Hat er sich bei dir schon eingelebt..?“, fragte Anna plötzlich.

Doch Marc fing nur damit an, dem Mädchen davon zu erzählen, dass immer noch jede Spur von Ceisa fehlte und sich Ayashi deswegen auf die Suche nach ihr begeben hatte.

„Sie ist also immer noch verschwunden.... Vielleicht sollten wir Ayashi unterstützen, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob wir ihm dabei nur im Wege stehen würden“, kam es von Anna.

„Ich weiß, du meinst es nur gut, aber wir sollten Ayashi wirklich nicht in die Quere kommen“, sagte der Junge in einem gleichgültigen Ton.

Zwar wollte Anna dem Grauhaarigen zur Seiten stehen, sah aber gleichzeitig auch ein, dass die beiden mehr im Wege standen, als dass sie großartig etwas ausrichten konnten. Deswegen beschloss das Mädchen, sich zunächst ein wenig zurückzuhalten.

In diesem Moment erblickte Marc seine beiden Freunde Kairo und Imero, die sich ein paar Meter entfernt von ihm befanden und den Jungen anscheinend beobachteten. Wahrscheinlich hielten die beiden das Mädchen für Marcs neue Freundin. Marc wollte dieses Missverständnis sofort klären, weswegen er sich von Anna verabschiedete und anschließend auf seine beiden Freunde zulief.

Imero verzog ein wenig sein Gesicht, als er den anderen Jungen erblickte und fragte sich, ob er irgendetwas von der Konversation mit Kairo mitbekommen hatte. Dies war zwar nicht der Fall gewesen, doch Marc kannte seine Freunde schon so gut, dass er das Thema schon an ihren Blicken erkennen konnte. Kairo hatte derweil jedoch sein Gesicht wieder in irgendeinem Buch stecken, so wie es bei dieser Leseratte oft der Fall war. Marc fragte sich schon, wie viel Bücher der Junge schon verschlungen hatte, denn Kairo schnappte sich echt jeden Wälzer, den er in die Finger bekam. Auch sein IQ hielt sich in einem ziemlich hohen Bereich auf; zumindest erwähnte der Junge dies oft genug. Jedoch würde man wohl anhand seines Aussehens wohl glatt das Gegenteil behaupten, denn blaue Augen und blondes Haar standen meistens für Dummheit. Imero könnte man wohl als das krasse Gegenteil von ihm bezeichnen. Es schien wohl etliche Zeit vergangen zu sein, seitdem der Braunhaarige das letzte mal die Innenseite eines Buches zu Gesicht bekommen hatte. Nur Comichefte trug er ab und zu mal mit sich herum, doch Marc fragte sich, ob Imero sich wirklich die Inhalte der Sprechblasen durchlas oder nur die Bilder begutachtete.

„Sie war nicht meine Freundin, falls ihr das dachtet. Sie ist nichts weiter als eine Bekannte“, erklärte der Junge.

Kairo hob daraufhin seinen Kopf und schaute Marc voller Verwunderung ins Gesicht, wie es Imero ihm auch gleichtat. So wie es aussah, konnte Marc die beiden wohl ziemlich leicht durchschauen. Trotzdem versuchte der Braunhaarige gleich abzustreiten, dass er so etwas Lächerliches überhaupt vermutet hätte. Marc beschloss hingegen nicht weiter auf die Sache einzugehen, damit nicht noch ein unsinniger Streit entstand.

„Na ja, wie auch immer. Lasst uns lieber zum Klassenraum gehen. Es müsste gleich klingeln“, schlug der Schwarzhaarige vor.

Genau in diesem Augenblick erklang auch der Gong der Schulglocke, worauf die drei sich auch gleich auf den Weg machten, um am Ende nicht noch zu spät zu kommen. Doch Kairo steckte mit seiner Nase immer noch in dem Buch, weshalb seine beiden Freunde darauf Acht geben mussten, dass der Blonde nicht irgendeinen Pfosten rammte oder mit anderen Schülern zusammenknallte. Die drei Besuchten zwar verschiedene Klassen, aber trotzdem mussten die Jungs denselben Weg einschlagen, denn ihre Klassenräume befanden sich direkt gegenüber.
 

Ganbiera blickte von weitem auf die Schuluhr, die in diesem Moment 13Uhr anzeigte, während er geradewegs auf das Gebäude zulief. Als er merkte, dass ihm ein gewisser jemand folgte, machte er absichtlich große Schritte, obwohl er nicht daran glaubte, die Person abschütteln zu können. Ein paar Meter von der Schule entfernt drehte der Dämon sich um und blickte seinem Verfolger ins Gesicht, der daraufhin ein wenig zusammenzuckte, denn er hatte nicht erwartet, irgendwann von dem anderen entdeckt zu werden. Ganbiera konnte es nämlich nicht mehr erwarten, endlich seine Rache an Ceisa auszuüben, da er durch den Kampf mit ihr physische wie auch psychische Wunden davon getragen hatte. Lieber würde der Dämon das Zeitliche segnen, als noch einmal so eine Niederlage zu erleiden. Ob er in der Lage war das Mädchen zu besiegen, wusste Ganbiera nicht; vielleicht sollte dies auch sein letzter Kampf sein, denn noch immer konnte er die Verletzungen an seinem Körper spüren, die ihn wohl in einem Gefecht stark benachteiligten. Trotz dessen wollte er sich durch nichts abbringen lassen, auch wenn es sein eigener Bruder versuchen wollte, der ihm in diesem Augenblick schweigend gegenüber stand.

„Versuch ja nicht, mich aufzuhalten, Danderas!“, ermahnte Ganbiera seinen Bruder.

„Ich werd dich nicht zurückhalten, aber ich möchte dich unterstützen. Wer weiß, ob sie dich wieder fertig macht...“

Ganbiera wandte dem anderen daraufhin den Rücken zu und warnte Danderes davor, sich in diese Angelegenheit einzumischen, da es ihn nichts anginge. Als sein Bruder dies hörte, blieb er etwas erschrocken über diese Abweisung stehen und sah dem anderen nur noch nach. Anscheinend verstand der Älteren seine Sorgen nicht, die Danderes dieses Vorhaben von Ganbiera bereitet. Leider wusste er auch, dass sein Bruder sich durch nichts in Welt davon abbringen ließ, auch wenn Danderas noch so oft auf ihn einredete. Nicht einmal hassen konnte der Jüngere ihn dafür, denn er liebte seinen älteren Bruder zu sehr.

Nun erblickte Ganbiera schon einige Schüler, die sich anscheinend gerade auf den Heimweg machten. Der Dämon hoffte, dass er bald auch Marc ausfindig machen konnte. Denn sicher würde bei einer Attacke auf den Jungen auch Ceisa auftauchen. Am Schultor angekommen, hielt er nach dem Schwarzhaarigen Ausschau. Zwar konnte er in der Nähe die Energie des Jungen spüren, doch leider war sie zu schwach, um den Schwarzhaarigen zu orten. Nach kurzer Wartezeit beschloss der Dämon sich ins Schulinnere zu bewegen, um sich dort nach dem Jungen umzusehen. Dort standen seine Chancen auf eine erfolgreiche Suche vermutlich höher. Doch als er gerade auf den Eingang zumarschierte, lief ihm auch schon Marc entgegen. Weil dieser nur nachdenklich zu Boden schaute, bemerkte er den Dämon zunächst nicht. Deswegen stellte sich Ganbiera direkt in seinen Weg und forderte ihn in einem lauten Ton dazu auf, sofort anzuhalten. Kurz zuckte der Junge erschrocken zusammen, hob darauf seinen Kopf und entdeckte den bösartig grinsenden Dämon.

„Ich wusste doch, dass ich dich hier finden würde....“, sagte der Dämon.

Doch Marc wusste weder, wie er darauf reagieren sollte, noch wie er sich in dieser Situation verhalten sollte. Schließlich konnte keiner den Dämon sehen, weswegen er mit einem Hilfeschrei wohl nur verdutzte Blicke auf sich zog, als dass irgendwer zu seiner Rettung käme.

„Ich nehme an, dass ich Gewalt anwenden muss, damit du mit mir kommst, oder?“, fragte Ganbiera.

Allerdings verstand der Dämon den Jungen auch ohne Worte, denn dessen Miene zeigte deutlich, dass er sich Ganbiera widersetzte. Der Dämon wollte Marc gerade am Arm packen, doch der Junge nahm seinen ganzen Mut zusammen und rannte einfach an Ganbiera vorbei, um diesen abzuschütteln. Weil der Junge dabei nicht wirklich darauf achtete, wohin er überhaupt lief, stieß er des öfteren gegen ein paar Passanten, die sich noch beschweren wollten, jedoch nicht mehr dazu kamen. Irgendwann blieb der Junge nach Luft ringend stehen und schaute sich anschließen ein wenig in der Gegend um, damit er sich orientieren konnte. Neben ein paar alten Fachwerkhäusern, erblickte er in der Ferne einen Friedhof und ein paar hohe Gebäude der Innenstadt. Zur Sicherheit drehte Marc sich noch einmal kurz in die Richtung, aus der er gekommen war, um sicher zu gehen, dass Ganbiera ihm nicht gefolgt war. Anscheinend schien der Dämon den Jungen aus den Augen verloren zu haben, weswegen der Schwarzhaarige erleichtert aufatmete.

//Ich hoffe, ich bin diesen Kerl wirklich losgeworden... Hab irgendwie ein ungutes Gefühl...//, dachte der Junge.

Marc versuchte jetzt erst einmal einen Weg nach Hause zu finden, denn in dieser Gegend kannte er sich kaum aus. Der Junge kam deshalb auf die Idee, zunächst die Innenstadt aufzusuchen. Von dort aus konnte er sich nämlich besser orientieren. Die Gebäude, die er von entdeckt hatte, wiesen ihm zumindest schon mal den Weg.
 

Noch immer hatte Ayashi keine Spur von Ceisa entdecken können und legte deshalb nach fast sechsstündiger Suche eine Pause ein. Dazu setzte er sich auf die Friedhofsmauer, ließ seine Beine baumeln und beobachtete dabei die Menschen, die gerade die Gräber der Verstorbenen besuchten.

//Normale Menschen haben ein echt kurzes Leben....//, dachte sich Ayashi.

Man sah es dem Grauhaarigen zwar nicht an, aber dieser hatte selbst schon über 200 Jahre auf dem Buckel, was für die meisten Wesen aus seiner Welt als noch relativ jung galt. Auch Sterbende bekam er selten zu Gesicht, nur in Kämpfen erlebte er es manchmal, dass jemand fiel. Einerseits lag es aber auch daran, dass er nur zu wenigen Personen Kontakt pflegte und sich selten in der Nähe von bewohnten Gebieten aufhielt.

Plötzlich entdeckte er ein Mädchen, das mit verwundertem Blick zu ihm hinaufschaute, jedoch dabei schwieg. Das Mädchen besaß schulterlange rötliche Haare und trug eine weiße Bluse und einen Jeans Rock. Außerdem hielt seinen Blumenstrauß in den Händen, der wahrscheinlich für irgendein Grab gedacht war. Ayashi fragte sich daraufhin, ob das Mädchen wirklich ihren Blick auf ihn richtete oder ob es sich dabei nur um Einbildung handelte, denn für normale Menschen war es eigentlich unmöglich, den Grauhaarigen wahrzunehmen.

„Passen Sie besser auf. Sonst fallen Sie noch runter....“, kam es plötzlich besorgt von dem Mädchen.

Daraufhin sprang Ayashi nur munter von der Mauer, landete genau vor dem Mädchen und musterte dieses, aber konnte nichts außergewöhnliches an ihr feststellen. Er wunderte sich kein bisschen darüber, denn auch die beiden anderen Jugendlichen hatten ihn sehen können, obwohl diese auch nicht aus seiner Welt stammten. Das Mädchen schaute überrascht drein, was wohl daran lag, dass Ayashi eben von der hohen Mauer gesprungen war, ohne dabei auch nur eine Schramme davongetragen zu haben. Mit Sicherheit interessierte sie sich auch dafür, wie der Grauhaarige überhaupt ohne Hilfsmittel bis in diese Höhe klettern konnte.

„Ich wusste, dass wir uns hier treffen...“, sagte das Mädchen plötzlich in einem ernsten Ton.

Sie hob ein wenig ihren Kopf, um dem Grauhaarigen dabei in die Augen zu blicken. Ayashi musste schlucken, nachdem das Mädchen ausgesprochen hatte, da er plötzlich ein komisches Gefühl verspürte.

„Wer bist du...? Und vor allem was meinst du damit, dass du von unserem Zusammentreffen wusstest“, fragte Ayashi plötzlich.

„Mein Name ist Salvia... Und ich hab dich in einer Vision gesehen“, erklärte das Mädchen,„Doch ich weiß weder, wer du bist, noch woher du kommst.“

Dem nach zu urteilen, was das Mädchen von sich gab, schien sie wohl wirklich nicht ganz normal zu sein. Viele Fragen gingen Ayashi momentan durch den Kopf, die er an das Mädchen stellen wollte.

„Möchtest du mich begleiten...? Ich muss diese Blumen noch wegbringen und würde mich gern noch etwas mit dir unterhalten“, kam es von Salvia.

Ayashi nahm dieses freundliche Angebote natürlich an, um das Mädchen da durch näher kennen zu lernen. Während die beiden auf das Tor zuliefen, fing Ayashi schon mit seiner Befragung an. Als erstes wollte er wissen, ob das Mädchen wirklich die Fähigkeit besaß, in die Zukunft zu blicken. Zwar bejahte Salvia die an sie gerichtete Frage, konnte ihm aber nichts darüber erzählen, woher ihre Kräfte eigentlich stammten. Sie wusste nur, dass sie nur in ein Feuer blicken musste und schon überkamen das Mädchen Bilder aus der Zukunft, mit denen sie aber meistens zunächst nichts anfangen konnte. Ayashis Interesse an dem Mädchen wurde immer größer, denn von so einer Kraft hatte der Grauhaarige noch nie gehört.

Die beiden liefen an vielen Gräbern vorbei, bis sie schließlich an einem Gedenkstein stehen blieben. Dort legte das Mädchen ihre Blumen ab und schwieg einen Moment lang, während Ayashi die Inschrift des Grabsteins betrachtete. Ein gewisser Killian Ajimé lag scheinbar dort schon seit ein paar Jahren begraben. Der Grauhaarige fragte sich daraufhin, wer der Mann gewesen war und in welcher Beziehung er zu Salvia gestanden hatte.

„Wer war er...?“, fragte der Grauhaarige.

„Mein Vater.... Er ist heute vor fünf Jahren gestorben.....“, erklärte Salvia.

Ayashi versuchte daraufhin ein paar tröstende Worte zu finden, obwohl ihm so etwas meistens schwer fiel, besonders wenn er eine Person nicht richtig kannte.

„Ich hab eine ganze Weile darunter gelitten, doch mittlerweile hab ich mich einigermaßen von dem Schock erholt“, sagte das Mädchen.

Salvia klang emotionslos dabei, obwohl sein Tod sie angeblich ziemlich mitgenommen hatte. Vielleicht versuchte sie auch nur, ihre Traurigkeit zu unterdrücken, da sie vor einem Fremden keine Schwäche zeigen wollte.

„Wie auch immer... Ich würde auch gern etwas über dich erfahren. Wie ist dein Name und woher kommst?“, fragte das Mädchen.

Ayashi zögerte nicht lange und verriet Salvia alles, was sie wissen wollte. Das Mädchen staunte nicht schlecht, als der Grauhaarige ihr alles erzählte. Ayashi konnte nur hoffe, dass Salvia ihm dies auch glaubt und ihm am Ende nicht für einen Spinner hielt, denn so würden sicher die meisten Menschen darauf reagieren. Erstaunlicherweise war dies nicht der Fall, stattdessen schien das Mädchen ziemlich beeindruckt darüber zu sein.

„Ich hätte nie gedacht, dass eine andere Welt existiert. Aber das ist echt toll. Kannst du mir mehr darüber erzählen?“, fragte Salvia neugierig.

Zwar schmeichelte dem Grauhaarigen dieses Interesse, doch er wusste nicht, ob es eine wirklich gute Idee war, noch mehr über seine Welt preiszugeben. Schon allein dafür, dass er mit einem Menschen in Kontakt trat, konnte man ihn bestrafen. Deswegen beschloss der Grauhaarige, zunächst keine Informationen preiszugeben. Trotzdem war Salvia etwas enttäuscht darüber, auch wenn sie den anderen auch verstand und nicht wollte, dass ihm deswegen etwas zustieß.
 

Plötzliche spürte Ayashi die Energie eines Dämons, der sich ganz in Nähe befand, worauf der Grauhaarige seinen Kopf in die Richtung wendete, aus der er diese Kraft vernahm. Doch die Mauer schränkte sein Blick ein, sodass es unmöglich war, den Dämon von diesem Ort aus zu erblicken. Auch Salvia merkte an Ayashis Gesichtsausdruck, dass irgendetwas nicht stimmte.

„Was ist los, Ayashi?“, fragte das Mädchen besorgt.

„Tut mir Leid, ich muss weg. Hab noch etwas Wichtiges zu erledigen“, sagte der Grauhaarige.

An ihrem Gesichtausdruck konnte Ayashi erkennen, dass das Mädchen traurig über diesen unerwarteten Abschied war.

Deswegen versicherte er dem Mädchen noch, dass die beiden sich bald wiedersehen würden. Als er sich schließlich auf den Weg machte und in einem rasenden Tempo an den Reihen von Gräbern vorbeisauste, streckte das Mädchen kurz ihr Hand nach dem Grauhaarigen aus, so als ob sie versuchen wollte, Ayashi in diesem Moment noch aufzuhalten. Doch nach wenigen Sekunden hatte der Grauhaarige schon das Friedhofstor passiert und befand sich nicht mehr in Salvias Blickfeld.
 

Ayashi packte an den Griff seines Schwertes und schien nicht zu beabsichtigen, ihn gleich wieder loszulassen, da er einen eventuellen Angriff des Dämons erwartete. Doch bis jetzt hatte er noch keine Spur dieser Kreatur entdecken können. Er hoffte stark, dass sich auch Ceisa in der Nähe aufhielt, denn das Mädchen wurde von Dämonen schon fast magisch angezogen. Als er plötzlich vor einer Straße stand, die von einigen Autos befahren wurde blieb er zunächst einmal stehen, denn der Dämon befand sich nicht all zu weit von ihm entfernt. Ayashi versuchte sich zu konzentrieren, um den Dämon besser lokalisieren zu können. Wenigstens würde er durch die fast menschenleeren Wege gleich in Ayashis Blickfeld fallen, was ihm die Suche ein wenig erleichterte.

Sein Weg führte den Grauhaarige schließlich auf die andere Seite der Straße, denn von hier aus konnte er die Aura des Dämons am stärksten spüren. Fast kam es ihm vor, als liefe er mitten im Wald umher, denn in diesem Teil der Stadt ragte ein Baum nach dem anderen aus dem Boden. Irgendwann fiel Ayashi ein kleiner Spielplatz ins Auge, der sich ganz am Rand dieser Baumreihen befand. Als er sich auf diesen zugbewegte und an einer Wegkreuzung vorbeikam, rannte plötzlich Marc an ihm vorbei. Dieser lief direkt auf den Spielplatz zu, der sich rechts von dem Grauhaarigen befand. Verwundert hob Ayashi seine Augenbrauen, denn er fragte sich, weswegen der Junge so in Eile war. Diese Frage ließ sich im selben Moment noch beantworten, denn der Grauhaarige erblickte plötzlich einen Fremden, der den Jungen anscheinend verfolgte. Seiner Aura nach zu urteilen handelte es sich dabei um den gesuchten Dämon, auch wenn dieser im ersten Augenblick ziemlich menschlich wirkte. Nur durch seinen Kleidungsstil unterschied er sich von einem Menschen dieser Welt.

Als Marc kurz seinen Kopf wandte, um nachzusehen, ob er immer noch von Ganbiera verfolgt wurde, stolperte der Schwarzhaarige und landete mit seinem Kopf direkt im Sand.

//Verdammt! Wieso ist der Typ so hartnäckig. Eben gerade dachte ich noch, ich hätte ihn abgeschüttelt und da taucht der Typ schon wieder auf. Und ein paar Minuten später steck ich mit der Fresse im Sand und bin ihm hilflos ausgeliefert//, dachte Marc, der dabei versuchte, sich langsam wieder aufzurichten und den Dreck aus dem Mund zu spucken.

Anschließend hob er seinen Kopf an, worauf der Junge zwei Schaukeln entdeckte und sofort wusste, wo er sich in diesem Moment befand. Um besser aufstehen zu können, wollte Marc die Schaukelketten zu Hilfe nehmen, doch bevor er diese überhaupt erst greifen konnte, wurde sein Kopf erneut in den Sand gedrückt.

„Los, friss noch mehr Sand!“, kam es von Ganbiera, der regelrecht Gefallen daran fand, den Jungen zu quälen.

//Wann taucht das Mädel endlich auf....? Macht zwar Spaß den Jungen zu ärgern, aber ich hab auch nicht den ganzen Tag Zeit//, dachte der Dämon.

„Findest du es nicht etwas feige, dich an Schwächeren zu vergreifen? Lass lieber von dem Jungen ab, ansonsten werde ich nicht davor scheuen, Gewalt anzuwenden“, warnte ihn Ayashi, der gerade sich hinter Ganbiera befand und mit seinem Schwert dessen Wange streifte.

Der Dämon riss zunächst überrascht die Augen auf, doch ein Grinsen folgte im nächsten Augenblick, was darauf schließen ließ, dass er ziemlich unbeeindruckt von dieser Drohung war. Wenigstens hatte der Dämon mittlerweile von dem Jungen abgelassen, der sich wieder mit seinen Händen aufstützte und seinen Kopf in Ayashis Richtung drehte, als er dessen Stimme vernahm. Erschrocken riss der Junge seine Augen auf als er mit ansehen musste, wie Ganbiera das Schwert aus Ayashis Hand riss und dieses zur Seite warf. Anschließend drehte der Dämon sich zu dem Grauhaarigen um und trat diesen so kräftig in die Seite, dass Ayashi ein paar Meter weiter auf den Boden prallte. Marc versuchte in der Zwischenzeit diese Gelegenheit auszunutzen, um sich heimlich aus den Staub zu machen, auch wenn er seinen Freund nicht im Stich lassen wollte. Doch etwas anderes blieb ihm momentan nicht übrig, da er sowieso nicht viel erreichen konnte. Zwar schaffte es der Junge, letztendlich wieder auf beiden Beinen zu stehen, doch da Ganbiera noch im selben Augenblick sein rechtes Handgelenk packte, wurde es ihm unmöglich gemacht, sich von der Stelle zu bewegen. Als Marc sich danach zu dem Dämon umdrehte, ließ dieser sein Gelenk los und stieß mit seinen beiden Händen gegen die Brust des Jungen. Marc gelang es nicht mehr, irgendwo halt zu finden und fiel hinter der Schaukel auf den Rücken. Ganbiera konnte beim bloßen Blick in Marcs Augen dessen riesige Angst spüren.

//Kann sich das Mädchen nicht mal beeilen? Wenn ich so weiter mache, bring ich den Typen noch irgendwann um//, dachte der Dämon.

Marc hoffte, dass sich Ayashi irgendwann von Ganbieras Attacke erholen würde, doch der Grauhaarige kauerte nur blutspuckend auf dem Boden, da ihm der Schlag von eben ziemlich zugesetzt hatte.

Noch immer schaute der Dämon auf Marc herab und überlegte, wie er als nächstes vorgehen sollte. Eigentlich gab es zahlreiche Möglichkeiten, den Jungen zu foltern, wobei der Dämon den Jungen lediglich am Leben lassen musste.

„Mach dich auf was gefasst. Ich verschone für gewöhnlich niemanden“, sprach der Dämon und grinste dabei höhnisch.

Plötzlich durchtrennte ein Unbekannter von Hinten Ganbieras Hals, worauf erst der Kopf und anschließend der Körper, aus dem eine Menge Blut spritzte, zu Boden gingen.

„Tja, ich auch nicht....“, rief Ganbieras Mörder, der sich nur ein paar Meter von Marc entfernt befand. Er besaß lange fliederfarbene Haare, die fast bis auf den Boden reichten, war knapp 1 ½ Köpfe größer als Marc und trug eine geöffnete, hüftlange, weiße Jacke, an deren Ärmeln sich jeweils drei Gürtel befanden, ein schwarzes Shirt, eine lange schwarze Hose und hohe, schwarze Stiefel. In seiner rechten Hand hielt der Kerl die Waffe, mit welcher er eben noch Ganbieras Schicksal besiegelt hatte und an dessen Klinge nun das Blut des Dämons zu Boden floss. Angsterfüllt blickte Marc dem Fremden ins Gesicht, denn Marc nahm an, dass er als nächstes Opfer seines Gegenübers fungieren würde. Doch da der Gesichtsausdruck des Unbekannten eher neutral wirkte, konnte Marc nur schwer beurteilen, wie sich der Unbekannte als nächstes verhielt. Trotz dessen befürchtete der Junge das Schlimmste. Doch statt dem Schwarzhaarigen irgendwelchen Schaden zuzufügen, streckte der Fremde nur seine Hand nach ihm aus. Als Marc den anderen mit Verwunderung anblickte, erkannte er ein Lächeln in dessen Gesicht. Auch wenn der Fremde ihm anscheinend aufhelfen wollte, fiel es dem Jungen schwer, dem Kerl Vertrauen entgegenzubringen.

„Keine Sorge, der Typ ist tot. Du brauchst also keine Angst mehr zu haben, Marcus“, sagte der Fremde.

Doch Grund zu Sorge hatte Marc auf allemal; schließlich stellte Ganbieras Mörder anscheinend eine größere Gefahr dar, als der Dämon selbst.

„Wer zu Hölle sind Sie? Und woher kennen Sie meinen Namen?“, fragte Marc verunsichert.

Der Unbekannte seufzte zunächst und erklärte dem Jungen daraufhin, dass er sein Bruder „Vaeel“ sei.

Da er seines Wissens nach keinen Bruder besaß, nahm er diese Erklärung zunächst nicht für wirklich ernst und hob ungläubig seine Augenbrauen.

„Sie verarschen mich doch, ich bin sicher nicht mit einem Mörder verwandt!“, brüllte der Junge.

Dass ihn Marc als Mörder bezeichnete, kränkte Vaeel ein wenig, denn er hatte seinen Bruder schließlich eben gerade noch vor dem Tode bewahrt.

Noch immer hielt er seinem Bruder die Hand hin, doch statt dass Marc diese annahm, versuchte er sich selbst vom Boden zu erheben. Als Marc schließlich seinem angeblichen Bruder gegenüberstand, fing Marcs plötzlich damit an, vor Angst leicht zu zittern. Er versuchte ein paar Worte herauszubekommen, doch die Furcht davor, den Typ durch einen falschen Tonfall zu reizen, hinderte ihn daran.

„Schon gut, Bruder. Du musst dich nicht bei mir bedanken... Ich hab’s mir schließlich zu Aufgabe gemacht, dich zu beschützen“, kam es von Vaeel.

Marc setzte nur ein künstliches Lächeln auf, als er dies hörte, denn auf einen Beschützer, der weder Reue noch Mitleid mit seinen Gegner kannte, konnte der Junge auch gut verzichten.

Nach dem Verhalten dieses Kerls zu urteilen, schien er wahrscheinlich aus irgendeiner Psychiatrie oder einem Gefängnis ausgebrochen zu sein.

„Ich brauch keinen Beschützer oder sonst was.... Also suchen Sie sich jemand anderen, den Sie verarschen können. Aber bitte nicht mich.... Diese ganze Sache mit den Dämonen macht mich sowieso schon fertig“, sagte Marc.

„Also gut Kleiner... Für heute hau ich ab, aber ich komme wieder. Sei dir dessen bewusste.“, sagte Vaeel, drehte sich anschließend um und verschwand so plötzlich wie er auch gekommen war.
 

Mittlerweile befand sich Vaeel nicht mehr in Marcs Sichtweite und lief einen Weg entlang, in dessen Mitte ein paar Bäume gepflanzt waren.

„Was sollte denn diese Aktion?“, fragte Sakiros, als Vaeel an einem Baum vorbeilief, an den der Seelenfänger mit seinem Rücken lehnte.

„Das weißt du doch genau, Sakiros!“, kam es leicht genervt von dem jungen Mann, der den Seelenfänger sofort an Hand seiner Stimmen erkannt hatte.

Statt auf Vaeels Aussage einzugehen, wandte sich der Seelenfänger Vaeels Schwert zu, denn die Art der Waffe kam ihm ziemlich bekannt vor. Zwar ahnte er schon, um was es sich bei dem Schwert handelte, doch seines Wissens nach, war es so gut wie unmöglich, an solch eines heranzukommen. Dem Seelenfänger fiel spontan nur eine weitere Person ein, die das Wissen über diese Waffen besaß, womit sich zugleich die Frage erübrigte, wer dem jungen Mann das Schwert ausgehändigt hatte. Bevor er Vaeel direkt darauf ansprach, wanderte er kurz mit seinem Blick über die Klinge, um dessen Echtheit zu überprüfen.

„Du solltest mit diesem Schwert behutsam umgehen.... Du hast ja eben selbst gesehen, was für einen Schaden man damit anrichten. Davon abhalten, es zu benutzen, werde ich dich nicht, aber trotzdem solltest du damit vorsichtig umgehen....“, riet ihm Sakiros.

„Sie vertraut mir. Einzig und allein das zählt für mich....“

Der junge Mann wirkte in diesem Moment, wie ein willenloser Sklave, der seinem Herren treuergeben war.

Sakiros fing damit an, sich langsam Sorgen um Vaeel zu machen, denn das Vertrauen, was ihm entgegengebracht wurde, machte letztendlich nur einen blutrünstigen Mörder aus ihm.

Da Vaeel einen weitere, für seinen Geschmack unnötigen Wortwechsel vermeiden wollte, entfernte er sich weiter von Sakiros und steckte dabei sein Schwert zurück in die Scheide.
 

„Ganbiera.....?!“, vor Schock fast erstarrt, blickte Danderas auf den zertrennten Körper seines Bruders.

Noch vor einigen Minuten konnte er die Energie seines Bruders und eine andere fremde spüren, die den Dämon dazu veranlasst hatte, Ganbiera zu Hilfe zu eilen. Doch mit so einem Befund, hatte Danderas nicht gerechnet. Die Wut stieg ihn dem Dämon hoch, er wollte den Mörder ausfindig machen, sich an diesem rächen und ihm schließlich einen qualvollen Tod bescheren.

Mittlerweile stand Ayashi auch wieder auf den Beinen, dem der hasserfüllte Dämon gleich ins Auge fiel. Marc hielt sich nur ein paar Meter zitternd von der Leiche entfernt auf und hoffte, dass der Dämon ihm keine Beachtung schenkte.

„Wer zu Hölle war das?! Habt ihr etwa meinen Bruder auf dem Gewissen?!“, brüllte Danderas.

„Sein Bruder war der Täter.... Uns beide trifft keine Schuld....“, erklärte der Grauhaarige und deutete dabei mit seinem Zeigefinger auf Marc.

Schützend hielt Ayashi dabei sein Schwert vor die Brust, denn er schloss nicht aus, dass ihn der Dämon trotz dieser Erklärung attackieren würde.

„Moment mal! Dieser Irre war keineswegs mein....“, weiter kam der Junge nicht, denn in diesem Augenblick wurde er von dem Dämon am Kragen gepackt und dieser verlangte von Marc, dass er das Aussehen des Täters beschrieb und wohin dieser verschwunden sei.

Der Junge zögerte nicht lang und übermittelte Danderas alle Informationen, die der Dämon von ihm verlangt hatte.

Sofort ließ Danderas von Marcs Kragen ab, wandte dem Jungen den Rücken zu und rannte in die Richtung, in die der Mörder angeblich gelaufen sei.

„Anscheinend haben wir noch ein weiteres Problem.... Dieser Kerl scheint es ernst zu meinen...“, sagte Ayashi, der sich dabei um Ganbieras Leichnam bewegte.

Doch völlig verstört von den aufeinanderfolgenden Ereignissen, fiel es dem Jungen schwer, auf irgendetwas zu reagieren. Deswegen nahm Ayashi den Jungen erst einmal bei der Hand und beschloss ihn nach Hause zu begleiten.

„Ist schon okay... Lass uns später darüber reden...“, sagte Ayashi.

//War wohl alles etwas zu viel für ihn...//, dachte der Grauhaarige und machte sich mit Marc auf den Weg. Dabei gingen auch Ayashi die Geschehnisse nicht aus dem Kopf. Wieso plötzlich dieser seltsame Mann aufgetaucht war und welche Motive dieser hatte, blieb Ayashi ein Rätsel. Mit Sicherheit ging es nicht nur darum, den Beschützer für Marc zu spielen.



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