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Vampires Will Never Hurt You

von

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Blood on dark wood

8. Kapitel

Blood on dark wood
 

Während wir die Straßen entlang liefen, versuchte ich, Jake nicht anzusehen. Ich starrte verbissen auf meine Füße und auf das Stück Asphalt davor, der im Schatten der Wolkendecke fast schwarz wirkte. Langsam wuchs in mir der Wunsch, dass es regnen möge. Regen war etwas Befreiendes. Es hätte mir gezeigt, dass es so etwas wie Veränderung in dieser Stadt gab und nicht immer nur den gleichbleibenden Alltag, der so durchtränkt von der Angst vor dem Unbekannten war.

„Guck nicht so!“, brummte Jake neben mir und ich sah fragend auf. Er trug seinen Rucksack, in dem er die fertigen Pflöcke verstaut hatte, und lief leicht gebeugt.

„Was?!“

„Du guckst immer so schlecht gelaunt!“

Ich schnaubte.

„Na, rate mal wieso! Außerdem sagt das genau der Richtige. Wer mault denn ständig rum, wenn ihm was nicht in den Kram passt?“

Jake zuckte mit den Schultern, was sich durch den Rucksack schwierig gestaltete.

„Deine schlechte Laune motiviert mich aber nicht!“

Ich verdrehte die Augen und starrte wieder auf meine Füße. Ich wurde aus diesem Mann einfach nicht schlau.
 

Weiß und bedrohlich erhob sich das Gebäude vor uns. Zwar waren wie bei unserem ersten Besuch wieder alle Fenster verhangen, doch ich glaubte nicht eine Sekunde, dass in diesem Haus niemand wohnte. Es schien eher so, als würde hinter den Vorhängen und Jalousien etwas auf uns lauern. Ich schauderte.

Jake hingegen schien vollkommen ruhig. Vielleicht war ich einfach nicht die Richtige für diesen Job...

„Wir gehen den Weg, den du gestern genommen hast und brechen dann die Tür zu der Hütte auf, okay?“

Ich antwortete nicht und Jake warf mir einen bösen Blick zu.

„Okay...“, stöhnte ich entnervt und schickte mich an, weiter die Straße entlang zu gehen, um durch die Gärten der Nachbarhäuser zum Waldrand zu gelangen, doch Jake packte mich am Oberarm und zog mich zurück.

„Hör mir zu Chestnut!“, flüsterte er direkt neben meinem Ohr und ich spürte seine andere Hand in meinem Rücken. „Ich weiß, wir haben ein paar Probleme, aber bei dieser Sache muss ich mich vollends auf dich verlassen können!“ Sein Griff war schmerzhaft und ich nickte hektisch. „Ich will, dass du genau tust, was ich dir sage. Und zwar genau dann wenn ich es sage! Hast du mich verstanden?“

Ich nickte erneut und er ließ mich los. Ich stolperte nach vorn und meine Hand fuhr sofort zu der schmerzenden Stelle an meinem Oberarm.

„Du bist ein Arsch, Jake Dawson!“, keuchte ich und ging ohne mich noch einmal umzudrehen weiter. Auf irgendeine Art hatte mich seine kleine Ansprache an den ersten Auftrag erinnert, den wir gemeinsam erledigt hatten. Damals hatte er mich auch daran erinnern müssen, wer der Chef war. Es stimmte mich etwas traurig, dass wir wieder auf dieser Stufe angekommen waren.

Missmutig stapfte ich weiter und überquerte nach wenigen Metern die Straße. Ich hörte Jake hinter mir und spielte einen Moment mit dem Gedanken, ihn in die falsche Richtung zu führen.

Ich sah mich kurz um und seufzte. Entgegen meines Bauchgefühl führte ich Jake durch die hinteren Gärten der umstehenden Häuser und am Waldrand entlang bis wir bei der verwilderten Wiese des weißgestrichenen Hauses ankamen.

„Das ist es?“, fragte Jake und ich nickte leicht.

Ich konnte von hier aus den engen Durchgang zwischen dem Haus und er Hecke erkennen, in der ich gestern so unsanft gelandet war. Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen.

„Willst du das wirklich, Jake?“

Statt einer Antwort reichte er mir einen der Pfähle aus seinem Rucksack und warf mir einen Blick zu, der wohl eine Mischung aus Mut und Pflichtgefühl vermitteln sollte, auf mich allerdings eher wie eine Morddrohung wirkte. Verdrossen nahm ich den Pfahl und nickte in Richtung Holzhaus.

„Dann mal los!“ Jake stapfte durch das hohe Gras auf den Bretterverschlag zu und ich folgte ihm widerstrebend. Immer wieder warf ich nervöse Blicke hinüber zu den Fenstern über uns, die wie leblose Augen aus der weißen Fassade starrten. Doch nichts regte sich hinter den zugezogenen Vorhängen. Keine Schüsse wurden auf uns abgefeuert, keine Gestalt mit übermenschlichen Kräften stürzte sich auf uns herab. Und doch war ich mir nicht sicher, ob ich diese Szenarien der kleinen Holzhütte nicht doch lieber vorgezogen hätte.

Die Hütte sah genauso aus, wie ich sie verlassen hatte. Das schwarze, alte Holz versperrte den Blick auf was auch immer diesen schrecklichen Gestank verursachte, der immer noch durch die Luft waberte, wie eine nicht greifbare Krankheit.

Ich verzog angeekelt das Gesicht, doch Jakes Miene blieb ausdruckslos. Als hätte absolut keinen Geruchssinn ging er näher an die Hütte heran und besah sich, genau wie ich am Tag zuvor, das alte, rostige Vorhängeschloss.

„Warum hast du es nicht zerschlagen?“ Er sah mich fragend an und ich lachte trocken.

„Sehe ich aus wie Supergirl?“

Jake stöhnte entnervt.

„Ich auch nicht, Chestnut...“, sagte er und riss mit einem Ruck das Schloss aus der morschen Holztür.

Ich biss mir auf die Unterlippe.

„Holla, die Waldfee... Wie unauffällig!“

Jake beachtete mich nicht und stieß mit beiden Händen die Tür der Hütte auf.

Der Gestank, der uns entgegenströmte war unbeschreiblich. Der schwere, süße Atem des Todes kroch mir in die Nase und ich hielt mir aus einem Reflex die Hand vors Gesicht. Ich wusste nicht, wie oft ich diesen Geruch schon in der Nase hatte, aber ich würde mich wohl nie ganz daran gewöhnen.

Jake ließ sich wieder nichts anmerken.

Ich sah, wie er mit der rechten Hand nach einem Lichtschalter tastete. Es war zu dunkel in der Hütte, als dass man wirklich etwas erkennen konnte. Jake beugte sich weiter vor und seine Hand fuhr suchend über das alte Holz.

Die Strom an Bildern in meinem Kopf wurde schneller, eindringlicher. Ich biss mir auf die Unterlippe und konzentrierte mich auf die rasende Flut vor meinem inneren Auge. Ich sah...

„Jake! NICHT!“

Mit einem leisen Klicken legte Jake den Lichtschalter um. Meine ausgestreckte Hand hing wie erstarrt zwischen uns und bei meinem Aufschrei war Jake merklich zusammengezuckt. Ich hatte das Gesicht zu einer angsterfüllten Grimasse verzogen und obwohl ich wusste, was mich im Inneren der Hütte erwarten würde, konnte ich nicht anders als hinsehen.

Eine einzelne, nackte Glühbirne baumelte von der niedrigen Decke und erhellte den kleinen Raum mit einem schmutziggelben Licht.

„Oh mein Gott...“ Meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern und die Worte kamen stoßweise. Ich konnte keinen vernünftigen Satz bilden.

Es waren zwei Leichen. Zwei bleiche, aufgedunsene Gesichter. Zwei Paar leblose, hervorquellende Augen. Es waren zwei Frauen. Es waren zwei Frauen und er hatte sie kopfüber an die Decke gehängt. Ihre Brüste waren beinahe bis zu ihrem Halsansatz gerutscht und ließen sie noch grotesker aussehen.

„Er hat sie ausbluten lassen...“, sagte Jake leise und sachlich. Ich erkannte die tiefen, mit Blut verklebten Schnitte an ihren Hälsen, die uns wie ein schrecklicher, zweiter Mund zuzugrinsen schienen. Schwarze, fette Fliegen saßen auf diesen Wunden und legten ihre widerwärtige Brut in sie.

‚Leben, den Toten entstiegen’, fuhr mich durch den Kopf.

Ich konnte meinen Blick nicht von den beiden Leichen reißen. Ihre Arme baumelten nutzlos neben ihren Köpfen und ihre Finger reichten bis auf den mit Blut beschmierten Fußboden. Ich wusste genau was für ein Geräusch ihre Fingernägel auf dem schwarzen Holz machen würden, wenn ihre Körper von einem Windstoß erfasst werden würden.

Eine der Frauen trug ein T-Shirt, auf dem eine lachende Maus mit einem Hammer in der Pfote abgebildet war. In einer Sprechblase stand: „Besser bauen mit Save’n’Pack!“ Über das feixende Gesicht der Maus hatte sich ein großer Blutfleck ausgebreitet.

„Warum hat er das getan?“, fragte ich Jake, der mit vorsichtigen Schritten näher an die Leichen getreten war. „Warum hat er... sie nicht gebissen?“ Ich hatte schon genug Opfer von Vampiren gesehen um zu erkennen ob sie gebissen oder nur geschlachtet worden waren.

Jake streckte die Hand aus um eine der Frauen zu berühren und ich stöhnte gequält auf.

„Bitte...“, sagte ich und er ließ seinen Arm wieder sinken. Ich wischte mir mit dem Ärmel über Nase und Lippen. Der Gestank innerhalb der Hütte war unerträglich.

„Ich weiß es nicht...“ Jake runzelte die Stirn. „Das ergibt keinen Sinn. Es sei denn...“

Ich nickte langsam.

„Es sei denn, er wollte uns damit etwas sagen...“

Jake schwieg für einen Moment und umkreiste die leblosen Körper der Frauen. Plötzlich stieß er einen Laut der Verwunderung aus.

„Ein Brief?“ Er riss etwas von dem Rücken der Save’n’Pack-Frau. Sie bewegte sie etwas, doch glücklicherweise nicht so viel, dass ihre Fingernägel über den Boden hätten schrappen können.

Jake hielt ein Stück beschriebenes Papier in der Hand und überflog die Nachricht. Seine Augen wurden immer größer und er schnappte nach Luft.

Ich besiegte widerstrebend meinen Ekel und trat neben ihn.

„Was ist es?“, fragte ich, doch Jake antwortete nicht. Es drückte mir den Zettel in die Hand.

Die Schrift war klein und sauber. Es stand nicht viel auf dem Blatt Papier, aber das, was darauf stand, raubte mir den Atem.
 

Jake Dawson,

Dein Bruder ist der Nächste, weil schwule Vampire in Hollywood doch so sehr gefragt sind.
 

Ich sah auf und warf Jake einen verwirrten Blick zu.

„Was zur Hölle...?“

Jakes Gesichtsausdruck war wie versteinert und er starrte auf die Rücken der beiden Leichen. Als er sprach, klang seine Stimme hohl und blechern.

„Du hattest Recht, Chestnut. Wir haben ein Problem...“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Thuja
2008-07-16T16:00:11+00:00 16.07.2008 18:00
Oo
Was wird Jake jetzt tun
Wie wichtig ist ihm sein Bruder
Kann und vor allen will er ihn beschützen
Da scheint es jemand speziell auf ihn abgesehen zu haben
Ist es deswegen in seiner alten Heimat
So viele Rätsel

Jake ist eindeutig ein Profi. Das hat er am Anfang mal wieder bewiesen. Er stellt die Arbeit über Emotionen
Aber wird er das auch können wenn es um seinen Bruder geht
Noch schlimmer. Wenn der Vampir es auf ihn abgesehen hat, wird er sich vielleicht an Chestnut vergreifen
Die Leichen hast du echt gut, was in dem Fall eklig heißt, beschrieben
Da versteh ich Chestnut, dass ihr das dann doch schon nahe geht. Ich glaub jeder andere hätte sich da mindestens übergeben. boah war ja schon froh das ich gerade nichts gegessen hab (nur mein Kaffee hat plötzlich komisch geschmeckt. Ich geb den Rest Chestnut "fg")

Du schreibst wirklich sehr toll
Ihre Gedanken sind immer wieder so toll

glg

Von:  Nochnoi
2007-08-24T16:47:34+00:00 24.08.2007 18:47
Endlich geht es weiter ^______^ Und dann auch gleich so ein apetitliches Kapitel xD

Also vom Stil war's mal wieder erste Sahne, ich mag deine Ausdrucksweise irgendwie einfach total gerne ^.^ Ich weiß, das habe ich mindestens schon tausendmal gesagt, aber ich nerv dich gern noch viel länger damit ;p

Und jetzt hat Jake endlich zugegeben, dass sie ein Problem haben. Das haben wir Leser und selbstverständlich auch Chestnut schon lange gewusst, dass das nun aber auch Jake gesteht, zeigt, wie ernst die Situation ist o.ô
Und diese zwei Frauen - arme Dinger ... Ich glaub, bei diesem Anblick wäre ich Hals über Kopf geflohen O.o
Aber jetzt bin ich noch viel gespannter, was nun eigentlich genau in der Stadt los ist >.< Total mysteriös, das Ganze! Und jetzt wird auch noch Drake mit reingezogen, darüber hinaus hat der Briefschreiber offenbar auch das Privatgespräch zwischen den beiden belauscht ...
Mann, ich bin schrecklich neugierig, wie sich das Ganze noch entwickelt!!

Ich warte voller Spannung auf viele weitere Kapitel ^___^

Liebe Grüße
Nochnoi
Von: abgemeldet
2007-08-24T07:24:42+00:00 24.08.2007 09:24
Hm, geht's dann wohl ans eingemachte, hm?
Du hast das echt sehr gut beschrieben, auch wenn ich jetzt keinen Hunger mehr habe...o.O
Hoffe es geht schnell weiter,
Lg -Playa-


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