Zum Inhalt der Seite

Runen der Macht

Neues Kapitel wird sein: Getrennte Wege
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ergebnislose Suche

Halloo erstmal :-)

Also hier hab ich mal das neue Kapitel...es ist eher ein Zwischenkapitel. Aber ich hab mich dafür entschieden es hochzuladen, weil ich es noch für den weiteren Verlauf der Geschichte brauchen werde..weil ein paar interessante Geheimnisse in dem Kapitel gelüftet werden...viel eher nur ein geheimnis, aber das werdet ihr noch lesen :-P

naja ich wünsch euch trotzdem viel Spaß mit diesem Zwischenkapitel

lg
 


 

Ergebnislose Suche
 

„Okay, wir machen es wie gesagt. Layla, Lilithel und Bishop, ihr werdet euch den Rest der Stadt etwas genauer ansehen. Wir beginnen mit der Suche erstmal hier. Treffpunkt wird in etwa zwei Stunden wieder hier sein. Verstanden?“ Lazar sah sich der Reihe nach um und erhielt zu seiner Bestätigung jeweils ein kurzes Nicken.

„Was machen wir, wenn etwas Unvorhergesehenes geschieht?“

Doch bevor Lazar auf Bishops Frage eingehen konnte, hatte Lilithel ihren Mund schon zu einer Antwort geöffnet,

„Wie wär’s mit wegrennen und verstecken, oder was meinst du, Big Boss?“

Kaighley konnte sich trotz immenser Anstrengung ein Grinsen nicht verkneifen. Lazars Gesicht war einfach nur göttlich. Noch nie hatte Kaighley ihn so offensichtlich um Fassung ringen sehen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte Lilithel den nächsten Tag nicht mehr überlebt. Kaighley war mehr als beeindruckt von dem Wagemut, den ihre blonde Freundin an den Tag legte. Sie selbst hätte sich nie getrau Lazar so offensichtlich zu provozieren. Aber es war einfach zu lustig, und das blauhaarige Mädchen bereute es aus ganzem Herzen nicht ihren Fotoapparat mitgenommen zu haben. Dieses Gesicht würde sie wohl nie wieder in ihrem Leben zu Gesicht bekommen.

„Geht einfach! Bishop wird schon was einfallen!“ Unter Aufbietung all seiner Kräfte gelang es Lazar, sich von dem blonden, vor sich hin grinsenden Mädchen wegzudrehen. Er hatte das Gefühl, als würde sie sich über ihn lustig machen und so wie es aussah, hatten das auch seine Freunde, denn die amüsierten Blicke, die sie untereinander austauschten, entgingen ihm nicht.

Aber im Grunde war es ihm auch egal. Er war hier, um eine Aufgabe zu erledigen und niemand, auch kein dümmlich grinsendes Mädchen, würde ihn davon abhalten.

Bevor er sich noch mehr Gedanken machen konnte, drehte er sich kurzerhand weg und stapfte davon. Die anderen würden schon noch folgen.
 

Kaighley grinste immer noch, als sie Lazar leicht angesäuert von dannen ziehen sah. Der junge Mann war einfach zu herrlich.

Doch bevor sie noch weiter über den Schwarzhaarigen nachdenken konnte, baute Lilithel sich vor ihr auf.

„Okay, Kai, hör mir gut zu. Ich werde dich jetzt allein lassen. Keine Sorge, sobald dir was passieren sollte, bin ich da, um dich zu beschützen. Also keine Angst! Du packst das schon. Ich weiß, es wird dir wahrscheinlich total schwer fallen mich gehen zu lassen. Aber es muss nun mal sein. Du hast Big Boss ja gehört. Er hat entschieden und damit basta. Wie gesagt, ich weiß, wie unendlich schwer diese Entscheidung dir fällt. Ich sehe es in deinem Gesicht. Aber Kai, du musst nicht weinen. Auch wenn wir getrennt sind, so werde ich doch immer in deinem Herzen sein. Wir sind Freundinnen, wir sind unzertrennlich. Wir sind wie Licht und Schatten: Wo das eine ist, kann das andere nicht fern sein. Wir sind wie...“

`Weiß sie, dass ihr nur für gerade mal zwei Stunden getrennt sein werdet?`

`Lass sie in Ruhe. Sie ist nun mal sehr...ähm...gefühlsbetont.`

`Oder dämlich…`

`Sei ruhig!`

„…Kaighley? Hörst du mir überhaupt noch zu?“

Das blauhaarige Mädchen fuhr aus ihren Gedanken auf und sah ihre Freundin entschuldigend an.

„Tut mir…“

„Nichts da. Das ist schon so oft passiert. Bedeutet dir unsere Freundschaft gar nichts mehr? Bin ich dir egal?“

Kaighley konnte schon mit ansehen, wie die Unterlippe ihrer Freundin zu zittern begann.

„Lil, Schatzi. Du weißt, dass mir unsere Freundschaft viel bedeutet. Es ist nur, diese ganze Umgebung, diese Stadt - meine Stadt - das alles macht mich nervös. Ich wollte dich nicht verletzten. Glaub mir. Es tut mir wirklich Leid!“

Zur Überraschung aller zuckte Lilithel jedoch nur kurz mit den Schultern und sagte dann,

„Ach, schon okay. Ich hab auch überreagiert. Du weißt doch, dass mir unsere Freundschaft viel bedeutet. Aber bitte pass auf dich auf!“

`Diese Stimmungsschwankungen können einem wirklich Angst machen`

Kaighley konnte nur stumm mit dem Kopf nicken, bevor Lilithel sie noch einmal lieb anlächelte, kurz an sich drückte und dann Bishop und Layla folgte, die sich kurz nachdem Lilithel angefangen hatte zu reden, stumm von den beiden anderen verabschiedet hatten und vorangegangen waren.

„Irgendwie ist sie schon komisch. Na ja dann lass uns mal gehen. Hoffentlich finden wir das, was wir suchen, schnell.“

Kaighley sah aufmunternd in Saemils Gesicht, bevor sie den Mund öffnete, „Irgendwie hab ich bei der Sache ein gutes Gefühl. Auch wenn mich die Umgebung nervös macht.“

„Keine Angst, du weißt doch, ich bin da um dich zu beschützen. Und wenn nicht, wird Big Boss bestimmt ein wachsames Auge auf dich haben sollte ich verhindert sein.“

Beide hatten ein breites Grinsen auf dem Gesicht, als sie Lazar und Gilian hinterherliefen.

„Irgendwie gefällt mir sein neuer Spitzname.“
 

Was hatte sie noch mal genau zu Saemil gesagt? Sie hatte ein gutes Gefühl bei der Sache? Könnte bitte jemand kommen und sie für diese Aussage schlagen?!?

Seit gefühlten fünf Stunden durchkämmten sie jetzt schon die zerstörten Häuser, die an den Marktplatz grenzten. Nach was genau sie überhaupt suchten, wusste niemand. Doch bis jetzt hatten sie nicht mal ansatzweise den kleinsten Hinweis.

Da war Nichts! Nichts!

Nur ein Haufen Müll, zerstörte Gebäude und eine alte verrostete Teekanne. Und woher die kam, konnte ihr noch nicht einmal einer der anderen beantworten.

Zusätzlich wurde die Stimmung der kleinen Gruppe mit jeder Minute, in der sie nichts fanden, drückender und nicht gerade angenehmer.

Lazar war schon seit Lilithels kleiner Provokation nicht mehr ansprechbar und reagierte extrem gereizt, wenn man dennoch den Fehler begann und ihn etwas fragte, sodass die Übrigen beschlossen hatten, ihn einfach in Ruhe zu lassen.

Leider griff Lazars Übellaunigkeit auch auf die anderen über, sodass seit einer halben Stunde niemand mehr einen Ton von sich gegeben hatte. Und wenn doch, dann nur einsilbige Wörter.

Kaighley schnaubte verächtlich, als sie zum wiederholten Male auf eine Ratte stieß, die sich unter einem großen Stein versteckte. Genervt warf sie den Silberlöffel, den sie neben der Ratte entdeckte hatte, auf den Boden und setzte sich auf etwas, das wohl früher einmal ein Brunnen gewesen war.

„Ich hab keine Lust mehr. Was bringt das? Wir wissen noch nicht mal, wo wir anfangen sollen zu suchen! Wir haben nicht den kleinsten Schimmer! Und ewig in diesem ganzen Müll herum zu graben bringt rein gar nichts!“

Leider reagierte keiner ihrer Freunde auf ihren verzweifelten Ausruf. So stützte sie müde ihren Kopf in ihre Hände und starrte einen Geröllhaufen vor sich an, auf dem sich zwei Spatzen um einen Brotkrümel stritten. Das Interessanteste, das ihr seit dem Beginn ihrer Suche untergekommen war. Wenn man einmal von Saemils unfreiwilligem Sturz in ein Rattennest absah.

Sie war sogar so deprimiert, dass sie anfing mit dem Gott in ihrem Innern zu sprechen.

`Hey Farth? Bist du da?`

`Was glaubst du wohl, wo ich bin?`

`Mhmm...was weiß ich, wo du dich herumtreibst…`

`Erbärmliches Menschenmädchen, warum genau redest du jetzt mit mir? Ich habe eigentlich Besseres zu tun.`

`Ach ja und was? Putzen? Du bist in meinem Inneren gefangen! WAS genau kannst du da machen?` Schon beim Denken ihres Satzes wusste sie, dass sie es lieber hätte lassen sollen.

Farths Antwort folgte auch prompt. `Was bildest du dir ein? Du bist nichts im Vergleich zu mir. Ich rate dir, dich nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Wenn ich wieder Herr über diesen Körper bin, wird es mir eine pure Freude sein, mich an deinen Freunden zu rächen, für all die Demütigungen, die du mir antust. Ich werde sie leiden lassen. Bereite sie am besten schon mal auf einen langsamen Tod vor.`

Sein Lachen bereitete ihr eine Gänsehaut. Sie hatte es gewusste, sie hätte dieses Gespräch niemals beginnen dürfen, vor allem nicht, wenn sie selbst nicht in der besten Stimmung war. Aber seine Drohung war zugleich ein Ansporn die Amulette endlich zu finden. Durch sie gab es vielleicht eine Möglichkeit, dem Fluch zu entgehen.

Langsam erhob sie sich von dem ehemaligen Brunnen und machte sich daran, ihre Gruppe wieder zu finden.
 

„Und, habt ihr schon was gefunden?“

Saemil fuhr erschrocken herum als er Kaighleys Stimmt so nahe an seinem Ohr hörte.

„Erschreck mich doch nicht so!“

Das blauhaarige Mädchen musste über den erschrockenen Gesichtsausdruck ihres Gegenübers lachen und klopfte ihm nur beruhigend auf den Arm.

„Tut mir echt Leid. Ich wusste nicht, dass du so ‚konzentriert’ bei der Arbeit bist“

Saemil hob amüsiert eine Augenbraue, ehe er zu einer Antwort ansetzte. „Konzentriert würde ich das nicht nennen. Ich war eher abgelenkt.“

„Ach ja? Und von was?“

Verlegen kratzte er sich am Kopf.

„Nun ja…da ähm...waren so zwei Vögel…und ähm…“, druckste er herum, bevor Kaighley ihn mit ihrem Lachen zum Verstummen brachte.

„Schon okay. Mir ging es vorhin nicht anders. Wir werden hier nichts finden. Wir wissen ja nicht mal, wo wir anfangen sollen!“

„Das brauchst du mir nicht sagen. Versuch dein Glück lieber mal bei Lazar. Er durchkämmt jetzt schon fast die ganze Zeit ununterbrochen Haus für Haus. Seine Ausdauer ist echt bewundernswert. Es sieht fast schon so aus, als ob er die Amulette mehr brauchen würde als du.“

Kaighley drehte sich in die Richtung, in der Saemil seinen Arm ausstreckte. Und tatsächlich entdeckte sie einen schwarzen Schopf, der gerade dabei war, die Eingangstür eines fast vollständig zerstörten Hauses freizulegen. Irgendwie war er wirklich bewundernswert. Das Haus glich schon gar keinem Haus mehr. Überall lagen Trümmer und Mauerteile, die größer waren als er selbst. Wie sollte er da durch kommen?

„Lass uns mal zu ihm gehen. Die zwei Stunden müssten eh bald vorbei sein.“

Saemil nickte nur, als Antwort, dass er verstanden hatten. Zusammen bahnten sie sich einen Weg um große Felstrümmer herum.
 

„Lazar. Hey, die zwei Stunden sind gleich um. Lass uns auf die anderen warten.“

Der junge Mann mit den goldenen Augen stoppte in seiner Arbeit und sah seinen Freunden entgegen.

„Das Ganze bringt doch eh nichts. Wir müssen uns etwas anderes ausdenken. Wir können nicht jedes Haus in dieser ganzen Stadt durchsuchen. Weißt du, wie viele das sind? Wir würden ewig brauchen!“Zur Betonung ihrer Worte fuchtelte Kaighley mit ihren Armen in der Luft herum.

Wie es schien, bewirkten ihre Worte sogar etwas, den Lazar drehte sich nun vollständig zu ihnen um und sah Kaighley einen Augenblick stumm an.

„Heute Abend müssen wir uns etwas anderes überlegen!“

„Ähm ja...das meinte ich ja.“

Mit gerunzelter Stirn sah sie den Größeren an, der ihr jedoch wieder nur stumm entgegenblickte, ehe er sich umdrehte und auf die Mitte des Marktplatzes zustrebte.

„Big Boss scheint heute wirklich alles andere als gut gelaunt zu sein. Und er hat es geschafft sogar irgendwie noch wortkarger als sonst zu sein. Merkwürdig, ich dachte, dass ginge bei ihm gar nicht mehr.“

Spielerisch stieß Kaighley ihm ihren Ellenbogen in die Seite,

„Sei nicht so gemein. Lazar ist okay. Vielleicht macht ihm die Stadt ja auch zu schaffen.“

„Unserem Lazar macht die Stadt zu schaffen?! Sorry, Kleine, aber deine Menschenkenntnis ist nicht sonderlich gut. So wie ich ihn kenne, macht diesem Kerl nichts zu schaffen. Er ist wie so ein Übermensch.“

Ungläubig zog Kaighley eine Augenbraue in die Höhe. „Glaubst du nicht auch, dass du übertreibst?! Also, ich mag Lazar!“

Entschlossen drehte sie sich um und folgte dem eben genannten auf die Marktplatzmitte

„Wie - du magst Lazar?“, hörte sie hinter sich noch Saemils Stimme und kurz darauf seine eiligen Schritte. „Jetzt warte doch mal!“

Auf Kaighleys Gesicht schlich sich ein dickes Grinsen.
 

Dass die Anderen auch nichts entdeckt hatten, wunderte niemanden. Die Stadt war zu groß, um einfach planlos herumzusuchen. Lazar hatte Recht gehabt. Sie mussten sich zusammen setzen und sich etwas Neues überlegen. Schließlich hatte keiner von ihnen Lust, mehrere Wochen in dieser Ruine zu verbringen. Einigen reichte dieser eine Tag schon. Die merkwürdige Atmosphäre, die man überall in der Stadt spüren konnte, lastete schwer auf ihren Gemütern. Vor allem Gilian, Bishop und die sonst so unerschütterliche Layla verhielten sich an dem Abend stiller als gewöhnlich.
 

„Okay, wir haben uns alle hier versammelt, um diesen jungen Mann und diese junge Frau in den heiligen Stand der Ehe…“

Die Gruppe hatte sich im unteren Teil des Hauses, das sie zuvor schon als Schlafplatz verwendet hatten, versammelt. Eigentlich mit der Absicht eine neue Herangehensweise an ihr „Amulett-Problem“ zu finden, doch bis jetzt ohne nennenswerten Erfolg. Und Kaighley musste zugeben, dass es vor allem an der Unkonzentriertheit der Gruppe lag.

Lilithel hatte nachdem sie eine alte, verstaubte Bibel gefunden hatte, angefangen, feierlich im Zimmer auf und ab zu laufen und einen Pfarrer zu imitieren. Die anderen taten ihr Bestes, um das blonde Mädchen zu ignorieren. Aber als sie dann noch mit tiefer Stimme angefangen hatte, eine Hochzeit nachzuspielen, war es Kaighley endgültig zu viel geworden.

„Lil, setzt dich einfach zu mir. Und lass diese Bibel da liegen. Es ist nur zu deinem Besten.“

Falls Lilithel im ersten Moment nicht gewusst wusste, was ihre Freundin meinte, so wusste sie es spätestens, als sie einen Blick in die Gesichter der anderen warf. Wenn sie die Bibel nicht schnellstens loslassen würde, gäbe es für sie keinen Morgen mehr.

„Okay, okay. Nie darf man seinen Spaß haben. Ihr seid alle viel zu verkrampft. Macht euch mal locker, Leute!“ Beleidigt setzte sie sich in einen alten Sessel und zog einen Schmollmund. „Hier wird man noch wahnsinnig. Immer diese ernsten Gesichter…“, war das Letzte, was sie noch von sich gab, bevor sie sich dazu entschloss, beleidigt die anderen zu ignorieren.
 

„Hätten wir dieses Problem nun auch gelöst. Lasst uns jetzt aber zu unserem Hauptproblem kommen. Wie ihr alle wohl schon bemerkt habt, ist es ein Ding der Unmöglichkeit ohne genauere Hinweise in dieser Stadt etwas zu finden. Wir brauchen nur ein kleines Indiz, nur einen Anhaltspunkt, wo die Amulette sich eventuell befinden könnten und uns wäre schon geholfen. Aber so? Wir würden Wochen, wenn nicht sogar Monate brauchen.“ Bishop fuhr sich nach seiner Rede erschöpft durch die Haare. Der Rest der Gruppe hatte sich in einem Halbkreis um ihn herum in dem Zimmer verteilt. Entweder auf alten Sesseln, die dem Feuer entkommen zu sein schienen, oder wie im Falle von Layla, Saemil und Lazar auf dem Boden.

Bishop sah sie der Reihe nach prüfend an. „Hat einer von euch einen Einfall?“

Doch statt einer Antwort, sah er nur in sechs ratlose Gesichter.

„Meine Lieben, ich will euch nicht enttäuschen, aber so kommen wir nicht weiter!“ Leicht genervt ließ er sich in den einzigen freien Sessel gegenüber den anderen fallen und sah sie wieder wortlos an.

Für ein paar Minuten sprach niemand von ihnen und die Stille breitete sich langsam aber sicher in dem hell erleuchteten Raum aus. Doch bevor sie zu drückend wurde, erhob sich Lazar. Er ging mit langsamen Schritten zu einem der Fenster hinter Bishops Sessel.

„Er hat Recht und deswegen tut es mir Leid, Kaighley.“

Im ersten Moment wusste das Mädchen nicht, von was er sprach, bis sie seinen eindringlichen Blick auf sich spürte und ihr siedendheiß wieder der Traum in den Sinn kam. Aber das konnte er doch nicht den anderen erzählen? Das ging nur sie etwas an. Das war ihre Familie!

Sie hatte den Mund schon zu einem Einwand geöffnet, als sie wieder seinen Blick auf sich spürte. Da war etwas in seinen Augen. Sie hatte das Gefühl, als ob er ihr etwas mitteilen wollte. Aber nur was?

`Er wird nicht erwähnen was ich getan habe.`

Sie zuckte zusammen, als sie so plötzlich Farths dunkle Stimme hörte. Sie hätte nicht damit gerechnet, dass er in nächster Zeit wieder mit ihr sprechen würde. mmerhin war sie bei ihrem letzten Gespräch etwas zu weit gegangen.

Aber sein Satz verwirrte sie.

`Wie meinst du das mit, ‚was du getan hast’?`

Sein tonloses, kaltes Lachen ließ sie erzittern.

`Menschenmädchen, denk nach! Glaubst du wirklich, dass du im Stande wärst, im Alter von ein paar Monaten Feuer zu erzeugen, wo du es jetzt noch nicht einmal beherrschst?`

Kaighley merkte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann.

Was hatte er gesagt?

Konnte das wahr sein?

Aber warum nicht?

Er hatte Recht! Er hatte ja so Recht! Wie blind war sie eigentlich gewesen?! Natürlich konnte sie als Säugling noch keine Elemente beherrschen! Wie dumm sie doch gewesen war. Dabei lag die Antwort die ganze Zeit in ihr.

`Du warst das, oder? Meine Eltern haben versucht dich wegzusperren und du hast das Feuer gelegt. Doch bevor es sie verbrennen konnte, hatten sie das Ritual schon beendet. Und sie dachten, ich wäre es gewesen…`

`Doch intelligenter, als ich vermutet hätte. Glückwunsch, meine Kleine, du hast ein weiteres Geheimnis gelöst.`

Kaighley spürte, wie Hass in ihr hoch kroch. Nichts als purer Hass. Sie wollte diesen Bastard keine weitere Sekunde in ihrem Inneren haben. Sie wollte ihm gegenüberstehen und ihn für all das büßen lassen.

`Ich werde dich vernichten! Ich werde dich bekämpfen, bis nichts mehr von dir übrig ist. Für meine Familie und meine Freunde. Du verdammter Gott, wie ich dein Dasein hasse. Wie ich dich hasse! Du wirst für das alles hier zahlen! Glaub mir, das ist kein Versprechen, das ist eine Tatsache. So wahr ich hier bin. Du verdammtes Scheusal!`

Ihre Wut kannte keine Grenzen. Dieser ganze Fluch, dieser Gott, er hatte ihr ganzes Leben ruiniert. Nur wegen ihm lief sie hier draußen herum. Suchte dämliche Amulette und begab sich und ihre Freunde in Gefahr. Oh wie sie es genießen würde, wenn sie ihn endlich besiegen würde.

Kaighley hatte gar nicht bemerkt, dass ihre Freunde sie ansahen. Wie aus einer Trance erwacht, blinzelte sie ihnen entgegen.

„Geht es dir gut? Du warst auf einmal so blass?“ Gilian sah sie besorgt an.

„Mir geht es gut. Ich war nur kurz abgelenkt. Hat Lazar euch irgendwas erzählt?“

„Nein. Er meinte, dass es dir lieber wäre, wenn du es uns sagen würdest. Was meinte er?“ Gilian sah sie aufmerksam an, genau wie die Übrigen im Zimmer.

Kaighley musste den Reflex unterdrücken, die Augen zu verdrehen. Sie war immer noch aufgebracht wegen Farth, wenn aufgebracht überhaupt das richtige Wort war. Wenn es nach ihr ginge, hätte sie schon lang etwas genommen und es gegen die nächstbeste Wand geworfen. Am besten etwas richtig Großes, wie Farths aufgeblasenes Ego.

Aber was genau wollte Lazar jetzt, dass er ihnen erzählte? Es lag auf der Hand, dass er dabei an ihren Traum dachte. Doch den Teil mit ihrer Familie, mit ihrer Mutter würde sie verschweigen. Sie hatte ihre Freunde so unendlich lieb. Aber es gab Sachen, die gingen niemanden von ihnen etwas an. Das war ihre persönliche Angelegenheit, ihr persönlicher Kampf. Wenn nicht sogar alles im Prinzip ihr eigener Kampf war. Ihre Freunde waren doch nur Helfer, Schachfiguren in dieser großen Schlacht. Alles drehte sich um ihren Bruder und sie.

Und am Ende war es trotz allem nutzlos.

Sie, Kaighley, würde sterben. Und an dieser Tatsache gab es nichts zu rütteln.

Aber sie wollte jetzt nicht in Selbstmitleid versinken. Vielleicht gab es ja noch Hoffnung. Wer wusste das schon? Was sie aber wusste, war, dass bevor sie sterben würde, es Farth heimzahlen würde. Für den Verlust ihrer Familie, für ihr verdammtes Leben ohne jegliche Zukunftsperspektive, für alles, was er ihr mit diesem Fluch angetan hatte. Und sie war sich so sicher, dass sie es genießen würde.
 

Kaighley musste sich zwingen, wieder in die Realität zurück zu kommen. Wie schon gesagt, das war nicht der richtige Augenblick für Selbstmitleid.

Miedergeschlagen sah sie ihre Freunde an, bevor sie den Mund öffnete und ihnen von ihrem Traum erzähle. Wohlweißlich überging sie den Teil mit ihrer so verzweifelten Mutter.

„Aber müsste das nicht heißen, dass der Marktplatz unser Ausgangspunkt ist?“ Layla spielte nervös mit ihren Haaren. Wie es aussah, machte ihr die Atmosphäre in der Stadt immer noch zu schaffen.

„Ja, leider haben wir dort nicht das Geringste gefunden, abgesehen von ein paar Ratten!“

„Wir haben noch nicht alle Häuser durchsucht. Und ihr zwei habt fast nichts getan!“ Lazar bedachte weder Kaighley noch Saemil mit einem Blick, sondern starrte weiter aus dem dunklen Fenster. „So hatten wir auch keine Chance, etwas zu finden.“

„Was genau, willst du damit sagen? Hast du irgendein Problem mit uns?“ Saemil war schon dabei, aufzustehen und auf Lazar zuzugehen, als Kaighley ihn wieder in eine sitzende Position drückte.

„Reg dich nicht so auf. Er hat Recht! Wir haben fast nichts getan. Wir wäre es, wenn wir morgen alle dort mit unserer Suche beginnen? Vielleicht finden wir zu siebt ja etwas. Und wenn ich schon vom Marktplatz träume, muss ja auch etwas dran sein! Oder?“

„Ja der Meinung bin ich auch. Hat jemand etwas dagegen?“ Bishop beugte sich auf seinem Sessel nach vorne und ließ wieder den Blick aufmerksam von einem zum anderen gleiten.

Doch alle Anwesenden schüttelten nur verneinend den Kopf.

„Gut, dann hätten wir das ja geklärt!“ Erschöpft ließ er sich wieder nach hinten gleiten und fuhr sich durch die Haare ehe er seinen Kopf nach hinten legte und hörbar ausatmete.

„Na, so anstrengend war das jetzt auch nicht. Übertreib nicht so, Bishop!“ Saemil musterte ihn amüsiert über seine so offenkundig zur Schau gestellte Erschöpftheit.

„Du meinst das hier? Nein, das war eine Leichtigkeit verglichen mit heute Nachmittag. Ich denke, ein Kampf mit wilden Tieren ist eine Leichtigkeit gegen heute Nachmittag!“

Saemil musste auflachen, nachdem er Bishops Worte gehört hatte, doch zu einer erneuten Entgegnung kam er nicht, denn Lilithel hatte sich lautstark zu Wort gemeldet, da sie es anscheinend aufgegeben hatte, die anderen zu ignorieren.

„Das war ja wohl nicht meine Schuld! Kann ich etwas dafür, wenn diese Tussi zu nichts zu gebrauchen ist?“

„ICH? Zu nichts zu gebrauchen? Wer ist denn jedes Mal, wenn er eine Ratte gesehen hat, fast in Heulkrämpfe ausgebrochen? DU Kleine bist die Last hier!“

„Was bildest du dir eigentlich ein? Du hast doch nur große…“

Bishop hatte sich zu Saemil und Kaighley vorgebeugte, die beide dem Streit amüsiert folgten, und flüsterte ihnen zu,

„So ging das die ganzen zwei Stunden. Ich bin fast verrückt geworden.“

Kaighley schenkte ihm einen mitfühlenden Blick, ehe sie sich ein Herz fasste und in den Streit der beiden Frauen eingriff, bevor es noch zu Handgreiflichkeiten kommen konnte.

„Hört mal ihr beiden, lasst es gut sein. Es ist spät, wir sollten schlafen gehen!“ Sie versuchte gar nicht erst ihr Gähnen zu unterdrücken. „Lil, komm lass uns gehen!“

Bevor sie sich beschweren konnte, hatte Kaighley sie schon am Arm gepackt und in eine stehende Position gezogen.

„Also, Leute, wir sehen uns morgen. Gute Nacht!“

Ohne auf die Proteste ihrer Freundin zu achten, schleifte sie diese quer durch das Zimmer auf die offene Tür zu, doch bevor beide hindurch verschwinden konnte, vernahmen sie noch einmal Lazars Stimme

„Treffpunkt ist um zehn Uhr vor der Eingangstür!“ Lazar sah sie von seinem Platz am Fenster scharf an. „Verschlaft bloß nicht.“

„Keine Angst Big Boss!“

Die Anderen hörten nur noch amüsiertes Gelächter, als die beiden das Zimmer verließen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-12-30T13:49:42+00:00 30.12.2008 14:49
Hallo! =)
Ich hab mir doch ehrlich noch einmal die ganze Geschichte durchgelesen, weil ich den einen oder anderen Teil wieder vergessen hatte, aber ich war wiedermal begeistert. :D Ich find deine Geschichte, und vorallem auch den Verlauf super, weil Geschichten die immer wieder Fragen aufwerfen und nicht zu früh zum Schluss kommen oder allzu offensichtlich sind ihren Reiz haben. Ich finde auch immer wieder deine Beschreibung der Orte und Gefühle super, da wirklich Fragen aufkommen die einen selber beschäftigen, und deine Figuren die Geschichte durch die gleichen Fragen näher zum Leser bringen. Ich hoffe das war jetzt irgendwie verständlich. xD
Ansonsten zu dem Kapitel muss ich sagen, das ich schon wahnsinnig gespannt bin wie es weiter geht, und mehr über diesen Informanten zu erfahren. Auch finde ich das Lilithel zwar hier und da kindisch wirkt, aber da es immer wieder solche Persönlichkeiten gibt finde ich das in keiner Weise störend. Auch ist es ganz gut eine Stimmungsauflockernde Person in die Geschichte mit einzubringen, was dir gut gelingt, und auch das "Zusammenspiel" von Lazar und ihr find ich hier super. =)
Ich freue mich schon auf weiter Kapitel und neue Geschehnisse! :)
liebe Grüße
Von:  Meggy-Jo
2008-11-29T15:35:53+00:00 29.11.2008 16:35
Hi du :)
Schön, ein neues Kapitel online zu sehen! Hat mich echt total gefreut, weil ich soooo lange drauf gewartet hatte :D
Zum Inhalt habe ich dir ja schon geschrieben, dass ich mir überlegen würde, ob man dieses Zwischenkapitel überhaupt für den Fortgang der Geschichte braucht, da es recht ereignislos ist. Allerdings stimme ich meinen Vorrednern zu, dass es wirklich einige sehr schöne Stellen enthält, die ihren Reiz haben.
Lilithel ausgesprochen amüsant und lockert das Geschehen immer wieder auf, was mir sehr gut gefällt. Nur an manchen Stellen war sie mir dann doch etwas zu kindisch. Das zieht die Geschichte manchmal eine Spur ins Lächerliche. Was ihren Charakter betrifft, ist weniger also manchmal mehr, wenn du verstehst, was ich meine.
Lazar als sturer, gnadenloser Anführer war ebenfalls passend und hatte sehr viel Charme^^ Nach wie vor ist Lazar mein liebster Charakter und diese Rolle hat gut zu ihm gepasst.
Saemils Eifersucht war ein toller Schachzug - sowohl amüsant als auch etwas spannend. Ich hoffe, davon in Zukunft mehr zu lesen, da ich diese "Dreiecksbeziehung", die ja eigentlich keine ist, wirklich reizvoll finde. Dazu muss ich aber sagen, dass Kaighley deutlich besser zu Saemil passt. Lazar sollte dennoch nicht leer ausgehen, daher schlage ich vor, ihm eine Frau namens Meggy an die Seite zu stellen xD (<- Ausbruch meiner Dummheit xD)
Dass Farth sich als Mörder geoutet hat, war schön dargestellt und ein gelungener Schachzug. Ansonsten wäre das Ganze sicher auch etwas klischeehaft geworden. Es beeindruckt mich, wie du Klischees immer umgehst :D

Spannung hat sich mittlerweile schon mehr als genug aufgebaut, von daher hoffe ich beim nächsten Kapitel auf etwas mehr Tempo, Spannung und Action. Die Ereignisse müssen sich mal wieder überschlagen, Entscheidungen gefällt werden, und alles ins Rollen gebracht. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen und freue mich schon sehr.
Also mach weiter, ich finde dich super! :D

lg
Meggy
Von:  Divinity
2008-11-24T20:07:33+00:00 24.11.2008 21:07
Ha, da bin ich endlich! Habs geschafft mir Zeit für deine neuen Kapitel zu nehmen und muss sagen sie gefallen mir sehr gut. Ich bin echt froh das du dich entschlossen hast weiter zu schreiben und dann nach so einer langen Durststrecke gleich mit mehreren Kapiteln nacheinander kommst. Mach weiter so, du bist spitze. Ich freu mich aufs nächste Kap!

GLG Divinity
Von:  Flordelis
2008-11-23T16:28:02+00:00 23.11.2008 17:28
Auch wenn es "nur" ein Füll-Kapitel war, hat es mir richtig gut gefallen.
Ich mag Lilithiel - und auch Farth' und Kaighleys "Diskussionen".
Wirklich viel kann ich jetzt nicht dazu sagen, außer, ich freue mich schon auf das nächste Kapitel und wie es weitergehen wird.


Zurück