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Runen der Macht

Neues Kapitel wird sein: Getrennte Wege
von

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Prolog

Prolog
 


 

Blut…

…überall um sie herum war Blut. Der Gestank war so all gegenwärtig, dass sie nur noch mit Mühe atmen konnte. Ihr wurde immer wieder schwarz vor Augen, während sie versuchte sich einen Weg durch die Leichen zu bahnen.

Die Leichen derer, die sie früher als Freunde bezeichnet hatte. Menschen, mit denen sie aufgewachsen war und die sie liebte.

Aber nichts desto trotz musste sie weiter, ermahnte sie sich selbst in Gedanken. Das kleine Bündel, dass sie sich unter ihren Mantel geschoben hatte, bewegte sich kurz, bevor es wieder in einen komaartigen Schlaf fiel. Sie musste sich beeilen. Sie hatte nicht mehr viel Zeit.

Ein letztes Mal drehte sie sich noch einmal um, um die Trümmer der Stadt zu sehen. Der Mond beschien die von Blut geschwärzten Mauern und noch immer trug der Wind den Gestank von verbranntem Menschenfleisch und Blut zu ihr herüber. Die Stadt war nur noch eine Ruine, ohne jegliches Leben.

Die Tränen unterdrückend lief sie aus dem hohen Tor. Hier hielt sie nichts mehr. Sie musste fliehen, nicht weil sie es wollte, sondern für das kleine Wesen unter ihrem Mantel. Es durfte ihm unter keinen Umständen in die Hände fallen, sonst wäre ihre Tat umsonst gewesen. Es musste überleben, für das Leben aller.

Sie zog die Kapuze tiefer in ihr Gesicht bevor sie aus dem Schatten des zerstörten Torbogens trat. Keiner durfte sie erkennen.

Ihr letzten Kräfte zusammen nehmend lief sie in die Dunkelheit hinaus, weg von der zerstörten Stadt, weg von ihrem in Trümmer liegenden Zuhause und weg von ihren toten Freunden und ihrer ermordeten Familie. Sie hatte eine Aufgabe zu erledigen und dieses Mal durfte sie nicht scheitern.
 

Während die Frau flüchtete breitete sich eine Stille über der Stadt aus. Eine Stille, die so Vollkommen war. Nicht einmal das Knacken des Feuers, dass sich durch die trockenen Balken eines Daches fraß war noch zu hören. Auf einem vom Mond beschienen Platz entwickelte sich Nebel, schwarze Nebel der zu leben schien. Er wirbelte umher und verdichtete sich immer mehr, bis man in seinem Innern glaubte eine Gestalt ausmachen zu können. Eine Gestalt von absoluter Boshaftigkeit. Suchend wandte es seinen Kopf und schien nach irgendetwas zu suchen. Kurz darauf breitet es seine Arme aus und lief auf eines der Gebäude zu, welches noch nicht von dem wütenden Feuer erfasst wurde. Für wenige Augenblicke war es wieder totenstill über der Stadt bis das Geschrei eines Säuglings die Stille zerriss.

Die Gestalt kam wieder aus dem Haus. Kurz darauf verschwand sie wieder in dem schwarzen Nebel. Die goldenen Augen sahen sich ein letztes Mal in der zerstörten Stadt um, die hand hatte er unter seinen Mantel geschoben und das Bündel näher an sich zu drücken und es nicht etwa zu verlieren.

Als der Vollmond wieder hinter einer Wolke hervorkam war der Platz leer. Nichts zeugte von der Anwesenheit der dunklen Gestalt vor ein paar Minuten.

Die zerstörte Stadt konnte endlich ihre Ruhe finden…...

Aber in dieser Nacht nahm das Schicksal seinen Lauf….

Für… oder… gegen…..die Menschheit….

Alpträume

Halloo^^ und weiter gehts. Sorry falls das Kapitel nicht so lang ist. ich versuch mich zu steigern!! Versprochen!!
 

"bla bla" = jmd. redet

<bla bla> = jmd. denkt
 

"bla bla" = hier: jmd. träumt ( falls es nicht kursiv rüber kommt, dann bedeutet das am Ende vom Kapi, dass sie träumt. Nur als Info ^^)
 

Los gehts
 

Alpträume!
 

Vereinzelte Sonnenstrahlen fanden zielgenau den Weg zu dem Gesicht eines 16 jährigen Mädchens. Doch diese ließ sich von den eben genannten keineswegs stören und zog nur vorsorglich die blaue Decke über ihren Kopf. Aber anscheinend hatte sich an diesem Morgen das Schicksal gegen sie verschworen, denn kurz darauf hörte sie schnelle Schritte die Treppe heraufkommen. Und nur wenige Sekunden später klopfte es energisch gegen ihre Tür. „ Wenn du nicht sofort aufstehst wirst du zu spät kommen. Also beeil dich endlich!“ Aber außer einem dumpf unter der Decke hervorkommenden „Hnmpf“, bekam die außenstehende Person keine Antwort. Leicht verärgert ging das Klopfen an der Tür weiter. Aber als nach etwa 5 Minuten immer noch keine Regung von hinter der Tür kam, machte die Person mit einem „ Soll sie halt. Sie wird ärger mit Lilithel bekommen.“ kehrt und ging ihren Tätigkeiten in der Küche nach.

Währendessen auf der anderen Seite der Tür. Kaighley hatte mitbekommen wie Farina wieder verschwunden war und wollte sich jetzt endlich wieder ihrem wohltuenden Schlaf widmen, doch anscheinend war heute wirklich nicht ihr Tag. Denn kaum 10 Minuten später hörte sie es wieder an ihrer Tür klopfen. Aber diesmal so energisch, dass sie schon das Gefühl hatte der Holzramen würde jeden Moment unter den harten Schlägen nachgeben und brechen. Wütend schlug sie ihre warme Decke zurück. Mit nackten Füßen machte sie sich aufgebracht auf den Weg zur Tür. „Ich bin ja schon wach! Hör endlich auf damit“, immer noch stinksauer riss sie die Zimmertür auf.

Doch spätestens in dem Moment, in dem sie in das wütende Gesicht ihre Freundin starrte, wünschte sie sich doch lieber im Bett geblieben zu sein. Sie hätte das verdammte Klopfen einfach überhören sollen. Wie sie sich in diesem Moment doch verfluchte.

Lilithels Augenbraue zuckte bereits gefährlich. Bei dem Mädchen immer ein schlechtes Zeichen. Denn das kam nur vor, wenn sie nervös oder stinksauer war. Und da Kaighley das Erstere ausschließen konnte, bedeutet es nur Unglück.

„ Es ist zehn vor zwölf….und du“, den Zeigefinger erhoben schritt sie auf ihre Freundin zu „ und du liegst immer noch im Bett! Wir waren vor 30 Minuten verabredet!! Weißt du, wenn du was Besseres zu tun hast, kannst du mir das ruhig sagen, ich würde es verstehen. Aber wenn du mich dann einfach sitzen lässt, ich meine…“ Ab da hatte Kaighley schon längst abgeschaltet. Sie kannte die ewigen Ausschweifungen ihre Freundin schon zu genüge und hatte diesen Morgen einfach keinen Nerv dazu. Sie wollte sich lieber erst einmal fertig machen. Auf immer noch nackten Füßen tapste sie zu ihrem Kleiderschrank um sich frische Sachen zusammen zu suchen. Ihr war es ziemlich egal was sie dabei zwischen ihre Finger bekam. Auf Aussehen legte sie nicht sonderlich viel wert. Sie lief zwar nicht rum wie eine Bettlerin, aber das Neueste vom Neusten besaß sie auch nicht.

Nachdem sie sich den warmen schwarzen Pullover übergestülpt hatte und sich schon besser fühlte, lief sie weiter ins Bad. Vorbei an einer immer noch vor sich hin sinnierenden Lilithel, die sich immer noch darüber ausließ wie und warum Kaighley sie jetzt eigentlich versetzt hatte und dass sie das alles ja eigentlich nicht verdient hatte.

Als sie ihre Katzenwäsche abgeschlossen hatte und sich schon erheblich besser fühlt, so gut sogar, dass sie jetzt bereit war Lilithel zu unterbrechen und ihr mitzuteilen, dass sie fertig wäre. „ Komm endlich. Wir müssen los, wir haben schon viel zu viel Zeit durch dein ewiges Gerede verloren“, schnell zog sie ihre Freundin hinter sich her die Treppe nach unten, vorbei an Farina, die mal wieder in der Küche beschäftigt war, nach draußen.

„ Herrliches Wetter! Findest du nicht auch?“

„……..“,

war das einzige, was sie als Antwort bekam.

„Hast du auch so viel zu besorgen? Farina hat mir mal wieder eine ewig lange Liste mitgegeben“

„……….“

Ein Seitenblick zu Lilithel zeigte ihr, dass diese wohl beleidigt war. < Na schön, wenn sie es nicht anderes haben will>

„ Hast du schon gehört?!? Barel hat sich von seiner Freundin getrennt und…na ja…es gibt da ein paar Gerüchte, dass er auf dich stehen würde…und…aber ach ich weiß nicht, wenn du nicht mit mir redest…ich fin“ „ Er hat WAS gesagt?? Echt?? Echt?? Echt?? Und du sagst das nicht einfach so?? Echt jetzt?? Aber wie soll ich mich ihm gegenüber jetzt verhalten?? Das ändert unsere ganze Beziehung zueinander?? Und was, wenn mein Vater was gegen unsere Beziehung hat?? Kaighley du musst mir halfen?? Bittteee, Bitteeeee. Ich brauche dich. Komm schon rede mit mir! Was hat er noch gesagt??“ Innerlich mit sich vollkommen zufrieden, versuchte Kaighley ihr grinsen zu unterdrücken. Es war doch immer wieder leicht. Wenn sie könnte würde sie sich jetzt selbst auf die Schulter klopfen. „So genau weiß ich es auch nicht. Ich hab gehört wie Maeran es Melicia erzählt hat und die hat es von…“

Beide waren zu sehr in ihre Unterhaltung vertieft, dass sie den kleinen Jungen, der vor ihnen auf der Straße saß, fast über den Haufen gerannt hätten. „ Pass auf, Kleiner.“ Ängstlich aufschauend wich der Kleine zurück. Er machte kehrt und war schon kurz darauf in einer Seitenstraße verschwunden. „ Kleine Kinder sind so merkwürdig! Die haben vor allem und jedem Angst. Wenn ich so ein Kind hätte, ich würde verrückt werden. Dass hält doch keiner aus! Hey, hörst du mir überhaupt zu?“ „ Tut mir Leid, aber schau mal. Er hat was verloren. Sieht aus wie eines von diesen Wahlplakaten, die jetzt überall verteilt werden. Du weißt schon, wegen der Wahl eines komischen Ministers oder...ach ich weiß auch nicht so genau.“ „ Zeig mal…Ui ui ui der ist ja heiß! Kaighley schau! Der kann ja höchsten so alt sein wie wir. Also gegen den als Minister hät ich auch nichts einzuwenden.“ „ Ich weiß nicht. Hat so ein Junge nichts Besseres zu tun, als als Minister zu kandidieren? Hat der keine Freunde?“

„Mhmm, der muss wohl der Sohn von jemand reichem sein. Aber an irgendjemanden erinnert er mich! Lass mich mal überlegen…blaue Haare….haben ja nicht so viele…aber dann auch blaue Augen...komischer Kerl…und ich glaub so groß ist er auch nicht…höchstens 1.78m.“ die Hand um eine ihrer Strähnen geschlungen, starrte sie immer noch das Flugblatt vor sich an, „ Du könntest mir ruhig mal helfen.“ „Mnnpf“ „ Hey Kaig…..HA...ich hab’s!!“ „ Was denn?“ „ Der Junge, ich weiß, wem er ähnlich sieht!! DIR!!“

das Flugblatt hatte sie inzwischen neben ihre Freundin gehoben um die Ähnlichkeit noch mehr hervor zu heben.“ Also, wenn ich nicht wüsste, dass du Einzelkind bist…ich würde schwören, dass das dein Bruder ist!!“ Kaighley riss ihr das Blatt aus den Händen und verstaute es in ihrer Tasche. Wütend fuhr sie zu ihr herum „ Lass den scheiß. Er sieht mir vielleicht ähnlich… aber das ist Zufall. Du siehst unsrem Metzger auch ähnlich und ich behaupte nicht, dass er dein Vater ist! Ich habe alle meine Sachen, ich muss zurück. Wir sehen uns morgen!“ Als sie wegrannte wusste sie nicht warum. Sie war stinksauer. Aber warum? Sie hatte keine Ahnung. Ihre Hand tastete in der Tasche nach dem zerknüllten Blatt. Irgendwie hatte sie eine böse Vorahnung, die sie auch nicht mehr losließ als sie die Tür zu ihrem Haus aufschlug. Irgendetwas passte ihr gar nicht an dem charmanten Lächeln, das der Junge auf dem Flugblatt ihr zuwarf. Sie musste mal in Ruhe nachdenken um ihren wirren Gedanken Einhalt zu gebieten. „Farina! Ich bin wieder zurück. Die Einkäufe liegen an der Treppe“, rief sie noch, bevor sie die Tür zu ihrem Zimmer zuschlug. Erleichtert lies sie sich auf das Bett fallen. Den Zettel hatte sie schon wieder in ihrer Hand, den fremden Jungen vor sich anstarrend. < Lilithel spinnt! Als ob er mir ähnlich sehen würde?> Sie merkte gar nicht, wie es draußen immer dunkler wurde, als Stunde um Stunde verging und sie immer noch das Bild in ihrer Hand anstarrte.

Irgendwann schlief sie ein.
 

"Feuer...Überall um sie herum war Feuer. Sie hörte Schreie von Menschen. So verzweifelt und schrecklich, dass es ihr eiskalt den Rücken herunterlief. Überall lagen Leichen, viele bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Der Wind trug den Geruch von verbranntem Fleisch mit sich, sodass einem die Luft zum Atmen wegblieb. Die Hitze war so unerträglich, dass Kaighley das Gefühl hatte zu verbrennen. Sie wollte hier weg. Verzweifelt versuchte sie sich durch den Rauch und die Leichen zu kämpfen. Sie hatte nur einen Gedanken. Sie musste weg von hier und zwar schnell. Irgendetwas würde passieren, wenn sie noch länger hier bleiben würde.

Endlich hatte sie eine kleine Gasse entdeckt, in der kaum Leichen lagen. Offensichtlich wurde der Kampf irgendwo anders ausgetragen. Schnell lief sie durch die enge Seitenstraße, immer darauf bedacht, nicht über eine der zufällig im Weg liegenden Menschen zu fallen. Sie hatte das Ende fasst erreicht, als ein ohrenbetäubender Schrei durch die Stadt hallte. Abrupt blieb Kaighley stehen. Der Schrei...irgendetwas war mit ihm, dass sie veranlasst hatte sofort stehen zu bleiben. Eine innere Stimme schien ihr befohlen zu haben stehen zu bleiben. Sie konnte sich keinen Millimeter mehr bewegen, der Schrei hallte immer und immer wieder in ihren Gedanken wieder. Diese Stimme, sie kam ihr so bekannt vor. Sie musste herausfinden woher sie kam. Sie wirbelte herum und lief blindlings zurück zu der mit Leichen überfüllten Straße. Stolpernd folgte sie dieser zu einem großen Platz. Dort angekommen verschlug ihr der Geruch für einen Moment den Atem und ihr wurde schwarz vor Augen. Der Platz…so viele Tote hatte sie noch nie zuvor in ihrem Leben gesehen. An manchen Stellen stapelten sich die Körper, sie sah Frauen und Kinder bis zur Unkenntlichkeit zugerichtet. Ihr wurde übel. Sie hatte das Gefühl sich übergeben zu müssen. Stumm liefen ihr die Tränen über die Wange. Wie konnte so etwas nur passieren? Was war mit dieser Stadt passiert?

Plötzlich sah sie ihn. In der Mitte des Platzes stand ein junger Mann. In seiner Hand hielt er ein Schwert, an dessen Schaft noch immer das Blut hinunterlief. Und plötzlich wusste sie mit Sicherheit, dass er es war, der für das Massaker an diesem Ort Verantwortlich war. Er drehte sich zu ihr um. Seine Augen blickten geradewegs in ihre. Sie konnte die von blau umrandete Iris erkennen und sah auch jetzt, als ihm seine Umhang etwas vom Kopf rutschte, das blaue Haar.

Sie wollte schreien. Sie wollte von hier weg. Aber ihre Beine bewegten sich nicht. Wie festgewachsen stand sie dort und blickte in kalte blaue Augen. Augen wir die ihre. „ Endlich, du bist gekommen Schwester! Dein Schicksal wird sich schon bald erfüllen!“ Das Schwert blitzschnell erhoben kam der fremde Junge auf sie zugerannt. Bevor sie sich umdrehen konnte und wegrennen war er schon über ihr und holte mit seinem Schwert aus…"
 

Schreiend fuhr Kaighley in ihrem Bett auf.

Wahrheiten

Halloo^^

Bin wieder da...^^

war ja auch so lang weg ^^

Naja ich wünsch euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel
 

Los gehts
 


 

Wahrheiten
 

Sie saß kerzengerade in ihrem Bett. Die Arme hatte sie so sehr in die Decke gekrallt, dass die Knöchel ihrer Hand weiß hervortraten. Ihr Atem ging kurz und stoßweise. Noch immer hatte sie das Bild vor Augen, wie der Junge mit erhobenem Schwert auf sie zukam und irgendetwas sagte ihr, dass das nicht bloß ein Alptraum war. Ihr Blick schweift zu dem Nachttisch, auf dem immer noch das seltsame Flugblatt lag. Der Junge auf dem Foto und der in ihrem Traum, es war der gleiche, da war sie sich fast hundertprozentig sicher. Aber was hatte er mit ihr zu tun? Soweit sie wusste hatte sie keine Geschwister mehr. Farina war nicht ihre richtige Mutter, das wusste sie, sie hatte es ihr schon vor langer Zeit erzählt. Sie hatte vermeiden wollen, dass sie es später irgendwann mal durch irgendwelche Außenstehende erfahren würde. Und Farina hatte ihr auch erzählt, dass sie das einzige Kind ihrer besten Freundin war. Warum sah ihr der fremde Junge dann nur so verdammt ähnlich? < Vielleicht ist er ja nur mein Cousin. Oder es ist nur Zufall> dachte sie, um sich von den wirren Gedanken abzulenken, die in ihrem Kopf herum kreisten. Heute Nacht würde sie aufjedenfall keine Antworten mehr bekommen. Sie würde auf den nächsten Tag warten und sich dann ein bisschen mit Farina unterhalten. Von ihr würde sie bestimmt ein paar Antworten bekommen.

Um die paare letzten Stunden bis zur Morgendämmerung noch zu nutzen, drehte sie sich auf die andere Seite und versuchte noch ein bisschen Schlaf zu bekommen. Sie hatte keine Lust morgen unausgeschlafen den Tag mit Lilithel zu verbringen. Sie war zwar nett und ihre beste Freundin, aber was zu viel war, war zu viel. Wenn man sie nicht gewöhnt war, brachte das Mädchen einen um den Verstand. Sie war mit ihr Aufgewachsen und wusste, wie man ihr Gerede überhörte, aber auch das verdankte sie nur ihrer jahrelangen Übung.

Deshalb drehte sich Kaighley noch ein paar Mal von einer Seite auf die andere. Immer vergeblich danach bemüht einzuschlafen. Etwa gegen 5 Uhr gelang ihr das auch, und sie konnte noch ein paar wenige Stunden friedlich schlafen.
 

Sie wurde von ein paar Sonnenstrahlen geweckt, dir ihr hartnäckig ins Gesicht schienen. Auch ihre zahlreichen Versuche, sie durch die Decke abzuschirmen, scheiterten schlussendlich an Sauerstoffmangel. Leicht verärgert und noch immer nicht richtig wach, machte sie sich auf die verzweifelte Suche in ihrem Kleiderschrank noch irgendetwas Vernünftiges oder Nichtschmutziges zu finden. Nachdem sie sich ein paar noch einigermaßen saubere Sachen übergezogen hatte und mit ihrer morgendlichen Katzenwäsche fertig war, trottete sie langsam die Treppe hinunter um zu frühstücken.

Farina kam ihr wie jeden Morgen gut gelaunt entgegen. Für ihren Geschmack viel zu gut gelaunt. Mürrisch bediente sie sich an ein paar Croissants die ihre Mutter ihr auf den Tisch gestellt hatte. „Schatz, du siehst nicht gut aus. Vielleicht solltest du mehr schlafen“, den Kommentar geflissentlich überhörend trank Kaighley einfach an ihrem Kaffe weiter. Aber der Kommentar ihrer Mutter hatte sie wieder an das Problem oder besser den Alptraum von letzter Nacht erinnert. Sie wollte sich ja noch einmal genau über ihre Familienverhältnisse erkundigen. „Du Mam, ich wollte dich noch mal was fragen. Ich weiß, es kommt ein bisschen überraschend, aber ich wollte dich mal fragen, ob ich noch Geschwister habe!?!“, irgendwie sah sie ihr an, dass sie mit ihrer Frage was Falsches gesagt hatte. „Wie kommst du jetzt da drauf? Ich habe dir doch schon mal erzählt, dass du die einzige Tochter von Kathryn warst.“ „Ich weiß. Aber da war dieser Traum….und ich hab so ein komisches Foto gefunden. Und Lilithel meinte noch zu mir, dass er mir ähnlich sähe und so...aber wenn du sagst...“ „Was für ein Foto“, wurde sie von Farina unterbrochen. Sie versuchte den gehetzten Blick in ihren Augen zu unterdrücken. Sie durfte jetzt auf keinen Fall versagen. Sie hatte es ihnen versprochen. „Als wir in der Stadt waren, na ja, wir sind in so einen kleinen Jungen gerannt. Er hat es wohl verloren. Sieht aus wie die Wahlplakate, die in der ganzen Stadt verteilt werden. Du weißt schon, wegen der Wahl des neuen Ministers.“ „Könntest du es mir vielleicht zeigen? Du hast mich neugierig gemacht.“ „Ja. Warte kurz“, Kaighley stand schnell von ihrem Platz auf. Sie hatte das Gefühl, Farina das Bild unbedingt zeigen zu müssen, um Antworten zu bekommen. Sie wusste zwar nicht woher, aber sie wusste es. Wenn sie Antworten wollte, dann war Farina die einzige, die sie ihre geben konnte. In ihrem Zimmer angekommen schnappte sie sich schnell das Blatt und rannte wieder nach unten. Außer Atem kam sie schlitternd vor ihrer Mutter zum stehen. „Hier“, keuchte sie und zog sich einen der Küchenstühle heran. Sie beobachtete ihre Mutter genau, als diese das Flugblatt untersuchte. „Mhmm, merkwürdig. Also ähnlich sieht er dir schon. Aber ich kann dich vergewissern, dass ist nicht dein Bruder oder sonst ein Verwandter. Kathryn hatte keine Geschwister mehr. Sie war ein Einzelkind, wie du.“,sie reichte das Blatt an ihre Tochter zurück. Sie hatte das dringende Bedürfnis diese Sache so schnell wie möglich abzuschließen.

„Ich muss noch einkaufen gehen. Du kannst solang zu Lilithel. Sie hat sich vorhin nach dir erkundigt. Wir sehen uns zum Abendessen, sei pünktlich.“,sagte sie noch, bevor sie aus Kaighleys Blickfeld verschwunden war. Diese blieb mit einem komischen Gefühl am Tisch zurück. Sie hatte das Gefühl, belogen worden zu sein und das machte sie leicht ärgerlich. Schnaufend und vor sich hin grummelnd befreite sie noch schnell den Küchentisch von den Resten ihres Frühstücks und machte sich, dank dem Vorschlag ihrer Mutter, auf den Weg zu Lilithel. Da sie im Moment eh nichts anderes zu tun hatte und sie sich von Lilithel ein bisschen Ablenkung erhoffte, beschleunigt sie ihre Schritte, bis sie fast zu Lilithels Haus rannte.

Leider übersah sie in dem Moment, als sie um eine Kurve rannte, eine Gestalt, die ihr entgegenkam. „Achtung“, war das einzige was sie noch herausbekam, bevor sie ein lautes Rumps und ein schmerzendes Hinterteil in der Annahme bestätigte, dass sie auf der Erde saß. „Pass doch auf“, wurde sie auch sogleich liebevoll von der Person ihr gegenüber angesprochen. Diese entpuppte sich dann bei genauerer Betrachtung, schon bald als ein junger Mann der sich jetzt grummelnd aufrichtete.

„Kleine Mädchen wie du, sollten sich, bevor sie so schnell um eine Kurve rennen, lieber erst vergewissern das ihnen niemand entgegenkommt. Sonst kann so was irgendwann schlimm enden. Wer weiß schon was für komische Gestalten hier herumlaufen, die auf kleine Mädchen stehen.“,sagte er bevor er seine Sachen zusammen suchte und sich auf den Weg machte. Als erstes war Kaighley zu benommen um zu reagieren. Erst langsam drangen die Worte des Jungen zu ihr durch, und was sie da hörte gefiel ihr gar nicht.

„Hey verdammt warte! Was soll der scheiß!?! Ich kann ja auch nichts dafür. DU hättest auch ausweichen können. Keiner hat dich gezwungen so langsam um die Kurve zu schleichen, dass man dich nicht rechtzeitig bemerkt. Wärst du schneller gewesen hättest du mir ausweichen können!! Was willst du eigentlich? Hat man dir keine Manieren beigebracht, dass man zum Beispiel Mädchen wieder aufhilft? Und was soll dass, von wegen „kleines Mädchen“ und irgendwelchen Gestalten die auf „kleine Mädchen stehen“? Hörst du dir überhaupt selbst mal zu?? Merkst du eigentlich was für sch***e du von dir gibst??“, Kaighley war viel zu wütend, um zu merken, was sie dem Jungen eigentlich entgegen warf. Dieser war aber seinerseits zu überwältigt von dem Wortschwall des Mädchens, dass er erst eine Zeit brauchte um zu begreifen, was sie da von sich gab. „ Hörst du mir überhaupt zu? Hallo? Erde an Jungen? Hey du bist aber nicht taub oder? Soll ich das von vorhin noch mal wieder holen?? Dieses mal nur langsamer, damit du meine Mundbewegungen lesen kannst?“. Die Augenbraue des Jungen zuckte gefährlich. Was bildete sich dieses Mädchen eigentlich ein? Wusste sie eigentlich wer er war? Dem schein nicht so zu sein, den im Moment baute sie sich gerade vor ihm auf und drückte ihm den erhobenen Zeigefinger gegen die Brust, „Hey, jetzt noch mal. K-a-n-n-s-t d-u m-i-c-h v-e-r-s-t-e-h-e-n?“ Der Junge schnappte sich Kaighley Hand und drückte sie nach unten. „Ja verdammt. ch bin nicht blöd, oder taub, wie du denkst.“ „Lass meine hand los du tust mir weh.“,ärgerlich riss sie an ihrer Hand, um sie freizubekommen. „Tja, dann solltest du dir mal besser überlegen, wie du mit anderen Leuten umgehst und mit ihnen redest. Wäre ich nicht so gutmütig, wärst du schon lange tot. Aber ich habe jetzt keine Zeit, mich mit KLEINEN Mädchen zu streiten. Ich muss gehen.“Er gab ihre Hand frei und schubste sie leicht von sich. Leider stolperte Kaighley dabei über ihre eigenen Füße und fand sich Sekunden später auf dem Boden sitzend wieder. Als sie sich nach dem Jungen umschauen wollte, war er verschwunden. „Hey komm gefälligst zurück! Wir waren noch nicht fertig!!“, schrie sie noch in den Wald hinein um ihrem Ärger Luft zu machen. Langsam stand sie wieder auf. Ihre Kleider waren mit Staub bedeckt und die Hand, die der Junge gedrückt hatte, tat ihr weh. < Heute ist einfach nicht mein Tag>, dachte sie noch, bevor sie sich auf den Weg zu Lilithel macht. Dieses mal langsam.
 

Es wurde bereits Dunkel, als sie sich wieder auf den Rückweg machte. Sie hatte, nach dem zusammen treffen mit dem seltsamen Junge, den Tag mit Lilithel verbracht. Sie waren auf der Wiese hinter ihrem Haus gelegen und hatten sich, was in letzter Zeit bedauerlicherweise selten vorgekommen war, über Gott und die Welt unterhalten. Sie hatte den Tag wirklich genossen und freute sich jetzt auf ein warmes Bad und ihr verdientes Abendessen. Ihr Bauch gab ihr deswegen auch den Anlass etwas schneller zu gehen. Aber, im Rückblick auf den vergangenen Morgen, immer genau vor sich hin schauend. Sie hatte keine Lust schon wieder mit jemandem zusammen zu stoßen. Schon von weitem sah sie ihr Haus. In der Küche brannte Licht, das bedeutete ihre Mutter war da und kochte wahrscheinlich gerade das Abendessen.

Sie öffnete die Tür und machte sich daran ihre Schuhe auszuziehen. Ihre Mutter hasste ihre Angewohnheit mit dreckigen Schuhen in der Wohnung herumzulaufen, deshalb tat sie ihr den Gefallen und zog sie aus. Als sie gerade dabei den Schnürsenkel ihres rechten Schuhes zu öffnen bemerkte sie etwas. Etwas fehlte. Wenn gewöhnlich ihre Mutter kochte, zogen herrliche Düfte durch das Haus. Aber heute roch sie gar nichts, nicht das kleinste Bisschen, dass ihren Bauch ruhig gestellt hätte. Vorsichtig öffnete sie die Küchentür und sah sich in dem Raum um. Anstatt am Herd zu hantieren, fand sie Farina am Tisch sitzen, über ein Stück Papier gebeugt. Aber irgendetwas machte Kaighley nervös. Sie bemerkte, wie ihre Mutter das Papier fest mit ihren Händen umkrallte, auch bemerkte sie das leichte Zittern, dass von der Frau ausging. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Langsam schob sie sich in den Raum. „Mam!?! Ist alles in Ordnung?“, vorsichtig, als ob sie Angst hätte, ihre eigene Mutter durch eine zu schnelle Bewegung zu verängstigen, schon sie sich auf den noch freien Küchenstuhl. Ihre Hände zupften nervös an einer ihrer Haarsträhnen herum. Was war nur passiert? Ihre Mutter wirkte als ob sie vor etwas wahnsinnige Angst hätte. <Was könnte es nur sein?>, Kaighley wusste es nicht.

Währenddessen hatte Farina Kaighley beobachtet. Hatte bemerkt, wie ihre Tochter immer nervöser wurde. Sie spürte anscheinend das etwas nicht in Ordnung war. <Ja etwas ist ganz und gar nicht in Ordnung>, um ihre Fassung ringend, sah sie wieder zu Kaighley. Sie seufzte. Anscheinend musste sie mit der Wahrheit rausrücke, wie schwer es ihr auch fiel. Sie musste an das Wohl aller und vor allem an das Wohl ihrer Tochter denken. Sie seufzte noch einmal. <Vielleicht ist das alles ein großer Fehler. Vielleicht hätte ich es ihr schon früher erzählen sollen. Jetzt ist es zu spät.> Ein Lächeln huschte über ihre verkrampften Züge. Sie hatte immer das Beste für sie gewollt und jetzt war das anscheinend der schwerste Fehler den sie begehen konnte. „Kaighley. Versprich mir etwas.“,Kaighley, die über die plötzliche Frage erstaunt war konnte nur ein kurzes Nicken zustande bringen.

„Gut, denn was ich dir jetzt sage ist äußerst wichtig. Aber...mhmm… wo fang ich am besten an. Kennst du die Legende von Farth und seiner Schwester Farina?“

„Nein. Tut mir Leid.“

„Es braucht dir nicht Leid tun. Es wissen nicht viele. Nur solche, die direkt mit ihr in Verbindung stehen.“

„Warum muss ich sie dann wissen?“

„Für dich ist sie sehr wichtig. Wenn du sie nicht kennst, kannst du mir nicht folgen. Du brauchst sie um alles zu verstehen. Um die Tragweite der Ereignisse, die noch kommen werden zu verstehen und sie zu akzeptieren.

Hör mir gut zu:

Farth und Farina waren beide Götter. Sie lebten als die Welt noch am Anfang stand, als gerade mal ein Volk, die Raiden, die Erde bewohnten. Ich weiß nicht mehr wie, und ich glaube es konnte auch nie wirklich überliefert werden warum, aber beide Götter fingen an sich zu streiten. Sie gingen sogar so weit, dass sie das Volk teilten und sie gegeneinander in die Schlacht führten. Aus der Schlacht konnte kein Gewinner hervor gehen. Beide waren gleich stark. Da betrat Asnar das Schlachtfeld. Asnar ist der Gott des Lebens. Er wurde lange vor den beiden geboren und wird so lange existieren wie das Leben besteht. Er hatte genug von dem Kampf der beiden und verfluchte sie. Er versiegelte ihre Kräfte mit einer Rune auf dem jeweiligen Rücken und lies sie als Menschen wiedergeboren werden.

Farina, die ihre Schuld erkannte hatte und Einsicht zeigte, versuchte als Mensch ein neues Leben aufzubauen und wurde als Asnar ihre Reue erkannte zurück geholt. Aber ihr Bruder, Farth, er war noch immer von Gier und Hass zerfressen. Er verstand nicht warum er verflucht wurde und hasste seine Schwester dafür, dass sie ihn im Stich lies und lieber ohne ihn zurück ging. Um das Siegel auf seinem Rücken zu brechen ging er einen Handel mit Kurvasa, der Göttin der Verderbnis und des Todes, ein. Er versprach ihr, dass er und jeder seiner Nachfahren, mit den zurück erlangten Kräfte, versuchen wird Asnar oder das Leben auf Erden selbst zu zerstören. Kurvasa, die sich selbst im Streit mit Asnar befand, willigte dem Handel ein. Sie hatte nichts dagegen, diesem kleinen Erdling seine Gewünschten Kräfte zu überreichen und es gefiel ihr außerordentlich, dass soviel Hass und Zorn in dem Menschen vorhanden war.

Das Ritual, das vollzogen werden musste, dauerte zwei Tage. Am Ende aber gelang es Kurvasa nicht, Farth seine vollen Kräfte zurückzugeben. Dafür war die Rune auf seinem Rücken zu mächtig. Farth aber war mit den Kräften, die er zurückbekommen hatte zufrieden, es war zwar nicht genug um Asnar selbst zu töten, aber für die Bewohner der Erde reichte es und wenn er vielleicht noch etwas warten würde, würde es auch für seine Schwester reichen, die ihn so schändlich hintergangen hatte.

Derweil war Farina von der Tat ihres Bruders zutiefst erschüttert. Sie konnte nicht fassen was Farth vorhatte. Sie reif Asnar an und bat darum, dass er sie wieder in Menschengestalt auf die Erde zurück schicken würde. Hier bei ihm konnte sie den Menschen nicht helfen. Er verstand die Notwendigkeit der Tat und schickte Farina zurück zur Erde. Ausgestattet mit ihren Kräften.

Und wieder einmal trafen Bruder und Schwester in einer entscheidenden Schlacht aufeinander.

Der Kampf zog sich über viele Jahre hinweg. Am Ende konnte Farina, durch ein Missgeschick ihres Bruders bedingt, gewinnen. Aber als sie ihm das Schwert durchs Herz stieß, sprach er einen Fluch. Wie Kurvasa versprochen sollte jeder seiner Nachfahren mit seinen Kräften ausgestattet werden und versuchen die Erde und dessen Bewohner zu vernichten. Kurz darauf starb er. Farina, die sich kaum noch selbst auf den Beinen halten konnte musste dies um alles in der Welt verhindern.

Sie nahm sich selbst das Leben, mit der Absicht, dass jeder ihrer Nachfahren die Tat ihres Bruders verhindern soll. Von da an wurde alle 1000 Jahre ein solches Geschwisterpaar geboren.“,Farina musste etwas trinken. Diese Geschichte hatte sie ausgelaugt. Kaighley beobachtete sie. Sie verstand nicht ganz. Was hatte sie damit zu tun. Sie war doch nicht etwa eines dieser Kinder. Das konnte nicht sein. Wo waren bitteschön ihre Kräfte?

„Du willst mir mit dieser Geschichte aber nicht mitteilen, dass ich eines dieser Kinder bin?“ Farina sank zurück auf ihren Stuhl. Sie war aschfahl im Gesicht. „Kaighley Schatz, ich weiß es klingt merkwürdig aber…“

„Was aber?“, wurde sie von Kaighley unterbrochen, „dir wurde nicht gerade berichtet, dass du die Welt retten musst. Ha, ich glaubs nicht. Was soll der Mist?? Soll das ein billiger Vor-Aprilscherz sein?? Ich finde das alles andere als lustig! Hatte Lilithel die Idee?“

„Schatz beruhig dich. Es ist kein Scherz. Lilithel ist nicht da. Ich weiß, so einfach ist das nicht. Aber ich habe dir noch nicht alles erzählt!“

„Was da kommt noch mehr? Und was? Bin ich vielleicht auch noch ein Alien und bin vor langer Zeit hier mit einem Raumschiff gelandet, dabei habt ihr dann auf meinem Rücken eine nicht vorhandene Rune entdeckt und beschlossen, mich als eines dieser Kinder auszugeben.“,vor Wut war sie aufgestanden und hatte ihre Mutter angebrüllt. Wie kam sie nur auf so absurde Ideen? Verlangte sie jetzt wirklich von ihr, dass sie ihr glaubte? „Kaighley. Hör mir zu. Bitte. Ich bitte dich inständig darum.“, das war es, was ihr letztendlich half sich wieder zu beruhigen. Ihre Mutter hatte sie noch nie so um etwas gebeten. Es musste wichtig sein.

„Ich weiß es ist alles andere als leicht zu verstehen“

„Pah, das ist ja wohl die Untertreibung des Jahrhundert,“ wurde sie von ihrer Tochter unterbrochen. Nicht darauf achtend sprach sie aber sogleich weiter, „aber du musst dich damit auseinandersetzten. Leider habe ich dir aber noch nicht die ganze Wahrheit gesagt. Es…es tut mir Leid, wirklich. Alles. Ich hätte es schon viel früher sagen sollen. Du weißt jetzt, dass du eines dieser Kinder bist,..“

„Ja lass mich raten welches. Ich bin die Wiedergeburt von dieser Farina-Tussi und soll jetzt meinen Bruder, also diesen komischen Typen von dem Flugblatt umbringen, oder?“ Farina sagte nichts. Es tat ihr so unglaublich weh. Die Wahrheit, sie schmerzte so. <Kathryn, was haben wir nur getan?> Sie konnte nicht in Kaighley Gesicht sehen, als sie ihr die Wahrheit sagte.

„Nein. Du bist Farth“

Entscheidungen

Halloo^^

Erstmal danke für eure Kommis ^^, hab mich super gefreut!!!!!!!!!!!

Und ich wünsch euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel....^^

Schreibt viele schöne Kommis dazu, ihr könnt auch gern Kritik äußern. Nehme alles an was mir hilft mich zu verbessern ^^"

Lg

euer Kleines
 

Los gehts
 


 

Entscheidungen!
 


 

Das Ticken der Uhr war unbeschreiblich laut. Kaighley hatte das zuvor nie registriert aber jetzt kam es ihr so unwirklich laut vor. Na ja, Kaighley fragte sich im Moment eh, was sie so alles nicht mitbekommen hatte. Die Antwort ihrer Mutter hatte sie erschüttert, wenn das überhaupt das richtige Wort dafür war. Sie fühlte sich verloren, ängstlich, hilflos, sie fühlte Panik und grenzenlose Verwirrung in sich aufsteigen aber vor allem hatte sie das dringende Bedürfnis sich übergeben zu müssen. Mit nur einem einzigen Satz hatte Farina ihre ganze Welt in Scherben gelegt. Sie war die verkörperte Wiedergeburt von irgendeinem verrückten, hasserfüllten Gott, dessen einziges Ziel es war, die Welt zu zerstören.

<Na prima. Konnte ich nichts Einfacheres werden?>, etwas erleichtert stellte sie fest, dass sie ihren Sarkasmus noch nicht verloren hatte. Das war immerhin ein Zeichen dafür, dass noch nicht alles verloren war.

Sie musste nur klar denken und einen Weg aus dieser ganzen Misere finden. Vielleicht hatte ihre Mutter Unrecht. Immerhin hatte sie noch nie versucht die Welt zu zerstören, sie hatte bis jetzt ja noch nicht einmal ein Tier töten können ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen und sich zu ekeln.

Wie sollte sie dann Menschen töten? Für sie stand auf jedenfall fest, dass sie niemals die Wiedergeburt Farths sein konnte. Ihre Mutter MUSSTE sich irren.

„Wie…also ich meine…warum hab ich davon noch nie etwas gemerkt? Und warum hab ich nicht das dringende Bedürfnis meine ganze Welt in Schutt und Asche zu legen?? Kannst du mir das vielleicht erklären? Warum verdammt hab ich nicht einen grenzenlosen Hass in mir? Auf Farina, also ich meine auf meinen Bruder, und auf die Menschen? Wo ist die Rune auf meinem Rücken??

Du kannst dich nicht einfach so vor mich setzten und mir in ein paar Worten mitteilen, dass ich der wohl gefährlichste Feind bin, den die Erde je gesehen hat!! Du kannst nicht meine ganze Welt zerstören. DICH betrifft das alles ja nicht. Verdammt, verstehst du mich denn nicht. Ich soll alles hier zerstören. Menschen, die ich über alles Liebe, Menschen mit denen ich aufgewachsen bin!!! Ich hab mich ja noch nicht einmal richtig verliebt!!! Das alles…es ist so…so... ach ich kann es noch nicht einmal mehr in Worte fassen. Ich will das nicht!!! Mama…ich will das nicht…bitte…bitte…ich will das alles nicht….“, am Ende hin wurde sie immer leiser. Sie hatte alles gesagt, was ihr auf dem Herzen lag. Leider fühlte sie sich dadurch keinen Deut besser. Sie hatte das Gefühl nicht mehr Herr ihrer Selbst zu sein, als ob ihr Leben plötzlich neben ihr her lief und sie nur wie eine Zuschauerin das ganze beobachten konnte. Sie wollte weinen, schreien oder einfach irgendetwas zerstören, aber das Einzigste was sie tat oder konnte war da sitzen und ihre Mutter anstarren.
 

Farina hatte die Gefühlsregungen ihrer Pflegetochter mit Schrecken beobachtet. Zuerst sah es so aus, als ob Kaighley mit der ganzen Sache besser umgehen würde, als sie zuerst gedacht hatte. Aber sie hatte sich geirrt. Ihre Tochter hatte wohl erst etwas Zeit gebraucht, bis alles wirklich zu ihr durchgedrungen war. Jetzt saß sie einem am bodenzerstörten Mädchen gegenüber. Und es brach ihr das Herz. Das hatte sie niemals gewollt und Kathryn auch nicht. Sie hätten das alles niemals auf sich genommen wenn sie gewusst hätten, dass es so endet. Sie hatten ihr doch nur helfen wollen.

„Kaighley, hör mir bitte ein letztes Mal zu. Die Geschichte war noch nicht zu Ende.“, sie musste all ihren Mut zusammen nehmen. Kaighley musste einfach die letzten Worte hören. Sie musste die Taten und Entscheidungen kennen, die ihre Eltern getan hatten um ihr zu helfen.

Sonst hätte das alles keinen Sinn gehabt.

„Deine Eltern, Kathryn und ihr Mann Cirdan, sie wussten von der Prophezeiung, von dem Fluch. Damals, ich weiß es noch genau, ich war bei ihnen als sie es erfuhren. Deine Mutter sie war am bodenzerstört. Sie wollte um alles in der Welt vermeiden, das ihre Kinder oder vor allem eines davon so ein Schicksal zu erfüllen hat. Sie und Cirdan suchten überall nach irgendwelchen Informationen oder Textstücken, die mehr Aufschluss auf die ganze Geschichte gaben. Sie suchten verbissen einen Weg euch diesem Schicksal zu entreißen.

Letztendlich wurden sie Fündig. Ich weiß nicht mehr woher sie es hatten, aber sie hatten angeblich ein Ritual gefunden, dass ein Stückchen deiner Seele fesseln lassen konnte und so das Erbe des Gottes einkerkerte. Leider mussten sie warten bis ihr geboren wart. Ich weiß noch wie ich euch das erste Mal sah. Ihr wart so süße Babys. So klein und unschuldig. Wir alle konnten es nicht glauben, dass auf diesen Schultern das Schicksal aller lasten sollte. Vor allem deine Mutter weinte, als sie erkannte das du es warst, die das Erbe Farths in sich trug. Weißt du Kaighley, du warst immer ihr süßes kleines Mädchen. Sie wäre ohne zu zögern für dich gestorben. Sie hätte ihr ganzes Leben aufgegeben, nur um dich von diesem Fluch zu befreien. Sie hat dich mehr als alles andere auf der Welt geliebt.“, es fiel Farina schwer weiter zu reden. Sie vermisste ihre Freundin, mehr als sie je zugeben würde und ihre einzige Tochter jetzt so sehr Leiden zu sehen, dass war mehr als sie ertragen konnte. Sie hätte alles getan um diesen unendlich traurigen Blick aus Kaighley Gesicht zu entfernen. Alles.
 

„Was...was ist aus ihr geworden? Warum ist sie gestorben? Meinetwegen?“, Kaighley konnte kaum sprechen. Sie konnte sich nicht an ihre Mutter erinnern. Nicht an ihre Wärme und nicht an ihre verzweifelten Versuche ihr zu helfen. Es tat ihr so unglaublich weh. Ihre Mutter war das erste Opfer ihres Erbes geworden. Sie hatte ihr helfen wollen und jetzt war sie tot.

„Sie ist gestorben, weil sie ermordet wurde. Niemand hätte es aufhalten können. Weißt du, dieses Ritual. Es war gefährlich, sehr gefährlich sogar. Und es gibt nur sehr wenig Menschen, die es vollziehen können. Deine Eltern hatten Glück, sie fanden so jemanden. Doch der Preis dafür war sehr hoch. Du musst wissen, in allen Seelen der Wiedergeburten Farths gibt es so etwas wie einen „schwarzen Fleck“, dieser garantiert, dass wenn sie ein bestimmtes Alter erreichen, ihre Kräfte erwachen. Aber vor allem ist in diesem Punkt der Hass und das Verlangen zu töten gespeichert. In dem Ritual wurde dieses Stück deiner Seele sozusagen von dem anderen Rest getrennt und eingesperrte. Ganz aus dir konnte er nicht entfernt werden, da weder der Mann noch irgendjemand sonst dazu in der Lage gewesen wäre, außerdem wäre dein Leben in Gefahr gewesen und dass wäre das Letzte was deine Eltern wollten.

Mi diesem Ritual konnten deine Eltern garantieren, dass du niemals den Drang zu töten entwickeln würdest, außer du wolltest es. Leider ging dabei etwas schief. Ein Mann, ich weiß nicht wer oder was er ist oder woher er kam, aber er tauchte auf. An dem Abend des Rituals. Bevor deine Eltern oder ich wussten was los war hatte er schon in der gesamten Stadt Feuer und Verwüstung angerichtet. Er stürmte in den Keller, in dem wir dir versuchten zu helfen. Ich konnte nichts tun. Er tötete deine Eltern und nahm den anderen Mann gefangen.

Ich glaube er hatte mich am Anfang übersehen, ich habe dich dann geistesgegenwärtig geschnappt und bin mit dir nach draußen gelaufen. Ich konnte kaum die Hand vor Augen sehen. Überall war Feuer. Ich wusste nicht was mit deinem Bruder war, wir hatten ihn bei Freunden gelassen, damit er in Sicherheit war. Verzweifelt versuchte ich damals aus der Stadt zu kommen.

Leider kam ich nicht weit. Der Mann schein mich zu verfolgen. Ich musste mich verstecken. Ich weiß nicht mehr wie lange ich damals mit dir in dieser engen dunklen Gasse gewartet habe, versteckt hinter ein paar Fässern. Es muss lange gewesen sein, denn als ich mich wieder hinaus traute waren die Straßen über und über mit Leichen bedeckt. Leichen von Menschen, die ich liebte und mit denen ich aufgewachsen bin. Die Stadt war nur noch eine Ruine, ohne jegliches Leben. Deshalb suchte ich auch nicht mehr nach deinem Bruder.

Ich dachte dass dort draußen keiner mehr überlebt hatte. Wie ich jetzt weiß ein fataler Fehler. Aber damals, ich dachte nur an dich, ich musste dich hier herausbringen, ich musste dich beschützen. Du warst unsere Hoffnung, denn ich dachte, was auch immer der Mann war, du würdest Kräfte besitzen, die die seinen bei weitem übersteigen. Wir hatten dir das Böse entfernt, du warst somit rein und alles was die Menschen noch hatten. Ich musste dich von dort wegschaffen. Deine Eltern hätten es so gewollt. Es tut mir Leid Kaighley, ich hätte es dir schon so viel früher erzählen sollen.“, Farina war erschöpft. Dieser ganze Abend hatte ihre Kräfte aufgebraucht.

Kaighley hindessen starrte Farina weiter stumm an. Das waren einfach zu viele Informationen, als das sie alles auf einmal verstehen könnte. Aber eine Frage kam ihr wieder in den Sinn, „Mein Bruder. Er lebt oder? Was ist mit ihm? Wie konnte er entkommen?“

„Ich weiß es nicht. Es tut mir Leid. Ich hatte gedacht er wäre in den Flammen umgekommen. Vielleicht hat ihn einer der Freunde deines Vaters mitgenommen. Aber genau weiß ich es nicht. Ich habe auch erst von seiner Existenz erfahren, als du mir das Flugblatt gezeigt hast. Du kannst mir glauben, dass ich am Anfang geschockt war. Ich konnte es nicht glauben.“ Kaighley musste kurz über das gedachte nachdenken, bis ihr wieder etwas einfiel, das sie noch gerne gefragt hätte. „Weiß er dann nichts von seinem Erbe? Und, wenn das Ritual erfolgreich war, dann müssen wir nie gegeneinander kämpfen, oder?“

„Nein. Das Ritual war erfolgreich, das Böse müsste eingekerkert bleiben. Deshalb müsst ihr, soweit ich weiß nicht gegeneinander antreten.“

Kaighley war immer noch nicht zufrieden. Sie wollte so gern noch mehr erfahren. Sie hatte einen Bruder. Sie hatte wieder jemanden aus ihrer Familie.

Langsam wich auch ihre Angst, durch die Informationen, die ihr Farina gegeben hatte. Sie hatten ihr das Böse entfernt. Hieß das nicht, dass sie nichts mehr zu befürchten hatte? Leider spürte sie tief in sich, dass das nicht so einfach war. Es war ihr Schicksal. Sie war die Wiedergeburt Farths. Wie konnte dieses starke Erbe einfach so in einem Ritual eingesperrt werden? Sie spürte, dass noch irgendetwas Großes auf sie zukommen würde. Etwas, dass nicht so einfach mit einem Ritual entfernt werden könnte.

„Ich glaube, dass war für einen Abend genug an Informationen. Schatz, es tut mir Leid, aber ich bin erschöpft. Es tut mir nicht gut in alten Erinnerungen zu wühlen. Aber Kaighley, ich möchte dir noch etwas versprechen. Das Böse, dass in dir eingeschlossen ist, ich glaube oder besser ich hoffe, dass es niemals in dir erwachen wird, sollte es aber passieren werde ich, unter Aufgebot all meiner Kräfte versuchen dir zu helfen. Ich werde dich damit niemals alleine lassen. Vergiss niemals, dass ich immer für dich da sein werde.“, sie erhob sich und drückte Kaighley noch schnell einen Kuss auf die Stirn, bevor sie aus der Küche verschwand.

Die Kerze, die sie zuvor angezündet hatte, war schon fast heruntergebrannt und verbreitete ein letztes schwaches Licht in der Küche. An der Wand tanzten unheimliche Schatten und irgendwo im Wald hörte man einen einsamen Wolf heulen. Es war eine gespenstische Atmosphäre, aber Kaighley genoss sie. Sie passte zu ihrer Stimmung und zu allem, was sie bis jetzt erfahren hatte. Auch wenn das Böse in ihr nicht erwachen konnte, so hoffte sie zumindest, allein die Gewissheit das sie es in sich hat, ließ sie frösteln. Sie stellte sich vor, was passiert wäre, hätten ihre Eltern nicht so verbissen versucht ihr zu helfen? Was wäre passiert? Hätte sie irgendwann ihr ganzes Dorf ausgelöscht? An dem Tag, an dem ihr Erbe erwacht wäre? Dieser Gedanke lies eine Gänsehaut ihren Rücken hinunter jagen. Dieser Abend hatte sie verändert. Doch wusste sie noch nicht in welche Richtung. Sie wusste, dass sie noch eine Ewigkeit brauchen würde, um wirklich zu verstehen, wer sie war. Doch sie beschloss, dass es für diesen Abend genug war. Sie wollte schlafen und für eine Weile alles vergessen. Einfach nur friedlich schlafen.

Als sie aufstand fiel ihr Blick auf das Papier, dass Farina in den Händen hatte, als sie zum ersten Mal an diesem Abend die Küche betreten hatte. Es war das Wahlplakat. Es zeigte ihren Bruder der charmant in die Kamera lächelte. Er sah aus wie sie. Die gleichen blauen Augen, die gleichen Haare und selbst ihr Lächeln war gleich. Sie hatte ihn wieder gefunden. Aber, und das war es was sie immer noch beschäftigte, wusste er um sein Erbe? Wusste er um seine Aufgabe? Er hätte sie töten müssen, wäre das Ritual nicht gewesen. Wusste er das? Würde er diese Tatsache berücksichtigen oder würde er versuchen sie trotzdem zu töten? Diese Tatsachen interessierten sie brennend. Sie wollte mit ihm Reden, ihn Anfassen und vor allem wollte sie wissen wie seine Stimme klang. Sie wollte ihren Bruder, einen Teil ihrer Familie, zurück.

„Der neue Minister des Königreichs Andaurien, Keelin Inahwen“, stand in großen Buchstaben unter dem Wahlplakat.

Keelin. Ein schöner Name wie sie fand. Er klang sogar fast so ähnlich wie der ihre.

Sie musste ihn treffen.

Es gab keine andere Möglichkeit. So konnte sie ihre Fragen ein für allemal klären und sie konnte mit ihm reden. Ihm erklären, dass sie seine Zwillingsschwester war und nicht mehr böse. Das es für immer in ihr gefangen war, in einem kleinen Teil ihres Selbst und niemals erwachen würde. Oder?

Entschlossen marschierte sie aus der Küche, die Gedanken vertreibend. Sie hatte eine Entscheidung getroffen, etwas an dem sie Festhalten konnte.

Was auch immer an diesem Abend passiert war, was auch immer sie über sich und ihr Schicksal erfahren hatte, diese Entscheidung, dieser Weg gab ihr Kraft mit allem fertig zu werden. Sie hatte das Gefühl, dass wenn sie erst einmal bei ihm wäre sich alles regeln würde. Sie könnten sich helfen und unterstützen. Sie waren aufeinander angewiesen.

Doch jetzt wollte sie schlafen.

Der Weg war lang genug und sie wollte ausgeruht sein.
 

Kaighley blinzelte verschlafen unter ihrer Decke hervor. Sie hatte absolut keine Ahnung wie spät es war. Farina hatte sie wohl, in der Annahme, dass sie der vergangene Abend sehr mitgenommen hatte, nicht geweckt. Ein Blick aus dem Fenster aber zeigte ihr, dass es etwa so um die Mittagsstunde sein musste. Also höchste Zeit zum Aufbruch.

Ihre Entscheidung von letzter Nacht hatte sie nicht vergessen. Sie würde gehen, keiner konnte sie aufhalten.

Eilig schlüpfte sie unter der noch warmen Bettdecke hervor und kramte unter ihrem Bett nach ihrer Tasche. Versteckt unter ein paar alten Kleidern konnte sie sie letztendlich auch aufspüren. Schnell lief sie zu ihrem Schrank und packte die für sie wichtigsten Sachen zusammen.

Außer ein paar Hosen und mehreren Shirts und Pullovern, fanden auch noch eine Karte vom Königreich Andaurien, eine alte Wasserflasche, etwas Geld, ein kleines Messer, dass sie einmal zu ihrem 10. Geburtstag bekommen hatte und ein Bild von Farina und Lilithel ihren Weg in ihre Tasche. Etwas Platz hatte sie dabei noch für ihren Proviant eingeplant. Sie wusste das das Geld, welches sie eingepackt hatte niemals bis zu der Stadt, in welcher Keelin angeblich wohnte, reichen würde. Aber darum würde sie sich erst später Gedanken machen. Irgendwoher würde sie es schon bekommen und wenn sie es stehlen musste.
 

Fertig gepackt und angezogen rannte sie die Treppe hinunter. Von Farina war weit und breit keine Spur. Aber wenn sie ehrlich war, war ihr das sogar lieber. Sie hätte es nicht ertragen in Farinas Gesicht zu sehen, wenn sie ihr mitgeteilt hätte, dass sie gehen würde. Sie liebte sie wie ihre eigene Mutter, dass stand für sie außer Frage und sie wusste auch, dass Farina sie kommentarlos gehen gelassen hätte.

Aber für sie wäre es schwer geworden. Sie war noch nie besonders gut im Verabschieden gewesen. Es tat ihr einfach zu sehr weh Abschied zu nehmen. Deshalb hinterließ sie ihr lieber einen Brief.

Farina würde es schon verstehen. Außerdem wäre sie in ein paar Wochen, oder einem Monat wieder zurück. Ihre Mutter würde schon allein klar kommen.

Entschlossen zückte sie Papier und einen Stift und hinterließ eine letzte Nachricht.

Danach schnappte sie sich ihre voll gestopfte Tasche und verlies eiligst das Haus.
 

Ihr Weg führte sie nach Westen. Weg von ihrem Zuhause, weg von ihren Freunden und ihrer Familie, weg von allem was sie liebte.

Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Ihr Abenteuer würde jetzt beginnen.

Ob es gut enden wird oder schlecht wird sich noch zeigen, doch jetzt wollte sie erst einmal das Gefühl der Freiheit genießen.

„Hey was soll das? Ich dachte wir gehen überall zusammen hin? Was soll dieses Theater jetzt?“ Überrascht drehte Kaighley sich um, auf ihren Zügen lagen Verwirrung und Fassungslosigkeit.

„Was zum Teufel tust du den hier?“

Neue Weggefährten

Halloo^^

Ich weiß ich bin schnell, aber da ich im Moment in der Schule die meiste Zeit nur Kuswahlen und besprechungen hab, hab ich auch mehr Zeit...

deshalb bin ich zur Zeit auch so schnell....es wird sich wahrscheinlich ändern sobald die ersten Arbeiten wieder angekündigt werden...

naja bis dahin bin ich halt fleißig!!

Ach ja ich wollt Alona nochmal danken, dass sie meine FF Empfohlen hat!!! Danke ^^

also los gehts
 


 

Neue Weggefährten
 

„Hey, bitte nicht zu überschwänglich, liebste Freundin. Und ja ich freu mich auch dich wieder zu sehen, kein Grund gleich in Freudentränen auszubrechen. Und ja ich hab dich auch vermisst. Es war so hart und einsam ohne dich. Und was, du sagst, dass du mich sehr lieb hast und mich um meine Schönheit beneidest. Ich weiß, aber das ist kein Grund für dich, dich schlecht zu fühlen. Nicht jeder kann so bezaubernd sein wie ich. Meine wunderschönen Haare, meine schlanke Figur und meine Augen. Ich bin einfach…“, Kaighley hatte sich schon längst wieder weggedreht und war ungefähr zwei Meter weiter gelaufen. Warum zum Teufel konnte Lilithel nicht einmal ernst sein? Sie konnte einen manchmal echt an den Rand eines Nervenzusammenbruches bringen. Vorsichtig sah sie sich noch einmal um, doch das war unbegründet. Lilithel stand immer noch an der gleichen Stelle. Die Augen hatte sie geschlossen und sie schien immer noch vor sich hin zu reden. Wahrscheinlich war sie gerade an der Stelle, an der sie ihre wundervollsten Charaktereigenschaften beschrieb.

Manchmal fragte sie sich, warum gerade sie das verdient hatte. Innerlich seufzte sie wahrscheinlich schon zum hundertsten Mal auf und bemitleidete sich selbst wegen ihrer merkwürdigen Freundin. Nichtsdestotrotz musste sie ihren Weg fortführen und ihre Freundin konnte sie dabei nicht gebrauchen.

Sie wollte ihr nicht erklären, warum genau sie jetzt aufbrach, sie hatte Angst davor, dass Lilithel sich vor ihr Fürchten könnte. Dass sie den Kontakt mit ihr abbrechen würde, und sie allein zurück lassen würde.

Sie wusste selbst, dass sie sich viel zu oft über sie beschwerte, aber im Grunde, war sie der einzigste Mensch, zu dem sie Vertrauen hatte und der ihr etwas bedeutete, außer Farina natürlich. Und diesen wollte sie unter keinen Umständen verlieren!

Sie musste sich etwas überlegen um Lilithel zurück ins Dorf zu schicken.

„Lil jetzt mal im Ernst, was tust du hier?“, Kaighley hatte sich wieder zu ihrer Freundin umgedreht und war die paar Meter zurück gelaufen.

„ Ich? Ich hab nach dir gesucht. Als ich bei dir Zuhause war, warst du nicht da. Das Einzigste was ich finden konnte war ein Zettel. Du hast geschrieben, dass du weg müsstest, jemanden suchen. Deinen Bruder.

Kaighley, seit wann hast du einen Bruder? Und warum musst du jetzt weg? Hättest du dich nicht von mir verabschieden können?“ In Wahrheit hatte Kaighley gar nicht mehr an Lilithel gedacht. In dem ganzen Trubel hatte sie ihre Freundin total vergessen. Deshalb hatte sie jetzt auch ein schlechtes Gewissen, als sie Lilithel ins Gesicht schaute. Denn dort konnte sie nur tiefe Verwirrung und Trauer lesen. Es tat ihr wirklich Leid ihre Freundin anzulügen.

„Na ja weißt du, der Junge auf dem Foto…es hat sich herausgestellt, das er mein lang vermisster Bruder ist. Und na ja du weißt schon, da dachte ich mir ich besuch ihn einfach mal…hehe…weil ich ihn kennen lernen möchte. Du weißt doch wie neugierig ich immer bin.“, verlegen kratzte sie sich am Kopf. Lügen war noch nie eines ihrer Talente gewesen, und diese hier war besonders schlecht. Doch jetzt konnte sie nur hoffen Lilithel nahm ihr diese ab.

„Ah ja neugierig, du. Ja. Mhmm...und was hast du damit gemeint, dass du mit ihm über dein Erbe reden müsstest und über deine Kräfte?“ Jetzt saß sie tierisch in der Klemme. Sie musste sich schnellst möglich eine Ausrede einfallen lassen, und wenn möglich sogar noch eine richtig gute.

„Ach na ja…ähm…du weißt doch…ähm...“, fing sie an. <Toll Kaighley nur weiter so, stottere schön rum, sie wird es dir bestimmt abkaufen. So blöde ist noch nicht einmal Lilithel.> „Ja meine Eltern, also Farina hat mir von dem Erbe meiner Eltern, also ich meine die von Keelin und mir, erzählt. Und jetzt breche ich auf, um mit ihm alles Nötige zu klären. Und das mit den Kräften….na ja...also...ich habe meine Putzkräfte gemeint…du weißt doch, dass ich immer so gut Sauber machen kann, und da hab ich mir gedacht, dass ich ihn ja fragen kann, ob er nicht eine Stelle als Putzfrau für mich hat.“, etwas blöderes konnte ihr ja nicht einfallen. Putzfrau. Sie konnte etwa so gut Putzen wie Lilithel gut darin war sich kurz zu fassen. Also gar nicht. Sie konnte nur die Augen zu kneifen und ganz fest hoffen, dass Lilithel ihr diese Lüge abnehmen würde.

Leider hatten sich an diesem Tag wohl alle höheren Mächte gegen sie verschworen.

„Und du denkst wirklich ich nehme dir das ab? Kai, wir kennen uns seit unserer Kindheit. Glaubst du wirklich ich falle da auf so eine blöde Lüge herein?? Noch dazu, bist du wohl einer der schlechtesten Lügner aller Zeiten. Also los sags mir. So schlimm kann es wohl kaum sein.“

<Doch kann es>

Kaighley war am Ende. Sie hatte absolut keine Idee, was sie ihr jetzt sagen sollte. Aber aufjedenfall war sie sich sicher, dass es nicht die Wahrheit werden würde. Sie wollte gerade den Mund für eine neue Lüge aufmachen, als sie von Lilithel unterbrochen wurde. „Und bevor du jetzt was sagst, ich merke wenn du lügst. Deshalb habe ich beschlossen dich zu begleiten. Ich merke, dass du mir nicht sagen kannst…oder willst, warum du weggehst, deshalb zwinge ich dich auch nicht dazu. Aber für ein Mädchen ist es gefährlich allein durch die halbe Weltgeschichte zu reisen. Deshalb begleite ich dich. Ob du willst oder nicht. Ich habe auch schon mit Farina geredet Und keine Angst sie hat mir nicht genau gesagt warum du gehst“, sagte sie noch, als sie merkte, wie Kaighley erschrocken Luft holte. Es tat ihr weh, dass ihre Freundin ihr nicht sagen konnte was los war. Aber sie hatte sich entschieden sie zu begleiten und das würde sie auch tun. Außerdem hatte sie schon mit Farina alles besprochen. Sie war, nachdem sie den Brief von ihrer Freundin gelesen hatte zu deren Pflegemutter gerannt und hatte mit ihr über das Wichtigste geredet.

Danach war sie in westliche Richtung gerannt und hatte gehofft Kaighley noch zu erwischen. Sie dankte Gott, dass ihre Freundin nicht zu einer der Schnellsten gehörte.

„Lilithel ich kann dich nicht mitnehmen! Die Reise wird nicht einfach. Ich will nicht die Verantwortung dafür übernehmen, wenn dir etwas geschieht. Außerdem will ich gar nicht dass dir überhaupt etwas passiert. Du bleibst hier. Hier ist es sicherer für dich. Außerdem werde ich nicht so lange wegbleiben und die Reise würde für dich eh langweilig werden.“ Kaighley versuchte entschlossen auszusehen. Sie wusste, würde Lilithel noch einmal darauf bestehen mitzugehen, könnte sie nicht mehr Nein sagen, da sie in Wahrheit froh darüber wäre noch jemanden dabei zu haben. Sie hatte zwar gesagt, dass sie allein gehen würde, aber jetzt? Sie hatte Angst oder besser sie fürchtete sich vor dem, was noch kommen könnte. Sie wusste nicht ob sie allein stark genug wäre den Gefahren zu widerstehen.

„Ach ja und wer garantiert dafür, dass dir nichts geschieht wenn du allein gehst? Kaighley, du bist 16, allein und ein Mädchen. Die Hälfte der Männer da draußen ist brutal, egoistisch und notgeil. Du hättest absolut keine Chance zu bestehen. Du brauchst Unterstützung!“, Lilithel lief aufgeregt vor ihr hin und her. So wie es aussah war es ihr absolut ernst.

„Lilithel verdammt, versteh doch. Ich KANN dich nicht mitnehmen. Ich würde es mir niemals verzeihen würde dir etwas geschehen. Wenn ich allein gehe ist es sicherer.“

„Ach ja und für wen?? Du bist allein. Hast du mir vorhin eigentlich zugehört?? Dir könnte was weiß ich passieren Du könntest vergewaltigt, ermordet, als Sklavin verkauft, zerstückelt, misshandelt…und noch vieles mehr werden! Verstehst du mich jetzt? Du BRAUCHST jemanden, der auf dich aufpasst!!!! Und ich werde mich nicht mehr umstimmen lassen.“ Lilithel war zum Schluss hin immer wütender und dementsprechend auch lauter geworden. Sie verstand es absolut nicht, warum ihre beste Freundin sie nicht dabei haben wollte. Aber das war für sie kein wirkliches Hindernis. Sie hatte sich schon immer darauf verstanden Kaighley zu überzeugen oder ihre Meinung ganz einfach zu ignorieren. Schlussendlich lief nämlich immer alles darauf hinaus, dass sie ihren Willen bekam. Und vor allem diese Mal würde sie nicht nachgeben! Das stand für sie fest. Ihre Freundin würde nicht ohne sie diesen Wald verlassen.

Kaighley hatte währenddessen ihren Mund aufgemacht um etwas zu sagen, ihn kurz darauf, als Lilithel ihr einen strengen Blick zu geworfen hatte, aber wieder geschlossen.

Sie musste sich ihrem Schicksal ergeben. Für sie so etwas wie Ironie. Schicksal. Allein das Wort brachte sie schon zum Schmunzeln.

„Ok. Von mir aus, komm halt mit. Aber, und das meine ich Ernst, was auch immer zwischen mir und meinem Bruder passieren sollte, du mischst dich nicht ein! Verstanden?“, Kaighley hatte sich geschlagen Lilithels Wunsch ergeben. Aber diese Bedingung musste sie noch stellen. Sie hatte keine Ahnung was passieren würde, wenn sie ihren Bruder das erste Mal gegenüber stand, aber sie wollte aufjedenfall vermeiden, dass Lilithel oder irgendein andere Schaden daran nehmen würde.

„Ja klar. Kein Problem. Aber kannst du mir verraten, was genau zwischen euch passieren könnte?“, Lilithel sah sie fragend an.

„Öhm, Nein. Tut mir Leid.“, Kaighley musste stark bleiben. DAS durfte sie auf keinen Fall erfahren.

„Oh lala…bitte nicht so hart. Hab ja schon verstanden. Ich werde auch nicht mehr fragen. Ab jetzt interessiert es mich einfach nicht mehr. Und ich werde auch nicht mehr zuhören solltest du es mir einmal erzählen. Für mich ist ab jetzt diese Sache gestorben. Kein Mucks wird mehr dazu über meine Lippen kommen. Ich habe auch meinen Stolz und so tief, dich wieder zu fragen, werde ich nicht sinken!“

„Ok. Ich habe verstanden. Können wir jetzt aufbrechen?“, schob Kaighley schnell ein. Sie wollte vermeiden, dass Lilithel wieder anfing weiter zu reden.

„Warte noch kurz. Ich muss noch Heim und meine Sachen packen. Außerdem muss ich mich noch von meiner Familie verabschieden.“ Kaighley versuchte ruhig zu bleiben. <Nur nichts überstürzen. Du brauchst sie noch. Sie ist deine Freundin, du bist das schon gewöhnt.>, versuchte sie sich selbst zu beruhigen. Hätte sie nicht so viel Selbstkontrolle wäre sie sicherlich Lilithel an die Gurgel gegangen. So konnte sie sich so weit zurückhalten, dass sie nur ihre Hände zu Fäusten ballte.

„Ich dachte du hättest mit Farina schon alles besprochen?“, sagte sie so ruhig wie es ihr möglich war.

„Na ja“, druckste Lilithel herum, „ich hab schon einiges mit ihr besprochen. Also das ich versuche dich zu begleiten und das sie sich keine Sorgen machen muss, da ich ja dann mitgehen würde. Sie wirkte da zwar noch nicht wirklich überzeugt, aber nachdem ich ihr ein paar Argumente dazu vorgelegt hatte, hat sie zugestimmt.“ Kaighley überlegte. Sie war vor etwa 30 Minuten aus ihrem Haus gelaufen. 10 Minuten hatte sie bis zum Wald gebraucht. Lilithel konnte höchsten 5 Minuten, nachdem sie weg war, zu ihrem Haus gekommen sein. Dann hätte sie noch mal 5 Minuten gebraucht um Farina zu suchen und mit ihr zu reden. Und dann standen sie hier schon 20 Minuten zusammen. Folglich hätte Lilithel nur 5 Minuten hier her gebraucht. Entweder Lilithel war schnell oder sie langsam.

Aber für solche Überlegungen war ein anderes Mal Zeit. Sie musste sich jetzt beeilen.

„Dann lauf. Ich warte so lange hier. Aber bitte beeil dich.“

„Ja bin schon weg.“
 

Kaighley starrte in den Himmel. Wie lange wartete sie jetzt eigentlich schon auf Lilithel? Eine oder schon zwei Stunden? Was trieb dieses Mädchen so lange? Sie hatte sich in der Zwischenzeit auf einen Stein am Wegrand gesetzt. Jetzt pulte sie gerade an der Seite des Steines rum, als sie schnelle Schritte auf sich zukommen hörte. Diese kamen jedoch nicht vom Weg, wie sie feststellte als sie diesen entlang sah, sie kamen von direkt vor ihr aus dem Wald. Verwundert stand sie auf. Wer rannte so schnell durch den Wald? Ging das nicht auch auf dem Weg?

Gespannt wartete sie bis die Person aus dem Gebüsch sprang. Doch als sie erkannte, wer da so schnell durch den Wald rannte, verfinsterte sich ihre Mine. Dieser Typ hatte ihr gerade noch gefehlt.

„Hey kleines Mädchen! Kannst du mir einen Gefallen tun? Hier heb mal.“, schnell hatte er ihr mehrere verschiedene Gemüsearten in die Hand gedrückt. Verwundert wollte sie ihn fragen, was das sollte, doch als sie wieder aufblickte, war er verschwunden. Etwas entgeistert starrte sie noch immer auf den Fleck, wo er noch vor ein paar Sekunden gestanden hatte. <Was sollte das>, fragte sie sich stumm in Gedanken. Hatte der Junge sie nicht mehr alle?

Zwei Sekunden später wurde ihre stumme Frage beantwortet. Vom Weg her hörte sie aufgebrachte Stimmen, die irgendwas von „Raub auf ihren Feldern“ und „mehrere verschieden Gemüse sind weg“ riefen. Gemüseraub? Nachdenklich sah sie auf die paar Karotten und Gurken in ihren Armen.

Plötzlich durchfuhr es sie wie ein Blitz.

<Dieser…argh...wenn ich ihn in die Finger kriege ist er tot>, verfluchte sie den jungen Mann in Gedanken, bevor sie die Flucht antrat. Mit ärgerlichen Bauern wollte sie sich auf keinen Fall anlegen.

Hinter ein paar Büschen beobachtete sie die drei Männer. Diese blieben kurz an der Stelle, die sie vor ein paar Minuten verlassen hatte, stehen und sahen sich um. Kurze Zeit später waren sie wieder verschwunden. Gott sei Dank hatte sie sie schon vorher gehört. Sie wollte lieber nicht wissen, was sie mit ihr getan hätten, hätten sie sie mit dem Gemüse da stehen sehen.

Aber der Junge sollte lieber beten, dass sie ihm nie wieder begegnet. Er wäre so was von Geschichte.

Sauer stapfte sie aus ihrem Versteck, dass Gemüse hatte sie einfach hinter den Büschen liegen gelassen. Gerade wollte sie sich wieder auf ihren Stein setzten, als sie zum wiederholten Male gestört wurde.

„Hey Kleine, wo ist mein Gemüse? Ich hab doch gesagt, dass du es halten sollst.“. Der Junge war wieder da. Sollte sie ihn umbringen oder ignorieren?

Sie entschied sich für Letzteres. Immerhin hatte sie keine Lust, seine Leiche noch im Wald zu vergraben, dass würde zu lange dauern.

„Hey, ich rede mit dir? Oder bist du taub? Noch mal langsam. K-a-n-n-s-t d-u m-i-c-h v-e-r-s-t-e-h-e-n?“. Irgendwoher kam ihr dieser Satz bekannt vor.

Langsam aber sicher hatte sie genug. Schluss mit ihrem Vorsatz ihn zu ignorieren. Hier würde es heute Mittag noch Tote geben.

„ JA, ich kann dich hören. Und ja ich verstehe dich. Aber verdammt was ist mit dir los? Hast du schon mal was von bezahlen gehört? Oder das man nicht stehlen soll? Und was soll das, mich damit hineinzuziehen? Du hättest mich warnen können! Hätte ich die Bauern nicht so schnell gehört wären sie auf mich losgegangen. Wenn du was anstellst, lass es andere nicht ausbaden! So was ist hinterhältig!! Wie alt bist du?? Kannst du nicht mal für deine eigenen Sachen gerade stehen?“, wütend war sie vor im auf und ab gegangen. Den Zeigefinger hatte sie zur Demonstration erhoben.

Der Junge lies sich dadurch aber überhaupt nicht aus der Ruhe bringen.

„Es hat dich überhaupt keiner gezwungen das Gemüse zu halten. Ich hab dich nur darum gebeten. Außerdem hat dich auch keiner gezwungen vor den Bauern wegzurennen. Und ob ich stehle oder nicht ist immerhin noch meine Sache. Aber falls es dich beruhigt ich hab mir nur das wieder genommen, was eigentlich mir gehörte.“

„Ah ja, und warum waren die Bauern dann hinter dir her? War eine Karotte versehentlich von dem Beet des Nachbarn oder was?“. Sarkasmus war eine ihrer Stärken.

„Wenn es dich etwas angehen würde, würde ich es dir sagen. Aber diese Sache geht dich nichts an. Also lassen wir es. War schön dich mal wieder zu…“, er wurde unterbrochen, als Lilithel mit einem lautstarken, „HALLOOOO zusammen“, auftauchte.

Fröhlich Lächelnd zeigt sie Kaighley ihre vollbepackte Tasche. Den Jungen neben sich hatte sie noch nicht wirklich wahrgenommen.

Dieser jedoch schnaubte unwillig wegen der Unterbrechung. Er hasste es wenn ihm jemand ins Wort fiel.

„Zurück zu dem eben gesagten. Es hat mich wahnsinnig gefreut dich wieder zu sehen, Kleines. Aber jetzt wird es Zeit, dass ich wieder aufbreche, wie schwer es mir auch fällt.“ Kaighley hatte einen Kontrahenten gefunden. Seine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus.

Lilithel hatte währenddessen den fremden jungen Mann aufmerksam gemustert. Und was sie sah gefiel ihr. Sie hatte schon immer eine Schwäche für das männliche Geschlecht gehabt und wenn das Exemplar dann auch noch so gut aussah…

„Hey warte doch“, geflissentlich hatte sie den Sarkasmus überhört, „wir haben uns noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Lilithel. Ich bin 17 Jahre alt. Meine Hobbies sind lesen, mit Freunden weggehen, reiten, schwimmen. Und was machst du so? Gehst du auch in die Hauptstadt von Andaurien? Wenn ja kannst du ja gern mit uns kommen. Wir zwei Mädchen sind ganz allein, wir brauchen jemanden der uns beschützt. Und da du ja so groß und stark bist. Das bist du doch oder? Bei diesen Muskeln! Also ich kann ja nicht alle sehen, aber so wegen deinen Oberarmen, die sehn schon ziemlich muskulös aus. Und groß bist du auch. Also kommst du mit? Oder hast du etwa eine Freundin? Also ich habe im Moment keinen Freund. Wo wohnst du eigentlich?“, schutzlos war er den Fragen Lilithels ausgeliefert. Diese hatte sich zwischendurch an seinen Arm geklammert und sah jetzt mit treuen Augen zu ihm auf. Hätte Lilithel den Jungen nicht zufällig gefragt ob er mit ihnen gehen will, hätte Kaighley die ganze Sache als äußert unterhaltsam empfunden. Der Blick des Jungen war einfach göttlich. Er sah total überrumpelt und verwirrt aus.

„Lil, lass ihn! Er wollte doch gerade gehen. Und wir müssen auch los. Du weißt schon, wir haben nicht viel Zeit.“ Kaighley hatte ihre Tasche wieder aufgezogen und befreite den Jungen jetzt aus dem Griff ihrer Freundin. Sacht schob sie Lilithel vor sich her, während sie sich noch mal zu dem Jungen umdrehte.

„Also dann. Hat mich auch gefreut .Lass dich nächstes Mal nicht mehr beim Klauen erwischen. Bye“. Und weg war sie.

Sie hoffte, dass sie diesen merkwürdigen Jungen nie wieder sehen musste. Doch wie schon zuvor, heute war einfach nicht ihr Tag.

Am Anfang hatte der Junge ihnen noch nach geschaut. Die Fragen und Worte Lilithels noch einmal durch den Kopf gehend. Bis er plötzlich inne hielt und ihnen dann hinterherlief.

„Hey wartet mal. Lilithel. Warte auf mich.“. Diese blieb, begeistert davon, dass sich der süße Junge ihren Namen gemerkt hatte, stehen.

„Was ist? Kommst du jetzt mit uns?“, wiederholte sie ihre Frage von vorhin sogleich. Diese Möglichkeit wollte sie sich auf keinen Fall entgehen lassen.

„Na ja, wenn du schon so fragst. Also ich würde mich freuen, wenn…“

„Nein!! Nein!! Nein!! Hier entscheide immer noch ich. DU gehst nicht mit. Lil lass den scheiß! Wir gehen allein. Noch jemanden können wir nicht gebrauchen.“, wurde er von einer aufgebrachten Kaighley unterbrochen.

„Warum denn nicht? Schau mal, es kann uns nur nützen. Er ist stark, mutig, sieht gut aus. Es kann uns also nichts passieren.“ Lilithel schien bereits auf Wolke sieben zu schweben.

„Ich habe Nein gesagt!“

„Was ist das hier, etwa Demokratie?“, wurde sie so gleich von dem Jungen aufgezogen

„Das geht DICH nichts an! Verstanden? Das ist allein unsere Sache!“

„Ui bitte nicht so kratzbürstig meine Kleine!“

„Ich bin verdammt noch mal nicht deine Kleine! Und jetzt verschwinde!“

„Weißt du ich steh auf Frauen mit Temperament. Und du scheinst viel davon zu besitzen.“

„Auf was stehst du denn sonst noch? Und wie heißt du?“, mischte sich jetzt auch noch Lilithel in das Gespräch ein.

„Ich? Mein Name ist Saemil.“, zu Lilithel Freude nahm er ihre Hand und drückte einen Kuss darauf. Als er sich Kaighley Hand nahm, entriss sie sie ihm mit den Worten, „Versuch es gar nicht erst, Casanova!“

„Und wie heißt unser kleiner Sonnenschein hier?“

„Geht dich nichts an!“

„Ihr Name ist Kaighley.“. Sie fragte sich langsam echt, was ihre Freundin an ihm fand. Er war ein Ekel, eingebildet, überheblich, großkotzerisch, machohaft und er hatte einfach einen miesen Charakter. Zumindest aus ihrer Sicht.

„Also gehen wir jetzt? Saemil kommst du?“

„Lilithel ich hab gesagt…“

„Ich hab gehört was du gesagt hast. Aber zu dieser Reise gehören immer noch zwei. Und wenn du nicht willst, dann reist er eben mit mir. Er braucht dich nicht zu kümmern.“ Die Tatsache, dass es eigentlich Kaighley war, die die Reise begonnen hatte, hatte sie schlichtweg ignoriert. Mit solchem Kleinkram beschäftigte sie sich nicht.

Triumphierend ging sie neben Saemil her.

Kaighley konnte ihr nur hinterher starren. Ihr Mund war offen vor lauter Verblüffung. Hatte ihre Freundin das jetzt wirklich getan? Sie musste sich irren. Das war IHRE Reise. Lilithel hatte damit doch gar nichts zu tun. Warum lud sie jetzt jeden daher gelaufenen Jungen ein?

Sie war total sprachlos.

„Kommst du jetzt? Die Hauptstadt wartet! Und dein Bruder auch.“

Sie ging los. Irgendwie hatte sie plötzlich das Gefühl, dass diese Reise schrecklich werden würde.

Innerlich fragte sie sich schon zum zehnten Mal in dieser Minute warum gerade sie das verdient hatte.

Sie konnte nur seufzen.

Begegnungen und Entdeckungen

Hallo^^ da bin ich wieder

Naja um ganz ehrlich zu sein, binich mit dem Kapitel nicht wirklich zufrieden. Aber ich wusste nicht wie ich es hätte anders machen sollen. Ich konnte sie ja schlecht plötzlich sofort in Emo ( Hauptstadt Andauriens) ankommen lasse. Wäre ein bisschen zu plötzlich gewesen, außerdem muss ich noch n paar Sachen zu saemil erklären oder aufklären und dieses Kapitel wirft dabei noch so schön viele Fragen auf...^^ aber trotzdem mir gefälle es nicht so besonders..

aber ich hoffe ihr habt Spaß dabei!!
 

Also los gehts
 


 

Begegnungen und Entdeckungen
 

Es war schon fünf Tage her, seit sie von Zuhause aufgebrochen waren. Und Kaighley verfluchte diese Tage. Ihr Magen knurrte, ihre Füße und ihr Rücken taten weh und zu allem Überfluss begleitete ein gewisser Junge sie. Die Reise war ja schon anstrengend genug, aber dann auch noch die ganze Zeit dem Gefasel von Saemil zuzuhören…das Überstieg langsam ihre Kräfte. Sie wollte doch einfach nur ein weiches Bett und etwas Warmes zu Essen und vielleicht das Saemil von einem Wagen angefahren wurde und sie so nicht mehr Begleiten konnte. War das etwas zu Viel verlangt? Sie seufzte erschlagen auf. Sie war nur froh, dass sie heute Abend, wenn sie Saemils Aussagen glauben schenken konnte, an einem Rasthof vorbeikamen. Allein diese Tatsache lies sie noch weiter laufen.

<Hätte nie gedacht, dass es so anstrengend werden würde.> Sie schaute nach vorne und sah Lilithel und Saemil, die gerade in eine Unterhaltung vertieft zu sein schienen. Sie konnte nur Bruchstücke wie „und dann war ich da umzingelt von zehn großen Männern“, „….kein Problem, war zu stark…“ und so etwas wie „…bin schon mit viel Schlimmerem fertig geworden. Diese Sache mit den Drachen…“, verstehen. Und innerlich war sie froh, dass sie bei diesem Gespräch nicht dabei war. Als ob der Junge überhaupt wusste auf welcher Seite man ein Schwert anfassen musste. Sie schnaubte verächtlich. Sie würde so froh sein, wenn sie endlich in Emo angelangt wären und sich von ihm verabschieden konnten.

Also ein Grund mehr sich zu beeilen.
 

Es war etwa gegen Abend, als sie endlich an dem Rasthof ankamen. Aber was sie sahen lies sie nicht unbedingt war Freude aufspringen. Vor allem Lilithel und Kaighley sahen das Wirtshaus, in dem sie heute übernachten sollten, skeptisch an.

„Das soll es sein?“, Kaighley wollte sich nur vergewissern ob er sich nicht vielleicht einen üblen Scherz mit ihnen erlaubte. Das Haus vor dem sie standen sah aus als würde es jeden Moment einstürzen. Vor den meisten Fenstern fehlten Gardinen, die Fensterläden hingen herunter oder waren, wie am Grossteil der Fenster, einfach weg. Der Putz bröckelte ab und hier und da waren große von Schimmel durchzogene Flecken auszumachen.

„Ja. Sieht doch noch ganz akzeptabel aus. Also ich habe schon in Wirtshäusern übernachtet, die sahen um einiges Schlimmer aus. Und glaubt mir die Zimmer sind sogar fast Ungeziefer frei.“

„Fast? Was soll fast bedeuten?“, Lilithel sprang fast im Kreis vor lauter Ekel. Sie hasste alles was mehr als vier Beine hatte.

„Na ja, seht es mal so, da drinnen erwartet und ein einigermaßen sauberes Bett und etwas Warmes zu Essen. Wollt ihr da lieber wieder irgendwo im Wald schlafen? Dort gibt es auch Ungeziefer. Also werdet ihr wohl eine Nacht überleben.“ Saemil war schon halb durch die Eingangstür. Er schaute sich noch einmal auffordernd zu seinen zwei Begleiterinnen um.

„Kommt schon! Euch wird nichts passieren. Ich bin doch da.“ Großkotzige Sprüche waren wohl eine seiner weiteren Stärken.

Geschlagen gab sich Kaighley in ihr Schicksal. Eine weitere Nacht auf hartem Waldboden würde ihr Rücken nicht mehr ertragen.

„Komm schon Lil. Bevor wir schlafen werden wir halt noch mal alles töten, was mehr als vier Beine hat.“

„Wenn du meinst.“, anscheinend war ihre Freundin wirklich müde, denn sonnst hätte sie noch mindestens eine viertel Stunde über die Vor- und Nachteile dieses Rasthofes gesprochen. Kaighley war aber eigentlich froh darüber. Noch einmal einen letzten Blick auf die zerfallene Außenwand werfend, schnappte sie sich die Hand ihrer Freundin und trat durch die morsche Eingangstür.

Drinnen schlug ihnen sofort der Geruch nach schalem Schnaps und Bier, gemischt mit dem Schweiß einiger Männer, entgegen. Beide verzogen synchron ihre Gesichter und hofften, dass diese Nacht schnell vorüber gehen würde.

„Hast du ne Ahnung wo Saemil hin ist?“, flüsterte ihr Lilithel zu.

„Ne, keine Ahnung. Aber ich glaube kaum, dass er weit weg ist. Komm mit“, sie zog Lilithel hinter sich her zur Theke, wo ein kahler Mann mittleren Alters gerade ein paar Gläser abtrocknete.

„Entschuldigen Sie, haben sie zufällig einen Jungen mit schwarzen Haaren gesehen? Er ist kurz vor uns hier hereingekommen“ Anstatt zu antworten nickte der Mann kurz zu einem Tisch in der Ecke, bevor er mit seiner Arbeit weitermachte.

„Vielen Dank“, verabschiedete sich Kaighley noch höflich. Schnell lief sie dann zusammen mit Lilithel zu dem angegebenen Tisch. Kurz davor fiel ihnen eine weitere Gestalt auf, die zusammen mit Saemil an dem Tisch saß und sich anscheinend sehr intensiv mit diesem unterhielt.

Leider sprachen beide zu leise als das Kaighley irgendetwas mitbekommen konnte. Es interessiert sie schon, mit wem Saemil da sprach, aber ihn danach fragen kam für sie absolut nicht in Frage. Das verbot ihr ihr Stolz. Sonnst würde er noch denken sie interessierte sich für ihn.

Als die beiden Mädchen an dem Tisch ankamen wurde die Unterhaltung der beiden sofort gestoppt. Anscheinend wollten sie nicht, dass irgendjemand was davon mitbekam. Der fremde Mann, der nicht älter als 25 Jahre sein konnte erhob sich, deutete ein Nicken als abschied an und war dann wieder durch die Eingangstür verschwunden.

„Wer war den das?“, sie hatte es sich einfach nicht verkneifen können. Allein die Art wie er gekleidet war hatte sie neugierig gemacht. Alles an ihm war schwarz gewesen. Angefangen von den schwarzen Schuhen über die schwarze Hose, mit den vielen Taschen, zu dem ärmellosen schwarzen Oberteil und den langen schwarzen Handschuhen, die ab seinem Unterarm begannen und bis zu seinen Handflächen vorgingen. Die Finger waren dabei frei. Und als sie dann auch noch ein Schwert unter seinem Mantel entdeckt hatte, war die Frage einfach so aus ihr herausgeplatzt.

„Ein Freund“, war aber die einzige Antwort, die sie von Saemil bekam. Also, wenn er so mit seinen Freunden umging, dann wollte sie nicht wissen, was er mit seinen Feinden machte. Die beiden hatten alles andere als wie Freunde gewirkt, allein schon die spärliche Verabschiedung warf unzählige Fragen auf.

Leider kam sie nicht mehr dazu weiter Fragen zu stellen, denn Saemil stand mit den Worten, „Ich bestell uns schon mal was.“, auf und ging an die Theke.

„Seltsam, findest du nicht auch?“, fragend wand sie sich ihrer Freundin zu.

„Mhmm, was?“

„Sag mal, hast du das gerade überhaupt mitbekommen?“

„Was denn?“, verwirrt starrte Lilithel sie an.

„Der Mann. Die Art wie er mit Saem umging. Und was die beiden wohl zu besprechen hatten?“

„Saem? Seit wann seit ihr beiden so dicke?“

„Verdammt Lil, dass ist doch jetzt so was von unwichtig. Wenn du willst dann eben Saemil. Also hast du…“, weiter kam sie nicht, da Saemil mit ihren Bestellungen wiederkam.

„Was hab ich?“, fragte ihre Freundin trotzdem weiter.

„Ach vergiss es, hat sich erledigt.“, Kaighley fragte sich echt, wie blind ein Mensch sein musste. Oder wie taub oder beides. Hatte das Mädchen wirklich nichts mitbekommen?

Frustriert schüttelte sie ihren Kopf. Lilithel würde sie irgendwann ins Grab bringen.

Aber die Frage, wer der Mann war, beschäftigte sie immer noch und sie war sich sicher, dass sie darüber auch noch heute Nacht nachdenken würde.
 

Als sie mit dem Essen fertig waren, verabschiedete sich Lilithel recht schnell. Anscheinend war sie wirklich müde. Schon während des Essens fielen ihr immer wieder die Augen zu. Auch für sie war die Reise anstrengend.

Kaighley hatte noch nicht wirklich das Bedürfnis in das Zimmer, das sie mit Lilithel teilte, zu gehen. Deshalb blieb sie sitzen, zusammen mit einem stillen Saemil. Dieser war während sie aßen immer wortkarger geworden, bis er zum Schluss hin nur noch stumm vor sich hin geschaut hatte. Jetzt saß er da in seiner Ecke und schien über irgendetwas sehr angestrengt nachzudenken.

„Alles in Ordnung?“, eigentlich hatte sie sich fest vorgenommen nicht nett zu ihm zu sein, aber sie war immer noch furchtbar neugierig und wenn sie vielleicht einen auf nett und verständnisvoll machte, würde er ihr schon ihre Fragen beantworten.

Leider klappte es nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatte.

„Als ob es dich interessieren würde! Willst du irgendwas von mir wissen, oder warum bist du so nett zu mir?“. Erwischt!

„Ähm“, war ihre geistreiche Antwort, „ich wollte noch mal gerne wissen, wer der Mann vorhin bei dir war?“

„Tut mir Leid, geht dich nichts an. Wenn ich es dir sagen würde, müsste ich dich töten.“. Müde stemmte er sich von dem Stuhl hoch auf dem er saß und reichte Kaighley seine Hand um ihr aufzuhelfen.

„Wir sollten schlafen gehen. Es war ein langer Tag“, rechtfertigte er seine Tat.

Ohne recht zu überlegen gab sie ihm ihre Hand und lies sich helfen. Diese Tat bereute sie aber Augenblicke später, als sich Saemil einen Kommentar nicht verkneifen konnte.

„So ists brav Kleine. Schade, dass du nicht immer so bist.“ Wütend entriss sie ihm ihre Hand und stapft sauer voraus.

In diesem Moment öffnete sich die Eingangstür und ein dunkel gekleideter Mann betrat das Wirtshaus.

Bevor sich Kaighley versah befand sie sich in einer dunklen Ecke wieder. In den Armen Saemils.

„Sei leise. Er darf uns nicht entdecken!“, zischte er ihr ins Ohr, während er sich weiter in die dunkle Ecke drückte. Fast automatisch zog er sie dabei auch näher an sich.

Kaighley war mit der ganzen Situation total überfordert. Warum versteckten sie sich hier? Und wer war dieser Mann? Was war heute überhaupt los, Tag-der-fremden-Männer oder was?

Außerdem machte ihr die ungewohnte Nähe zu Saemil zu schaffen. Sie war so was einfach nicht gewohnt und außerdem mochte sie Saemil noch nicht mal besonders, dachte sie zumindest. Warum war sie dann aber so nervös?

<Ich bin einfach nur erschöpft und brauche Schlaf. Die Ereignisse heute waren einfach zu anstrengend.>, redete sie sich gut zu. Sie versuchte einfach zu ignorieren, dass Saemil sie noch näher an sich zog und sie schon seinen Herzschlag hören konnte, außerdem stieg ihr sein Geruch in die Nase. Eine Mischung aus Wald und Freiheit. Wie albern oder unglaublich es auch klingen mochte, sie fand das er nach Freiheit roch.

Plötzlich besann sie sich jedoch und schüttelte den Kopf. Was dachte sie hier eigentlich? Es war nur Saemil, niemand besonderes.

„Nicht bewegen.“, sein Mund war so nah an ihrem Ohr. Sein Atem kitzelte sie. Eine Gänsehaut breitet sich auf ihren Armen aus.

Was zur Hölle war eigentlich mit ihr los? War heute Vollmond? Sie musste hier raus! Sie ertrug seine Nähe nicht mehr.

„Lass mich gehen. Ich will weg.“, zischte sie ihm ihrerseits ins Ohr. Sie versuchte sich aus seinem Klammergriff zu befreien. Vergeblich jedoch.

„Hör endlich auf. Er wird uns töten, wenn du nicht gleich ruhig bist“. Erschrocken hielt sie inne. Was wollte dieser Mann? Sie töten? Warum?

„Geht doch. Hör mir zu. Wenn der Mann sich an den Tisch setzt, rennst du hoch. Ich komme gleich nach.“

„Aber…“

„Nichts aber. Wenn ich jetzt sage, gehst du.“, wurde sie von ihm unterbrochen. Sie zitterte am ganzen Körper. Was war den nur los? Sie spürte wie seine Arme sich noch enger um sie schlangen, als Antwort auf die Reaktion ihres zitternden Körpers. Einen Moment war sie versucht die Augen zu schließen und die Situation zu genießen. Sie fühlte sich in seinen Armen wohl.

Doch sein „Jetzt“, riss sie augenblicklich in die Gegenwart zurück. Geistesgegenwärtig rannte sie zur Treppe. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend kam sie oben an. Total außer Atem stützte sie sich auf das Geländer. Ihr Herz raste. Sie musste irgendwohin.

Sie sah sich in dem Gang um. Sie wusste, dass ihres und Lilithels Zimmer am Ende des Ganges auf der rechten Seite war, dass musste bedeuten, Saemlis war auf der anderen Seite. Er hatte ihnen noch vor dem Essen erklärt wo ihr Zimmer und das seine waren, falls sie mal dringen mit ihm „sprechen“ wollten, hatte er mit spöttelnder Stimme gesagt. Jetzt war sie froh darüber. Schnell lief sie den Gang hinunter und riss die linke Zimmertür auf. Schnell huschte sie in das Zimmer und drückte Sekunden danach die Tür wieder zu. Ihr Herz raste immer noch, ihr Atem ging stoßweise und sie schwitzte. Kurzum, sie war mit der ganzen Situation überfordert.

Sie konnte nur noch hoffen, dass Saemil sein Versprechen wahrmachen würde und auch gleich kommen würde.

Minuten vergingen. Kaighley lief aufgeregt im Zimmer hin und her. <Wo bleibt er nur?>, fragte sie sich in Gedanken wahrscheinlich schon zum hundertsten Mal, <er hat doch gesagt, dass er gleich nachkommt! Was ist, wenn ihm was passiert ist?>, sie machte sich selber verrückt. Sie musste Gewissheit haben. Kurz entschlossen lief sie zur Tür, um nach unten zu gehen und zu schauen, ob irgendetwas passiert war. Gerade als sie den Türgriff in der Hand hatte wurde er von der anderen Seite nach unten gedrückt. Erschrocken auf quietschend sprang sie ein paar Schritte nach hinten.

„Wenn ich mir nicht gedacht hätte, dass du hier bist, hätte ich ein Schwein hier drinnen vermutet“, wurde sie auch gleich liebevoll in Empfang genommen und ein breit grinsender Saemil betrat den Raum.

Total überrumpelt konnte ihn Kaighley ein paar Sekunden lang einfach nur anstarren, bevor sie den Mund öffnete um ihrem Ärger erstmal Luft zu machen.

„Ich dachte du wolltest gleich kommen?? Ich warte hier schon 10 Minuten. Ich hab gedacht dir wäre was passiert. Dass dieser komische Mann dir vielleicht irgendwas angetan hat! Und du, du kommst hier rein und machst erstmal dumme Witze!! Ich hatte Angst! Kannst du vielleicht auch mal an jemand anderes außer dir selber denken? Als erstes ziehst du mich in diese dumme dunkle Ecke und erzählst mir was von wegen er darf uns nicht sehen und das er uns töten will oder was auch immer und dann kommst du noch nicht mal gleich nach!! Was glaubst du, was ich mir da denke?“ Sie war so sauer. Was dachte sich dieser Kerl eigentlich?

Ihre Hände hatte sie zu Fäusten geballt, ihre Knöchel traten weiß hervor. Wenn ihm nicht gleich eine gute Erklärung einfallen würde, würde sie für gar nicht mehr garantieren.

Saemil schien das zu spüren. Langsam trat er auf sie zu. Seine Hände erhob er entschuldigend, bevor er sie auf ihre Schultern sinken lies.

„Kaighley hör mir zu. Ich verstehe deinen Zorn, aber mir wäre nichts passiert. Ich bin schon ein großer Junge, ich kann auf mich selber aufpassen. Aber bevor du fragst, ich kann dir leider nicht sagen, wer das war, oder warum ich mich versteckt habe. Du musst es so hinnehmen. Wie ich vorhin schon mal gesagt habe, wenn du es wüsstest, müsste ich dich töten. Und das wollen wir beide doch nicht oder?“ Sachte schob er seine Finger unter ihr Kinn und hob es an. Ihre Gesichter waren so nur noch wenige Zentimeter von einander entfernt, er schaute ihr geradewegs in die Augen. Langsam kam er ihr immer näher.

Kaighley konnte sich keinen Millimeter bewegen. Wie hypnotisiert schaute sie in seine Augen.

Sein Mund kam ihrem Ohr ganz nahe, als er flüsterte, „Willst du mit mir schlafen?“

Sie blinzelte.

Einmal

Zweimal

Hatte sie gerade richtig gehört?

DAS konnte er doch unmöglich gesagt haben. Aber ein Blick in sein Gesicht, das ein perverses Grinsen zierte, bestätigte sie in ihrer Vermutung.

Verstohlen blickte sie sich in dem Zimmer um, ob sie irgendwas hartes Großes fand, dass sie ihm über den Kopf schlagen konnte. Dabei blieb ihr Blick an einer alten, blauen Blümchenvase hängen.

Sekunden später hörte man nur noch ein, durch die Tür gedämpftes, „Krach“. Gleich darauf verlies eine immer noch stinkwütende Kaighley das Zimmer. Ihre Tat hatte sie etwas beruhigt. Aber für die Sicherheit aller Umstehenden sollte Saemil ihr in den nächsten Tagen oder Monaten lieber nicht über den Weg laufen.

Sauer riss sie nun ihrerseits die Tür zu ihrem eigenen Zimmer auf. Lilithel schlief seelenruhig und hatte wahrscheinlich von dem ganzen Theater absolut nichts mitbekommen. Gut so! Kaighley würde sich hüten ihr irgendwas von heute Abend zu erzählen. Sie konnte sich jetzt schon den empörten Blick auf Lilithels Gesicht vorstellen. Aber nicht, weil Saemil sie so was gefragt hatte, sondern weil er SIE nicht gefragt hatte.

Seufzend machte sie sich fertig. Sie brauchte dringend Schlaf, sehr dringend.
 

Sei dem Vorfall waren zwei Tage vergangen. Weder Kaighley noch Saemil hatten Lilithel irgendetwas über den Abend erzählt. Weder über den Mann, noch über Saemils Vorschlag.

Diese wunderte sich jedoch, warum der Junge immer einen Abstand von etwa 3 Metern zu ihrer Freundin hatte und eine sehr große Beule seinen Kopf zierte.

Leider kam sie nicht mehr dazu die Frage los zu werden, denn sie kamen in Emo an. Der Hauptstadt Andauriens.
 

Kaighley war von der Schönheit der Stadt beeindruckt. So etwas Riesiges hatte sie noch nie gesehen. Sie hatte zwar schon davon gehört, aber dass war etwas ganz anderes, als es mit eigenen Augen zu sehen. Sie war sprachlos. Und eingeschüchtert. Wie sollte sie hier nur ihren Bruder finden? Es würde wahrscheinlich schon Tage dauern, bis sie überhaupt erstmal zu dem Gebäude der Minister kommen würde. Und dort verbrachte Keelin vielleicht ein Viertel seines Tages. Sie würde ewig brauchen. Stumm betete sie darum dass ihr irgendjemand einen Hinweis auf den Aufenthaltsort ihres Bruders geben konnte.

„Hey schaut mal. Da vorne, ist das nicht so was wie eine Parade?“ Verwundert folgte Kaighley dem ausgestreckten Zeigefinger ihrer Freundin. Dort standen unzählige Menschen, die jubelten und den verschiedenen, mit Blumen und anderen Sachen geschmückten Festwagen hinterher sahen.

„Lasst uns mal hingehen. Sieht nach Spaß aus.“ Schon war Saemil in dem dichten Gedränge verschwunden.

„Komm Kai, wir folgen ihm“, Lilithel schnappte sich die Hand ihrer Freundin und zog sie hinter sich her in das Gewimmel von Menschen. Sie schafften es, unter Einsatz ihrer Ellenbogen, sich bis in die erste Reihe vorzukämpfen.

„Wow, siehst du das? Ui und schau mal da.“, Lilithel schien ganz in ihrem Element. Schon bald hatte sie in das Freudengeschrei, der Menschen um sie herum, eingestimmt. Kaighley schaute dem eher desinteressiert zu. Sie hatte sich noch nie wirklich für solche Umzüge interessiert. Deshalb flog ihr Blick auch eher zufällig zu deinem der besonders großen Festwagen. Als ihr Blick langsam über die verscheiden Blumenarten, die an dem großen Ungetüm festgebunden waren, wanderte, blieb sie an einem Jungen hängen.

Sein Haar flatterte im Wind. Sein blaues Haar flatterte im Wind.

Und auch ohne das der Sprecher „der neue Minister Andauriens, Keelin Inahwen“, verkündete, hätte sie gewusst, dass dort oben ihr Bruder stand

neue Möglickeit !?!

Hallooo^^ bin wieder da..und zwar putz munter...diese Mal hat es länger gedauert...aber naja..hatte nicht wirklich Zeit...am Montag war ich im Europaparlament in Straßburg..war cool..aber naja interessiert wahrscheinlich eh keinen..also lass ichs..^^

Naja ich wünsch euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel ^^
 


 

Los gehts
 

Neue Möglichkeiten !?!
 

Die Schreie, der Jubel und das Geklatsche, Kaighley nahm um sich herum nichts mehr wahr. Das Einzigste was sie sah war ihr Bruder. Seine Gestalt, sein Auftreten. Es war etwas ganz anderes ihn jetzt in Wirklichkeit zu sehen, als nur auf diesem Flugblatt. Er war relativ groß, wahrscheinlich so 10 cm größer als sie, seine Haare und seine Augen, sie fand sie waren heller als die ihren. Wie in Trance wollte sie auf ihn zugehen, ihn endlich berühren, mit ihm reden.

Langsam setzte sie einen Fuß vor den anderen, als sie plötzlich wieder unsanft nach hinten gezogen wurde.

„Hey Kleine, du sollst hier bleiben. Nachher verlieren wir dich. Es würde dann ewig dauern bis wir dich wieder gefunden hätten und außerdem, wolltest du nicht deinen Bruder suchen?“, Saemil sah sie interessiert an. Die Augenbraue hatte er leicht angehoben.

Kaighley achtete nicht auf ihn. Verzweifelt suchte sie mit ihren Augen nach dem Wagen, aber er schien wie vom Erdboden verschluckt. Sie versuchte sich einen Weg durch die Menschenmasse zu bahnen, aber sie kam keinen Meter vorwärts. Immer wieder stand sie auf Zehenspitzen um vielleicht doch noch etwas von dem Wagen zu entdecken. Aber ihre Suche blieb erfolglos.

Verärgert ging sie zurück. Sie sah Lilithel und Saemil unter einer Laterne stehen und Wut kochte in ihr hoch. Hätte dieser verdammte Kerl sie nicht zurück gezogen, hätte sie ihren Bruder erreicht. Sie war so kurz davor gewesen. Frustriert fuhr sie sich durch ihre offenen Haare. Was sollte sie jetzt bloß tun? Sie hatte absolut keine Ahnung wo er hin sein könnte oder wo er überhaupt wohnte. Sie hatte absolut keinen Hinweis. Nicht mal den kleinsten Ansatz wo sie beginnen könnte.

Klar sie könnte in das Ministerium gehen und dort fragen, aber sie bezweifelte stark, dass sie ihr Auskunft geben würden. Er war doch gerade erst zum Minister ernannt worden. Sie würden seine Adresse um nichts in der Welt rausrücken, aus Angst vor potenziellen Attentätern. Und die Tatsache, dass sie seine Schwester war, würde ihr auch nicht weiterhelfen, da niemand auch nur ansatzweise jemals von ihr gehört hatte, ihr Bruder wusste von ihrer Existenz ja selber noch nicht einmal.

Sie war frustriert, wütend, traurig und einfach nur am Ende. Sie hatte keinen Nerv mehr sich Saemils oder Lilithels Gerede anzuhören. Sie wollte einfach nur schlafen und die verpatzte Chance so schnell wie möglich vergessen.

„Lasst uns eine Übernachtungsmöglichkeit suchen. Ich will schlafen.“, war ihre nicht gerade freundlich Begrüßung.

„Alles ok? Du siehst irgendwie blass aus! Falls du reden willst Kaighley, ich bin immer für dich da, dass weißt du doch. Ich bin immerhin deine beste Freundin. Du kannst immer auf mich zählen. Egal ob du Probleme mit Jungs, mit deinem Körper oder sonst irgendwas hast. Ich habe immer ein offenes Ohr! Du…“

„Lilithel, lass es. Ich habe keinen Bock auf dein ewiges Geschwafel. Ich möchte nur schlafen! Verstanden? Und am besten wäre es, wenn du mir heute nicht mehr unter die Augen kommen würdest.“, fuhr Kaighley ihr dazwischen. Sie hatte genug gehabt. Die ganze Reise musste sie sich das anhören. Normalerweise hatte sie kein Problem damit, sie kannte Lilithels Art. Aber heute Abend konnte sie das nicht. Ihr war einfach nur noch zum Heulen zu Mute. Sie wollte sich schnellst möglich unter ihrer Decke verstecken und sich ausheulen. Alles kam mit einem Mal hoch. Ihr Schicksal, ihr Bruder. Sie hatte keine Kraft mehr. Verstand ihre Freundin das denn nicht?

Offensichtlich nicht, denn diese zog einen Schmollmund und drehte sich beleidigt von ihrer „angeblichen“ Freundin weg.

„Wenn du meinst. Weißt du Kaighley, ich habe keinen Bock auf dein ewiges Rumgezicke. Von mir aus kannst du heute Nacht bleiben wo der Pfeffer wächst. Ich werde mir mit Saemil ein Zimmer suchen. Da du ja auf ihn eh keinen Bock hattest wird es dich nicht stören ab jetzt allein zu sein. Du kannst ja nachher nachkommen, wenn du dich beruhigt hast.“ Sprach sie und machte sich auf den Weg. Einen total überrumpelten Saemil hinter sich her ziehend.

Kaighley war mit der Situation auch überfordert. Sie sah nur stumm zu wie ihre Freundin um die Ecke bog und aus ihrem Blickfeld verschwand.

Jetzt war sie allein. Und sie wusste nicht wohin.

Sie hatte Hunger, aber kein Geld dabei. Lilithel hatte es. Aber sie würde einen Teufel tun und ihr hinterher rennen und es holen. Bis jetzt besaß sie noch den Stolz es nicht zu tun.

Ein Blick in den Himmel ließ sie aber erschaudern.

Der Himmel war Wolkenverhangen. Heute Nacht würde es ungemütlich werden und sie wusste noch nicht was sie machen sollte oder wo Lilithel die Zimmer gebucht hatte.

<Alles ist besser als hier weiter rum zu stehen>, beschloss sie und machte sich auf den Weg.

Ihre Füße trugen sie schon bald zu einem Fluss. Sie mochte Wasser, hatte es schon immer. Und sie liebte den Regen, er wusch alles Schlechte und Unreine weg. So fand sie zumindest. Und als sie dort, an dem Flussufer stand, beschloss sie die Nacht über zu bleiben. Es war ihr egal, was die anderen jetzt taten. In der Nähe des Wassers würde sie sich wohl fühlen. So konnte sie vielleicht diese Nacht mal über alles nachdenken. Schnell fand sie eine Parkbank, die unter einem hohen Ahornbaum stand. Nicht unbedingt das Beste um sich vor dem kommenden Regen zu schützen, aber immerhin besser als gar nichts.
 

Sie wusste nicht mehr wie lange sie da saß, irgendwann hatte der Regen eingesetzt. Ihr Baum bot dabei leider keinen großen Schutz. Der Wind trieb die nassen Tropfen immer wieder zwischen den Blättern durch, auf ihre nackte ungeschütze Haut. Sie versuchte sich zwar so gut es ging mit ihrem Mantel zu schützen, aber der war innerhalb kürzester Zeit völlig durchnässt gewesen.

Jetzt saß sie da. Nass, einsam und allein. Ein Seufzer kam über ihre Lippen. Wahrscheinlich der hundertste an diesem Abend. Aber es war ihr egal. Ihr einzigstes Problem war, wie sie ihren Bruder finden konnte. Sie wollte nicht aufgeben, nicht so kurz vorm Ziel. Sie war bis hier gekommen und jetzt würde sie nicht aufgeben. Das schwor sie sich.

Plötzlich merkt sie wie der Regen abrupt aufhörte. Verwirrt sah sie sich um. Sie entdeckte einen Jungen neben sich auf der Bank, er hatte einen Schirm über sie gespannt. Verwundert sah sie ihn an.

„Es ist nicht gut, wenn du im Regen sitzt. Du konntest dich Erkälten.“, sprach er sie freundlich an.

„Ich erkälte mich schon nicht.“, war ihre einzige Antwort. Sie war heute einfach nicht in der Lage Konversation zu betreiben. Deshalb hoffte sie, dass der fremde junge Mann bald verschwinden würde.

„Ist alles in Ordnung?“. Das hatte ihr noch gefehlt. Irgendein möchtegern Psychologe, der wohl darauf stand Mädchen in Not zu helfen.

„Ja mit mir ist alles in Ordnung. Besten Dank. Sie können jetzt wieder gehen.“. Sie hoffte, dass da genügen würde um ihn endlich zu vertreiben.

Vergebens. Der Junge gab nicht auf.

„Übrigens mein Name ist Bishop. Freut mich dich kennen zu lernen,…Du bist?“

„Kaighley.“, war ihre widerwillige Antwort. Merkte der Typ den nicht, dass sie nicht Reden wollte.

Anscheinend nicht.

„Kaighley, ein schöner Name. Hier ich habe etwas für dich.“

Verwundert starrte Kaighley auf den Gegenstand, den er ihr in ihre Hand gedrückt hatte. Es war eine Rose. Eigentlich kitschig, aber diese hier war blau, dunkel blau. Die gleiche Farbe wie ihre Haare.

Fragend sah sie den Mann an. Dieser verstand wohl die stumme Frage, die in ihren Augen stand, denn er antwortete ihr.

„Ich hab dich vorhin gesehen. Du bist mir sofort aufgefallen. Dein Haar. Es ist wunderschön, genau wie deine Augen. Du bist etwas Besonderes und als ich dann diese Rose sah musste ich sie kaufen.“

Kaighley wurde rot. Komplimente war sie nicht wirklich gewohnte. Doch der Junge schien das gar nicht zu bemerken, denn er fuhr mit seiner Antwort fort.

„Und als ich dich dann auch noch so einsam und allein hier sitzen gesehen habe, dachte ich mir ich leiste dir noch etwas Gesellschaft. Und bevor du mir widersprichst, ich sehe, dass nicht alles in Ordnung ist. Ich bin nicht blind. Aber ich verstehe dich, ich habe es auch gehasst, wenn mir dann irgendjemand mit blöden Ratschlägen kam. Man möchte in so Situation einfach nur allein gelassen werden. Ich verstehe dich, und ich will mich auch gar nicht mit dir unterhalten, ich möchte nur eine Weile mit dir hier sitzen. Weißt du ich liebe den Regen. Er hat etwas Beruhigendes auf mich. Aber falls du etwas gegen meine Gesellschaft hast, sag es mir, dann gehe ich.“, er sah sie lächelnd von der Seite an. Und Kaighley merkt wie sie sich zunehmend Entspannte. Sie wusste zwar nicht wer der fremde junge Mann war, aber irgendwie fand sie seine Anwesenheit beruhigend.

„Es ist ok. Mich stört ihre Anwesenheit nicht“. Jetzt war Kaighley an der Reihe ihn anzulächeln.

„So gefällst du mir viel besser. Du solltest öfter Lächeln. Steht dir sehr gut.“. Sie merkte wie sie schon wieder rot wurde. Sie sollte sich das mal abtrainieren oder die Männer in ihrer Umgebung hätten ihr öfter mal Komplimente machen sollen, dann wäre sie das gewohnt gewesen.

Na ja aber was konnte sie schon von Saemil erwarten. Das einzige was sie von ihm bekam waren Kopfschmerzen.

Sie seufzte, schon wieder. Auch etwas, dass sie sich mal bei Gelegenheit abgewöhnen könnte. Menschen merkten dann immer so schnell, dass etwas nicht stimmte.

So auch Bishop.

„Ich weiß, ich hab gesagt, dass ich nicht mit dir rede und nach deinem Problem frage, aber ich kann es nicht ertragen, wenn so hübsche Mädchen wie du traurig sind. Also wenn du reden willst!?! Aber keine Sorge ich zwinge dich zu nichts“. Jetzt saß sie da, hin und her gerissen. Sie fand Bishop nett, aber sollte sie ihm Vertrauen?

Sie konnte es ja mal mit der abgespeckten Version versuchen.

„Ich suche jemanden. Um genau zu sein den neuen Minister. Ich muss etwas mit ihm bereden, etwas Privates. Er muss es dringend erfahren. Aber leider weiß ich nicht, wie ich ihn erreichen kann. Na ja und jetzt sitz ich hier und überleg mir eine Möglichkeit.“

Bishop musterte sie von der Seite, er schien über irgendetwas sehr stark nachzudenken.

Nach einer Weile fing er dann wieder zu sprechen an.

„Kaighley wie es scheint ist heute nicht dein Unglückstag, sondern dein Glückstag. Wie es aussieht hat uns das Schicksal“, bei diesem Wort zuckte Kaighley unwillkürlich zusammen. Sie mochte es nicht. Bishop fuhr aber ungerührt fort, „zusammen geführt. Ich arbeite seit neuestem für den neuen Minister, Keelin. Und um ehrlich zu sein wäre es mir ein Vergnügen einem so liebreizenden Mädchen wie dir zu helfen. Ich werde einen Termin ausmachen. Der Minister hat nachmittags immer so etwas wie Pause. Wenn du mir versprichst es kurz zu machen, kann ich ein oder zwei Minuten mit ihm rausschlagen. Wie hört sich das für dich an?“

Es hörte sich einfach wunderbar an, aber konnte sie ihm Vertrauen? Sie fand es schon merkwürdig, dass er einfach so aufgetaucht war und dann war er auch noch zufällig der neue Berater des Ministers. Sollte sie es wagen? Aber hatte sie überhaupt eine andere Möglichkeit? Vielleicht war es wirklich, wie er so schön ausgedrückt hatte, Schicksal.

Sie musste eine Entscheidung treffen.

Sie drehte sich zu ihm um und sah ihm fest in die Augen.

„Ich würde mich freuen, wenn du das für mich arrangieren könntest! Es wäre einfach nur wunderbar und ich wäre dir zutiefst dankbar.“ Aus einem Impuls heraus umarmte sie ihn.

Aber als sie sich wieder zurückziehen wollte, schlang er seinerseits seine Arme um sie und zog sie näher an sich heran.

„Nicht so schüchtern meine Kleine.“ Er sah ihr fest in die Augen und kam mit seinem Kopf ihrem immer näher. Kaighley versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. Sie war ihm zwar dankbar, aber nicht so, dass sie so weit gehen würde.

Als er noch etwa 5 cm von ihrem Gesicht entfernt war, wurde er plötzlich grob nach hinten gerissen und eine wütende männliche Stimme knurrte,

„Lass sofort deine dreckigen Finger von ihr, oder ich breche sie dir alle einzeln, Bishop!“

Erschrocken blickte Kaighley zu der Person auf. Und noch nie in ihrem Leben war sie so froh ihn zu sehen. Saemil!

Er stand neben der Bank und hielt Bishop immer noch, ziemlich schmerzhaft wie es aussah, an der Schulter fest. Aus seinen Augen sprach Mordlust.

„Ah, Saemil. Du bist auch mal wieder in der Stadt, aber um ehrlich zu sein, erfreut mich dein Auftritt nicht so sehr. Falls es dir entgangen sein mag, aber ich war in eine Unterhaltung mit, wie mir scheint, einer deiner Freunde vertieft. Und ich persönlich würde es sehr begrüßen, wenn du von hier verschwinden würdest.“ Mit einer unwirschen Geste befreite er sich von Saemils Arm, während er sich wieder zu Kaighley umdrehte und ihr, wie er annahm, ein charmantes Lächeln schenkte.

Die Sympathie, die so vor kurzem noch für ihn empfunden hatte, war wie weggeblasen. Aber sie durfte ihn nicht verärgern, sie brauchte ihn noch, allein um ins Ministerium zu kommen.

„Liebe Kaighley, lass dich nicht von ihm stören. Ich verstehe aber nicht, wie so eine liebliche, blumengleiche Gestalt wie du, es nur mit ihm aushält? Stellt er dich unter Drogen?“

„Nein, ist schon gut. Er ist manchmal, oder immer, etwas ungestüm. Er meint es nicht böse.“

„Oh doch meint er. Ich kenne ihn schon viel länger als du. Und wen ich dir einen Tipp geben darf, du solltest dich von ihm fern halten! Er ist nicht das, was er zu sein vorgibt!“

Saemil knurrte. Er hasste diesen Typen.

Bishop währenddessen lies es sich nicht nehmen, noch einmal näher an Kaighley heranzurutschen. Er nahm sich eine ihrer langen Haarsträhnen und lies sie sich durch die Finger gleiten.

Kaighley hatte Mühe, nicht aufzuschreien und ihm eine zu klatschen. Sie hasste es, wenn sich jemand ungefragt an ihren Haaren vergriff.

„Entschuldigung Bishop. Ich weiß es kommt plötzlich, aber ich glaube ich sollte wieder gehen. Es ist spät. Aber was ich noch fragen wollte, wann soll ich morgen kommen?“

„Wie, wohin? Kaighley du gehst nicht zu ihm. Das verbiete ich dir! Schau ihn dir doch mal an.“ Saemil regte sich auf. Er konnte es nicht fassen, wollte sie wirklich morgen zu ihm?

Ein triumphierendes Grinsen zierte Bishops Gesicht als er antwortete,

„Mon cherie. Wie wäre es morgen so um zwei Uhr? Der Termin müsste bis dahin stehen. Ich freue mich schon“ Langsam erhob er sich, dabei konnte er es aber wieder nicht lassen und schnappte sich noch einmal Kaighley Hand und hauchte einen Kuss darauf.

Saemil knurrte schon wieder.

„Ich habe gesagt, du sollst deine Pfoten von ihr lassen, Bishop! Du wirst sie nicht bekommen, das schöre ich.“

„Wir werden sehen, wir werden sehen“, flüstere er ihm noch ins Ohr, bevor er sich auf den Weg machte. Bald war er hinter der nächsten Häuserecke verschwunden.

Kaighley atmete erleichtert auf. Endlich war sie diesen Typen los.

„Hast du sie noch alle? Hast du Augen im Gesicht? Schau ihn dir doch mal an. Er ist total schleimig, eklig und eingebildet und…“

„Und er macht Frauen Kompliment und behandelt sie gut, was man von dir nicht sagen kann“, fiel sie ihm ins Wort. Er hatte natürlich Recht. Aber er konnte sie nicht wie ein kleines Kind behandeln. Sie war alt genug um zu entscheiden mit wem sie sich traf und mit wem nicht.

Saemil konnte es nicht begreifen. Hatte sie gerade gesagt Bishop würde Frauen gut behandeln? Und dass dieser besser wäre als er selbst?

„Ich behandle Frauen auch gut!“, rechtfertigte er sich.

„Ach ja? Das glaubst aber auch nur du. Wer musste, als wir auf Reisen waren, die ganze Zeit das Feuerholz suchen und Kochen? Ein echter Gentleman hätte das selbst gemacht und nicht Frauen geschickt“

„Ich habe….argh…vergiss es. Dann bin ich halt kein Gentleman. Aber ich kann dich immer und überall beschützen und ich bin verlässlich und gut aussehend und lieb und stark und kein so verweichlichter Mann wie Bishop.“

Sie musste lachen. Wenn sie das richtig verstand, dann war Saemil eifersüchtig und versuchte grade sie davon zu überzeugen, dass er viel besser war als Bishop.

Verstohlen musterte sie ihn von der Seite. Lilithel hatte damals schon Recht, er sah gut aus. Sein schwarzes Haar stand in alle Richtungen ab, was ihm ein verwegenes Aussehen gab und seine grünen Augen strahlten, als er versuchte sich selbst gut dastehen zu lassen.

Aber das war nicht alles. Fand sie zumindest. Ein Mann musste, um für sie interessant zu sein, mehr haben.

„Hey hörst du mir zu? Jetzt aber mal im Ernst, wie oft hat einer von uns diesen Satz schon zum anderen gesagt. Wir sollten uns einigen, und uns besser zuhören.“

„Ja tut mir Leid. Und, ja deine Idee find ich gut. Abgemacht. Von jetzt an versuch ich mich, wenn du redest, nur auf dich zu konzentrieren und zwar nur auf dich.“ Sie zwinkerte ihm zu.

„Hey was ist los? Auf einmal so übermütig? Hast du dich doch entschieden auf mein Angebot einzugehen?“

„Hä? Welches Angebot? Du meinst aber nicht….?“

„Natürlich meine Kleine, natürlich!“

„Vergiss es. Nicht mal in tausend Jahren“

„Komm schon, ich weiß doch, du stehst auf mich. Allein die Art wie du mich schon ansiehst. Ich sehe dein Verlangen.“

„Da würde ich ja lieber mit Bishop schlafen.“ Das war gelogen, aber Saemil Gesicht war göttlich.

„Was…also…ich mein...hast du sie noch alle?“ Er war total geschockt. Und innerlich klopfte sich Kaighley gerade, für ihren gelungenen Scherz, auf die Schulter.

„Nein, war nur ein Witz. Ich mag den Typen nicht sonderlich. Er ist irgendwie merkwürdig.“

„Und das ist noch nett ausgedrückt. Jetzt aber mal im Ernst, warum gehst du morgen zu ihm?“

„Er hat mir was versprochen. Kannst du dich noch an unser erstes Treffen erinnern? Da als Lilithel dir erzählt hat wohin wir gehen, und dass ich meinen Bruder suche. Also…ich hab ihn gefunden, den neuen Minister, Keelin Inahwen.“, während sie sprach kickte sie einen Stein in eine nahe gelegene Pfütze. Der Regen hatte mittlerweile aufgehört.

„Dein Bruder ist der neue Minister? Wow, wusste gar nicht, dass du so berühmte Familienmitglieder hast.“

„Ich auch nicht“, flüsterte sie vor sich hin. Sie schüttelte dabei wehmütig den Kopf. Was war alles in letzter Zeit passiert. So viele unerwartete Ereignisse, von denen sie manche immer noch nicht verarbeitet hatte.

„Aber Kaighley“, durch ihren Namen aufgeschreckt, hörte sie ihm erwartungsvoll zu. Es kam nicht oft vor, dass Saemil ihren Namen sagte.

„..pass bitte auf dich auf. Ich hab dir schon mal gesagt, Bishop ist gefährlich. Du solltest ihm nicht trauen, auch wenn er dir vielleicht Komplimente macht.“ Das Wort Kompliment betonte er extra. Wahrscheinlich nahm er ihr das gesagte von vorhin immer noch übel.

„Ja, wie du mal so schön gesagt hast, ich bin ein großes Mädchen, ich kann auf mich aufpassen.“, sie grinste ihm zu fuhr aber gleich fort,

„Aber was ich noch fragen wollte, woher kennt ihr beiden euch eigentlich?“

„Tja, dass ist eine andere Geschichte. Wir haben früher mal zusammen gearbeitet.“

„Verarsch mich nicht! Als was willst du denn bitte arbeiten?“

„Tja mein Kleines, wie gerade eben schon gesagt“, dabei legte er ihr einen Arm um die Schulter und zog sie spielerisch an sich,

„dass ist eine andere Geschichte. Und die sollten wir auf einen andren Tag verschieben. Denn es ist schon spät und ich brauche meinen Schlaf.“ Kaighley blickte sich verwundert um. Tatsächlich standen sie vor einem Gasthaus. Sie war wohl viel zu sehr in ihr Gespräch mit Saemil vertieft gewesen, als dass sie auf den Weg geachtet hätte und wohin er sie überhaupt führte.

Sie besah sich das Gasthaus genauer. Im Gegensatz zu dem, in dem sie auf ihrer Reise übernachtete hatten, war dieses um einiges besser erhalten. Die Fassade war gepflegte und in einem hellen Braunton gestrichen, an den Fenstern waren Gardinen angebracht und hinter manchen Fenstern konnte sie Blumenvasen erkennen. Außerdem hing über der Tür ein Schild mit der Aufschrift „Zum träumenden Hirsch“ und durch die offene Tür strömte ein verlockender Duft nach frischgebackenem Brot, welches wohl für den morgigen Tag gebacken wurde.

Kaighley seufzte wohlig auf. Sie freute sich auf ein warmes Bett. Aber eine Tatsache lies sie stutzen. Sie hatte immer noch Streit mit Lilithel und nachdem, was diese zu ihr gesagt hatte, hatte sie eigentlich keine Lust, die Nacht im selben Zimmer zu verbringen.

Saemil schien anscheinend ihre Gedanken verstanden zu haben, denn mit dem nächsten Satz vertrieb er ihre Zweifel sogleich.

„Keine Sorge, ich habe vorhin, als Lilithel schlafen gegangen ist noch ein drittes Zimmer gebucht. Ich dachte mir schon, dass du keine Lust hast mit ihr das Zimmer zu teilen. Das was sie zu dir gesagt hat, ich würde es nicht so ernst sehen. Ihr seid Freunde, wahrscheinlich ist ihr das nur rausgerutscht. Es war für uns alle eine lange anstrengende Reise. Sie war einfach erschöpft. Oder sie hat ihre Tage.“

Kaighley hatte ihren Arm schon erhoben um ihn zu schlagen. Aber er wich ihr geschickt aus.

„Hey kein Grund gewalttätig zu werden. Ist doch so!“

Sie verdrehte die Augen.

„Ja, schon ok, du Frauenversteher. Ich will jetzt schlafen. Sagst du mir meine Zimmernummer?“

„Klar. Zimmer 102. Gleich neben meinem. Also wenn du einsam bist…?!?“

Sie hatte sich schon umgedreht und war auf dem Weg zur Tür. Sie war sogar zu müde Saemil zu rügen, wegen seiner vergeblichen Annäherungsversuche.

„Wir sehen und morgen.“, rief sie ihm noch zu, bevor sie durch die Tür verschwand.

Dieser Tag hatte es in sich und jetzt brauchte sie Schlaf. Und zwar, wie schon so viele Tage zuvor, sehr dringend.
 

Es war kurz vor Morgengrauen. Die Straßen waren wie leer gefegt, nur ab und zu sah man ein paar vereinzelte Frühaufsteher. Zu diesen gehörte auch eine, in einen schwarzen Mantel gehüllte, Gestalt. Sie hielt zielstrebig auf ein verlassenes Fachwerkhaus zu. Verstohlen blickte sie sich dabei noch ein paar Mal nach allen Seiten um, um zu schauen, ob sie auch nicht verfolgt wurde. Zufrieden mit dem Ergebnis, schlüpfte sie durch die Tür und zog sie noch im gleichen Moment hinter sich zu. Sie hoffte, dass die Person, mit der sie sich verabredet hatte, nicht zu spät kam. Er hatte nicht viel Zeit. Doch seine Befürchtungen wurden vertrieben, als sich kaum zwei Sekunden, nachdem er den Raum betreten hatte, die Tür quietschend öffnete.

„Gut du bist da. Wir sollten uns beeilen. Ich muss gleich wieder zurück. Sie dürfen keinen Verdacht schöpfen.“

„Mein Freund, wie es scheint, hat sich deine Ungeduld in den zwei Jahren nicht geändert. Du solltest mal lernen sie zu zügeln. Nur wer sich in Geduld übt kommt früher oder später sicher an sein Ziel.“ Die gerade eben erschienene Person zündete sich eine Zigarre an.

„Spar mir deine Vorträge Bishop. Ich weiß, wie ich meinen Job erledigen muss! Aber wie mir scheint, weißt du es nicht. Was sollte die Sache mit dem Mädchen? Ich habe dir doch gesagt, du sollst sie in Ruhe lassen.“ Die Person in dem schwarzen Mantel war lauter geworden. Anscheinend gefiel ihr die Vorgehensweise ihres Verbündeten nicht.

„Mein Freund, ICH weiß wie ich mich verhalten muss. Du hast gesagt ich soll sie nicht belästigen. Also, ich habe nichts getan, was sie nicht auch wollte. Du hättest dir dein Theater sparen können.“

Man hörte nur ein Knurren als Antwort.

Die andere Person fuhr aber unbeirrt weiter,

„Wie mir scheint bist DU mit deiner Arbeit überfordert. War unsere erste Regel nicht, keine Gefühle für die Personen, die in unsere Aufträge verwickelt sind, zu empfinden. Egal ob freundschaftliche oder tiefer gehende.“ Er machte eine kleine künstlerische Pause, bevor er fort fuhr,

„ Saemil, du enttäuschst mich! Aber genug davon, lass uns anfangen.“

erstes Treffen...und Abschied!

Hallo^^ bin wieder da....

also...ähm..ich weiß gar nicht, was ich als Vorwort sagen soll..

ähm..vielleicht meine 3 neuen Leser begrüßen!! Hab mich voll gefreut!!

also vielen dank an Miss_Marzipan, Divinity und _Kitjara_ !! Und natürlich auch an die anderen *euch alle knuddelt*

öhm und wegen den Bildern..ich versuchs mal..aber ich musste die Bilder erst in Microsoft Photo Editor kopieren bevor ich sie speichern konnte, weil mein Pc irgendwie keine Bilder speichert...naja ich versuch mein Bestes!!
 

Aber jetzt viel Spaß mit dem neuen Kapitel
 

Los gehts
 


 

Erstes Treffen…und Abschied!
 


 

Die Nacht war einfach schrecklich gewesen. Kaighley hatte sich alle fünf Minuten auf eine andere Seite drehen müssen. Immer auf der Suche nach einer Möglichkeit endlich einzuschlafen. Sie hatte alles Versucht, Schäfchenzählen, an etwas langweiliges Denken, sich eine Geschichte ausdenken, aber Nichts hatte geholfen. Später dann war sie eine Zeit lang auf dem Fenstersims gesessen und hatte die Sterne gezählt. Aber auch das war Zwecklos, sie hatte so gut wie kein Auge zugemacht, immer wieder hatte der Gedanke an das morgige Treffen Panikattacken bei ihr ausgelöst. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was sie sagen oder wie sie sich verhalten sollte. Sie musste ihm, einem völlig Fremden, berichten, dass sie seine Zwillingsschwester war. Und wenn er das schon schwer aufnehmen würde, was würde er dann erst zu dem wahren Grund ihres Erscheinens sagen? Auf diesen Hammer wäre er sicherlich nicht vorbereitet.

Wahrscheinlich würde er sie rauswerfen, in der Annahme, einer Geistesgestörten gegenüber zu sitzen.

<Wenigstens hab ich ihn dann mal gesehen. Und wenn er mich rauswirft, dann war er das ganze eh nicht wert, und mich erst recht nicht!>, versuchte sie sich in Gedanken Mut zu machen.

Nicht zu erwähnen, dass das kläglich scheiterte.

Als sie am frühen Morgen dann zum Frühstücken nach unten ging kaute sie auf ihren Fingernägeln herum. Ihr Haar war verstrubbelt und sie hatte die Knöpfe ihrer Bluse falsch zugeknöpft.

Mit wenigen Worten, sie war ein reines Nervenbündel.

„Morgen. Na nervös?“ Überrascht drehte sie sich zu dem Besitzer der Stimme um.

„Du bist schon wach?“

„Konnte nicht schlafen, war gerade noch unterwegs und hab dir was mitgebracht.“ Saemil warf ihr eine Tüte zu. Erstaunt fing sie diese auf und machte sich gleich daran, deren Inhalt zu untersuchen. Es interessierte sie schon, was er ihr wohl mitgebracht hatte.

„Ein Haarband?“, war ihre verwunderte Frage. Eine Augenbraue zog sie skeptisch nach oben.

„Sehe ich mit offenen Haaren so schrecklich aus?“ Er musste lachen, als er ihr Antwort gab.

„Nein, nein. Aber ich dachte mir, da du keins hast und doch heute deinen Bruder zum ersten Mal besuchen willst, wäre es besser, wenn du ihm gebührlich gegenübertrittst. So wie du jetzt rum läufst hält er dich sicherlich für eine Pennerin.“

„Mhmm? Warum? Aber…ich meine…Danke! Für das Haarband.“, freundlich lächelte sie ihn an. Sie fand es nett von ihm, dass er ihr etwas mitgebracht hatte.

Doch Saemil reagierte anders, als sie gedacht hätte. Irgendwas machte ihn nervös, denn seine Augen huschten immer wieder von ihr zur Tür und zurück. Vielleicht hatte sie was Falsches gesagt!?! Konnte es aber nicht wirklich verstehen. Sie hatte sich immerhin nur bei ihm bedankt.

Ihren Blick bemerkend versuchte Saemil sie abzulenken. Er ging näher auf sie zu und machte sich an ihrer Bluse zu schaffen. Kaighley hatte schon empört den Mund geöffnet, doch er kam ihr zuvor.

„Ich mache nur deine Bluse richtig. Wie es aussieht bist du noch nicht mal dazu fähig!“. Verwundert sah sie an sich herab und bemerkte erst jetzt wie sie aussah. Peinlich berührt sah sie sich in dem Raum um. Zum Glück waren an diesem Morgen kaum Menschen zugegen. Nur ein ältere Mann und seine Frau.

Erleichtert atmete sie auf.

„Warum bist du schon wach?“

„Ich konnte nicht schlafen. Und du?“

„Ich auch nicht. War kurz frische Luft schnappen“ Er entfernte sich wieder ein Stückchen von ihr, war ihr jedoch immer noch näher als zuvor. Sie spürte seinen Blick über ihr Gesicht gleiten.

„Was ist?“

„Du siehst, um es mal nett auszudrücken, bescheiden aus.“

„Danke. Du weißt wirklich wie man eine Frau aufmuntert“, fahrig strich sie sich durch ihre immer noch offenen Haare.

„Benutz das Haarband. Ich will sehen wie es aussieht.“

Kaighley sah ihn erstaunt an, griff aber dann wieder in die Tüte und holte das hellblaue Haarband heraus. Geschickt wickelte sie es in ihre langen Haare und verknotete es am Schluss hinter ihrem Kopf zu einem Pferdeschwanz.

„Und wie sehe ich aus.“ Sie drehte sich ein paar Mal im Kreis vor Saemil.

Dieser wusste im ersten Moment gar nicht was er sagen sollte.

„Du …“, er räusperte sich. Anscheinend hatte ihm etwas die Sprache verschlagen, “ …siehst…sehr gut aus.“

Kaighley musste kichern. Sie hätte schwören könne, dass Saemil gerade etwas röter um die Nase herum wurde.

„Schön, dann mach ich mich jetzt mal auf den Weg.“

„Hey warte doch mal. Es ist gerade erst neun Uhr.“

„Ich weiß. Aber ich will Lilithel noch nicht begegnen.“

„Ihr habt euch immer noch nicht ausgesprochen?“, stirnrunzelnd kratzte er sich an der Nase. Er verstand Frauen nicht. Warum konnten sie nicht, wenn sie Probleme miteinander hatten, diese sofort lösen?

„Nein. Und ich werde mich auch nicht entschuldigen. Sie ist doch einfach weggegangen.“

Müde seufzte Saemil auf. Das weibliche Geschlecht würde ihm wohl immer ein Rätsel sein!

„Verstanden. Na dann wünsche ich dir viel Erfolg.“ Er hatte den Arm zum Abschied erhoben, als ihm wieder etwas einfiel.

„Ach und Kaighley. Wenn du zurückkommst werde ich weg sein. Wir hatten doch abgemacht, dass ich euch nur begleite bis wir in der Stadt sind. Und na ja eigentlich hatte ich schon gestern vorgehabt zu gehen. Aber euer Streit...es wäre der falsche Zeitpunkt gewesen.“

Kaighley hielt in ihrer Bewegung inne. Das hatte sie total vergessen. Saemil war in den letzten Tagen zu einem Teil ihrer Freunde geworden. Sie fand es komisch ihn jetzt wieder zu verlieren.

Geknickt drehte sie sich wieder vollständig zu ihm um.

„Schon? Es…also ich meine…die letzten Tage. Du bist zu einem Freund für mich geworden. Ich finde es wirklich schade, wenn du jetzt gehst! Werden wir uns wieder sehen?“

„Ich weiß es noch nicht. Vielleicht, mal schauen wohin mich meine Füße als nächstes tragen. Eines Tages bestimmt.“ Abschiede waren nie seine Stärke gewesen. Und irgendwie fühlte es sich seltsam an, sie jetzt wieder verlassen zu müssen. Die beiden, Lilithel und Kaighley, wie komisch sie auch waren, er hatte die Zeit mit ihnen genossen.

„Na dann, Saemil. Es war wirklich schön. Pass auf dich auf.“ Sie ging auf ihn zu und umarmte ihn.

Er brauchte zwei Sekunden um die Situation zu registrieren, legte dann aber auch seine Arme um sie. Bevor sie sich wieder von einander trennten, flüsterte er ihr noch etwas ins Ohr.

„Kleine, ich werde dich vermissen.“

Ein Lächeln zierte ihr Gesicht als sie ihn ansah.

„Ich dich auch, Saem.“

Sie drehte sich um und verlies das Wirtshaus. Sie spürte ein Ziehen in ihrer Brust, als die Tür sich hinter ihr schloss. Sie würde ihn vermissen, das stand fest. Er hatte sie oft abgelenkt, wenn es ihr nicht gut ging und sie viele Male mit seinen, nicht immer jugendfreien, Witzen zum Lachen gebracht.

Aber sie musste sich jetzt auf das Treffen mit Keelin vorbereiten. Saemil hatte ja selber gesagt, irgendwann würden sie sich wieder sehen. Und trotzdem hoffte sie irgendwie, dass das Wiedersehen nicht so lange auf sich warten lies.
 

Es war jetzt elf Uhr. Seit geschlagenen zwei Stunden lief sie jetzt auf diesem Markt herum. Er war zwar ziemlich groß, aber sie war sich sicher, dass sie bestimmt schon an jedem Stand zwei Mal geschaut hatte ob sie etwas Interessantes fand.

Die Stunden wollten einfach nicht vergehen. Sie war jetzt sogar noch nervöser, als am Morgen. Zeitweiße hatte sie Saemils Abschied vor dem bevorstehenden Treffen abgelenkt. Aber das war nur von kurzer Dauer gewesen.

Zum zehnten Mal fuhr sie sich gerade durch den Zopf, als sie aufgeregte Stimmen, vom Ende der Straße her, vernahm. Da sie sowieso nichts zu tun hatte und sie von Natur aus sehr neugierig war, folgte sie den, wie sie schnell herausgefunden hatte, männlichen Stimmen.

„Du kleiner Bengel. Ich werde dir jeden Finger einzeln abhacken.“, rief, als sie am Schauplatz ankam, gerade ein dickerer, sehr wütend aussehender Mann. Gepackt hielt er einen vielleicht zwölfjährigen Jungen. Dieser schien sich nach Kräften darum zu bemühen aus dem Griff des Mannes zu entkommen.

„Du wirst mich nie wieder bestehlen.“, wütete der ältere Mann auch schon weiter.

„Ich war es nicht! Ich hab nichts gestohlen“, versuchte sich der Junge zu rechtfertigen. Wie es aussah hatte er die verzweifelten Versuche, frei zu kommen, aufgegeben. Jetzt sah er den Mann schon beinahe flehend an.

„Ha! Von wegen. Als ich hier lang ging hatte ich mein Geld noch, dann merke ich plötzlich wie mir jemand hinten an der Hose rummacht, und als ich mich dann umdrehe, stehst du da. Und mein Geld war weg. Also, und ich warne dich nur noch ein einziges Mal, rück mein Geld raus.“

„Ich habe es aber nicht“, der Junge schien dieses Mal wirklich zu flehen.

„Durchsucht ihn doch! Dann wissen wir ob er es war oder nicht. Und wenn er es hat, dann rufen wir die Wache und er kommt ins Gefängnis. Für Diebe haben wir hier nichts übrig!“ Rief eine Stimme aus der Menge, die sich mittlerweile um den Jungen und den Mann gebildet hatte.

Kaighley hatte zwar keine Ahnung warum, aber bevor sie sich versah, rief sie auch schon.

„Lasst sofort meinen Bruder frei. Er hat das Geld nicht.“ Jetzt waren alle Augen auf sie gerichtet und mit einem Mal fühlte sie sich verdammt unwohl in ihrer Haut.

„Und woher willst du das wissen? Du sagst er ist dein Bruder, aber wer sagt uns, dass du nicht für ihn lügst.“

Jetzt musste sie sich was Gutes einfallen lassen. Und zwar sehr schnell, denn der dicke Mann sah sie jetzt nicht minder böse an.

„Ich habe es gesehen. Es war ein anderes Kind. Aber wenn sie mir sagen, wie viel in ihrem Geldbeutel war, dann ersetzte ich es ihnen.“ Na toll, jetzt hatte sie den Salat. Sie hatte hoffentlich genug Geld dabei. Aber wer hätte schon gedacht, dass sie heute einem kleinen Jungen sozusagen die Haut retten würde?

„Ha, Kleine. Willst du mich veräppeln? Du willst mir wirklich mein Geld ersetzten? Na das nenn ich großzügig.“

Der Junge sah sie inzwischen aus großen Augen verwundert an. Er verstand offensichtlich nicht, warum ein fremdes Mädchen ihm helfen wollte. Und wenn Kaighley ehrlich war, sie verstand ihre Tat auch nicht.

„Ja, wie schon gesagt, ich werde ihnen das Geld ersetzten. Aber nur, wenn sie nicht die Wachen verständigen. Ich werde auch versprechen, dass er sich ab jetzt aus allem raushalten wird. Und sollte er trotz allem doch wieder etwas anstellen, rufen sie die Wachen und lassen ihn einsperren. Denn dann hat er es nicht anders verdient.“

„Ha, mein Junge, anscheinend ist deine Schwester gescheiter als du. Hör das nächste Mal auf sie. Kleine, du schuldest mir 5 Gulden.“

Glück gehabt, sie besaß noch 6 Gulden. Schnell gab sie dem Mann das Geld, schnappte sich dann die Hand, des immer noch erstaunten Jungen und verschwand so schnell sie konnte.

Innerlich fragte sie sich dabei immer wieder, warum sie das gemacht hatte.
 

Rechts, links, links und wieder rechts .Keuchend blieb sie auf einem großen Platz stehen. Die Orientierung hatte sie schon längst verloren. Sie hatte einfach nur mit dem Jungen weg wollen. Auf den Weg hatte sie so gut wie gar nicht geachtet.

„Alles in Ordnung Kleiner?“, stellte sie ihre erste Frage ziemlich gepresst an den Jungen. Sie versuchte immer noch ihre Atmung zu verlangsamen.

Dieser blieb jedoch stumm und starrte sie nur eine zeitlang an. Den Ausdruck in seinen Augen konnte sie nicht entziffern. Es war eine Mischung aus Misstrauen, Angst, Dankbarkeit und was sie erstaunte Triumph. Hatte der Junge etwa darauf gehofft, dass ihn jemand retten würde? Vielleicht war das ganze geflehe und die Angst nur gespielt gewesen und jetzt war sie die nächste, die er bestehlen wollte. Ihre Hand zuckte fast automatisch zu dem kleinen Beutel in ihrer linken Hosentasche, in dem sie gewöhnlich ihr Geld aufbewahrte. Erleichtert stellte sie fest, dass er noch da war.

„Aufjedenfall bist du jetzt erstmal in Sicherheit. Wie heißt du?“, zweiter Versuch, in der Rubrik Reden-mit-fremden-verschüchtert-wirkenden-Jungen.

Doch anscheinend konnte der Junge nicht reden oder er wollte nicht.

Langsam wurde Kaighley aber wütend. Immerhin hatte sie fast ihr ganzes Geld ausgegeben um den Jungen zu retten. Als Dank könnte er wenigstens seinen Namen sagen oder überhaupt mal den Mund aufmachen.

„Ok. Hör mal her. Wir stellen jetzt ein paar Spielregeln auf. Erstens: Ich habe dich gerettet, also mein gesamtes Geld für dich ausgegeben, deshalb könntest du zu aller erst deinen Namen sagen. Oder du willst, dass ich dich immer mit „Junge“ anrede.

Zweitens: Du kennst dich hier doch aus, also verlange ich sozusagen als Gegenleistung, dass du mich zum Ministerium bringst. Verstanden?“, die freundliche Masche hatte sie über Bord geworfen. Es brachte eh nichts. Jetzt konnte sie nur hoffen, dass er auf die böse Mache mehr ansprach.

„Gilian. Ich bin Gilian.“

Erfolg! Sie sollte sich wirklich einen Beruf mit Kindern suchen.

„Hallo Gilian. Schön dich kennen zu lernen. Mein Name ist Kaighley.“

Sie bekam ein Nicken als Antwort dass er verstanden hatte. Na ja das reichte ihr schon. Immerhin wusste sie jetzt seinen Namen.

„Ok Gilian. Du kennst dich hier aus, oder?“

Wieder ein kurzes Nicken.

„Gut. Kannst du mich dann zum Ministerium bringen?“

Dieses Mal wäre sie beinahe zusammen gezuckt, denn der Kleine antwortete ihr.

„Wir stehen schon davor.“ Seine ausgestreckte Hand zeigte auf ein großes Gebäude am Rand des Platzes.

Gott sei Dank, war keiner ihrer Freunde dabei. Innerlich fragte sie sich nämlich gerade wie blöd man sein musste. Und mit Sicherheit wusste sie, dass wenn Saemil dabei gewesen wäre, er einen blöden Spruch abgelassen hätte.

„ach so...hähä…na dann danke“, verlegen kratzte sie sich am Kopf.

„Dann würde ich mal sagen, dass sich hier unsere Wege trennen. Pass nächstes Mal auf dich auf, wenn du mal wieder was nicht-klaust.“, verschwörerisch zwinkerte sie ihm zu.

Zum Abschied winkte sie ihm noch kurz zu und wollte sich dann umdrehen und sich auf machen in Richtung Ministerium, als sie von ihm am Arm festgehalten wurde.

Verwundert drehte sie sich wieder zu ihm um.

„Was ist Gilian?“

„Sei vorsichtig!“, war seine Antwort, bevor er sie losließ und schnell vom Platz rannte.

Fragend sah sie ihm nach. <Was war denn das?>. Wusste Gilian irgendwas, was ihr entgangen war?

Kopfschüttelnd setzte sie sich aber gleich darauf wieder in Bewegung. Wahrscheinlich hatte der Junge sie ins Herz geschlossen und wollte einfach nicht, dass ihr irgendwas passierte.

Doch als sie dem Gebäude immer näher kam, hallten Gilians Worte in ihrem Kopf nach. Immer und immer wieder.

Als sie dann den kalten Türgriff in der Hand hatte und einen Blick auf die Uhr, die an dem Gebäude angebracht war, warf und sie merkte, dass sie noch etwa dreißig Minuten hatte, bevor sie Keelin treffen würde, beschlich sie ein merkwürdiges Gefühl. Als ob etwas nicht stimmen würde.

Den Gedanken verbannte sie aber schnell wieder aus ihren Gedanken. Sie war wohl einfach nur tierisch nervös.
 

Das innere des Ministeriums war genauso pompös wie sie es sich vorgestellt hatte. Überall blitzte und funkelte es. Armaturen waren mit gold Überzogen und den Eingansbereich schmückten die verschiedensten Pflanzen. An den Schaltern saßen Frauen, die von Kopf bis Fuß gestriegelt und, so fand Kaighley, steril wirkten. Mit einem Mal kam sie sich in ihren alten Sachen fehl am Platz vor. Sie hätte sich vielleicht vorher neue Sachen kaufen sollen.

Aber, so entschied sie, jetzt war es eh schon zu spät und sie musste es wohl in ihren jetzigen Klamotten über die Bühne bringen. Denn sie hatte keine Zeit sich eventuell noch umzuziehen.

Und außerdem, warum sollte sie sich verstellen? So sah sie nun mal aus. Sie hatte absolut keine Lust sich zu verkleiden und jemand anderes zu spielen. Keelin musste sie so nehmen wie sie war.

Entschlossen lief sie auf eine der Empfangsdamen zu. Den Blick, den diese ihr zu warf ignorierte sie und fragte sie stattdessen, mit einer vor Freundlichkeit triefenden Stimme,

„Entschuldigen Sie. Mein Name ist Kaighley. Ich hab um zwei einen Termin mit dem Minister. Wo muss ich da hin?“.

Sie war sich wohl zu schade mit Kaighley zu reden, denn sie zeigte nur mit ihrem Finger in Richtung eines Aufzuges.

„Vielen Dank.“, und schon war sie auf dem Weg Richtung Aufzug. Sie hasste Frauen, die einen auf arrogant machten.
 

Gerade als sich die Fahrstuhltür schließen wollte schob sich eine Person dazwischen. Erst auf den zweiten Blick erkannte Kaighley diese als Bishop.

„Hallo. Schön dich zu sehen.“, begrüßte sie ihn freundlich. Immerhin hatte sie das Treffen nur ihm zu verdanken.

„Ah, was erfreut da mein Auge. Kaighley, wie wunderhübsch du heute wieder aussiehst!“ Zur Begrüßung hatte er ihr mal wieder die Hand geküsst.

Verbissen versuchte Kaighley währenddessen ihre Gesichtszüge unter Kontrolle zu behalten. Er durfte auf keinen Fall einen Anflug von Ekel auf ihrem Gesicht erkennen. Sie musste die Freundliche und Nette spielen. Zumindest solange bis er weg war.

„Vielen Dank. Ich kann das Kompliment nur zurückgeben.“

„Ha ha.“, sein raues Lachen erfüllte die Kabine, „ ich mag Frauen wie dich. Nie um eine Antwort verlegen. Und bist du schon aufgeregt?“

„Um ehrlich zu sein, ja. Ich bin total aufgeregt.“

„Keine Sorge. Soweit ich weiß, frisst der Minister keine Mädchen.“ Und schon wieder musste er lachen. Währenddessen hatte er aber auch noch den Arm um Kaighley gelegt um sie, so glaubte er, zu beruhigen.

Verstohlen beobachtete Kaighley wie lange es noch dauern würde, bis sie hier herauskam. Sie konnte nur hoffen, dass es nicht mehr lange dauern würde. Sie wollte weg von diesem Mann.

Anscheinend hatte sie heute Glück. Denn Sekunden später ertönte in kleines „Ding“ und der Aufzug kam zum Stehen.

„Na also. Schon sind wir da.“ Bishop schob Kaighley sachte aus der Kabine. Sei Arm ruhte immer noch auf ihren Schultern.

Interessiert schaute sich diese mittlerweile in dem Raum um. In dem vorderen Bereich konnte sie einen Schreibtisch, der im Moment jedoch leer war, erkennen, außerdem zwei Sessel und eine Couch, die alle drei in einem hellen braun gehallten wurden. Und gleich gegenüber von ihr konnte sie eine Tür erkennen, hinter der ihr Bruder stecken musste.

Eine Welle von verschiedenen Gefühlen überwältigte sie. Einerseits war sie froh, endlich am Ende ihrer Reise angekommen zu sein, andererseits hatte sie absolute Panik, dass alles Falsch laufen könnte. Er könnte sie hassen, nicht verstehen oder einfach glauben sie wäre eine Verrückte. Alle drei Möglichkeiten ließen sie in Schweiß ausbrechen und ihre Finger sich verkrampfen. Sie konnte wirklich nur beten, dass alles Gut ausging.

„Wie es aussieht, musst du noch etwas warten. Leider muss ich mich aber hier jetzt von dir verabschieden. Ich habe noch Termine, die ich wahrnehmen muss. Es tut mir Leid, aber so ein Berater ist vielbeschäftigt.“ Bishop hatte sich vor ihr aufgebaut und sah ihr in die Augen.

„Ist schon in Ordnung. Ich verstehe das. Aber, muss ich hier einfach warten, bis er kommt?“

„Ja. Er wird dich schon zu sich holen. Vielleicht sehen wir uns später noch. Auf wieder sehen, liebste Kaighley.“ Und schon wieder. Als er aus der Tür verschwunden war, putzt sie sich ihre Hand an einem Taschentuch ab. Vielleicht sollte sie ihm mal sagen, dass sie das nicht mochte?!?

Aber zurück zu ihrem eigentlichen Problem. Keelin. Was sollte sie nur sagen? Wie sich verhalten? Sie hatte nicht die geringste Ahnung, obwohl sie sich schon die letzten Tage so sehr mit diesen Fragen beschäftigt hatte.

<Na ja, aber Rumstehen bringt auch nichts.> Gedacht, getan, Schnell setzte sie sich auf einen der weichen Sessel. Ihr Finger lagen verkrampft in ihrem Schoß und ihr Blick huschte immer wieder zu der geschlossenen Tür und zurück. Sie glaubte, männliche Stimmen von hinter der Tür zu hören, aber verstehen konnte sie diese nicht.

Ihr Augen suchten den Raum nach einer Uhr ab. Sie wollte wissen wie viel Zeit ihr noch blieb. Doch ihre Suche blieb erfolglos.

Sie konnte nur warten.
 

Und sie wartete und wartete. Jegliches Zeitgefühl hatte sie verloren. Aber sie war sich sicher, dass es schon längst nach zwei Uhr sein musste.

Sie hoffte, dass er sie nicht vergessen hatte. Während der Wartezeit war sie noch aufgeregter geworden, wenn das möglich war. Sie zitterte jetzt am ganzen Körper und der Schweiß rannte ihren Rücken hinunter. Ihr Finger taten weh, so sehr verkrampfte sie sie. Ihre Atmung, ging vor lauter Nervosität, sehr schnell. Uns sie hatte Angst, dass wenn sie aufstehen musste, sie Ohnmächtig werden würde.

Für Außenstehende musste sie wie die personifizierte Nervosität aussehen.

Gerade als sie sich mal wieder durch ihren Zopf fuhr, wurde die Tür geöffnet und ein, mit einem Anzug bekleideter Mann, trat heraus. Aber ohne sie überhaupt eines Blickes zu würdigen, ging er an ihr vorbei, auf den Aufzug zu.

Verstört sah sie ihm nach. Hieß das jetzt, dass sie dran war? Ihr Blick flog wieder zu Tür zurück. Hatte Bishop nicht gesagt, dass Keelin sie holen würde. Aber, was war wenn er sie tatsächlich vergessen hatte?

Sie stemmte sich aus ihrem Sessel. Jetzt oder Nie. Bevor ihr Mut sie verlassen würde. Leise schlich sie zur Tür und spähte hinein. Sie konnte aber nichts weiter erkennen, außer einem Schreibtisch und einem Fenster. Aber was sie beunruhigte, war, dass der Schreibtisch leer war. Verunsichert stolperte sie wieder nach hinten. Wo war er?

In dem Moment wurde die Tür von innen ganz aufgemacht und blaue Augen blickten in die ihre.

„Ich…ähm…also…mein...ähm…“

„Du bist das Mädchen, dass mit mir reden will?“

Sie konnte nur Nicken, aus Angst wieder zu stottern. Sie hatte einen wirklich tollen ersten Eindruck gemacht.

„Komm herein. Ich habe aber nicht viel Zeit.“

Als sie ihm folgte, studierte sie alles an ihm, versuchte sich alles zu merken. Er hatte einen festen Schritt, er wusste, was er wollte und wahrscheinlich auch wie er es bekam. Auch seine Stimmt war fest, tief und ausdrucksstark. Seine blauen Haare aber hingen ihm etwas wirr auf dem Kopf, anscheinend hatte er heute schon viel zu tun gehabt. Und seine blauen Augen hatten ihr vorhin mit einer Stärke und Entschlossenheit entgegengeblickt, dass sie für einen kurzen Moment ihre Augen abwenden musste. Sie fand, dass er wirklich ein Minister war, eine Person, die sich durchsetzten konnte und zu der man unwillkürlich aufblicken musste, ob man wollte oder nicht.

Um mit einem Mal kam sich Kaighley wieder so klein und unnütze vor. Was hatte sie schon in ihrem Leben erreicht?

Nichts! Und sie hatte Angst, dass sich Keelin für sie schämen würde. Oder sie nicht für würdig hielt seine Schwester zu sein.

Eingeschüchtert nahm sie deshalb den Platz vor seinem Schreibtisch ein. Ihre Augen ruhten auf ihren Händen, sie traute sich nicht wirklich, ihm in sein Gesicht zu schauen.

„Also, was musst du mit mir bereden?“

Sie schaute auf. Er saß da hinter seinem Schreibtisch, die Hände hatte er vor sich gefaltet auf den Tisch gelegt. Sein Blick lag auf ihr. Beobachtete jede Bewegung ihres verkrampften Körpers

„Ich…mein Name ist Kaighley. Ich…also...ich wollte mit dir reden…wegen, “ sie verstummte wieder. Wie sollte sie bloß beginnen?

Wie hatte es Farina bei ihr getan? Sie hatte ihr die Legende erzählt und dann war sie von allein darauf gekommen.

Sollte sie es auch so versuchen?

Ihre Augen huschten zu seinem Gesicht. Er sah sie immer noch an. Eine Augenbraue aber erwartungsvoll erhoben. Er schien darauf zu warten, dass sie fort fuhr.

Sie holte noch ein Mal tief Luft. Sie musste jetzt beginnen. Er hatte selbst gesagt, dass er nicht viel Zeit hatte.

„Ich weiß nicht wo oder wie ich beginnen soll. Aber ich bin hierher gekommen, weil es etwas gibt, was du wissen musst oder solltest. Ich komme aus Lazar. Einem kleinen Dorf am Rande von Andaurien. Und..“, sie sah wieder in sein Gesicht. Er schien nicht ganz zu verstehen, warum sie ihm das erzählte. Aber er schwieg immer noch geduldig. Und Kaighley holte wieder Luft. Sie musste es einfach tun.

„Kennst du die Legende von Farth und Farina?“

Ein Kopfschütteln seinerseits ließ sie fortfahren.

„Ich glaube, sie wird dich interessieren. Hör mir gut zu:

Farth und Farina waren beide Götter. Sie lebten als die Welt noch am Anfang stand…..“

Während sie erzählte wurde ihre Stimme immer fester. Das war ihre Geschichte, die ihres Bruders und die ihre. Und er hatte ein Recht zu erfahren, was das Schicksal für ihn bereit gehalten hätte, wären ihre Eltern nicht gewesen.

Sie ließ nichts aus. Und entschied sich, während sie die Prophezeiung vortrug, ihm auch noch die Tat ihrer Eltern zu berichten. Jetzt oder Nie. Dachte sie wieder. Heute war der Tag der Entscheidung und sie durfte nicht Zweifeln.

Als sie geendet hatte, war sie erschöpft aber sie spürt auch so etwas wie Zufriedenheit. Sie hatte das was sie tun wollte getan. Sie hatte Keelin die Wahrheit gesagt.

Jetzt kam es nur noch auf ihn an. Sie wusste aus eigener Erfahrung, dass es sehr schwer war das Gesagte zu begreifen und fast unmöglich es zu akzeptieren. Aber er war immerhin der Gute.

Sie war Farth. Das Böse.

Aber, und sie dankte ihren Eltern mit allem was sie hatte, schlief diese Böse in ihr und würde nie erwachen.

Ihre Augen lagen immer noch erwartungsvoll auf dem Gesicht ihres Bruders. Doch dieser gab keinerlei Emotionen preis. Sie wusste nicht was er fühlte.

„Das heißt, “ begann er nach einer Weile, „dass du meine Schwester bist!?! Und ich die Reinkarnation von Farina?!?“

„Ja“

Schweigen erfüllte wieder den Raum und Kaighley fühlte sich immer unwohler. Konnte er nicht wenigstens ein kleines bisschen Emotion zeigen? Damit sie wusste, wie es um ihn stand. Die Ungewissheit nagte an ihr.

Glaubte er ihr oder nicht?

„Ich“, er räusperte sich und fuhr aber sofort fort, „ weiß im Moment nicht wirklich was du von mir willst. Du erzählst mir, dass ich das Kind einer Prophezeiung bin. Aber warum? Was willst du jetzt von mir? Aber nicht das ich dich töte oder?“

„Nein...also...ich…ich wollte dich sehen. Du bist mein Bruder. Unsere Eltern sind tot. Du bist alles was ich noch habe. Und ich dachte mir, dass du die Wahrheit verdienst. Ich verlange nichts von dir, weder Geld noch das du mich tötest. Ich wollte dich nur sehen.“ Sie legte so viel Gefühl in ihren Blick wie es ihr gelang. Sie wollte ihn überzeugen, dass ihre Worte der Wahrheit entsprachen. Sie war weder hier her gekommen um Geld von ihm zu verlangen oder sonst etwas, noch dass er die Prophezeiung erfüllte. Hatte er ihr denn nicht zugehört?

„Das ist alles? Du willst Zeit mit mir verbringen?“ Sein Blick schien sie zu durchbohren.

Sie fragte sich, was er damit bezweckte. Sie war niemand der Andere Erpressen würde oder sonst etwas.

„Ja“, war deshalb auch ihr knappe Antwort.

Sein Blick ruhte noch ein zwei Sekunden auf ihr, bevor er erschöpft die Augen niederschlug.

„Das was du gesagt hast, Kaighley. Ich muss darüber nachdenken. Ich brauche Zeit. Aber ich will deiner Bitte gerecht werden. Hast du in zwei Tagen Zeit?“

Etwas überrascht hob sie die Augenbraue. Er wollte sich mit ihr treffen. Erleichterung durchflutete sie. Er schien ihr zu glauben.

„Ja. Ich habe Zeit. Um wie viel Uhr und wo?“, trotz allem fiel ihre Antwort ruhig aus. Sie wollte ihn nicht durch ihre Freude verschrecken.

„Sag mir wo du wohnst und ich hole dich um drei Uhr ab.“

„ „Zum träumenden Hirsch“, da wohne ich. Und ich freue mich schon.“ Sie erhob sich.

Sie spürte, dass es Zeit war zu gehen. Keelin brauchte Zeit, genau wie sie.

Sie wusste dass sie beide ihr Schicksal nie richtig begreifen würden, aber sie waren zu zweit, sie konnten sich gegenseitig halt geben.“

Sie bemerkte, dass ihr Bruder ebenfalls aufgestanden war und sie zur Tür begleitete.

„Bis bald. Kaighley.“ Er gab ihr die Hand. Zu mehr war er wohl noch nicht fähig.

„Ja. Bis bald, Keelin.“ Sie ergriff seine Hand und drückte sie kurz, bevor sie sich auf den Weg zum Fahrstuhl machte.

Sie freute sich. Und sie wusste, diese Nacht würde sie wohl wieder lange Wachliegen.
 

Keelin sah noch lange auf die Tür, die sich hinter seiner Schwester geschlossen hatte. Ihre Gestalt hatte sich bei ihm eingebrannt. Er hätte nie gedacht, dass es noch jemanden mit den gleichen Augen und Haaren gab.

Plötzlich bemerkte er die Anwesenheit einer anderen Person.

„Komm raus. Du weißt, ich stehe nicht auf Versteckspiele.“, war sein harscher Befehl.

Als Antwort erhielt er jedoch nur ein kurzes freudloses Lachen.

„Ich vergaß. Vergib mir untertänigst.“. Die Ironie, die in der Stimme mitschwang überhörte Keelin einfach.

„Meine Befehle wurden erfolgreich befolgt, wie es aussieht. Du hast sie sicher hergebracht.“

„Natürlich! Hast du an mir gezweifelt?“

„Mhmm…nein. Gut gemacht, Saemil.“

Lügen und Verrat

Hallo^^..dieses Mal gings schnell

also..der erste Teil..naja ich wusste nicht so genau wie ichs rübernringen sollte oder was genau ich schreiben wollte..

naja und der zweite Teil...ich hoffe er beantwortet ein paar Fragen..

hab mein Bestes getan...hoffe ihr seit zufrieden..^^

Viel Spaß damit
 

Los gehts
 

Lügen und Verrat
 

Lilithel war etwa gegen halb zehn aufgewacht. Im ersten Moment hatte sie sich verwirrt im Zimmer umgesehen, bis ihr eingefallen war, dass sie ja schon in Emo waren. Ihr Blick blieb dabei an dem leeren Bett, an der Wand gegenüber, hängen. Kaighley hatte also nicht bei ihr geschlafen. Ein Seufzer kam über ihre Lippen.

Sie hatte gestern Abend noch lange über das Gesagte nachgedacht. Und im Nachhinein tat es ihr Leid. Sie wusste wirklich nicht, was über sie gekommen war, als sie ihre Freundin so blöd angemacht hatte. Aber was auch immer es war, sie würde sich dafür entschuldigen. Sie wusste selbst, dass sie manchmal etwas schwierig war. Das war auch ein Grund warum sie Kaighley so sehr mochte, diese kannte einfach die Eigenarten von ihr und wusste wann sie diese zu ignorieren hatte oder wann sie vielleicht Trost brauchte. Und um Nichts in der Welt würde Lilithel ihre Freundschaft zu Kaighley riskieren. Sie hatte bemerkt, dass sie zu weit gegangen war und würde sich deshalb auch gleich bei ihr entschuldigen.

Entschlossen kroch sie unter ihrer warmen Bettdecke hervor und machte sich daran sich umzuziehen. Nebenbei summte sie ein Lied, das ihr gerade in den Sinn kam.

Als sie fertig war beeilte sie sich nach unten zu kommen, in der Hoffnung dort vielleicht Kaighley zu finden. Immerhin hatte sie eine Aufgabe zu erledigen. Und wer Lilithel kannte wusste, dass sie davor nicht zurückschrecken würde.

Unten angekommen musste sie aber mit Enttäuschung feststellen, dass von ihrer Freundin weit und breit keine Spur zu sehen war. Aber sie entdeckte jemand anderen, der ihre Stimmung stark nach oben trieb.

Saemil.

Er saß an einem der Tische und schien gerade mit seinem Essen fertig geworden zu sein. Fröhlich Lächelnd lief sie auf ihn zu.

„Hallo Saemil. Und wie geht es dir?“ Als sie sich setzte rutschte sie mit Absicht etwas näher, als eigentlich üblich, an ihren Gesprächspartner heran.

„Ah Lil. Mir geht’s gut und dir?“ Er begrüßte Lilithel mit einem freundlichen Lächeln.

„Auch gut. Hast du zufällig Kaighley gesehen? Ich wollte mich nämlich bei ihr entschuldigen. Du weißt schon wegen gestern Ich habe selbst eingesehen, das es Falsch war, was ich zu ihr gesagt habe und dass ich mich deshalb bei ihr entschuldigen muss. Du weißt schon, der Klügere gibt nach und so. Aber ich meine, ich bin zwar schon klug, aber ich habe ja was Falsches gemacht und sie damit verletzt. Und du weißt wirklich nicht zufällig wo sie hin ist?“

Saemil fragte sich gerade wieder, wie ein Mensch nur so viel und dann auch noch so schnell sagen konnte. Nach der Hälfte hatte er ihr nicht mehr folgen können. Aber er hatte herausgehört, dass sie sich wohl bei Kaighley entschuldigen wollte, für gestern.

Zum Glück, wie er fand. Es wäre nicht gut, wenn die beiden Streit hätten.

„Ja ich weiß wo sie ist. Sie hat doch heute ihr Treffen mit ihrem Bruder. Sie ist vorhin gegangen. Ich glaube, sie müsste so etwa gegen Abend wieder kommen. Warte hier am Besten.“

„Was? Sie trifft heute ihren Bruder? Warum weiß ich nichts davon? Warum weißt du es und ich nicht? Was ist, wenn sie dich plötzlich mehr mag…das könnte sie mir nicht antun. Wir kennen uns seit wir klein sind und jetzt…“

„Hey Lil. Ganz ruhig. Sie hat es erst gestern sozusagen erfahren. Und so weit ich weiß, hattet ihr gestern Abend Streit, oder habt ihn besser gesagt ja immer noch. Und deshalb kam es irgendwie nicht dazu, dass du es erfahren hast. Wenn sie wieder da ist, wird sie dir bestimmt alles erzählen.“ Langsam hatte Saemil es raus, wie er sich Gehör bei ihr verschaffte. Man musste sie einfach unterbrechen. Ansonsten konnte man ewig warten, bis man selbst mal reden durfte.

„Achso verstehe. Und sie wird es mir sicher erzählen?“ fragte sie skeptisch nach. Sie hatte es immer noch nicht verdaut, dass Saemil etwas vor ihr wusste.

„Ja, glaub mir. Du bist ihre beste Freundin. Oder nicht?!?“

„Sicher. Wie schon gesagt, wir kennen uns seit wir klein waren. Du weißt gar nicht, was wir alles angestellt haben. Also einmal da…“

„Ähm…tut mir Leid Lil. Aber ich muss gehen...“, Unterbrechung, die zweite. „Ich hab doch gesagt, dass ich nur solange bei euch bleibe, bis wir in Emo ankommen. Und na ja…ich habe mich entschieden heute zu gehen. Von Kaighley habe ich mich vorhin schon verabschiedet. Ich habe nur noch auf dich gewartet.“

Lilithel wurde etwas blass um die Nase. Sie wollte nicht das Saemil sie verlies. Nicht um ihretwillen, sondern wegen Kaighley. Ok, sie mochte ihn zwar auch, aber sie spürte, dass zwischen Kaighley und Saemil irgendwas lief oder bestimmt noch irgendwas laufen würde. Und dieses Glück gönnte sie ihr mehr als sich selbst. Sie hatte zwar anfangs versucht sich an Saemil ranzuschmeißen, hatte aber bald gemerkt, dass er nicht wirklich darauf einging. Er hatte oft mit ihr gescherzt und mit ihr herumgealbert, aber sie hatte gemerkt, dass zwischen ihnen nie mehr sein würde als Freundschaft.

„Schade, wirklich. Ohhhh Saemil ich werde dich soo vermissen. Sehen wir uns mal wieder?“ energisch hatte sie sich an ihn geklammert. Sie würde ihn wirklich vermissen. Welches Mädchen mochte es nicht, wenn ein heißer Typ in der Nähe ist.

„Lil…ich…bitte...“, er bekam keine Luft mehr. Verzweifelt versuchte er den Griff des Mädchens um seinen Hals zu lösen.

„…ich…bekomme keine ….Luft mehr!!!! Lass…los“

„Oh...ups. Tut mir Leid Saemil. Meine Gefühle gehen mit mir durch.“

„Schon ok. Aber ich muss jetzt wirklich gehen.“ Er erhob sich vom Tisch. Lilithel sprang mit auf.

„Auf wieder sehen, Saem. Ich werde dich wirklich richtig arg vermissen.“ Schon wieder wollte sie sich an ihn klammern. Doch er hielt geschickt ihre Hände fest.

„Lilithel, ich will Lebend gehen! Kleine, wir werden uns wieder sehen. Also bitte hör auf zu weinen.“ Während er geredet hatte, hatte Lilithel angefangen zu weinen. Sie hatte es sich zwar selbst geschworen nicht zu weinen, aber Abschiede waren einfach zu traurig.

Um sie zu trösten nahm er sie kurz in den Arm und strich ihr über den Kopf.

„Wir werden uns wieder sehen. Ich verspreche es dir.“ Danach ließ er sie los und machte sich auf den Weg zur Tür. Kurz bevor er dort ankam hörte er noch einmal Lilithels Stimme.

„Versprich es nicht wegen mir, versprich es wegen Kaighley. Sie wird dich mehr vermissen. Sie zeigt ihre Gefühle nicht so wie ich, aber ich weiß es. Komm wieder zu uns zurück Saemil.“ Als er sich überrascht umdrehte, war Lilithel schon verschwunden. Anscheinend war sie wieder in ihr Zimmer gegangen.

Als Saemil das Gasthaus verlies, wusste er nicht was er denken sollte. Er hatte ein beklemmendes Gefühl in seiner Brust. Es fühlte sich an als ob er Schuldgefühle hätte. Aber das konnte nicht sein. Das war nicht sein erster Job gewesen. Er war es doch gewohnt Menschen zu hintergehen, oder etwa nicht??

Die Sonne wärmte sein Gesicht als er sich endlich von dem Gasthaus entfernte. Bald war er im Gewimmel der Menschen von Emo verschwunden.
 

Stunde um Stunde verging und Lilithel wartete immer noch. Als erstes hatte sie versucht es sich in ihrem Zimmer gemütlich zu machen. Sie hatte etwas in ihrem mitgebrachten Buch gelesen und war zwischendurch immer mal wieder eingenickt. Etwa gegen ein Uhr hatte sie sich dann dazu entschlossen etwas zu essen. Immerhin brauchte ein junges Mädchen Nahrung, so fand sie zumindest.

Als sie mit ihrem Essen fertig war. Entschied sie sich unten sitzen zu bleiben. Dort konnte sie wenigstens ein paar Menschen beobachten. Während sie wartete wurde sie ein paar Mal von irgendwelchen Männern angemacht. Doch sie ignorierte alle Einladungen. Ältere Männer waren einfach nicht nach ihrem Geschmack.

Mit jeder fortlaufenden Stunde wurde sie nervöser. Wann kam Kaighley endlich?

Zum fünfzigsten Mal sah sie gerade auf die Uhr, als die Eingangstür geöffnet wurde und eine ziemlich glücklich aussehende Kaighley, das Gasthaus betrat. Bevor diese aber überhaupt etwas registrieren konnte wurde sie schon von Lilithel stürmisch umarmt und durch deren Schwung zu Boden gerissen.

„Oh Kai. Ich hab dich vermisst. Und ich wollte mich noch unbedingt bei dir entschuldigen! Es tut mir soo Leid. Ich weiß nicht, was da über mich gekommen ist. Vergibst du mir? Mhmm?“
 

Kaighley war zu perplex um etwas zu sagen. Sie hatte gerade erst die Tür aufgemacht und gleich darauf befand sie sich auf dem Boden, mit einer energisch redenden Lilithel auf ihr.

Ganz verstand sie nicht was ihre Freundin ihr sagen wollte, aber sie konnte Worte wie „gestern“ und „entschuldigen“ ausmachen und konnte sich dann recht einfach zusammenreimen was Lilithel wollte.

„Hey Lil. Würdest du bitte von mir runter gehen? Dann können wir weiter reden!“

„Ja klar. Was immer du willst“ Lilithel rappelte sich von ihrer Freundin hoch und stand Sekunden darauf grinsend vor dieser, die Hand zur Hilfe ausgestreckt.

Kaighley ergriff diese und lies sich aufhelfen.

„Komm lass uns uns setzten und reden.“ Lilithel war schon praktisch voraus gerannt und hatte Kaighley einfach hinter sich hergezogen, ohne eine mögliche Antwort abzuwarten.

Als beide saßen begann sie auch sofort auf ihre Freundin einzureden.

„Kaighley. Ich möchte mich aus ganzem Herzen bei dir entschuldigen! Das was ich gesagt habe, ich hab es nicht so gemeint. Es ist mir einfach rausgerutscht: Bitte verzeih mir. Ich könnte es nicht ertragen, wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Bitte. Ich brauche dich. Du bist meine beste Freundin, mein Ein und Alles, mein Sonnenschein an einem trüben Tag, mein…“

„Hey Lil. Hab verstanden. Dir tut es Leid. Und ja ich nehme deine Entschuldigung an. Es ist passiert, da kann keiner was ändern, und du hast mir damit auch wehgetan. Aber ich muss dir auch danken. Durch dich hab ich Bishop…“

„Bishop? Ui ui ui…Kai hab ich etwa was verpasst? Ich dachte ja immer du und Saem…aber das sind ja dann ganz neue Töne von dir…“, verschwörerisch zwinkerte ihr Lilithel von der anderen Tischseite aus zu. Und Kaighley hätte sich am liebsten selbst geschlagen. Was konnte sie auch anderes erwarten?

„Bishop ist ein Bekannter, er hat mir zu dem Treffen mit meinem Bruder geholfen. Wenn du mich mal ausreden lassen würdest.“

„Ja tut mir Leid. Ich bin einfach zu aufgekratzt und voller Freude, dass du mir verziehen hast. Aber erzähl weiter. Mich interessiert dein Treffen.“

Kaighleys Mine hellte sich augenblicklich auf. Das Treffen mit ihrem Bruder. Es war gut gegangen. Er würde sich wieder mit ihr treffen. Es konnte einfach Nichts schief gehen.

Fröhlich erzählte sie auch Lilithel, was sich am Mittag zugetragen hatte. Erzählte ihr, dass sie sich wieder treffen würden und wie glücklich sie doch war.

Der Streit war längst vergessen, als sie am späten Abend ausgelassen zu Bett gingen. Lilithel freute sich genauso wie Kaighley auf den übernächsten Tag. Sie wünschte ihrer Freundin alles Gute.
 

Es regnete. Aber das tat Kaighley Stimmung keinen Abbruch. Heute war es soweit. Der gestrige Tag war wie im Flug vergangen, als sie mit Lilithel über den Markt geschlendert war und ein bisschen die Stadt erkundet hatte. Und nun war es soweit. Sie würde Keelin wieder sehen. Vergnügt hüpfte sie durch ihr Zimmer, auf der Suche nach etwas Passendem zum Anziehen. Heute wollte sie besonders gut aussehen. Ihre Wahl fiel letztendlich auf ein weißes, mit schwarzen Blumen besticktes, Sommerkleid, das ihr etwa bis zur Mitte der Oberschenkel ging. Ihre Haare hatte sie wieder, mit Saemils Haarband, nach oben gebunden.

Mit sich zufrieden ging sie nach unten, wo Lilithel schon wartete.

„Wow. Also ich kann mit Stolz sagen, dass meine beste Freundin rattenscharf ist.“ Verlegen zupfte Kaighley am Saum ihres Kleides. Musste Lilithel immer so übertreiben.

„Hast du ne Ahnung wie viel Uhr es ist?“, geschickt versuchte sie das Thema auf etwas anderes, als auf ihr Aussehen zu lenken.

„Ich glaube, du hast noch etwa ne viertel Stunde Zeit.“ Erfolg! Sie war Meisterin im Themen wechseln.

„Komm trink noch etwas.“, fürsorglich schob Lilithel sie zu ihrem Tisch, wo sie ihr auch sogleich ein Glas in die Hand drückte.

„Also noch mal. Ich wünsch dir viel Spaß und Glück, aber wenn du um sechs noch nicht hier bist mach ich Terror. Verstanden?“

Kaighley hob skeptisch eine Augenbraue. Sie wollte sich lieber nicht vorstellen, was genau Lilithel unter „Terror machen“ verstand. Deshalb hoffte sie für sich und alle Anderen, dass sie frühzeitig wieder hier war.

„Ich glaube, ich warte draußen auf ihn. Er müsste gleich kommen.“

„Kleines es regnet. Er wird doch wohl reinkommen können und dich abholen.“

„Nein schon ok. Ich brauche auch noch etwas frische Luft. Ich bin zu aufgeregt.“

„Ok. Dann wünsche ich dir alles alles Gute.“ Sie nahm Kaighley noch einmal in den Arm und schob sie dann Richtung Tür.
 

Draußen angekommen zog sie die frische Luft gierig ein. Der Regen tat ihrem erhitzen Körper gut und lies sie sich wieder etwas beruhigen. Aber trotzdem hoffte sie, dass Keelin sie nicht zu lange warten ließ, da sie sich sonst wahrscheinlich erkälten würde.

Anscheinend wurden ihre Gedanken erhört, denn keine zwei Minuten später fuhr eine schwarze Kutsche vor.

Begeistert besah sie sich das Gefährt. Wie nicht anders zu erwarten, war es wunderschön verarbeitet. Als sie näher kam sah sie feine goldenen Stickereien in verschiedenen Blütenformen. Auch die beiden schwarzen Pferde, anscheinend reinblütig, hatten goldene Bändchen in die Mähne eingearbeitet bekommen. Es sah wunderschön aus. Und Kaighley blieb glatt der Atem weg.

„Du siehst bezaubernd aus, Kaighley.“ Sie hatte nicht bemerkt, wie sich die Kutschentür geöffnet hatte. Aber als sie ein Stückchen nach oben sah, erkannte sie ihren Bruder in der geöffneten Tür. Er hielt ihr auffordern seine Hand entgegen. Schnell überwand sie ihre Scheu, die sie bei seinem Anblick überkommen hatte und ergriff ihrerseits seine Hand.

Das Innere der Kutsche war genauso luxuriös wie die Außenseite. Die weinroten Sitze waren mit Samt überzogen und es roch herrlich nach frischen Blumen. Sie fühlte sich sofort wohl.

„Gefällt es dir?“ Keelin saß ihr gegenüber und besah sie interessiert. Auch sie lies ihren Blick über seine Gestalt wandern. Und sie war, wie damals in seinem Büro, beeindruckt. Er sah trotz einfachen schwarzen Hosen und einem blauen Hemd, nobel und erhaben aus. Und obwohl sie seine Schwester war, musste sie sich eingestehen, dass er verdammt Gut aussah. Lilithel hätte ihre wahre Freude an ihm.

Sie schwor sich, dass irgendwann wenn sie sich besser verstehen würden, sie Keelin mal ihrer Freundin vorstellen würde.

„Ja es ist wunderbar.“ Antwortete sie ihm endlich auf seine gestellte Frage.

„Was machen wir heute?“ Sie konnte es sich nicht verkneifen, ihrerseits auch eine zu stellen.

„Ich dachte mir, wir unterhalten uns ein bisschen, während wir mit der Kutsche fahren und am Ende möchte ich dir noch einen besonderen Ort zeigen, der mir sehr viel bedeutet.“

Kaighley erfüllte es mit Stolz, dass er ihr schon so zu vertrauen schien, dass er ihr schon private Plätze zeigte.

„Ich würde mich geehrt fühlen, diesen Ort zu sehen.“

„Ja. Bis jetzt bist du mit eine der ersten, die ihn zu Gesicht bekommt. Deshalb bitte ich dich, es mir nicht übel zu nehmen, wenn ich dir die Augen verbinden werde. Es soll eine Überraschung sein.“ Trotz seinem Lächeln überkam sie mit einem Mal eine böse Vorahnung. Als ob es Falsch wäre, wenn sie jetzt mit ihm gehen würde.

Aber sie unterdrückte das Gefühl. Auf ihre Gefühle oder Vorahnungen hatte sie sich noch nie wirklich verlassen können.

„Ja ich verstehe. Es ist schon in Ordnung.“

„Na dann. Während wir uns unterhalten werde ich dir auch noch etwas von Emo zeigen. Sozusagen eine kleine Stadtführung.“
 

Sie wusste nicht wie lange sie schon mit Keelin unterwegs war. Aber sie genoss die Zeit. Er war ein wunderbarer Gesprächspartner. Sie konnte mit ihm über Alles reden und er wusste zu allem eine Antwort. Außerdem zeigte er ihr einzigartige Plätze in Emo. Zum Beispiel eine alte antike Kathedrale, deren Baustil wunderschön und mit nichts zu vergleichen war, was sie jemals gesehen hatte, einen Wunschbrunnen, wie er ihr erklärt hatte und ein altes Theater, in dem, so hatte er ihr berichtet schon große Stars aufgetreten waren.

„Ich möchte dich jetzt bitten diese Augenbinde umzulegen. Die Fahrt ins Abenteuer beginnt.“

Jetzt war es soweit. Sie würde seinen geheimen Ort sehen. Eine merkwürdige Vorfreude erfasste sie. Sie war gespannt was sie sehen würde.

Schnell hatte sie die Augenbinde hinter ihrem Kopf befestigt. Keelin prüfte noch ein oder zweimal ob sie auch wirklich nichts sah, bevor er dem Kutscher die Anweisung gab loszufahren.

Sie sah nichts. Merkte nur wie sie ein oder zweimal irgendwo Abbogen und dann wieder eine endlos erscheinende Zeit nur gerade aus fuhren. Kaighley wurde nervös.

War dieser Ort so weit entfernt oder fuhr er extra so kompliziert, damit sie sich den Weg nicht merken konnte? Was immer es auch war, sie hoffte, dass sie bald ankamen. Sie wurde mit jeder zerronnenen Minute aufgeregter. Ihre Hände wurden feucht und sie fing etwas an zu schwitzen.

Plötzlich merkte sie jedoch wie die Kutsche anhielt und kurz darauf die Tür geöffnet wurde. Erwartungsvoll wollte sie sich die Augenbinde abnehmen, als Keelins Hände sie daran hinderten.

„Warte noch bis wir drinnen sind.“

Was war das für ein Ort? Lag er etwa im Innern eines Hauses. Was mochte das dann für ein Ort sein? Verwirrt hing sie an Keelins Arm, der sie führte.

Sie hörte vereinzelt Vogelstimmen, ansonsten war es ruhig. Zu ruhig. Sie befanden sich anscheinend nicht mehr in der Stadt.

Durch den Umschwung der Temperatur merkte sie, dass sie das Innere des Hauses betreten hatten. Es roch leicht muffig und abgestanden. Das Haus war also schon längere Zeit verlassen.

Was wollte Keelin ihr bloß zeigen? Langsam wurde sie noch nervöser. Sie wusste nicht warum, aber sie hatte das dringende Bedürfnis sich von Keelins Arm loszureisen und nach draußen zu rennen. Sie wollte von hier verschwinden.

<Aber>, ermahnte sie sich in Gedanken, < Keelin würde dann sicher beleidigt sein. Immerhin ist er extra mit mir hier herausgefahren um mir diesen Ort zu zeigen. Ich kann jetzt nicht einfach wieder gehen>

Sie entschied für sich durchzuhalten. Vielleicht würde sie noch etwas Wunderschönes sehen.

„Achtung Treppe“, riss Keelins Stimme sie wieder in die Wirklichkeit zurück.

Sie liefen eine kleine Treppe hinunter. Anscheinend führte sie geradewegs in den Keller.

Vielleicht hatte Keelin ja so etwas wie ein kleines Hobbyzimmer eingerichtet, von dem niemand etwas wissen durfte. Wer wusste schon was ein Minister in seiner Freizeit tat.

Plötzlich spürte sie, wie Keelin ihren Arm los lies und sie von hinten geschubst wurde. Unsanft fiel sie auf den Boden. Ihre Augenbinde war bei dem Sturz verrutscht und sie konnte die Umrisse einer Steinwand erkennen.

„Du bleibst erstmal hier. Nachher wirst du sehen, was wir mit dir vorhaben.“

Verwirrt riss sie sich die Augenbinde jetzt völlig herunter. Doch niemand war mehr in der Nähe. Weder Keelin noch der Kutscher. Und Kaighley musste mit Panik feststellen, dass sie festsaß. Sie hatten sie in einer Zelle eingesperrt.

Für ein paar Minuten saß sie geschockt da. <Warum?>, schoss es ihr immer wieder durch den Kopf. Was wollte Keelin von ihr? Warum war sie hier? Sie konnte das alles einfach nicht begreifen. Ihr Bruder hatte sie verraten. Hatte sie hier unten eingesperrt. Völlig verzweifelt hämmerte sie gegen aber Kaighley auch nicht.

Sie hämmerte so lange dagegen bis ihre Hände blutig waren. Doch immer noch gab sie nicht auf. Es MUSSTE einfach eine logische Erklärung geben. Vielleicht war das alles nur ein makaberer Scherz. Gleich würde bestimmt jemand kommen und sie wieder freilassen.

Erschöpft ließ sie deshalb von der Tür ab und wartete.
 

Sie wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, doch plötzlich hörte sie schwere Schritte von hinter der Tür. Entschlossen, dass dies alles nur ein Scherz sein konnte, setzte sie sich auf.

Sie sah, wie die große Tür sich langsam öffnete und ein großer Mann den Raum betrat.

Im ersten Moment erkannte sie ihn nicht, da das Licht das plötzlich in ihre Zelle fiel, sie blendete. Doch als es soweit war wich alle Farbe aus ihrem Gesicht und plötzlich wusste sie mit voller Sicherheit, dass das ganze kein Scherz war.

„Bishop“, krächzte ihre Stimme. Sie konnte ihn nur anstarren. Er hatte ihr doch geholfen, was wollte er jetzt? Was hatten sie mit ihr vor?

„Komm hoch. Keelin will dich sehen.“ Kein „du siehst aber bezaubernd aus“ oder ein „ es freut mich dich zu sehen“. Bishops Mine war versteinert. Kein Lächeln zierte sein Gesicht. Und Kaighley fühlte sich als hätte man ihr gerade eben einen Eimer eiskaltes Wasser den Rücken hinunter geleert.

Grob wurde sie am Arm nach oben gerissen und mitgeschleift. Verzweifelt versuchte sie dabei in Bishops Gesicht zu schauen. Sie suchte nach einem Anzeichen seines früheren Selbst. Dem Bishop, der ihr geholfen hatte. Doch der Mann der sie hier mitschleifte war ein anderer.

Sie merkte sich den Weg nicht. Aber er war nicht lang. Vielleicht ein paar Mal links und dann wieder rechts. Sie wusste es nicht. Aber das was sie wusste, war, dass sie den Keller nie verließen. Der Keller war, so wie es aussah, ein einziges großes Labyrinth, aus dem es für sie kein Entrinnen gab.

Plötzlich hörte sie Stimmen. Bekannte Stimmen. Und sie merkte, wie sie vor einer Tür halt machten. Bishop klopfte ein paar Mal, nicht gerade freundlich, gegen die morsche Holztür.

Von drinnen ertönte ein „Herein“ und schon wurde sie mal wieder grob in einen Raum geschoben.

Was sie sah gefiel ihr gar nicht. Es sah aus, als wäre alles für eine Art Ritual vorbereitet. In der Mitte des Raumes sah sie eine Art Streckbank mit angebrachten Handschellen. Auf dem Boden unter der Bank konnte sie einen gezeichneten sechszackigen Stern sehen, an dessen Enden jeweils drei kleine Kerzen standen.

Sie roch Blut und Schweiß. Anscheinend wurde dieser Raum oft benutzt.

„Und gefällt dir mein kleiner besonderer Ort?“ Erst jetzt fiel ihr Blick auf Keelin und dir übrigen Männer, die in dem Raum anwesen waren.

Doch Keelin war der einzige, den sie erkennen konnte. Alle hatten dunkelrote Mäntel an und die jeweiligen Kapuzen tief ins Gesicht gezogen. Nur Keelin hatte seine noch nicht auf.

„Was willst du?“ War das wirklich ihre Stimme? Sie klang gepresst und erschöpft.

„Ach meine Kleine. Willst du das wirklich wissen? Ich möchte dich doch nicht verschrecken, so kurz vor deiner Zeremonie.“ Seine Stimme war ruhig. So wie sie sie kannte. Keine Spur von Reue oder Mitleid. War das der selbe Junge, mit dem sie vorhin zwei Stunden verbracht hatte? Wie konnte sie sich nur so in ihm täuschen.

„Lass deine dummen Sprüche! Ich will wissen was du verdammt noch mal mit mir vorhast.“ Denn das sie etwas mit ihr vorhatten stand außer Frage.

„Aber, aber. Es ziemt sich nicht für eine junge Frau so zu Fluchen. Hat man dir keine Erziehung zukommen lassen?“

Wütend spuckte sie ihm vor die Füße.

„Es geht dich n Scheißdreck an wie und was ich sage! Also und ich wiederhole mich nur ungern, aber anscheinend bist du einer von der langsamen Sorte, was willst du von mir?“

Der Schlag kam so unvorbereitet und heftig, dass sie für einen kurzen Moment alles verschwommen sah und sich auf dem Boden wieder fand.

Sie reib sich ihre Wange, die höllisch brannte und starrte ihren Bruder aus verächtlichen Augen an.

„Wo hast du dein Benehmen gelernt? Hat dir keine beigebracht, dass man keine Frauen schlägt? So etwas ist ein Zeichen von Schwäche. Du bist echt erbärmlich.“

Keelin hatte seine Hand schon wieder erhoben, als einer der vermummten Männer vortrat und seine Hand packte. Sie konnte nicht verstehen was er sagte, da er Keelin ins Ohr flüsterte. Aber was immer es auch war, es schien ihn zu beruhigen.

„Du hast noch mal Glück gehabt. Aber wir brauchen dich unverletzt.“

„Oh wow. Dann muss ich mich ja gerade noch bei meinem Retter bedanken.“

Verächtlich sah sie zu den Männern auf.

Doch die Antwort ihres Bruders verunsicherte sie, denn dieser lachte plötzlich schallend los.

„Du willst dich bei deinem Retter bedanken. Na dann mal los.“ Er schnappte sich die Kapuze des Mannes, der neben ihm stand und zog sie herunter.

Hatte sie gedacht Bishops unerwartetes Auftreten hätte sie schon geschockt? Das was sie jetzt sah, ließ sie wirklich an ihrem Geisteszustand zweifeln. Hätte sie nicht schon auf dem Boden gesessen, so hätte dieser Anblick sie zum schwanken gebracht.

Saemil.

Es war Saemil

Und immer wieder hallte sein Name in ihren Gedanken wider. Das durfte nicht sein. Das konnte einfach nicht sein.

Warum?

Sie merkte nicht wie Tränen ihr Gesicht herunterliefen. Merkte nicht, dass ihr ganzer Körper anfing zu zittern.

Warum?

Hasste er sie? Hatte sie was Falsch gemacht? Bei beiden? Bishop und Saemil?

Wie durch einen Schleier hörte sie Keelins nächste Worte.

„Wolltest du dich nicht bei deinem Retter bedanken. Dann tu es, dass ist deine letzte Möglichkeit.“

Sie antwortete nicht. Sie konnte es nicht. Ihre Augen klebten immer noch regelrecht an Saemils Gestalt. Seinen schwarzen Haaren und den grünen Augen.

Hatte er nicht gesagt, sie würden sich wieder sehen?

Wie es aussah hielt er seine Versprechen.

Aber es brach Kaighley das Herz ihn da stehen zu sehen. Was wollte er von ihr? Was wollten diese Männer bloß von ihr.

Sie war verzweifelt und merkte dabei nicht wie sein Name ihr über die Lippen kam. Leise, aber für ihn verständlich, Saemil

Er musste sich wegdrehen. Er konnte sie nicht ansehen. Nicht so.

„Na dann. Lasst und beginnen“, vergnügt klatschte ihr Bruder in die Hände. Es gefiel ihm anscheinend was er sah. Seine Schwester hatte aufgegeben. Sie war gebrochen. Es war doch gut gewesen Saemil hier her zu bestellen. Er liebte es, wenn seine Pläne funktionierten.
 

Kaighley merkte nicht wie sie noch oben gezogen wurde, noch wie sie festgekettet wurde.

Doch irgendwann spürte sie morsches Holz unter ihrem Rücken.

Ihre Augen hatte sie geschlossen. Sie wollte nicht in Keelins triumphierende Augen sehen. Sie wollte weg. Von hier verschwinden.

Aber das war etwas, was nie passieren würde.

„Kaighley, Kaighley, es war so einfach dich zu brechen. Du enttäuschst mich. Als Reinkarnation von Farth müsstest du aber stärker sein. Aber, ach ich vergaß, seine Kräfte und sein Wesen sind ja weggesperrt worden, von unseren dummen Eltern. Wussten sie nicht, was für ein Geschenk es ist, die göttlichen Kräfte Farths in sich zu haben. Du hast so viele Möglichkeiten, meine Kleine, so viele verschiedene Möglichkeiten.“ Er machte eine Pause. Offensichtlich stellte er sich gerade vor, was sie alles erreichen könnte. Kaighley hätte ihn am liebsten geschlagen.

Farths Kräfte brachten nur Unheil. Wusste er das denn nicht? Wenn er ihr Siegel brechen würde, würde sie alles zerstören.

Verzweifelt versuchte sie sich zu wehren. Versuchte weg zu kommen, zu fliehen. Aber außer, dass sie ihre Handgelenke aufschürfte geschah nichts.

„Du willst weg? Schade, dass geht leider nicht. Aber ich will dir noch einen anderen Gefallen tun. Ich will dir erzählen, was wir genau mit dir vorhaben, damit du nicht, um es wie du auszudrücken, dumm stirbst. Wie du weißt haben unsere Eltern Farths Erbe in dir versiegelt. In der Annahme, dass es nicht erwachen würde. Aber wie dumm sie doch waren. Damals, du weißt doch sicher wie sie starben. Sie wurden ermordet. Und um ehrlich zu sein, bin ich froh. So konnte mich mein Meister finden und zu dem machen, was ich jetzt bin. Meine Kräfte sind voll ausgebildet und ich kann mit ihnen nach belieben schallten und wallten. Aber etwas hat mich gestört. Du und dein Erbe. Ich bin Farina. Die liebe Farina. Ich bin Gut. Meine Kräfte können keinen Menschen verletzten. Sie sind nur darauf ausgerichtet, dir Schaden zuzufügen! Und das verabscheue ich. Wir, mein Meister und ich, brauchen mehr Kraft, zerstörerische Kraft, um das zu beenden was Farth angefangen hat. Wir wollen die Menschen vernichten. Die dummen, einfältigen Menschen, wir…“

„Ha ha“, wurde er unterbrochen. Kaighley hatte es nicht mehr ausgehalten. Wie machtsüchtig konnte eine einzelne Person nur sein.

„Wenn die Menschen sterben, was bringt dir das? Du wärst mit deinem tollen Meister allein. Ihr hättet Nichts. Gar Nichts. Was bringt euch das? Wollt ihr über die Tiere herrschen oder was? Für so blöd hätte ich dich nicht gehalten lieber Bruder.“

Gequält stöhnte sie auf, als die Fesseln um ihre Handgelenke enger wurden.

„Das reicht. Ich glaube sie hat verstanden. Aber Kaighley so meine ich das nicht. Ich werde nicht alle vernichten, nur die die blöd genug sind, sich gegen mich zu stellen. Schwester, ich teile Farths Meinung. Menschen sind schwächlich und leicht zu überzeugen. Sie stehen nicht für das ein, an das sie glauben. Aber wie du bereits sagtest, es wäre wirklich eintönig als Einziger übrig zu bleiben. Aber um das Alles überhaupt zu erreichen brauche ich deine Kräfte.“

„Ich werde sie dir nicht geben. Um Nichts in der Welt.“

„Glaubst du ernsthaft ich bräuchte deine Erlaubnis? Ich werde sie mir ohne dein Zutun sichern. Weißt du das Siegel ist brüchig. Ich werde es lösen. Aber, um ehrlich zu sein, das wäre zu gefährlich. Du würdest mich töten, bevor ich überhaupt reagieren könnte. Denn Farth tut alles um seine Schwester zu töten. Nein ich werde nur einen Teil öffnen. Den Teil zu deiner Macht“

„Und was glaubst du was dir das bringt? Glaubst du ich werde dir dann schön brav folgen und alle töten die du mir zeigst?“, unterbrach sie ihn ein weiteres Mal. Das was er erzählte machte ihr Angst. Und diese wurde verstärkt, als er jetzt zu lächeln begann.

„Nein, das glaube ich fürwahr nicht. Du würdest mir nie in deinem Leben folgen, das weiß ich. Aber ich habe ein Ritual. Es wird deine Persönlichkeit einsperren. Du wirst nichts weiter sein, als meine Marionette. Meine kleine süße Marionette, die jeden töten wird, den ich ihr zeigen werde.“ Liebevoll strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht.

„Du wirst schon bald mein sein. Lasst uns anfangen. Ach und dass habe ich vollkommen vergessen. Erst durch Saemils Hilfe und die Bishops bist du hier. Bedanke dich schön artig bei beiden.“

Panik. Blanke Panik und Angst. Verzweifelt versuchte sie gegen die Ketten anzukommen. Doch es brachte nichts. Sie schrie. Immer und immer wieder nach Hilfe.

Sie wollte diesem Alptraum entkommen. Lieber würde sie vollkommen sterben, als als Marionette zu dienen. Sie würde Menschen töten, verletzten und Familien trennen.

Das wollte sie nicht. Das hatte sie niemals gewollt.

Tränen, unzählige Tränen liefen über ihr Gesicht.

Sie sah wie sich die Männer um sie herum platzierten. Wie sie anfingen in einer fremden Sprache zu sprechen. Rhythmisch und leise.

Sie sah Saemil wie er leise Worte murmelte und ihr dabei in die Augen sah.

Augen die alle Hoffnung verloren hatte. Sie hatte verloren.

Sie würde sterben. Ein Teil von ihr, der wichtigste. Und der andere würde morden, töten, verletzten.

Tränen rannen immer noch über ihr Gesicht als sie endlich ohnmächtig wurde.

Und sie wusste, sie würde nie wieder erwachen.

Dunkelheit und Entscheidungen

Halloo^^

da bin ich mal wieder...^^

öhm..eigentlich gibt es gar nicht viel zu sagen...außer

danke für eure Kommis *euch alle gaaaanz arg knuddelt*

dann wünsch ich euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel
 

Los gehts
 


 

Dunkelheit und Entscheidungen
 

Dunkelheit. Undurchdringliche Dunkelheit.

Und irgendwo dazwischen war sie.

Sie spürte weder Arme noch Beine, weder Trauer noch Schmerz.

Sie fühlte gar nichts mehr.

Nur Leere.

Immer wieder Leere.

Sie versuchte etwas zu erkennen, sich zu bewegen oder zu sprechen. Aber es war, als ob sie weder Augen, noch Körper noch Stimme besaß.

Sie war nichts mehr.

Nur Leere.

Unendliche Leere.

Sie glaubte manchmal Stimmen zu hören, oder Licht zu erkennen. Aber es gab weder Menschen noch Licht.

Es gab nichts mehr.

Nur Leere.

Unfassbare Leere, und Einsamkeit. Verzweifelte Einsamkeit.

Sie wusste nicht wie lange sie hier war. Es gab keine Sekunden, Minuten oder Stunden mehr.

Nur noch sie, ihre Gedanken, ihre Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung.

Sie war allein. Allein in der endlosen Dunkelheit.

Sie wusste nicht, ob es ewig so sein würde. Keelin hatte ihr gesagt, er würde ihr Selbst, ihre Persönlichkeit wegsperren.

Hatte er das schon getan?

Würde sie für immer hier sein, während ihr Körper Dinge tat, die sie nicht wollte?

Sie wollte weinen, doch keine einzige Träne verließ ihre Augen.

Hatte sie überhaupt noch Augen? Oder einen Körper?

Sie wusste es nicht. Würde es wahrscheinlich auch nie erfahren.

Sie ließ ihre Gedanken treiben. Sie brauchte sich nicht mehr zusammenreißen.

Vielleicht, so hoffte sie, könnte sie hier Frieden finden und endlich einschlafen. Und vielleicht, nur vielleicht hatte ihr Bruder Mitleid mit ihr und ließ ihren Geist sterben. Ließ sie zurückkehren zu ihrer Familie. Zu ihrer Mutter und ihrem Vater.

Vielleicht würden sie ihr verzeihen, dass sie nicht stärker war, dass sie sich nicht hatte wehren können und versagt hatte. Vielleicht würden sie sie trotz alledem lieben.

Aber sie bezweifelte es. Sie würde hier bleiben. Ein Schatten ihrer selbst. Dazu verdammt auf ewig hier zu bleiben.

In der Dunkelheit. Der endlosen Dunkelheit.

Sie trieb weiter in der Leere. Jegliche Hoffnung auf Rettung verloren, als sie es hörte.

Es war nur der Hauch eines Flüsterns. Mehr eine Ahnung, als Gewissheit. Und so schnell wieder verflogen, dass man meinen könnte, es wäre nur Einbildung gewesen.

Aber Kaighley horchte auf. Strengte sich an, es noch einmal zu hören.

Ihr ganzes übrig gebliebenes Selbst schien auf dieses Flüstern zu reagieren, sich an es zu klammern, wie ein Ertrinkender, mit ganzem Herzen darauf vertrauend, dass man gerettet und doch nicht untergehen würde.

Und ihr innerliches Flehen wurde erhört.

Das Flüstern, es kam wieder. Immer noch so zart und leise wie zuvor. Und wie stark sie sich auch anstrengte, sie konnte die Worte nicht verstehen. Aber sie bemerkte, dass es jedes Mal lauter wurde, wenn auch fast unbemerkt.

So entschied sie sich zu warten. Sie hatte Zeit. Sie würde es verstehen, wenn sie nur lange genug aushalten würde.

Und sie hatte Recht. Sie wusste zwar nicht wie lange es dauerte, aber bald konnte sie die Worte, die für sie so wichtig erschienen, verstehen. Schwach und zuallererst unverständlich. Aber je länger sie aufmerksam zuhörte, desto mehr ergaben sie einen Sinn.

Und sie begriff, dass sie wichtig waren. Von außerordentlicher Wichtigkeit.

„Komm her.“

Sie waren weder ungewöhnlich noch ausdrucksstark. Aber Kaighleys Selbst, ihr Inneres strebte so sehr der Stimme entgegen. Nichts anderes hatte mehr in ihrem Kopf Platz.

Sie musste vorwärts kommen.

Sie versuchte, ihre Beine zu bewegen, aber sie konnte sie noch nicht einmal fühlen.

Sie wollte mit ihren Armen rudern, aber diese schienen wie abgestorben.

In ihrer Verzweiflung wollte sie schreien. Aber sie hatte keine Stimme.

„Komm zu mir“

Die Stimme, sie war weder männlich noch weiblich, nur unglaublich sanft und vertrauensvoll.

Sie hatte keine andere Möglichkeit. Sie würde alles versuchen, um zu ihr zu gelangen.

Wenn sie keinen Körper besaß, musste es eine andere Alternative geben.

Sie beruhigte sich, versuchte den Drang, der Stimme augenblicklich zu folgen, zu unterdrücken.

Vielleicht konnte sie so zu ihr gelangen.

Sie stellte sich vor, wie sie ihre Beine bewegte. Wie sie langsam, fast ängstlich, einen Fuß vor den anderen setzte. Wie sie vom Fleck kam, sich bewegte.

Und sie stellte erstaunt fest, dass es stimmte. Es war wie eine Ahnung, eine Bestätigung ihrer Umwelt, dass sie sich vorwärts bewegte. Sie sah es nichts, denn es gab nichts zu sehen. Nur immer wieder die Dunkelheit. Aber sie wusste es mit einer nüchternen Gewissheit, der gleichen Gewissheit, die ihr auch bestätigte, dass ihr Bruder sie eingesperrt hatte.
 

Sie hörte die Stimme immer deutlicher. Es schien, als ob sie ihr den Weg weisen würde. Und sie wusste, dass sie gleich am Ziel sein würde, denn die Stimme wurde immer lauter. Und plötzlich stoppte Kaighley.

Bewegte sich keinen Millimeter mehr vorwärts durch die Dunkelheit.

Aber mit einem Mal war es keine undurchdringliche Dunkelheit mehr. Sie sah Konturen, Schatten und Muster. Mit jeder verstrichenen Sekunde konnte sie mehr erkennen.

Sie befand sich in einem Zimmer. Aber es war weder groß noch besonders eingerichtet. Das einzige, das sich darin befand war ein Bett, auf dem sie zu liegen schien und ein Fenster, das gegenüber ihres Bettes angebracht war und durch das sanfte Strahlen Sonnenlichts eindrangen.

Sie wollte sich aufsetzen, aber ihr Körper reagierte nicht. Sie starrte nur weiter vor sich hin.

Sie wollte ihren Mund öffnen um nach Hilfe zu schreien, aber sie konnte ihn noch nicht einmal öffnen.

Und dann begriff sie plötzlich.

Keelin hatte Erfolg gehabt. Sie war eine Marionette geworden. Eingesperrt in sich selbst. Ohne die Möglichkeit zur Flucht.

Sie war dazu verdammt auf immer die Taten ihres Körper mitzuerleben. Wenn ihr Körper morden würde, würde sie es sehen. Wenn er foltern würde, würde sie es sehen.

Sie hatte nicht einmal die Möglichkeit wegzuschauen oder die Augen zu schließen. Denn sie besaß weder Muskeln noch Lider.

Sie war nichts mehr, gefangen in sich selbst.
 

Keelin sah durch eine kleine Öffnung in der Tür und rieb sich erfreut die Hände. Sein Plan war erfolgreich gewesen. Er hatte seine eigene kleine Marionette erschaffen. Lächelnd richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Schwester. Während des Rituals hatte sie sich verändert. Ihre langen Haare waren nicht mehr blau, wie seine eigenen, sondern von einem tiefen Nachtschwarz, und auch ihre Augen, die ohne jegliches Leben vor sich hinstarrten waren nicht mehr blau. Sie waren von einem unnatürlichen Rotton, fast blutrot.

Und wenn er nicht gewusst hätte, dass sie sich auf seinen Befehl hin bewegen würde, hätte er gedacht, dass sie tot wäre. Denn ihre, sonst relativ gebräunte Haut, war leichenblass.

„Holt die übrigen Gefangenen. Ich will sehen, zu was meine neue Marionette alles fähig ist.“ Er drehte den Kopf nach hinten um seine Untergebenen mit einer einfachen Geste seiner Hand zur Eile zu bewegen.

Er konnte es kaum erwarten. Wenn sie diesen Test meistern würde, könnte er sich voll und ganz auf sie verlassen.
 

Kaighley bemerkte erst, dass eine Person im Zimmer war, als sich ein Schatten auf sie legte. Erschrocken musste sie feststellen, dass es ihr Bruder war.

„Na, meine Schöne? Zeit aufzustehen. Komm mit.“

Sie versuchte verbissen, irgendwie die Macht über ihren Körper zu erlangen. Sie wollte nicht aufstehen, wollte nicht wissen, wohin er sie bringen würde, und was sie dann tun musste. Sie wollte liegen bleiben.

Aber es half nichts. Ihre Beine bewegten sich automatisch. Ihr Oberkörper setzte sich auf und sie spürte schon bald, wie ihr ganzer Körper sich erhob und hinter ihrem Bruder herlief.

So konnte es nicht enden. Sie musste doch irgendetwas tun können.

Doch mit jedem Schritt, den sie hinter Keelin herlief, schwand ihre Hoffnung.

Und als sie dann sah, wo er sie hingebracht hatte, verschwand sie ganz.

Sie befand sich in einem Raum. Nicht viel größer, als der Raum, in dem das Ritual durchgeführt worden war. Nur war dieser hier mit Menschen gefüllt.

Etwa zwanzig davon. Alte, junge, Männer und Frauen.

Sie wusste, was Keelin von ihr wollte. Und es brachte sie an den Rand des Wahnsinns.

Sie würde Menschen töten müssen.
 

Keelin war höchst erfreut wie alles ablief. Seine Schwester war aufgestanden, als er es befohlen hatte und war ihm die ganze Zeit über, wie ein Hund, gefolgt.

Jetzt musste sie nur noch diese Aufgabe erfolgreich bewältigen. Und er war sich absolut sicher, dass es zu seiner vollsten Zufriedenheit geschehen würde.

Er hatte gewonnen. Und diesen Erfolg würde er mehr als alles andere genießen.

„Kaighley, meine Kleine. Töte sie!“

Und er merkte, wie sich seine Schwester in Bewegung setzte.
 

Sie schrie, immer wieder und wieder. Aber als sie merkte, wie ihr Arm in den Körper eines alten Mannes eindrang und sein Herz mit bloßer, ihr unbekannter Kraft und Brutalität, herausriss, wusste sie das es kein Entrinnen gab. Ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr.

Sie sah das Blut des Mannes spritzen, wie es ihre Kleidung durchtränkte, wie es ihre Hände hinunterlief und sich am Boden in großen Pfützen sammelte. Sie nahm den grauenvollen Gestank des frischen Blutes wahr und hörte die verzweifelten Schreie der übrig gebliebenen Menschen. Hörte ihr Flehen sie zu verschonen, ihre Hilferufe und ihre Schreie voller Schmerz, als sie ihnen entweder mit bloßen Händen oder einem Schwert, dass sie von ihrem Bruder hatte, das Lebenslicht auslöschte.

Innerlich schrie und schlug Kaighley um sich. So konnte es einfach nicht enden.

Sie sah überall Tote, roch Blut und fühlte, wie sie langsam von dem roten Lebenssaft bedeckt wurde.

Lieber wäre sie gestorben, als so zu enden.
 

Auch Saemil war anwesend. Keelin hatte ihn hierher befohlen. Anscheinend wollte er ihn mitansehen lassen, was Kaighley den Menschen antat. Und obwohl er schon so viele Menschen hatte sterben sehen, musste er sich wegdrehen.

Er war nicht schwach, weder physisch noch psychisch. Aber das, was sie dort tat, war beinahe mehr als er ertragen konnte. Er war mit ihr unterwegs gewesen, hatte miterlebt wie sie sich des öfteren mit Lilithel oder ihm selbst gestritten hatte, hatte ihren Geschichten aufmerksam zugehört und mit ihr gelacht. Denn vor allem ihr Lachen hatte er an ihr gemocht.

Bishop hatte recht, er hatte für sie etwas empfunden. Mehr als erlaubt gewesen wäre. Er hatte sie als Freundin gesehen. Und manchmal sogar mehr.

Geld und Rache. Deshalb hatte er sie ausgeliefert. Er war Mörder, Meuchler. Und er war gut. Einer der Besten, aber mit so viel Hass in sich. Er wollte sich an den Menschen rächen. Für das, was damals passiert war. Aus diesem Grund hatte er sich Keelins Plan angehört. Damals, war der Plan nicht so gewesen. Keelin hatte lediglich etwas von Kräften erzählt, die er bräuchte, um die Regierung, den König zu stürzen und sich, wie er, an ein paar Menschen zu rächen. Er hatte zugestimmt. Seine Rache war ihm wichtig gewesen.

Aber jetzt? Was war aus Keelins Plänen geworden? Was hatte er Kaighley nur angetan?

Er sah dem Mädchen zu, wie sie einem gerade mal 15-jährigen Mädchen den Kopf abschlug. Wie das Blut aus dem Halsstumpf strömte und den Boden unter sich rot färbte. Er sah in ihre Augen und sah nichts. Kein Leben, keine Freude, kein Strahlen.

Und er begriff plötzlich mit lähmendem Entsetzen, was er verbrochen hatte.

Was er diesem Mädchen vor sich angetan hatte. Einem Menschen, den er mochte und vielleicht sogar noch mehr als nur mochte.
 

Eine ekstatische Freude erfasste Keelin. Blut, er sah überall Blut und es erfüllte ihn mit Genugtuung und Gewissheit. Gewissheit darüber, dass er es geschafft hatte. Seine Pläne. Er würde es schaffen.

Nicht unbedingt für sich, sondern für die Frau die er liebte. Für Farina.
 

Sie bemerkte es anfangs nicht. Kaighley war zu betäubte. Verzweiflung, Panik, Ekel, Angst und Hass benebelten ihre Sinne. Sie sah nur noch ihren Bruder und sein schmales Lächeln. Ein Lächeln voller Genugtuung. Sie fragte sich sicher nicht zum ersten Mal, was schief gelaufen war. Wer hatte das mit ihm angestellt?

„Hass“, sie fuhr herum. Doch da war nur wieder Dunkelheit.

War das die gleiche Stimme gewesen, die sie hierher geführt hatte?

Das konnte nicht sein. Sie hatte sich verändert. War härter, tiefer geworden.

Wurde sie hereingelegt? Eine neue Bestrafung ihres Bruders?

„Hass ihn. Sei stark“, diesmal von links.

Verwirrt sah sie sich um. Strengte ihre Augen an, irgendetwas in dieser Dunkelheit zu erkennen.

Doch vergeblich.

„Hass ist immer gut. Er triebt die Menschen an.“ Von rechts.

Sie hatte genug. Reichte es nicht, dass sie nur noch ein Schatten ihres früheren Selbst war. Musste man sie auch noch quälen?

„Wer bist du? Komm heraus.“ Sie bemerkte, dass sie nicht mit ihrer Stimme sprach. Es war eher eine Art Gedankenübertragung.

„Ich bin doch schon da. Öffne deine Augen.“

Wie? Hatte sie diese denn nicht schon auf?

„Schau hin, Kaighley. Streng dich an!“

Sie versuchte es. Wirklich. Aber zuerst sah sie weiterhin nichts.

Doch plötzlich sah sie so etwas wie Licht. Ein kleiner heller Punkt, der langsam näher kam. Und je näher er ihr war, desto größer wurde er, bis man eine Gestalt in mitten des Lichtkreises ausmachen konnte.

Sie erkannte einen Mann.

Verwirrt wartete sie, bis er heran war. Was wollte er? Und vor allem, wie kam er hierher?

Konnte es sein, dass….

Der fremde Mann stoppte. Vielleicht gerade mal ein paar Meter vor ihr. Seine Augen huschten über ihre Gestalt.

„Kaighley. Anscheinend habe ich mich getäuscht.“ Er trat noch näher und strich ihr eine Strähne hinter ihr Ohr.

Verwirrt sah sie an sich herunter. War sie nicht vor ein paar Minuten noch ein körperloser Geist gewesen. Warum konnte sie sich plötzlich frei bewegen? Ihre Arme und Beine wieder spüren?

„Wer bist du?“ Sie hatte ihre Stimme wieder. Diese klang jedoch leise und brüchig.

„Weißt du es wirklich nicht?“ Sein Lächeln war falsch. In seinen roten Augen konnte sie nur Tod und Hass erkennen.

„Farth“, war ihre geflüsterte Antwort. Sie stand dem Mann gegenüber, der für alles hier verantwortlich war. Der mit seinem Hass auf alle Menschen und auf seine Schwester sie zu der gemacht hatte, die sie jetzt war. Eine Gefangene ihres eigenen Körpers.

Sie wollte ihn anschreien, ihm wehtun, doch sie bewegte sich keinen Millimeter vorwärts und kein Wort des Hasses und der Wut kamen über ihre Lippen. Sie sah ihn nur stumm an und entdeckte Gemeinsamkeiten. Sie hatten nicht die gleiche Augenfarbe oder Haarfarbe. Aber ihr Gesicht. Er sah aus wie ihr Bruder, wie sie selbst. Sie begriff. Sie konnte ihm nicht wehtun, nicht hassen oder wegsperren, wie es ihre Eltern getan hatten. Er war ein Teil von ihr. Mit ihm hatte es angefangen und in ihr wurde es fortgeführt.

„Schlaues Mädchen.“ Seine Stimme war bar jeglicher Emotionen. Nur kalt, hart und tief.

„Was…“

„Schhh. Sei ruhig. Folge mir.“

Er brachte sie zurück. Zurück zu dem Platz hinter ihren Augen, von dem aus sie zusehen musste, was ihr Körper tat.

„Was wollen wir hier?“

„Schau“ Er hatte wohl nicht vor, ihr irgendwelche Antworten zu geben, doch sie fügte sich seinem Befehl. Irgendetwas war in seiner Stimme.

Sie sah einen kleinen Jungen, etwa sechs Jahre. Er saß vor ihrem Körper auf dem Boden und weinte hemmungslos. Um ihn herum die Leichen seiner Familie.

Entsetzt schloss sie die Augen. Sie konnte nicht mitansehen, was jetzt passierte. Doch Sekunden später hörte das Weinen abrupt auf und als sie dann zögerlich die Augen wieder öffnete, sah sie ihn am Boden liegen. Seine kalten, noch vom Weinen roten Augen sahen sie anklagend an. Sein Brustkorb war aufgeschlitzt und an ihren Händen lief sein Blut hinab.

„Blut. So rot. Wunderschön, nicht? Und der Geruch. Einfach unwiderstehlich. Ich liebe solche Anblicke von Menschen. So sind sie mir einfach am liebsten, tot und aufgeschnitten. Findest du nicht auch?“ Fast freundschaftlich legte er ihr eine Hand auf die Schulter.

Kaighley lief es eiskalt den Rücken hinunter. Seine Hand und sein ganzer Körper strahlten eine ungeheure Kälte aus, die einem bis auf den Grund der Seele drang. Sie konnte seine Anwesenheit nicht länger ertragen. Seine Aura des absolut Bösen schnürte ihr die Luft zum Atmen ab. Ihr wurde schwindelig und für einen Moment konnten ihre Beine ihr Gewicht nicht mehr tragen und sie fand sich auf dem Boden sitzend wieder.

Farth schien davon keine Notiz zu nehmen. Denn er redete weiter.

„Kaighley, was machen wir jetzt?“

Verwirrt sah sie zu ihm auf. Was wollte er von ihr? Sie konnte ihm nichts geben.

„Was meinst du?“, war deshalb auch ihre geflüsterte Gegenfrage.

„Du, oder besser, deine Eltern, sie haben mich weggesperrt. Ich war lange gefangen in einem kleinen Teil deiner Seele. Weißt du, auch für mich war das keine angenehme Erfahrung.“

Blitzschnell war er neben ihr und riss sie am Hals zu sich herauf. Seine Hand, die sich in eine Klaue verwandelt hatte, hielt er eng gegen ihre Kehle gepresst.

„Noch niemand, glaub mir, noch niemand hat diese Frechheit gewagt. Ich bin ein Gott. Ihr erbärmlichen Menschen solltet euch geehrt fühlen. Und du besonders. Du bist ein Nachfahre von mir!“ Seine Aura war noch erdrückender geworden. Immer wieder wurde ihr schwarz vor Augen.

„Doch ich werde dir vergeben.“ Seine Hand streichelte ihre Wange, hinterließ blutige Kratzer, ehe er fort fuhr.

„Ich brauche dich. Oder besser deinen Körper. Und du brauchst mich. Oder willst du hier ewig feststecken?“

Er ließ sie fallen. Hart schlug sie auf. Benebelt blieb sie dort ein paar Sekunden liegen, bevor sie versuchte, sich wieder aufzusetzen.

„Wie meinst du das?“

„Na ja meine Kleine. Es gibt einen Weg hier raus. Vielleicht sogar für uns beide.“

Seine blutroten Augen funkelten ihr entgegen.

„Weißt du, ich habe nichts gegen Mord und Totschlag. Aber ich habe etwas dagegen, wen man meine Kräfte ungefragt benutzt und dann auch noch von meiner Schwester oder ihrem minderbemittelten Erbe. Ich werde nicht gerne eingesperrt.“ Seine Augen ruhten wieder einmal gefährlich lange auf ihr. Sie hatte Angst. Was würde er mit ihr machen?

„Du, Kaighley, bist mein. Dein Körper, dein Geist. Du wurdest geboren, alles zu zerstören, mir zu dienen und mein Werk zu vollenden. Und vor allem Farina zu töten. Und weiß du, jetzt, da ich wach bin, da das Siegel gelöst wurde, steht dem nichts mehr im Weg. Wir werden alles vernichten.“

Angst erfasst ihren Körper. Als ob es nicht reichen würde, einen Psychopathen in der Familie zu haben, aber wenn man dann selbst noch einen in sich trug, das war zu viel.

„Brauchst du mich, um von hier zu verschwinden, meinen Körper zurück zu erobern?“

Fragen sah sie ihn an. Versuchte stark zu sein, ihm gegenüber keine Schwäche zu offenbaren.

„Ja“, war seine knappe Antwort. Anscheinend schien er zu spüren, was in dem Mädchen vor ging.

Kaighley wusste nicht was sie tun sollte. Wenn sie hier bleiben würde, würde Keelin alle töten, aber würde sie Farth helfen, würde ER alle töten. Egal, was sie machen würde, das Ende war besiegelt.

Sie glaubte kaum, dass sie sich gegen Farth durchsetzten konnte. Gegen seine Bosheit, seinen Hass und seine Macht. Die Gefühle würden sie überschwemmen, sie zu einem Teil von ihm machen.

Was sollte sie nur tun?

Gefühle und Abschied

Hallo^^ bin wieder da

sorry das Kapitel kommt n bisschen spät, aber ich schreib nächste Woche Mathe und muss noch lernen...

Ich hass Mathe!!!

aber naja ich wünsch euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel!!!

Lg

Kleines
 


 

Los gehts
 

Gefühle und Abschied
 

Keelin sah sich in dem Raum um. Der Großteil des Bodens war mit Blut und Leichen bedeckt, nur noch hier und dar sah man etwas von dem kahlen Steinboden. Sogar ein paar der hohen Steinmauern waren mit dem roten Lebenssaft überzogen. Keelin grinste, wie schon die ganze Zeit davor. Wie nah er doch seinem Ziel war. Die Erfüllung seiner Träume. Kaighley musste nur noch einen letzten Test bestehen, dann wäre alles bereit.

„Holt mir die Kleine.“

Einer seiner Diener setzte sich sofort in Bewegung und verschwand hinter einer der angrenzenden Türen.
 

Lilithel wusste nicht, wo oder wie sie überhaupt hierher gekommen war. Sie konnte sich nur noch daran erinnern, wie sie in ihr Zimmer gegangen war, um auf Kaighley zu warten.

Mühsam richtete sie sich auf. Ihr Körper schmerzte nach dem langen Liegen auf dem harten Steinboden, außerdem fühlte sich ihr Kopf an, als ob jemand mit Wucht dagegen geschlagen hatte. Vorsichtig und alle schnellen Bewegungen vermeidend, sah sie sich in der Zelle um. Aber außer einem Fenster und einer kleinen Strohmatte war der Raum leer.

Sie fragte sich, wer sie wohl hierher gebracht hatte und was man von ihr wollte. Außerdem hatte sie das dringende Bedürfnis nach Kaighley zu suchen.

Das Quietschen der Zellentür ließ sie herumfahren. Im Eingang stand ein Mann, den sie noch nie gesehen hatte.

„Hey, was soll das? So behandelt man keine Frau! Hat dir keiner Manieren beigebracht?!?“

Doch sie bekam keine Antwort, stattdessen schlug der Mann ihr einmal kurz, aber brutal ins Gesicht. Lilithel hatte das Gefühl ihr Kopf würde gleich explodieren. Bunte Lichter tanzten vor ihren Augen, als der Mann sie jetzt gewaltsam mit sich schleifte. Sie hatte keine Ahnung, was er mit ihr machen würde, aber sie hatte Angst.

„Kaighley, hilf mir.“, flüsterte sie noch, bevor dir Tür ins Schloss fiel.
 

Kaighley stand immer noch da. Ihre Gedanken kreisten wild in ihrem Kopf herum. Was sollte sie nur tun? Sie wusste es nicht, sie wusste es wirklich nicht. Keiner konnte ihr bei dieser Entscheidung helfen.

Ihr Blick glitt zu Farth hinüber, der noch immer an der gleichen Stelle stand und verzückt die ganzen Leichen und das Blut betrachtete.

Keelin oder Farth?

Sie kam zu keinem Entschluss. Sie fühlte sich hilflos und allein. Sie musste eine Entscheidung treffen, die über das Leben der Menschen entscheiden würde. Es war ihr egal was mit ihr werden würde. Denn in beiden Fällen wäre sie nur eine Marionette, ein Nichts, ohne die Kraft selbst zu bestimmen oder zu entscheiden.
 

Die Tür öffnete sich lautlos, als der Mann und das Mädchen den Raum betraten. Lilithel musste sich zusammenreißen, um sich nicht im gleichen Moment zu übergeben. Was sie sah, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Sie hatte noch nie wirklich Leichen, noch nie so misshandelte Menschen gesehen. Ein Schluchzer kam ihr über die Lippen. Was würden diese Männer mit ihr wohl anstellen? Sie glaubte kaum daran hier jemals wieder weg zukommen. Sie würde hier drinnen sterben. Zusammen mit den anderen Leichen auf dem Boden liegen.

Sie wusste nicht warum! Was hatte sie getan? Wer waren diese abscheulichen Menschen, die zu so etwas fähig waren?

Ihr Blick flog über alle Menschen in dem Raum, auf der Suche nach einem bekannten. Vielleicht würde sie so jemanden finden, der ihr Antworten geben würde.

Sie blieb an dem Jungen in der Mitte des Zimmers hängen. Blaue Augen, blaue Haare… Sie stockte.

Keelin!

Was war dann mit Kaighley, was hatte er mit ihr gemacht? Wo war sie? Verzweifelt versuchte sie sich aus dem Griff ihres Peinigers zu befreien.

Aber ein erneuter Schlag, dieses Mal von vorne, ließ sie in ihrem Vorhaben stoppen.

„Na na. Schön ruhig. Bald ist alles vorbei.“

Lilithel fragte sich, wie sie diesen Jungen vor sich nur jemals attraktiv finden konnte. Sein hinterhältiges Grinsen ließ sie erschaudern, seine ganze Anwesenheit vor Abscheu erzittern. Und verzweifelt fragte sie sich, was er mit ihrer Freundin getan hatte. Wo war Kaighley?
 

Ihr Körper reagierte. Sah den beiden Personen entgegen, die den Raum betraten. Und pure Verzweiflung schien ihren Geist zu benebeln. DAS konnte er nicht tun. Kaighley sah in Lilithels ängstliches Gesicht, sah ihre Versuche sich zu befreien und war im gleichen Moment froh darüber, dass diese sie noch nicht entdeckt hatte. Es hätte ihrer Freundin den Verstand geraubt sie so zu sehen. Ihr ging es ja nicht anders.

„Oh anscheinend kennst du die Kleine.“ Farths dunkle Stimme riss sie aus ihrem Schockzustand. Sie musste etwas unternehmen. Es war klar, was Keelin jeden Moment von ihrem Körper verlangen würde.

Sie würde Lilithel töten. Einen Teil ihrer Familie töten, jemanden, der ihr alles bedeutete. Für den sie ohne zu zögern selbst sterben würde.

„Oh und wie es aussieht, kannst du dich auch gleich wieder von ihr verabschieden.“, fragend drehte sie sich zu dem Gott. Was meinte er?

Sie sah nach draußen und bemerkte mit wachsendem Entsetzten, dass sie genau auf ihre Freundin zuhielt. Das Schwert in der erhobenen Hand.
 

Der blauhaarige Junge amüsierte sich königlich. Vor gerade mal fünf Sekunden hatte er seiner Marionette den Befehl gegeben, das Mädchen vor sich zu töten und Kaighley war sofort losgelaufen. Und er schwor sich, das Gesicht des blonden Mädchens würde er auf ewig in seinen Gedanken behalten. So viel Unverständnis, Verzweiflung, Entsetzen und Angst hatte er schon lange nicht mehr gesehen.
 

Lilithel sah dem Mädchen mit dem Schwert entgegen. Sah ihr in die roten, toten Augen und wünschte sich im gleichen Moment selbst tot zu sein. Ihre Gedanken waren trüb ohne jeden Zusammenhang. Sie konnte nur ihrer Freundin entgegensehen.

„Kaighley“, flüsterte sie. Tränen nahmen ihr die Sicht. Als sie das Zimmer betreten hatte, hatte sie Kaighley noch nicht bemerkt. Später dann als Keelin jemandem den Befehl gegeben hatte sie zu töten, fiel ihr Blick auf ihre ehemalige Freundin. Kaighley hatte im Schatten gestanden, deshalb hatte Lilithel sie auch nicht bemerkt.

Sie wünschte sich, es wäre so geblieben. Was war nur passiert?

Sie wusste es nicht.

Was sie wusste, war, dass sie Angst hatte. Vor dem Mädchen vor sich, vor deren Augen, vor deren Handeln. Unzählige Tränen rannen über ihr Gesicht, ließen immer wieder ihre Sicht verschwimmen.

Aber als sie ein letztes Mal aufschaute sah sie Kaighley vor sich. Ganz nah. Sie roch Blut. Blut von den Menschen die hier überall auf dem Boden lagen, von Menschen die ihre Freundin brutal getötet hatte.

„Hab dich lieb“, flüsterte sie noch, bevor sie die Augen schloss und auf das Ende wartete. Sie würde ihre Familie vermissen, aber vor allem Kaighley.

Ihre beste Freundin.
 

„Nein!“, schrie sie, „ Bleib stehen! Lass sie los! Lass sie bitte los!“

Tränen tropften auf den Boden. Ihre Beine konnten sie nicht mehr tragen. Sie sah Lilithels Gesicht, hörte ihre letzten Worte.

„Bitte… bitte... mach, dass es aufhört!“, flehte sie Farth an. Es war ihr egal, sollten die Menschen sterben. Sie würde alles tun, um ihre Freundin zu beschützen.

„War das ein Ja, meine Kleine?“ Sie hörte etwas wie Triumph aus seiner Stimme.

„Ja! Mach, was du willst. Ich werde dir helfen, aber versprich mir, Lilithel leben zu lassen.“

„Ja“, seine Stimme hallte in den Tiefen ihres Körpers wider.

Kaighley spürte, wie ihr schwarz vor Augen wurde, wie sich alles um sie herum drehte.

Und bevor sie endlich von der süßen Woge der Ohmmacht mitgerissen wurde, hörte sie noch einmal Farths Stimme,

„Für's Erste zumindest, meine kleine Kaighley, für's Erste“.
 

Saemils Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen. Keelins Grausamkeit sprengte den Rahmen. Was wollte er damit erreichen?

Es tat ihm so unglaublich weh. Er sah Lilithels Gesicht, sah ihre Hoffnungslosigkeit. Er wusste, sie hatte mit ihrem Leben abgeschlossen. Aber trotz allem versuchte sie zu begreifen, was passiert war. Aber er wusste, sie würde es nie erfahren.

Kaighley war ein Monster. Sie hatten sie zu dem gemacht.

Er wollte sich wegdrehen, wollte nicht mit ansehen, wie Kaighley ihre beste Freundin töten würde, aber er konnte sich keinen verdammten Millimeter bewegen. Seine Muskeln schienen ihm nicht mehr zu gehorchen.

Er sah, wie sie ihren Arm erhob, das Schwert glänzte von dem ganzen Blut feucht.

Er schloss die Augen, wenn er sich schon nicht wegdrehen konnte.

Sekunden verstrichen.

Langsam, um sich auf das Kommende vorzubereiten, öffnete er seine Augen wieder. Doch was er sah ließ ihn stocken.

Kaighley.

Sie stand immer noch da, das Schwert in der erhobenen Hand, doch sie rührte sich keinen Millimeter mehr.
 

Keelin bemerkte die Veränderung anfangs nicht.

„Jetzt mach schon. Töte sie!“

Doch trotz seines harschen Befehls rührte sich seine Schwester immer noch nicht.

„Schaut mal, was sie hat“, wies er ein paar seiner Diener an. Er hatte nicht mehr den Nerv noch länger zu warten. Was war nur plötzlich los?
 

Lilithel blinzelte. War sie schon tot?

Doch als sie sich umsah, bemerkte sie, dass sie immer noch im selben Raum war.

Sie sah hoch und entdeckte ihre Freundin. Sah das erhobene Schwert in ihrer Hand und fragte sich, was passiert war.

War das alles nur ein Scherz gewesen? Aber das glaubte sie nicht. Kaighley würde so etwas nicht machen.

Und plötzlich bemerkte sie die Veränderung.

Kaighley Augen, sie schienen zu glühen. Sie waren nicht mehr matt und tot, sondern von Leben erfüllt, freundlich und fast so wie früher.

„Kaighley, bist du es?“ Ihr Flüstern war leise, kaum zu verstehen. Doch ihre Freundin streckte ihre Hand aus und strich ihr einmal kurz über den Kopf.

„Alles wird gut, Lil. Hab keine Angst.“

Sie sah wie eine Träne Kaighleys Wange hinunterlief.

„Wir werden uns wiedersehen. Irgendwann. Hab dich auch lieb. Leb wohl.“ Ihre Hand streifte kurz Lilithels Wange, bevor sie sich mit einem Ruck umdrehte.

Lilithel saß da. Ihre Gedanken waren verworren. Sie verstand überhaupt nichts mehr. Was war mit Kaighley los?

Sie hatte, als sich ihre Freundin wieder umgedrehte hatte, etwas in deren Augen gesehen. Das Lebendige, Fröhlich war wieder verschwunden und hatte erneut Mordlust und Hass Platz gemacht.

„Leb wohl“, hallte es immer und immer wieder in ihrem Kopf. Sie wusste nicht warum, aber eine unendliche Traurigkeit erfüllte sie. Es war ein Abschied gewesen.

Aber warum?
 

Kaighley war Farth dankbar. Er hatte ihr ein paar Sekunden Zeit gelassen. Sie hatte sich verabschieden können.

Jetzt spürte sie, wie ihr langsam wieder die Kontrolle über ihren Körper entzogen wurde. Sie wurde zwar nicht mehr, wie bei Keelin ganz wegesperrt aber diese Art war auch nicht besser. Sie nahm ihre Umwelt war, spürte wie sie sich bewegte, roch das Blut und sah die Angst in den Gesichtern der anderen Männer, aber ihr Körper gehorchte trotz allem nicht ihr. Er wurde von Farth gesteuert.

„Farina. Schön dich wieder zu sehen!“
 

Keelin war geschockt. So hatte sein Plan nicht ausgesehen. Wie konnte er erwachen? Doch er spürte, wie auch in seinem Innern etwas erwachte und er sah diesem Erwachen sehnsüchtig entgegen. Seine Geliebte würde wieder auferstehen und er würde ihr bereitwillig seinen Körper überlassen.

„Danke“, hörte er sie noch, bevor er in die Dunkelheit seines Körpers verbannt wurde. Immer darauf wartend zurück gelassen zu werden.
 

„Farth. Es ist mir ebenfalls eine Freude.“

Kaighley hatte mit angesehen, wie sich die äußere Gestalt ihres Bruders verändert hatte. Seine Haare waren weiß geworden, und auch seine Augen strahlten jetzt in einem unnatürlichen Rotton.

Die Geschwister waren beide erwacht.

„Du bist schwach, Bruder. Dein Erbe hat dich viele Jahre lang weggesperrt und du weißt noch nicht wirklich, wie du deine Kräfte einsetzen kannst. Es wäre mir ein Leichtes dich jetzt zu töten. Dem ganzen ein Ende zu setzten, für die nächsten 1000 Jahre.“

Kaighley merkte Farths Angespanntheit. Anscheinend hatte seine Schwester einen wunden Punkt getroffen.

Aber wäre es nicht für alle besser, wenn Farina Farth jetzt gleich töten würde? Dann hätte die Erde nichts mehr zu befürchten.

Doch so wie es aussah, war Farina anderer Meinung.

„Aber das wäre zu langweilig. Ich wünsche dir viel Spaß mit den Menschen hier. Du kannst ja etwas trainieren. Wir sehen und ein anderes Mal.“

Bevor Kaighley, oder dir anderen Menschen reagieren konnten, war er verschwunden. Zurück blieben seine hilflosen Diener.
 

Farth war wütend. Er hasste es, bloßgestellt zu werden. Vor allem von seiner Schwester. Er würde sich rächen. Dafür würde er sie töten, langsam und äußerst schmerzvoll. Aber bis dahin sollte er wirklich noch etwas trainieren. Er musste mit seinen Kräften erst wieder vertraut werden. Und zum Glück gab es hier noch ein paar Menschen, die er zerfleischen konnte.
 

Saemil hatte nur kurz geblinzelt, dann war Keelin, oder was er jetzt auch immer war, verschwunden. Übrig war nur noch Kaighley gewesen. Aber das beruhigte ihn keineswegs, denn was immer auch jetzt mit ihr passiert war, es war nicht besser als vorher.

Kaighley strahlte eine Aura des absolut Bösen aus. So kalt und voller Hass, dass jeder Mensch nach kurzer Zeit den Verstand verlieren würde.

Er musste schlucken. Mit was hatte Keelin sie bloß allein gelassen?
 

Seine Krallen fuhren durch die Leiber, als wären sie aus Butter. Er hatte gerade den Letzten getötet.

Menschen waren auch zu erbärmlich. Nachdem er den ersten geköpft hatte, waren die anderen in Panik ausgebrochen und hatten versucht zu fliehen.

Narren! Er hatte alle nacheinander nach kurzer Zeit wieder eingefangen und sie manchmal weniger schmerzlos getötet.

Jetzt waren nur noch zwei übrig. Das Mädchen, das Kaighley so viel bedeutete und der Junge.

Er hatte ihr versprochen, sie nicht gleich zu töten.

Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht.

Gleich war schon lange vorbei.
 

Mit lähmendem Entsetzten nahm sie war, wie sich Farth auf Saemil und Lilithel zubewegte.

Er hatte ihr versprochen zumindest Lilithel in Ruhe zu lassen.

„Hör auf! Du hast es versprochen!“, schrie sie ihm in Gedanken zu.

Sein Lachen war Antwort genug. Er hielt sich nicht daran, aber was hatte sie auch erwartet. Sie war eine Närrin. Er würde beide töten. Jetzt sofort. Er hatte sie angelogen, missbraucht und betrogen.

Und langsam wurde es Kaighley zu viel. Was dachten sie, wie sie mit ihr umgehen können? Wie mit einem Tier?

Sie wollte kämpfen. Sie hatte wirklich genug davon angelogen zu werden. Ihr Bruder, Farth, Saemil. Und vor allem bei Saemil hatte es sie schwer getroffen. Aber sie wollte nicht, dass er starb. Davor wollte sie wenigstens seine Beweggründe wissen. Warum er sie verraten hatte! Und sie wollte ihn anschreien, ihn schlagen und sich vielleicht wieder mit ihm vertragen.

Sich in ihn verlieben…. vielleicht….
 

Saemil war, als sich Kaighley umgewandt hatte, zu Lilithel gerannt. Wenn er schon nicht Kaighley helfen konnte, musste er es wenigstens bei Lilithel versuchen. Das war er beiden mehr als schuldig.

„Saemil, was machst du hier?“ Ihre Stimme war leise und zittrig. Ihre Hände krallten sich in seine Arme, wollten ihn nicht mehr loslassen. Sie wirkte apathisch. Kaum ansprechbar. Er musste sie schnellstmöglich hier raus bekommen.

„Schhh, Lil. Ich erzähl es dir nachher. Als erstes müssen wir hier raus.“

„Nein, wir können Kaighley nicht allein lassen. Sie hat mich gerettet.“ Wie ein Kleinkind sah sie zu ihm auf. Ihre Augen waren aufgerissen und immer noch von den vielen Tränen stark gerötet.

„Hör zu. Das ist nicht mehr die Kaighley die wir kennen. Wir müssen weg.“

„Wir können nicht. Sie hat mich gerettet. Ich kann sie nicht allein lassen. Sie braucht mich.“

Seine Geduld war langsam am Ende. Sah sie denn nicht, was Kaighley gerade tat. Sie tötet die anderen Männer. Brutal und eiskalt. Sie mussten schleunigst hier weg. Das war nicht mehr ihre Kaighley und das versetzte ihm einen Stich in der Brust. Er war schuld.

„Lilithel! Schau! Schau was sie macht!“

Er nahm ihren Kopf und drehte ihn sacht in Richtung Kaighley. Er musste ihr die Wahrheit zeigen.

Die gewünschte Reaktion blieb auch nicht aus. Er spürte wie das Mädchen in seinen Armen aufschluchzte und ihr Körper anfing zu zittern.

„Kaighley, hör auf. Bitte…“ Ihre Stimme war tränenerstickt.

„Lass uns gehen.“

„Nein. Ich muss bei ihr bleiben. Ich bin doch ihre beste Freundin. Ich werde sie nicht allein lassen. Sie hat doch vorhin gesagt, dass sie mich lieb hat. Ich muss bei ihr bleiben.“

Es brach ihm das Herz. Warum verstand sie nicht?

„Willst du, dass sie dich tötet?“ Seine Stimme war gereizter geworden. Sie mussten sich beeilen.

„Ich muss bei ihr bleiben. Sie braucht mich.“ Lilithel schien gar nicht auf seine Frage zu reagieren. Sie war überfordert, wusste nicht mehr was sie denken oder sagen sollte. Ihre Gefühle aber sagten ihr, dass sie bei Kaighley bleiben musste. Und wenn sie sterben würde.

„Verdammt Lil, wir…“ Doch weiter kam er nicht. Kaighley war plötzlich wieder vor ihnen. Ihr Blick glitt über die am Boden sitzenden.

„Lilithel, oder? Du bedeutest meiner kleinen Kaighley viel. Es wird mir Spaß bereiten, dich langsam zu töten.“ Ihre Hand schloss sich blitzschnell um Lilithels Kehle und riss sie nach oben. Ein ersticktes Keuchen entwich Lilithel. Sie konnte sich nicht wehren, sie bekam ja kaum Luft.

„Lass sie los!“ Saemil musste irgendetwas tun. Er konnte Lilithel nicht Kaighley überlassen, oder was sie jetzt auch immer war.

„Ach, wie niedlich. Spielst du den edlen Ritter?“

Saemil knurrte. Er wusste, er hatte absolut keine Chancen, hier jemals lebend zu entkommen. Aber er musste etwas unternehmen.

„Ich sag's nur noch einmal, lass sie los!“

„Nein“, war das einzige, was er noch hörte, bevor er mit voller Wucht gegen die Steinmauer krachte. Sein Kopf schlug hart auf. Er sah nur noch verschwommen und konnte sich nicht bewegen. Er spürte, wie etwas Warmes an seinem Hinterkopf entlanglief. Er blutete.

„Ach. Menschen sind schon sehr unterhaltsam. Erst den großen Retter mimen aber dann nach einem Schlag gleich hinüber sein. Tz tz tz.“

Kaighley wand sich wieder ab. Er wollte sich lieber seinem neuen Spielzeug widmen. Er sah auf das Mädchen, das er immer noch an der Kehle gepackt hatte, hinab.

„Na, meine Kleine. Soll ich dir mit meinen Krallen ganz langsam die Haut vom Gesicht schälen?“

Lilithel gab nur ein Röcheln von sich. Langsam wurde ihr durch den Sauerstoffmangel schwarz vor Augen.

Aber sie spürte noch wie Kaighley ihre Hand erhob, die sich mittlerweile in eine Kralle verwandelt hatte, und über ihre Wange strich.
 

„Hör auf!“, schrie sie. Sie musste etwas tun. Sie konnte nicht zulassen, dass Farth Lilithel etwas antat. Kaighley hatte sie doch erst zuvor vor ihrem Bruder gerettet, sie konnte jetzt nicht mitansehen, wie Farth sie tötete.

Verzweifelt versuchte sie, die Kontrolle über ihren Körper zu erlangen. Aber sie wurde durch eine unsichtbare Barriere daran gehindert. Entschlossen trommelte sie mit den Fäusten dagegen. Vielleicht, wenn sie sich nur genug anstrengte konnte sie es schaffen.

„Versuch es gar nicht. Du bist machtlos, Kleine“, hörte sie Farths schadenfrohe Stimme.

Wut flammte in ihr auf. So konnte es nicht enden. Nicht jetzt.

Immer und immer wieder trommelten ihre Fäuste gegen die Barriere.

So laut, dass sie die fremde Stimme erst gar nicht wahrgenommen hatte.

„Sei stark“, immer wieder kam das seltsame Flüstern. Es war wie ein Mantra. Es gab ihr Kraft und ließ sie nicht aufhören. Immer weiter.

Und sie spürte eine seltsame Kraft. Etwas Helles und Warmes, das sie beschützte und ihr Kraft gab.

Und unter ihren verzweifelten Schlägen spürte sie wie die Barriere brach. Wie sie Kontrolle über ihren Körper bekam. Wie sie wieder zu sich selbst wurde.
 

Saemil lag immer noch bewegungsunfähig auf dem Boden, als er Kaighleys dritte Veränderung an diesem Tag mitbekam. Ihre Haare, ihre Augen, wurden wieder zu ihrem üblichen Blau. Ein Blau voller Mut und Lebensfreude. Sie kam wieder zurück.
 

Der Griff um ihre Kehle ließ nach. Kurz darauf merkte sie wie wieder Sauerstoff in ihre Lungen kam. Sie wurde fallengelassen und schlug heftig auf dem Steinboden auf.

Für ein paar Sekunden blieb sie noch mit geschlossenen Augen liegen, bevor sie die Augen wieder öffnete und ihren Blick zu ihrer Freundin schweifen ließ.

Was sie sah erfüllte ihr Herz wieder mit Hoffnung. Kaighley sah wieder so aus wie immer.

Doch was sie sagte, ließ ihr Herz für ein paar Momente aussetzten.

„Saemil“, krächzte sie, „töte mich. Beeil dich. Ich kann dir Kontrolle nicht ewig behalten.“

„Kaighley, was…“

„Jetzt nicht, Lil. Bitte versteh mich. Saemil, mach.“

Saemil wusste nicht was er tun sollte. Sein Körper hatte sich wieder so weit erholt, dass er, wenn auch taumelnd, auf den eigenen Beinen stehen konnte.

„Kaighley, ich weiß nicht. Ich kann das nicht.“

„Mach, Saemil! Mach endlich!“ Sie schrie. Ihre Stimme überschlug sich fast. Ihr war es ernst.

Sie kam auf ihn zu. Mit dem Schwert, das zuvor vielen Menschen das Leben gekostet hatte, in der Hand.

Vor ihm blieb sie stehen. Ihre Augen strahlten Entschlossenheit aus.

„Tu es, bitte. Sonst wird er alle töten. Bitte, beeil dich doch.“ Sie drückte ihm das Schwert in die Hand.

„Kaighley, ich kann….“

Sie verschloss seinen Mund mit dem ihren. Drückte sich enger an ihn.

„Dann tu ich es.“

Bevor er wusste was ihm passierte, spürte er wie sie seine Hand erhob und wie das Schwert viel zu leicht in ihren zierlichen Körper eindrang.

Er sah in ihre Augen. Sah sie lächeln, voller Zuversicht.

Und spürte wie ihr Körper in sich zusammensackte.

Neue Ziele

Halloo^^

sorry dieses Mal hats n bisschen länger gedauert...

aber ich bin krank *schniff*...^^

aber jetzt da ich ferien hab versuch ich schneller neue kapis zu schreiben...naja ich versuchs zumindest...^^

also viel Spaß damit
 

Los gehts
 


 

Neue Ziele
 

Sie schien durch eine wasserartige Substanz zu schweben. Ihr war weder kalt noch warm. Sie fühlte sich nur frei und glücklich, als ob alle ihrer Sorgen mit einem Mal von ihr gefallen wären, als ob weder ihre Angst noch ihre Furcht jemals existiert hätten.

Wohlig seufzte sie auf. So konnte es immer sein. Sie wusste genau, was passiert war. Tastend fuhr ihre Hand zu ihrem Bauch, wo nur Minuten zuvor das Schwert in sie eingedrungen war, doch sie fühlte nichts. Keine Wunde und keine Schmerzen. Wie es aussah war sie tot.

Aber diese Tatsache erfüllte sie nicht mit Angst oder Trauer. Sie war glücklich wie schon lange nicht mehr.

Sir würden leben können. Ihre Familie, Lilithel und Saemil… Fast automatisch schoss ihre Hand zu ihrem Mund bei seinem Namen. Sie hatte ihn geküsst. Einfach so. Ihr war es in dem Moment egal gewesen, sie wäre ohnehin gestorben. Aber es hatte sich gut angefühlt, richtig gut sogar. Und fast bereute sie ihren Tod. Wie gerne hätte sie gewusst, was Saemil darüber dachte, aber wie gesagt, nur fast.

Während sie immer weiter durch diese fremdartige Substanz schwebte, schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. Jetzt war alles gut. Sie hatte es geschafft. Von jetzt an brauchte sie nichts mehr zu befürchten, sie konnte endlich ihren Frieden finden.
 

Der Temperaturunterschied war minimal, kaum spürbar. Doch sofort erfüllte Kaighley ein Gefühl der Besorgnis, als ob etwas nicht mehr richtig wäre, als ob etwas fehlen würde.

Und mit der jetzt immer schneller sinkenden Temperatur kam auch die Dunkelheit. Böse und unaufhaltbar.

Und das Mädchen wusste, wer in ihrem Innern auf sie warten würde.

Sie hatte also doch nicht gewonnen.

Innerlich machte sie sich kampfbereit. Dieses Mal würde sie nicht mehr aufgeben. Er hatte Recht, sie war an ihn gebunden. Aber er hatte vergessen, dass es bei ihm nicht anders war. Er brauchte sie, auch wenn er sich das nicht eingestehen wollte.

Deshalb war sie auch nicht überrascht, als sie Sekunden später seine tiefe Stimme vernahm: „Du bist schlau. Schlauer als ich angenommen hatte.“ Seine Stimme hatte die Überlegenheit verloren. Er würde sie nicht mehr unterschätzen.

„Farth. Was willst du?“ Sie konnte ihn nicht sehen. Aber sie spürte ihn. Er war nah.

„Was werde ich wohl wollen, Kaighley? Überlege!“

Sie machte sich wirklich Gedanken. Was könnte er wollen? Sie war tot. Sie konnte ihm nichts mehr geben. Außer vielleicht….

„Wie mir scheint habe ich dich nicht falsch eingeschätzt. Du hast Recht. Dein Körper, meine Kleine, du bist noch nicht tot. Deine beiden Freunde, sie hängen wohl sehr an dir.“

Erschrocken riss sie ihre Augen auf. Saemil und Lilithel! Was taten sie? Verstanden sie denn nicht, dass es besser wäre, wenn sie tot wäre?

Plötzlich durchbrach sein raues Lachen wieder die aufgekommene Stille.

„Ich kann mich nur immer wieder über euch amüsieren. Sind Menschen wirklich so einfältig und dumm? Verstehen diese beiden denn nicht, dass es wohl besser wäre deinen Körper sterben zu lassen? Kaighley, Kaighley, hast du ihnen denn nicht erklärt, dass ich sie nächstes Mal töten werde? Dass du die Kontrolle zurückerlangen konntest war nur ein Fehler meinerseits. Ich war abgelenkt. Das wird mir nie wieder passieren!“

Die Dunkelheit schien sich zusammenzuballen. Um Kaighley und Farth herum. Das Atmen fiel ihr immer schwerer.

Während er gesprochen hatte, hatte sie ihm aufmerksam zugehört, doch jetzt war es an ihr loszulachen.

„Glaubst du echt, dass ich nächstes Mal einfach stumm zusehe, wie du meinen Körper übernimmst?“

Sie spürte, wie die Dunkelheit versuchte sie zu erdrücken. Farth war wütend.

„Mensch, DU kannst mir nichts entgegensetzen! Ich werde mir deinen Körper nehmen, ob es dir gefällt oder nicht.“

Und wieder spürte sie wie seine Hand ihre Wange streichelte. Ihr ganzer Körper bebte vor unterdrücktem Zorn und Ekel, doch sie wusste, dass er wahrscheinlich Recht hatte. Sie war ein Mensch, ob sie wollte oder nicht. Und er eben ein Gott. Zwischen ihnen waren mehr als nur Welten.

„Spürst du das, meine Schönheit? Dein Körper, er hat es geschafft. Du wirst leben. Was auch immer diese erbärmlichen Ratten getan haben, sie haben es gut getan.“ Seine Stimme erfüllte ihre Ohren. Er war jetzt sehr nah.

„Es wird wohl an der Zeit, dir deine neue Unterkunft zu zeigen. Sie wird dir gefallen, glaub mir, ich selbst habe dort immerhin 16 Jahre verbracht.“

Die Dunkelheit schien in ihren Körper zu strömen. Durch Mund und Nase. Sie konnte kaum noch atmen, ihr Körper zitterte unaufhörlich und sie fühlte sich, als ob sie von innen aufgerissen wurde.

Sie wollte schreien, doch die Dunkelheit blockierte ihre Stimme und ließ nur ein Keuchen entweichen.

Sie war sich sicher, dass es dieses Mal kein Entrinnen geben würde. Ihr Schicksal war besiegelt. War es wohl schon von Anfang an gewesen. Sie war dazu bestimmt zu verlieren…. und zu töten. Ob sie wollte oder nicht.
 

„Se… st…. K“

Sie verstand es nicht. Die Dunkelheit hatte sie fast vollständig verschluckt. Doch irgendetwas sagte ihr, dass diese Stimme sehr wichtig war. Wichtig für ihr Überleben.

„Sei st… rk“

Fast. Sie hatte es fast geschafft. Sie meinte sogar zu spüren wie der Griff um ihren Körper lockerer wurde.

„Sei stark!“ Die Worte hallten immer und immer wider. Ließen ihr fast keine Möglichkeit sich auf irgendetwas anders zu konzentrieren.

„Sei stark, Kaighley.“

Ja! Sie musste stark sein. Für sich und ihre Freunde. Sie musste stark sein, um Farth unter Kontrolle zu halten. Und sie musste stark sein, um Keelin zu töten.

Es war ihr mit einem Mal klar. Er oder sie. Andere Möglichkeiten gab es nicht, denn wenn er nicht ihre Kräfte besitzen würde, würde er sich irgendwo anders welche besorgen.

Sie musste ihn töten.

Keelin. Ihren Zwillingsbruder.
 

Je stärker ihr Wille wurde, je sicherer sie wurde, desto schneller ließ die Dunkelheit von ihr ab. Es schien als ob ein helles Licht ihre Gestalt umgeben würde. Sie fast von innen heraus erstrahlen ließ.

Und mit dem Licht kam das Siegel. Sie spürte es deutlich. Das Siegel, das sie die vielen Jahre vor Farth beschützt hatte. Es war nicht mehr wie am Anfang. Es war brüchig und hatte mehrere Schwachstellen, aber es würde reichen. Zusammen mit ihrem Willen würde sie es schaffen. Es würde nicht wie vorher sein. Er würde lediglich durch so etwas wie eine Wand von ihr getrennt werden, aber es würde reichen.

Farth schien die Gefahr zu spüren. Doch er reagierte zu langsam. Das Siegel hatte ihn.
 

Kaighley sah ihn und trat auf ihn zu. Die Wand zwischen ihnen war nicht sichtbar, doch als sie die Hand ausstreckte stieß sie auf einen Widerstand.

Ihre Augen waren fest auf ihn gerichtet. Sie hatte einen Entschluss getroffen.

„Hör mir zu Farth.“ Ihre Stimme war hart, ohne Reue und Zweifel. „Wir haben das gleiche Ziel. Ich werde Keelin suchen und ihn töten. Unser Schicksal war es von Anfang an gegeneinander anzutreten. Und so soll es wohl sein. Ich habe weder dich noch deine Schwester je verstanden. Doch vor allem du warst mir ein Rätsel. Aber wenn ich ehrlich bin ist mir das auch mittlerweile egal. Mach von mir aus, was du willst, wenn du das nächste Mal wiedergeboren wirst, aber das ist MEIN Körper und MEIN Geist. Ich werde mich nicht geschlagen geben. Ich werde kämpfen, gegen dich oder Farina. Egal. Aber wie es aussieht haben wir im Moment das gleiche Ziel. Also, stör mich nicht!“

Sie sah seine Augen aufleuchten. Hass und Wut. Und sie wusste gegen wen sie sich richteten.

„Lass mich raus. LASS MICH SOFORT RAUS!“ Seine Stimme wurde zu einem unnatürlichen Kreischen, ohne jedes bisschen Menschlichkeit.

Sie hatte einem Gott gedroht, ihn erzürnt und seinen ganzen Hass auf sich gezogen.

Aber es war ihr egal. Fürs Erste zumindest.

„Leb wohl, Farth. Viel Spaß hier.“

Sie drehte sich um und lief. Und mit einem Grinsen stellte sie fest wohin. Immer auf das Licht zu. Zurück zu ihren Freunden. Sie war ihnen wohl eine Erklärung schuldig.
 

Das Erste was sie spürte war ein scharfer Schmerz, der von ihrem Bauch durch ihren gesamten Körper fuhr. Das Zweite war etwas warmes, das auf ihr lag. Sie versuchte die Augen zu öffnen, doch sie sah alles nur verschwommen. Fürs Erste musste sie wohl mit ihren Ohren vorlieb nehmen. Mal sehen, was sie herausfinden konnte.

Sie hörte mehrere Stimmen, aber zumindest eine davon schien ihr bekannt. Sie versuchte sich zu konzentrieren um die geflüsterten Worte besser verstehen zu können, doch ihr Kopf schmerzte zu sehr.

Ihr blieb wohl nichts anders übrig, als noch etwas zu schlafen. Ihr Körper war durch die vielen Strapazen noch zu sehr geschwächt.
 

Lilithel schaute besorgt auf die schlafende Gestalt ihrer besten Freundin. Sie machte sich Sorgen, sehr große Sorgen sogar. Kaighley war, um es freundlich auszudrücken, leichenblass und eiskalt. Sie hatte Lilithels Geschmack nach viel zu viel Blut verloren.

Aber sie konnte von Glück sagen, dass ihre Freundin überhaupt noch lebte.

Nur mit absolutem Grauen erinnerte sie sich an die letzten Stunden zurück. Sie wusste noch was sie gefühlt hatte, als sie sah, wie das Schwert in Kaighley Körper eingedrungen war. Angst und Panik und Trauer. Eine Mischung aus diesen drei Gefühlen. Sie wusste nicht, was in den Stunden zuvor mit ihrer Freundin passiert war, doch es hatte ihr Angst gemacht, sehr sehr große Angst. Und sie war sich sicher, dass sie das blauhaarige Mädchen, wenn es erwachen würde und es ihr wieder einigermaßen besser ging, darauf ansprechen würde. Lilithel wollte sie so nie wieder sehen.

Sie setzte sich auf den Stuhl neben dem Holzbett und streichelte behutsam die Hand ihrer Freundin. Sie war Saemil sehr dankbar. Dieser hatte, nachdem Kaighley Körper zusammengesackt war, blitzschnell das Mädchen gepackt und war mit ihr hinausgestürmt. Sie hatte in seinem Gesicht lesen können, dass er Kaighley nicht sterben lassen würde. Draußen hatten sie ihn dann getroffen.

Gilian.

Er hatte gesagt, er würde ihnen helfen. Und das hatte er auch getan. Sie wusste nicht genau wo sie hier waren, aber es kümmerte sie auch nicht wirklich. Sie war nur froh, dass sich jemand sobald sie hier angekommen waren, um Kaighley gekümmert hatte. Mehr zählte im Moment für sie nicht.

Während ihre Finger über Kaighley Handrücken fuhren, merkte sie wie müde sie eigentlich war. Immer wieder fielen ihr die Augen zu, bis sie schlussendlich mit dem Kopf neben Kaighley Hand einschlief.
 

Kaighley zweiter Aufwachversuch an diesem Mittag schien erfolgreicher. Verschlafen blinzelte sie gegen das hereinfallende Licht. Ihr Kopf fühlte sich merkwürdig taub an und von ihrem Bauch wollte sie gar nicht erst anfangen. Immer wieder sendete dieser kleine äußerst schmerzhafte Wellen durch ihren Körper. Gequält musste sie aufstöhnen.

„Kaighley?“ Sie drehte ihren Kopf nach rechts.

„Lilithel, wie geht es dir?“ Ihrer Stimme hörte man die Strapazen und Anstrengungen der letzten Stunden an. Sie war schwach und zittrig.

Lilithels helles Lachen erfüllte den Raum für einen Moment bevor sie fort fuhr.

„Mir? Die Frage ist doch wohl eher wie geht es dir!?! Du hast dich fast mit einem Schwert durchbohrt, Kaighley!“

Müde schloss diese für einen Moment die Augen. Sie war im Moment zu erschöpft, um lange Erklärungen zu liefern.

„Mir geht es dementsprechend. Aber, Lil, wo sind wir hier… und warum…“ Sie brauchte die Frage nicht zu Ende zu stellen, ihre Freundin verstand sie auch so.

„Warum du nicht tot bist? Saemil hat sofort reagiert und ist mit dir nach draußen gerannt, auf der Suche nach Hilfe. Da stand dann auch wer. Er sagte du kennst ihn. Sein Name ist Gilian.“

Im ersten Augenblick wusste Kaighley nicht wirklich von wem Lilithel da sprach, aber dann fiel es ihr wieder siedendheiß ein. Der kleine Dieb. Aber wie kam er dort hin? Und wieso hatte er ihnen geholfen?

„Kaighley. Ich weiß nicht, ob es der richtige Augenblick ist, aber… was ist passiert? Mit dir, mit den Menschen und mit deinem Bruder? Warum waren sie alle dort? Und warum Saemil? Was hatte er damit zu tun?“

Bei Saemils Namen zuckte sie kurz zusammen. Diese Fragen hatte sie sich auch schon gestellt, aber sie waren für sie dann nur noch zweitrangig geworden. Wichtiger war Farth gewesen und ihr Bruder. Aber jetzt als Lilithel darauf zu sprechen kam erinnerte sie sich auch wieder. Saemil hatte sie verraten.

Aber sie würde sich hüten jetzt etwas zu sagen. Zuerst wollte sie mit ihm sprechen. Vielleicht hatte er gute Gründe. Und wenn es nach ihr ging, mussten das wirklich sehr sehr gute Gründe sein.

„Hey Kai, hörst du mir zu? Ich will dich nicht drängen oder so, aber…“

„Ich glaube das muss noch etwas warten“, wurden sie von einer fremden Stimme unterbrochen.

Die Köpfe der beiden Mädchen drehten sich synchron zu der offenen Tür. In dieser stand eine Frau. Ihr Gesicht war freundlich und ihre fast schwarzen Augen sahen sie aufmerksam an.

„Es tut mir Leid euch beide unterbrochen zu haben, aber ich möchte gern etwas mit Kaighley besprechen.“

„Aber… sie ist gerade erst aufgewacht. Sie braucht noch Ruhe.“ Lilithel war sehr um Kaighley Wohl besorgt. Es wäre nicht gut, wenn sie sich überanstrengen würde.

„Ich weiß. Aber diese Sache kann keinen weiteren Aufschub dulden. Es ist sehr wichtig. Verstehe mich bitte, Lilithel. Wenn ich könnte würde ich deine Freundin selbst noch etwas ruhen lassen. Aber es geht nicht.“

Lilithel wollte gerade den Mund aufmachen, um weiter auf ihrer Position zu beharren, als Kaighley ihr zuvor kam.

„Lil, ist schon gut. Mir geht es gut. Wenn es so wichtig ist wie sie sagt, dann müssen wir das jetzt regeln. Danach kannst du wieder kommen und ich werde dir deine Fragen beantworten. Versprochen!“

Anscheinend war Lilithel zufrieden, denn sie erhob sich wortlos von ihrem Platz und verließ den Raum.
 

„Nun gut. Kommen wir gleich zur Sache. Ich glaube, du kannst dir denken, warum ich dich aufsuche.“ Die Frau nahm auf dem Stuhl neben ihrem Bett Platz und sah sie aufmerksam und ruhig an.

„Es geht um Farth, oder?“ Kaighley hatte nicht die geringste Ahnung, ob sie mit ihrer Vermutung richtig lag. Aber viel mehr Möglichkeiten hatte sie nicht. Was sie aber nicht verstand, war die Tatsache, was diese Frau damit zu tun hatte.

„Ja. Aber bevor wir loslegen. Mein Name ist Merdith. Meinen Sohn kennst du bereits, du hast ihm einmal geholfen.“

„Gilian, oder? Aber was haben Sie oder er damit zu tun?“

„Nun, du musst wissen unsere beider Schicksale sind eng miteinander verknüpft. Meine Familie ist mit den Zwillingen vom Anbeginn der Zeit an verbunden. Uns wurde aufgetragen ihre Aktivitäten, na sagen wir mal, zu überwachen, Protokoll zu führen, dass alles seine Richtigkeit hat.“

„Seine Richtigkeit?“ Skeptisch sah sie Merdith an. Sie fand die Frau sympathisch, aber irgendetwas sagte ihr, dass sie ihr Informationen vorenthielt.

„Ja, seine Richtigkeit. Wir wurden weder mit besonderen Kräften ausgestattet, um euch eventuell zu töten noch sonst irgendetwas. Unsere Aufgabe besteht darin, eure Kämpfe über die Zeit zu protokollieren. Wir verzeichnen jede Unebenheit, jeden Sieg, ob es jetzt Farina war, die siegte oder Farth, jede noch so geringe Kleinigkeit.“

„Aber wozu?“ Kaighley verstand nicht genau. Warum waren diese Menschen da?

„Um jede Abweichung des Fluches zu verzeichnen, um eventuell den Erben mit Informationen zur Seite zu stehen.“

„Ah ja. Und weshalb willst du jetzt mit mir reden?“

„Du musst wissen, in den letzten 3000 Jahren mussten wir Veränderungen notieren. Erst kleine, aber jetzt werden sie immer größer. Die Menschen verändern sich. Die Erben der Zwillinge sind immer anders, aber sie werden mit jedem neuen Jahrtausend stärker. Ich meine nicht physisch, sondern psychisch. Euer Wille und eure Verbundenheit mit den Menschen die ihr liebt. Das alles stärkt euch, macht es Farth und Farina nicht mehr so leicht euch zu kontrollieren oder euch zu unterwerfen. Und die Menschen entwickeln Rituale, Siegel. Du weißt wovon ich spreche, Kaighley. Du besitzt ein solches Siegel.“

„Ja. Aber trotzdem verstehe ich nicht ganz. Was soll mir das bringen?“

„Was dir das bringen soll?!? Kaighley, du solltest wissen, dass du die größte Veränderung bist, die es bisher gab. Durch das Siegel, das Farth in dich bannte änderte sich die Geschichte sozusagen, du kannst weder mit deinen Kräften umgehen noch ist es Farth gelungen dich zu unterwerfen. Du bist im Moment stärker als er. Doch das ist nicht alles. Wir wissen nicht wie, aber Keelin, dein Bruder, oder besser Farina, sie ist nicht mehr wie vorher. In den ganzen Jahrtausenden, die es diesen Fluch schon gibt, hat sie sich verändert. Es ist uns aufgefallen, aber wir wussten nicht, was wir tun sollten. Wie du weißt mochte sie den Krieg nicht, hasste Blut und Leichen. Sie wollte die Menschen beschützen, ihnen helfen. Aber dadurch, dass sie immer wiedergeboren wurde, immer wieder Blut und Schmerz, immer wieder Hass und Verzweiflung, immer wieder Tod und Verderben, immer wieder alle 1000 Jahre… wir wissen es nicht mit Sicherheit, aber wir glauben sie hat den Bezug zur Realität verloren. Du solltest wissen, das 1000 Jahre für einen Gott keine lange Zeit sind und Farina liebte Frieden. Sehr sogar. Aber dieses immer wiederkehrende Martyrium, es ließ sie ihr Ziel aus den Augen verlieren, ließ sie vergessen warum sie damals starb, aus welchem Grund sie ihr Leben ließ. Sie wollte die Menschen beschützen, aber jetzt ist ihr einziges Ziel ihren Bruder zu töten. Das war das einzige, was sie all die Jahre vor Augen hatte, der einzige Grund. Sie ist, um es so zu sagen, wie er geworden. Sie tötet Menschen, verwüstet und verbrennt. Die zwei sind nur noch auf Erden, um sich gegenseitig zu töten. Wir Menschen spielen dabei keine Rolle. Egal wer dieses Mal sterben wird, für die Menschen ist es der Untergang.“
 

Kaighley wusste nicht was sie sagen oder denken sollte. Sie hatte gedacht, es könnte nicht mehr schlimmer kommen. Aber wie man sich doch irren konnte.

Aber mit einem Mal kam ihr ein Einfall.

„Aber Sie haben doch gesagt, ich hätte Farth unter Kontrolle. Was ist, wenn ich Farina besiege. Dann könnten doch die Menschen in Frieden weiter leben, oder?“ Hoffnung blitzte in ihren Augen auf. So könnte es doch funktionieren? Doch ein Blick zu der Frau neben sich, ließ ihre Hoffnung rasch schwinden.

„Kaighley, so leicht ist es nicht. Aus diesem Grund kam ich zu dir. Wenn du Farina töten solltest würde es den Menschen nicht besser gehen. Du hast Recht, du hast Farth im Moment unter Kontrolle, aber du musst wissen, ihr beiden, du und Keelin, ihr haltet die Welt im Gleichgewicht. Farina steht für das Gute, du für das Böse. Sollte einer von beiden sterben neigt sich die Waagschale des Lebens. Zu Gut oder zu Böse. Das kommt darauf an wer stirbt. Wenn du Farina tötest, würde das Gute verschwinden, Farths Kräfte, egal ob du ihn unter Kontrolle hättest oder nicht, würden über die Erde hereinbrechen. Hungersnöte, Kriege, Seuchen, Naturgewalten… das sind nur ein paar der bevorstehenden Zerstörungen. Hass würde zwischen den Menschen ausbrechen, Familien spalten, Kinder von ihren Eltern trennen. Es wäre das Ende, für die nächsten 100 Jahre.“

Sie machte eine kurze Pause. Die nächsten Worte schienen sie Kraft zu kosten.

„Kaighley, wenn du deine Familie, Freunde retten willst, dann bleibt dir nichts anderes übrig. Du musst sterben, für das Wohl aller.“

Es war fast nichts Ungewöhnliches mehr. Sie hatte sich damit abgefunden. Ihr Leben, sie würde sterben. Es war vorherbestimmt. Ihr ganzer Körper fühlte sich taub an.

Sie fühlte nichts.

Keinen Schmerz.

Sie würde sterben und es war ihr egal.

Sie lächelte. Kalt und ohne Emotionen.

Sie hätte es wissen müssen, sofort nachdem diese fremde Frau das Zimmer betreten hatte. Sie hätte wissen müssen, dass es nur eine schlechte Nachricht sein konnte. Was sollte man ihr auch sonst mitteilen? Sie etwa dafür loben, das sie es geschafft hatte einen rachsüchtigen, mordlüsternen, absolut bösen Gott in sich selbst einzuschließen, ohne Hilfe?

Aber wieso auch. Es war ja egal. Ihre ganze Anwesenheit brachte Unglück über die Erde. Es war besser, wenn sie ging.

Ernst sah sie Merdith an. Ihre Stimme war ohne jede Freundlichkeit.

„War das alles? Dann würde ich jetzt gerne noch etwas schlafen.“

Die Frau schien ihre Stimmung zu bemerken, doch anscheinend gab es noch etwas Wichtiges.

„Kaighley. Hast du mir zugehört? Es stimmt, du musst sterben und es tut mir ehrlich Leid es dir so zu sagen, ich weiß es ist nicht leicht, aber dein Bruder, du musst ihn auch töten. Sonst haben wir keine Überlebenschancen mehr.“

„Ach und wie soll ich das bitteschön machen? Erst ihn und dann wieder mich selbst umbringen? Verlangen sie das ernsthaft?“

Die Frau wirkte verunsichert. Sie wusste nicht, wie sie fortfahren sollte.

„Nein, das verlange ich nicht. Ich weiß nicht, wie du es ausführen sollst. Aber es gibst noch etwas. Das wird nur der Anfang sein. Es wird wieder Erben geben und dieses Mal werden sich Farth und Farina mehr anstrengen. Sie werden sich sicherlich nicht mehr so unterdrücken lassen. Vor allem Farth. Und das nächste Mal wird alles noch schrecklicher. Wir müssen diesen Fluch brechen.“

Entschlossenheit flammte in den schwarzen Augen der Frau auf. Was hatte sie vor?

„Hör mir zu. Es gibt zwei Amulette. Versteckt in eurem alten Heimatdorf. Wir wissen nicht, woher sie kamen, aber der Überlieferung zufolge schließen sie die beiden Götter in eurem Innern ein. Das bedeutet, dass sich nach eurer beider Tod der Fluch nie wieder wiederholen wird. Die Götter werden endlich ruhen können. Getrennt von einander werden sie in ewigen Schlaf fallen.“

„Das bedeutet also im Klartext: Ich soll mir diese Amulette schnappen, eines davon meinem Bruder geben, oder wie? Und danach erst ihn und dann munter fröhlich mich selber umbringen?“

Die Frau schien einen Moment zu überlegen, bevor sie wieder das Wort ergriff. „Es ist nicht so einfach. Um die Waagschale nicht auf eine der beiden Seiten fallen zu lassen müsst ihr fast im gleichen Augenblick sterben.“

Kaighley wusste nicht, was sie sagen sollte. Als ob es nicht schon schwer genug wäre ihren Bruder so zu töten. Aber wie sollten sie im genau gleichen Augenblick sterben?

„Hör mir zu. Es gibt ein Ritual.“

Na herrlich, als ob sie nicht schon genug schlechte Erfahrungen mit solchen gemacht hatte.

„Kaighley“, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Sie warf Merdith einen entschuldigenden Blick zu, ehe diese wieder fort fuhr: „Das Ritual ist alt und es gibt nur noch sehr wenige, die es beherrschen. Es wurde früher oft in okkulten Sekten verwendet. Die Mitglieder konnten so die Geheimhaltung ihrer Bräuche sichern, denn es tötete schnell und sicher ganze Gruppen, die in Gefangenschaft geraten waren. So konnten sie sichergehen, dass auch wirklich niemand ihre Geheimnisse erfahren würde.“

„Aber wenn nur noch sehr wenige diese Kunst beherrschen, wie soll ich sie dann lernen? Kann jemand von hier dieses Ritual?“

Merdith schüttelte verneinend ihren Kopf. Ein paar der schwarzen Strähnen hatten sich aus ihrem Zopf gelöst.

„Um ehrlich zu sein kenne ich niemanden, der es dir beibringen könnte. Ich weiß auch nicht, ob es noch jemanden gibt, der dieses Ritual ausführen kann.“

Kaighley lachte einmal freudlos auf. Es wurde ja immer besser.

„Und weshalb haben sie mir dann davon erzählt?“ Langsam ging ihr diese Frau wirklich auf die Nerven. Warum konnte sie zur Abwechslung nicht mal etwas Positives erzählen?

„Es ist so, nach unseren Aufzeichnungen zufolge müsste ein, nennen wir es mal, Tagebuch existieren, in dem einer der Sektenführer die allgemeinen Rituale und Bräuche aufgeschrieben hat. Deshalb wird es dein Ziel sein Kaighley, das Buch, nachdem du die beiden Amulette gefunden hast, zu suchen.“

Halleluja, wenn es sonst nichts anders gab. Natürlich, das würde ein Spaziergang werden. Ihr saß ja nur ihr psychophatischer Bruder im Nacken und in ihrem Innern schrie ein mordlüsterner Gott nach Rache an ihr und seiner Schwester.

Es würde wirklich leicht werden.

„Merdith, und wo genau befindet sich dieses Buch?“ Kaighley hatte das unbestimmte Gefühl, dass diese Frau das auch nicht genau wusste.

„Vindaya.“

Sie hätte es wirklich wissen müssen.

Vindaya, das Schattenreich. Farina hatte ihr mal etwas davon erzählt als sie etwas jünger gewesen war. Angeblich hatten dort vor 1000 Jahren Magier und eben diese Sektenführer gelebt. Was aus ihnen geworden war, war nicht bekannt. Es hieß, sie wären von einem Tag auf den anderen verschwunden.

Plötzlich kam Kaighley ein Gedanke. Sie stutze.

„Vor 1000 Jahren?!? Sie starben bei dem Kampf zwischen Farth und Farina, oder?“

„Du bist intelligent, Kaighley. Ja, sie starben bei dem Kampf zwischen den Götterzwillingen. In den Ruinen ihrer Heimatstadt müsstest du das Buch finden. Genaueres weiß ich leider nicht. Es tut mir Leid.“

Merdith erhob sich, nickte Kaighley noch einmal zu und verließ dann das Zimmer.
 

Sie blieb allein zurück. Zusammen mit ihren Gedanken.

Wenn sie ehrlich zu sich war, dann machte es ihr Angst. Ihr Tod war sozusagen vorherbestimmt. Sie hatte keine andere Möglichkeit, sie würde sterben.

Sie zuckte erschrocken zusammen, als sie merkte wie Tränen ihre Wange hinunterliefen.

Sie war 16.

Ihr Leben würde mit 16 enden.

Sie wusste es klang kitschig, aber sie wollte noch so viel tun. Wenigstens volljährig werden, sich verlieben, vielleicht heiraten.

Immer mehr Tränen nahmen ihr die Sicht.

Es war unfair.

Sie war doch erst 16.

Sie wollte leben… wenigstens noch ein bisschen.

Lazar

Hallo^^

bin wieder daahhaaa...^^

naja..weiß gar nicht was ich sagen solll..deshlab lass ichs

viel spaß mit dem neuen kapitel
 

Los gehts
 


 

Lazar
 

Ein Klopfen an der Tür ließ sie innehalten. Schnell versuchte sie die immer noch strömenden Tränen wegzuwischen. Sie wollte nicht, dass jemand sie so sah, sonst würden nur wieder unnötige Fragen gestellt werden. Und in der Stimmung diese zu beantworten war sie im Moment noch nicht.

„Herein“ Sie war froh, dass ihre Stimme sie nicht verriet. Hoffentlich tat das ihr Aussehen auch nicht.

Doch mit der Person die den Raum betrat hatte sie am wenigsten gerechnet.

Es war Saemil.

Ihre Lippen brannten, als sie ihm entgegensah. Doch sie schüttelte innerlich den Kopf. Er hatte sie verraten. Durch ihn war sie erst in diese ganze Situation gerutscht.

Hass flammte kurz in ihren Augen auf. Er war schuld.

Sie hatte zwar gesagt, dass sie sich seine Erklärung anhören würde, ihn versuchen würde zu verstehen. Aber jetzt?!?

Es war so viel passiert. Sie wusste nicht mehr wirklich, was sie denken sollte

Aber konnte sie ihm wirklich so einfach die ganze Schuld geben? Wenn Saemil sie nicht zu Keelin geführt hätte, dann hätte ihr Bruder sicherlich jemand anderen darauf angesetzt. Sie seufzte. Er musste ihr vieles erklären.

„Wie geht es dir?“ Seine dunkle Stimme klang dumpf. Er fühlte sich anscheinend unwohl in ihrer Nähe. Kaighley zog skeptisch eine Augenbraue nach oben. Was sollte das werden? War er nur hierher gekommen um nette Konversation zu betreiben?

Anscheinend sprach ihr Blick Bände, denn Saemil senkte seinen Kopf betroffen, ehe er wieder das Wort ergriff.

„Du willst eine Erklärung, oder?“

Der Junge war wirklich eine Leuchte.

„Ja.“ Sie würde es ihm nicht leicht machen. Sie hatte ihm vertraut, er war ein Freund für sie gewesen. Sie konnte ihm nicht so leicht vergeben, nur weil er ihr Leben gerettet hatte.

„Kaighley,“ Er hob seinen Kopf und suchte ihren Blick, „es… ich weiß es mag komisch klingen, aber es tut mir Leid. Sehr Leid.“

Sie starrte ihm in die Augen. Wut erfasste sie. Was dachte er sich eigentlich dabei?

„Das ist alles? Es tut dir Leid? ES TUT DIR LEID?!!?“ Ihre Stimme war lauter geworden.

War das alles, was er ihr zu sagen hatte?

„Saemil, du hast mich verraten!!! Du hast mich für deine dummen Rachepläne verkauft. Es war dir egal, was aus mir geworden wäre!! Glaubst du wirklich dein erbärmliches „Es tut mir Leid“ macht da irgendwas gut? Du warst ein Freund für mich!! Verdammt. Bist du wirklich so blöd oder tust du nur so?“ Ihre Augen funkelten ihm entgegen. Was dachte er sich?

Doch anscheinend hatte sie einen wunden Punkt bei ihm getroffen. Denn auch in seinen Augen spiegelte sich Wut wider.

„Dumme Rachepläne? Mädchen, du hast doch keine Ahnung. Du weißt gar nichts über mich! Nicht das Geringste!“

„Saemil, du hast kein Recht wütend zu sein! DU hast kein Recht mich anzuschreien. Dein scheiß Leben ist doch in Ordnung. DU musst nicht sterben! In DIR wohnt kein rachsüchtiger Gott. Was bildest du dir eigentlich ein?“

Sein Lachen erfüllt den Raum. Und Kaighley stutze. So hatte sie ihn noch nie lachen hören. Ohne Gefühle, kalt und hart.

„Du hast Recht. Aber was bildest du dir ein? Glaubst du echt dein Leben wäre das Schlimmste? Du hast Menschen die dich lieben, die dir vertrauen. Du hast eine Aufgabe die dich vorantreibt, die dich am Leben hält, zumindest für eine Weile. Ich habe nichts. Alles, was mich noch hier gehalten hatte, waren meine 'dummen' Rachepläne. Weißt du, was mein größter Wunsch wäre, das, wonach ich mich am meisten sehne? Ich will sterben. Tot sein. Ich will zu meiner Familie, zu den Menschen die mir etwas bedeuten. Das hier bedeutet mir nichts. Aber weißt du, für meine Familie wäre es eine Schande, wenn ich mir selbst dass Leben nehmen würde. Deshalb war meine Rache das einzige, was mich vorangetrieben hat. Bis jetzt.“

Kaighley war erstaunt. Mit so etwas hatte sie nicht gerechnet. Er hatte sich ihr offenbart, seine Gefühle gezeigt. Und es berührte sie. Sie hatte nicht gewusste, dass sein Leben so war. Er hatte Recht gehabt, sie wusste nichts über ihn. Verstand seine Ansichten, seine Gefühle und seine Beweggründe nicht. Und das schmerzte sie ein wenig.

Sie wollte ihn kennen lernen. So lang sie noch Zeit hatte.

„Bis jetzt?“, ihre Stimme war wieder ruhig.

Er seufzte bevor er seinen Kopf hob und sie wieder ansah. Seine Augen hatten den wütenden Glanz verloren.

„Du machst es mir wirklich nicht leicht, Kaighley.“ Gedankenverloren ergriff er ihre Hand und verschränkte sie mit seiner, bevor er wieder fort fuhr,

„Ich weiß, du willst es wahrscheinlich nicht hören, aber es tut mir wirklich Leid. Wie du gesagt hast, während der Reise, wurden wir Freunde. Und ob du es mir glaubst oder nicht, ich hatte Schuldgefühle. Etwas, was ich sehr lange Zeit nicht mehr hatte. Dein Gesicht, als du mich dort unten gesehen hast, es tat mir weh. Und dann waren die Pläne deines Bruders plötzlich völlig anders. Ich erkannte, dass ich einen Fehler gemacht habe. Und na ja, da meine Rachepläne erst einmal auf Eis gelegt sind, habe ich beschlossen dich zu beschützen. Das ist immerhin auch eine Aufgabe, die vollen Körpereinsatz verlangt.“

Ein mehr als zweideutiges Grinsen legte sich auf sein Gesicht. Und auch Kaighley bekam etwas mehr Farbe.

„Saemil, das ist keine Sache über die man Scherzen sollte. Also lass den Quatsch. Du kannst mich nicht beschützen.“

„Ach ja, Kleine, und warum nicht?“

„Du könntest…“

„Sterben? Das ist doch mal ein Antrieb für mich.“ Empört zog Kaighley ihre Hand aus seiner.

„Saemil! So einfach ist das nicht.“

„Langsam wirst du wieder wie früher. Aber einen Vorteil hab ich noch, ich bin stärker als du. Körperlich auf jeden Fall!“

Mit seinen Händen stemmte sich Saemil links und rechts von Kaighley Kopf ab und kam ihrem Gesicht immer näher.

Kaighley wurde mit jedem überbrückten Zentimeter immer unruhiger.

„Lass den Scheiß!“

„Warum denn? Jetzt wo es gerade anfängt spannend zu werden… Außerdem muss ich mich doch noch bei dir revanchieren.“ Sein Grinsen wurde immer breiter.
 

„Hey, Kai. Alles klar?“

Die Tür wurde mit Schwung aufgerissen und eine gut gelaunte Lilithel betrat den Raum. Diese blieb aber, bei der etwas zweideutigen Szene, die sich vor ihr abspielte, verdutzte stehen.

„Störe ich gerade?“

Kaighley hätte ihr am liebsten dieses breite Grinsen vom Gesicht geprügelt. Lilithel sollte aufhören so zu grinsen!

„Nein, nein. Saemil geht jetzt“ Entschlossen schubste sie diesen von sich runter und setzte sich etwas mehr in ihrem Bett auf.
 

Saemil war durch Kaighleys Stoß nach hinten getaumelt, konnte sich aber noch auf den Füßen halten.

„Ja, es ist wohl besser ich gehe.“ Lächelnd lief er an der immer noch ziemlich breit grinsenden Lilithel vorbei.

„Lil. Schön dich zu sehen.“

„Freut mich auch Saem. Sehr sogar.“

Saemil war schon halb durch die Tür, als er sich noch einmal umdrehte und Kaighley ansah.

„Meine Entscheidung steht. Du kannst nichts mehr daran ändern. Wenn du die beiden Amulette und das Buch suchen gehst bin ich dabei! Bye!“

Verdutzt sah Kaighley ihm nach. Woher zum Teufel wusste er das?

Während sie darüber nachdachte, woher er diese Informationen hatte, schlich sich ein Grinsen auf ihr Gesicht. Saemil sollte sich bloß nicht zu früh freuen. Sie würde noch einiges nachfragen. Zum Beispiel interessierte es sie brennend, warum er so auf Rache aus war.

Ihr Grinsen hatte jetzt schon etwas Teuflisches. Saemil würde sich noch viel anhören müssen.
 

„Ähm, Kai…. hallo?“ Lilithel wedelte mit der Hand vor dem Gesicht ihrer Freundin. Irgendwie machte ihr diese im Moment etwas Angst. Dieses Grinsen versprach Schmerzen. Körperlich wie auch geistig. Und sie war froh, dass es nicht auf sie bezogen war.

„Ja, Lil. Tut mir Leid. Ich war abgelenkt.“

„Oh ja, abgelenkt. Ja das warst du. Vielleicht hätte ich etwas später kommen sollen, ich wollte eure Zweisamkeit ja nicht stören.“

Ein Knurren seitens Kaighley ließ sie verstummen.

„Lass das! Zwischen mir und Saemil läuft nichts! Und wird nie etwas laufen! Er hat mir nur ein paar seiner… öhm… Ansichten näher gebracht.“ Innerlich flehte sie darum nicht rot zu werden.

„Ach ja. Ansichten näher bringen, so heißt das also heutzutage.“

„LIL! Hör auf!“ Kaighley schien ernsthaft empört über Lilithels Worte. Und diese musste sich mit aller Macht zurückhalten um nicht in lautes Gelächter auszubrechen.

„Ja. Verstanden. Zwischen euch ist nichts! Ich höre schon auf“

<Von wegen>, dachte sie. Wenn zwischen ihren beiden Freunden nichts laufen würde, würde sie einen Besen fressen.

Aber bevor sie eventuell noch etwas auf dem Thema herumreiten konnte, fiel ihr noch etwas anderes ein, dass Saemil gesagt hatte, bevor er gegangen war.

„Aber was hat er mit Amuletten und Buch gemeint? Und Kaighley, was war mit dir los? Damals, in diesem Zimmer.“

Kaighley sah sie an. Schaute in Lilithels Augen und sah die Unsicherheit darin.

Wenn sie ehrlich war, dann war sie erstaunt, warum Lilithel überhaupt noch bei ihr war. Sie hätte sie fast getötet. Es war wirklich an der Zeit ihr alles zu erzählen. Sie konnte nur hoffen, dass Lilithel sie nicht verlassen würde.

„Gut. Lilithel, hör mir bitte zu. Es ist eine lange Geschichte, eine wirklich lange….“
 

Während Kaighley Lilithel ihre Geschichte erzählte, war Merdith unterwegs zu ihrem Sohn. Sie hatte mit Gilian noch viel zu besprechen. Sie hatte, während sie sich mit dem Mädchen Kaighley unterhalten hatte, beschlossen ihren Sohn auf diese Reise mitzuschicken. Er würde Kaighley mit Rat zu Seite stehen. Immerhin hatte sie ihn persönlich ausgebildet und soweit sie wusste war er Kaighley noch etwas schuldig. Sie hatte ihn vor diesem Mann gerettet, obwohl sie ihn nicht gekannt hatte. Allein das sprach, nach Ansichten Merdiths, für den guten Charakter des Mädchens. Und die beiden würden ja nicht allein reisen. So viel sie wusste, würde dieser Meuchler, Saemil, sie auch begleiten. Und wenn er sie nicht beschützen konnte, hatte sie immer noch IHN. Er würde es schaffen, dessen war sie sich absolut sicher. Er wurde speziell für solche Fälle ausgebildet, außerdem hatte er noch eine offene Rechnung, die er gerne begleichen wollte.

Merdith öffnete langsam die Tür zu den Trainingsräumen. Ihr Sohn befand sich zusammen mit ihm hier.

„Gilian, Lazar. Wir haben etwas zu besprechen“

Der Jüngere der beiden blickte sich nach seiner Mutter um. Seine braunen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht.

„Jawohl, Mutter. Ich komme“

Merdith war immer wieder positiv über ihren Sohn erfreut. Er war wirklich sehr weit für sein Alter und ein Musterbeispiel an Gehorsam und Fleiß. Sie konnte sehr stolz auf ihn sein.

„Lazar, du auch. Ich habe einen Auftrag. Für euch beide.“

Auch die zweite Person in dem Zimmer wand sich jetzt Merdith zu. Seine langen schwarzen Haare hatte er mit einem Band hinter seinem Kopf zusammen gebunden, damit sie ihn bei seinem täglichen Training nicht störten und seine goldenen Augen blickten sie interessiert an.

Ein kurzes, freudloses Lächeln huschte über ihr Gesicht. Er war das totale Gegenteil zu seinem Vater. Sie war froh ihn bei sich zu haben.

Merdith ergriff wieder das Wort.

„Ihr habt doch von dem Mädchen gehört, Kaighley.“

„War das das Mädchen, das mich gerettet hat?“ Gilian stand jetzt vor seiner Mutter und blickte sie fragend an.

„Ja genau. Das war sie. Nun ich habe mich mit ihr unterhalten…“

„Über Farth und das Ende, oder?“, die dunkle Stimme Lazars unterbrach Merdiths hohe. Diese runzelte missbilligend ihre Stirn. Sie mochte es nicht unterbrochen zu werden.

„Ja, das haben wir. Und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass sie nach Vindaya gehen muss.“

Lazar sah sie erstaunt an.

„Nach Vindaya? Zur zerstörten Stadt der Magier? Du weißt, dass es gefährlich wird! Warum tust du das dem Mädchen an?“

„Nun ja, uns bleibt keine andere Wahl, um das Ritual…“

„Es GIBT eine andere Möglichkeit. Merdith das weißt du! Warum lässt du sie gehen?“

„Lazar. Zweifle nicht an meinen Entscheidungen. Wir müssen sie gehen lassen. Es ist, nun ja, eine Art Test. Sie muss auf dieser Reise noch so viel lernen. Und hier geht das nicht. Sie muss sich selbst erkennen und begreifen, warum alles so ist.“

„Sie könnte sterben.“

Ein kurzes helles Lachen erfüllte den Raum und vertrieb für einen Moment die angespannte Stille.

„Was glaubst du, warum ich dich mit gehen lasse, Lazar? DU wirst sie beschützen.“

„Merdith, ich werde ganz bestimmt nicht den Babysitter für dich spielen. Dieser Junge, der Meuchler, soll er sie doch beschützen.“

„Ah, wie es scheint hast du deine Ohren mal wieder überall. Nein das geht nicht. Er ist nicht stark genug. Außerdem dachte ich mir, dass du gerne deine Rechnung begleichen möchtest.“

Sie sah ihm starr in die Augen.

„Soll das eine Erpressung werden?“

„Fass es auf, wie du willst, Lazar. Aber du wirst gehen.“

Entschlossen wand sie sich um und wollte auf die Tür zu gehen, als eine dünne Stimme sie innehalten ließ.

„Und was ist mit mir, Mutter?“

Sie drehte kurz ihren Kopf und sah ihren Sohn an.

„Gilian. Du wirst ebenfalls gehen. Sie wird deine Informationen gut gebrauchen können“

Nach dieser Antwort war sie verschwunden.

„Deine Mutter ist nicht immer das, was sie vorzugeben scheint. Wir sollten aufpassen.“

„Mhmm…“, der kleine Junge sah Lazar an, „du hast Recht. Wir sollten Acht geben.“
 

Kaighley sah Lilithel an. Es hatte lange gedauert, bis sie ihr alles erzählt hatte. Alle Eindrücke, alle Legenden und alle ihre Gefühle. Sie hatte sich ihr anvertraut. Ihr alle Ängste gestanden und im Moment fühlte sie sich befreit.

Hoffentlich würde Lilithel sie verstehen.

Doch ihre Freundin schien geschockt.

„Du wirst sterben?“

Die Frage stand im Raum. Kaighley wusste anfangs nicht, was sie darauf antworten sollte.

„Ja.“ Die Wahrheit war am besten. Es half weder ihr noch Lilithel, wenn sie lügen würde.

„Aber…“ Lilithel konnte nicht weiter reden. Es schnürte ihr die Luft zum Atmen ab. Sie würde Kaighley verlieren.

„Bis dahin bleibt uns noch Zeit. Vielleicht fällt uns etwas anderes ein.“ Sie musste Lilithel wieder beruhigen. Es war ja für sie schon schwer, das alles zu verdauen, aber sie hatte keine Kraft Lilithel auch noch zu trösten. Es fiel ihr schon schwer nicht wieder in Tränen auszubrechen.

„Glaubst du?“ Tränen sammelten sich in Lilithels Augen.

„Bestimmt. Glaub dran. Ich kann doch jemanden wie dich nicht allein zurücklassen. Du wärst doch total aufgeschmissen ohne mich.“

„Kaighley!“ Lilithel schmiss sich an ihren Hals und weinte. Weinte um ihre Freundin.

Und Kaighley schnürte es das Herz zu. Sie redete sich immer wieder ein stark zu sein. Für sich und Lilithel. Sie konnten nicht alle beide verzweifeln.

Aber bei Lilithels geflüsterten Worten die folgten, liefen auch bei ihr die Tränen.

„Ich werde immer bei dir bleiben, Kaighley! Immer!“

Sie weinte. Für sich und ihr Schicksal.

Zusammen mit ihrer besten Freundin.

Und trotz allem war sie froh. Lilithel hatte sie verstanden.

Sie würde bei ihr bleiben.

Für immer….
 

Die Sonne ging gerade unter, als Gilian das Zimmer des Mädchens betrat. Was er sah, ließ ihn schmunzeln. Kaighley lag zusammen mit ihrer Freundin tief schlafend auf dem Bett. Auf den Gesichtern beider Mädchen waren noch die Tränenspuren deutlich zu sehen.

Gilian tat es Leid, sie jetzt wecken zu müssen.

„Kaighley, Lilithel, aufstehen. Kommt schon.“ Sacht rüttelte er an ihren Schultern.

Doch vergebens. Beide rührten sich nicht.

„Klappt es nicht?“ Eine amüsierte Stimme von Richtung Tür ließ Gilian herumfahren.

„Nein, Saemil. Sie schlafen wie Steine.“

„Tja Kleiner, du musst noch viel lernen. Lass mich mal.“

Saemil trat neben Lilithel.

„Lil, heißer Junge nur mit Tuch bekleidet gleich neben dir.“

Wie von der Tarantel gestochen fuhr Lilithel auf und schmiss dabei, Kaighley neben sich, fast vom Bett.

„Wo… Saem… wo?“ Ihr Kopf wandte sich suchend herum. Doch von dem angeblichen Jungen keine Spur.

„Ach… der ist gerade wieder raus gelaufen.“

Skeptisch hob sie eine Augenbraue. Irgendwie sagte ihr der grinsende Gesichtsausdruck von Saemil, dass er sie angelogen hatte.

„Lil. Pass doch auf.“

Erst jetzt merkte sie, dass sie ungefähr mehr als die Hälfte des Bettes in Anspruch nahm und sich ihre Freundin nur noch mit Mühe auf diesem halten konnte.

„Oh, ups. Tut mir Leid.“ Schnell stand sie auf und zog Kaighley dabei wieder in die Mitte des Bettes.

Diese fuhr sich einmal gähnend durch die Haare und versuchte sie wenigstens etwas zu ordnen, als Saemils Stimme sie innehalten ließ.

„Oh, Kai. Lass das. Ich steh auf diesen verwuschelten Look. Gibt dir ein verführerisches Aussehen.“

Lilithel musste all ihre, ihr zur Verfügung stehenden Kräfte mobilisieren, um nicht über den roten Kopf ihrer Freundin zu lachen. Es war einfach herrlich. Manchmal könnte sie Saemil für solche Sprüche küssen. Er war um Längen besser darin, Kaighley in Verlegenheit zu bringen als sie selbst. Vielleicht sollte sie ihn mal bitten ihr Unterricht zu erteilen.

„Entschuldigung, aber meine Mutter möchte euch um etwas bitten.“

Sofort verstummten die restlichen Gespräche und alle Blicke lagen auf dem verschüchtert wirkenden Jungen.

„Sie möchte, dass ihr euch nachher hier versammelt, um euch noch jemanden vorzustellen.“

„Wann genau ist nachher?“ Kaighley sah Gilian aufmerksam an. Sie fand den Jungen immer putziger.

„Wenn ihr etwas gegessen habt.“

„Und wann gibt es Essen?“ Lilithels Bauch hatte sich schon mehrmals lautstark zu Wort gemeldet.

„Es müsste unten bereits gerichtet sein. Für Kaighley wird gleich noch etwas gebracht, da sie ja nicht aufstehen kann und sich noch etwas schonen muss.“

„Gut, dann bis später.“, sagten Saemil und Lilithel im Chor, bevor sie zusammen verschwanden. Anscheinend hatten beide ziemlich Hunger.

„Ich werde jetzt dann auch gehen. Bis nachher.“

„Ok. Wir sehen uns später, Gilian.“

Sie sah dem Jungen noch nach, wie er aus der Tür verschwand.

Nach ihrer Meinung konnten die sich mit dem Essen beeilen. Denn auch ihr Magen meldete sich jetzt immer häufiger.
 

Etwa eine halbe Stunde später versammelten sich Saemil und Lilithel wieder in Kaighleys Zimmer. Alle drei waren gespannt darauf, wen Merdith ihnen noch vorstellen würde. Und warum sie das eigentlich tat.

„Ui, hoffentlich ein gut aussehender Junge.“

„Sehe ich deiner Meinung nach also scheiße aus?“ Saemil musterte Lilithel enttäuscht.

„Du verletzte meine Gefühle, Lil.“

„Nein, nein, Saem. Du bist heiß. Aber leider nichts für mich, gell Kai?“

Grinsend knuffte sie ihre Freundin mit ihrem Ellenbogen in die Seite.

„Mhmm, was?“

Die beiden übrigen verdrehten synchron ihre Augen, bevor Saemil wieder das Wort ergriff.

„Wie war das? Wir hören uns jetzt immer gegenseitig zu?“

„Tut mir Leid. Ich war in Gedanken.“ Kaighley sah beide entschuldigend an.

Doch bevor irgendjemand ihr noch Antwort geben konnte, öffnete sich die Tür.

Merdith, Gilian und ein ihnen unbekannter junger Mann betraten den Raum.

„Oh sehr schön. Ihr seid alle schon da. Dann sollte ich besser mal beginnen.“ Merdith sah alle der Reihe nach an.

Kaighley konnte in ihren Augen keinen Hinweis darauf erkennen, was das alles sollte.

„Ich möchte euch jemanden vorstellen. Er wird euch auf eurer Reise zusammen mit Gilian begleiten. Das hier ist Lazar.“

Kaighley besah sich den jungen Mann genauer. Er schien etwas älter als Saemil zu sein und, wie sie fand, auch deutlich reifer als er. Dieser sah allen Anwesenden der Reihe nach in die Augen und blieb schlussendlich bei Kaighley hängen.

Diese musste schlucken, als sie in seine Augen sah. Solche eine Farbe hatte sie noch nie gesehen. Sie waren von einem wunderschönen Goldton. Sie zogen Kaighley regelrecht in ihren Bann und sie konnte nichts tun, außer ihm in diese besonderen Augen zu schauen.

Sie wusste nicht wie lange sie in diesem Zustand war, doch Saemils Räuspern riss sie wieder in die Gegenwart zurück.

Mit gerunzelter Stirn sah sie zu diesem. Doch Saemil schien sich anscheinend vorgenommen zu haben, sie zu ignorieren, denn er sah nur mit bösem Blick nach vorne zu Lazar.

„Was soll das heißen, er begleitet uns?“

„Wie ich es vorhin schon gesagt habe, Saemil. Er wird euch begleiten und etwas auf Kaighley aufpassen.“

„ICH werde auf sie aufpassen. Wir brauchen keine zusätzliche Hilfe.“

Wütend verschenkte er seine Arme vor der Brust. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass dieser Lazar sie begleiten würde. Allein die Art wie der Kaighley angesehen hatte, ließ ihn wieder anfangen zu knurren.

„Du weißt nicht, was alles auf dich zukommen wird. Du kannst unmöglich Kaighley und Lilithel allein beschützen. Für eine von beiden würde es schlecht aussehen. Willst du das etwa?“ Merdith sah ihm fragend in die Augen.

Saemil knurrte erneut, bevor er seinen Blick abwandte und böse aus dem Fenster sah.

„Nein das will ich nicht.“

„Nun gut, dann wäre das geregelt. Ihr werdet aufbrechen wenn es eurer Freundin wieder besser geht. Bis dahin, im unteren Stockwerk befinden sich Trainingsräume. Saemil du kannst noch etwas üben und vielleicht Lilithel den Umgang mit dem Schwert näher bringen. Es wäre gut, wenn sie etwas auf sich selbst aufpassen könnte.“

Lilithel sah die Frau vor sich erstaunt an.

„Wie, ich soll kämpfen lernen? Warum? Was wird das für eine gefährliche Reise?“

Doch anstatt Merdith antwortet ihr eine dunkle Stimme: „Wir gehen nach Vindaya. Das wird kein Spaziergang. Wir sollten vorbereitet sein. Wenn du Angst hast, solltest du dir überlegen hier zu bleiben. Wir können keinen zusätzlichen Ballast gebrauchen.“

Lilithel war regelrecht geschockt. Was bildete sich dieser Kerl bloß ein?

„Sie wird mitkommen. Ich versichere dir, dass sie kein 'zusätzlicher Ballast' sein wird. Du hast mein Wort Lazar.“ Kaighley sah dem jungen Mann entschlossen in die Augen. Lilithel würde kein unnötiger Ballast sein.

„Wenn du meinst“, Lazar ließ seinen Blick noch etwas an dem Mädchen in dem Bett hängen, bevor er sich umdrehte und das Zimmer verließ.

„Nun denn. Es ist an der Zeit, dass wir auch gehen. Kaighley, du solltest dich noch etwas ausruhen. Ich werde morgen noch einmal nach dir sehen. Schlaf gut.“

Zusammen mit ihrem Sohn verließ Merdith das Zimmer des Mädchens.
 

„Ouh… so ein ungehobelter Kerl, was bildet der sich eigentlich ein? 'Zusätzlicher Ballast'... was ist dann mit diesem kleinen Jungen. Ist der kein Ballast oder was? Ohh ich hasse es… warum müssen die heißen Jungs immer solche Arschlöcher sein??“

Lilithel lief aufgeregt vor dem Bett hin und her. Während ihrer Schimpftirade fuchtelte sie wütend mit den Händen in der Luft herum.

„Ich mag ihn auch nicht!“ Der einzige Junge im Raum lehnte sich, immer noch mit verschränkten Armen, gegen die Wand hinter sich.

„Ach kommt schon. Soo schlimm ist er nicht. Seine Art ist nur etwas direkt.“

„Soo schlimm ist er nicht?? Sag mal hast du gehört was er von sich gegeben hat?“

„Ich glaube eher unsere liebe Kaighley war viel zu sehr in seine Augen vertieft.“

Wütend funkelte Kaighley die beiden vor sich an.

„Ich habe zugehört. Falls es euch entgangen ist, ich habe mich für sie eingesetzt. Und was meinst du mit 'in seine Augen vertieft'??“

„Na, so wie ich es gesagt hab. Du hast ihn doch angestarrt wie irgendeine Erscheinung. Ich hab schon gedacht dir fallen gleich die Augen aus dem Kopf.“ Fassungslos sah sie Saemil an. Was sollte das alles? War er etwa eifersüchtig?

Doch bevor sie den Mund aufmachen konnte um ihn erstmal ordentlich anzufauchen, schnappte sich ihre Freundin seine Hand und zog ihn mit den Worten, „Tschuldigung Kai, aber es ist spät. Und du sollst dich doch schonen. Da wäre ein Streit nicht gut. Deshalb gehen wir besser. Wir reden morgen weiter. Schlaf gut!“, nach draußen.

Zurück blieb eine perplexe Kaighley.

Was war denn das gewesen?

Schulterzuckend ließ sie sich wieder zurück in ihre Kissen fallen. Lilithel hatte Recht. Sie sollte noch etwas schlafen und sich ausruhen. Sie musste schnell wieder gesund werden. Die Reise sollte nicht länger als nötig aufgeschoben werden.

Müde kuschelte sie sich in ihre Decke und war Sekunden später eingeschlafen.

Aufbruch

Hallo^^

ähm..also ich möchte hier mal gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz lieb Alona grüßen!! Und ihr nochmals danken, dass sie immer meine Kapitel durchliest und Fehler verbessert!!!! Danke Danke Danke!! *sie knuddelt* Und ich wünsche ihr gute Beeserung!!

Ich wüsste gar nicht wo ich ohne sie wäre...*gg*

Auch an meine Kommischreibe ein Danke

*euch alle knuddelt*

Viel Spaß mit dem neuen Kapitel
 

Los gehts
 

Aufbruch
 

Es dauerte sieben weitere Tage, bis Kaighley wieder so weit erholt war, dass sie ihre Reise beginnen konnten. Doch trotz allem hatte Merdith sie zur Vorsicht gemahnt. Sie sollte sich vor allem in den nächsten Tagen auf keinen Fall überanstrengen.

Deshalb streckte Kaighley auch an diesem Morgen vorsichtiger als gewohnt ihre Beine unter der warmen Decke hervor. Kurz fuhr ein kalter Schauer durch ihren Körper, als ihre bloßen Füße den kalten Steinboden berührten. Doch davon ließ sie sich nicht abschrecken und bahnte sich tapfer einen Weg zu ihren neuen Anziehsachen, die ihr heute Morgen wohl hereingebracht worden waren. Schnell zog sie sich an und betrachtete sich dann in dem hohen Spiegel, der gegenüber ihrem Bett hing. Man hatte ihr Stiefel, die knapp unterhalb ihres Knies endeten, eine bis zur Mitte ihres Oberschenkels reichende schwarze enge Hose und ein langes blaues Oberhemd, das mit einem Gürtel auf ihrer Taille gehalten wurde, gegeben. Zusätzlich zog sie noch ihre schwarzen Handschuhe, die bis zur Mitte ihres Oberarms reichten, an. Zufrieden musterte sie sich erneut. So konnte sie auf jeden Fall zu einer gefährlichen Reise aufbrechen. Jetzt fehlten nur noch ihre Haare. Entschlossen band sie diese mit dem Haarband, dass Saemil ihr mal geschenkt hatte, nach hinten.

So, jetzt konnte sie endlich losgehen.

Doch bevor sie aus dem Zimmer trat, sah sie sich noch einmal um, ob sie auch nichts vergessen hatte. Aber außer den gewöhnlichen Gegenständen fand sie nichts, das ihr gehörte.

Schnell zog sie die Tür hinter sich zu. Sie war so froh endlich aus dem Bett herauszukommen. Sie hasste nichts mehr, als stundenlang herumzuliegen und nichts zu tun. Sie musste immer irgendeine Beschäftigung haben. So kam es, dass Merdith ihr vor ein paar Tagen verschiedene Karten gegeben hatte. Sie sollte den schnellsten Weg nach Maine, ihrem Geburtsort, ausmachen. Sie hatte nichts lieber getan und Merdith die Karten regelrecht aus der Hand gerissen und stundenlang über diesen gebrütet. Schlussendlich hatte sie den schnellsten Weg ausgemacht und war dementsprechend stolz auf sich. Immerhin mussten sich die anderen jetzt auf sie und ihren ausgesuchten Weg verlassen, so war sie für die anderen nützlich. Und nicht nur das Mädchen, das beschützte werden muss und dass einen Gott in sich trug.

Plötzlich stutzte das Mädchen. Krampfhaft versuchte sie sich daran zu erinnern, wo genau sie sich eigentlich trafen. Saemil hatte es ihr gestern Abend noch erklärt, aber irgendwie hatte sie ihm mal wieder nicht richtig zugehört. Jetzt hatte sie die Misere. Sie hatte absolut keine Ahnung mehr, ob sie jetzt den rechten oder den linken Gang nehmen sollte oder ob sie nicht doch besser die Treppe in das untere Stockwerk nahm.

/ Menschen sind doch so erbärmlich, was ihre Orientierung betrifft!! /

Ach ja DAS hatte sie ja ganz vergessen. Kaighley wusste nicht warum, aber seit ungefähr drei Tagen musste sie immer wieder Farths Kommentare ertragen. Anscheinend hatte sich der Gott etwas beruhigt und versuchte sie stattdessen wohl mit seinen immer wiederkehrenden menschenfeindlichen Sprüchen verrückt zu machen. Erschöpft ließ sie den Kopf hängen, bevor sie sich in Gedanken an den Gott wandte.

< Lass das, ich weiß genau wo es lang geht >

Sein amüsiertes Lachen war ihr Antwort genug. Er schien ihr nicht zu glauben.

< Hör auf. Ich WEIß wo es lang geht. Nämlich nach unten!!>

Bis zum äußersten entschlossen nahm sie die Treppe nach unten. Innerlich flehte sie jedoch darum, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.

/ Wenn du meinst, meine Kleine /

Er ging ihr wirklich richtig auf die Nerven. Er war nicht in der Lage solche Sprüche abzulassen. Immerhin hatte er es nicht geschafft sie wegzusperren. Sie war stärker als er. Vielleicht sollte sie ihm das mal öfter unter die Nase reiben.

Trotzdem war sie entschlossen sich keine Blöße zu geben. Sie würde ihre Freunde finden und wenn es den ganzen Tag dauern würde.

Kurz blieb sie vor zwei Türen stehen. Fragend blickte sie abwechselnd von der rechten zur linken, bevor sie kurzerhand die rechte wählte.

Vorsichtig spähte sie erstmal herein. Leider sah sie nicht wirklich viel, deshalb war sie gezwungen den Raum vorsichtig zu betreten.

Aber was sie sah, ließ sie knallrot werden.

Lazar hatte wohl vorgehabt noch etwas zu trainieren bevor sie losgehen wollten. Doch wie es aussah hatte er nicht daran gedacht zufällig von einem Mädchen erwischt zu werden. Sein entblößter Oberkörper glänzte vom Schweiß und ließ Kaighley mehr als nur erahnen wie gut gebaut er war.

Vor lauter Verlegenheit presste sie ihre Hände vor ihre Augen und stammelte,

„T... tu... tut… mir... e... echt Le... id!“

Lazar blickte kurz zu dem mehr als verlegenen Mädchen, kümmerte sich jedoch nicht wirklich um sie. Ihm war es egal, wie er im Moment aussah. Immerhin musste er ja trainieren um sie zu beschützen. Da sollte sie sich nicht so anstellen. Sie würde mit drei Männern unterwegs sein, da würde es häufiger vorkommen, dass sie einem mit nacktem Oberkörper begegnen würde.

Kaighley schien seine Gleichgültigkeit bemerkt zu haben, denn sie ließ langsam ihre Hände sinken und sah ihn jetzt interessiert an.

„Warum trainierst du noch? Müssen wir nicht gleich aufbrechen?“

Er drehte nicht einmal den Kopf in ihre Richtung, als er antwortete: „Wir haben noch eine Stunde Zeit. Einer deiner Freunde muss dir wohl die falsche Uhrzeit genannt haben.“

„Ah“, war ihre einzige Antwort. Irgendwie schien Lazar sie aus der Fassung zu bringen. Aber sie fragte sich wirklich warum, immerhin war sie schon mit Männern unterwegs gewesen. Saemil hatte sie ja ein gutes Stück begleitet und bei ihm hatte sie nie ein so komisches Gefühl gehabt.

„Kann ich noch etwas hier bleiben und dir zusehen?“ Die Frage war ihr eher herausgerutscht als wirklich beabsichtigt.

Ein kurzes Nicken seinerseits ließ sie auf dem Boden platz nehmen und ihn aufmerksam beobachten.

Er war wirklich geübt in dem Umgang mit einem Schwert. Kurz fragte sie sich, wie sie sich selbst auf dieser Reise verteidigen könnte, als Farths Stimme sie in ihren Gedanken unterbrach

/ Du bist mein Erbe, du besitzt Kräfte, die dir helfen werden. Also sei beruhigt. Du brauchst nicht so unnötige Waffen, wie ein Schwert. Damit würdest du wahrscheinlich nur dich selbst verletzten. /

< Vielen Dank. Gott sei Dank gibt es dich.> Sie verlieh ihren Gedanken so viel Ironie wie nur möglich. Farth sollte endlich merken, dass sie seine Sprüche nicht gebrauchen konnte.

„Wie wirst du dich verteidigen?“, anscheinend hatte sich noch jemand in diesem Raum Gedanken über ihr Wohlbefinden gemacht.

„Ich bin Farths Erbe, ich glaube, ich besitze magische Kräfte.“

„Du glaubst? Das wird uns viel nützen, wenn wir angegriffen werden. Du musst lernen auf dich selbst aufzupassen. Dieser Meuchler und ich, wir können nicht dauernd auf dich aufpassen.“

Der Kommentar traf sie hart. Sie wollte für keinen zur Last werden. Aber was sollte sie tun?

Dieser Frage verlieh sie auch gleich Ausdruck,

„Was soll ich deiner Meinung nach tun?“

Doch statt einer Antwort warf er ihr ein Kurzschwert zu.

Verwundert sah sie ihn an. „Was soll ich damit?“

„Steh auf. Ich werde es dir zeigen!“

Zögerlich stand das Mädchen auf. Was hatte Lazar vor? Wollte er sie unterrichten?

„Heb es so. Schau wie ich es mache.“ Seine tiefe Stimme ließ sie augenblicklich aufschauen. Sie betrachtete das Schwert in seiner Hand und versucht den Griff nachzuahmen.

„So?“

„Ja. Und jetzt zeige ich dir ein paar Übungen und die wiederholst du täglich. So trainieren wir erstmal deine Führung und den Umgang mit dem Schwert. Wenn du das beherrschst werde ich weiter mit dir üben.“

Die Übungen fielen ihr schwer. Auch unter den wachsamen Augen und den ständigen Kommentaren Lazars wurde sie nicht besser.

Nach etwa einer halben Stunde unterbrach ihr neuer Lehrer den Unterricht.

„Das reicht. Übe von jetzt an allein. Ich darf mein Training nicht vernachlässigen. Aber jetzt sollten wir erstmal zu deinen Freunden“

Etwas widerwillig bemerkte Kaighley wie er aus dem Raum verschwand. Schnell steckte sie ihr neues Schwert in die dafür vorgesehene Scheide und befestigte sie an ihrem Gürtel, bevor sie Lazar hinterher rannte.

Sie durfte ihn auf keinen Fall verlieren. Er war der einzige, der wusste, wo genau sie sich treffen würden.

Aber als sie auf den Flur trat war von ihrem Lehrer weit und breit keine Spur zu sehen. Verzweifelt sah sie erst nach recht und dann nach links. Doch von Lazar war nirgends auch nur der kleinste Hinweis.

/ Der Junge hat dich stehen lassen. Wirklich tolle Gefährten hast du. /

<Halt den Mund>

Sie konnte es nicht fassen. Lazar hatte sie stehen lassen. Doch bevor sie wieder nach ihrem Auswahlverfahren eine Richtung wählen konnte, unterbrach sie eine dunkle Stimme: „Du hast wirklich nicht das kleinste bisschen Orientierungssinn. Komm mit!“

Mit gesenktem Kopf folgte sie ihrem Retter. Was war heute nur los? Anscheinend passierten ihr immer nur peinliche Sachen, wenn Lazar zugegen war.

Sie betete darum, dass sie bald bei ihren Freunden war. So konnten ihr wenigstens keine weiteren peinlichen Sachen passieren.

Stumm liefen die beiden die Gänge entlang und Kaighley konnte es nicht verhindern, dass sie den Jungen neben sich wieder einmal musterte. Sie fragte sich schon zum zehnten Mal an diesem Tag woher er wohl diese außergewöhnlichen Augen hatte. Sie könnte ihn ja mal danach fragen…

„Lazar? Woher kommst du?“ Ihr Stimme wirkte in der Stille plötzlich unnatürlich schrill und laut.

„Wir sind gleich da.“ Geflissentlich hatte er ihre Frage überhört. Und Kaighley traute sich nicht mehr diese zu wiederholen. Wie es aussah wollte er nichts über sich preis geben. Und sie respektierte das. Wenn er nicht wollte, dann war das seine Angelegenheit.

Lazar hatte Recht. Schon von weitem konnte sie die aufgeweckte Stimme ihrer Freundin vernehmen. Sie schien gerade Saemil irgendetwas Interessantes aus ihrer Kindheit zu erzählen.

„Hey!“ Vergnügt winkte sie ihren Freunden schon von weitem zu. Lilithel strahlte ihr entgegen aber bei Saemil war sie sich unsicher. Irgendwie sah er wütend aus.

„Und was habt ihr beiden Hübschen den so getrieben?“ Zweideutigkeit war wohl Lilithels Spezialgebiet.

„Wir haben nichts getrieben! Lazar hat mir nur den Umgang mit dem Schwert gezeigt. Das war alles.“, fauchte sie ihre Freundin mit rotem Kopf an. Sie hoffte von ganzem Herzen das Lazar das nicht gehört hatte. Aber entweder er ignorierte es oder er hatte es wirklich nicht verstanden, auf jeden Fall besprach der junge Mann gerade etwas mit Merdith und schien sehr interessiert ihren Worten zu lauschen.

Innerlich seufzte sie glücklich auf. Gott sei Dank. Ihr war eine weitere Peinlichkeit erspart geblieben.

„Warum zeigt ER dir den Umgang mit dem Schwert?“ Saemil sah sie merkwürdig an.

„Naja... ähm... ich bin in seine Trainingsstunde hereingeplatzt… hehehe..“ Nervös kratzte sie sich am Kopf. Hoffentlich wurde sie nicht schon wieder rot.

„Hereingeplatzt? Mehr nicht? Warum bist du dann so rot?“

Ertappt.

„Hast du ihn bei etwas gestört oder was?“

Ein nervöses Hüsteln ihrerseits.

„Nun ja… öhm… er hatte nicht unbedingt viel an… hehehe…“

Lilithel fielen fast die Augen aus dem Kopf.

„Er hatte WAS? Nicht viel an?? Und wo? Unten, oben? Sag schon!“ Sie rutschte ziemlich nah an ihre Freundin, um auch ja kein Wort ihrer Antwort zu verpassen.

„Oben“, nuschelte sie vor sich hin. Immer darauf hoffend, dass Lilithel sie nicht verstand. Doch diese schien bei solchen Sachen mehr als nur ein ausgeprägtes Gehör zu besitzen.

„Und… wie sieht er aus? Heiß, oder? Bestimmt! So wie er schon angezogen aussieht… ui ui ui…Kaighley du schlimmer Finger!“ Lilithel schien sich gerade sehr gut zu amüsieren. Ihre Augen glitzerten verdächtig und immer wieder entwischte ihr ein aufgeregtes Kichern.

„Das tut doch hier überhaupt nichts zur Sache! Wir sollten uns auf andere Dinge konzentrieren.“

Verzweifelt versuchte sie das Thema zu wechseln. Doch vergebens.

„Also verdammt heiß. Du musst es mir nachher unbedingt beschreiben…“

„Wie könnt ihr nur bei einem einzigen Mann oben ohne so ein Theater machen?“, Saemil schien ehrlich genervt.

„So toll ist er nicht!“

„Das sagst DU! Also ich finde ihn verdammt heiß, nicht Kai?“

Diese gab jedoch keine Antwort, sondern zuckte einfach mit ihren Schultern. Sie fand das Verhalten von Saemil merkwürdig, deshalb schielte sie immer wieder zu dem Jungen neben sich. Sonnst regte er sich auch nicht so auf, wenn Lilithel mal wieder über irgendeinen Jungen schwärmte. Sie sollte ihn vielleicht mal danach fragen.

Doch bevor es dazu kam wurden sie von Merdith unterbrochen.

„Nun denn. Ihr seid inzwischen alle da. Es wird Zeit für euch aufzubrechen. Den genauen Weg kann euch Kaighley zeigen. Sie hat sich mit den Karten beschäftigt. Aber bevor ihr geht habe ich hier noch Proviant und Mäntel, die euch nachts warm halten, außerdem noch ein paar Decken. Jeder von euch bekommt einen Rucksack.“

Nacheinander griff sich jeder der Gruppe einen Rucksack und traten durch die große Holztür.

Draußen ergriff Merdith noch einmal das Wort.

„Ich wünsche euch alles Glück der Welt. Vor allem dir, Kaighley. Passt auf euch auf.“ Sie strich ihrem Sohn noch ein letztes Mal über den Kopf und gab den anderen die Hand, bevor sie sich umdrehte und nach drinnen verschwand.

„Wir sollten gehen. Je weiter wir heute kommen desto besser. Die erste Hälfte des Weges werde ich euch führen, danach ist Kaighley dran. Folgt mir!“

Lazar führte die Gruppe an.
 

Kaighley vermutete, dass sie schon etwa eine Stunde unterwegs waren. Der Pfad auf dem sie sich befanden war einigermaßen eben und führte sie in Kurven einen kleinen Hügel hinauf. Die Sonne schien und es war angenehm warm. Im Moment fühlte sich Kaighley wohl. Ihre Arme wurden von den Sonnenstrahlen angenehm gewärmt und auch sonst war die Umgebung wunderschön. Soweit das Auge reichte sah sie grüne Wiesen, mit hier und da vereinzelten Bäumen. Auch konnte sie etwas weiter weg einen kleinen Fluss ausmachen. Sie wusste zwar nicht ganz genau wo sie waren, aber der Ort gefiel ihr. Es war friedlich und ruhig. Sie wünschte sich, dass ihre ganze Reise so ablaufen würde.

„Schön oder?“

Lächelnd sah Kaighley zu dem kleinen Jungen neben sich, der sie angesprochen hatte.

„Ja, es ist wirklich schön. Weißt du, wo genau wir hier sind?“

„Wir befinden uns an den Grenzen von Andaurien. In etwa vier Tagen müssten wir in Harm ankommen. Eine Grenzstadt zu dem Kontinent Zephira. Von da an weiß ich nicht wie lange es dauern wird, bis wir in Maine ankommen werden.“

Kaighley war erstaunt wie viel der Kleine wusste. Anscheinend war er gut ausgebildet worden.

„Warum bist du mitgekommen, Gilian?“

„Mutter wollte es so. Sie hat gesagt, ich soll euch mit Informationen zur Seite stehen.“

„Aber wollte sie nicht lieber, dass du zu Hause bleibst? Dort wo dir nichts passieren kann.“

Gilian sah sie verunsichert an.

„Warum sollte sie? Immerhin bin ich der Einzige der soviel über Zephira und etwas über Vindaya weiß. Ich werdet mich noch brauchen.“

Kaighley strich ihm kurz über den Kopf. „Ich weiß. Aber es wird nicht leicht. Kannst du denn mit dem Schwert umgehen?“

Er sah sie wieder an und erwidert mit etwas Stolz: „Ja. Lazar hat mich ausgebildet. Wenn er mit dir fertig ist, wirst du auch gut darin sein.“

„Magst du Lazar sehr?“ Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, wie Lazar mit einem Kind umging.

„Ja. Er ist immer für mich da.“

Das rührte sie. Anscheinend verband die zwei viel.

„Es ist gut, wenn du jemanden hast, der sich um dich sorgt.“

Der Kleine sah sie einen Moment erstaunt an, lächelte dann aber verstehend.

„Du hast Recht. Es ist gut.“

Während die beiden sich unterhielten merkten sie nicht, wie die Zeit verrann.
 

„Wir werden hier rasten.“

Kaighley sah sich erstaunt um. Sie befanden sich in einem kleinen Wald auf einer Lichtung. Sie fragte sich, wie lange sie wohl schon unterwegs gewesen waren.

„Ich werde uns etwas jagen. Irgendjemand sollte in der Zwischenzeit Holz suchen.“ Lazar sah die anderen abwartend an.

„Ich werde gehen.“ Saemil erhob sich und lief zwischen den Stämmen einiger Bäume hindurch.

„Warte, ich komme mit.“ Kaighley wollte die Gelegenheit nutzen und sich mal wieder etwas mit ihm unterhalten.

Schnell schloss sie zu dem Jungen vor sich auf und lächelte ihn freundlich von der Seite an. Aber Saemil schien wegen irgendetwas noch immer beleidigt zu sein, denn er erwiderte es nicht.

„Alles ok?“ Langsam fragte sie sich echt, was eigentlich sein Problem war.

„Ja“, war seine knappe Antwort.

Langsam aber sicher hatte sie keine Lust mehr. Schweigend sammelte sie ein paar Äste ein, die sie später für das Feuer gebrauchen konnten.

Immer weiter liefen beide schweigend in den Wald hinein. Die Stille zwischen ihnen wurde mit jedem Meter unangenehmer, so lange bis Kaighley es nicht mehr aushielt.

„Was ist dein Problem? Warum redest du nicht mehr mit mir?“, platzte es schlussendlich entnervt aus dem Mädchen heraus.

„ICH habe kein Problem. Wer hat vorhin fast Nasenbluten bekommen bei dem Gedanken an den Oberkörper eines gewissen Jemanden?“

Kaighley schüttelte fassungslos ihren Kopf. DAS war sein einziges Problem?

„Geht’s noch?!? Saemil was zur Hölle ist mit dir los? ICH habe nicht von Lazar geschwärmt, dass war Lilithel. Und außerdem was geht dich das an, wenn ich ihn attraktiv finden würde?“

Saemil drehte sich wutschnaubend zu dem Mädchen um.

„Ich muss immerhin dir ganze Zeit mit euch Reisen. Da hab ich keine Lust tagtäglich euer dauerndes Geschwärme zu hören.“

„Tagtäglich? Warum kannst du nicht einfach zugeben, dass du eifersüchtig bist?“ Wütend baute sie sich vor ihm auf. Die Äste hatte sie schon wieder vor lauter Ärger fallen gelassen.

„Ich bin NICHT eifersüchtig!!“

„Ach und warum dann dieses ganze Theater?“

Sie standen jetzt ganz dicht voreinander.

„Weil ich verdammt noch mal nicht will, dass du dich in ihn verliebst!!!“

Verwundert sah sie ihn an.

„Leider kannst du darauf keinen Einfluss nehmen, Saemil. Schon mal den Spruch gehört, 'man kann sich nicht aussuchen in wen man sich verliebt'?“

Sie sah ihm in seine Augen und bemerkte mit einem Mal, wie schön sie eigentlich waren. Aber bevor sie diesen Gedanken fortsetzten konnte stoppte sie sich selbst. Das war nicht der richtige Zeitpunkt über Saemils Augen nachzudenken.

„Ach und warum nicht? Was wäre, wenn ich dich nur für mich selbst haben will? Wenn kein andere dich haben darf?“

Er kam ihr immer näher. Ihr Körper berührten sich fast.

„Ich bin nicht dein Eigentum“, flüsterte sie. Ihr Blick haftete immer noch an seinen Augen.

„Das sage ich auch gar nicht.“, sein Gesicht war plötzlich so nah vor ihr, aber sie konnte sich immer noch nicht abwenden.

„Was dann?“

Seine Hand legte er unter ihr Kinn und hob ihren Kopf nach oben. Sie sahen sich immer noch unentwegt in die Augen.

„Weißt du, dass du wunderschön bist?“ Ein warmer Atem strich über ihr Gesicht. Seine Lippen waren jetzt keine fünf Zentimeter mehr von ihren entfernt, aber es war ihr egal. Sie wollte sich gar nicht wehren. Zu sehr gefiel ihr das angenehme Kribbeln in ihrer Magengegend.

Doch bevor sich ihre Lippen trafen ließ eine Stimme sie auseinander fahren.

„KAIGHLEEEEYYY, SAEMMIIIILLLL…. Wo seid ihr?“ Lilithel kam anscheinend immer in den unmöglichsten Situationen.

Kaighleys versuchte sich wieder zu beruhigen. Aber die Gefühle in ihrer Magengegend wollten einfach nicht verschwinden.

„Wir kommen gleich!“, schrie sie ihrer Freundin zurück. Verlegen und immer darauf bedacht nicht mehr als nötig in Saemils Richtung zu schauen, versuchte sie ihre Äste wieder aufzusammeln.

Als sie soweit fertig war, sah sie sich doch noch zu dem Jungen hinter sich zum.

Ihr Stimme klang etwas schüchtern, als sie das Wort an ihn wandte: „Kommst du?“

„Ja. Bin direkt hinter dir.“

So liefen beide stumm hintereinander her. Jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.

Kaighley fragte sich immer wieder, was wohl wirklich passiert wäre, wenn Lilithel sie nicht gestört hätte. Aber vielleicht würde sie die Antwort auf diese Frage bald bekommen. Wer wusste schon zu was Saemil manchmal fertig war.
 

„Da seid ihr ja endlich. Was hat euch so lange aufgehalten?“ Lilithel sah beide neugierig an. Irgendwie schien sie schon wieder zu spüren, dass etwas vorgefallen war.

„Ach nichts. Wir haben uns nur etwas unterhalten und dabei die Zeit vergessen.“

Kaighley versuchte möglichst einen neutralen Eindruck zu erwecken. Was ihr bei ihren aufgewühlten Gefühlen nicht richtig gelingen wollte. Aber anscheinend hatte keiner ihrer Freunde das bemerkt. Glaubte sie zumindest.

„Wenn ihr euch so unterhalten habt, wie damals in deinem Zimmer, als ich hereingeplatzt bin, dann will ich gar nicht wissen, was passiert wäre, wenn ich euch nicht gerufen hätte.“

Lilithel grinste ihre Freundin vielsagend an. „Du musst mir das mal in einer ruhigen Minute erzählen.“

Ertappt ließ Kaighley ihren Kopf hängen. Besaß ihre Freundin etwa so was wie einen Radar?

„Kommt ihr, wir wollen essen.“

Während sich Lilithel über Kaighley lustig gemacht hatte, hatte Gilian ein Feuer entzündet und jetzt schmorte ein Hase darüber.

Hungrig setzten sich die beiden Mädchen zu ihren Freunden. Kaighley darauf bedacht nicht zu nah bei Saemil zu sitzen. Sie wollte ihre Freundin nicht auf neue Gedanken bringen.
 

Das Essen verlief friedlich. Jeder war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Als sie fertig waren erhob Lazar noch einmal das Wort.

„Wir werden in ungefähr vier tagen in Harm ankommen. Bis dahin sollten wir etwas auf der Hut sein. Es wimmelt in dieser Gegend von Räubern.“

Alle nickten verstehend.

„Ach und bevor ich es vergesse. Kaighley, wir werden heute mit unserem Training weitermachen.“

Fragend sah sie ihn an. Es war bereits dunkel. Wollte er, dass sie sich selbst mit ihrem Schwert erschlug?

„Ist es nicht schon ein bisschen zu spät?“, versuchte sie ihre Zweifel in Worte zu fassen.

„Nein. Immerhin könnten wir auch nachts angegriffen werden. Da wird niemand Rücksicht nehmen, ob es dunkel oder hell ist.“ Lazar schien entschlossen. Er stand auf und hielt dem immer noch zweifelnden Mädchen seine Hand hin.

„Je früher wir anfangen, desto schneller kannst du schlafen gehen.“

Als ob sie diese Tatsache anspornen würde. Aber was sollte sie auch tun. Er hatte ja Recht. Deshalb begab sie sich ohne weiter rumzumeckern in ihr Schicksal.
 

Aber an diesem Abend war sie sogar noch schlechter als am Morgen. Immer wieder fiel ihr das Schwert aus der Hand oder sie sah überhaupt nicht, was sie damit eigentlich anstellte.

Total entnervt gab Lazar zwanzig Minuten später auf.

„Das bringt nichts. Du musst dich mehr konzentrieren.“

Kaighley wurde langsam wütend. Was glaubte er, was sie versuchte?

„Ach und was glaubst du, was ich mache? Es ist dunkel. Ich kann mein eigenes Schwert nicht mal erkennen.“

„Glaubst du, darauf nimmt dein Feind während eines Kampfes Rücksicht?“ Auch aus seiner Stimme konnte man langsam Wut heraus hören.

„Nein. Aber ich glaube auch nicht, dass wir in den nächsten Stunden angegriffen werden! Lazar, können wir das nicht auf morgen verschieben?“

„Uns wird ja wohl nichts anderes übrig bleiben. Wenn wir so weiter machen, wirst du nur dich selbst verletzten oder am Ende noch mich.“

Er drehte sich um und ließ ein völlig fertiges Mädchen zurück. Kaighley hatte das Gefühl, Lazar sehr enttäuscht zu haben.

Aber was hatte er erwartet? Das war erst ihre zweite Übungsstunde! Sie war kein Naturtalent im Umgang mit Waffen. Das hätte er doch erkennen müssen.

Müde steckte sie ihr Schwert zurück in die Scheide und lief auch zurück zu dem hell erleuchteten Lagerplatz ihrer Freunde.

Sie freute sich jetzt schon auf ein bisschen Schlaf.
 

Sie wollte gerade zwischen den Bäumen hervortreten, als ihr Saemil entgegen kam.

Seine Stimme klang besorgt.

„Alles ok? Lazar kam gerade ziemlich entnervt ohne dich zurück.“

„Ja. Alles ist gut. Meine Trainigsstunde ist nur nicht so abgelaufen, wie er es wollte.“ Erschöpft ließ sie ihren Kopf hängen.

„Was hat er auch erwartet, immerhin bist du ein Mädchen.“

„Saemil, im Moment bin ich zu müde für deine frauenfeindlichen Sprüche! Morgen wieder, ok?“ Entschlossen wollte sie an ihm vorbei laufen, als er sie noch einmal kurz am Ellenbogen festhielt.

„Entschuldige. Eigentlich wollte ich nur nach dir schauen, ob auch nichts passiert ist. Ob dich der Typ auch nicht verletzte hat. Sonst hätte ich ihn mir vorgenommen.“ In seiner Stimme klang Entschlossenheit.

Ein Lächeln huschte über Kaighleys Gesicht.

„Schon ok. Ich kann auf mich selbst aufpassen. Aber danke, Saem.“ Bevor sie wusste, was sie eigentlich tat, hatte sie Saemil schon einen Kuss auf die Wange gedrückte und war grinsend an ihm vorbeigelaufen in den Schein des Lagerfeuers.

Müde ließ sie sich neben Lilithel nieder, die in ihrem Schlafsack schon fröhlich vor sich hinträumte.

Noch einmal genoss sie das Kribbeln in ihrem Bauch und sah seine grünen Augen vor sich.

Zufrieden lächelnd schlief sie über diesen Gedanken ein.

Aktivierte Kräfte und entblößte Tatsachen

Halloo^^

Ich weiß es kommt n bisschen verspätet..soager ziemlich arg verspätet aber ich wünsch euch allen noch FROHE OSTERN!!! ^^

Und ansonsten viel Spaß mit dem neuen Kapitel
 

Los gehts
 


 

Aktivierte Kräfte und entblößte Tatsachen
 

„Ich hab Hunger!“

„Ich auch!“

„Meine Füße tun weh!“

„Meine auch!“

„Und von meinem Rücken will ich gar nichts erst anfangen!“

„Frag mich mal!“

„Wie lange noch?“

„Weiß nicht. Aber ich glaube nicht mehr all zu lange.“

„Ich will baden!“

„Ich auch!“

„Und was zu trinken wäre auch gut. Was Kaltes und Erfrischendes.“

„Jaa!“
 

Kaighley sah sich grinsend zu ihren zwei Reisebegleitern um. Sie waren jetzt den dritten Tag unterwegs. In den nächsten zwei Tagen sollten sie eigentlich, wenn nichts Unvorhergesehenes passierte, in Harm ankommen.

Und wie die zwei hinter sich, freute sie sich auch schon auf eine Pause. Aber ein Blick nach vorne ließ sie aufseufzen. Lazar legte ein Tempo vor, dem die anderen nur schwer folgen konnten und wie es aussah war er auch noch nicht im Entferntesten müde. Das hieß im Klartext, dass sie noch mehrere Stunden so weiter wandern würden.
 

„Wie es scheint, haben sich da zwei gefunden.“ Eine amüsierte Stimme ließ sie nach rechts schauen. Saemil war zu ihr aufgeschlossen.

„Glaub ich auch. Tja, Liebe macht auch vor dem Alter nicht halt.“ Beide grinsten sich an.

„Naja von Liebe würde ich nicht sprechen. Aber, ich würde fast sagen so etwas wie Seelenverwandtschaft. Denn vom Kopf her sind sie auf der gleichen Ebene.“

Kaighley versuchte verbissen ihr Grinsen zu verstecken. Lilithel war ihre Freundin. Da sollte sie eigentlich nicht lachen.

„Bist du auch müde?“

„Um ehrlich zu sein, ja. Ich bin so eine Reise nicht gewohnt. Und Lazar nimmt nicht unbedingt Rücksicht auf andere.“

„Ja.“ Ein Knurren entwich Saemil. Er war wirklich nicht gut auf den anderen Jungen zu sprechen.

„Ich glaub ich rede mal mit ihm.“

„Wenn du meinst. Ich glaube auf dich hört er noch am ehesten. Ich werde in der Zwischenzeit mal nach unseren beiden Kleinen schauen.“

Sie grinste ihm noch einmal zu, bevor sie ihre Schritte beschleunigt und schon bald neben Lazar herlief.

„Ähm, Lazar?“

Er drehte seinen Kopf in ihrer Richtung, aber seine Augen blickten immer noch unverwandt nach vorne.

„Wir sollten eine Pause machen. Lilithel und Gilian sind erschöpft.“

Abwartend sah sie zu dem jungen Mann zu ihrer Rechten.

Doch er schien gar nicht auf ihrer Bitte einzugehen. Stattdessen kam sie zwei Sekunden später in den Genuss in seine goldenen Augen zu sehen. Er musterte sie wieder einmal, ohne jede Gefühlsregung.

„Wie weit bist du mit deinen Übungen?“

Etwas aus der Fassung gebracht sah sie ihn ein paar Momente stumm an, bis ihr Verstand seine Frage aufgenommen hatte.

„Ähm...“ Etwas verunsichert kratzte sie sich am Kopf. „ Ich werde besser, glaub ich zumindest.“

„Du glaubst?“

Sie sah, wie sich eine seiner Augenbrauen skeptisch nach oben zog.

„Also ich meine. Ich verliere das Schwert nicht mehr. Also nicht mehr oft… ähm und ich kann schon fast alle Übungen auswendig.“ Sie wusste selbst wie erbärmlich das klang. In Wahrheit hatte sich nämlich nicht viel verbessert. Aber was sollte sie auch machen? Sie war nicht für den Umgang mit dem Schwert geschaffen!

/ Du solltest den Umgang mit deinen magischen Kräften üben. Nicht irgendwelches Rumgefuchtel mit dem Schwert! /

Sie musste zugeben, dieses Mal hatte Farth Recht. Sie war sein Erbe und mit Kräften ausgestattet die jeden Schwertkämpfer innerhalb von Sekunden kampfunfähig machen konnten. Was brachte dieses Training also?

„Wir werden dein Training verdoppeln. Du MUSST besser werden. Das ist für uns alle besser!“

Entsetzt sah sie ihn an. Noch mehr üben?

„Aber… das bringt doch nichts.“ Ängstlich kniff sie ihre Augen zusammen. Jetzt hatte sie es gesagt. Inständig hoffte sie, dass er sie nicht sofort töten würde.

Doch als sie nach ein paar Minuten immer noch am Leben war, öffnete sie vorsichtig ihre Augen und fand sich ein paar goldenen gegenüber.

Seine Stimme hatte einen leisen gefährlichen Unterton als er ihr Antwort gab.

„Du machst das nicht zum Spaß! Es geht um dein verdammtes Überleben. Also stell dich nicht so an.“

Unsicher wich sie ein paar Schritte zurück. Immer noch die goldenen Augen ihres Gegenübers auf sich geheftet.

„Ja.“ Ihre Stimme war leise. Sie wollte ihm nicht widersprechen.

Lazar schien damit zufrieden, denn er drehte sich wieder nach vorne und beschleunigte seine Schritte etwas.

/ Also wenn ich könnte würde ich diesen erbärmlichen Menschen zerfleischen. Wie kann er es wagen so mit meinem Körper zu reden? /

Sie versuchte Farths Schimpftirade in ihrem Inneren zu überhören. Es brachte ja eh nichts jetzt auf Lazar sauer zu sein. Irgendwo, so fand Kaighley, hatte er Recht. Sie musste wissen, wie sie sich verteidigen konnte.
 

„Ich kann wirklich nicht mehr!!!“

„Ich auch nicht!!!“

„Mein Füße... ich spüre sie nicht mehr!!“

„Ich spüre sie seit zwei Stunden nicht mehr!“

„Ich will eine Pause!!“

„Ich auch!!“
 

Das Grinsen war Kaighley längst vergangen. Seit zwei Stunden, seit zwei geschlagenen Stunden, musste sie sich jetzt schon das Gebrabbel der beiden hinter sich anhören. Und es brachte gar nichts! Lazar lief immer noch unbeirrt weiter. Langsam fand sie ihn unverschämt. Er war nicht allein unterwegs!

Entschlossen schloss sie zum zweiten Mal an diesem Tag zu ihm auf.

„Lazar! Wir machen jetzt halt! Du musst verdammt noch mal Rücksicht auf uns nehmen!“

Dieses Mal ließ sie sich auch nicht von seinem bohrenden Blick anbringen. Sie waren alle müde und brauchten dringend etwas zu essen und etwas Zeit um sich auszuruhen!

„Lazar! HÖR MIR VERDAMMT NOCHMAL ZU!“ Sie schrie den Mann neben sich an. Es war ihr so was von egal, was er jetzt machte. Sie war einfach nur wütend.

Doch zu ihrem Erstaunen blieb Lazar stehen und erhob die Stimme, damit ihn alle hören konnten.

„Wir machen hier Rast.“

Völlig verwundert sah sie ihn an. Hatte er das nur gemacht, weil sie ihn angeschrieen hatte? Hatte das am Ende doch etwas genützt?

„Und wir beide gehen jetzt trainieren!“

Zu früh gefreut. Das war also seine Rache.

Schon fast flehend sah sie ihn an.

„Ich bin am Ende. Ich brauche eine Pause.“

„Dafür hast du aber noch ein gutes Stimmorgan.“ Dein sadistischer Blick traf sie. Und ab jetzt wusste sie mit tödlicher Sicherheit, dass es für sie kein Entrinnen geben würde.

Lazar war aber auch wirklich nachtragend.

Geschlagen stampfte sie hinter ihrem Trainer her, der sie ein Stück weg von ihren Freunden, auf eine kleine Lichtung führte.
 

„Fang an.“ Ohne Worte oder Gegenwehr führte sie seinen so nett ausgesprochenen Befehl aus. Sie würde eh den Kürzeren ziehen. Vielleicht, wenn sie sich gut anstellen würde, würde er sie früher gehen lassen.

Leider hatte sie sich zu früh gefreut.

„Falsch! So geht das!“ Immer wieder unterbrach er sie, wieß sie auf Fehler hin und ließ sie die fehlerhaften Übungen ohne Pause wiederholen.

„Konzentrier dich!“

Wie sollte sie das anstellen? Sie konnte sich kaum noch selbst auf den Beinen halten. Immer wieder wankte sie, musste kurz Luft holen, als schwarze Punkte vor ihren Augen tanzten.

„Verdammt, Kaighley, so geht das!“ Grob riss er ihren Arm nach oben und brachte ihn in die richtige Position.

Kaighley musste vor Schmerz kurz aufstöhnen. Er sollte endlich damit aufhören!

„Was habe dich dir gerade gesagt. SO muss das sein!“ Er wollte wieder auf sie zugehen und ihren Arm ergreifen, doch sie wich wankend ein paar Schritte zurück.

„Lass mich endlich in Ruhe!“ Sie schrie ihm die Wort entgegen. Er sollte sie nur in Ruhe lassen. Sie nicht mehr anfassen und auch nichts von ihr fordern.

Kaighley merkte plötzlich, wie eine Aura sie umgab und sich kurz darauf etwas mit rasender Geschwindigkeit von ihr entfernte und Lazar mehrere Meter wegschleuderte. Völlig erschöpft gaben ihre Beine unter ihr nach und sie sah mit entsetzten in Lazars Richtung. Der Junge lag bewegungsunfähig auf dem Boden. Er war brutal gegen einen Baum geschlagen.
 

<War ich das?> Ihre Gedanken drehten sich. Sie konnte es nicht fassen.

/ Deine Kräfte haben sich aktiviert. Endlich!/

<Meine Kräfte> Fassungslos sah sie an sich herab. Wie konnte das passieren?

Ängstlich krabbelte sie auf Lazar zu, unfähig auf eigenen Beinen zu stehen.

Innerlich betete sie darum, dass ihm nichts Ernsthaftes passiert war.

„Lazar?“ Ihre Stimme war nur ein Flüstern. Viel zu sehr hatte sie davor Angst, dass sie ihn eventuell lebensgefährlich verletzt hatte.

Vorsichtig drehte sie ihn auf den Rücken. Er war blass und unterhalb seines linken Auges konnte sie einen kleinen blutigen Kratzer entdecken. Ansonsten schien er keine äußerlichen Verletzungen zu haben. Sie hoffte, dass das auch auf sein Inneres zutraf.

Sachte strich sie ihm eine schwarze Strähne, die sich aus seinem Zopf gelöst hatte, aus der Stirn und flüsterte immer wieder erstickt seinen Namen. Auch versuchte sie ihn durch sanftes Rütteln an seiner Schulter wach zu bekommen.

Kaighley dachte schon er würde nicht reagieren, als ihre Hand sanft beiseite geschoben wurde und sich Lazar stöhnend aufrichtete. Unsicher half sie ihm sich vollständig aufzusetzen, ehe sie zu sprechen anfing.

„Es tut mir Leid. Ich weiß nicht, wie... es war so plötzlich und… ich wollte doch nicht…“

Eine Geste seiner Hand ließ sie verstummen. Anscheinend war er wütend. Aber sie konnte es verstehen.

„Jetzt können wir endlich mit deinem richtigen Training anfangen.“

Fragend sah sie ihn an. Was meinte er mit richtigem Training? Was war dann das gewesen, was sie die ganze Zeit getan hatte? Und warum war er nicht erstaunt über ihren plötzlichen Ausbruch? Sie war es doch auch.

Er schien wohl ihr verwirrtes Gesicht richtig gedeutet zu haben, denn er fuhr nach einer kurzen Pause fort: „Dieses ganze Schwerttraining. Es war nur Tarnung. Du hast doch selbst gemerkt, dass du absolut unbegabt in dem Umgang mit einem Schwert bist. Aber Merdith hat mir erklärt, dass deine verborgenen Kräfte nur durch einen mehr oder weniger starken Gefühlsausbruch aktiviert werden können. Ich habe dich extra so ungerecht behandelt, damit deine Kräfte aktiviert werden. Durch deinen Gefühlsausbruch vorhin, damit hast du es in Gang gesetzt. Merdith fand es merkwürdig, dass du überhaupt nichts von deinen Kräften gespürt hast, aber wir haben uns das durch das Siegel erklärt. Es hat dich so zusagen von ihnen abgeschirmt. Jetzt da es brüchig ist, war es ein leichtes deine Kräfte zu erreichen.“

Kaighley war sprachlos. Wahrscheinlich mehr durch die Tatsache, dass sie Lazar niemals zuvor sie viel reden gehört hatte. Aber als seine Worte langsam zu ihr durchdrangen verstand sie. Also hatte es nur einen solchen Ausbruch gebraucht?

„Was meinst du mit richtigem Training?“ Ihre Stimme hatte an Stärke zurück gewonnen.

„In Harm werden wir jemanden treffen, der sich deiner annehmen wird. Er ist den Umgang mit Magie gewohnt. Er wird dich unterrichten.“

„Und was ist mit dem Schwerttraining?“

Zum zweiten Mal an diesem Tag konnte sie mitansehen, wie sich seine Augenbraue skeptisch hob.

„Du willst allen Ernstes weiter mit dem Schwert üben?“

Sie konnte spüren wie sich ihr Gesicht rot färbte.

„Nein, nein. Ich glaube nicht.“

Sie merkte wie sich Lazar erhob.

„Lass uns gehen“, auffordern hielt er ihr seine Hand hin.

Schüchtern gab sie ihm ihre. Doch als er sie nach oben zog und sie auf eigenen Beinen stand, merkte sie, wie schwach sie eigentlich noch war.

Kaighley spürte wie ihre Beine wieder unter ihr nachzugeben drohten, doch bevor sie wieder fallen konnte, spürte sie wie sich starke Arme um ihre Tallie schlangen.

„Du bist zu schwach. Steig auf.“ Lazar war in sein altes Erscheinungsmuster zurückgekehrt. Er war eher einer der stummeren Sorte.

<Lilithel sollte sich mal ein Beispiel nehmen>, dachte sie noch, bevor sie seinem Angebot nachkam und auf seinen Rücken kletterte.

Sie wollte gar nicht wissen, wie Saemil reagieren würde, wenn er sie so sah. Sie würde sich noch viel anhören müssen.
 

Sie sollte Recht behalten.
 

Saemil saß zusammen mit Lilithel und Gilian auf einer Lichtung. Sie hatten gerade ihr kleines Mittagessen abgeschlossen, als sie Lazar zwischen den Bäumen auftauchen sahen.

„Mhmm… wo hat er wieder Kaighley gelassen?“ Lilithel sah sich suchend nach der zweiten weiblichen Person in ihrer Gruppe um.

„Lazar trägt sie.“

Das Schweigen, das nach Gilians Feststellung folgte, war ohrenbetäubend. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können.

Vorsichtig sah sich Lilithel nach Saemil um. Beunruhigt musste sie feststellen, dass er wieder angefangen hatte zu knurren und seine Hände zu Fäusten geballt hatte.

Sie sollte sich wirklich mal mit Kaighley unterhalten. Saemil war echt angsteinflößend wenn er so aussah.
 

„Alles ok?“ Gilian sah aufmerksam zu den Zurückgekehrten.

„Ja, ich bin nur erschöpft.“ Vorsichtig wurde sie von Lazar abgesetzt. Sie sah ihm noch einmal in die Augen.

„Danke!“

Dann wandte sie sich ihren Freunden zu. „Habt ihr noch etwas zu essen übrig?“

Statt einer Antwort wurde nur stumm hinter sie gedeutet.

„Ähm... danke.“ Sie bedachte ihre Freunde mit einem merkwürdigen Blick. Was war denn jetzt schon wieder los? Aber ein Blick auf Saemil und sie wusste die Antwort. Hatte sie doch Recht gehabt.

Sie beschloss es nachher zu klären. Jetzt wollte sie erstmal essen.
 

Die Luft war zum Zerreißen gespannt. Kaighley fühlte sich mehr als unwohl. Warum sahen Lilithel und vor allem Gilian sie so merkwürdig an? Vor allem was wusste letzterer schon?

„Lil, ist etwas?“

„Soll denn irgendetwas sein?“

Müde rollte sie mit ihren Augen. Sie hatte keine Lust auf so ein Ratespiel.

Doch bevor sie eventuell einen pampigen Kommentar zum Besten geben konnte wurde sie unerwartet von Lazar unterbrochen.

„Falls ihr baden wollt, hier gibt es eine heiße Quelle!“

Alle Missverständnisse oder Unklarheiten waren mit einem Mal zwischen den beiden einzigen weiblichen Mitgliedern der Gruppe verschwunden. Fröhlich grinsten sie einander zu, bevor sie synchron ihren Kopf Richtung Lazar drehten und wie aus einem Mund „Wo?“, fragten.

„200 Meter, geradeaus, von hier entfernt. Ihr müsstet es ohne Hilfe finden.“

„Ok. Bis nachher.“

Falls sie vorhin müde gewesen waren oder erschöpft, so war davon nicht mehr das geringste zu merken. Vergnügt liefen beide Mädchen schwatzend nebeneinanderher. Anscheinend hatte die Ankündigung auf ein heißes Bad ihre verborgenen Kräfte geweckt.

Kopfschüttelnd blickten ihnen die männlichen Reisegefährten hinterher.
 

„Also, sag schon, was war vorhin mit dir und Lazar?“ Diese Frage schien Lilithel wohl schon die ganze Zeit auf der Zunge gelegen zu haben.

„Es war nichts. Ich war nur erschöpft und konnte nicht mehr alleine gehen, da hat er mich halt getragen.“

„Ach du hast es so gut“ Theatralisch seufzend hob Lilithel ihre Hände gen Himmel.

„Warum laufen dir die ganzen heißen Typen nur scharenweise hinterher? Und ich bekomme keinen?“

Empört drehte sich Kaighley zu ihrer Freundin. „Mir rennen keine heißen Typen hinterher!!“

„Ach und was ist mit Saemil und Lazar?“

„Spinn nicht rum“

Lilithel grinste vielsagend und lief aufgeregt um ihre Freundin herum.

„Verkauf mich nicht für dumm. Dass Saemil nach dir verrückt ist, sieht ja wohl ein Blinder. Und Lazar, na ja sagen wir mal so, du bist fast die einzige mit der er redet.“

Wahrscheinlich schon zum dritten Mal an diesem verfluchten Tag spürte sie wie die Röte in ihr Gesicht stieg.

„Stimmt doch gar nicht!“

Lachend klopfte ihr Lilithel auf die Schulter. „Natürlich nicht! Komm schon, Kaighley, genieße es. Du bist jung und hübsch!!“

Skeptisch sah sie ihre Freundin an, meinte sie das jetzt wirklich ernsthaft?

„Ahh, schau mal, wir sind da!!!“

Staunend blieben die beiden vor der Quelle stehen. Sie war größer als sie sich diese vorgestellt hatten. Der Dampf stieg verführerisch von der Wasseroberfläche auf und lud die beiden Mädchen praktisch ein, endlich baden zu gehen.

„Komm schon!“ Vergnügt hatte sich Lilithel schon ans Ausziehen gemacht.

Ihre Kleidung legten sie auf einen Stein, nicht weit von der Quelle entfernt.

Ein wohliges Seufzen entfuhr Kaighley als sie sich hineingleiten ließ.

„Hier könnte ich es aushalten.“

„Wie Recht du hast, Kai, wie recht.“
 

Die Stimmung war angespannt. Jeder beschäftigte sich mit seinen eigenen Sachen. Geredet wurde nur, wenn unbedingt nötig. Und Gilian fühlte sich einfach nur noch unwohl. Mit ganzem Herzen hoffte er, dass die beiden Mädchen schnell wieder zurückkommen würden. Er war zwar schon längere Zeit mit Lazar allein gewesen und mochte ihn auch wirklich, aber irgendwie schienen er und Saemil sich nicht ausstehen zu können. Deshalb vermied der kleine Junge es aufs Äußerste auf sich aufmerksam zu machen.

Doch ein Schrei ließ ihn aufschrecken.

„War das nicht Lilithel?“, verunsichert sah er zu den beiden jungen Männern.

„Ja.“ Sofort war Saemil aufgesprungen und in Richtung heißer Quelle gerannt, dicht gefolgt von Lazar.

„Gilian, bleib hier!“, war sein letzter Befehl gewesen, bevor er zwischen den Bäumen verschwunden war.
 

„Mach es weg! Mach es weg!“, hysterisch hing Lilithel an Kaighleys Arm.

„Halt still! Halt doch still!“

„Mach es weg! Oh bitte mach es doch weg, Kaighley!“

Es hätte Kaighley nicht gewundert, wäre ihre Freundin jetzt in Tränen ausgebrochen.

Unverständnis erfüllte ihr Gesicht, als sie den Kopf schüttelte. Eine Spinne! Eine simple kleine Spinne ließ ihre Freundin so ausrasten.

Ok, es war eine haarige, eklige, schwarze Spinne. Aber Lilithel hätte nicht so herumschreien müssen. Mit ihrem Glück hatten Saemil und die anderen sie gehört und waren jetzt auf dem Weg zu ihnen.

Hoffentlich nicht!

/ Deine kleine Freundin hat ein ausgeprägtes Stimmvolumen! /

Wenigstens hatte er es freundlich ausgedrückt.

„Ist sie weg?“ Mit Tränen in den Augen sah Lilithel sie an.

„Ja. Ich hab sie weggemacht.“

„Gott sei Dank! Das war so eklig.“ Um ihre Aussage zu verdeutlichen schüttelte sich ihre Freundin vor Ekel.

„Puh!“ Anscheinend völlig erschöpft ließ sich Lilithel wieder zurück ins Wasser zu Kaighley gleiten.

Keine Sekunde zu früh.

Kurz darauf erschienen zwei, mit Schwertern ausgerüstete, junge Männer zwischen den Bäumen.

„Alles ok? Was ist passiert?“

Beide Mädchen starrten ihren „Rettern“ fassungslos entgegen, bevor sich jede von beiden einen Stein schnappte. Mit der einen Hand versuchten sie ihre Blöße zu verdecken, mit der anderen holten sie Schwung.

„VERSCHWINDET, IHR SPANNER!!“
 

Gilian versuchte gerade ein Feuer zu entzünden, als er die Schreie vernahm. Anscheinend war den Mädchen nichts passiert.

Jetzt machte er sich nur Gedanken darüber, was wohl aus Saemil und Lazar geworden war.

Seine Frage wurde vier Minuten später beantwortet, als zwei in Mitleidenschaft gezogene Männer zwischen den Bäumen auftauchten.

Saemil rieb sich, wie Gilian feststellte, ausgiebig den Hinterkopf und Lazar hatte, neben seiner Schramme unter seinem linken Auge, noch eine zweite, auf der anderen Seite bekommen.

„Erspar dir alle Fragen“, wurde er auch schon unterbrochen, bevor er überhaupt den Mund aufgemacht hatte.

Schulterzuckend und immer noch leicht grinsend machte er sich weiter an seinem Feuer zu schaffen.
 

„Wie können sie es wagen. Ich glaub es nicht!“ Kaighley kochte vor Wut. Das einzige, was sie etwas beruhigen konnte, war die Tatsache, dass sie Saemil mit ihrem Stein erwischt hatte.

„Na ja, vielleicht hat Lazar ja jetzt erkannt, was für einen tollen Körper ich habe und ist jetzt verrückt nach mir.“

Kaighley klappte der Mund auf. Ihre Züge spiegelten pure Verständnislosigkeit wieder.

<Ich muss mich verhört haben, ich muss mich verhört haben.>

/ Nein, hast du nicht. /

Farths nüchterne Stimme erfüllte ihre Gedanken.

Hatte ihre Freundin das wirklich gesagt?

„Hast du sie noch alle? Lil? Alles klar? Bekommt dir das heiße Wasser nicht?“

„Ach Kai. Ich will doch nur einen Freund. Ist das so schwer zu verstehen?“

„Wenn du so was von dir gibst dann ja!!!“

Lilithel schwamm ein paar Züge nach vorne, ehe sie sich wieder umdrehte und ihre Freundin musterte.

„Jetzt mal im Ernst: Magst du Saemil?“

Im letzten Moment konnte sie sich noch an einem Stein festkrallen.

Lilithel schaffte es heute wohl dauernd sie aus der Fassung zu bringen.

„Warum?“, krächzte sie ihr entgegen.

Lilithel legte nachdenklich ihren Kopf zur Seite.

„Ich werde bei dir bleiben, bis zum Ende. Das habe ich gesagt und ich werde es auch halten. Aber Saemil? Kaighley ich habe es doch vorhin gesagt, du bist jung. Willst du dich nicht einmal verlieben?“

Stumm trafen braune auf blaue Augen.

Was sie gesagt hatte ließ Kaighley nachdenken. Was empfand sie für Saemil?

„Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht Lil. Ich mag ihn, sehr sogar. Aber Liebe?“, ungläubig schüttelte sie ihren Kopf.

„Jetzt mal im Ernst, Lil. Als ob das klappen würde. Saemil, er, ich weiß nicht, manchmal ist er so lieb und süß und dann wieder anders. Er hat mir gesagt er will sterben. Ihn hält hier nichts mehr. Was soll er dann mit mir anfangen?“

Lilithel glaubte einen traurigen Glanz in den Augen ihrer Freundin zu sehen.

„Aber für Lazar empfindest du nichts?“

Kaighley zuckte mit den Schultern.

„Ich mag ihn.“

„Wen magst du mehr?“

Es folgte wieder ein Schulterzucken.

„Lass und zurückgehen.“ Kaighley erhob sich und ging zu ihren Kleidern zurück. Lilithel sah ihr nachdenklich hinterher, bevor sie auch selbst aufstand und dem Beispiel ihrer Freundin folgte.

Die Sonne ging gerade unter, als die beiden den Rückweg antraten. Jede von ihnen mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt.
 

„Da seid ihr ja endlich!“ Gilian rief ihnen fröhlich entgegen. Saemil und Lazar hoben nur kurz ihre Köpfe, bevor sie weiteraßen.

„Wie ihr seht ist das Essen schon fertig. Kommt, ich hab euch was übrig gelassen.“

Kaighley versuchte ihm ein aufrichtiges Lächeln zu schenken. Doch sie merkte selbst, dass es ihr misslang. Viel zu sehr beschäftigte sie sich mit dem, was Lilithel zu ihr gesagt hatte. Sie würde bald sterben…. wie von selbst huschten ihre Augen zu Saemil… ohne sich verliebt zu haben. Wollte sie das?

Wie schon an ihrem ersten Abend verlief das Essen schweigend. Hauptsächlich aus dem Grund, dass zwei der Anwesenden immer noch sauer waren.

Kaighley war es aber eigentlich egal. Immerhin hätten sie nicht spannen müssen. Wobei sich bei ihr der Gedanke einschlich, dass sie nur gekommen waren, weil ihre Freundin so geschrieen hatte. Aber na ja, sie hatten es beide verdient.
 

„Wir werden heute Nacht anfangen Wachen aufzustellen. Ich werde der erste sein.“ Lazar sah seine Gefährten an.

„Wer ist der nächste?“

Saemil hob kurz seine Hand.

„Ich werde der nächste sein.“

Auch die anderen meldeten sich nacheinander.

Kaighley war gleich nach Saemil an der Reihe.

„Gut, Saemil ich wecke dich nach zwei Stunden.“

Ein Nicken war Antwort genug.

Kaighley war zu erschöpft um noch weiter aufzubleiben. Deshalb wickelte sie sich in ihren Mantel und legte sich in die Nähe des Feuers. Aber so oft sie auch versuchte einzuschlafen es gelang ihr nicht. So merkte sie auch zwei Stunden später, wie Saemil seine Wache antrat. Kaighley blieb noch etwas liegen, lauschte den ruhigen Atemzügen ihrer Freunde und wartete darauf, dass auch Lazar endlich einschlief. Nachdem sich auch seine Atemzüge beruhigt hatten und sich sicher war, dass er schlief, erhob sie sich und gesellte sich zu Saemil.

Erschrocken zuckte dieser erstmal zurück.

„Erschreck mich nicht so. Was ist überhaupt los? Kannst du nicht schlafen oder hast du ein schlechtes Gewissen wegen deiner Stein-Werf-Aktion?“

„Sie schüttelte ihren Kopf, bevor sie ruhig das Wort ergriff. „Nein, das hast du verdient. Ich kann einfach nicht schlafen.“

„Und da hast du beschlossen mir Gesellschaft zu leisten?“

Sie nickte nur.

„Es wäre besser, du legst dich noch etwas hin. In zwei Stunden solltest du nämlich wenigstens etwas ausgeruht sein.“

Stumm schüttelte sie den Kopf.

„Was ist los, Kleine? Probleme?“

Ein Seufzen entwich ihrer Kehle. Sie konnte nicht fassen, wie Lilithels Worte sie mitnahmen.

„Es ist nichts. Kann ich etwas hier bleiben, bei dir?“

Sie merkte wie Saemil sie erstaunt von der Seite ansah. Doch er behielt jede Frage für sich, legte nur einen Arm um ihre Schulter und zog sie näher an seinen eigenen Körper, als er merkte wie sie zitterte.

Erschöpft kuschelte sie sich an seinen Oberkörper.

Sie merkte wie ihre Augen ihr immer wieder zufielen. Doch bevor sie in das Reich der Träume versank, hörte Saemil noch einmal ihre Stimme.

„Die Sache mit Lazar. Ich war einfach nur erschöpft. Da war nichts.“

Seine verstehende Stimme begleitet sie in den wohltuenden Schlaf.

„Ich weiß.“

Ärger in Harm

Halloooo^^

Ohh man..sind bei euch auch bald die Ferien vorbei??

Hab keinen Bock auf Schule..aber na ja was will man machen..^^

auf jeden Fall hab ich mal n neues Kapi on..*gg*

Wünsch euch gaaanz viel Spaß damit!!
 

Los gehts
 


 

Ärger in Harm
 

„Das ist Harm?“

Die kleine Gruppe stand auf einer Anhöhe etwas außerhalb der Stadt. Diese hatten sie dabei in gutem Überblick.

„Ja.“

„Ah… öhm… sie ist… ähm… groß.“

Groß war das passende Adjektiv, das diese Stadt wohl am besten beschreiben konnte. Von ihrer Erhöhung aus, reichte die Stadt bist zum fernen Horizont. Überall sah man Menschen und reges Treiben, das in den winzigen Straßen herrschte. Vereinzelt drangen laute Stimmen bis zu den Freunden durch.

„Wir sollten gehen“ Lazar schritt voran. Nach und nach konnten sich auch die anderen von dem Anblick losreißen und folgten ihm.

„Hier wirst du deinen neuen Lehrer treffen?“ Kaighley hatte den anderen von ihren aktivierten Kräften und der Tatsache, dass bald noch jemand zu ihrer Gruppe stoßen würde, erzählt.

„Wie es scheint. Aber wo hat mir Lazar nicht gesagt.“

„Als ob der Typ überhaupt etwas von sich geben würde.“ Saemils Kommentar überhörte sie. So war es die ganze bisherige Reise über gewesen. Es würde Kaighley nicht wundern, wenn es irgendwann zwischen den beiden zum Kampf kommen würde.
 

Sie betraten stumm die große Stadt. Jeder in seinen eigenen neuen Eindrücken dieser Umgebung vertieft.

Aber als sie an dem großen Markt vorbei kamen, der auf einem Platz stattfand, blieb Lilithel stehen. Mit großen Augen drehte sie sich einmal um sich selbst, bevor sie Lazar ansah.

„Können wir nicht etwas hier bleiben und uns umschauen?“

Auch Kaighley schien von dieser Idee begeistert, denn sie nickte enthusiastisch mit ihrem Kopf.

„Ja bitte.“

Beide Mädchen sahen Lazar mit großen leuchtenden Augen an.

/ Wenn er dieser geballten Power standhalten kann, dann bin ich wirklich von diesem Jungen beeindruckt. Also ich persönlich hätte euch getötet. /

< Halt den Mund >

Lazar konnte diesem Anblick nicht standhalten, doch bevor sich die beiden Mädchen voller Tatendrang in die Menge stürzen konnten, hielt er sie zurück. „Ihr könnt euch umschauen, aber wir bleiben zusammen.“

Schulterzuckend sahen sich Kaighley und Lilithel an. Ihnen war es egal, hauptsache, sie konnten ein bisschen einkaufen.

„Na gut, dann kommt. Ich will endlich einkaufen!!!“ Begeistert schnappte sie sich die Hand ihrer Freundin und lief an einen der größeren Stände, an denen Schmuck verkauft wurde.

Stöhnend folgten ihnen die anderen. Sie hofften nur, dass das nicht allzu lange dauern würde.

Doch sie täuschten sich.

Immer wieder entfuhr einem der Mädchen ein „Ohh schau mal, da!“ und „Hey da hinten, siehst du das? Komm mit.“
 

Kaighley war zufrieden. Endlich konnte sie mal wieder etwas machen, in dem sie sich auskannte. Nach all dem Stress und den Problemen, war das Einkaufen hier eine echte Wohltat. Lächelnd sah sie sich gerade ein Paar Ohrringe an, als sie merkte, wie sich jemand an ihrem Mantel zu schaffen machte. Blitzschnell drehte sie sich um, und ergriff den Dieb am Handgelenk.

„Was soll das? Bleib hier!“

Doch der Dieb riss sich los und rannte mit ihrem übrigen Geld davon.

Gilian der hinter ihr stand hatte das Geschehen verfolgt und reagierte sofort. Ohne weitere Worte nahm er die Verfolgung des Diebes auf.

„Gilian warte. Du verläufst dich noch!“ Auch Kaighley rannte los, doch diese schnappte sich noch im Vorbeirennen die Hand von Saemil. Völlig überrumpelt stolperte er ihr erst etwas hinterher, bevor er sich soweit gefangen hatte, dass er zu ihr aufschließen konnte.

„Was soll das?“

Im Laufen drehte sie ihren Kopf in seine Richtung.

„Da war ein Dieb. Er hat mir Geld gestohlen und Gilian ist ihm gleich hinterher. Wir dürfen den Kleinen nicht verlieren.“

„Und deshalb nimmst du mich mit?“

„Ich wollte selbst nicht verlorengehen. So sind wir wenigstens zu zweit unterwegs.“

„Ah ja.“ Sie sah zwar im Moment nicht mehr in seine Richtung, aber sie konnte sich allein bei dem Klang seiner Stimme vorstellen, wie er seine Augen verdrehte hatte.

„Ah da, er ist um die Ecke.“ Kaighley hatte schon längst völlig ihre Orientierung verloren.

Sie konnte nur darauf hoffen, dass Saemil sich die Richtung aus der sie kamen gemerkt hatte.

Doch plötzlich blieb Kaighley stehen. Wo war Gilian? Sie hätte schwören können, dass er um genau diese Ecke gerannt war. Aber wo war er jetzt?

Aufmerksam sah sie sich um. Wie es schien waren sie nicht unbedingt in eine vornehme Gegend gelaufen. Die Häuser hier waren zum größten Teil heruntergekommen und zerstört. Überall lag Müll und man hörte immer wieder kleine Kinder schreien. Kaighley fühlte sich hier nicht wohl.

Wie aus Reflex rückte sie näher an Saemil heran.

„Alles klar? Hörst du das? Ich glaube da vorne sind sie.“ Das Mädchen spitzte ihre Ohren. Saemil hatte Recht. Jetzt konnte auch sie die Stimme Gilians hören. Er schien aufgebracht mit jemandem zu diskutieren.

„Komm!“ Auffordern nahm Saemil ihre Hand und lief voraus. „Vielleicht braucht er Hilfe!“
 

Gilian wusste nicht wirklich, wie er hierher gekommen war. Mehr aus Reflex heraus, als wirklich beabsichtigt, war er der in einem schwarzen Umhang gehüllten Gestalt gefolgt. Er hatte mitbekommen, wie diese sich an Kaighley Geldbeutel zu schaffen gemacht hatte und kurz darauf abgehauen war. Also war er ihr gefolgt. Jetzt fand er sich in einer dunklen Gasse wieder. Gegenüber der fremden Person.

„Gib das Geld zurück!“

„Vergiss es, Kleiner. Ich brauche es nötiger als deine kleine Freundin.“ Verunsichert musste Gilian feststellen, das die Stimme eindeutig weiblich war und Frauen konnte er, wenn es nötig gewesen wäre, nicht schlagen. Das war ihm beigebracht worden. Doch so leicht würde er sich trotzdem nicht abschütteln lassen. „Gib mir endlich das Geld!“

„Nein! Und jetzt verschwinde hier.“

„Nein! Gib mit jetzt das Geld oder…“

„Oder was?“ Die Stimme der Frau schien jetzt beinahe belustigt. Anscheinend fühlte sie sich in keinster Weise von dem Jungen vor sich bedroht.

„Oder…“ Jetzt saß er in der Patsche. Er konnte keiner Frau drohen.

„Oder wie holen es uns mit Gewalt.“ Überrascht fuhren die Köpfe der beiden herum. Am Anfang der Gasse konnte Gilian die Umrisse von Saemil und Kaighley ausmachen. Dieser war es auch, der seine Stimme erhoben hatte und jetzt zu Gilian und der fremden Frau trat.

„Alles klar, Gilian?“ Auch Kaighley hatte sich jetzt zu der kleinen Gruppe gesellt.

Besorgt fuhr sie ihm über den Kopf. Sie war froh ihn gesund zu sehen. Wer wusste schon, was man mit ihm gemacht hätte, wenn er ganz allein gewesen wäre.

„Also, rück endlich das Geld heraus.“ Saemil lief drohend auf die verhüllte Gehstalt zu, doch das Lachen dieser ließ ihn innehalten. Verwirrt runzelte er die Stirn. Dieses Lachen kam ihm bekannt vor.

„Nicht du auch noch!“ Saemil stutzte. Diese Stimme!

„Layla?“
 

Kaighley horchte bei diesem Namen auf. Anscheinend schien Saemil diese Frau zu kennen. Aber war das jetzt gut oder schlecht?

„Ahh, endlich hast du mich erkannt Süßer. War auch lange her.“ Kaighleys Ohren zuckten. Süßer? WOHER kannten sich die beiden?

/ Ganz ehrlich. Ich glaube, das willst du nicht wissen! /

Innerlich fauchte sie gerade Farth an, als die Frau vor ihr, ihren Mantels auszog. Kaighley bekam große Augen.

Diese Layla, sie war sehr hübsch. Ihre langen schwarzen Haare reichten ihr bis etwa zur Mitte ihres Rückens, sie war schlank und hatte, wie Kaighley feststellen musste einen perfekten Körper und sie war in etwa so groß wie Kaighley selbst. Aber das Auffallendste an ihr waren ihre Augen. Das linke war blau, das rechte grün. Und beide funkelten ihnen erheitert entgegen.

„Layla!“ Meinte sie das nur, oder sprach Saemil diesen Namen auffallend oft an diesem Tag aus?

„Na was ist, plötzlich so schüchtern?“ Belustigt schritt sie auf den immer noch staunenden Saemil zu und umarmte ihn lang und ziemlich innig. Dabei hob sie ihren Kopf und drückte ihm einen Kuss mitten auf die Lippen, bevor sie sich wieder etwas von ihm entfernte.

Neckisch neigte Layla ihren Kopf und hauchte verfürerisch: „Na, hast du mich vermisst?“

Kaighley fielen fast die Augen aus dem Kopf. Ihre Hände ballte sie dabei eher unbeabsichtigt zu Fäusten.

„Oh Saemil scheint sie anscheinend gut zu kennen.“ Im Moment konnte sie sicherlich gut auf jeden überflüssigen Kommentar verzichten. Als ob sie das nicht selbst gesehen hätte!

/ Ah, da fährt ja jemand Zweigleisig! /

Wie gut es tun würde, wenn sie Farth schlagen könnte.

„Woher die zwei sich wohl kennen?“ Stirnrunzelnd sah sie neben sich, zu Gilian.

„Keine Ahnung. Wir sollten ihn mal fragen.“ Der kleine Junge neben ihr nickte nur. Langsam schritten die beiden, auf die zwei noch immer nahe beieinander Stehenden zu.

Kaighley zupfte Saemil kurz am Ärmel. Doch dieser reagiert gar nicht, sondern schien immer noch in einer Art Starre zu sein. Doch plötzlich löste er sich und, ohne Gilian oder Kaighley zu beachten, umarmte er Layla.

„Layla. Wie lange ist das jetzt her?“ Kaighley sah ihm ärgerlich hinterher. Hatte er überhaupt noch Augen für andere?

/ Na ja, wie es aussieht nicht. Er scheint die Kleine ja schon praktisch mit den Augen zu verschlingen. Aber ich muss zugeben, eine nette Oberweite hat sie ja /

Super! Farth war nicht nur extrem psychopathisch, nein er war auch noch pervers! Sie konnte sich nur selbst auf die Schulter klopfen für diesen geschickten Fang in ihrem Innern.

„Öhm... beachtet er uns eigentlich?“

„Wie es aussieht nicht!“ Kaighleys linke Augenbraue zuckte. Das war immer ein untrügerisches Zeichen dafür, dass sie sehr genervt war.

„Wir sollten zurückgehen. Lazar und Lilithel suchen bestimmt schon nach uns!“

Kaighley hatte sich entschlossen die beiden einfach zu ignorieren. Das war immer noch der beste Weg. Aber Gilian hatte diese Weisheit wohl noch nicht erlangt.

„Warte, Kaighley. Sollten wir nicht noch auf Saemil warten?“

„Du kannst ihn ja gerne von dieser Tussi wegkratzen. Ich gehe schon mal vor!“

Gilian sah ihr nach. Er war hin- und hergerissen. Sollte er warten bis Saemil fertig war oder doch lieber bei Kaighley bleiben? Ein Blick zu dem jungen Mann mit der Frau im Arm ließ ihn loslaufen. Diese Sache zwischen Layla und Saemil schien wohl noch länger zu dauern.

„Kaighley, warte auf mich!“ Schnaufend erreichte er das sehr wütend aussehende Mädchen.

„Alles ok?“ Gilian merkte kaum zwei Sekunden später, dass sie alles andere als ok war. Wütend knirschte sie mit den Zähnen und gab ihm keine Antwort. Gilian beschloss, vor allem aus Sicherheitsgründen, einfach nur weiter schweigend neben ihr her zu laufen. Innerlich betete er dafür, dass sie bald bei Lazar und Lilithel sein würden. Sollten die sich doch mit Kaighleys Laune auseinandersetzen.
 

Lilithel war mehr als verwundert. Vor gut fünf Minuten hatte sie Kaighley zusammen mit Saemil hinter Gilian herlaufen sehen. Verwirrt fragte sie sich, was mit den dreien wohl los war?

Suchend sah sie sich um, es wäre nicht gut, wenn sie jetzt auch noch Lazar verlieren würde. Denn allein wollte sie auf keinen Fall in dieser fremden Stadt herumlaufen. Doch sie entdeckte ihn weiter hinter sich. Vertieft betrachtete er ein Schwert. Lilithel konnte sich nur immer wieder fragen, was Männer nur so toll an Waffen fanden? Was konnte man schon mit diesen anfangen ohne sich dabei selbst zu verletzen?

„Lazar?“ Fordernd zupfte sie ihn am Ärmel.

„Was?“ Falls er geglaubt hätte Lilithel mit einem unfreundlichen „Was“ zu verschrecken hatte er sich getäuscht.

„Kaighley, Saemil und Gilian sind verschwunden!“ Das Schwert hatte er anscheinend wieder vergessen, denn er sah sich aufmerksam nach allen Seiten um.

„Wo sind sie hin?“

Doch Lilithel zuckte nur mit ihren Schultern und meinte: „Keine Ahnung! Hab nicht darauf geachtet.“

Sie bemerkte, wie Lazar sie leicht verständnislos ansah. Was war denn los? Er konnte sie ja wohl jetzt nicht dafür verantwortlich machen, dass die anderen einfach abgehauen waren. Immerhin war sie nicht deren Babysitter!

„Wir müssen sie suchen!“

„Hey, warte, ich wollte doch noch dahinten was schauen!“

„Vergiss es! Die anderen sind wichtiger!“ Energisch schleifte Lazar sie an ihrem Arm hinter sich her.

„Das geht auch sanfter!“

War der Mann vor ihr auch genervt, so zeigte er es nicht. Stoisch schleifte er sie einfach weiter hinter sich her.

Suchend wand er seinen Kopf dabei von einer Seite auf die andere. Es war nicht gut, wenn er die drei hier verlieren würde. Außerdem waren sie bald mit jemandem verabredet. Kaighley musste ihren neuen Lehrer kennen lernen!
 

„Lazar!“

Entnervt drehte er sich zu dem Mädchen hinter sich um. Doch diese schien, wie es aussah, dieses Mal nicht den Mund aufgemacht zu haben.

„Hier bin ich!“

Der Stimme folgend sah er nach rechts, zu dem Eingang eines Wirtshauses. In dessen Eingang konnte er einen jungen Mann erkennen.

„Schön dich wiederzusehen, mein Freund!“ Die Stimme klang tief und freundlich. Und ein kurzes Lächeln erschien auf Lazars Gesicht.

„Es ist auch mir eine Freude.“

Auch Lilithel sah sich jetzt zu dem Mann um. Er hatte braune Haare und war etwas kleiner als Lazar. Mit einem Grinsen stellte sie fest, dass er ziemlich gut aussah.

Der Mann schien jetzt auch seinerseits das Mädchen in der Begleitung seines Freundes bemerkt zu haben.

„Oh, wen haben wir den hier? Wer ist dieses wunderschöne Geschöpf?“

„Mhmm?“ Lazar sah ihn fragend an, bis er begriff, dass sein Freund wohl von Lilithel zu sprechen schien.

„Ach das, das ist Lilithel!“

Der Mann kam näher, nahm ihre Hand und hauchte einen kurzen Kuss darauf.

„Was für ein wunderschöner Name. Doch er verblasst im Angesicht zu deiner wahren Schönheit.“

Lilithel merkte, wie sie etwas rot um die Nase wurde. Der Mann gefiel ihr. Sehr sogar.

„Wie heißt du?“ Aufmerksam ließ sie wieder einmal ihren Blick über seine Gestalt schweifen. Und was sie sah gefiel ihr wirklich sehr.

„Ach entschuldige, habe ich das etwa noch nicht gesagt? Wie unhöflich von mir! Mein Name ist…“
 

Kaighley wusste nicht mehr wohin. Sie stand zusammen mit Gilian an einer Kreuzung und leider wusste keiner von beiden den richtigen Weg.

/ Wow. Ich glaube ich habe gerade ein Déja-vu. Kommt dir diese Situation nicht auch bekannt vor? /

< Ich überhör ihn einfach. Ich überhör ihn einfach>

„Wohin jetzt?“ Gilian sah sie mit seinen großen Augen an und Kaighley fühlte sich fast dazu gedrängt jetzt sofort eine Entscheidung zu treffen.

„Wir gehen nach links!“

/ Sicher?/

< Halt den Mund!!!> Irgendwann, so schwor sie sich, würde sie ihm das alles heimzahlen. Und wenn sie schon dabei war, Saemil sollte ihr auch lieber nicht in den nächsten paar Tagen über den Weg laufen.

„Komm!“ Energisch schnappt sie sich die kleine Hand des Jungen neben sich. Sie flehte innerlich, dass das wirklich der richtige Weg war. Doch je weiter sie diesem folgten, desto schlimmer sah die Gegend aus. Und Kaighley war sich sicher, dass sie mal wieder die falsche Entscheidung getroffen hatte.

< Immer ich!>

/ Tja, Schicksal! /

Kaighley war es inzwischen so egal, dass sie noch nicht einmal eine patzige Antwort parat hatte. Vielleicht hatte Farth ja Recht. Wer wusste schon.

Aber was sie wusste, war, dass sie ganz schnell hier weg mussten. Es fing bereits an zu dämmern und in dieser Gegend wollte sie nicht unbedingt bei Nacht herumirren.

So sah es wohl auch ihr kleiner Begleiter, denn sie vernahm schon bald seine Stimme: „Ich glaube wir sind falsch! Wir sollten umkehren!“

„Ja, sehr gute Idee Gilian. Lass und ganz schnell hier verschwinden!“

Schnell drehten sich die beiden um und wollten wieder zurücklaufen, doch ihnen wurde der Weg durch ein paar übel riechender Männer versperrt. „Na schaut mal. Süß die Kleine, oder?“

Die Antwort waren ein paar kehlige Lacher. Langsam wichen Kaighley und Gilian immer weiter zurück.

/ Du hättest die andere Richtung nehmen sollen! /

< Sei doch endlich still!!!> Sie hätte heulen können. Was sollte sie jetzt bloß machen? Sie hatte noch nicht einmal eine Waffe! Doch entschlossen zog sie Gilian etwas weiter hinter ihren Rücken. Den Kleinen würde sie beschützen! Komme, was wolle!

„Na, Kleine, versuchste den Kleinen zu beschützen?“

„Geht weg. Verschwindet!“

Doch wieder einmal folgte nur kehliges Lachen. Kaighley fühlte sich immer unwohler. Sie mussten hier verschwinden. Und zwar sofort.

„Gilian, hör mir zu. Wenn ich Jetzt schreie rennst du weg, verstanden?“, flüsterte sie dem Kleinen hinter ihrem Rücken zu.

„Ich lass dich nicht allein! Ich bin immerhin ein Mann, ich kann keine Frau allein lassen!“

In jeder anderen Situation hätte sie sich über diesen Kommentar gefreut. Aber jetzt sah es anders aus. Die Männer vor ihnen kamen immer näher. Sie konnte ihre Alkoholfahne schon lange riechen.

„Lasst uns etwas Spaß mit ihnen haben!“

Sie kamen immer näher. Und Kaighley wusste nicht mehr weiter. Sie musste Gilian hier weg schaffen.

„Verdammt renn jetzt, Gilian.“ Energisch schubste sie ihn weg von sich, in Richtung des Ausgangs der Gasse.

„Hol Hilfe!!“

Unschlüssig sah der Junge sie an. Alles in seinem Innern schrie danach von diesen Männern wegzukommen, aber er konnte Kaighley nicht einfach alleine lassen. Schon gar nicht, als er sah, wie einer der Männer jetzt bei ihr angekommen war und sie grob am Arm herumriss.

Verzweifelt suchte er nach einer Waffe. Er MUSSTE ihr helfen. Ein großer Stein ließ seine Augen aufleuchten. So konnte er nicht alle vertreiben, aber immerhin einen von ihnen ohnmächtig schlagen.
 

Kaighley schrie panisch auf. Der Mann drehte ihr den Arm schmerzhaft auf den Rücken, außerdem war er schon viel zu nah. Sie konnte in seinen Augen Verlangen erkennen und das ließ ihren Körper vor Ekel erzittern. Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie spürte, wie er seinen Mund auf ihren Hals presste und anfing zu saugen.

„Na, gefällt dir das?“Sseine raue, vom Alkohol lallende Stimme erfüllte ihre Ohren. Mit Schrecken musste sie feststellen, wie seine Hand sich unter den Stoff ihres blauen Oberhemdes verirrte und es dabei in Fetzen riss. Wie er ihren nackten Rücken auf und ab fuhr.

„Oh ja, mit dir werde ich meinen Spaß haben!“

Verzweifelt öffnete sie ihren Mund und schrie nach Hilfe. Doch schnell ließ sie eine Ohrfeige des Mannes verstummen. Und um sie daran zu hindern noch einmal zu schreien, knebelte er sie mit seinem Taschentuch.

Kaighley spürte wie Tränen ihre Wangen herunterliefen.

/ Wehr dich! Benutz deine Kräfte! /, hörte sie Farth in ihrem Innern schreien. Aber wie sollte sie? Sie erinnerte sich an den Moment, als sich bei Lazars Training ihre Kräfte aktiviert hatten. Ihr größter Wunsch war damals gewesen, dass er sie nicht mehr anfassen würde. Vielleicht klappte es auch dieses Mal. Sie wollte sich gerade konzentrieren, als sie ihren Peiniger mit einem erstickten Stöhnen zu Knien gehen sah. Verwirrt sah sie hinter ihn und erkannte Gilian. In seinen Händen sah sie einen großen Stein, den er dem Mann wohl über den Kopf geschlagen hatte.

Plötzlich öffneten sich ihre Augen in Panik. Sie riss sich den Knebel vom Mund und wollte gerade Gilian warnen, doch es war zu spät. Sie sah wie sein kleiner Körper zu Boden ging und dort liegen blieb. Hinter ihm stand einer der Freunde des Mannes, der sie fast vergewaltigt hatte, mit erhobener Faust. Sie hatten es sich zuvor mit einer Flasche Alkohol auf dem Boden bequem gemacht und hatten Gilian am Anfang nicht wahrgenommen. Doch jetzt standen alle der zwei übrig gebliebenen Männer wieder auf ihren Beinen und sahen zu dem am Boden liegenden Jungen.

„Lass dir das eine Lehre sein!“ Die zwei grinsten sich zufrieden zu, bevor ihr Blick auf sie fiel.

„Wie es aussieht kann Mahrsch nicht mehr weiter machen. Jetzt bin ich wohl dran!“

Kaighley bemerkte mit Entsetzen, wie der erste der beiden Männer auf sie zukam.

/ Deine Kräfte! /

Farths Worte ließen sie abrupt ihre Augen schließen und sich konzentrieren. Sie wollte nicht noch einmal von diesen Männern angefasst werden. Sie spürte, wie sich wieder eine Art Aura um sie bildete und als der Mann sie berühren wollte, ließ sie diese wieder blitzschnell los. Dieses Mal nur härter und schneller. Sie hörte, wie der Mann brutal gegen die gegenüberliegende Mauer geschleudert wurde. Als sie ihre Augen öffnete sah sie, dass er sich in den nächsten Stunden wohl kaum bewegen würde. Sie hatte es geschafft!

Angriffslustig sah sie zu dem letzten der Männer. Wenn er es wagen würde, sie anzufassen, würde es ihm ähnlich ergehen.

Doch dieser hatte schon längst die Flucht ergriffen.
 

Schnell lief sie zu Gilian. Hoffentlich hatten sie ihn nicht zu sehr verletzt. Sachte kniete sie sich zu ihm und legte seinen Kopf auf ihren Schoß. Vorsichtig strich sie ihm eine Strähne seines Haares aus der Stirn. Er blutete etwas an seinem Kopf. Wahrscheinlich hatte er eine Platzwunde. Aber woher konnte sie das schon so genau sagen? Sie brauchten Hilfe und zwar schnell. Verzweifelt sah sie sich um. Aber wer würde sie hier schon finden?

Immer wieder strich sie über Gilians Kopf. Vielleicht konnte sie ihn wachbekommen und so von hier verschwinden.

„Gilian. Wach auf.“ Sie flüsterte seinen Namen. Wieder und wieder. Und schon bald merkte sie, wie er sich auf ihrem Schoß rührte. Verschlafen blinzelte er ein paar Mal, bevor seine Augen ihr Gesicht fokussierten.

„Kaighley! Alles in Ordnung? Hat er dich noch weiter angefasst?“ Er wollte sich aufsetzen, doch Kaighley drückte ihn wieder hinunter.

„Bleib noch etwas liegen. Ja, bei mir ist alles ok. Du hast mir sehr geholfen. Du warst sehr tapfer. Ich danke dir. Ich danke dir vielmals, mein kleiner Held!“ Sacht gab sie ihm einen Kuss auf seine Wange. Seine Mutter konnte wirklich stolz auf ihn sein.

„Kannst du gehen, Gilian?“ Sehr vorsichtig half sie ihm sich aufzusetzen.

„Ich weiß nicht. Ich muss es versuchen!“

Sie griff ihm fürsorglich unter die Arme und half ihm, wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Zuerst taumelte er ein bisschen, doch es gelang ihm schnell wieder Herr über seinen Körper zu werden.

„Es geht. Aber ich will schnell von hier verschwinden.“

„Ich auch. Lass uns gehen.“

Langsam liefen sie los. Kaighley hielt Gilian immer noch an der Hand. Sie war wirklich froh und stolz auf ihn. Er hatte sie verteidigt und wurde dafür sogar verletzt. Falls sie Merdith je wieder sehen würde, würde sie ihr davon berichten. Sie sollte wissen, was für einen wunderbaren Sohn sie hatte.
 

Lilithel rutschte immer wieder nervös auf ihrem Stuhl herum. Wo war ihre Freundin und wo war Gilian? Was war passiert? Nervös sah sie zu Saemil. Vor etwa einer Stunde war er zusammen mit dieser merkwürdigen Layla hier aufgetaucht. Zu der Frage, wo Kaighley und der kleine Junge steckten, zuckte er nur mit den Schultern. Anscheinend waren diese beiden ohne etwas zu sagen verschwunden. Aber, und so fand Lilithel, hatte Saemil ihnen wahrscheinlich einfach nicht zugehört. Denn er hing schon, seit sie diesen Raum betreten hatten, wie gebannt an den vollen Lippen seiner neuen Begleiterin. Das Mädchen war sich fast sicher, dass ihre Freundin wütend auf Saemil war und deshalb einfach verschwunden war. Aber warum waren sie bis jetzt nicht aufgetaucht?

„Ich warte draußen! Sie wissen doch nicht, wo wir sind!“

Es war schon fast ein Wunder, dass ihr irgendjemand in diesem Raum Beachtung schenkte, doch Saemil antwortete ihr: „Lazar wartet draußen. Das dürfte doch reichen, oder?“

Lilithel blinzelte verwirrt. Hatte er das gerade allen Ernstes gesagt?

„Das dürfte reichen? Ihnen könnte was passiert sein, Saemil!!“

„Glaub ich nicht. Und wenn, was bringt es, wenn du auch noch draußen wartest?“

Lilithel war tatsächlich sprachlos. Was machte diese Layla mit Saemil?

Wütend stand sie auf. „Und was das bringt! Pass du lieber auf, dass du nicht anfängst zu sabbern, so wie dein Blick an ihrem mehr als kleinen Ausschnitt hängt.“

Schon rauschte sie an den drei anderen vorbei. Kein Wunder, dass ihre Freundin abgehauen war. So hielt es doch keiner länger mit Saemil aus. Also entweder tat Kaighley etwas oder sie ließ diese Layla bald verschwinden. Immerhin durfte ihr Plan nicht scheitern. Kaighley und Saemil gehörten einfach zusammen! Und keiner würde daran etwas ändern oder sich einmischen! Und wehe dem!

Draußen angelangt sah sie Lazar unter einer Straßenlaterne stehen.

„Hast du ne Ahnung, wo sie sind?“

Doch ein Kopfschütteln war Antwort genug.

„KAIGHLEYYYYYYYY, GILIAAAAANNN!“ Sie schrie immer wieder deren Namen. Langsam machte sie sich ernsthaft Sorgen. Was war, wenn Keelins Leute plötzlich aufgetaucht waren und die beiden entführt hatten?
 

Kaighley wusste nicht mehr, wie lange sie hier schon lang liefen, doch mit einem Mal hörte sie die Stimme ihrer Freundin und Zuversicht erfüllte ihren Körper. Sie drehte ihren Kopf nach hinten und sah Gilian an. Der Junge hatte nicht weit laufen können und schon gar nicht schnell, so hatte sich Kaighley entschieden ihren kleinen Helden Huckepack zu nehmen. Doch langsam wurde er ihr zu schwer, außerdem kam sie auch nicht wirklich schnell voran.

„Wir sind gleich da Gilian!“ Doch er hörte sie nicht, war schon vor längerer Zeit eingeschlafen. Hoffentlich konnte Lazar sich um ihn kümmern.

Doch jetzt musste sie erstmal zu ihm gelangen. Müde folgte sie der immer wiederkehrenden Stimme ihrer Freundin und war mit einem Mal sehr froh darüber, dass diese ein so großes Stimmorgan besaß.

Schon bald sah sie ein Wirtshaus unter dessen Straßenlaterne Lazar und Lilithel standen. Total erschöpft sammelte sie ihre letzten Kräfte und rief den Namen ihrer Freundin: „LILITHEL!!“
 

Lilithel drehte sich blitzschnell um, als sie ihren eigenen Namen hörte. Und mit grenzenloser Erleichterung stellte sie fest, dass es Kaighley war. Zusammen mit Lazar lief sie auf diese zu. Doch was sie sah, ließ sie langsamer werden. Ihre Freundin war verstrubbelt und ihr Oberteil an manchen Stellen zerrissen. Außerdem hatte sie eine geschwollene Wange und an ihrem Arm konnte sie blaue Blutergüsse erkennen. Und mit Schrecken stellte sie den verletzten Gilian auf ihrem Rücken fest.

Lazar hatte dies schon lange vor ihr bemerkt und hatte dem völlig erschöpften Mädchen den schlafenden Jungen abgenommen.

„Oh mein Gott, Kaighley, was ist passiert?“ Lilithel war jetzt auch bei ihnen abgekommen.

Doch ihre Freundin schüttelte nur den Kopf. „Jetzt nicht. Kümmert euch erst um Gilian.“

„Ja, komm mit.“ Lazar war schon vorausgeeilt.

Lilithel griff ihrer Freundin unter die Arme und stützte sie.

„Alles wird gut. Gleich seid ihr drinnen“, versuchte sie beruhigend auf Kaighley einzureden.

Doch diese hörte nur halb zu, zu erschöpft war sie von dem ganzen Tag. Und jetzt einfach nur froh endlich ihre Freunde getroffen zu haben.
 

Zusammen mit Lilithel betrat sie den Gastraum. Schon von weitem konnte sie Laylas Stimme hören. Warum musste man ihr das antun? Reichte die Begegnung mit ihr heute Mittag nicht aus? Außerdem wollte sie jetzt nicht wieder Saemils hypnotisierten Blick sehen. Sie war jetzt einfach viel zu erschöpft.

Doch es war nicht Saemils Anblick, der sie sofort stehen blieben ließ. Es war die dritte Person am Tisch. Er sah ihr ruhig entgegen. Seine Augen verrieten keines seiner Gefühle. Aber Kaighley war einfach nur entsetzt. Und mit einem Mal spürte sie, wie ihr schwarz vor Augen wurde. Wie alle Ereignisse des heutigen Tages zu viel für sie wurden und sie in die süße verlockende Dunkelheit abtauchte. Doch bevor sie auf dem Boden aufkam entwich ihren Lippen noch ein Name: „Bishop!“

Gewissensbisse und Rachepläne

Hallo^^

Sorry mein Vorwort verkürzt sich jetzt n bisschen muss nämlich gleich wieder weiter...aber ich wollt euch allen gaaanz arg mega danken!!! Ich hab 100 KOMMIS!! 100

ohh ich hab euch alle sooo mega ganz doll arg lieb *allen um den Hals fall und knuddelt* *wieder los laässt und fröhlich im Kreis tanzt* Ich hab 100 Kommis!!!

Ok jetzt wünsch ich euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel
 

P.s. ".." bedeutet das Farth redet oder Kaighley denkt..sorry wenns n bisschen verwirrend ist..aber die von animexx haben gesagt ich sols so mache..sorry
 

Los gehts
 

Gewissensbisse und Rachepläne
 

Saemil sprang sofort auf, als er Kaighley taumeln sah und noch bevor ihr Körper den Boden berühren konnte hatte er sie aufgefangen. Besorgt strich er ihr über die geschwollene Wange und fragte sich, was wohl passiert war. Um ihr keine weiteren Schmerzen zuzufügen hob er sie sachte auf seine Arme und sah sich nach Lazar um. Dieser stand etwas hinter ihm und hatte immer noch Gilian auf seinen Armen. Die beiden Männer nickten sich stumm zu bevor sie mit den Verletzten ihr jeweiliges Zimmer aufsuchten. Lilithel folgte Saemil auf dem Fuß. Zu groß war ihre Sorge. Sie konnte ihre Freundin jetzt nicht alleine lassen.

Zurück blieben Layla und Bishop die sich nur verwundert ansahen.

„Ich glaube, es wäre besser meine Liebe, wenn wir uns auch zur Ruhe begeben würden.“

Layla nickte nur in Gedanken versunken und verschwand kurz darauf aus dem Gasthaus.

Innerlich fragte sie sich, was Saemil wohl mit dieser Kleinen, Kaighley oder so, zu schaffen hatte. Der Ausdruck in seinen Augen als er sie gesehen hatte, gab ihr viel Stoff zum Nachdenken.
 

Doch Saemil hatte währenddessen ganz andere Sorgen. An Layla verschwendete er im Moment keinen Gedanken. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Mädchen vor sich. Und wieder musste er sich beherrschen nicht einen der Möbelstücke in ihrem Zimmer zu zertrümmern. Wenn er diejenigen erwischen würde, die ihr das angetan hatten. Gnade ihnen Gott!

„Wie geht es ihr? Was soll ich machen? Ich muss ihr doch irgendwie helfen können! Saemil, sag was! Was soll ich machen? Ich mach wirklich alles.“

Lilithel war das reinste Nervenbündel, immer wieder lief sie um Kaighleys Bett herum und konnte keine zwei Sekunden still stehen bleiben. Irgendwann reichte es Saemil und er hielt sie am Arm fest.

„Schhh, Lil. Sie ist nur erschöpft. Es wäre besser du würdest dich auch hinlegen. Ihr beide braucht euren Schlaf.“

„Ja aber…“

Er hielt ihr einfach die Hand vor den Mund. „Nichts aber. Du gehst und ich pass noch etwas auf sie auf.“

Und bevor sie ihm gegebenenfalls widersprechen konnte, schob er sie einfach sachte aus dem Raum und schloss ab.

Seufzend wand er sich wieder dem Bett und dem darin liegenden blauhaarigen Mädchen zu. Leise zog er einen der Stühle heran und setzte sich neben ihr Bett, dabei strich er immer wieder mit seiner Hand über ihre eigene.

Wenn er ehrlich zu sich war, dann machte er sich Vorwürfe. Er hätte auf sie aufpassen müssen und sie nicht einfach allein in einer gefährlichen Gegend lassen sollen. Aber Layla hatte ihn einfach zu sehr aus der Bahn geworfen. Er war froh gewesen sie mal wieder zu sehen und hatte dann eben nicht mehr wirklich auf Kaighley und Gilian geachtet. Er seufzte. Und jetzt war er Schuld. Er sollte sich nicht immer so sehr von seinen Hormonen beeinflussen lassen. Das nächste Mal würde er alles daran setzten, dass ihr nichts mehr zustoßen würde.

„Ich verspreche es dir, meine Kleine“, flüsterte er noch in die Stille hinein.
 

Kaighley merkte wie ihr Bewusstsein langsam zurückkehrte und wie ihr jemand immer wieder zart über ihre Hand fuhr. Doch sie wollte ihre Augen noch nicht öffnen. Sie brauchte noch etwas Zeit um nachzudenken.

Bishop. Er war wieder aufgetaucht. Wussten die anderen, dass er für ihren Bruder arbeitete? Oder nicht? Musste sie ihre Freunde warnen?

Sie hatte keine Ahnung. Aber würde Lazar jemanden zu ihr lassen, der ihr etwas Böses wollte? Aber konnte sie Bishop überhaupt vertrauen? Oder war es wie bei Saemil?

Sie musste sich daran hindern zu seufzen, sonst hätte die anwesende Person sicher gleich bemerkt, dass sie wach war. Das wollte sie noch nicht, nicht sofort zumindest.

Ihr Kopf schmerzte noch und sie fühlte sich mal wieder so unsicher. Sie wusste nicht was los war. Warum war Bishop da? Warum bekam sie es immer als letztes mit? Sie fühlte sich übergangen, besonders von Lazar. Sie konnte sich denken, dass Bishop derjenige war, der sie unterrichten sollte. Aber hätte Lazar ihr nicht was sagen können?

"Diese Menschen, sie haben keinen Respekt vor dir. Entfessle deine Kräfte und zeige ihnen, wer du wirklich bist."

"Ich will sie nicht verletzten. Sie sind meine Freunde."

"Ach du meinst diese Menschen, die dich allein lassen. Die dir, der wichtigsten Person, immer alle Entscheidungen vorenthalten und dich immer übergehen? Die, die sich viel eher für ihre eigenen Probleme und Wünsche interessieren?"

Hatte Farth Recht? Sie spürte Unsicherheit in sich aufsteigen. Die meisten seiner Worte trafen ins Schwarze.

"Sie sind trotz allem meine Freunde. Ob du es mir glaubst, Gott der Zerstörung, oder nicht, aber ich brauche sie. Du verstehst das nicht."

"Du wirst noch lernen, Kaighley, du wirst noch lernen."

Farths letzte Worte ließen sie verwirrt zurück. Entnervt lachte sie innerlich auf. Toll, als ob der ganze Tag nicht schon beschissen genug gewesen wäre

Zögerlich öffnete sie ihre Augen und blickte in grüne.

„Du bist wach. Wie geht es dir?“

Noch immer ließ er seine Hand auf ihrer. Kaighley blickte ihn ein paar Augenblicke nur stumm an.

„Mir ging es schon mal besser.“ Müde versuchte sie dabei ein aufkommendes Gähnen zu unterdrücken.

Saemil seufzte. Irgendwie lief immer alles darauf hinaus, dass er sich am Ende bei ihr entschuldigen musste.

„Hör mal. Es tut mir Leid. Ich hätte besser auf euch aufpassen müssen. Vor allem auf dich!“

„Mhmm...du warst voll auf beschäftigt. Layla war ja da.“ Sie versuchte zwar den Spott aus ihrer Stimme zu verbannen, aber es gelang ihr nicht ganz.

Erstaunt legte Saemil seinen Kopf schief und dachte ein paar Momente nach, bevor sich ein schiefes Grinsen auf sein Gesicht stahl.

„Ich weiß, es ist der falsche Zeitpunkt, aber höre ich da so etwas wie Eifersucht?“

Empört schnappte Kaighley nach Luft. Eifersüchtig? Sie? Niemals. Sie wollte ihn gerade darauf hinweisen, als sie noch einmal innehielt. Ein paar Sekunden verstrichen und Kaighley wurde zunehmend blasser.

„Hey alles klar? Was ist?“ Besorgt drückte Saemil ihre Hand. Doch sie reagierte immer noch nicht wirklich. Ihre Gedanken fuhren Achterbahn. Aber eines stand fest: Er hatte Recht! Sie war eifersüchtig gewesen. Sie hatte es realisiert, als er sie darauf angesprochen hatte.

"Ich bin eifersüchtig! Oh mein Gott, ich bin eifersüchtig!"

Eigentlich war es kindisch sich über so etwas so aufzuregen. Sie wusste, dass sie Gefühle für Saemil hatte. Er war immerhin ein Freund. Aber war Eifersucht nicht immer so etwas wie ein Eingeständnis dafür, dass man in jemanden verliebt war?

"Du hast es erfasst!"

Hieß das jetzt, dass sie in Saemil verliebt war? Sie war mehr als verwirrt. Sie musste mit Lilithel reden, die kannte sich aus. Entschlossen wand sie ihren Kopf wieder in Richtung Saemil, der sie immer noch besorgt ansah.

„Es geht, ich war nur etwas durcheinander.“

„Etwa, weil ich Recht mit meiner Behauptung hatte und du eifersüchtig warst?“

Sein schiefes Grinsen sagte mehr als tausend Worte. Er schien diese Situation sehr zu genießen.

„Nein. Es geht um Bishop!“

Der Gesichtsausdruck des jungen Mannes änderte sich prompt.

„Mach dir keine Gedanken. Er wird dich nicht anrühren.“

„Mich nicht anrühren? Es geht mir mehr um die Tatsache, dass er für meinen Bruder arbeitet!!“

Etwas verständnislos sah Saemil sie an. Was war los? Bishop wollte sie töten! Hatte das jeder hier vergessen?

Dem Mann vor ihr musste gerade der gleiche Gedanke gekommen sein, denn er sah sie jetzt verstehend an.

„Entschuldige. Wir oder besser Lazar hat es dir nicht gesagt. Ich habe es selbst erst vor ein paar Stunden erfahren deshalb hast du dich wahrscheinlich auch so erschrocken.“

„Was denn? Sag endlich. Was sucht Bishop hier? Ich will ihn nicht dabei haben. Ich will ihn ja noch nicht einmal näher als zwei Kilometer an mich ranlassen. Wenn ich besser mit meinen Kräften vertraut wäre, würde ich ihn sonst wohin jagen!“

Erbost sah sie ihn wieder an. Er sollte mit der Sprache rausrücken!

„Es ist anders als du denkst.“

„Ach ja? Lass mich doch mal raten. Bishop wurde gezwungen? Unter Drogen gesetzt? Er ist ein Spion? Na los, Saemil, spann mich nicht so auf die Folter!“

Müde lächelnd schüttelte er seinen Kopf.

„Es ist nicht ganz so einfach. Bishop gehört zu der gleichen Gilde, der auch Lazar, Gilian und Merdith angehören. Deshalb kannten sie sich auch. Aber Bishop wurde weggeschickt, als er zehn Jahre alt gewesen war. Er ist sehr begabt im Umgang mit Magie, deshalb wird er auch dein neuer Lehrer, aber innerhalb seines Umfeldes konnte ihn niemand darin ausbilden. Er ging nach Emo, wo er deinen Bruder kennen lernte. Sie wurden Freunde. Und ob du es glaubst oder nicht, Keelin war früher nicht so wie heute“, sagte er schnell, als er sah wie Kaighley ihren Mund aufgemacht hatte um ihm ins Wort zu fallen.

„Er war auch mal 'normal', bevor sein Erbe in ihm richtig erwachte. Na ja, ich weiß nicht genau wie, aber Keelin half ihm, wenn er Probleme hatte und sie wurden wirklich unzertrennlich. Wie bei dir und Lilithel. Aber mit der Zeit bemerkte er die Veränderung seines Freundes. Er wusste um dessen Schicksal er war ja einer der Lagaren, der Chronisten der Zwillinge. Also wie Merdith. Und er wusste nicht wirklich, wie er ihm helfen konnte. Deshalb ging er auf Reisen, suchte noch mehr Informationen. Informationen, um seinen Freund vor Farina zu beschützen. So traf ich ihn zum ersten Mal. Es war vor ungefähr zwei Jahren. Er trat sozusagen meiner Gilde bei!“

„Du bist in einer Gilde?“, fiel ihm Kaighley ins Wort.

„Ja. Ich bin ein Meuchler. Habe ich das noch nie erwähnt?“ Erschrocken sah sie ihn an.

„Du bist ein Meuchler? Ganz ehrlich, so siehst du nicht aus!“

„Tja, Kleine. Eigentlich bin ich sogar einer der besten. Also pass auf was du sagst!“ Gespielt ernst sah er sie an.

„Nein, keine Angst. Ich vergreife mich nicht an Kleineren. Aber jetzt lass mich weiter erzählen. Damals, als ich Bishop zum ersten Mal traf, wusste ich nicht, wer er wirklich war. Wir erledigten zusammen ein paar Aufträge. Und wenn ich ehrlich bin, mochte ich ihn nicht, aber ich war von seinen Fähigkeiten erstaunt und vertraute ihm, wenn wir unterwegs waren. Doch er verließ uns nach kurzer Zeit wieder und ging zurück. Keelins Situation hatte sich nicht gerade verbessert. Und Bishop wollte ihm wirklich helfen. Deshalb stimmt er auch dem Plan zu, dich herholen zu lassen. Er dachte, vielleicht kannst du deinem Bruder ja irgendwie helfen. Oder er könnte von dir erfahren, wie das Siegel in deinem Inneren funktioniert. Auf jeden Fall engagierten sie mich.“ Kaighley merkte, wie er den Druck auf ihrer Hand erhöhte. Dieses Thema war für beide nicht angenehm. Deshalb fuhr Saemil mit seiner Erklärung fort.

„Aber als du dann da warst und er sah, was wirklich mit seinem Freund passiert war, entschloss er sich zu gehen. Er sah deinen Kampf mit an. Wie du dich gegen Farth in deinem Innern wehren konntest und dass du stark warst. Er ging von Keelin weg, um von dir zu lernen. Vielleicht kann er auf dieser Reise eine Möglichkeit finden Keelin zu helfen. Merdith war wohl von seiner Entschlossenheit beeindruckt. Sie erlaubte ihm dein Lehrer zu werden. Deshalb ist er hier.“

Nach Saemils Redefluss war es still. Kaighley dachte nach.

Er war sein Freund? Der Freund ihres Bruders?

Sie hatte Fragen an Bishop, so viele. Vielleicht konnte sie dadurch mehr über ihren Bruder erfahren! Aber was war, wenn das alles nur ein Spiel war? Wenn Bishop sie anlog.

Konnte sie ihm einfach vertrauen?

Aber sie hatte sich doch auch wieder mit Saemil vertragen. Aber war das da gleiche?

Müde strich sie sich durch ihre Haare. Ihr tat immer noch alles weh. Ihre Wange brannte wie Feuer und ihre Arme schmerzten bei der kleinsten Bewegung. Wie sollte sie so eine Entscheidung treffen? Oder konnte sie das überhaupt noch? Merdith hatte ihm erlaubt ihr neuer Lehrer zu werden. War es dann nicht schon beschlossene Sache, dass er mitgehen wird? Sie wusste nicht mehr, was sie denken oder was sie entscheiden sollte.

„Mach dir keine Gedanken. Ich werde ihn im Auge behalten und auf dich aufpassen! Versprochen!“, Saemils dunkle Stimme holte sie aus ihrer Gedankenwelt zurück. Sie musste blinzeln und sah ihn danach an. Sie war froh, dass er da war. Sie wollte jetzt nicht allein sein.

Und seine Worte taten ihr gut. Es gab jemanden, der auf sie aufpassen würde, der sie nicht allein lassen würde.

„Also, ich glaube ich gehe mal. Ich will ja nicht, dass du wegen mir keinen Schlaf findest.“ Er wollte sich von seinem Platz neben ihrem Bett erheben, als ihre helle Stimme ihn zurückhielt. „Nein, bitte bleib!“

Sie wollte es so. Sie wollte jetzt nicht, dass er ging. Nicht heute Nacht. Es war zu viel Vorgefallen.

„Du willst das ich bleibe? So was hört man nicht alle Tage. Aber ich bin müde, ich brauche auch noch etwas Schlaf.“

Sie gab ihm keine Antwort. Rückte in ihrem Bett nur etwas nach hinten. Verlegen deutete sie auf den frei gewordenen Platz.

„Du kannst hier schlafen!“
 

Er stand ein paar Sekunden einfach nur da und sah das Mädchen vor sich auf dem Bett an.

Er wusste wirklich nicht, was er machen sollte.
 

Kaighley war verlegen. Sie spürte seinen Blick auf ihr ruhen. Traute sich aber nicht ihm in die Augen zu schauen. Aber sie bereute ihre Tat nicht. Sie wollte, dass er da blieb. Nur heute Nacht.

„Keine Angst ich beiße nicht. Komm schon.“ Sie versuchte die Stille mit etwas Spott zu durchbrechen. Es wäre ihr sonst zu unangenehm geworden.

„Bitte.“ Es war kein Flehen, aber ihre Stimme hatte etwas Verlorenes, Nachdrückliches an sich. Saemil merkte, dass das Mädchen heute nicht allein sein wollte.

Kaighley spürte, wie sich die Matratze etwas senkte, als sich Saemil neben sie legte.

Müde ließ auch sie sich zurück in ihr Kissen gleiten und breitete die Decke über sich und Saemil aus.

Das Feuer, das zuvor das Zimmer etwas erleuchtet hatte war heruntergebrannt und es war dunkel im Zimmer.

„Sagst du mir, was passiert ist?“ Er spielte auf ihre Verletzungen an. Doch Kaighley wollte heute Nacht keine Erklärungen mehr liefern.

„Morgen“, war ihr genuschelte Antwort.

Saemil gab sich damit zufrieden. Er wollte sie jetzt nicht drängen.

Er machte es sich gerade etwas bequemer in dem Bett, als er spürte wie Kaighley etwas näher an ihn rückte und ihren Kopf auf seiner Brust platzierte.

„Nur heute Nacht Saemil. Ich möchte nicht allein sein.“

Es war ihm egal, ob es heute so war oder immer so sein würde. Zärtlich legte er seinen Arm um den zierlichen Körpers Kaighleys und drückte sie noch etwas näher an sich selbst.

„Schlaf gut.“

Der Mond schien durch das Fenster und beleuchtete mit seinem blassen Licht die zwei aneinander gekuschelten Schlafenden.
 

Sonnenstrahlen kitzelnden das blauhaarige Mädchen wach. Doch bevor diese sich aus ihrer warmen Decke schälen würde, räkelte sie sich noch einmal gemütlich in ihrem Bett. Aber mit einem Mal hielt Kaighley inne. Seit wann hatte sie so viel Platz? Saemil hatte doch bei ihr geschlafen.

Bei dem Gedanken an letzte Nacht, spürte sie wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Aber energisch schüttelte sie ihren Kopf und vertrieb so alle Zweifel. Sie hatte sich nichts vorzuwerfen. Es war nichts passiert.

Sie öffnete müde ihre Augen und sah neben sich. Doch von ihrem nächtlichen Gast war nichts zu sehen.

Erstaunt sah sie sich im Raum um, konnte aber keine Spuren von ihm erkennen.

< Wahrscheinlich ist er schon nach unten gegangen. >, dachte sie, bevor sie sich aus ihrer Decke schälte und sich etwas mit dem frischen Wasser wusch, das jemand neben ihr Bett gestellt hatte.

Danach zog sie die Tür auf und machte sich auf den Weg nach unten. Sie hoffte, dort ihre Freunde zu finden.
 

Ihre Entscheidung sollte sich als wahr herausstellen, denn schon von weitem hörte sie Lilithels aufgeregte Stimme. Wie es aussah stritt sie mit irgendjemandem.

"Wie gut es doch tut, wen ich nicht diejenige bin, die angeschrieen wird."

Vorsichtig spähte sie um die Ecke, als sie auch schon ihre Freundin mit erbostem Gesichtsausdruck auf und ab tigern sah.

„Das geht nicht! Nein, nein und nochmals NEIN!!“

Neugierig geworden mit wem sich ihre Freundin da so ein erbittertes Wortgefecht liefert trat sie nun vollends hinter der Ecke hervor. Doch was oder besser wen sie sah ließ sie nicht gerade vor Freude aufjubeln. Layla und dahinter Bishop.

Kein Wunder, dass ihre Freundin da nicht gut gelaunt war.

„Kaighley.“ Anscheinend hatte jemand ihr Auftreten bemerkt. Denn ein fröhlich lachender Gilian kam ihr entgegen. Bei seinem Anblick schlich sich sogleich ein besorgter Ausdruck auf ihr Gesicht. Er hatte sich doch gestern verletzt.

„Gilian, wie geht es dir? Was ist mit deiner Wunde?“

Der kleine Junge aber schüttelte nur, immer noch fröhlich lächelnd, seinen Kopf.

„Schon ok. Nur eine kleine Platzwunde. Lazar hat sich darum gekümmert. Aber was ist mit dir?“

Kaighley bewegte ihre Arme und musste feststellen, dass sie kaum noch wehtaten.

„Also meinen Armen geht es gut. Und meine Wange wird wohl in den nächsten Tagen abschwellen. Also alles in Ordnung.“ Grinsend fuhr sie ihm über den Kopf.

„Dann ist gut. Komm wir essen was.“ Voller Enthusiasmus zog er sie hinter sich her zum Tisch.

Kaighley fröhliche Mine verfinsterte sich sofort, als sie sah wer da sonst noch saß. Direkt ihr gegenüber saß Bishop und ein paar Stühle weiter konnte sie Layla ausmachen.

„Guten Morgen. Wir haben uns lange nicht gesehen Kaighley.“ Seine tiefe Stimme ließ sie im ersten Moment zusammen zucken. Und mit einem Mal kamen wieder die Bilder in ihr hoch. Damals im Kerker, wo sie erkannt hatte, was aus ihrem Bruder geworden war.

In ihrem Hals bildete sich ein Kloß. Sie konnte ihm nicht antworten. Er schien bemerkt zu haben, wie sehr sein Auftreten sie aus der Bahn warf und verwirrte, deshalb schenkte er ihr nur ein kurzes freundliches Lächeln und widmete sich wieder seinem Essen. Auf eine Antwort ihrerseits schien er nicht mehr zu warten. Und Kaighley war froh darüber. Sie brauchte heute noch etwas mehr Zeit.

Doch bevor auch sie sich endlich ihrem Frühstück widmen konnte, hielt sie Lilithels Stimme davon ab.

„Kaighley, weißt du schon, wer uns begleiten wird?“

„Bishop.“ Sein Name aus ihrem Mund klang sonderbar. Aber das schien keinem aufzufallen.

„Nein, ähm, doch schon, aber nicht nur er. Lass uns doch mal recht herzlich Layla in unsere Gruppe begrüßen.“ Kaighley bekam nicht oft mit, dass ihre Freundin etwas gegen andere Menschen hatte, deshalb achtete sie auch mehr auf Lilithels harschen Ton als auf das, was sie ihr mitteilen wollte. Leider dauerte es nicht lange, da war auch die Nachricht zu ihr durchgedrungen und ihre Gesichtszüge entglitten ihr völlig.

„Was? Warum?“ Falls Layla die Abneigung der beiden Mädchen bemerkt hatte, so ignorierte sie diese völlig.

„Du wirst es vielleicht nicht verstehen, ich tu es ja auch nicht, aber unsere beiden Helden da drüben hatten diese mehr als glorreiche Idee.“ Anklagend deutete sie auf ihre übrigen Freunde und Kaighley bemerkte diese zum ersten Mal an diesem Morgen. Lazar und Saemil standen etwas abseits von ihrem Tisch und schienen noch etwas zu besprechen. Verwundert hob Kaighley eine Augenbraue. Was war heute nur los? Warum waren Lazar und Saemil auf einmal die allerbesten Freunde? Hatte sie vielleicht irgendwas verpasst?

„Ja aber warum? Langsam werden wir immer mehr. Ist das nicht ein bisschen... na ja auffällig, wenn so ne große Gruppe durch die Weltgeschichte reist?“

„Gute Frage, fragen wir doch unsere beiden Genies.“ Lilithel war mehr als wütend. Diese Layla. Sie kam ihr mehr als ungelegen.

„LAZAR, SAEMIL, HERKOMMEN! SOFORT!“ Kaighley zuckte etwas über die plötzliche Lautstärke ihrer Freundin zusammen, wartete aber ebenso darauf, dass die beiden jungen Männer endlich zu ihnen kommen würden. Dabei verbannt sie noch schnell den Gedanken an letzte Nacht aus ihrem Kopf. Sie wollte jetzt nicht darüber nachdenken, viel mehr interessierte sie die Beweggründe der Beiden vor ihr.

Beide Mädchen blickten ihnen mehr oder weniger emotionslos entgegen.

„Lilithel was ist denn? Musst du so schreien? Ich glaub Keelin hat dich noch nicht gehört.“

„Lass den Scheiß, Saemil. Erklär uns doch lieber was DAS soll!“ Wütend deutete sie mit ihrem Finger in Richtung Layla. Diese lächelte ihr aber nur milde entgegen. Das ganze Aufhebens um die Tatsache, dass sie die Gruppe begleiten würde, interessierte sie nicht wirklich.

„DAS, wie du es so schön ausdrückst ist unsere neue Begleiterin.“

„Ach was du nicht sagst. Aber WARUM?“

Jetzt mischte sich auch Lazars ruhige Stimme in die Unterhaltung.

„Sie ist eine hervorragende Spionin und kann unbemerkt so für uns Informationen sammeln auf unserer Reise. Außerdem hat sie Kontakte die uns helfen werden und so wissen wir in etwa, was Keelin gerade vorhat.“

„Ach und das kann Bishop nicht? Ihr habt doch erzählt, dass er sein bester Kumpel ist, also wird er doch wohl wissen, was er so treibt?“ Lilithel lief vor Lazar auf und ab und gestikulierte wild mit ihren Händen in der Luft. Es war ihr mehr als ein Rätsel, warum diese Tussi mit musste.

„Lilithel, dein Gefühlsausbruch bringt nichts. Wir haben es beschlossen und dabei bleibt es.“

Abrupt blieb sie stehen und auch Kaighley stand jetzt von ihrem Stuhl auf. Beide funkelten ihm wütend entgegen.

„IHR? Wer ist ihr? Falls es euch verdammt noch mal entgangen ist, wir gehören auch zu eurer Gruppe. Und mit UNS hast du das alles nicht besprochen!“ Lilithel stapfte jetzt sogar mit ihrem Fuß auf den Boden. Wenn es so weiter gehen würde, würde sie hier noch vollkommen ausrasten.

„Lazar und ich haben das beschlossen. Wir dachten es wäre das Beste.“

„Das Beste, für wen? Eure Hormone?“ Kaighley trat jetzt neben ihre Freundin und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter, aber allein aus diesem Grund war sie nicht nach vorne getreten, sie wollte in Saemils Gesicht sehen und seine Antwort hören.

„Das Beste für Kaighley.“

Beide Mädchen sahen ihn mehr als nur zweifelnd an.

Saemil fuhr aber schnell mit seiner Antwort fort: „So wissen wir immer, was, wie Lazar vorhin gesagt hat, Keelin macht. Und wir erfahren schnell, wenn jemand hinter uns her ist. So können wir dann vorzeitig reagieren.“

Immer noch ruhten die leicht zweifelnden Blicke der beiden Mädchen auf ihm, als sie plötzlich eine andere, melodischere Stimme vernahmen. „Jetzt beruhigt euch doch mal. Es ist wirklich sehr zu eurem Nutzen wenn ihr mich mitnehmt. Und ich verspreche euch, auch über keinen herzufallen, falls ihr das befürchtet habt. Na ja außer sie wollen es.“ Mit einem aufreizenden Hüftschwung lief sie an den beiden Mädchen vorbei und stellte sich vor Saemil. Mit ihrem Zeigefinger fuhr sie seine Brust hinab und stoppte erst am Bund seiner Hose, dann schlang sie ihre Arme um seinen Hals und drückte sich an ihn. Die beiden Mädchen sah sie dabei grinsend an.

„Seht ihr, nur wenn sie es wollen.“

Lilithels Augenbraue zuckte, ihre Hände hatte sie zu Fäusten geballt und wenn Blicke töten könnten wäre Layla nur noch Staub. Auch Kaighleys Blick sprühten nur so vor Mordlust, doch sie hatte sich noch besser als ihre Freundin im Griff. Aber wenn das die ganze Reise so sein würde, könnte sie für nichts mehr garantieren. Und erst recht nicht, wenn sie ihre Kräfte beherrschen konnte. Das, was sie aber am meisten aufregte war die Tatsache, das Saemil rein gar nichts dagegen tat. Sondern sich einfach weiter mit Lazar unterhielt.

Kaighleys Blick glitt dabei eher unabsichtlich zu Bishop, der das ganze nur mit hochgezogener Augenbraue beobachtet hatte. Sie musterte den jungen Mann und stellte fest, dass er eigentlich gar nicht schlecht aussah. Er hatte braune Haare, die ihm manchmal etwas wirr vom Kopf abstanden und dunkelbraune, fast schwarze geheimnisvoll glitzernde Augen. Er war etwas kleiner als Lazar und Saemil. Auch Lilithel schien ihn gemustert zu haben, denn plötzlich trafen sich die Blicke der beiden Freundinnen und ein leicht diabolisches Lächeln glitt über ihre Züge. Wenn die beiden Layla dabei haben wollten, dann soll es so sein. Aber das würde noch Konsequenzen mit sich bringen. Und wenn die beiden Männer ihren Spaß haben konnten, warum dann nicht auch sie?

Zielstrebig liefen sie auf den völlig ahnungslosen Bishop zu und setzten sich an seine Seite. Kaighley verbannte ihre anfänglichen Ängste und Zweifel mal wieder aus ihrem Kopf und lächelte ihn freundlich an. „Hallo Bishop. Lange nicht mehr gesehen.“

Dieser schien jedoch völlig überrumpelt wegen ihrer plötzlichen Freundlichkeit, so dass er sie nur anstarren konnte. Doch mit einem Mal schien er so was wie einen Zusammenhang zwischen dem Streit und ihrer plötzlichen Aufgeschlossenheit gesehen zu haben.

„Ihr wollt euch rächen?“ Über seine Ehrlichkeit und sie schnelle Auffassungsgabe waren beide Mädchen erstaunt, aber sie nickten trotzdem zaghaft.

„Und dazu wollt ihr mich benutzen?“

Beide sahen sich etwas verunsichert an, bevor Kaighley wieder das Wort ergriff: „Wenn ich ehrlich bin, nein, oder besser ich weiß es nicht. Irgendwie wollen wir uns schon rächen oder nicht rächen, sondern ihnen nur irgendwie zeigen, dass wir ihre Aktion scheiße fanden.“

Lilithel nickte sogleich zur Bestätigung und fuhr gleich fort: „Sie können nicht immer hinter unserem Rücken Entscheidungen treffen. Wir gehören hier genauso dazu wie sie!“

„Ihr solltet es ihnen nicht übel nehmen. Ignoriert sie ne Weile, vielleicht hilft das! Vor allem du Kaighley. Ignorier Saemil, das wird ihn etwas verwirren. Na ja hoffen wir es mal.“

„Ja toll, aber wenn sie ihn ignoriert, dann macht sich sofort diese Layla-Tussi an ihn ran. Du hast es ja gerade gesehen.“ Schon wieder fuchtelte Lilithel wild mit ihren Armen herum.

„Ja, aber schaut doch mal, als ob ich ne Chance hätte. Habt ihr Layla mal angesehen? Sie ist wunderschön.“

Stille.

Lilithel sowie Bishop sahen sie aus großen Augen an. Verlegen über das plötzliche Gestarre kratzte sich Kaighley am Kopf.

„Was ist?“

Plötzlich erfüllte jedoch Lilithels helles Lachen den Raum und sowohl Lazar, Saemil und Layla sahen sie verwundert an, wie auch Kaighley wusste nicht so genau was jetzt eigentlich los war.

„Ich wusste es. Ich WUSSTE es! Du hast dich in ihn verliebt!!“

Im Raum wurde es wieder mal still. Kaighley spürte die Blicke der drei hinter ihr in ihrem Rücken und wäre am liebsten im Erdboden versunken. Warum konnte sie keine kleine schüchterne Freundin haben?

„Verliebt? Wer?“ Sie hörte Saemils tiefe Stimme hinter ihrem Rücken. Meinte sie das nur, oder hörte sie so etwas wie Verunsicherung in seiner Stimme?

„Ach… hähäh… niemand!“ Anscheinend hatte Lilithel erst jetzt bemerkt, wie laut ihre letzte Aussage eigentlich gewesen war, denn sie versuchte jetzt verbissen das Thema zu wechseln. Zum Glück kam ihr dabei Bishop zu Hilfe.

„Heute Abend findet hier ein Fest statt. Wollen wir hingehen?“

Sofort sprang Lilithel auf diese unerwartete Hilfe an und stimmt ihm lautstark zu diesem Thema zu: „Ja gute Idee. Lasst uns etwas Spaß haben, bevor wir uns auf eine gefährliche und wahrscheinlich tödliche Reise begeben.“

Lazar schien diesem Vorschlag leider nicht so angetan zu sein. „Nein, wir müssen weiter. Wir haben keine Zeit dafür.“

Dieses Mal schien Lilithel nicht kleinbeizugeben, denn sie war immer noch wütend auf die beiden Männer wegen vorhin. Sauer baute sie sich vor Lazar auf und stach ihm ihren Zeigefinger in die Brust.

„Hör mir jetzt mal zu“, zischte sie gefährlich, „ IHR habt bestimmt, dass Layla mitgeht. JETZT bestimme ICH, dass wir auf dieses verdammte Fest gehen. Wenn du keine Lust hast Süßer, dann geh doch schon mal vor. Wir folgen dir dann irgendwann!“

Hocherhobenen Hauptes drehte sie sich um, schnappte sich Kaighleys Hand und zog sie aus dem Raum. Doch bevor sie diesen verließen, konnten die anderen nochmals Lilithels Stimme vernehmen: „Also heute Abend um sieben treffen wir uns hier. Und zwar ALLE! Bis später“

Schnell drehte sie sich jedoch noch mal um und warf Lazar einen scharfen Blick zu. Dann waren die beiden Mädchen aus dem Blickfeld ihrer Freunde verschwunden.

Das Fest

Hallo^^

also eigentlich sollte das Kapitel kürzer werden, aber dann konnt ich irgendwie nicht mehr aufhören...

naja ich hoffe es gefällt euch

viel spaß damit

ach ja, Farths Kommentare müssten jetzt kursiv sein..und Kaighleys Gedanken auch...ihr müsst schauen, ob es immer noch so verwirrend ist...sagt es mir wenn ja..dann muss ich mir was anderes überlegen!!

Kleines
 

Los gehts
 


 

Das Fest
 

„Ok, also wo fangen wir am besten an?“ Lilithels lief jetzt seit etwa einer halben Stunde unablässig um die völlig genervte Kaighley herum.

„Wie 'wo fangen wir an'?“

Ein anzügliches Lächeln schlich sich auf die amüsierten Gesichtszüge ihres Gegenübers.

„Na, ich meine, wo fangen wir mit der Wie-schnappt-sich-Kaighley-am-besten-Saemil-Operation, an?“

„Wie bitte?“

„Ha, du hast mich schon richtig verstanden. Glaubst du echt ich stehe daneben und sehe zu wie diese Layla,“ diesen Namen spie sie vor lauter Verachtung regelrecht aus, „dir Saemil wegschnappt? Also da hast du mich falsch eingeschätzt. Ihr werdet zusammen kommen und wenn es das Letzte ist, was ich je machen werde!“ Lilithels Augen funkelten in freudiger Erwartung. Sie würde dieses Wunder vollbringen, koste es was es wolle.

„Also wo fange ich am Besten an? Mhmm... was hast du den zum Anziehen da?“

„Du Lil, also ich weiß nicht, ist…“ Doch ihre Freundin achtete gar nicht auf sie sondern nahm lieber feinsäuberlich ihren Rucksack auseinander.

„Mhmm… nein das ist zu groß. Und das zu dunkel. Mhmm... hast du denn hier drin nichts… ah das…. oder doch nicht. Da drin siehst du wie ne Schwangere aus. Und wir wollen Saemil ja nicht gleich vertreiben.“

„Ähm... Lil? Hallo?“

„So und was machen wir nachher mit deinen Haaren? Zeit um sie zu schneiden haben wir nicht, außerdem weiß ich nicht, wie sie dann aussehen würden.“ Vorsorglich band Kaighley ihre Haare nach hinten um sie so aus Lilithels Reichweite zu bringen. Nur über ihre Leiche würde ihre Freundin an ihre Haare kommen.

„Hast du Schminke? Oder sollen wir dich überhaupt schminken? Ob Saemil nicht viel eher auf natürliche Mädchen steht?“

„LILITHEL!!“ Ihr war es zu viel geworden. Ärgerlich sah sie ihre Freundin an.

„Kai? Was ist denn?“ Doch diese sah nur unschuldig zurück.

„Hast du mich schon mal gefragt ob ich das überhaupt will?“

„Öhh… ne!“

Sie konnte dem Drang nicht widerstehen und verdrehte entnervt ihre blauen Augen.

„Ich will das nicht. Ich komme mir so blöd vor. Nachher interessiert er sich gar nicht für mich.“

„Bist du in ihn verliebt?“ Diese klar gestellte Frage überrumpelte sie im ersten Moment. Liebte sie ihn? Sie horchte in sich hinein. Horchte auf ihre Gefühle und erinnerte sich an die Situation im Wald und als er bei ihr geschlafen hatte. Sie fühlte sich in seiner Gegenwart geborgen und sicher. Sie spürte wieder dieses Kribbeln in ihrem Bauch, diese Kribbeln das sie immer hatte, wenn er ihr nahe war.

Sie nickte kaum merklich. Eher unbeabsichtigt als wirklich gewollt, doch Lilithel hatte es gesehen.

„Gut. Das hätten wir schon mal! Also und willst du, dass Layla ihn dir wegnimmt?“

Ein Kopfschütteln reichte Lilithel als Antwort.

„Gut, dann nehmen wir diese Sache in Angriff und du schnappst dir Saemil bevor sie es tut.“

„Aber was ist, wenn er sie will?“ Endlich hatte Kaighley ihre Stimme wieder gefunden.

Ihre Freundin winkte jedoch nur ab.

„Ach was, er will dich! Das sieht ein Blinder. Wir müssen euch beiden Turteltauben nur noch einen kleinen Anstoß geben.“ In einem Anflug diabolischer Freude rieb sich Lilithel ihre Hände und grinste ihre Freundin verschwörerisch an.

„Keine Angst. Vertrau mir.“ Dieser Satz verhieß nicht Gutes.

Kaighley seufzte müde auf. Hoffentlich ging das alles gut.
 

„Es ist jetzt zwanzig nach sieben. Und sie hat zu uns gesagt wir sollen pünktlich sein.“ Geradezu empört drehte Saemil sich zu Bishop und Lazar um.

„Frauen brauchen ihre Zeit, Saemil. Das solltest du jetzt aber langsam wissen“, nahm Bishop die zwei fehlenden Mädchen in Schutz. Lilithel hatte ihm vorher im Vertrauen gesagt, dass Kaighley endlich zugegeben hatte in Saemil verliebt zu sein. Und jetzt wollte sie das Mädchen wahrscheinlich nur etwas herausputzen, damit sie einen bleibenden Eindruck bei diesem hinterlassen konnte. Er selbst würde sich freuen, wenn die zwei es endlich schaffen würde zusammen zu kommen, denn wenn er ehrlich zu sich war, dann mochte er diese Layla nicht besonders.

„Was ist das eigentlich für ein Fest?“ Gilian sah mit fragenden Augen zu dem Größeren auf.

„Soweit ich weiß nur ein gewöhnliches Straßenfest, das wohl jedes Jahr stattfindet.“

„Also ehrlich. Was machen diese Beiden nur so lange? Ich fange an mich zu langweilen, ihr nicht auch?“ Layla spielte mit einer Strähne ihres Haares. Sie hatte eine knappe kurze Hose an und ein dunkelblaues Oberteil mit beträchtlichem Ausschnitt. Lässig hatte sie sich an einem Tisch angelehnt und ließ ihren Blick gelangweilt durch die Gegend schweifen.

„Ich gebe ihnen noch fünf Minuten, dann gehe ich.“ Auch Lazar war mehr als genervt. Er hatte schon im Voraus keine Lust auf dieses Fest gehabt und jetzt zerrte auch noch die lange Warterei an seinen Nerven.

„Wir kommen! Entschuldigt!“, erklang aber in diesem Moment die helle Stimme von Lilithel. Zusammen mit Kaighley kam das Mädchen die Treppe heruntergestürzt, bevor beide schlitternd vor ihren Freunden zum Stehen kamen.

„Tut uns Leid. Wir haben die Zeit vergessen.“ Kaighley warf ihren Freunden einen entschuldigenden Blick zu, ehe sie sich wieder gerade hinstellte.

Sie merkte wie die Blicke der anderen sie musterten. Und im ersten Moment fühlte sie sich unwohl. Lilithel hatte sie dazu überreden können ein dunkelgrünes Sommerkleid anzuziehen, das ihr nur etwa bis zur Mitte der Oberschenkel reichte. Ihre Haare hatte sie offen gelassen und ihre Freundin hatte ihr ein paar Locken hineingedreht.

„Du bist hübsch.“ Überrascht flog ihr Blick zu Gilian, der vor ihr stand und sie angrinste. Am Liebsten hätte sie den Kleinen für das Kompliment geknuddelt, aber sie hielt sich zurück und beugte sich nur zu ihm runter und sagte: „Danke. Du aber auch. Hast du Lust mit mir zu laufen?“

Auffordernd hielt sie ihm ihre Hand hin. Gilian ergriff sie glücklich lachend und zog sie auf den Ausgang zu.

Kaighley konnte von Glück sagen, dass sie an ihrem Hinterkopf keine Augen besaß, denn Lilithel wäre fast an die Decke gegangen. Hatte sie ihr nicht zuvor noch gesagt, dass sie das Saemil fragen sollte und nicht Gilian. Sie hätte es wissen müssen. Ihre Freundin war einfach zu feige dazu.

„Beruhig dich das wird schon“, hörte sie plötzlich Bishops Stimme an ihrem Ohr, „Sieh doch nur wie er sie ansieht.“

Lilithels Augen sahen zu Saemil herüber, dessen Augen wie gebannt an Kaighley hingen und jeden ihrer Schritte verfolgte. In dem Moment hätte sich Lilithel am liebsten selbst auf die Schulter geklopft. Sie hatte wirklich ein Händchen für Klamotten und Frisuren.

„Nebenbei, du siehst auch wunderschön aus.“ Erfreut vernahm sie wieder Bishops Stimme an ihrem Ohr. Er stand dicht neben ihr und lächelte sie an.

„Danke!“, flüsterte sie zurück. Sie konnte sich ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen. Ihre Auswahl war mal wieder super. Sie trug einen braunen Rock, der ihr etwas über die Knie ging und ein schlichtes weißes Oberteil mit etwas Ausschnitt.

„Kommst du mit?“ Wie ein Gentleman bot Bishop ihr seinen Arm an und sie folgte ihm zusammen mit ihren übrigen Freunden zur Tür, wo immer noch Kaighley und Gilian warteten.

„Dann mal los!“ Energisch schob Gilian die Tür auf und trat zusammen mit den anderen in die milde Sommernacht.
 

Kaighley sah sich mit großen Augen auf dem Fest um. Es gefiel ihr, sehr sogar. Überall an den verschiedenen Ständen, die sich in mehrere Straßen aneinander reihten, hingen Lichterketten und Lampions in einzelnen rot und orange Tönen. Außerdem zogen die unterschiedlichsten Düfte durch die Luft und die Menschen redeten und lachten wild durcheinander.

Auch Gilian, der immer noch ihre Hand hielt, schien von dem Fest begeistert. Immer wieder blieb er stehen und sah sich mit großen Augen die dargebotene Ware an.

„Also was machen wir jetzt zuerst?“ Fragend drehte sich Lilithel zu den anderen um. Sie standen auf einem großen Platz etwa in der Mitte des Festes.

„Also ich hab Hunger.“ Gilian schielte schon die ganze Zeit zu den Essensständen, die ihn wohl mit ihren Düften betört hatten.

„Ja. Ich komme mit dir.“ Lazar verschränkte seine Arme vor der Brust und trat neben Gilian. Er hatte zwar immer noch nicht wirklich Lust auf dieses Fest aber so übel war es nicht.

„Ich auch.“ Auch Bishop stellte sich zu den zwei anderen.

„Ok, dann machen wir es so. Jeder macht das, wozu er gerade Lust hat und in etwa drei Stunden treffen wir uns wieder hier und sehen uns zusammen das Feuerwerk an! Einverstanden?“ Einstimmiges Nicken reichte Lilithel als Antwort.

So machte sie sich zusammen mit Kaighley auf den Weg zu den unterschiedlichen Schmuckständen.
 

„Du hast versprochen, du nimmst die Sache mit Saemil endlich selbst in die Hand!“ Anklagend piekste Lilithel ihr mit dem Zeigefinger in die Seite. Seit die zwei sich von den anderen getrennt hatten, nervte Lilithel schon. Immer wieder sah sie Kaighley schon fast beleidigt von der Seite an. Sie verstand anscheinend nicht, warum sie nichts unternommen hatte.

„Lil, es tut mir Leid, aber ich konnte das nicht. Als ich Layla da gesehen habe… es war mir zu peinlich.“

„Peinlich? Na toll… wahrscheinlich aus diesem Grund bekommt Layla ihn und nicht du. Kaighley sei eine Frau. Nimm dir ,was dir gefällt!“

Manchmal hatte Kaighley das Gefühl ihre Freundin wäre eine begnadete Politikerin geworden.

„So einfach ist das nicht!“

„Natürlich. Schau mal, du bist hübsch und er steht auf dich! Glaub mir! Ich lüge dich nicht an. Ergreif endlich die Initiative.“ Blitzschnell griff sie sich Kaighley Hand und zog sie an sich.

„So machst du das einfach, dann schaust du ihm in die Augen… und Bingo! Du küsst ihn! Danach KANN er dir einfach nicht mehr widerstehen!“

Verbissen versuchte sich Kaighley aus dem Griff ihrer Freundin zu befreien, da ihr die Blicke der Passanten unangenehm waren.

„Ok, verstanden. Lass mich jetzt los.“

„Ok!“ Doch ihre Freundin ließ sie nicht einfach gehen. Sie gab ihr einen Stoß der sie mehrere Schritte nach hinten taumeln und gegen eine andere Person stießen ließ.

„Entschuldigung!“ Sie wollte sich gerade wieder von dieser entfernen, als sich starke Arme von hinten um ihre Taille schlossen und sie näher an die Person zogen.

Empört wollte sie sich gerade umdrehen um dem „Grabscher“ mal ordentlich die Meinung zu sagen, als sie eine bekannte Stimme an ihrem Ohr vernahm: „Nur nicht so stürmisch meine Kleine.“

Überrascht weiteten sich ihre Augen, als sie erkannte in wen sie gestoßen war.

„Ach, hallo, Saemil. Was machst du hier? Und mit wem bist du unterwegs?“ Mit einem diebischen Lächeln kam Lilithel auf die beiden zugelaufen. Sie hatte Saemil zuvor an dem Stand stehen sehen und dann einfach die Chance genutzt. Kaighley konnte ihr nachher noch danken.

„Ach ich schau mich nur etwas um. Und was macht ihr zwei Hübschen? Hattet ihr keinen Hunger wie die anderen?“ Fragend ruhten seine Augen auf den beiden Mädchen.

Kaighley hatte es mittlerweile geschafft sich aus Saemils Armen zu befreien und stand jetzt neben ihm. Dieser konnte es aber nicht lassen und legte noch einmal einen Arm um ihre Taille und zog sie wieder etwas näher an sich heran. Zuerst wollte sich Kaighley wehren, aber sie stellte fest, dass ihr seine Nähe gut tat und sie sich eigentlich wohl fühlte.

„Ach nee. Wir wollten uns lieber etwas den Schmuck ansehen.“ Lilithel grinste ihn weiter fröhlich an, während es Kaighley vermied überhaupt irgendwo anders hinzuschauen als auf den Boden. Lilithels wissendes Grinsen wollte sie sich nicht antun.

„Aber Saemil, was ist los? So ein gutaussehender junger Mann ist doch nicht allein unterwegs oder?“

Gerade als ihr Gegenüber den Mund aufmachen wollte wurde er unterbrochen,

„Nein er ist mit mir unterwegs.“ Die helle Stimme hinter ihr ließ Kaighley im ersten Moment zusammenzucken. Aber gleich darauf verfinsterte sich ihr Blick wieder als sie sah wie Layla zu den dreien stieß.

Auch Lilithel hatte sichtlich Mühe sie nicht gleich an dem nächsten Lampion aufzuhängen. Sie mochte diese Frau ganz und gar nicht, vor allem als sie sah wie sich diese regelrecht zwischen Kaighley und Saemil zwängte und so ihre Freundin aus seinem Arm stieß und ihren Platz einnahm.

Aber auch Saemil schien davon wenig begeistert, denn er zog seinen Arm schnell zurück.

„Was macht ihr hier überhaupt?“ Sie sah die beiden jüngeren Frauen vor sich abschätzend an. Es gefiel ihr nicht, dass Saemil seinen Arm weggezogen hatte und sie konnte sich auch denken, dass diese kleine Kaighley daran Schuld war. Ihr war nicht entgangen, wie er sie die ganze Zeit ansah.

„Wir wollten uns nur etwas umsehen.“ Anscheinend hatte Kaighley ihre Stimme wieder gefunden, denn sie sprach Layla jetzt direkt an.

Plötzlich keimte eine Idee in Lilithel auf. Sie würde schon dafür sorgen, dass Saemil und Kaighley ihre Zeit allein bekommen würden.

„Hey wisst ihr was, mit einem Mal hab ich ganz tierischen Hunger. Layla komm doch mit mir, dann muss ich nicht allein gehen. Ach und ihr zwei, schaut euch doch noch ein bisschen auf dem Fest um!“ Und bevor Layla oder auch irgendjemand sonst reagieren konnte, hatte sich Lilithel schon Laylas Arm geschnappt und war mit ihr in der Menge verschwunden. Zurück blieben eine perplexe Kaighley und ein grinsender Saemil.
 

„Anscheinend wollte uns Lilithel etwas Zeit für uns allein schaffen. Meinst du nicht auch?“ Vorsichtig stupste Saemil die neben sich stehende Kaighley an.

Doch außer einem geistreichen, „Hä?“, bekam er keine Antwort, da Kaighley viel zu sehr in ihren Mordgedanken an Lilithel beschäftigt war.

"Wer solche Freunde hat, Kleine, der braucht keine Feinde mehr."

"Na toll, was soll ich jetzt machen?" Ihre stumme Frage wurde jedoch Sekunden später beantwortet, als sie spürte wie sich eine Hand mit ihre eigene verschränkte und sie sanft mit sich zog. Überrascht folgte sie Saemil einfach. Sie hatte keine Ahnung wo er hin wollte. Aber alles war besser als hier weiter stumm herumzustehen.

Doch als er sie in eine dunkle Seitengasse führte blieb sie verwundert stehen

„Wohin gehen wir?“

Saemil jedoch zog sie noch etwas weiter bevor er ihr antwortete: „Ich möchte dir etwas zeigen. Also vertrau mir. Und keine Angst, ich werde nicht über dich herfallen.“

Seine grünen Augen blitzten ihr frech entgegen und Kaighley konnte gar nicht anders, als ebenfalls zu grinsen.

Saemil führte sie einen kleinen Hügel, etwas abseits des Festes, hinauf. Von dort oben hatte man einen guten Ausblick über die übrigen Häuser der Stadt.

„Komm, Setz dich.“ Der junge Mann zog sie zusammen mit sich hinunter auf die Wiese.

„Es ist schön hier.“ Kaighleys Augen hingen wie gebannt in dem klaren, sternenübersäten Nachthimmel.

„Ich weiß. Deshalb hab ich dich hergebracht. Außerdem wurde es mir dort unten langsam etwas zu voll.“ Gähnend streckte er sich, ließ sich dann auf seinen Rücken fallen und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf.

Kaighley blieb so sitzen wie sie war. Die Beine hatte sie angezogen und ihre Arme darauf platziert. Nachdenklich ruhte ihr Blick immer noch im Himmel. Eine Frage brannte ihr auf den Lippen, die sie unbedingt noch loswerden wollte. Aber irgendwie traute sie sich nicht.

„Hey was ist denn los? Plötzlich so schüchtern?“

Sie sah kurz neben sich und bemerkte wie Saemil sie aus seinen grünen Augen neugierig musterte. Sie schüttelte ihren Kopf bevor sie ihre Frage doch noch loswurde: „Saemil, was ist das zwischen dir und Layla?“

Kurze Zeit herrschte Stille über dem Platz auf dem sie saßen, bevor sich Saemil kurz räusperte und sich dann entschlossen wieder aufrichtete und Kaighley in die Augen sah.

„Du meinst, warum sie so an mir hängt?“

Das Mädchen nickte nur und sah weiter auf ihre Hände.

„Naja… wir haben früher viele Aufträge zusammen erledigt und…. Hähäh… wir hatten kurz etwas miteinander.“

Aus dem Augenwinkel sah sie, wie sich Saemil verlegen am Kopf kratzte.

„Und jetzt? Habt ihr was miteinander?“ Kaighley konnte sich doch dazu aufraffen und sah ihn an. Ihre Frage schien den Mann neben ihr etwas verwirrt zu haben, doch er antwortete ihr sofort: „Mhmm… sie hat mir gesagt, dass sie in mich verliebt ist.“

Kurz zuckte das Mädchen zusammen. War er auch in sie verliebt?

„Und, hast du ihr geantwortet?“ Sie vernahm sein dunkles Lachen nachdem sie ihre Frage gestellt hatte.

„Was ist los Kleine? Warum das plötzliche Interesse an meinem Liebesleben? Aber wenn’s dich interessiert, ich empfinde nichts mehr für sie.“

Kaighley musste sich zusammenreisen um nicht erleichtert auszuatmen.

Aber alle ihre Fragen waren noch nicht beantwortet.

„Warum habt ihr Schluss gemacht?“

Falls sich Saemil mit ihren Fragen bedrängt fühlte so zeigte er es nicht, denn er antwortete bereitwillig auf ihre Frage: „Ich habe Schluss gemacht. Ich konnte keine zusätzlichen Verpflichtungen gebrauchen. Damals stand meine Rache an erster Stelle.“

Interessiert wand Kaighley ihren Kopf abermals in seine Richtung und sah ihm auffordernd in die Augen. „Erzählst du mir, an wem du Rache ausüben willst und warum?“

Sie meinte ein kurzes Flackern in seinen Augen bemerkt zu haben, aber es war viel zu schnell wieder vorbei, als dass sie es deuten konnte.

„Nicht heute. Ich habe im Moment keine Lust auf solche ernsten Themen. Außerdem wolltest du mir doch auch noch erzählen, woher du deine Wunden hattest.“

„Ich und Gilian wurden überfallen, als wir uns auf die Suche nach den anderen gemacht haben. Der eine hat mich geschlagen und mich grob am Arm gepackt. Aber wir konnten uns befreien.“ Ihre Version war weit kürzer als das Original, aber wie er schon gesagt hatte, sie hatte auch keine große Lust über dieses Thema zu reden.

Als Antwort, dass er verstanden hat, nickte er nur kurz mit seinem Kopf. Zum Glück, so fand Kaighley, besaß er wenigstens ein bisschen Taktgefühl, so dass er nicht unbedingt weiter fragte.

Kurze Zeit herrschte wieder einmal Stille. Jeder der beiden war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, bis Saemil plötzlich diese wieder durchbrach: „Jetzt bin ich aber mal dran mit Fragen stellen, Kleine. Also, in wen bist du verliebt? Lilithel hat doch vorhin so Andeutungen gemacht?“ Saemil rückte näher an das Mädchen neben sich heran.

Kaighley wäre am liebsten im Erdboden versunken. Dafür würde Lilithel noch bezahlen müssen. Wie sollte sie jemals aus diesem Schlamassel rauskommen?

„Ähm… du musst dich verhört haben. Sie meinte…. Bishop!!“ Hoffentlich nahm er ihr diese Lüge ab.

„Glaub ich dir nicht! Sag mir die Wahrheit!“ Er rutschte immer näher an sie heran und Kaighley versuchte vor ihm zu flüchten. Sie rückte etwas von ihm ab. Leider half das nicht, denn Sekunden später spürte sie, wie sie ausgestreckt auf dem Boden lag und Saemil über ihr. Mit seinen Armen und Beinen stützte er sich jeweils rechts und links von ihr ab, um ihr auch nicht zu schwer zu werden. Außerdem hielt er mit seinen Händen ihre Handgelenke fest.

„So ich lass dich erst wieder gehen, wenn du mir sagst, wer es ist.“ Kaighley versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, doch sie hatte keine Chance.

Saemil beobachtete sie ein paar Sekunden lang amüsiert, bevor er sich etwas näher zu ihrem Gesicht vorbeugte.

„Wer ist es?“, flüsterte er. Sein Atem strich über ihr Gesicht.

"Beruhig dich, beruhig dich", Kaighleys Herz raste. Außerdem kribbelte es wie verrückt in ihrem Bauch.

Der junge Mann über ihr sah sie noch ein paar Herzschläge länger an. In ihren Augen spiegelten sich die Sterne wieder. Er fand sie wunderschön.

Kaighley wollte gerade den Mund zu einer Antwort öffnen, als Saemil die letzten Meter überbrückte und seine Lippen auf ihre legte.

Eine Welle von Gefühlen überflutete Kaighley und für einen kurzen Moment setzte ihr Atem vollkommen aus. Sie war unfähig sich zu rühren oder etwas anderes zu tun.

Nach einem kurzen Moment löste sich Saemil wieder von der 16-jährigen und blickte ihr in die blauen Augen. Er hatte der Versuchung einfach nicht widerstehen können, diese zarten roten Lippen zu berühren. Jetzt sah er schon beinahe amüsiert zu der Kleineren unter sich.

Durch seinen Kuss hatte er Kaighley völlig aus der Bahn geworfen. Sie wusste nicht mehr, was sie denken, fühlen oder tun sollte. Ihre Lippen kribbelten wie verrückt und ihre Wangen waren gerötet. Es war das erste Mal, dass ein Junge sie geküsst hatte.

„Also wer ist es jetzt?“ Ihr Gehirn war wie benebelt. Im ersten Moment begriff sie die Frage nicht, die Saemil ihr gestellt hatte. Aber auch, als sie diese verstanden hatte, wusste sie keine Antwort. Sie konnte doch nicht sagen, dass er es war, in den sie verliebt war?

Doch plötzlich ließ ein anderes Geräusch sie in den Himmel schauen. Sie sah bunte Lichter, anscheinend von diversen Raketen ausgehend. Auch Saemil schien die Geräusche gehört zu haben und drehte seinen Kopf jetzt nach oben, ohne jedoch Anstalten zu machen von ihr herunterzugehen.

„Wunderschön.“ Ihre Stimme war nur ein Hauch, doch der Junge über ihr hatte sie verstanden.

Er beugte sich wieder zu ihr herunter. Sein Atem streifte ihr Ohr und ließ Kaighley eine Gänsehaut nach der anderen den Rücken hinunter rasen.

„Nicht so schön wie du“, flüsterte er, bevor er sich wieder von ihrem Ohr entfernte. Sein Gesicht war aber immer noch sehr nah über dem ihren. Seine Lippen waren wieder nur ein paar Zentimeter von ihren eigenen entfernt. Er sah ihr tief in die Augen und Kaighley hatte das Gefühl sich gleich in den Tiefen dieser zu verlieren.

„Irgendwann wirst du mir antworten.“ Saemil erhob sich und stand kurz darauf neben dem am Boden liegenden Mädchen.

Kaighley war zu überrumpelt um zu reagieren. Ihr Herzschlag hatte sich noch lang nicht beruhigt, außerdem stand ihr Mund offen und sie atmete schneller als sonst.

Saemil musste sich von ihrem Anblick wegreißen. Es ließ ihn keineswegs kalt wie das Mädchen so mit geröteten Wangen und Lippen vor ihm lag. Und sie sollten besser zurückgehen, bevor er sich nicht mehr zurückhalten konnte und vielleicht etwas tat, das sie nicht wollte.

„Komm lass und gehen.“ Seine Stimme klang kratziger als sonst.

Kaighley reagierte die ersten Sekunden nicht. Viel zu sehr war sie damit beschäftigt ihren Herzschlag und ihre Atmung wieder zu verlangsamen, außerdem drehten sich ihre Gedanken wie wild um das eben geschehene.

Zögerlich richtete sie sich wieder auf und gab dem Mann vor ihr, ihre Hand. Leider zog dieser etwas zu stark an dieser und durch den Schwung fiel sie gegen den Körper Saemils. Sofort legten sich seine Arme um ihren zierlichen Körper.

Kaighley roch seinen Duft und ihre Sinne waren wieder wie benebelt, plötzlich vernahm sie wieder seine tiefe Stimme,

„Weißt du, dass du sehr gut schmeckst? Das müssen wir irgendwann wiederholen!“

Sie war froh, dass es dunkel war und er ihre Röte nicht sehen konnte. Warum musste er auch immer solche Kommentare vom Stapel lassen? Aber das Gesagte ließ wieder ein angenehmes Kribbeln in ihrem Bauch entstehen.

„Komm mit.“ Saemil verschränkte seine Hand wieder mit der ihren und zog sie den Hügel hinunter. Ihre Freunde würden sich bestimmt schon Sorgen machen, immerhin waren sie ja verabredet gewesen für das Feuerwerk. Aber, so fand er, er hatte etwas viel besseres gehabt. Er drehte seinen Kopf kurz nach hinten und sah das Mädchen amüsiert an. Sie lief schweigend neben ihm her und hatte eine Hand auf ihre Lippen gelegt. Er fand diesen Anblick einfach nur unglaublich süß und er schwor sich, dass er das auf jeden Fall wiederholen würde.
 

Lilithel lief auf dem großen Platz aufgeregt hin und her. Das Feuerwerk war zu ende und von Saemil und Kaighley immer noch keine Spur. Innerlich hoffte sie, dass es geklappt hatte und die beiden eine schöne Zeit gehabt hatten. Sie konnte das nicht von sich behaupten. Seitdem sie Layla mitgenommen hatte war diese nur am motzen gewesen. Wie sie es wagen könnte sie von ihrem Saemil wegzuzerren und was sie sich eigentlich dabei gedacht hatte. Nach der Hälfte hatte Lilithel einfach auf Durchzug geschaltet. Wie konnte es Saemil nur mit ihr aushalten?

„Die Zwei sind ziemlich spät dran.“ Lazar war neben ihr aufgetaucht und sah abwartend nach vorne.

„Sie kommen bestimmt gleich.“

Und Lilithel sollte Recht behalten. Keine zwei Minuten später sahen sie, wie Saemil zusammen mit Kaighley zwischen den Ständen hervortrat.

Sie musste grinsen, als sie Kaighley abweisenden Blick bemerkte und Saemils mehr als breites Grinsen. Anscheinend hatten sich ihre Hoffnungen erfüllt. Da war irgendetwas vorgefallen.

„Tut uns Leid. Wir waren beschäftigt und haben die Zeit vergessen.“ Er konnte sein breites Grinsen einfach nicht verbergen.

Lazar hob nur fragend eine Augenbraue und sah Saemil an. „Nächstes Mal kommt ihr bitte pünktlich.“

Saemil konnte ihm nur zunicken, bevor er von Layla stürmisch umarmt wurde. „Hey mein Süßer. Hab dich vermisst!“ Sie drückte sich eng an den jungen Mann und sah ihm verführerisch in die Augen. „Wie wär’s, wenn du heute Nacht bei mir schlafen würdest?“

Nicht nur Lilithel riss überrascht über so viel Dreistigkeit die Augen auf, auch Kaighley sah überrascht zu dieser.

Doch anscheinend wollte der Angesprochene nicht wirklich, denn er drückte die Frau von sich weg und meinte nur kühl: „Nein danke!“

Danach schnappte er sich wieder Kaighleys Hand und zog sie mit den Worten „Lasst uns gehen.“, hinter sich her. Völlig überrumpelt folgte sie ihm mal wieder wortlos.
 

Währenddessen konnte sich Lilithel ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen. Mit den Worten, „Tja sieht so aus, als ob du verloren hättest, “ folgte sie Lazar, der sich vor ihr in Bewegung gesetzt hatte und schloss zu ihm auf. Vor lauter Freude hätte sie tanzen können. Es war alles so gekommen wie sie es geplant hatte. Irgendjemand sollte ihr dafür auf die Schulter klopfen. Außerdem beschloss sie, heute Abend Kaighley noch auszuquetschen über den Abend mit Saemil. Ein fröhliches Kichern konnte sie sich nicht mehr verkneifen.

Nächtliche Erlebnisse

Hallo^^

sorry dieses Mal hat es n bisschen länger gedauert...aber ich wusst nicht wirklich, was ich schreiben sollte...außerdem war dann noch so schönes Wetter und naja...

aufjeden Fall hoffe ich, dass euch das Kapitel gefällt..

hinterlasst bitte n Kommi ^^

Lg

Kleines
 


 

Nächtliche Erlebnisse
 

„Ok, also noch mal um alles zusammenzufassen, Saemil hat dich auf eine total romantische Wiese geschleppt, da hast du ihn dann erstmal über Layla ausgefragt und er hat dir brav geantwortet, dass er nichts mehr für sie empfindet. Und dann, “ Lilithel legte eine kleine Künstlerpause ein, in der sie Kaighley amüsiert angrinste, „wollte er wissen, in wen du verliebt bist. Du hast dich natürlich geweigert irgendetwas zu sagen. Hätte mich ja auch fast gewundert. Danach und jetzt kommen wir zum wichtigsten Teil, hat er sich auf dich gelegt, also dass da nicht mehr passiert ist ist ja 'n kleines Wunder, aber egal, weiter, dann hat er dich immer weiter gefragt und dann plötzlich hat er dich geküsst!! Richtig?“

„Öhm… ja.“ Verlegen grinsend kratze sie sich am Hinterkopf. Immer wenn Kaighley an das Vergangene dachte merkte sie, wie sie rot wurde und ihre Lippen anfingen zu kribbeln. Außerdem hatte sich seit ein paar Stunden ein regelrechtes Dauergrinsen auf ihr Gesicht gelegt. Im Moment fühlte sie sich einfach glücklich und entspannt.

„Und wie war es? Ist er ein guter Küsser? Also ich glaube schon! Er sieht mir sehr danach aus.“ Neugierig war Lilithel etwas näher an ihre Freundin gerutscht. Die ganze Sache interessierte sie wahrscheinlich weitaus mehr als ihre Freundin. Und die betraf es ja eigentlich. Aber sie konnte sich nicht helfen, die beiden gehörten für sie einfach zusammen und da war es ja natürlich, dass sie so neugierig war.

„Also, öhm… ich weiß nicht. Ich denke, es war gut.“

„Gut? Das wars? Da küsst dich ein megaheißer Typ und du sagst es war gut?“ Skeptisch sah Lilithel sie von der Seite an. Das konnte doch jetzt nicht ihr ernst sein!
 

Kaighley wusste nicht wirklich was sie sagen sollte. War so etwas nicht eigentlich eine persönliche Sache? Sie war sich nicht sicher, ob sie es Lilithel erzählen sollte. Es war ihr erster Kuss gewesen. Das war etwas Besonderes für sie! Aber so wie sie das Mädchen neben sich auf dem Bett kannte würde sie nicht eher Ruhe geben, bevor sie alles erfahren hatte. Und eigentlich hatte Kaighley vor gehabt in dieser Nacht wenigstens noch etwas Schlaf zu bekommen. Immerhin wollten sie gleich morgen früh weiterreisen.

„Ok, es war nicht nur gut, es war der Wahnsinn. Zufrieden?“

„Natürlich. Ich wusste es doch!“, quietschte ihre Freundin vergnügt und ließ sich nach hinten fallen.

„Also wie geht es jetzt weiter? Hast du was geplant?“ Lilithel drehte sich auf die Seite, um Kaighley besser sehen zu können. Doch diese zuckte nur unwissend mit den Schultern bevor sie antwortete, „Ich weiß noch nicht. Ich glaube ich sollte mich vielleicht mal auf unsere Reise konzentrieren. Wir sind ja nicht aus Spaß hier.“

„Du gibst jetzt auf?“

„Ich gebe nicht auf. Ich lass es nur langsam angehen.“

„Er hat dich geküsst!!“

„Ja und? Er hat ja selbst gesagt, dass er es irgendwann wiederholen will oder wird. Also irgendwann bestimmt.“

„DAS hat er gesagt?“

„Ja!“

„Wow er geht ja wirklich hart an die Sache ran!“

„Hart?“

„Ähh... hähäh… du weißt, was ich meine.“ Verlegen wedelte Lilithel mit der Hand in der Luft herum.

„Ja…. klar…“ Kaighley konnte sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen als sie fort fuhr,

„War da jemand zu lange Single?!?“. Ihr helles Lachen erfüllte den Raum. Doch kaum zwei Sekunden später spürte sie einen Gegenstand in ihrem Gesicht. Empört entfernte Kaighley das Kissen aus ihrem Gesicht um es dann mit den Worten, „Das bekommst du zurück!“, postwendend an den Absender zurück zu schicken. Kurz darauf hörte man fröhliches Kichern aus dem Raum der beiden Mädchen.
 

Lazar saß in seinem Zimmer über eine Karte gebeugt. Ein paar Strähnen seines Zopfes hatten sich gelöst und behinderten immer für ein paar Sekunden seine Sicht, bevor er sie fahrig nach hinten strich. Gilian sah ihm dabei schon etwa eine halbe Stunde zu. Er hatte es sich auf seinem Bett bequem gemacht und musterte aufmerksam Lazars Tun.

„Und hast du schon einen Weg gefunden?“

Das Brummen, das er als Antwort bekam, bestätigte seine Vermutung. Sein Freund hatte anscheinend noch kein Glück gehabt. Normalerweise war es kein Problem für ihn sie irgendwo sicher hinzubringen oder überhaupt einen Weg zu finden. Aber die Karte über die er sich gebeugt hatte war alt und teilweise an manchen Stellen so verblasst, dass man die Schrift nicht mehr entziffern konnte.

Ein Klopfen an der Tür ließ beide aufschauen.

„Herein!“ Lazars Stimme hörte sich deutlich genervt an. Er wollte heute Abend wenigstens noch etwas vorankommen.

Kurz darauf schob sich Bishop in das Zimmer der beiden, hinter sich konnten sie einen immer noch breit grinsenden Saemil erkennen.

„Was wollt ihr hier?“

„Freundlich wie immer mein Freund!“ Leicht lächelnd wand sich Bishop dem älteren der beiden zu und setzte sich nach kurzem Zögern neben ihn an den Tisch.

„Nach deiner Laune zu schließen bist du heute nicht weit gekommen.“

Erneutes Brummen reichte den übrigen als Antwort.

„Die Karte ist alt, da ist es besonders schwer etwas zu erkennen.“

„Du brauchst ihn nicht zu rechtfertigen Kleiner.“ Saemil hatte es sich währenddessen auf Lazars Bett bequem gemacht und sah grinsend in Gilian Richtung. Dem wurde das dauernde Gegrinse des Älteren langsam unheimlich.

Aber wie es schien war er nicht der einzige.

„Wie es scheint hattest du heute viel Spaß auf dem Fest, Saemil! Was hast du gemacht?“

Bishop war Saemils Laune auch nicht entgangen. Aber im Gegensatz zu den anderen konnte er sich denken, warum der Mann so gut gelaunt war.

„Ach, ich hab mich nur gut unterhalten.“ Allein an dem immer breiter werdenden Grinsen konnten die anderen feststellen, dass er sich nicht NUR gut unterhalten hatte.

„Gut unterhalten? Bezeichnest du so neuerdings deine sexuellen Abenteuer, mein Freund?“

Geradezu empört richtete sich Saemil auf dem Bett auf und sah Bishop böse an. „Lass den Quatsch. Ich hatte kein sexuelles Abenteuer, oder wie auch immer du das nennst. Ich hab mich einfach gut unterhalten.“

„Wenn du meinst. Dann habe ich verstanden.“ Man konnte deutlich aus Bishops Stimme heraus hören, dass er dem Größeren kein Wort glaubte. Aber um dem Frieden willen behielt er seine Meinung für sich. Die Blicke die Saemil ihm zuwarf sprachen sehr dafür.

„Seid ihr nur hergekommen, um zu nerven?“ Lazars Laune war an einem Tiefpunkt angelangt. Er kam mit seiner Karte nicht weiter und die beiden jungen Männer stritten sich um irgendwelche sexuellen Abenteuer. Konnten sie das nicht in ihrem Zimmer machen?

„Nein. Ich bin hergekommen um zu fragen, wie weit du bist. Und ich vermute mal Saemil ist mitgekommen, um vor Layla sicher zu sein!“

„Kann mir das einer verübeln?“, versuchte sich der schwarzhaarige auf dem Bett zu rechtfertigen. Er konnte doch nicht jeden Tag ihre blöden Sprüche aushalten. Das ging sogar ihm auf die Nerven. Außerdem mochte er ihre Nähe nicht unbedingt. Ok sie war hübsch und eigentlich verstanden sie sich, aber er konnte es wirklich nicht ausstehen, wenn sie ihm zu Nahe kam. Vor allem nicht, wenn Kaighley in der Nähe war.

„Ihr habt erfahren was ich wissen wolltet, könntet ihr dann jetzt gehen?“

„Hey Mann, schon mal was von Kameradschaft gehört? Lass uns doch noch ein bisschen hier bleiben!“

Skeptisch warf der Angesprochene Saemil einen Blick zu.

„Seit wann willst du mit mir Kameradschaft schließen? Soweit ich mich erinnern kann, wolltest du noch nicht einmal, dass ich euch begleite!“

„Ach jeder kann doch mal seine Meinung ändern. Als Zeichen meiner aufrichtigen Gefühle, überlass ich dir gerne Layla. Schnapp sie dir ruhig!“

„Nein.“ Ein wütende Blick traf ihn.

„Was denn? Du könntest ruhig mal ein bisschen Entspannung vertragen, so wie du immer verbissen durch die Gegend schaust!“

Lazar sparte sich jeglichen Kommentar. Saemil war es nicht wert. Stattdessen wand er sich seinem Sitznachbarn zu. „Wann beginnst du mit dem Training?“

„Ich habe mir gedacht, wenn wir aus dieser Stadt draußen sind. Auf offenem Gelände kann sie nicht so schnell jemanden verletzen!“

„Meint ihr Kaighley?“, meldete sich Gilian wieder zu Wort. Es interessierte ihn sehr, zu was Kaighley alles in der Lage war. Immerhin hatte sie so die Männer bewusstlos schlagen können.

„Ja. Ich werde bald mit ihrem Training beginnen.“

„Kann ich zuschauen?“

„Gilian, es wäre besser, wenn du den Umgang mit dem Schwert noch etwas lernen würdest“, unterbrach Lazars tiefe Stimme die Unterhaltung der beiden.

„Ja, aber wenn ich fertig bin, dann kann ich doch, oder?“ Bittend sah er Lazar an, der kurz darauf nickte.

„Aber du wirst sie nicht stören.“

„Ja“, eifrig nickend wand er sich wieder Bishop zu.

„Wie wirst du sie denn unterrichten?“ Auch Saemil schien dem Gespräch interessiert gefolgt zu sein.

„Ich denke, ich werde…“
 


 

Layla drückte sich eng gegen die Wand. Sie durften sie unter keinen Umständen sehen. Sonst wäre es aus gewesen. Sie konnte von Glück sagen, dass sie die Männer überhaupt bemerkt hatte. Was wäre wohl passiert, wenn sie nicht noch spazieren gegangen wäre. Vorsichtig spähte sie um die Ecke und entdeckte die Männer nicht weit von ihr unter einer Straßenlaterne. Sie schienen sich aufgeregt etwas mitzuteilen, denn einer der Männer fuchtelte erregt mit den Händen in der Luft herum. Doch das, was er zu sagen schien, erfreute ihren Hauptmann keineswegs, denn seine Miene verdüsterte sich mit jedem gesprochenen Wort.

Layla schlug sich kurz darauf die Hände gegen den Mund und zog sich noch weiter in ihre Ecke zurück. Sie hoffte so gut es ging mit dem Schatten verschmolzen zu sein. Sie durfte nicht gesehen werden! Denn diese Männer waren zu allem fähig. Ein Wind kam auf und trug den Geruch frischen Blutes mit sich und Layla wusste, dass wenn sie jetzt wieder um die Ecke spähen würde, die Männer verschwunden wären und nur noch die Leiche eines jungen Mannes unter der Straßenlaterne liegen würde. Ein Messer tief in seinem Herzen.

Layla musste schlucken. Der Mann war nur gestorben, weil er keine guten Nachrichten vorzuweisen gehabt hatte. Wie sie solche Männer doch verabscheute. Er hatte sicher nichts damit zu tun gehabt.

Doch sie verwarf den Gedanken schnell wieder. Jetzt war nicht die Zeit sich darum zu kümmern. Sie musste zurück und die anderen warnen. Schnell sah sie sich noch einmal um, bevor sie aus dem Schatten trat und eiligst zurück zu ihren Freunden lief. Sie mussten verschwinden und zwar sofort.

Sie sah das Wirtshaus schon von weitem und war froh, vor den Männern da zu sein. Schnell riss sie die Eingangstür auf und marschierte die Treppe zu den Zimmern hinauf. Ihr Atem ging schnell und sie spürte wie ihr unangenehm warm war. Sie hatten nicht mehr viel Zeit.

Sie riss die Tür zu Saemil und Bishop Zimmer zu erst auf. Doch niemand befand sich darin. Schnell machte sie weiter und überbrückte die paar Meter bis zur nächsten Tür. Erleichtert atmete sie aus, als sie Stimmen vernahm. Bekannte Stimmen.
 

„Wann brechen wir morgen auf?“ Saemil gähnte herzhaft, bevor er seine Freunde ansah.

„Früh“, war jedoch Lazars einzige Antwort.

„Ach echt. Wäre ich ja jetzt…“, doch bevor er seine bissige Antwort zu Ende bringen konnte wurde die Tür aufgerissen und eine erschöpfte Layla betrat den Raum. Ihre Haare standen etwas wirr von ihrem Kopf ab und sie atmete schneller als gewöhnlich.

„Keine Zeit für große Erklärungen. Keelins Leute sind in der Stadt und wissen wahrscheinlich schon wo wir sind. Wir müssen verschwinden!“, sagte sie schnell, bevor einer der Männer vor ihr den Mund aufmachen konnte

Doch diese reagierten ungewöhnlicherweise sofort auf das Gesagte und sprangen auf.

„Packt eure Sachen und informiert Lilithel und Kaighley. Wir treffen uns in fünf Minuten vor der Tür.“

Weder Saemil noch Bishop und Layla sagten etwas, sondern verschwanden nur stumm nickend aus dem Zimmer.
 

„Ich kann nicht mehr! Hör auf!“ Erschöpft lag Lilithel halb auf ihrer Freundin drauf. Das Zimmer war eine einzige Katastrophe. Überall lagen Federn verstreut und eine der Nachttischlampen war in ihrer Schlacht zu Bruch gegangen.

„Wir müssen aufräumen!“, keuchte Kaighley erschöpft. Sie hatte weder Kraft noch Lust damit anzufangen.

„Ich weiß. Aber… ich kann nicht mehr… lass und das morgen machen!!“, anscheinend war sie nicht die einzige.

„Ach und bevor ich es vergesse: Ich habe gewonnen!“

„Hast du nicht! Ich hab gewonnen!“ Empört versuchte Kaighley Lilithel von ihrem Bauch herunter zubekommen. Leider ohne nennenswerten Erfolg. Ihre Freundin bewegte sich keinen Millimeter.

„Lil, geh weg. Ich will schlafen!“

„Kann nicht! Keine Kraft mehr.“ Lilithel versuchte ihren Arm zu heben, aber versagte kläglich. „Siehst du?“

„Mir egal. Du bist schwer!“ Erneut versuchte sie ihr Glück, als die Tür kraftvoll aufgerissen wurde und Saemil in der Tür stand.

Aber noch bevor die Mädchen sich darüber beklagen konnten, dass er einfach so in ein Mädchenzimmer gestürmt war, erhob er seine Stimme: „Wir müssen gehen. Keelins Leute sind hier.“

Erschrocken hielten beide Mädchen in ihren Bewegungen inne.

„Packt eure Sachen, wir treffen uns in fünf Minuten draußen vor Lazars Zimmer.“

Kaighley wollte gerade ihren Mund zu einer Frage öffnen, als er auch schon wieder verschwunden war.

Verwirrt sah sie ihm noch ein paar Sekunden nach, bevor seine Worte wirklich Bedeutung entwickelten. Schnell sprang sie auf, wobei sie Lilithel mehr als unsanft von sich runter schob und machte sich daran ihre Sachen zusammenzusuchen. Was sich leider leichter gesagt als getan herausstellte. Die Federn waren überall und bedeckten ihre Kleider, sodass sie diese nur schwer finden konnte.

Auch ihre Freundin hatte sich von dem unsanften Fall soweit erholte, dass sie, wenn auch leicht meckernd, ihre Kleidung zusammensuchte.

„Beeil dich. Wir müssen weg.“

„Bin schon fertig. Aber was ist mit dem Zimmer?“

Kaighley machte eine wegwerfende Handbewegung und schnappte sich Lilithels Hand. „Keine Zeit dafür.“ Sie stolperte mit ihrer Freundin durch die Federn und machte sich auf den Weg zu Lazars Zimmer.
 

„Wo bleiben die zwei?“ Mehr als ungeduldig lief Lazar auf und ab. Sie hatten keine Zeit, verdammt, wussten das die beiden den nicht. Doch Sekunden später hörte er auch schon ihre schnellen Schritte und die Mädchen bogen um die Ecke. Beide völlig außer Atem und aus ihm unerfindlichen Gründen mit Federn in den Haaren.

„Tut uns Leid. Wir hatten Probleme unsere Sachen zu finden“, versuchte Kaighley ihr Zuspätkommen zu entschuldigen. Doch sie wusste selbst, dass das in so einer Situation unangebracht war.

Doch Lazar reagierte nicht darauf, sondern sah sie jetzt nach den anderen um. „Wo ist Layla?“

„Sie suchte uns eine Fluchtmöglichkeit, wie wir am besten ungesehen aus der Stadt kommen.“

„Wann kommt sie wieder?“

Bishop zuckte mit den Schultern, während er ihm antwortete: „Das weiß ich nicht. Sie hat nichts genaues gesagt.“

„Hoffentlich ist ihr nichts passiert.“ Besorgt sah Gilian zu Lazar auf.

„Ach der doch nicht. Schon mal von dem Sprichwort, Unkraut vergeht nicht, gehört? Ich glaube, dass trifft auf die ganz gut zu.“ aufmunternd versuchte Lilithel Gilian Mut zu machen. Ihr Erfolg war dabei eher Zweifelhaft. Aber bevor jemand noch etwas erwidern konnte, hörten sie wieder Schritte auf der Treppe und kurz darauf eine erschöpfte Layla. „Ich weiß, wie wir verschwinden können. Aber es gibt ein anderes Problem. Wir müssen irgendwo anders raus. Keelins Männer kommen geradewegs auf uns zu. Wir können nicht durch die Eingangstür. Sie würden uns sehen!“

Nach ihrer Aussage herrschte für einen Moment betretendes Schweigen. Keiner wusste genau, was sie jetzt machen sollten, bis sich Lazar wieder zu Wort meldete: „Es gibt einen Baum. Über den kommen wir in eine kleine Seitenstraße und können flüchten. Aber wir müssen uns beeilen.“

Er übernahm die Führung und brachte die anderen an das Ende des Ganges, an dem sich auch ein Fenster befand. Entschlossen öffnete Lazar dieses und die anderen konnten ein paar Meter vor dem offenen Fenster einen großen Baum erkennen.

„Da drauf? Aber da geht es tief runter und der Baum ist bestimmt zwei Meter entfernt.“ Leicht panisch klammerte sich Lilithel an den Arm ihrer Freundin. Sie hatte Höhenangst. Und das nicht gerade wenig.

„Ich werde als erstes rübergehen. Und wer nicht springen kann, der wird geworfen.“

Bevor Lilithel ihren Mund zu einem Protest öffnen konnte, war Lazar schon auf der Fensterbank und Sekunden später abgesprungen.

Kaighley kniff reflexartig die Augen zusammen. Sie wollte nicht sehen, was passierte. Doch als sie dann wieder Lazars Stimme vernahm, öffnete sie diese wieder.

„Ich werde euch auffangen, aber beeilt euch!“

„Also dann bin ich wohl dran.“ Schon befand sich Layla auf der Fensterbank und sprang katzengleich neben Lazar auf den Baum. Seinen Arm geflissentlich übersehend.

„Kann die Tusse eigentlich alles?“ Lilithel krallte sich immer noch in Kaighleys Arm. Sie wollte wahrscheinlich unter keinen Umständen springen.

„Kaighley, du bist dran.“ Saemil war vor die beiden Mädchen getreten und hielt ihr auffordernd die Hand hin.

„Falls du nicht springen willst, werde ich dich werfen.“

„Ihr wollt uns werfen? Was sind wir? Rucksäcke oder was? Ich lass mich doch nicht wie ein Gegenstand in der Gegend herumwerfen!“

„Liebes, willst du getötet werden?“ Bishops ruhige Stimme mischte sich in den anfangenden Streit ein.

„Wir haben jetzt keine Zeit dafür. Kaighley komm.“ Saemil zog das Mädchen neben sich auf die Fensterbank und trat etwa nach draußen. Auf der anderen Seite konnte sie Lazar warten sehen. Layla und Gilian, der in der Zwischenzeit wohl gesprungen war, befanden sich unter dem Baum auf der sicheren Erde. Eigentlich hatte Kaighley ja keine Höhenangst, aber als sie nach unten sah wurde ihr einen Moment übel.

„Keine Angst, dir wird nichts passieren!“ Sie vernahm Saemils beruhigende Stimme an ihrem Ohr. Und Augenblicke später stellte sie fest, dass sie tatsächlich etwas ruhiger wurde.

Sie bemerkte wie er sie an der Taille hochhob. Noch einmal sah er ihr in die Augen und formte stumme mit seinen Lippen die Worte „Keine Angst“, beugte sich zu ihr herunter und hauchte zum zweiten Mal an diesem Abend einen Kuss darauf. Und bevor Kaighley wusste, was eigentlich los war, spürte sie schon wie sich Saemils Arme blitzschnell zurück zogen und sie durch die Luft flog. Doch bevor sie eventuell schreien konnte, fand sie sich in Lazars Armen wieder und fast reflexartig klammerte sie sich an ihn und atmete schnell ein und aus. So was würde sie in nächste Zeit nicht noch mal wiederholen.

„Alles in Ordnung?“ Verwirrt folgte sie mit ihren Augen dem Besitzer der Stimme und sah kurz darauf in zwei leuchtende goldene Augen.

„Ja“, war das einzige, was sie gerade herausbekam.

„Dann geh zu den anderen beiden.“

Sie nickte dieses Mal nur und befreite sich aus dem Griff ihres Gegenübers und machte sich an den Abstieg. Unten wartete Gilian bereits ungeduldig.

„Ist alles ok?“, flüsterte er ihr zu.

Schützend ergriff Kaighley seine Hand und zog ihn etwas näher an sich, da sie merkte, wie er etwas zitterte.

„Ja mir geht es gut. Und wir sind auch bald aus der Stadt raus. Versprochen, Gilian!“

Der Kleine nickte nur.
 

Kaighley hatte keine Ahnung wo genau sie jetzt waren. Sie folgte einfach weiter stumm ihrem Nebenmann. Die Gruppe war, nachdem alle sicher auf dem Boden waren, Layla gefolgt, die sich wohl am besten in der Stadt auskannte. Sie waren etwa schon eine Viertelstunde unterwegs.

Hinter sich konnte Kaighley Lilithel schimpfen hören. Ihre Freundin war noch nie wirklich sportlich gewesen und dieses ganze Gerenne nahm sie wohl ziemlich mit. Aber auch sie fragte sich, wann sie denn endlich aus der Stadt waren. Lange konnte es hoffentlich nicht mehr gehen.

Und wie es aussah wurde ihr Flehen erhöht, denn sie sah schon bald einen hohen Steinbogen, der anscheinend aus der Stadt führte.

„Wir sind gleich draußen“, hörte sie Bishops Stimme neben sich. Und er sollte Recht behalten, denn als sie näher kamen sahen sie eine Straße die nach draußen führte und Kaighley glaubte sogar einen kleinen Wald weiter hinten ausmachen zu können.

Doch bevor sie diesen erreichen konnte, stellte sich ihnen ein Mann in den Weg. Sofort blieb die Gruppe stehen.

„Verschwinde. Wir wollen durch.“ Lazars Stimme klang gereizt. Man konnte erkennen, wie er unter seinem langen Mantel sein Schwert ergriff.

„Ihr könnt gerne gehen. Aber wir brauchen Keelins Schwester.“
 

Kaighley merkte, wie sich die ganze Stimmung blitzartig veränderte. Lazar zog sein Schwert jetzt offensichtlich aus seinem Mantel und hielt es vor sich. Genauso wie Saemil und Layla. Bishop stellte sich genau vor sie und Lilithel, die zu ihr aufgeschlossen war. Auch ein Blick nach rechts zeigte ihr Gilians Anwesenheit. Er hielt seinen Bogen entschlossen vor sich.

„Was soll das werden? Versucht ihr, sie zu beschützen?“ Der Mann vor ihnen lachte schon beinahe amüsiert. Seine Augen jedoch blieben dunkel und hart.

„Wenn das so ist, werdet ihr sterben.“

Es war wie ein stummer Befehl, denn kurz darauf sahen sie weitere Männer hinter ihrem Hauptmann auftauchen. Alle bewaffnet.

Kaighley fühlte sich mehr als unwohl. Sie wollte sich auch verteidigen, immerhin waren sie ja nur hier, weil sie hinter ihr her waren, aber sie wusste nicht, was sie machen sollte. Mit dem Schwert wäre sie wohl eher eine Gefahr für sich selbst geworden und mir ihren Kräften wusste sie nicht umzugehen.

Doch bevor sie sich weitere Gedanken darüber machen konnte sah sei, wie Lazar loslief und sich dem ersten Mann stellte. Er wich geschickt dessen Angriffen aus und tauchte in einem unachtsamen Augenblick seines Gegners unter dessen Arm hindurch und durchbohrte ihn mit seinem Schwert.

Kaighley war erstaunt. Er war sehr gut.

Aber auch ihre übrigen Freunde schlugen sich gut. Saemil sowie Layla konnten beide mit dem Schwert umgehen und wussten sich zu verteidigen. Und falls nicht, gab es immer noch Gilian und Bishop, die ihre Feinde mit irgendwelchen Zaubern und Pfeilen attackierten.

Kaighley fühlte sich nur nutzlos. Aber auch ihrer Freundin schien es so zu gehen, denn sie zupfte sie am Ärmel und flüsterte ihr etwas zu: „Wir müssen lernen uns zu verteidigen. Wir können nicht immer eine Last für die anderen sein!“

Kaighley nickte zustimmend. „Lass uns stärker werden.“ Sie wollte ihren Bruder töten. Sie musste stärker werden.
 

Der Kampf nahm bald ein rasches Ende. Es war eher so, als wollten ihre Feinde testen, zu was sie fähig wären.

„Nicht schlecht. Bis bald.“ Der Hauptmann hatte alle seine Männer verloren. Aber er verzog keine Miene. Weder die des Mitleids noch die der Wut. Er war absolut emotionslos. Wie eine Marionette.

Kaighley merkte, wie es dunkel wurde. Überrascht blickte sie in den Himmel und sah, wie sich eine Wolke vor den Mond schob. Als sie den Blick wieder zu ihrem Feind wenden wollte, war dieser verschwunden. Überrascht blickte sie sich überall um. Doch er war nirgends mehr zu sehen.

„Lasst uns weiter gehen.“ Lazar hatte sein Schwert wieder eingesteckt. Kaighley konnte Blut an seinem Mantel erkennen. Blut ihrer Feinde. Und plötzlich überrollte sie die Gewissheit, dass einer ihrer Freunde wirklich sterben konnte, wahrscheinlich sogar sterben würde, mit einer Macht, dass sie entsetzt ausatmen musste. Es war kein Spiel mehr. War es noch nie gewesen. Aber die Gegenwart des Todes traf sie mit voller Wucht. Irgendjemand würde bestimmt sterben. Sie sah ihre Freunde der Reihe nach an und sie musste ihre aufkommenden Tränen hinunterschlucken. Sie wollte keinen verlieren. Aber es würde wahrscheinlich so sein werden.

Und wieder schob sich eine Wolke vor den Vollmond.

Vermisst

Halloo^^

sorry dieses Mal ging länger...da ich übers Wochenende mit der Klasse weg war...^^

naja und das Kapitel ist auch nicht besonders lang...aber ich mag es..eines meiner Lieblings Kapitel...

hoffe euch gefällts!!

Lg

Kleines
 

Vermisst…
 

Tropf Tropf Tropf
 

Immer wieder, ohne entkommen…
 

Tropf Tropf Tropf
 

Kaighley wusste nicht mehr, wie lange sie unterwegs waren. Es hatte begonnen zu Regnen. Die kalten Tropfen liefen ihr den Rücken hinunter und behinderten ihre Sicht. Sie stolperte mehr, als das sie wirklich lief. Ihr ganzer Körper war kalt und erschöpft. Es war weit nach Mitternacht und wenn sie Lazar glauben schenken konnte, dann würde in zwei Stunden die Sonne aufgehen.

Ihre Beine zitterten und ihr Atem ging beschleunigt. Sie wusste nicht, wie lange sie noch durchhalten würde. Aber bestimmt nicht mehr lange.

Sie strich sich eine Strähne ihres blauen Haares aus dem Gesicht. Sie durfte die anderen nicht verlieren! Doch eines ihrer Beine blieb an einer hervorstehenden Wurzel hängen und sie merkte wie sie auf dem harten Erdboden aufkam. Der Aufprall ließ sie vor Schmerz aufstöhnen und ein paar Sekunden regungslos liegen bleiben. Doch sie wollte jetzt nicht aufgeben. Erschöpft kämpfte sie sich wenigstens in eine sitzende Position. Alles war dunkel um sie herum. Die Wolken die sie vorher bemerkt hatte, hatten sich als Regenwolken entpuppt, deren Inhalt jetzt erbarmungslos auf sie herunter fiel.
 

Kaighley sah sich um. Sie wusste nicht wo die anderen waren. Alles war so dunkel. Aber sie konnte nicht hier sitzen bleiben. Entschlossen kämpfte sie sich auf ihre Beine. Ihr Gewicht verteilte sie dabei aber lieber auf ihr linkes Bein, da das andere sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde. Schwankend hielt sie sich an einem herunter hängenden Ast fest und sah sich um. Versuchte auf Schritte oder eventuelle Rufe zu hören. Doch das einzige Geräusch, das zu ihren Ohren durchdrang war das ständige Tropfen und Rauschen des Regens.

Keine Schritte und keine Rufe.

Sie war allein.

Sie hatte ihre Freunde wahrscheinlich bei ihrem Sturz verloren.

Verunsichert sah sie sich um. In welche Richtung sollte sie gehen? Wo waren die anderen hingerannt?

Und warum hatten sie nicht auf sie geachtet?

Doch sie schüttelte stumm den Kopf. Sie hatten andere Probleme gehabt. Ein paar von ihnen waren verletzt gewesen. Nur leicht, aber sie waren es. Und deshalb hatten sie beschlossen schnell aus der Stadt zu verschwinden. Die Spuren hinter ihnen zu verwischen, damit sie etwas Zeit hatten. Damit Keelins Männer sie nicht so leicht finden konnten.

Und wollte Bishop sie nicht trainieren?

Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen.

Sie kam nicht weit. Ihr rechter Fuß war angeschwollen und knickte unter ihr weg, sobald sie ihn belastete. Sie musste sich etwas überlegen. Dennoch konnte sie nicht hier bleiben. Wenn ihre Freunde sie nicht suchten musste sie irgendetwas unternehmen. Allein würde sie es nicht weit schaffen.

Langsam glitt sie an einem Baumstamm wieder auf den Boden zurück. Sie musste sich um ihr Bein kümmern bevor sie die anderen suchen ging. Ansonsten würde sie wohl keine zwei Meter durchhalten.

Tastend fuhr sie mit den Fingern auf dem Boden herum, auf der Suche nach einem Ast, mit dem sie ihr Bein schienen konnte. Sie hatte zwar nicht wirklich viel Ahnung von erster Hilfe, aber das war besser als gar nichts.

Immer weiter fiel der Regen unerbittlich auf sie herunter. Ihre Kleidung lebte kalt an ihrem Körper und sie zitterte ununterbrochen. Doch ihre Finger tastenden unaufhörlich über den nassen Boden. Sie musste etwas finden.

Sie hatte Glück.

Sie bekam einen dicken Ast in ihrer Nähe zu fassen. Sie band ihn mit Hilfe einer ihrer Handschuhe an ihrem Bein fest.

Langsam richtete sie sich wieder auf. Sie machte vorsichtige Schritte nach vorne und musste feststellen, dass ihre Aktion von Erfolg gekrönt wurde. Sie konnte das Bein wieder belasten. Zwar noch nicht hundertprozentig, aber es würde funktionieren müssen.

Sie lief los. Ihre Hände hatte sie vor ihrem Körper ausgestreckt, immer nach eventuellen Gefahren tastend. Es war immer noch Stockdunkel.

Kein Geräusch war zu hören.

Immer nur das immer wiederkehrende Tropf Tropf Tropf.

Ohne entkommen.

Kaighley machte einen Schritt vor den anderen. Lauschte angestrengt ob sie Rufe von ihren Freunden wahrnehmen konnte. Und bahnte sich so einen Weg durch den Wald.

Sie hatte keine Ahnung wo sie war oder wie weit ihre Freunde schon von ihr entfernt waren. Sie lief einfach nur geradeaus. Immer darauf hoffend, dass ihre Kräfte ausreichen würden.

Sie konnte doch jetzt nicht einfach ohnmächtig werden.

Doch sie spürte zu deutlich, wie ihre Kräfte nachließen. Doch das was ihr am meisten Angst machte, war die Tatsache, dass sie allein war. Völlig allein in diesem Wald.

Kaighley wünschte sich sogar Farth würde sich zu Wort melden. Doch der Gott in ihrem Innern schwieg beharrlich.

So musste sie sich allein weiter kämpfen. Müde biss sie sich auf die Lippen. Ihr ganzer Körper war taub. Nur noch mit Mühe konnte sie ihre Arme oben halten. Sie musste endlich jemanden finden, sie hatte keine Ahnung, was sonst aus ihr werden würde.

Plötzlich hielt sie inne. Hatte sie nicht kurz etwas Goldenes aufblitzen sehen. War Lazar in der Nähe? Sie wollte Schreien, doch ihre Stimme war nur ein heißeres Krächzen. Sie fühlte sich wie damals, als sie in sich selbst gefangen war. Ihr Körper wollte ihr nicht mehr gehorchen. Aber sie würde jetzt nicht aufgeben. Tapfer zwang sie sich weiter vor und stand plötzlich auf einer kleinen Lichtung.

Hatte es dort nicht aufgeblitzt? Verunsichert sah sie sich um, aber sie konnte nichts erkennen. Müde schleppte sie sich wieder vorwärts. Schritt über die Lichtung als ein Paar vertrauter Augen sie inne halten ließen. Es schimmerte golden zwischen ein paar Ästen hervor.

„Lazar?“, ihre Stimme war nur ein heiseres Flüstern. Doch der Angesprochene trat vor.

„Es tut mir Leid…“
 

Ihre Beine gaben unter ihr nach und sie spürte kaum noch wie ihr Körper auf dem Boden aufkam. Sie sah nur immer wieder diese so vertrauten goldenen Augen vor sich. Die Augen einer ihrer Freunde! Aber war er das wirklich?
 


 

Saemil rannte. Der Regen war unerbittlich. Seine Kleidung klebte an seinem verschwitzen Körper und ließ eine Gänsehaut nach der anderen seinen Rücken hinunter fahren. Doch er musste weiter. Sie mussten einen möglichst großen Vorsprung zwischen sich und die Verfolger bringen. Im Laufen sah er sich nach seinen Gefährten um. Layla und Bishop rannten etwas vor ihm und soweit er wusste Gilian, Lilithel und Kaighley hinter ihm. Wo Lazar war wusste er nicht. Wahrscheinlich sogar noch vor den anderen beiden. Aber wenn er ehrlich war interessierte ihn das nicht sonderlich. Er machte sich viel mehr Gedanken um die drei hinter ihm. Sie hatten nicht genug Kraft um noch länger zu rennen. Deshalb beschleunigte er sein Tempo und brachte sich schon bald auf gleiche Höhe mit Bishop.

„Lass uns anhalten. Die anderen sind zu erschöpft.“

Bishop sah ihn kurz an und verlangsamte dann deutlich sein Tempo.

„Du hast Recht.“

Sie befanden sich auf einem kleinen Weg, der immer tiefer in den Wald führte. Der Regen hatte immer noch nicht aufgehört.

Saemil sah sich nach den anderen um. Layla und Bishop standen neben ihm und sahen sich besorgt um. Die Gefahr doch noch einmal von Keelins Männern überfallen zu werden war zu groß. Doch ihn interessierte im Moment etwas anderes. Er sah unruhig den Weg entlang, auf dem er schon bald Gilian und Lilithel erkennen konnte. Beide waren erschöpft und atmeten hektisch ein und aus. Von Kaighley keine Spur.

Saemil wurde nervös. Warum war Kaighley nicht bei ihren Freunden?

Er lief den beiden Ankommenden entgegen.

„Alles klar bei euch?“

Lilithel presste sich ihre Hand in die Seite und konnte nur nicken. Gilian tat es ihr Gleich.

Saemils Kopf fuhr nach links und nach rechts. Seine Ohren lauschten jedem Geräusche. Er hoffte Schritte zu vernehmen. Schritte von ihren übrigen Gefährten.

Aber anscheinend hatte auch Lilithel das Fehlen ihrer Freundin bemerkt, denn sie sah sich jetzt besorgt um. Zwischen ihren Brauen bildete sich eine steile Falte.

„Wo ist Kaighley?“

Saemil sah sie an. In seinen Augen konnte sie Unruhe und Angespanntheit erkennen.

„Du weißt es auch nicht oder?“

Er schüttelte nur stumm den Kopf, bevor er wieder zurück zu Bishop lief. Vielleicht wusste sein Freund wo die beiden Fehlenden waren.

„Bishop. Hast du Kaighley gesehen? Oder Lazar?“

„Nein. Waren sie nicht hinter euch?“

Saemil schüttelte nur wieder den Kopf. Das konnte doch nicht wahr sein. Sie hatten sie verloren!

„Ok. Jungs jetzt macht euch mal keinen Kopf. Lazar fehlte ja auch. Vielleicht haben die beiden ein kleines spontanes Stelldichein? Wer weiß schon…“

Saemil hatte den Mund noch nicht einmal zu einer Antwort geöffnete, als er Lilithels wütende Stimme vernahm.

„Hast du sie noch alle? Kaighley ist bei weitem nicht so wie DU!!! Sie würde nicht mit jedem dahergelaufenen Mann in den nächsten Busch springen. Ich glaub es ja nicht. Hörst du dir eigentlich mal selber zu?“

Lilithel hatte ihre Augen zu Schlitzen verzogen und sie schien Layla mit ihren Blicken töten zu wollen.

„Hey Kleine. Ich mein ja nur. Wer weiß, was in der Kleinen steckt. Saemil hat sie ja auch schon um den Finger gewickelt.“, gleichgültig hob Layla ihre Hände und sah Lilithel ruhig an.

„Was soll DAS heißen?“, die Stimme des blondhaarigen Mädchens war nur ein Knurren. Bedrohlich knackte sie mit ihren Fingerknöcheln.

„Willst du mir irgendetwas sagen Layla? Nur zu, ich bin ganz Ohr.“

„Hey meine Lieben. Lasst das! Wir haben andere Probleme. Kaighley und Lazar fehlen!“

Saemil war beeindruckt. Bishop war geradezu todesmutig zwischen die beiden streitenden Frauen getreten. Er musste zugeben, er hätte das nicht getan.

„Was sollen wir jetzt machen?“ Gilian war zu den übrigen getreten. Er zitterte und seine Lippen waren blau angelaufen.

„Uns bleibt nichts anderes übrig. Wir müssen sie suchen.“

„Und wie machen wir das?“ Lilithel nagte unruhig auf ihren Fingernägeln herum. Sie machte sich Sorgen um ihre zwei Freunde. Warum mussten sie auch immer einfach verschwinden? Vor allem Kaighley. Sie sollte sich wirklich mal ernsthaft überlegen ihr nicht ein Halsband zu kaufen. So konnte sie diese wenigstens immer bei sich behalten und nicht wieder verlieren.

„Wie wohl. Wir setzten einen Fuß vor den anderen und schauen unter jedem Busch ob wir sie sehen. Und falls ihr Gestöhne hört, dann würde ich mal sagen, dass ihr sie gefunden habt.“

„Hab ich dir nicht gesagt, du sollst den Scheiß endlich lassen. Du blöde….“

„Hört verdammt noch mal endlich damit auf. Das ist zur Hölle noch mal nicht der richtige Zeitpunkt zum Streiten!“ Saemil war der Geduldsfaden gerissen. Die beiden brachten ihn noch um den letzten Nerv. Aber vor allem Layla trug mit ihren Kommentaren ihr Bestes dazu bei. Denn was war, wenn sie Recht hatte?

Leicht wütend schüttelte er den Kopf. Kaighley war nicht die Art Frau. Und wenn es tatsächlich so sein sollte, konnte er auch nichts dagegen unternehmen.

Er spürte einen schmerzhaften Stich in seiner Brust.

Er sollte darüber besser nicht nachdenken.
 

„Ok, am besten wird es wohl sein, wenn wir uns aufteilen. Layla und Gilian ihr kommt mit mir. Lilithel du wirst mit Saemil gehen. Einverstanden?“ Bishop sah die anderen der Reihe nach an. Er erwartete zumindest Widerspruch von einem der Anwesenden. Doch er schien sich zu täuschen, denn seine Freunde nickten nur einverstanden mit dem Kopf und zogen dann in entgegengesetzte Richtungen los.

Doch bevor alle verschwunden waren, erhob er noch einmal seine Stimme,

„Wir treffen uns in einer Stunde wieder hier.“

Danach wurde es still auf dem kleinen Weg.
 


 

Er sah auf das blauhaarige Mädchen hinunter. Ihr Gesicht war ruhig und friedlich, ihr Körper wirkte jedoch geradezu zerbrechlich. Wie eine kleine Puppe lag sie vor ihm auf dem nassen Erdboden.

„Es wäre so leicht, so einfach.“, er kniete sich zu ihr und schlang sich einer ihrer langen Haarsträhnen um den Finger. Streichelte ihre Wange und flüsterte ein ums andere Mal sanft ihren Namen. Doch sie rührte sich nicht.

Sein Blick ruhte auf ihrem Gesicht, als er unter seinem Mantel einen langen Dolch hervorholte. In der Dunkelheit blitzte er silbern auf. Er fuhr gedankenverloren mit seinem Finger über den Schaft. Blut tropfte daraufhin auf den Boden und vermischte sich umgehend mit dem Regen.

„So wunderschön.“, seine linke Hand ruhte immer noch auf ihrer Wange. Seine goldenen Augen spiegelten keinerlei Emotionen wider, als er seine Hand wieder entfernte und noch einmal in seinen Mantel eintauchte. Er bekam einen kleinen runden Gegenstand zu fassen. Eine Dose, alt und verrostet, aber für ihn von unschätzbarem Wert. Es dauerte nicht mehr lange, dann hatte er sie geöffnet und bestrich den Dolch, den er immer noch fest umklammert hielt, mit einer klaren Flüssigkeit.

Ein Lächeln schlich sich auf seine Züge. Es war so einfach, so einfach…

Er fuhr mit der Dolchspitze über ihren Oberkörper, hinterließ eine fast unsichtbare Spur auf ihrer Kleidung. Über ihrem Herzen stoppte er.

Der Regen prasselte immer noch erbarmungslos auf sie runter. Es gab kein Entkommen vor ihm. Für niemandem.

Noch ein letztes Mal blitzte der kleine silberne Dolch auf, ehe er nach unten gerissen wurde. Er würde sein Ziel finden.

Es gab kein entkommen…
 


 

Saemil sah sich panisch um. Er wusste nicht, wo er noch suchen sollte. Die Stunde war schon fast vorbei und immer noch hatte er keine Spur von Kaighley. Er machte sich Sorgen, große sogar. Keelins Männer könnten immer noch in der Nähe sein und wenn sie das Mädchen finden würden, gäbe es kein Entkommen für sie. Er musste sie endlich finden. Doch vor allem der Regen machte es ihm fast unmöglich überhaupt weiter als zwei Meter zu sehen.

„KAIGHLEY, WO BIST DU???“ Saemil sah sich überrascht nach hinten um. Er war erstaunt, dass Lilithel immer noch genug Stimme besaß um so durch den Wald zu schreien. Sie hatte damit vor gut einer Stunde angefangen. Sie musste doch erschöpft sein.

Resigniert sah er sich noch ein letztes Mal um. Die Stunde war um. Sie mussten sich mit den anderen Treffen. Vielleicht hatten die ja irgendetwas entdeckt.

„Lass uns gehen. Wir müssen zu den anderen. Vielleicht haben sie Kaighley oder Lazar gefunden.“

„Ja ich komme“, Lilithel lief hinter Saemil den Weg zurück den sie gegangen waren. Ihr Blick ruhte dabei auf dem Boden. Sie hoffte wirklich, dass Bishop Kaighley gefunden hatte. Oder Lazar.
 

Er musste sich beeilen. Wenn die Spuren richtig waren, dann war sie in Gefahr. In großer Gefahr. Er hätte es schon so viel früher bemerken müssen. Was war los mit ihm? Sonst fühlte er „ihn“ schon lange bevor er überhaupt auftauchte.

Es musste der unaufhörliche Regen sein. Er ließ keine anderen Geräusche zu. Außerdem konnte er kaum mehr als drei Meter sehen. Aber er musste sich beeilen.

Er durfte sie nicht verlieren. Nicht an „ihn“

Äste klatschten gegen seinen Körper als er durch das Dickicht stolperte. Es war nicht weil er erschöpft war, er konnte den Boden nur nicht erkennen.

Plötzlich blieb er stehen.

War das nicht ihr Geruch? Zwar zart und kaum noch als den ihren zu identifizieren, aber er war es. Sie war hier. Das hieß, sie konnte noch nicht weit entfernt sein.

Er beschleunigte sein Tempo durch den Wald. Jede verdammte Sekunde zählte. Er würde „ihn“ aufhalten.

Es gab kein entkommen vor ihm.
 

Lilithel fühlte sich miserabel. Ihr war kalt und sie war erschöpft. Außerdem und das war wohl das wichtigste, fehlte Kaighley. Sie mussten sie endlich finden.

Sie sah ihre anderen Freunde an. Saemil und sie waren vor ungefähr fünf Minuten angekommen. Bishop, Layla und Gilian hatten schon auf sie gewartet.

Leider wurde die Hoffnung, die sie aufgebaut hatte, enttäuscht. Auch sie hatten keine Spuren. Weder von Lazar noch von ihrer Freundin.

Was sollten sie jetzt machen?

„Wir müssen weiter suchen. Wir können sie nicht hier lassen.“, Saemil sah Bishop regelrecht aufgebracht an.

„Saemil. Schau uns an. Gilian und Lilithel können kaum noch stehen. Layla ist verwundet und auch ich bin müde. Wir MÜSSEN uns ausruhen. Es bringt weder Kaighley noch Lazar etwas, wenn wir zusammenbrechen.“, Bishop versuchte den Größeren zu überzeugen.

„Und was sollen wir tun? Die beiden die ganze Nacht da draußen lassen? Ihnen könnte etwas passieren!“

„Saem, Süßer, es sind nur noch ein zwei Stunden, dann geht die Sonne auf. Bis dahin sollten wir uns ein trockenes Plätzchen suchen und uns etwas ausruhen. Sobald die Sonne aufgeht, suchen wir weiter.“ Layla war zu ihm getreten und drückte sich gegen seinen Oberkörper. Doch er drückte sie nur grob von sich weg und sah sie böse an.

„IHR könnt euch ausruhen. Ich werde sie weitersuchen. Ich lasse sie nicht allein.“ Er hatte sich schon umgedrehte und wollte weg laufen, als Lilithel ihn an der Hand packte und ihn so zum Anhalten zwang.

„Es wäre Kaighley nicht Recht, wenn du erfrieren oder krank werden würdest. Nur ein paar Stunden. Sie würde es verstehen. Nur ein paar Stunden Saemil, bitte.“ Ihre müden Augen ruhten auf seinen Zügen. Sie merkte ihm an, dass er mit sich zukämpfen hatte. Ihm missfiel die Tatsache Kaighley da draußen zu lassen, aber sie wusste auch, dass er erschöpft war und ebenfalls eine Pause benötigte.

„Einverstanden. Aber maximal zwei Stunden.“, seine Stimme drückte sein Missfallen aus. Aber er gab nach.

Zusammen mit den anderen suchten sie sich einen Platz zum Rasten. Sie waren alle erschöpft.
 

Er war Nahe. Er spürte es. Er spürte „ihn“, zu deutlich sogar. Und er wusste, dass sie bei ihm war. Er hatte keine Zeit mehr.
 

Kaighley spürte den harten Boden unter sich. Aber immer noch war sie nicht im Stande ihre Augen zu öffnen. Sie war gefangen in einem Zustand zwischen Ohnmacht und Erwachen. Der Regen fiel ungeschützt auf sie herunter. Ihr Körper war eiskalt. Aber da war noch etwas anderes. Sie wusste nicht was es war. Eine Spur, etwas Heißes, dass sich in einer geraden Linie bis zu ihrem Herzen über ihren Oberkörper zog.

Was war das?

Und wer war das, der bei ihr stand. Dessen Präsenz sie nur zu deutlich neben sich vernahm?

Warum konnte sie bloß ihre Augen nicht öffnen? Und was war mit Farth? Vielleicht wusste er, was los war? Kaighley versuchte sich zu konzentrieren, die Anwesenheit Farths zu spüren.

`Wo bist du?´

Es dauerte eine Weile bis sie seine tiefe Stimme in ihrem Kopf vernahm.

`Hier, wo sonst? Urlaub kann ich wohl keinen machen´

Es beruhigte sie schon fast, dass er nicht weg war. Dass da jemand bei ihr war.

`Weißt du was los ist?´

`Ist das nicht klar? Er hat dich verraten.´

`Wer ist er?´

Kaighley spürte wie ihr Herzschlag sie verschnellerte. Nicht schon wieder. Bitte nicht…Sie wusste die Antwort schon lange bevor sie wieder Farths Stimme hörte. Es war nichts Neues für sie.

`Lazar.´

Der Regen prasselte auf ihr Gesicht. Ließ ihre stummen Tränen verschwinden. Sie war immer noch nicht wach. Ansonsten hätte sie geschluchzt, hätte sich wie ein kleines Mädchen zusammengerollt und geweint.

Schon wieder. Es war schon wieder passiert. Sie wollte nicht mehr erwachen.

Es würde kein entkommen geben.
 

Er sah sie. Sie befanden sich auf einer kleinen Lichtung. Endlich konnte er hoffentlich seine Schulden begleichen. Er wäre erlöst.

Blitzschnell sprang er vor. Sein Schwert in der erhobenen Hand.

Er durfte keine Zeit verlieren. Er hatte schon lange den kleinen Dolch in der Hand seines Gegners gesehen. Es war Zeit zu handeln.
 

Der Mann saß noch immer vor dem Mädchen. Den Dolch ließ er hinunter gleiten, auf ihr Herz zu. Doch Sekunden bevor die Spitze das junge Fleisch überhaupt ritzen konnte wurde er gestoppt. Eine kräftige Hand schloss sich um die seine und verhinderte jegliche Bewegung.

„Lass sie in Ruhe!“

Die goldenen Augen des Mannes bohrten sich in die seines Gegenübers.

Es gab kein entkommen. Für niemanden von ihnen. Kein entkommen vor der Wahrheit ihres Schicksals.

Kein entkommen….

Enthüllungen, Beichten und erste ungewöhnliche Trainingsstunden

Hallooo^^

sorry sorry sorry, dass ihr sooo lange nichts von mir gehört habt!!

aber ich hatte furchtbaren Stress!!

aber jetzt hab ich Ferien!! das heißt, dass ich mich n bisschen mehr um meine FF kümmern kann!!

alos dann wünsch ich euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel..hab auch versucht es ectra lang zu machen..^^

alos viel Spaß und noch mal Sorry!

Lg

Kleines
 

Los gehts
 

Enthüllungen, Beichten und erste ungewöhnliche Trainingsstunden
 

„Ich wiederhole mich nur ungern, aber lass sie in Ruhe.“ Noch immer hielt seine Hand die seines Gegenübers umklammert.

Gold traf unausweichlich auf Gold.

Die Gestalt in dem langen Umhang seufzte einmal kaum hörbar auf, ehe sie den Dolch wieder etwas von dem Körper Kaighleys entfernte.

„Du hast es mir noch nie leicht gemacht, Lazar. Nicht ein einziges Mal in den letzten Jahren.“

Auf Lazars Gesicht schlich sich ein gefühlloses Lächeln.

„Was hast du erwartet, Vater? Dass ich zurückkomme?“
 

„Das war lange genug. Die zwei Stunden sind um.“ Saemil erhob sich. Er und die anderen hatten die letzten zwei Stunden in einer kleinen Höhle verbracht, die Layla nur durch Zufall entdeckt hatte.

Der Regen hatte immer noch nicht nachgelassen und ließ immer noch nicht zu, dass man mehr als zwei Meter sehen konnte. Aber Saemil war das egal. Er wollte mit der Suche weitermachen. Er musste Kaighley endlich finden.

„Warte, wir kommen mit.“ Mit einem Blick über die Schultern stellte er fest, dass auch die anderen sich erhoben hatten und langsam auf ihn zukamen.

„Wir müssen dieses Mal noch genauer suchen. Also verteilt euch.“

Entschlossen lief er aus der Höhe in den kalten Regen. Seine Kleidung, die in den zwei Stunden wenigstens einigermaßen getrocknet war, war innerhalb von zwei Sekunden wieder völlig durchnässt. Doch das kümmerte den Mann nicht wirklich. Er achtete gar nicht darauf. Sein Blick war nach vorne gerichtet. Immer auf der Suche nach einem Hinweis auf die beiden Verschwundenen.

„Na los. Ihr habt ihn ja gehört. Lasst uns gehen.“ Bishop trat zusammen mit den anderen ebenfalls in den strömenden Regen und machte sich auf die Suche.

Zwei Minuten später lag die Höhle wieder verlassen da.
 

Sie wollte nicht erwachen. Wollte nicht die Augen öffnen. Wollte nicht wissen, wer der Mann über ihr war. Wollte einfach vergessen.

`Es bringt nichts. Das weißt du. Sei nicht so erbärmlich. Stelle dich deinen Feinden. Nur so kannst du stärker werden. ´

Farths Stimme hatte ihr noch gefehlt. Kaighley versuchte nicht hinzuhören, die Stimme aus ihrem Kopf zu verbannen. Aber sie scheiterte.

Irgendwie wusste sie, dass er Recht hatte. Sie konnte nicht ewig so bleiben.

`Was soll ich machen?´ Sie hoffte auf keine Antwort. Farth war bestimmt nicht derjenige, der ihr in schwierigen Situationen Rat oder sogar Hilfe geben würde. Er war auf Zerstörung und Tod aus. Und auf sonst nichts.

`Verdammt, Mädchen. Stell dich nicht so an. Ich wiederhole mich sehr ungern, aber du bist erbärmlich. Öffne die Augen. Erwache. Was auch immer da draußen wartet, glaub mir, es ist bestimmt nicht schlimmer als ich. Außerdem hast du noch die anderen minderwertigen Menschen. Sie werden bestimmt schon ganz in Panik sein. Immerhin ist ihr kleines Mädchen immer noch nicht bei ihnen.´

Seine Stimme erfüllte ihre Gedanken. Sie war überrascht sie überhaupt zu hören. War sie wirklich so erbärmlich? Immerhin hatte sogar Farth sich dazu erniedrigt mit ihr zu sprechen. Und er hatte Recht. Sie war schon so lange davongelaufen. Wenn Lazar sie hintergangen hatte, dann war es eben so. Sie konnte daran nichts ändern. Aber sie wollte wenigstens stark genug sein, um ihm dabei in die Augen zu schauen.

Sie war nicht mehr schwach. Oder sie wollte zumindest nicht mehr schwach sein. Sie musste endlich anfangen zu kämpfen.

Das war doch ihre Bestimmung… das war ihr Schicksal.
 

Ein Lachen erfüllte die Luft. Nur für einen kurzen Augenblick.

„Dass du zurückkommst? Niemals. Glaubst du wirklich, Lazar, dass ich das auch nur für einen Moment in Erwägung gezogen habe? Ich habe den Glauben daran schon lange verloren. Du bist schon lange nicht mehr ein Teil von mir. Ich habe dich damals verloren. Das weiß ich.“

„Was willst du dann hier?“

Immer noch sahen sich die beiden Männer unverwandt an. Den Dolche hatte sein Vater beiseite genommen. Doch noch immer lag er griffbereit in seiner Nähe.

„Ich habe damals einen Fehler begangen. Ich möchte ihn beseitigen.“

Erst jetzt bemerkte Lazar die silberne Flüssigkeit, die immer noch von dem kleinen Schaft des Dolches tropfte. Seine Augen weiteten sich für den Bruchteil einer Sekunde, ehe er wieder sein Schwert erhob. Blitzschnell ließ er es auf seinen Vater niedersausen. Doch sein Schwert berührte nur den schlammigen Boden und hinterließ eine Kerbe.

Schnell zog er es wieder heraus und sah sich nach seinem Vater um, als er auch schon spürte wie ihn jemand brutal an den Haaren zurückriss. Überrascht keuchte er schmerzerfüllt auf und ließ sein Schwert fallen, als er auch schon den Dolch an seiner Kehle bemerkte.

„Ich hätte eher gedacht, dass du dich in diesen Jahren verbessert hättest. Aber wie mir scheint habe ich mich mal wieder in dir getäuscht.“

Die spöttische Stimme erfüllte seine Ohren, als er sich ruckartig umdrehte und seinem Vater seinen Ellenbogen in den Magen rammte. Das Schwert hatte er mit der anderen Hand wieder aufgehoben und ließ es auf seinen Gegner niedersausen. Doch dieser parierte seinerseits immer wieder mit dem eigenen Dolch.

„Du solltest dir abgewöhnen andere zu unterschätzen, Vater“, keuchte Lazar zwischen seinen Zähnen hervor, ehe er sich unter einem Schlag seines Vaters wegdrehte und nun seinerseits seinem Gegenüber einen Tritt verpasste. Getroffen fiel der Ältere der beiden auf den schlammigen Boden, hatte sich aber genauso schnell wieder gefangen und war aufgesprungen. Sein Mantel war vom Dreck verschmiert, aber er machte keine Anstalten zu einem neuerlichen Angriff. Viel eher ließ er seinen Blick fast schon amüsiert über seinen Sohn gleiten, der sich schützend vor das Mädchen gestellt hatte.

„Ist es schon soweit gekommen, Lazar? Du beschützt die Erbin dieses Bastards?“

Er gab keine Antwort. Sah ihm nur stumm entgegen.

„Was ist? Ich habe dich etwas gefragt. Hast du jetzt sogar schon so wenig Respekt vor deinem eigenen Vater? Was ist nur aus dir geworden mein Sohn?“
 

Saemil wusste einfach nicht mehr, wo er noch suchen sollte. Es waren jetzt mehr als vier Stunden vergangen seit Kaighley verschwunden war. Und er hatte noch nicht mal den kleinsten Schimmer wo sie stecken könnte. Von Lazars Aufenthalt ganz zu schweigen. Er hoffte inständig, dass ihnen nichts passiert war, oder Lazar wenigstens im Stande war Kaighley zu beschützen.

Aber er würde ganz bestimmt jetzt noch nicht aufhören. Erst wenn er sie gefunden hatte.

Entschlossen lief er los.
 

Kaighley versuchte verbissen ihre Augen zu öffnen. Sie spürte immer noch den kalten Regen auf ihrem Körper und auch immer noch diese seltsame Wärme, die sich in einer geraden Linie über ihren Oberkörper zog. Was war das bloß?

`Farth, weißt du was das ist?´

Der Gott in ihrem Innern blieb für einen Moment still, ehe sie seine dunkle Stimme in ihrem Kopf verstehen konnte.

`Ich habe keine Ahnung.´

Naja immerhin war er ehrlich.

`Aber ich glaube, es wird Zeit, dass du wieder erwachst.`

`Ja.`

Kaighley konzentrierte sich. Versuchte langsam aus ihrem Dämmerzustand zu erwachen.

Und sie schaffte es.

Blinzelnd öffnete sie ihre Augen. Versuchte sich zu orientieren. Doch außer den Bäumen über ihr konnte sie nichts erkennen. Was wohl auch an dem unaufhörlichen Regen lag.

Schwankend versuchte sie sich wenigstens in eine sitzende Position zu bringen, als sie nicht weit von sich entfernt zwei Gestalten erkennen konnte. Der erste, der mit dem Rücken zu ihr stand kam ihr bekannt vor. Wer der andere, ältere Mann war wusste sie nicht.

Doch sie würde bestimmt nicht ihr sitzen bleiben, um es zu erfahren. Irgendwie wirkte er nämlich alles andere als vertrauen erweckend. Allein sein Dolch in der erhobenen Hand und seine angriffsbereite Haltung sprachen Bände.

Vorsichtig zog sie sich an einem der nahe stehenden Bäume hoch und stand dann etwas wackelig auf ihren eigenen Beinen. Für einen kurzen Moment tanzten bunte Lichter vor ihren Augen und sie befürchtete schon, wieder in Ohnmacht zu fallen. Doch nachdem sie ein, zwei Mal ruhig durchgeatmet hatte, fühlte sie sich wieder besser.

Langsam entfernte sie sich etwas von dem Baum und trat ein paar Schritte auf die beiden Männer zu, die sich anscheinend immer noch nicht bemerkt hatten, doch das wollte sie bald ändern. Denn den Mann, der mit dem Rücken zu ihr stand, hatte sie endlich erkannt.

„Lazar!“
 

Er zuckte fast unmerklich zusammen, als er seinen Namen aus ihrem Mund vernahm. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass sie schon wieder erwacht war. Schnell wand er sich zu ihr um und versuchte ihr mit einer Geste verständlich zu machen, dass sie verschwinden sollte. Aber anscheinend wollte oder hatte sie ihn nicht verstanden, denn sie schritt unaufhörlich auf ihn zu. In ihren Augen konnte er Unverständnis und Verwirrtheit erkennen. Aber auch Misstrauen. Und das versetzte ihm einen Stich.
 

Er wollte sie nicht hier haben. Das hatte sie in seinen Augen erkannt, als er sich zu ihr umgedreht hatte. Aber das war Kaighley egal. Sie wollte endlich Antworten. Was war hier los?

„Lazar. Was passiert hier?“ Ihre Stimme war leise und krächzte etwas. Was wohl von den Strapazen der letzten Stunden herrührte.

Doch es war nicht Lazar, der antwortete.

„Du wirst leider nicht mehr lange genug leben, um das zu verstehen, mein Mädchen.“

Irritiert wand sie sich der anderen Person zu und stutzte Sekunden danach. Die gleichen Augen. Die selben Augen wie Lazar.

Und mit einem Mal wusste sie es.

Es war nicht Lazar gewesen, der ihr vorhin begegnet war. Es war dieser fremde Mann vor ihr gewesen. Und plötzlich fielen ihr auch die Unterschiede zwischen den beiden auf. Der fremde Mann war größer und auch etwas breiter gebaut als Lazar selbst. Außerdem waren seine Haare länger und wie sie zu erkennen glaubte, mit silbernen Strähnen durchzogen.

Es war nicht Lazar gewesen.

Dieser Satz hallte immer wieder durch ihre Gedanken. Er hatte sie nicht verraten.

Unendliche Erleichterung durchflutete sie.

„Kaighley, verschwinde. Lauf zu den anderen.“ Lazars Stimme riss sie aus ihren Gedanken.

Verdutzt blinzelte sie ihm entgegen, bevor sie den Inhalt seiner Worte verstand und sich auch wieder an die Worte des Mannes erinnerte.

Warum würde sie nicht mehr länger überleben?

Sie wollte gerade den Mund zu einer Frage öffnen, als sie brutal nach hinten geschleudert wurde. Der fremde Mann hatte versucht sie mit seinem Dolche zu erwischen, aber Lazar hatte sie im letzten Moment aus seiner Reichweite bringen können. Leider handelte er dabei nicht gerade sanft.

Kaighley spürte wie ihr die Luft aus den Lungen gepresst wurde, als sie unsanft gegen einen Baum krachte.

Aber sie war froh, dass sie überhaupt noch lebte.
 

Lazar stellte sich keuchend vor Kaighley.

„Lass sie in Ruhe. Fass sie nur einmal an und ich bringe dich um.“ Knurrend erhob er sein Schwert und streckte es angriffsbereit vor seinem Körper aus.

Das Lachen seines Vaters ließ ihn noch einmal knurren.

„Sollte das eine Drohung sein, Lazar?“

„Nein. Das war keine Drohung, das ist Tatsache, Vater.“ Er würde nicht eine Sekunde zögern das eben gesagte in die Tat umzusetzen. Sollte sein Vater es auch nur ansatzweise wagen Kaighley auch nur anzurühren, würde er ihn umbringen.

„Du kannst mir nicht das Wasser reichen, Lazar und das weißt du. Also sei vorsichtig mit solchen Drohungen oder Tatsachen!“

Er konnte nicht reagieren. Bevor er wusste, was überhaupt geschah, tauchte sein Vater vor ihm auf. Er wich dem Schwert seines Sohnes aus und trat ihm mit unglaublicher Kraft in den ungeschützten Magen.

Lazar wurde durch die Kraft des Tritts nach hinten geworfen. Er landete unsanft auf dem schlammigen Boden. Aber ehe er überhaupt wieder aufstehen konnte prügelte sein Vater auf seinen ungeschützten und wehrlosen Körper ein. Er konnte sich nicht wehren.

Sein Vater war zu schnell.
 

Kaighley richtete sich stöhnend wieder auf. Ihr Rücken pochte unangenehm von dem Aufprall gegen einen der Bäume. Doch achtete sie nicht weiter darauf. Etwas anderes kam in ihre Gedanken. Hatte Lazar nicht gerade eben den fremden Mann „Vater“ genannt? Hieß dass, das die beiden verwandt waren, eine Familie? Aber warum kämpfte er dann gegen ihn?

Verwirrt sah sie sich nach den beiden Männern um. Was sie jedoch kurz darauf erblickte ließ sie kurz aufkeuchen.

Lazars Vater hatte seinen Sohn übel zugerichtet. Er blutete aus mehreren kleineren und größeren Kratzern außerdem konnte sie einen großen Schnitt mitten auf seiner Stirn erkennen, welcher wohl von dem Dolch seines Vaters stammte.

Kaighley blieb geschockt stehen.

Sie musste ihm helfen. Sie konnte ihn nicht einfach so seinem Vater überlassen.

Aber was konnte sie tun? Sie hatte keine Waffe bei sich.

Vielleicht konnte ihr auch dieses Mal ihre magische Kraft helfen. Leider wusste sie nicht genau, wie sie diese richtig benutzte.

`Farth, du musst mir helfen! Bitte, ich brauche dich.´

Hätte ihr jemand mal vor einer Woche gesagt, dass sie den blutrünstigen Gott in ihrem Innern um Hilfe anflehen würde, hätte sie ihm den Vogel gezeigt.

Aber außergewöhnliche Tage brachten außergewöhnliche Handlungen.

`Hab ich das jetzt richtig verstanden? Du willst meine Hilfe?´

Seufzend verdrehte sie ihre Augen. Als ob er ihr jemals bei etwas helfen würde ohne dumme Kommentare abzulassen.

`Ja! Und bitte es ist dringend!!!´

`Und bei WAS soll ich dir helfen?´

`Wie benutze ich meine Kräfte?´

Kaighley blickte sich besorgt nach Lazar um. Sein Vater stand immer noch über ihn gebeugt und trat ihm zum wiederholten Mal in den Bauch. Sie musste sich beeilen.

`Es klingt unwahrscheinlich, aber ich weiß es nicht genau.´

Reflexartig klammerte sie sich wieder an den Baum hinter ihr. Konnte das jetzt wirklich sein Ernst sein?

`Meinst du das Ernst? Hast du sie noch alle? Das sind doch deine Kräfte! Warum weißt du nicht, wie man sie benutzt?´

`Es ist nicht so leicht. Mein letzter Erbe war nicht so nervig. Ich hatte keine Probleme ihn zu unterwerfen und meine Kräfte zu benutzen. Bei dir ist das was anderes. Ich bin nicht wirklich Herr über deinen Körper, deswegen weiß ich auch nicht so genau was du tun musst. Ich hab das immer so spontan gemacht. Und meistens hat es auch geklappt.´

War sie im falschen Film? War das wirklich sein wahrhaftiger Ernst? DAS konnte doch nicht sein!

`Du hast das spontan gemacht?´ Ihre Stimme klang schrill. Er war doch ein Gott, wie war solche…solche Dummheit nur möglich. Farths perfektes Bild eines bösen, machthungrigen, grausamen Gottes bekam gerade einen kräftigen Kratzer.

`Ja..´

Sie musste einfach nur ruhig durchatmen. Nur atmen. Vielleicht half das ja etwas.

Aber wenn sie recht überlegte konnte sie sich nicht zu viel Zeit lassen. Lazar brauchte Hilfe. Immerhin war es nur ihre Schuld, dass er so in Gefahr war. Sein Vater trachtete ihr nach dem Leben und Lazar wollte sie beschützen. Wenn er sich herausgehalten hätte wäre ihm nichts passiert!

`Ok Farth, hör mir zu. Wenn du deine Kräfte spontan benutzt hast, was hast du da vorher gemacht. An etwas Bestimmtes gedacht? Dir irgendetwas vorgestellt?´

Es dauerte ein paar Sekunden, bevor sie wieder Farth Stimme in ihren Gedanken hören konnte.

`Ich hab mir immer vorgestellt, was ich machen wollte. Also wenn ich etwas in die Luft gehen lassen wollte, hab ich mir vorgestellt, wie es passierte Und meist tat es das dann auch.´

Hieß das jetzt im Klartext, sie musste sich einfach nur etwas vorstellen. Aber leider brachte es ihr hier leider nicht viel, wenn sie etwas in die Luft fliegen lassen würde. Sie brauchte was anderes.

`Und sonst. Was konntest du sonst noch mit deinen Kräften anrichten?´

`Ich konnte stellenweise über die Elemente herrschen, aber dafür bist du jetzt noch zu schwach. Außerdem war es mir möglich Bannkreise entstehen zu lassen.´

Bannkreise? Kaighley horchte erfreut auf. Das war etwas, was sie gebrauchen konnte.

`Wie hast du das gemacht?´

`Wie gesagt, du musst es dir vorstellen. Ich nehme mal an, dass du deinen kleinen Freund retten möchtest. Schau zu ihm und stell dir dann vor, wie sich eine Kugel aus Licht um ihn schließt, die ihn vor allen äußeren Einflüssen schützt. Du musst dich dabei sehr stark konzentrieren.´

Das hörte sich nicht so schwer an. Sie musste es versuchen!

`Danke`

Kaighley konzentrierte sich. Rief sich Lazars Bild in Gedächtnis, wie er auf dem schlammigen Boden lag. Verletzt und ungeschützt. Sie stellte sich eine helle Lichtkugel vor, die sich schützend um seinen verletzten Körper legte.

Sie musste sich stark genug konzentrieren. Sie musste ihm helfen.

Immerhin wollte sie ihn nicht verlieren.

`Öffne deine Augen und sie hin´

Farths Stimme holte sie zurück in die Wirklichkeit.

Überrascht blinzelte sie in den immer noch strömenden Regen und erkannte Lazar und seinen Vater.

Aber dieses Mal war etwas anders. Ihre Augen weiteten sich vor purem Erstaunen. Sie hatte es geschafft.

Lazar und seinen Vater trennte eine goldene Kugel aus Licht, die zwar durch den ganzen Regen gedämpft wirkte, aber immer noch gut zu erkennen war.

`Du hast es geschafft.´

Meinte sie das nur, oder hörte sie so etwas wie Stolz aus Farths Stimme? Aber das konnte nicht sein. Sie musste sich geirrt haben.
 

„Das war ein Fehler, meine Gute!“ Überrascht wirbelte sie herum und blickte in das ausdruckslose Gesicht von Lazars Vater.

„Du hast gerade deinen eigenen Beschützter aus dem Kampf ausgeschlossen. Wer hilft dir denn jetzt?“

Wut bildete sich in ihren Augen. Dieser Mann hatte seinen eigenen Sohn gerade übel zugerichtet und es kümmerte ihn noch nicht einmal ansatzweise. Was war das für ein Monster?

„Ich kann auf mich selbst aufpassen!“

Eine glatte Lüge und das wusste sie. Sie würde keine zwei Sekunden gegen ihn bestehen können. Das wusste sie und wie sie mit einem Blick in das Gesicht ihres Gegenübers feststellte auch er.

„Sehr mutig, wenn nicht gar töricht von dir meine Kleine. Du hast keine Chance gegen mich!“

Bedrohlich kam er ein Stück näher und hob den kleinen Dolch wieder. Kaighley wich zurück, bis sie einen Baum in ihrem Rücken spürte und merkte, dass es nicht weiter ging.

„Warte! Kannst du mir nicht mal erklären, warum du eigentlich hinter mir her bist? Was verdammt noch Mal, habe ich dir eigentlich getan?“

Ein Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Älteren ehe er ruhig zu einer Antwort ansetzte,

„Du speziell hast mir nichts getan. Es geht mir eher um das, was in dir lebt.“

Unbewusst legte sie eine Hand an ihr Herz ehe sie ihn mit großen Augen ansah.

„Woher kennst du Farth und was hat er dir getan?“

Der Mann vor ihr packte sie grob unterm Kinn und hob ihren Kopf so an, dass sie ihm in die goldenen Augen sehen musste. Was sie bei Lazar anzog, stieß sie hier ab. Die Augen spiegelten keine Wärme, Freundschaft oder etwas anderes wider. Sie waren nur kalt und voller Hass und Genugtuung.

„Farth persönlich hat MIR nichts getan. Aber es ist die Tatsache, dass er die Menschheit in ewige Dunkelheit stürzen könnte, die mich zu der Tat verleitet. Außerdem habe ich damals einen Fehler begangen. Ich habe das falsche Kind mitgenommen. Ich wollte dich! Und niemanden sonst!“

Verwirrt erwiderte sie seinen Blick. Was meinte er?

„Du hast keine Ahnung wovon ich spreche, oder?“

Sie wollte den Kopf schütteln doch der harte Griff um ihr Kinn ließ das nicht zu, deshalb öffnete sie kurz darauf ihren Mund zu einer Antwort,

„Nein!“

„Nun ja, ich kann auch nicht verlangen, dass du dich noch daran erinnerst. Aber ich tue es. Höre noch immer die Schreie deiner Eltern. Sie wollten, dass ich sie nehme, dass ich euch in Ruhe lasse. Deine Mutter, meine Kleine, sie rief immer wieder eure Namen. Sie wollte, dass ihr überlebt. Nun eine Zeit lang hat das wohl auch geklappt. Aber, nun ja, jetzt ist es vorbei.“

Kaighley wusste nicht, was sie denken sollte. Er war es gewesen, der ihre Eltern in der Nacht getötet hatte.

Aber warum?

Wusste er nicht, dass mit dem Ritual Farth nicht hätte ausbrechen können?

Warum hatte er das getan?

„Ich sehe in deinen Augen so viele Fragen. Leider werde ich dir keine mehr beantworten. Meine Zeit ist begrenzt. Ich muss mich beeilen.“

Sie spürte wie der Griff um ihr Kinn nachließ, aber wie Sekunden später etwas Spitzes über der Stelle ihres Herzens angebracht wurde.

„Gleich ist es vorbei. Eigentlich schade, dass immer die Schönen sterben müssen.“

Sie sah noch einmal seine goldenen Augen über ihr, unfähig sich zu wehren.

`Tu etwas!´

Farths Stimme hallte in ihrem Kopf wider. Ließ sie wieder in die Wirklichkeit zurück. Deutlich spürte sie wieder den Regen auf ihrer kalten Haut. Sollte es so enden?

Wie oft hatte schon jemand versucht sie zu töten? Oder ihr etwas anzutun? Hatte sie sich nicht geschworen stark zu sein? Warum tat sie dann jetzt nichts?

`Was soll ich tun?´

`Frag nicht so blöd. Was wohl, benutze deine Kräfte. Du hast es schon mal gemacht. Stoße ihn von dir weg, wie damals Lazar. Lass nicht zu, dass er unseren Körper tötet!´

Er hatte Recht, wie absurd es auch klang. Er hatte Recht. Wenn sie einen Kalender hätte, würde sie jetzt ein kleines Kreuz dort anbringen.

Heute würde sie aber ganz bestimmt nicht sterben. Nicht heute!
 

Lazar fühlte den Regen, der auf seinen geschundenen Körper fiel. Es gab keine Stelle, die nicht schmerzte. Dabei wusste er, dass er eigentlich dazu im Stande wäre, es mit seinem Vater aufzunehmen. Aber heute war er abgelenkt gewesen, außerdem war er erschöpft. Ihre Reise war nicht einfach!

Langsam versuchte er sich aufzusetzen. Irgendwas stimmte hier nicht. Warum war sein Vater nicht mehr über ihm und fügte ihm Schmerzen zu? Und was war das für ein Licht, das ihn umschloss?

Verwirrt blickte er sich um und musste erstmal schlucken. Ihn umgab eine leuchtende Hülle aus Licht, die ihn wohl vor seinem Vater beschützt hatte. Aber wo war dieser? Und was noch viel wichtiger war, wo war Kaighley.

Sein Blick schweifte umher, auf der Suche nach den beiden.

Doch was er sah ließ ihn seine Augen aufreißen. Sein Vater hatte das Mädchen in seiner Gewalt. Er musste etwas unternehmen. Sie waren nicht den ganzen Weg bis hier her gelangt, nur um das Mädchen dann an seinen Vater zu verlieren. Das konnte er verdammt noch mal nicht zulassen.

Aber als er versuchte aufzustehen scheiterte er kläglich. Sein Vater hatte wohl ganze Arbeit geleistet. Irgendetwas musste er aber unternehmen!
 

Kaighley schloss langsam ihre Augen. Sie hatte nicht mehr viel Zeit! Sie versuchte alle anderen störenden Gedanken zu vertreiben, sich nur auf sich selbst zu konzentrieren. Sie musste sich wirklich beeilen, wenn sie überleben wollte. Aber für sie stand fest, dass sie heute nicht sterben würde. Sie musste so vieles noch tun und konnte jetzt nicht so einfach alles zurück lassen. Wer würde sich um Lilithel kümmern? Außerdem hatte sie Saemil noch nicht einmal gesagt, dass sie ihn liebte. Und das wollte sie auf jeden Fall noch erledigen.

Kaighley konnte deutlich fühlen, wie sich wieder diese vertraute Aura von Licht um sie aufbaute. So fein und nahezu unsichtbar, dass sie sich sicher war, dass nur sie es zu bemerken schien. Lazars Vater hatte keine Ahnung, was vorging.

„Stirb Bastard!“, hörte sie seine dunkle Stimme.

Und genau in diesem Augenblick ließ sie die aufgestaute Energie frei. Schickte sie mit einer nie dar gewesenen Brutalität von sich weg. Sie wollte diesen Mann verletzten, ihm wehtun. Für all das, was er seinem Sohn angetan hatte, für all das, was er ihr antun wollte.

Nach ihrer Meinung hatte er es nicht anderes verdient.

Sie konnte deutlich das Krachen von Holz hören und einen überraschten Aufschrei. Danach war es still.

Langsam und vorsichtig öffnete sie wieder ihre Augen. Von ihrem Gegner keine Spur mehr. Sie hatte wirklich keine Ahnung wohin sie ihn geschleudert hatte. Aber hoffentlich weit genug weg.

Aber wo auch immer er war, sie mussten endlich weg von hier und die anderen suchen!

Müde schritt sie auf den immer noch am Boden liegenden Lazar zu. Sie konnte schon aus der Entfernung sehen, dass es ihm nicht gut ging. Anscheinend hatte sein Vater ganze Arbeit geleistet.

Doch bevor sie ihn überhaupt erreichen konnte wurde sie am Hals gepackt und unsanft gegen einen Baum geschmissen. Vor Überraschung keuchte sie entsetzt auf.

„Lazar hatte Recht, ich sollte mir abgewöhnen andere zu unterschätzen. Das wäre mir fast zum Verhängnis geworden, denn ich muss zugeben viel hätte nicht mehr gefehlt und ich hätte mich nicht mehr bewegen können. Du bist wirklich nicht zu unterschätzen, meine Kleine.“

Sein Gesicht war nahe vor dem ihrigen. Sie konnte seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren und eine Welle der Übelkeit überrollte sie. Kaighley versuchte sich zu wehren, aber der Griff um ihren Hals war zu stark, außerdem hatte sie heute zu viel Kraft verbraucht. Ihr Körper war so etwas nicht gewohnt.

„Du bist am Ende. Und dieses Mal kannst du dich auch nicht mehr befreien. Jetzt ist es zu Ende.“

Sie sah wieder den kleinen Dolch in seiner Hand. Dieses Mal würde es wirklich kein Entkommen geben. Sie würde sterben.

Fast wie in Zeitlupe sah sie den Dolch auf sich zu kommen. Die Stelle über ihrem Herzen war ungeschützt. Er würde sein Ziel finden.

Es gab kein Entkommen…
 

„Fass sie nicht an!!“ Der kleine Dolch hatte nicht mal die Chance ihren Körper zu berühren, denn er wurde brutal zusammen mit seinem Besitzer gegen den nächsten Baum geschleudert.

Und das Mädchen war noch nie so froh wie in diesem Moment ihren Retter zu sehen.

„Saemil!“ Ihre Stimme war mehr ein Schluchzen, denn irgendwas sonst und ohne recht zu überlegen lag sie kurz darauf in seinen Armen. Sie war ihm so dankbar. Er hatte ihr Leben gerettet.

„Alles in Ordnung?“ Vorsichtig schob er sie etwas von sich weg und sah ihr besorgt ins Gesicht.

„Ja. Danke, vielen Dank. Du kamst wirklich genau im richtigen Augenblick!“ Sie wollte ihm schon wieder um den Hals fallen, als er sie sachte aber bestimmt wieder hinter seinen Rücken schob.

„Hilf Lazar. Wir müssen von hier verschwinden.“

Etwas überrumpelt sah sie ihn noch ein paar Sekunden fragend an, bevor sie begriff und eiligst zu ihrem verwundeten Begleiter rannte. Sie konnte sich noch an ein Gespräch mit Saemil erinnern. Er hatte gesagt, dass er stark wäre. Hoffentlich hatte er damals nicht übertrieben!
 

Wenn jemand gesagt hätte, dass er sauer wäre, dann wäre das untertrieben. Er wollte diesem Mann vor sich am liebsten die Seele aus dem Leib prügeln. Wie konnte er es wagen Kaighley etwas anzutun?

„Wer bist du und was willst du?“ Seine Stimme glich einem Knurren. Er sah dem Älteren entgegen, der sich gerade wieder vom Boden hochrappelte. Wie es aussah hatte sein Schlag gesessen.

„Nennt man so was bei euch eine nette Begrüßung?“

Die Augen des Mannes kamen ihm bekannt vor. Lazar musste ihnen wohl einiges erklären. Aber zuerst mussten sie ihn erst einmal von hier wegschaffen und verarzten.

„Ich habe dich etwas gefragt! Weich mir nicht aus.“ Saemils Hand war zu seiner Schwertscheide gewandert. Er würde nicht zögern und den Mann vor sich umbringen. Damit hatte er keine Probleme.

„Ein anderes Mal. Und ich gebe dir einen Rat, pass nächstes Mal besser auf die Kleine auf, denn ich werde wiederkommen und na ja, dann ist sie Geschichte. Ich habe damals begonnen und ich werde es auch zu Ende bringen!“

Bevor Saemil überhaupt reagieren konnte, hatte sich schon so etwas wie schwarzer Rauch um den Mann gebildet und Sekunden darauf war er spurlos verschwunden.

Er hatte nicht einmal die Möglichkeit gehabt zu handeln.

Immer noch leicht verärgert drehte er sich zu seinen Freunden um. Sie sollten zuallererst versuchen Lazar von hier fort zu bringen. Sie mussten sich schnellst möglich um seine Wunden kümmern

Er lief Kaighley entgegen, die den verletzten Lazar stützte und half ihr. Zusammen verließen sie die kleine Lichtung.

Sekunden später war diese wieder menschenleer.
 

Kaighley fühlte sich einfach nur hundemüde. Aber sie hatte noch etwas zu erledigen, dass sie nicht noch weiter vor sich hin schieben wollte. Suchend sah sie sich in der kleinen Höhle um. Sie hatten ihre Freunde schnell wieder gefunden und Bishop hatte sie dann wieder hierher geführt, wo er und Layla sich um Lazars Wunden gekümmert hatten. Jetzt schlief er friedlich im hinteren Teil dieser Höhle.

Aber Lazar war nicht das Ziel ihrer Suche. Dieses stand oder besser saß vor der Höhle und hielt gerade Wache.

Leise schlich Kaighley sich an. Immer darum bemüht keinen Ton von sich zu geben.

„Saemil!“

Der junge Mann drehte sich blitzschnell mit erhobenem Schwert zu ihr um. Nur um Millimeter verfehlte die Waffe ihren Kopf. Geschockt starrte sie für ein paar Sekunden in die ebenfalls vor Schock geweiteten Augen ihres Gegenübers, ehe dieser sein Schwert wieder mit den Worten, „Mach das nie wieder!“, einsteckte.

Augenblicke später saß er wieder seelenruhig auf dem Boden und sah in den Himmel.

Kaighley atmete noch ein paar Mal tief durch, ehe sie sich auch neben ihn setzte.

Was sie jetzt sagen würde brauchte viel Mut. Sie hatte sich endlich dazu entschieden ihm zu gestehen, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Die Begegnung mit Lazars Vater hatte den Anstoß dazu gegeben. Es konnte immer wieder passieren, dass einer von ihnen in gefährliche Situationen kommen konnte. Und sie wollte sichergehen, dass er wusste, was sie für ihn empfand. Es konnte immer passieren, dass er von heute auf morgen sterben würde, oder sie. Und das war etwas, was er unbedingt erfahren sollte oder musste. Egal wie er womöglich reagieren würde. So bräuchte sie sich nicht immer vorhalten, was eventuell passiert wäre oder wie er reagiert hätte.

„Ich wollte mich noch mal bedanken, Saemil. Du hast mir das Leben gerettet.“ Lächelnd sah sie ihn von der Seite an. Er jedoch sah unaufhörlich weiter in den sternenklaren Nachthimmel.

„Du wärst fast gestorben…“

„Ich weiß, aber du hast mich ja gerettet.“, unterbrach sie ihn einfach. Über diese Sache wollte sie nicht länger als nötig reden. Es fühlte sich merkwürdig an, wenn sie daran dachte, dass sie um ein Haar gestorben wäre.

„Kaighley, unterbrich mich nicht! Du wärst fast gestorben und ich hätte dir nicht helfen können! Was wäre ich für ein toller Beschützer, wenn ich dich nicht einmal vor so jemandem beschützen könnte?“

Zweifelnd ruhte ihr Blick immer noch auf ihm. „Es war nicht deine Schuld. Das hätte überall passieren können!“

„Trotzdem, der Gedanke dich zu verlieren…immerhin bist du wie eine kleine Schwester für mich oder wie meine beste Freundin!“ Spielerisch zog er sie an sich und wuschelte ihr durch die Haare.

Kaighleys Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Wie eine Schwester? Wie seine beste Freundin? Empfand er so für sie? Und was war dann mit dem Kuss? Und warum war er immer eifersüchtig auf Lazar gewesen? War das nur, weil sie wie eine Schwester für ihn war? Konnte das sein?

War sie jetzt noch im Stande ihm ihr Geheimnis anzuvertrauen? Ertrug sie das?

Innerlich schüttelte sie den Kopf. Heute würde sie es sagen, egal was passierte!

Sanft zog sie sich aus seiner Umarmung zurück und sah ihm offen ins Gesicht. Etwas überrascht erwiderte der junge Mann neben ihr den Blick.

„Kaighley, was…“

Doch sie unterbrach ihn einfach, indem sie ihren Mund auf seinen legte. Ihre Lippen mit den seinen verschloss. Und egal wie er reagieren würde, diesen einen Kuss genoss sie. Legte alle ihre Gefühle in diesen einen. Wer wusste schon, ob das nicht ihr letzter war?

Nach einer Zeit löste sie sich fast schon wehmütig von seinen Lippen und sah ihm in die Augen. Ihr Gesicht immer noch nahe vor seinem.

„Ich liebe dich.“, drei einfache Worte. Und sie bedeuteten so viel für sie.

So viel…

gebrochene Herzen

Halloooo^^

Sorry..ging wieder mal so ewig..aber naja ich hab mein bestes gegeben schneller zu schreiben...ach und noch etwas, bevor ichs vergess..in den nächsten Tagen und Wochen bin ich nur noch im Stzress, Klausuren..etc. deshalb weiß ich noch nicht, wenn das nächste Kapitel on sein wird...aber ich versuch, dass es nicht soo lange dauert!!

also viel Spaß mit dem neuen Kapitel..und drückt mir alle die Daumen für meine Klausuren!!

ach und hinterlasst schön viele Kommis..^^ vielleicht muntern die mich auf und ich schrieb über all nur super Noten *träumt*..naja glaub ich ja eher nicht..aber ihr könnts ja mal versuchen!!

also viel Spaß damit!!

Lg

Kleines
 


 

Los gehts
 

Gebrochene Herzen
 

Sie sah sein Gesicht so nahe vor ihrem. Seine grünen Augen hielten sie gefangen. Ihr Herzschlag war erhöht. Sie konnte kaum atmen. Wusste noch nicht einmal, was sie jetzt fühlen, tun oder noch sagen sollte. Ihr Kopf war leer. Sie war nicht im Stande einen klaren Gedanken zu fassen. Sah immer nur das Grün seiner Augen vor sich.

Und hoffte mit allem was sie hatte, dass er ihr antworten würde.

Doch wenn sie ehrlich war, dann hatte sie Angst.

Angst davor abgewiesen zu werden, allein gelassen zu werden. Für ihn womöglich nicht gut genug zu sein.

Sie konnte spüren, wie sich ihr Herz schmerzhaft zusammen zog allein bei dem bloßen Gedanken daran.

Sie wusste nicht ob sie stark genug wäre, wenn er sie abweisen würde. Ihre Gefühle nicht erwidern würde. Sein letzter Satz hallte immer noch in ihrem Kopf wider. Sie war wie eine Schwester, wie seine beste Freundin…

Konnte das ihr Herz aushalten? War sie stark genug dafür?

Sie konnte deutlich fühlen, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten.

Er antwortete ihr nicht. Sah ihr immer nur in die Augen.

Was war los?

Was passierte hier?

Warum antwortete ihr nicht?

War es falsch gewesen?

Hatte sie es kaputt gemacht?

Eine Träne verließ ihre blauen Augen. Suchte sich einen Weg über ihr Gesicht.

Er hielt sie nicht auf. Stoppte sie nicht vor ihrem Fall auf den Boden.

War es ihm egal?

Das einzige was sie immer noch vor sich sah waren seine Augen.

Längst hatte sie aufgegeben in ihnen zu lesen. Er ließ es nicht zu.

Schaute sie nur an.

Und es brach ihr Herz. Sie spürte es. Es tat so unendlich weh.

Er antwortete ihr einfach nicht.

Ließ sie allein. Ließ zu, dass ihr immer mehr Tränen über das Gesicht liefen.

Aber stoppte sie nicht.

Sah sie nur an.

Und dann war es zu viel.

Ihr Herz tat so weh. Sie konnte dem nichts entgegensetzten.

Ihre Füße trugen sie davon. Weg von ihm. Weg von seinen grünen Augen, die ihr unverwandt hinterher blickten.

Er hatte ihr nicht geantwortet. Hatte sie allein gelassen.

Warum?

Was war passiert?

Hatte sie etwas falsch gemacht?

Ihr Kopf war immer noch so leer, als sie durch den Wald rannte.

Tränen bahnten sich ihren Weg über ihr Gesicht und tropften auf den immer noch nassen Boden.

Er hatte sie nicht gestoppt. Hatte zu gelassen, dass sie ausbrachen.

Er hatte ihr nicht geantwortet.

Es tat so weh. Mehr als alles andere.

Wenn das sie schon so verletzte, war sie dann stark genug für den Rest?

Sie war hier nicht stark gewesen. Sie hatte es nicht ertragen können. Seine Augen hatten ihr so nichts sagend entgegengeblickt.

Warum?

Immer mehr Tränen verließen ihre Augen.

Sie war schwach. So schwach.

Aber sie war doch noch so jung. Warum verlangten alle immer von ihr stark zu sein?

Sie wollte das nicht! Sie wollte nicht weinen und sie wollte nicht schwach sein.

Aber sie war doch erst 16.

Und Saemil hatte ihr nicht geantwortet. Er hatte sie allein gelassen.

Es tat so weh. So unglaublich weh…
 

Lazars ganzer Körper schmerzte. Er war noch nicht einmal dazu im Stande sich richtig hinzusetzten. Sein Vater hatte sich allem Anschein nach wohl in keinster Weise zurückgehalten. Aber dafür würde er schon noch bezahlen.

Jetzt sollte er aber erst einmal mit den anderen reden. Er war ihnen ein paar Antworten schuldig.

Denn er hätte es wissen müssen. Vor seiner Vergangenheit konnte er nicht davon laufen.

Es gab kein Entkommen.

Unwillkürlich ballte er seine Hand zu einer Faust.

Nach alle den Jahren tat es immer noch so weh. Allein der Gedanke daran. Die ganzen Jahre hatten den Schmerz nicht lindern können.

Und dafür hasste er seinen Vater.

Er war Schuld.

Er hatte sie ihm weggenommen.

Er hatte Maela sterben lassen

Und dafür hasste er ihn so unglaublich.
 

Lilithel machte sich Sorgen.

Schon wieder.

Es war zum Haareraufen. Immer wenn sie dachte mit Kaighley wäre alles in Ordnung geschah wieder etwas unerwartetes, dass das Mädchen völlig aus der Bahn warf. Sie machte sich langsam ernsthafte Sorgen um sie. Wie lange würde sie dem noch standhalten können? Vor allem ohne mit jemandem ernsthaft zu reden. Denn wenn sie ehrlich war, erzählte ihr Kaighley schon lange nicht mehr wirklich was mit ihr los war. Aber irgendjemanden brauchte jeder.

Aber wer war für Kaighley da?

Vielleicht sollte sie sich mal wieder mit Saemil unterhalten.

Er war für diese Aufgabe doch wie gemacht. Er würde schon wissen, wie man sich um sie zu kümmern hatte.

Aber zuerst sollte sie ihn erstmal finden.

Schwungvoll stand sie von ihrem Platz auf und machte sich optimistisch auf die Suche nach Saemil und fand ihn auch bald außerhalb ihrer Höhle immer noch auf einem Stein sitzend.

Verwundert nahm sie neben ihm platz. Er sah irgendwie abwesend aus.

Vorsichtig stupste sie ihm auf die Schulter.

„Saem. Alles klar? Hast du vielleicht ne Ahnung wo Kaighley ist?“

Ihre braunen Augen hafteten immer noch auf seinem Gesicht, als er sich plötzlich ohne Vorwarnung erhob.

Überrascht sah sie ihm nach, als er sich ein paar Schritte entfernte.

„Hey, was ist los? Hab ich was verpasst? Wo ist Kaighley?“

„Ich geh sie suchen.“

Meinte sie das nur oder hatte seine Stimme einen traurigen Klang angenommen. Was zur Hölle was bloß wieder zwischen den beiden passiert?

Doch sie hatte nicht viel zeit sich darüber Gedanken zu machen, denn Bishops Stimme holte sie schon bald wieder unsanft in die Realität zurück.

„Lil, komm kurz. Lazar möchte mit uns reden. Es hat mit dem Vorfall zu tun. Ach und übrigens, weißt du zufällig wo Saemil und Kaighley sind?“

„Öh...ne...oder doch eigentlich schon, wobei eigentlich doch nicht so wirklich.“

Sie konnte nur zu deutlich das Fragezeichen, das sich auf Bishops Gesicht gelegt hatte erkennen. Vielleicht sollte sie sich etwas deutlicher ausdrücken.

„Saemil war gerade hier. Er ist Kaighley suchen. Frag mich bloß nicht was wieder los ist. Ich hab keine Ahnung. Wahrscheinlich hat er’s mal wieder verbockt und sie verletzt. Aber so genau weiß ich es nicht. Wir werdens schon noch erfahren. Naja hoff ich zumindest!“

Schulterzuckend folgte sie Bishop zurück in die Höhle.

Wenn sie ehrlich war, dann interessierte es sie schon brennend, was genau vorgefallen war, als sie weg waren.
 

Sie hörten einfach nicht auf. Liefen immer weiter über ihr Gesicht. Nahmen ihr die Sicht und ließen sie so immer wieder über Hindernisse stolpern. Aber sie hatte keine Kraft sie wegzuwischen.

Es waren so viele. So unendlich viele.

Und sie hörten einfach nicht auf.

Er hatte sie auch nicht gestoppt. Hatte sie nur angesehen.

Seine grünen Augen schienen sie zu verfolgen. Sie wollte nicht mehr daran denken.

Was sollte sie denn machen?

Er hatte sie allein gelassen. Sie wollte das nicht fühlen. Nicht so verletzlich sein. Nicht schon wieder so schwach.

Aber es tat so weh.

Ein Schluchzer verließ ihre Kehle. Ließ ihren Körper erzittern.

Sie hatte keine Kraft mehr ihn zurück zu halten.

Aber war es nicht auch egal?

Was brachte es ihr?

Sie war allein.

Allein.

Es wäre doch egal. Egal wenn sie dieses Mal schwach wäre. Wenn sie sich ihrem Schmerz hingeben würde. Wenn sie nur sie, Kaighley wäre.

Wie damals. Wo sie das alles noch nicht wusste.

Plötzlich stockte sie. Ein Name kam ihr wieder in den Sinn.

Farina.

Ihre Mutter. Wie es ihr wohl ging? Was sie jetzt wohl machte?

Vermisste sie ihre Tochter?

Schon wieder so viele Fragen und auf keine einzige hatte sie eine Antwort.

Ein schwaches Lächeln schlich sich auf ihre verweinten Züge. Es war schon merkwürdig was einem alles in den Sinn kam, wenn man sich verletzt und alleine fühlte.

Aber war sie das überhaupt? Allein?

Sie hatte doch Lilithel und die anderen.

Aber sie wusste, dass das nicht das gleiche war.

Sie brauchte sie, das wusste sie. Aber nicht so, wie sie Saemil brauchte.

Und wieder verließen Tränen ihre geröteten Augen.

Warum hatte er ihr nicht geantwortet?

Warum sie nur die ganze Zeit angeschaut?

War es so falsch?

Sie wusste es nicht. Schon wieder.

Plötzlich musste sie sich an einem Ast festhalten. Sie war über einen hervorstehenden Stein gestolpert.

Es kümmerte sie aber nicht wirklich.

Ihr Kopf war so leer. Ihr Herz tat so weh.

Und sie wusste nicht was sie tun, machen oder fühlen sollte.

Es tat nur so weh. So unendlich weh…
 

Lazar musste seine Zähne zusammen beißen als er sich etwas aufsetzten wollte. Jede verfluchte Bewegung tat ihm weh. Aber damit hätte er ja rechnen müssen. Und irgendwann würde er es seinem Vater heimzahlen. Für alles und ganz besonders für sie.

„Alles in Ordnung?“

Gilians Worte ließen ihn wieder zurück in die Realität finden.

„Ja es geht schon.“

Der Kleine lächelte ihm noch einmal aufmunternd zu, ehe er sich zu den gerade eingetroffenen umdrehte.

Verwundert sah er ihnen entgegen.

„Wo sind die anderen beiden?“

Bishop zuckte nur mit den Schultern, bevor Lilithel zu einer Antwort ansetzte.

„Also Saemil ist Kaighley suchen gegangen. Sie müssten bald zurückkommen. Sollen wir warten?“

„Ja, es ist besser.“ Lazar lehnte sich wieder gegen die Wand und schloss die Augen.

Und wieder kam ihm ihr Bild in den Sinn. Ihr Lächeln und ihre warmen Augen.

Er vermisste sie.

Ihr ganzes Wesen, ihre Art und vor allem ihr Lachen.

Maela.

Unbewusste schloss sich seine Hand zu einer Faust.

Sein Vater war Schuld, dass wusste er. Aber war er selbst es nicht auch? Er hätte früher da sei müssen. Ein bitteres Lächeln zog für ein paar Sekunden über sein Gesicht. Es brachte ihm nicht das Geringste jetzt über Schuldzuweisungen nachzudenken.

Sie war tot.

Und das brachte sie nicht zurück. Ob er es sich wünschte oder nicht.

Aber ihr Bild vor seinen Augen gab ihm Frieden, Entspannung.

Er würde sie irgendwann bestimmt wieder sehen.

Leider hinderte das in keinster Weise die Tatsache, dass es immer noch weh tat.

Sehr sogar.

Und als er sich etwas bequemer hinsetzte, meinte er sogar für einen Moment ihr Lachen zu hören.

Irgendwann würde er sie wieder sehen.

Ganz bestimmt.
 

Sie hatte jegliche Orientierung verloren.

Mal wieder.

Aber es war ihr wirklich ernsthaft egal. Sollte sie doch hier draußen bleiben. Sollten doch irgendwelche verdammten Männer von ihrem Bruder kommen.

Es war ihr egal.

Sie lächelte bitter.

Wie schnell doch ihre Gefühle wechseln konnten.

Zwar tat es immer noch so weh, aber mittlerweile war sie einfach zu erschöpft. Erschöpft von den ganzen Gefahren, erschöpft von der langen Reise, erschöpft von ihren Rückschlägen und den ganzen vielen Enttäuschungen, erschöpft von ihrem Leben.

Manchmal wünschte sie sich wieder in ihr altes zurück. Einfach nur normal leben. Mit Farina und Lilithel. Ohne die ganzen Schmerzen und Niederlagen.

Aber sie wusste, es gab kein zurück mehr. Für niemanden.

Sie hatte es ihm gesagt. Ihm gestanden, dass sie sich in ihn verliebt hatte.

Und er hatte gar nichts getan.

Sie einfach nur angesehen.

Nur angesehen, die ganze Zeit. Hatte ihre Tränen nicht aufgehalten. Wusste er denn nicht, wie schwer es ihr gefallen war überhaupt nur den Mund aufzubekommen?

Bedeutete sie ihm nicht das Gleiche?

Erschöpft ließ sie sich an einem Baum hinuntergleiten.

Ironie des Schicksals, wie man so schön sagte.

Wieder war sie in diesem Wald und wieder war es Nacht und wieder war sie allein.

Aber dieses Mal tat die Einsamkeit umso mehr weh.

Wie sollte sie ihm jetzt bloß in die Augen schauen? Sich ihm gegenüber verhalten?

Ein tiefer Seufzer entwich ihren Lippen.

Warum konnte der Gott in ihrem Innern ihr nicht mal in solchen Sachen zur Seite stehen?

Leider wusste sie jetzt schon, dass sie sich lieber die Zunge oder irgendetwas anderes abschneiden lassen würde, als Farth um Rat zu fragen. Er war nicht jemand, der sich um die Gefühle anderer kümmerte. Oder sie überhaupt verstand.

Es würde einfach zu weit gehen, wenn sie ihn fragen würde. Es würde eh nichts dabei herauskommen.

Wieder musste sie seufzen.

Ihre Tränen hatten mittlerweile aufgehört. Sie besaß einfach nicht mehr. Sie war zu erschöpft und müde.

Niedergeschlagen zog sie die Beine an und schlang ihre Arme darum. Ihren Kopf platzierte sie auf ihren Knien.

Zurück würde sie eh nicht mehr finden. Würde sie halt die Nacht hier draußen sein.

Es war ihr egal.

Hauptsache sie musste Saemil so schnell nicht mehr unter die Augen treten.

Er hatte sie verletzt.

Müde stellte sie fest, dass ihr ihre Augen immer wieder zufielen, als sie Schritte vernahm.

Leise und behutsam suchten sie sich ihren Weg durch das Unterholz.

Kaighley war egal, wer von ihren Freunden gekommen war.

Es machte keinen Unterschied ob sie hier bleiben würde oder nicht. Sollten sie sie halt mitnehmen.

Es machte keinen Unterschied.

Erschöpft schaute sie weiter vor sich hin, als die Schritte näher kamen. Sie sparte es sich aufzuschauen. Derjenige würde sich wohl eh gleich bemerkbar machen.

Sie hoffte, wer auch immer es war, würde keine Fragen stellen.

Nicht heute. Und nicht in den nächsten Tagen.

Sie brauchte Zeit.

„Es tut mir Leid.“

Unbewusst zog sie scharf die Luft ein. Sie hätte es doch wissen müssen.

Aber warum tat man ihr das an? Warum jetzt? Und warum so?

Sie wollte ihn nicht ansehen. Nicht seine Entschuldigung hören, warum er sie nicht liebte. Keine Ausflüchte. Keine Entschuldigung. Keinen entschuldigenden Blick. Keinen Blick voller Mitleid.

Sie wollte einfach in den Arm genommen werden. Wollte bei ihm sein. Ganz nah. Seinen Duft einziehen.

Nicht noch weiter verletzt werden.

Schützend zog sie ihre Knie enger an ihren Köper und vergrub ihren Kopf.

„Geh weg, Saemil. Lass mich allein.“

Selbst für sie klang ihre Stimme dumpf und traurig.

Was musste er wohl denken? Für was hielt er sie wohl?

Für einen Feigling?

Sie wusste es nicht.

Wollte es wahrscheinlich auch gar nicht. Es hätte bestimmt nur wieder wehgetan.

Es war wohl besser so.

„Du verstehst nicht.“

Schon wieder seine Stimme. Merkte er nicht, dass jedes Mal, wenn er den Mund aufmachte sie zusammenzuckte? Seine Worte taten ihr weh.

Konnte er nicht wie vorhin einfach schweigen? Nichts sagen?

Warum konnte er sie nicht dieses Mal alleine lassen?

„Geh weg. Bitte, geh weg.“

Noch kleiner machte sie sich. Vergrub ihren Kopf.

Sie hatte keine Kraft ihm in die Augen zu schauen. Nicht mehr.

„Du verstehst nicht.“, seine Stimme war so leise. Ganz nah an ihrem Ohr. Ließ ihr ungewollt wieder eine Gänsehaut den Rücken hinunter fahren. Sie konnte sich nicht wehren.

Vorsichtig hob sie ihren Kopf etwas an.

Schon traf Blau auf Grün.

Doch dieses Mal lag etwas anderes in ihnen. Nicht mehr dieses Undurchschaubare. Er ließ sie lesen. Offenbarte sich ihr. Zeigte ihr seine Gefühle

„Was verstehe ich nicht?“, nur ein Flüstern. Leise und zart.

Aber er hatte sie gehört.

„Ich kann das nicht.“ Ihre Augen spiegelten ihre Verwirrtheit wider. Das wusste sie.

Es war ihr noch nie wirklich gelungen ihre Gefühle zu verbergen. Und heute war es ihr auch egal.

„Was kannst du nicht?“

Noch immer hielt Grün Blau gefangen. Aber dieses Mal war es anders.

So anders.

„Lieben.“

Ein sanftes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht.

„Jeder kann lieben.“

Was verstand er daran nicht? Jeder Mensch konnte das.

„Es geht nicht. Nicht jetzt.“

Wieder legte sich diese Verwirrtheit in ihre Augen.

Warum?

Doch eine zarte Berührung an ihrer Wange holte sie wieder zurück.

Seine Hand ruhte dort.

„Warum nicht jetzt?“

Sein Daumen strich sachte über ihre Wangen, fuhr den sanften Bogen ihrer Unterlippe nach und ließ sie wohlig die Augen schließen.

Ganz egal, was auch immer er jetzt sagen würde. Sie genoss diesen Augenblick. Diesen zarten, flüchtigen Augenblick zu Zweit. Der nur ihnen gehörte.

Ganz egal, was er jetzt sagen würde, diesen Moment würde sie nicht vergessen.

„Es geht nicht. Nicht jetzt.“

Sachte öffnete sie wieder ihre Augen.

Er gab ihr keine Antwort. Wahrscheinlich konnte er nicht, vielleicht war es zu schwer.

Aber es war ihr egal.

Sie verstand.

„Ich verstehe.“

Sein Körper war nahe bei ihrem. Sie konnte seine Wärme spüren.

„Nein tust du nicht. Später vielleicht. Wenn du weißt, wer ich bin und was ich getan habe.“

Wieder erfasste sie dieses Unverständnis. Was meinte er?

Kannte sie ihn wirklich so wenig?

Wieder sah sie in seine Augen. Wieder waren sie so nahe vor ihren.

Sein Daumen ruhte immer noch auf ihrer Unterlippe.

„Es tut mir Leid.“, wieder ein Flüstern. So zart und leise.

Dieses Mal von ihm.

Und dann berührten seine Lippen wieder die ihren. Ließen wieder dieses Kribbeln in ihr aufsteigen, diese Wärme und dieses Vertrauen.

Er hatte gesagt später.

Nun sie würde warten.

Sie wusste, dass sie kaum Zeit hatte. Sie rann ihr davon. Ließ ihr kaum Zeit zum atmen.

Aber sie würde warten.

Sie legte ihrerseits ihre Hand an seine warme Wange und ließ zu, dass seine Zunge sanft ihre Lippen teilte und ihren Mund erforschte. Sie genoss diesen Moment. Gab sich ihm völlig hin.

Es war ihr egal was kommen würde.

Sie würde warten.

Maine

Hallooooooooooo^^

Ja ich weiß, es ist ewig her, seit ich das letzte Kapitel hochgeladen hab..und es tut mir echt mega Leid..aber irgendwie wusste ich nie genau, wie ich weiterschreiben wollte und...ach mir fehlten Ideen und dann hatte ich au noch viel zu tun...ok ich weiß, das klingt nach entschuldigungen und echtfertigungen....auf jeden Fall..tut es mir Leid, dass ihr so lange warten musstet!!!

Deshalb wünsch ich ecuh viel Spaß mit dem neuen Kapitel und ich verspreche, dass ich versuchen werde, mit dem anderen Kapitel dann nicht so lange auf mich warten zu lassen!!

Ach und bevor ichs vergess...ich hab 35 Leute, die mich auf ihrer Favoritenliste haben..ich bekomm von 8 bon dennen oder 9 regelmäßig nen Kommi...ist n bisschen mager oder...auf jeden Fall will ich, dass ihr mit was hinterlasst und wenn snur.."Super Kapitel, weiter so!" ist, so weiß ich wenigstesn, dass jemand meine Kapitel liest...wenn nid..ich kann euch ja nicht zwingen..aber ich würd mich echt freuen!!!

also alles anderen knuddelö ich mal und sag ihnen, wie lieb ich sie hab!! *euch sooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo arg lieb hab!!!

Lg

Kleines

Ach P.S., dass am Schluss isn Traum!!!
 

Viel Spaß mit dem neuen Kapitel!!
 

Maine
 

Die Ruinen lagen still da. Nichts rührte sich. Nur der sachte Wind der zwischen den Mauern hindurch wehte hinterließ ein kleines Geräusch, das die sonst so friedliche Stille störte. Der helle Mond beschien die von Ruß geschwärzten Mauern, denen die vielen Jahre nichts anhaben konnten. Noch immer zeugten sie von der Katastrophe die sich Jahre zuvor hier ereignet hatten.

15 Jahre zuvor.

In dem Jahr ihrer Geburt.

In dem Jahr als die Legende zu neuem Leben erwachte.

Und schon bald werden sie ihr Geheimnis kennen.

Das Geheimnis, das soviel Leben zerstörte.

Nur wenn sie vergeben können, werden sie es erreichen.

Das wonach sie suchen

Ihre Amulette.
 

Die blauen Augen des jungen Mannes schienen ins Leere zu starren. Ausdruckslos und starr sahen sie aus dem Fenster. Gaben keine Emotionen ihres Besitzers preis.

„Meister Keelin. Seid ihr da?“

Keine Regung in der Mimik des Angesprochenen. Noch immer sahen seine Augen blind nach draußen ohne irgendetwas von ihrer Umgebung wahrzunehmen. Viel zu sehr war er in seinen eigenen Gedanken verstrickt. Wobei man noch nicht einmal sagen konnte ob es überhaupt noch seine Gedanken waren. Viel zu sehr hatte Farina von ihm Besitz ergriffen. Seine blauen Haare waren zu einem reinen Weiß geworden. Und schon viel zu oft sah man statt des bekannten Blau ein Blutrot.

„Meister?“, der nervös wirkende Mann trat näher an den Erben Farinas heran. Seine Atmung war leicht beschleunigt. Er wusste von der Unberechenbarkeit seines Gegenübers und wollte auf keinen Fall dessen Missmut auf sich ziehen. Dazu hing er viel zu sehr an seinem Leben.

„Mei…grhg..“

„WAS willst DU?“

Der Bote fasste sich an seine Kehle. Konnte kaum atmen. Seine Füße berührten kaum noch den Boden. Das einzige was er vor sich sah waren Augen.

Blutrote Augen.

Und dann nichts mehr…
 

„Na na na, Keelin, habe ich dir nicht schon oft gesagt, dass du lernen sollst dich zu zügeln?“

Schwarz traf auf Rot.

„Vain, was willst du?“ Keelin fuhr zu dem Mann an der offenen Tür herum. Seine Hand löste sich von der Kehle des Boten und mit einem dumpfen „klonk“ landete dieser auf dem Teppichboden.

„War das wirklich nötig?“

„Das geht dich nichts an!“, war die geknurrte Antwort. Wütend fuhr sich der junge Mann durch seine weißen Haare. Er hasste Unterbrechungen. Nie konnte man mit seinen Gedanken alleine sein.

„Du hast allein in den letzten Wochen die Hälfte unsere Boten beseitigt. Denkst du, dass ist uns von Vorteil?“

„Ich habe es schon mal gesagt, was geht dich das an Vain?“, Keelin wandte sich wieder seinem Gegenüber zu. Seine Augen schienen zu glühen. Man konnte den deutlich unterdrückten Ärger fühlen.

„Dieser ganze Stress behagt dir nicht gut Keelin. Wir brauchen Boten. Sieh das endlich ein. Außerdem kommt es nicht gerade gut, wenn so viele Leute in so rascher Zeit verschwinden. Denk an deinen Ruf!“

Vain sah wieder wie sich Keelin von ihm abwandte und sich durch seine Haare fuhr. Mit gerunzelter Stirn musste er feststellen, dass immer weniger von dem eigentlichen Keelin übrig war. Farina gewann mit jedem Tag an Macht.

„Keelin, versteh doch. Du musst die Fassade des braven Ministers beibehalten. So finden wir deine Schwester leichter.“

Er trat von hinten an den Kleineren heran und legte ihm die Hände auf die Schultern.

„Du bist ganz verspannt! Du solltest nicht immer alles so an dich heran lassen.“ Mit sanften Fingern fing er an die verspannten Schultern zu massieren. Dabei zog er Keelin noch etwas näher an ihn heran.

„So viel Stress tut dir nicht gut!“ Vains Mund befand sich nur knapp über Keelins Ohr. Mit entzücken stellte er fest, dass diesem eine Gänsehaut über den Rücken lief.

Aber noch ehe seine Lippen Keelins Hals berühren konnten, riss sich der Jüngere los und fuhr wutentbrannt zu ihm herum.

Seine Augen dunkelrot.

„Lass das!“ Seine Stimme war nur ein Zischen.

Vain wich ängstlich zurück und hob abwehrend seine Hände.

„Tut mir Leid. Ich wollte nur Helfen.“

„Versuch das noch einmal und ich töte dich!!“

Vain konnte spüren, wie die Luft um ihn herum kälter wurde. Außerdem fiel es ihm immer schwerer zu atmen.

Doch bevor er in Ohnmacht fallen konnte hörte alles abrupt auf und Keelin wandte sich wieder dem Fenster zu.

„Verschwinde. Sag den Boten, dass ich nicht zu sprechen bin! Außer, wenn es Neuigkeiten von Kaighley gibt, dann informiert mich.“

Vain verneigte sich vorsichtig und machte sich dann auf den Weg durch die große Tür. Er war froh entkommen zu sein.
 


 

Sanft fielen die einzelnen Sonnenstrahlen auf das Gesicht des friedlich schlummernden Mädchens. Doch dieses ließ sich keineswegs stören sondern drehte sich einfach wieder auf eine andere Seite. Nach ihrem Geschmack war es zu früh um schon aufzustehen.

Leider schien sie die einzige zu sein, die so dachte. Denn etwas hinter ihrem Schlafplatz konnte sie schon die ausgelassenen Stimmen ein paar ihrer Freunde hören. Wie diese sich schon so früh am Morgen so gutgelaunt unterhalten konnten war ihr ein Rätsel. Aber solange sie in Ruhe weiterschlafen konnte war ihr das reichlich egal.

„Kaighleeeeyyyy, Auuuf waaacheeen!“, die süße Stimme die ihr ins Ohr flüsterte ignorierte sie. Auch das darauf folgende rütteln an ihrer Schulter ignorierte sie einfach. Sie würde es schon schaffen so zu tun, als ob sie schlafen würde. Das hatte sie früher auch schon getan.

„Kai, wenn du nicht innerhalb von drei Sekunden aufstehst hol ich Saemil!“

Ok diese Drohung konnte sie nicht einfach ignorieren.

„Lil, schon ok, ich bin wach! Ich bin wach!!“

Ruckartig hatte sie sich aufgesetzt, was zur Folge hatte, dass ihrer beste Freundin quietschend nach hinten gesprungen war und sie jetzt böse anfunkelte.

„Tschuldigung.“, verlegen kratze sich die Erbin Farths am Kopf.

Es war jetzt drei Tage her, seit dem Tag, an dem sie Saemil ihre Liebe gestanden hatte. Danach war ihre Reise zügig und ohne große Probleme von statten gegangen. Sie waren ihrem Ziel immer näher gekommen und heute am vierten Tag standen sie schon praktisch vor den Toren ihrer alten Heimat.

Kaighley hatte irgendwie ein merkwürdiges Gefühl im Magen.

Ihre Heimat. Was bedeutete das?

Hier war sie geboren und hier waren ihre Eltern gestorben. Irgendwie war sie von einer Art Nervosität befallen. Als ob hier noch etwas passieren würde.

Langsam richtete sie sich auf und strich sich fahrig einer ihrer blauen Strähnen aus dem Gesicht und sah sich nach ihren Freunden um.

Lilithel, die in der Zwischenzeit wohl wieder zu den anderen zurückgekehrt war, saß zusammen mit Bishop und Gilian um ihre alte Feuerstelle herum und aß.

Als sie ihren Blick weiter schweifen ließ entdeckte sie auch die übrigen drei, die sich wohl über ihr heutiges Ziel unterhielten. Soweit Kaighley es am vergangenen Abend mitbekommen hatte, hatten sie vor heute zu aller erst Maine zu erkunden und dann nach einem geeigneten Schlafplatz zu suchen, der sie am besten vor ungebeteten Besuchern schützen sollte.

Erst am darauf folgenden Tag würden sie nach den Amuletten suchen.

Die Amulette.

Eine Mischung aus Erleichterung und Spannung erfüllte sie. Sollte alles so einfach gehen? Sie waren kaum von Keelins Männern aufgehalten worden, geschweige denn angegriffen. Es glich einem Wunder, dass sie noch alle am Leben waren und Kaighley dankte aus vollem Herzen Gott dafür. Sie wollte sich nicht vorstellen, wie es wäre, wenn einer ihrer Freunde nicht mehr bei ihr wäre. Wenn er für immer gehen würde.

„Kaighley! Kommst du? Oder hast du keinen Hunger?“ Gilians sanfte Stimme riss sie wieder aus ihren Gedanken. Lächelnd nickte sie ihm zu und machte sich auf den Weg zu ihnen.

Ihre finsteren Gedanken verbannte sie erst einmal wieder in ihrem Kopf. Sie wollte jetzt nicht darüber nachdenken. Der Tag war viel zu schön. Außerdem brachte es nichts, wenn sie sich in Schwarzmalerei verging. Das Hier und Jetzt zählte.
 

„Meister? Meister Keelin, ich habe wichtige Informationen was eure Schwester betrifft.“

Nur zögerlich betrat der ältere Mann den hellen Raum. Er hatte schon von dem Ableben seines Vorgängers gehört und fürchtete sich jetzt davor, dass es ihm ähnlich ergehen würde.

Doch anscheinend war der blauäugige junge Mann etwas besser gelaunt als vor ein paar Stunden, denn er sah ihm mit einer neugierigen Mine entgegen.

„Was gibt es?“

„Meister Keelin, man hat eure Schwester ein paar Wegstunden von Maine entfernt aufgespürt. Sie scheinen aber nichts von unsere Anwesenheit mitbekommen zu haben.“

„Weiß man, was sie jetzt vorhaben?“

„Wir kamen leider nicht nahe genug heran, aber soweit wir wissen, wollen sie zu aller erst Maine erkunden, bevor sie mit der Suche nach den Amuletten beginnen.“

„Seid ihr sicher, dass sie auf der Suche nach den Amuletten sind? Selbst wir konnten sie bis jetzt noch nicht finden.“

„Wir wissen nicht, was sie sonst dort zu suchen hätten.“

„Nun ja, vielleicht hast du Recht. Schickt mir Vain, ich habe noch etwas mit ihm zu bereden.“

„Wie ihr wünscht Meister Keelin.“, der ältere der beiden verbeugte sich und trat dann geräuschlos durch die große Tür.

Keine drei Minuten später wurde diese wieder geöffnet und ein großer, schlanker junger Mann betrat zum zweiten Mal an diesem Tag den hellen Raum.

Seine schwarzen Augen hafteten an den blauen seines Gegenübers.

„Du hast gerufen.“ Mit verschränkten Armen postierte er sich vor dem jüngeren.

„Es geht um die Amulette. Hast du herausgefunden wo sie sind?“

„Nein. Leider konnte ich noch zu keinem Ergebnis kommen.“

Ärgerlich blitzten die blauen Augen des Erben auf.

„Was tust du die ganze Zeit Vain? Wozu gebe ich dir so viel Zeit und Geld, wenn du immer noch zu keinem Ergebnis kommst?“

„Beruhig dich. Ich habe, sagen wir mal noch eine kleine Geheimwaffe, die uns hoffentlich zu den Amuletten bringen wird.“

„Von was sprichst du Vain?“

Doch der schwarzhaarige schüttelte nur, nach einem Moment der Stille seinen Kopf.

„Es ist nur eine Frage der Zeit Keelin, bis ich dir mehr Informationen geben kann, bis dahin kann ich dir leider nichts Genaueres sagen. Es geht um die Sicherheit meines Beauftragten, je weniger von ihm wissen, desto besser.“

Mit einem Krachen ging die Glasvase hinter ihm zu Bruch. Und er musste mit entsetzten feststellen, wie sich die blauen Augen wieder mal rot färbten

„Keelin es ist wohl besser, ich gehe jetzt.“, fast schon fluchtartig wandte der Schwarzhaarige sich um und verließ den Raum.

Zurück ließ er einen angesäuerten Erben Farinas.

„Hoffentlich weißt du, was du tust Vain. Und hoffentlich hast du bald Ergebnisse für mich!“
 

„Ok, konzentrier dich. Schließ deine Augen und konzentrier dich. Du musst die Macht in dir spüren“

Kaighley saß im Schneidersitz vor Bishop der geduldig zum wiederholten Male auf sie einsprach.

Sie sollte sich konzentrieren und die Macht spüren! Also ob das so einfach wäre. Und zu allem übrigen Ärgernis saß Saemil in ihrer Nähe und beobachtete sie genau bei dem was sie tat, oder eben halt nicht. Denn bis jetzt hatte sie noch keine wirklichen Fortschritte gemacht.

So einfach wie Bishop ihr das zum mindestens hunderten Male sagte war es nicht.

Sie konnte diese verdammt Macht in ihrem Innern einfach nicht spüren.

„Nicht verkrampfen. Einfach locker lassen. Fühle sie aber ohne dich irgendwie dazu zu zwingen. Sie muss von alleine kommen.“

Na herrlich.

`War ja fast klar, dass du das nicht hinbekommst. Manchmal frag ich mich echt, in was ich hineingeraten bin. Im wahrsten Sinne des Wortes.´

Kaighley versuchte die Stimme in ihrem Kopf einfach zu ignorieren, aber ein geschlagenes Seufzen konnte sie sich trotzdem nicht verkneifen.

Es war einfach zum Verzweifeln. Sonst hatte es doch auch geklappt. Wie hätte sie sonst das Schutzschild um Lazar errichten können oder wie hätte sie sonst diesen Mann wegschleudern können?

„Kaighley“ verwirrt blinzelnd richtete das junge Mädchen den Blick auf ihren Lehrer, der jetzt vor ihr am Boden kniete.

„Ich glaube, es wäre das Beste, wenn wir es für heute gut sein lassen. Lass uns morgen weiterüben!“

„Aber wir können doch jetzt nicht so einfach aufgeben. Ich hab noch nichts geschafft. Ich kann gar nichts. Nichts! Nicht die Bohne! Wenn wir angegriffen werden bin ich mal wieder ein Klotz am Bein. Bishop, bitte!! Bitte! Lass uns noch etwas weiterüben!!“, ihre blauen Augen bekamen einen flehenden Glanz als sie Bishop bittend ansah.

Dieser konnte nur ergeben seufzen.

„Von mir aus. Also noch einmal. Konzentriere dich. Lass einfach locker und versuch die Macht in deinem Innern zu erspüren.“

Bevor sie ihre Augen schloss sah sie noch einmal Saemil, der sie anlächelte. In seinen Augen glaubte sie so etwas wie Stolz zu sehen. Dann war es wieder dunkel und sie versuchte zum wiederholten Male ihre Macht zu erspüren.
 

Vain wusste nicht, wie lange er hier schon stand, aber die Sonne ging gerade unter und zauberte ein einzigartiges Farbenspiel an den immer dunkler werdenden Abendhimmel. Wäre er nicht zu besorgt gewesen hätte der das Spektakel sicherlich genießen können. Aber sein Blick hing wie gebannt an seiner Uhr.

In etwa zwei Minuten müsste der Bote zurück sein und hoffentlich hatte er gute Neuigkeiten. Er wollte unter keinen Umständen Keelin noch einmal ohne ausreichende Informationen unter die Augen treten.

Doch zu seinem Glück hatte der Bote keinerlei Verspätung und kam pünktlich zwei Minuten später ebenfalls auf den Balkon.

„Und, was gibt es? Hast du etwas Neues herausfinden können?“

Der etwa 16jährige hagere junge Bote verneigte sich kurz ehe er schüchtern seine Stimme erhob, „Herr, es tut mir Leid aber er konnte uns auch noch nichts Genaues sagen. Die Verbindung war sehr schlecht. Er durfte sich nicht zu weit von den übrigen entfernen sonst wäre es aufgefallen. Außerdem haben Keelins Schwester und ihre Freunde auch noch keinen Hinweis darauf, wo sich die Amulette befinden könnten. Aber er sagte, dass er die Augen aufhalten wird.“

Vain konnte den Seufzer nicht unterdrücken. Nie lief etwas nach Plan. Aber immerhin hatte er noch so etwas wie eine Geheimwaffe und wenn dieses Mal und nur dieses eine Mal alles nach Plan laufen würde, hätte er nichts zu befürchten. Eigentlich war sein Plan perfekt. Niemand würde verdacht schöpfen.

Niemand.
 

Kaighley war einfach nur müde. Seit verdammten zwei Stunden saß sie jetzt schon auf diesem gottverdammten Boden und versuchte ihre Macht zu erwecken oder sie erstmal überhaupt zu spüren. Sie hatte keinen blassen Schimmer, warum es nicht funktionierte. Sonst hatte es das doch auch.

`Du versuchst es zu erzwingen. So klappt das nicht!´

„Ach hast du ne bessere Idee?“

`Ja. Deine Macht muss von alleine kommen. Wenn du sie am meisten brauchst wird sie immer da sein!´

„Na super toll. Und was mach ich, wenn wir angegriffen werden?“

`Wegrennen und dich hinter den anderen verstecken. Hat doch sonst auch immer funktioniert.´

„Halt den Mund.“

Wütend und enttäuscht raffte sie sich erstmal von dem harten Boden auf und streckte sich. Ihre Beine fühlten sich ungewohnt steif an, von dem langen sitzen und ihr Kopf tat von dem ganzen `Konzentrations-schreiß` weh.
 

„Hey, du sollst dich beeilen und mitkommen!“, überrascht drehte sie sich um und blickte in zwei goldene Augen.

„Huch Lazar, erschreck mich nicht so!“

„Wenn du mehr auf deine Umgebung achten würdest, würde das auch nicht passieren.“

Sie verzog ihr Gesicht ehe sie ihm wieder antwortete.

„Ja schon klar Mister Perfekt. Ich bin blöd, unfähig und allen nur ein Klotz am Bein. Das weiß ich selbst. Du brauchst es mir nicht auch noch unter die Nase zu reiben.“, wütend drehte sie sich um und stapft von dannen. Sie wusste, dass es nicht Lazars Schuld gewesen war und das er eigentlich überhaupt nichts getan hatte. Aber diese ganze Sache nervte sie tierisch. Sie war noch nicht einmal im Stande dazu ihre Macht zu benutzen. Was sollte sie denn jetzt tun? Außerdem hatte sie zwei Stunden knallhartes Üben ohne überhaupt mal einen Erfolg zu sehen, sehr mitgenommen. Es war, als ob irgendetwas ihre Kräfte blockieren würde.

Frustriert seufzte sie auf, ehe sie sich wieder umdrehte und zurück lief. Von weitem sah sie Lazar schon bei den anderen stehen.

Entschlossen ging sie zu ihnen. Ihr Blick suchte dabei den von Lazar.

Mit Erfolg.

„Tut mir Leid. Ich war genervt oder besser bin es noch. Aber ich hätte es nicht an dir ablassen sollen.“

Die anderen sahen sie einen Moment verwirrt an, aber Lazar nickte ihr kurz verstehend zu. Er wusste, das es ihr Leid tat.

„Hey Kai, was hast du schon wieder angestellt?“

Lilithel legte ihr freundschaftlich einen Arm um die Schulter und sah sie fragend an.

„Nichts. Es war nichts.“

„Sicher? Warst du wieder unfreundlich?“

„Lil, es war nichts.“, langsam merkte sie wieder, wie ihre Stimme den wütenden Klang bekam. Heute sollte man sie am besten in Ruhe lassen.

„Mädels lasst das! Wir haben noch andere Sachen zu besprechen!“ Saemil sah sie einmal ermahnend an, ehe er sich Lazar zuwandte.

„Wie gehen wir jetzt vor?“

Der ältere der beiden schwieg einen Augenblick noch, bevor seine tiefe Stimme antwortete, „ Das Beste ist, wenn wir uns erstmal nach einem sicheren Schlafplatz umschauen. Alles andere können wir morgen noch machen.“

Er sah seine Freunde der Reihe nach an. Danach wandte er sich um und lief mit ihnen auf die Ruinen der Stadt Maine zu.

Die großen zerstörten Mauen der Stadt sahen auf die herunter und Kaighley fühlte sich unwohl.

Jetzt war es endlich soweit und sie würde ein Stück ihrer Heimat kennen lernen. Hier hatten ihre Eltern gelebt und hier waren sie auch gestorben.

Was bedeutet das für sie?
 

Der Vollmond schien durch eines der zerstörten Fenster auf sie herab. Es war weit nach Mitternacht und sie konnte immer noch nicht schlafen. Die Suche nach einer sicheren Unterkunft hatte sich leichter gestaltet als am Anfang von Lazar angenommen. Es gab relativ viele Häuser, die zwar komplette ausgebrannt waren, aber deren Grundmauern noch in gutem Zustand waren. Sie hatten sich dann für ein kleines Häuschen entschieden, dass vor dem Feuerinferno wunderschön gewesen sein musste. Man konnte immer noch und trotz des Rußes die wunderschön verarbeiten Außenwände erkennen. Damals musste es eine Augenweide gewesen sein, wenn an einem heißen Tag die Sonne darauf schien.

Kaighley lag zusammen mit Lilithel in einem Schlafzimmer im ersten Stock. Lazar und Saemil hielten im Moment noch wache und Bishop lag zusammen mit Layla und Gilian im Zimmer neben an.

Eigentlich fühlte sie sich sicher. Kaighley wusste, dass keiner an Lazar und Saemil unbeobachtet vorbeikommen würde, aber trotzdem fand sie keinen Schlaf. Sie überlegte seit betreten der Stadt, in welchem Haus wohl ihre Eltern gelebt hatten und ob sie glücklich gewesen waren.

Sie hatte so wenig Zeit mit ihnen gehabt. Hatten sie ihre Kinder geliebt? Aber das hätten sie doch eigentlich müssen, sie hatten für sie so lange nach der Zeremonie gesucht.

Kaighley hätte sie so gerne kennen gelernt, so gerne nur einmal in ihrem Leben mit ihnen geredet.

Rastlos drehte sie sich zum wiederholten Male auf eine andere Seite und schloss ihre Augen. „Hoffentlich kommt bald der erlösende Schlaf“, dachte sie noch, bevor ihr die Augen zufielen.
 

„Überall um sie herum waren Leute. Es war mitten am Tag und sie musste sich wohl auf einem öffentlichen Marktplatz befinden, denn sie konnte nur zu deutlich die Marktschreier hören. Aber wo genau war sie? Und warum? War sie nicht gerade eben noch in einem Zimmer mit Lilithel gewesen und war es dort nicht Nacht?

Tief verwirrt sah sie sich noch einmal um, bis ihr eine Person ins Auge stach. Sie hatte lange blaue Haare. Das gleiche blau wie ihre. Doch bevor sie diese fremde Frau genauer in Augenschein nehmen konnte, war sie wieder zwischen den einzelnen Ständen verschwunden.

Bevor sie genau wusste, was sie tat, war sie ihr schon hinterhergelaufen. Irgendetwas sagte ihre, dass diese Peron von außerordentlicher Wichtigkeit für sie war.

Doch egal wo hin sie auch rannte, sie fand sie nicht mehr. Enttäuschte ließ sie sich auf einer Bank nieder. Sie wusste immer noch nicht, wo sie hier war oder was sie hier zu suchen hatte.

„Kaighley….“, ganz zart flüsterte jemand ihren Namen. So zart und süß, dass ihr Tränen in die Augen schossen. Wem auch immer diese Stimme gehörte, sie war so voller Trauer und Verzweiflung, dass es Kaighley fast körperlich weh tat sie zu hören.

Sie stand auf und sah sich nach allen Seiten nach der Frau um. Denn nach der Stimme zu urteilen musste sie einer Frau gehören.

„Kaighley…“

Und wieder. Doch egal wohin sie auch blickte sie konnte sie nicht finden.

„Wo bist du? Zeig dich, bitte.“, rief sie über den Platz. Sie musste sie sehen. Etwas zwang sie dazu.

„Kaighley!“, die Stimme war so nah! Blitzschnell drehte sie sich um und stand einer Frau Mitte zwanzig gegenüber.

Die braunen traurigen Augen der Frau ruhten auf ihrem Gesicht und ihre blauen Haare tanzten um sie herum.

Kaighley merkte, dass gar kein Wind wehte.

„Kaighley…“, wieder dieses zarte Flüstern. Diese Stimme voller Trauer. Ohne das sie es merkte liefen ihr Tränen über das Gesicht.

„Kann ich dir helfen. Suchst du jemanden?“, sie würde alles tun, damit diese Traurigkeit aus ihrer Stimme und ihren Augen verschwand. Es tat ihr jetzt körperlich weh sie so zu sehen.

Die fremde Frau trat noch ein paar Schritte auf sie zu.

„Du kannst mir nicht helfen.“

Kaighley stockte der Atem. Sie war so nah vor ihr.

Plötzlich merkte sie, wie sich die Umgebung veränderte. Alles wurde dunkel und sie merkte, wie sie den Boden unter ihren Füßen verlor. Sie wollte sich an der fremden Frau festhalten, aber diese war plötzlich verschwunden.

Kaighley fiel. In bodenlose Schwärze und wie nebenbei hörte sie wieder die Stimme. Ihre Stimme, die Stimme der fremden Frau.

„Es tut mir Leid, es tut mir Leid, es tut mir Leid, es tut mir Leid, es tut mir Leid….“, ein endloses Mantra in der Schwärze.

Kaighley hielt sich die Ohren zu. Es tat weh. So weh.

Und plötzlich endete alles. Ihr Sturz und die ewigen Entschuldigungen der Frau.

Alles war noch immer dunkel, aber sie hatte jetzt wenigstens festen Boden unter den Füßen.

Unschlüssig blieb sie einen Moment einfach so sitzen, bis sie wider feststellte, dass sich die Umgebung veränderte.

Das Dunkel blieb, aber jetzt konnte sie in einiger Entfernung einen Lichtkreis sehen, der stetig näher kam.

Kaighley wusste nicht warum, aber sie blieb ruhig sitzen. Was auch immer dort auf sie zukam, sie würde ihm nicht entkommen können.

Und als der Lichtkreis da war, sah sie die Frau wieder. Sie lag in der Mitte, zusammengekrümmt und schluchzend.

Es brach Kaighley das Herz sie so zu sehen. Vorsichtig lief sie deshalb auf sie zu und ließ sich neben ihr auf den Boden fallen.

Beruhigend strich sie ihr über den Rücken.

„Alles wird gut.“

„Kaighley, meine Kaighley. Ich konnte sie nicht beschützen.“

Kaighleys Hand erstarrte. Was meinte die Frau?

„Meine Kaighley. Ich konnte ihr nicht helfen.“

Sie wusste nicht, was sie jetzt denken sollte. Wer war sie?

„Was ist mir Kaighley? Was ist passiert?“

Doch die fremde Frau hörte sie nicht. Viel zu sehr war sie in ihrer Trauer vertieft.

„Warum? Warum konnte ich nicht helfen? Kaighley, oh Kaighley. Es war nur meine Schuld. Ich wollte sie nur beschützen. Beschützen, verstehst du?“

Kaighley wusste nicht wie, aber die Frau hatte sich blitzschnell umgedrehte und sah ihr jetzt in die Augen.

„Ich…wer ist Kaighley?“

„Meine Tochter, meine kleine unschuldige Tochter.“

Wieder liefen ihr unzählige Tränen über das schöne Gesicht. Doch Kaighley traute sich nicht diese wegzuwischen.

„Was ist mit ihr passiert?“

„Ich..“, die Frau stockte kurz und wischte sich über die Augen, ehe sie fort fuhr, „sie ist meine einzige Tochter. Ich wollte ihr helfen. Nur helfen. In ihr lebte etwas Böses. Etwas abgrundtief Böses. Ich wollte sie doch nur davor schützen. Ihr helfen. Aber alles lief falsch.“

Wieder wurde sie von ihren Schluchzern geschüttelt und dieses Mal hielt es Kaighley nicht aus und nahm sie beruhigend in den Arm.

„Schhh, alles wird gut. Beruhig dich. Hör mir bitte zu, was lief falsch? Was passierte?“

Der Blick der Frau wirkte unfokussiert, als sie ihr in die Augen sah, aber kurz darauf schien sie sich wieder gefangen zu haben und öffnete den Mund,

„Am Anfang funktionierte alles. Wir waren glücklich. Ich und mein Mann. Aber ich wollte doch nur helfen. Meine kleine Tochter glücklich machen. Ihr helfen. Ich konnte doch nicht wissen, dass so etwas passieren würde. Das so eine Katastrophe passieren würde.“

„Was passieren würde?“, Kaighley Stimme bekam einen schrillen Klang. Was war damals Passiert? Hatte sie etwas getan?

„Ich höre noch immer seinen Schrei. Und ich weiß, dass in dieser Nacht noch viele so schrieen. Ich wollte das nicht. Bitte versteh mich. Ich wusste nicht, dass meine kleine Kaighley so etwas konnte. Ich wusste es nicht. Wollte doch nur, dass sie glücklich ist. Meine kleine Tochter.“

Bei den letzten Worten sah die Frau ihr in die Augen und Kaighley bekam kaum noch Luft.

Was hatte sie getan?

Sie sah, wie die Frau wieder ihren Mund öffnete um weiterzureden, aber plötzlich veränderte sich die Umgebung wieder und Kaighley merkte, wie jemand an ihrer Schulter rüttelte und nach ihr rief.

„Nicht jetzt! Was passierte? Sag es mir, bitte. Was passierte? Was hab ich getan?“

Doch die Frau mit den blauen Haaren und den gleichen Gesichtszügen verblasste immer mehr. Kaighley erkannte nur noch ihre braunen traurigen Augen. Augen voller Trauer und Verzweiflung.

Doch bevor sie vollends erwachte hörte sie noch ein letztes Mal ihre süße zarte Stimme,

„Sie verbrannte uns. Meine kleine süße Tochter. Sie verbrannte uns.“

Trauer und Wahrheiten

Also..ich habs endlich geschafft und hab meine "kleine" Blockade überwunden..und es auch geschafft, dieses Kapitel mal fertig zu schreiben!

ich wünsch euch gaaanz viel spaß damit

glg

*knuddel*
 


 

„Sie verbrannte uns…“

Immer und immer wider hallte dieser eine Satz in ihrem Kopf wider.

Was hatte sie damals nur getan? War sie es gewesen, die das Feuer gelegt hatte? Aber ihre Mutter, Farina, sie hatte gesagt, das ihre Eltern von einem fremden Mann getötet wurden und das dieser das Feuer gelegt hatte. Hatten sie gelogen?

Warum?

War es wahr?

Hatte sie das Leben ihrer Eltern und das der ganzen Bewohner auf dem Gewissen?

„Kaighley, ist alles ok? Du hast im Schlaf geweint und geschrieen.“

Erst jetzt wurde Kaighley sich wieder der Hand auf ihrer Schulter bewusst und die damit verbundene Anwesenheit ihrer Freundin. Aber unwirsch fegte sie diese von ihrer Schulter und stand wankend auf.

„Alles Bestens. Habe nur schlecht geträumt. Deshalb geh ich auch kurz raus. Brauche frische Luft.“

Sie sah Lilithel noch nicht einmal in die Augen, als sie aus dem Raum verschwand. Hätte sie es getan, hätte ihre Freundin mit Sicherheit gewusst, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.

Als Kaighley auf den staubigen Flur trat, musste sie sich erst einen Moment gegen die alte Wand lehnen. Alles drehte sich vor ihr und immer wieder zwischendrin hörte sie die verzweifelte Stimme ihrer Mutter.

Sie bemerkte die Tränen, die ihre jetzt über das Gesicht liefen. Alles war so real gewesen. Ihre Stimme. Diese pure Verzweiflung und diese schier endlose Trauer. Und trotz allem hatte sie nur versucht ihr zu helfen. Hatte sie immer noch geliebt.

Schluchzer schüttelten ihren Körper als sie die morsche Treppe hinunterlief. Sie hatte keine Ahnung wohin sie wollte. Nur weg von diesem Zimmer, weg von diesen Erinnerungen. Blind vor Tränen taumelte sie durch die große Eingangstür und direkt gegen die zwei, vor der Tür postierten, Männer. Doch den Sturz auf den Boden bekam sie nicht mal richtig mit. Kaighley blieb einfach dort sitzen wo sie war und versuchte die Schluchzer, die ihren schmalen Körper immer wieder aufs Neue schüttelten zu unterdrücken. Doch sie missglückte jämmerlich.

„Kaighley? Was ist los Kleine?“

Sachte wurde ihr Kopf angehoben und sie blickte in die grünen Augen Saemils.

Ohne weiter darüber nachzudenken zog sie ihn an sich und vergrub ihren Kopf an seiner Brust. Sie hatte den Kampf gegen ihre Tränen und die Trauer verloren. Es war ihr aber auch egal. Ungehemmt liefen jetzt die Tränen über ihr Gesicht und auf Saemils Kleidung.

„Schhh, meine Kleine. Alles wird gut. Alles wird wieder gut!“

Sie merkte wie er sie auf seinen Schoß zog und immer wieder beruhigend über ihren Rücken strich. Aufgelöst wurde ihr Griff immer stärker. Er war der einzige Halt den sie jetzt hatte und den würde sie nicht mehr loslassen.
 

Kaighley wusste nicht, wie lange sie schon so dasaßen und Saemil ihr immer wieder beruhigende Worte zuflüstert, aber mit der Zeit hatten ihre Tränen aufgehört und auch die Schluchzer waren weniger geworden und hatten dann aufgehört. Trotz allem hatte sie sich immer noch nicht von ihm gelöst. Seine Nähe tat ihr einfach viel zu gut. Und nach allem was sie in den letzten Stunden erlebt hatte brauchte sie das jetzt dringend.

„Kaighley, willst du mir sagen was los war?“

Auch der junge Mann musste bemerkt haben, dass es ihr dementsprechend wieder besser ging und wollte jetzt den Grund für ihre Aufgelöstheit wissen.

Das blauhaarige Mädchen kniff kurz die Augen zusammen, ehe sie stockend zu einer Antwort ansetzte. Über das Vergangene zu reden war schwer. Denn, so kam es ihr vor, wenn sie es erstmal laut sagen würde, würde es der Wahrheit entsprechen. Und das konnte einfach nicht sein. Es konnte nicht sein, dass sie ihrer eigenen Mutter so etwas angetan hatte. Dem Menschen, der sich am Meisten für sie eingesetzt hatte, der alles für sie getan hatte.

Aber sie konnte doch auch nicht alles einfach so in sich hineinfressen? Irgendwann würde sie wahnsinnig werden, würde der Schmerz über die Tatsachen sie von innen her zerstören. Sie wusste es nur zu genau. Und Saemils Stimmt klang so beruhigend, so verständnisvoll.

Dennoch, wenn noch nicht mal sie die Wahrheit ertrug, wie konnte es dann ein Außenstehender? Was wäre, wenn Saemil sie nicht verstand, sie für ein Scheusal hielt? Noch mehr Personen in ihrem Umfeld wollte und konnte sie einfach nicht mehr verlieren, dass würde sie weder körperlich noch geistig überstehen.

Doch ein kurzer Blick in seine ruhigen, verständnisvollen Augen ließ sie Hoffnung schöpfen. Er war da, die ganze Zeit schon und streichelte ihr beruhigend über den Rücken. Wenn er sie schon nicht verstehen würde, wer sonst?

Deswegen öffnete sie langsam ihren Mund und begann ihm stockend über das Erlebte zu erzählen.
 

Nachdem sie geendet hatte, herrschte für ein paar Augenblicke schweigen, in denen Kaighley seine Hand auf ihrem Rücken auf und ab fahren spürte.

„Kaighley, das war nur ein Traum. Du solltest solche Sachen nicht zu ernst nehmen.“

Es wäre um so vieles leichter seinen Worten Glauben zu schenken, aber sie konnte es nicht. Sie hatte schon mal einen ähnlichen Traum gehabt. Und da war es um ihren Bruder gegangen und dass sie irgendwann gegen einander antreten mussten. Und auch das war wahr geworden. Außerdem war alles so real gewesen, so glaubhaft.

„Und was wenn nicht? Es war zu real, zu wahr. Du hast sie nicht gesehen Saemil! Du hast nicht ihre Stimme gehört und in ihre Augen gesehen. Ich…sie war meine Mutter. Meine Eltern…die Bewohner dieser Stadt. Ich…ich habe sie ver…“

„NEIN! Nein das hast du nicht!“

Durch seine plötzliche Lautstärke zuckte sie zusammen und sah in verunsichert an.

Was war plötzlich los mit ihm?

Der junge Mann war aufgesprungen und lief aufgeregt vor ihr hin und her.

„Du hast nichts getan! Das war nur ein blöder Traum. Nur ein Traum!“

Kaighley wusste nicht, was mit ihm los war, aber irgendetwas schien ihn gewaltig aus der Fassung zu bringen. Vorsichtig stand sie auf und lief auf ihn zu. Ihre Hände erfassten die seine und zwangen ihn zum Anhalten, dann sah sie ihm fest in die Augen und öffnete den Mund,

„Es war kein Traum. Das weißt du. Ich habe sie verbrannt. Meine Eltern, die Bewohner dieser Stadt. Ich habe sie verbrannt.“

Tränen liefen ihr wieder über das gerötete Gesicht, doch sie war noch nicht mit ihrer Antwort fertig,

„Ich habe die wichtigsten Menschen in meinem Leben getötet. Getötet! Ich bin eine Mör..“

Sie konnte den Satz wieder einmal nicht zu ende bringen, denn Saemil hatte sie gestoppt, indem er einfach seinen Mund auf den ihren legte.

Nach ein paar Sekunden löste er sich wieder von ihr und sah ihr in die geröteten Augen.

„Du bist keine Mörderin. Egal was passiert ist, du hättest es niemals gewollte. Du magst viel sein, aber eine Mörderin bist du nicht.“

„Woher…“

„Woher ich das wissen will? ICH weiß, was ein Mörder ist. Und glaub mir, du bist keiner.“

Noch immer stand sie nahe vor ihm und sah ihm in die grünen Augen, in denen es schmerzhaft aufleuchtete.

„Saemil, was ist passiert, damals?“, es war nur eine geflüsterte Frage, aber sie erreichte sein Ohr und er zuckte fast schon schmerzhaft zusammen, ehe er ihr wieder in die Augen sah.

„Willst du es wissen?“

Kaighley nickte nur.

„Ich…wir wohnten damals in einer heruntergekommen Gegend in der Nähe von Zaar. Wir hatten nicht viel. Fast gar nichts. Mein Vater war Hafenarbeiter und meine Mutter, nun ja, sie hat für etwas Geld alles getan. Ich musste damals auf meine kleinen Geschwister aufpassen. Lily und Kai. Sie war sechs, er vier. Ich…mein Vater, er hat uns nie wirklich gut behandelt. Meistens war er sturzbesoffen und lungerte in irgendeiner Ecke rum oder trieb es mal wieder mit einer Hure. Mir war es immer egal, so lange er uns in Ruhe ließ.“

Kaighley konnte genau beobachten, wie sich Saemils Hände in seinem Schoß zu Fäusten ballten. Es tat ihr selbst weh, ihn so verletzt zu sehen, deswegen legte sie sanft ihre Hand auf seine verkrampften. Doch er achtete nicht einmal darauf sondern fuhr mit einer tonlosen Stimme fort,

„Ich versuchte es Lily und Kai so angenehm wir möglich zu machen. Sie waren alles für mich. Aber irgendwann, ich weiß nicht warum, vergriff er sich das erste Mal an ihr. Ich war nicht da. War einkaufen für die beiden und konnte es nicht verhindern. Ich hab mir noch nie solche Vorwürfe wie an diesem Abend gemacht. Ich hätte daheim sein sollen. An dem Abend stellte ich ihn auch gleich zur Rede.

Na ja, das war wohl auch das erste Mal das ich mich vor schmerzen nicht mehr bewegen konnte. Er hatte eine ziemlich starke Rechte.

Ich war damals zehn.

Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Danach vergriff er sich immer öfters an ihr. Lily verkraftete das nicht. Sie ging kaum noch raus. Saß immer nur da und starrte vor sich hin.“

Das blauhaarige Mädchen musste mit sich kämpfen um nicht schon wieder in Tränen auszubrechen. Sie hatte nicht gewusste, was er in seiner Kindheit durchmachen musste. Doch der Erzählende selbst zeigte keine Regung. Er saß nur da und sprach mit einem emotionslosen Gesicht, von der Hölle, die er gerade mal als Zehnjähriger durchleben musste.

„Meine Mutter war auch keine große Hilfe. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. Mein Vater kam später nach Hause. Ich war noch draußen bei ein paar Freunden. Als ich nach Hause kam war er da.

Lily hat versucht sich zu wehren.

Er war viel stärker als sie.

Ich…ich weiß nicht, was mich dazu bewegt hat, aber ich hab ein Messer genommen und es ihm in den Rücken gejagt.

Er war sofort tot.

Ich hatte sein Herz getroffen.

Danach wollte ich ihr helfen. Aber Lily sah mich aus großen ängstlichen Augen an und schrie, als ich sie anfasste.

Sie hatte Angst vor mir! Ich hatte ihr geholfen und sie hatte Angst.

Auch meine Mutter sah mich mit diesen großen angsterfüllten Augen an.

Sie schrie mich an, ich solle verschwinden, nie wieder herkommen.

Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich hatte meinen Vater getötet, für sie. Und sie hatten Angst. Nannten mich Mörder und schickten mich weg. Ich hatte es für sie getan! Ich weiß gar nicht mehr, wohin ich in dieser Nacht eigentlich gerannt bin. Ich wollte nicht fort. Es war mein Zuhause und ich war noch jung.“

Es brach ihr das Herz ihn so zu sehen. Saemils Gesicht zeigte keinerlei Regung, als ob er die Geschichte eines Bekannten erzählen würde. Kaighley wusste genau, dass das seine Art war mit dem Erlebten umzugehen. Wahrscheinlich war es gerade diese Distanz, die ihn davor bewahrte zusammenzubrechen.

„Ich glaub, dass war die längste Nacht in meinem Leben. Ich versteckte mich in einer heruntergekommenen Fabrik und hoffte, dass das alles bloß ein schrecklicher Alptraum gewesen war und wenn ich wieder zurückgehen würde, alles wieder beim Alten wäre.

Naja, du kannst dir denken, dass es nicht so war.

Ich weiß auch gar nicht, wie sie es so schnell herausgefunden hatten, aber als ich am nächsten Nachmittag nach Hause kam waren sie da.

Freunde von meinem Vater.

Hatten wohl von seinem Tod erfahren oder meine Mutter hatte es ihnen erzählt. Ich glaube heute, es war letzteres. Sie hatte Angst vor mir. Meine Mutter! Sie fielen über mich her. Schrieen immer wider „Vatermörder“ und anderes.

Alles weiß ich nicht mehr genau. Ich konnte mich nicht wehren.

Ich war zehn!

Sie prügelten so lange auf mich ein bis ich ohnmächtig wurde und ich glaube auch lange danach noch. Ich glaube, so lange bis sie glaubten ich wäre tot.

Meine Mutter hat dabei zugesehen. Sie hat nicht einen einzigen Finger gerührt.

Im Gegensatz zu Kai.

Ich weiß bis heute nicht, wer genau ihn getötet hat, oder was passiert ist. Ich kann mich nur noch an seine Schreie erinnern, dass sie mich in Ruhe lassen sollten.

Er war ihnen wohl im Weg gewesen.

Er war vier!

Er war vier gewesen und hatte versucht mich zu retten! Mich! Einen Mörder!“

Saemil war von ihr weggegangen und hatte die Hände zu Fäusten geballt. Trotz all seinen Anstrengungen konnte sie doch diesen Schmerz in seinen Augen erkennen. Langsam schritt sie wieder zu ihm.

„Du bist kein Mörder. Du magst vieles sein, aber kein Mörder. Du hast es getan um ihnen zu helfen. Das war sehr mutig.“

Sie beugte sich vor und küsste ihn sacht auf seine Wange. Einen Moment war er einfach nur wie paralysiert. Er starrte in ihre Augen und konnte nicht fassen, was sie gesagt hatte.

„Wir sind schon was besonderes, findest du nicht? Wir zwei Mörder.“

Eigentlich war es kein Grund zu lachen, eher einer zum Weinen. Aber trotzdem huschte ein Lächeln über sein Gesicht, ehe er sie wieder in seine Arme schloss.

„Du hast Recht.“

Die Sonne ging gerade auf, als er zum zweiten Mal seine Lippen auf die ihren legte. Die Tränen, die wieder über ihr Gesicht liefen wischte er mit seinem Daumen zärtlich weg.

„Auf dich werde ich aufpassen! Ich schwöre es dir!“, flüsterte er ihr ins Ohr, ehe er sie wieder sanft von sich weg schob.

„Versprichst du es mir?“

„Ich verspreche es. Wenn du dem Wort eines Mörders noch vertrauen kannst.“

„Ich vertraue dir.“

Und wieder näherte sie sich seinen Lippen, als plötzlich ein Räuspern sie inne halten ließ.

„Ich möchte euch echt nicht stören, aber ich hab das mit deinem Traum mitbekommen.“

Überrascht fuhren Saemil und Kaighley zu der Stimmer herum und fanden sich Lazar gegenüber, der beide ernst ansah.

„Es tut mir Leid, wenn ich dich damit verletzt habe, aber jetzt ist es zu spät es ungeschehen zu machen. Ich weiß von deinem Traum. Kaighley ich rate dir so etwas ernst zu nehmen. Egal wie weh es tut. Träume können ein Tor zu der Vergangenheit öffnen, vor allem, wenn man so eng mit einem Ort verbunden ist.
 

Verwirrt entfernte sich das Mädchen etwas von Saemil ehe sie sich vollständig zu Lazar umdrehte. Leichtes Unbehagen spiegelte sich auf ihrem hübschen Gesicht wider.

„Was genau meinst du damit?“

„Versteh mich bitte nicht falsch. Ich weiß, dass du dich im Moment schrecklich fühlen musst. Aber dieser Traum…Du hast doch erzählt, dass du diese…Frau auf einem Marktplatz das erste Mal gesehen hast. Das könnte ein Anhaltspunkt für unsere Suche sein. Wir haben sonst nicht die geringste Ahnung wo wir beginnen sollen und das ist immerhin besser als nichts!“

Unschlüssig sah sie den Größeren an. Wenn sie Lazars Rat befolgen würden…das würde bedeuten vielleicht mehr von ihrer Vergangenheit zu erfahren. Aber wollte sie das wirklich? Wenn dieser Traum, wenn er der Wahrheit entsprechen würde, könnte sie damit klar kommen?

Allein bei dem Gedanken daran spürte sie wie sich ihre Brust zusammenzog und die Tränen wieder in ihrer Augen traten.

Sie hatte womöglich etwas Schreckliches getan. Das Leben ihrer Eltern und das der Bewohner dieser Stadt auf fürchterliche Weise beendet.

Wie hatte so was nur passieren können?

Doch bevor sie zu weit in diese trüben Gedanken abrutschen konnte, spürte sie einen leichten Druck auf ihrer Schulter und vernahm Worte, die ihr sanft ins Ohr geflüstert wurden.

„Mach dir keine Gedanken. Ich bin für dich da und werde auf dich aufpassen. Ich hab es doch versprochen.“

Sie merkte wie sich eine Art Wärme in ihrem Innern ausbreitete und lächelte Lazar aufmunternd entgegen.

„Du hast wohl Recht. Lass und morgen danach suchen gehen.“

Ihr Gegenüber nahm ihre Entscheidung mit wohlwollen entgegen, nickte ihr noch einmal kurz zu und verschwand dann im Schatten der Haustür.

„Das hast du gut gemacht.“, hörte sie noch einmal Saemils Stimme bevor er wieder seine Lippen sanft auf ihre legte. Kaighley genoss diesen Kuss in vollen Zügen, zog Wärme und Vertrauen daraus. Sie wusste, dass sie diese Sachen später noch brauchen würde.

Was auch immer auf sie zukommen würde…
 

Der nächste Tag brach nach Kaighleys Meinung viel zu früh an. Ihr Körper fühlte sich müde und unbeholfen an. Sie schaffte es nur mit größter Selbstbeherrschung überhaupt erst aufzustehen und das auch nur, weil sie wusste, wie wichtig der heutige Tag sein würde. Vielleicht würde sie heute mehr über ihre Vergangenheit erfahren. Ob das jetzt Positiv oder Negativ war blieb mal so dahin gestellt. Aber sie würde es bestimmt bald erfahren.

Auch Lilithel schien an diesem Morgen nicht ganz sie selbst zu sein. Denn trotz Kaighleys seltsamem Verhalten in der letzten Nacht, verlor ihre beste Freundin nicht ein einziges Wort darüber, sondern sah sie nur ein paar Augenblicke komisch an, wandte sich dann aber wieder ab und trottete verschlafen die Treppe hinunter.

Kaighley sah ihr ein paar Momente sprachlos hinterher ehe sie den Kopf schüttelte und Lilithel die Treppe hinunter folgte.
 

Unten angekommen sah sie schon ihre Freunde ungeduldig um die Treppe herum stehen.

„Wurde auch langsam Mal Zeit!“

Lazar war wirklich noch nie der Mensch für freundliche Worte gewesen. Im Gegensatz zu Gilian, der ihr fröhlich entgegen blickte und ihr auch sogleich einen schönen Morgen wünschte.

Der Rest ihrer Freunde folgte dem Beispiel des Kleinen.

„Also, da wir ja jetzt alle endlich da sind sollten wir anfangen. Wir haben nicht viel Zeit! Kaighley, du wirst uns führen. Saemil,Gilian und ich werden dir folgen. Layla, Lilithel und Bishop ihr werdet euch gesondert von und etwas in der Stadt umschauen. Vielleicht findet ihr etwas.Wenn jemand von uns in Schwierigkeiten geraten sollte…“

„Hey wart mal einen Moment Mister-ich-entscheide-hier-über-alles! Was soll der scheiß? Warum ende ich in deiner Einteilung immer mit dieser Kuh! Ich will verdammt noch mal endlich mit Kaighley zusammen sein. Nix gegen dich, Bishop,“, fügte Lilithel noch schnell mit einem Seitenblick auf ihren Gefährten hinzu, „aber ich habe es echt satt!!“

Wütend verschränkte sie ihre Arme und sah Lazar aufgebracht entgegen.

Dieser schien im ersten Moment regelrecht sprachlos über solch einen Ausbruch, ehe er sich wieder fasste und nun seinerseits dem Mädchen wütend entgegen blickte.

„Lilithel“, fing er ruhig an, „ich kann ja verstehen, dass du bei Kaighley sein willst. Aber im Augenblick ist das nicht möglich. Wie du ja sicherlich schon festgestellt hast, wird sie von ihrem verrückten Bruder verfolgt, der sie sehr gerne tot sehen würde. Und wie du sicherlich auch weißt, bist du leider nicht im Stande dazu, sie auch nur ansatzweise zu verteidigen. Das mag hart klingen, ist aber so. Saemil und ich wissen mit eine Schwert umzugehen und selbst Gilian ist um Längen besser darin als du. Außerdem bist du mit Bishop und Layla auch sicherer.“

Stille.

Man hätte eine Stecknadel fallen hören können.

Selbst Lazar war von seinen harschen Worten im ersten Moment erschrocken, ehe er sich umwandte und nach draußen ging.

Die anderen blieben noch einen Moment unschlüssig stehen und vor allem Kaighley machte sich Sorgen um Lilithel, die stumm weiter vor sich auf den Boden starrte. Sie konnte nicht erkennen, was für ein Gesicht ihre Freundin gerade machte. Weinte sie oder war sie wütend?

Doch bevor sie ihre Hand ausstrecken konnte um ihrer Freundin aufmunternd durch das Haar zu fahren, hob diese wieder ihren Blick, sah die anderen ausdruckslos an und sagte mit emotionsloser Stimme, „Ihr habt ihn ja gehört. Lasst uns losgehen.“

Schnurstracks beeilte sie sich an ihren Freunden vorbei zu kommen und verschwand, wie zuvor Lazar, durch die große Eingangstür.

Zurück ließ sie ihre sprachlosen Freunde.

„Sie wird ihn jetzt aber nicht umbringen, oder?“

Gilian sah die anderen mit beinahe ängstlichen Augen an.

„Ich…ich glaube nicht. Lass es uns zumindest hoffen.“

Kaighley versuchte ihm beruhigend zuzulächeln, ehe sie dem Beispiel ihrer Freunde folgte und nach draußen verschwand.

Gilian sah die Älteren noch einmal fragend an, die alle jedoch unsicher mit den Schultern zuckten und dann durch die Eingangstüre gingen.

„Was ist heute Morgen bloß los?“

Der Jüngste blieb noch einen Augenblick unschlüssig an Ort und Stelle stehen, ehe ihn Lazars Stimmt nach draußen rief.
 

Einst war Maine bestimmt eine wunderschöne Stadt gewesen, denn trotz des Rußes und der Zerstörung besaß die Stadt immer noch diese friedliche Atmosphäre, die es den Menschen leicht machte sich an einem Ort wohl zufühlen und man konnte hier und da unter all dem Schmutz immer noch wunderschöne, filigrane Verzierungen an manchen Häusern entdecken. Kaighley konnte nicht anders als immer wieder stehen zu bleiben, um das eine oder andere Haus zu betrachten. Es tat ihr weh, die Stadt, ihre Stadt in so einem Zustand zu sehen und sie fragte sich, wie es wohl gewesen wäre hier zusammen mit ihren Eltern und ihrem Bruder aufzuwachsen.

Den aufkommenden Seufzer versuchte sie so gut es ging zu unterdrücken. Sie wollte nicht schon wieder einen besorgten Blick seitens ihrer Freundin bekommen. Diese befand sich diesen Morgen eh nicht in der besten Stimmung und seit ihrem Streit mit Lazar verhielt sie sich sogar noch merkwürdiger als normal, falls das überhaupt möglich war.

Kaighley hoffte einfach nur, dass alles gut ging.

Während sie in Gedanken versunken hinter ihren Freunden herging, bemerkte sie nicht, wie die Sonne sich langsam ihren Weg über die rußigen Dächer suchte und die ganze Ruine in ein fast schon unwirkliches Licht tauchte. Ruhe und Still breitete sich über der ganzen Gegend aus und hinterließ ein beklemmendes Gefühl der Einsamkeit, das sich schon bald auf die ganze Gruppe übertrug.

„Ich weiß nicht ganz, aber fühlt ihr euch hier nicht auch komisch? Irgendwas liegt in der Luft, ich kann es fühlen.“

Überrascht sahen sich die anderen nach Layla um, die sich nervös am Kopf kratzte.

„Hey, schaut mich nicht so an! Ich kann auch nichts dafür, aber diese Gegend macht mich irgendwie ganz nervös. Könnten wir uns einfach beeilen und die Sache schnell hinter uns bringen?“

„Ich kann dich verstehen. Mir geht’s es auch nicht anders. Hier stimmt was nicht.“ Bishop sah sich aufmerksam nach allen Seiten um.

„Man kann die Seelen der Opfer fühlen.“

„Man kann WAS? Und WO?“, ängstlich klammerte sich Lilithel an Kaighleys Arm, die zuvor gar nicht mitbekommen hatte, das die Gruppe stehen geblieben war und ohne Lilithels Eingreifen wohl frontal gegen eine zerstörte Hausmauer gerannt wäre und sah Bishop mit großen Augen an

„Wiederhol das noch mal!!“

„Du brauchst dich nicht zu fürchten. Sie werden dir wohl kaum etwas tun! Man kann sie nur fühlen, oder besser ausgedrückt ICH kann sie nur fühlen.“

Unsicher sah Lilithel sich nach allen Seiten um, bevor sie sich wieder Bishop zuwandte und dabei versuchte ein Schütteln zu unterdrücken.

„Ah ja. Und sie tun mir wirklich nichts?“

„Lil. Du hättest doch gar nichts gemerkt, hätte Bishop nichts gesagt. Also komm runter.“ Kaighley versuchte sich aus dem äußerst schmerzhaften Griff ihrer Freundin zu befreien und sah ihr aufmunternd ins Gesicht.

„Wir beeilen uns und verschwinden dann schnell wieder von hier. Ich verspreche es dir!“

„Wenn du meinst….“, immer noch leicht verängstigt schlich sie schon fast ihrer Freundin hinterher, die jetzt die Führung der Gruppe übernommen hatte.
 

Kaighley wusste nicht genau warum, aber der Weg, den die jetzt zusammen mit ihren Freunden betrat kam ihr bekannt vor. Was das nicht der gleiche gewesen, den sie genommen hatte, als sie dieser Frau, ihrer Mutter gefolgt war?

Sie wusste es nicht mehr genau. Aber spätestens hinter der nächsten Biegung würde sich zeigen, ob ihre Vermutung stimmte oder nicht. Denn wenn sie richtig lag müssten sie auf den großen Marktplatz stoßen, wenn nicht…na dann mal schauen wohin sie die andren als nächstes führen würde.

`Spürst du das?`

Farths dunkle Stimme erschreckt sie im ersten Moment. Sie hatte ihn lange nicht mehr gehört.

`Was genau meinst du?`

`Irgendwas ist hier.`

`Hä? Wie genau meinst du das? Was ist hier? Und wie hier? „Hier“ ist ein verdammt dehnbarer Begriff…`

`Stell dich nicht noch dümmer an, als du eigentlich bist.`

Vor Wut wusste Kaighley noch nicht mal, was sie erwidern sollte. Was zu Hölle war jetzt wieder mit diesem dämlichen Gott los? Er hatte noch größere Stimmungsschwankungen als jedes Mädchen, sogar mehr als Lilithel und das sollte schon was heißen.

Aber irgendwie verunsicherten seine Kommentare sie schon. Was war hier? Und wenn Bishop und jetzt sogar Farth was fühlten, dann musste es doch stimmen, oder?

Unsicher sah sie sich nach beiden Seiten um, aber außer verkohlten, halb eingestürzten Häusermauern konnte sie nichts entdecken.

<Trotzdem sollte ich vorsichtig sein.>
 

Kaighley sah aufmerksam nach vorne, als sie ihre Freunde um die nächste Biegung führte. Als sie sah, was sich vor ihr befand setzte ihr Herzschlag für eine Sekunde aus. Sie hatte Recht gehabt!

Vor ihr erstreckte sich der Marktplatz. Überall sah man eingestürzte Häusermauern, die diesen wie einen Ring umschlossen. Die vielen kleinen Straßen, die vom Zentrum des Platzes wegführten waren mit Geröll und Schutt überseht, manche so schwer, das es kein Durchkommen mehr gab.

„Ich denke, wir sollten mit unserer Suche hier beginnen.“, leicht blass im Gesicht drehte sie sich zu ihren Freunden um, die den Platz vor sich immer noch musterten. Manche traurig, andere, wie Lazar fast schon gleichgültig. Der Schock darüber, dass ihre Vermutung gestimmt hatte, saß ihr immer noch in den Knochen. Musste das nicht bedeuten, dass ihr Traum der Wahrheit entsprach.

War sie schuldig? Hatte sie wirklich ihre Eltern auf dem Gewissen?

Noch während sie in ihren Gedanken versunken war, schob sich die Sonne noch ein Stückchen weiter über die Dächer der Ruine und beschien alles mit ihrem bleichen Licht, dem Licht, welches alles so unwirklich erscheinen ließ.

Und eine unheimliche Ruhe und Stille breitete sich über der zerstörten Stadt aus. So dass niemand auf den sachten Wind achtete, der durch die zerstörte Stadt wehte. So still und unsichtbar, von niemandem bemerkt. So lange schon.

Niemand bemerkt ihn, den Wind mit der Silhouette einer Frau.

Niemand hörte ihr schluchzen und weinen.

Niemand hörte sie…

…oder?
 

Kaighley wusste nicht genau was es war, als eine Gänsehaut ihren Rücken hinunterfuhr. Irgendwas war hier, das spürte sie genau. Irgendwas mit einer so unendlich traurigen und verzweifelten Aura. Irgendetwas…

…aber sie wusste einfach nicht was es war. Auch nicht als sie den sachten Wind, gleich einer tröstenden Hand, auf ihrer Wange spürte, der sie zu beruhigen versuchte und die sanfte Stimmt hörte, die so leise war, das sie glaubte sie sich nur einzubilden.
 


 

Maine war gefallen.

Vor 15 Jahren schon.

Die Ruine gleicht nunmehr einem stillen Beobachter.

Leise und doch lauernd.

Nur wenn sie vergeben können, werden sie es erreichen.

Das wonach sie suchen.

Ihre Amulette.

Und vielleicht sogar mehr.

Ergebnislose Suche

Halloo erstmal :-)

Also hier hab ich mal das neue Kapitel...es ist eher ein Zwischenkapitel. Aber ich hab mich dafür entschieden es hochzuladen, weil ich es noch für den weiteren Verlauf der Geschichte brauchen werde..weil ein paar interessante Geheimnisse in dem Kapitel gelüftet werden...viel eher nur ein geheimnis, aber das werdet ihr noch lesen :-P

naja ich wünsch euch trotzdem viel Spaß mit diesem Zwischenkapitel

lg
 


 

Ergebnislose Suche
 

„Okay, wir machen es wie gesagt. Layla, Lilithel und Bishop, ihr werdet euch den Rest der Stadt etwas genauer ansehen. Wir beginnen mit der Suche erstmal hier. Treffpunkt wird in etwa zwei Stunden wieder hier sein. Verstanden?“ Lazar sah sich der Reihe nach um und erhielt zu seiner Bestätigung jeweils ein kurzes Nicken.

„Was machen wir, wenn etwas Unvorhergesehenes geschieht?“

Doch bevor Lazar auf Bishops Frage eingehen konnte, hatte Lilithel ihren Mund schon zu einer Antwort geöffnet,

„Wie wär’s mit wegrennen und verstecken, oder was meinst du, Big Boss?“

Kaighley konnte sich trotz immenser Anstrengung ein Grinsen nicht verkneifen. Lazars Gesicht war einfach nur göttlich. Noch nie hatte Kaighley ihn so offensichtlich um Fassung ringen sehen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte Lilithel den nächsten Tag nicht mehr überlebt. Kaighley war mehr als beeindruckt von dem Wagemut, den ihre blonde Freundin an den Tag legte. Sie selbst hätte sich nie getrau Lazar so offensichtlich zu provozieren. Aber es war einfach zu lustig, und das blauhaarige Mädchen bereute es aus ganzem Herzen nicht ihren Fotoapparat mitgenommen zu haben. Dieses Gesicht würde sie wohl nie wieder in ihrem Leben zu Gesicht bekommen.

„Geht einfach! Bishop wird schon was einfallen!“ Unter Aufbietung all seiner Kräfte gelang es Lazar, sich von dem blonden, vor sich hin grinsenden Mädchen wegzudrehen. Er hatte das Gefühl, als würde sie sich über ihn lustig machen und so wie es aussah, hatten das auch seine Freunde, denn die amüsierten Blicke, die sie untereinander austauschten, entgingen ihm nicht.

Aber im Grunde war es ihm auch egal. Er war hier, um eine Aufgabe zu erledigen und niemand, auch kein dümmlich grinsendes Mädchen, würde ihn davon abhalten.

Bevor er sich noch mehr Gedanken machen konnte, drehte er sich kurzerhand weg und stapfte davon. Die anderen würden schon noch folgen.
 

Kaighley grinste immer noch, als sie Lazar leicht angesäuert von dannen ziehen sah. Der junge Mann war einfach zu herrlich.

Doch bevor sie noch weiter über den Schwarzhaarigen nachdenken konnte, baute Lilithel sich vor ihr auf.

„Okay, Kai, hör mir gut zu. Ich werde dich jetzt allein lassen. Keine Sorge, sobald dir was passieren sollte, bin ich da, um dich zu beschützen. Also keine Angst! Du packst das schon. Ich weiß, es wird dir wahrscheinlich total schwer fallen mich gehen zu lassen. Aber es muss nun mal sein. Du hast Big Boss ja gehört. Er hat entschieden und damit basta. Wie gesagt, ich weiß, wie unendlich schwer diese Entscheidung dir fällt. Ich sehe es in deinem Gesicht. Aber Kai, du musst nicht weinen. Auch wenn wir getrennt sind, so werde ich doch immer in deinem Herzen sein. Wir sind Freundinnen, wir sind unzertrennlich. Wir sind wie Licht und Schatten: Wo das eine ist, kann das andere nicht fern sein. Wir sind wie...“

`Weiß sie, dass ihr nur für gerade mal zwei Stunden getrennt sein werdet?`

`Lass sie in Ruhe. Sie ist nun mal sehr...ähm...gefühlsbetont.`

`Oder dämlich…`

`Sei ruhig!`

„…Kaighley? Hörst du mir überhaupt noch zu?“

Das blauhaarige Mädchen fuhr aus ihren Gedanken auf und sah ihre Freundin entschuldigend an.

„Tut mir…“

„Nichts da. Das ist schon so oft passiert. Bedeutet dir unsere Freundschaft gar nichts mehr? Bin ich dir egal?“

Kaighley konnte schon mit ansehen, wie die Unterlippe ihrer Freundin zu zittern begann.

„Lil, Schatzi. Du weißt, dass mir unsere Freundschaft viel bedeutet. Es ist nur, diese ganze Umgebung, diese Stadt - meine Stadt - das alles macht mich nervös. Ich wollte dich nicht verletzten. Glaub mir. Es tut mir wirklich Leid!“

Zur Überraschung aller zuckte Lilithel jedoch nur kurz mit den Schultern und sagte dann,

„Ach, schon okay. Ich hab auch überreagiert. Du weißt doch, dass mir unsere Freundschaft viel bedeutet. Aber bitte pass auf dich auf!“

`Diese Stimmungsschwankungen können einem wirklich Angst machen`

Kaighley konnte nur stumm mit dem Kopf nicken, bevor Lilithel sie noch einmal lieb anlächelte, kurz an sich drückte und dann Bishop und Layla folgte, die sich kurz nachdem Lilithel angefangen hatte zu reden, stumm von den beiden anderen verabschiedet hatten und vorangegangen waren.

„Irgendwie ist sie schon komisch. Na ja dann lass uns mal gehen. Hoffentlich finden wir das, was wir suchen, schnell.“

Kaighley sah aufmunternd in Saemils Gesicht, bevor sie den Mund öffnete, „Irgendwie hab ich bei der Sache ein gutes Gefühl. Auch wenn mich die Umgebung nervös macht.“

„Keine Angst, du weißt doch, ich bin da um dich zu beschützen. Und wenn nicht, wird Big Boss bestimmt ein wachsames Auge auf dich haben sollte ich verhindert sein.“

Beide hatten ein breites Grinsen auf dem Gesicht, als sie Lazar und Gilian hinterherliefen.

„Irgendwie gefällt mir sein neuer Spitzname.“
 

Was hatte sie noch mal genau zu Saemil gesagt? Sie hatte ein gutes Gefühl bei der Sache? Könnte bitte jemand kommen und sie für diese Aussage schlagen?!?

Seit gefühlten fünf Stunden durchkämmten sie jetzt schon die zerstörten Häuser, die an den Marktplatz grenzten. Nach was genau sie überhaupt suchten, wusste niemand. Doch bis jetzt hatten sie nicht mal ansatzweise den kleinsten Hinweis.

Da war Nichts! Nichts!

Nur ein Haufen Müll, zerstörte Gebäude und eine alte verrostete Teekanne. Und woher die kam, konnte ihr noch nicht einmal einer der anderen beantworten.

Zusätzlich wurde die Stimmung der kleinen Gruppe mit jeder Minute, in der sie nichts fanden, drückender und nicht gerade angenehmer.

Lazar war schon seit Lilithels kleiner Provokation nicht mehr ansprechbar und reagierte extrem gereizt, wenn man dennoch den Fehler begann und ihn etwas fragte, sodass die Übrigen beschlossen hatten, ihn einfach in Ruhe zu lassen.

Leider griff Lazars Übellaunigkeit auch auf die anderen über, sodass seit einer halben Stunde niemand mehr einen Ton von sich gegeben hatte. Und wenn doch, dann nur einsilbige Wörter.

Kaighley schnaubte verächtlich, als sie zum wiederholten Male auf eine Ratte stieß, die sich unter einem großen Stein versteckte. Genervt warf sie den Silberlöffel, den sie neben der Ratte entdeckte hatte, auf den Boden und setzte sich auf etwas, das wohl früher einmal ein Brunnen gewesen war.

„Ich hab keine Lust mehr. Was bringt das? Wir wissen noch nicht mal, wo wir anfangen sollen zu suchen! Wir haben nicht den kleinsten Schimmer! Und ewig in diesem ganzen Müll herum zu graben bringt rein gar nichts!“

Leider reagierte keiner ihrer Freunde auf ihren verzweifelten Ausruf. So stützte sie müde ihren Kopf in ihre Hände und starrte einen Geröllhaufen vor sich an, auf dem sich zwei Spatzen um einen Brotkrümel stritten. Das Interessanteste, das ihr seit dem Beginn ihrer Suche untergekommen war. Wenn man einmal von Saemils unfreiwilligem Sturz in ein Rattennest absah.

Sie war sogar so deprimiert, dass sie anfing mit dem Gott in ihrem Innern zu sprechen.

`Hey Farth? Bist du da?`

`Was glaubst du wohl, wo ich bin?`

`Mhmm...was weiß ich, wo du dich herumtreibst…`

`Erbärmliches Menschenmädchen, warum genau redest du jetzt mit mir? Ich habe eigentlich Besseres zu tun.`

`Ach ja und was? Putzen? Du bist in meinem Inneren gefangen! WAS genau kannst du da machen?` Schon beim Denken ihres Satzes wusste sie, dass sie es lieber hätte lassen sollen.

Farths Antwort folgte auch prompt. `Was bildest du dir ein? Du bist nichts im Vergleich zu mir. Ich rate dir, dich nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Wenn ich wieder Herr über diesen Körper bin, wird es mir eine pure Freude sein, mich an deinen Freunden zu rächen, für all die Demütigungen, die du mir antust. Ich werde sie leiden lassen. Bereite sie am besten schon mal auf einen langsamen Tod vor.`

Sein Lachen bereitete ihr eine Gänsehaut. Sie hatte es gewusste, sie hätte dieses Gespräch niemals beginnen dürfen, vor allem nicht, wenn sie selbst nicht in der besten Stimmung war. Aber seine Drohung war zugleich ein Ansporn die Amulette endlich zu finden. Durch sie gab es vielleicht eine Möglichkeit, dem Fluch zu entgehen.

Langsam erhob sie sich von dem ehemaligen Brunnen und machte sich daran, ihre Gruppe wieder zu finden.
 

„Und, habt ihr schon was gefunden?“

Saemil fuhr erschrocken herum als er Kaighleys Stimmt so nahe an seinem Ohr hörte.

„Erschreck mich doch nicht so!“

Das blauhaarige Mädchen musste über den erschrockenen Gesichtsausdruck ihres Gegenübers lachen und klopfte ihm nur beruhigend auf den Arm.

„Tut mir echt Leid. Ich wusste nicht, dass du so ‚konzentriert’ bei der Arbeit bist“

Saemil hob amüsiert eine Augenbraue, ehe er zu einer Antwort ansetzte. „Konzentriert würde ich das nicht nennen. Ich war eher abgelenkt.“

„Ach ja? Und von was?“

Verlegen kratzte er sich am Kopf.

„Nun ja…da ähm...waren so zwei Vögel…und ähm…“, druckste er herum, bevor Kaighley ihn mit ihrem Lachen zum Verstummen brachte.

„Schon okay. Mir ging es vorhin nicht anders. Wir werden hier nichts finden. Wir wissen ja nicht mal, wo wir anfangen sollen!“

„Das brauchst du mir nicht sagen. Versuch dein Glück lieber mal bei Lazar. Er durchkämmt jetzt schon fast die ganze Zeit ununterbrochen Haus für Haus. Seine Ausdauer ist echt bewundernswert. Es sieht fast schon so aus, als ob er die Amulette mehr brauchen würde als du.“

Kaighley drehte sich in die Richtung, in der Saemil seinen Arm ausstreckte. Und tatsächlich entdeckte sie einen schwarzen Schopf, der gerade dabei war, die Eingangstür eines fast vollständig zerstörten Hauses freizulegen. Irgendwie war er wirklich bewundernswert. Das Haus glich schon gar keinem Haus mehr. Überall lagen Trümmer und Mauerteile, die größer waren als er selbst. Wie sollte er da durch kommen?

„Lass uns mal zu ihm gehen. Die zwei Stunden müssten eh bald vorbei sein.“

Saemil nickte nur, als Antwort, dass er verstanden hatten. Zusammen bahnten sie sich einen Weg um große Felstrümmer herum.
 

„Lazar. Hey, die zwei Stunden sind gleich um. Lass uns auf die anderen warten.“

Der junge Mann mit den goldenen Augen stoppte in seiner Arbeit und sah seinen Freunden entgegen.

„Das Ganze bringt doch eh nichts. Wir müssen uns etwas anderes ausdenken. Wir können nicht jedes Haus in dieser ganzen Stadt durchsuchen. Weißt du, wie viele das sind? Wir würden ewig brauchen!“Zur Betonung ihrer Worte fuchtelte Kaighley mit ihren Armen in der Luft herum.

Wie es schien, bewirkten ihre Worte sogar etwas, den Lazar drehte sich nun vollständig zu ihnen um und sah Kaighley einen Augenblick stumm an.

„Heute Abend müssen wir uns etwas anderes überlegen!“

„Ähm ja...das meinte ich ja.“

Mit gerunzelter Stirn sah sie den Größeren an, der ihr jedoch wieder nur stumm entgegenblickte, ehe er sich umdrehte und auf die Mitte des Marktplatzes zustrebte.

„Big Boss scheint heute wirklich alles andere als gut gelaunt zu sein. Und er hat es geschafft sogar irgendwie noch wortkarger als sonst zu sein. Merkwürdig, ich dachte, dass ginge bei ihm gar nicht mehr.“

Spielerisch stieß Kaighley ihm ihren Ellenbogen in die Seite,

„Sei nicht so gemein. Lazar ist okay. Vielleicht macht ihm die Stadt ja auch zu schaffen.“

„Unserem Lazar macht die Stadt zu schaffen?! Sorry, Kleine, aber deine Menschenkenntnis ist nicht sonderlich gut. So wie ich ihn kenne, macht diesem Kerl nichts zu schaffen. Er ist wie so ein Übermensch.“

Ungläubig zog Kaighley eine Augenbraue in die Höhe. „Glaubst du nicht auch, dass du übertreibst?! Also, ich mag Lazar!“

Entschlossen drehte sie sich um und folgte dem eben genannten auf die Marktplatzmitte

„Wie - du magst Lazar?“, hörte sie hinter sich noch Saemils Stimme und kurz darauf seine eiligen Schritte. „Jetzt warte doch mal!“

Auf Kaighleys Gesicht schlich sich ein dickes Grinsen.
 

Dass die Anderen auch nichts entdeckt hatten, wunderte niemanden. Die Stadt war zu groß, um einfach planlos herumzusuchen. Lazar hatte Recht gehabt. Sie mussten sich zusammen setzen und sich etwas Neues überlegen. Schließlich hatte keiner von ihnen Lust, mehrere Wochen in dieser Ruine zu verbringen. Einigen reichte dieser eine Tag schon. Die merkwürdige Atmosphäre, die man überall in der Stadt spüren konnte, lastete schwer auf ihren Gemütern. Vor allem Gilian, Bishop und die sonst so unerschütterliche Layla verhielten sich an dem Abend stiller als gewöhnlich.
 

„Okay, wir haben uns alle hier versammelt, um diesen jungen Mann und diese junge Frau in den heiligen Stand der Ehe…“

Die Gruppe hatte sich im unteren Teil des Hauses, das sie zuvor schon als Schlafplatz verwendet hatten, versammelt. Eigentlich mit der Absicht eine neue Herangehensweise an ihr „Amulett-Problem“ zu finden, doch bis jetzt ohne nennenswerten Erfolg. Und Kaighley musste zugeben, dass es vor allem an der Unkonzentriertheit der Gruppe lag.

Lilithel hatte nachdem sie eine alte, verstaubte Bibel gefunden hatte, angefangen, feierlich im Zimmer auf und ab zu laufen und einen Pfarrer zu imitieren. Die anderen taten ihr Bestes, um das blonde Mädchen zu ignorieren. Aber als sie dann noch mit tiefer Stimme angefangen hatte, eine Hochzeit nachzuspielen, war es Kaighley endgültig zu viel geworden.

„Lil, setzt dich einfach zu mir. Und lass diese Bibel da liegen. Es ist nur zu deinem Besten.“

Falls Lilithel im ersten Moment nicht gewusst wusste, was ihre Freundin meinte, so wusste sie es spätestens, als sie einen Blick in die Gesichter der anderen warf. Wenn sie die Bibel nicht schnellstens loslassen würde, gäbe es für sie keinen Morgen mehr.

„Okay, okay. Nie darf man seinen Spaß haben. Ihr seid alle viel zu verkrampft. Macht euch mal locker, Leute!“ Beleidigt setzte sie sich in einen alten Sessel und zog einen Schmollmund. „Hier wird man noch wahnsinnig. Immer diese ernsten Gesichter…“, war das Letzte, was sie noch von sich gab, bevor sie sich dazu entschloss, beleidigt die anderen zu ignorieren.
 

„Hätten wir dieses Problem nun auch gelöst. Lasst uns jetzt aber zu unserem Hauptproblem kommen. Wie ihr alle wohl schon bemerkt habt, ist es ein Ding der Unmöglichkeit ohne genauere Hinweise in dieser Stadt etwas zu finden. Wir brauchen nur ein kleines Indiz, nur einen Anhaltspunkt, wo die Amulette sich eventuell befinden könnten und uns wäre schon geholfen. Aber so? Wir würden Wochen, wenn nicht sogar Monate brauchen.“ Bishop fuhr sich nach seiner Rede erschöpft durch die Haare. Der Rest der Gruppe hatte sich in einem Halbkreis um ihn herum in dem Zimmer verteilt. Entweder auf alten Sesseln, die dem Feuer entkommen zu sein schienen, oder wie im Falle von Layla, Saemil und Lazar auf dem Boden.

Bishop sah sie der Reihe nach prüfend an. „Hat einer von euch einen Einfall?“

Doch statt einer Antwort, sah er nur in sechs ratlose Gesichter.

„Meine Lieben, ich will euch nicht enttäuschen, aber so kommen wir nicht weiter!“ Leicht genervt ließ er sich in den einzigen freien Sessel gegenüber den anderen fallen und sah sie wieder wortlos an.

Für ein paar Minuten sprach niemand von ihnen und die Stille breitete sich langsam aber sicher in dem hell erleuchteten Raum aus. Doch bevor sie zu drückend wurde, erhob sich Lazar. Er ging mit langsamen Schritten zu einem der Fenster hinter Bishops Sessel.

„Er hat Recht und deswegen tut es mir Leid, Kaighley.“

Im ersten Moment wusste das Mädchen nicht, von was er sprach, bis sie seinen eindringlichen Blick auf sich spürte und ihr siedendheiß wieder der Traum in den Sinn kam. Aber das konnte er doch nicht den anderen erzählen? Das ging nur sie etwas an. Das war ihre Familie!

Sie hatte den Mund schon zu einem Einwand geöffnet, als sie wieder seinen Blick auf sich spürte. Da war etwas in seinen Augen. Sie hatte das Gefühl, als ob er ihr etwas mitteilen wollte. Aber nur was?

`Er wird nicht erwähnen was ich getan habe.`

Sie zuckte zusammen, als sie so plötzlich Farths dunkle Stimme hörte. Sie hätte nicht damit gerechnet, dass er in nächster Zeit wieder mit ihr sprechen würde. mmerhin war sie bei ihrem letzten Gespräch etwas zu weit gegangen.

Aber sein Satz verwirrte sie.

`Wie meinst du das mit, ‚was du getan hast’?`

Sein tonloses, kaltes Lachen ließ sie erzittern.

`Menschenmädchen, denk nach! Glaubst du wirklich, dass du im Stande wärst, im Alter von ein paar Monaten Feuer zu erzeugen, wo du es jetzt noch nicht einmal beherrschst?`

Kaighley merkte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann.

Was hatte er gesagt?

Konnte das wahr sein?

Aber warum nicht?

Er hatte Recht! Er hatte ja so Recht! Wie blind war sie eigentlich gewesen?! Natürlich konnte sie als Säugling noch keine Elemente beherrschen! Wie dumm sie doch gewesen war. Dabei lag die Antwort die ganze Zeit in ihr.

`Du warst das, oder? Meine Eltern haben versucht dich wegzusperren und du hast das Feuer gelegt. Doch bevor es sie verbrennen konnte, hatten sie das Ritual schon beendet. Und sie dachten, ich wäre es gewesen…`

`Doch intelligenter, als ich vermutet hätte. Glückwunsch, meine Kleine, du hast ein weiteres Geheimnis gelöst.`

Kaighley spürte, wie Hass in ihr hoch kroch. Nichts als purer Hass. Sie wollte diesen Bastard keine weitere Sekunde in ihrem Inneren haben. Sie wollte ihm gegenüberstehen und ihn für all das büßen lassen.

`Ich werde dich vernichten! Ich werde dich bekämpfen, bis nichts mehr von dir übrig ist. Für meine Familie und meine Freunde. Du verdammter Gott, wie ich dein Dasein hasse. Wie ich dich hasse! Du wirst für das alles hier zahlen! Glaub mir, das ist kein Versprechen, das ist eine Tatsache. So wahr ich hier bin. Du verdammtes Scheusal!`

Ihre Wut kannte keine Grenzen. Dieser ganze Fluch, dieser Gott, er hatte ihr ganzes Leben ruiniert. Nur wegen ihm lief sie hier draußen herum. Suchte dämliche Amulette und begab sich und ihre Freunde in Gefahr. Oh wie sie es genießen würde, wenn sie ihn endlich besiegen würde.

Kaighley hatte gar nicht bemerkt, dass ihre Freunde sie ansahen. Wie aus einer Trance erwacht, blinzelte sie ihnen entgegen.

„Geht es dir gut? Du warst auf einmal so blass?“ Gilian sah sie besorgt an.

„Mir geht es gut. Ich war nur kurz abgelenkt. Hat Lazar euch irgendwas erzählt?“

„Nein. Er meinte, dass es dir lieber wäre, wenn du es uns sagen würdest. Was meinte er?“ Gilian sah sie aufmerksam an, genau wie die Übrigen im Zimmer.

Kaighley musste den Reflex unterdrücken, die Augen zu verdrehen. Sie war immer noch aufgebracht wegen Farth, wenn aufgebracht überhaupt das richtige Wort war. Wenn es nach ihr ginge, hätte sie schon lang etwas genommen und es gegen die nächstbeste Wand geworfen. Am besten etwas richtig Großes, wie Farths aufgeblasenes Ego.

Aber was genau wollte Lazar jetzt, dass er ihnen erzählte? Es lag auf der Hand, dass er dabei an ihren Traum dachte. Doch den Teil mit ihrer Familie, mit ihrer Mutter würde sie verschweigen. Sie hatte ihre Freunde so unendlich lieb. Aber es gab Sachen, die gingen niemanden von ihnen etwas an. Das war ihre persönliche Angelegenheit, ihr persönlicher Kampf. Wenn nicht sogar alles im Prinzip ihr eigener Kampf war. Ihre Freunde waren doch nur Helfer, Schachfiguren in dieser großen Schlacht. Alles drehte sich um ihren Bruder und sie.

Und am Ende war es trotz allem nutzlos.

Sie, Kaighley, würde sterben. Und an dieser Tatsache gab es nichts zu rütteln.

Aber sie wollte jetzt nicht in Selbstmitleid versinken. Vielleicht gab es ja noch Hoffnung. Wer wusste das schon? Was sie aber wusste, war, dass bevor sie sterben würde, es Farth heimzahlen würde. Für den Verlust ihrer Familie, für ihr verdammtes Leben ohne jegliche Zukunftsperspektive, für alles, was er ihr mit diesem Fluch angetan hatte. Und sie war sich so sicher, dass sie es genießen würde.
 

Kaighley musste sich zwingen, wieder in die Realität zurück zu kommen. Wie schon gesagt, das war nicht der richtige Augenblick für Selbstmitleid.

Miedergeschlagen sah sie ihre Freunde an, bevor sie den Mund öffnete und ihnen von ihrem Traum erzähle. Wohlweißlich überging sie den Teil mit ihrer so verzweifelten Mutter.

„Aber müsste das nicht heißen, dass der Marktplatz unser Ausgangspunkt ist?“ Layla spielte nervös mit ihren Haaren. Wie es aussah, machte ihr die Atmosphäre in der Stadt immer noch zu schaffen.

„Ja, leider haben wir dort nicht das Geringste gefunden, abgesehen von ein paar Ratten!“

„Wir haben noch nicht alle Häuser durchsucht. Und ihr zwei habt fast nichts getan!“ Lazar bedachte weder Kaighley noch Saemil mit einem Blick, sondern starrte weiter aus dem dunklen Fenster. „So hatten wir auch keine Chance, etwas zu finden.“

„Was genau, willst du damit sagen? Hast du irgendein Problem mit uns?“ Saemil war schon dabei, aufzustehen und auf Lazar zuzugehen, als Kaighley ihn wieder in eine sitzende Position drückte.

„Reg dich nicht so auf. Er hat Recht! Wir haben fast nichts getan. Wir wäre es, wenn wir morgen alle dort mit unserer Suche beginnen? Vielleicht finden wir zu siebt ja etwas. Und wenn ich schon vom Marktplatz träume, muss ja auch etwas dran sein! Oder?“

„Ja der Meinung bin ich auch. Hat jemand etwas dagegen?“ Bishop beugte sich auf seinem Sessel nach vorne und ließ wieder den Blick aufmerksam von einem zum anderen gleiten.

Doch alle Anwesenden schüttelten nur verneinend den Kopf.

„Gut, dann hätten wir das ja geklärt!“ Erschöpft ließ er sich wieder nach hinten gleiten und fuhr sich durch die Haare ehe er seinen Kopf nach hinten legte und hörbar ausatmete.

„Na, so anstrengend war das jetzt auch nicht. Übertreib nicht so, Bishop!“ Saemil musterte ihn amüsiert über seine so offenkundig zur Schau gestellte Erschöpftheit.

„Du meinst das hier? Nein, das war eine Leichtigkeit verglichen mit heute Nachmittag. Ich denke, ein Kampf mit wilden Tieren ist eine Leichtigkeit gegen heute Nachmittag!“

Saemil musste auflachen, nachdem er Bishops Worte gehört hatte, doch zu einer erneuten Entgegnung kam er nicht, denn Lilithel hatte sich lautstark zu Wort gemeldet, da sie es anscheinend aufgegeben hatte, die anderen zu ignorieren.

„Das war ja wohl nicht meine Schuld! Kann ich etwas dafür, wenn diese Tussi zu nichts zu gebrauchen ist?“

„ICH? Zu nichts zu gebrauchen? Wer ist denn jedes Mal, wenn er eine Ratte gesehen hat, fast in Heulkrämpfe ausgebrochen? DU Kleine bist die Last hier!“

„Was bildest du dir eigentlich ein? Du hast doch nur große…“

Bishop hatte sich zu Saemil und Kaighley vorgebeugte, die beide dem Streit amüsiert folgten, und flüsterte ihnen zu,

„So ging das die ganzen zwei Stunden. Ich bin fast verrückt geworden.“

Kaighley schenkte ihm einen mitfühlenden Blick, ehe sie sich ein Herz fasste und in den Streit der beiden Frauen eingriff, bevor es noch zu Handgreiflichkeiten kommen konnte.

„Hört mal ihr beiden, lasst es gut sein. Es ist spät, wir sollten schlafen gehen!“ Sie versuchte gar nicht erst ihr Gähnen zu unterdrücken. „Lil, komm lass uns gehen!“

Bevor sie sich beschweren konnte, hatte Kaighley sie schon am Arm gepackt und in eine stehende Position gezogen.

„Also, Leute, wir sehen uns morgen. Gute Nacht!“

Ohne auf die Proteste ihrer Freundin zu achten, schleifte sie diese quer durch das Zimmer auf die offene Tür zu, doch bevor beide hindurch verschwinden konnte, vernahmen sie noch einmal Lazars Stimme

„Treffpunkt ist um zehn Uhr vor der Eingangstür!“ Lazar sah sie von seinem Platz am Fenster scharf an. „Verschlaft bloß nicht.“

„Keine Angst Big Boss!“

Die Anderen hörten nur noch amüsiertes Gelächter, als die beiden das Zimmer verließen.

Familientreffen

Hey, bin wieder da^^

hat auch lange genug gedauert...

Viel Spaß mit dem Kapitel

lg
 


 

Familientreffen
 


 

Es war dunkel in ihrem Zimmer.

Nur das ruhige Atmen ihrer Freundin war zu hören.

Ein rhythmisches Ein- und Ausatmen in der sonst vollkommenen Stille.

Ihre Augen waren auf die Zimmerdecke geheftet. Den Versuch zu schlafen hatte sie endgültig aufgegeben.

Wie lange sie schon in dieser Position lag, wusste sie nicht. Doch trotz allem bewegte sie sich keinen Millimeter.

Irgendwas war anders. Doch Kaighley konnte nicht sagen,was es war.

War sie es selbst oder die Luft um sie herum,die Atmosphäre in dem Zimmer oder etwas draußen in der Stille der Nacht und in den dort verborgenen Ruinen?

Oder lag es vielleicht an dem Traum der vergangenen Nacht, der sie wohl doch mehr verunsichert hat, als es den Anschein gehabt hatte?

Irgendetwas fühlte sich anders an.

Wie eine sonderbare Spannung die ihren Körper befallen hatte, wie eine Vorahnung, dass etwas geschehen würde,und ihren Körper einfach nicht zur Ruhe kommen ließ.

Und trotz allem,während sie weiterhin an die Zimmerdecke starrte, weiterhin dem sanften Klopfen ihres Herzens lauschte und sich weiterhin Gedanken über das machte,was sie vom Schlafen abhielt, schlief sie ein,ungewollt und plötzlich. Ließ sich davon tragen,an einen Ort, an dem sie heute Nacht nicht allein sein würde.
 

Sanftes Licht umhüllte Kaighley, tröstend und warm.

Sie spürte den Wind mit ihren Haaren spielen und fragte sich,wo sie hier war und was aus ihrer Zimmerdecke geworden war, die sie nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen hatte.

Plötzlich war sie hier gewesen.

Wo genau „hier“ war, wusste sie auch nicht. Sie wusste nur, dass sie sich in einem hellen Zimmer befand.Rechts,links und hinter ihr befanden sich feste, weiße Wände, an denen verteilt ein paar Gemälde hingen. Die Einrichtung des Zimmers war schlicht, das einzig Merkwürdigste war die vierte Wand. Die Wand, die genau vor ihr war,oder besser gesagt, hätte sein sollen.

Doch da war nichts!

Nun ja, nicht unbedingt „nichts“, denn dort, wo eigentlich eine stabile vierte Wand hätte sein sollen, befand sich eine große Öffnung,so groß wie die eigentliche Wand selbst, die in einen Garten führte.

Eigentlich hätte Kaighley verwirrt sein sollen. Doch dieser Raum kam ihr so unglaublich bekannt vor.

Und dann dieses Licht.

Es war ganz anders, so vertraut.

Sacht schloss sie ihre Augen und genoss nur für einen Augenblick die Wärme der Sonne,die durch die Öffnung in der Wand kam.
 

„Kaighley…“

Sanft vernahm sie ihren Namen im Wind.

Sie wusste nicht, aus welcher Richtung er kam oder wer ihn ausgesprochen hatte, und doch betrat sie nun ohne zu zögern den großen Garten.

Sofort spürte sie die Wärme der Sonne noch mehr.

Der Anblick,der sich ihr bot, raubte ihr für einen Moment den Atem. Alles war friedlich, absolut vollkommen. Überall um sie herum waren Blumen.

Was für Sorten es waren, wusste sie nicht. Mit Blumen oder Pflanzen hatte sie sich noch nie viel beschäftigt.Aber so viele, mit so vielen unterschiedlichen Farben und Formen hatte sie noch nie zuvor gesehen.

„Kaighley“

Überrascht, ihren Namen jetzt so klar und deutlich nicht weit vor sich zu hören,zuckte sie im ersten Moment zusammen, ehe sie nach rechts sah.
 

Auch hier bot sich ihr ein vollkommener Anblick. Nicht weit von ihr entfernt stand ein kleiner, runder Gartentisch mit vier Stühlen.

Doch diese waren keineswegs leer.

Stumm betrachtete sie die drei Personen. Zwei männliche und eine weibliche.

Die Frau und der junge Mann,der mit dem Rücken zu ihr saß, hatten beide blaue Haare. So blau wie ihre eigenen.

Nur der Mann auf dem rechten Stuhl stach aus der Gruppe heraus. Seine Haare waren schwarz und etwas länger.Sie reichten ihm bis zu den Schultern.

Doch das Auffälligste an ihm waren seine Augen.

Sie waren blau, blau wie die ihrigen.
 

Sie hatte nie gewusste, dass ein Mensch so plötzlich und so stark zwei verschiedene Gefühle erleben konnte.

Doch hier stand sie nun.

Sollte sie weinen? Oder sich freuen?

Sie wusste es nicht.

Und auch der Gott in ihrem Innern konnte ihr nicht helfen.

War er überhaupt noch da? Seit sie hier gelandet war, fühlte sie sich so anders. Am Anfang hatte sie gedacht, es läge an der neuen Umgebung oder an diesem komischen Traum, doch das Gefühl war nicht verschwunden. Das Gefühl befreit zu sein, eine schwere Bürde verloren zu haben. Sie fühlte sich leicht und unbeschwert.

Einfach ganz anders als sonst.
 

„Setz dich zu uns.“ Die tiefe,freundliche Stimme des schwarzhaarigen Mannes riss sie aus ihren Gedanken.

Verunsichert blieb sie jedoch erst einmal stehen.

Sie wusste genau, wen sie vor sich hatte.

Ihren Vater,ihre Mutter und Keelin.

Keine Zweifel,sie wusste es einfach.

Aber warum?

Ihr Bruder wollte sie töten, wollte die Menschheit vernichten.Oder zumindest wollte das die Göttin in seinem Innern. Aber er war ihr verfallen.

Also konnte es einfach nicht sein, dass er jetzt hier saß.So friedlich.

Was war das hier? Ein Traum? Ein Trugbild?

„Kaighley, komm bitte her. Wir haben nicht viel Zeit. Dir wird nichts passieren. Ich verspreche es dir.“

Ihre Mutter blickte ihr entschlossen entgegen.

Hier waren sie, ihre Eltern,ihre ganze Familie versammelt an diesem unwirklichen und doch friedlichen Platz und sie wusste nicht,wie sie sich verhalten sollte.

Sie spürte ihre Gefühle, stark sogar, aber irgendetwas hinderte sie daran, sie wirklich auszuleben.

Zu schreien, zu weinen, sich zu freuen.

Es konnte doch nicht sein, dass sie jetzt so ruhig war.

Hier saßen ihre Eltern! Ihre Eltern!

Was hielt sie zurück, ihnen hemmungslos schluchzend in die Arme zu fallen. Zu sagen, wie leid es ihr tat, für alles was sie ihnen jemals angetan hatte, zu sagen, wie sie sie vermisst und dass sie versuchte stark zu sein, für sie und ihren Bruder.

Warum lief sie nicht auf Keelin zu? Redete mit ihm. Entschuldigte sich und versuchte zusammen mit ihm und ihren Eltern einen Ausweg zu suchen.

Irgendetwas.
 

„Es ist schwer zu verstehen, oder?“ Augen, die ihren so ähnlich waren, sahen sie verständnisvoll an.

„Hier sind wir frei.Zumindest für ein paar Minuten, wenn wir Glück haben vielleicht auch für ein paar Stunden. Wir müssen nicht kämpfen. DU musst nicht kämpfen. Weder mit Farth in deinem Innern noch mit mir hier.“

Das Gefühl,das sie durchströmte, war mit keinem Wort zu beschreiben.

Sie war frei. Deswegen hatte sie sich zu Beginn so verändert gefühlt. Farth war weg.

Aber das war noch lang nicht alles. Hier bot sich ihr zum ersten Mal die Möglichkeit mit ihrer Familie zu reden.Ihnen zu erzählen wie sie sich fühlte, wie es sich anfühlte, für das Ende der Welt verantwortlich zu sein und dabei allein zu sein.

Diese Menschen verstanden sie.

Und doch konnte sie die Ironie dieser Begegnung nicht aus ihrem Kopf vertreiben. Die Hälfte der Anwesenden hatte sie schon getötet oder zumindest hatte das ein Teil von ihr getan und den anderen Teil musste sie noch töten um die Menschheit zu schützen, die eigentlich der Gott in IHREM Innern vernichten wollte.

„Kaighley. Ich weiß, es ist jetzt schwer zu verstehen, aber wir haben euch aus einem bestimmten Grund hergeholt und wir haben nicht viel Zeit!“

Ihre Mutter sah sie eindringlich an und deutete energisch auf den noch freien Stuhl zu ihrer Rechten.

Im ersten Moment begriff sie noch nicht ganz, was ihre Mutter von ihr wollte, viel zu sehr war sie noch in ihren eigenen Gedanken gefangen. Doch nach ein, zwei Sekunden verstand sie und setzte sich in Bewegung.
 

So zwischen ihrer Familie zu sitzen,war im ersten Moment neu und merkwürdig für Kaighley. Wie lange hatte sie von diesem Augenblick geträumt? Wobei, sie wusste noch nicht einmal, ob sie überhaupt je von diesem Moment geträumt hatte, so fantastisch war alles.
 

„Wir verstehen sehr gut, wie schwer es für euch ist zu verstehen, was ihr hier sollt und warum wir euch gerufen haben. Und wie wir überhaupt die Möglichkeit und Fähigkeit besitzen, euch zu rufen. Deswegen lasst mich eins sagen, dies ist nicht unser Verdienst. Wer es genau ist, können und wollen wir euch nicht sagen, aber ihr müsst uns jetzt sehr genau zuhören, denn wie eure Mutter schon gesagt hat, haben wir nicht viel Zeit.“

Eindringlich sah er zwischen den beiden Geschwistern hin und her. Und Kaighley hing nur gebannt an seinen Lippen.

Sie wollte sich kein noch so kleines Detail ihres Vaters entgehen lassen. Die Art wie er sprach, wie er lachte und wie sich eine kleine Falte über seinem linken Auge bildete, wenn er angestrengt nachdachte.

Das alles war zu kostbar um es zu vergessen.

„Wir wissen, dass ihr auf der Suche nach euren Amuletten seid. Doch hört uns zu.Sie sind nicht mehr hier. Nicht mehr hier in unserem alten Dorf und auch sonst nirgendwo auf der Erde mehr. Sie verschwanden.Wann und warum hat er uns nicht gesagt. Fakt ist aber, dass sie weg sind.“

Für einen Moment vergaß Kaighley, ihren Vater versonnen zu mustern.

Wenn das stimmte, was ihre Eltern sagten – und an dessen Wahrheitsgehalt zweifelte sie keine Sekunde lang – was sollten sie dann machen? Dies war die einzige Möglichkeit gewesen,Farths und Farinas Seele einzufangen und diesen verdammten Fluch endlich zu brechen.

„Und was sollen wir jetzt unternehmen?“ Sie hatte die Stimme ihres Bruder nur selten vernommen und doch war sie immer wieder erstaunt darüber, wie sanft und melodisch sie sich eigentlich anhörte, wenn nicht gerade eine verrückte Göttin aus ihm sprach.

„Ihr müsst eine andere Möglichkeit finden.“

Das blauhaarige Mädchen saß wie versteinert auf ihrem Stuhl. Irritiert musterte sie die Frau mit den blauen Haaren und den braunen Augen zu ihrer Rechten und bevor sie es verhindern konnte, bahnten sich Wörter aus ihrem Mund, die sie nicht aufhalten konnte,

„Eine andere Möglichkeit finden? Wisst ihr was wir durchgemacht haben, um hierher zu kommen? Wie oft wir verwundet wurden? Wie müde wir sind? Und jetzt sitzt ihr hier und sagt uns, wir sollen eine andere Möglichkeit finden? Was für eine? Das war unsere einzige! Wir haben nichts anderes! Der Fluch wird sich immer wieder wiederholen ohne diese Amulette. Weder Farth noch Farina werden je Ruhe finden.“

Mit einem Mal flammte so etwas wie Mitleid für den Gott in ihrem Innern und dessen Schwester auf. Sie waren auf ewig dazu verdammt, gegeneinander anzutreten, ohne Hoffnung auf Erlösung oder Rettung. Ihr Blick wanderte zu ihrem Bruder, der sie stumm musterte. Allein bei der Vorstellung, für immer in diesem Kampf gegen ihn gefangen zu sein,überkam sie Grauen. Und Farth und Farina hatten keine andere Möglichkeit, sie konnten nicht sterben.

„Kaighley, beruhig dich. Ich weiß es hört sich zwar schlimm an...“

„Schlimm? SCHLIMM?“ Ohne dass sie es bewusst tat, sprang sie von ihrem Stuhl auf und funkelte die zwei Menschen, die ihr eigentlich alles bedeuteten, wütend an.

„Ihr wisst nicht, was das für uns bedeutet! Ihr kommt her und nehmt uns unsere ganze Hoffnung und das Einzige,was ihr dann darauf zu erwidern habt, ist‚dass es sich schlimm anhört! Es hört sich nicht nur so an, so ist es auch! Was wird aus Keelin? Was soll ich jetzt verdammt noch mal machen?“

Die Verzweiflung packte sie so unbarmherzig, dass sie zitternd und schluchzend wieder auf ihren Stuhl zurück sank. Das alles hier hatte so wunderbar begonnen. Ihr wurde die Möglichkeit geboten, ihre Eltern wieder zu sehen, mit ihnen zu reden, sie anzufassen. Und jetzt das?

„Kleines, hör mir zu. Wir wurden nur hierher geschickt, um euch diese Nachricht zu übermitteln. Wir wissen selbst, wie grausam und ungerecht das ist. Kaighley, du hast schon so viel erreicht. Du wirst das schaffen.“

„Aber wie? Einerseits wartet in meinem Innern ein bösartiger Gott, der sofort die Kontrolle über meinen Körper übernimmt, wenn ich nicht stark genug bin, und andererseits versucht mich mein eigener Bruder zu töten. Ich habe Feinde, wohin das Auge reicht. Mir bleibt nicht eine ruhige Minute. Und dann sagt ihr, ich werde es schon schaffen. Was ist,wenn nicht? Was ist,wenn ich versage? Was wird dann? Könnt ihr mir das sagen? Ich habe einfach keine Kraft mehr. Ich kann das nicht. “

Kaighley war wütend und gleichzeitig verzweifelt. Sie dachte an all die Kämpfe, an alle die Verfolgungen und an all die Entbehrungen, die ihre Freunde auf der Suche nach den Amuletten hinnehmen mussten. Sie waren ihr gefolgt, in dem Glauben, sie hier zu finden und damit wenigstens ein Stück dem Schicksal zu trotzen und alles vielleicht zum Guten zu wenden.

Kaighley merkte nicht, wie die Tränen langsam ihre Wange hinunter liefen und mit einem kaum wahrnehmbaren Geräusch auf den kleinen Tisch tropften.

Alles schien mit einem Mal so aussichtslos, so sinnlos.

hr Tod würde sinnlos sein. Alles würde sich wiederholen. Auf ewig gefangen in diesem grausamen Kreislauf.

„Es tut mir leid.“ Sanft strich ihr Vater ihr über den Kopf.

„Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll.“

Hilflos sah sie ihrem Bruder zum ersten Mal offen ins Gesicht,

„Was werden wir jetzt machen?“ Tiefe Verzweiflung sprach aus ihren Augen.

Keelin sah sie eine Zeit lang nur stumm an, ehe er seinen Mund öffnete,

„Wir müssen ohne die Amulette weiter machen. Uns bleibt nichts anderes übrig. Was wäre dein nächstes Ziel gewesen?“

Verwirrt hielt sie für ein paar Sekunden die Luft an.

Was genau war ihr nächstes Ziel gewesen? Was hatte Meredith noch gleich gesagt? Nachdem sie die Amulette geholt hatte, musste sie noch dieses komische Tagebuch finden, in das die Sekte das Ritual geschrieben hatte. Na toll, das hieße ja ihr nächstes Ziel wäre Vindaya.

Und von Vindaya wusste sie leider nur so viel,als dass es als eines der grausamsten und unwirklichsten Länder jenseits des Großen Flusses verschrien war. Herrlich,wenn dass nicht wieder einmal ein tolles Ziel war!

Und mit ihrem Glück würde sie, wenn sie an den Mauern des ehemaligen Hauptquartiers dieser komischen Sekte stand, wieder so einen Traum haben und irgendjemand würde ihr wieder sagen, dass das Tagebuch unter mysteriösen Umständen einfach verschwunden wäre.

Hach ja, genau so würde es kommen.

Kaighley fand es einerseits beruhigend,dass sie ihren Sarkasmus nicht verloren hatte, auf der anderen Seite fand sie die bloße Vorstellung so verstörend, dass sie krampfhaft versuchte an etwas anderes zu denken.

Deswegen sah sie ihren Bruder weitere Sekunden lang stumm an, ehe sie zu einer Antwort ansetzte.

Doch ihr Vater kam ihr zuvor.

„Kaighley, behalte dein Ziel für dich.Keelin, wie leid es mir tut, aber wenn du erwachst, wird Farina wieder die Kontrolle über deinen Körper übernehmen und somit wird sie auch alles erfahren, was wir hier besprochen haben. Kaighley muss so viel wie möglich für sich behalten.“

Sie sah nur zu deutlich das kurze Aufflackern von Schmerz in seinen Augen, bevor ihr Bruder verstehend nickte.

„Wenn das so ist, muss ich dir noch etwas erzählen, Kaighley.“ Ihr Bruder sah ihr ernst in die Augen.

Kaighley sah ihn aufmerksam an und bekam deshalb nicht mit, wie sich die Landschaft um sie herum zu verändern schien.

Erst langsam und wahrscheinlich zu winzig, als dass sie es überhaupt bemerken konnte, doch stetig und ohne zögern.

„Kinder, wir müssen gehen!“

Ihre Eltern waren von ihren Stühlen hochgesprungen.

Kaighley war wie vor den Kopf gestoßen. Sie hatte zum ersten und wahrscheinlich zum letzten Mal die Gelegenheit ihre Eltern zu sehen und so sollte alles enden?

Ohne wirklich darüber nachzudenken, stolperte sie auf ihren Vater zu und umarmte ihn. Etwas so Einfaches hatte sie sich ihr Leben lang gewünscht.

Sie wollte sie jetzt nicht schon hergeben, nicht nachdem sie sie so lange vermisst hatte.

„Ich weiß, du wirst es schaffen. Du bist so viel stärker, als wir jemals gehofft. Ich bin stolz auf dich.“ Zärtlich strich er Kaighley über ihr Haar und jede einzelne Berührung sog sie gierig in sich auf.

„Mein kleines Mädchen.“ Unbemerkt war ihr Mutter zu ihnen gestoßnen und zog sie jetzt ihrerseits sanft in die Arme.

„Ich liebe dich. Vergiss das nie. Du und dein Bruder, ihr bedeutet uns alles. Ich wollte niemals, dass euch so etwas widerfährt.“

Sie spürte, wie die Tränen ihrer Mutter sanft auf ihren Kopf fielen.

„Ich will nicht, dass ihr geht!“

Kaighley wusste selbst, dass sie wie ein kleines Kind klang und sie wusste auch, dass ihr Wunsch niemals in Erfüllung gehen würde. Aber diese Gewissheit tat so unendlich weh.

„Es tut mir leid. Wir haben keine andere Wahl. Aber Kaighley, kannst du mir noch einen Gefallen tun?“

Die blauen Augen ihres Vaters ruhten besorgt auf ihrem Gesicht.

„Sag Lazar, dass es nicht seine Schuld war. Maela geht es gut. Sie vermisst ihn, aber sie ist sehr stark.“

Kaighley blickte ihren Vater verständnislos an, nickte aber um ihm zu zeigen, dass sie es ihrem Freund mitteilen würde.

„Danke“, hauchte noch einmal die Stimme ihres Vaters ehe beide wieder von diesem sanften Licht umhüllt wurden.

Kaighley versuchte so lange sie konnte, ihre Eltern nicht aus den Augen zu lassen. Egal wie schmerzhaft das Licht langsam in ihren Augen brannte. Aber ihr Versuch scheiterte und schon bald stand sie allein mit ihrem Bruder in diesem wunderschönen Garten.

„Wie es aussieht, ist es vorbei.“

Keelin stand dicht neben ihr und zum ersten Mal genoss sie die Nähe ihres Bruders.

„Wenn wir erwachen, wird es wieder so sein wir zuvor,oder?“ In ihren blauen Augen lag ein Flehen, das sie nicht verbergen konnte.

„Ja. Alles wird wieder so sein wie immer.“ Auch in seiner Stimme konnte sie den Schmerz erkennen.

„Kannst du mir etwas versprechen?“

Fragend sah sie ihn an, bevor er weiter sprach.

„Töte mich bitte bald. Ich bin es leid, so zu leben.Wenn man das überhaupt leben nennen kann. Weißt du, zuvor hab ich mich nicht beschwert, ich kannte nichts anderes. Ihr Hass war immer da. Ich musste einfach ihren Befehlen folgen. So war es immer. So hat er es mir immer gesagt. Aber seit ich hier bin … Zum ersten Mal fühle ich mich frei, ungezwungen. Ich kann allein entscheiden.“

Seine Stimme war so erfüllt von Traurigkeit, dass es Kaighley den Atem raubte. So hatte sie ihren Bruder noch niemals reden hören.Wobei sie zuvor auch noch nie die Gelegenheit gehabt hatte, sich mit ihm zu unterhalten ohne dass Farina die Macht hatte.

Es war irgendwie schön.

Hier in diesem Garten hatte sie zum ersten Mal das Gefühl, wirklich eine Familie zu haben.

„Ich tu mein Bestes.“ Sie versuchte ihre Stimme mit Hoffnung und Optimismus zu füllen.

Kaighley spürte mit einem Mal wieder den Wind in ihren Haaren und die sanfte Wärme der Sonne.

„Wie es scheint, geht jetzt alles zu Ende.“

Überrascht öffnete sie wieder ihre Augen und sah Keelin verwirrt an.

„Merkst du nicht das Licht?“

Etwas überrumpelt sah sie an sich hinunter und bemerkte, dass sie von einem hellen Licht umgeben war.

„Du wachst auf.“

„Aber hey, warte. Ich will noch nicht!“ Verzweifelt versuchte Kaighley dem Licht zu entkommen, bevor sie ein amüsiertes Lachen seitens ihres Bruders vernahm.

„Du kannst dich nicht wehren. Also hör lieber auf so herum zu zappeln.“

„Pff, warum verdammt muss ich gerade jetzt aufwachen. Ich will nicht!“

Das blauhaarige Mädchen bemerkte, wie das Licht immer heller wurde und sich langsam über ihren ganzen Körper ausbreitete.

Jetzt spürte sie auch, wie irgendjemand sanft an ihrer Schulter rüttelte und ihren Namen flüsterte.

„Ahh, Keelin warte. Ich wollte dir noch so viel sagen!“

„Das muss wohl warten. Wir werden uns aber wahrscheinlich schon bald wieder sehen. Pass in der Zwischenzeit gut auf….“
 

Kaighley spürte wie sie wieder in die Wirklichkeit zurückkehrte und verfluchte die Person, die gerade an ihrer Schulter rüttelte.

„Verdammt, was sollte das?“ Ärgerlich schob sie die störende Hand beiseite und setzte sich kerzengerade in ihrem Bett auf.

Lilithel blickte ihr verwundert entgegen.

„Alles in Ordnung? Saemil sagte, ich solle dich wecken.“

„Ach, und seit wann tust du alles,was Saemil sagt?“ Wütend stierte sie ihre Freundin an und wusste im selben Moment, dass sie ihr nicht die Schuld dafür geben konnte.

„Ähm ich…“ Lilithel wusste nicht was sie sagen sollte. Kaighleys morgendliches Temperament machte ihr Sorgen.

Doch die Erbin Farths war zu sehr in ihren Gedanken vertieft, als dass sie noch sonderlich auf ihre Freundin achtete.

Der letzte Satz Keelins brachte sie zum Nachdenken. Wenn das wirklich stimmen sollte…

„Lilithel, geh runter und sag Saemil, er soll alle zusammenrufen. Ich hab etwas mit euch zu besprechen!“

Ohne Zögern verließ das blonde Mädchen das Zimmer. Kaighley war viel zu unberechenbar und schlecht gelaunt, als dass sie noch länger als unbedingt nötig bei ihr im Zimmer bleiben wollte, außerdem war sie neugierig, was Kaighley mit ihnen zu besprechen hatte.

Irgendwie hatte sie nachdenklich gewirkt.
 

Kaighley erhob sich langsam und zog sich an. Dabei achtete sie kaum auf ihre Umgebung. Viel zu sehr waren ihre Gedanken mit dem beschäftigt, was passiert war.

Der letzte Satz ihres Bruders.

War das die Wahrheit?
 

„Pass in der Zwischenzeit gut auf deine Gefährten auf, beobachte sie genau. Nicht jeder unter ihnen ist das, was er vorgibt zu sein.“



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Von:  xXxKittyCoolCatxXx
2009-05-26T15:09:18+00:00 26.05.2009 17:09
Aloha!

Schön das wieder weiter geht und du mit auch eine ENS geschickt hast. Danke =)

Das Kapitel war echt Klasse ;)
Mal sehen wie es weiter geht

lg Kitty
Von:  Meggy-Jo
2009-05-24T09:41:42+00:00 24.05.2009 11:41
Nun, liebstes Kleines (für mich bleibst du immer Kleines^^), ich bin gerade nostalgisch und richtig froh, endlich wieder einen Kommentar zu meiner Lieblings-Fanfic schreiben zu dürfen. Glaube mir, keine andere kommentiere ich so gern :)
Gleich zu Anfang des Kapitels ist mir positiv Kaighleys nachdenkliche Stimmung aufgefallen. Sie wirkte extrem reif und anders als sonst, womit du ihre Entwicklung in Richtung Erwachsendasein schön zur Geltung bringst.
Solche "Reisen" in Traumwelten zu beschreiben, ist immer eine schwierige Sache, aber du hast es gut gemeistert! Nicht zu ausführlich oder übertrieben, sondern gerade richtig und gut vorstellbar. Auch der Ort ihres "Traums" war gut gewählt, schließlich haben sowohl Kai als auch Keelin sich einen Ort des Friedens und der Ruhe redlich verdient ;)
Ihre Eltern - die Gutmütigkeit in Person. Das stört mich ein wenig. Sie sind so engelsgleich in ihrer Ruhe und Liebe und nun ja, ich fände es passender, ihnen noch menschlichere Züge zukommen zu lassen (Falls sie später noch einmal auftreten). Etwas wie Hass gegenüber Farth und Farina. Einfach etwas, damit sie nicht so KRASS nett rüberkommen. Toll gelungen war Kaighleys tiefe Verbundenheit zu den beiden und wie sie z.B. ihren Vater versonnen mustert.
Keelin war in diesem Kapitel toll. Eine neue Seite an ihm, eine tragische zwar, aber es war schön, ihn mal ohne Farina zu erleben. Sein Charakter wirkt absolut authentisch und nachvollziehbar :)
Kaighlys Verzweiflung - natürlich mehr als verständlich und menschlich. Schön, dass du sie verletzlich hältst, das gefällt mir.
Aber was mich wirklich wirklich stört ist MAELA! >.< Boah, immer ihr Name aber nie erfährt man, was jetzt eigentlich war! (<- keine konstruktive Kritik sondern meine bockige Ungeduld^^) Mein Lazar-Schnucki - ja, ich begeistere mich immer noch für ihn :D - ist traurig und ich erfahre einfach nicht warum! *heul*
Nun ja, mit Lilithel kann man nur Mitleid haben, aber Kais Wut ist auch verständlich. Die 2 raufen sich schon wieder zusammen, klar^^
Der Schluss des Kapitels war eindeutig am besten. Spannung und so ein richtiger "Ich will mehr!"-Effekt. Ich zerbreche mir immer noch wie verrückt den Kopf über den Spion und tippe weiterhin auf Bishop. Gleichzeitig habe ich Angst, es könnte Lazar-chan sein :( Er und die Rolle des Bösen - aaaaach, wie würde es mein Herz schmerzen.
Schlussendlich: Ich hoffe auf einen spannenden Aufenthalt bei der Sekte, auf eine Begegnung mit Keelin, Lazars Vater und hoffentlich Kämpfe mit den Sekten-Leuten. Natürlich mit Lazar-Schnucki als Held :D So ein schönes, düsteres, blutiges Kapitel...yeah xD

Und wie gesagt: Ein Mensch ist keine Maschine. Niemals würde ich es dir krumm nehmen, dass du langsam oder gar nicht schreibst. Dazu bin ich dir viel zu dankbar für die Erfindung der Geschichte. Und dass du Lazar in mein Leben gebracht hast :D

lg
Meggy
Von:  Divinity
2009-05-23T20:16:08+00:00 23.05.2009 22:16
hallo du rumtreiber,
man ich dachte schon du wärst in der versänkung verschwunden.
aber ich hab mich echt riesig gefreut was neues von dir zu lesen und hoffe das du mir schnell nachschub liefern kannst. gutes kapitel, mach weiter so!

LG Divinity
Von:  Flordelis
2009-05-23T18:28:31+00:00 23.05.2009 20:28
Wow, ein neues Kapitel. o.o
Jedenfalls: Mir kamen wirklich die Tränen in die Augen. Ich fand es so schön und gleichzeitig so traurig und ich mag Keelin so sehr. TT____TT
Irgendwie ist es total fies, dass sie den ganzen Weg auf sich genommen haben, nur um zu erfahren, dass die Amulette verschwunden sind.
(Ich hoffe, dass wir noch erfahren, WESWEGEN sie verschwunden sind ;D)
Und ich würde auch "lachen", wenn das Tagebuch auch einfach verschwunden ist. XD
Na ja, kann ja nicht alles so leicht sein, wenn man die Welt retten will, nicht wahr? ^^

Das einzige, worauf du ein wenig achten solltest ist, dass du nach einem Satzzeichen auch auf die Leertaste drückst, das hast du ein paarmal vergessen. ^^

Ansonsten bin ich schon gespannt, wie die Reise weitergeht. X3
Von: abgemeldet
2008-12-30T13:49:42+00:00 30.12.2008 14:49
Hallo! =)
Ich hab mir doch ehrlich noch einmal die ganze Geschichte durchgelesen, weil ich den einen oder anderen Teil wieder vergessen hatte, aber ich war wiedermal begeistert. :D Ich find deine Geschichte, und vorallem auch den Verlauf super, weil Geschichten die immer wieder Fragen aufwerfen und nicht zu früh zum Schluss kommen oder allzu offensichtlich sind ihren Reiz haben. Ich finde auch immer wieder deine Beschreibung der Orte und Gefühle super, da wirklich Fragen aufkommen die einen selber beschäftigen, und deine Figuren die Geschichte durch die gleichen Fragen näher zum Leser bringen. Ich hoffe das war jetzt irgendwie verständlich. xD
Ansonsten zu dem Kapitel muss ich sagen, das ich schon wahnsinnig gespannt bin wie es weiter geht, und mehr über diesen Informanten zu erfahren. Auch finde ich das Lilithel zwar hier und da kindisch wirkt, aber da es immer wieder solche Persönlichkeiten gibt finde ich das in keiner Weise störend. Auch ist es ganz gut eine Stimmungsauflockernde Person in die Geschichte mit einzubringen, was dir gut gelingt, und auch das "Zusammenspiel" von Lazar und ihr find ich hier super. =)
Ich freue mich schon auf weiter Kapitel und neue Geschehnisse! :)
liebe Grüße
Von:  Meggy-Jo
2008-11-29T15:35:53+00:00 29.11.2008 16:35
Hi du :)
Schön, ein neues Kapitel online zu sehen! Hat mich echt total gefreut, weil ich soooo lange drauf gewartet hatte :D
Zum Inhalt habe ich dir ja schon geschrieben, dass ich mir überlegen würde, ob man dieses Zwischenkapitel überhaupt für den Fortgang der Geschichte braucht, da es recht ereignislos ist. Allerdings stimme ich meinen Vorrednern zu, dass es wirklich einige sehr schöne Stellen enthält, die ihren Reiz haben.
Lilithel ausgesprochen amüsant und lockert das Geschehen immer wieder auf, was mir sehr gut gefällt. Nur an manchen Stellen war sie mir dann doch etwas zu kindisch. Das zieht die Geschichte manchmal eine Spur ins Lächerliche. Was ihren Charakter betrifft, ist weniger also manchmal mehr, wenn du verstehst, was ich meine.
Lazar als sturer, gnadenloser Anführer war ebenfalls passend und hatte sehr viel Charme^^ Nach wie vor ist Lazar mein liebster Charakter und diese Rolle hat gut zu ihm gepasst.
Saemils Eifersucht war ein toller Schachzug - sowohl amüsant als auch etwas spannend. Ich hoffe, davon in Zukunft mehr zu lesen, da ich diese "Dreiecksbeziehung", die ja eigentlich keine ist, wirklich reizvoll finde. Dazu muss ich aber sagen, dass Kaighley deutlich besser zu Saemil passt. Lazar sollte dennoch nicht leer ausgehen, daher schlage ich vor, ihm eine Frau namens Meggy an die Seite zu stellen xD (<- Ausbruch meiner Dummheit xD)
Dass Farth sich als Mörder geoutet hat, war schön dargestellt und ein gelungener Schachzug. Ansonsten wäre das Ganze sicher auch etwas klischeehaft geworden. Es beeindruckt mich, wie du Klischees immer umgehst :D

Spannung hat sich mittlerweile schon mehr als genug aufgebaut, von daher hoffe ich beim nächsten Kapitel auf etwas mehr Tempo, Spannung und Action. Die Ereignisse müssen sich mal wieder überschlagen, Entscheidungen gefällt werden, und alles ins Rollen gebracht. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen und freue mich schon sehr.
Also mach weiter, ich finde dich super! :D

lg
Meggy
Von:  Divinity
2008-11-24T20:07:33+00:00 24.11.2008 21:07
Ha, da bin ich endlich! Habs geschafft mir Zeit für deine neuen Kapitel zu nehmen und muss sagen sie gefallen mir sehr gut. Ich bin echt froh das du dich entschlossen hast weiter zu schreiben und dann nach so einer langen Durststrecke gleich mit mehreren Kapiteln nacheinander kommst. Mach weiter so, du bist spitze. Ich freu mich aufs nächste Kap!

GLG Divinity
Von:  Flordelis
2008-11-23T16:28:02+00:00 23.11.2008 17:28
Auch wenn es "nur" ein Füll-Kapitel war, hat es mir richtig gut gefallen.
Ich mag Lilithiel - und auch Farth' und Kaighleys "Diskussionen".
Wirklich viel kann ich jetzt nicht dazu sagen, außer, ich freue mich schon auf das nächste Kapitel und wie es weitergehen wird.
Von:  Meggy-Jo
2008-11-22T11:19:29+00:00 22.11.2008 12:19
Hi du :)

Von mir jetzt auch noch mal ein kleinerer Kommentar, nachdem ich ja leider eine Woche flach gelegen bin (Sorry noch mal!) >.<
Wie gesagt finde ich deinen Stil sehr schön, sehr flüssig und angenehm zu lesen, abgesehen davon, dass du manchmal in den Dialekt hineinrutschst und dein sprachliches Niveau noch etwas höher sein könnte. Andererseits sorgt dieser Stil aber auch dafür, dass einem das Geschehen sehr vertraut und natürlich vorkommt, als wäre man selbst ein wenig Teil davon.
Ich finde ohnehin, dass man sich mit deinen Charakteren ausgezeichnet identifizieren kann, und du sie erstklassig rüberbringst! Du gibst jedem Charakter Tiefe, so z.B. auch Saem, der hier seine verletzliche Seite demonstriert hat, und bei Lilithel zeigst du, dass sie nicht nur der quietschfröhliche Wirbelwind ist, sondern sich richtig um ihre Freundin sorgt.
Was Kaighleys Trauer betrifft, könntest du diese Gefühle vllt noch etwas detaillierter umschreiben, aber es hat mir schon mal gut gefallen. Ansatzweise stört mich nur, dass Layla, Gilian und Bishop so in den Hintergrund abdriften, da solltest du sie entweder mehr hervorheben oder für längere Zeit ganz von der Bildfläche verschwinden lassen.

Alles in allem aber ein wirklich schönes Kapitel und ich bin absolut begeistert, dass du weiter schreibst, denn die Story ist einfach fesselnd und toll!
Vor allem der letzte Absatz war hervorragend :)

lg
Meggy
Von:  Flordelis
2008-11-13T16:10:27+00:00 13.11.2008 17:10
Ich hab damals gar nichts zu diesem Kapitel gesagt. >_>
Jedenfalls ist dieses Kapitel wieder mal toll. *______*
Dein Stil ist in meinen Augen einfach anbetungswürdig. *neidisch ist*
Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel.


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