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A Random Love Story

von

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Kapitel 4

[Sonntagabend; 30.12.]
 

Terry saß, eine Flasche Bier in der Hand, an einem der Tische in der kleinen hauseigenen Bar des Jugendhotels. Josh und Mirko hatten rechts von ihm Platz genommen und waren in ein Gespräch über die neuesten Kinofilme vertieft. Terry hörte ihnen schweigend zu und ließ seinen Blick dabei durch den Raum wandern.

Bis jetzt hatten außer ihnen nur wenige Urlauber den Weg in die Bar gefunden, aber es war ja auch erst acht Uhr. An der dunklen Holztheke – die sich an der gegenüberliegenden Wand befand – saß händchenhaltend ein Pärchen, das ebenfalls in eine angeregte Unterhaltung vertieft war. Nicht weit von ihnen entfernt hatte es sich ein Mann vom Personal auf einem Hocker bequem gemacht und wechselte gelegentlich ein paar Worte mit dem Barkeeper. Dieser machte sich an der Stereoanlage zu schaffen und kurz darauf waren – wenn auch nur leise – verschiedene Lieder aus den aktuellen Charts zu vernehmen.

Aus dem vorderen Teil des Raumes, der zur Hälfte mit einer Trennwand durchzogen war, drangen vertraute Geräusche an sein Ohr. Anscheinend lieferten sich dort gerade ein paar Urlauber ein Billiardmatch. Oft schon hatten auch er und Grace sich ein Spiel gegönnt, wobei Grace meist den Kürzeren zog.

Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht und er lehnte sich entspannt zurück. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, wie die Tür geöffnet wurde. Als Terry jedoch sah, wer da gerade die Bar betrat, wandte er den Blick rasch wieder ab.

<Die hat mir gerade noch gefehlt!> Grummelnd trank er einen Schluck und konzentrierte sich erneut auf das Gespräch seiner Freunde. Doch die Ruhe sollte nicht sehr lange anhalten.
 

„Hi Jungs!“, flötete da auch schon eine sehr helle Mädchenstimme. Die Angesprochenen sahen auf und erblickten Vanessa samt Anhang. „Habt ihr was dagegen, wenn wir uns zu euch setzen?“

Mirko schüttelte vergnügt den Kopf. „Nein, nein. Nur zu!“ Er grinste und wartete schweigend bis die Fünf einen zweiten Tisch herangeschoben hatten und sich zu ihnen gesellten.

„Oha, ich glaube, wenn Matt und die Mädels kommen, müssen wir noch nen Tisch dranschieben!“, stellte Josh lachend fest. Daniel, der sich soeben neben Mirko gesetzt hatte, horchte auf. „Wo habt ihr die eigentlich gelassen?“ Er stellte die Frage eher beiläufig und mimte den Desinteressierten. Terry zog zweifelnd die Brauen nach oben. Er mochte ihn nicht, konnte aber nicht sagen wieso. Gab es so etwas wie eine Feindschaft auf den ersten Blick? Grimmig trank er einen weiteren Schluck und schenkte Daniel keine Beachtung.

„Na, ihr wisst doch wie Mädels so sind! Die brauchen eben etwas länger ... “ Josh musste schmunzeln und erntete zustimmendes Gemurmel der anderen Jungs. Nur Vanny und ihre Freundin Chrissi warfen ihm einen verärgerten Blick zu. Die Beleidigten spielend ließen sie sich Terry und Josh gegenüber auf den Stühlen nieder. Links von Terry hatte sich Vanessas Bruder Basti - wie er von allen genannt wurde – auf die gepolsterte Bank fallen lassen und fing sich somit einen bitterbösen Blick seiner Schwester ein. Terry selbst schenkte sie ein zuckersüßes Lächeln, ehe sie mit ihrer Freundin zu tuscheln begann.

Terry war das nur Recht. So würde er zumindest fürs erste seine Ruhe vor ihr haben. Vanny konnte zwar ganz nett sein, hing jedoch schon die ganze Zeit über wie eine Klette an ihm. Dass sie ihm tierisch auf die Nerven ging, bemerkte sie scheinbar gar nicht, oder sie ignorierte es einfach gut genug. Und zwar genauso wie Grace ihn – mit Ausnahme von dem kurzen Vorfall auf der Skipiste am Mittag – schon den ganzen Tag zu ignorieren schien. Doch aus welchem Grund? Sobald sich eine passende Gelegenheit bot, würde er sie darauf ansprechen.
 

Immer wieder ertappte sich Terry dabei, wie er zur Tür hinüber sah. Jana und Matt hatten sich mittlerweile zwar zu ihnen gesellt, doch Grace, Hana und Kathy glänzten nach wie vor durch Abwesenheit.

Jana war es gelungen Matt, Vanessa, deren Freundin Chrissi und Torben zu einem Kartenspiel zu überreden. Der schlacksige Torben schaffte es einfach nicht, auch nur ein Spiel für sich zu entscheiden, verzog jedoch die ganze Zeit über keine Miene. Auch so zählte er eher zu den Schweigsamen und hielt sich bei allem zurück – außer beim Trinken.

Daniel unterhielt sich währenddessen weiterhin mit Mirko, warf jedoch ab und zu verstohlen einen Blick auf die Uhr. Schließlich stand er auf und gesellte sich zu zwei aufgedonnerten Mädchen an der Theke und flirtete als ob es kein morgen gäbe.
 

„Wo bleiben die denn so lange? Die brauchen ja mal wieder eine halbe Ewigkeit!“ Genervt fuhr Terry sich mit einer Hand durch die Haare. Inzwischen war es kurz nach neun und langsam füllte sich die Bar. Josh zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Lange wird’s wohl nicht mehr dauern. Vielleicht feiern sie schon ein bisschen auf ihrem Zimmer. Ich glaube Kathy hat vorhin was in der Richtung gesagt.“ Seiner Aussage folgte ein kurzes Schweigen, während dem er Terry nachdenklich musterte. Von der anderen Seite des Tisches war ein triumphierendes „HA! Gewonnen!“ zu vernehmen. Mirko hatte sich allem Anschein nach den Kartenspielern angeschlossen, nachdem sein Gesprächspartner an der Theke kleben blieb und auch Basti in diese Richtung abgerückt war.

Ein wissendes Grinsen zeichnete sich auf Joshs Gesicht ab. Er schien zu ahnen was im Kopf seines Freundes vorging.

„Was?“, kam es gereizt von Terry.

Josh beugte sich ein wenig vor, sodass er sicher sein konnte, dass lediglich Terry ihn verstand. „Grace, hm?“ Josh grinste weiterhin, doch dann wurden seine Gesichtszüge ernster. Er ließ seinem Freund erst gar keine Zeit zum Antworten. „Da hast du aber Konkurrenz! Er (Josh deutete mit einem leichten Kopfnicken in Daniels Richtung, der soeben mit Basti an den Tisch zurückkehrte) hat mich schon heute Nachmittag mit allen möglichen Fragen gelöchert. Er kam dabei auffällig oft auf Grace zu sprechen.“

Verblüfft sah Terry ihn an. Sein Blick schien „Woher weißt du das?“ zu fragen, denn Josh schmunzelte amüsiert. „Na hör mal! Ich kenn dich mittlerweile gut genug um zu wissen wie der Hase läuft!“ Er klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Im Übrigen...da kommen die Mädels gerade.“

Terry murmelte einen nicht sehr ernstgemeinten Protest vor sich hin, ehe er sich umwandte um die drei zu begrüßen. Kathy war als erstes bei ihnen und ließ sich sofort neben Jana auf den Stuhl fallen. „Sorry, dass wir so spät sind.“ Auf ihren Wangen zeichnete sich eine gesunde Röte ab. Ein Zeichen dafür, dass sie schon das ein oder andere Gläschen getrunken hatte.

„Wir haben schon ein bisschen vorgeglüht.“, beantwortete sie kichernd Janas Frage, warum sie denn so spät dran seien und griff zeitgleich nach Mirkos Glas.

„Mensch, immer langsam mit den jungen Pferden! Du veträgst doch erst schon so wenig!“, protestierte dieser, musste sich letztendlich aber doch geschlagen geben und überließ Kathy sein Getränk.

„Na das sagt der Richtige!“ Sie grinste. „Was spielt'n ihr? Kann ich ne Runde mitzocken?“
 

„Was hab ich dir gesagt? Die haben schon heimlich gefeiert!“ Josh musste bei Kathys Anblick grinsen und auch Terry konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Du bist wohl Hellseher oder so, was?“ Josh schüttelte lachend den Kopf und rückte ein Stück zur Seite, als nun auch Hana und Grace Anstalten machten sich zu setzten. Auch ihnen merkte man an, dass sie nicht mehr die Nüchternsten waren. Gut gelaunt ließen sich die beiden zwischen Terry und Josh auf die gepolsterte Bank fallen.

„Hier ist ja nicht gerade viel los!“, stellte Hana mit hochgezogenen Augenbrauen enttäuscht fest und zog ihr türkises Top zurecht. Auch Grace zog gelangweilt eine Schnute. „Da war bei uns mehr los!“

„Na hört mal!“ Es ist eben nicht jeder schon um (Josh sah auf die Uhr) halb zehn so dicht wie ihr!“ Er warf den beiden einen gespielt tadelnden Blick. Sofort gab es einen heftigen Protest seitens Grace. „Hey! Was soll das heißen?! Wir sind nicht besoffen! Nur gut gelaunt. Das ist ein kleiner aber feiner Unterschied!“

„So sieht's aus!“, stimmte auch Hana in den Protest ein.

„Sicher doch! Ihr habt voll und ganz Recht! Ihr seid nie im Leben betrunken!“ Terry legte einen Arm auf die Rückenlehne von Grace' Platz und drehte sich mit dem Oberkörper halb zu ihnen. Spöttisch sah er die beiden Freundinnen nun an und auch der Zweifel in seiner Stimme war unüberhörbar.

„Ich komm' mir so unverstanden vor, du dir nicht auch? Dabei könnte ich schwören, dass es die beiden Herren neben uns waren, die heute Mittag so viel getrunken haben! Darf man denn nicht mal mehr gut gelaunt sein?“ Grace seufzte theatralisch und sah Hana an. Diese nickte eifrig und machte dabei ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. „Mir geht es ganz genauso. Ich glaube, auf den Schock sollten wir einen trinken!“ Ohne auf die Zustimmung ihrer Freundin zu warten stand sie auf und zog Grace mit sich zur Theke.

Josh und Terry schüttelten nur ungläubig mit dem Kopf. „Ich glaube wir sollten heute Abend ein bissel auf die zwei aufpassen!“ Seufzend lehnte sich Terry zurück und nutzte die Gelegenheit Grace unbemerkt zu mustern. Sie trug eine helle Jeans und dazu ein weißes Top mit Piratenaufdruck. Die rotbraunen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Dann fiel sein Blick auf das rotkarierte Tuch um ihren Hals und blieb dort wie gebannt haften. Ein zufriedenes Grinsen huschte über sein Gesicht, wusste er doch nur zu gut, was sie zu verbergen versuchte.
 

Plötzlich tauchte ein blonder Haarschopf vor seinen Augen auf. Graublaue Augen sahen ihn vorwurfsvoll an. „Hey! Ich hab dich was gefragt! Hörst du überhaupt zu?“ Vanessa hatte sich ziemlich weit über den Tisch gebeugt und bot nun jedem, der etwas sehen wollte, eine supergute Aussicht auf ihr Dekollté.

„Sorry, was hattest du gesagt? Ich war in Gedanken.“ Terry wandte seinen Blick von Grace ab und lächelte die Blondine unschuldig an, woraufhin sie – scheinbar völlig begeistert über die Aufmerksamkeit – sofort ein wenig mit den Wimpern klimperte und mit zuckersüßer Stimme ihr Anliegen erklärte. „Ich wollte fragen, ob du vielleicht Lust zum Tanzen hast?“ Erneut klimperte sie mit den Wimpern.

Er sah an Vanessa vorbei und erblickte Grace und Hana. Sie standen noch immer an der Theke, waren jedoch längst nicht mehr alleine. Basti und Daniel hatten sich zu ihnen gestellt, wobei Daniel eindeutig zu nah bei Grace stand. Ärger kroch in Terry hoch.

„Vielleicht später Vanny, sorry.“ Sein Blick ruhte nach wie vor auf den vier Gestalten an der Theke. Vanessas beleidigte Schnute bekam er gar nicht mehr mit. Auch nicht, wie sie Grace und Hana einen wütenden Blick zuwarf.
 

Genervt nippte Grace an ihrem Bacardi-O. Scheinbar hatte sie heute einfach kein Glück. Entweder durfte sie sich Daniels billige Anmachsprüche anhören oder ihre Gedanken kreisten um einen gewissen Jemand mit meerblauen Augen. Sie seufzte innerlich und verdrängte sofort jegliche Gedanken an ihn. Sie wagte erst gar nicht, einen Blick zum Tisch zu riskieren, wollte nicht sehen, wie er mit Vanessa flirtete und sie sich wie eine ausgehungerte Raubkatze an ihn schmiss. Wieso machte ihr das nur so viel aus?

Daniel berührte sie an der Schulter und sofort zuckte sie zusammen, als hätte sie sich gerade an der Herdplatte verbrannt. Verärgert sah sie ihn an und ging demonstrativ einen Schritt zur Seite, als er einen Arm um sie legen wollte. Daniel wirkte leicht gefrustet, lächelte aber unentwegt und erzählte munter weiter.

Grace nutzte die Gelegenheit und beugte sich zu Hana hinüber, um ihr ein „Gehen wir zurück? Mir wird’s hier langsam zu blöd!“ zuzuflüstern. Die Angesprochene nickte stumm. Mit einem „Bis später dann“ hakte sich Grace bei ihrer Freundin ein und zusammen schlenderten die beiden zurück zum Tisch. Bereitwillig machten Josh und Terry ihnen Platz und verwickelten sie sogleich in ein Gespräch.
 


 

„Wisst ihr was?“, kam es nach einer ganzen Weile von Grace. Sie hatte sich entspannt zurückgelehnt und sah strahlend in die Runde. „Ich hätte jetzt Lust auf eine Partie Billard. Wie sieht's aus? Spielt wer mit?“ Ihr Blick blieb an Hana hängen, doch diese hob abwehrend die Hände. „Sorry, ich muss passen. Ich kann's doch gar nicht!“ Grace ließ sich davon nicht den Wind aus den Segeln nehmen und sah nun Josh fragend an, doch noch ehe er antworten konnte, hatte sich bereits Terry erhoben und grinsend verkündet, dass er sich freiwillig melde.

Einen Moment lang rang Grace mit sich selbst. Immerhin war Terry die Ursache ihres noch nicht entschlüsselten Gefühlschaos und dem wollte sie nach Möglichkeit nicht noch mehr Nahrung geben. Doch da nun auch Daniel Anstalten machte sich zu erheben und anbot auch eine Runde mitspielen zu können, musste sie wohl oder übel in den sauren Apfel beißen.

„Nein, nein, schon gut. Ich habe schon einen Mitspieler gefunden.“ An Terry gewandt fügte sie ein freches „Also gut, aber glaub ja nicht, dass ich dich gewinnen lasse!“ hinzu.

Terry lachte auf. „So betrunken wie du bist triffst du doch noch nichtmal die Kugeln. Wie willst du da bitteschön gewinnen?“

Herausfordernd sah sie ihn an. „Wart's nur ab! Du wirst schon sehen.“ Den ersten Teil seines Satzes überhörte sie gekonnt. Sie war im Moment einfach zu gut gelaunt, um über irgendwelche (wie sie zu sagen pflegte) Verfälschungen ihres tatsächlichen Zustandes zu streiten. Stattdessen stand sie auf und ging hinüber zum Billiardtisch im vorderen Teil der Bar.

Gerade wollte Terry ihr folgen, als ihn eine Hand zurück hielt. Verwundert sah er zur Seite und erblickte Hana, die sich ebenfalls erhoben hatte und ihn ernst ansah. Sie bedeutete ihm mit der Hand, dass er etwas näher kommen sollte. Mit fragendem Blick kam er ihrer Bitte nach.

„Hör mal, Grace ist momentan nicht besonders gut auf dich zu sprechen. (Das war ihm auch schon aufgefallen! Er seufzte innerlich.) Ich weiß zwar, dass du es nicht lassen kannst, aber bring sie nicht zu sehr auf die Palme und wehe du nutzt ihren Zustand aus!“ Beinahe feindselig sah sie ihm in die Augen.

„Heyhey ... schon klar.“ Beschwichtigend hob er die Hände und ließ eine zufrieden grinsende Hana zurück, als er in die gleiche Richtung verschwand wie vor ihm Grace. Die beiden Freundinnen hielten wirklich zusammen wie Pech und Schwefel. Legte man sich mit einer an, hatte man gleich Ärger mit allen beiden. Terry grinste. Die beiden waren schon ein faszinierendes Duo.
 

Als er am Billardtisch ankam, hatte Grace bereits alles vorbereitet und warf ihm grinsend einen Queue zu. „Wer fängt an?“

Mit Leichtigkeit fing er den Kö ebenso grinsen auf. „Ich würde sagen: Lady's first!“

„Oh, wir entwickeln uns wohl zum Gentleman, wie?“ Grace begab sich in Position und zielte auf die weiße Kugel.

Da war sie wieder, diese leicht abweisende Haltung ihm gegenüber. Was mochte es wohl sein, was sie ihm so übel genommen hatte? Sein Blick fiel auf das karierte Tuch um ihren Hals. Sie war doch wohl nicht etwa.... nein, das konnte er sich nun beim besten Willen nicht vorstellen! Oder etwa doch?

„Du bist dran.“, riss ihn ihre Stimme aus den Gedanken.

Die ersten Spielzüge führten sie schweigend und konzentriert durch. Grace hatte die Halben und lag mit einer Kugel in Führung. Noch. Sie setzte den Queue an die weiße Kugel, zielte und -

„Du versuchst schon den ganzen Tag mir möglichst aus dem Weg zu gehen. Warum?“ Er stellte die Frage eher beiläufig, sah Grace aber prüfend an.

Die weiße Kugel rollte haarscharf an der rot-weißen vorbei und streifte dabei zu allem Überfluss eine von Terrys Kugeln, die gefährlich nahe vor einem der Löcher zum Stehen kam. Warum musste er dieses Thema gerade jetzt ansprechen?! Ihre Unsicherheit überspielend strich sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Das nennt man Beeinflussung des Spiels durch gezieltes Ablenken seines Gegners. Du willst mich wohl vom Siegen abhalten?! Sowas ist unfair.“

„Du weichst mir aus.“ Terry lächelte ruhig vor sich hin.

Er meinte seine Frage eindeutig ernst. Grace wandte den Blick ab und starrte auf einen imaginären Punkt an der Wand. Was sollte sie darauf antworten? Warum interessierte ihn das so brennend? Entschlossen sah sie ihn an.

„Tue ich das?“

Terry versenkte eine Kugel. Nun hatten sie wieder Gleichstand.

„Allerdings!“ Er nickte zur Bestätigung. Die zweite Kugel kam ziemlich in der Mitte zum Stehen. Nun war Grace an der Reihe. Terry ging ein paar Schritte um den Tisch herum auf sie zu, um das Spielfeld aus einem anderen Winkel zu betrachten – zumindest gab er das vor.

„Ich habe eben meine Gründe.“ Um seinem Blick auszuweichen zielte sie hochkonzentriert. Trotzdem traf die weiße Kugel ihr eigentliches Ziel nicht, sondern rollte ein paar Zentimeter links vorbei. Grace stieß sauer die Luft aus. Ihre Ruhe war wohl stiften gegangen. Sie drehte sich um und erstarrte mitten in der Bewegung. Erschrocken sah sie Terry an. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie er sich ihr beständig genähert hatte und nun stand er direkt vor ihr, ging sogar noch einen Schritt auf sie zu. Grace wich vor ihm zurück, bis sie schließlich exakt zwischen ihm und dem Bilardtisch stand.

Grace' Puls beschleunigte sich. Rasch versuchte sie zur Seite auszuweichen, doch Terry war schneller und hatte beide Hände locker auf den Rand des Tisches gestützt. Er war ihr schon wieder viel zu nahe und hielt gerade mal so viel Abstand, dass sich ihre Körper nicht gleich bei der kleinsten Bewegung berührten.

Gemächlich hob er eine Hand an ihren Hals und schob dabei das Tuch ein wenig nach oben, sodass ein roter Fleck zum Vorschein kam. Zärtlich strichen seine Finger über diese Stelle. „Ist es etwa deswegen?“ Terrys Stimme klang rau und jagte ihr einen angenehmen Schauer über den Rücken. Seine Augen suchten die ihren.

„N-nein, das ist es nicht. Ich mein... wir waren beide betrunken und...“ Sie brach ab und sah verlegen zur Seite. Doch Terry wollte nicht locker lassen.

„Und?“ Er musterte sie schweigend, während Grace das Tuch wieder an seinen ursprünglichen Platz zog.

„Nichts und.“ Sie schüttelte den Kopf, wich seinem Blick jedoch weiterhin aus. Nervös biss sie sich auf die Lippe.

Terry seufzte und bedachte die schlanke Gestalt vor ihm mit einem prüfenden Blick. „Grace, du kannst mir nicht erzählen, dass du es nicht auch wolltest!“ Amüsiert stellte er fest, wie sich ihre Wangen in einem gesunden Rotton färbten. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, entschloss sich jedoch dagegen. Was hätte sie auch antworten sollen? Ein 'nein' hätte er ihr nicht abgekauft und wäre ohnehin eine glatte Lüge gewesen, doch offen zugeben wollte sie es auch nicht.

Ihr Schweigen war ihm Antwort genug und sofort wurde ihm um einiges wärmer. Doch das Rätsel um ihr Verhalten ihm gegenüber hatte er noch immer nicht gelöst.

„Woran liegt es wirklich?“

Grace schwieg nach wie vor beharrlich. So vergingen einige Minuten, in denen sie schweigend in dieser Position verharrten und während Terry sie noch immer abwartend ansah, hatte Grace den Blick abgewandt und versuchte stur ihn zu ignorieren.
 

„Ach hier bist du! Ich – oh, stör ich?“

Erschrocken drehten die beiden ihre Köpfe und erblickten Vanessa, die sie argwöhnisch musterte. Verärgert über den Störenfried stellte Terry sich wieder aufrecht hin und ging ein paar Schritte auf Abstand. Grace war das nur Recht, aber irgendwie ärgerte es sie auch. Sie umfasste ihren Kö mit einer Hand fester und stützte sich mit der anderen leicht am Tisch ab.

„Nein, wie kommst du nur darauf?“, gab sie kalt von sich und die Ironie in ihrer Stimme war deutlich herauszuhören. Die Mädchen warfen sich feindselige Blicke zu.

„Das tut mir aber Leid!“, heuchelte Vanessa ebenso ironisch und wandte sich dann – die unliebsame Konkurrentin mit Nichtachtung strafend – an Terry. „Ich wollte nur schnell fragen, ob du vielleicht ein bisschen Zeit für mich hast und dich uns nachher anschließen möchtest? Wir wollen auf unserem Zimmer feiern.“ Sie schenkte ihm ein übertriebenes Lächeln, das wohl verführerisch sein sollte. Grace verdrehte die Augen und noch ehe Terry antworten konnte, hatte sie ihr schon ein „Da wirst du dich noch etwas gedulden müssen, denn wie du siehst (oder auch nicht, fügte sie in Gedanken hinzu)sind wir noch mitten in einem Spiel.“ in ruhigem Ton an den Kopf geknallt.

Vanessa funkelte sie wütend an. „Das hast ja wohl nicht du zu entscheiden!“, gab sie gereizt von sich. Es war mehr als offensichtlich, dass sich die beiden nicht leiden konnten. Vorsichtshalber mischte sich Terry ein und ließ Grace gar nicht erst zu Wort kommen. „Sorry, aber es ist so wie Grace gesagt hat.“

„Schön! Bis später dann!“ Vanessa warf Grace einen letzten bitterbösen blick zu, ehe sie gefrustet zum Tisch zurück stolzierte und sich beleidigt bei ihrer Freundin ausheulte.

Erleichtert atmete Grace aus und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder dem Billardtisch. Doch ihrer Laune hatte die ganze Aktion einen gehörigen Dämpfer verpasst. „Ich glaube du bist dran. Du willst sie doch sicher nicht zu lange warten lassen, oder?“

Terry betrachtete sie schweigend. Er brauchte einen kurzen Moment, um ihre Worte zu verarbeiten. Plötzlich lachte er laut auf. „Nein, ich hab's nicht so eilig.“ Gut gelaunt widmete er sich dem Spiel und versenkte gleich zwei Kugeln nacheinander, dann verließ ihn das Glück und Grace war an der Reihe.

Misstrauisch musterte sie ihn aus den Augenwinkeln. „Da hatte ich heute Mittag aber einen ganz anderen Eindruck!“ Auch sie versenkte eine Kugel. Terry grinste sie frech über den Tisch hinweg an. „Ist da etwa jemand eifersüchtig?“ Wenigstens war die Atmosphäre nun nicht mehr so angespannt wie noch vor wenigen Minuten. Er ließ sich Zeit beim Zielen und versenkte erneut eine Kugel.

Grace verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. Ja verdammt! Sie war eifersüchtig! Aber das würde sie ihm ganz sicher nicht auf die Nase binden.
 

„Ich habe es nur satt, mir ständig ihre aufdringlichen Flirtversuche ansehen zu müssen. Man kann es auch übertreiben!“ Sie verdrehte genervt die Augen. „Wenn ihr schon rumturteln müsst, dann macht das doch bitte wo anders! Außerdem breche ich ein Spiel nur ungern mittendrin ab, weil da jemand – ach Mist!“ Die Kugel war kurz vorm Loch am Rand abgeprallt.

Terry schüttelte schmunzelnd den Kopf und kam um den Tisch herum auf sie zu. Seinen Queue lehnte er kurz an die Wand. „Ich bitte dich, ein bisschen mehr Gefühl, ja?“ Er stand direkt hinter ihr und hatte seine Hände auf ihre gelegt. Sofort beschleunigte sich ihr Puls.

„Lass das, ich kann auch alleine spielen!“

„Da wäre ich mir nicht so sicher.“, neckte er sie. Die Kugel rollte geradewegs ins Loch. „Siehst du? So macht man das!“ Terry lachte triumphierend und ließ sie los. Aber nicht ohne ihr vorher ein leises „Und du bist doch eifersüchtig“ ins Ohr zu flüstern. Er selbst versenkte nun die schwarze Acht als letzte Kugel und ging somit als Sieger aus diesem kleinen Match hervor.
 


 

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Erst mal ein riesengroßes Sorry für die lange Wartezeit ._. Ich wollte das Kappi eigentlich noch verlängern, aber jezt werden daraus doch zwei Kapitel :D

Ich hoffe, euch hat das Kappi gefallen.

Nur so viel zum 5. Kapitel: es wird wieder ein paar Rückblicke geben. *g*

Dann (hoffentlich) bis zum nächsten Kappi. :)
 

Chimiu



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Nochnoi
2007-09-06T12:48:28+00:00 06.09.2007 14:48
Hallo ^^

Ich hab deine Story gerade eben entdeckt und in einem Rutsch durchgelesen :) Eigentlich bin ich ja kein Fan von solchen Geschichten, aber deine hat mich irgendwie gefesselt ^.^ Allein dein Erzählstil hat mich dazu genötigt, weiterzulesen ^.~
Also ich mag deine Fic wirklich, sie hat durchaus Charme ^_____^ Keine so übertriebene Schnulze, sondern einfach richtig schön ^.^ Sowas liest man gerne, um sich selbst mal auf andere Gedanken zu bringen.
Ich freue mich schon drauf, wie es mit Grace und Terry weitergeht!!

Liebe Grüße
Nochnoi

P.S: Es heißt übrigens "Queue", nicht "Kö". Nur so am Rande ^.~
Von:  DODD
2007-08-25T19:20:05+00:00 25.08.2007 21:20
Klasse *______*
Mach schnell weiter !^^
Von: abgemeldet
2007-08-24T16:02:47+00:00 24.08.2007 18:02
Wirklich super Kapitel. Das mit dem Billard ist echt 'ne super Idee gewesen (:
Ciao Kia
Von:  RaMonstra
2007-08-24T09:57:13+00:00 24.08.2007 11:57
Wieder ein schönes Kapitel ^^
Das mit dem Billard fand ich auch toll xD
Dieser Daniel und Vanessa sind bei mir schon voll unten durch XDD

lg Jaku
Von:  CuteAngel
2007-08-23T21:26:34+00:00 23.08.2007 23:26
Ah, du hast weiter geschrieben, die Idee mit dem Billard finde ich gut. Ich kann nur aus persönlicher Erfahrung sagen, da kann sich sehr viel Spannung bilden. *hehe*
Von:  -Moonshine-
2007-08-23T18:56:33+00:00 23.08.2007 20:56
Juhuu! das ist so toll! das ist so süüüß! Ich liebe es! Wann gibts kap. 5? ich vergehe schon wieder vor sehnsucht... hach, lena... du bist ein genie. ^^


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