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Anata wo sagashite iru - Search for you

Manchmal erkennt man das Ziel erst während der Reise.
von

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Yūjō (Dai-nisatsu) – Freundschaft (Teil Zwei)

Hi!
 

Gerade eben habe ich mit Schrecken und gruseliger Faszination festgestellt, dass ich mein letztes Kapitel vor über zwei Jahren raufgeladen habe - glaubt mir, ich begreife selbst jetzt nicht, wie schnell die Zeit vergangen ist. Was in den letzten zwei Jahren geschehen ist, ist nichts und dann doch so unglaublich viel. Ich habe mich geändert, mein Bezug zum Schreiben hat sich geändert, meine Sicht auf das Leben hat sich geändert. Möglicherweise klingt das wirr und seltsam - und im Ernst, wer liest schon ein Vorwort? - aber ich halte das hier auch für mich persönlich fest. Saskia (ja, das ist mein Name), das Leben ändert sich immer und irgendwann schaust du zurück und wirst nicht begreifen können, wie schnell es an dir vorbeizieht.
 

Und mit diesen Worten der Weisheit kommt seit Ewigkeiten ein neues Kapitel einer Geschichte, die ihr vermutlich vergessen haben werdet.
 

Danke.

Fantasia
 

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Kapitel 13: Yūjō (Dai-nisatsu) – Freundschaft (Teil Zwei)
 

„Wer hätte das gedacht. Zivilisation.“, bemerkte Sumiaki trocken, als sein ruhiger Blick über das kleine Dorf glitt. Er stand neben Masaru und Shizuka auf einem breiten Ast auf einem hohen Baum.

Wobei Stehen falsch ausgedrückt war. Vielmehr hatte er sich irgendwie zwischen zwei Äste gezwängt um nicht abzustürzen und Masaru lehnte an dem fetten Baumstamm und fand mit den Füßen bloß Halt an dünnen Ästchen, vor denen sich auch ein Eichhörnchen in Acht genommen hätte. Und Shizuka?

Die hing kopfüber unter dem jungen Nara und erfreute sich an ihren nicht mehr langen Haaren, die ihr logischerweise auch nicht mehr ins Gesicht hingen. Okami schnüffelte unterdessen den Boden um den Baum herum ab. Mehr tat dieses Team seit mehreren Minuten nicht und Sumiaki war sehr dankbar dafür. Nichtstun war eine Seltenheit geworden und für einen Nara bedeutete das beinahe den Tod.

Außerdem wollte er ohnehin eine Pause, nachdem sie die letzten zwei Tage kaum eine gemacht hatten. Man durfte eben nicht zimperlich sein, wenn man auf der Flucht vor den eigenen Leuten war. Aber jetzt, jetzt hatten sie nach gefühlten Jahrhunderten wieder ein Dorf erreicht.

Sumiaki seufzte erleichtert. Weniger Stress.
 

Der Junge spürte einen leichten Luftzug neben sich und ohne hinzusehen wusste er, dass Shizuka sich auf den Ast geschwungen hatte und ihr Blut von ihrem Kopf wieder zurück in ihre Beine floss. Sie klopfte Sumiaki vergnügt auf die Schulter und der war ziemlich froh, dass diese unglaublich vertrauenserweckenden Äste nicht nachgaben.

Das Dorf hatte Shizukas Zuversicht eindeutig einen gewaltigen Schub gegeben.

„Na, freust du dich schon auf ein weiches Bett?“, fragte sie eine Spur unverschämt, doch der Nara konnte das gerade noch so verzeihen.

„Irgendwie bezweifle ich, dass sie in dem Kaff auch nur im Entferntesten so etwas wie ein Motel haben.“, quittierte Sumiaki ihre Frage, doch er lächelte. Sie würden schon ein Plätzchen finden… ein Bett… ha! Ein BETT! Wenn er sich das nicht verdient hatte, dann wusste er auch nicht mehr weiter!

Er war müde und er wusste, dass Masaru müde war, und ihnen beiden war durchaus bewusst, dass Shizuka den Schlaf am allermeisten benötigte. Sie wagten es jedoch nicht etwas in der Art auszusprechen, da sie wussten dass die junge Uzumaki diese Tatsache verdrängte und ihren Körper so zu Höchstleistungen antrieb.

Sie war eine gute Läuferin, sie war schnell und wendig, doch ihre Ausdauer über weite Strecken hinweg – wie diese XXL-Reise beziehungsweise Flucht – war zu viel für sie. Ihren Teamkameraden war klar, wie sehr sie sich darüber ärgerte und ihr war klar, dass sie sich klar waren. Verwirrend, aber durchaus logisch, wenn man zum Team Sechs gehörte.

„Dann schauen wir mal in das Dörfchen. Wir werden schon ein freies Bett finden.“, meldete sich Masaru zu Wort und sprang geschickt zurück auf den Boden. Nur einer der dünnen Äste brach ab!

Doch noch bevor dieser am Boden aufschlug, hatte Okami ihn mithilfe eines durch und durch eleganten Sprunges aufgefangen. Vergnügt kaute sie nun darauf herum und war allem Anschein nach mit sich und der Welt ausgesprochen zufrieden.

Masaru beneidete sie darum.
 

~
 

Später
 

Sumiaki seufzte und verschränkte die Hände hinter seinem Kopf, während er sich mit Masaru durch die Straßen drängte. Wobei Drängen übertrieben war. Genauso wie Straßen. Sie waren in einem kleinen Kaff und sie konnten sich glücklich schätzen, dass diese zehn Stände hier als Markt bezeichnet wurden. Es gab keine Straßen… es gab bloß eine Straße. Und auf der tummelte sich die Bevölkerung. Die sich bestimmt nicht aus mehr als 300 Personen zusammensetzte. Folglich konnte man das auf der einzigen Straße des Dorfes nicht als Gedränge bezeichnen, da ja nicht alle 300 Leute gleichzeitig unterwegs waren. Aber nach Tagen Isolation und auf-der-Flucht-sein kamen Sumiaki schon fünf Menschen als Bedrohung vor.

„Warum quälen wir uns hier durch, während Shizuka den Schlaf der Gerechten schläft? In einem Bett? Falls du noch weißt, was das ist und was das bedeutet.“

Nur zur Sicherheit. Masaru war manchmal für eine Überraschung gut.

Doch gerade eben schien es, als wäre der Uchiha nicht zum Scherzen aufgelegt. Er seufzte ebenfalls und rieb sich mit seinen Händen über seine von Natur aus eher blassen Wangen, die aufgrund des Schlafmangels noch blasser waren als sonst. Er war müde, erschöpft und er wollte nichts mehr als schlafen.

„Wir müssen die Besorgungen machen. Wir können uns nicht leisten lange an einem Ort zu bleiben. Morgen Früh müssen wir weiter… keine Ahnung, wie Jäger vorgehen! Wir dürfen uns keinen Fehler erlauben. Keinen einzigen. Außerdem weißt du so gut wie ich, dass Shizuka den Schlaf am nötigsten hat.“

Er musste hier wohl nicht ausführen, weshalb das so war.
 

Schweigend gingen die Jungs nebeneinander her, blieben ab und an bei einem der Stände stehen und kauften Obst und Brot und was sich sonst noch länger als einen Tag hielt. Morgen Früh musste alles bereit sein, wie Masaru gesagt hatte.

Schließlich hatten sie den Markt durch und waren am Ende der Straße und somit auch beinahe am Ende des Dorfes angekommen. Natürlich gab es noch kurze, winzige Seitengassen mit kleinen Holzhäuschen, in denen die Bewohner lebten. Große Dörfer waren nicht typisch für das Wellenreich.

Sumiakis erschöpfter Blick huschte über die letzten Läden und gerade als er Masaru vorschlagen wollte zurück zu Shizuka und dem kleinen Motel zu gehen, das sie doch gefunden hatten, erspähte er etwas, das seine Aufmerksamkeit erregte. Mit einem Mal völlig motiviert – was an sich schon beachtlich war - zog er Masaru am Ärmel hinter sich her.

„Sieh dir das an! Ein Teeladen!“, rief er begeistert. Er hatte auf dieser Reise mit vielem gerechnet, aber bestimmt nicht mit einem Teeladen im abgeschiedensten, kleinsten Dorf der Welt. Das Paradies auf Erden!

Sumiaki spürte, dass Masaru nicht ganz so willig folgte, wie der Nara sich das vorgestellt hatte.

„Ich weiß nicht, ob das jetzt gerade eine gute Idee ist, Sumiaki… wir könnten zurück zu Shizuka und schlafen… und wir müssen die Rucksäcke vorbereiten…“, versuchte er seinen Freund aufzuhalten und Sumiaki blieb einen Moment lang stehen. Sein Blick war ernst und so war auch sein Tonfall.

„Masaru.“, begann er mit belehrender Stimme, „Ich weiß genauso gut wie du, dass wir alle unter Stress stehen. Ich weiß genauso gut wie du, dass wir uns keine Fehler erlauben dürfen. Aber wir werden auf dieser privaten Mission keinerlei Aussichten auf Erfolg haben, wenn wir uns durchgehend hetzen und alle unsere Gedanken nur darum kreisen, dass uns die Jäger vielleicht erwischen, zurück ins Dorf schleppen und wir dann von unseren Eltern getötet werden.“

Masaru verdrehte die Augen.

„Du verstehst es echt jemanden aufzumuntern.“

„Ich will dich nicht aufmuntern. Ich benenne hier nur Tatsachen.“

„Die nicht unbedingt zur Entspannung beitragen.“

Sumiaki machte eine wegwerfende Handbewegung.

„Wie auch immer, das ist zumindest der springende Punkt. Entspannung. Komm schon… nur ein Tässchen Tee. Nicht mehr. Das wird dir und mir gut tun.“

Sumiaki war sich vollkommen darüber im Klaren, dass er Recht hatte. Dummerweise konnte sich noch nicht einmal Masaru dieser Tatsache entziehen und nach kurzen Sekunden des zögerlichen Nachdenkens nickte er schließlich resigniert.

„Gut… gut, dann gehen wir eben Tee trinken.“
 

Wenig später saßen die beiden Teamkameraden in dem Laden und hatten ihre Bestellungen aufgegeben. Masaru sah sich um. Im Teeladen herrschte gedämmtes Licht, aber in einer Art und Weise, die entspannend wirkte. Das Holz um ihn herum war dunkles Mahagoni und sah sehr edel aus. Sitzpolster in Pastellfarben rundete die beruhigende Atmosphäre voll und ganz ab. Als Tüpfelchen auf dem i spielte im Hintergrund leise Musik, die nicht durch kreischende oder wimmernde Sänger verunstaltet wurde. Masaru gefiel es hier und er spürte die Anspannung ein wenig von seinen Schultern weichen.

Ihm gegenüber saß Sumiaki, der mit einem leichten Lächeln auf den Lippen für einen Moment seine Augen geschlossen hatte und anscheinend dieselben Gedanken teilte wie der junge Uchiha.

„Ich habe dir doch gesagt, dass das eine gute Idee ist…“, murmelte er entspannt und sog tief Luft ein, in der ein wenig die Düfte der verschiedenen Teesorten schwangen. Die beiden Jungs schwiegen wieder für eine kleine Weile und schließlich bildete sich auch ein Lächeln um Masarus Lippen.

„Das weckt Erinnerungen.“, meinte er ein wenig wehmütig und Sumiaki lachte leise. Oh ja, in der Tat. Masaru, er und Teeläden. Beziehungsweise der Teeladen in Konohagakure.

„Weißt du noch, als wir zur Strafe dort schuften mussten?“, fragte Masaru ein wenig nachdenklich bei der Erinnerung an Iruka-senseis wütende Predigt, als er erfahren hatte, dass Sumiaki und er zwei ältere Mitschüler ein wenig außerhalb des Dorfs im Wald an zwei große Bäume genagelt hatten. Mit messerscharfen Kunais.

Er hatte nie herausgefunden, dass sie es nur getan hatten, weil die beiden absichtlich in Shizukas Gegenwart über Naruto hergezogen waren. Sumiaki und er hatten sich darüber ausgeschwiegen. Es gab Dinge, über die wurde nicht geredet.

Sumiaki nickte selig.

„Wir haben es so dermaßen gehasst, dass noch nicht mal Shizuka es gewagt hat Witzchen darüber zu reißen. Und sogar ich habe mich jeglichen Kommentars enthalten.“

Masaru lachte leise und nickte ebenfalls.

„Und doch ist irgendwann der Moment gekommen, an dem wir uns eingestehen mussten, dass der Teeladen doch nicht so schrecklich war, wie wir uns das gedacht haben.“

„Was nicht zuletzt an der hübschen Tochter des Besitzers lag.“

„Ich würde das nicht als den springenden Punkt der plötzlich aufgekeimten Sympathie werten, aber sie war doch… schön.“

„Hat uns die Arbeit versüßt.“

„Wir waren wie alt? Zehn? Ich denke nicht, dass sie uns dermaßen beeinflusst hat.“

„Nun, meine Mutter hat das anders gesehen. Hast du etwa vergessen, warum wir nicht mehr dort aushelfen dürfen?“, seufzte Sumiaki und seine Augen strahlten auf, als eine der Angestellten in einem schlichten Kimono den Tee servierte. Masaru sog tief das Aroma seines Grüntees auf und nippte genüsslich an dem brennheißen Getränk.

„Weil ihr klar ist, dass du eindeutig frühreif bist und sie nicht riskieren will, dass du deinen Ruf noch vor deinem vierzehnten Lebensjahr ruinierst.“

„Ja, sie ist wahrlich ein Engel.“, bemerkte Sumiaki zuckersüß und trank ebenfalls einen kleinen Schluck Tee. „Der ist wirklich gut.“

Masaru nickte versonnen und seufzte tief, als sein Blick aus dem Fenster hinaus auf die dicht befahrene Straße fiel.

„Ich vermisse unsere Teenachmittage.“, gestand er schließlich und die Stimmung zwischen den beiden Jungs wurde drückender. Was war nur aus ihnen geworden? Sie saßen in einem fremden Land, in einem fremden Teeladen und hatten das Ziel jemanden zu finden, der tot war. „Schade, dass man Sorglosigkeit erst dann wertzuschätzen lernt, wann man sie sich nicht mehr leisten kann.“

Sumiaki schwieg daraufhin und schien in Gedanken versunken. Masaru unterbrach ihn nicht. Wenn sein bester Freund wirklich nachdachte, dann war es besser ihm Zeit dazu zu geben.
 

Der junge Uchiha sah gedankenverloren in seinen Teebecher. Das heiße Wasser dampfte, war jedoch trinkbar, und so nahm Masaru einen weiteren Schluck. Grüntee hatte einen bitteren Nachgeschmack, der die Nerven stimulierte. Er wärmte innerlich auf und schaffte Entspannung und klare Gedanken. Er machte Masaru ruhig und wahrscheinlich war das der Grund, warum ihn keine andere Teesorte mehr ansprach.

„Wir sollten länger hier bleiben, Masaru.“, sagte Sumiaki plötzlich und riss den Uchiha zurück in die Gegenwart. Er lachte wehmütig und konnte anschließend nur schwer ein Gähnen unterdrücken.

„Das geht nicht. Wir müssen zu Shizuka zurück und uns ausruhen. Morgen müssen wir weiter.“

Der Nara wandte seinen Blick von seinem besten Freund ab und beobachtete stattdessen die Kellnerin, die einem der anderen Gäste anmutig Tee einschenkte.

„Warum?“, fragte er leise und Masaru sah ihn überrascht an. Unmut flackerte in seinen Augen auf. Was war das für eine Frage? Ihre nächsten Schritte lagen doch auf der Hand!

„Weil die ANBU uns sonst aufspüren werden?“, stellte er eine rhetorische Gegenfrage und nahm einen großen Schluck Tee. Er war heiß, verbrannte ihn jedoch nicht.

„Aber so werden wir keine Informationen über Hinata sammeln können. Das ist ein Teufelskreis, Masaru. So funktioniert es nicht.“, hielt Sumiaki dagegen und fixierte den Schwarzhaarigen eindringlich, „Wir brauchen einen anderen Plan. Lass uns hier bleiben.“

„Abwarten und Teetrinken ist keine Lösung.“, kommentierte Masaru trocken, „Ich weiß, dass unsere Chancen Anhaltspunkte zu finden verschwindend gering sind, aber wir können das gerade eben nicht ändern. Ich bevorzuge Sicherheit. Die ANBU dürfen uns nicht erwischen. Es würde Shizuka das Herz brechen, wenn wir zurück nach Konoha gebracht werden.“

„Denkst du es bricht ihr nicht das Herz, wenn du sie wochenlang durch die Wälder schleppst und wir uns verstecken müssen? Das ist sinnlos, Masaru. Das ist dumm.“
 

Das Wort hing drohend zwischen ihnen und die schwarzen Augen des Uchihas verengten sich. Seine Hände umfassten den Teebecher stärker und er durchbohrte Sumiaki mit plötzlich wütendem Blick.

„Wirfst du mir vor, dass ich für eure Sicherheit sorge?“, zischte er, „Tut mir leid, dass ich uns beschützen will.“

Langsam und betont gelassen lehnte sich Sumiaki zurück und verschränkte seine Arme vor der Brust. Er erwiderte Masarus stechenden Blick ohne mit der Wimper zu zucken. Die ruhige Musik des Teeladens und die unterdrückten Geräusche von der Straße untermalten die aufflackernde Auseinandersetzung auf groteske Art und Weise.

„Ach, du sorgst für unsere Sicherheit? Du beschützt uns?“, wiederholte der junge Nara mit einem Anflug von Kälte in seiner Stimme, „Danke, oh großer Uchiha Masaru.“

Die plötzliche Feindseligkeit ließ Masaru erstarren. Er konnte seine Augen nicht von seinem besten Freund wenden. Er verstand ihn nicht. Was war los? Wann war die Situation so ernst geworden? Masaru war irritiert und es ärgerte ihn, dass Sumiaki ihm offensichtlich in den Rücken fiel. Was war falsch daran seine Freunde beschützen zu wollen?

„Was ist dein Problem?“, fragte er hart und lehnte sich ebenfalls in seinem Sessel zurück. Es war besser, wenn so viel Abstand wie möglich zwischen ihnen herrschte. Sumiakis Augen verengten sich und ein spöttisches Lächeln umspielte seine Lippen.

„Dein Heroismus.“
 

Masaru sprang blitzschnell auf und knallte seine Handflächen heftig auf den Tisch, sodass sich die Köpfe aller anderen Gäste neugierig in ihre Richtung wendeten. Besorgt beobachtete sie die Kellnerin, die scheinbar unentschlossen war, ob sie eingreifen sollte oder nicht. Wut pulsierte durch Masarus Körper und jeder seiner Muskeln zitterte vor Anspannung, als er Sumiaki abfällig anstarrte. Seine Augen brannten und unwirsch blinzelte Masaru den Schmerz fort.

„Mein Heroismus?“, spie er verächtlich aus und konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so viel Zorn empfunden hatte, „Wie kannst du es wagen?!“

Locker erhob sich Sumiaki ebenfalls und sein Blick bohrte sich in den Masarus. Er ließ sich nicht von seinem besten Freund einschüchtern.

„Wie ich es wagen kann?“, konterte er hart, „Die Frage gebe ich zurück. Wie kannst du es wagen mich mit Shizuka auf eine Stufe zu stellen?“

Die Stimme des Nara klang nicht minder verächtlich als die Masarus. Die Augen des Uchihas wurden zu schmalen Schlitzen und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Gemurmel um sie herum wurde laut. Die Gäste wurden unruhig und schienen die steigende Gefahr zu bemerken.

„Wie darf ich das verstehen?“, zischte Masaru, „Wenn du mich beleidigst, dann tu es wenigstens direkt.“

Sumiaki lachte trocken und zorniges Amüsement blitzte in seinen Augen auf.

„Anscheinend bin ich für dich wie ein kleiner Bruder, auf den du Acht geben musst. Du beschützt uns hier, du beschützt uns dort, du bist für alles und jeden verantwortlich und du musst alle Entscheidungen selbst treffen.“, begann er spöttisch, „Wann wurde ich vom gleichgestellten besten Freund zum unwissenden Anhängsel degradiert?“

Damit verschlug Sumiaki Masaru die Sprache und der Uchiha konnte ihn nur perplex anstarren.

„Ist bei den Herren alles in Ordnung?“, unterbrach sie eine verschüchterte Stimme. Die beiden Jungs hörten nicht auf einander anzusehen und nahmen die nun doch herangetretene Kellnerin bloß aus den Augenwinkeln wahr. Masaru war nicht in der Lage zu antworten. War bei ihnen alles in Ordnung?

Sumiaki sah ihn weiterhin durchdringend an, doch plötzlich wandte er sich mit beruhigendem, strahlendem Lächeln an die junge Kellnerin.

„Danke, alles bestens.“

Die Frau verbeugte sich tief und huschte schnell zurück zur Theke. Die anderen Gäste hatten die kurze Unterhaltung bemerkt und schienen beruhigter als zuvor. Sie wandten ihre Aufmerksamkeit von den beiden Jungen ab. Schweigen legte sich zwischen Masaru und Sumiaki, das mehrere Sekunden lang anhielt. Dann ließ sich der Nara langsam auf seinen Sessel sinken und nahm gelassen einen kleinen Schluck Tee. Ausdruckslos tat Masaru es ihm gleich und begann die Außeneindrücke erneut zuzulassen. Die Musik im Teeladen wirkte plötzlich sehr laut. Er sollte seinen besten Freund degradiert haben? Er spielte sich als Held und großer Beschützer auf?

„Ich will euch nur beschützen.“, brachte er schließlich schwach heraus und sah Sumiaki bestürzt an, „Ich könnte es nicht ertragen, wenn das hier schlecht ausgeht.“

Es erschütterte Masaru, dass sein bester Freund der Meinung war, dass er sich aufspielte.

Sumiaki schüttelte jedoch seinen Kopf und die Anspannung fiel langsam von ihm ab.

„Ich mache dir darüber keinen Vorwurf. Ich kann es nur nicht ausstehen, dass du mich als unfähigen Teamkollegen ansiehst. Du fragst mich nicht um meine Meinung. Du denkst, du kannst mich herumkommandieren wie Shizuka. Ich bin nicht schutzbedürftig, Masaru. Ich bin dein bester Freund und ich kann alleine auf mich aufpassen. Wann hast du das vergessen?“

Sumiaki sah seinen besten Freund aufmerksam an, nahm wieder einen kleinen Schluck Tee. Die Sekunden verstrichen, dann fuhr sich Masaru plötzlich durch sein schwarzes Haar.

„Ich habe das nicht vergessen.“, rechtfertigte er sich unruhig, „Wirklich nicht. Es ist nur… ich weiß nicht. Ich will nicht, dass alle auf sich selbst aufpassen. Wir sind ein Team. Aber ohne Shizuka sind wir kein richtiges Team. Ich will nicht, dass wir auseinanderfallen, wegen… wegen dieser Sache hier!“

„Warum sollten wir auseinanderfallen?“, bekam er als verständnislose Gegenfrage, „Das hier lässt uns auseinanderfallen. Wenn wir damit anfangen uns gegenseitig nicht mehr zu vertrauen. Schau… ich würde mein Leben in eure Hände legen. In Shizukas und auch in deine, Masaru. Ohne eine Sekunde zu zögern. Und um hier auf dieser Mission bestehen zu können, sollte dieses Vertrauen in jedem von uns vorzufinden sein. Würdest du Shizuka und mir dein Leben anvertrauen? Ja, die Situation ist für alle belastend, aber ich traue selbst Shizuka zu, dass sie richtige Entscheidungen trifft – egal, wie schlimm es auch werden wird. Das hier, was wir jetzt machen, das ist nichts. Wir rennen nur durch die Gegend und versuchen den ANBU oder Kami-sama weiß wem zu entkommen. Wir sind nicht organisiert und folglich ist die Situation noch viel schlimmer. Da die Situation schlimmer ist, sind unsere Nerven gespannt. Und weil unsere Nerven gespannt sind, entstehen Streitsituationen, die wiederum zu Vertrauensverlust führen. Und das können wir uns nicht leisten.“

Masaru nickte. Seine Hände glitten über seine Schläfen, er massierte sie sachte.

„Ich verstehe, was du meinst. Ich weiß, dass wir uns das nicht leisten können. Aber ich will keinen Fehler machen-…“

Sumiaki stöhnte ergeben auf.

Das ist dein Problem! Du machst hier keine Fehler. Wir machen Fehler. Und wir werden keine verdammten Fehler machen, wenn wir uns vertrauen. Okay? Hör nicht auf mir zu vertrauen. Ich bin kein kleiner Idiot, ich weiß sehr wohl, was Sache ist. Du musst uns nicht beschützen. Du musst nicht die Verantwortung auf dich nehmen. Es gibt Shizuka und mich. Wir erwarten nicht, dass du uns führst. Wir sind ein Team. Team Sechs. Das weißt du doch. Woher kommt dein Drang, uns plötzlich anführen zu müssen?“

Ja, woher kam dieser Drang? Sie waren auch früher gut zurechtgekommen. Als Einheit. Als eine denkende, führende Person. Deshalb waren sie das Team, deshalb war Kiba-sensei so unglaublich stolz auf sie, deshalb loderte die Anerkennung in Tsunades Augen – wenn sie nicht gerade betrunken war. Deshalb waren sie die besten Freunde, die sich wortlos verstehen konnten.

Masaru sah versunken in seinen auskühlenden Grüntee, drehte die Tasse leicht hin und her, sodass das Wasser leichte Wellen warf. Die gedimmten Lichter des Teeladens brachen sich an der Oberfläche und ließen das Grün unwirklich erscheinen. Masaru liebte diesen Tee.

„Ich weiß nicht.“, wiederholte er leise, „Es ist kompliziert.“

Sumiaki schnalzte missbilligend mit der Zunge, trank seinen Tee in einem Zug fertig und schob die Tasse von sich.

„Es ist nicht kompliziert. Du hörst einfach auf mich und hörst auf dich als unseren Beschützer zu sehen. Wir beschützen uns gegenseitig und damit ist die Sache erledigt. Gönne deinen Nerven eine Pause, sonst hältst du keine drei Tage mehr durch.“

„Wenn sie uns bis dahin nicht längst gefunden haben.“, erwiderte Masaru gequält, schenkte seinem besten Freund dann jedoch ein schiefes, mattes Lächeln, „Okay. Ich werde versuchen-… ich werde meinen Heroismus nicht mehr exzessiv ausleben.“

Der Nara verdrehte seine Augen.

„Hör auf, dich so geschwollen auszudrücken. Die Vokabeln gehören mir.“, kommentierte er gelassen, „Und jetzt trink deinen Tee und entspanne dich. Wir können noch eine gute Viertelstunde hier bleiben. Die Sonne ist gerade am Untergehen. Dann gehen wir zu Shizuka zurück, richten schnell die Rucksäcke für morgen her und hauen uns aufs Ohr. Einverstanden? Einverstanden.“

Masarus Lächeln wurde weicher, als er in Sumiakis selbstzufriedenes Gesicht blickte. Es war angenehm, wenn er ihn zwang die Kontrolle abzugeben. Gut, der Streit und die Auseinandersetzung waren nicht angenehm, aber danach-… danach war alles irgendwie besser. Denn Sumiaki verstand ohne Worte. Und das war mehr wert, als Masaru wirklich erfassen konnte.

„Danke. Für alles. Und es tut mir leid.“

Sumiaki machte eine wegwerfende Handbewegung.

„Schon okay. Einer muss einem Uchiha ja den Kopf zurechtrücken, wenn Shizuka den Schlaf der Gerechten schläft.“, tat er ab.
 

~ Man kommt in der Freundschaft nicht weit, wenn man nicht bereit ist, kleine Fehler zu verzeihen.
 

Anschließend verfiel Sumiaki in Grübeln.

„Soll ich mir noch Tee bestellen oder nicht…?“

Masaru lachte.

„Mach schon. Geht auf mich.“

Sumiakis Gesicht erhellte sich und er winkte die Kellnerin heran, während Masaru langsam seinen Grüntee weitertrank, die Atmosphäre auf sich wirken ließ und zum ersten Mal seit Tagen wirklich damit aufhören konnte, unter Anspannung zu stehen. Es war okay. Er konnte Sumiaki und Shizuka vertrauen. Er musste nicht 24 Stunden am Tag die volle Verantwortung für die Geschehnisse tragen. Es war okay.

Es war okay.
 


 

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Wer Fragen, Wünsche oder Anregungen hat, kann sie gerne per Kommi/Ens/GB-Eintrag an mich richten.
 

Danke für eure Aufmerksamkeit und euer immer noch bestehendes Interesse!
 

Fantasia



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  OtakuCifer
2012-02-02T18:30:03+00:00 02.02.2012 19:30
hab jetzt die Story bis hier gelesen und find deine Art zu schreiben richtig gut und ich freu mich auf nächste Kapi ;)

Von:  santos-w
2011-10-02T17:30:04+00:00 02.10.2011 19:30
Hey^^

wow, heute vor genau fünf Monaten hast dieses Kapitel on gestellt. Und ich schaffe es erst jetzt ein Kommi zu hinterlassen. Einfach unmöglich von mir^^ -> und es ist sogar mein aller erstes in dieser Geschichte *sich in die Ecke stell und schäm*
Ich hatte mir vor genommen, dies ganze FF noch einmal zu lesen. Zum Ersten, weil es so lange her war, als du das letzte hoch geladen hattest. Und zum Zweiten, weil ich sie einfach nur klasse finde. Großes Lob an dich!!
Ich habe echt fast jede Woche oder jeden Monat darauf gehofft, das auf meiner PersSeite steht, das ein neues Kapitel online ist. Doch leider musste ich warten.
Jedoch finde ich, dass sich das Warten gelohnt hat^^ So bin ich wieder da zu gekommen, die Story zu verfolgen. Und auch wenn ich sie schon kenne und weißn was passiert (zumindestens bei den älteren Kapiteln), so muss ich doch immer wieder heulen. Es ist einfach traurig und doch gleichzeitig so wundervoll wie du schreibst.
Bitte hör nicht auf, an dieser FF zu schreiben. Ich bin der Meinung, dass sie es verdient hat, vollendet zu werden. Und egal wie lange es dauert, wie werde weiter lesen^^
Denn wie sagt man so schön: 'Die Hoffnung stirbt zu Letzt'

bis zum nächsten Kapitel
santos-w
Von:  Kidd
2011-05-11T18:58:58+00:00 11.05.2011 20:58
Vielen Dank für das Hochladen des Kapitels.
Ich denke ich spreche für viele wenn ich sage das sich das lange warten wirklich gelohnt hat. Und es wie zu erwarten war super geworden.
Dankeschön!
:-)
You made my day ;)
Von:  Easylein
2011-05-06T08:48:52+00:00 06.05.2011 10:48
Hi!

Sind das jetz echt schon 2 Jahre? o.O OMG....
Aber nichts desto trotz bist du dir und deinem Stil treu geblieben. Ich fand es super!
Ich freu mich auch riesig, wenn du weiter machen würdest ^-^

hau rein ich bin auf jeden Fall wieder mit dabei ^-^

Vlg Easy
Von: abgemeldet
2011-05-04T15:53:15+00:00 04.05.2011 17:53
Hey,
tolles Kappi, das Warten hat sich gelohnt. Shizuka tut mir Leid und die beiden Jungs auch :(
Der Streit der Beiden war so...unglaublich real. Ich konnte mir, meine beste Freundin und mich in dieser situatione vorstellen. Gut dass sumiaki so ein guter freund ist.

Ich hoffe, dass du es schaffst, die FF zu vollenden. Ich werde jedenfalls warten.
LH
HikariHyuga
Von:  mudblood
2011-05-04T12:00:58+00:00 04.05.2011 14:00
Hallo x)

Ich bin vor einigen Tagen auf diese Geschichte gestoßen und habe mir erst mal Zeit gelassen, diese zu lesen.

Eine wirklich gefühlvolle Story. Du kannst einfach toll beschreiben und man kann sich echt gut in die Charaktere hineinversetzten. Einfach top.
Und dann noch, dass diese Idee einfach iwi neu ist. Kp ich hab sie noch nicht iwo gelesen (: Und ich werde sie auf jeden fall weiter verfolgen. Auch wenn so viel zeit vergangen ist. Zeit kommt nunmal und geht.
Vill wirst du ja auch deine andere Story weiterführen :>

Aber nun gut. Wirklich schöne Geschichte.

liebste Grüße
mudblood
Von:  Carifyn
2011-05-03T00:00:18+00:00 03.05.2011 02:00
Bei deinen Worten "Schrecken und gruselige Faszination" musste ich schmunzeln... ich kann nachempfinden, was du meinst. Und ich finde auch nicht, dass es seltsam klingt, im Gegenteil.
Wenn ich mir die Sachen ansehe, die ich selbst vor einigen Jahren geschrieben habe... vor Erfahrungen und Erkenntnissen, die später kamen... es ist seltsam, wie viele Kleinigkeiten sich in so kurzer Zeit verändern können, wie sehr man sich in gewisser Weise... weiterentwickelt. *Vorwortleser ist*

Nunja, nach all der Zeit halte ich die Geschichte hier noch immer für eine der schönsten in meiner Favoritenliste. Es ist toll, mal wieder eine Fortsetzung zu lesen.
Sie ist sehr... bewegend. Man findet kleine Dinge wieder, die man aus dem eigenen Leben kennt, zum Beispiel der Grund für den Streit in diesem Kapitel... zwar sind womöglich die Umstände Andere, aber die Ähnlichkeit macht deine Figuren nur umso lebendiger.

Und auch, wenn du noch ein paar Jahre mehr zum Vollenden brauchst... ich würde es noch weiterlesen. (Und ich vermute mal, ich bin bei weitem nicht die einzige *zu den anderen Kommentaren schiel*)
Vielleicht findest du ja Zeit und Lust, das hier trotz allem fortzuführen...
Danke für das Kapitel!

Lieben Gruß,
Cayce
Von:  fahnm
2011-05-02T19:20:30+00:00 02.05.2011 21:20
Schön das du wieder Schreibst.
Ich bin schon sehr gespannt wie es weiter geht und ob Shizuka fündig wird und Hinata findet.
Bin schon sehr gespannt.
Freue michs chon aufs nächste kapi^^
Von:  Dahlie
2011-05-02T14:52:13+00:00 02.05.2011 16:52
...

Mal ganz ehrlich?
Ich habe gedacht, meine Augen spielen mir einen Streich, als ich die Ens in meinem Postfach gefunden habe ._. und eigentlich habe ich Anata wo sagashite iru nur noch in meiner Favo-Liste, weil ich wirklich an dieser FF hänge. Es ist eine der wenigen, die meinen Wechsel zu Harry Potter überlebt hat. Alleine, weil ich das Kapitel Shinjitsu nicht vergessen konnte!
Wie Naruto reagiert und als Shizuka im zweiten Teil geht T^T - es hat mir schlicht das Herz gebrochen! Das waren die mächtigsten Worte die ich je gelesen habe!
Fuan hat den Boden im Fass ausgeschlagen, jawohl!
Shizuka war… weg?
Und dann hast du eine laaaange Durststrecke eingeplant meine Liebe ._. ich kann nicht leugnen, dass es mir das Leserherz gebrochen hat, aber dieses feine Kapitel, Freundschaft, lässt mich hoffen, dass hier wieder Leben einkehrt (bitte!)
Deshalb, bitte bitte führte diese FF fort!

Liebe Grüße Dahlie


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