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If old love goes

and new love your heart warms up
von

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Prolog

Prolog
 

„Kaoru? Kaoru, wo steckst du denn schon wieder?“

Durchdringend schallte die laute Stimme von Frau Kaido durchs Haus. Aber eine Antwort bekam sie nicht. Jedenfalls nicht sofort.

„Kaoru!“

„Pfschuuu...was ist denn?“, kam dann doch endlich die brummelige Antwort. Gereizt wandte sich die Frau um und blickte ihren Sohn, der soeben aus seinem Zimmerfenster im ersten Stock des Hauses lugte, böse an.

„Ich hab dir vor einer Stunde gesagt, du sollst dich fertig machen, weil wir zu Tante Makos Geburtstag fahren wollen! Was ist nun?“

Sogar aus der Ferne konnte die Frau noch erkennen, dass ihr Sohn wohl geschlafen hatte. Das erkannte man ganz deutlich an den leicht verstrubbelten Haaren und den noch etwas geröteten Wangen. Schmale Augen hatte Kaido ja immer.

„Hmpf...hab ich wohl vergessen...Fahrt doch ohne mich...die Alte kann mich sowieso nicht leiden!“ Nur selten bekam man so viele Worte auf einem Mal von dem schweigsamen Kaoru Kaido zu hören. Aber wenn es so viele waren, dann meinte er sie auch ernst. Auch wenn es um die ‚liebe Tante Mako’ ging.

„Kaoru! Lass das Theater, ja? Zieh dich schnell an und komm runter.“

Aber das hörte der Junge schon gar nicht mehr. Ganz entgegen seiner sonst so gehorsamen Art hatte er das Fenster wieder zugemacht und die Rolläden runtergelassen, als Zeichen dafür, dass er einfach nur weiterschlafen wollte.

„Und, wo bleibt er?“, fragte nun auch Herr Kaido und sah seine wutschnaubende Frau verwundert an. Was hatte der Junge denn jetzt angestellt, dass seine Mutter so geladen war? Die war doch sonst nicht so leicht aus der Fassung zu bringen.

„Fahren wir los. Der werte Herr will lieber schlafen als seiner Tante einen Besuch abzustatten! Na warte, das mit dem neuen Schläger überleg ich mir noch, junger Mann!“

Herr Kaido lachte leise auf. Nun gut, das konnte er schon irgendwo verstehen. Er hatte es schließlich auch früher gehasst, wenn er zum Geburtstag seiner alten Oma mitfahren musste. Zwar war es nicht sehr nett, aber verständlich...

„Schon gut, Schatz. Lass ihn schlafen. Du weißt doch, er ist doch auch erst heute Morgen um 3 von dem letzten Turnier nach Hause gekommen...er st bestimmt noch total k.o.“

Also stiegen die beiden Erwachsenen in ihr Auto und brausten los. Zurück blieb ein tief schlafender, in seinem Bett wie ein Baby eingemummelter Kaoru Kaido.
 

~++ Traumsequenz ++~
 

Das grelle Flutlicht der Tennisanlage blendete Kaido höllisch. Müde kniff er die schmerzenden Augen zusammen und sah sich verhalten um.

Stunden hatten sie gekämpft. Es war ein harter, ebenbürtiger Kampf gewesen, ein reines Ringen um die Punkte. Mehrmals war Kaido kurz davor gewesen, aufgeben zu wollen, aber er hatte durchgehalten. Und der letzte, siegbringende Punkt war schließlich seiner perfektionierten „Boomerang Snake“ zu verdanken.

„Kaido, Kaido, Kaido!“, jubelte die Menge ununterbrochen. Erstaunt sah der Junge auf.

//Schon wieder ein Traum...warum sind das nur immer Träume? Warum kann das nicht Wirklichkeit werden? Ach, was denk ich da eigentlich...solange ich nicht mit Echizen oder gar mit Tezuka mithalten kann, werde ich nie an die Spitze kommen. Mag da kommen, was wolle. Aber trotzdem irgendwie blöd...//

Traurig lächelnd hob der Brünette den Blick Richtung Himmel. Er spürte, wie feiner Wind ihm um die Nase wehte. Ein seltsamer Geruch von Verbranntem stieg ihm in die Nase.

//Nanu? Wieso stinkt es hier so? Bäh, ist ja eklig...//

Schaudernd wandte er sich ab und sah sich um. Der Gestank wurde immer schlimmer.

//Was ist hier los? Verdammt, was ist das?//

„Kaoo...ruuu...“

Panisch rissen sich die schwarzen Augen auf und blickten durch die Zuschauermenge. Die Stimme kannte er. Das war seine Mutter. Wo war sie?

„Kaoruu...Hilfeee...“

„Mutter! Wo bist du? Mutter!“

So langsam bekam der Junge Panik. Das war anders als in seinen bisherigen Träumen. Er hatte diesen Traum schon öfters geträumt, aber nie war seine Mutter darin vorgekommen!

„Kaoru...mein Sohn...“

„Vater! Mutter! Wo seid ihr? Was ist hier los?“

Die Stimmen wurden immer leiser. Kaoru rannte los, direkt in die Zuschauermenge. Er spürte die Veränderung in seinem Traum ganz deutlich. Seine Arme wurden nass. Er schwitzte. Sein Atem ging nur noch stoßweise. Und mit jedem Atemzug schien sich ein grauenhafter Schmerz in seiner Brust zu entwickeln, der immer heftiger wurde und ihm regelrecht die Luft zum Atmen raubte.

„Mu...Mutter...Vat...er...“

Dann wurde alles schwarz. Nur noch das Bild eines roten Mitsubishis, lichterloh brennend und total zerbeult in einem tiefen Graben schlich sich vor seine geschlossenen Augenlieder, ehe er vollends das Bewusstsein verlor.
 

~++ Traumsequenz Ende ++~
 

Langsam öffneten sich die schwarzen Onyxe und blickten leer an die Decke. Es dauerte eine Weile, bis Kaido wieder so weit aus der Traumwelt herausgekommen war, dass er bemerkte, dass er wach war.

„Mutter...MUTTER?!!“

Wie von der Tarantel gestochen sprang der Junge auf und sprintete durchs Haus zum Telefon. Das durfte nicht wahr sein! Es war ein Traum! Ein alberner Traum! Nichts weiter!

Zitternd fuhren die schlanken Finger über die Tastatur. Kaidos Zähne bibberten leicht.

//Bitte, geh ran, geh ran! Mum, geh ran! Bitteee!//

Tut, tut, tut, tut...

„Verdammt, geh doch endlich ran!“, rief Kaido ungehalten. So langsam brach ihm der kalte Schweiß aus. Seine Mutter brauchte nie so lange, um ans Handy zu gehen! Bitte, das durfte nichts Schlechtes sein!

Die Verbindung wurde hergestellt. Endlich. Erleichtert amtete Kaido auf.

„Mutter!“

Noch immer war nichts zu hören. Kaido wiederholte sein Wort. Und sein Herz begann zu stocken.

„Hier spricht Senor Makawi von der Tokyoter Polizeizentrale. Wer ist dran?“

„Was...was ist...mit meiner Mutter?“

„Kaoru Kaido, richtig? Es tut mir Leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber Ihre Mutter und Ihr Vater sind soeben tödlich verunglückt. Ich melde mich später noch einmal persönlich bei Ihnen. Einen schönen Tag noch.“

Und der Mann legte auf. Für Kaoru Kaido brach eine Welt zusammen.

„Nein...bitte nicht...nein...nein...NEEEIIIIINNNNN!!!!“

Suche nach Kaido

*reinhüpf*

Hallöle ^______^

Mannometer, ich hab einen Leser! *__*

Is unglaublich...*an leser wend* Stimmt, es gibt wirklich verdammt wenige InuKai-FFs...*seufz* Da musste ich unbedingt was dran ändern! >____<

Ich hoffe, dir gefällt das nächste Kapitel *smile*

Und allen anderen Lesern natürlich auch ^__________^

Und nun...

HAPPY READING!!!
 

~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+
 

Kapitel 1: Suche nach Kaido
 

Seufzend betrat eine junge Frau, im zarten Alter von etwa fünfundzwanzig Jahren das Gelände des Tennisclubs Seigaku. Ihre braunen Augen glitten abschätzend über den leeren Tennisplatz.

„Verdammt noch mal, wo bist du nur? So langsam geht mir echt die Geduld aus, Kaoru!“

Eine einsame Gestalt wanderte über den Hof des Clubs. Die Frau begann zu strahlen.

„Entschuldigung? Hey, warte doch mal!“

Neugierig sah der Schwarzhaarige Junge auf. Die junge Frau reichte ihm gerade mal bis zur Brust, aber sie war sehr elegant gekleidet und hatte eine autoritäre Ausstrahlung. Irgend etwas gefiel ihm an der Frau nicht.

„Ja?“, murrte er unhöflich und blickte die Frau an. Diese lächelte aber freundlich.

„Gut, dass ich hier noch jemanden treffe. Ich bin auf der Suche nach einem gewissen Kaoru Kaido. Hast du ihn zufällig gesehen?“, wollte sie wissen. Momos Blick trübte sich.

„Kaido? Nö, wieso? Was wollen Sie denn von ihm? Wer sind Sie überhaupt?“

„Entschuldige, ich vergaß meine gute Erziehung. Mein Name ist Miranda McLowell, ich arbeite im städtischen Waisenheim und wurde vom Jugendamt abgeordnet. Ich bin auf der Suche nach Kaoru. Er ist vor zwei Tagen einfach verschwunden.“

Planlos blinzelte Momo die Frau an. Was sollte das denn jetzt? Was wollte das Waisenheim von Kaido? Da stimmte doch was nicht!

„Wenn Sie mir bitte Ihren Ausweis zeigen würden...“

Wieder seufzte die Frau auf. Aber sie zog in einer recht routiniert wirkenden Bewegung einen Ausweis aus ihrer Tasche und hielt ihn Momo hin.

„Tatsächlich...Aber was will das Jugendamt und das Waisenheim von Kaido? Was soll das Ganze?“

„Mensch, dass ihr Jungen von Heute aber auch immer so wissbegierig seid...um es klipp und klar auszudrücken, Kaoru hat vor drei Tagen seine Eltern bei einem Autounfall verloren, er wurde zu uns ins Jugendamt geschickt und ich sollte mich um ihn kümmern. Leider konnte er in einem unbeobachteten Moment abhauen und bis heute ist er noch nicht wieder aufgetaucht. Ich hab schon überall gesucht. Bei ihm zu Hause, bei Freunden, bei Verwandten...ich konnte ihn nirgends finden. Nun, dies ist praktisch meine letzte Möglichkeit, ihn noch zu finden. Ansonsten wüsste ich keine Ort, wo er noch hätte sein können.“

Jetzt entglitten Momoshiro wirklich die Gesichtszüge. Das war doch ein Witz! Kaido, eine Waise? Nun, das wäre eine Erklärung, warum die Viper den letzten Freitag nicht zum Training gekommen war, aber es klang einfach nicht richtig...

„Nun...dann helfe ich Ihnen beim Suchen. Zwar kann ich das nicht wirklich glauben, Was Sie da erzählt haben, aber trotzdem...ich bezweifle, dass er hier irgendwo ist.“

Wortlos führte der Schwarzhaarige die Frau durch das Gebäude. Auf dem Trainingsplatz war er nicht, dort hätte man ihn sofort gesehen. Auch im Clubraum und im Geräteschuppen war er nicht.

„Im Chefzimmer kann er nicht sein. Nur Ryuzaki, Tezuka und Inui haben einen Schlüssel, niemand sonst kommt da rein. Dann bleiben nur noch die Umkleiden und die Duschen übrig. Aber da ist er bestimmt nicht.“, tat Momo in einem ziemlich stillen Moment seine Skepsis kund und ging weiter. Miss Miranda folgte ihm auf Schritt und Tritt.

„So, das hier sind die Umkleiden. Kaidos Fach ist da hinten...nanu?“

Erschrocken lief der junge Tennisspieler zu dem geöffneten Fach. Tatsächlich, Kaidos Fach war offen! Das hieß ja...

„Kaido! Mamushi, hey, bist du hier?“

Nichts antwortete auf seine beleidigenden Worte. Verwundert runzelte Momo die Stirn. Kaido wäre da normalerweise sofort drauf angesprungen!

„Er muss bei den Duschen sein. Mitkommen, los!“

Nach wenigen Biegungen erreichten sie die Duschen. Aufmerksam sah Momo sich um.

„Ich riech dich doch, du Stinktier...Mamushi, komm raus, los! Ich weiß, dass du da bist.“

Unermüdlich klapperte Momoshiro die ganzen Duschen ab. Hier gab es nur getrennte Duschen, weil Momo und Kaido sich schon von Anfang an immer gezankt hatten, wer den besten Duschplatz bekam. Daraufhin hatte sich Ryuzaki, die damals noch ganz am Anfang ihrer Karriere als Trainerin stand, entschieden, die Duschen zu sanieren und gleich umzubauen.

Und tatsächlich, in einer ziemlich versteckt liegenden Dusche hockte der junge Kaoru, die Knie an den Körper gezogen und die Arme drumherum geschlungen, seinen Kopf hatte er gegen die kalte Fliesenwand gebettet. Er schlief.

„Na also, ich dachte mir doch, dass er hier ist! Kaoru, Kaoru, hörst du mich? Komm Junge, wach auf! Kaoru!“

Unsanft rüttelte die junge Frau den Jungen an der Schulter. Ein Paar müder Onyxe blinzelten sie einen Moment lang unsicher an.

„Hm...uwaaahhh!“

Wie ein getretener Hund jaulte Kaido auf und sprang auf die Füße. Schwankend versuchte er davonzulaufen, brach aber auf halbem Wege in der Türschwelle zusammen. „Kaido, warte! Verdammt! Hey, komm wieder zu dir! Kaido!“

Kaido war ziemlich übel gestolpert und hatte das Bewusstsein verloren. Anscheinend hatte der Anblick seiner ‚Betreuerin’ bei ihm irgend etwas aussetzen lassen, dass es ihm im wahrsten Sinne des Wortes ‚die Besinnung raubte’.

Aber glücklicherweise war die Ohnmacht nur von kurzer Dauer. Schon nach wenigen Sekunden stöhnte Kaido auf und rappelte sich umständlich mit geschlossenen Augen auf die Knie.

„Mamushi? Hey, geht’s dir wieder besser? Du hast mir eben aber echt einen ganz schönen Schrecken eingejagt, du blöde Schlange!“ Um die Spannung zu lockern, versuchte Momo die ganze Sache mit der normalen Kabbelei zu beruhigen. Kaido allerdings sah ihn nur müde an.

„Kaoru! Du kommst sofort mit, ist das klar? Kaum lass ich dich für fünf Minuten aus den Augen, bist du spurlos verschwunden! Das geht ja wohl gar nicht! Und dann muss ich dich auch noch überall suchen! Du spinnst, Junge! Das wird sich schlecht auswirken auf deine Vermittlung, das sage ich dir!“

Anscheinend hatte die McLowell ihre Autorität wiedergefunden, denn schon stand sie dort mit in die Hüfte gestemmten Armen vor den beiden Jungen und funkelte den Kopftuchträger böse an. Kaido jedoch blickte nicht einmal auf.

„Hey, lassen Sie ihn gefälligst in Ruhe! Sehen Sie denn nicht, wie fertig Kaido ist? Bevor Sie ihre Machtposition ausnutzen, sollten Sie ihm wenigstens noch etwas zum Essen gönnen. Oder wenn Sie das schon nicht tun, werde ich mich wenigstens drum kümmern!“

Böse funkelte Momo die Frau an und stemmte sich langsam in die Höhe. War schon praktisch, dass er sie regelrecht überragte, so musste sie aufschauen.

„Nein...lass...“

Nur ganz leise war Kaidos sonst so tiefe, zischende Stimme. Leise und müde. Das bewies auch ein Blick in die trüben, grauschwarzen Augen der Viper. Die dichten Augenbrauen von Momo zogen sich besorgt zusammen.

„Nichts da, Mamushi. Ich könnte wetten, du hockst hier schon seit Freitag drinnen und hast in der Zeit nichts gegessen, oder? Du brauchst was zum Futtern, sonst klappst du noch mal ab! Na los, beweg deinen fetten Arsch!“

So sanft wie möglich zog Momo den widerstandslosen Kollegen wieder auf die Füße und führte ihn durch das Gebäude.

//Mensch, der Idiot ist ja total willenlos geworden! Dann scheint es doch zu stimmen mit seinen Eltern...Sieht jedenfalls nicht so aus, als wenn er es bis jetzt erfolgreich verkraftet hat. Irgendwie tut Kaido mir schon leid. Ich kann es mir gar nicht vorstellen, meine Eltern zu verlieren. Aber es ist bestimmt ganz schrecklich. Ich sollte wohl demnächst mal Tezuka und die anderen zusammenrufen und mit ihnen darüber reden...vielleicht können wir ja irgend etwas machen. Das wäre wohl das Beste...//

Noch ehe Momo sich versah, war der andere weg. Ebenso die Waisenheimfrau. Verwundert kratzte er sich am Hinterkopf. Wann waren die denn verschwunden?

Kann man ihm helfen?

Kapitel 2: Kann man ihm helfen?
 

Wie Momo es für sich beschlossen hatte, benachrichtigte er noch am gleichen Tag seine Freunde und zog sie zu einer Krisenratssitzung im Clubhaus der Seigaku zusammen.

„Was gibt es denn so Dringendes, Momo? Du rufst uns doch sonst nicht alle an einem Tag zusammen.“, lächelte Fuji freundlich, obwohl er erst vor wenigen Minuten von seiner geliebten Wimbledon-Live-Übertagung weggerissen worden war.

Die gleiche Frage stellen sich auch die anderen, wenn auch stumm. Nur Iniu, der schon immer der schärfste Beobachter war, fragte sich verwundert, warum Kaido nicht in der Runde war.

„Nun...wie ihr bestimmt schon gemerkt hat, fehlt Kaido...“, versuchte Momo umständlich ein gutes Gespräch in Gange zu bringen. Einstimmiges Nicken antwortete.

„Was genau wisst ihr denn Aktuelles über Kaido?...Inui?“

Verwundert schaute der Junge mit den spiegelnden Brillengläsern auf. Zumindest vermutete Momo das. Sehen konnte man nicht, was sich hinter den dicken Brillengläsern abspielte.

„Wieso aktuelles? Er ist wahrscheinlich zu Hause, was denn sonst?“

„Habt ihr in der Zwischenzeit mal Radio gehört oder Nachrichten gesehen?“

Wieder antwortete einstimmiges Kopfschütteln. Momo resignierte. Dann wurde das Ganze wohl so eine Art Monolog.

„Vor etwa einer Stunde war eine Frau hier, die im städtischen Waisenheim angestellt ist. Sie hat Kaido gesucht.“

So langsam erarbeitete Momo sich die Neugier seiner Freunde. Oiishi blickte ihn stirnrunzelnd aus strahlenden Augen an.

„Was genau meinst du damit? Was wollte sie?“, hakte sich nun auch Kawamura ein. Inui und die anderen blieben stumm.

„Nun...sie hat mir erzählt, dass Kaido vor drei Tagen zur Waise wurde, weil seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen. Nun...sie hat ihn gesucht, weil er vom Jugendamt aus weggelaufen ist...“, führte Momo leise weiter. Inui und die anderen sahen sich erstaunt an.

„Und Kaido ist die ganze Zeit hier gewesen, nicht wahr?“, vermutete der Junge mit den Stachelhaaren und bekam nur ein Nicken als Antwort.

„Der Idiot hat wahrscheinlich die ganzen Tage nichts gegessen...er war total erschöpft, aber er wollte auch nichts zu Essen haben von mir...ich wollte ihn mitnehmen in die Küche, aber da war er auch schon weg. Zusammen mit dieser McLowell.“

Daraufhin folgte erst einmal Schweigen. Sämtliche Jungen waren erschüttert. Oiishi bemitleidete den schweigsamsten der Seigaku-Truppe, Inui überlegte fieberhaft, was man dagegen machen konnte und die anderen schienen einfach nur in Gedanken versunken. Der einzige, dem das anscheinend sichtbar sonst wo vorbeiging, war Tezuka.

„Nun...ich dachte nur, es wäre besser, wenn ihr das wisst...ich war auch total erschüttert, als ich das erfahren hab...Kaido sah aber auch total fertig aus. Er hat es anscheinend noch nicht verkraftet. Aber das hätte ich an seiner Stelle wohl auch nicht...“

Inui war der Erste, der das Schweigen darüber wieder brach. Ernst rückte er seine Brille zurecht.

„Ich denke, es ist das Beste, wenn wir erst einmal wieder nach Hause gehen und darüber nachdenken, was wir vielleicht machen können. Es ist für Kaido jedenfalls keine große Hilfe, wenn wir hier so rumsitzen und uns das Hirn zerbrechen.“

Eine normale Antwort war heute komischerweise nicht zu erwarten. Alle waren still wie die verstummten Kiekermäuse.

Also verabschiedeten sie sich wieder voneinander und machten sich auf den Weg nach Hause. Inui war seltsamerweise am Schnellsten weg.
 

Kaido währenddessen hockte in einem kleinen Zimmer auf dem Bett und konnte sich nur mit Mühe halten, nicht einfach wieder einzuschlafen.

Die junge Miss hatte ihn sofort in ihrem Büro ausgefragt und sämtliche Daten abgerufen, um ihn dann mit harschen Worten in sein neues ‚Zimmer’ zu schicken. Einen gerade mal 10 m² großen, rechteckigen Raum, in dem nur ein kleiner Schrank, ein Bett und ein Tisch mit zwei Stühlen standen. Vor dem kleinen Fenster hingen geblümte Vorhänge, der graue Teppich war ausgetreten und dreckig. Und ganz allgemein fühlte Kaido sich einfach nur schlecht. Er wollte doch nur nach Hause...zu seinen Eltern. Er wollte sich entschuldigen, dass er an den Morgen so patzig reagiert hatte, wo er doch sonst der eher gehorsame Typ war...

//Verdammt...ich will nicht...ich will hier raus! Ich werd verrückt, wenn ich hier nicht bald raus komme! Ich muss hier raus! Hier gehöre ich nicht her! Verdammt!//

Ob der schwachen Knie sprang Kaido auf und hämmerte gegen die Zimmertür. Er hatte sofort bemerkt, dass die Tür auf der Innenseite keine Klinke hatte. Das war kein Heim! Das war eine Erziehungsanstalt!

„Lasst mich raus! Ihr Idioten!“

Obwohl er sich jedoch fast die Kehle aus dem Hals schrie, kam niemand und öffnete. Schlapp ließ der 16-jährige sich an der Tür zu Boden sinken und bettete die Hände in den Schoß.

Ohne dass er etwas dagegen unternehmen konnte, rannen heiße, flüssige Tränen über seine geröteten Wangen und vermischten sich mit dem Fieberschweiß.

„Verdammt...hol mich doch jemand raus hier...bitte! Mum...Dad...ich halt das hier drinnen nicht aus...“

Wimmernd rollte sich der sonst so stolze, unerschütterliche Junge auf dem Boden zusammen und verbarg das Gesicht in den zitternden Händen. Wenn er besonders aufgewühlt war oder einfach nur Angst hatte und sich in kleinen Räumen befand, entwickelte er manchmal eine Art imaginäre Klaustrophobie. Und die war dann der Anfang einer einzigen großen Wutattacke.
 

Lautlos schlich der schwarzhaarige Stachelkopf durch das Haus. Ohne weitere Worte zu seinen Eltern, die draußen auf dem Hof im Liegestuhl vor dem Pool lagen und sich in der Sonne brutzeln ließen, stieg Inui die Treppe hoch in sein Zimmer.

„Kaido ist Vollwaise...das heißt, er hat keine Verwandten mehr. Seine Großeltern und seine Tante können ihn nicht leiden, und sie sind die letzten noch lebenden Verwandten, die er noch hat. Das heißt, bei ihnen wird er nicht unterkommen. Damit hätten wir schon einmal die Prognose, dass er höchstwahrscheinlich zur Adoption freisteht. Und Adoption bedeutet...“

Der Bebrillte verstummte und zog sein Notizbuch zur Hand. Sehr gut. Wie erwartet hatte er doch noch eine gute Option zur Hand, wie er Kaido vielleicht helfen konnte. Jetzt hieß es nur noch: Ruhe bewahren und einen kühlen Kopf behalten!

Inuis Bitte

Kapitel 3: Inuis Bitte
 

„Sadaharu? Schatz, kommst du zum Essen? Es wird sonst kalt!“

Die freundliche Stimme von Frau Inui ließ den Sprössling aufstehen und sein Notizbuch zuklappen. Die Zeit der Wahrheit war gekommen. Er würde sich anstrengen müssen, um überzeugend zu sein, aber darin hatte er ja keine Probleme. Jedenfalls normalerweise nicht. Ob er aber heute auch nur ein Wort herausbekam, war fraglich. Hoffentlich klappte es!

Stumm setzte er sich an den Tisch und wartete darauf, dass das Essen aufgetragen wurde. Vor kurzem hatte er mit seiner neuen Energydrink-Erfindung eine ganze Menge Geld ins Haus gebracht. Viele Universitäten hatten sich für seine chemische Brühe interessiert, sodass seine Familie nun in der Lage war, auch Hausangestellte zu beschäftigen. War also ganz praktisch!

„Guten Appetit.“

Das Essen verlief wie immer in seligem Schweigen. Nur diesmal war es angespannt. Zumindest empfand Inui das so, da er sein Anliegen einfach nicht so wirklich loszuwerden

traute.

„Sadaharu, nun rück schon raus mit der Sprache. Du hast doch was auf dem Herzen.“, unterbrach seine Mutter ganz plötzlich das Schweigen und blickte ihren Sohn bittend an. Verwundert schaute der Junge zurück. Mütter...die merkten es wirklich immer, wenn mit den Kindern was im Busch war!

Also legte der Stachelhaarige sein Besteck zur Seite und faltete die Hände in den Schoß. Jetzt war es soweit. Jetzt musste er wohl oder übel mit der Sprache rausrücken. Auch wenn es schwer fiel.

Sein Vater hatte bisher noch nicht ein Wort gesagt. Inui spürte, wie er Herzflattern bekam.

„Also...ich hab da eine Bitte...“, fing er stockend an. Er traute sich nicht, den Blick zu heben.

//Verdammt, normalerweise bin ich nie um eine Bitte verlegen, aber jetzt hab ich das Gefühl, als wenn ich gleich sterben müsste vor Aufregung! Was ist nur los? Das kann ja wohl nicht so schwer sein! Die reißen mir schon nicht den Kopf ab, verdammt!//

„Schieß endlich los. Ich muss heute noch zur Arbeit.“ Wie immer war Herr Inuis Stimme undurchdringlich und nüchtern. Genauso wie die seines Sohnes an manchen Tagen. Aber obwohl diese Antwort eigentlich nicht sehr ermutigend war, spürte Inui, dass er sicherer wurde.

„Nun...ihr wolltet doch schon lange wieder ein Kind adoptieren, nicht wahr?“

Es war raus. Zwar indirekt, aber es war raus. Erstaunt sahen sich die beiden Erwachsenen an. Inuis Mutter war es, die sich direkt in der Gespräch einklinkte.

„Wie kommst du denn jetzt darauf, mein Junge? Du warst doch immer dagegen, dass wir ein zweites Kind adoptieren. Warum fragst du das jetzt?“

Langsam gewann Inui seine alte Selbstsicherheit zurück. Das Gespräch wandte sich in eine für in günstige Lage.

„Nun...sagen wir es so. Ich habe eigentlich etwas gegen Adoption. Aber ich habe nichts dagegen, wenn es jemand ist, den ich kenne. Und...nun ja, ein guter Freund von mir verlor vor Kurzem tragischerweise seine Familie...ich möchte ihm helfen...“

Nun waren die beiden Eltern eindeutig baff. Aber Inuis Mutter fing sich am Schnellsten wieder.

„Wir werden darüber nachdenken. Geh bitte auf dein Zimmer und räum vorher noch das Geschirr in den Spüler, ja?“

Dieser abweisende Ton in der sonst so liebevollen Stimme seiner Mutter sagte alles. Inui seufzte innerlich laut auf.

//Na toll...hoffentlich habe ich jetzt nicht alles verbockt! Das wäre absolut überhaupt nicht gut...keine Angst, Kaido, ich box dich da schon wieder raus! Ich werde meine Eltern schon überzeugen...wir kriegen das schon hin, glaub an mich! Denn dann werde ich auch wieder an dich glauben und dir helfen können...//
 

Die Stunden vergingen. Im Hause Inui war es ruhig, der Vater hatte sich vor zwei Stunden zur Arbeit zurückgezogen, die Mutter verbarrikadierte sich in der Küche, Inui arbeitete an seinem ‚Chemiebaukasten’, wie seine Freunde sein Labor immer so lieb bezeichneten.

Schließlich, nach genau 3 Stunden, 25 Minuten und 2 Sekunden klopfte es an Inuis Tür und seine Mutter kam herein. Mit einem ungewohnt ernsten Ausdruck im Gesicht.

„Sadaharu, wir müssen reden. Setz dich bitte.“

Gehorsam setzte sich der Junge auf die Couch im hinteren Teil des Raumes und blickte seine Mutter durch die verspiegelten Gläser hindurch erwartungsvoll an.

„Dein Vater und ich...haben uns besprochen. Wir sehnen uns wirklich nach einem zweiten Kind, das muss ich zugeben...und darum haben wir beschlossen, mal im Heim vorbeizuschauen. Aber sag mir erst einmal...wer ist derjenige, dem du so gerne helfen würdest? Kennen wir ihn?“

Nachdenklich strich Inui sich über die Nase. Was sollte er antworten? Natürlich die Wahrheit, war ja klar. Etwas anderes kam gar nicht in Frage. Aber er wusste nicht so recht, wie er es ausdrücken sollte, ohne dass seine Mutter gleich rot sah. Sie hatte Kaido zwar erst einmal getroffen, aber gleich eine schlechte Meinung von ihm gehabt. Schwierige Situation!

„Also...wenn wir der Name Kaoru Kaido etwas sagt...“

„Kaoru Kaido? Moment, den hab ich schon mal gehört, den Namen...warte, ist das nicht dieser Typ mit dem Kopftuch, der immer so grimmig schaut? Der im Seigaku?“

„Ja, genau der...in Wahrheit ist er ein sehr netter Junge. Mag sein, dass ihn viele für immer schlecht gelaunt und eigenbrötlerisch halten, aber das täuscht. Er trägt eine Maske.“

Ohne, dass die Mutter ihn unterbrach, begann Inui zu erzählen. Aus seiner Sicht, wie er selbst Kaido kannte und mochte.

„Kaido ist nicht besonders gut im Umgang mit anderen Menschen. Er ist immer unsicher und weiß nicht, wie er sich verhalten soll, schon gar nicht, wenn er neue Leute kennen lernt. Er ist nicht der gesellschaftliche Typ und mag es auch nicht, wenn man ihm ständig auf der Pelle hockt, aber doch ist Kaido jemand, der schweigende Gesellschaft bevorzugt, Gesellschaft, bei der er nicht viel reden muss und die ihm trotzdem zuhört und nicht auslacht, wenn er denn mal etwas loswerden möchte. Er ist ein sehr hilfsbereiter, freundlicher Junge, der nicht hinter sich herräumen lässt, aber doch irgendwie noch auf mütterlichen Schutz baut. Wenn ihm allerdings etwas nicht passt oder wenn er Zeit für sich braucht, dann geht er laufen. Er läuft für sein Leben gern, auch Marathon. Er ist einfach...einfach nut toll. Zwar nicht besonders schlau oder lustig oder menschlich, aber er ist einfach nur toll. Und darum möchte ich nicht, dass er noch leiden muss. Er hat es doch sowieso schon so schwer mit seiner Schüchternheit.“

Ohne, dass er selbst bemerkte, hatte sich ein kleiner Rotschimmer auf Inuis Wangen geschlichen. Und seine Mutter begann nach kurzer Einwirkzeit leise zu lachen.

„Hm...es ist wirklich ein Wunder, dich mal so lebhaft zu sehen, Sadaharu. Ich verstehe, was du meinst. Wenn man jemanden mag, schaut man hinter seine Fassade. Man sieht den wahren Menschen in einem drin, den Schüchternen, der sich verbirgt vor der harten Umwelt. Ich werde mal schauen. Vielleicht finden wir ihn ja dort. Und wenn, dann gucken wir mal, ob er auch zu uns passt. Schließlich muss ich mich als Mutter ja auch gut verstehen mit ihm, ne?“

Auf Inuis Lippen legte sich ein dankbares Lächeln. Liebevoll umarmte er seine Mutter, was er schon seit Langem nicht mehr getan hatte. Aber jetzt war es wirklich mal wieder angebracht.

„Danke, Mutter. Du bist einfach nur lieb.“

Erste eingeleitete Maßnahmen

Kapitel 4: Erste eingeleitete Maßnahmen
 

Etwa eine Stunde, nachdem auch Inuis Vater wieder nach Hause gekommen war, hatten sich alle zusammengesetzt und beraten. Und nicht ganz lange Zeit später waren sie auf dem Weg zum Waisenheim Tokyo.

‚Kaidos Rettung’, nannte Inui das das kleine Projekt heimlich. Er hoffte, dass alles zu seinem und Kaidos Gunsten ablaufen würde. Er konnte sich vorstellen, dass es dem Jüngeren total mies ging. Er fühlte sich ja schon in Gegenwart seiner Teamkollegen manchmal nicht wohl, wie sollte das denn da erst bei völlig Fremden ablaufen, bei denen er auch noch gezwungenermaßen aushalten musste? Das war für ihn doch die Hölle auf Erden!

Seufzend stieg Inui aus dem Auto und blickte an dem hohen Zaun hinauf, welcher sich rund um das Gelände zog. Manchmal waren hier Kinder, die ständig abzuhauen versuchten, aus dem Grund hatte das Heim mal beschlossen, einen Zaun zu ziehen. Als ‚Schutz’ für die Innenlebenden, nannten sie das. War ja auch nicht anders zu erwarten.

„Wie heißt der Junge noch mal?“

„Kaoru. Ehemals Kaoru Kaido. Jetzt dürfte er wahrscheinlich nur noch unter Kaoru erkennbar sein. Zumindest für seine Betreuerin. Miranda McLowell heißt die. Also sollten wir uns gezielt nach dieser Frau durchfragen und dann mit ihr sprechen. Sie weiß mit Sicherheit, wen wir meinen.“

Also arbeiteten sie sich durch. Eine gewisse McLowell bekamen sie erst nach knapp einer weiteren halben Stunde zu Gesicht, sie kam von einer Art Geschäftstermin wieder. Sagte man zumindest so. Die Familie Inui fand sie nach längerer Zeit des Suchens in ihrem dritten Büro auf der letzten Etage des Heimes. Frau Inui kam mit ihr so ziemlich sofort ins Gespräch.

„Einen schönen guten Abend wünsche ich den Herrschaften! Mein Name ist Miranda McLowell, ich bin die stellvertretende Heimleiterin und allgemeiner Ansprechpartner. Was verschafft mir die Ehre?“ Wie eine Schlange schmierte sie den Erwachsenen Honig ums Maul. Komischerweise schienen die das nicht zu bemerken, während Inui doch recht finster hinter seiner verspiegelten Brille dreinschaute.

„Wir hätten Interesse an einer Adoption, Miss McLowell. Können Sie uns da vielleicht weiterhelfen?“, meinte Inuis Mutter lächelnd und sogar ausgesucht höflich. Normalerweise war es nicht ihre Art, fremden Menschen sofort so höflich entgegenzutreten. Aber was tat man nicht alles für seine Kinder?

Nun begann die junge Frau zu strahlen. Wahrscheinlich arbeitete sie noch nicht lange als Adoptionsvermittlerin, oder sie war immer so begeistert, wenn sie es schaffte, jemanden gut zu vermitteln.

„Natürlich, natürlich! Hätten Sie da vielleicht irgendwelche besonderen Wünsche? Alter oder Geschlecht des Kindes? Besondere Begabungen?“

//Die teilen die Kinder hier sogar nach dumm oder intelligent ein? Was soll das denn? Das ist ja total idiotisch…Kaido gehört dann wohl eher in die Kategorie ‚Untalentiert’, oder wie?//

„Nun…wir hätten da gerne einen Jungen…möglichst in Sadaharus Alter, also so etwa…wie alt?“ Fragend blinzelte Frau Inui ihren Sohn an. Dieser verstand sofort. Sie machte noch keine direkten Andeutungen, dass sie bereits jemanden im Blick hatte.

„16.“

Miss McLowell notierte sich alles ganz eifrig auf ihrem plötzlich vorhandenen Notizblock und schaute dabei ganz ernst drein. Der Job schien ihr wohl ziemlich wichtig zu sein.

„Einen sechzehnjährigen Jungen also. Dementsprechend selbstständig und natürlich auch sehr selbstbewusst, wie es sich für jemanden in seinem Alter gehört. Nun, ich glaube, dann wäre Kaoru der Richtige für Sie. Er ist erst seit Kurzem hier und hat vor knapp einer Woche seine Eltern verloren, verkraftet hat er das aber noch nicht so wirklich. Hätten Sie vielleicht Interesse?“

Bevor Vater und Mutter antworten konnten, kam von Inui sofort ein kräftiges „Bitte bringen Sie uns zu ihm.“, welches die junge Frau etwas verwundert aufschauen ließ.

„Dann folgen Sie mir bitte. Ich denke, er befindet sich in seinem Zimmer oder draußen auf dem Hof.“, meinte Miranda leise und ging langsam vor. Die Eltern warfen ihrem Sohn einen strengen Blick zu, den dieser allerdings unerschütterlich erwiderte.

„Ich hatte bisher noch nicht die Zeit, Kaoru persönlich von seinem Charakter her kennen zu lernen, aber ich kann Ihnen schon sagen, dass er ein recht sensibler Mensch ist, der sich seine Gefühle allerdings nicht so gerne ansehen lässt. Erst heute morgen ist er hier so einigermaßen angekommen, vor ein paar Tagen ist er einfach weggelaufen und war bis heute unauffindbar. Aber ich denke, wenn er sich erst einmal an die derzeitige Situation gewöhnt hat, wird er ein umgänglicher, netter Junge, auf den man sich verlassen kann. Er ist nur ein bisschen langsam.“

Ganz entgegen ihrer freundlichen Erzählung sprach Miranda den letzten Satz irgendwie mit einem dunklen Unterton aus. Was sogar Inuis Mutter nicht entging. Fragend zog sie synchron mit ihrem Sohn eine Augenbraue in die Höhe.

„Miko, ist Kaoru in seinem Zimmer?“

Mittlerweile hatten sie einen längeren Gang erreicht, wo sie einen jungen Mann im knappen Alter von vielleicht 20 Jahren antrafen.

„Kaoru? Der Neue, nicht wahr? Der ist draußen auf dem Hof, sich abreagieren. Hatte vorhin einen ganz schönen Wutanfall, wir haben mindestens eine Stunde gebraucht um ihn rauszubringen und jetzt rennt er dort seit über einer Stunde kreuz und quer über das Gelände. Meiro und Kakuro haben ganz schöne Blessuren davongetragen.“, erzählte der Junge fröhlich und konnte sich ein abfälliges Grinsen nicht verkneifen. Nicht nur Miranda schien der Ansicht zu sein, dass Kaoru einfach anders und verrückter war als alle anderen, fiel Inui grimmig auf.

„Oh, na dann...dann gehen wir runter auf den Hof. Danke, mach ruhig weiter, was auch immer du gerade tun wolltest.“, verabschiedete die junge Frau sich grinsend und ging. Die Inuis stumm hinterher.

„Kaoru und Wutfälle?“, wollte Herr Inui leicht besorgt wissen und schaute seinen Sohn skeptisch an. Davon hatte er aber nichts erzählt!

„Nun, ich denke, er ist einfach nur noch extrem nervös wegen alledem hier. Ich meine, nicht jeder verkraftet es, durch einen plötzlichen Unfall seine Eltern zu verlieren und einfach ins Heim zu müssen, obwohl er das gar nicht will. Aber das wird sich mit der Zeit geben. Jeder Mensch ist anders.“, antwortete Miranda, bevor Inui die Möglichkeit dazu hatte. Wieder unterzog sich die junge Frau einem sehr inspizierenden Blick unter den spiegelnden Brillengläsern, den sie allerdings zu ihrem Glück nicht bemerkte. Hätte sie gesehen, was sich hinter der Brille abspielte, wäre sie wohl einfach tot umgefallen, so böse wie Inui sie ansah.

An einem großen Fenster im Gang blieb sie stehen und blickte hinaus. Lächelnd deutete sie auf die Gestalt, die dort vor ihnen in ansehnlichem Tempo quer über den Betonplatz hetzte.

„So, von hier aus haben wir auch einen exzellenten Blick auf den Hof. Ich denke, wir müssen nicht auch noch rausgehen, oder?“ Nach einem bestätigenden Blick der drei Gäste sprach sie munter weiter. „Das ist Kaoru. Wie Sie sehen können, ist er sportlich sehr engagiert.“

Wieder kam nur einstimmiges Nicken zur Antwort. Eine Weile lang beobachteten sie Kaido, wie er noch immer mit recht angestrengtem Gesichtsausdruck am Zaun entlanglief, wie er schwitzte und lechzte, sich aber keine Pause gönnte, sogar noch schneller lief.

„Erzähl mir mehr über Kaoru, Sadaharu. Was mag er gerne, welche Hobbys hat er? Ich möchte ihn besser kennen lernen.“, unterbrach Frau Inui nach einer Weile wieder die Stille. Inui seufzte leise auf.

„Eigentlich kann ich nur das bekräftigen, was ich zu Hause schon erzählt habe. Er ist ein ruhiger, manchmal recht scheuer Junge, der nicht so gut mit der Gesellschaft um ihn herum klar kommt, wie er vielleicht manchmal möchte.

Im Club nennen ihn alle das Tennis-Tier oder die Viper, weil er mit vollem Engagement und aller Kraft an den Sport herangeht. Er lebt für den Tennis, wenn man ihm das Training verbietet, verbietet man ihm auch seinen wahres Ich. Vielen Leuten mag Kaido grimmig und stets schlecht gelaunt vorkommen, ein Mensch, der die ganze Welt schlecht sieht und an allem still in sich herumzumeckern hat, aber in Wahrheit ist er einfach nur schüchtern. Okay, ich muss zugeben, er ist schon manchmal extrem cholerisch. Schon kleine falsche Bemerkungen treiben ihn zur Weißglut, aber wenn man weiß, wie man ihn beruhigt, hat man ihn gut unter Kontrolle. Wenn er läuft oder den Tennisschläger in der Hand hält, wird er ein ganz anderer. Wo vorher noch Unsicherheit und Ungeschicklichkeit waren, dort findet man nun Kampfgeist, starken Willen und manchmal auch eine ganz kleine Spur Arroganz, wenn er mit Erfolg zeigen darf, was er kann. Er ist zielstrebig, willensstark, extrem ehrgeizig und wild, aber eben nur, wenn er sich sportlich betätigt. Der Sport ist sein Leben. Für ihn scheint nichts wichtiger zu sein als sein Sport. Aber eben nur äußerlich. Innerlich sieht das ganz anders aus. In seinem Inneren trauert er mit ganzem Herzen um seine Eltern, die er so plötzlich verloren hat und er kommt selbst noch nicht klar damit, von nun an auf eigenen Beinen stehen zu müssen. Dazu ist er einfach noch zu unselbstständig und zu unerfahren. Er würde gar nicht alleine zurechtkommen. Er braucht jemanden, der ihm zeigt, wie er sich zu verhalten hat, wie er sich wehren kann und vor allem, wie er es schafft, sich einzugliedern. Mit seiner Art hat er sich bisher immer überall ausgegrenzt. An Mädchen hat er keinerlei Interesse, die meisten Jungen in seinem Alter meiden ihn, weil er einfach anders ist als sie. Bei uns im Team wird er größtenteils akzeptiert, aber unsere Jungs sind ohnehin sehr tolerant. Sie akzeptieren jeden, der nur gut im Tennis ist und das Team voranbringt. Aber mehr eigentlich auch nicht. So eine Art Freundschaft existiert wohl nur zwischen mir und Kaido, aber ob das überhaupt stimmt, kann ich auch nicht einmal sagen. Ich hoffe, wir tun auch das Richtige. Das letzte was ich möchte, ist ihm zu schaden. Das hat er nicht verdient. Ich möchte nur Gutes für ihn, Mutter, Vater. Ich möchte ihm zeigen, wie schön das Leben sein kann und wie wertvoll Liebe ist. Denn ich liebe ihn. Von ganzem Herzen!“

Ohne lange Pausen zu machen, spulte Inui seine Gedanken und Gefühle über den Jüngeren praktisch herunter. Sehnsüchtig beobachtete er seinen Freund, der soeben auf dem Hof in die Knie ging und laut keuchte, um seinen rasenden Atem wieder unter Kontrolle zu bringen. Eine recht unangenehme Stille breitete sich unter den vier Anwesenden aus und Inui befürchtete schon, doch zu viel gesagt zu haben, als dann zu seinem Dank seine Mutter wieder das Wort ergriff.

„Wir sehnen uns nun auch schon seit einer ganzen Weile nach einem zweiten Kind. Allerdings bin ich nicht mehr in der Lage, eines zu bekommen, aber einen Säugling hätte ich nun auch nicht mehr gerne in meinem Alter im Haus, das muss ich schon zugeben. Kleine Kinder machen sehr viel Arbeit, aber auch sehr viel Freude. Ich bin allerdings überzeugt, dass Kaoru uns auch recht viel Freude machen wird, nicht wahr, Schatz?“

Fragend wandte sich die Mutter an ihren Mann, der aber ebenso warmherzig lächelte.

„Wir werden uns darum kümmern, Sadaharu. Überlass das ruhig uns. Bald werden wir ein Familienmitglied mehr haben und ich freue mich schon richtig darauf, ihn hoffentlich so bald wie möglich lachen zu sehen!“

Die Überraschung

Kapitel 5: Die Überraschung
 

Während also Miss McLowell und Inuis Eltern ins Büro gingen um kleinere Einzelheiten zu klären, stand Inui noch eine ganze Weile vor dem Fenster und beobachtete seine –nun nicht mehr- heimliche Liebe.

//Ach Kaido...wie gerne würde ich dich einfach in den Arm nehmen und trösten...aber das würdest du wahrscheinlich gar nicht wollen. Ich kenne dich gut genug um zu wissen, dass dir solche Berührungen unangenehm sind, vor allem, weil du nicht weißt, wie du damit umgehen sollst. Das kann ich sogar verstehen. Auch wenn ich es als schade empfinde. Ich möchte doch nur, dass du mir dein Herz öffnest und mir deine Sorgen anvertraust, dass du mit mir sprichst und mir zeigst, dass ich dir wichtig bin...ich möchte ein besonderer Mensch für dich sein, jemand, den du magst und den du vielleicht irgendwann mal lieben kannst. Aber bis dahin wird wohl noch eine lange Zeit vergehen, ich weiß ja schließlich, wir sturköpfig du bist. Das ist eine Eigenschaft an dir, die ich besonders mag. Du lässt dich nur schwer von etwas abbringen, aber wenn du zweifelst, dann kommen die Fortschritte meist nur im extremen Schneckentempo, wenn überhaupt...aber ich werde nicht aufgeben, verlass dich drauf! Ich werde für dich kämpfen und alles einsetzen, damit du bald wieder glücklich lächeln kannst, mein Engel! Also überanstreng dich bis dahin nicht, ja?//

Lächelnd wandte der Stachelhaarige sich ab und schritt langsam den langen Korridor entlang. Leises Kinderlachen aus vielen Mündern drang an seine Ohren. Nach wenigen Metern kam er an einer geöffneten Kantinentür vorbei. Bestimmt dutzende Kinder saßen dort an den Tischen und aßen und lachten. Alle waren da. Nur Kaido nicht. Der lag noch immer wie ein Toter auf dem kalten Beton und regte sich kaum.

Der Betreuer, dem sie vorhin über den Weg gelaufen waren, kam Inui nun entgegen. Auf einem Arm trug er ein kleines Tablett mit zwei Scheiben Toast und mehreren Salamischeiben, und er war auf dem Weg Richtung Hof. Anscheinend war das Essen für Kaido.

Aber es dauerte nur wenige Minuten, dann kehrte der Mann schon wieder mit dem noch immer vollen Tablett zurück, den Mund schmollend verzogen.

//Typisch Kaido. Scheu und stur wie immer. Ob er das Brot annehmen würde, wenn ich ihn darum bitten würde?//

Ganz in Gedanken versunken schlug nun auch Inui den Weg zum Hof ein. Ehe er sich dann versah, stand er Kaido praktisch gegenüber, der ihn aus großen Augen anstarrte.

„I...Senpai?“

„Hallo Kaido.“, erwiderte der Angesprochene trocken und schaute nervös überallhin, nur nicht in Kaorus Augen. Das Schweigen wurde unbehaglich.

„Was...was machst du hier?“, wollte der Jüngere dann doch scheu wissen und hievte sich umständlich wieder auf die zitternden Beine.

„Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen? Du zitterst.“, lenkte der Bebrillte allerdings rasch ab und blickte wieder zu Boden. Kaido schwieg.

„Momoshiro hat uns erzählt, was passiert ist. Ich wollte mich mit eigenen Augen davon überzeugen, aber wie es aussieht, scheint es zu stimmen. Du bist jetzt wohl eine Waise.“

Die Ansage war sachlich und eine reine Feststellung, wie die Viper es von dem Älteren gewohnt war. Verbittert schaute er zu Boden und schwieg sich aus. Dazu wollte er nichts sagen. Die Erinnerung war noch zu frisch und schmerzte zu sehr.

„Nun...ich will dir ja nichts vorschreiben, aber es wäre wirklich besser, wenn du langsam mal was in den Magen bekommst...wenn du willst...begleite ich dich in die Kantine?“ Schüchtern schielte Inui zu dem verwunderten Jüngeren herüber, der ziemlich verblüfft, doch etwas misstrauisch zurückschielte, sich allerdings nicht äußerte.

Und so standen sie da. Schauten aneinander vorbei und wussten nicht, was sagen. Das war eine echt blöde Stimmung, die in der Luft lag. Schließlich jedoch überwand Kaido sich.

„Aber...ich...ich muss doch...erst...duschen...“ Nur ganz leise flüsterte die Viper das vor sich hin und zupfte mit leicht zitternden Fingern an seiner viel zu kurzen Shorts herum. Er stank, und zwar ganz anständig. Außerdem hatte er noch immer seine kurze Schlafhose an, seit dem Tod seiner Eltern hatte er sich keinen Kopf mehr darüber gemacht, was er anzog. Er war einfach losgelaufen an dem Tag. Ohne eigentlich überhaupt zu wissen, wohin.

„Ach was, das fällt nicht wirklich auf. Na komm schon, bevor du mir hier noch abklappst. Sie werden dich schon nicht auslachen. Höchstens so abfällig anschauen, wie sie es in der Schule tun. Also ist es ja nichts Neues.“

Diese Antwort entlockte dem ehemaligen Kaido nur ein gezischtes „Pfuuuhhh“ und der Jüngere schaute wieder grimmig vor sich hin. War ja eigentlich die Wahrheit. Wenn auch keine sehr erfreuliche. Die Wahrheit war immer grausam.

Schweigend gingen die beiden Teamkameraden nebeneinander her, wobei Inui den Kumpel zur Kantine führte. Kaido hatte sichtlich keine Ahnung, wo es überhaupt langging. So lange war er dann doch noch nicht dort, um sich gut auszukennen. Das gedachte die Viper auch nicht zu ändern.

Also ließen sich beide schweigend das Menü auf den Teller klatschen und setzten sich an einen etwas abgelegenen Tisch. Das Einnehmen der Mahlzeit verlief schweigend. Inui beobachtete den Jüngeren in unbeobachteten Momenten aus den Augenwinkeln heraus und Kaoru konzentrierte sich sichtbar darauf, nicht einfach alles in sich hineinzustopfen wie ein unbeherrschter Primat.

Ein plötzliches, ziemlich schweres Ausatmen von dem Stachelhaarigen ließ Kaoru allerdings etwas erstaunt aufsehen.

„Du hast vorhin gefragt...was ich hier mache.“, versuchte Inui noch etwas stockend das Gespräch einzuleiten, und Kaoru nickte neugierig. Sein Teller war leer, also hatte er nichts mehr, worauf er sich konzentrieren konnte. Inui war dann doch eine gelungene Abwechslung.

„Nun...meine Eltern suchen nach einem zweiten Kind. Und...nun ja, wie soll ich sagen? Sie...sie haben dich ins Visier genommen.“

Ungläubig riss der ehemalige Kaido die Augen auf.

Zweifel

Kapitel 6: Zweifel
 

„Sie...sie haben dich ins Visier genommen.“

Der Satz schwirrte der total geschockten Viper im Satz herum wie ein jahrelang einstudiertes Gebet. Fahrig fuhr er sich mit der zitternden Hand über die Augen und zischte leise vor sich hin. Das war doch nicht sein Ernst!

„Ich hab ihnen erzählt, wie du so bist und...nun, sie waren sehr interessiert an dir...ich bin nicht der einzige, der möchte, dass es dir gut geht...ich kann mir so ungefähr denken, wie du dich fühlst, nachdem du ganz alleine da stehst und ich möchte dir helfen...“

Unsicher hielt Inui in seinem Monolog inne und schielte den Jüngeren scheu an. Dieser hatte sein Gesicht in den geöffneten Handflächen verborgen und reagierte nicht. Er war in Gedanken versunken.

„Natürlich ist das keine endgültige Entscheidung...zuerst ist natürlich immer eine bestimmte Probezeit eingeleitet, damit wir uns erst einmal alle gegenseitig kennen lernen können und herausfinden, ob wir überhaupt miteinander zurechtkommen...“

Zum ersten Mal seit mehreren Minuten regte der Jüngere sich wieder. Böse funkelte er den Älteren an, und Inui hatte komischerweise das Gefühl, Kaido sähe ihm direkt in die Augen. Kein schönes Gefühl!

„Du Idiot! Was denkst du dir eigentlich dabei? Kommst hier einfach so an und willst mein Leben auf den Kopf stellen, was? Danke, das ist schon gestört genug, auch ohne dich! Du kennst mich doch gar nicht richtig, wie kommst du dann auf die Idee, mich als deinen Bruder akzeptieren zu wollen? Du bist verrückt, Inui, aber total! Verpiss dich!“, schrie er sein Gegenüber an, das auch durch seine spiegelnde Brille hindurch einen sichtbar traurigen Ausdruck in den Augen trug. Das merkte Kaido aber gar nicht, in diesem Moment.

Krachend riss Kaido den Stuhl um und rannte aus dem Raum. Viele verdutzte Augenpaare ließ er hinter sich zurück, einige riefen sogar nach ihm, aber die Stimme, von der er sich heimlich fast gewünscht hatte, sie würde ihn zurückhalten, schwieg.

//Dämlicher Idiot! Du machst mich fertig, echt! Ich komm doch auch so schon nicht zurecht mit allem und dann machst du es mir noch schwerer! Erst einmal muss ich zusehen, dass ich hier irgendwie raus komme und...//

Weiter kam Kaido in seinen Gedanken nicht mehr, ehe er sich versah stürzte er auch schon ziemlich ungeschickt zu Boden, als er unbewusst jemanden anrempelte.

„Uh!“

„Autsch! Hey...“

Grimmig schaute Kaido auf. Eine harsche Antwort blieb ihm allerdings geradezu im Hals stecken, als er sah, wen er da eigentlich angerempelt hatte.

„Nanu? Kaoru?“ Erstaunt blickte die junge Frau mit den schulterlangen schwarzen Haaren und den blauen Augen aus großen Augen an. Frau Inui, stellte Kaido mit einem siedend heißen Schauer auf dem Rücken fest. Na toll!

„Ent...schuldigung...“, stammelte er aus reiner Verblüffung nur, bevor er sich erneut aufrappeln und weiterlaufen wollte, zu seinem Missfallen allerdings von Herrn Inui am Arm fest- und zurückgehalten wurde, ohne sich ernsthaft aus dem Staub machen zu können.

„Warte mal, Junge. Es trifft sich gut, dass wir dir gerade über den Weg laufen, wir wollten sowieso mit dir sprechen.“, meinte Inuis Vater mit einem sanften Lächeln, als er den leicht verschüchterten Ausdruck in den aufgerissenen Augen des Jungen bemerkte.

„Komm doch bitte mal mit uns, ja? Keine Angst, wir beißen nicht.“

Lächelnd ging Frau Inui voran. Sie verstand nun, was ihr Sohn gemeint hatte, als er sagte, Kaido sei ein scheuer Mensch, der sich nicht so gut auszudrücken vermochte und noch sehr unselbstständig war. Sie mochte den Jungen jetzt schon.

In einem kleinen Gruppenraum, in dem nur eine junge Frau und ein kleiner Junge saßen, ließen sie sich zu dritt nieder. Kaido setzte sich mit zusammengeklemmten Beinen den beiden Erwachsenen gegenüber und betrachtete anscheinend äußerst interessiert seine Schuhe.

Schließlich waren es wie erwartet die Erwachsenen, die das Gespräch einleiteten.

„Du kennst uns bestimmt, oder? Wir sind die Eltern von deinem Teamkollegen aus dem Tennisclub, Sadaharu Inui.“

Ein stummes Nicken antwortete.

„Wir haben von dem tragischen Unglück vor einer Woche gehört, aber unser Beileid werden wir dir nicht aussprechen, falls du das jetzt gedacht hast. Ganz im Gegenteil. Ich selbst hab meinen Vater verloren, als ich zehn Jahre alt war und ich weiß, wie du dich fühlst. Du fühlst dich allein gelassen und bist deprimiert, du weißt nicht, wie du dich verhalten sollst, stimmt’s? Ich kann das verstehen. Es ist schlimm, jemanden zu verlieren. Aber wir wollen dir helfen.“

Ganz ernst schaute der sonst so schweigsame Herr Inui dem Jungen in die Augen, zwang ihn so, den Blickkontakt möglichst nicht zu unterbrechen. Wozu Kaido sowieso viel zu ängstlich war in diesem Moment. Er wusste, was gleich kommen würde. Aber er verstand es nicht.

Und um sich nicht die ganze Story anhören zu müssen, beschloss er, selbst die Offensive zu ergreifen. Auch wenn es schwer fiel.

„Warum...warum wollen Sie mich adoptieren? Ich...es...na ja, es gibt doch...so viele andere Kinder hier, die eine Familie viel dringender nötig haben als ich...die schon viel länger darauf warten...“, fragte er scheu und blickte nun doch weg. Nervös begann er an seinem Hemd rumzuzupfen, um irgendwie seine Finger zu beschäftigen.

Erstaunt sahen sich die beiden Erwachsenen an. Mit solch einer Frage hatten sie nicht gerechnet. Sah aus, als wenn ihr Sohn wohl schneller gewesen wäre.

Aber Inuis Mutter machte dem Jungen sofort klar, wie ihre Meinung zu der ganzen Sache stand. Und das begriff sogar der manchmal etwas begriffsstutzige Kaido.

„Wir möchten aber dich adoptieren und nicht jemand anderen, Kaoru. Sadaharu hat uns einiges über dich erzählt und im Grunde genommen war das auch nur Gutes. Wir möchten dich gerne besser kennen lernen und dir eine Möglichkeit geben, dein Leben noch einmal neu und gut aufzubauen, und um dir eine gute Zukunft zu sichern. Nichts ist unsicherer als ein Leben ohne Verwandte, ohne helfende Hände, ohne die Liebe der Familie. Bitte Kaoru, denke darüber nach. Wir tun nichts, was du nicht möchtest, aber wir wären sehr glücklich, wenn du uns eine Chance geben würdest.“

„Bitte, Kaoru. Gib uns eine Chance. Wir werden unser Bestes geben, damit es dir gut geht. Und damit du diese Entscheidung später nicht bereust.“

Ohne, dass es jemand bemerkt hatte, war auch Inui wieder dazugestoßen. Aus großen blauen Augen, die Kaido zum allerersten Mal ohne die lästige Brille in ihrer ganzen Schönheit sah, schaute er seinen Freund an.

„Ich weiß, du bist unsicher und kannst dich nicht entscheiden, auf welche Stimme in deinem Inneren du hören sollst. Auf die Stimme deines Herzens, die dir unermüdlich zuflüstert, zuzustimmen, oder auf die Stimme der Vernunft, die dir irgendwelchen Quatsch einredet, der gar nicht stimmt. Aber ich rate dir, folge der lautesten Stimme. Tu das, wonach dich dein Herz drängt. Du wirst es nicht bereuen, ich verspreche es dir!“

Die Spannung schien die gesamte Luft zu zerfetzen wie einen zu straff gespannten Stofffetzen. Kaido seufzte leise auf.

„Ich wusste ja schon immer, dass du irre bist, Inui, aber dass du sogar Stimmen hörst...dir ist wohl nicht mehr zu helfen!“

Das war ein ganz typischer, lahmer Versuch, die Spannung zu lockern. Zu seiner Erleichterung stieg Inui allerdings auch sofort wieder drauf ein.

„Nun, diese Stimmen sind manchmal sogar recht praktisch, das muss man zugeben. Sie liefern einem recht nützliche Daten.“

Während der nüchternen Antwort setzte Inui seine Brille wieder auf. Er sah, dass Kaido einen kleinen Schmollmund machte.

„Lass doch mal diese blöde Brille ab, die sieht einfach nur blöd aus, wenn ich das mal so sagen darf, Senpai.“, knurrte der Jüngere der beiden herausfordernd. Ganz eindeutig. Er war auf eine kleine Konfrontation aus. Neugierig beobachtete Familie Inui das Spektakel zwischen den beiden Jungen.

„Die brauch ich aber. Ohne bin ich praktisch blind wie ein Maulwurf...außerdem ist die auch ganz praktisch. Wenn man mir nicht in die Augen schauen kann, merkt man auch nicht, wie ich Daten sammle.“

„Pfuuuhhh...das nächste, was wir zusammen machen, ist ein Besuch beim Optiker!“

Glücklich seufzte Inui auf.

„Danke, Kaoru, danke. Ich freue mich schon drauf.“

Einstieg in ein neues Leben

Kapitel 7: Einstieg in ein neues Leben
 

Zwei Wochen später stand Kaoru, ehemals Kaido, mit zwei gepackten Koffern vor der Haustür der Familie Inui.

„So Kaoru, das ist unser Haus. Wir haben auch einen sehr großen Garten, den du auch nachher noch sehen wirst. Letzte Woche haben wir so ganz spontan mal einen Tennisplatz dazubauen lassen, damit ihr beide auch immer schön in eurer Freizeit spielen könnt, wenn euch langweilig ist. Aber jetzt komm, wir zeigen dir das Haus.“

Eifrig wie sonst nur selten, schloss Frau Inui die Haustür auf und geleitete den Jüngsten hinein. Und dieser blieb prompt staunend im Flur stehen.

„Lass dich davon nicht beeindrucken. So protzig sieht wirklich nur der Flur aus, wirst schon sehen. Dad schindet gern Eindruck, wenn Gäste kommen...“

Die ernüchternde Stimme von Sadaharu Inui, seinem derzeitigen ‚Bruder’, ließ Kaido ungewollt schmunzeln. Das erinnerte ihn irgendwie an wen. Aber an wen genau konnte er nicht sagen, es war nur irgendwoher bekannt.

„Unser Haus ist dreistöckig. Im ersten Stock ist die Küche, das Badezimmer und eine persönliche kleine Wellnesanlage, im zweiten Stock sind unser Schlafzimmer, ein zweites, großes Badezimmer mit einem kleinen Pool und im dritten Stock schließlich hat Sadaharu seinen Bereich, den du dir vorerst mal mit ihm teilen musst. Wir sind noch nicht dazu gekommen, das zweite Schlafzimmer leerzuräumen, aber wenn du uns vielleicht dabei hilfst, dann ist das auch ganz schnell erledigt.“

„Pfschuuu...“, kam es sofort gezischt als Antwort. Fragend legte Frau Inui den Kopf schief.

„Das heißt wohl übersetzt: Wenn es denn sein muss?“

„Pfuschuuu!“

„Haha. Ist ja gut, bring mich nicht gleich um. Meine Eltern müssen sich doch auch erst an deine Sprache gewöhnen, darum hab ich nur übersetzt. Guck nicht so!“

Herausfordernd starrte Kaido den Größeren an. Aber dieser rückte nur besserwisserisch seine Brille zurück und erwiderte den Blick hart. Nach wenigen Minuten wandte Kaido schließlich den Blick ab.

„Komm schon, ich zeig dir unser Zimmer. Gib her den Koffer.“

Forsch schnappte Inui sich einen der Koffer und spazierte damit gemütlich die Treppe rauf. Kaido folgte ihm nach einem kurzen bissigen Blick schweigend.

„So, der dritte Stock gehört praktisch uns. Hier ist ein Badezimmer, eine extra Küche, die wir allerdings selbst sauber halten müssen und außerdem ein extra Zimmer, in dem wir beiden schlafen. Aufstehen tun wir um 6, eine Stunde später fahren wir mit dem Bus zur Schule. Allerdings können wir auch laufen, wenn du willst, aber dann müssen wir noch früher aufstehen. Kannst du entscheiden. So, hier ist das Bad.“

Das Badezimmer, wie Kaido erstaunt feststellte, war ausgestattet mit einem großen Spiegel, einer Badewanne für bestimmt drei Personen, WC, Dusche und Waschbecken. Die Wände waren hellblau verkachelt, der Boden war mit weißem Stein bedeckt. Sah eigentlich ganz hübsch aus. Auch die Küche, sehr modern ausgestattet, gefiel Kaido ganz gut. Hier fühlte er sich irgendwie sofort wohl. Inui hatte auch einen unerwartet guten Geschmack.

„Der Raum nebenan wäre wohl tabu für dich. Das ist nämlich mein spezielles kleines Labor, da mach ich die Proben für meine Energy-Drinks.“

Nur ein heiseres Quietschen von Kaido verriet, dass er die versteckte Warnung durchaus verstanden hatte. Der wäre sowieso nicht verrückt genug, da jemals reingehen zu wollen.

Inui blieb plötzlich so abrupt stehen, dass Kaido fast in ihn reingelaufen wäre.

„Was stehst du denn hier so rum?“, fauchte er den Älteren zickig an, stutzte aber, als er erkannte, warum er stehen geblieben war.

„Das hier ist unser zukünftiges Schlafzimmer. Nicht umfallen, wenn du reingehst, ja?“

Verwundert schaute Kaido auf und drängelte sich an dem Größeren vorbei, um die Tür aufzumachen.

Was aber irgendwie nicht klappte. Knurrend stemmte er sich stärker gegen die Tür, und schob sie mit Kraftanstrengung so weit auf, dass man sich durchquetschen konnte.

„Verdammt noch mal, was ist denn das? Warum geht diese beknackte Tür nicht auf?“

Aber mit einem kräftigen Tritt sprang sie fast aus den Angeln. Inui blieb stumm neben seinem jüngeren Bruder stehen und blickte sprachlos die geöffnete Tür an.

„Was hast du denn da für nen Müll hingestellt, hä?“

Misstrauisch begutachtete Kaido das riesige Stück ‚Müll’, das vor wenigen Sekunden noch die Tür gesperrt hatte. Sah irgendwie aus wie ein auseinandergenommener, alter Schreibtisch oder so was. Auf alle Fälle war er schwer!

„Also...ähahaha...also ich brauchte eigentlich mal wieder einen neuen Schreibtisch, und nun ja...ich bin nicht so gut im Zusammenbauen von Möbelstücken...“

Verlegen kratzte der Größere sich am Kopf und sah auch ziemlich peinlich berührt aus. Kaido zog zischend eine Augenbraue in die Höhe und hockte sich hin.

„Warum fragst du nicht deine Eltern?“

Undefinierbar stöhnte der Stachelhaarige auf. Kaido sah ihn fragend an.

„Ein Genie, das Tausende von Euros ins Haus bringt wegen sensationeller, selbstentwickelter Energy-drinks und Forschungsanalysen bringt, die man sogar in der Uni braucht, kann keine Möbel zusammenbauen? Zeig mir mal wen, der da nicht schief guckt.“, knurrte Inui sarkastisch und Kaido begriff. Grinsend schaute der auf.

„Stimmt schon irgendwo. Okay, wenn du weitermachen willst, sag bescheid. Ich helf dir. Zu zweit müssten wir das eigentlich hinkriegen. So schwer kann das ja nicht sein!“

Skeptisch begutachtete Kaido die Bauanleitung, die nur wenige Meter vor ihm auf dem Boden lag und blätterte das Stück durch. Es dauerte aber nicht lange, da konnte Inui regelrecht sehen, wie über Kaidos grün-weißem Bandana ein riesiges Fragezeichen entstand.

„Aber dazu kommen wir später. So, diesen Schrank kannst du benutzen, den haben Mum und ich vorgestern noch gekauft. Ich schlaf auf der Seite, das heißt, du kannst erst mal noch die Liege benutzen. In ein paar Tagen hast du ja dein eigenes Zimmer. Bis dahin wirst du es wohl bei mir aushalten müssen.“

Kaido nickte nur und begann unter Inuis Aufsicht, seine Taschen auszuleeren und sein Bett zu beziehen.

„Lass uns doch ne Runde rausgehen, dann können wir mal ein paar Matches spielen. Ich will sehen, was du für Fortschritte gemacht hast.“

Kaido zischte kampflustig und packte ohne Hektik seinen Schläger aus. Ein Match? Das war eine gute Idee. Am besten konnte er sich jetzt erst mal wieder den Kopf freimachen, indem er seinen Körper sprechen ließ. Und das war immer gut.

Familienfeeling

Kapitel 8: Familienfeeling
 

Sie spielten einige Stunden lang ganz kräftig durch. Inui musste mehrmals erstaunt feststellen, dass sein Kohai sich um einiges gebessert hatte in den letzten Wochen, aber am Anfang war er noch ziemlich steif, was vor allem dem fehlenden Training zuzuschreiben war. Darum liefen sie erst mal zwanzig Runden um den Block und spielten dann durch bis zum Abendbrot. Bis Frau Inui sie zum Essen rief.

„Jungs, macht Schluss, das Essen ist fertig. Lasst es nicht kalt werden, ja?“, schallte die warme Stimme von Frau Inui über den Hof und Kaido und Inui beendeten ihren kraftraubenden Ballwechsel.

„Lass uns schluss machen für heute. Laufen musst du nicht mehr, aber wenn du das noch machen willst, ich halte dich nicht auf. Du hast dich wirklich sehr gebessert, die Boomerang-Snake hast du ja jetzt auch im Griff. Das einzige, was du noch üben musst, ist der Sprint nach vorn und hinten. Da bist du noch ein bisschen ungeschickt drin.“

„Pfschuu.“

Gemeinsam gingen die beiden Jugendlichen ins Haus. Auf dem Weg durch die Küche, die zum Hof rausführte, schnüffelte Kaido hörbar und war zufrieden. Nudelsuppe mit Soba-Buchweizen und Yamswurzeln. Seine absolute Leibspeise!

„Ich muss noch mal kurz duschen. Kommst du mit rein oder wartest du lieber draußen? Ich beeile mich auch.“

Kaido antwortete nichts darauf, aber seine plötzlich ungesund roten Wangen waren wohl Antwort genug. Inui hüstelte auch dezent auf und schien auch jetzt zu begreifen, was er da eigentlich gesagt hatte. Ganz fix war er im Badezimmer verschwunden, während Kaido unschlüssig auf seinem Bett hockte.

//Meine Güte, hab ich nen Hunger...aber duschen kann ich jetzt wohl nicht...und so runtergehen kann ich auch nicht...ich stink doch wie ein Schwein...aber bis Inui fertig ist, bin ich verhungert! Manno...ich zieh mich am besten mal schnell um und warte unten, bis er fertig ist. Das schaff ich schon...//

Rasch kramte Kaido sich eine lange Hose und ein ärmelloses Hemd aus dem Schrank und zog sich eiligst um, in Hintergedanken immer noch bei Inui, der ja jede Sekunde aus dem Bad kommen und ihn vielleicht halbnackt sehen könnte. Dann griff er sich noch wahllos eines seiner unzähligen Bandanas aus einer Schublade, band es sich um und suchte den Weg nach unten in die Küche.

„Na, Kaoru, hast du schon Hunger?“

Frau Inui saß bereits am Esstisch und lächelte dem Jungen lieb entgegen, als dieser den Raum betrat. Mit einem noch sehr unsicheren Lächeln setzte er sich an den Tisch und nickte.

„Hey, was hast du denn da für ein süßes Kopftuch auf? Das ist ja niedlich!“, rief sie plötzlich aus und begann zu kichern. Kaido schaute sie einen Moment lang verständnislos an, bis ihm einfiel, was gemeint sein könnte. Mit einem eisigen Schauer auf dem Rücken tastete er sein Bandana ab.

//Scheiße, das ist ja mein altes Kinderbandana! Das mit den Katzenohren drauf...oh scheiße, ist das peinlich! Warum schau ich denn auch nie hin, wenn ich die Dinger umbind? Oh kacke!//

Mit einem abgehackten „Ack!“ riss er sich das Kopftuch runter und stopfte es sich in den Schoß. Wo es auch den Rest der Zeit blieb, während Kaido und seine ‚Mutter’ teils ungeduldig, teils sehr geduldig auf den zweiten Sprössling der Familie warteten, der auch schon nach wenigen Minuten frisch geduscht und nur mit T-Shirt und kurzer Hose bekleidet, sich an den Tisch setzte. Und natürlich merkte er sofort, dass irgend etwas im Busch war.

„Was ist denn los, Kaido? So schweigsam?“

Aus reiner Gewohnheit sprach Inui den Jüngeren noch immer mit Kaido an. Eigentlich müsste das ja jetzt Kaoru Inui heißen, aber Kaido hatte ihm gleich gesagt, er wolle seinen Namen behalten. Für die Mutter war das natürlich noch eine riesige Umstellung und nicht immer zu ihrer Freude.

„Sadaharu, hör auf ihn so zu nennen, ja? Entweder nennst du ihn Kaoru oder eben Inui, aber nicht Kaido, hörst du?“, bat sie streng und Inui nickte einsichtig. Nachsicht war immer besser.

„Können...wir essen?“, wagte Kaido sich mit ganz leiser Stimme scheu einzumischen und guckte sehr interessiert auf seinen Teller. Inui grinste.

„Guten Appetit. Am besten planen wir schon mal zwei Portionen aus, gut, Mutter?“

Diese lächelte ebenso verheißungsvoll und kellte liebenswürdig auf. Bei Kaido allerdings machte sie den Teller randvoll, was dieser mit einem verschmitzten Lächeln quittierte.

„Sag mal, Kaoru, kann es sein, dass du mehrere von diesen Kopftüchern besitzt? Heute morgen und zum Training trugst du andere.“, stellte Frau Inui leise fest, nachdem sie ihre Mahlzeit beendet hatte und nun Kaido noch der einzige war, der noch aß. Dieser schaute verwundert auf.

Rasch schlürfte er geräuschvoll seine Nudeln auf und nickte dann.

„Ja, ich sammle sie.“

„Aber der, den du da auf dem Schoß liegen hast, war ein Fehlgriff, oder?“, kicherte die Frau fröhlich und grinste, als Kaidos Wangen erneut ziemlich knallrot wurden.

„Die Wahrscheinlichkeit, dass du einen falschen Bandana greifst, den du eigentlich gar nicht haben wolltest, also einen von 146, beträgt eigentlich weniger als einen Prozent, aber genau den hast du erwischt, wie es aussieht. Tja, Glückstreffer eben.“, grinste Inui hinterlistig, aber Kaidos Knurren und der giftige Blick ließen ihn nicht verstummen. Ganz im Gegenteil. Flink wie eine Maus schnappte Inui sich das Bandana von Kaidos Schoß und hielt es stolz in die Höhe. Und Kaidos Gesicht verlor sämtliche Farbe. Das leckere Essen war vergessen.

„Hey! Inui! Gib das sofort wieder her!“

Und dann geschah etwas, von dem Kaido sich als Kind immer gewünscht hatte, dass so was mal passieren würde, was er aber nie wirklich geglaubt hatte.

Eine Kabbelei unter Geschwistern. Und zwar eine richtige, so mit Kissenschlacht und Abkitzeln und allem, was dazugehörte. Und mit ganz viel Lachen.

Fast eine halbe Stunde dauerte die Kabbelei, in der Inui und Kaido eine Menge in ihrem obrigen Stockwerk verwüsteten, wo Inui sie vorausdenkend so schnell wie möglich hingelotst hatte, ehe ihre Mutter sich wieder einschaltete.

„Jungs, kommt runter, abräumen. Und erwartet nicht, dass ich euch nachher helfe, da oben aufzuräumen!“

Noch immer leise kichernd machten Kaido und Inui sich wieder auf den Weg in die Küche und halfen ihrer Mutter dabei, das Geschirr abzuwaschen.

„Tja, so ist das Leben in einer guten Familie, stimmts, Kaoru?“

„Hmhm...Sadaharu?“

Erstaunt sah der Stachelhaarige auf. Hatte er es sich eingebildet, oder hatte Kaido ihn mit seinem Vornamen angesprochen? Das hatte er doch noch nie gemacht!

„Danke...“, murmelte Kaido nur noch, bevor er in schon hastigem Tempo ins Zimmer raufstürmte. Inui lächelte warmherzig.

„Wir haben das richtige gemacht, Sadaharu. Ich bin richtig glücklich.“

„Ja, Mutter...“

„Mach dir keine Sorgen, mein Junge. Zuerst werden wir ihn wieder richtig ins Leben zurückholen und vielleicht erwidert er dann irgendwann auch deine Liebe. Aber bis es soweit ist, wirst du dich gedulden müssen. Ich hab nämlich schon das Gefühl, dass er auch vom anderen Ufer ist, das merkt man schon allein an seiner Art. Gedulde dich. Geduld ist eine wichtige Tugend.“
 

# Ende #



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Kommentare zu dieser Fanfic (11)
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Von:  Battosai
2008-10-04T00:27:40+00:00 04.10.2008 02:27
nyu ich finde es wirklich toll alle ich habe jetzt ovn ersten kappi bis hier her gelesen sory wenn ich dir nur zwei kommis geschreiben ahbe aber ich bleibe idr ab jetzt treu *lach*
die ff kommt in meine favo liste auch weil ich das pairing kaoru und sadaharu sooo liebe ich weiß nciht warum sind beide irgendwie süüß
und das bild zu deiner FF oben rechts gefällt mri auch so nicht umarmen aber sich dagegen lehnen das würde kaoru shcon akzeptieren würd ich sagen *grinsel*
wirklcih schön mitzuerleben wie alles gelaufen ist wie aus der tiefestne depressionen bis hin zum lachen in diesen kapite..
doch ich denke das so einfach der schmerz und die trauer von einen tot nicht so einfach wegzustecken ist und das kaoru vielleicht noch hiemlich ein wenig trauert..außerdem gab es schon eine beerdiung für die eltern von kaoru???
nyuu bis dann schreibst du mir ne ENS wenn es weiter geht??? *O*
*keks dalass*
*Wegwusel*
Von:  Battosai
2008-10-03T22:18:46+00:00 04.10.2008 00:18
mein kaidoo der arme
*Schnüffel*
*im arm nimmt*
ey das ist aber sowas von ungehobelt der kerl einfach ihn einen schönen tag zu wünscehn wenigstens hätte er ihn sein beileid ausdrücken kööen obwohl das auch nicht viel hilft xDD

also der prolog ist schonmal gut gelungen und ich würde mir denken das kaido bestimmt sich vorwürfe macht noch im streit mit seiner Mutter gegangen zu sein
*Zum nächsten kappi schlängel*
*keks dalass*
Von:  ScarsLikeVelvet
2008-02-20T13:06:47+00:00 20.02.2008 14:06
Das ist echt schnuffig süß.
Ich hoffe, es geht bald weiter ^^
Von:  Venu
2008-01-08T18:24:03+00:00 08.01.2008 19:24
mh also ich weiß nicht recht was ich schreiben soll...irgendwie schon verwirrend.

vorallem als kaidoh die nachricht bekommt das seine eltern tot sind, das war schon irgendwie derbe dargestellt. ich meine, der polizist hat noch nicht einmal die totesumstände oder so etwas erwähnt, oder sein beileid ausgesprochen.
vorallem aber "Ich melde mich später noch einmal persönlich bei Ihnen. Einen schönen Tag noch" das klingt für mich wie ein schlechter scherz ^^" welcher polizidt würde da einfach so kalt daher sagen: ein schönen tag noch"...ich glaube niemand wäre so herzlos ^^"
vlt solltest du mehr versuchen auf die gefühle eines charakters einzugehn, bevor du so etwas schreibst. man bekommt das gefühl du hast hast nicht so wirklich darüber nachgedacht was du schreibst, wirkt als wäre es einfach so dahergeschrieben.
aber vlt irre ich mich auch und du kannst dich einfach nicht so gut ausdrücken, kann ja passieren ^^
Von:  ScarsLikeVelvet
2007-10-25T13:21:29+00:00 25.10.2007 15:21
Die Erwachsenen verhalten sich da etwas verwirrend. Ich mein, es kann ja nicht nur einen 16jährigen in dem Heim geben, oder?
*kopf schiefleg*
Und das Inuis Eltern auch sofort bereit sind ihn zu adoptieren ist auch ein bisschen merkwürdig...
ich mein, welche Eltern nehmen das so cool auf, wenn ihr Sohn reinhaut 'Ach ja...ich liebe ihn.'? Irgendwie fehlt da so ein bisschen das geschockt sein. Die Erwachsenen wirken da so stoisch und Inui so...lebhaft(?).

Aber die FF gefällt mir sehr gut, auch wenn sie bei mir halt solche Fragen wie oben aufwirft ^^
Ich hoffe, der nächste Teil wird bald hochgeladen, denn ich möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht.

Von:  Wieselchen
2007-09-15T19:13:58+00:00 15.09.2007 21:13
Naja immernoch teils recht verwirrend die Geschichte. In dem Sinne, dass ich manches Verhalten der Eltern oder der Betreuerin nicht ganz verstehe. Ein bisschen mehr Ausführlichkeit könnte hier nachhelfen. Sie treffen alle sehr schnelle Entscheidungen, aber ohne BEgründung durch Verhalten oder gesprochenes.
Aber der Teil war doch wieder sehr traurig irgendwie. Es wird alles gut werden, aber dennoch tut einem Keido total leid.
Was mir absolut spanisch vorkam, war das am ENde wo INui sagt "Ich liebe ihn über alles" Die Reaktion darauf war einfach seltsam. Wie war das gemeint? Und wenn es SO gemeint war. Ich glaube nicht, dass alle das so ruhig nehmen würden.

Warum zeigen die Eltern am Ende so offen das sie bereits von KAoru wussten, obwohl sie das erst nicht so durchblicken lassen wollten?
Warum geht die Betreuerin sofort los um sie hin zu führen obwohl nur das 'Kind' der Familie das eigentlihc ncihts zu sagen hat in der GEsellschaft gesagt hat er will. Sie hätte erst die Eltern fragen müssen ob sie das auch so sehen.
All solche komischen Dinge sind da. BEmüh dich um mehr Ausführlichkeit um sowas duetlicher zu machen. Es ist nicht schlimm ein bisschen länger zu schreiben, aber es ist schlimm von der Logik abzulassen.

Ansonsten mag ich den Teil. Ist eben mal was anderes, es macht mich nur immer so traurig, wenn mein armes Viperchen da so mies behandelt wird. ;__;
Von:  Wieselchen
2007-08-02T22:37:16+00:00 03.08.2007 00:37
Also....ich kann mich nicht entscheiden.....ich platz einfach mal drauf los. xDD
Anfangs war es sehr gut geschildert wie Inui darauf wartet seine Bitte vorzutragen, aber ich denke Inui würde nicht ganz so aufgeregt sein. An manchen Stellen gings auch ein bisschen flott. Wie dann plötzlich das mit dem Adoptionswunsch kam (das war gammatikalisch übrigends falsch. Du hättest schreiben wollen sie wollen ein zweites Kind adoptieren, sio wie du es geschrieben hast hieße es sie hätten das schon einmal getan - also Inui adoptiert) und wie die Mutter ihn dann in sein Zimmer schickt, Inui der bastelt am Chemiekaten und nicht mehr drüber nachdenkt bis di eMutter rein kommt, die Mutter die sich dann urplötzlich mit dem Vater beraten hat,...alles so unstimmigkeiten die man hätte langsamer, logischer aufbauen sollen. Wäre für die Atmosphäre förderlich gewesen.
Dann ist da dieses Verhältnis zwischen Mutter und Sohn was total offen zu sein scheint - kann ihc mir ehrlich gesagt nicht vorstellen bei Inui - die Art und Weise wie er über Kaido spricht dieses "er ist einfach nur toll" ist denk ich etwas wie inui es seiner mutter nicht sagen würde. Und ich glaube diese würde dann etwas anders darauf reagieren.

Auf der anderen Seite hat mir gerade diese ERzählung sehr gut gefallen! Sie ist nicht typisch für Inui und man wundert sichauhc über die Mutter ein bisschen, aber sonst ist es sehr verständlich und gefühlvoll, amn kann merken wie Inui in sich geht und beschreibt was er von kaido hält, wie er versucht seine gefühle zum ausdruck zu bringen. es ist wirklich sehr schön.

Ist die Frage ob du OOC schreiben möchtest oder nicht. OOC ist immer gewöhnungsbedürftig bei Charas wie INui die so ausdruckststark sind aber ist kein PRoblem allgemein.

Ich bin trotz einiger irritierender Dinge wirklich begeistert von dem DIng. O.o Frag nicht wieso O.o

Achte beim nächsten Mal darauf, die Dinge stellenweise etwas langsamer anzugehen. Manchmal bist du da zu schnell. Das mit der Umgangssprache ist schon ne ganze Ecke besser geworden. Am Anfang wars noch drin. "Mütter...die merkten auch immer wenn mit ihren kindern etwas los ist.." Im Zusammenhang mit dem ganzen ABschnitt wars was umgangssprachlich. Aber sonst ist es schon viel besser. ^-^

Ich freu mich auf den nächsten Teil.
Von:  Wieselchen
2007-07-31T12:08:33+00:00 31.07.2007 14:08
JAaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa DIE INUIS MÜSSEN IHN ADOPTIEREEEEEEEEEEEEEEN!!!!!!!!!!!!

*Schild raus hol*
*PRotestieren geht*
Adoptieren! Adoptieren! Adoptieren!

*weiter flenn* Mein Schlängelschen ;__;
Schreib weiter ich will ein Happy End! ;__;

Was ist eigentlihc mit seinem Bruder? Das frag ich mich schon die ganze Zeit o.o
Von:  Wieselchen
2007-07-31T12:01:50+00:00 31.07.2007 14:01
Ahhh das ist so schrecklich ;__; Kaidoooo ;;;;____________________;;;;
*flenn*
Sowas könnt ich garnicht schreiben ;__;

*noch elender zum nächsten Pitel krabbel*
Von:  Wieselchen
2007-07-31T11:54:55+00:00 31.07.2007 13:54
;__; Das ist assozial. ;__; Ihr macht mein kleines Schlängelschen so traurig ;__;

*zum nächsten Pitel kriech*


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